1834 / 46 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

es der Majoritaͤt, im Einverstaͤndnisse mit den Ministern, ein Leichts seyn duͤrfte, die Minoritaͤt zu zerstuͤckeln. Es wuͤrde sich z. B. kein Grund absehen lassen, warum das Ministerium nicht auch die Erlaubniß nachsuchte, die in dieser Versammlung sitzen— den Advokaten fuͤr die von ihnen gehaltenen Standreden, ja alle Unterzeichner des omple-rendu gerichtlich zu belangen.“ Herr Cabet erinnerte hier an die blutigen Kämpfe in den Versamm— lungen der ersten Revolution und gab den Mitgliedern der Ma— jorttät zu bedenken, daß auch sie einst zur Minoritaͤt wex— den konnten. „Fuͤr Preß⸗ Vergehen“, fuhr er dann fort, „sollte daher nie die gerichtliche Belangung eines Deputirten stattfinden. Man meint zwar, der Koͤnig und die Charte mußten von jeder Erorterung ausgenommen seyn. Die⸗ ser Grundsatz scheint mir aber unhaltbar und mit der fortschrei—

tenden Civilisation schwer zu vereinigen. Wie sollte es z.B.

nicht erlaubt seyn, dereinst die Verfassungs-Urkunde zu verbes⸗— sern? Und was den König anbelangt, so gebe ich zwar zu, daß seine Person bei allen politischen Diskussionen aus dem Spiele bleiben muß, jedoch nur insofern er selbst sich in den Schran— ken der Verfassung halt, und verantwortliche Minister hat. Ge— setzt auch den Koͤnig traäͤfe kein Vorwurf, kann nicht sein Nach— solger die dem Lande geleisteten Buͤrgschaften verletzen und sich dadurch den allgemeinen Unwillen zuziehen? Jedenfalls ist es also abgeschmackt, zu behaupten, daß die Person des Monarchen außerhalb jeder politischen Ersrterung stehe. Ich behaupte dagegen, daß die ge— gen mich beabsichtigte gerichtliche Belangung allein auf einer Per— söͤnlichkeit des Ministeriums beruht, das mich schon laͤngst mit seinen Verleumdungen verfolgt, mich der Kammer und dem Lande als ein dieser Versammlung unwuͤrdiges Subjekt schil— dert und mich jetzt vor Gericht stellen will, bloß um mich meinen Amts Verrichtungen zu entziehen. Es ist hohe Zeit, daß ich dies öffentlich anzeige. In einem ministe— riellen Blatte (Figaro werde ich taͤglich als versunken in eines jener Laster dargestellt, die den Menschen unfaͤ— hig machen, irgend etwas Nuͤtzliches fuͤr das Land zu thun. Ich erkläre hiermit dem Minister des Innern, so wie zugleich dem Blatte, das mich anschwaͤrzt, daß ich sie gerichtlich belangen und ihnen den Namen, der ihnen gebuͤhrt, auf die Stirn schreiben werde.“ Herr Cabet begann hier noch mehrere andere gegen ihn gerichtete Verleumdungen aufzuzählen. Er war indessen so angegriffen, daß der Praͤsident ihn ersuchen mußte, sich einige Ruhe zu gönnen. Die Sitzung wurde deshalb Stunde lang unterbrochen. Der Redner kam sodann auf das Blatt zu sprechen, wegen dessen der General-Prokurator ihn gerichtlich belangen will, nämlich den „Populaire“, der bekanntlich den Grundsatz der Volks— Souverainetaͤt verficht. Die Versammlung war indessen so unruhig, daß der Praͤsident sich zu der Bemerkung veranlaßt fand, Herr Cabet sey ohnedies sehr ermuͤdet und muͤsse um so viel mehr die Aufmerksamkeit der Kammer in Anspruch nehmen. Der Antrag des Herrn Mauguin die Sitzung zu vertagen, fand keine Unterstüͤtzung. Im weiteren Verlaufe seines Vortrages sprach Herr Cabet seine Ueberzeugung dahin aus, daß der „Populaire“ nur Lehren predige, die im Interesse des Volkes lügen; es ware zu wuͤnschen, meinte er, daß das Blatt in ganz Frankreich ver⸗ hreitet werden koͤnnte. Er verlas hierauf die inkriminirten Ar— tikel, in denen er nichts Tadelnswuͤrdiges fand, insofern man sie von Anfang bis zu Ende lese; der Minister habe sich aber wohl gehuͤtet, dies zu thun, sondern bloß Bruchstuͤcke daraus mitge— theilt. Am Schlusse dieses Vortrages kam es noch zu einem sehr lebhaften Wortwechsel zwischen Herrn Cabet und dem Gra— fen von Argout. Der Minister gab nämlich dem Deputirten das Beiwort eines Verleumders zuruck, worauf Letzterer erwiederte, Jedermann wisse, daß der „Figaro“ ihn täglich verleumde; dies sey eine wahre Infamte. „Bedienen Sie sich eines anderen Ausdrucks!“ rief bei diesem Worte der Minister des Innern, und der Praͤsident machte Herrn Cabet bemerklich, daß der gewählte Ausdruck unparlamentarisch sey. „Ich be— zeichne die Handlungen,“ entgegnete der Redner, „aber nicht die Personen. Der Minister erklaͤre hier, daß der „Figaro“ nicht von der Polizei salarirt wird, und ich werde das ihm ge— gebene Beiwort eines Verleumders zuruͤcknehmen.“ Noch einmal rief der Graf v. Argout von seinem Sitze sehr lebhaft Hrn. Ca— bet zu, er selbst sey ein Verleumder, worauf dieser die Redner— bühne mit dem Bemerken verließ, daß er den Prozeß, womit man ihm drohe, nicht scheue, vielmehr dem General-⸗Prokurator Dank dafuͤr wisse. Hierauf wollte sich noch Herr Salverte ver— nehmen lassen; es wurde indessen von allen Seiten der Schluß der Debatte verlangt, und sodann die von der Kommission in Vorschlag gebrachte Resolution, wonach die Kammer in die ge— richtliche Belangung des Herrn Cabet willigt, mit starker Stim— men-⸗Mehrheit angenommen. Den Beschluß der Sitzung machten noch einige Bittschriften-Berichte.

