1834 / 32 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Allerhöchsten Kabinets / Ordre vom 4. Oktober 1815 (Gesetz⸗ Sammlung S. 206) soll bei jeder wesentlichen Veränderung an öffentlichen Gebäuden oder Denkmälern diejenige Behörde, die solche vorzunehmen beabsichtigt, daruͤber zuvor mit der Köͤ— niglichen Ober⸗Bau⸗Deputation communiciren. Mit Bezug⸗ nahme auf diese Allerhoͤchste Bestimmung macht auch die Circu— lar-Verfuͤgung der Königlichen Ministerien der Geistlichen ꝛc. Angelegenheiten und des Innern vom 15. Dezember 1823, die zu feiner Zeit zur Kenntniß aller Behsrden gebracht ist, die Koöͤniglichen Regierungen ausdruͤcklich dafuͤr verantwortlich, daß die in ihren Bezirken vorhandenen alten Kunst-Gegenstaͤnde und Denkmäler oder geschichtliche Merkwuͤrdigkeiten ü. s. w. nicht zerstoͤrt oder so vernachlaͤssigt werden, daß ihr Untergang die Folge davon ist. Dessenungeachtet bin ich durch mehrfache An⸗ zeigen davon in Kenntniß gesetzt, daß die Orts-Behörden und Kirchen -Vorstaͤnde keinesweges uberall im Geiste dieser Bestim— mungen solchen Gegenstaͤnden die gebuͤhrende Aufmerksamkeit und Sorgfalt widmen, sondern, ohne den Rath sachkundiger Personen eingeholt zu haben, eigenmächtig mit solchen Denk⸗ maͤlern und Kunst / Gegenstaͤnden Veraͤnderungen vornehmen lassen, welche die Verstuͤmmelung, Verunstaltung oder voͤllige Zerstörung derselben zur Folge haben. An manchen Or— ten wird ihnen gar keine Aufmerksamkeit gewidmet, nicht einmal dafuͤr Sorge getragen, daß sie an einem trockenen, dem Einflusse der Witterung und der Zerstoͤrungs-Lust roher Menschen nicht bloßgestellten Orte aufgestellt werden; an andern Orten haben angebliche Restaurationen von Gemaͤlden durch ungeschickte und unfähige Arbeiter deren Zerstsͤrung herbeigefuͤhrt; anders— wo sind aus andern Absichten Verstuͤmmelungen solcher Kunst— Gegenstaͤnde ausgefuͤhrt. Ich finde mich daher durch solche Ver— fahrungsweisen, in denen man eben so wenig die Achtung vor der Kunst, als den vaterlaͤndischen Sinn, der mit sorgsamer Pleo auch die Ueberreste alter einheimischer Kunst fuͤr die Nach⸗ ommen zu erhalten bemuͤht ist, erkennen kann, verpflichtet, allen Behöoͤrden, namentlich den Herren Landraͤthen, Buͤrgermeistern und Kirchen⸗Vorstaͤnden, obige Bestimmungen nicht allein in Er— innerung zu bringen, sondern sie auch hierdurch ausdruͤcklich an⸗ zuweisen, eine sorgfältige Untersuchung anzustellen, ob die noch vorhandenen Denkmaͤler und andere oͤffentliche Kunst⸗Gegenstaͤnde auch eine in allen Beziehungen gesicherte Stellung haben, und ob sie einer Reparatur beduͤrfen, in welchem Falle sie der betref⸗ fenden Königl. Regierung sofort Anzeige und Vorschläge machen muͤssen. Sollte eine Restauration von alten Gemaͤlden gewuͤnscht werden, so veranlasse ich dieselben, den Rath des hiesigen Kunst— vereins deshalb einzuholen. Muͤnster, den 4. Januar 1834.“

Aus Köln meldet man unterm 25. Jan.: „Seit gestern befinden sich drei Deputirte des Handelsstandes von Trier in hiesiger Stadt, um mit der Kommission des Koͤlnischen Schiff— fahrts-Vereins einen Vertrag wegen einer direkten Schifffahrt zwischen hier und Trier abzuschließen. Diese neue Verbindung ist für beide Städte von hoher Wichtigkeit und man darf sich der Hoffnung hingeben, daß dieselbe mit wiedererbffneter Schiff— fahrt ins Leben treten wird.“

Literarische Nachrichten.

Allgemeines Archiv fuͤr die Geschichtskunde des Preußischen Staates, ö von Leopold v. Ledeb ur, Haupt— mann a. D. und Vorsteher der Koͤnigl. Kunst-Kammer. Dreizehnter Band. Berlin, bei Mittler. 1834.

Nachdem diese Zeitschrift sich eines vierjaͤhrigen Bestandes zu erfreuen gehabt, erbffnet der Herausgeber den 131en Band oder den Jahrgang 1831 mit einem Vorworte uͤber die bisherigen Leistungen, aus welchem wir einige Notizen zur Kenntniß des größeren Publi⸗ lums , denn daß den Geschichtsforschern die hier erdfncten Quellen nicht verborgen geblieben sind, beweisen die zahlreichen Be⸗ zügnghmen auf dies Archiv, welche sich in allen gruͤndlicheren Wer⸗ 6 Preußische, ja man darf fagen über Deutsche Geschichte vorfinden.

Eine Haupt-Aufgabe, war dem Herausgeber die Mittheilung unbenutzter Quellen fur die vaterlaͤndische Geschichte. Das Archiv bat in den bisher erschienenen zwoͤlf Baͤnden 216 Urkunden gelie⸗ fert, worunter allein 52 Kaiser- Urkunden, s Urkunden des neunten, 11 des jehnten, 24 des eilften, 33, des zwoöͤlsten, 123 des dreizehnten, 147 des vierzehnten Jahrhunderts u. s. w. Sie ruͤhren zum Theil aus den Archiven des Auslandes her, aus dem Paͤpstlichen Archiv im Vatikan, aus Bruͤssel, Kassel, Hannover, Luͤitich u. s. w. Ja selbst aus London ist dem Herausgeber ein Diplom zugekommen.

