1834 / 29 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

anzunehmen, habe Herr Joliot eine der Pistolen ergriffen, und mit den Worten: „ich schlage mich nicht, aber ich toͤdte mich selbst, weil ich des Lebens uͤberdruͤßig bin!“ den Lauf in den Mund gehalten und sich erschossen. In der That soll die durch zwei Aerzte vorgenommene Oeffnung der Leiche. ergeben haben, daß der Lauf der Pistole sich in dem Munde befunden haben muͤsse, als der Schuß losging, weil die Zähne unverletzt geblieben sind und = der Mund äußerlich keine Spur des Pul⸗ vers traͤgt. Zu gleicher Zeit aber haben die Aerzte erklaͤrt, daß der Zustand der Wunde es schwer vermuthen lasse, daß die Pi— stole mit der rechten Hand abgedruͤckt worden sey; eben so er— klären sie es, da der Tod augenblicklich erfolgt sey, fuͤ unmoͤg⸗ lich, daß Herr Joliot die Pistole wieder auf den Tisch, wo sie efunden worden, habe hinlegen koͤnnen. Man sieht der Auf⸗ lärung dieses Geheimnisses, welches auf verschiedene Weise ge⸗ deutet wird, mit großer Spannung entgegen. Die Diebe scheinen es jetzt besonders auf die Saͤngerinnen der Italiaͤnischen Oper abgesehen zu haben. Vorgestern Abend wurde die Wohnung der Demoiselle Ungher, die eben im Theater beschaͤftigt war, erbrochen, und es war bereits mit Ausraͤumung der Schränke der Anfang gemacht worden, als die Diebe uͤber⸗ rascht und einer derselben ergriffen wurde. Man glaubt, daß es einer von denen ist, die kuͤrzlich zu einer aͤhnlichen Zeit die Demoiselle Grisi bestohlen haben.

Paris, 22. Jan. Der Kaiserl. Russische Botschafter hatte vorgestern Abend eine Privat⸗Audienz beim Könige Gestern Mittag fuhrten Se. Maj. den Vorsitz im Minister⸗Rathe.

Die Pairs-Kammer hielt heute wieder eine öffentliche Sitzung, in welcher unächst der Praͤsident ein Schreiben des Marquis von Dreuxr⸗Breze mittheilte, wodurch dieser der Kam⸗ mer anzeigt, daß wichtige Familien ⸗Verhaͤltnisse ihn in Rom zu— ruͤckhielten, und daß es ihm daher unmoͤglich sey, an den Sitz un⸗ gen der Kammer Theil zu nehmen. Nachdem sodann die Auf— nahme zweier neu ernannten Pairs, naͤmlich der Herren von St. Aignan und von St. Crieg, erfolgt, legte der Großsie—⸗ gelbeiahrer ein aus 3.4 Artikeln bestehendes neues Geseßtʒ vor, das den Zweck hat, die gegenwartige Gesetzgebung mit dem Edikte vom Jahre 1773 wegen Bestrafung der Verbrechen und Vergehen, die von Franzosen in der Levante und in den Barbaresken⸗Staaten veruͤbt werden, in Einklang zu bringen. Der Praͤsident ver⸗ las hierauf ein Schreiben, mittelst dessen Herr Dupin der Pairs— Kammer den von der Deputirten-Kammer angenommenen Ge⸗ setzes⸗Vorschlag uͤber die Abschaffung der Majorate nnittheilte. An der Tagesordnung war jetzt der Bericht uͤber die Reorga— nisation des Staats Rathes. Ber mit der Abstattung desselben beauftragte Graf Portalis erklaͤrte indeß, daß er seine Arbeit noch nicht beendigt habe. Der Bericht wurde also bis zum nächsten Sonnabend vertagt, und die Herren Silvestre de Sach und von Tascher hielten dagegen Vortrag uüͤber mehrere bei der Kammer eingegangene Bittschriften. Unter diesen befand sich die Eingabe eines Pariser Advokaten, der auf die Abschaffung derjenigen gesetzlichen Bestimmung anutrug, vodurch den Mitglie⸗ dern der Napoleonischen Familie der Eintritt in Frankreich verboten wird. Die Versammlung schritt indessen, in Betracht, daß die Regierung fuͤr die Nuhe im Lande verantwortlich und der natuͤrliche Richter uͤber Alles sey, was diese Ruhe gefaͤhr⸗ den könnte, uͤber die gedachte Petition zur Tagesordnung. Am Schlusse der Sitzung brachte noch der Minister des In— nern den von der eputirten-Kammer bereits angenommenen Gesetz⸗ Entwurf uͤber bie Municipal-Verfassung des Seine⸗

artements ein. . 8 Journg!l des Débats aͤußert sich uͤber die in Ma— drid stattgehabte Ministerial⸗Veraͤnderung folgendermaßen: „Wir haben noch keine nahere Kunde uͤber die Ereignisse, die dem Sturze des Zea schen Ministeriums vorangegangen sind. Die neuesten Briefe aus Madrid, die man vorgestern Abend hier hatte, waren vom 10ten; die Depesche aus Bayonne aber, wel⸗ che die Ernennung des Herrn Martinez de la Rosa ankuͤndigt, ist vom 20sten. Der Courier, der sie nach Bayonne gebracht hat, mag also Madrid am I5ten verlassen haben. Was sich dort in der Zeit vom 10ten bis zum 15ten zugetragen hat, wissen wir also nicht, sondern muͤssen uns auf Vermuthungen beschraͤnken. Wir betrachten das stattgehabte Ereigniß als die nothwendige Folge der Isolirung eines Ministers, der da glaubte, daß gute Absichten hinreichten, um den Parteien zu widerstehen und ihre Leidenschaften zu zuͤgeln; vielleicht sind auch einige politische Feh— ler begangen worden. Mit dem Falle des Herrn Zea schließt der erste Abschnitt der Spanischen Regentschaft. Wahrscheinlich hat die feindliche Gesinnung der General⸗Capitaine der Königin nicht gestattet, ihren Premier⸗Minister noch laͤnger zu behalten. Es war ihr nicht moͤglich, die Bildung eines Kabinets, das mit dem Re⸗ gierungs⸗ Rathe harmonire, noch laͤnger zu verschieben. Als man dem General Llander seine Eingabe zuruͤckschickte, ohne ihn zugleich abzusetzen, verzichtete man auf seine Existenz; von diesem Augen— blicke an war der Premier Minister in unsern Augen verloren. Nicht, daß wir es bedauerten, daß Herr Zea nicht den Versuch gemacht habe, seinen Fall dadurch zu verzoͤgern, daß er die Ko⸗ nigin zur Fortsetzung eines Systems verleitet, gegen welches sich ein so maͤchtiger Widerstand zeigte. Unser Glaubens⸗BVekenntniß äber Spanten ist und bleibt dasselbe; Was wir ihm gleich nach dem Tode Ferdinands VII. wuͤnschten, eine moͤg⸗ lichst freie Verfassung, jedoch ohne innere Zerruͤttung,— das wünschen wir ihm auch heute noch, und vielleicht mit mehr