Das Schreiben, welches Herr Dupont von der Eure an seine Kollegen von der Opposition erlassen hat, stimmt im We— sentlichen mit dem an den Praͤsidenten der Kammer gerichteten überein. Ueber seinen Entschluß, nicht mehr in der Kammer zu erscheinen, äußert er sich gegen seine Freunde folgendermaßen: „Sie wollen, theure Freunde, daß ich meinen Platz in der De— putirten⸗Kammer wieder einnehme, und fordern mich dazu im Namen der großen Interessen Frankreichs auf. Nie werde ich gegen diese allmächtige Stimme taub seyn; aber sagen Sie mir, ob es in der Lage, in der sich unser Land befindet und die sich taͤglich mehr verschlimmert, in Ihrer Macht und in der meini— gen steht, es vor den Unfaͤllen zu bewahren, von denen es bedroht wird, es von den Leuten zu befreien, die es dem Abgründe zufuͤhren, und die Regierung auf die Grundlagen jener Jult-Revolution , g, g welche jetzt von denen verkannt und verleugnet wird, die derselben ihre ganze politische Existenz verdanken. Das Alles, ich sage es mit inniger Ueberzeugung, uͤbersteigt Ihre Macht, und Ihre parlamentarische Opposition wird die contre⸗revolutionnaire Rich⸗ tung, welche uns zu den Grundsaͤtzen der Restauration zu— ruͤckführt und alles Bestehende wieder in Frage zu stellen droht, auch nicht im Geringsten aufhalten konnen. Was soll ich daher in der jetzigen Kammer thun, wenn nicht etwa vergebens meinen ungluͤcklichen Freund aufsuchen, und immer die Ursache finden, die ihn in's Grab gestoßen hat. Verlangen Sie, werthe Freunde, von mir nicht dieses unnuͤtze Opfer, dem sich ein tausendmal ge— bieterischeres Gefuͤhl als jede politische Ruͤcksicht widersetzt; und wenn ich zum erstenmale verschiedener Meinung mit Ihnen bin, so werden Sie mir verzeihen und den traurigen und schmerzli— chen Beweggrund ehren.“

Der gestrige Ball bei dem Praͤsidenten der Deputirten⸗ Tammer war weniger zahlreich besucht, als man es erwartet hatte. Die Mitglieder der Opposition waren sammtlich ausgeblieben.

Es Heißt, daß die öffentlichen Ausrufer sich morgen (Sonn— tan) in großer Menge auf dem Boͤrsen-Platze versammeln wuͤr⸗ den, um daselbst, ehe das sie betreffende Gesetz von der Pairs— Kainmer angenommen worden ist, noch einmal im vollen Maße von ihrem Rechte Gebrauch zu machen. Es sollen deshalb meh‘

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rere Regimenter der Garnison in ihren Kasernen konsignirt, und noch andere Vorsichts-Maßregeln angeordnet worden seyn.

Die Quotidienne hatte gemeldet, daß bei der kuͤrzlich in Caen erfolgten Hinrichtung des Chouans Caro eine dortige Magistrats-Person seine Kinder dicht an das Schaffot gefuͤhrt habe, um ihre Blicke zeitig an das Vergießen royalistischen Blu⸗ tes zu gewöhnen. Der Deputirte von Caen und zugleich Praͤ⸗ sident des dortigen Koͤniglichen Gerichtshofes, Herr Gaillard⸗ Kerbertin, hat hierauf ein Schreiben in die hiesigen Blatter einrücken lassen, worin er die Quotidienne auffordert, jene Ma— gistrats-Person namhaft zu machen: im Fall dies nicht geschehe, muͤsse man die Behauptung fuͤr verleumderisch und erlogen er— klaren. Die Quotidienne hat dieses Schreiben bis jetzt unbe— antwortet gelassen. .

Der General Caraman, Mitglied des A tillerie- Comité s, ist nach Straßburg abgegangen, wo er den General Marion als Kommandant der dortigen Militair-Schule ersetzen wird.

Es sind heute keine neuere Nachrichten aus Madrid einge— gangen. Die Briefe von der Spanischen Graͤnze sind ganz ohne Interesse. Es hieß am Zten in Bayonne, daß Quesada mit 2300 Mann in Vittoria angekommen sey. Der General Butron hat den Ober-Befehl in Biscaya uͤbernommen,

Einem Schreiben aus Barcelona zufolge, waͤre Herr Zea inkognito durch jene Stadt gekommen, um sich nach Rom zu begeben, wo er in der Folge seinen Wohnsitz aufschlagen werde.

Man schreibt aus Toulon vom Zten d.: „Die Garnison wird verstärkt und der General Desmichels, wie es heißt, zu— ruͤckberufen werden. Mehrere ungluͤckliche Expeditionen haben die Kuͤhnheit der in der Naͤhe jener Kolonie liegenden Stämme vermehrt, und unsere Garnison findet sich in sehr enge Graͤnzen eingeschlossen. Man schifft in diesem Augenblick eine Menge Equipirungs⸗Gegenstaͤnde und Lager-Geraͤthschaften fuͤr Oran ein.“

Großbritanien und Irland.

Parlaments-Verhandlungen. Oberhaus. Siz« ung vom 7ten Februar. Nachdem Lord Dacre eine Eil hris der innerhalb 12 Meilen von der Hauptstadt le— benden protestantischen Dissenters, bestehend in Presbpteriag—⸗ nern, Independenten und Baptisten, vorgelegt hatte, worin dieselben um Abstellung gewisser Beschwerden, denen sie seit langer Zeit unterworfen sind, namlich um eine Eivil⸗Registrirung der Geburten, um das Recht, ihre Trauungen nach ihrem eige— nen Ritus rechtsguͤltig zu feiern, um die Freiheit, die Leichen. Ceremonieen durch ihre eigene Geistlichkeit verrichten zu lassen, um freie und unbehinderte Zulassung zu den Universitaͤten Or— ford und Cambridge und um Befreiung von der Entrichtung der Kirchen-Steuern nachsuchen, vertagte sich das Haus bis Montag. Unterhaus. Sitzung vom 5ten. Ueber diese Sitzung ist noch nachträglich zu bemerken, daß das Amendement des Herrn Finn verworfen und die Adresse schließlich in der ur—

spruͤnglichen Form angenommen wurde. = Unterhaus. Sitzung vom 6ten. Nachtrag.) Herr