Was die außerdem in dem Archiv enthaltenen Aufsaͤtze und eigentlichen Geschichtsforschungen betrifft, so bat der Herausgeber solche nach gewissen Haupt⸗Rubriken; zur Geschichte größerer Laͤn⸗ ver-Gebiete, der Städte, Burgen, Klöster, Staatsrecht und Lehn⸗ Verhaältnisse, Stttengeschichte, Kriegsgeschichte, Geographie des Mit⸗ telalters u. s. w. zusammengestellt. Der reichhallige Inhalt der einzelnen Rubriken erlaubt keinen Auszug; wir machen daher auf einen von dem Herausgeber selbst herruͤhrenden Aufsatz: „Wande⸗ rung durch die Königliche Kunst-Kammer in Berlin“, aufmerksam, welcher für jeden Liebhaber der vaterlandischen Geschichte von In⸗ terefft seyn muß, indem darin die zahlreichen Reliquien beschrieben und erbrtert werden, welche die hiesige Kunst-Kammer als Andenken an alle große Personen unsers erhabenen Herrscherhauses aufbewahrt, Bahin gehört der Helm und das Schwerdt, die der große Kurfürst bei Fehrbellin getragen, die Original-Todtenmaske Konig Friedrichs des Großen und so viele andere Kostbarkeiten.

Das Archiv enthaͤlt endlich eine fortlaufende Uebersicht der li—⸗ terarsschen Leistungen im Gebiete der Geschichte und Kunde des Vaterlandes. Da die Zusammenstellung, welche der Herausgeber hierüber mittheilt, zugleich das Resultat der bistorischen Literatur des Preußischen Staals vom Jahre 1829 ab ergiebt, so fuͤhren wir bier daraus an, daß seit den Jahre 1330 eins Abnahme der Tha tigkeit im Felde vaterländischer Geschichte bemerklich geworden ist, und daß vn 232 zur Anzeige gekommenen Werken s835 den Preußi— schen Staat im Allgemeinen betreffen, 45 aber auf die Rhein⸗Pro—⸗ vinzen, 30 auf Brandenburg, 30 auf Schlesien, 26 auf Preußen, 25 auf Sachsen, 25 auf Westphalen, 17 auf Pommern und 1 auf Po⸗ sen bezüglich sind; ein Resultat, welches zu manchen interessanten Betrachtungen Vergnlassung geben dürfte.

Indem wir schließlich auf die unermüͤdete und verdienstliche Thätigkeit des Herausgebers zur gediegenen Fortfuͤhrung der Zeit⸗ schrift zurückkommen, duͤrfen wir nicht verschweigen, daß des Ko nigs Maiestdͤt durch Allerhöchste Kabincts- Ordre vom 19. April v. J den Ankauf von 30 Exemplaren und deren Vertheilung an in⸗ sandisch? Gymnasien angeordnet und dadurch dem Herausgeber das hrenvollste Anerkenntniß des Unternehmens gewaͤhrt haben.

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Meteorelogische Beobachtung. 18534 1 Nachmitt. Abends Nach einmaliger 2b. Januar. 6 Uhr. 2 Uhr. 10 uhr. Beobachtung.

, 328, ver. a3. . 354, * . Quellwärme 6,5“ R. Quftwäͤrm⸗ 4 5,2 R. 4 J, 0 4 1,7 R. i, , . 5 R. 1 R. . It Puttwarme ,o 22.

TDunssait? pCt. 67 6. S1 pCt. Bedenwärme d, 8 R. KRVetter. trübr,. stürmisch. regnig. j 9

Wind.. XW. W. V. Autdünst. ,o 6 1 3. Wolkenzug W. Niederschlag 0, 1 1 Nh.

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Berliner Böärs e. Den 30. Januar 1834 Amtl. Fonds- und Geld. Cours- Zettel.

(Preu/s. Cor.)

. , 7777. ü

Ip. Brie/. Geld. St. · Schuld- Sch.

1 SF 7 s F. Türosshz. Bos. do. 4 101 Pr. Engl. Anl. is. 5 1033 io Osipr. Pfandbr. 4 395 37 Pr. Engl. Anl. 22. 5 10631 10953 Ibomm. do. 4 1055 10563 Pr. Engl. Ohl. 30. 4 82 915 Kur- u. Neum. do. 4 10961 1053 Prüm. Sch. d. Seeh. 54 531 8chlesis che do. 4 105 kurm. Obi. m. 1 G] 4] S5 S5 Rkst. C. d. Er- u. NI I 6661 –— Neum. Int. Sch. do. 4 9865 955 IZ. Sch. d. R- u. N. 67 1666 Berl. Stadt- Obl,. 4 989 98 Königsb. do. 4 Moll. vollw. Duk.— 17 Elbing. do. 44 97 Neue do. 1181 Hanz. do,. in Th. 365 TFriedrichsd' or.. 155 145 Woestpr. Pfandbr. 4 98 Disconto—— 533 4 a —ᷣ—¶QieK&e,üriͥ, xx e 4 2 4 222022022 3 3 232 32 23 . 0 36433 . m,

8 P 0 Freu sd. Cous.

Wechsel- Cours. i, GesJ.

Amsterdam ..... ö 200 FI. Rur? 142 ö,, i 250 Fl. 2 Mt. 1415 441 . h ö 1521 Kön, 151 1511 J 118t. 6 t,. 6 25 16 245 ö 30), 80 * w , , 150 kl n 1046 1104 J 150 FI. 2 Mt. 1103 1 100 Tbl. 2 Mt. 991 J 1090 Ih. 8 Tage [193 Frankfurt a. M. W J. . . . .... 150 FI. 2 Mt. 1102 ö 110 Rbl. 3 Woch. 300 301 e 600 FI. Kurz

Auswärtige Bärs en.

Amsterdam, 25. Jununr.

