1834 / 43 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

stie!“ Stimme von der rechten Seite. „Die Chouans mögen erst die Waffen niederlegen; dann wird man sehen!“ Herr von Lamartine: „Eine umnfassende und getreu beobachtete Amnestte. Eine solche moge die Kammer verlangen, und die Regierung verkuͤn⸗ den; sie mogen die ohnmächtigen Versuche aller politischen Mei⸗ nungen mit dem Mantel der Vergessenheit bedecken! (Nein, nein; man weiß, was die guͤtlichen Mittel nach der Juli⸗Revolutton ge⸗ fruchtet haben!) Ich beschuldige die Regierung nicht, daß sie die Meinungen verfolgt hat; ich weiß, daß sie es oft versucht, dem ab⸗ schuͤssigen Pfad der Reactionen zu widerstehen; aber mit derselben Freimüͤthigkeit muß ich bekennen, daß die Regierung noch nicht ein⸗ gesehen zu haben scheint, welche Kraft in der Groößmuth einer er⸗ habenen Politik liegt. Die Großmuth theilt sich bei uns leicht den Massen niit. ünd es wurde fo schoͤn, so neu und so leicht seyn eln Volk durch seine Tugenden zu regieren, daß man es doch endlich versuchen sollte, ware es auch nur zur Ehre des Menschen⸗Geschlech⸗ tes! Ich stimme fuͤr den Gesetz⸗Entwurf, aber gegen den 3ten Ar— tikel, der den Unteroffizieren der Gendarmerie eine außerordent⸗ liche Gewalt verleiht.“

Nach einigen Bemerkungen der Herren Pelet, Dubois und des Ministers des Innern, welcher Letzterer erklaͤrte, daß das vorliegende Gesetz durchaus nicht von Dauer seyn, son— dern nur so lange in Kraft bleiben solle, als der Zustand der westlichen Provinzen dasselbe nothwendig mache, wurde der äste Artikel in folgender Abfassung angenommen: „Es wird dem Kriegs-Minister auf das Budget fuͤr 1834 ein außerordentlicher Kredit von 1,446, 00 Fr. zuͤr einstweiligen Vermehrung des Effektiv-⸗Bestandes der Gendarmerie zu Fuß bewilligt.“ Die Berathung uͤber den 2ten Artikel wurde auf die nächste Sitzung verschoben.

Herr Dupin, Deputirter der Niévre, hat 229 Bittschriften, welche die Aufrechthaltung des Bisthumes Nevers zum Gegen⸗ stande haben, auf das Bureau der Deputirten⸗Kammer niederge— legt. Diese Bittschriften sind von zäß Maires oder Adjunkten, von 777 Municipalräthen, 479 Offizieren und Unteroffizieren der National-Garde, 4779 Wählern u. s. w. unterzeichnet.

Das Journal des Débats kommt noch einmal auf die Angelegenheit des Herrn Dulong zuruͤck, und macht darauf auf⸗ merksam, wie abgeschmackt es sey, den Namen des Koöͤnigs in diese Sache zu mischen. in. findet das genannte Blatt es Unrecht von dem General Rumigny, daß er an dem Duell Theil genommen habe. „Herr von Rumigny“, sagt das Journal des Débats, „ist Adjutant des Königs. Muͤssen die Pflichten, welche ihm diese Stellung im Interesse des Koͤnigs und des Landes auferlegt, nicht allen anderen voranstehen, besonders aber denen, die ihn in den Streit des General Bugeaud verwickel⸗ ten? Aber noch mehr: Herr von Rumigny hatte waͤhrend jener verhaͤngnißvollen Woche den Dienst; seine Wohnung war in den Tüilerieen; er konnte daher an jenem Streit nicht Theil nehmen, ohne denselben gewissermaßen auf's Schloß zu ver— pflanzen, ohne das Auge und die Kontrolle der Parteien dort— hin zu lenken. Und endlich konnte der General Rumigny, als é den General Bugeaud nach dem Kampfplatze begleitete, dies nicht ohne eine besondere Erlaubniß des Königs thun. Wir versichern aber, daß der Konig diese Erlaubniß nicht ertheilt hat, und daß er sie verweigert haben wuͤrde, wenn der General Ru⸗ migny sie verlangt haͤtte. Wir versichern ferner, daß Herr von Ruͤmigny dem Könige uͤberhaupt kein Wort davon gesagt hatte, daß er persoͤnlich an dem Duell Theil naͤhme, und daß der Koͤ— nig dies erst in dem Augenblicke erfahren hat, wo der General Rumigny ihm uͤber den ungluͤcklichen Ausgang des Kampfes Bericht erstattete. Wir sagen noch mehr: Der Koͤnig hat diese Verletzung der militairischen Disciplin von Seiten seines Adju⸗ tanten getadelt, und um so stärker getadelt, je betruͤbter er uber das Resultat des Kampfes war.“

Der Herzog von Mouchy, vormaliger Capitain der Garde du Corps Katls X., ist gestern hier mit Tode abgegangen.

Nach der Gazette du Midi ist der 666 hall Bourmont in Cagliari in Sardinien, und der Graf von Larochejacquelein auf der Insel Sicilien angekommen.

Aus Baybnne meldet man vom 1. Februar; „Gestern Nachmittag ist ein Englischer Courier aus Madrid durch unsere Stadt gekommen. Er hat die Spanische ,, am 28sten Morgens verlassen. Alles war daselbst vollkommen ruhig. Er war von den Karlisten angehalten, aber seine Depeschen waren respektirt worden. Er uͤberbringt, wie es heißt, den Text eines von Herrn Martinez de la Rosa naͤchstens zu erlassenden poli⸗ tischen Manifestes. Die letzten Briefe aus San Sebastian melden, daß der General- Gouverneur, um das uͤber bie Erinordung eines seiner Mitbuͤrger wuͤthende Volk zu beruhigen, befohlen habe, die dort befindlichen gefangenen Kar— listen sofort vor ein Kriegsgericht zu stellen. Aus Pampelona erfährt man, daß am 26sten ein kleines Treffen zwischen den In⸗ surgenten und den Truppen der Koͤnigin in der Umgegend jener Stadt stattgefunden hat. Es wurden 14 Karlisten gefangen ge⸗ nommen, und 12 derselben sogleich erschossen. Ein Schreiben aus Irun vom 30. berichtet, daß Jaureguy die Insurgenten von Biscaya am 29sten bei Devar nach einem heftigen Wider⸗ stande zerstreut habe, Er soll ihnen außer mehreren Getoͤdteten und Verwundeten einen Verlust von 74 Gefangenen beigebracht