offnung und Vertrauen, als jemals, in sofern die neuen Mini⸗ ster sich schon jetzt stark genug fuͤhlen, durch ein beliebteres Sy⸗ stem, als das des Herrn Zea, die beiden Parteien, die sich ein⸗ ander gegenuͤber stehen, auszusöhnen. Was nun zuvoͤrderst Herrn Martinez de la Rosa betrifft, so hat Niemand zur Zeit der Spani⸗ schen Cortes mehr Talent, Einsicht und Patriotismus bewiesen, wie er; ja, man durfte, als er in den schwierigsten Tagen der Revolution zum Minister der auswärtigen Angelegenheiten erwaͤhlt wurde, einen Augenblick hoffen, daß es ihm gelingen wurde, das Land u retten. Heute sind die Umstaͤnde ihm guͤnstiger wie damals. Ki Feinde der neuen Regierung stehen ihm zwar näher, aber sie verbergen sich nicht. Von den Kollegen des Herrn de la Rosa sind uns einige noch unbekannt, doch bemerken wir unter ihnen Herrn Gareli, der sich schon unter den Cortes einigen Ruf erworben hatte, auch damals gleichzeitig mit dem Iii en Premier⸗Minister als Justiz-Minister in die Verwaltung eintrat. Wir wollen fetzt die ersten Handlungen des neuen Ministeriums abwarten; es laßt sich nicht anneh⸗— men, daß man Herrn Zea sollte aufgeopfert haben, um sein System fortzusetzen; auch durfte schwerlich Heri Martinez be la Rosa sich zu einer solchen Combination hergegeben haben. Was indessen auch geschehen mag, so sind wir uͤberzeugt, daß das zu erwartende neue System, weit entfernt die freundschaft⸗ lichen Verhaͤltnisse zwischen Frankreich und Spanien zu schwaͤ⸗ chen, das Band zwischen beiden Staaten nur noch enger knuͤpfen werde.“ In einer Nach schrift meldet das gedachte Blatt, daß

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man gestern Abend Briefe aus Madrid vom 12ten und 14ten erhal⸗ ten habe und daß am Morgen dieses letzteren Tages Herr Zea noch Minister gewesen sei. (Der wesentlich? Inhalt dieser Briefe, na— mentlich die Entdeckung einer Karlistischen Verschwoͤrung gegen das Leben der verwittweten Königin und ihrer beiden Tochter, ist bereits gestern nach dim Messager des Chambres gege— ben worden.)

Das Journal du Commerce sagt uͤber denselben Ge⸗ genstand: „Dieses der oͤffentlichen Meinung etwas spaͤt ge— machte Zugeständniß beweist, daß wir recht hatten, als wir von Anfang an behaupteten, daß die Gewalt der Dinge Spanien binnen Kurzem unvermeidlich den constitutionnellen Institutionen entgegen treiben muͤsse, und als wir darthaten, daß es unmsͤg⸗ lich sey, sich in dem von dem unpolitischen Manifeste des Herrn Zea gezogenen engen Kreise zu behaupten. Es muß jetzt Jeder— mann Linleuchten, daß die verwittwete Koͤnigin einen großen Fehler beging, als sie ein unbeliebtes Ministerium hartnäckig so lange beibehielt, bis sie sich durch die stattgehabten drohenden Demonstratio⸗ nen zur Entlassung desselben gezwungen sah. Die Franzoͤsische Regie⸗ rung hat ihrerseits, indem sie zu jenem Widerstande ermunterte, un⸗ sere Rational Interessen gefaͤhrdet und unsern Einfluß auf die Spanischen Angelegenheiten geschwaͤcht. Es ist dringend noth⸗ wendig, diesen Fehler durch die Zuruͤckberufung des Herrn von Rayneval wieder gut zu machen, dessen Rathschlaͤge nach dem Falle seines Schuͤtzlings Zea ohnehin keine Beachtung mehr fin⸗ den werden. Koͤunen aber die Doctrinaire, deren verderbliches System alle Fruͤchte der Juli-Revolution vernichtet, sich einen richtigen Begriff von dem machen, was die Interessen Frank⸗ reichs in seinen Beziehungen zu der Pyrenaͤischen Halbinsel er— fordern?“

Der Moniteur und das Journal de Paris schweigen heute ganz uͤber die Spanischen Angelegenheiten.

Briefen aus Bayonne vom 17ten zufolge, war der General Castanon nach Madrid abgereist. Im Uebrigen hatte sich in den Graͤnz⸗Provinzen nichts Neues zugetraten.

Die Lyoner Zeitungen werden heute mit großer Ungeduld erwartet. Da sie aber schon in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag gedruckt worden, so konnen sie keine Nachricht bringen, wie der Sonntag, fuͤr den man, nach den von den Behoͤrden ge⸗ troffenen Vorkehrungen zu urtheilen, sehr besorgt war, abgelaufen ist. Herr Prunelle, der Maire von Lyon, hatte eine lange Be— kanntmachung gegen die Personen, welche sich mit dem offentlichen Ausrufen von Flugschriften beschaͤftigen, anschlagen lassen, und die Aufregung hatte sich durch die Nachricht von militairischen De⸗ monstrationen vermehrt. Die Gazette du Lyonngis versichert, daß am Sonntag eine Armee von 39 bis 40,0900 Mann in dem Rayon von Lyon bereit stehen sollte. Uebrigens hat keins der hiesigen mit Lyon in Verbindung stehenden Handlungshaͤu— ser auf außerordentlichem Wege eine Nachricht von dort her er— halten; so daß man vermuthen darf, daß die Ruhe nicht gestoͤrt worden ist.

Am 1. Jan. 1831 gab es 42,892 Mitglieder der Ehren⸗Legion, worunter 90 Großkreuze, am J. Sep. 1833 aber 49,250, wor⸗ unter 196 Großkreuze, so daß die Zahl der Mitglieder in diesen 23 Jahren um 6368 zugenommen hat. Rechnet man hierzu die seitdem stattgehabten Todesfalle, so darf man annehmen, daß seit dem 1. Jan. 1831 beinahe 9000 neue Ernennungen erfolgt sind.

