1834 / 58 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Es ist jedenfalls eine Absurditaͤt, daß man bei den nur materiell damit betheiligten Personen so viel Kenntniß der Gesetze im Speciellen voraussetzt, um die fuͤr strafwuͤrdig geltenden Schrif⸗ ten der Opposition von den fuͤr harmlos und nicht gefaͤhrlich ge⸗ haltenen zu unterscheiden. Ich erinnere mich des Falles, wo Jemand, der vom Lord Hardwike gesagt, „er näͤhre sich vom Schoͤpsenfleisch aus der Landschaft Cambridge“, fuͤr einen Pas⸗ quillanten gehalten und als solcher vorgefordert wurde. Daß der gute Ruf eines Mannes, der wegen einer als Pamphlet be—⸗ zuͤchtigten Schrift vor Gericht gezogen ist, zu Grabe getragen wird, muß fuͤr unsere Zeit als eine Barbarei der Gesinnung gelten. Endlich darf der Unterschied zwischen schriftlicher und muͤndlicher Injurie gegen den aneh en nicht in der bis— herigen Weise langer angenommen werden. Ob die Zunge, oder die Feder gesuͤndigt, bleibt sich gleich, wofern die Suͤnde der Verleumdung bewiesen ist. Die augenscheinlich zu sehr uͤber⸗ wiegende Beguͤnstigung des Klägers bei Injurien⸗Processen muß ebenfalls aufhoͤren.“ Lord Althorp und mehrere andere Mitglieder, die einige Bemerkungen erwiederten, und die Noth⸗ wendigkeit einer Revision des in Anregung gebrachten Gesetzes anerkannten, behielten sich fuͤr die einzelnen Punkte, die Herr OEonnell beruͤhrt, ihre Entgegnung noch vor, weil derselbe die Specialisirung seiner Vorschlaͤge auf eine andere Zeit verschob. In dem Vortrage, wodurch Herr Harvey seinen Antrag auf Miedersetzung eines Ausschusses zur Pruͤfung der Pensions⸗ Liste motivirte, sagte derselbe unter Anderem:

„Es muß ein Auzschuß aus echten Patrioten gebildet und die⸗ sen die Vollmacht ertheilt werden, jeden Pensionnair aufzufordern, daß er die dᷣssentlichen Ursachen und Ruͤcksichten angebe, um deret⸗ willen ihm eine Pension bewilligt worden. (Hort!) Alle die, wel⸗ che triftige Gründe anzuführen, haben, werden dann bereit seyn, sich von dem Vorwurf zu befreien, der jetzt auf ihnen lastet; denn im Allgemeinen glaubt man im ganzen Lande, daß alle Pensionen gleich ungerecht feyen, daß nicht eine einzige mit gutem Fug bewil⸗ ligt worden, sondern daß sie saͤmmitlich nur Belohnungen für poli— tische Unterwürfigkeit oder füͤr Kriecherei in den Antichambres seyen. Hört und großes Gelaͤchter. Weit entfernt, meinen jetzigen An⸗ trag fuͤr ungalant zu halten, glaube ich vielmehr, daß ich mir da⸗— purch, waͤre ich zehn Jahr juͤnger, den groͤßten Dank bei den Liebens⸗ würdigsten unter denen, die auf der Pensions giste prangen, verdienen wurde ' Gelächter), denn die Reinsten und. Besten muͤssen dadurch von der aͤrgsten und schwersten aller Beschuldigungen befreit werden, von der nämlich, daß fie auf Kosten der Industrie des Landes in muͤßi⸗ ger Schwelgerei lebten. (Beifall und Oh) Ich bin überzeugt, daß der ritterliche Adel, der gewiß allzeit fertig ist, seine stolzen uͤnd tu⸗ gendhaften Genossen von der abscheulichen Verleumdung (Beifall), daß sie ohne triftigen Grund von dem Gewerbfleiß des Landes zehr⸗ ten, zu reinigen, solche Vorwuͤrfe nicht ruhig wird mit anhdͤren kon⸗ nen.‘ Wahrend ich aber glaube, daß Viele mit all ihren Ehren— Trophäen und Belohnungs-Emblemen in der Hand herbeieilen wer⸗ Ten, Um nicht nur den Verdacht zum Schweigen zu bringen, son⸗ dern auch ihren Ruhm zu mehren, bin ich doch sicher, daß Andere den Kampf vermeiden (hörth, und auf das Cirkular, worin der Aus⸗ schuß sie auffordern durfte, ihre Verdienste zu nennen, zur Antwort geben werden, daß sie die Gute des Volks und des Parlaments, vermoͤge welcher sie so lange, oft ein halbes Jahrhundert, ungestoͤrt ein Ge⸗ schenk von der Nation empfangen hatten, dankbar anertennen muͤß⸗ ten, aber bereit seyen, auf alle fernere Anspruͤche Verzicht zu leisten. (Hört! Dies muͤßte für eine sparsame Regierung sehr erwuͤnscht sehn, sie muͤßte es aufs freudigste annehmen, und deshalb sollte sie ben Ausschuß ernennen, den ich jetzt vorzuschlagen die Ehre habe, (Hört! Ich hoffe, der edle Lord wird die Untersuchung nicht auf jene Pensionen beschraͤnken wollen, die den konsolidirten Fonds zur Last fallen; die von der Civil-Liste abhängigen stehen der parlamen= tartschen Kevision eben so offen, wie die anderen, denn ware dies nicht, wie wuͤrde dann uͤberhaupt irgend eine Kontrolle möglich seyn? (Hort! Der Himmel verhuͤte, daß mir etwas entfallen seyn sollte, wodurch ich die jetzige Verwaltung irgendwie kraͤnken koͤnnte; da ich aber die Markiplaͤtze des Landes besuchte, da ich an der schlechten Kost des Volkes Theil nahm, denn heut zu Tage ist sie wahrlich schlecht genug, fand ich unter allen Klassen, nicht unter dem gemeinen demokratischen Poͤbel, der mit verzweifelter Wuth ern Älles mit Einem Schlag zertrüͤmmern und gleich machen moͤchte, ondern unter den mittlern, aufgeklaͤrten, einsichtsvollen, denkenden Klassen der Gesellschaft, das Gefuͤhl, daß der jetzige Zustand der Pensions-Liste nicht laͤnger zu ertragen sey, so allgemein vorherr⸗ schend, daß ich nicht umhin konnte, den Gegenstand vor dem Hause zur Sprache zu bringen.“

