sche Obligationen — Ende Mai zu 9833 — pCt. Praͤmie Im Wechselhandel hat die Lebhaftigkeit nach gelaffen, doch zeigen 5 nochimmer mehr Nehmer als Geber Augsburg, Hamburg, Päris und Berlin sind am meisten gefragt. Diskonto⸗Papier ist zu 20 2 23 pCt. willig zu placiren. — Nachschrift. Heute waren die Oesterreichi⸗ hen und Hollaͤndischen Fonds, in Folge der höheren fimsterdamer Notirung, etwas beliebter. Spanische küelt n sich fest in Preis; es ging aber wenig darin um; die letzten Course waren: zproc. Met. , proc. Met S7. Actien 1187; Integrale 498; proc. Hollaͤndi⸗ che al 3zproc. Spanische 575; 3proc. Spanische 373.
Schweiz.
Bern, 6. Februar. In der Allgemeinen Schweizer zeitung liest man: „Bei seiner Ruͤckkunft nach Genf fand
r Kutscher, welcher Sonntag (2ten d.) Abends Romarino und eine zwei Begleiter nach dem Savoyischen abgefuͤhrt hat, in sei— em Wagen einige Paͤcke gedruckter wahrhaft toller Proclamationen, welche er auch dem Publikum nicht vorenthielt. Es sind uns zwei dieser Aktenstuͤcke mitgetheilt worden. — Zuverlaͤssige, aus Genf er angekommene Briefe melden bereits das Ende des Unternehmens. Statt des gehofften Anhanges unter dem Volke, fanden unsere Aben⸗ teurer in Dörfern und Staͤdten nichts als Abneigung; die Haͤu⸗ ser schlossen sich vor ihnen, die Einwohner flohen. Eine Abthei⸗ lung derselben hatte sich von St. Julien gegen Flanen zugezo⸗ gen, und stieß auf dem Wege auf ein kleines Detaschement Pie— montesischer Truppen. Das Gefecht war kurz. Die zusammen⸗ zelaufene Bande leistete wenig Widerstand, verlor einige Gefan— sene und ergriff in panischem Schrecken die Flucht. Romarino oll hierauf, was noch in St., Julien bei einander war, versam— nelt, die Hoffnungslosigkeit des Unternehmens vorgestellt und den Ruͤckmarsch empfohlen haben. Bereits sind 300 Versprengte von dem kurzen Heldenzuge im traurigsten Zustande in Genf. unter Geschrei, Toben und Wegwerfen der Waffen angekommen und haben diese Stadt, welche, wie wir gesehen, bereits beim Abmarsch in ihrem politischen Grundpfeiler erschuͤttert worden, in neuen Schrecken versetzt.“
Lausanne, 3. Febr. Die Unternehmung der Polnischen und Italienischen Fluͤchtlinge ist voͤllig gescheitert. Sonnabend Abends 10 Uhr, von Genf abmarschirend, theilten sich die Fluͤcht⸗ linge in zwei Kolonnen, die eine ruͤckte auf dem Wege von Thable vor, die andere zur Rechten von St. Julien. Die erste fand auf dem ganzen Wege wenig Theilnahme. Die Bevoͤlke—⸗ rung der Doͤrfer, durch welche sie kam, erblickte in dieser Unter— nehmung bloß ein Mittel, mit mehr Erfolg Contrebande zu machen; auch eilte sie Schaarenweise nach den Genfer Doͤr⸗ sern, um ansehnliche Vorraͤthe von allerlei Eßwaaren zu kau⸗ fen, deren Einfuhr in Savopen schweren Zoͤllen unter⸗ liegt. Dieser Umstand, nebst der geringen Festigkeit, welche die Piemonteser und Italiener in der Polnischen Kolonne be⸗ wiesen, ware hinreichend gewesen, die Unbesonnenen auf ihr Vorhaben verzichten zu machen; aber General Romarino nahm es auf sich, der Sache den Ausschlag zu geben. Die Truppe stand in Schlacht-Ordnung, als General Romarino erschien, zum großen Erstaunen der Zuschauer vom Grafen Gustav v. Damas begleitet, in praͤchtiger Uniform; diese beide Herren verschwan— den nach Kurzem, und bald darauf brachte ein untergeordneter Offi⸗ zier der Schaar den Befehl, sich zuruͤckzuziehen, indem die erwarteten Verstärkungen nicht eintrafen. Das Wort „Verraͤtherei“ auf der Zunge, zerstreute sie sich; die Erfolglosigkeit ihrer Anstrengungen vor Augen, zogen sie sich auf Genfer⸗-Gebiet zuruͤck, und lieferten ihre Waffen den Behoͤrden aus. Etwa 100 befinden sich in Genf, wo sie Aufnahme gefunden haben. Von der andern Ko— lonne hat man keine zuverlaͤssige Nachrichten.
Spanien.
