zeigt. „Man moͤge“, fuhr Hr. O' Connell fort, „Irland mit Haͤrte be— handeln und es noch einer andern Zwangs-Bill unterwerfen, aber es war mindestens hoͤchst unziemend, es jetzt mit solchen Ausbrüchen der Verachtung und des Unwillens zu uͤberschuͤtten, als in der Rede Sr. Masestaͤt gegen dasselbe gerichtet worden. Und womit begann diese Rede? Sie begann damit, eine Ge— schichte der Maßregeln der letzten Session zu entwerfen, und be— zeichnete dieselben sammtlich Als verfassungsmaͤßig. Wie? der die Lord, das Mitalted fuͤr Yorkshire, obwohl er die Zwangs— Bill unterstuͤtzte, be eichnete sie doch selbst als eine verfassungs⸗ wierige Maßregel; aber jetzt scheint sie auf Einmal ihren Cha⸗ rakter geandert und ganz verfassungsmäßig geworden zu seyn. Gab es wohl je, moͤchte ich auch noch fragen, eine ahn— che Taäuschung, als die der Bill uͤber die weltlichen Guͤ— gewesen? Was hat sie fuͤr Irland fuͤr
. Kirche
Sedeutung gehabt? Sie hat es ungefaͤhr um 70 ,b Pfo. an Kirchen-Schaͤtzen erleichtert, aber weiter nichts. Welchen Vortheil hat es ferner fuͤr die Irlaͤndischen Fathollken gehabt, daß zehn Bischoͤfe gestrichen wurden?
Es erwies sich im Gegentheil ein Schaden daraus, denn es be⸗ raubte das Land des Aufenthaltes dieser zehn Herren. (Hort, und Gelächter. Wenn man dem Volk die Besteuerung seiner Eunktnfte erspart und die Zehnten getilgt hatte, dann wollte ich einen Nutzen davon bekennen, aber der große Hauptschmerz ist mmer noch unberuͤcksichtigt geblieben. Und doch war dies eine von den großen Maßregeln, von denen so viel Ruͤhmens gemacht wurde, und nachdem man Irland auf solche Weise behandelt, spricht man noch von „Unwillen“, weil die Irlaͤnder ein Irlaͤn— eisches Parlament sebst der Weisheit, der klugen und Salomo— nischen Weisheit vorziehen wollen, mit der ihre Angelegenheiten gegenwärtig geleitet werden. — Naͤchst Herrn G'Connell ließ sich Herr Cobbett vernehmen, und bezog sich zuerst vornehmlich auf die Stelle der Adresse, worin sich dieselbe dem Bedauern der Thron-Rede uͤber die fortdauernden ungluͤck— lichen Verhältnisse der Eigenthuͤmer und Landbesitzer hinzufuͤgt, mit dem Zusatze: „wiewohl in anderen Hinsichten der Zustand des Landes, sowohl in Betreff seiner innern Ruhe, als seines Handels und seiner Fabriken, das ermuthigendste Bild fortschreitender Verbesserung gewaͤhrt.“ Herr Cobbett erklaͤrte dies entweder fuͤr Unsinn, oder fuͤr eine Unwahrheit, und kuͤn— digte ein Amendement zu dieser Stelle an. Hierauf ging er zu einigen witzelnden Bemerkungen uͤber den dem Herrn O'Connell gemachten Vorwurf der Aufregung zu Gunsten der Aufloͤsung der Irlandischen Union über. — Sir Robert Peel nahm nun das Wort, indem er sich mit dem größeren Theil der Adresse für einverstanden erklärte, und bemerkte, wie er besonders zu seiner Geüugthuung vernommen, daß das Haus die Stellen, welche die Beunruhigungen Irlands zu Gunsten der Aufloͤsung der Union betrafen, einer ausfuͤhrlichen Diskussion unterwer—
Nichts ist wohl leichter darzuthun“, fuhr er fort, „als daß Irland, seitdem es mit unserem Lande durch die Union verbunden,
her entendsten Vortheile daraus gezogen hat, und daß als Folge der Auftßsung der union auch die Trennung der beiden Laͤnder, entweder auf Einmal oder nach einem langen und blutigen Streit, sich einstellen müsse. (Hört, hört) Was die Thron⸗Rede selbst betrifft, so enthielt sie keine neue Thatsachen, noch die Hindeutung auf irgend eine entschiedene praktische Maßregel, und ich halte es nicht fuͤr moglich, die Absichten der Minister daraus zu errathen, die Unter den in
ang der Zehnten in Irland ausgenommen.
ker Rede berührten Gegenstanden kant zuerst die Abschaffung der Sklaverei zur Sprache, ünd ich bekenne, daß ich in der Beantwor— ung dieses Punktes mit der Adresse nicht ganz einverstanden bin,
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enn Fiefelbe bemerkt, daß die bisherigen Erfolge dieser Maßregel gerecht (Gewähr für die gluͤcklichsten Resultate darobten Ich wünschte, daß die Minisser von Umstaͤnden unterrichtet seyn
ten, welche zu diesen Resultaten fuͤhren konnten; aber ich halte Fe nnr und Weise, wie jene Maßregel von den Kolonieen aufge— nommen worden, nur für ein schwachts Omen. Die Bemerkungen ker Adresse insichtlich unserer Verhaͤltnisse zur auswaͤrtigen Politik sind sehr milde, und durchaus nicht genugend. Ich billige zwar ie Stelle, welche sich mit der von Sr. Majestaͤt ausgedruckten Ab⸗ sicht, in den Bemühungen zur Erhaltung der Segnungen des Frie⸗ tens fortzufahren, zustimmend erklaͤrt. Eben so scheint es mir von großer Bedeutung zu seyn, daß das gute Vernehmen zwischen Frank— eich und England ferner erhalten werde, und ich hoffe vornetzmlich, daß sich radürch ein freierer Handels⸗Verkehr zwischen beiden Laͤn— dern bilden wird. Zugleich halte ich es jedoch fuͤr moͤalich, freund— schaltliche Beziehungen zwischen uns und Frankreich zu unterhalten, ohne die Interessen der anderen Maͤchte zu vernachlaͤssigen und den Früden Lon Europa zu gefaͤhrden, denn meine Zufriedenheit uͤber diese Feundschafts-Verbindung wuͤrde sehr herabgestimmt werden,
wenn dieselbe eine ausschlleßende Natur annehmen und uns fem Argwohn und der Eifer ucht anderer Maͤchte aussetzen sollte. Die Adresse gesteht ferner ein, daß unsere Beziehun—