Lord Althorp, der den Antrag des Herrn Harvey be— kaͤmpfte, machte namentlich darauf aufmerksam, daß es eine Ungerechtigkeit gegen die Inhaber von Pensionen, die ihnen auf gesetzliche Weise bewilligt worden, seyn wuͤrde, wenn man ihnen dieselben entziehen wollte; man koͤnne wohl unter suchen, ob die Bewilligungen aus triftigen Gruͤnden geschehen seyen, und finde sich dieses nicht, so falle die Schuld auf, die Rathge⸗ ber der Krone, denn diefe seyen dafuͤr verantwortlich; nicht aber duͤrfe sich die Untersuchung darauf beziehen, ob die Pensio⸗ nen ihren jetzigen Inhabern entzogen werden sollten, denn so lange Se. Masestaͤt der jetzige Koͤnig regiere, haͤt⸗ ten jene einen gesetzlichen Anspruch darauf. Der Mini—⸗ ster wies sodann nach, daß seit der Thron-Besteigung des vorigen Koͤnigs bis jetzt die Pensionen um eine betrachtliche Summe vermindert worden, und behauptete, daß die Regierung nothwendiger Weise einen Fonds zu ihrer Verfuͤgung haben muͤsse, um Verdienste zu belohnen und unverschuldeter Noth aufzuhelfen; freilich befänden sich auch einige Namen auf der Pensions-Liste, die unter keine dieser Kategorieen gehoͤrten Eéhoͤrt! und Gelächter), aber fuͤr solche Mißbraͤuche seyen diesenigen verantwortlich, welche den Rath dazu ertheilt hatten (hoͤrt!); was aber am meisten zu tadeln waͤre, fuͤgte der Redner hinzu, sey dies, daß mehrere Perso⸗ nen, die Pensionen bezogen, spaͤterhin zu betraͤchtlichen Ein⸗ kuͤnften gelangt waͤren und doch ihre Pensionen beibe⸗ halten härten; freilich koͤnnten sie ihnen auf gesetzlichem Wege nicht genommen werden, aber er, das muͤsse er gestehen, moͤchte nicht in der Lage solcher Personen seyn. (Hort!) Lord Althorp verlas darauf sein (gestern mitgetheiltes7 Amendement zu der Proposition des Herrn Harvey, welches (wie ebenfalls gestern gemeldet worden) nur mit der geringen Majorität von 8 Stim— men angenommen wurde. Lord Ebrington unterstuͤtzte das Amendement, waͤhrend Herr Hume, Herr Robinson, Herr Hardy und Andere fuͤr die urspruͤngliche Motion sprachen.

unterhaus. Sitzung vom 19ten. In der Mor— gen ⸗/ Sitzung beschaͤftigte sich das Haus wieder mit Bittschrif— ten, wovon sich die meisten auf die Abschaffung der Malz— Steuer bezogen. Lord W. Lennox unterstuͤtzte dieses Gesuch, indem er die Anspruͤche der ackerbautreibenden Klasse auf diese Abhuͤlfe auseinandersetzte. Am die Behauptungen zu widerle—⸗ gen, daß diese Klasse ein Monopol besitze, legte er eine Nech— nung vor, aus welcher sich ergas, daß die Grafschaften Nor⸗ folk, Suffolk, Esser und Sussex, in denen der Ackerbau am meisten betrieben wird, weit mehr mit Armen-Taxen belastet sind, als die Grafschaften Lancaster, Stafford, Warwick und der westliche Bezirk der Grasschaft York, die vorzugsweise von der Fabrik Arbest lehen. In der Abend⸗Sitzüng brachte Herr

232 Murray eine Bill zur Verbesserung der in Schottland beste⸗ henden Gesetze in Bezug auf die Verheirathungen der Kgtholi— ken ein, die zum ersten Male verlesen wurde; die zweite Verle⸗ sung derselben soll am nächsten Dienstag stattfinden. Da dem Hause weiter keine Geschäfte vorlagen, so vertagte es sich schon um 6 Uhr.

Oberhaus. Sitzung vom 20sten. Auf eine von Lord Strangford gestellte Frage, wann der Bericht der Kom⸗ missarien uͤber die Handels-Verhaltnisse zwischen England und Frankreich dem Hause vorgelegt werden wurde, antworteie Lord Auckland, daß es bald moͤglichst geschehen solle, daß aber der Druck desselben, da er sehr lang sey, wohl noch einige Zeit hin— wegnehmen werde. Lord Strangford kuͤndigte hierauf an, daß er nach Ostern eine Motion in Bezug auf die Englische Han⸗ dels-Politik mit Ruͤcksicht auf Frankreich machen wolle.

Unterhaus. Sitzung vom 20sten. Unter den Bittschriften, welche in der heutigen Morgen-Sitzung zur Spra— che kamen, erregte besonders eine von Heren Grote uͤberreichte, die von dem Kirchspiel Allerheiligen herruͤhrte und sich auf das Kirchen-Patronat bezog, die Aufmerksamkeit des Hauses. Die Bittsteller sagen darin, daß es gewiß der Zweck der bestehenden Kirche sey, die religioͤsen Interessen im Allgemeinen zu befoͤr⸗ dern, und daß sie daher wohl darauf Anspruch machen koͤnnten, einen Geistlichen in ihrer Mitte zu haben, der sich um das Wohl seiner Pfarrkinder bekümmere; dieses Vortheils aber waͤ—

ren sie beraubt, indem ihr Rektor, der Geistliche Herr Francis Dawson, noch mehrere andere Pfruͤnden besitze und daher nicht unter ihnen leben koͤnnte. Herr Grote

meinte, die Bittschrift verdiene wohl, vom Hause beruͤcksich⸗ tigt zu werden, denn von 120 Hausbesitzern des Kirchspiels haͤtten , worunter nur 15 Dissenters, dieselbe unterzeichnet,

