1834 / 63 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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sichere, so sollen Infanterie⸗Pikets vorzugsweise in den Stra— ßen aufgestellt werden, wo die Werkstaͤtten der Seiden-Fabri— kanten liegen. Diejenigen Personen, welche sich noch zeigen moͤchten, um die Arbeit zu untersagen, sollen unverzuͤglich ver— haftet und den Gerichten uͤbergeben werden.“

Man wird sich erinnern, daß dem Deputirten Grafen Jau— bert, einem eifrigen Anhaͤnger der Regierung, im Monat Juli v. J. bei seiner Anwesenheit in St. Amand (Dept. des Cher), welchen Bezirk er in der Kammer xrepraͤsentirt, eine rauschende Spottmusik gebracht, und daß in Folge dessen 21 Theilnehmer an dieser eigenthuͤmlichen Begruͤßungs-Feier von dem dortigen Zucht-Polizei⸗-Gerichte zu verschiedenen Gefängniß- oder Geld— strafen kondemnirt wurden. Sie appellirten damals von diesem Urtheils-Spruche, indem sie die Kompetenz des Gerichtshofes bestritten, und, unter Berufung auf das Gesetz vom 8. Oktober 1830, welches alle politischen Vergehen vor die Geschwornen ver, weist, die Jury fuͤr sich in Anspruch nahmen. Der Koͤnigliche Gerichtshof zu Bourges verwarf aber die Appellation, worauf. die Veruürtheilten mit einem Cassations-Gesuche bei dem ober— sten Gerichtshofe einkamen. Letzterer hat jetzt dahin erkannt, daß das Gesetz vom Jahre 18390 allerdings auf den vorliegenden Fall Anwendung finde; demnach hat derselbe das zuchtpolizeiliche Erkenntniß kassirt und die Parteien vor die Anklage-Kammer des Koͤnigl. Gerichtshofes zu Orléans verwiesen, um von dieser vor eine Jury gestellt zu werden. Aus diesem Urtheils-Spruche ergiebt sich, daß die Spottmusiken, insofern sie den Deputirten gebracht werden, als von politischer Natur betrachtet und daß die Theilnehmer an denselben kuͤnftig vor die Assisenhoͤfe gestellt werden sollen.

Im Monat August v. J fand die Polizei bei dem hiesi— gen Buchhaͤndler Pagnäres eine im republikanischen Sinne ab— gefaßte Druckschrift von nur I Bogen, in welcher der Koͤnigl. Prokurator eine Aufforderung zum Buͤrgerkriege und zum Um— sturze der bestehenden Regierung erkannte. Demgemaͤß er— schienen vorgestern vor dem hiesigen Assisenhofe der Buchhändler Pagneres als Verleger, der Buchdrucker Herhan als Drucker uͤnd ein gewisser Vignerte als Verfasser der gedachten Schrift. Vignette ist derselbe, der bereits in dem Prozesse der 27 Nepu⸗ blikaner wegen einer Beleidigung des Assisenhofes von demselben ohne Zuziehung der Geschwornen zu einer Z jaͤhrigen Haft ver— urtheilt worden ist. Er vertheidigte sich jetzt mit vieler Geschick— lichkeit, zugleich aber auch mitunker mit so großer Heftigkeit, daß der Praͤsident ihn mehrmals zu einer großeren Maͤßigung er— mahnen mußte. Pagnéres las eine geschriebene Vertheidigungs— Rede ab. In Bezüg auf Herhan hatte der GeneralAdvo— kat schon in seinem Requisitorium die Anklage aufgegeben. Nachdem die Angeschuldigten auch noch von ihren Advokaten vertheidigt worden, und der General-Advokat die Anklage be— hauptet hatte, zogen die Geschwornen sich in ihr Berathungs— Zimmer zurck, und erklaͤrten bald darauf die beiden Angeklag— ten in allen Punkten fuͤr nicht schuldig. Die Gazette de France findet sich durch diesen Prozeß zu folgender kurzer Betrachtung veranlaßt: „Die Ursache der moralischen und ma— teriellen Verwirrung, in der wir uns befinden, ergiebt sich recht deutlich aus einer Antwort, die Herr Vignerte vorgestern dem Gerichts⸗-Praͤsidenten ertheilte, als dieser ihn beschuldigte, daß er den Aufruhr predige. „„Ich predige die Grundsaͤtze““, erwie— derte Herr Vignerte, „„denen Sie Ihre Stelle verdanken.““ Wie will man den gesellschaftlichen Zustand in einem Lande wie— derherstellen, wo diese Antwort allen Maͤnnern der Regierung, vom Staats-Oberhaupte an bis zum niedrigsten Beamten, gege— ben werden kann?“ .