Der Verkauf des Laffitte schen Hotels hat auch gestern noch nicht stattgefunden; doch sind die Gruͤnde dieses neuen Aufschubs nicht bekannt geworden. Einige Leute wollen wissen, daß ein reicher hiesiger Banquier wegen des Ankaufs des ganzen Hotels mit Herrn Lafitte in Unterhandlung stehe.

Die drei legitimistischen Blaͤtter, die Gazette de France, die Quotidienne und der Renovateur, sind wegen des gestrigen Todes-Tages Ludwig's XVI., heute nicht erschienen. Das letztgenannte Blatt war gestern mit einem Trauer⸗Rande versehen.

Großbritanien und Irland.

London, 20. Jan. Lord Palmerston gab vorgestern ein Kabinets-Diner, welchem saͤmmtliche Minister beiwohnten, bis auf Lord Holland, der sich aber nach dem Diner auch noch einfand.

fẽs er die Geruͤchte von einer Ministerial-Veranderung, die in den letzten Tagen hier im Umlauf waren, aͤußert sich die Morning-Post folgendermaßen: „Wir erklärten uns am Sonnabend fuͤr überzeugt, daß Lord Grey den Tag vorher auf seinen Posten verzichtet hatte. Dem Anschein nach, haben wir uns geirrt, denn Se,. Herrlichkeit ist immer noch erster Lord des Schatzes. Die Geruͤchte von seiner Abdankung, denen man am Freitag Abend ziemlich allgemein Glauben schenkte, scheinen auf einer sehr unzureichenden Aussage, namlich auf der des Herrn Edward Ellice, beruht zu haben. Wir hatten jedoch für unsere Ankuͤndigung eine etwas bessere Autoritaͤt und koͤnnen daher auch immer noch nicht umhin zu glauben, daß der edle Lord am Freitage wirklich mit einem Heroismus, der ihm große Ehre macht, vor seiner Abdankung gesprochen hat.“ Der Standard giebt Folgendes als die ihm von guter Hand zuge— kommenen Nachrichten uͤber die letzten Ministerial⸗Konferenzen: „Der Grund zu den Streitigkeiten unter den Ministern war ein Versuch von Seiten des Lord Palmnerston, den der Lord⸗Kanz⸗ ler und Lord Holland unterstuͤtzten, England in einen Krieg auf der Pyrenaͤischen Halbinsel zu verwickeln, indem es eine mili— tairische Expedition nach Portugal abschicken sollte. Es erhob sich eine sehr heftige Debatte daruͤber, in welcher sich Herr Stanley, der Herzog von Richmond und Sir J. Graham dem Borschlage des Lord Palmerston sehr entschieden opponirten. Der Premier⸗Minister, der sich mehr zu der friedliebenden Par⸗ tei hinneigte, begab sich nach Brighton, um den Konig zur Ver— werfung der vorgeschlagenen Maßregel zu bewegen. Sein Zweck gelang ihm, und nach seiner Ruͤckkehr erklaͤrte er seinen kriege⸗ risch gesinnten Kollegen unumwunden, daß er seine Entlassung nehmen werde, wenn sie ihren militairischen Interventions⸗Plan nicht aufgeben wollten. Natuͤrlich gaben sie nach, und damit war die Sache abgemacht; aber nichts konnte bitterer seyn, als der offene Streit bei der Verhandlung dieser Angelegenheit, au— ßer etwa das Gefuͤhl, welches der nachgebenden Partei zuruͤckge⸗ blieben seyn muß. Seltsam ist es, aber dennoch wahr, daß das Geruͤcht von Lord Grey's Abdankung zuerst von dem Schwager Sr. Herrlichkeit, dem Kriegs-Secretair, in Umlauf. gebracht wurde. Herr Ellice wird dies schwerlich leugnen koͤnnen.“ Der Eourier dagegen sagt: „Die Zeitungen, welche am Frei⸗ tag und Sonnabend dem Publikum die wichtige Nachricht mit⸗ theilten, daß der Graf Grey seine Entlassung genommen habe, begnuͤgen sich heute damit, ihren Lesern zu erzählen, daß Se. . nur die Absicht gehabt hatte, sich zuruͤckzuziehen. sese letztere Behauptung ist aber eben so unge⸗

gruͤndet, als die erster e.“ An der heutigen Boöͤrse waren die Preise etwas hesser, weil

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die Geruͤchte von einem Minister-Wechsel ganz aufgehoͤrt hat, ten. Dessenungeachtet wurden nicht viel Geschaͤfte gemacht.

Die Morning-Post erklart sich zu der Versicherung er, maͤchtigt, daß Sir Robert Peel das Anerbieten der Universt taͤt Oxford, ihn als Kandidaten fuͤr das Amt ihres Kanzlers in Vorschlag zu bringen, abgelehnt habe.

Mit dem in Falmouth angekommenen Schiff „Pantaloon“ hat man Nachrichten aus Lissabon vom 14. Januar erhalten die im Ganzen fuͤr Dom Pedro's Sache guͤnstig lauten, außer daß unter den fremden Truppen wegen der langen Unthatigkeit in der sie sich befinden, die aber nun bald aufhoͤren sollte, gn geblich großes Mißvergnügen herrschte. Dom Pedro hat sich mit den Pairs wieder ausgesohnt und ist dadurch in den Stand gesetz worden, wieder an die Kriegs-Operatisnen zu denken. Er hat den Herzog von Terceira bei Santarem beschaͤftigt, und den General Saldanha mit 500) Mann Truppen abgeschickt, um das Land von den Miguelistischen Truppen zu saͤubern. Man haͤlt dies fuͤr eine sehr wichtige Maßregel und glaubt, daß, wenn den Ver, sicherungen der Privatbriefe zu trauen sey, die Sachen bald eine andere Gestalt gewinnen wuͤrben. Diese Versicherung bezieht sic darauf, daß die Städte und das Landvolk jetzt eine guͤnstige Stim— mung fuͤr Dom Pedro zeigten, daß sie aber einiger Buͤrgschaften gegen seine Rache bedurften und diese von ihm verlangien. Viele derselben sollen Deputirte an Dom Pedro abgesandt ha— ben, durch die sie ihn ihrer Anhaͤnglichkeit versichern ließen und sich bereit erklaͤrten, sich ihm zu unterwerfen, wenn er im Stande waͤre, sie zu schuͤtzen. Nun soll eben der Marsch Saldanha's darauf abgesehen seyn, ihnen Unterstuͤtzung zu ge waͤhren, und da man wissen wollte, daß Dem Miguels Armee sich taͤglich vermindere, theils durch Krankheiten, theils durch Desertion, weil es ihr an allen Huͤlfsquellen fehlte, so glaubt man, die Miguelisten wurden sich nicht lange mehr im Lande halten koͤnnen. Im Ganzen schildern die Nachrichten die Por tugiesische Regentschaft als thaͤtiger und umsichtiger geworden.