und ihre Beschwerde sey ein schlagender Beweis von dem in—

dem Kirchen-Patronat herrschenden Mißbrauch; die Bittsteller hatten dies nur zu sehr erfahren, denn fruher schon, als Herr Brown ihr Pfarrer gewesen, der auch zwei Pfruͤnden besessen, haͤtten sie 18 Jahre lang keinen Geistlichen in ihrer Mitte ge— habt; der Dechant und das Kapitel von Canterbury, die einem und demselben Geistlichen mehrere Pfruͤnden verliehen, seyen daran Schuld; er glaube, daß sich die Besoldung stets nach den Dienst ⸗Leistungen richten sollte, aber dieser Grundsatz scheine uͤber⸗ all, nur nicht in der Kirche, befolgt zu werden; er hoffe daher, daß die Minister baldigst Maßregeln zur Abstellung die— ser Mißbraͤuche einbringen wuͤrden. Sir J. Wrottesley unterstuͤtzte die Petition und bemerkte, daß England jetzt 3678 Pfarren zahle, auf denen sich kein Geistlicher befinde (hoͤrt!); [139 von diesen Pfarren braͤchten jahrlich a0 Pfd. und dar— über ein (hoͤrt!), die ubrigen weniger; was die Besoldung be— treffe, welche die Vikare von den Pfarrern, die sich nicht auf ihrer Pfruͤnde aufhielten, empfingen, so verhalte es sich damit folgendermaßen: 3560 derselben erhielten jahrlich 4h bis 50 Pfd, 792 zwischen 59 und 6) Pfd., diese Zahl ware die groͤßte, 359 zwischen 60 und 70, a83 zwischen 70 und 80, 5467 zwischen 80 und 909, 164 zwischen ga und 160, 6410 zwischen 100 und 110, 65 zwischen 110 und 129, 203 zwischen 120 und 139, dann aber von 130 bis 140 Pfd. an werde die Zahl so gering, deß sie kaum einer Anfuͤhrung werth sey (hoͤrt!); es zeige sich, daß 3678 Geistliche ihre kirchlichen Pflichten nicht verrich⸗ teten (hört!); was aber wuͤrde man dazu sagen, wenn dergleichen in irgend einem anderen Civil- oder Militair-Dienst vorkaͤme? wuͤrden solche Personen nicht augenblicklich entlassen werden? (Hoͤrt!). Der Redner fuͤgte hinzu, daß man den Kirchen ⸗Dienst am wenigsten durch Stellvertreter sollte verrichten lassen, da dies nicht einmal im Civil-Dienst gestattet werde, und daß, wenn man das jetzige System noch laͤnger beibehalte, nothwendig uͤber kurz oder lang der gaͤnzliche Ruin der Kirche herbeigefuͤhrt wer— den muͤßte. Sir Robert Inglis war der Meinung, daß die Sachen nicht ganz so schlimm staͤnden, wie der vorige Redner sie dargestellt, wollte jedoch das System der Pluralitaͤten und der Abwesenheit der Geistlichen von ihren Pfruͤnden nicht ge⸗ rade vertheidigen; er ging jedoch in einen historischen Nachweis ein und zeigte, daß die Kirchspiele Anfangs so klein gewesen seyen, daß es durchaus noͤthig gewesen, zwei oder mehrere mit einander zu vereinigen, um den Geistlichen ihren erforderlichen Unterhalt zu verschaffen, und daraus sey dann das Uebel der Pluralitaͤten entstanden. „Ich wuͤnschte herzlich“, fuhr er fort, „daß jedes Kirchspiel seinen eigenen Geistlichen hatte, der darin wohnen mußte, aber unter den jetzigen Verhaͤltnissen halte ich die Erfuͤllung dieses Wunsches fuͤr unmoͤglich. (Hort!) Wenig⸗ stens ist es unmoͤglich, wenn nicht die Laien in England der Kirche das Eigenthum zuruͤckgeben wollen, das ihr vor mehr als drei Jahrhunderten entzogen wurde. Was die Besoldung der Vikare anbetrifft, so gebe ich gern zu, daß sie in vielen Faͤllen zu niedrig ist (hort! ; oft aber vermgg der Pfarrer nach seinen Umstaͤnden nicht mehr zu geben. (Hoͤrt ) Auch wuͤnschte ich, daß jungen Leuten, die in den geistlichen Stand eintreten wollen, bessere Gelegenheit gegeben wuͤrde, sich gehoͤrig auszubilden. Hoͤrt!) Uebrigens behaupte ich, daß der Dechant und das Kapitel von Canterbury keinen Tadel verdienen, denn nach den bestehenden Gesetzen sind Pluralitaͤten gestattet. Möge das Haus diese Ge— setze ändern, wenn es ihm beliebt hoͤrt!); aber so wie sie jetzt lauten, ist weder dem Kapitel, noch dem ehrwuͤrdigen Geistlichen, der die Ernennungen annahm, ein Vorwurf zu machen. Als sich das Haus um 5 Uhr Abends wieder versammelte, wollte Sir E. Knatchbull seinen angekuͤndigten Antrag auf Zuruͤck— nahme des Beschlusses in Bezug auf den Irländischen Richter Baron Smith machen, verschoöb ihn aber bis auf den fol⸗ genden Tag, weil der Secretair fuͤr Irland, Herr Little— ton, der die Irlaͤndische Zehnten-Angelegenheit auf heute angesetzt hatte, jener Motion nicht den Vorrang einraͤumen woilte. Das Haus verwandelte sich daher in einen Ausschuß uͤber denjenigen Theil der Thron-Rede, der sich auf Irland be⸗ zieht, und Herr Littleton legte seinen Plan zur Erledigung der Zehnten-Angelegenheit in Irland vor, dessen Grundlage darin bestaͤnd, daß ein Grundzins von gleichem Betrag an die Stelle des Zehnten gesetzt werden solle. Folgendes sind die wesentlichsten Punkte des von Herrn Littleton gemachten Vorschlags: Die Zehn⸗ ten⸗Vergleiche sollen abgeschafft und durch einen von denselben Per— sonen zu zahlenden, von den Wald- und Forst-Kommissarien zu ver⸗ theilenden und zu erhebenden Grundzins von gleichem Betrag ersetzt werden; der Grund-Zins ist fuͤr eine Geldsumme abloͤsbar, die vier Fuͤnftheilen des Werths der Grundstuͤcke in jeder Graf schaft gleichkommt, wie dieser Werth von einer zu diesem Zweck zu ernennenden Kommission abgeschaͤtzt werden wird; zu jener Geldsumme ist aber noch so viel hinzuzufuͤgen, als erforderlich seyn duͤrfte, um zwei Jahre lang ein vier Fuͤnftheilen des Grund-Zinses gleiches Einkommen, die Zinsen des Geldes zu 21 pCt. täglich gerechnet, herauszubringen; oder der Grund -Zins ist fuͤr einen solchen Theil Land abloͤsbar, der jahrlich so viel Zinsen bringt, als vier Fuͤnftheile des Grund- Zinses betragen; so viel, als von dem Grund-Zins am

zum Parlaments-Mitglied erwaͤhlt worden.

