1834 / 54 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

ändische Volk zu uͤberzeugen, daß die Gerechtigkeit in ihrem Lande mit eben so großer Sorgfalt gehuͤtet werde, wie in Ena— land. Hierauf erhob sich Sir Robert Peel zu Gunsten des Angeklagten und äußerte sich im Wesentlichen folgendermaßen: „Baron Smith war, glaube ich, niemals ein politischer Partel« gaͤnger, nicht einmal in seinem Privat⸗-Leben; uͤber die katholisch⸗ Emancipatlon war er gleicher Ansicht mit Herrn Burke, und dieser hielt so viel auf ihn, daß er zwei treffliche Briefe uͤber jene Frage an ihn richtete. (Hort! Er wird jetzt einer Pflicht-⸗Vernachlaͤssigung beschuldigt, und doch könnte ich zahlreiche Faͤlle eitiren, wo er sich ganze Rächte damit beschästigte, die Angelegenheiten verurtheilter Gefangenen zu pruͤfen, um vielleicht einige Punkte ausfindig zu ma⸗

chen, Lermöbge deren er sie, ehe er dem Koöͤnige seinen Bericht erstat tete, der Gnade Sr. Maj. anempfehlen konnte. (Lauter Beifall. Was ist aber die gegen ihn erhobene Beschwerde? Zeiht man ihn der Bestechlichkeit oder der Parteilichkeit? Nein, niemals ist ihm von irgend Jemandem ein solcher Vorwurf gemacht worden. (Höoͤrt Wenn wegen keiner anderen Gründe, als die der Urheber der Motion vorgebracht hat, ein Ausschuß zur Untersuchung seines Benehmens niedergesetzt werden foll, bloß auf das Verlangen einiger einzelnen Mitglieder, so ist es mit der Autorität und ünabhaäͤngigkeit der Richter zu Ende. Beifall! Das Haus mag dann Gesetze über Gesetze erlassen, um die Ungb haͤngigkeit des Richterstandes aufrecht zu erhalten, es wird ihm nichts helfen, man wird die Gesetze, als leere und machtlose Phanteme, verlachen. Man hat selost davon gesprochen, daß man die Richter von der Krone, von dieser Quelle aller Ehre und Huld, unabhangig machen mͤsse, was aber soll aus ihrer Unabhaͤngigkeit werden, wenn es einer vorherrschenden populaͤren Partei freistehen soll, sie um

solchen Anlasses willen vor die Barre des Hauses zu citiren, um sich, wegen ihres amtlichen Benehmens zu verantwor— ten. (Beifall.“ Warum wurde die Anklage nicht in der vorigen

Session geführt, da man doch schon damals das Alles wußte, was dem gelehrten Baron jetzt vorgeworfen wird? (Hort, hört) Durch fein Famaliges Schweigen erklaͤrte das Haus in der That, daß es die Vermahnung des Richters an die Geschworenen fuͤr harmlos halte. Wer aber i es, der jetzt als einer feiner Haupt-Anklaͤger pasleht? Wie, der ehrenwerthe Staats-Seeretair fuͤr die Kolonieen, der selbst fo oft behauptet hat, daß ein Richter berechtigt sey, poli⸗ tische Ansichten in feine Vermahnungen einfließen zu laͤssen? (Hdrt! Er, der sogar oft Auszuͤge aus den Vermahnungen eines gewissen Baron Smith vorgelesen hat, wenn dieselben mit seiner, eigenen Mei⸗ nung uͤbereinstimmten? (Gelaͤchter. Wenn das Haus uͤbrigens einen Beschluß faßt, so hoffe ich, es wird bedenken, daß es, selbst wenn die Unter suchung zum Nachtheil des Baron Smith ausfiele, nur vermittel st einer Adresse an den Thron eine Kontrolle uͤber ihn auszuuͤben ver⸗ mag. Sollte es aber darum nicht außerst vorsichtig zu Werke gehen unß nur dann eine Untersuchung anordnen, wenn es glauben könnte, daß das Resultat derselben jedenfalls eine solche Adresse nothwendig machen werde? (Hort! Laͤßt sich jedoch behaupten, daß aus irgend einer der dem Baron Smith zum Vorwurf gemachten Handlungen eine uͤngerechtigkeit hervorgegangen sey ! Nein. Wo waͤre also ein Grund zu einer Adresse an den Thron? Nirgends. (Hoͤrt!! We⸗ der eln Anwalt, noch ein Geschworener, noch ein Gefangener hat sich über die spaͤten Sitzungen des Baron Smith beschwert Glau— ben Sie aber wohl, daß ein Richter sein Ansehen noch werde be— haupten koͤnnen, wenn er einmal vor einem Untersuchungs-Aus— schuß haͤtte erscheinen muͤssen? (Hoͤrt!) Soll jedoch durchaus eine Untersuchung angeordnet werden, so moge es vor der Barre des Hauses geschehen, und das Unterhaus selbst moge sich zum Richter über ihn aufwerfen. Man lasse den Ielaͤndischen Richtern densel⸗ ben Schutz zu Theil werden, wie ihren Brüdern in England. Hört! Der ehrenwerthe Seeretair fuͤr Irland hat gesagt, daß es sich in gewissen Faͤllen vertheidigen lasse, wenn der Richter seinen Ver⸗ mahnungen eine volitische Farbe gebe; aber wo ist da die Graͤnze? Und was koͤnnte dann die übrigen Richter hindern, in denselben Irrthum, wie der Baron Smith, zu verfallen, wenn sein Beneh⸗ men ein Irrthum war? In welche Zeit aber fiel die Ver⸗ mahnung Des gelehrten Barons! In die Zeit, wo die Re⸗ gierung es fuͤr noͤthig erachtete, eine Bill einzubringen, wo⸗ burch alle Gesetze suspendirt und die Bewohner Irlands einem Krlegsgericht unterworfen wurden. Die Stelle uͤber die katholische Bevblkerung, welche Herr Littleton dem Baron Smith zum Vor⸗ wurf macht, bezog sich auf das katholische Landvolk in Irland und lautrte folgendermaßen „„Diese Klasse besitzt weder Nang, noch Bildung, noch Vermdgen, noch Einsicht, und repraͤsentirt bloß die gemeine physische Kraft des Landes.“ Kann man wohl glauben, ßaß er, der fo viele Jahre hindurch die Anspruͤche der Katholiken vertheibigte, und der felbst der Sohn einer Katholikin war, vor der ganzen katholischen Bevölkerung Irlands sich so ausgedruͤckt haben

würde? Dieser Gedanke ist hoͤchst abgeschmackt uünd laͤcherlich. Höoͤrt!! Er meinte jenen kleinen Theil irregeleiteter Geschopfe, die