Aus Berbice sind Nachrichten bis zum 3. und aus De— merara bis zum Sten Dezember hier eingegangen, welche me den, daß in dieser jetzt vereinigten Kolonie einiger Regen einge treten war und das Gedeihen der Feld-Fruͤchte sehr befoͤrder hatte. Die trockene Witterung hatte so lange angehalten um die Hitze war in Demerara so groß gewesen, daß die Gebuͤsch im Inneren einige Wochen lang in Brand standen und man selbst das fuͤr die Hauswirthschaft noͤthige Wasser nur mit Mühe bekommen konnte. Die Kolonie befand sich daher in einem trau— rigen Zustande; doch waren die Aussichten auf die Zukunft jetzt besser, und die Pflanzer schoͤpften wieder Hoffnung. Die Neger schienen sich sehr behaglich und zufrieden zu fuͤhlen.

Belgien.

Bruͤssel, 23. Jan. Die Repräsentanten⸗-Kammer bildete gestern ein geheimes Comité, um sich mit Feststellunz der Rechnungen fuͤr 1832 und des Budgets der Kammer fuͤ 1834 6 beschaͤftigen.

Vorgestern Abend sollte in Ixelles das Begraͤbniß des in dem Duell gebliebenen jungen Kaufmannes de Kock stattfinden, zu welchem Ende sich viele seiner Freunde aus Bruͤssel eingefun— den hatten. Da aber der Erzbischoff, von Mecheln verboten hatte, osz die Beisetzung mit den uͤblichen religioͤsen Feierlichkei⸗ ten vollzogen wuͤrde, so beschlossen die Freunde des Verstorbenen, das Begräbniß auf den folgenden Tag zu verschieben, und es dann mit einer besondern Feierlichkeit zu begehen.

Ein Schreiben aus Antwerpen meldet dem Handelsstande von Sstende, daß der Belg'sche Dreimaster „le jeune Pierre! auf der Hoͤhe des Texels gaͤnzlich verungluͤckt ist. Der Capitain und der Steuermann, die durchaus das Schiff nicht verlasse wollten, haben ihr Leben eingebuͤßt; die uͤbrige Mannschaft aber hat in dem Boote gluͤcklich das Ufer erreicht.

Bent sch lan

Hannover, 25. Jan. Se. Maj. der Koͤnig haben dem Koͤnigl. Großbritanischen Gesandten beim Deutschen Bundes tage zu Frankfurt a. M., Thomas Cartwright, das Großkreuz dit Guelphen-Ordens verliehen.

Die erste Kammer hat in ihrer Sitzung vom 20. d. M. das Gesetz wegen Einfuͤhrung des Preußischen Muͤnzfußes he dessen zweiter Berathung verworfen, nachdem durch ein Amen dement' der §. 5. dieses Gesetzes als wegfallend erklaͤrt won den war. .

Weimar, 25. Jan. Nach der neuesten Zahlung hat da Großherzogthum eine Bevoͤlkerung von 236,257 Koͤpfen, wo von 106-197 auf den Weimarischen Kreis, 76,162 auf den Ei senachischen Kreis und 53,608 auf den Neustaͤdtischen Kreis kon men. Die Bevoͤlkerung hat sich in dem letzten Jahre wieder un 2350 vermehrt. -

Munchen, 22. Jan. (Muͤnchener politische Zei, tung.) Wie viel Großartiges und Schoͤnes seit einer Reih von Jahren in unserer Residenz-Stadt in's Leben getreten, bo zeugen Denkmaͤler der mannigfaltigsten Art. Durch diese gre— ßen Schöpfungen ward allen Zweigen der Kunst reichlich di Hand geboten. Nachdem fuͤr alle den intellektuellen Beduͤrfei sen gewidmeten offentlichen Gebaͤude gesorgt war, geruhten Ee Mas. der Konig in einem Reskripte dem Magistrate der Stan München auch den Wunsch auszudruͤcken, daß dem großen Man gel an offentlichen Brunnen, welche zugleich eine Zierde du Hauptstadt seyn wuͤrden, abgeholfen werden moͤchte. Diese int praktische Leben greifende, dem offentlichen Nutzen entsprechend Idee, bietet dem plastischen Kuͤnstler ein reiches Feld dar, und kr Teits ist einer unserer bekannten Kuͤnstler, Bildhauer Leeb, demselbej durch mehrere Entwuͤrfe in Gyps⸗Modellen fur oͤffentliche Brun nen entgegen gekommen. Selbige sind seit ein paar Wochen h dem Kunst-Verein ausgestellt, wo sie allgemeine Aufmerksamkts und Theilnahme erregen. Der Verfertiger stellt hierin manns faltige Ideen und Formen auf. Der Bavaria-Brunnen, m den dacht vorzuͤglichsten Fluͤssen des Landes, ist ernsten Chr rakters und ein wahres National-Denkmal. Jeder Beschallt findet außerdem je nach der individuellen Ansicht Befriedigemᷣ und wuͤnscht, daß sie in Ausfuͤhrung kommen moͤchten. Fuͤr dt Bavaria⸗Brunnen scheint die Mehrzahl der Stimmen sich aut zusprechen. Mit Einsicht sind alle Modelle ausgeführt, die Wi ser⸗Muͤndungen wohl berechnet, mit den architektonischen Linit gut kontrastirend und ein vollstaͤndiges Ganze bildend,“

Das Baherische Regierungs-Blatt vom 20. Jann enthaͤlt eine Bekanntmachung, das Regulativ uͤber den Win ren! Transport durch Staats, Posten betreffend, „wie solches b der in Munchen versammelten Kommission zum Vollzuge d, großen Zoll-Vereins berathen worden war, und die a erhoͤch! Genehmigung erhalten hat.“

Augsburg, 22. . Heute traf, nach einer Abh. senheit von 14 Monaten, die von Griechenland zur uͤckgekehr Kavallerie⸗Division hier ein. Der Magistrat hatte die Mam schaft auf Wagen von Odlzhausen, wo sie uͤbernachtete, abhol

In Friedberg wurde sie von dem Magistrat bewirthet, und an der Lechbruͤcke von einer Deputation des hiesigen Ma⸗ istrats und der Gemeinde⸗Bevollmaͤchtigten empfangen. Die esammte Generalitaͤt und das ganze Hie Chevauxlegers/ Regi⸗ war derselben bis an die Lechbruͤcke entgegengeritten. Die anze Bevoͤlkerung Augsburgs und der Umgebung hatte sich in ben Straßen, wodurch der Zug ging, eingefunden. f

starb hierselbst der Kommandant dieser Stadt, Ge— neral⸗dleutenant von Epplen.