Die Madrider Zeitung enthalt nach stehendes Dekret der Königin vom 21. Jan. „Meine muͤtterliche Sorgfalt hat Mich kein Mittel verabsaͤumen lassen, das dazu beitragen konnte, die hartnäckigen Feinde des Thrones Meiner Tochter und des Gluͤckes der Monarchie eines Bessern zu belehren; da Ich aber nicht im Stande gewesen bin, sie zu veranlassen, ihre verbrecherischen Plane aufzugeben, vorzuͤglich jene in den Baskischen Provinzen und in Navarra, so sehe Ich Mich in die traurige Nothwendigkeit ver⸗ setzt, strengere Maßregeln zu ergreifen, um den Uebeln ein Ende zu machen, die auf jenen Theilen des Landes lasten. Demnach be— fehle Ich, dem Rathe des Minister⸗-Conseils zufolge, daß alle In⸗ dividuen, die zu den verschiedenen Parteien gehören (mit Aus— nahme der Chefs und deren, welche Offiziers ⸗Rang haben, die mit der aͤußersten Strenge der Gesetze bestraft werden sollen), wenn sie von den Truppen, den Behsrden oder den Landleuten gefan— gen werden, gezwungen seyn sollen, 6 Jahr in der Armer zu dienen, naͤmlich die Unteroffiziere in den fortwährend zu Ceuta und Havanah stationirten ö oder in dem Afrikani—⸗ schen Corps und die Uebrigen in den Compagnien, welche die Garnisonen von Cuba, Portorico und den Philippinen bilden.“
— Dem CTonstitutionnel ist von einem seiner Redacteure, der sich zu Madrid befindet, folgendes vom 29. Jan. datirte Schreiben zugegangen: „Die unvermeidliche und baldige Zu⸗ sammenberufung der Cortes beschaͤftigt jetzt hier alle Gemuͤther. Jeder sieht ein, daß die Revolution da ist. Noch ist sie zwar nicht drohend, aber sie kann es werden, wenn das Ministerium sich nicht beeilt, einen Theil der Hoffnungen, die man aus seiner Ernennung geschöͤpft hat, zu verwirklichen. Mit einem Wort, Spanien ist da angelangt, wo wir uns im Jahre 1789 befanden, denn es handelt sich darum, das Gebäude von Grund aus bis zum Giebel umzubauen. Die Versuche von 1812 und 1820 nißgluͤckten; die Spanier gestehen dies ein; aber sie sagen mit Recht, daß damals die Revolution deshalb nicht zu ihrem Ziel kommen konnte, weil sich ihr zu diesen beiden Zeitpunkten contrezrevolutionnairt Bestrebungen entgegensetzten, die jetzt nicht mehr vorhanden sind. Und es ist wahr, die große Kata— trophe von 1815 brachte die Ober-Gewalt wieder in Ferdinands Hande, eben so wie die bewaffnete Intervention von 1823 das onstitütionnelle System zu Gunsten der absoluten Gewalt ver— nichtete. Jetzt ist nicht mehr zu fuͤrchten, daß Franzoͤsische Sol— daten abgeschickt werden duͤrften, um die liberalen Ideen zu er— ticken, auch nicht, daß die Königin und ihre Minister diese Sache, die ihre einzige Stuͤtze ist, verlassen möchten, um in das Lager des Don Carlos uͤberzutreten. Doch die Lage ist noch immer bedenklich. Das Ministerium Martinez de la Rosa, so belebt auch sein Chef bei der Nation ist, sieht schon eine Oppo— sition sich bilden. Die traurige Hast, welche bei der Bildung dieses Ministeriums obwaltete, war Schuld daran, daß es nicht aus Männern von gleichen Grundsaͤtzen zusammengesetzt wurde. Die Dinge sind nur halb geschehen, da Herr Burgos im Mi— isterium geblieben ist; sein Bleiben im Conseil scheint das Re— ultat einer geschickt geleiteten Intrigue, die man, fuͤrchte ich, hald zu bereuen Ursache haben wird. — Sie wissen, daß es in Spanien bald uͤber, bald unter dem Ministerium immer eine Camarilla giebt; aber die jetzige ist vielleicht zum erstenmale,
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entin durchaus ergebenen Maͤnnern zusammengesetzt. Einige
randen von Spanien gehoren zu derselben; es sind dies erstens der Graf von Parsent, ein . loyaler und verstaͤndiger Mann, der in den kuͤnftigen Cortes wahrscheinlich eine bedeutende Rolle spielen wird; dann der Graf von Florida⸗Blanca, ein eben so ausgezeichneter Mann. Einige andere weniger allgemein be— kannte Personen sehen ebenfalls die Regentin oft, welche viel Vertrauen in ihren Eifer und in ihre Faͤhigkeiten setzt. Auch die Gebruͤder Carrasco, reiche Kaufleute, deren einer Mitglied der neuen Finanz-Revisions,Kommission ist, besitzen das Ver— trauen der Regentin, und verdienen es in jeder Beziehung. Waͤre es aber nicht besser, daß alle jene Personen eine foͤrm— liche Anstellung erhielten, und daß die naͤchste Umgebung der Koͤnigin nur aus Leuten ohne politischen Einfluß bestaͤnde? — Die Ungeduld des hiesigen Publikums umfaßt drei Haupt— Punkte: die offizielle Versicherung der Zusammenberufung der Cortes, die Anerkennung der Donna Maria und irgend einen FinanzPlan. Die oͤffentliche Meinung entschließt sich nur mit Muͤhe, diesen drei wichtigen Fragen die Zeit zur gehoͤrigen Ueber— legung derselben zuzugestehen.“
Literarische Nachrichten.