sich von den Aufwieglern, die sie zur Verweigerung des Zehnten an⸗ reizen, verblenden lassen. Und welche Zeit hat man gewahlt, um eine solche Untersuchung gegen den Baron Smith einzuleiten? Kaum sist es vierzehn Tage her, daß das Haus in Erwie— derung auf die Thron-Rede Seiner Majestaͤt versprach, alle Bemuͤ⸗ hungen zur Unterdrückung jenes Aufregungs-Systems in Irland, das die Ruhe der Gesellschaft aufs höoͤchsts gefährdet, und zuletzt die Sicherheit des ganzen Vereinigten Koͤnigreichs in Gefahr brin⸗ gen wurde, aufs kraͤftigste zu unterstuͤtzen! (Hort) Was würde das Frlaͤndische Volk davon denken, wenn das Haus nun einen Rich⸗ ter deshalb in Untersuchung ziehen wollte, weil er sich gleicher Be⸗ mähungen befleißigte? Wurde es nicht glauben, und mit Recht, daß das Haus, wahrend es dem Scheine nach die Aufloͤsung der Union befaͤmpfe, sie in der That zu beguͤnstigen wuͤnsche? (Hört!) Und die Folge davon ware sicherlich, daß von der Stunde an die Sache der Repealer Fortschritte machen und zuletzt den vollstaͤndig⸗ sten Sieg davontragen wurde“

Der Redner ließ sich unter lautem Beifall nieder, und seine Ansichten wurden von Sir Robert Inglis und Sir James Scarlett unterstuͤtzt. Nachdem Lord ö dieselben be⸗ kaͤmpft und namentlich bemerkt hatte, daß sich das Haus dadurch, daß eine Adresse von beiden Parlaments-Häusern an den König erforderlich sey, um die Absetzung eines Richters zu bewirken, nicht davon abhalten lassen konne, das Benehmen der Rich— ier zu untersuchen, weil ja eine solche Adresse nie an⸗— ders als nach vorheriger gruͤndlicher Untersuchung des gan, zen Sach— Verhaͤltnisses wuͤrde an Sr. Majestaͤt gerichtet verden können, erhob sich Sir James Graham, erster Lord der Admiralität, und sagte, er habe nie mit groͤßerer Pein zu dem Hause gesprochen, als bei dieser Gelegenheit, und er wurde gegen seine Kollegen nicht aufrichtig zu handeln glauben, wenn er nicht die Gruͤnde seines abzugebenden Votums auseinandersetzte; er, als ein Mitglied der Regierung, sey in dem Glauben hergekommen, daß seine Kollegen sich der vorlie— genden Motion widersetzen wuͤrden, und er habe dasselbe zu thun beabsichtigt; daher muͤsse er auch jetzt noch, als ein Mann, dem fein Charakter und seine Unabhaͤngigkeit sehr theuer sey, die Erklarung abgeben, daß, wenn der Motion beigepflichtet und demgemaͤß eine Adresse wegen Absetzung des Baron Smith an den Konig er— lassen wuͤrde, er dies nur fuͤr ein sehr unpassendes, ja sehr un— gerechtes Verfahren halten koͤnne, selbst wenn alle angefuͤhrte Thatsachen erwiesen wuͤrden; die Sache sey mehr oder minder eine Rechtsfrage, und er fuͤhle sich nicht befaͤhigt genug, sie zu beurtheilen, aber nach dem, was er von den fruͤheren Rednern gehort habe, sey es ihm klar, daß er seine Kollegen in der An— sicht, welche sie von der Sache gefaßt hätten, nicht unterstuͤtzen koͤnne. Die Debatte zog sich darauf noch eine Zeit lang hin, ohne

daß sich daraus noch Momente von Erheblichkeit in Bezug auf dis vorgebrachten Anklage⸗Punkte oder in Bezug auf die daraus

216 hergeleiteten Deductionen ergeben hatten, und die Motion des Herrn O Eonnell wurde schließlich, wie bereits erwahnt, mit ei— ner Majoritat von 93 Stimmen angenommen. Unter denen, die gegen dieselbe stimmten, ohne jedoch ihre Meinung in einer Rede abzugeben, befand sich auch Herr Spring Rice, Secretair des Schatz⸗Amtes.

London, 15. Febr. Heute giebt der Sprecher des Unter— hauses sein erstes parlamentarisches Diner.

Der Albion sagt, es haͤtte gestern bei Lord Grey Mini⸗ sterial-⸗ Konferenzen stattgefunden, in denen man daruͤber berath— schlagt habe, welches Verfahren in Bezug auf den ersten Lord der Admiralität, Sir James Graham, und dem Secretair des Schatz Amtes, Herrn Spring Riee, einzuschlagen sey, weil die— selben' am Abend vorher bei Gelegenheit der O'Connellschen Me— tion hinsichtlich des Baron Smith gegen die uͤbrigen Mitglieder des Ministeriums gestimmt; man sey aber noch zu keinem be— stimmten Entschluß dieserhalb gekommen. Die M orning Post meint, das Ministerium werde diese beiden Herren, um ihres Verfahrens willen, wohl schwerlich entlassen.

Am 7. d. wurde der Herzog von Wellington feierlich als Kanzler der Universitäͤt Oxford installirt.

Der Morning Herald sagt in seinem (letzten Blatt, er habe so eben eine Reihe von Briefen aus Konstant in opel er— halten, worin ihm sein Korrespondent melde, daß der Russische Admiral in Sebastopol Befehl empfangen habe, sich zum 12. Januar segelfertig zu halten, daß der Graf Orloff im Laufe des Februar in Konstantinopel erwartet werde, um uͤber die Bedin⸗ gungen zu unterhandeln, unter welchen die Fuͤrstenthuͤmer Mol⸗ dau und Wallachei geraͤumt werden sollen, und daß sich die In— sel Samos der Autorität der Pforte unterworfen habe.

Aus Porto hat man Nachrichten bis zum 4. d. M. erhal⸗ ten; das Dampfboot „George JV.“ hatte damals eine bedeu— tende Quantität Lebensmittel und Munition daselbst gelandet; die Bewohner der Stadt waren gutes Muths, weil sie die Nach⸗ richt von bem Siege des Generals Saldanha erhalten hatten; es hieß, daß Dom Miguels Truppen sich von Soto Redondo gegen Coimbra in Bewegung gesetzt hatten.

Dle Armee-Listen fuͤr sz; sind so eben im Druck erschie— nen; es ergiebt sich daraus, daß gegen das vorige Jahr eine Re⸗ duction von 8i4s Mann 3 Offizieren und 3ä8 Pferden vor— genommen worden, wodurch dem Lande 194,23 Pfund erspart werden; mit Einschluß der

in der Ost-Indischen Armee vorge—

nommenen Reductionen beläuft sich' die Ersparniß auf 299,122

Pfund. Die Armee kostete namlich im vorigen Jahre 6,246,978

Pfund, und wird in diesem Jahre nur 5,447,335 Pfund kosten.