In Stuttgart steht seit dem 16ten d. M. vor dem Koͤ—

nigsthor ein Pflaumenbaum in Bluͤthe. In mehreren Gaͤrten

en llůh Freiburg, ig. Januar.

ter. . sam, sonst zu durchwaten, im Sommer oft ganz trocken, brau—

et wie ein Strom, und sacher Thore, an der Landstraße nach Basel, einen Theil weggerissen,

Die Gegend von Kenzingen ist am 20sten d. M. zum vier⸗ ten Male seit vier Wochen auf eine betruͤbende Weise uͤber— schwemmt worden.

Darmstadt, 24. Januar. Das heutige Regier ungs⸗ Blatt enthaͤlt folgende Bekanntmachung: „Die Versendung und Verbreitung der von Kittsteiner zu Hanau herausgegeben werdenden und in dessen Verlage erscheinenden Hanauer Zei⸗ tung wird hierdurch in dem Umfange des ganzen Großherzog— thums Hessen verboten. Dieses Verbot trätt mit dem Tage der Vekanntmachung in dem Großherzogl. Regierungs-Blatt in Virksamkeit. Alle Polizei⸗Behoͤrden werden angewiesen, daruͤber zu wachen, daß diesem Verbote nicht zuwider gehandelt wird.“

Frankfurt a. M. 25. Jan. Das Journal de Francfort zußert sich uͤber den in Madrid stattgehabten Ministerwechsel also: . heutige Post bringt uns eine der wichtigsten Nachrichten. Das Spanische Ministerium ist veraͤndert worden, und die Namen der neuernannten Minister beweisen, daß die liberale Partei die Oberhand behalten hat. Herr Zea, der der Koͤnigin diente, in— dem er zugleich ihren Thron gegen die Action der Liberalen und gegen die Reaction der Karlisten bewahrte, ist zuruͤckgedraͤngt wörden. Die Partei der Bewegung hat das System der Spa— nischen richtigen Mitte gesprengt, Man darf behaupten, daß es sich bisher in Madrid um eine bloße Successions-Frage handelte, und daß jetzt erst Spanien die Bahn der Revolution betritt. Um ein vollguͤltiges Urtheil zu faͤllen, muß man die Ereignisse abwarten.“ .

Frankfurt a. M., 25. Jan. Im Lause dieser Woche varüirten die couranten Sorten der Hesterreichischen und Hollaͤndi⸗ schen Fonds kaum um 1 32 pCt. Einigemale, namentlich am 21. und 23 Januar, stellten sich die Notirungen etwas flauer, weil die Parifer Rente-Course weichend kamen, allein Ter, Mangel an effek⸗ wen Stuͤcken brachte bald wieder Gesuch zu Wege und das Fallen konnte nicht bedeutend werden. Das Geschaͤft war im Ganzen be⸗ lebt und es fanden ansehnliche Umsaͤtze stgtt. Wegen der fehlenden Stücke wurden zyroc. Metalliques auf Lieferung von Ende Maͤrj biz Ende April z à ne pEt. niedriger, als gegen bagr verkauft, auch warch Integralẽ und Bank-Aetien auf 4 Mongt, fit, so wie auf Monat tagliche Kündigung zu 33 pCt. Zins willig in Prolongation anzubringen. Diskonto Papier, wovon nur wenig am Platz, war zu 2 pCt. begehrt. . Papiere fanden sich viele Nehmer, selbst zu steigenden Preisen, allein fur wenige Besitzer solcher Effekten wollten abgeben, Auf Oester⸗ reichische Partiale wurde vergebens 1371 geboten Polnische Loose wurden auf Ende Februar zu 33 Rthlr. geschlossen. In Spani schen, sowohl verzinslichen, als unverzinslichen Fonds wurde viel Hang Die starken Schwankungen in diesen Papieren erweckten

peculationslust, auch waren Auftrage von auswaͤrts zum Einthun von 5 2 3 pCt nicht eben selten. Im Wechsel⸗Handel war es auch

lebhaft; fuͤr faͤmmtliche Devisen finden sich Nehmer; namentlich

waren Amsterdam, London, Berlin, Hamburg und Paris in allen Sichten begehrt. Leipzig K. S blieb zu 99 offerirt. Heute, am Sonnabend, war das Geschaͤft nicht bedeutend; die Course blieben unverandert. Von Paris kam die Rente ohne Variation, die Spanische Notirung aber wieder um 4 pCt. niedriger WPiesbaden, 22. Jan. Die heute ausgegebene Beilage zum Herzogl. Verordnungs⸗Blatte verkündet das Ableben des dirigitenden Staats-Ministers Frhrn. v. Marschall mit folgen— der Bemerkung: „Se. Herzogl. Durchl, betrauern in ihm den treuesten Diener ünd besten Freund.“ Zur Feier des Gedaͤcht⸗ nisses des Verewigten werden alle Staats-Diener des Herzog— thums auf Special-Befehl Sr. Durchl. des Herzogs von Nas⸗ sau acht Tage Trauerkleider anlegen. Waͤhrend dieser Zeit wer⸗ den alle Dienst-Depeschen schwarz gesiegelt. Der Verewigte wird in die Familien-Gruft nach Hahnstätten, seinem aus— druͤcklichen Wunsche gemaͤß, gebracht werden.