O Connell bemerkte, daß er die Aufmerksamkeit des Hauses auf eine Verletzung seiner Privilegien hinzulenken habe, die, nach dem, was sich in der vergangenen Nacht hier ereignet, eine ernste und sorgfaͤltige Eroͤrterung verdienen mochte. Es sey ausnehmend zu wuͤnschen, daß der Charakter eines Mitgliedes in der Ausuͤbung

seiner parlamentarischen Pflicht gesichert seyn muͤsse, daß ihn fer— ner Tadel treffe, wenn er Tadel verdiene, und Zeichen des Ver—

trauens, wenn er Vertrauen verdiene. Deshalb wuͤnsche er selbst, und ebenso sein geehrter und gelehrter Freund, Herr Sheil, nichts mehr, als daß eine genaue Untersuchung der That⸗ sachen in der vollstaͤndigsten und genugthuendsten Weise statt⸗

finden möchte, und wenn er noch uͤber die Art des Verfahrens

hierbei in Zweifel sey, so entspringe dies aus der Schwierigkeit, den Gegenstand in Uebereinstimmung mit den Gesetzen des Hau— ses zu behandeln. Fuͤr jetzt seyen sein Freund, Herr Sheil, und Andere, noch der angeklagte Theil; sie waͤren in einer kei— neswegs gemäßigten Sprache angeklagt worden, in einer Sprache, welche gewissermaßen einen von Mitgliedern dieses Hauses an ihren Konstituenten veruͤbten Verrath geruͤgt habe. Zu einem sol⸗ chen Zweck war es gar nicht erst nöͤthig, sich beleidigender Ausdruͤcke selbst zu bedienen, und gewiß waͤre Niemand werth, ein Mitglied dieses Hauses zu seyn, der nicht jetzt auf s Aeußerste ängstlich darin ware,

vor einem uber die Möglichkeit jedes Argwohns erhabenen Tribunal

seinem Charakter die bestimmteste, wirksamste und ehrenvollste Rechtfertigung wiederfahren zu sehen. Beifall.) Da seine eigene Erfahrung ihm hiezu keinen geeigneten Weg zeige, so muͤsse er sich auf die Nachsicht des Hauses stuͤtzen, wenn er vielleicht die Art und Weise mißverstanden, in der in einem solchen Falle zu verfahren paßlich sey. Er habe namlich vor Kurzem in einer Zeitung einen Auszug aus einer Herrn Hill zugeschriebenen

Rede gelesen, die derselbe an einem hiesigen oͤffentlichen Ort ge⸗

halten, und er glaube, daß er die Sache in keiner andern Form vor das Haus bringen konne, als indem er diese Publication als eine Privilegien Verletzung bezeichne. Es sey um so mehr eine Privilegien Verletzung, da die dort Herrn Sheil in den Mund gelegte Sprache keineswegs als die seinige von ihm zu— gegeben werde, sondern vielmehr ein sehr bedeutender Theil ganz verschieden von dem sey, was er wirklich geäußert. Derselbe habe darin mit Nachdruck auf die geheimen Machinationen angespielt, durch welche Voten in diesem Hause erlangt werden sollten. Die Rede messe aber nur einem Individuum diese Gattung von Zweideutigkeit im Umgange mit den Ministern bei. Der Kanzler der Schatz⸗ Kammer habe nun diesem Theil der Publication widersprochen, und geleugnet, daß einem Kabinets-Minister irgend eine solche Mittheilung gemacht worden. Er (Herr O Connell) nehme nun diese Publication in der Zeitung als einzige Basis auf, auf die er eine Untersuchung fuͤr den vorliegenden Fall zu begruͤnden wisse, und stelle den Antrag, daß ein Privilegien Comitèé zur Untersuchung jener Verletzung ernannt wuͤrde. Die Zeitung, auf welche sich Herr O Connell bezog, war der Examiner. Herr Stanley ersuchte Herrn O Connell, diese, Motion noch um einige Tage zu verschieben, um eine reiflichere Er⸗ waͤgung uͤber die ganze Sache eintreten zu lassen, und fuͤgte hinzu: das Haus werde mit ihm in der Ansicht übereinstimmen, daß der vorllegende Fall ausnehmende Schwierigkeiten darbiete, und man deshalb mit großer Vorsicht dabei zu Werke gehen muͤsse. Er fuͤr sein Theil bedaure nichts aufrichtiger, und habe dies auch schon seinem edlen Freund, Lord Althorp, geaͤußert, als daß derselbe sich gestern durch eine achtbare Regung seines persönlichen Gefuͤhls habe veranlaßt finden muͤssen, auf die an ihn gerichtete Frage eine oͤffentliche Antwort zu ertheilen. (Viel Beifall) Obgleich er dies Gefuͤhl nicht tadeln koͤnne, das ihn dabei geleitet, so bedaure er doch, daß die Autoritaͤt des Hauses nicht schon fruher eingeschritten sey. Denn wiewohl das Haus der Gemeinen mit allem Recht, und zugleich zum Schutze seiner eigenen Privilegien, eine Gewalt auszuuͤben vermochte, die man fast inquisitorisch nennen konnte, so gebe es doch keinen Gegen⸗ stand, der mit solcher Vorsicht und fast mit tiefem Widerstreben

zu behandeln sey, als einer von der Art, wo man auf eine Pri vat-Eonversation zuruͤckgehen und dieselbe zum Gegenstand der öffentlichen Diskusston machen muͤsse. Doch fuͤhle er daß, nach dem, was vorgefallen, der geehrte und gelehrte Her dort druͤben (Herr Sheil) eine Befugniß dazu habe, die Recht, fertigung seines Charakters zu erwarten, und den Anspruch an das Haus richten koͤnne, daß dasselbe so viel als moglich alle technischen Schwierigkeiten bei Seite setze, um eine volle Unter— suchung stattfinden zu lassen. Herr Q Connell erklärte sic (wie gestern erwahnt) bereit, seine Motion bis auf den näch— sten Montag zu verschieben, und wuͤnschte, daß inzwischen eine vollstaͤndige Specification der Anklage aufgesetzt werden moͤchte die er fuͤr um so zweckdienlicher halte, als die Antwort dei edlen Lords (Althorp) in der vergangenen Nacht uͤber die Frage die er (O'Connell) an ihn gerichtet, hinausgegangen sey, und noch verschiedene andere Mitglieder, an Zahl gegen vierzig mit eingeschlofsen habe; denn es fey keine Graͤnze gegeben, keine Linie gezogen gewesen, sendern die Antwort hab sehr bestimmt und mit Nachdruck die Beschuldigung auf mehr als ein Individuum gewalzt. Zugleich fuͤhle er sich zu Dan verpflichtet, daß der Gegenstand von der andern Seite des Hau— ses mit Eifer aufgenommen worden sey, und er habe selbst keine Bemerkungen machen wollen, welche die Aufregung vermehren ksnnten, sondern nur eine schoͤne, vollständige und unparteiische Eroͤrterung der Sache nachgesucht.