Die Zahl der Mitglieder des KonservaZtiv-Klubs nimmt taäg—

lich zu, und der Klub beabsichtigt, sich waͤhrend der Dauer der

Parlaments-Session woͤchentlich einmal zu einem Diner zu ver— sammeln.

Getraide⸗Durchschnittspreise in vergangener Woche.

Woͤchentl. Sechswoͤchentl. Zoll k 8 Sh. 11 P. 49 Sh. P. 37 Sh. 8P. ö MJ e K e,, , y,, k J ö ö ö

London, 14. Febr. Das Parlament hat noch we⸗ nig Gemeinnuͤtziges vorgenommen, indem es Herr O Connell e nzu— richten gewußt, daß man noch beinahe jede Sitzung mit Irlaͤndischen Angelegenheiten beschaͤftigt war. Denn daß der Streit zwischen Herrn Hill und den Irlaͤndischen Deputirten die Nation nicht kümmert, versteht sich wohl von selbst, da selbst die Einmischung eines Ministers, wie des Lord Althorp, der Sache nicht mehr Wichtigkeit zu geben vermochte, als daß man desto lauter dar— uͤber lacht, und Karrikatur-Zeichner mehr Gelegenheit darin ge— funden haben, ihrer muthwilligen Laune freien Lauf zu lassen. Es ist freilich eine Kommission niedergesetzt worden, welche die Sache recht ernst und vollstndig untersuchen soll; diese wird aber wahrscheinlich nichts mehr zu berichten finden, als man bereits weiß, namlich, daß Herr Sheil sich in Gesellschaft zum Vor, theil einer Maßregel geäußert, die er im Parlamente als unnuͤtz und grausam verschrie, und daß Herr Hill diese ziem— lich uͤnschuldige Aeußerung in eine foͤrmlich der Regierung eingesandte Billigung ihres Verfahrens vergroͤßerte; ob ge— flissentlich oder aus Irrthum, hat wenig zu bedeuten. Gestern Abend indessen gab eine andere Irländische Angelegenheit zu einem ernstlichern Auftritt Anlaß, nämlich zu einem Zwiespalt in Meinung und Stimme unter den Mitgliedern des Kabinets, welche zu einer Aufloͤsung oder doch zu einer bedeutenden Mo— dification desselben fuhren konnte. Herr O Connell hatte nämlich an⸗ gezeigt, daß er den Vorschlag machen wurde, daß das Unterhaus das Benehmen eines Irlaͤndischen Richters, Namens Smith, untersuchen solle, in der Absicht, Se. Majestaͤt um dessen Ab— setzung zu bitten. Diesem Vorschlage nun hatten die Minister, wie billig, sich zu widersetzen beschlossen, weil schon der Ausdruck desselben das Verdammungs-Urtheil enthielte, ehe noch die Un⸗ tersuchung angefangen haͤtte. Dies sagte auch Herr Littleton, der Irlaändische Secretair, einem von des Richters Freunden, welcher ihn darum befragte, obgleich er ihm nicht verhehlte, daß er sich genoͤthigt sehe, zu gleicher Zeit sein entschiedenstes Miß⸗ fallen uͤber das Benehmen dieses Richters auszusprechen. Die Klagen gegen denselben sind namlich doppelter Art; erstens, daß er oft am Tage schlafe und des Nachts seine Sitzungen zu hal— ten pflege, und zweitens, daß er besonders bei einer Gelegenheit, in seiner Anrede an die Grand-Jury, sich uͤber alle fragliche Gegenstaͤnde der Politik verbreitet, und zwar mit den Ansichten eines Parteigaͤngers, indem er nicht nur O'Connell und seinen Anhang, sondern auch die Minister selbst, und sogar das Unter— haus als Feinde der oͤffentlichen Ruhe geschildert, besonders aber die Katholiken, im Gegensatz mit den reichen und vornehmen Prgte— stanten, als einen Haufen gemeines Gesindel beschrieben. Diese An⸗ gaben O'Connells wurden durch Herrn Littleton nicht nur alle be— staͤtigt, sondern selbst ergaͤnzt, und von den Freunden und Ver⸗ theidigern des Richters nicht geleugnet, sondern bloß entschuldigt. Und da O'Connell seinen Antrag bloß auf eine Untersuchung be— schraͤnkte, ohne der weiteren Entscheidung des Parlamentes vor— greifen zu wollen, so fand sich Herr Littleton bewogen, diesem Vorschlage beizustimmen. Seinem Beispiele folgten alle uͤbrige ministerielle Beamten im Hause, bis auf Sir James Graham. Dieser Mann, der sonst sehr oft zu reden pflegte, aber, seitdem er Minister der Marine geworden, fast ganzlich verstummt ist, sagte: die Regierung haͤtte beschlossen gehabt, sich dem Vorschlage zu widersetzen, und dabei bliebe er, wenn auch seine Kollegen an— derer Meinung geworden wären, besonders nachdem er die Rede des Herrn Spankie vernommen (eines Rechtsgelehrten, welcher sonst immer auf der Seite des Ministeriums zu seyn pflegt), die ihm die Gefahr bewiesen, die es hringen muͤsse, wenn man auf solche

Weise die Unabhaͤngigkeit der Richter zu beeintraͤchtigen suche, Natuͤrlich empfingen die Tories diese Erklärung mit großer Freude da sie dieselben Gruͤnde anfuͤhrten, um einen Mann zu be, schuͤäzen, der selbst vom Richterstuhle herab ihren Partei-Ansich, ten das Wort redete. Indessen, obgleich Hr. Stanley zu ver— stehen gab, daß es keine ministerielle Frage sey, und folglich je, dem frei stehe, wie er selbst, nach eigener Ueberzeugung zu stim— men, entschied sich doch eine bedeutende Mehrheit fuͤr die Unter⸗ suchung, wofuͤr wahrscheinlich heute der Ausschuß ernannt wer— den soll. Daß dieses nun zu so vielen Urtheilen Anlaß giebt, als wir Parteien haben, und, daß man sich quf einer Seite die besten Folgen von der Entscheidung verspricht, wahrend andere

darin 'die Zerstoͤrung des letzten Bellwerks, der hoͤffenl— lichen Freiheit gegen demagogische Ausschweifüng erblit, ken, versteht sich von selbst. Diejenigen vom Ministerium