Niederl. wirkl. Schuld 493. 58 d. 946. Ausgesetzte Schuld Kauz-Bill. A3. 43 Amort, 885. 33 Gerterr 945. Preuss, krkmien- Scheine = Russ. (9: 1823) 1621. (S. 1831) 956. RE. 83 Spun 574. 33 37. .

Warschau, 26. Januar. Part.. Ohligat. 3890. Wien, 25, Jqununr.

55 Met. 9543. 43 do. S5 . Bank- Actien 1218. Part. Ohl. 156.

Loose zu 100 FI. 206.

Pfanbr. 92. 923.

Königliche Schauspiele.

Freitag, 31. Januar. Im Opernhause: Der Gott und die Bajadere, Oper mit Ballet und Pantomime in 2 Abthei— lungen; Musik von Auber. (Dlle. Fanny Elsler: Zoloc.) Vorher: Die Zerstreuten, Lustspiel in 1 Akt, von Kotzebue.

Im Schauspielhause: 1 1oubli, vaudeville en 1 acte. 2) La lune de Mlies, vaudeville eu 2 actes, kur Serihe.

Sonnabend, 1. Februar. Im Schauspielhause: Leontine, oder die Prophezeiung, Drama in 3 Aufzuͤgen, nach dem Fran— zoͤsischen, von L. Angely. Hierauf: Das Heirathsgesuch, Lokal— posse in 1 Aufzug, von J. E. Mand.

Im Konzertsaale des Schauspielhauses: Subscriptions⸗Ball.

Sonntag, 2. Februar. Im Opernhause: Der Maurer, Oper in 3 Abtheilungen, mit Tanz; Musik von Auber. Hier— auf: Das schlechtbewachte Mädchen, Ballet in 2 Abtheilungen. (Dlle. Fanny Elsler: Lisette. Dlle. Therese Elsler wird hierin tanzen.)

Im Schauspielhause: Des Goldschmieds Töchterlein, alt— deutsches Sitten-Gemaͤlde in 2 Abtheilungen, von C. Blum. Hierauf: Bube und Dame, oder: Schwache Seiten, Lustspiel in 3 Abtheilungen vom Pr. C. Töpfer.

Montag, 3. Februar. Im Schauspielhause: Das graue Maͤnnlein, Schauspiel in 5 Abtheilungen, von E. Deorient. Ouvertuͤre, Zwischen- und Theater-Musik von W. Taubert.

Königstädtisches Theater

Freitag, 31. Januar. Der Meuchelmoͤrder, oder: Der Fluch der böͤsen That, Posse in 1 Akt. Hierauf: Nach Sonnen-Un— tergang, Lustspiel in 2 Akten, von Lotz. Zum Beschluß: Ra— taplan, der kleine Tambour, Vaudeville in 1 Att, von Pill⸗ witz. Mad. Devrient, geb. Brandes: Rataplan, als Gastrolle.)

Sonnabend, 1. Februar. Turandot, Prinzessin von China, tragikomisches Mährchen in 5 Akten, von Fr. v, Schiller.

Sonntag, 2. Februar. Hinko, der Stadtschultheißen⸗Sohn von Nuͤrnberg, Schauspiel in 5 Akten, nebst einem Vor— spiel: „Der juͤngere Sohn“, von Charlotte Birch-Pfeiffer.

Montag, 3. Februar. Zum erstenmale (In Italianischer Sprache): Zelmira, Oper in 2 Akten; Musik von Rosnni. (Die neuen Decorationen im ersten Akt sind: 1) Katakombe zu Lesbos, vom Decorations-Maler Herrn Pape. 2) Freier Platz zu Lesbos, vom Decorgtions-Maler Herrn Pohlmann. Die Kostuͤme sind neu.)

Billets zu dieser Vorstellung sind von heute an im Billet— Verkaufs⸗Bureau, Burgstraße Nr. J., zu haben. (Textbuͤcher in Deutscher und Italiänischer Sprache werden an der Kasse zu haben seyn.)

Neue ste

Paris, 24. Januar. Der Koͤnig arbeitete gestern nach elnander mit mehreren Ministern.

Der Minister⸗-Rath war gestern von Mittag an bis 6 Uhr Abends unter dem Vorsitze des Koͤnigs versammelt.

Die Deputirten⸗Kammer hielt heute wieder eine of— fentliche Sitzung, die mit der monatlichen Erneuerung der Bu, reaus begann. Herr Vatout theilte sodann eine neue Pro— position in Bezug auf die Verbesserung der Feldwege mit, deren nähere Entwickelung er sich fur den naͤchsten Dienstag vorbehielt. Zwei andere Deputirte, die Herren Laffitte und Bavoux, verlasen ihre bekannten Antraͤge in Bezug auf die Austrocknung der Suͤmpfe und auf die Wiederherstellung der Ehescheidung. Herr Vatout berichtete hiernaͤchst uͤber die vier Gesetz-Ent— wuͤrfe, wodurch den Wittwen des Marschalls Jourdan und der Generale Decaen, Daumesnil und Gérard Pensionen bewilligt werden sollen. Dem Sieger bei Fleurus hielt der Berichterstat— ter eine glanzende Lobrede, wobei er sich auf das Urtheil Napo— leons auf St. Helena berief, der den Tugenden Jourdans stets Gerechtigkeit habe widerfahren lassen und ihn einen wah— ren Patrioten genannt habe. Hieraus ergiebt sich von selbst,

Nach richten.