1. November 1839 noch nicht abgeloͤst ist, soll in ei

bleibende Abgabe verwandelt werden, welche des Grundzi l betragen und von dem Haupt-Eigenthuͤmer des Landes . werden soll, der das Recht hat, den Betrag derselben durch' R. partition unter seine Pächter von diesen wieder zu erheben; die Abgabe kann zu dem bestmöglichen Preise abgeloͤst oder e , werden, doch darf dieser Preis nicht geringer seyn, als das 2. valent fuͤr die Ablssung des Grundzinses; die Bezahlungen die Zehnten-Eigenthuͤmer sollen auf Befehl der Kirchen Komm! sarien fuͤr Irland, der an die Wald- und Forst· Kon sonn zu richten ist, erfolgen; sobald der Grundzins abges oder die Abgabe verkauft ist, hoͤren diese Zahlungen auf; , Abloͤsungs- oder Kauf⸗-Geld ist den Staats Schulden. Tilgum Kommiffarien zu uͤberantworten, und es soll ? pCt. Zinsin . gen. Herr Littleton schloß mit dem Antrag, daß die Zehnten, Vergleiche in Irland vom 1. November dieses Jahres an auf, hoͤren und an deren Stelle obige Bestimmungen in Krast tre ten sollten. Herr O Connell widersetzte sich diesem Plun auf's heftigste und ermahnte die Gutsbesitzer, auf ihrer Hut ö seyn. Außer ihm sprachen noch mehrere andere Mitglle, der theils fuͤr, theils gegen den Plan, alle aber stimmten dar uͤberein, daß das jetzige Zehnten-System in Irland gean cu werden muͤsse. Von den Irlaͤndischen Mitgliedern bekämpften die meisten den Vorschlag des Herrn Littleton. Hr. Grattan trug amendementsweise darauf an, daß das Haus sich zur ganz lichen Abschaffung der Zehnten verpflichten solle. Dieses Amen, dement wurde aber von 219 gegen 4? Stimmen verworfen. Ein gleiches Schicksal hatte ein Amendement des Herrn O' Dw hen aͤhnllichen Inhalts, das von 190 gegen 6tz Stimmen ver dorse ward. Die Vorschläge des Herrn Littleton wurden zuletzt un veraͤndert angenommen, und das Haus vertagte sich um 1h Uhr

London, 21. Februar. Gestern Nachmittags kamen Ihre Majestaͤten von Brighton nach der Hauptstadt. Der Koͤnig u theilte sogleich dem Grafen von Albeinarle eine Audienz.

Der Herzog von Richmond gab vorgestern den abinetz Ministern ein Diner, bei welchem diese alle, mit Ausnahme des Lord Melbourne, der unpaͤßlich ist, zugegen waren.

Der General-Fiskal Sir John Caimnpbell hatte vorgestern eine Unterredung mit dem Grafen Grey im Schatz-Amte um uͤberreichte demselben eine von vielen tausend Einwohnern ven Dudley unterzeichnete Bittschrift, worin dieselben darum nach suchen, daß Maßregeln zur Abhuͤlfe der Beschwerden der Dis senters im Parlament eingebracht werden moͤchten. Graf Gren versprach alle mogliche Beruͤcksichtigung, insofern die bestehende Kirche nicht dadurch beeintraͤchtigt wuͤrde. .

Vom Ministerium des Innern ist, in Gemaͤßheit eines Be schlusses des Unterhauses, ein Circular erlassen worden, wodurch so bald als moglich ein Verzeichniß von den im Jahre 1333 i den Londoner Kirchspielen gezahlten Tauf-, Trauungs-, Beerdi gungs- und Registrirungs-Gebuͤhren, von der Anzahl der stath gehabten Taufen, Ttauungen und Beerdigungen und von den Betrag der den Geistlichen und ihren Gehuͤlfen daraus erwachse nen Emolumente gefordert wird.

Dem Vernehmen nach waͤre ein Geheimeraths-Befehl in Bezug auf die Einfuhr von Bauholz aus den Ostsee⸗Haͤfen er lassen worden, der zum Zweck haͤtte, der Umgehung des auf so ches Holz gelegten Zolles vorzubeugen, die dadurch erreicht wür de, daß man dasselbe erst nach Kanada verschiffte und von nach England einfuͤhrte, weil auf das Kanadische Bauholz mir ein sehr niedriger Einfuhr-sZoll gelent ist.

Die Veranschlagungen fuͤr das Feldzeug Amt, welche so ehen auf die Tafel des Unterhauses niedergelegt worden sind, belaufen sich auf 1,166,914 Pfund; im vorigen Jahre betrugen se 1,462,223 Pfund.

Der Courier glaubt, daß Sir Edward Knatchbull seinsn beabsichtigten Antrag auf Zuruͤcknahme des vom Unterhause er theilten Befehls, daß ein Ausschuß die Verfahrungsweise des Ir laͤndischen Richters Baron Smith untersuchen solle, gewiß durch bringen werde, denn den einzigen Grund, wodurch sich dieset Beschluß rechtfertigen lasse, seyen die beiden Vermahnungen, weh che jener Richter an die Geschwornen gerichtet; diese aber, meint der Courier, haͤtte das Haus sich erst vorlegen lassen muͤssen, denn wenn es dieselben auch aus der Erinnerung kenne, so reiche dies nicht hin, um die Untersuchung zu motiviren; auh wäre die bloße Niederlegung dieser beiden Dokumente, in Verbindung mit den bei dieser Gelegenheit im Unter hause gehaltenen Reden, eine genügende Warnung fuͤr den Richter gewesen, der uͤbrigens ein sehr gelehrter, freisinniger und aufgeklaͤrter Mann sey. Das genannte Blatt will so gar gehoͤt haben, daß Herr O Connell selbst geneigt sey, dem Antrage des Sir E. Knatchbull beizupflichten, und meint, es wuͤrde ga nicht zu verwundern seyn, wenn das gelehrte Mitglied fuͤr Dublin durch eine solche Handlung die Zahl seiner politischen Inkonst⸗ quenzen noch vermehre. Schließlich erklaͤrt der Courier in t wiederung auf einen Artikel der Morning Chronicle auss he stimmteste, daß das Geruͤcht, als ware in Folge des von zweien Mitgliedern des Ministerlums bei der Abstimmung uͤber dit Smith'sche Angelegenheit beobachtete Verfahren oder aus irgend einer anderen Ürsache eine Spaltung im Kabinett aus gebroche durchaus ungegruͤndet sey.

In Leeds ist Herr Baines, der Whig-Kandidat, nach einem hartnäckigen Kampfe, mit einer Majorität von 34 Stimmen Am Tage vorher hatte noch der Tory⸗-Kandidat, Sir John Beckett, die Stimmen, Mehrheit auf seiner Seite. Außer dieser haben noch drei al⸗ dere neue Parlaments-Wahlen stattgefunden; fuͤr Totnes wurde Lord Seymour gewaͤhlt, fuͤr Dungarvon Herr Ebenezer Jakob von Herrn O'Eonnell vorgeschlagen, und durch eine Coalitih

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der Orangistischen und Repeal-Partei beguͤnstigt; fuͤr Dei endlich würde der Admiral Durham wieder erwaͤhlt.