welche dafuͤr gestimmt, hoffen naturlich dadurch der uͤblen Ge wohnheit der meisten Irlaͤndischen Richter, die nur zu ost den Richterstuhl zur volitischen Rednerbuͤhne herabzuwuͤrdigen pf gen, Schranken zu setzen, und wollen dadurch auch die Katho— siken uͤberzeugen, daß die Regierung die beschimpfenden Ansich, ten nicht thelle, welche jener Richter gegen sie geäußert aber dann waͤre es vernuͤnftiger gewesen, wenn sie selbst diese Unter⸗ suchung eingeleitet haͤtte, denn indem sie Hrn. O' Connell den Triumph laßt, erbittert sie die protestantische Partei um so mehr, ohne daß sie sich die katholische dadurch verbaͤnde. Heute Abend wird dein Unterhause der Finanz-Plan der Regierung vorgelegt; wenn anders die gestrige Begebenheit keine Spaltung verursacht hat, welche erst wieder geschlichtet werden muß, ehe sich daz Kabinet als ein Ganzes betrachten kann,. Alles ist daher auch in der höchsten Spannung.) Der Herzog von Wellington ist als Kanzler der Universität Oxfort an die Stelle des verstu— benen Grafen Grenville beeidigt worden. Diese Stelle giebt zwar dem Inhaber keinen Einfluß auf die Angelegenheiten der Universitaͤt, aber die Wahl beweist doch, auf welche Seite in der Politik die Gesinnungen der Universitäͤt sich hinneigen. Merkwuͤrdig ist es dabei, daß diese jetzt denjenigen Mann zu jener Ehrenstelle erwaͤhlt, durch dessen Politik und entschlossenes Verfahren die Emancipation der Katholiken durchgesetzt wurde, wahrend, sie Sir Robert Peel zur Zeit als ihren Vertreter im Unterhause verwarf, böoß weil er dem Herzog dabei behuͤlflich war. Man spricht jezt viel von einem von den Ministern beabsichtigten neuen Unt richts ⸗System, wobei das Preußische einigermaßen zum Muster dienen soll. Bei dem Widerstreben der politischen und religiü— sen Parteien in unserm Lande, und der Kraftlosigkeit der Re gierung, deren Haͤnde eben so sehr gegen das Gute, als gegen das Böͤse gebunden sind, fuͤrchte ich, daß nichts Triftiges gedei hen wird; obgleich jeder Berstaͤndige einsieht, daß nur durch eine gute durchgreifende Volks-Erziehung den drohenden Stuͤrmen vorzubeugen ist.

8 m. Bruͤssel, 17. Febr. General Goblet hat sich nach Tout /

nay begeben, um von seiner Familie vor seiner Abreise int Ausland Abschied zu nehmen.

Der Moniteéur wird binnen wenigen Tagen eine Ver ordnung bekannt machen, wodurch 80 Unteroffiziere und Solda— ten der verschiedenen Armee-Corps, uud zwar die meisten wegen Blindheit in Folge der Augen Entzuͤndung, mit Pension verah schiedet werden.

Paganini wird morgen in Antwerpen erwartet, wo er ln Konzert in der philharmonischen Gesellschaft geben wird.

Als eine der merkwuͤrdigsten Erscheinungen der Vegetatöon dieses Winters kann man anfuͤhren, daß Herr A. Demeurs, Ei genthuͤmer zu Asemberg, am 4. d. M. in seinem Garten vitt Artischocken, so schoͤn und gut, wie mitten im Sommer, gi pfluͤckt hat.

D ut schl! ahd.

Dresden, 17. Febr. Die zweite Kammer nahm am 13. d. in ihren Verhandlungen uͤber den Gesetz⸗Entwurf wegen der privilegirten Gerichts-Stände die allgemeine Berathung uber die Berg-Gerichtsbarkeit noch einmal auf, und entschied sich sehl durch Stimmen-Mehrheit, daß dieselbe aufgehoben werden solle. Dagegen beschloß sie, die Berathung uͤber den Uebergam der Berg-Gerichtsbarkeit an eine andere Behoͤrde aufzuschieben bis die Berathung uͤber die Patrimonial-Gerichte stattgefunden habe. Die folgenden Paragraphen des vorliegenden Geseh Entwurfes betrafen die Eh e⸗Verloͤbnisse. Der Staats⸗Mi nister v. Könneritz nahm hier das Wort und aͤußerte, Die Regierung habe den Grundsatz der Verfassungs⸗lt⸗ kunde, daß die privilegirten Gerichts- Stande, wo nicht besondere Verhaͤltnisse eintreten, aufhoͤren sollen, auch auf die geistliche Gerichtsbarkeit anwenden zu muͤssen und zu können geglaubt, und demgemäß in mehreren Bestimmungen dieses Ge setzes die Interessen und Verhaäͤltnisse der Eheleute verschiedent— Konfessionen ins Auge gefaßt und vorgeschlagen, daß Ehesttei⸗ tigkeiten zwischen Protestanten und zwischen Ehegatten gemisch ter Konfessionen nicht mehr bei den geistlichen Gerichten, sondert bei den Mittelgerichten anhaͤngig gemacht werden sollten, uind habe ferner die Zuziehung eines Geistlichen als zulaässig erklutt Die Verweisung der Ehestreitigkeiten an das Appellatlons / Gf richt habe in der ersten Kammer Annahme erhalten, und sey au von der diesseitigen Deputation zur Annahme empfohlen pen den. Auch in Ansehnng des zweiten Punktes, daß die Zulässs keit des Geistlichen auf den Suͤhne-Versuch beschraͤnkt werden solle, habe die Deputation beigestimmt. Inzwischen habe die grund liche Diskussion daruͤber in der ersten Kammer und die von den erstel Geistlichen beider Konfessionen dagegen vorgebrachten Gruͤnde, b wie die Besorgniß, daß durch die Ausschließung der Geistlichen der Charakter der Ehe verloren gehe, und nur als reiner buͤrgel⸗ licher Vertrag erscheinen moͤchte, die Regierung veranlaßt, diesel Gegenstand nochmals zu erwägen, und er habe zu erkläͤren, n die von der ersten Kammer vorgeschlagene Motivirung, wona

auch bei der zweiten Verhandlung uͤber Ehestreitigkeiten ein Geis

licher zugezogen werden soll, hei der Regierung Annahme gefun⸗ den. =” Man ging hierauf zu dem Gutachten der Depth tion uͤber, welche“ beantragt' hatte, statt der bisherigen Paragraphen des Gesetzes uͤber Paragraphen aus dem Oesterreichischen zunehmen, nach deren Bestimmung Ehe-⸗Verloͤbnisse oder por, saͤufige Versprechen, sich zu ehelichen, keine rechtliche Verbindlich keit weder zur Schließung der Ehe, noch irgend einer Art, na sich ziehen sollen, und nur eine Schädenklage nachgelassen is. Nach einigen Erörterungen hierüber beschloß die Kammer, die Paragraphen des Oesterreichischen Gesetzes, jedoch mit Vorbehal

noch anzunehmender Veraͤnderungen, in den Gesetz⸗Entwurf aus

Daß Lord Althorp in der Sitzung vom 14. Febr. das Buh ö

get zur Sprache gehracht, ist bereits gestern berichtet worden.