aben.“ ? Der Indicateur de Bordeaux vom, '. Februar ent⸗ haͤlt Folgendes: „Jaureguy ist in Elgoivar eingeruͤckt, um Za— bala und Alsa, die von mobilen Kolonnen verfolgt werden, von dort abzuschneiden. Valdes mit Lorenzo und Orao verfolgen die Navarresischen Insurgenten. Der General Wall haͤlt mit der ganzen Kavallerie die Ebenen besetzt, um sie zu empfangen, wenn sie von den Gebirgen herunter kommen sollten. In Vittoria stehen uͤber 4h00 Mann. Man erwartet Dort noch ein Regiment der Koͤnigl. Garde, welches bereits in Miranda ein—

getroffen ist.“

aris, 5. Februar. Dar Moniteur enthaͤlt Folgendes: „Eine telegraphische Depesche aus Lyon vom 4ten d. M. mel— det, daß die gegen Savoyen unternommen Bewegung beendigt ist. Romarino und sein Haufen, auf 60 Mann zusammenge⸗ schmolzen, haben sich auf die aͤußerste Graͤnze des Genfer Ge⸗ bietes, nahe bei Carraja (Carouge?) geworfen. Gestern Mor⸗ gen um 7 Uhr haben sie das Gewehr gestreckt. Die Expedition hat sich dadurch von selbst aufgeldst.“ ( Ueber diesen Einfall der Polen in Savoyen siehe weiter unten den Artikel Schweiz.) Ueber die gestrige Sitzung der Deputirten⸗Kam mer ist noch Folgendes nachzuholen, Nachdem der Oberst Pa ixh ans seinen Bericht ber den Gesetz- Entwurf wegen der buͤrgerlichen Lage der Offiziere beendigt hatte, mußte die Sitzung eine Zeitlang suspendirt werden, da die Versammlung nicht vollzählig war. Als hiernaäͤchst die Berathung uͤber den Gesetz-⸗Entwurf wegen der Vermehrung der Gendarmerie wieder aufgenommen wurde, trug der Baron Mercier darauf an, den 2ten Artikel wegen Be⸗ willigung eines Zuschusses von göä,5sS76 Frs. fuͤr die Unterhal— tung von zwei Schwadronen und 93 Brigaden reitender Gen⸗ darmerle nicht eher zu votiren, alt bis der Kriegs⸗Minister die

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Koͤnigliche Verordnung, wodurch bereits am Schlusse des vori⸗ gen Jahres diese Vermehrung der Gendarmerie provisorisch ver⸗ fuͤgt worden, vorgelegt haben wuͤrde. Herr J. Lefevre wider⸗ setzte sich diesem Antrage, der sich darauf gruͤndete, daß die ge— dachte Verordnung von den Ministern zu einer Zeit extrahirt worden, wo die Kammern versammelt gewesen waren. Herr Leféevre suchte nun zu beweisen, daß der Kriegs⸗Minister in dem vorliegenden Falle genoͤthigt gewesen sey, ohne das Zuthun der Kammer zu handeln. Herr Odilon-Barrot tadelte es dage—⸗ gen, daß die Regierung in dem betreffenden Gesetz-Entwurfe zwei verschiedene Gegenstaͤnde mit einander verschmolzen habe, namlich eine Indemnitaͤts-Bill fuͤr eine bereits verfuͤgte Aus— gabe und die Forderung einer noch zu machenden Ausgabe; ein sol⸗ ches Verfahren streite gegen jede gute Rechnungsfuͤhrung, und die Regierung haͤtte also zwei hesondere Gesetz⸗Entwuͤrfe vorle— gen sollen. Herr Havin theilte diese Ansicht und verlangte deinnach, daß man den zweiten Artikel des Gesetz- Entwur— fes noch einmal an die betreffende Kommission verweise. In der Absicht, diese Verzoͤgerung zu hintertreiben, er— griff darauf der Minister des Innern das Wort, üm auf den Nutzen hinzuweisen, den die provisorisch er⸗ richteten 2 Schwadronen und 93 Brigaden Gendarmerie bereits dem Lande geleistet haͤtten. Eine dieser Schwadronen, bemerkte er, stehe in Marseille und ß Brigaden waren unter die verschiedenen suͤdlichen Departements vertheilt. Die zweite Schwadron stehe in Nantes und die anderen 47 Brigaden be⸗ fanden sich in den westlichen Departements. „Die Ereignisse in Spanien“, fuͤgte der Minister hinzu, „haben uns uͤberdies genoͤthigt, laͤngs der ganzen Graͤnze einen Gendarmerie-Dienst einzufuͤhren, um heute die Anhaͤnger des Don Carlos, die, von den Truppen der Koͤnigin gedraͤngt, auf Franzoͤsischen Boden übertreten, morgen die Truppen der Koͤnigin, die, von den Kar— listen verfolgt, in Frankreich Zuflucht suchen, in Empfang zu nehmen, zu entwaffnen und nach dem Innern des Landes abzu— fuͤhren, indem ihre Gegenwart an der Graͤnze sehr gefaͤhrlich seyn würde! Wollten Sie nun den Ihnen gemachten Vorschlag verwer— fen, so wuͤrden Sie sich der Gefahr aussetzen, daß Frankreich von einer Masse unbemittelter, zuweilen wohl gar dem Verbrechen ergebener Fluͤchtlinge uͤberschwemmt wuͤrde, und die Regierung würde alsdann ihrerseits fuͤr den Unfug, der an Personen und Eigenthum veruͤbt werden mochte, nicht verantwortlich gemacht werden können.“ Nachdem auch noch der Handels-Minister sich der Absicht, den erwahnten zweiten Artikel noch einmal der Kommission zuzuweisen, widersetzt hatte, wurde dieser Artikel un⸗ veraͤndert mit großer Stimmen Mehrheit angenommen. Der Ite Artikel, der von den polizeilichen Befugnissen der Quartier meister und Unter-Offiziere der Gendarmerie handelt und gegen welchen sich bereits Tags zuvor Herr v. Lamartine so eifrig hatte vernehmen lassen (S. oben), veranlaßte jetzt auch noch den Ge— neral Stroltz, das Wort zu ergreifen, um die Nachtheile her⸗ vorzuheben, die daraus hervorgehen wurden, wenn man außer den? Quartiermeistern auch noch den Unter⸗-Officieren, wie solches die Absicht der Kommission sey, in den Departements der Norbkuͤsten, der beiden Sevres, des Finisterre, der Ille-und-Vilaine, der Niedern Loire, der Maine und Loire, der Mayenne, des Morbihan, der Sarthe und der Vend e die gerichtspolizeilichen Befugnisse einraͤumen wollte, Nach eini⸗ gen Bemerkungen des Herrn Giraud im entgegengesetzten Sinne, wurde zunaͤchst uͤber die Frage, ob diese Befugniß den Quartier⸗ meistern zu bewilligen sey, abgestimmt, und dieselbe bejah end entschieden. Ueber*dieselbe Frage in Bezug auf die Unter⸗Offi⸗ ziere war die Kammer getheilt, so daß mittelst Kugelwahl daruͤber abgestimmt werden mußte. Das Ergebniß derselben war 161 Stimmen fuͤr, und 149 wider den Antrag, so daß dieser mit ei⸗ ner Majoritaͤt on 12 Stimmen angenommen wurde. 1 ate und letzte Artikel des Gesetz-Entwurfes, wonach die im Zten Artikel enthaltenen Bestunmungen nach dem Antrage des Herrn Salverte außer Kraft treten sollen, wenn sie nicht in der nächten Session erneuert werden, ging nach einer kurzen De— batte mit starker Stimmen-Mehrheit durch, was in sofern einige Sensation erreste, als die Regierung in ihrem Vorschlage den betreffenden Termin bis zum Jahre 1836 hinausgeruͤckt hatte. Die Annahme des ganzen Gesetz⸗Entwurfes erfolgte sodann mit 212 gegen 57 Stimmen.