Unterhaus. Sitzung vom 7ten. Auf den Antrag des Sir Robert Inglis wurde ein besonderer Ausschuß er, nannt, dem alle oͤffentliche Petitionen, mit Ausnahme derseni— gen, die sich uber ungesetzmaßige Parlaments-Wahlen beziehen überwiesen werden sollen, und der beauftragt ist, dem Hau von Zeit zu Zeit, mit Angabe der Zahl der Unterschriften unter seder Petition, daruͤber Bericht zu erstatten. Nachdem sodann noch mehrere Motionen von verschiedenen Mitgliedern gemacht und zum Druck verordnet worden, verwandelte sich dat Haus pro Forma in einen Ausschuß fuͤr die Mittel und Wege. Oberst Evans sprach bei dieser Gelegenheit den Wunsch aus, daß Lord Althorp nicht zu spaäͤt in der Nacht noch Geld-Angelegenheiten zur Sprache bringen moͤchte, denn da schon die Morgen-Sitzung viele der Herren einen guten Theil des Tages beschaͤftige, so koͤnne man ihnen nicht zumuthen, daß sie noch bis tief in die Nacht hinein, oft bis 3 Uhr Mor gens, sitzen sollten, namentlich, da das Ministerium, das den Tag uͤber nicht an den Parlaments-Verxhandiungen Theil naͤhm und sich ausruhen koͤnne, sonst einen Vortheil uͤber das Haus gewinnen wurde; am besten waͤre es, und gewiß, sowohl fir das Publikum als fuͤr die meisten Mitglieder des Hauses am angenehmsten, wenn man eine bestimmte Stunde fuͤr die Vertn⸗ gung, des Hauses festsetzte. Lord Althorp versprach, daß er Finanz. Sachen nicht zu spät des Abends zur Abstimmung brin— gen wolle. Herr O Connell wuͤnschte, daß die Geschaͤfts— Stunden des Hauses uͤberhaupt vernuͤnftiger angeordnet wuͤr— den, und daß die Parlamente Verhandlungen, wie in anderen Laͤndern, bei Tage stattsaͤnden. Dann aͤußerte er die Hoffnung, daß der Kanzler der SchatzKammer, ehe er das Budgtt vorlege, einiges Nähere uͤber die Plaͤne der Regierung zut Erleichterung der Volks - Lasten mittheilen wurde; mit Bedauern, sagte er, habe er vernommen, daß in Bezug auf eine fuͤr die Bevölkerung so wichtige Angelegenheit, wie die öͤrtlichen Gerichtshöoͤfe, noch kein Beschluß gefaßt worden sey. Auf eint von Herrn Watson an Lord Althorp gerichtete Frage, erwiedern dieser, daß es seine Absicht sey, in dieser Session dieselbe Ge— schäfts Ordnung, wie in der vorigen, beizubehalten, nämlich, daf am Montag und Freitag die neuen Motionen den an der Tagesordnung seyenden Angelegenheiten nachstehen sollten, und daß dasselbe des Mittwochs der Fall seyn sollte, wenn zwei Tage in der Woche fuͤr jene Angelegen heiten nicht ausreichten. Herr Hume erneuerte darauf feinen fruͤherhin gemachten Antrag, daß dem Hause ein Ver. zeichniß von der Zahl der in den Jahren 1850 bis 1833 in den verschiedenen Regimentern der Britischen Armee in Großbritg nien und Irland und in den Kolonieen vorgenommenen körper, lichen Zuͤchtigungen mitgetheilt werden solle, indem er die Ver muthung äußerte, daß der Ober-Befehlshaber der Armee in Be / treff der Peitschenstrafe nicht dem Wunsch des Hauses nachge⸗ kommen seyn möchte. Der Kriegs-Secretair Herr Ellice l; zweifelte zwar diese Vermuthung, hatte jedoch gegen den An / trag nichts einzuwenden, der denn auch angenommen wurde. Herr Hume benutzte diese Gelegenheit, um einige Bemerkungen über die Britische Miliz zu machen, die er fuͤr eine gam unnothige und unnuͤtze Kosten verursachende Institution erklaͤrte „Die Zeit ist gekommen,“ sagte er unter Anderem, „wo diest. Corps ganz aufgeloͤst werden koͤnnte. Die Geschichte desselben, von seinem Entstehen an, beweist nur, daß es ein ganz nuhlo⸗ ses und unwirksanies Truppen-Corps ist, und doch kostet seint Unterhaltung so viel als die von 10 Linien-Regimentern. Von 1817 bis 1825 wurden nicht weniger als 5,839,000 Pfund da— fuͤr verausgabt. Nicht das Geringste von Disciplin, von mil tairischer Ordnung findet man in demselben, und wenn man th einmal brauchen sollte, wurde es nicht die mindeste Huͤlfe leisten. Es ist auch Unmöglich, daß sich Leute, die nicht in fortwaͤhren— der Uebung bleiben, welche allein den Soldaten macht, in einem disciplinirten und schlagfertigen Zustande befinden können. St werden also jährlich 406,00 Pfund rein weggeworfen. In dem, selben Zeitraum von 1817 bis 189 hat die Jeomanry dem Lande 2,306, 9 Pfund gekostet; dies macht zusammen uͤber 8 Millio⸗ nen. Der Ausschluß der vorigen Sesston haäͤtte, meiner Ansicht nach, irgend eine Maßregel zur Reducirung dieses halbmilitai⸗ rischen Korpers, denn so kann ich ihn nur nennen, ergreifen sollen. Ich glaube, der einzige Grund, weshalb man die Miliz beibehaͤlt/ ist der, daß man die Möglichkeit haben will, Pensionen zu er— theilen. Ich frage daher den sehr ehrenwerthen Krie gs⸗Sechetair, ob die Minister die Ausgaben des Landes durch Abschaffung die ser albernen Institution vermindern wollen. „Herr Ellice er. wiederte, daß dies eine Angelegenheit sey, die nicht vor das do rum des Ausschusses gehort, sondern uͤber die das Haus selbst zu entscheiden habe; uͤbrigens haͤtten die Minister bereits die noͤthi⸗ gen Vorbereitungen getroffen, um die Sache im Parlament zu Sprache zu bringen, und er glaube, ihre Ansichten wuͤrden mit denen des Hauses, wenn auch nicht mit denen des Herrn Hume, übereinstimmen. Nachdem sodann noch einige Privat-Petiti onen überreicht worden waren, vertagte sich das Haus um 3 auf 7 Uhr—

London, 8. Februar. Ihre Majestaͤten sind gestern Mith tags wieder nach Brighton zuruͤckgekehrt.

Der Spanische Gesandte hatte gestern eine lange Unterre— dung mit Lord Palmerston im auswärtigen Amte.