Nicht (wie gestern gemeldet wurde) Sir Thomas Demnan, sondern Sir William Horne wird an die Stelle des ausscher⸗ denden Baron Baylay einer der 12 Richter Englands werden. Sir William Horne soll jedoch die ihm vom Ministerium zu ge dachte Ernennung abgelehnt haben.

Das Dubliner Blatt der Pilot ist nun, in Folge der gf gen seinen Herausgeber Barrett in der OLConnellschen Pasquilh Sache ergangenen Verurtheilung, ganzlich unterdruͤckt worden. Das Dubliner Stempel-Amt hat sich namlich geweigert, dei Redaction zu ihrem Gebrauche die gestempelten Bogen weilte verabfolgen zu lassen und dies durch eine altere Parlaments⸗ it motivirt, die jedoch selbst von den Londoner ministeriellen (. tungen, namentlich vom Globe, als ungerecht bezeichnet wird

Iin Globe llest man; „Der Mißbrauch der Presse schein in Spanien so uͤberhand zu nehmen, daß es für die Regierun nothwendig wird, die Cortes ohne Verzug zusammenzuberufen Eine in dem heftigsten Tone abgefaßte Schrift, die vor Kurzen dort erschienen ist und jetzt besonders in Catalonien eien, reizt das Volk auf, ein Parlament, das durch allgemeines Stimm

nacht, die

Steigerung stattgefunden.

recht erwählt wird, von der Regierung zu fordern. Die Schrift

er sogar dabei nicht stehen, sondern sie empfiehlt in Betreff

der Eigenthums⸗ Rechte Maßregeln, welche, wenn sie vom un— pissenden Poͤbel in Anwendung gebracht wuͤrden, eine allgemeine

Anar

che hervorrufen koͤnnten. ;

Vorigen Montag ist, seitdem der Handel nach China frei⸗

geben, das erste Schiff, welches von dieser Erlaubniß Gebrauch „Asia“, dorthin unter Segel gegangen.

A unserem Fonds-Markte hat neuerdings eine bedeutende

Die Iproc. Consols stiegen in eini—

in Tagen um beinahe 2 pCt.; am meisten beliebt waren jedoch

—ͤ die Portugiesischen Qbligationen, die seit 8 Tagen um 12 bis ih pCt. gestiegen sind.

ganzlich

Im Versammlungs⸗Hause von Antigua ist eine Bill auf säihe Emancipirung der Sklaven eingebracht worden; und war soll die Freilassung am 1. August dieses Jahres eintreten. Das Packetbot „Reynard“, das vorgestern in Falmouth an— kam, brachte Zeitungen aus Rio-Janeiro mit, deren Nachrich⸗ ten bis auf den 19. Dezember reichen, an welchem Tage der Reynard“ aus Brasilien abging. Der Correio Official vom 55. und 18. Dez. kuͤndigt mit vielem Pomp das Mißlingen ei— ner Verschwöͤrung an, welche die Regentschaft zu stuͤrzen und den Herzog von Braganza auf den . be⸗ weckte. Die einzige Person, welche als bei der erschwoͤrung hecheiligt erwahnt, wird, ist der Senhor de Andrada e Silva,

zer Gouverneur Sr. Kaiserl. Majestaͤt. Er ist, wie es scheint,

der Einzige, der zum Umsturze der Regentschaft, die dem Wun—

che des Landes gemaͤß ist, konspirirt hat. Diese warnt nun die llebelwollenden, zu glauben, daß die Verschwoͤrung eine Erfindung des Gouvernements gewesen sen, weil der Triumph ohne Blutvergie⸗ ßen moͤglich war; gleichwohl blickt dieselbe eben nicht mit Mißfallen auf diesen mißlungenen Staatsstreich, der zum alten Regime föhren sollte. Der große Triumph der Regentschaft endete da— nit, daß Senhor de Andrada seiner Stelle entlassen und der Marquis de Itanhahem zum Gouverneur ernannt wurde. Die Verschwoͤrung war augenscheinlich mehr gegen den abgesetzten Gouverneur, der seinen Posten Dom Pedro verdankte, als ge— gen die Regierung gerichtet. Nur in diesem Sinne war die Gache von Erfolg. Die Stadt war ruhig bei der Abfahrt des Packetbootes.

Die Blaͤtter aus Buenos-Ayres reichen bis zum 19. No— vember. Am äten des genannten Monats war der General Viamout zum Gouverneur und General-Capitain mit einer Stimmen-Mehrheit von 17 gegen 13 erwählt worden. General Pinto hatte naͤchst ihm die groͤßte Anzahl Stimmen erhalten. Diese Wahl scheint die Ruhe dort befestigt zu haben.

In Nord⸗ Amerika werden jetzt, wie ein hiesiges Blatt meldet, Versuche gemacht, Fabriken und andere Gebaͤude dadurch ü erwaͤrmen, daß man zwei Scheiben von gegossenem Eisen wie Muͤhlsteine sich uͤber einander bewegen und stark reiben läßt. Die Scheiben werden durch Wasser oder irgend eine andere Kraft getrieben und sind in einer Art von gemauertem Ofen eingeschlossen, aus welchem die Hitze durch Roͤhren in dem gan— zen Gebaͤude verbreitet wird.

Belgie n.

Bruͤssel, 21. Febr. Gestern Mittag wurde dem Koͤnige durch eine Deputation die Adresse der Repräsentanten— Kammer in Bezug auf die Verhaftung des Herrn Hanno überreicht. Die Antwort Sr. Majestaͤt lautete im Wesentlichen folgendermaßen: „Meine Herren, die Gesinnungen, welche Sie Mir so eben ausgedruͤckt haben, sind die Meinigen; Ich werde nicht zugeben, daß Meine Regierung sich auf irgend eine Weise der Rechte begiebt, die uns durch die Convention vom 21. Mai zugesichert worden sind. Der Geist der Versoͤhnung, der Meine Regierung geleitet, hat nicht zu dem erwarteten Resultate ge⸗ fuhrt; Ich bin indeß uͤberzeugt, daß der Deutsche Bund die stattgehabte gewaltthaͤtige Handlung nicht anbefohlen hat. Ich freue Mich uͤber die Bereitwilligkeit der Kammer, Mich in der Ausuͤbung der Koͤniglichen Gewalt zu unterstuͤtzen, und Mir die Mittel anzubieten, das Attentat auf die National⸗Unabhaͤngigkeit wieder gut zu machen. Ich werde von jenen Anerbietungen Gebrauch machen, wenn die Mir zu Gebote stehenden Mittel sich als unzulaͤnglich erweisen sollten.“

Der Senat hat in seiner gestrigen Sitzung ebenfalls eine Adresse an den König beschlossen, die ihrem wesentlichen Inhalte nach mit der der Repraͤsentanten-Kammer uͤbereinstimmte.

Deutschland.