In der heutigen Sitzung, zu der sich eine ungewohnliche Menge von Zuhoͤrern auf den offentlichen Tribunen eingefunden hatten, und in welcher auch Herr Bugeaud auf wenige Minu— ten erschien, kuͤndigte zunaͤchst der Präsident der Versammlung an, daß Herr Dupont von der Eure seine Entlassung eingereicht habe. „Lesen Sie den Brief!“ erscholl es sofort von allen Sei— ten. Zwar machte der Praͤsident die Bemerkung, daß das Schrei— ben 3 bis 3 Seiten lang sey und Herr Garnier-Pagas wider setzte sich ausdruͤcklich der Mittheilung desselben als dem Gebrauche zuwider. Die Masoritaäͤt der Versammlung entschied sich indes⸗ sen fuͤr die Vorlesung. Herr Dupont von der Eure beginnt in seinem Schreiben (dessen aussuͤhrliche Mittheilung wir uns vor— behalten) damit, daß er an das traurige Ereigniß erinnert, das ihm seinen innigsten Freund entrissen habe. Politische Gruͤnde, faͤhrt er sodann fort, haͤtten ihn schon laͤngst zu dem Entschlusse bewogen, seinen Abschied als Deputirter zu nehmen, jetzt aber wuͤrde er vollends nicht mehr in der Kammer erschei— nen koͤnnen, ohne bestaͤndig das Schicksal eines theuern Verwand⸗ ten und uneigennuͤtzigen Kollegen vor Augen zu haben. Herr Dupont setzt hiernächst jene politischen Gruͤnde naher aus einan— der; seiner Ansicht nach habe die Juli-Regierung ihren Ursprung verkannt, als sie sich aufs Neue den Restaurations⸗Maͤnnern in die Arme geworfen, und er glaube, daß Maßregeln wie die Ver— setzung der Hauptstadt in den Belagerungs⸗Sustand, die Gefan⸗ genhaltung der Herzogin von Berry, und die stets wachsenden Abgaben, die man vom Lande verlange, endlich eine innere und äußere Politik, die der Regierung nichts weniger als zur Ehre gereiche, hinreichende Gruͤnde fuͤr ihn waͤren, üm sein Amt als Deputirter niederzulegen, Eine lebhafte Bewegung folgte der Vorlesung dieses Schreibens. Herr Bu⸗ geaud, der schon vorher den Saal wieder verlassen hatte, kehrte auch jetzt nicht in die Versammlung zuruͤck. Herr Laffitte entwickelte nunmehr seinen Antrag wegen des Austrocknens der Sümpfe. Der Graf Jaubert bekaͤmpfte denselben in einer sehr ausfuͤhrlichen Rede, in der er jenen Vorschlag unter Ande— rem auch als einen Eingriff in die Rechte des Privat⸗Eigen⸗ thums darstellte. Nachdem Herr von Tracy sich gerade im entgegengesetzten Sinne geaͤußert und die Ausfuͤhrung der von Herrn Lafitte gemachten Proposition als vom groͤßten Nutzen für den Ackerbau dargestellt hatte, beschloß die Versammlung, den Antrag in Erwägung zu ziehen. An der Tagesordnung waren jetzt die Berathungen uͤber den Gesetz⸗ Entwurf wegen der oͤffentlichen Ausrufer. Herr Pages nicht Herr Garnier⸗ Pages) ließ sich wider denselben vernehmen. Er behauptete, daß die beantragte Maßregel ein Eingriff in die Charte sey, indem in derselben gewissermaßen eine Wiederherstellung der Censur, je⸗

.

denfalls aber eine Beschraͤnkung der Preßfreiheit liege. Giraud ließ sich im entgegengesetzten Sinne vernehmen. Sein Wahlspruch, äußerte er, sey: „Alles fuͤr die Ordnung, Allet wider die Ruhestoͤrer!“ und diesen Wahlspruch muͤsse die Kam, mer auch zu dem ihrigen machen. Der Graf von Sade hielt den Gesetz-Entwurf fuͤr uͤberfluͤssig. Schon lange, meinte er trieben die offentlichen Ausrufer ihr Gewerbe, und noch sa keine Gefahr daraus fuͤr die Regierung entstanden; dagegen würde es bedenklich seyn, dem Volke eine Freiheit zu entzuhen die gewissermaßen schon in seine Sitten uͤbergegangen sey; ö fenbar sey der General-Prokurator von uͤbertriebenen Besorg nissen erfuͤllt; er seinerseits halte dafuͤr, daß die zffenil g. Ausrufer weniger Laͤrm in den Straßen machten, als die Ge muͤse⸗Haͤndlerinnen. (Gelaͤchter. Herr Persil faͤngt an, unruhij . sey um so thoͤrichter, gegen die Ausrufer i Felde zu ziehen, als man täglich Tausende von Journalen ven allen Farben auf allen Punkten Frankreichs frei zirkuliren lasse die Bestimmung des Gesetz⸗ Entwurfes, wonach der Ausruse kuͤnftig die Erlaubniß des Maire einholen solle, sey nichts qt ein verkapptes Mittel, ihn von der Verwaltungs-Behoͤrde ch haͤngig zu machen, denn es gebe bekanntlich keinen Maire, den nicht der Praͤfekt nach seinem Willen lenken koͤnnte. De Großsiegelbewahrer trat zur Widerlegung der Ansichte der Herren Pages und von Sade auf und bemuͤhte sich ng, mentlich, darzuthun, daß der Gesetz- Entwurf die Prehßfreihel nicht beeintraͤchtige. Um 4 Uhr, wo dieser Bericht schlieft befand sich der Minister noch auf der Rednerbuͤhne.