gen zu andern Landern, mit denen wir nahe verbunden, keines— w ges zu riedenstellend sind, daß ein endliches Uebereinkommen zwischen Holland und Velgien keineswegs erreicht worden, und daß der Dürger-Krieg in Portugal noch fortwaͤhre. Es war aber von der Tesentlschsen Redeutung fuͤr die Ruhe von ganz Europa, daß der letztere niht auf andere Theile des Kontinents uͤbergreife, und hier muß ich meine entschledene Mißbihlligung der Politik, welche wir gegen Portugal befolgt haben, aussprrchen. Ich bin der Meinung, kaß wir durchauz die art der Neutralität, zu der wir uns bekann— ten, nicht beobachtet, und daß wir dadurch die Fortdauer jenes Bürgerkeges begünsigt haben. Ich habe niemals meine Meinung über die vesenlichen Handlungen Dom Miguels verhehlt, aber de noch bin ich der Ansicht, daß die Zeit gekommen war, wo wir ihn als Sonvecain de facto üͤber Portugal haͤtten anerkennen müssen Was den Frieden der Tuͤrkel betrifft, so schien ez, wenn dies ein Geenstand von Wichtigkeit war, fuͤr pie Regierung Seiner Majestaͤt zu spaͤt geworden zu sein, um eine? Aenderung der Beziehungen jenes Landes zu den andern Mächten zuvorzukemmen. (Hort! Nach den Aenderungen, die ber nun bereits in diesen Béziehungen eingetreten, noch von Auf— athaltung der kuͤnftigen Stabilitaͤt und Ünabhaͤngigkeit der Tuͤr—
kel zu sprrchen, scheint noch viel mehr zu spaͤt zu seyn, und ich hoff, aß es für dieses Reich eine bessere Garantie geben werde, al Unsere Adresse. Die ganze Adtesse sieht ja fast der Politik einer
Tomyh-Verwaltung ahnlich. (Gelaͤchter.. Was die Einkuͤnfte be— ft, so freue ich mich, von dem bluͤhenden Zustande derselben zu 635 . 1144
Lord Palmerston trat zur Widerlegung mehrerer von dem vorigen Redner geäußerten Punkte auf, und bemerkte;
„Her geehrte Baronet hat sich auf den unentschiedenen Zu stand de Vechaͤltnisses zwischen Holland und Belgien bezogen, aber bie m vergangenen Mat getroffene Uebereinkunft hat in der That bebe gänhte so zu einander gestellt, daß ihre Differenzen eine guͤn⸗ sice (westalt angenommen Faben. Was des geehrten Baronets ehauptäangen über unsere Einmischung in Portugal betrifft, wo⸗ Far, sich sogar der Buͤrgerkeieg bis nach Spanien uͤbertragen Haben soll, so habe ich schoön oft dargethan, daß wir uns niemals n die Angelegenheiten von Portngal gemischt. Der Buͤrgerkrieg 11 é aus den Begebenheiten in Spanien selbst hervor⸗ 966 hat nicht den geringsten Zusammenhang mit dem j Wenn aber gesagt wird, daß die
Spanien i gangen, und P᷑ vrt gd 9
fuͤhrten Keieg.
ʒZeit zetommen war, wo wir Dom Miguel hätten anerkennen muͤs⸗ fen, so frage ich, welches waͤre die besonders gelegene Zeit dazu ge⸗
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wesen? die letzte Verwaltung war zwei und ein halb Jahr im Amt geblieben, nachdem Dom Miguel die Krone usurpirt hatte, und wenn ein gewisser Verlauf von Zelt dazu hinreichend war, um seine An— erkennung zu vegruͤnden, so wuͤrde ich mich freuen, wenn man mich belehren wollte, warum denn nicht die letzte Verwaltung diese An⸗ erkennung ausgesprochen? Sie wurde auch in der That in der Thron-Rede von 1830 angekuͤndigt, aber nicht vollzogen. Aber damals Kar es das erste Mal, daß ich von der Absicht der Regierung, Dom Miguel anzuerkennen, etwas gehort. Der geehrte Baronet scheint nun zu denten, daß die gegenwartige Re— gierung das onus der Anerkennung eines Usurpators auf sich neh⸗ men küönne. Was die Turkei angeht, so stimme ich mit der Ansicht des Baroneis uber die Bedeutfamkeit dieser Frage nicht uͤberein. Ich halte sie namlich von der hoͤchsten Bedeutung fuͤr unser Land und fuͤr daz Gleichgewicht der Curopaͤischen Maͤchse, Ueber die von dem geehrten Mitglsede fuͤr Westminster (Oberst Evans) auf⸗ geworfene Frage, hinsichtlich der Handels-Vertraͤge zwisasen Peeu— sßen und den anderen Deutschen Staaten, will ich nur noch bemer⸗ ken, daß ich nicht einsehe, wie wir ein Recht haben koͤnnten, das, was unabhangige Staaten unter sich zur Ordnung ihrer inneren Interessen thun, anzutasten. Auch glaube ich nicht, daß jene Ver⸗ fraͤge solche verletzende Folgen fuͤr England absehen lassen, als das geehrte und tapsere Mitglied anzunehmen scheint.“
Die fernere Berathung uͤber die Adresse wurde, nachdem die (gestern erwaͤhnten) Amendements verworfen worden, auf den folgenden Tag verschoben.
— Oberhaus. Sitzung vom 5ten. Das Haus ver— sammelte sich heute um 1 Uhr, um die Deputation zu ernen— nen, die dem Koͤnige die Adresse uͤberbringen sollte. Sie wurde aus dem Lord-Kanzler, dem Herzog von Sutherland, dem Lord Effingham und einigen anderen Lords zusammengestellt und begab sich in Gala nach dem St. James-Palast. Da dem Hause heute weiter keine Geschaͤfte vorlagen, so vertagte es sich sodann bis zum anderen Tage.
— Sitzung vom 6ten. Lord Auckland legte einen Vergleich des Tonnen-Gehalts der im Jahre 1833 in Groß— britanien und Irland angekommenen und von da abgegangenen Schiffe mit dem des Jahres 1832 und einen von dem General-Zoll-Inspektor entworfenen Bericht über die Ein— und Ausfuhr des Jahres 1533 vor Lord Yarborough uͤberreichte eine Bittschrift von den Einwohnern des Kirchspiels Crowle in der Grafschaft Lincoln gegen jede Veraͤnderung der bestehenden Korn⸗-Gesetze. Der Lord Kanzler verlas sodann die Antwort Sr. Majestät auf die Adresse des Hauses, worin es unter Anderem heißt, daß Se. Majestaͤt die Gesinnungen, welche die Lords mit Hinsicht auf die bestehenden Institutionen des Landes ausgesprochen, die sie aufrecht zu erhalten entschlossen seyen, von Ihren Herrlichkeiten erwartet hatten, und daß sie darauf bauen konnten, daß er, der Koͤnig, die heiligen Pflichten, die ihm die göttliche Vorsehung in dieser Hinsicht auferlegt, nie— mals verabsaͤumen werde. Hierauf vertagte sich das Haus.