die Ehe, Verlsbnisse zun Gesetzbuche auf

ö

Staats⸗Regierung durch Verordnung geeignete

ͤ des Konkubinats polizeilich eingeschritten werden moͤchte.

unehmen. Der Staats- Minister Hr. Muller schlug hierauf 6 in die staͤndische Schrift den Antrag ,, ,, daß die . trafen fur den Fall sestsetze wenn Jemand nach bereits ges chehenem Aufgebot sich dennoch Vollziehung der Ehe leichtsinniger Weise entziehe. Dieser Antrag wurde einstimmig angenommen. Der Abgeordnete Atenstaͤdt wuͤnschte noch den Antrag in die Schrift, daß zur Verhütung Der Ferichterstatter hielt es nicht fuͤr gut, einen Antrag dieser Irt zu machen, weil sich schon jetzt, besonders auf dem Lande, das Borurtheil gebildet habe, daß Brautleute wie Eheleute leben foönnten, und man dieses unterstuͤtzen wurde, wenn man die Praͤ⸗ sumtion aufstellte, daß es geschehe, Der Abgeordnete Axt be⸗ merkte, daß bestimmt werden solle, binnen welcher Zeit die Trauung nach dem Aufgebote erfolgen muͤsse, wenn das Zu— sammenleben nicht als Konkubinat betrachtet werden solle. Der Abgeordnete Sachße erwiederte, daß nach dem Geselz Intwurfe über Bestrafung der fleischlichen Verbrechen das Konkubinat kuͤnftig nicht mehr bestraft werden sollte, und wenn nun die Verlobten bestraft wuͤrden, so wuͤrde fuͤr diese eine strengere Strafe eintreten, als fuͤr die, welche im Konkubinat lebten. Der Abgeordnete Axt bemerkte dagegen, daß am Schlusse jenes Gesetzes der Antrag gestellt sey, daß polizeiliche Verfuͤgun en wegen des Konkubinats eintreten moͤchten, und daß also die⸗ er Antrag auch hier stattfinden koͤnne. Als jedoch der Staats⸗ RMinister v. Koönneritz und andere Mitglieder erinnerten, daß Brautleute gar nicht zusammenwohnen sollten, und die Polizei⸗ Hewalt ohnedies die Befugniß babe, eine Zeit festzusetzen, bin⸗ nen welcher, wenn sie nicht heiratheten, sie sich wieder ausein- ander begeben muͤßten, fand der Abgeordnete Axt sein Beden— zen erledigt.

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Madrid, 1. Febr. Herr Martinez de la Rosa soll bei seinem Eintritt in die Verwaltung auf das Gehalt als Minister, welches jährlich 30, 000 Fr. betragt, Verzicht geleistet haben.

Die Eivil-Liste der Koͤnigin soll, wie man sagt, auf 306 Mill. Realen festgesetzt werden, dies ware 6 Millionen weniger, als die Cortes fuͤr Ferdinand VII, bewilligten.

Zwei von dem General-⸗Capitain von Aragonien abgesandte außerordentliche Couriere benachrichtigen die Regierung, daß jene Provinz von den Insurgenten Navarra's, welche schon bis San⸗ zuesa vorgedrungen sind, bedroht wird. Obgleich der Gouver—⸗ ncur an der Treue der Aragonier fuͤr die Koͤnigin nicht zwei— felt, so ersucht er doch, ihm so schleunig als moͤglich eine Ver⸗ staͤrhng an Truppen zugehen zu lassen.

Alle Truppen, die sich in Toledo und in der Provinz die⸗ ses Namens befanden, sind in aller Eile nach Herinisa aufge⸗ hrochen, wo, wie man sagt, ein sehr ernster Aufstand stattgefin⸗ den haben soll. Bis jetzt weiß man nur, daß daselbst sehr viele Personen verhaftet worden sind.

Die Stadt-Miliz von Malaga ist in Folge einiger Unord— nungen, zu denen sie Anlaß gegeben hatte, aufgeloͤst worden. Spaͤtere Nachrichten aus jener Stadt melden, daß daselbst neue Unruhen stattgefunden haben, und man gezwungen gewesen sey, mehrere Personen zu verhaften, unter denen sich einige Solda— ten der aufgeloͤsten Miliz befaͤnden.

Portugal.

Lissabon, 1. Februar. Ich meldete Ihnen zuletzt, daß ein Miguelistisches Corps von Santarem ausgeruͤckt sey; dieses blieb aber an den ersten Tagen bei Santarem stehen, und zog sich nachher nach der Stadt wieder zuruͤck. Der Herzog don Terceira uͤbernahm am 12. Januar das Kommando aller diesseitigen Truppen, welche bei Santarem stehen blieben; Graf Saldanha, mit 40600 Mann Infanterie und i000 Mann Ka⸗ vallerie, benutzte inzwischen die Unsicherheit des Miguelistischen Generais Povoas, marschirte vorwaͤrts und langte den 12ten in Batalha an, bemeisterte sich sogleich der drei Heerstraßen, welche von Leiria ausgehen, und rückte am 15ten gegen jene Stadt vor. Sie war befestigt und von 1400 Mann Milizen und Koͤ— niglichen Freiwilligen mit i0h Pferden besetzt; der Oberst Ororio lommandirte daselbst. Der Oberst sah sich durch eine dreifache Macht umzingelt, konnte auf die Entschlossenheit seiner Truppen nicht sehr rechnen, entschloß sich also, auf Eoimbra sich zuruͤck⸗ zuziehen, in der Hoffnung, sich durch die Kavallerie Bahn zu snachen. Er fuͤhrte auch wirklich seine Soldaten in Quarres, durch die Artillerie unterstuͤtzt, bis auf 50 Schritte von der Kavallerie, welche die Heerstraße besetzt hielt; beim Anblick der— selben liefen jedoch die Milizen davon; die Freiwilligen wollten Stich halten; die Kavallerie sprengte aber Alles. Der Oberst Orocio, sein Generalstab, 2 Fahnen, 200 Gefangene, 4090 Todte und Verwundete, 4 Kanonen und sammtliche Bagage waren die Beute dieses Tages. Waͤhrend der Zeit nahmen die Infanterie-Kolonnen ohne Widerstand Besitz von der Stadt. Saldanha wartete einige Tage in Leiria, um zu sehen, ob Povbas sich in Santarem bewege; da dieser aber still blieb, marschirte er den 25sten auf Torres Novas, uͤberfiel zwei sich daselbst befindende Kavallerie-⸗Schwadronen, nahm ihnen 92 Soldaten und 72 Pferde ab, und sandte Detasche ments nach Golegao und anderen Orten in der Naͤhe, wo Gefangene ge— macht wurden. Da General Povoas seinen Ruͤckzug von Santarem im Norden vom Tajo abgeschnitten sah, ließ er den 20. Januar ungefahr 400 Mann von Santarem nach Pernes zu vörruͤcken; sie machten bei Torre do Bisseo aber Halt, und beobachteten von da aus Saldanha's Bewegungen. Am I0sten Morgens ließ Povoas 700 Mann den Tajo passiren und bei Valladas landen, wahrend er gegen den, Ponte d Arseca eine Demonstration machte. Terceira sah gleich, daß dies nur ein Schein ⸗Angriff sey, um den wirklichen bei Pernes gegen Saldanha zu maskiren; er ließ daher nicht allein jenen Angriff zuruͤckdraͤngen, sondern nahm auch die nothwendigen Dispositio⸗ nen, um Saldanha noͤthigenfalls beizustehen. Dies war aber nicht noͤthig; denn Saldanhga wartete nicht bis er angegriffen wurde, fondern griff die Miguelisten bei Torre do Beifo an, schlug sie und nahm ihnen 4 Fahnen, 13 Offiziere und 860 Ge— fangene ab. Gegen Abend war er auf der Bruͤcke von Val de Labos und die Miguelisten in Santarem. Ungeachtet nun alle diese Ereignisse den' Rückzug Dom Miguels von Santarem nach Abrantes wahrscheinlich machen, sind wir doch seit dem 30sten Abends ohne Nachrichten von einem weitern Fortschritt der dies⸗ seitigen Operationen. Von Porto haben wir nichts Neues. In Algarbien haben einige Gefechte stattgefunden, welche ebenfalls zu Gunsten Donna Marias ausgefallen sind; der Januar hat sich also sehr anti-⸗Miguelistisch gezeigt.