daß Herr Vatout fuͤr die Bewilligung der fuͤr dessen

hinterlassene Wittwe beantragten Pension stimmte. Was dagt gen die Wittwen der obgedachten drei Generale betreffe, fuͤgte er hinzu, so sey die Masjoritaͤt der Kommission der Meinung, da die von diesen Letzteren dem Staate geleisteten Dienste nicht wich. tig genug gewesen waͤren, um ihren Wittwen einen Anspruch auf die Sorge und den Dank der Nation zu erwerben, wet, halb die Kommission denn auch auf die Verwerfung der betreffenden drei Gesetz-Entwuͤrfe antrage. Nachdem dieser Bericht zum Drucke verwiesen worden, bestieg der Großfie— gelbewahrer die Rednerbuͤhne, um der Versammlung einen Gesetz⸗ Entwurf in Bezug auf die öͤffentlichen Ausrufer vorzult, gen. Er suchte zu beweisen, daß die Regierung sich zwar in den beiden letzten Jahren merklich befestigt habe, daß indessen die Anarchisten kein Mittel unversucht ließen, um dieselbe zu stuͤrzen. Der Koͤnig, die Verwaltung, die Moral wuͤrden taͤglich in ekelhaften Schriften angegriffen, welche zu widerlegen seder Ehrenmann sich schamen wurde. Es sey endlich Zeit, die, sem oͤffentlichen Aergernisse ein Ende zu machen, und dies konne nur dadurch bewirkt werden, daß man die auf offener Straße ausgerufenen Schriften der Stempelung und der vorherigen Geneh migung der stäͤdtischen Behörde unterwerfe. In diesem Sinne lau, tete denn auch der Gesetz⸗Entwurf, den der Minister mit dem Bemer, ken vorlegte, daß gewiß Niemand in demselben einen Angriff auf die Preßfreiheit erblicken werde. Die Vorlesung des Entwurfe selbst, wonach jeder Ausrufer, der dem Inhalte desselben zuwt⸗ der handelt, kuͤnftig mit sechstaͤgiger bis zweimonatlicher Haft soll belegt werden durfen, erregte zugleich Gelaͤchter und Mur, ren auf der linken Seite. Herr Barthe trug hiernaͤchst noch, im Namen des General⸗Prokurators, Herrn Persil, auf die Erlaubniß an, den Deputirten, Herrn Cabet, wegen eines in dem von ihm redigirten „Populaire“ erschienenen Artikels unter der Ueberschrift „die Republik in der Kammer“ gerichtlich ver, folgen zu durfen. Auch dieser Antrag wurde zum Druck ver, wiesen. Hiermit war die Tagesordnung dieser Sitzung er— schoͤpft. Bevor sich jedoch die Versammlung trennte, verlangte noch Herr Larabit, daß man am folgenden Tage den Kriegt Minister auffordere, sich uͤber die Gruͤnde naͤher auszulassen, die ihn veranlaßt hatten, kuͤrzlich mehrere Artillerie⸗-Offiziere ver— haften zu lassen. Die Sitzung wurde bereits um 235 Uhr wit der aufgehoben. .

Da der Deputirte des Departements des Hérault, Herr Reboul, seinen Abschied genommen hat, so ist das 4te Wahl Kollegium dieses Departements auf den 15. Februar zusammen, berufen worden, um statt seiner einen anderen Deputirten zu wahlen. Herr Gosse de Gorre, Deputirter von Bethune, der sich wegen seiner Befoͤrderung zum Praͤsidenten des Koͤnigl. Gerichts, hofes zu Douai einer neuen Wahl unterwerfen mußte, ist neuerdingt daselbst mit 29 unter 327 Stimmen zum Deputirten ernannt worden. Das Wahl⸗Kollegium zu Etampes hat statt des aut der Kammer ausgeschiedenen Herrn Baudet-Dulary den libera— len Kandidaten Herrn Foye mit 1is unter 291 Stimmen zum Deputirten gewaͤhlt; sein ministerieller Mitbewerber, Herr Du— parquet, erhielt nur 131 Stimmen. Herr Foye erklaͤrte jedoch in der von ihm gehaltenen Dankrede, daß er der verfassungsmaͤ— ßigen Monarchie eifrig zugethan und nicht gesonnen sey, der Re— gierung feindlich gegenuͤber zu treten.

Der unlaͤngst in Orthez zum Deputirten an die Stelle des in die Pairs-Kammer eingetretenen Grafen von Saint Crieg ernannte Herr Lastapis, der von Rom abgereist war, um an den Geschaͤften der Session Theil 6 nehmen, hat Krankheits halber in Florenz liegen bleiben muͤssen, wodurch er veranlaßt worden ist, seinen Abschied als Deputirter einzureichen.

Die hiesigen Blätter geben heute das Dekret der ver— wittweten Königin von Spanien, wodurch das neue Ministerium zusammengesetzt wird. Dasselbe ist vom 16. Januar datirt und

lautet also: „Königliches Dekret.

Da der Staatsdienst es erfordert, daß Don Francisco de Zea-⸗Bermudez den Pflichten obliege, die ihm sein Amt als wirk— licher Staatskath auflegt, so habe Ich im Namen Meiner viel geliebten Tochter, der Königin Isabella l., beschlossen, ihn seiner Ge— schaͤfte als Staats⸗Minister hiermit zu uͤberheben, indem Ich ihm zu— gleich Meine Zufriedenheit mit seinen Talenten, seinen Dienstleistun= gen und seiner erprobten Redlichkeit zu erkennen gebe. In Betracht der vielen Kenntnisse des Don Francisco Martinez de la Rosa

und seiner notorischen Anhaͤnglichkeit an die Person und die

Rechte Meiner vielgeliebten Tochter, der Koͤnigin Isabella ll, ernenne Ich ihn in Meinem Koͤniglichen Namen zum Staatt— Seecretair und Minister der auswaͤrtigen Angelegenheiten. In Be— tracht der Verdienste des Don Nicolas Gareli und des Beweises der Achtung, womit Mein vielgeliebter Gemahl ihn dadurch beehrte, daß er ihn zum Mitgliede des Regierungs-Conseils ernannte, ernenne Ich ihn zum Staats-Secretair und Minister der Gnaden und der Justiz, und bewillige dagegen dem Don Juan Gualberto Gonzalez als Anerkenniniß der redlichen Dienste, die er bei der Verwaltung jenes Ministeriums dem Staate geleistet hat, den Titel als Staate rath. Zur Belohnung der Loyalität und der

ehemaligen Dienste des Don Joseph Vasquez Figueroa habe Ich ihn im Namen Meiner theuern und vielgelieb—

ten Tochter, der Koͤnigin Donna Isabella II., zum Staatt— Secretair und See- Minister zu ernennen geruht. Da Don Xavier de Burgos Mir vorgestellt hat, daß die vielen Ge— schafte des Ministeriums des Innern, an dessen Spitze er steht, ihm nicht langer gestatteten, dem Finanz-Ministerium in— terimistisch seine Sorge zu widmen, so habe Ich zu diesem Amte provisorisch Don Josef Aranalde berufen.“

Ein Privat-Schreiben aus Madrid vom 16ten meldet als ganz bestimmt die nahe bevorstehende Zusammenberufung der Cortes.