Luxemburg, 22. Janüar. In der Belgischen Repraͤsen— tanten-Kammer vom 18ten d. M. hatte Herr von Huart ange— zeigt, daß das Militair, Gouvernement der, Festung Luxemburg fich der von der Belgischen Regierung verfügten Miliz⸗Aushe— bung in dem Deutschen Theil von Luxemburg widersetzt, und die Zuruͤcknahme dieser Maßregel verlangt habe; und der Red⸗ ner hatte dann dem Ministerium Lobspruͤche ertheilt, daß sie auf. diesen Einspruch keine Ruͤcksicht genommen, und so die Wuͤrde und Rechte Belgiens gewahrt habe. Das hiesige Journal bemerkt heute in Bezug auf diese Aeußerungen: „Herr gon Huart greift den Ereignissen vor, wenn er sagt, daß die Zie—⸗ hungen der Miliz, trotz des Einspruchs des Militair⸗Gouverne⸗ ments, bereits stattgefunden haͤtten. Die Zeit der Ziehung ist noch nicht einmal angekuͤndigt worden, und sie mag nun statt— finden oder nicht, so wird man die Leute sicherlich nicht erhalten. Das moͤge sich Herr von Huart gesagt seyn lassen. Um ihm das zu beweisen, lassen wir hier das Circular-Schreiben folgen, wel— ches das Militair-Gouvernement an alle Büurgermeister des Rayons gerichtet hat, und das uns von einem jener Beamten mitgetheilt worden ist. An die Herren Buͤrgermeister.

„Aus Nr. 108 eines zu Arlon erscheinenden Mémorial ad⸗ ministratif vom 31. Dezember 1833 hat das unterzeichnete Mi⸗ litair, Gouvernement, zu seinem Befremden, die Ankuͤndigung einer erneuerten Miliz-Aushebung aus den Klassen der Jahre 1832, 1833 und 1834 in dem Deutschen Theile des Großherzog⸗ thums ersehen, so wie, daß selbst das Festüngs⸗Gebiet von die— ser Maßregel nicht ausgenommen ist, obschon die faktischen Be, hoͤrden sehr wohl die Graͤnzen der moglichen Ausuͤbung dieses angemaßten Rechtes kennen. Das Militair-Gouvernement giebt Ihnen daher auf, Ihrer Gemeinde bekannt zu machen, daß kein Mann daraus gewaltsam an Militairdienst der Insur⸗ rection herangezogen werden darf, daß gegen jeden dieserhalb zu voll⸗ ziehenden Zwang das Militair⸗Gouvernement Schutz , und daß, wenn der Aufforderung dazu irgend jemand aus dem Festungs⸗ Rahon freiwillig folgt, ein solcher dadurch des Rechts der Ruͤckkehr

Fuͤr Preußische, Bayerische, Darmstaͤdtsche

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in denselben sich selbst verlustig macht, und im Betretungsfalle unfehlbar in die Festung zur Haft gebracht werden wird. Sie sind uͤbrigens, Herr Buͤrgermeister, mit Ihrer Person ver⸗ antwortlich, daß in Ihrer Gemeinde nicht der geringste Versuch einer Miliz Aushebung vorkommt, und Sie bleiben außerdem verbunden, bei dem ersten Kundwerden einer weiteren Absicht dazu, dem Militair-Gouvernement diesfaͤllig unverzuͤglich An— zeige zu machen. Militair-Gouvernement der Bundesfestung Luxemburg. .

In Abwesenheit des Gouverneurs.

(gez) du Moulin, General Major und Kommandant.“

Schweiz.

Zuͤr ich, 22. Jan. Die Einfuhr der Schweiz nach Frank— reich, soohl aus dem Gebiet der Viehzucht als der Fabrik-Pro—

dukte, betrug, laut Auszuͤgen aus den Franzosischen Douanen—

Registern, die schwerlich zu viel angeben, nach Franzoͤsischen Fr.: fuͤr das Jahr 1831 einen Total-Werth von 9, 408,137 Franken; fuͤr 1832 aber 9,718,277 Fr. ;

Durch Kreisschreiben vom 17. Januar theilt der Vorort saͤmmtlichen hohen Staͤnden den Entwurf eines Reglements fuͤr Vollziehung des am 22. Dez. 1833 in Kraft erwachsenen Tag— satzungs-Beschlusses uͤber die Oeffentlichkeit der Sitzungen der Bundes⸗Versammlung mit, und fuͤgt die Einladung hinzu, die— sen Entwurf in sorgfäͤltige Ueberlegung zu nehmen, und durch Ertheilung hierauf bezuͤglicher, umfassender Instructionen werk— thaͤtig mitzuwirken, damit bei dem naͤchsten Zusammentritt der Tagsatzung die Oeffentlichkeit ihrer Sitzungen auf eine dem vor— 3 Beduͤrfnisse entsprechende Weise wirklich stattsind en

nne. . Nachdem in der Sitzung vom 11. Jan. der Waadtlaͤndische große Rath mit der Berathung des Gesetzes uͤber die Elemen— tarschulen zu Ende gekommen, wurde am I3. diejenige uͤber den Gesetz-Vorschlag, betreffend die religiöͤse Freiheit, begonnen, wozu sich Zuhörer zahlreich auf den Tribunen eingefunden hatten, 59 Petitionen mit 7683 Unterschriften gegen die religidse Freiheit; 1 mit 1827 Unterschriften uͤber die religioͤse Frei— heit; und 43 mit 1207 Unterschriften fuͤr dieselbe lagen vor. Der Vorschlag ging auf eine gewisse Religions-Freiheit mit mancherlei naͤhern Bestimmungen, namentlich uͤber die Guͤltig— keit der Civil-Ehe; das Gesetz vom 20. Mai sollte folgeweise aufgehoben werden. In drei auf einander folgenden Sitzun— gen ward der Gesetz⸗Vorschlag Artikel fuͤr Artikel verworfen; die meisten Redner hielten das Sekten-Gesetz fuͤr zu streng, fuͤr unhaltbar, konnten sich aber lange nicht uͤber das vereinigen, was an dessen Stelle, den Wuͤnschen des Volks entsprechend, der Gerechtigkeit aber nicht minder, zu setzen sey. Endlich jedoch fanden die verschiedenen Meinungen einen Ausweg, der dem Gesetze und der Berathung ein Ende versprach: namlich Abschaffung des Sekten-Gesetzes und Beschraͤnkung der Prose— lytenmacherei. Der Beschluß vom 15. Januar lautet hiernach also: „Der große Rath des Kantons Waadt, nach Anhörung des Gesetz-Vorschlags des Staats-Raths, in Betracht, daß das, eine neue religioͤse Sekte betreffende Gesetz vom 20. Mai 1824 den Grundsaͤtzen von Freiheit, welche wirklich im Kanton Waadt herrschen, zuwider laͤuft; in Betracht ferner, daß es angemessen ist, den Akten von Proselytenmacherei zu steuern, welche in die Rechte der Buͤrger eingreifen konnten, be— schließt: Art. J. Das Gesetz vom 20. Mai 1824, betreffend eine neue religioͤse Sekte, ist zuruͤckgenommen. Nichts desto weniger

ist verboten: Jeder Akt von Proselytenmacherei in Religions-

sachen, entweder heimlich und ohne Wissen des Familienhauptes, oder in seiner Wohnung und wider seinen Willen, ausgeübt gegen seine Frau, seine minderjaͤhrigen Kinder, seine Muͤndel und minderjährigen Tischgenossen. Diejenige Person, welche sich dessen schüldig macht, soll mit einer Buße belegt werden, die 600 Fr. nicht uͤberschreitet, oder mit Disciplinar-Haft bis zu einem Jahre. Die Verfolgung dieser erwahnten Handlungen hat indessen nur auf die Klage des Familienhauptes hin statt.“