In der ersten Sitzung des Unterhauses zeigte Lord John Russell nach Beendigung der Debatten uͤber die Adresse an, daß er am 25sten den Antrag stellen werde, die protestantischen Dissenters von einer der Beschwerden, woruͤber sie sich beklagen,

sc von dem Zwang, daß sie sich nach dem Ritus der . e e. Kirche trauen lassen mußten, zu befreien. Dem Ver⸗ nehmen nach, will die Regierung sie auch der Kirchen Steuern sberheben. Der Registrirung hat sich Herr Wilks angenom— men, und man wird ihm, als dem Repraͤsentanten des Comi⸗ tes der Dissenters im Parlament, wahrscheinlich die Einbrin— einer hierauf bezuͤglichen Bill uͤberlassen. z Vorgestern wurde in Westminster wieder eine sehr zahlreich besuchte Versammlung gehalten, um Beschluͤsse gegen die Haus— und Fenster⸗Steuer zu fassen. Es hatten sich von mehreren Kirchspielen Deputationen dazu eingefunden; die Herren Hume und Oberst Evans fuͤhrten hauptsaͤchlich das Wort, und Letzterer ung in seinen Aeußerungen so weit, daß er sogar von dem Vor— stzet, Herrn Pouncey, zur Ordnung gerufen wurde, worauf er jedoch uicht achtete. Er sagte, es sey unmoglich, daß die Repraͤsentan⸗ ten der Betheiligten im Parlament, wo sie von einer zehn⸗ bis uolfmnal stärkeren Zahl überstimmt wurden, etwas ausrichten hnnten, wenn ihnen nicht entscheidende Demonstrationen consti⸗ sutionneller Gesinnung außerhalb des Unterhauses zu Huͤlfe an hn sich der Zeitpunkt naͤhert, wo die Finanz. Plaͤne der Regierung fuͤr das laufende Jahr abgeschlossen werden muͤssen, so zirkuliren bereits mancherlei Geruͤchte in dieser Beziehung; un meisten nimmt die Art und Weise, wie man den Westin— diern die Entschaͤdigungs⸗ Summe von 20 Mill. auszahlen wird, die Aufmerksamkeit in Anspruch. An der gestrigen Boͤrse wollte man jedoch wissen, daß die Minister zu diesem weck keine neue Anleihe kontrahiren wurden und dies ver, scheuchte so manche Besorgnisse. Auch von der Abzahlung eines Viertels von dem Kapital der Bank spricht man nicht mehr viel, indem man glaubt, daß der Verkauf von Obligationen der Eyparbanken, der noch immer fortdauert, und die Vermehrung rer Deposita dieser Institute zur Deckung hinreichen werde. Ueherhaupt fuͤrchtet man nicht, daß die Regierung in ihren Ar— rangements auf irgend eine Weise durch die Englische Bank, bei dem jetzigen Kapital-Bestand derselben, behindert werden durste, und man hofft daher, daß sie in diesem Jahre alle Finanz⸗ Schwiertgkeiten leichter uͤberwinden wird, als man es am Schluß des vorigen dachte.

Der Sohn des verstorbenen Sir Walter Scott, der jetzt den Baronets-Titel seines Vaters fuͤhrt und ebenfalls Sir Walter heißt, wird, dem Vernehmen nach, das Kommando des Regiments xrhalten, bei welchem er seit zehn Jahren als Offizier dient. Nachrichten aus Kalkutta vom 4. Okcober zufolge, hatte der dortige General⸗Postmeister angezeigt, daß er ein Schiff der Compagnie von Bombay abfertigen wolle, und daß mit dieser

Gelegenheit Briefe und Packete uͤber das Rothe Meer nach England gesandt werden koͤnnten, wenn sie noch vor dem 5. No— vember in Bombay aulangten. Von England aus soll diesem Schiff ein Dampfboot nach Alexandrien entgegengeschickt werden, um die Briefe in Empfang zu nehmen.

Nieder lande.

Aus dem Haag, 9. Februar. In Holländischen Blaͤttern üest man: „Die Holländisch-Belgische Graͤnz-Linie wird uͤberall durch ein sehr gemischtes Volk bewohnt, was auch im J. 1830 vor revolutionnairen Scenen an diesen Orten besorgt machte, wo ss, und namentlich auch an unseren Staats⸗-Flandrischen Graͤnz—⸗ Orten, von Belgiern und Belgischen Abkoͤmmlingen wimmelt. Die guten Burger von Sluis (' Eeluse), Aardenburg und Bier⸗

vliet, welche Plaͤtze nur eine Viertelstunde von Belgien entfernt

liegen, haben jedoch gleich nach dem Ausbruche der Revolu⸗ tion die Waffen freiwillig ergriffen, und den Revolutions—

geit, wo er sich zeigte, was namentlich in Sluis geschah,

auf geschickte Weise und mit Festigkeit unterors **. Viele Burger vereinigten sich sogar, um die Stadt gegen die anrückenden Belgier in den letzten Tagen des Oktober

1830 zu vertheidigen. In dem zehntaͤgigen Feldzuge August 1831) haben sie alle Dienste , , zu denen sie aufgefordert worden, weshalb denn auch Sr. Mas. der Koͤnig, von allem diesen unterrichtet, die Verfuͤgung ertheilte, daß den genannten guten Buͤrgern, als besondere ,, das metallene Kreuz verliehen werden soll, welche Feierlichkeit denn auch am 5. d. M. vom Oberst Ledel vollzogen worden ist. Es haben sich die der— gestalt ausgezeichneten Buͤrger mit der ihnen gewordenen Ehre üm so mehr gefreut, als die drei genannten Plaͤtze die einzigen Graͤnz⸗Orte sind, denen eine solche Koͤnigliche Gnade zu Theil geworden ist.“ Am sterd am, 8. Fehr. Der Handel in Staats- Papieren ist in der abgelaufenen Woche lebhaft gewesen, wozu der Preiswech⸗ sel der Englisch⸗Spanischen oder Cortes-Obligationen und das an⸗ haltende Vertrauen auf die Erhaltung des allgemeinen Friedens das Meisse beigetragen haben. Der erste Umstand hatte Einfluß auf die minder gut renommirten Fonds, mit denen die Spekulanten sich ztzt sehr beschäͤftigen, der andere hingegen auf die soliden Effekten. Ein Grund, warum die Cortes-Obligationen sich so viel böͤher stell— ten, ist bis jetzt noch nicht bekannt, auch ist der Markt zu London, nach den juͤngsten Berichten, der steigenden Richtung hiesiger Boͤrse kinesweges gefolgt; dieses führte hier gestern wieder eine merklich sauere Stimmung fuͤr jenes Papier herbei. Die Obligationen auf Rexiko, Columbken und Peru haben sich durch das Spiel in den Cortes Bong ebenfalls gebessert. Unter den soliden Staats ⸗Papie⸗ ten waren Russische, Wiener Metalliques und Actien der Handels Geselschaft am meisten gesucht, In Spanischen pervetuellen Ren= ten war weniger Umsatz und Abwechselung, als waͤhrend der vori⸗ 4 Woche = Am gestrigen Getraide⸗Markt sind wieder nur kleine Partien Weizen und Roggen durch Verbraucher abgenommen, die dafuͤr, we nicht eifrig ausgeboten wucde, beinahe die letzten Course anlegen mußten. Gerste und Hafer blieben zwar ebenfalls obne er— heblichen Umfatz, doch erhielten sie sich gut im Preise. Für nicht sehr schoönen 1z5pfünd. bunten Polnischen Weizen wurden 230 Fl. ö beihlt. fuͤr 131pfüͤnd. schönen neuen Eleveschen 148 Fl. fur K mfuͤnd. jaͤhrigen Rheinischen Weizen 194 Fl, fuͤr 120pfuͤnd. jdh⸗ ligen Preußischen Roggen 175 Fl, fuͤr 225fuͤnd., neuen Muͤnster⸗ schen 115 Fl, fuͤr 105 pfund. Daͤnische Gerste 80 Fl, fuͤr 90pfuͤnd. alten feinen Friesischen Hafer 80 Fl.