Heute schloß 5proc. Rente pr. compt. 164. 90. sin cour. 105. 3proc. pr. Compt. T5. 15. fin Cour. 75. 25. 5proc. Neap. pr. compt. sin cour,. 90. 90. proc. Span. perp. 563. Iproe. do. 36 5. proc. Belg. 963. Hproc. Roͤm. —.

Frankfurt a. M., 27. Januar. Oesterr. Sproc. Metall. gbi. g6r. äproc. 86 r. 86 *. 23 proc. 52. Iproc. 22. —. Br. Bank-Actien 1505. 1503. Part.“ Obl. 1375. 1374. Loose zu 100 Fl. 210. G. Holl. 5proc. Obl. von 1832 921. 921. Poln. L. 633. 639. Preuß. Pram.“ Sch. 53. 531. Avro, Anl. 91. 5proc. Span. Rente 5s. 568. proc. do. perg. 363. 365.

Redacteur . Co ttal.

6 Gedruckt bei A. W. Hayn.

2

k—

Preußis

.

Allgemeine

Sonnabend den 1 sen

he Stagts⸗ 3

Februar 1

34

D

Amtliche Nachrichten. Kreoni e des Tages.

Des Königs Majestaͤt haben den bisherigen Geheimen Ne— serungs⸗Rath Heyne zum Ober-Regierungs-Rath und Ne— zierungs⸗ Abtheilung Dirigenten zu Danzig zu ernennen geruht.

Se. Koͤnigliche Majestat haben den bei dem hiesigen Vor⸗

mundschafts Gericht angestellten Salarien - Kassen: Rendanten Dietrich zum Rechnungs- Rath zu ernennen geruht.

Zeitungs-RNachrichten. Ausland.

Frankreich.

Paris, 24. Jan. Herr Boerio, Ordonnanz Bffizier des Koͤnigs, ist von einer diplomatischen Mission nach Neapel ge— stern wieder in Paris eingetroffen, und hatte sofort eine Au⸗ dienz beim Koͤnige.

Der Constitutionnel schließt einen Artikel uͤber die ge— genwaͤrtige Lage des Ministeriums mit folgenden Worten: „Der Zustand des Ministeriums wird mit jedem Tage gefaͤhr⸗ licher; alle seine Budgets werden eines nach dem andern in den Bureaus der Kammer der sorgfältigsten und strengsten Prufung unterworfen. Es scheint uns sehr schwer, daß es bei dem Zu⸗ stande der moralischen Aufloͤsung, in der es sich befindet, so vie⸗ len Angriffen lange wird widerstehen konnen. Sollte es aber wunderbarerweise alle Klippen dieser letzten Session auch gluͤck⸗ lich umschisffen, so begreifen wir nicht, wie ein solches Ministe⸗ rium, aller moralischen Kraft entbehrend, es wird wagen koͤnnen, sich dem Lande bel den allgemeinen Wahlen gegenüber zu stellen.“

Die Quotidtenne meldet in einem Schreiben aus Ba— ponne Über die neue Organisation der Karlistischen Guerillas in Spanien Folgendes: „Alle Guerillas einer Provinz gehor⸗ chen jetzt einem einzigen Chef, der seine Befehle Lieutenants ertheilt, die sie wieder Unter-Löeutenants zukommen lassen, die nicht mehr als 20 bis 25 Mann unter sich haben. Durch diese Hrganisation wird die Zusammenziehung aller Insurgenten der ganzen Provinz in einigen Stunden bewirkt, und sobald ihre Zerstreuung zu ihrer Sicherheit nothwendig ist, reicht der kleinste Ruͤckzug hin, sie den Nachforschungen der Truppen der Königin

u entztehen. Diesen Insurrections- Plan schreibt man den Rathschlägen mehrerer kurzlich aus Portugal angekommenen Of⸗ fizieren zu, die zu Repnosa iCn der Sierra de Oca, Konferenzen mit dem Obersten Eraso gehabt haben sollen.“

Der Indteateur de Bordeaux vom 2tsten berichtet aus Vittofta vom 16ten: „Der Ober-General Valdes ist vor— gestern mit allen seinen disponibeln Truppen nach Salvatiera abgegangen, um unter Mitwirkung des Generals Lorenzo die Insurgenten von Navarra anzugreifen. General Butron ist ab⸗ gegangen, um das Kommando in Guipuzcoa zu uͤbernehmen, und der Brigadier Espartere ersetzt in Bilbao den General Walls, der ein Mann ohne Energie und ohne die, in den gegenwartigen Umstaͤnden nothwendige Thaͤtigkeit ist. Briefe aus Sarragossa melden, daß die Aragonier mit lautem Rufe eine Tonstitution und Freiheit verlangt haben. In Gallizien und Estremadura

erwarter inan eine gleiche Aeußerung der oͤffentlichen Meinung.