Der bloße Text des Gesetz-Entwurfes uͤber die Paten Steuer, ohne die Einleitung zu demselben, nimmt 13 Spalte des Moniteurs ein.

Herr

Fuͤr das Budget der auswaͤrtigen Angelegenheiten ist Hen

Eschasseriaux, fuͤr das Budget der Justiz Herr Chasles, fuͤr d des oͤffentlichen Unterrichts Herr Gillon, und fuͤr das des N., nisteriums des Innern Herr Duvergier⸗de⸗Hauranne zum Bo richterstatter ernannt worden.

Das Wahl-Kollegium zu St. Sever (Dept. der Hadi hat statt des aus der Kammer ausgeschiedenen Herrn Brethous

Peyron den General-Lieutenant Durieu, und das Wahl Kol

gium zu Vire (Dept. des Calvados), statt des gleich falls gut schiedenen Herrn Lenouvel, den Adsunkten des dortigen Matt, Herrn Deslongrais, zum Deputirten gewaͤhlt. Der Mitbeme ber des Ersteren war der Graf Papin, der Mitbewerber zt Letzteren Herr von Pontecoulant, Sohn des Pairs dieses Mn mens.

Der General Lafayette ist sehr unwohl gewesen; man ht ihm gestern Blutegel gesetzt., Er befindet sich heute besser.

In Brest sollen 21 Offiziere der Marine-Artillerie wenn Insubordination verhaftet worden seyn.

Auf Lloyds Kaffeehause war gestern folgender Auszug i einem Schreiben aus Madrid vom 28sten angeschlagen: „Dr Graf von Torreno ist mit einer außerordentlichen Mission mi Santarem abgereist. Er ist beauftragt, dem Dom Miguel ij Ramen der verwittweten Köoͤnigin zu erklaͤren, daß die Gegaz wart des Don Carlos in irgend einem Theile von Portugal ch ein Akt der Feindseligkeit gegen Spanien betrachtet wennn wurde. Man schreibt sogar aus Santarem, daß die Spmm schen und Portugiesischen Truppen schon handgemein gewonn waren.“

Großbritanien und Srland.

Eröffnung des Parlaments. Am 4. Februar eth neten Se. Majestäͤt in Person die diesjährige Session des Pm

laments. Die Thron-Rede wurde vom Könige mit lauter, m nehmlicher Stimme vorgelesen; Se. Masestaͤt betonten besom

die Stelle, wo von der Entruͤstung uͤber die in Irland neh

regung und politischen Zwietracht die Rede ist.

Oberhauses war mit Damen angefuͤllt.

Von den Pairs aber hatten sich noch nicht sehr V

und Fremde.

zu der Eroͤffnungs Sitzung eingefunden; man will, mit Einschluß nn

Bischoͤfe, nicht mehr als 30 derselben bemerkt haben. Der L Kanzler nahm seinen Sitz gegen auf 2 Uhr ein, zog sich doch bald wieder zuruͤck, um Se. Majestaͤt zu empfangen. N erste Kanonenschuß, als Zeichen der Ankunft des Koͤnigs, wu jedoch erst nach R auf 3 Uhr gehort. halb 3 Uhr ein und nahmen auf dem Throne Platz. Bald di auf erschien der Sprecher des Unterhauses an der Spitze Gemeinen. Nachdem der Lord-Kanzler die Thron⸗Rede dem 9 nige knieend uͤberreicht hatte, wurde dieselbe von verlesen. Sie lautete folgendermaßen:

„Mylords und Herren!

„Indem Ich Sie wiederum zur Erfuͤllung Ihrer hͤh⸗

Pflichten zusammenberufe, rechne Ich mit uneingeschränktem M

trauen auf Ihren Eifer, Ihre Thätigkeit, so wie auf Ihren richtige Theilnahme an den oͤffentlichen Interessen und auf MM

Festigkeit in dem Bestreben, die bestehende Landes⸗Verfassn auf ihren alten Grundlagen und in der richtigen ihrer Gewalten zu unterstuͤtzen. Es haben diese

Zeit⸗Abschnitte von aͤhnlicher Dauer.

folge davon zu versprechen. verbleiben noch Ihrer Erwaͤgung; die Ihnen vorzulegenden

richte der Kommifsionen, welche mit der Untersuchung der i Verwaltung und der Wirkungen Armen-Gesetze, so wie des Zustandes der kirchlichen Einku J

schen Corporationen, der

und des Patronates in England und Wales, beschaͤftigt nig .

durften ihnen sehr schaͤtzbare Aufschluͤsse ertheilen, durch die

in den Stand gesetzt seyn werden, die Art und den Umfang o handener Maͤngel und Mißbraͤuche, so wie die Weise zu bis theilen, in welcher die noͤthigen Verbesserungen zu gehoͤriger 1 sicher und mit Nutzen angebracht werden koͤnnen.“ ĩ

„Es ist bestaͤndig das Bestreben Meiner Politik gewell Meinem Volke den ununterbrochenen Genuß der Segnung s des Friedens zu sichern. Ich bin darin durch das gute 1 nehmen, welches zwischen Meiner Regierung und der von Fri reich so gluͤcklich hergestellt wurde, ungemein unterstuͤtzt word und die Zusicherungen, welche Ich von der freundlichen nung der übrigen Maͤchte des Festlandes erhalte, giebt mir 1 trauen zu dem ferneren Erfolg Meiner Bemuͤhungen.“ 0

„Ich habe indessen zu bedauern, daß eine endliche

Se. Majestaͤt traten

Sr. Masje l

Vertheln Eigenschn ganz vornehmlich Ihre Arbeiten in der vorigen Sesston aun zeichnet, in welcher der Erwaͤgung des Parlamentes zahlreih und wichtigere Fragen vorlagen, als zu irgend einem fr Von den Maßregeln, wil demzufolge die Sanction der Gesetzgebung erhielten, war! der schwierigsten sowohl als der wichtigsten die Abschaffung Sklaverei, und die Art und Weise, wie diese Maßregel von len Britischen Kolonieen aufgenommen worden, so wie der schritt, welchen die Ausfuͤhrung derselben bereits auf der ) Jamaica gemacht, giebt Mir Grund, Mir die guͤnstigsten⸗ . Vlele andere wichtige Gegensti⸗

v achung der Streitigkeiten zwischen Holland und Belgien noch nicht bewirkt worden, und daß der Buͤrgerkrieg in Portugal miner noch fortdauert.“ ; .