Deutsch land.

Haönnover, 11. Februar. In der hiesigen Zeitung liest man: „Die Stände⸗Versammlung des Königreichs Hanno⸗ ver ist, da die von dem Ministerium ihr vorgelegten Gegen— staͤnde erledigt waren, am 8. Februar (wie gestern erwähnt) auf unbestimmte Zeit vertagt worden. ie hatte am 5. De— . des vorigen Jahres ihre Sitzungen begonnen, und ihre Versammlung dauerte daher etwa ? Monate. Wie man hoͤrt, wird sie erst nach Ostern wieder berufen werden. Die Kommis⸗— sion uͤber das Straf⸗Gesetzbuch, so wie die uͤber die Civil⸗Staats⸗ „Diener-Wittwen-⸗Kasse, setzen uͤbrigens ihre Arbeiten auch waͤh⸗— rend der Vertagung fort. Unter den Verhandlungen, welche gegen das Ende der Sitzung die Aufmerksamkeit auf sich zo— en, heben wir die uͤber die Diäten der Deputirten hervor. . einem Schreiben des Ministeriums vom 5. Dezember war rklärt, daß der Grundsatz der vorigen Staͤnde⸗Versammlung, wo—⸗

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nach die auswärtigen Mitglieder aus der Landes⸗Kasse die Reise⸗ Kosten verguͤtet und waͤhrend der Dauer der Versammlung und der Reisetage eine Entschaͤdigung erhalten sollten, auch fuͤr die Dauer des jetzigen Landtages genehmigt werde, und beantragt, daß einstweilen fuͤr die Reise die Kosten von 2 Pferden nach der Extrapost-Taxe verguͤtet und fuͤr jeden Tag der Abwesenheit von Hause 3 Rthlr. Diäten bestimmt werden sollten, daß dagegen jede Obliegenheit der Wahl⸗Corporation zur anderweiten Entschaͤdigung aufhoͤre, und von der Verguͤtung diejenigen Tage auszunehmen seyen, an welchen ein Deputirter ohne gegruͤndete Entschuldigung nicht erscheine. Auch möge eine Kommission beider Kammern niedergesetzt werden, um in dieser Beziehung eine weitere Ent— schließung fuͤr die Dauer des gegenwartigen Landtages zu fassen. Durch das Schreiben vom 23. Decbr. erklaäͤrte sich die Staäͤnde⸗ Versammlung mit dieser vorlaͤufigen Anordnung zufrieden und erwaͤhlte die gewuͤnschte Kommission. Auf deren Bericht be— schlossen die Staͤnde, daß den auswärtigen Mitgliedern der Stände⸗Versammlung 1) als Reise⸗Kosten und Diaͤten der Reise⸗ Tage 1 Thlr. 8 ggr. fuͤr die Meile verguͤtet und 2) fuͤr jeden Tag ihrer Anwesenheit in Hannover 3 Thlr. ausgezahlt wuͤrden; 3) doch falle die Entschädigung an den Tagen weg, an welchen ein Deputirter ohne gegründete Entschuldigung in den Sitzungen nicht erscheine; 3) die Mitglieder der während der Vertagung sitzenden Kommissionen sollten gleichfalls 3 Thlr. taglich erhalten, und 5) uͤberall keine Verpflichtung der Wahl-Corporationen zu anderweitiger Entschädigung Statt finden.“

Kassel, 10. Febr. Se. Hoheit der Kurprinz und Mit— regent haben den Vorstand des Ministeriums des Innern, Geh. Rath Hassenpflug, von dem ihm provisorisch mit uͤbertragen ge— wesenen Justiz / Ministerium, seinem Ansuchen gemäß, entbunden, hiernach aber den Finanz⸗Minister von Motz zum Justiz⸗Mini— ster, und den Ober-Steuer-Direktor Meisterlin zum Vorstande des Finanz-⸗Ministeriums, mit der Bezeichnung: „Ministerial— Direktor“, ernannt.

Muͤnch en, 8. Febr. Die hie sige Zeitung meldet: „Se. Majestaͤt der König haben Allergnaͤdigst geruht, die Stände des 3 auf den 1sten des kommenden Monats Marz einzube—⸗ rufen.

Ansbach, 8. Febr. Der hiesige praktische Arzt, Dr. Hei—⸗ denreich, erklart in öffentlichen Blattern, daß es falsch sey, wenn Professor Daumer in seinem lte (s. Nr. a der St. 3.) behaupte, daß er (HDr. H) ihm geschrieben habe, es gehe aus der Lage, Richtung und Tiefe von Kaspar . Wunde her⸗ vor, daß er sich dieselbe nicht selbst habe beibringen konnen.

Frankfurt a. M., 9g. Febr. Das Geburtsfest Sr. Ma⸗ sestät des Kaisers von Oesterreich wurde, da der 12te d. auf den Aschermittwoch fallt, heute von dem im Sachsenhausen und be— nachbarten Orten liegenden K. K. Oesterreichischen Militair auf eine sehr glanzende, dem erhabenen Gegenstande angemessene Weise gefeiert. Das saͤmmtliche Militair war in Parade auf— marschirt, und das Säanger-Corps begab sich in die Deutsch— herren⸗Kirche, woselbst ein feierliches Hochamt gehalten, und das Ce Deum abgesungen wurde. Nach Beendigung des Gottes— dienstes wurden die Kanonen gelsst, die Infanterie und Kano⸗ niere gaben eine gleichzeitige fuͤnfimalige Salve, und die Musik spielte, in Begleitung des Gesanges der Sanger, das Lied: Gott erhalte Franz den Kaiser.