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Die Leipziger Zeitung enthaͤlt folgende Notizen über den gegenwartigen Zustand der Beschiffung des schwarzen Mee⸗ ves. „Die letzten politischen Ereignisse, die Erwartung, die Eng—

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lischen und Franzoͤsischen Flotten bei einem ausgebrochenen Kriege mit Rußland, die Flotten und Hafen dieses Reiches im schwar— zen Meere selbst heimgesucht zu sehen, hatte die Blicke wie— der häufig nach diesem großen Binnen-Meere sich wenden lassen, und es ist uͤber dasselbe wieder so manches alte Vorur— theil und so manche alte Erzählung erneuert worden, daß einige berichtigende Worte in Bezug auf das schwarze Meer nicht uͤberfluͤssig sein werden. Ungeachtet in alten Zeiten und im Mittelalter der Handel und die Schifffahrt auf demsel⸗ ben sehr lebhaft und wichtig waren, wurden die Europaͤischen Handels-Leute dennoch seit dem Vordringen der Tuͤrken nach Europa, 1153, und der bald darauf erfolgten Eroberung von Kaffa fuͤr einen Zeitraum von mehr als 309 Jahren gaͤnzlich davon ausgeschlossen. Erst 1774 wurde den Russischen Schiffen der Handel auf dem schwarzen Meere durch den Ver⸗ trag von Kainardgi, und 1784 ebenfalls den Oesterreichischen Schiffen erlaubt; später erhielten durch den Frieden von Amiens auch die Britischen, Franzoͤsischen u. a. Handels-Fahrzeuge den Zutritt, wiewohl immer unter gewissen Beschraäͤnkungen. End— lich ist die Schifffahrt und der Handel durch den Vertrag mit den Russen von 1829 eben so frei geworden, wie auf dem mit— tellaͤndischen Meere selbst. Dessenungeachtet ist die Kenntniß dieser Gewaͤsser und Ufer noch immer sehr mangelhaft, und es wird angenommen, daß sie sehr stuͤrmisch und voller Untiefen, Sandbänke und Klippen seyen. Doch ist gerade das Gegentheil davon die Wahrheit. Die Tiefe des schwarzen Meeres ist fast allerwaͤrts ausgezeichnet, und der Grund besteht, wo man ihn

untersuchte, aus Kies, Sand und Muscheln. Es geht eine sehr starke Stroͤmung durch den Bosporus in das Mare di Marmora und durch die Dardanellen, welchem entgegenzu—

segeln ein recht fester Wind erfordert wird. Das Bild, wel— ches in alten und neuen Zeiten uͤber die mit der Beschiffung des schwarzen Meeres verbundenen Gefahren aufgestellt worden, ist übertrieben; es sind die Nebel und Stroͤmungen nicht schlim— mer als in allen andern Meeren; auch zeigen sich erstere nur in gewissen Jahreszeiten. Schon Tournefort sagt in seiner Be— schreibung der Levante „am schwarzen Meere ist nichts als der Name schwarz, und die Stuͤrme sind auf demselben nicht schlimmer als auf anderen Meeren.“ Griechischen und Tuͤr⸗ kischen Lootsen aber ist bei ihrer großen Unwissenheit jedes Meer gefaͤhrlich, und es ruͤhrt das bestehende Vorurtheil meistens von diesen her, obgleich man sich wegen haͤufiger Schiffbruͤche des— halb nicht verwündern darf. Eine Haupt⸗-Schwiexigkeit ist es je⸗ doch, dieses Meer zu verlassen, denn die Berge bei der Einfahrt in den Bosporus sind sich an Gestalt alle so ahnlich, daß der See⸗ fahrer erst, wenn er dem Ufer schon ganz nahe ist, inne wird, daß er diese Einfahrt verfehlt und somit leicht stranden kann. Es befinden sich zwar an demselben zwei Tuͤrkische Leuchtthuͤrme; sie sind aber, außer vor Untergang der Sonne, nur von geringem Nutzen, indem auf den umliegenden Ufer-Bergen so viel Koh⸗ len-Meiler zu brennen pflegen, daß der ungluͤckliche Seefahrer bei Nacht oͤfters dadurch irre gefuͤhrt wird und seinen Untergang findet. Die Meinung, daß die großen Stroͤme, welche in das schwarze Meer muͤnden, dasselbe durch den zugefuͤhrten Schlamm und Schutt ausfuͤllen koͤnnten, hat sich seit so vielen Jahrhun— derten als eine ganz irrige bewiesen; so viel ist aber wahr, daß das viele suͤße Wasfer, welches jene Stroͤme zufuͤhren, den Salz— Gehalt dieses Meeres sehr vermindert hat, weshalb es schon bei einem leichten Frost mit Eis bedeckt wird. Die Schifffahrt wird dadurch leicht unterbrochen, und Schiffe, die die Hafen von Odessa, Taganrog und das Azowische Meer nicht zeitig genug verlassen, sind haufig gezwungen, dort zu uͤberwintern.“

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Berlin, 22. Febr. Die Sorgfalt, welche nach dem vaͤter⸗ lichen Willen Seiner Majestaͤt des Koͤnigs dem Schulwesen in allen Provinzen des Preußischen Staats gewidmet wird, hat auch im Verwaltungs⸗Bezirk der Regierung zu Marienwerder erfreuliche Resultate ergeben. Waͤhrend Westpreußen im Jahre 1518 nur 863 Schulen und Schul-Klassen zählte, hatten sich dieselben am Schlusse des Jahres 1832 bis auf 1043 Schulen und Schul⸗-Klassen vermehrt und auch im Laufe des vergange— nen Jahres 1833 sind nicht unerhebliche Fortschritte gemacht worden, deren Ergebnisse wir, da sie von allgemeinerem Interesse seyn duͤrften, hier hervorheben:

AX. Aeußere Verhältnisse des Schulwesens.