„Sie können sich versichert halten, daß Ich sorgsam und freudig jede Gelegenheit ergreifen werde, die Mir die Mittel darbietet, einen Zustand der Sicherheit und des Friedens in ländern herbeizufuͤhren, deren Interesse mit demjenigen Meiner Staaten in so innigem Zusammenhange sich befindet.“

„Beim Ableben des Koͤnigs von Spanien habe Ich keinen Anstand genommen, die Nachfolge der Infantin, seiner Tochter, anzuerkennen; mit der groͤßten Aufmerksamkeit werde Ich den Fortschritt von Ereignissen beobachten, welche auf eine Regie— rung einwirken konnen, deren friedliche Begruͤndung von der zcsten Wichtigkeit, sowohl fuͤr England, als fuͤr die allgemeine ee, von Europa ist.“

„Der Frieden der Tuͤrkei ist seit der letzten Uebereinkunft mit Mehmed Ali nicht unterbrochen worden und wird, wie Ich das Vertrauen hege, durch keine neue Veraͤnderungen bedroht

erden.“ '. „Es wird Mein Bestreben seyn, jeder Veranderung in den Verhaͤltnissen jenes Reiches mit anderen Maͤchten, wodurch seine fänftige Dauer und Unabhängigkeit gefährdet werden koͤnnte, vorzubeugen.“ „Herren von Hause der Gemeinen.

Ich habe befohlen, daß Ihnen die Anschläͤge fuͤr das fol⸗ gende Jahr vorgelegt werden sollen. Sie sind mit Ruͤcksicht auf die strengste Sparsamkeit und auf solche Einschraͤnkungen ent— worfen, die dem offentlichen Kredite nicht nachtheilig seyn koͤn⸗ nen. Ich hege das Vertrauen, daß Ich auf Ihre erleuchtete Va— terlandsliebe, so wie auf die freudige Beistimmung Meines Vol⸗ tes rechnen kann, wenn es darauf ankommt, die Mittel zu be— schafen, welche zur Aufrechthaltung der Ehre Meiner Krone und bas Interesse Meiner Staaten nothwendig seyn moͤchten. Die Nachweise, welche Ihnen uͤber den Zustand des Einkommens im Vergleich mit den Ausgaben vorzulegen sind, werden höoͤchst zu⸗ sriedenstellend befunden werden.“

„Mylords und Herren.

Ich habe die Fortdauer der Noth unter den Land-Eigen— thuͤmern zu beklagen, wiewohl in anderen Hinsichten der Zu— stand des Landes, sowohl in Betreff seiner inneren Ruhe, als seines Handels und seiner Fabriken, das ermunterndste Bild sortschreitender Verbesserung gewaͤhrt.“

„Die in der vorigen Session durchgegangenen Gesetze zur Ausführung verschiedener heilsamen und abhelfenden Maßregeln in Irland sind jetzt in Wirksamkeit, und fernere Verbesserungen duͤr— sen von den Kommissionen erwartet werden, die zur Untersu— chung anderer wichtigen Gegenstaͤnde ernannt worden sind. Ich empfehle Ihnen die baldige Erwägung einen Ausgleichungs⸗Art der Zehnten in jenem Theile des Vereinigten Koͤnigreichs, wodurch sede gerechte Ursache zur Beschwerde ohne Verletzung der Rechte und des Eigenthums irgend einer Klasse Meiner Unterthanen, oder irgend einer Institution in Kirche und Staat, beseitigt wird.“

„Die oͤffentliche Ruhe ist im Allgemeinen erhalten worden, und der Zustand aller Irlaͤndischen Provinzen bietet im Ganzen einen viel guͤnstigern Anblick dar, als zu irgend einer Zeit des vorigen Jahres. Jedoch habe Ich mit dem Gefuͤhle innigen Bedauerns und gerechten Unwillens die Fortdauer von Versu— chen wahrgenommen, welche das Volks jenes Landes dazu auf— regen sollen, die Aufhebung der legislativen Unien zu verlangen.“

„Ich habe bereits erklaͤrt, daß es Mein fester und unab—

inderlicher Entschluß sey, dieses Band unserer nationalen Macht

und Sicherheit mit Huͤlfe der goͤttlichen Vorsehung durch alle Mir zu Gebot stehende Mittel unverletzt zu erhalten.“ „Ich darf nicht zweifeln, daß die eifrige und erfolgreiche

immer forldauernden Machinationen zur Unterhaltung der Mitwirkung Meines Parlamentes und Meines Volkes Mich in

Das Innere Zur Linken des Thron n n , sah man den Fuͤrsten Talleyrand, den Fuͤrsten Esterhazn, n gegen den Staat, so wie Mißtrauen und Feindschaft zwischen Freiherrn v. Buͤlow und mehrere andere ausgezeichnete Diplomm J )

der Geist des Ungehorsams zuzuschreiben, der obwohl fuͤr jetzt

diesem Beschlusse unterstuͤtzen werde.“ „Den Kunstgriffen, die man angewandt hat, um Abneigung

den Voͤlkern der beiden Laͤnder hervorzurufen, ist hauptsaͤchlich

großentheils durch die Macht des Gesetzes in Schranken gehal— fen, sich doch in vielen Faͤllen nur allzusehr kundgegeben hat.“

„Fuͤr niemand mehr, als fuͤr die getaͤuschten Werkzeuge der auf eine ungluͤckliche Weise dergestalt bewirkten Aufregung, ist die Fortdauer eines solchen Geistes von den verderblichsten Fol⸗ gen. Die vereinigten und kraͤftigen Bemuͤhungen der Loyalen und Wohlgesinnten zur Unterstuͤtzung der Regierung sind drin— gend erforderlich, um einem Shsteme der Aufregung und Ge— walt ein Ende zu machen, welches, so lange es dauert, den Frie— den der Gesellschaft zerstoͤrt und, falls es Erfolg hat, unvermeid— lich verderbenbringend fuͤr die Macht und die Sicherheit des Vereinigten Königreiches ist.“

Als der König die Thron⸗-Rede beendigt hatte, kehrten die Gemeinen nach dem Unterhause zuruͤck, wo an der Tafel des— selben die Rede nochmals verlesen wurde, und worauf sich das Haus bis 5 Uhr Abends vertagte.