Schwetz.

Zuͤrich, 7. Febr. (Schweizer Blätter.) Die Savo⸗ varden⸗Geschichte hat ihr klagliches Ende gefunden. In der Sardinischen Armee zeigte sich keine Sympathie fuͤr die Empoͤ— rung; das Volk blieb theilnahmios. Die Heldenthaten reduciren sich auf die Toͤdtung von einem, und Verwundung zweier Dou— aniers, nebst Verbrennung einiger Effekten und Register an ei— ner Sardinischen Douane. Dermalen stehen nun wieder einige tausend Piemontesen an der Schweizer-Gränze. Das Corps von Romarino war in der Nacht vom 2ten auf den 3Zten von Ville la Grand gegen Thonon hin marschirt; allein Alles war so entmuthigt, daß unterwegs, nach Italiaäͤnischer Sitte, zuerst die Italiaͤner, dann die Piemontesen und Franzosen verschwanden. Alsdann marschirten die Polen ebenfalls zuruck auf Genfer Boden, legten die Waffen nieder, und lassen sich nun durch das Waadtland wieder nach Bern fuͤhren. Die⸗ sen Nachrichten entgegen geben Berner Blätter dem General Romarino ein Corps von 1200 Mann, und melden noch nichts ron dessen Aufloͤsung. Genfer Zeitungen erzaͤhlen sogar die Einnahme von St. Julien in Savoven und den Ausbruch der Insurrection in Chablais und Faucigny, bringen die in Savoyen verbreiteten Proclamationen und berichten als Neustes, daß Roma—⸗ rino, bei Genf vorbei, den Weg nach Chambery eingeschlagen, nachdem er 760 Mann in St. Julien zuruͤckgelassen. (S. den Schluß dieses Ar⸗ tikels) Die Veranlassung des gewagten Schrittes sehen wir mit dem „Unabhängigen“ in den Bestrebungen der Franzoͤsischen und Ita— lienischen Propaganda. Der Zuzug von Deutschen scheint ganz unerheblich gewesen zu seyn, und von Schweizern verlautet nichts weiter. Laut vorortlichen Cirecularien ist der Sach— Verhalt kurz folgender: In Genf wurden die von Npon her— gekommenen Polen wirklich angehalten, sodann in den Kanton Waadt und durch diesen an ihre alten Stand⸗Quartire zuruͤck⸗ gefuͤhrt. Die Bande, die in Savoven selbst eingedrungen war, hatte sich des Savoyischen Dorfes Annemasse (eine Stunde von Genf) bemächtiget, war dann gegen Ville la Grand und weiter gegen Thonon vorgedrungen, doch ohne Unter- stuͤtung zu finden, und loͤste sich in Folge dessen auf. Einzig die dabei befindlich gewesenen Polen blieben vereint und retogradirten bis auf das Genfer Gebiet, wo sie die Waffen niederlegten, und unter die Aufsicht von Milizen gestellt wur— den. Diese waren an der Zahl 80, und es werden dieselben auf gleiche Weise reinstradirt, wie die erste Truppe, die sich mit den in Savoyen eingedrungenen nicht hatte vereinigen können, son— dern in Genf aufgehalten wurde (diese Schaar war nach amt— licher Angabe 156 bis 200 Mann stark). Von einem Auf— stand in Savoyen melden die Blätter aus dem Kanton Waadt und Genf nichts. Nach diesen Mittheilungen halten wir , Irtes die oben angefuͤhrten Zeirungs-Nachrichten fuͤr alsch.

Basel, 6. Febr. Die aus Turin, Genua und Chambery erhaltenen Briefe erwaͤhnen keiner daselbst vorgefallenen politi—⸗ schen Bewegungen, und versichern im Gegentheile, daß die voll— kommenste Ruhe in diesen Staͤdten herrsche. Aus letzterem Orte vernimmt man, daß ein Piemontesisches Truppen-Corps von 4000 Mann sich gegen die Schweizer Gränze in Bewegung gesetzt habe. In Genf herrschte die größte Aufregung, und man sieht mit Besorgnissen den nächsten Nachrichten aus dieser Stadt entgegen.

Lausanne, 5. Febr. Von Sitten wird geschrieben, die Regierung des Wallis habe, auf die Nachrichten der Polen⸗Be—⸗

wegung gegen Savoyen, Befehl gegeben, Truppen nach den Gränzen und den See⸗Ufern marschiren zu lassen.

Genf, 6. Febr. Morgens 19 Uhr. (Baseler Zeitung) Die Polen weigern sich, sich in die Kaserne Chantepoulet zu begeben. Man sagt diefen Morgen, daß Carouge die dort be— findlichen Flüchtlinge behalten und vertheidigen wolle, sich also ihrer Auslieferung widersetze. Heute sind 560 Mann unter den Waffen; das Zeughaus ist der am besten bewachte Punkt. Morgen wird die ganze Miliz des Kantons auf den Beinen seyn; sie betragt 550) Mann. Das Drama ist noch nicht be⸗ endigt, aber der Schutz⸗Verein scheint ein wenig von seiner Zu⸗ versicht verloren zu haben. Gestern soll er seine Archive ver⸗ brannt haben, in welchen sich, außer seiner Korrespondenz, der Plan einer neuen Organisation des Staates und die Liste der neuen Magistrate befand.