Der Zustand der Baskischen Provinzen ist sehr betruͤbend; die Dorfer werden von den umherstreifenden Karlisten-Corps un— aufhoͤrlich beunruhigt.“

Das Echo de Rouen enthaͤlt folgendes Schreiben aus Havre vom 2usten d. „Man versichert, daß die Regierung den sich in unseren Mauern befindlichen Polen habe anzeigen lassen, daß sie, jeder nach seinem Grade, in Franzoͤsische Dienste treten koͤnnten, wenn sie sich in die Fremden-Legion aufnehmen lassen wollten, welche sich gegenwaͤrtig in Afrika befindet. Es scheint, daß dies Anerbieten den Polen keinesweges gefallen hat. Da sie uͤbrigens bestimmt erklaͤrt haben, in Frankreich bleiben zu

wollen, so ist von ihrer Wiedereinschiffung an Bord des Preu—

sischen Schiffes nicht mehr die Rede. Das Ministerium scheint entschlossen, sie in Havre zu lassen, wo man sie dem Fremden⸗ Gesetz unterwerfen wird. Da kein Kredit von den Kammern fuͤr sie eröffnet ist, und die Preußische Regieruns nun nicht mehr für ihren Unterhalt sorgen wird, so muͤssen sie sich hier die Existenz⸗ Mittel zu verschaffen suchen, die sie in Amerika ge— funden haben wuͤrden.“

Man hat dem Quai der Cit? den Namen Quai Napoleon, und der Straße Chanteraine die Benennung Rue de la Victoire wiedergegeben, die sie zu der Zeit erhielt, als Napoleon nach seiner Ruͤckkehr aus Aegypten das kleine Hötel Josephinens in jener Straße bewohnte. Buonaparte verließ dasselbe erst . dem 13ten Brumaire, um den Palast der Konsuln zu be— ziehen.

Aus Toulon meldet man vom 18ten d. M: „Das Linien— schif „Duquesne“ und die Fregatte „Astrolabe“ sind im Ange— sichte des Hafens; beide Schiffe gehoͤren zu der Division der Levante, die nach Frankreich zuruͤckkehrt. Sie uͤberbringen einen Theil der ungluͤcklichen Schiffbruͤchigen des „Superbe.“

Aus Oran meldet man v. 9. d. einen jehr traurigen Vor—

gall, der sich daselbst am 6. mit einer Abtheilung Afrikanischer

Jäger zugetragen hat. Dieselben unternahmen, 25 Mann stark, von einem dortigen Blockhause aus, wie solches bisher haufig geschah, eine Recognoscirung. Nach kurzem Marsche erblickten sie einige 50 Beduinen zu Pferde die sich bei ihrer Annaherung in Schlachtordnung ausstellten. Das Jäger⸗-Peloton zog sich zuruͤck und der Anfuͤhrer derselben ließ Herrn von Thorigny, den Eskadrons-Chef der Afrikanischen Jager davon benachrichtigen, welcher ihnen mit dem Rest seiner Truppen zu Huͤlfe eilte, um Jagd auf die Beduinen zu machen. Die Araber, statt das Ge— fecht anzunehmen, zogen ö. zuruͤck, und Herr v. Thorigny folgte ihnen mit den Seinigen, Plotzlich uͤberfiel die Unsrigen die Furcht /

daß sie sich zu weit vorgewagt; man wandte sich, um dem Blockhause wieder zuzueilen. Allein es war zu spaͤt. Schon umringten

Tausende von Beduinen, aus dem Stamme der Carabas, die

kleine Anzahl Jager. 23 Franzosen, unter welchen ein Lieute— nant, wurden die Kopfe abgeschnitten; an 50 Pferde wurden getoͤdtet oder genommen. Außerdem zählen die Franzosen 40 Verwundete, von welchen bereits 2 gestorben. Um 9 Uhr Mor— gens erhielt General Desmichels Nachricht von dem Zustande der Dinge. Er befahl sofort, den Jaͤgern zu Huͤlfe zu eilen. Die zu dem Ende ausgesendeten Truppen fanden jedoch das Feld bereits geraͤumt; die Beduinen hatten sich entfernt. Nur die verstuͤmmelten Leichname der Franzosen bedeckten den Kampfplatz.

Paris, 25. Jan. Der gestrige Minister-Rath, in wel— chem der Konig den Vorsitz fuͤhrte, dauerte von 11 bis 2 Uhr. ö demselben arbeitete der Koͤnig mit dem Minister des Innern.

Heute sind plötzlich alle Geruͤchte von einem Minister⸗Wech⸗ sel verstummt, und saͤmmtliche Blaͤtter stimmen darin uͤberein, daß die Minister entschlossen seyen, ihre Portefeuilles zu behal⸗ ten. Der Constitutionnel sagt: „Man versichert, daß gestern Abend nach einem stuͤrmischen Conseil die Minister sich im Ge⸗— fuͤhl der gemeinschaftlichen Gefahr versoͤhnt und sich gegenseitig

rersprochen haben, alle ihre Zwistigkeiten zu vergessen und wo

weisung seiner Eingabe an den Großsiegelbewahrer.

möglich bis zum Schlusse der Session übereinstimmend zu han—

deln. Da man uͤbrigens dem in den Bureaus der Deputirten— Kammer erhobenen Sturm die Stirn bieten, oder denselben beschwichtigen mußte, so haben die Minister beschlossen, sich saͤmmtlich in den Schooß der Budgets-Kommission zu begeben, sich bestimmt und deutlich mit ihr zu verstaͤndigen, und, wenn es nicht anders seyn kann, alle fuͤr nothwendig erachteten Re— ductionen anzunehmen.“ Das Journal des Débats be— schraͤnkt sich auf folgende Worte: „Die Geruͤchte von einer Veranderung des Ministeriums fingen heute Morgen an, an Konsistenz zu verlieren.“