Nachdem Se. Majestaͤt sich aus dem Oberhause entfernt atten, wurde die Thron-Rede noch einmal von dem Lord-Kanz, er und dann zum drittenmale von dem Secretair des Hauses verlesen. Darauf erhob sich der Herzog von Sutherland, um auf die Adresse anzutragen. Er rekapitulirte den Inhalt der Thron-Rede; bei den auswaͤrtigen Verhaͤltnissen erging er sich in Lobeserhebungen der Franzoͤsischen Regierung, in— dem er meinte, das jetzige System derselben zeige offenbar, daß sie entschlossen sey, Maßregeln ins Werk zu setzen, welche die Erhaltung der Ordnung und die Befoͤrderung des Wohls der Nation zum Zweck haͤtten. Dann von Portugal sprechend, aͤußerte er, daß, wie man auch uͤber die Thronfolge in diesem Lande denken moge, man doch uͤber die Fortdauer des Buͤrgerkrieges daselbst und uͤber die Art, wie derselbe gefuͤhrt werde, allgemein entruͤstet sey; bei den inneren Angelegenheiten beruͤhrte er namentlich die Armen-Gesetze, als einen der wich⸗ tigsten Gegenstände, die zur Berathung des Parlaments kom— men wuͤrden; der jetzige schlechte Zustand derselben, sagte er, sey zu arg, um uͤbergangen zu werden, die eingerissenen Miß⸗ braͤuche hätten zu den beklagenswerthesten Folgen gefuͤhrt, und eine Abstellung derselben sey nothwendig, wenn man auch nicht allzu hastig dabei zu verfahren habe. Der Redner verlas so— dann den Adreß-Entwurf, der fast eine bloße Wiederholung der Thron-Rede war, und wurde in seinem Antrage von Lord Ho⸗ ward von Effingham unterstuͤtzt.

Im Unterhause nahm um 4 Uhr der Sprecher den Praͤs̃tdentenstuhl ein und zeigte dem Hause an, daß seit der letz⸗ ten Session fuͤr York, Huddersfield, Leeds und East⸗Somerset neue Wahl⸗Ausschreiben erlassen worden seyen. Herr Fleetwood, Parlaments-Mitglied fuͤr Preston, der in der vorigen Session wegen Krankheit nicht hatte erscheinen koͤnnen, und das neue Parlaments-Mitglied fuͤr Huddersfield, Herr Blackburne, leiste—⸗ ten sodann den uͤblichen Eid. Herr C. Wood trug auf neue

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Wahl⸗Ausschreiben fuͤr Ayr, Leeds und Dungarvon an. Herr

O Eonnell verlangte ein Verzeichniß von dem Betrag der seit dem Jahr 1814 in Großbritanien und Irland abgeschafften Steuern und Abgaben und kuͤndigte zugleich mehrere Motionen an, die er naͤchstens machen wolle, worunter eine in Bezug auf die Preßfreiheit in Irland und eine andere uͤber eine gesetzliche Auto⸗ risation zur Publicirung richtiger und genauer Berichte von den Parlaments Verhandlungen und zur Bestrafung verfaͤlschter und entstellter Berichterstattungen. . Littleton zeigte an, daß er am 2usten die Aufmerksamkeit des Hauses auf den Zu— stand von Irland lenken werde. Herr S. Lefevre machte so— dann den Antrag auf die Adresse, worin ihn Herr Morrison unterstuͤtzte. Letzterer ließ sich dabei auf eine weitlaͤufige Dar— stellung des, seiner Ansicht nach, jetzt sehr bluͤhenden Zustandes der Englischen Fabriken ein.

London, 4. Februar. Ihre Majsestaͤten kamen gestern Nachmittags von Brigthon im St. James Palast an. Bald darauf war Cour beim Koͤnige, zu der sich saͤmmtliche Minister und die hohen Hof⸗Lhargen einfanden. Der Koͤnig hielt dann eine Geheimeraths-Versammlung, worin die Thron-⸗Rede in schließliche Berathung gezogen und angenommen wurde. Hier⸗ auf stellten Sr. Majestaͤt die Liste der Sheriffs fuͤr das lau— fende Jahr zusammen und ertheilten noch mehreren Ministern besondere Audienzen. Die Herzogin von Kent, die Prinzessin Viktoria, der Herzog von Sussex und die Prinzessin Sophie statteten Ihren Majestaͤten im Laufe des Nachmittags Be— suche ab.

Vorigen Freitag beehrte der Herzog von Cumberland den Preußischen Gesandten mit einem Besuch.

Gestern Abend gaben Graf Grey und Lord Althorp große parlamentarische Diners; bei Ersterem hatte sich eine Anzahl Pairs und bei Letzterem waren 369 Mitglieder des Unterhauses versammelt; alle waren in Staats-Kleidung. Die beiden Minister lasen ihren Gaͤsten die Thron-Rede vor. Unter der Gesellschaft beim Grafen Grey befanden sich die Herzoge von Sussex, von Norfolk, von Grafton, von Argyll, von Richmond und von Sutherland.

Lord Holland gab am vergangenen Freitag ein glaͤnzendes Diner, zu welchem die Fuͤrsten Esterhazy, Talleyrand und Lie— ven, der Graf Bjornstierna, der Baron Buͤlow und mehrere Minister eingeladen waren. Der noch immer etwas schwan— kende Gesundheits-Zustand erlaubte es aber dem Wirth erst nach beendigter Mahlzeit, in der Gesellschaft zu erscheinen.

Der Fuͤrst Talleyrand hatte am Sonnabend eine Unterre⸗ dung mit Lord Palmerston; an demselben Tage hatten auch die Gesandten der Hanse⸗Staͤdte und Brasiliens Geschaäͤfte im aus— wärtigen Amte.

Eine Deputation, an deren Spitze sich die beiden Parla— ments-Mitgieder Ewart und William Tooke befanden, hatte ge⸗ stern mit Lord Althorp eine Unterredung in Bezug auf die Lon— doner Universitaͤt.

Herr W. Russel wird, wie verlautet, zum General-⸗Anwalt fuͤr das Herzogthum Lancaster ernannt worden.

Der Albion, der die Thron-Rede aus einer anderen Zeitung aufgenommen hat, beschwert sich daruͤber, daß dieselbe mehreren Morgen-Blättern, die es mit dem Ministerium hal⸗ ö den Konservativ-Blaͤttern aber verweigert wor— en sey.