Dresden, 19. Februar. Die erste Kammer, die noch mit den Verhandlungen uͤber die Immobiliar-Brand⸗Versicherungs— Anstalt beschaͤftigt ist, beschloß in ihrer neulichen Sitzung auf den Antrag des Buͤrgermeister Wehner, daß diejenigen Kontrakte, welche Gebaͤude-Inhaber bereits bei Publication des gegenwaͤrti— gen Gesetzes mit anderen auslaͤndischen Versicherungs-Anstalten geschlossen, so weit solche den vorhandenen gesetzlichen Vorschriften nicht entgegen seyen, als guͤltig bis zu deren Ablauf betrachtet werden sollen.

In der zweiten Kammer wurde am 14. d. ein Bericht der dritten Deputation, die Emancipation der Juden be— treffend, vorgelegt. Nachdem sich die Kammer entschieden, daß derselbe gleich verlesen werden solle, trug der Abgeordnete von Mayer diesen Bericht vor, dessen Druck von der Kammer, mit Ausnahme von 6 Stimmen, beschlossen wurde. Auf der Tages— ordnung stand die Fortsetzung der Berathung des Gesetzes uͤber die privilegirten Gerichtsstaͤnde. Eine interessante Debatte ent— spann sich uͤber §. 59. dieses Gesetzes, welcher von Zuziehung der Geistlichen bei Ehestreitigkeiten handelt. Die erste Kammer hatte wesentliche Abänderungen dieses Paragraphen be— schlossen, und sich in einem ausgedehnten Sinne fuͤr die Zuzie— hung der Geistlichen bei Ehesachen erklart, wahrend nach der ur— spruͤnglichen Fassung des Gesetzes dieselben den weltlichen Ge— richten uͤberwiesen waren. Die Deputation der zweiten Kammer entschied sich jedoch fuͤr jene urspruͤngliche Fassung des Ge— setz, Paragraphen, indem sie ihre Ansicht dahin aussprach, daß die Mitwirkung der Geistlichen nicht weiter zu erstrecken sey, als im Gesetz-Entwurf selbst, §. 60 und 61, bestimmt sey. Der Referent, Abgeordnete Eisenstuck, vertheidigte dies De— putations-Gutachten, indem er bemerkte: Alles, was von der ersten Kammer gesagt worden, sey von der Art gewesen, und diese Ueberzeugung koͤnne er nicht von sich verbannen, daß im— mer, wenn auch etwas Formelles darin liege, doch materiell der papistische Sakraments⸗-Begriff, und die Tridentinische Synode im Gefolge desselben, hervorgetreten. Das Tridentinische Concilium habe allerdings den Bannstrahl gegen den geschleudert, welcher annehmen wollte, daß die Ehe kein Sakrament sey. Aber er glaube, die Beschluͤsse des Tridentinischen Coneils wuͤr— den die zweite Kammer des Koͤnigreichs Sachsen nicht e nnen koͤnnen, von Dem abzugehen, was die religisoͤse leberzeugung Sachsens sey. uch stehe man in einem

233 gewaltigen Irrthum, wenn man glaube, dem geistlichen Stande dadurch eine hoͤhere Wuͤrde zu gewähren. Seine Erfahrung habe ihn hinlaͤnglich belehrt, daß, wenn etwas die Wuͤrde des geistlichen Standes im Volke kompromittirt habe, dies in der That seine Stimme bei Ehesachen gethan habe. Wer solche Verhandlungen bei den Konsistorien mit angehoͤrt, werde den geist— lichen Richter beklagen muͤssen, wie dieser die unzartesten Gegenstaͤn— de, so wie das Spielen mit dein Eide anhoͤren und als Richter dabei sitzen muͤsse. Er gestehe offen, daß Kollusions-Eide seit 20 Jahren sein Gewissen tief verletzt hatten. Der Staats-Minister v. Kön, neritz sprach sich gegen das Deputations Gutachten aus, und bemerkte: Der ursprüngliche Entwurf des Gesetzes sey von der Ansicht ausgegangen, daß dem Rechte und der Theorie nach zu— laͤssig sey, die Ehesachen au einen weltlichen Richter zu uͤberwei— sen. Allein die gruͤndliche Diskussion in der ersten Kammer habe allerdings sehr erhebliche Bedenken herausgestellt, und er glaube, die Regierung werde sich nicht zu entschuidigen brauchen, wenn sie auf die erhobenen Bedenken ihre Ansicht veraͤn— ',, denn das sey eben der Nutzen der Vorlegung der Gesetz⸗ Entwürfe an die Staͤnde, daß die Regierung erfahre, welche Bedenklichkeiten entgegenstehen. Wer der Diskussion in der er— sten Kammer aufmerksam gefolgt sey, werde finden, daß wichtige Waden ten erhoben worden, die wenigstens praktisch von großer Wichtigkeit seyen. Auf der andern Seite scheine aber auch durch die Zuziehung der Geistlichen kein Nachtheil zu entstehen. Wenn nun allerdings der Theorie nach der fruͤhere Vorschlag des Ge⸗ setz Entwurfes zu vertheidigen sey, so habe sich die Regierung doch veranlaßt gefuͤhlt, der ersten Kammer beizutreten. Der Staats-Minister Hr. Muller trat ebenfalls zur Unterstuͤtzung der Absichten der Regierung auf und äußerte: Wenn man, nach seiner Ansicht, die Mitwirkung eines Geistlichen bei Ent— scheidung von Ehesachen in gewissen Faͤllen fuͤr nuͤtzlich halten koͤnne, so scheine es ihm um so mehr bedenklich, sie kuͤnftig sofort wegfallen zu lassen. Die Ehe habe durch Beimischung des Kirchlichen eine ideale Seite erhalten, die ihr in den Augen des Volkes, denn der Gebildete wurde sie auch ohne— dies ihrem Zweck und Wesen nach hoch stellen, eine Heiligkeit gebe. Diese ihr moͤglichst zu erhalten, muͤsse das Streben jeder Regierung seyn. Der Präsident stellte zum Schluß der Diskussion die Frage an die Kammer: „Sollen Ehestreitigkei⸗ö ten, mit Ausnahme der Fälle in den §§. 65, 66 und 67, bei dem Appellations-Gerichte verhandelt werden, in dessen Bezirk der Ehemann seinen ordentlichen Gerichtsstand hat?“ Dies wurde einstimmig bejaht, und sodann zu der zweiten Frage geschritten: „Sollen in Ehesachen bei dem Appellations-Gerichte, nicht bloß bei Guͤte⸗Terminen, sondern auch bei Ertheilung von

sesolutionen und Abfassung von Erkenntnissen, bei welchem eine

Frage uͤber das Eherecht vorkommt, Geistliche zugezogen werden?“ Dies wurde mit 39 Stimmen verneint; wonach also der 8. 59 so stehen bleibt, wie er in dem fruheren Gesetz-Entwurfe ge— faßt war. j ö

Dresden, Febr. Von Budissin ist heute die Nachricht hier eingegangen, daß sich gestern in der dortigen Pul— ver-Fabrik der ungluͤckliche Fall ereignete, daß fruͤh in der ach⸗ ten Stunde, wahrend der Arbeit in dem Fabrik-Gebaͤude, eine Masse Pulver wie man angiebt, gegen 3 Centner sich ent— zuͤndete, wodurch nicht nur dieses Gebaͤude vollig auseinander— gesprengt ward, sondern auch dabei 5 Arbeiter zum Theil sehr gefährlich beschaͤdigt wurden.