— Unterhaus. Sitzung vom 5ten. Das Unterhaus versammelte sich heute fruͤh um 12 Uhr, um die einkommenden Petitionen entgegen zu nehmen. Herr Warburton zeigte an, daß er am Dienstag auf Niedersetzung eines besonderen Comité's zur Untersuchung verschiedener Zweige der medizinischen Praxis antragen werde. Herr Steward, als neues Mitglied fuͤr Mor— peth, und Capitain Dundas, als neues Mitglied fuͤr York, lei— steten den uͤblichen Eid. Darauf vertagte sich das Haus bis um 5 Uhr. In der Abendsitzung wurde die Debatte uͤber die Adresse fortgesetzt. Herr Cobbett erhob sich, um folgendes Amendement dazu vorzuschlagen: „Das Unterhaus bedauert mit Ewr. Maj. die fortdauernde Noth der Land-⸗Inhaber und ist entschlossen, die Beschaffenheit, Ausdehnung, Ürsachen und beklagenswerthen Folgen dieser Noth zum Gegenstand seiner sorgfaͤltigsten Erwaͤ⸗ gung zu machen.“ Der Redner hielt es fuͤr seltsam, daß in der Thron-Rede gleichzeitig von der Noth der ackerbautreibenden Bevoͤlkerung und von der Ruhe des Landes gesprochen werde; er betrachtete dies als einen Widerspruch; es herrsche nichts we— niger als Ruhe im Lande; in der Grafschaft Norfolk allein kä— men fast jede Nacht vier Brandstiftungen vor; der Bericht, der in der vorigen Sitzung uͤber den Zustand des Ackerbaues abgestattet worden, sey ganz unzulaͤnglich gewesen und darauf hinausgelaufen, daß das Unterhaus nichts Besseres thun könne, als sich so wenig als moͤglich in das Interesse der Paͤchter zu mischen; wer aber solle es denn wohl ihun, wenn nicht das Haus? (Hoͤrt!! Der ackerbautreibende Theil, meinte der Red— ner, befinde sich in dem allergedruͤcktesten Zustande, und doch ge— horten z von der Bevoͤlkerung des Landes den ackerbautreibenden Klassen an. (Oh, oh! von mehreren Seiten.) Nachdem Hr. Cobbett noch einige Angriffe gegen die Grundbesitzer und großen Kapitalisten gerichtet hatte, schloß er seine Rede folgendermaßen: „Ich wuͤrde keine Silbe uͤber die Adresse gesagt haben, da sie aber dem Land— volk keine Aussicht auf Linderung seiner Noth darbietet, so halte ich ste bei all' ihrer Ruhe keinesweges fuͤr beruhigend. Ich er— juche die Minister, daß sie dem Lande die Hoffnung auf eine baldige Untersuchung dieser Angelegenheit geben moͤgen. Zu seiner Rettung ist es noͤthig, und ich kann nicht begreifen, daß Maͤnner von Einsicht, wie der Kanzler der Schatzkammer und seine Kollegen, einen Augenblick anstehen koͤnnen, die Sache sogleich vorzunehmen. Die Adresse wird sonst eher Schaden als Gutes stiften.“ Herr Fielden unterstuͤtzte das Amendement. Lord Althorp (der Kanzler der Schatz— kammer) entgegnete darauf, daß er sich dem Antrage widersetzen muͤsse, so sehr er auch fuͤr das Wohl der ackerbautreibenden Klasse besorgt sey, denn die Minister wuͤrden sehr Unrecht ge— than haben, wenn sie die von Herrn Cobbett verlangte Unter— süchung vorgeschlagen hatten, da das fruͤher zu diesem Zweck er— nannte Comité nach reiflichen und muͤhsamen Nachforschungen dem Hause einen Bericht des Inhalts abgestattet habe, daß es unter den jetzigen Verhaͤltnissen nicht raͤthlich seyn moͤchte, einen entscheidenden Schritt in dieser Sache zu thun; uͤbrigens stehe es ja Herrn Cobbett frei, einen hierauf bezuͤglichen Antrag im Hause zu machen und, wenn er Unterstuͤtzung faͤnde, was er (Lord Althorp) jedoch sehr bezweifle, denselben auch durch— zusetzen; was den angeblichen unruhigen Zustand des Landes betreffe, so sey es zwar nicht zu leugnen, daß noch haͤufig Brandstiftungen vorkaͤmen, aber im Allgemeinen wuͤrde ihm das Haus gewiß beistimmen, wenn er behaupte, daß das Land ruhig sey. (Hort! Das von Herrn Cobbett vorgeschlagene Amen— dement wurde hierauf ohne Abstimmung verworfen. Jetzt trug noch Herr Finn, eines der Irlaͤndischen Mitglieder, auf ein Amendement an, indem er naͤmlich die Stelle aus der Adresse, worin das Unterhaus sein Bedauern daruͤber aus— druckt, daß man in Irland das Volk zu dem Wunsche der Unions -Aufloͤsung aufzuregen suche, gestrichen und dagegen folgende Worte eingerückt haben wollte; „Wir bitten um die Erlaubniß, Ew. Mazjestät unterthaͤnigst versichern zu duͤrfen, daß die Bevölkerung von Irland, indem sie nach der Aufhebung der legislativen Union zwischen den beiden Ländern strebte, keine Handlung der Gewaltthaͤtigkeit begangen, sondern sich streng darauf beschränkt hat, ihr unbezweifeltes und unbe—
gefuͤhrt?