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Parma, 14. Jan. Die Herzogin hat durch ein zweites Dekret vom 27sten v. M. den Finanz-Minister von der bishe— rigen Leitung der Militair-Angelegenheiten enthoben und diese dem Grafen Karl von Bombelles uͤbertragen.

Professor Mazza, ein ruͤhmlichst bekannter Rechtsgelehrter, ist hier am 6ten d. M. mit Tode abgegangen,

Am Abende des 13ten d. M. ist hier ein leichter Erdstoß wahrgenommen worden.

Ankona, 15. Jan. Am 12. d. lief hier die Gabarre „Finisterre“, mit 169 Rekruten von Toulon kommend, ein, und setzte ihre Mannschaft sogleich ans Land. Man erwartet nun noch eine Brigg, welche 30 Artilleristen bringen soll. Hier ist Alles ruhig; seit Galletti's und SchelinÜs Verhaftung ist Nichts vorgefallen. Der Advokat Lorenzo Lesti, dem die Poli— zei gleichfalls nachspuͤrte, soll sich zu Paris befinden.

Neapel, 13. Jan. Gestern ist der Geburtstag Se. Maj. des Königs sowohl bei Hofe als in der ganzen Hauptstadt ge— feiert worden. Die Ceremonie des Handkusses fand auf die gewohnliche Weise statt. Abends war die Stadt erleuchtet und der König besuchte das Theater San Carlo, wo er mit großem Jubel empfangen wurde. .

Spanien.

In einem von Franzssischen Blättern gegebenen Pri⸗ vat-Schreiben aus Madrid vom 12. Januar (aus dem schon in den Neuesten Nachrichten des gestrigen Blattes der Staats— Zeitung ein Auszug mitgetheilt worden) liest man unter Ande⸗ tem noch Folgendes: „Herr Zea Bermudez scheint schon seit langer Zeit mit dem General Llander nicht aüf dem besten Fuße gestanden zu haben; sie sollen eine persöͤnliche Abneigung gegen einander hegen. Der Beschluß, Herrn Remisa nach Barcelona zu senden, damit er dem General Llander, seinem Verwandten, freundschaftlich zurede, wurde in Folge der Ankunft des Gene— rals Carratala geaͤndert. Die Berichte dieses Reisenden sollen namlich, man weiß nicht warum, das Ministerium uͤber die oͤf⸗ fentliche Stimmung in Catalonien beruhigt haben. Der General klander hat uͤbrigens an alle General⸗Capitaine in den Provinzen und durch Vermittelung des Marquis von Las Amarillas und des Herzogs von Baylen selbst an den Regierungs-⸗Rath und an den Rath von Castilten Abschriften von seiner Auseinandersetzung eingesandt. Dadurch ist der Schleier, den unsere Regierung über die Denkschrift werfen wollte, gleich geluͤftet worden. Der General QJuesada hat darauf ebenfalls eine Adresse an die Köͤ— nigin gesandt, worin er den Wuͤnschen Llanders beipflichtet, und man weiß, daß Quesada Valladolid verlassen und sich nach Lo⸗ gronßo begeben hat, um sich mit dem General Valdes setzen und unter den jetzigen Ver—

in Communication zu setzen und un haͤltnissen mit anderen Militair— Chefs in Uehereinstim⸗

mung und Gemeinschaft zu handeln. Nach den der Regie rung zugekommenen Nachrichten erwartet man uͤbermorgen eine ähnliche Denkschrift, wie die Llandersche, von dem General, Lapitgin von Valencia, San Martin, und man glaubt, daß Morillo und Espeletta nicht saͤumen werden, diesem Beispiele

zu folgen, denn alle Generale werden die oͤffentliche Meinung

gegen das System des Herrn Zea unterstuͤtzen. Die Finanz— Kommission hat sich schon mehrmals , g, bis jetzt . ohne Erfolg. Die Mehrheit scheint eine neue Anleihe als noth⸗ wendig anzusehen; Herr Gargollo aber, der Kassen-Direk— tor, der durch seinen Finanz-Bericht eine fuͤr die Regie“

rung furchtbare Popularität erlangt hat, setzt sich hartnaͤckig

dagegen und bleibt bei dem Bankerott oder bei der Redücirung aller Schulden, die der Cortes mit einbegriffen, auf den dritten Theil, den man dann als konsolidirte Schuld be— trachten solle. Die Kommission soll am 14ten wieder zusammen“ kommen und dann ein entscheidendes Gutachten abgeben. Die Berichte sammtlicher Mitglieder sollen in den Zeitungen publi⸗ cirt werden. Unter den 8 Mitgliedern, aus denen die Kom— mission besteht, wird es gewiß 7 verschiedene Meinungen ge⸗ ben, und ihre Sprache wird das Ministerium, der offentlichen Meinung gegenuͤber, in neue Verlegenheit setzen. Der neue Schatz? Direktor, Herr Perez, scheint aus seiner eigenen Tasche bedeutende Vorschuͤsse geinacht zu haben, damit die Regierung nur die Dienste fuͤr den Monat Dezember be⸗ zahlen kann. Es heißt, Herr Burgos habe Herrn Gargollo schon einen Castilischen Titel oder ein großes Ordensband ange⸗ boten, wenn er seine Opposition gegen einen auswaͤrtige An⸗ leihe aufgeben wolle; aber Herr Gargollo will sich nicht fuͤgen. Die Koͤnigin hat den Brigadier Cano zum Militair⸗-Gouperneur von Figueras, den Brigadier Magoll zum Militair-Gouver— neur von Olivenza und Herrn Pena Benitez zum Oberst des 2. Provinzial⸗Regiments der Koͤniglichen Garde ernannt. Durch eine Verordnung vom 4äten d. hat man eine Kommission gebil—

det, die dafuͤr sorgen soll, daß die Thor-Gefaͤlle in den Städten

den Einwohnern weniger beschwerlich werden. Mitglieder der— selben sind die Herren Garcia Burunda, Seijas, Gutierrez und Vasconi. Der Unter-Polizei-⸗Präfekt von Madrid, Herr Lina— rez, ist zum Titular⸗Finanz⸗Rath befördert worden.“