Im Laufe des Jahres is)3 wurden im Regierungs- Bezirke Ma— rienwerder: a. in den Städten, H evangelische neue Schul⸗Klassen mit eben so viel Lehrern, 6. auf dem platten Lande, 4 evangelische und 8z katholische Schulen und Schul-Klassen mit eben so viel Leh⸗ rern, überhaupt also 17 neue Schulen und Schul⸗Klassen errich— tet, so daß deren Gesammtzahl am Ende des Jahres 1833 sich auf 1060 belief. Eine zweckmaͤßigere Einrichtung, theils durch Vermehrung und bessere Regulirung des Schul-Einkommens, theils durch Anordnung eines dem Beduͤrfnisse entsprechenden Lehr und Verfassungs-Planes und durch Beschaffung brauchbarer Unterrichts- und Lehrmittel haben, außer vielen einzelnen Schulen in den 1luͤbrigen landräthlichen Kreisen, die meisten Schulen des Straß⸗ burger und Loͤbauer Kreises erhalten. Auch die Stadt Kommunen ha⸗ ben in Ruͤcksicht auf die Verbesserung der Stadt⸗-Schulen regen Eifer an den Tag gelegt. So hat die Stadt Graudenz zur dortigen Stadt-Schule nicht nur einen qualificirten Zeichnen-Lehrer, son⸗ dern auch einen Ober-Lehrer fuͤr die Natur-Wissenschaft berufen und dessen Stelle mit einem Gehalte von 300 Rthlr. nebst freier Wohnung fundirt. Außer den gewohnlichen staͤdtischen Elemen⸗ tar-Schulen und den beiden hoͤhern Stadt-Schulen zu Kulm und Graudenz, enthaͤlt der Regierungs-Bezirk Marienwerder gegenwartig 6 allgemeine Stadt-Schulen, welche aus mehr als drei aufeinander folgenden Klassen bestehen und sich schon jetzt, in Hinsicht ihrer Wirksamkeit, den hoͤhern Stadt-Schulen näaͤ— hern. An Schul-Bauten sind im Laufe des Jahres 1833 i1 Neubaue und 45 Reparatur-Baue ausgefuͤhrt worden, wo⸗ bei die Schul-Gemeinden und Schul-Patrone eine so erfreuliche Theilnahme an den Tag gelegt haben, daß aus Staats / Fonds nur 2634 Rthlr. zugeschossen werden durften. Bei der Duͤrf⸗ tigkeit einzelner Schul-Gemeinden und bei der Unmoͤglichkeit fuͤr die vorhandenen schulpflich tigen Kinder an allen Orten die erforderliche Zahl von Schul- Klassen zu beschaffen und mit Lehrern zu versehen, ist die Einrichtung getroffen worden, die Schuͤlen, bei großer Ueberfuͤllung der Schul⸗Zimmer, zu theilen und die eine Haͤlfte Vor, die andere Nachmittags die Schule besuchen zu lassen. Diese Halbtags-Schulen haben sich als sehr zweckmäßig bewahrt und es ist dadurch moͤglich gewor⸗ den, auch in aͤrmern Gemeinden von einer sehr großen Anzahl schulpflichtiger Kinder, kein Kind ohne Unterricht zu lassen. Auch Huͤlfslehrer, unter Aufsicht und Leitung des Haupt⸗Lehrers, sind angestellt, und die erwachsenen Schuͤler zur Unterweisung der ersten Anfaͤnger unter hestandiger Kontrolle des Hauptlehrers

mit gutem Erfolge benutzt, hierdurch aber in großen Schulen die Beschäftigung aller Schuͤler zu gleicher Zeit und die Erhal— tung strengerer Ordnung und Aufmerksamkeit befoͤrdert wor—⸗ den Fuͤr die in Marienwerder bestehende und seit 1828 allein durch milde Beitrage unterhaltene Anstalt zur Erziehung verwai⸗ seter und verwahrloseter Kinder, in welcher im vergangenen Jahre 1833 28 Zoͤglinge beiderlei Geschlechts frei unterrichtet, gekleidet und ernaͤhrt worden, und aus der seit ihrer Stiftung nunmehr 23 Zoͤglinge zu den Gewerben des buͤrgerlichen Lebens entlassen worden sind, haben Se. Majestaͤt der Koͤnig wiederum auf drei Jahre eine Unterstuͤtzung an Brennholz zu bewilligen, und dadurch einem dringenden Beduͤrfnisse n he sen geruht. B. Innere Verhältnisse.

Die fernere Nachbildung bereits angestellter Lehrer ist auch im vergangenen Jahre ein Gegenstand besonderer Fuͤrsorge gewesen. Außer den zu diesem Behufe schon bestehenden 18 3 und Lese-Vereinen sind im Laufe des vergangenen Jahres 4 neue Vereine unter Geistlichen und Lehrern gestiftet worden, welche sich die Aufgabe gestellt haben, schwaͤcheren Lehrern theils durch regelmäßige Zusammenkuͤnfte und Vortraͤge, theils durch Benuz⸗ on guter Lehr-Mittel, theils endlich durch Anhoͤren eines Muster— interrichts in den besten Schulen der Umgegend, fortzuhelfen. Aus den Seminarien der Provinz sind im Laufe des Jahres 1833 30 wahlfaͤhige Seminaristen auf vakante Schullehrer⸗Stellen befördert worden. Außerdem hat das Huͤlfs-Seminarium in Baldenburg im vorigen Jahre 32 Seminaristen geliefert, wel⸗ che fast saͤmmtlich bereits eine Anstellung gefunden haben. Um dem großen Mangel an qualificirten katholischen Schul—⸗ lehrern Polnischer Zunge, besonders zur Besetzung der gering dotirten Schulstellen, in den Polnischen Gegenden des Marien— werderschen Regierungs-Bezirks einigermaßen zu begegnen, ist im Schullehrer-Seminar zu Graudenz, unter der Leitung und Aufsicht des Seminar-Inspektors, Domherrn Dietrich, ein außerordentlicher h monatlicher Lehr⸗Kursus mit 21 Polnisch⸗ katholischen Schul-Praͤparanden gehalten und dazu durch die Gnade Sr. Masjestät des Koͤnigs eine Summe von 509 Rthlr. bewilligt worden. Diese 21 Schul⸗-Praͤparanden sind saͤmmtlich bereits angestellt. In vielen Kirchspielen, sowohl in den evan— gelischen als in den katholischen, sind Sonntags⸗Schulen fuͤr die Er⸗ wachseneren bis zum 17ten Lebensjahre errichtet, um theils das, waͤhrend der eigentlichen Schul⸗Zeit Versaumte nachzuholen, theils das in der Schule Erlernte vor dem Vergessen zu verwahren. Es haben diese Sonntags-Schulen eine sehr rege Theilnahme im Volke gefunden und versprechen einen segensreichen Erfolg. In allen Schulen sind fuͤr die Kinder sehr duͤrftiger Ael— fern die noͤthigen Lehrbuͤcher aus den Orts— Schul⸗Kassen ange⸗ schafft worden, und uͤberall, wo die Polnische Sprache die Mut⸗ tersprache ist, hat das Bestreben vorgewaltet, den Kindern Ge— legenheit zu verschaffen, auch die Deutsche Sprache zu erlernen.