streitbares Recht auszuuͤben, namlich die Vorzuͤge und Nach theile der Maßregel erortern und beide Parlaments-Haͤuser ehr. erbietigst um die Abaͤnderung eines Gesetzes, das sie fuͤr eine Beeinträchtigung ihrer Interessen halt, bitten zu duͤrfen.“ Herr vittleton, der Unter⸗Staats Secretair fuͤr Irland, erhob sic sogleich, um den vorigen Redner, der unter Anderem 2 Ansicht aufgestellt hatte, daß zwischen der politischen Aufregung und den auf dem Lande verübten Gemaltthaͤtigkeiten in Irland gar kein Zusammenhang sey, zu widerlegen; er behauptete, daß die Sprache, welche in den offentlichen Versammlungen in Ir, land gefuhrt werde, dazu diene, zum Ungehorsam gegen die e setze und zur Verachtung aller Bande der menschlichen Gesel schaft auf umuntern. (Hoͤrt! Zum Beweis, wie viel Gutes die Zwangs-Bill in Irland bewirkt habe, fuͤhrte der Redner un ter Anderem an, daß in den 7 Monaten, seit diese Bill in Wirksamkeit sey, gegen die 7 vorhergehenden Monate in der Grafschaft Kilkenny die Zahl der gewaltsamen Einbruͤche sich von 4238 auf 6, die der Brandstiftungen von 36 auf g, die von Vieh-Diebstahl von 34 auf 5, die von gewaltsamen Ueberfaͤllen von 151 auf 34, die von Anfechtungen des Eigen— thums von 44 auf 24, die von ungesetzlichen Drohungen von 127 auf 27, die der Angriffe mit Flintenschuͤssen von 17 auf z die der bewaffneten Pluͤnderungen von 65 auf 2, die der unge setzlichen Abforderungen von Eiden von 135 auf 5 und die Ge— sammtzahl aller solcher Verbrechen von 1072 auf 2.7 xeducirt also uͤm 845 vermindert habe. (Beifall. Herr O Connell war uͤber diese Aufzaͤhlung sehr aufgebracht und meinte, es sey niemals ein truͤglicherer Beweis von der Wirksamkeit der Zwangs-Bill gefuͤhrt worden. (Oh, oh, und Gelächter.) Er he— hauptete dagegen, daß fruͤherhin in der Grafschaft Clare die Ein, setzung einer Special-Kommission weit mehr Wirkung gethan habe. Als das sicherste Mittel, die Ruhe in Irland herzuseellen fuͤhrte er an, daß man das Irlaͤndische Volk von der Noth—= wendigkeit befreien solle, eine Geistlichkeit zu unterstuͤtzen, deren es nicht beduͤrfe, und daß man den Grundsatz aufstelle, kein Mensch brauche einen anderen Geistlichen, außer seinen eigenen zu unterhalten. (Hort, hoͤrt!! Hierauf richtete Herr O Connell eine Frage an die Minister; er habe naͤmlich in den Zeitungen gelesen, daß Herr Hill, das Parlaments, Mitglied fuͤr Hull, in einer von vor einer Versammlung gehaltenen Rede gewisse Ir, lndische Mitglieder beschuldigt habe, sie hätten im Unterhaᷓse gegen die Zwangs-Bill gestimmt, wären aber dann zu den Ministern gegangen, und hätten diesen im Vertrauen gesagt, daß sie die Zwangs -Bill fuͤr eine durchauz nothwendige Maßregel hielten, aber nicht oͤffentlich dafur stimmen koͤnnten, um sich nicht gegen ihre Konstituenten in Irm land zu kompromittiren. Herr O'Connell fragte nun, wer diese Mitglieder seyn sollten, denn die Irlaͤndischen Waͤhler haͤtten ein Recht, dies zu erfahren; er glaube nicht, daß die Minister diese Geschichte verbreitet hätten, und er halte es uͤberh aupt fuͤr unwahr, daß irgend ein Irländisches Mitglied sich der— gleichen hätte zu Schulden kommen lassen; nun ware es aber moͤglich, daß diese Verleumdung vielleicht von einem mit den Ministern in Verbindung stehenden Individuum verbreitet worden sey, ohne daß diese darum gewußt; er (der Redner) muͤsse daher den Kanzler der Schatzkammer und seine Kollegen fragen, ob ein Mitglied des Kabinets zur Verbreitung dieser Geschichte Anlaß gegeben, und dann, ob jemals ein Irlaͤndisches Parlaments, Mitglied zu einem der Minister g; kommen sey und sich auf obige Weise geäußert habe. — Lord Althorp entgegnete, wie er auf die Anfrage des geehrten und gelehrten Mitgliedes, ob er oder ein anderer Minister solche Mittheilungen gepflogen, wie sie in dem vorgelesenen Extrakt be— zeichnet (welcher von einem Irländischen Mitgliede herruͤhre, das heftig gegen die Zwangs⸗Bill gesprochen und gegen dieselbe votirt habe5, verneinend antworten muͤsse. Was also die geheime Art und Weise anbetreffe, durch welche die Minister Voten erlangt haben sollten, so sey er eben so sehr als jeder andere Kabinett Minister davon entfernt gewesen. Er wiederhole demnach, daß kein einziges der Irläͤndischen Mitzlieder ihm solche Angaben gemacht, doch habe er Grund zu glauben, daß mehr als ein Ir, laͤndisches Mitglied, das heftig gegen die Zwangs-Bill gespro— chen und dagegen votirt habe, in Privat-Unterhaltungen eint ganz verschiedene Sprache gefuhrt. (Lauter Ausruf: hoͤrt, hort und Tumult.‘ Herr O' Connell erwiederte, daß er erstaun uͤber die Angabe des edlen Lords sey, aber meine, daß derselbe seine Frage verdreht habe. Warum habe er nicht Namen am Lord Althorp sagte, er habe keinesweges die Frage verdreht. Herr O' Connel erwiederte, er wolle das Wort Ver drehen gern zuruͤcknehmen, aber er haͤtte geglaubt, daß seime Frage eine vollstaͤndigere Antwort verdient habe. Jetzt wol er nur fragen, wer dem edlen Lord das gesagt, was ihn zu sii nem eben angegebenen Glauben bewogen? Lord Althorp er— wiederte, er sei allein verantwortlich fuͤr das, was er aut spreche und glaube, und wenn man ihn dazu auffordere, seh er bereit, Namen anzugeben, sonst werde er es nicht. — „Nun, bin ich es?“ erwiederte Hr. O Connell. „So will ich Sie im Namen aller Irlaͤndischen Mitglieder dazu auffordern.“ (Gelaͤch ter und Oh!! — „Und ich frage den edlen Lord, ob ich es sey!“ rief ein anderes Mitglied (Hr. Finn.) Als Lord Alth orp ent gegnete, daß es Keiner von Beiden sey 9), erhoben sich ungefaͤht ein halbes Dutzend Irlaͤndischer Mitglieder, unter denen sich auch Hr. Sheil befand, um, wie es schien, dieselbe Frage an Lord Althorp zu richten. Der Sprecher erhob sich hierauf und sagte, man möge ihm, ohne daß er einer Partei damit persoͤnlich nahe treten wolle, erlauben, sein Bedauern uͤber die Ausartung der gegenwärtigen Diskussion auszusprechen. Es muͤsse in diesem Haufe keine Frage laut werden, die sich nicht auf oͤffentli ge Gegenstaͤnde bezoͤge, oder den oͤffentlichen Charak⸗ ter eines Mitgliedes betreffe. Was in Privat-Conversarionen gesprochen worden, koͤnne in diesem Hause nicht zur Grundlag— oͤffentlicher Verhandlung gemacht werden. Herr O Connell sagte, er hoffe, das Haus werde nicht zugeben, daß die Charak— tere der Irlaͤndischen Mitglieder bloßgestellt wurden, indem man wen tere Eroͤrterungen daruͤber abschueide. Hr. Hume rief zur Ordnung, indem er bemerkte, wenn das Haus Alles, was außerhalb sei— ner Thuͤren vorgehe und gesprochen wuͤrde, in seine Dis kussion aufnehmen wolle, es niemals ein Ende seiner Verhandlungen sinden wurde. Er nehme allerdings die empfindliche Lage wahr, in welche gewisse Mitglieder versetzt worden waren, und er wünsche wohl eine Ausgleichung derselben herbeigeführt zu sehn. Doch frage er, ob die geehrten Mitglieder, nach den Bemerkungen des Sprechers, in diesen Verhandlungen sortfahren koͤnnten? Herr O Con— nell bemertke, daß die Frage von der groͤßten Wichtigkeit ge— worden, seitdem sie die Eonstituenten der Irlaͤndischen Mülglie— der betreffe. Fuͤr diese ware es sehr bedeutend, zu erfahren, ob ihre
Dem Globe zufolge, waͤren Herr O' Dweyer und Herr Linch die beiden Mitglieder gewesen, welche die obige Frage an Lord Alt⸗ horp gerichtet.
gegeben,
aagte,
Pelche bezeichnet worden?