Portugal

Lissabon, 14. Januar. Die Lissabonner Chronica meldet: „Der Regent hat in seiner Weisheit einem großen Theil der gefangen genommenen Miguelistischen Soldaten Ver— zeihung angedeihen lassen und sie der Armee der Koͤnigin ein— verleibt.“ :

Die Times enthaͤlt folgendes Privat⸗-Schreiben aus Lis⸗ sabon vom 12. Januar: „Ich habe vor allen Dingen zu mel den, daß der Herzog von Terceira am 10ten d. Lissabon ver— lassen und sich mit dem Marquis von Bandeira, einem anderen Pair, zu der vor Santarem lagernden Armee begeben hat, nicht um an' Saldanha's Stelle zu treten, sondern um mit demselben in Uebereinstimmung zu handeln; dieses Ereigniß scheint hier unter allen Klassen großen Beifall zu finden, sowohl deshalb, weil der Herzog verdientermaßen bei der Armee sehr be— liebt ist, als weil diese Maßregel gewiß zum Theil da—⸗ zu beitragen wird, die unter den Pairs herrschende Un⸗— zufriedenheit zu beseitigen, die vielleicht von der Re— gierung noch mehr vermindert werden kann, wenn sie den Ge⸗ danken ganz aufgiebt, von der Handlungsweise des Grafen von Taipa Notiz zu nehmen. Wenn ich meinen Berichterstattern glauben darf, 6 werden wir bald groͤßere Thaͤtigkeit im Haupt— quartier entwickelt sehen, und es wird wahrscheinlich weiter vor— ruͤcken. Den aus dem feindlichen Hauptquartier eingezogenen Nachrichten zufolge, scheint die vorherrschende Epidemie in der

Wiguelistischen Armee sehr zuzunehmen, wahrscheinlich weil die⸗ selbe allen moglichen Leiden und Entbehrungen ausgesetzt ist, die durch Mangel an Disciplin noch vermehrt werden. Nach Einigen soll sich die Zahl der zu Abrantes befindlichen Kranken schon auf 309 belaufen; zu Santarem aber auf 20900, von wo aus man sie zu Wasser nach Abrantes schafft, zu welchem Zweck 15 Boͤte gebraucht werden; zu Chanusca auf 300 und zu Pum— hete auf 150. Wenn man aber auch nur die maͤßigste Veran— schlagung gelten laßt, so betraͤgt die Zahl der Kranken zu San— tarem jedenfalls uͤber 1600, und die Todesfaͤlle sind aäͤußerst zahl⸗ reich. Taͤglich kommen Nachrichten von dem fortwaͤhrenden Zunehmen der Krankheit an, und die hiesigen Einwohner aͤußern ihre Freude daruͤber, obgleich Mancher im feindlichen Lager Ver— wandte, ja selbst Bruͤder hat, ein Beweis, daß der Buͤrgerkrieg auch die edelsten Gefuͤhle unserer Natur ausrottet. Dom Mi— guel scheint nicht mehr als 5000 Mann dienstfaͤhiger Truppen in Santarem zu haben, aber er hat die Stadt sehr stark befesti⸗ gen lassen; er besitzt 70 Stuͤck Kanonen, worunter 39 Feldgeschuͤtze; 14 Kloͤster hat er in Forts umgeschaffen und mit Truppen besetzt; und ein Umstand, der deutlich zeigt, daß er nicht im Stande ist, die Offensive zu ergreifen, ist der, daß er seit der Niederlage des von ihm gegen den Brigadier Pinto zu Marvao abgefertigten Detaschements nicht mehr gewagt hat, denselben noch einmal zu beunruhigen, obgleich ich glaube, daß die Streitkräfte des Brigadiers nicht mehr als 400 Mann el sind; doch ist bekanntlich Marvao ein sehr fester Platz. Die Maßregeln, welche die Regierung mit Hinsicht auf die Kirche ergriffen hat, werden, wie ich finde, von dem denkenden Theil der Bevölkerung im Allgemeinen gebilligt; und wenn es auch Einige giebt, die sie fuͤr vorzeitig halten, so glau— ben doch Andere, daß es jetzt gerade an der Zeit gewe— sen sey, eine Kirchen-Reform zu beginnen. Die jetzigen Minister haben viele Feinde, und vielleicht haben sie in manchen Fallen Irrthuͤmer begangen; aber es scheint mir, daß es nicht anders seyn wurde, wenn der Herzog von Palmella und seine Freunde oder sonst eine Partei die Zuͤgel der Regierung ergrei⸗ fen sollten. Der Grund zu der Feindschaft gegen das Ministe⸗ rium ist ein sehr natuͤrlicher, denn da sich hier Jeder fuͤr einen Helden hält, und ein Regierungs⸗Amt fuͤr sich in Anspruch nimmt, und da es nun einmal nicht so viel Aemter als Personen giebt, so glauben die Leute, welche keine Anstellung haben, sich dazu berechtigt, laute Klagen gegen die Regierung auszustoßen. Viele sagen, die Minister gaͤben nur den Maͤnnern ihrer Partei Anstellungen; aber wenn dies auch wirklich der Fall ware, so wurde es nichts Anderes seyn, als was sederzeit geschehen ist, und was von Seiten unserer Englischen Regierung noch Jetzt geschieht; ich sehe daher hierin keinen Grund, den Ministern einen Vorwurf zu machen. Lord William Russell ist von Vielen getadelt worden, meiner Ansicht nach,

ohne Grund, und ich bin uͤberzeugt, daß er in jeder Hinsicht

seine Pflichten erfullt. Leute von beiden Parteien sagen, er

haͤtte mehr thun sollen; sie nehmen sich aber niemals die Muͤhe,

zu untersuchen, ob ihm seine Instructionen das erlaubten; und wenn er sich nun zum entschiedenen Vertheidiger der jetzigen Minister oder der Palmellaschen Partei aufgeworfen hatte, würde man ihn

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