In der Pairs-Kammer wurde heute die Kommission zur Pruͤfung des Gesetz-Vorschlages uͤber die Abschaffung der Ma— sorate in folgender Weise zusammengestellt: Die Herzoge von Bassano und von Choiseul, die Grafen von Bastard, von Hau⸗ berfart, Roederer und von Tascher, und Herr Zangiacomi. Hiernaͤchst berichtete der Graf Portalis uͤber den Gesetz⸗Entwurf wegen Reerganisation des Staats-Raths und trug auf die An⸗ nahme desselben mit einigen unwesentlichen Veraͤnderungen an. Den Beschluß der Sitzung machten verschiedene Bittschriften— Berichte. Auch in der Deputirten Kammer waren heute mehrere Bittschriften⸗Berichte an der agesordnung, und die offentlichen Tribunen waren ungewöhnlich stark besetzt, weil nian wüßte, daß die Adresse der in Havre gelandeten Polen zum Vortrage kommen wuͤrde, Zuerst abet wurde über die Pe. tition des ehemaligen Bataillons-Chefs Vecchiarelli berichtet, der sich daruber beschwert, daß der Großsiegelbewahrer ihm die Eigenschaft eines naturalisirten Franzosen streitig machen wolle, und deshalb die Vermittelung der Kammer in Anspruch nimmt. Der Berichterstatter Herr Keratry suchte zu beweisen, daß der Bittsteller die zur Erlangung eines Maturalisations-Patents er= forderlichen Foͤrmlichkeiten nicht erfůilt habe; wenn auch Herr Vecchiarellt wahrend der letzten Revolution in den Reihen des Volkes mitgefochten und sich dadurch das Juli-Kreuz erworben habe, so verleihe ihm dies noch nicht die Rechte, die einem Franzdsischen Burger zuständen. Ueberdies halte die Bittschrif⸗ ten- Kommission fich fuͤr inkompetent in dieser Angelegenheit, und sey daher einmuͤthig der Ansicht, daß die Kammer daruber zur Tagesordnung schreiten muͤsse. Herr Duleng nahm sich dagegen des Herrn Vecchiarelli an, und stimmte fuͤr die Ueber⸗ i erer bemerkte, es habt zwar seine Richtigkeit, daß dem Bittsteller im Jahre 1831 die Erlaubniß ertheilt worden sey, in Frankreich sei— nen Wohnsitz aufzuschlagen, indessen sey die desfallsige Koͤnial. Verordnung im v. J. zuruͤckgenommen worden; im Uebrigen

verleihe eine solche Verordnunz nicht den Genuß der buͤrgerlichen

Rechte; sie sey nichts als ein Erlaubniß Schein, den man einem Ausländer, von welchem man eine gute Meinung habe be— willige, ihm aber wieder entziehe, sobald er diese Mei⸗ nung nicht mehr xrechtfertige. Herr Salsverte hbestritt dem Minister das Recht, eine solche Verordnung wieder zurückzunehmen. Auch Herr Garnier-Pages äußerte sich ln diefem Sinne, und nahm sich uberhaupt des Bittstellers mit vielem Eifer an; eben so Herr Odilon-⸗Barrot. Als es indessen zur Abstimmung kam, wurde die Petition des Vecchia— rielli mit starker Stimmen Mehrheit durch die Tagesordnung beseitigt, was eine anhaltende Bewegung im Saale erregte. Jetzt kam die Reihe an die Adresse der in Havre befindlichen Polen, die um die Erlaubniß bitten, in Frankreich bleiben zu dürfen. Es war ebenfalls Herr Kératry, der daruͤber berichtete; er wurde in seinem Vortrage mehrmals durch Zeichen der Miß— billigung auf der linken Seite unterbrochen. „Glauben Sie mir,“ Kußerte er unter Anderm, „das Unglück der Polen geht uns eben so nahe, wie irgend Einem; aber die Unterstuͤtzung fur die Polnischen Fluͤchtlinge beläuft sich schon jetzt jährlich auf 13 Mill.; wollten wir daher noch eine größere Anzahl bei uns aufnehmen, so mußte neuerdings ein bedeutender Fonds dazu angewiesen werden.“ Der Berschterstatter stimmte schließlich fuͤr die Tages⸗ ordnung. Der General Lafayette suchte das Mitgefuͤhl der Kammer fuͤr die Polnischen Fluͤchtlinge zu erregen. Er verlangte zuletzt die Ueberweisung der Bittschrift an die Minister des Krie⸗ ges und des Innern. Der Graf von Argout hielt dies für uͤberflüßfsig, da die Regierung bereits Alles ge— than, was die Menschlichkeit ihr geboten habe. Nachdem er im Allgemeinen das Verfahren der Regierung gegen die Polnischen Fluͤchtlinge gerechtfertigt, ging er. näher auf die betreffende Bittschrift ein. (Einen Auszug aus seinem Vortrage und den Schluß-Verhandlungen uͤber diesen Gegen⸗ stand behalten wir uns vor. Eine Abstimmung war bei dem

Schlusse dieses Berichts noch nicht erfolgt)

Der von dem Marschall Soult vorgelegte Gesetz-Eatwurf über die Reserve der Armee ist von der mit der Pruͤfung des— selben beauftragten Kommission verworfen worden; man finder die Abfassung desselben unklar und die Ausführung zu kostspie— lig. Da indessen der Grundsatz der. Bildung einer Reserve an und fuͤr sich von den Kommisstons-Mitgliedern gebilligt wird, so glaubt man, daß sie einen neuen Gesetz- Entwurf an die Stelle 1. * dem Kriegs-Minister vorgelegten, in Antrag bringen

erden.

Herr Passy ist zum Praäͤsidenten der Budgets⸗Kommisston

ernanüt worden, welche Wahl die Oppositions-Blaͤtter als eine neue Niederla e des Ministeriums betrachten. Die 36 Mitglieder der Budgets-Kommission haben sich auf folgende Weise in ihre Arbeiten getheilt: Finanzen. Die Herren Mosbourg, Duchatel, Legrand, Salverte, Calmon, Odier und Sapey. Oeffentlicher Unterricht, Justiz und auswärtige Angelegenheiten. Die Herren Chasles, Du— bois⸗Apymsé, Eschasseriaux, d'Orsan, Gillon, Montozon und Four— nier. Innere Angelegenheiten, Handel und oͤffentli— che Bauten. Die Herren Hektor d' Aulnay, Pelet, Reynard, Duvergier de Hauranne, Bailliot, Martin und Cunin⸗-Gridaine. Krieg. Die Herren Odilon-Barrot, Demeufve, Camille Pẽe— rier, Baude, Genin, Lepelletier d Aulnay, Gouin und Passp. Marine. Die Herren Piscatory, Bresson, Ganneron, Au— guis, Roger, Rihouet und Karl Dupin.