Neuchatel, 5. Febr. Ueber die von den Polen in der Schweiz angestifteten Unruhen Kußert sich der hie sige Con⸗ stitut ion el folgendermaßen: „Diese beklagenswerthen Vorfaͤlle sprechen durch sich selbst und beduͤrfen keiner Erlaͤuterung, Die Genfer Regierung hat ihre Schuldigkeit gethan; die Miliz hat alle die Ihrigen verrathen; ein Poͤbel, der den schoͤnen Buͤrger— Namen schändet, den ihm schamlose Zeitungs⸗Schreiber beizulegen sich erdreisten, wagt es, unser ungluͤckliches Vaterland in einen Abgrund von Leiden zu stuͤrzen. Dies ist also das Volk, dessen guten Sinn man uns ruͤhmte, das man bestandig als der So u⸗ verainetät wuͤrdig pries, das verdienen sollte, mit der Leitung der In⸗ teressen der Schweiz und des Vaterlandes beauftragt zu werden! Aber man wuͤrde ihm Unrecht thun, wenn man ihm die Schuld beimaͤße; es mußte wirklich mit einer uͤbermenschlichen Charakterstaͤrke begabt seyn, wollte es den täglichen Bemuͤhungen einer Presse wider— stehen, die von Auslaͤndern gehandhabt wird, von Auslaͤndern, welche im Dienst von Unruhestiftern stehen und vielleicht besoel⸗ det werden, um dies abscheuliche Handwerk auszuuͤben, indem sie dem Volke taglich nichts als Aufruhr und Unordnung, Haß und Verachtung der Behoͤrden predigen und ihm bis zum Ekel wie⸗ derholen, daß die Volks⸗ Sympathie uͤber Gesetze und Verträge erhaben sey. Sie sind die wahren Schuldigen, sie sind die Maͤn⸗ ner, gegen die sich die Gerechtigkeit zunächst wenden sollte. Die Regierung von Genf hat eine traurige Erfahrung pon den Fol⸗ gen der von ihr geduldeten Preßfrechheit gemacht; moͤchte dies die einzige Lehre seyn, das wuͤnschen wir innigst; möchten wir es auch eben so hoffen duͤrfen!“

Italien.

Rom, 30. Jan. (Allgemeine Zeitung.) Die Regie— rung hat eine bedeutende Zahl verdaͤchtiger Personen arretiren lassen; jedoch, so viel man bis jetzt erfaͤhrt, bloß zur Sicherheit des Publikums während des Karnevals, nach dessen Beendigung diese Leute wieder auf freien Fuß gesetzt werden sollen. Diese

Maßregel der Vorsicht ist in den sruͤheren Jahren, wo man

noch an keine politischen Umtrtebe dachte, immer ergriffen worden, so wie denn auch das Herbeirufen einiger Truppen, zur Aufrecht⸗ haltung der Ordnung fuͤr diese Zeit, nichts Auffallendes hat. Man sprach vor Kurzem davon, daß die Anerkennung der Königin von Spanien nicht mehr fern sey, und daß man auch zu hoffen Ursache habe, der König von Neapel werde sich ebenfalls dazu ent, schließen. Die neuesten Nachrichten von dem Ministerwechsel in Spanien haben daher hier einen schmerzlichen Eindruck ge— macht, da man fuͤrchtet, es stehe der gen en Hierarchie ein har— ter Schlag bevor, der fuͤr Rom auch ruͤckwirkend seyn wuͤrde. Briefe aus Catalonien schildern die Furcht der Geistlichkeit fuͤr die nahe Zukunft als sehr groß, so daß viele Priester und Klo⸗ ster-⸗Geistliche beschlossen haͤtten, in Rom eine Freistäͤtte zu su⸗ chen. Man ist dort und hier sehr ungehalten uͤber Don Carlos; man klagt, durch seine Furchtsamkeit sey alles Ungluͤck uͤber Spanien gekommen; er konnte laͤngst König seyn, wenn er gleich aufgetreten wäre, wo er dann die ganze Geistlichkeit mit ihren noch unberuͤhrten Huͤlfsmitteln zu seiner Verfugung gehabt hatte; jetzt aber sey Staat und Religion verloren. Auch der letzt! Spanische Courier fuͤr Rom ist ausgeblieben, man er— wartett durch ihn viele und wichtige Papiere, so wie eine be⸗ deutende Summe Geld. Monsignore Carlo Morichini ist zum Vice ⸗Praͤsidenten des ausgedehnten Instituts S. Michele ernannt worden. Der Hannoversche Geschaͤftstraͤger beim Heiligen Stuhle, Legations-Rath Kestner, ist nach einer Abwesen— heit von mehreren Monaten vorgestern wieder hier eingetroffen.

Spanten.

Die Times theilt zwei Privat-Schreiben aus Madrid mit, die, wenn auch von etwas älterem Datum, als die zuletzt von dort eingegangenen Nachrichten, doch einige nähere Details ent⸗ halten. In dem ersten dieser Schreiben, das vom 21. Januar datirt ist, heißt es unter Anderem: „Obgleich die Hof Zeitung und die anderen Blatter nichts davon sagen, so hat man doch allen Grund, zu glauben, daß die Insurgenten im Norden ihre Streitkräfte wieder gesammelt haben, wiewohl sie uber nicht mehr als 6 7000 Mann gebieten koͤnnen. Der Vice ⸗Koͤnig General Sarsfield hat sich seit seiner Entfernung vom Ober— Befehl der Operations⸗Armee sowohl geistig als koͤrperlich in so schwankendem Gesundheits⸗Zustande befunden, daß man wissen will, sein Nachfolger im Kommando, Geronimo Valdez, sei auch dazu ausersehen, ihm als Vice⸗-Köonig von Navarra zu folgen, weil man es fuͤr unpassend halte, diese beiden Aemter von einander zu trennen. Auch spricht man von einer Veraͤn⸗ derung in deni General, Capitanat von Alt-Castilien; ob aber Auesada das Kommando uͤber die Haus-Truppen, das er in seinen an die Königin gerichteten Vorstellungen so laut begehrt hat, wieder erhalten wird, oder ob er durch Diese Vorstellung in Ungnade gefallen ist und vielleicht auch den Ober⸗Befehl uͤber eine der wichtigsten Provinzen des Koͤnigreichs verlieren duͤrfte, daruͤber ist noch nichts verlautet. Das Geruͤcht nennt Don Manuel de Latre, den General, Polizei- Intendanzen der Hauptstadt, als seinen Nachfolger, und dieser hat ewiß was auch Quesada s Schicksal seyn mag, eine be d= Beförderung zu erwarten, denn ehe man noch von einer erledigten Stelle in Alt-Castilien sprach, dachte man ihm schon den Posten eines zweiten Chefs in der Provinz Galizien, neben Morillo, zu. Man weiß uͤbrigens, daß es mut der Gesundheit des Generals Morillo, nicht zum Vesten steht, obgleich er noch immer dem General-Capitain von Estre⸗ madura, General Rodil, in der Bewachung der Portugiesischen Graͤnze thätigen Beistand leistet, so daß man keine Bewegung des Bon Carlos aus dem Gesicht verliert. Seine Gemahlin, die Gräfin von Cartagena, hat schon vor einigen Tagen Madrid verlassen, um sich nach Galizien 1 ihrem Gatten zu begeben. Der Nachfolger Latre's, als Polizei⸗Chef von Madrid, wird wahrscheinlich Sennor Recacho seyn. Die Bevoͤͤlkerung von Catalonien ist, wie es scheint, entschlossen, dem Insurreetions⸗ geist, der sich in den noͤrdlichen Provinzen noch immer zeigt, die

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