Die bisher in Achen und Leipzig im Verlage von Jacob Anton Mayer erschlenenen, von dem Regierungs- und Medizinal-Rath Pr. Neumann ,, ,, „gemeinnuͤtzigen und unterhaltenden Rhei⸗ nischen Provinzial⸗Blaͤtter“, — einen Namen, den sie mit Recht ver= dienen, da sie sich, was ihren praktischen Nutzen betrifft, dreist den in den alteren Provinzen der Preußischen Monarchie erscheinenden Monatsschriften dieser Art an die Seite stellen durfen, — sind mit dem 1. Januar d. J. in den Verlag der J. P. Bachemschen Hof⸗ Buchhandlung zu Köln übergegangen und die Redaction derselben hat der Professor und Ober-Bergrath Hr. Nöggerath in Bonnuͤbernommen. Die Haupt-Tendenz der Zeitschrift soll, nach einer desfallsigen An⸗ kuͤndigung des neuen Verlegers, dieselbe wie bisher bleiben, naͤm⸗ lich den Bewohnern der Rhein-Provinz in einer ungekuͤnstelten, allgemein faßlichen Sprache alles dasjenige mitzutheilen, was fuͤr sie ein besonderes Interesse hat und ihnen nuͤtzlich und angenehm seyn kann. Mit Ausschluß der eigentlichen Religions- An⸗
elegenheiten, der Tages Politik und der Verwaltungs-Gegen⸗
aͤnbe soll alles in diesen Blaͤttern besprochen werden, was mit dem Leben des Volkes in mittelbarer oder unmitttelbarer Beruͤhrung steht und i. Foͤrderung des intellektuellen und materiellen Wohls der Rheinlaͤnder, zur Erweckung wahrer Vaterlandsliebe, zur Be⸗ freundung mit vaterlaͤndischen Einrichtungen, und vor Allem zur Befoͤrderüng einer richtigen Ansicht des Zeitgeistes dienen kann, Es erscheint monatlich von der Zeitschrift ein Heft von 6 — 8 Bogen zu dem Abonnements⸗Preise von 3Rthlr. fuͤr das ganze Jahr, wo⸗ für die Provinzial-Bläͤtter im ganzen Pre ußischen Staate durch die Koͤniglichen Post⸗Aemter und alle soliden Buchhandlungen bezogen werden konnen. Bei der umsichtigen Thaͤtigkeit des Verlegers und den vielseitigen Beziehungen des neuen sachkundigen Herausgebers mit anderen tuͤchtigen Mannern, die dem Unternehmen ihren Beistand lei⸗ hen a. daͤrf man wohl erwarten, daß den Rheinischen Provin⸗ zial⸗Blaͤttern auch ferner dieselbe Gunst und Anerkennung von Sei⸗ ten des Publikumg zu Theil werden wird, deren sie sich bisher nicht bloß in der Provinz, für die sie zunaͤchst bestimmt sind, sondern auch in den uͤbrigen Theilen der Monarchie zu erfreuen gehabt haben. — Wir benutzen diesen Anlaß, um zugleich auf ein Handbuch aufmerksam zu machen, das binnen Kurzem im Verlage von J A. Mayer in Achen erscheinen wird. Dasselbe betrifft die neuen und aͤlteren Maße und Gewichte der Rhein-Provinz und der Deutschen 3Zoll⸗Vereins⸗-Stag— ten, und hat den Regierungs-Secretalr Aldefeld und den Vermes⸗ sungs⸗Conducteur Dr. Ahn in Achen zu Herausgebern. Es soll in diesem Handbuch eine gedraͤngte, doch vollstaͤndige Belehrun uͤber das Preußische Maß- und Gewichts⸗System, eine Abhandlung über das Franzbsische Dezimal⸗System und eine Vergleichung aller Maße und Gewichte in den gedachten Staaten mit den Französischen und denen der bedeutenderen Handelsplaͤtze, die mit der Rhein- Provinz in merkantilischem Verkehr stehen, gegeben werden, und das Werk dürfte sonach, insofern es den davon gehegten Erwartungen ent⸗ spricht, fuͤr alle Beamte, Kaufleute, Gutsbesitzer und Geschaͤfts⸗ maͤnner jeder Art eine willkommene Gabe seyn. Der Preis dessel— ben wird nicht über einen Thaler Preuß. betragen.
V. *
Meteorologische Beo r f n. e, . Nachmitt. Abends ach einmaliger 6 Uhr. 2 Uhr. 10 Uhr. Beobachtung.
, e ZZ38, 18 Par. 336, o Der. 3365, 10 Par. Quellwärme 6,79 R. uft — 4, * 9 R. 1 — 1,5 9 R. ö ien . . . 0 ö on 14 0 ö . ö. 0 ö. Flußwärme 0, 82 R.
1834. 12. Februar.
Dunstsaͤttg. S pCt. Iß pCt. 92 pCt. Bodenwärme 2,99 R. . . . , . nusdünst. 0, os s Nh. Wolkenzug — — — Niederschlag O, o 0 a Rh.
Berliner Börse. Den 13. Februar 1834.
Amtl. Fonds- und Geld- Cours - Zettel. (Preusis. Cour.)
. rf ff iin 2 Q ᷣQui—Qià᷑ sᷣ22 2 2222222422
St. · Schu Sch. 4 I Js I 97I Grosshz. Pos. do. 4 109151 — br. Engl. Anl. 18. 5 sios; i093 Ostpr. Pfandbr. 4 99 96 Pr. Eußgl. Anl. 2. 5 is 1953 Domm. do. 4 — 1067 Pr. Engl. Obl. 30). 4 935 93 Kur- n. Neum. do. 4 — 106 Präm. Sch. d. Sech. — 545 53 Schlesische do. 4 — 1052 Curm. Obl. m. l. C. 4 977 97 Kst. C. d. .- n. N. — 665 — Neum. Int. Sch. do. 4 97 97 . Sch. d. K-u. N. — 67 66 Berl. Stadt- Obl. 4 — 99 Königab. do. 4— — Hell. vollw. Duk — 177 — Elbing. do. 44 97 — Neue do. — — 1181 Panz* do. in Th. — — 364 Friedrichsd'or .. — 135 133 Westhr. Pfandbr. 4 983 gsJ Disconto ..... — 1 31 1 41 Preis sC. Cour. Wechsel- Cours. e, ,. a ᷣ¶Q—äKiůͥ᷑6ᷣ QKiKi—o „, ö 250 FI. Kurz 1425 — , ,, 250 Fl 2 t. 1417 141 a . 152 — 11 ; 300 Mk. 2 Mt. 152 (1513 ö 1 LSt. 3 Mt. — 16 243 1 300 Rr. A Mt. — 803 in gd Rr, ,. 150 HI. 2 Mt. 1045 1043 n bung,, , , , . 150 HI. 2 Mt. 108 — 1 . — 994 en n, , , d 100 TIhl. 8 Tage 1053] — 1 150 EI. 2 Mt. — 105 a 100 Rb. 3 Woch. — 301 Warschau. ; 600 FI. Kurz — —
Aus wüäürtige körs-en. Ams ter dam, S. Februar. Niederl. wirkl. Schuld 493. 53 do. 945. Ausgesetzte Schuld 172. Kanxz- Bill. 226. 43 Amort. 8983. 3383 — Cesterr. 953. Preuss. Prämien -Scheine 95. Russ. (v. 828) —. (v. 1851) 943. 58 Span.
ganz aus rechtlich denkenden, der jungen Königin und der Re—
585. 38 W.