Abbruch an seiner persoͤnlichen Ehre geschehen. iberzeugt, daß der edle Lord beim Gebrauch des Wortes „Ver—
nisse zunehmen.
rung geben koͤnne,
mit gemeint seyn solle.
Und bemerkt, daß es dem Lord Althorp
Repräsentanten in Uebereinstimmung mit den Ansichten gehandelt, gie sie ihren Wahlern zu erkennen gegeben. Aus diesem Grunde muͤsse
darauf bestehen, daß der edle Lord auf die von einigen Mitgliedern
in ihn gerichteten Fragen antworte, besonders da er gesehen, daß die unte Herson, welche sich erhoben, sein geehrter und gelehrter Freund neben ihm (Herr Sheil) sey. Er fordere den edlen Lord noch einmal uf, die Namen zu nennen, Hr, Sheil wandte sich nun selbst zu lord Althorp und fragte, ob er Einer von den Irlaͤndischen Mit⸗ sledern sey, welche der edle Lord habe bezeichnen wollen, Lord lthorp erwiederte: „Ja, der geehrte und gelehrte Herr ist mmer von diesen.“ Lauter Ausruf: hört! hoͤrt! und Beifall.) herr Sheil erwiederte: So erklaͤre ich denn meinerseiits, im Ingesicht des Landes, und, ich kann hinzufuͤgen, in der Gegen—
part meines Gottes, daß derjenige, welcher dein edlen Lord dieses
mitgetheilt, mich verleumdet, und sich einer schändlichen Luͤge shuidiz gemacht hat. Da jedoch der edle Lord die Versicherung daß er diese Angabe glaubt, und die Verantwortlich— eit seines Glaubens auf sich selbst nimmt, so will ich deshalb kin Wort mehr sagen. Hr, O Connell erhob sich hierauf und ate, daß er, nach der Angabe des edlen Lords, betreffend die von Hin. Hill gethanen Aeußerungen, es fuͤr seine Pflicht halte, oͤffent⸗ scch die Jus ho ücke zurückzunehmen, deren er sich gegen den geehrten und gelehrten Herrn bedient, Zugleich halte er sich fuͤr verbunden, zu sagen, daß er setzt uͤberzeugt sey, und nicht laͤnger anstehe zu erklaren, daß jenes Mitglied in der Aeußerung, die es gethan, vollkommen gerechtfertigt sey. (Beifall.) Hr. Hill sagte, wie „z sich so verhalte, daß er sich bei einer offentlichen Zusammen⸗ kunft in Hull unbedachter Weise der Worte bedient, die er ganz thne Absicht ausgesprochen, und daß er selbst kein großes Gewicht darauf gelegt, bis er erst durch die Sensation, die sie erregt, zaraufaufmerksam gemacht worden waͤre. Jetzt erhob sich ein anderes Irlaͤndisches Mitglied und fragte, ob er Einer von denen ware, 39 Gelaͤchter, und lauter Ausruf: Nein, Der Sprecher sagte,
nein) Lord Althorp verneinte es.
daß, nachdem Herr Hill sein Bedauern ausgesprochen, daß eine viel⸗
seicht im Eifer uͤbereilte Rede solches Aufsehen erregt, er, sich diesem Bedauern anschließend, hoffe, daß das Haus nicht zuge—
hen werde, eine Angelegenheit, die einmal vor ihre Jurisdietion
gebracht sey, wieder derselben zu entziehen. (Beifall.) Sollte dies zber nicht der Fall seyn, so wuͤrde es die Freiheit der Debatte beeintraͤch⸗ tigen, eine der Betrachtung des Hauses vorgelegte Sache außerhalb der Thuͤren desselben beendigen zu lassen. Er hoffe daher, daß das Haus mit ihm uͤbereinstimmen, und die gegenwartige An— gelegenheit noch innerhalb die ser Mauern schlichten werde. Bei⸗ fal) Herr O Con nell bezeigte seine Freude uͤber diese Erklaͤ⸗ rung, und fuͤgte hinzu, daß, nachdem auch noch Herr Hill sich erboten habe, das, was er gesagt, zu beweisen, es hoͤchst un— passend seyn wuͤrde, nicht in diesem Hause mit der Ver—
handlung uber den Gegenstand fortzufahren, und er ho fe,
daß es ihm morgen erlaubt seyn werde, eine Motion dar sber einzubringen. Lord Palmerston bemerkte, das Haus werde wohl fuüͤhlen, wie Herr Sheil die Verantwortlichkeit, welche der edle Lord in der betreffenden Sache auf sich habe nehmen wollen, mißverstanden. Der edle Lord habe offenbar die Verantwortlichkeit nicht fuͤr die Angabe selbst auf sich genommen, sondern bloß fuͤr die Thatsache, daß die Angabe wirklich gemacht worden. Herr Sheil erklärte sich damit nicht fuͤr einverstan— den, und rief, nachdem sich ein heftigerer Wortwechsel hieruͤber entsponnen, das Haus auf, zwischen ihm und dem Lord Althorp zu ent⸗ scheiden. Sir Robert Peel sagte, Hr. Sheil duͤrfe nicht aus dem Hause mit der Meinung fortgehen, daß ihm in derselben ein Denn er sey
antwortlichkeit“ dies durchaus nicht in einem persoͤnlichen Sinne genommen habe. Nach einigen weitern Eroͤrterungen, in denen
Herr Sheil fortfuhr, sich fuͤr persoͤnlich beleidigt zu erklären, nahm
der Sprecher das Wort, und bemerkte: das Haus werde selbst fühlen, daß es, je länger es diese Debatte fortsetze, in um so größere Verwirrung gerathe, und die gegenseitigen Mißverstäͤnd— Er halte sich deshalb von dem Hause befugt, die geehrten Mitglieder aufzuforden, daß sie ihre Versicherung geben, diese Sache nicht außerhalb der Mauern des Hauses zu verfolgen, sondern sie bloß dem Urtheil des letzteren anheim zu geben. Der Sprecher forderte hierauf Herrn Sheil auf, dem Hause diese Versicherung auszusprechen, der jedoch hier— auf keine Antwort ertheilte. Sir Fr. Burdett trug nun darauf an, Herrn Sheil in das gefaͤngliche Gewahrsam des Hauses zu bringen. Nachdem der Sprecher bemerkt, daß das Recht des Hauses dazu nicht in Abrede zu stellen sey, rief er Lord Althorp zu derselben Erklarung auf, welcher sich auch sogleich erhob und erklaͤrte, daß, da er durchaus keine Beleidi— gungen bei dem, was er uͤber den Gegenstand gesagt, im Sinne gehabt, er dem Hause ganz ruhig die Versiche— diese Angelegenheit nicht außerhalb des— selben weiter feindlich zu verfolgen. Herr O Connell gab nach dieser Erklaͤrung ein Zeichen von sich, das die Auf— merksamkeit Lord Althorps auf sich zog, der sich wieder erhob und mit Heftigkeit des Ausdrucks fragte, was da— Nachdem sich Herr O Connell dar— auf uͤber die wirkliche Beleidigung geaͤußert, die seinem Freunde, Herrn Sheil, seines Erachtens widerfahren sey, wohl leicht wer— den koͤnnte, sich fuͤr erklären, da er