Der Indicateur will nachstehende Details von einigen Per⸗ sonen erhalten haben, die Madrid am 16ten d. Abends verlassen hatten: „Zwischen Mondragon und Bergara wurde der Kabinets— Courier des Herrn von Rayneval angehalten; die Insurgenten fuͤhrten ihn in das Gebirge nach der Gegend von Onata zu, wo sich ihr Chef Ansa befand, der unter den Befehlen Zabala's steht. Dieser Chef behandelte den Courier und die Personen, denen wir diese Details verdanken, sehr artig. Er verlangte nur ihre Briefe zu sehen, und obgleich er geneigt war, die an die Franzoͤsische Regierung gerichteten zu respektiren, so fiel es ihm doch auf, daß so viele einzelne Packete an Herrn von Broglie adressirt waren. Er vermuthete, daß dieselben wohl fuͤr andere Personen bestimmt seyn moͤchten, und erbrach daher einige. Es fand sich denn auch wirklich, daß sich unter dem Couvert Briefe an den Spanischen Botschafter, an den Polizei⸗Praͤfekten Herrn Gisquet, und an den Marschall Soult befanden. Erst nachdem er von dem Inhalte dieser ver— schiedenen Briefe Kenntniß genommen, erlaubte er dem Cou— rier, mit den Briefen fuͤr die Franzoͤsische Regierung seinen Weg fortzusetzen. Merkwürdig war es, daß die Insurgenten erst durch diese Depeschen den Sturz des Ministeriums Zea erfuh— ren. Beim Abgange des Couxiers von Madrid war die Stadt vollkommen ruhig. Die Entlassung Zea's hatte große Freude verbreitet. Man versicherte daselbst, daß, obgleich Bur— gos fuͤr jetzt Minister des Innern geblieben sey, er doch unver— zuͤglich durch den Grafen von Torreno, einen vertrauten Freund des neuen Premier-Ministers, ersetzt werden wuͤrde. Der Letz— tere hat sein Amt nur unter gewissen Bedingungen angenom— men, von denen nachstehende die vorzuͤglichsten sind: 1) Unver— zuͤgliche Zusammenberufung der Cortes por estamentas, aber mit den Veränderungen, welche die Zeit -Umstaäͤnde erheischen; 2) die Anerkennung der Unabhängigkeit der Amerikanischen Ko— sonieen; und 3) die foͤrmliche Anerkennung der Donna Maria als Koͤnigin von Portugal. Uebrigens glaubt man, daß das Ministerium, wie es jetzt zusammengesetzt ist, bald noch theil— weise Veraäͤnderungen erfahren werde.“

In einem Schreiben aus Bay enne vom 20sten d. M.

heißt es: „Der Zustand der Baskischen Provinzen ist noch im— mer derselbe. Die Insurgenten verlieren den Muth nicht, und es steht zu befuͤrchten, daß sie sich bei Annaherung der schoͤnen Jahreszeit noch mehr ausdehnen werden, wenn anders die Re—⸗ gierung nicht kraftige Maßregeln zur Unterdruͤckung dersel— ben ergreist. Der Spanische Admiral Don CTayetano Valdes, Praͤsident der Regentschaft unter der Cortes-Re— gierung, ist von London hier angekommen, um sich nach Madrid zu begeben; ihm ist kuͤrzlich durch ein Dekret der Koͤnigin⸗Regentin die Ruͤckkehr nach Spanien erlaubt wor— den. Man versichert, daß der Graf von Florida-Blanca zum Spanischen Botschafter in Paris ernannt werden wird. ö heute noch spricht man von einer Gaͤhrung in Barcelona. Das Volk ruft daselbst: Es lebe die Constitution und die Un— abhängigkeit! Die Truppen hatten bei Abgang des Couriers keinen Antheil an der Bewegung genommen. Der General Llander befand sich auf dem Lande. Nachschrift. Es sind Briefe aus Barcelona vom 18ten eingegangen. Sie melden, daß das Volk allerdings Tages zuvor sehr aufgeregt gewesen sey, und es besonders auf die Mönche abgesehen gehabt habe; daß aber Llander mit dem Ayuntamiento sich unter die Gruppen ge— mischt, und die Ordnung wiederhergestellt habe. Am 18ten traf die Nachricht von der Veraͤnderung des Ministeriums in Bar— celona ein, und wurde durch oͤffentliche Freuden⸗Bezeugungen ge— eiert.“ f Aus St. Sebasttan schreibt man unterm 18ten: „Die Insurrection macht in Navarra rasche und Besorgniß erregende Fortschritte. Die Insurgenten⸗Haufen nehmen mit jedem Tage zu, und ihre Requisitionen an Lebensmitteln und Equipirungs-Ge— genstaͤnden haben kein Ende; jede Stadt, jede Dorfschaft muß in bestimmten Fristen eine gewisse Anzahl von Rationen und Kleidungsstuͤcken herbeischassen, und merkwuͤrdig ist die Punkt⸗ lichkeit, mit welcher die Einwohner, so sehr sie auch des Buͤr— gerkrieges muͤde sind, diesen Anforderungen genuͤgen. Der Ge— neral Butron hat das Kommando in unserer Stadt an die Stelle des Generals Castañon uͤbernommen.“

Der Griechische Botschafter am Großbritanischen Hofe, Herr Spiridion Trikupi, ist am 18ten d. M. mit seiner ganzen Familie von Toulon, wo er Quarantaine gehalten hat, in Mar⸗ seille angekommen.

Der National, der seit einigen Tagen die Unterschrift des Herrn Conseil trägt, enthalt heute wieder einen Bericht nber