Antwerpen, 7. Februar. Span. 53 58. 38 373. Linsl. 1143. Bras. — . Metall. 98 London, 7. Februar. Cons. 89. Belt. 7. Bras. 71J. Dän. 74. Holl. 293 zo 53 do. — Mex. — . Port. 63. Russ. 104. 23 Warschau, 9. Februar. Pfanbr. 921. 925. Part. - Obligat. 388. Wien, 8. Februar. 53 Met. 96645. 43 do. 86. Bank-Actien 1226.
Part. Ohl. Loose zu 100 FI. —. ;
Königliche Schauspiele.
Freitag, 14. Februar. Im Schauspielhause: Die Brand— schatzung, Lustspiel in 1 Akt, von Kotzebue. Hierauf: Auf Begehren: Donna Diana.
Sonnabend, 15. Februar. Im Opernhause: Johann von Paris, Singspiel in 2 Abtheilungen, mit Tanz; Musik von Boyeldieu. Hierauf: Zum erstenmale wiederholt: Die Maske, rade, komisches Ballet in 1 Akt, von Henry. In Scene gesehzt von Dlles. Therese und Fanny Elsler, welche hierin tanzen werden
Im Schauspielhause: 1) Le matin el le soir, vaudeyville en 2 actes. 2) Monsieur Jovial, ou: L'huissier Chansonnier vaudeville comique en 2 actes. .
Sonnabend, 22. Februar. Im Konzertsaale des Schauspiel— hauses: Letzter diesjaͤhriger Subscriptions⸗-Ball.
Koöͤnigstädtisches Theater.
Freitag, 14. Februar. Zum erstenmale wiederholt: Der Erbvertrag, dramatische Dichtung in 2 Abtheilungen, nach einer Erzählung des E. T. A. Hoffmann, von W. Vogel. Erste Abtheilung: Das Verbrechen, Drama in 1 Akt. Zweite Ab— theilung: Das Gewissen, Drama in 4 Akten. (Hr. Ed. Jerr— mann, vom Koͤniglichen Hoftheater zu Muͤnchen: Daniel, als Gastrolle.)
Sonnabend, 15. Februar. Die Familien Capuleti und Montecchi, Oper in 4 Akten; Musik von Bellini.
Sonntag, 16. Februar. Hinko, der Stadtschultheißen⸗Sohn von Nuͤrnberg, Schauspiel in 5 Akten, nebst einem Vorspiel: „Der juͤngere Sohn“, von Charlotte Birch,/ Pfeiffer. /
Neueste Nachrichten.
Paris, 7. Febr. Der Kaiserl. Oesterreichische und der Koͤnigl. Großbritanische Botschafter, so wie der Koͤnigl. Bayern, sche Gesandte hatten vorgestern eine Audienz beim Koͤnige.
In der heutigen Sitzung der Deputirten-Kammer wurden die Berathungen uͤber den Gesetz-Entwurf wegen der öffentlichen Ausrufer und namentlich uͤber den 1sten Art, dessel— ben, nachdem Tags zuvor das Amendement des Herrn Leyraud verworfen worden, fortgesetzt, und der gedachte Artikel in seiner urspruͤnglichen Abfassung, wonach derselbe also lautet, angenom— men: „Art. 1. Niemand darf, selbst fuͤr eine bestimmte Zeit, das Gewerbe eines Ausrufers, Verkaͤufers oder Vertheilers von Schrif⸗ ten, Zeichnungen oder gedruckten, lithographirten, authographirten, geformten, gestochenen oder geschriebenen Sinnbildern, öh. die vor⸗ herige Genehmigung der staͤdtischen Behoͤrde, ausuͤben. Die Geneh⸗ migung kann auch zuruͤckgenommen werden.“ Ein Zusatz-Para— graph des Herrn Taillandier, wonach in Paris die gedachte Ge— nehmigung von dem Maire des Bezirks, in welchem der Nach— suchende wohnt, bewilligt werden sollte, wurde verworfen, ein zweiter des Herrn von Failly dagegen, wonach die Bestimmun— en des ersten Artikels auch auf die Saͤnger auf offener Straße (nwendung finden sollen, angenommen. Zu einer sehr lebhaf⸗ ten Debatte gab nachstehender Antrag der Herren Anglade und Auguis Anlaß: „Von diesen Bestimmungen sind die Ausrufer, Verkaͤufer und Vertheiler der, den bestehenden Gesetzen gemaͤß, erscheinenden Zeitungen und periodischen Schrif— ten ausgenommen.“ Hinsichtlich der Ausrufer wurde die Propositlon bei der Abstimmung ohne Weiteres verworfen, hin— sichtlich der Verkaͤufer und Vertheiler aber war die Versamm lung dergestalt getheilt, daß mittelst Kugel-Wahl abgestimmt werden mußte, worauf der Antrag, so weit er die Verkaͤufer und Vertheiler betrifft, gleichfalls (mit 198 gegen 163 Stimmem) durchfiel, was einige Sensation erregte.
Der General Thiars hat mehrere Bittschriften in Bezug auf eine Wahl⸗Reform auf das Bureau der Deputirten⸗Kammer niedergelegt.
In Havre ist statt des aus der Kammer ausgeschiedenen Herrn Delaroche, nach einer zweimaligen Abstimmung, mit 175 unter 349 Stimmen der ministerielle Kandidat, Hr. Lemaistre, Maire von Havre, zum Deputirten gewaͤhlt worden. Von sein nen Mitbewerbern erhielten Herr Delaunay 116, Herr Bailleul 34 und der Herzog von Fitz-James, der bei der ersten Abstim mung 13 Stimmen gehabt hatte. 2 Stimmen. Die uͤbrigen z Stimmen zersplitterten sich. — Das Wahl⸗Kollegium zu Rouen (intra murgs), in welchem 424 Waͤhler zugegen waren, hat statt des ausgeschiedenen Herrn Cabanon gleichfalls den ministeriellen Kandidaten, Kaufmann Rondeaux, QObersten der Nationalgarde von Rouen, mit 235 Stimmen zum Deputirten gewahlt. Der Kandidat der Opposition, Herr Treilhard, erhielt nur 185 Stim— men. Die uͤbrigen Stimmen gingen verloren. .