nicht beleidigt zu
selbst dloß Beleidigungen zugefügt, nahm Lord Alt— herp wieder das Wort: er habe zwar erklart, daß er sich zu keinen weiteren Maßregeln außerhalb des Hau—
ses verleiten lassen wolle, aber er koͤnne jetzt nicht versprechen, daß er auf eine etwa an ihn ergehende Herausforderung Ver— zicht leisten werde. Der Sprecher trug demnaͤchst darauf an, daß Richard Lalor Sheil und Lord Viscount Althorp bis auf weitere Bestimmung gefangen gesetzt wuͤrden, was einstimmig genehmigt ward. — Als darauf Lord Althorp das Haus ver— lassen, wurde er, nebst Herrn Sheil, der ihm einige Minuten darauf. gefolgt war, in den gefaͤnglichen Gewahrsam des Hauses gebracht. — Nachdem jedoch die beiderseitigen Freunde der Verhafteten, der Itagts-Secretair Stanley fuͤr Lord Althorp, und Hr. Hu me für Hrn. Sheil, nach einer unterdeß vorgenommenen Ruͤcksprache mit denselben, die Versicherung gegeben hatten, daß sich diese zu keinen feindseligen Schritten gegen einander bewegen lassen wur⸗ den, beschloß das Haus, Beide wieder aus der Haft zu entlassen. — Unterhaus. Sitzung vom 6ten. Herr O Lonnell brachte in dieser Sitzung abermals den Ehrenpunkt in Bezug uf Herrn Sheil zur Sprache, der am vorigen Tage zu so leb— haften Debatten Anlaß gegeben hatte. Herr Stanley erklaͤrte im Namen der Minister, daß sie nichts dagegen haͤtten, wenn das Haus eine foͤrmliche Untersuchung der ganzen Sache einlei— tete, jedoch schlage er zu diesem Behufe einen Aufschub von 6 Tage oder zweien vor, damit man sich bis dahin uͤber i beste Art, wie man dabei zu Werke gehe, verstaändigen nne. Herr O Connell erklaͤrte sich damit einverstanden und
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es wurde demnaͤchst ein Antrag in dieser Beziehung auf näͤch— sten Montag angekuͤndigt. — Am folgenden Tage war das Haus nur bis Rauf 7 Uhr versammelt. Auf eine von Sir Rob. Peel an ihn gerichtete Frage, zeigte Lord Althorp an, daß es seine Absicht sey, eine Bill einzubringen, wodurch alle beim Ackerbau beschaͤftigten Pferde von Abgaben frei erklart wuͤrden. Eine andere Frage, ob es die Absicht der Minister sey, die Haus- und Fenster-Steuer abzuschaffen, wurde von Lord Althorp unbeantwortet gelassen. Dagegen kuͤndigte der Lord, als Kanzler der Schatzkammer, an, daß er dem Hause bereits uͤber acht Tage das Budget vorlegen werde.
London, 7. Febr. Vorgestern nahmen Sr. Majestaͤt die Adresse des Oberhauses und gestern die des Unterhauses entge— gen und ertheilten auf beide eine sehr huldvolle Antwort. Der Fuͤrst Talleyrand, der Baron Buͤlow, der Graf Bijornstierna, der Graf Mandelsloh, der Ritter Dedel, der Baron von Blome, der Graf Jenison Walworth und Herr von Gersdorff hatten vorgestern Audienzen beim Koͤnige und uͤberreichten Sr. Maje⸗ staͤt Schreiben von ihren betreffenden Souverainen. Darauf empfing der Konig die Beglaubigungs-Schreiben der Gesandten Donna Marias, Ritter von Abreu e Lima und Herr von Moraes Sarmento. Sodann hielten Se. Majestaͤt eine Geheimeraths— Versammlung, in welcher der Recorder von London seinen Be— richt abstattete.
Der Herzog von Wellington stattete gestern dem Sir Ro— bert Peel, bei dem sich mehrere andere angesehene Mitglieder der Konservativ-Partei versammelt hatten, einen Besuch ab.
Der Britische Gesandte am Deutschen Bundestage, Herr Cartwright, ist zum Ritter des Guelphen-Ordens ernannt wor— den und fuͤhrt daher jetzt den Titel Sir Thomas Cartwright.
Es heißt, daß der Herzog von Sutherland, der im Ober— hause auf die Adresse angetragen, zum Lord-Kammerherrn er— nannt werden duͤrfte.
Lord Howard de Walden ist gestern von hier abgereist, um sich auf seinen Posten, als bevollmaͤchtigter Minister, nach Lissa⸗ bon zu begeben.
Es sollen hier mit dem in Bristol angekommenen Schiffe „Diana“ Lissaboner Zeitungen bis zum 17. Januar einge— gangen seyn, doch ist uͤber den Inhalt derselben noch nichts be— kannt geworden
Der im Unterhause vorgefallene Streit zwischen Lord Althorp und Herrn Sheil, der beinahe zu einem Zweikampfe gefuͤhrt hätte (vergl. die Verhandlungen vom 5. Febr. giebt auch allen unsern Zeitungen Stoff zu Betrachtungen. Sie sind der An— sicht, daß die amtliche Untersuchung der Sache, zu der man, um beide Parteien zu befriedigen, seine Zuflucht genommen, zu nichts fuͤhren konne. Denn es handele sich hier nicht sowohl um die Untersuchung einer Thatsache, als um die Feststellung der Ansicht, ob Jemand doppelzuͤngig und heuchlerisch sey, oder nicht. Dergleichen ließe sich aber auf amtlichem Wege weder beweisen noch widerlegen.