Leipzig, 24. Februar. In der hiesigen Zeitung liest man: „Das Bajonetfechten, das bekanntlich Herr von Selm— nitz, Hauptmann bei der Koͤnigl. Saͤchsischen leichten Infanterie, erfunden hat, wird jetzt ebenfalls in Paris mit großem Erfolg gelehrt. Nach Franzoͤsischen Blattern soll Herr Pinette, Pro— fessor der Fechtkunst beim Normal-Gymnastum zu Paris, als Lehrer „des exercices el mangenvres à ln hajonnelter ganz vorzuͤglich Unterricht hierin ertheilen. Einer seiner Schuͤlder, Herr Mery, Regiments-Adjutant von der 12ten Legion, hatte ein Bajonet⸗ Gefecht in Folge einer Wette mit Herrn Lefevre, ehemaligem Lancier, veranstaltet, was am 17. Jannar auf dem Marsfelde stattfaͤͥnd. Der Lancier-Offizier behauptete namlich, daß ein In— fanterist nicht im Stande sey, ihn mit dem Bajsonet treffen zu koͤnnen. Eine große Zahl von Kavallerie- und Infanterie-Ofsi⸗ zieren, so wie die Koͤnigliche Militair-Schule waren Zeu— gen dieses Wettkampfs. Das Resultat war fuͤr die Infanterie— Offiziere im hoͤchsten Grad guͤnstig, indem der Reiter einen Bajonet- Stich auf die Brust erhielt, trotz dem, daß der Infanterie-Offizier sich noch die Vedingzung hatte ge— fallen laffen, das Pferd nicht zu stoßen. Hr. Pinette soll die Gewandtheit besitzen, sich gegen drei mit Lanzen bewaffnete Nei— ter mit Vortheil zu vertheidigen, er fuͤhrt seine Stoͤße 7 Fuß 2 Zoll weit und giebt deren in der Minute 200 (3). Pinette nennt diese neue Fechtkunst seine Methode, wir zweifeln jedoch sehr daran, daß sie im Wesentlichen von der unsers Landsmanns abweicht. So viel ist indeß gewiß, was auch oft in den mi— litairischen Zeitschriften anerkannt wird, daß es jetzt wohl nicht leicht eine Infanterie geben durfte, die im Bajonetfechten der Koͤn. Saͤchs. Infanterie gleichgestellt werden koͤnnte. Hierzu gehoͤrt aber, daß man, so wie in Sachsen, von Seiten der Ge— neralitaͤt und der Regiments-Chefs dergleichen Fecht-⸗Uebungen auf das thaͤtigste unterstuͤtzt; dies traͤgt allerdings viel zur Auf⸗ munterung bei, daher auch von der Zweckmäßigkeit dieses Fecht⸗ Systems uͤberzeugt und aus Liebe zur Waffe die Linien- und leichten Infanterie-Regimenter sich hierin zu uͤbertreffen suchen, so daß keins dem andern den Vorzug einräumt.“

Kassel, 22. Febr. Die Sitzungen der Staͤnde-Versamm— lung sind vorgestern durch den Präsdenten, Bürgermeister Schom— burg, mit einer Rede wieder eroͤffnet und ist die Versammlung fuͤr konstituirt erklart worden. Der Landtags- Commissair, Mi⸗ nisterial⸗Direktor Meisterlin, machte die Versammlung mit dem Stoff der zu erledigenden Geschaͤfte (darunter 13 neue, Gesetz— Entwuͤrfe ꝛc.) bekannt. Der Revers des Ministerial-Direktors, als Vorstand des Finanz-⸗Ministeriums, ward niedergelegt. Hr. Wippermann erstattete Bericht fuͤr den permanenten Ausschuß, des⸗ sen Druck genehmigt ward, und auf den Antrag desselben Deputir— ten wurde beschlossen, die Staats-Regierung zu ersuchen, durch alle angemessenen Mittel die dem Eintritte mehrerer zu Depu— tirten gewahlten Staatsdiener etwa entgegenstehenden Hinder— nisse zu beseitigen. Darauf ward zur Wahl der Ausschuͤsse in geheimer Sitzung geschritten.

Aeg hh en

Nachrichten aus Alexandrien vom 18. Dez. kuͤndigen die Ruͤckkehr des Generals Dembinsky aus Syrien an, wo er nicht gefunden zu haben scheint, was er suchte. Er war im Be, griffe, dem Vice-Koͤnige eine Denkschrist uͤber die Fehler in der Organisatlon der Armee und uͤber die Vertheidigung von Syrien und Aegypten vorzulegen. Nach seinen Angaben soll Ibrahim

zwar ein entschiedenes Gewicht über die Großen und Maͤchtigen

des Landes erlangt, auch die Kurden sich verpflichtet und seine Verbindungen bis Bagdad und Persien ausgedehnt haben; aber die Versuche der Monopolisirung aller Produkte des Landes ent— fremden ihm das Volk. Um dieses System annehmbarer zu ma— chen, trachtet er durch Vorschuͤsse an Geld die Besitzer des Grund und Bodens zu gewinnen, die, sobald die Aerndte eintritt, ihm das Kapital sammt 2 Procent monatliche Interessen in Erzeug— nissen des Bodens zuruͤckzuzahlen versprechen, und zwar nach dem von ihm selbst zu bestimmenden Schaͤtzungs-Werthe, wo— durch, wenn nicht in einem, doch in mehreren Jahren der Pascha selbst zum einzigen und eigentlichen Grund-⸗-Besitzer wird.

Nach den neuesten Berichten aus Alexandrien vom 29. Januar scheint der Vice-Koͤnig den Diensteifer des Generals Dembinsky nicht gebilligt zu haben; denn Letzterer hat seine De⸗ mission gegeben, die von dem Vice-Köoͤnige angenommen wurde. Ueberhaupt scheint Mehmed Ali entschlossen, die Polen sich fern zu halten; denn ein bloßer Wink aus Marseille, daß 450 dieser Leute die Absicht haͤtten, sich nach Aegypten einzuschiffen, be— stimmte ihn zur Weisung an die Hafen-Behoöͤrden, sie nicht zu , aber ihnen die Mittel zu geben, sogleich wieder ab— zusegeln.