Nachrichten ' aus Madrid vom 29sten v. M. zufolge, sol
der General- Capitain von Galizien, General Morillo, so ge faͤhrlich krank danieder liegen, daß man an seinem Aufkommen weifelt. ö 6 Mitglieder einer Karlistischen Junta haben sich, ge— draͤngt von den Truppen der Känigin, genoͤthigt gesehen, am Zisten v. M. das Franzoͤsische Gebiet unweit A, Menn Pian de, Port zu betreten, und sind von hier unter Bedeckung nach dem Innern Frankreichs abgefuͤhrt worden. Es sind: der Ge— neral⸗ Major der Kavallerie, Manuel Martinez, der Kavallerie⸗ Oberst Casimir Solderilla, der Infanterie⸗Oberst Martin Ben⸗ goecha, und der Kavallerie⸗Lieutenant Timotheus Solderilla.
Heute schloß proc. Rente pr. compt. 105. J0. fin Cour 105. 90. Zproc. pr. compt. 75. 50. fin cour. 75. J0. 5proe Neap. pr. compi. 91. 25. sin Cour, 91. 45. 5proe, Span. perp. hoz. Iproc. do. 383. 5proc. Belg. 7]. qJproc. Roͤm. 92. Frankfurt a. M., 10. Februar. Desterr. 5proc. Metall. 971. 73. 4proc. 8716. 8713. 21proc. 323. — . 1proc. 2213. Br. Bank-Actien 1499. 1457. Part. Obl. 1383. 138. Loose zu 100 Fl. 213. Br. Holl. 5proc. Obl, von 1832 93. g3* . . L. 64. 635. Preuß. Praͤm. Sch. 533. 535. pros.
nl. Hi. Hproc. Span. Rente 587. 583. Zproc. do. perp. 383. 381.
Redacteur Cotteæl.
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Gedruckt bei A. W. Hayn.
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Berlin,
Allgemeine
ats Zeitung.
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Sonnabend den 15tin Februar
——
Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.
Des Koͤnigs Majestaͤt haben den Kreis, Deputirten, Guts⸗ hesitzer van der Strgeten, zum Landrath des Kreises Glad—
dach, im Regierungs-Bezirk Duͤsseldorf, zu ernennen geruht.
Se. Majestaͤt der Koͤnig haben dem Unter-Aufseher erster
glasse, Neuendorsf, bei der Straf- und Besserungs⸗Anstalt
. zu Spandau, das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen geruht.
Im Bezirke der Koͤnigl. Regierung zu Erfurt ist die erledigte evangelische Hospital- und Ar—
nen Prediger -Stelle zu Nordhausen dem Kandidaten des Pre— digtamts und Kuͤster an der Jacobi-Kirche daselbst, Johann
zriedrich, August Knorr, Kbertragen worden;
zu Minden ist die durch den Tod des Kaplans Lummer
arlledigte Kaplaneistelle zu Luͤdge durch den Seminar-Priester Wilhelm Metzinger wieder besetzt worden.
Angekommen: Der Köoͤnigl. Dänische Geheime Rath und of- Jagermeister, Graf von Hardenberg⸗Reventlow, von
. Hamburg.
Zeit ungs-Nachrichten. Ausland.
Rußland. St. Petersburg, 5. Febr. Se. Maj. der Kaiser haben
den Birklichen Staatsrath Ludwig Tengoborski zur Belohnung sceines ausgezeichneten Dienst-Eifers den St. Stanislaus ⸗Orden erster Klasse verliehen.
Der General⸗Adjutant Fuͤrst Dolgoruki, Militair-Gouver—
neur von Wilna und General-Geuverneur von Grodno und Beianlystock, ist zugleich zum General-Gouverneur von Minsk er⸗ nannt worden.
In Betracht, daß die mancherlei Erleichterungen in den
J Angaben und die ansehnlichen Geld-Unterstuͤtzungen, welche in Folge der letzten Mißaͤrndte nothwendig geworden sind, eine
.
PVerstickgung der Hulfsquellen des Reichs-Schatzes erfordern, um so mehr, als die Preise verschiedener von der Krone anzuschaf⸗ fender Bedurfnisse fortwaͤhrend steiger, haben St. ae staͤt
unterm 21. v. M. anbefohlen, zur Erleichterung der Umsaͤtze des Reichs-Schatzes auf eine bestimmte Zeit eine neue Quanti⸗
tät von Reichs-Schatz-Villets Millionen Rubel gaeleich ist dem Finanz-Minister
ts in 4 Serien, jede zu 10 Bank-⸗Assignationen zu emittiren. Zu— anheimgestellt, jetzt nur zur
Lmittirung der ten und sten Serie, zusammen 26 Millionen Rubel betragend, zu schreiten, zur Emiitirung der Übrigen bei— den Serien aber jedesmal den besonderen Befehl Sr. Majestaͤt ein⸗
jzuholen.
Was die Tilgung der im Umlauf befindlichen Reichs—
Schatz-Billets zum Belauf von 20 Millionen Rubel aus den fruͤheren 3 Serien betrifft, so soll sie zu ihrer Zeit nach Grund
lage der am 25. Juli 1831 erlassenen Verordnung bewerkstelligt
verden. Der Werth der neu zu emittirenden Billets und der Zinsfuß, so wie die Form und Umschrift, verbleiben dieselben, pie bei den drei ersten Serien, naͤmlich jedes Billet zu 250
Rubel Bank-Assignationen, monatlich mit 90 Kopeken ver— zinst. Die Billets werden bei allen Zahlungen von den Kron⸗ Fassen, mit Ausnahme der Kredit, Anstalten, ausgege— ben und angenommen. Die Tilgung der neuen Serien soll binnen 5 Jahren bewerkstelligt werden, in den 2ersten nur mit Bezahlung der Zinsen Und in den 4 letzten mit Einloͤsung der ausgegebenen Masse. Die Regierung behaͤlt es sich vor, auch
vor dem bestimmten Termine alle diese Billets oder einen Theil
derselben aus dem Umlauf zu ziehen.