Zu Wells wurde am Montag Herr Miles zum Parlaments“ Mitglied fuͤr East-Somerset erwaͤhlt; er gilt fuͤr einen Tory, versicherte aber in seiner Anrede an die Waͤhler, daß er bereit sey, zur Abstellung aller Mißbräuche in der Verfassung mitzu— wirken; er erklärte sich ferner fuͤr die groͤßte Sparsamkeit in den oͤffentlichen Ausgaben und fuͤr die Abschaffung nutzloser Si— nekuren, sagte, daß er jede einsichtsvolle Maßregel zur Verbesserung der kirchlichen Verfassung mit Freuden unterstuͤtzen wolle, daß er aber fuͤr Beibehaltung der jetzigen Korn⸗-Gesetze stimmen werde.
Der verstorbene Herr Mellish hat, wie sich jetzt ergiebt, nicht mehrere Millionen, sondern nur 500,006 Pfd. Sterling 3! Million Thaler) hinterlassen. .
Die Thron-Rede und die Eroͤffnung des Parlaments hat auf den Stand der Fonds fast gar keinen Einfluß ausgeuͤbt; er blieb ziemlich derselbe. An der heutigen Borse gingen die Spanischen und Portugiesischen Obligationen wieder etwas in die Höhe, weil man hoͤrte, daß die Hollaͤnder viele Ankäufe darin machten.
Aus NewYork sind Zeitungen vom 15. Januar hier ein— gegangen. Die am Sten von Herrn MKeon im Repraͤsentan— ten-Hause vorgeschlagenen Resolutionen, wodurch die Wegnahme der Regierungs-Deposita aus der Bank der Vereinigten Staaten gebilligt wurde, waren mit 118 gegen 9 Stimmen angenommen worden. Das Schatz-⸗Amt hatte einen Befehl in Bezug auf die Einfuhr-Zöoͤlle von Baumwolle erlassen, und dieser Gegenstand sollte dem Kongreß unverzüglich zu sorgfaͤltiger Pruͤfung vorge—⸗ legt werden. Die Streitigkeiten mit den Creek-Indianern in Alabama waren geschlichtet.
Aus Buenos-Ayres vom 12. November erfährt man, daß die im Oktober dort ausgebrochene Revolution unterdruͤckt war; der Gouverneur Balcaror hatte seine Entlassung genom⸗ men, und die Legislatur hatte an seine Stelle den General Viamont gewahlt, dem die Truppen bereitwillig Gehorsam leiste⸗ ten. Dadurch wurde die Ruhe wiederhergestellt.
Gen
Bruͤssel, 8. Februar. Die Regierung soll entschlossen seyn, die Angelegenheit wegen der Luͤtticher Municipal-Wahlen vor das dortige Zucht-Polizei-Gericht zubringen.
Ein Betruͤger, der hier in der großen Welt unter dem Na— men eines Marquis von Montigny lebte, und großen Aufwand machte, ist vor einigen Tagen mit Hinterlassung einer Schul— den⸗ Summe von 106,000 Fr. verschwunden. Es ergiebt sich jetzt, daß er viele falsche Wechsel in Umlauf gesetzt hat.
Polen.
Warschau, 9g. Febr. Der Dziennik Powszechnv giebt eine Darstellung von dem Benehmen der Polnischen Fluͤchtlinge im Auslande, namentlich von den letzten Vorfaͤllen in Havre und Marseille, und leitet dieselbe mit folgenden Worten ein: „ Die Art und Weise, wie sich die Polnischen Fluͤchtlinge in fremden Laͤndern, wo sie Zuflucht fanden, fortwährend aufgefuͤhrt, mußte die Begeisterung, mit der sie Anfangs aufgenommen wurden, nach und nach immer mehr erkalten. Die neuesten Ereignisse in Frank— reich haben sie vollends aller Achtung beraubt, indem sie zeigten, daß man ihren Eiden, wo sie auch dergleichen leisten, nicht glauben darf.“ Am Schluß der Auseinandersetzung heißt es: „Wir wollen wei— ter keine Bemerkungen zu dieser Schilderung hinzufuͤgen. Man— cher von den in Warschau lebenden Polen aͤußerte sich, wenn von den Fluͤchtlingen die Rede war, dahin, daß dies unvernuͤnf— tige Leute seyen; jetzt kann er noch hinzusetzen: es sind Leute ohne Ehre, ohne Treue und Glauben.“
Am Donnerstag war bei dem Grafen Potozki, Minister des Hofes Sr. Kaiserl. Majestaͤt und Praͤsidenten der Wojewod⸗ schafts⸗-Kommission von Masovien, ein glänzender Ball, den auch der Fuͤrst von Warschau und seine Gemahlin mit ihrer Gegen— wart beehrten.
Schweden und Norwegen.
Stockholm, 31. Jan. Das Ausgabe⸗Budget Stals. werk) ist nunmehr den Reichsstaͤnden vorgelegt worden. Im Eingange äußert die Regierung im Wesentlichen, daß sie, als allgemeinen Grund fuͤr die Bestimmung der Staats⸗Ausgaben, am vorigen Reichstage angenommen, daß der Muͤnzwerth, durch die von den Ständen zu treffenden Maßregeln, vor weiterer Verringerung bewahrt werden solle, und jetzt begruͤndet sie die Berechnung der Ausgaben auf die sichere Voraussicht, daß die am letzten Reichstage von Köoͤnig und Ständen gemeinschaftlich ge⸗ faßten Beschluͤsse auf diesem Reichstage in Kraft gesetzt werden sollen. Obzwar die Regierung die Vermehrung der jährlichen Staats-Ausgaben sorgfaͤltig zu vermeiden Zesucht, sind gleichwohl verschiedene von der Beschaffenheit vorgekommen, daß die Regte— rung nicht umhin gekonnt, deren Auffuͤhrung im Status (d. h. der ordentlichen Ausgaben) zu beantragen, wobei sie deren Ge⸗ sammt⸗Belauf so zu beschränken gesucht, daß die ganze Staats⸗ Regulirung mit den schon zur Hand liegenden Einnahmen be— stritten werden kann, ohne Erhoͤhung oder Aenderung in den jetz gen Grundlagen und Bestimmungen wegen ausstehender Schul— den oder Abgaben, die beim Staatswerke oder beim Reichsschul⸗ den-Comtoir einfließen. — Die Aenderungen beim Belaufe einzel— ner Ausgaben⸗Titel bestehen zu einem großen Theile darin, daß Poͤste von einem Titel auf den andern uͤbertragen worden. Fuͤr den ersten Haupttitel: Hofhalt, werden jährlich SY, 4tz7 Rthlr. ge fordert. Fuͤr den zweiten: Civil Verwaltung, 2, 324,729 Rthlr. (das vorigemal 2,056,417 Rthlr.) Fuͤr den dritten: Land -Vertheidigungswesen, 33ät6,418 Rthir. (fruͤher 3,274,486 Rthlr.) Bei dem vierten: Flotte, ist nur eine Er— hoͤhung von 3066 Rthlr, bei den Gehalten der Lootsen⸗Lomman⸗ deure vorgeschlagen. Allein die Regierung legte auch ein Extra— Budget vor, fuͤr die Landes-Vertheidigung von 1,782,000 Rthlr., die See-Vertheidigung von 635,090 Rthlr. Der fuͤnfte Haupt— titel: Wissenschaften und schöͤne Kuͤnste, wurde zu 23,035, der sechste: Milde Stiftungen, zu 199,198, der siebente: Pen sionen, zu 36,300 Rthlr, beibehalten. Fuͤr den achten: Allgemeine und Extra Ausgaben wurden verlangt: S275751 Rthlr. (vorhin 678,657); fuͤr den neunten: Landbau, Handel und Gewerbe, unveraͤndert 130,348 Rthlr.; je— doch kamen im Extra Budget fuͤr erleichterte Communi⸗ cationen und andere oͤffentliche Arbeiten 500,900 Rthlr. (ein fur allemal) vor. Zehntens: Geistlichkeit und Unterricht, bleibt 54ä4,307. Es war die Frage von mehreren zu erhoͤhenden Anschlaͤgen entstanden, die aber Se. Maj. um Steuer⸗Erhoͤhung zu vermeiden, fuͤr jetzt nicht auf den Status bringen wollten. Der allgemeine Einziehungs⸗-Status ist unverändert zu 252,931 Rthlr. aufgefuͤhrt. Die ganze ordentliche Staats⸗Regulirung be⸗ lauft sich auf jaͤhrliche 9,206,200 Rthlr., oder 391,614 Rthlr. mehr als die des vorigen Reichstages, von welchem Unterschiede jedoch, nach einer eingefuͤhrten Berechnung der Einnahme, angenommen wurde, daß er ohne Steuer⸗Erhöhung werde gedeckt werden. Das Extra— Budget von 2,922,150 Rthlr. ware auf die Art zu decken, daß Obligationen des Reichsschuld-Comtoirs von drei Millionen zur Verfugung des Koͤnigs gestellt würden Diese, von Seiten des Darleihers unaufkuͤndbaren Obligationen wurden auf 2pét. Zinsen und 2 pCt. jährlichen Abtrag zur Tilgung in halbjähr— üchen Zahlungen gestellt, von Anfang 1834 an jaͤhrlich mit 6000 Rthlc. ausgestellt, und die Regierung berechnet, daß auch Zinsen und Abtrag ohne Steuer Erhöhung duͤrften bestritten werden köoͤnnen. ⸗ . Heute hat der Adelsstand es genehmigt, daß sein Beschluß vom vorigen Reichstage wegen Oeffentlichkeit seiner Sitzungen ur Ausführung kommen soll. Es wird die Gallerie auf dem glette de G ge fuͤr 79 Zuhsrer auf Einlaß⸗-Billets eroͤffnet.
Deutsch land.
Hannover, 109. Febr. In der vorgestrigen Sitzung der zweiten Kammer erklaͤrte der Präsident, nach Vorlesung eines in dieser Beziehung eingegangenen Ministerial⸗Schreibens, die Stände ⸗Versammlung fuͤr vertagt. .
Hamburg, 10. Febr. Die Elbe ist voller Treib⸗Eis, so daß die hier segelfertig liegenden Schiffe es nicht wagen duͤrfen, abzusegeln; eben so wenig konnen Schiffe aus der See hier ankommen, doch ist bis jetzt die Fahrt von und nach Harburg noch nicht unterbrochen.
— — Leipzig, 11. Februar. Der hiesige Buchhändler Friedrich Brockhaus hat in Bezug auf eine unter seiner Firma in Deutschland verbreitete Ankuͤndigung einer angeblich veraän, derten Ausgabe des Conversations-Lexikons, wodurch dasselbe so wie seine Firma bei den Deutschen Regierungen verdächtig ge— macht werden sollten, nachstehende Erklarung bekannt gemacht: „Der Unterzeichnete Theilhaber der Buchhandlung F. A. Brock⸗ haus in Leipzig, ist durch seine Behorde von einer in ganz Deutschland, besonders in Sachsen, verbreiteten Ankuͤndigung ei— nes „Bauern-Conversations-Lexikon s“, mit der Unter— schrift „Fr. Brockhaus“ in Kenntniß gesetzt worden. Da ihm diefelbe ganz fremd ist und die in den Probe⸗Artikeln an⸗ gedeutete Tendenz dieses Werks hoͤchst verabscheuungswerth er— scheint, so erklaͤrt er oͤffentlich, daß weder er, noch die Buch⸗ handlung F. A. Brockhaus an jener Ankuͤndigung den ent— serntesten Antheil haben, und daß bereits von Seiten der hoͤch sten Behoͤrden, so wie von ihm selbst die geeigneten Schritte gethan sind, um den Verfasser und Verbreiter jenes Mach werks, welches nur Bosheit und niedrige Gemeinheit ersinnen konnten, u entdecken und zur gerichtlichen Verantwortung zu ziehen.
eipzig, den 11. Februar 1833. Friedrich Brockhaus.“
— — Frankfurt a. M., 8. Febr. Es hat sich waͤhrend dieser Woche wenig Bemerkenswertheg im Staagtsesffekten-Handel zugeten gen. Die Umsaͤtze waren beschraͤnkt und die Lontse sätiengir. Seit lange standen die Oesterreichischen und Ho andischen Fonds nicht so fest in ihren Notirungen, als eben jetzt Die Ursache dieser Er⸗ scheinung liegt theils darin, daß auch von zuswarts nur geringe Schwankungen gemeldet werden, theils im Mangel an Auftragen und schwacher Speculations-Lust. Andererseits konnten doch diese hemmenden Umstaͤnde kein Fallen veranlassen, weil die effektiven Stücke fehlen und der Geld ücberfluß den Markt belebt. Doch war gegen Ende der Woche die Tendenz zum Fallen einigermaßen vor⸗ berrschend, indem die Berichte aus Amsterdam nicht eben günstig lauteten, auch andere nachthellige Gerüchte ausgesprengt wurden. An der Freitags Boͤrse schlosen darum die Desterreichischen und Hollaͤndischen Papiere etwas fauer, was aber mehr dem stockenden Ümsatz, als wirklichen Verkaufen zuzuschreiben war. Preußische und Polnische Loose blieben gesucht, namentlich wurce viel in 1itz⸗ teren gemacht. Spanische, Fonds drückten sich, je nachdem ihre Notirung von Paris niedriger kam, die proc? welche am 3. Febr mit 583 bezahlt wurden, wären am 6ten zu 37 zu haben; die 3r coc. gingen ebenfalls um 1 pCt. zuruck. In Cöortes-Obligstionen wilde einiges gemacht; sie wurden zu 23 à 231 pCt. geschlossen. Das Praͤmien⸗Geschaͤft war nicht unbedeutend, vornehmlich in den Hol landischen Fonds. Man gab auf Integrale — um solche Ende März zu 49 haben zu koͤnnen, — *pét. und auf proc. Hollaͤndi⸗
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