Die Morning Post glaubt versichern zu können, daß die Radikalen im Unterhause, außer auf Abschaffung der Korn⸗Ge⸗ setze und der direkten Steuern, auch auf augenblickliche Verkuͤr⸗ zung der Parlaments-Dauer von 7 auf 3 Jahre antragen wurden.

Die politische Union zu Birmingham ist ihrer Aufloͤsung nahe; sie kann vor inneren Zwistigkeiten uͤber keine ihr zur Er— oͤrterung vorkommende Angelegenheit zu einer Entscheidung ge— langen. Das Comité derselben ist nun in großer Verlegenheit, weil die Mitglieder der Union von ihm uͤber die Verausgabung aller seit dem Januar 1830, wo der Verein sich bildete, em— pfangenen Gelder Rechenschaft fordern.

Der Vice-Admiral Sir J. Rowley ist, nachdem er seine letzten Instructionen von der Admiralitaͤt erhalten und sich bei dem Könige beurlaubt hat, am Freitag Abend in Portsmouth angekommen, wo er seine Flagge auf dem „Endvmion“ von 50 Kanonen aufsteckte und sich anschickte, am folgenden Tage nach dem Mittellaͤndischen Meere abzusegeln, um das Kommando des dortigen Englischen Geschwaders zu uͤbernehmen.

Aus dem Haupt-Quartier Dom Miguel's zu Santarem ist ein Courier mit Depeschen an Herrn Heliodore de Carneiro hier angekommen, die von großer Wichtigkeit seyn sollen. Es heißt, dieser Portugiesische Diplomat habe dadurch von Dom Miguel unbeschraͤnkte Vollmacht zur Erledigung der Unterhand— lungen uͤber die im vorigen Jahre zu Paris kontrahirte Anleihe erhalten, und er werde sich unverzuͤglich von England nach Pa— ris und Wien begeben.

Am Sonntag ist Lord Galway auf seinem Landsitz in der Grafschaft Nottingham in einem Alter von 52 Jahren plotzlich mit Tode abgegangen. Erbe seiner Titel und Wuͤrden ist sein altester Sohn, Herr Arundell Momkton.

An der heutigen Boͤrse blieben die Fonds ganz unverandert, weil Alles auf die Thron⸗Rede wartete und Niemand vorher eine Operation unternehmen wollte.

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Brüͤssel, 6. Februar. Der hiestrge Moniteur meldet, daß die Regierung ein Schreiben erhalten habe, durch welches Se. Maj. der Koͤnig von Griechenland auf die Notification von der Geburt eines Belgischen Prinzen antworte.

Es heißt, mehrere bei dem Generalstabe unserer Armee angestellte Offiziere haͤtten bei dem Marschall Soult die Erlaub— niß nachgesucht, die Expedition gegen Constantine, wenn dieselbe statthaben sollte, mitzumachen.

G eutssch lan d.

Karlsruhe, 6. Febr. Das Großherzogliche Staats und Regierungs-⸗Blatt vom 4. Februar, Nr. 5, enthaͤlt eine landes—⸗ herrliche Verordnung folgenden Inhalts:

„Leopold, von Gottes Gnaden Großherzog von Baden, Herzog von Zaähringen. In der Absicht, dem zunehmenden, verderblichen, auch die Sütlichleit und den Wohlstand Unserer getreuen Untertha⸗ nen gefährdenden Schwarzen an den Graͤnzen der Königreiche Bayckn und Württemberg und des Großherzogtbums Hessen 9 viel als moͤglich vorzubeugen, haben Wir 9 den unterthänigsten An⸗ trag Unseres Finanz-Ministeriums beschlossen und verordnen, wie folgt. Art. 1. Der Transport aus den Lagerhaäͤusern in die bengnn⸗ ten Staaten darf nur auf Wagen und Schiffen durch Fuhrleute und Schiffer geschehen, welche den Zoll- Beamten als zuverlaͤssige Leute hinlaͤnglich bekannt, oder mit obrigkeitlichen Zeugnissen ihres Heimathsorts über ihren unbescholtenen Ruf versehen sind. Die Wagren durfen den Frachtfüͤhrern nur in der uͤblichen Verpackung übergeben werden. Art. 2. Die Frachthriefe, Deelarationen und zollw=

amtlichen Ausfertigungen uͤber die aus den Lagerhäusern in einen der drei genannten Staaten abgehenden Wagren müssen den Namen und Wohnort des Empfaͤng ers, die diesseitige Ausgangs und die jenseitige Eingangs-Zoll-⸗Stelle angeben. Gleiches ist bei Abfertigung der dirctten Tran sit Güter an der Eingangs-Zoll Staͤtte zu besbach⸗ ten. Art. 3 Unfer Finanz⸗-Ministertum ist ermächtigt, den Khnigl⸗ Bayersschen, Königl. Württembergischen und Großherzog! Hessi— schen Zoll⸗Directid nen auf Begehren und gegen Zusich erung der Erwiederung über die zum Eingang in die betreffenden Staaten de⸗ fsarirten Guter die geeigneten Mittheilungen machen zu lassen. Hieran geschieht Unser Wille, den Unser Finanz⸗Ministerium zu vollzieben hat. Gegeben zu Karlsruhe, in Unserem Großherzogl— Staats⸗Ministerium, den 39. Januar 854. Le o pol d.“ Luxemburg, 6. Febr. Mit Bezug auf die (gestern mit getheilte)ꝰ Bekanntmachung des Herrn Thorn, hat das hiesige Militair⸗ Gouvernement neuerdings ein Rund-Schreiben an die Buͤrgermeister der Gemeinden in dem strategischen Rayon erlas⸗ sen. Dasselbe lautet folgendermaßen: „Herr Buͤrgermeister, das Militair-Gouvernement hat Kenntniß von einer Instruction erhalten, welche von Arlon aus, in Betreff der Maßregeln, die Ihnen durch das Schreiben des Militair⸗Gouvernements vom 19 Januar vorgezeichnet worden sind, erlassen worden ist. Jene Instruction R besagt, daß die Aushebung der Milizen fuͤr 832, 33 und 31 in dem Deutschen Theil des Großherzog⸗ thumes nicht die wirkliche Einverleibung der Milizen in die Reihen der Armee zum Zweck habe, sondern daß nur durch das Loos bestimmt werden solle, zu welcher Klasse die Milizen zu zaͤhlen waͤren; außerdem werden Sie wiederholentlich aufge⸗ fordert, die Ziehung in Ihrer Gemeinde zur Ausfuͤhrung zu bringen. Es darf aber keine Bestimmung irgend einer Art, die die Rekrutirung zum Zweck hat, so wenig wie die Rekru⸗ tirung selbst, in Ausfuͤhrung gebracht werden; und es folgt daraus, daß jeder Buͤrgermeister, in dessen Gemeinde zu der geringsten Arbeit, die auf die Aushebung der Miliz Bezug hatte, geschritten wuͤrde, und der nicht augenblicklich dem Mili⸗ tair-Gouvernement davon Anzeige machte, persoͤnlich dafuͤr ver⸗ antwortlich seyn, und sogleich verhaftet und in das Gefaͤngniß der Festung abgefuͤhrt werden wuͤrde. Sie werden mit Ruͤck⸗ sicht auf Ihre Person und auf das Amt, welches Sie beklei⸗ den, pruͤfen, in wie weit es Ihnen zweckmaͤßig erscheint, die obenstehenden Befehle Denen mitzutheilen, auf die dieselben Bezug haben. Luxemburg, 2. Februar 1834. Das Militair-Gouvernement der Festung. In Abwesenheit des Gouverneurs (gez. Dumoulin.“

Schweiz.