Vor einiger Zeit ist in den Gefaͤngnissen von Neuchatel ein wegen schwerer Verbrechen dort gefangen gehaltener Dr. Pe⸗ titpierre gestorben und sein Tod von den revolutionnairen Schwei zer Zeitungen zum Texte der groͤbsten Schmaͤhungen und Ver— leumdungen gegen die Neuchateller Regierung gemacht worden, waͤhrend das Verfahren derselben gegen den Verstorbenen ihr im Gegentheil zur hoͤchsten Ehre gereicht. Der Petitpierre, wel⸗ cher wiederholt der Anzettelung des Aufruhrs und des bewaff⸗ neten Aufstandes schuldig gewesen, wurde im Januar 1832 we⸗ gen Hochverraths zum Tode verurtheilt, durch die Gnade Sei⸗ ner Majestaäͤt des Koͤnigs aber wurde die Todesstrafe in Freiheits⸗ strafe verwandelt. Häufig hat er wahrend Abbuͤßung derselben laut anerkannt, daß er mit der groͤßten Milde behandelt werde und „daß die Behoͤrde offenbar bemuͤht sey, seine Leiden zu lin⸗ dern.“ Er hat derselben hierin nur Gerechtigkeit widerfahren lassen, denn nicht allein, daß ihm von der Behoͤrde vorzuͤglich gute Kost verabreicht, auch seinen Bekannten gestattet wurde, ihn mit Erquickungen jeglicher Art zu versehen, sondern man gewährte ihm auch Buͤcher, so wie uͤberhaupt alle, mit seiner . nur irgend vertragliche Erleichterungs⸗Mittel. Noch lauter und bis zu seinem Tode hat er die Milde der Regierung aner⸗ kannt, als er erkrankte und ihm die sorgsamste Pflege und eifrigste aͤrztliche Huͤlfe zu Theil wurde. Die in seiner Familie erbliche Krankheit, die Lungen-Schwindsucht, deren Keim er, wie die Section bewiesen hat, schon vor dem Eintritt in das Gefängniß in sich trug, hatte indessen schon zu große Fortschritte gemacht, und hat ihn, wie fruͤher seine Mutter und Schwester, hin⸗ gerafft. So viel zur Steuer der Wahrheit und zur Genug— thuung fuͤr diejenigen, welche mit Unwillen gewahrt haben, zu welchen niedrigen Verleumdungen der Neuchateller Regierung dieses Ereigniß vielen Schweizer und leider auch einigen Deut⸗ schen Blaͤttern Stoff gegeben hat.

Laut einer Bekanntmachung der Kurmaͤrkischen General—⸗ Land⸗Feuer⸗Sorcietaͤts⸗Direction, haben sich in dem Zeitraume vom J. März bis 1. September v. J. in den zu dieser Soeietaͤt ge⸗ hörenden Kreisen uͤberhaupt 53 Braͤnde ereignet, wodurch ein Schade von 86,9 14 Rthlr. 6 Sgr. 9 Pf. entstanden ist, zu des⸗ sen Deckung, so wie zur Berichtigung der exrtraordinairen Aus— gaben die Direction von der ersten Klasse der versicherten Ge⸗ bäude gar keinen Beitrag, von der zweiten à Sgr., von der dritten 10 Sgr. und von der vierten 20 Sgr. vom Hundert ausgeschrieben hat. Die ganze Versicherungs Summe der So⸗ cietaͤt, welche sich am 1. September 1832 auf 35,278, 450 Rthlr. belief, schloß am 1. September v. J mit Zb, 784, 150 Rthlr., also mit 1,505,790 Rthlr. mehr, ab, Nur bei der vierten Klasse der versicherten Gebäude hat sich die Assekuranz⸗Summe in die⸗ sem Jahre um 40'875 Rthlr. vermindert, was darin seinen Grund hat, daß sich fuͤr die Windmuͤhlen in dem Potsdamer Kreise eine Privat- Feuer-Soecietaͤt gebildet hat, der ein großer Theil der bisher bei der Kurmaͤrkischen Societät versichert ge⸗ wesenen Windmuͤhlen⸗Besitzer beigetreten ist.

Der Rentier Schieß, welcher seit langen Jahren im Hannoverschen wohnte, hat der Orts, Armen ⸗Kasse zu Thuͤrun— gen, im Kreise Sangerhausen (Regierungs⸗Bezirk Merseburg), wo er geboren, ein Legat von 1006 Rthir, ausgesetzt, welches jetzt nach seinem Tode ausgezahlt worden ist.

Der in Torgau bestehende Huͤlfs-Verein hat am Weihnachts ⸗Feste 185 Kinder armer Aeltern neue Fuß⸗Bekleidung verabreicht, mehrere Kinder ganz neu gekleidet, fuͤr viele ver— schaͤmte Arme die Medikamente bezahlt und die Lehrer bei den Sonntags⸗Schulen remunerirt, welche letzteren von dem besseren Theile der Handwerks Lehrlinge fortwährend fleißig besucht werden.

Berichtigungen. Im gestrigen Blatt der St. Zeit. S. 212, Sp. 2, 3. 66 lies „nicht verantwortlich“ statt „verantwortlich“; Sp. 3, 3. 25 und 24 v. u. „Reformer“ ünd „Repealer“ statt „Reformen“ und „Repealen“; S. 213, Sp. 1, 3. 41 „Westindien“ statt „Westminster“, und 3. 18 v u hr, n ,,.

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