Die Zinsen werden bei
Vorzeigung des Billets nach Ablauf eines oder mehrerer Jahre
stets für die vollen verflossenen Jahre, fuͤr das laufende Jahr aber nicht vor dem volligen Ablauf desselben gezahlt.
Durch einen Utas vom 6. Jan. wird, dem Minister des oͤffentlichen Unterrichts anbefohlen, zur baldigen Erxoͤffnung der St. Wladimirs-Universitaͤt in Kiew die noͤthigen Maßregeln zu ergreifen. Derselbe wird autorisirt, ohne die Besetzung aller Lehrstühle abzuwarten, nach seinem Dafuͤrhalten und nach Maß⸗ gabe der Umstaͤnde fuͤrs erste zur Eroͤffnung der nothwendigsten oͤffentlichen Lehr-Kurse zu schreiten. Die Wahl und Ernennung der ordentlichen und außerordentlichen Professoren und Adjunk— ten, so wie aller ubrigen bei der St. Wladimirs⸗-Universitaͤt an— zustellenden Beamten, ist fuͤr jetzt seinem Ermessen anheimgestellt.
2
So hat er auch diesmal unmittelbar den Rektor und die Dekane
zu wählen und Sr. Maj. zur Bestaͤtigung vorzuschlagen. In
der Folge aber soll die Wahl der Professoren, Adjunkten und übrigen Beamten dieser Universitaͤt nach den in ihren Statuten
enthaltenen Vorschriften vor sich gehen.
Fr B ch. Paris, 7. Februar. In der gestrigen Sitzung der De—
putirten- Kammer wurde (wie bereits erwähnt) die allge—
meine Berathung uͤber den Gesetz-Entwurf in Betreff der oͤffent—
lichen Ausrufer beendigt, nachdem sich noch Herr Chapuis— Montlaville gegen, und Herr Viennet fuͤr denselben aus— gesprochen hatte. Der Letztere schloß seine Rede mit einigen Worten, die bei der bekannten vertrauten Stellung dieses De⸗ putirten zu einigen Mitgliedern des Kabinettes nicht ohne Ve— deutung erscheinen. Nachdem er naͤmlich eine Aeußerung, die schon fruͤher zu einer heftigen Polemik Anlaß gegeben hatte: Die gegenwärtige Gesetzlichkeit tödtet uns, wiederholt hatte, druͤckte er sich folgendermaßen aus: „Das Gesetz, welches man von uns verlangt, wird das Uebel noch nicht heben; dazu ist dasselbe bei weitem nicht streng genug. Ich wundere mich im Gegentheil, daß die Minister waͤhrend der zwei Monate, wo wir versammelt sind, uns noch
keinen Gesetz⸗Entwurf gegen die politischen Verbindungen vorgelegt haben. Ein solches Gesetz ist dringend nothwendig, und ich ver— lange es. Man wird mir einwenden, daß die politischen Ver— bindungen von dem Grundsatze einer Volks-Regierung unzer— trennlich sind. Aber, m. H., Ste haben keine Volks-Regierung geschaffen (Stimme von der Linken: „Räumen Sie das end— lich ein!“, sondern eine Repraͤsentativ-Regierung; und das ist ein großer Unterschled.“ — Hierauf ging die Kammer zu der Berathung der einzelnen Artikel üuͤber. Zu dem (Üsten Artikel hatte Herr Leyraud ein Amendement in Vorschlag gebracht, wonach das Ausrufen politischer Flugschriften auf oͤffentlicher Straße gaͤnzlich untersagt werden sollte. Dadurch, sagte er, wuͤrde einer Unordnung gesteuert, aber doch die Freiheit der Presse nicht beeintraͤchtigt, und der Einfuhrung einer Polizei⸗-Censur vorgebeugt werden. Hr. Cabet erklaͤrte, daß, wenn er zwischen diesem Amende⸗ ment und dein Artikel der Regierung zu waͤhlen hatte, er sich unbe— denklich fuͤr jenes entscheiden würde. Der Gesetz-Entwurf sey gehaͤssiger, als die Censur selbst; er raͤume der Polizei alle Ge— walt uͤber die Volks⸗-Presse ein, und sey also schlimmer, als ein gaͤnzliches Verbot. „Das Volk“, fuhr Herr Cabet fort, „hat die Freiheit der Presse im Juli theuer genug erkauft; und Sie wollen sie ihm rauben? Sie wollen nur eine aristokratische Presse bestehen lassen? Wenn das Volk noch keine politischen Rechte hat, so entziehen sie ihm wenigstens gicht die Mittel, sich derselben wuͤrdig zu machen. Das Volk hat keine andere Mittel, sich zu un⸗ terrichten, als die Volks-Presse; es kann sich nicht auf die gro— ßen Journale abonniren, auch kann es sich keine Journale ins Haus schicken lassen; die Presse, welche es auf den Straßen kauft, ist ihm daher eine Nothwendigkeit. Was ist denn das Volk? Ist es nicht die Masoritaͤt des Landes? Ist es nicht die Kraft der Nation?“ (Heftige Unterbrechung. Der Präsident: „Das Volk ist die Allgemeinheit der Buͤrger; ich darf nicht zugeben, daß Sie die Nation in zwei Theile theilen; das hieße gegen die Constitution sprechen.“ — Herr Cabet: „Der Herr Präsident erinnert so oft daran, daß man nicht unterbrechen duͤrfe; und ich muß mich daher sehr wundern, von ihm unter— brochen zu werden. Wenn ich eine irrige Ansicht aufstelle, so kann man mich widerlegen; aber der Präsident darf mich micht unterbrechen.“ Der Präsident: „Wenn ein Redner etwas Verfassungswidriges sagt, so muß ich ihn unterbrechen. Vor al— len Dingen habe ich dafür zu sorgen, daß die Charte respektirt werde. Ich habe Sie unterbrochen, weil Sie gesagt haben, das Volk sey die Majoritaͤt der Nation. Das Volk ist kein Theil der Nation, es ist die ganze Naäen.