Zurich, 5. Februar. Die Neue Zuͤricher Zeitung enthaͤlt unter der Rubrik: „Ein fall in Savoyen“, Folgen⸗ des: „Bis jetzt fehlen noch alle Nachrichten, ob der angekuͤn⸗ digte Aufstand in Savoyen schon vor dem Einfall der Polen und Italiaͤnischen Fluͤchtlinge ausgebrochen sey; dagegen ist es dem größten Theile der Letzteren gelungen, sich den Weg nach Savoyen zu bahnen. Eine außerordentliche Beilage zum Genfer Journal giebt folgende Details uͤber dieses Ereig⸗ niß: „„Schon seit mehreren Tagen war allgemein das Geruͤcht verbreitet, daß die Piemontesischen, Italiaͤnischen und Polni⸗ schen Fluͤchtlinge einen bewaffneten Einfall in Savoyen beab⸗ sichtigten. Die Regierung von Genf war ohne Zweifel hier⸗ von benachrichtigt, und hatte den 31. Januar dem Kontin— gent Befehl ertheilt, sich zum Aufbruch bereit zu halten. Am Morgen des 1. Februar war die Gensdarmerie und die bewaffnete Miliz an der Graͤnz-Kuͤste des Genfer Sees bis Hermance amphitheatralisch aufgestellt, um im Falle einer Landung der angekuͤndigten Refugiss denselben Widerstand entgegenzusetzen. Um 61 Uhr Morgens wurden zwei Barken bei la Belotte signalisirt. Auf der Stelle naͤherte sich der Tapitain Wielandy mit einem Piquet und dem Herrn Audtteur Decombe, um bei der Landung der Schiffe, auf denen sich ungefaͤhr 150 Polen befanden, gegenwartig zu seyn. Verwun⸗ dert daruͤber, sich von Soldaten und einem Auditeur empfan— gen zu sehen, der sie fragte, wohin sie sich begeben wollten, gaben sie zur Antwort, daß sie vom Kanton Waadt zuruͤck— gewiesen sehen, und nun in Genf um gastfreundliche Aufnahme bäten. Man machte sie darauf aufmerksam, daß sie Waffen fuͤhrten; aber augenblicklich wendete sich die Barke, die mit Waffen beladen war, und gewann das Weite. Der Auditeur Decombe, der es fuͤr seine Pflicht hielt, die Graͤnze selbst bis auf den See in Respect zu halten, schiffte sich mit einigen Milizen auf einem Kahn ein, erreichte die Barke, bemaͤchtigte sich ihrer, und ließ sie in den Hafen von Genf bringen. So—⸗ bald der Staats⸗Rath von diesen Vorgaͤngen erfahren, so beorf derte er die Kavallerie⸗Compagnie nach , n wo die unbe⸗ waffneten Polen arretirt wurden, ließ Rappel schlagen, und gab Befehl, daß das Kontingent und die Reserve sich auf ihre Waffen⸗ plaͤtze begaben. Gleich darauf ließ er die Barke durch die Compagnie Ramu, Chasseurs des Kontingents besetzen, und von dem Rest dieser Compagnie den Kai bewachen. Die Compagnien Cougnard— Voumard, Marat, Mayor und Fournier wurden nach Vezenaz zu geschickt, waͤhrend andere die Platze der Stadt, die uͤbrigen Wege und das Rathhaus besetzten. Waͤhrend die Polen und uͤbrigen Refugis zu Vezenaz von unseren Milizen bewacht wur— den, gab der Staats⸗-Rath Befehl, die weggenommenen und auf der Barke bewachten Flinten nach dem Arsenal des Rathhauses zu bringen. Man machte sich bereit, den Befehl zu voll— . allein die ersten Transporte fanden große Schwierig— eiten von Seiten der Buͤrger. Beim Rathhause hatte eine bald unterdruͤckte Bewegung statt. Auf dem Kai ward ein Transport angehalten, und es entspann sich fuͤr einen Au— genblick Streit zwischen der Miliz und den Buͤrgern. Im Handgemenge soll es einige leichte Wunden gegeben haben, und man mußte darauf verzichten, die Flinten ins Arsengl zu schaf— fen. Man fuͤrchtete sogar, die Barke mochte vom Volke weg⸗ genommen werden. Durch die Vorstellungen ihrer Mitbuͤrger erschuͤttert, verließen inzwischen die Chasseurs sowohl die Barke als den Kai, worauf man mit der Barke in den offenen See fuhr, und nur der Capitain der Chasseurs, die beiden Kornets und vier oder fuͤnf Soldaten darauf zuruͤckblieben. In demsel— ben Augenblick wurden vier am Morgen arretirte Polen in ei— nem Wagen und unter Begleitung eines Gendarmen auf Be— fehl der Din er ig nach der Graͤnze zu gebracht. Nahe am Thore Nénve à la Corratiers von zahlreichen Buͤrgern erkannt, wurde der Wagen sogleich angehalten, der Gendarme zuruͤck— geschickt, und die Polen unter dem Rufe des Volks: Es lebe Polen! nach dem Gasthofe ÜEcu de Geneve gefuͤhrt. Von dort nahmen sie ihren Weg nach Carouge, wo von allen Sei— ten andere Polen, Italiäner, Piemontesen u. s. w. zusammen⸗ trafen. Gegen halb fuͤnf Uhr ließ der Staats-Rath folgende Proclamation publieciren und anschlagen:

„Die Syndici und der Staats-⸗Rath der Republik und des Kantons Genf an die Miliz. Soldaten der Miliz! Ernste Unruhen bedrohen ein benachvartes und verbuͤndetes Land;

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