Meteorologische Beobachtung.

. 1834. Morgens Nachmitt. Abends Nach einmaliger 25 Februar. 6 Ühr. 2 Uhr. 10 Uhr. Beobachtung. Luftdruck. . 337. 16 Par. 339, o Par. 342.25 Par. Quellwärme 6,0 9 R.

uft - 5,5 9 R.] 5,1 2 R. 3,9 9 zuftwaͤrm. 4 3 Ri 8 3 Rt 307 X*. Flußwärme 1,“ 9 R.

Thaupunkt 4 3,29 R. 2, 9 R. O, s 8 R

. ö. pCt. 50 pCt. 73 pCt. Bodenwärme 2,0 9 R. wer, eiter. eiter. eiter ö . r,, , . . 6 ö KWolkenzug W. W. Niederschlag 0, 0 2 Ih.

Aus würtige körs en.

Amsterdam, 21. Februar. Niederl. wirkl. Schuld 4913. 53 do. 948. Ausgesetzte Schuld 1E. Kunz,kill. 2. 4? Amort. 3963. 313 713. Oesterr. 955. Hreuss. l'rümien-Selieine S. Russ. (7 18285 i023. (v. 1831 945. 58 Span. . 33 30 Antwerpen, 20. Februar. Sp. Gusbh. 74. Will. 595 à dᷓ 38 33. Wien, 21. Februar. 53 Met. 973. 43 do. 87. 35 521. 18 do. 221. Bank- Actien 1245. art. G6bl 13779 Loose zu 100 FI. 2641. London, 21. Februar. 38 Cons. 903. Belg. 981. Bras. J6. Span. 33 409. Holl. 233 58 da. 96553. Fort 747. Russ. 4071. Hamburg, 24. Fehruar.

Metall. Sg.

50.

Oesterr. 53 Met 98. 43 40. 88 Bank- Actien 1252. Russ. Euzl. 10h53. Russ. oll. 926. Met. in Hamp. Cert., 953. Preuss.

512

Prvümien-Scheihe 1065z. boln. 1278. Diän. J04. Holl. 53 9351. 2134 493. Span. 33 363. 43 433. Norwe. 68 104.

Koͤnigliche Schauspiele.

Donnerstag, 27. Februar. Im Schauspielhause: Zum er— stenmale: Luͤge und Wahrheit, Driginal-Lustspiel in 4 Akten. Hierauf: Der Spiegel des Tausendschoͤn, Burleske in 1 Akt, mit Gesang, von C. Blum.

Freitag, 23. Februar. Im Opernhause: Die schoͤne Muͤl⸗ lerin, komisches Singspiel in 2 Abtheilungen, Musik von Paesiello. Hierauf: Die Maskerade, komisches Ballet in 1 Akt. (Dlles. Therese und Fanny Elsler werden hierin tanzen.)

Im Schauspielhause: 1) Le diplo mate. vaudeville en 2 ac— les, par Seribe. 2) La premiere reprsésentation de: La Con- signe, vaudeville nouveau en 1 acte, par Mr. Ancelot.

Koͤnigstäadtisches Theater.

Donnerstag, 24. Februar. Hinko, der Stadtschultheißen⸗

Sohn von Nurnberg, Schauspiel in 5 Akten, nebst einem Vor⸗ spiel: „Der juͤngere Sohn“, von Charlotte Birch⸗Pfeiffer.

Wegen eingetretener Hindernisse kann die angekuͤndigte Oper „Zelmira“ heute nicht gegeben werden.

Freitag, 28. Februar. Variationen fuͤr die Violine, mit Or— chester⸗Begleitung, von Beriot, vorgetragen von dem 11jaͤhrigen Kammer-Virtuosen Ernst Eichhorn. Hierauf: Duett fuͤr zwei Violinen uͤber ein Thema aus der Oper „Moses“, von Rossint, arrangirt von Paganini, vorgetragen von den Gebruͤdern Eich—

horn. Zum Beschluß: Laßt die Todten ruhen! Lustspiel in 3

Akten, von Raupach.

Sonnabend, 1. Maͤrz. Zum erstenmale: Agnes Sorel, Oper in 3 Akten, nach dem Franzoͤsischen von Sonnleithner. von Gyrowetz.

Musik

Neueste Nachrichten.

Paris, 20. Februar. Gestern arbeitete der Koͤnig mit dem Intendanten der CivilListe, dem Praͤsidenten des Conseils und mit den Ministern der Marine, des Innern, der Justiz und der auswaͤrtigen Angelegenheiten. Heute wollen Seine Majestät sich nach Fontainebleau begeben und zwei Tage dort verweilen. .

Im Laufe der gestern in der Deputirten⸗Kammer gepfloge⸗ nen Berathungen uͤber den Gesetz Entwurf wegen der General⸗ staͤbe der Land- und See-Macht hatte der General De mar gay zu dem ästen Artikel, wonach es kuͤnftig nie mehr als 12 Mar⸗ schaͤlle geben soll, drei Zusaͤtze in Vorschlag gebracht, von denen ber eine in folgender Abfassung durchging: „In Friedenszeiten sollen hinfuͤhro keine Marschaͤlle mehr ernannt werden.“ Die Annahme dleser Bestimmung veranlaßte eine anhaltende Bewe— gung im Saale. Im 2ten Artikel wurde die Zahl der General— Lieutenants und General-Masors in Friedenszeiten auf resp. 80 und 164 statt 190) und 2090 herabgesetzt. Dem Zten Artikel zu— folge, soll der Generalstab kuͤnftig aus 30 Obersten, 30 Oberst⸗ Lieutenants, 100 Eskadrons-Chefs. Z300 Capitains und 169 Lieutenants bestehen. Der 4te Artikel setzt das Personal der Militair-Intendantur in Friedenszeiten auf 20 In— tendanten, 180 Unter-Intendanten und 25 Adjunkten fest. Der Hte und Gte Artikel endlich bestimmen, daß, bis die im ten Artikel enthaltenen Zahlen erreicht worden, die durch Todesfaͤlle erledigten Stellen nur zur Halfte wieder besetzt und daß die jetzigen inaktiven Generale allmälig einrangirt oder pensionirt werden sollen. Der ganze Gesetz-Entwurf ging sodann mit 185 gegen 120 Stimmen durch. Auf den bereits erwaͤhn— ten Streit, der sich in dieser Sitzung zwischen dem Praͤsidenten

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