“ Herr Cabet: „Wenn auf dieser Rednerbuͤhne etwas Verfassungswidriges gesagt wird, so sind Minister und Deputirte genug da, um dagegen aufzutreten.“ Der Präsident: „Nicht den Ministern allein ist die Beibachung der Charte anvertraut; mir liegt an diesem Orte diese Pflicht vor allen Andern ob.“ Herr Cabet: „Ich weiß so gut wie irgend Jemand, daß das Volk die ganze Ration ist; wir sind Alle Volk. Aber giebt es nicht Ausdruͤcke, die einen doppelten Sinn haben, einen allgemeinen und einen beschraͤnktern? Und verstehen Sie z. B. unter Volks-Presse nicht hauptsaͤchlich diejenige, welche fuͤr die zahlreichste und àrmste Klasse bestimmt ist So habe auch ich hier unter Volk die aͤrmeren Klassen verstanden. Und in diesem Sinne behaupte ich, daß das Volk die Majori— tat und die Staͤrke des Landes sey. Das Volk bildet die Armee, es vertheidigt das Gebiet, es rettet das Vater— land, wie im Jahre 1830. Wir muͤssen alle ein Intersse daran nehmen, daß das Volk aufgeklaͤrt werde; aber durch welches Mittel kann dies geschehen? Wollen Sie, daß das Volk nur auf die Schriften der Polizei beschraͤnkt werde? Das Volk muß vor allen Dingen die Thatsachen und die ver— schiedenen Meinungen genau kennen. Genuͤgt denn der Regie— rung die Konkurrenz nicht? An Schriftstellern kann es ihr nicht fehlen, da es ihr nicht an Geld fehlt. Wenn ich eine Re⸗ gierung sehe, die allein sprechen, die alle ihre Gegner zum Still— schweigen bringen will, so draͤngt sich mir unwillkuͤrlich die Ueberzeugung auf, daß eine solche Regierung schon so gut wie todt ist.“ Schließlich stellte der Redner die Behauptung auf, daß die Polizei schon seit langer Zeit Schriften auf der Straße verkaufen lasse, die die groͤbsten Schmaͤhungen gegen die Repu— blikaner enthielten, und augenscheinlich darauf berechnet waren, die Meinung des Volkes irre zu leiten. Er las mehrere Stel— len aus solchen Flugschriften vor. Als er, mit seinen Papieren unter dem Arm, die Rednerbuͤhne verlassen wollte, kam ihm der Graf von Argout, ebenfalls mit dicken Aktenstoͤßen un— ter beiden Armen, auf der Treppe entgegen, so daß die bei— den Herren, aller Bemuͤhungen ungeachtet, nicht aneinander voruͤber konnten, ohne sich zuvor eines Theils ihrer Burde zu entledigen. Diese Scene erregte ein schallendes Gelaͤchter in der Versammlung. Der Minister, auf der Redner— buͤhne angelangt, verlas nun seinerseits Auszuͤge aus republika⸗ nischen Schriften, um darzuthun, auf welche freche Weise der König, die Staats-Beamten, die Deputirten gelästert und ver— leumdet würden, und erklaͤrte es fuͤr ganz unverträglich mit der Ordnung und Sittlichkeit in einem geregelten Staate, einen sol⸗ chen Unfug ungehindert fortdauern zu lassen. Nachdem sich noch die Herren Persil und Barthe dem Amendement des Herrn Leyrdud widersetzt hatten, wurde dasselbe mit großer Stimmen— Mehrheit verworfen, und die weitere Berathung auf den folgen— den Tag verschoben.
Ein hiesiges Blatt sagt: „Jedesmal, wenn das Mini— sterium auf indirekte Weise seine Absichten verkuͤnden will, be— dient es sich des Herrn Viennet. So hat dieser Redner gestern mitten in einer Diskussion uͤber die offentlichen Ausrufer zu ver— stehen gegeben, daß dieses Gesetz nicht genuͤge, und daß die Ne⸗ gierung nothwendig noch mit einem Gesetze gegen die Klubs und politischen Associationen versehen werden muͤsse. Es scheint, daß dieser Theil seiner Rede erst während der Sitzung verabre— det wurde. Denn ehe er die Rednerbuͤhne bestieg, unterhielt er sich sehr lebhaft mit dem Justiz-Minister, der ihm seine Ideen
mitzutheilen schien. Wir wissen außerdem, daß Herr Barthe
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einen Gesetz- Entwurf in Bezug auf die politischen Associgtionen ausgearbeitet hat, und daß er nur auf einen guͤnstigen Moment wartet, um denselben der Kammer vorzulegen,“ ⸗
Sämmtliche Minister hatten gestern Abend bei dem Mar— schall Soult eine Konferenz. Man versichert, es sey in Paris ein Courier mit der Nach⸗ richt eingetroffen, daß die Königin von Spanien fuͤr den Au⸗ genblick darauf verzichte, ein Anlehen zu negociiren, da die ihr vorgeschlagenen Bedingungen zu laästig gefunden worden seyen. Rach dem Journal de la Güyenne ist die Straße zwischen Bayonne und Madrid fortwährend sehr unsicher. Den letzten Nachrichten von der Galizischen Graäͤnze zufolge, soll Don Carlos daselbst noch immer Versuche machen, in Spanien ein— zudringen. ö
General Bustamente, welcher zweimal Praͤsident der ver⸗ einigten Staaten von Mexiko gewesen, befindet sich in diesem Augenblick in Frankreich. Er bereitet sich vor, Bordeaux zu verlassen, um sich nach Bayonne zu begeben.
Paris, 8. Februar. Der Herzog von Orleans ist von seiner Unpäßlichkeit so weit wieder hergestellt, daß er gestern den Kriegs-Minister empfangen, und sich lange mit ihm unter— halten konnte.
Nachdem in der gestrigen Sitzung der Deputirten⸗ Kammer im Laufe der Diskussion uͤber den Gesetz-Entwurf wegen der oͤffentlichen Ausrufer der von den Herren Anglade und Auguis in Vorschlag gebrachte Zusatz zum 1sten Artikel, wonach die Ausrufer, Verkaͤufer und Vertheiler der gesetzlich er— scheinenden Zeitungen und periodischen Schriften nicht gehalten seyn sollten, hierzu die Genehmigung der staͤdtischen Behoͤrde einzuholen, verworfen worden, begann die Berathung uͤber den zweiten Artikel, den die Kommission in nachstehender Weise ab— gefaßt hatte: „Art. 2. Jede Uebertretung der obigen Bestim— mung soll das erstemal mit einer Gefaͤngnißstrafe von 6 Tagen bis 7 Monaten, im Falle der Recidive aber mit einer Gefaͤng—⸗ nißstrafe von 2 Monaten bis zu einem Jahr geahndet werden. Die Contravenienten werden vor die Zuchtpolizei-Gerichté ge— stellt. In dem urspruͤnglichen Artikel war der Fall der Recidive nicht beruͤcksichtigt worden. Die Masoritäͤt der Versammlung gab nach einigen Bemerkungen des Hrn. Persil der obigen Abfassung der Kommission den Vorzug, und geneh— migte den Artikel mit 181 gegen 165 Stimmen. Zwei Depu—⸗ tirte verlangten, daß man die Contravenienten vor die Assisen stelle; dieser Antrag fiel aber durch. Der dritte und letzte Ar⸗ tikel handelt von dem gesetzlichen Stempel, dem kuͤnftig alle auf offener Straße ausgeruͤfenen, verkauften oder vertheilten Schrif— ten von 2 Druckbogen und darunter, wessen Inhalts sie auch seyen, unterworfen seyn sollen. Herr Vatout schlug vor, statt zweier Druckbogen einen halben als Maximum festzusetzen. Es erhob sich hieruͤber eine kurze Debatte, an der auch der Fi— nanz⸗Minister Theil nahm, und nach welcher jener Vorschlag mit ziemlich starker Stimmen⸗Mehrheit verworfen wurde. Nicht besser erging es dreien anderen Amendements. Als hiernaͤchst uͤber den ganzen Gesetz⸗Entwurf abgestimmt ward, wurde derselbe mit 212 gegen 122 Stimmen angenommen.
In der heutigen Sitzung kam der Antrag des General— . . Cabet gerichtlich belangen zu duͤrfen, zur
erathung. ach vorhergegangener Erledigung einiger uner— heblichen Bittschriften⸗Berichte bestieg Herr Cabet selbst die Rednerbuͤhne, und nachdem Herr Etienne, der diesmal den Vorsitz in der Kammer fuhrte, die Versammlung zur Ruhe er— mahnt, äußerte sich Jener etwa folgendermaßen: „Fuͤr ein vor— gebliches Preß-Vergehen, fuͤr eine angebliche Beleidigung der Königlichen Wuͤrde sehe ich mich vor meine Kollegen als vor eine Anklage⸗ Kammer geladen.“ (Unterbrechung. Der Praͤ— sident: „Die Kommisston hat ausdrücklich jeden Gedanken an eine Anklage entfernt.“ Herr Cabet: „Meine Meinung ist, daß diese Versammlung das Amt einer Anklage⸗Kammer uͤbt; irre ich mich hierin, so mag man mich von der Rednerbuͤhne herab widerlegen. Es handelt sich hier um eine Frage, bei welcher die Unabhaͤngigkeit der Kammer wesentlich betheiligt ist; es handelt sich aber zugleich auch um eine ministerielle Frage, denn das Ministerium hat selbst eingestanden, daß das Gesetz uͤber die oͤffentlichen Ausrufer, meine gerichtliche Belangung, und die Ausdehnung des Wahl⸗Rechts eben so viel Punkte wären, von denen seine Existenz abhinge. Man hat uns den Muth des General⸗Prokurators gepriesen, der sich nicht scheue, seine Mei⸗ nung offen und unumwunden einzugestehen; auch ich, meine Herren, besitze diesen Muth, und die Kammer moͤge daher, wenn sie uͤber mich richtet, nicht vergessen, daß das ganze Land sie hoͤrt. Der Deputirte ist in der Ausuͤbung seines Amtes unver— letzlich; man kann ihn seinen Geschaͤften nicht entziehen, ohne zugleich den Waͤhlern, die er repraͤsentirt, und dem ganzen Lande,
dem er Gesetze giebt, zu schaden. Der Deputirte muß also von der vollziehenden Gewalt durchaus unabhangig seyn. Es hat zwar seine Richtigkeit, daß die Charte
die gerichtliche Belangung eines Deputirten gestattet; eben deshalb aber, eben weit die Charte der Unabhaͤngigkeit des Deputirten weniger Buͤrgschaften gewaͤhrt, als der Unverletzlich⸗ keit des Koͤnigs und der Pairs, muͤssen Sie eifrigst uͤber die Bewahrung derselben wachen; Sie duͤrfen die Erlaubniß zur Be⸗ langung eines Deputirten nur in seltenen Fällen, und nur da, wo es gefaͤhrlich fuͤr den Staat seyn wuͤrde, sie bis zum Ende der Session J verschieben, bewilligen. Handelte es sich um eine Verschwoͤrung, um einen Aufstand, so moͤchte die Belan— gung stattfinden; wo aber wie hier von einem bloßen Preß⸗-Ver— gehen die Rede ist, da ist keine Veranlassung dazu da. Was wuͤrde auch die Folge davon seyn, wenn Sie die Erlaubniß zur Belan— gung eines Deputirten ohne Noth ertheilten? Man wuͤrde zuletzt die Minorität durch die Majoritäͤt unterdruͤcken. Auch betrachte ich die Mehrzahl dieser Versammlung als meinen Feind; nicht daß ich mich hierüber beklagte, ich ruͤhme mich dessen vielmehr. In—
dessen muß ich die Minoritaͤt darauf aufmerksam machen, daß man im Begriffe steht, eine gefährliche Bahn einzuschlagen, auf welcher
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