Die politischen Freunde des Grafen von Kergorlay haben beschlossen, ihm eine goldene Medaille zu uͤberreichen, als Be— weis ihrer Dankbarkeit fuͤr die Art und Weise, wie er ihre Ge— sinnungen vor dem Assisenhofe ausgedrückt hat. ;

Die Koͤnigl. Druckerei hat eine Menge ihrer Arbeiter mit

dem Bemerken . daß es in diesem Augenblick an Be— chäftigung fuͤr sie fehle. 1 fan e ol meldet man vom 18ten d.. „Der Contre-⸗-Ad⸗ miral Massteu de Clerval, Major⸗Genéral der Marine im Ha— fen von Toulon, hat seine Ernennung zum Befehlshaber des Geschwaders in der Levante erhalten. Demzufolge wird derselbe morgen seine Admirals-Flagge auf der Fregatte „Dido“ auf⸗ pflanzen. Diese Fregatte wird naͤchstens nach der Levante abge⸗ hen, und man glaubt, daß alsdann das Linienschiff „die Stadt Marseille“ nach Toulon zuruͤckkehren werde.“

Großbritanien und Irland.

London, 22. Febr. Der Graf von Warwick befindet sich seit einiger Zeit in einem sehr leiden den Zustande.

Die Times aͤußert ihr Mißfallen daruͤber, daß der Pri— vat-Secretair des Koͤnigs, Sir Herbert Taylor, so vielerlei Ge— halte und Pensionen beziehe, welche zusammen eine Summe von 7900 Pfund ausmachten. l

Eben dieses Blatt wuͤnscht den Ministern und dem Publi— kum Gluͤck dazu, daß der Antrag auf Ernennung eines Ausschusses zur Untersuchung des Benehmens des Baron Smith durch eine Majoritaͤt des Unterhauses aufgehoben worden. „Ein solcher Ausschuß“, sagt das genannte Blatt, „hatte unmoͤglich durch seine Arbeiten so viel Gutes bewirken koͤnnen, um damit das Uebel aufzuwiegen, daß neun Zehntheile der Irlaͤndischen Be⸗ völkerung die Ernennung desselben als einen Triumph uͤber den Richterstand angesehen hätte. Dieser Stand bietet fast die ein— zige moralische Schranke gegen die nimmer rastenden Umtriebe der Irländischen Aufwiegler dar; raubt man ihm sein Ansehen, so bleibt nichts mehr uͤbrig, als eine augenblickliche Zuflucht zu roher Gewalt. Uebrigens hat auch die Regierung diese Frage niemals als eine ministerielle betrachtet.“ ;

Der Morning Ehroniele zufolge, beabsichtigten die Mi— nister, da sie nicht gewußt haͤtten, dan das Gesetz, vermöoͤge dessen das Dubliner Blatt „der Pilot“ unterdruͤckt werden konnte, noch bestehe, nächstens eine Bill zur Aufhebung desselben einzubringen.

dan erinnert sich lange nicht, die Gallerie des Unterhauses so gefüllt gesehen zu haben, als an dem Abend, wo uͤber die Pensions⸗Liste debattirt wurde.

Der Courier sagt: „Wir haben mit der letzten Post aus Lissabon Briefe erhalten, welche die harte Behandlung, die so— wohl die Englischen als die anderen fremden Soldaten in Dom Pedro's Dienst erfahren, in den stärksten Farben schildern; doch fehlt es uns heute an Raum, sie mitzutheilen. Was uns aber mehr als Alles wundert, ist die n , . der Truppen Dom Pedro's, die wahrscheinlich in Zwistigteiten unter den Genera— len ihren Grund hat“! 6

Aus Quebek sind Zeitungen bis zum 25. Januar hier ein— gegangen, die jedoch nichts von besonderem Interesse enthalten, außer daß das dortige Kastell St. Louis, in dem der Ober— Gouverneur seine Residenz hatte, ein Raub der Flammen ge— worden war. Der Winter hatte mit ziemlicher Strenge begon⸗ nen, und der Lorenzo⸗Strom war mit Eis bedeckt.

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Nieder lande.

Aus dem Haag, 25. Febr. Der General-Major Reu— ther, zuletzt mit der Oher-Leitung des administrativen Dienstes bei unserem Kriegsheere beauftragt, ist hier in der gestrigen Nacht mit Tode abgegangen.

Neuerdings heißt es, daß bei unserem Feldlager eine allge— meine Kantonnements-Veränderung stattfinden werde. Die Di— visionen sollen vermindert werden, ein Theil derselben eine ruͤck— gaͤngige Bewegung machen und ein anderer Theil nebst der Bri— gade des General-Majors de Favauge zur Verstaͤrkung der Fe— stungs-Garnisonen dienen. Diese Maßregel soll dazu dienen, sowohl die Lasten der Provinz Nord-Brabant etwas zu vermin— dern, als zur Bewirkung fernerer Ersparnisse den Schuttereien neue Beurlaubungen ertheilen zu konnen.

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Bruͤssel, 26. Februar. Herr van de Weyer ist vorgestern Abend nach London abgereist.

Der Courrier meldet, daß die Repräsentanten-Kammer die Diskussion uͤber den von dem Minister der auswärtigen An— gelegenheiten abgestatteten Bericht gleichzeitig mit der uͤber den Gesetz-Entwurf in Betreff des von dem Kriegs-Minister ver— langten außerordentlichen Kredit eroͤffnen werde.

Der Independant sagt: „Wir koͤnnen auf das bestimm— teste versichern, daß 3600 Mann auf dem Marsche nach der Provinz Luxemburg sind, und daß das Kommando dieser Trup— pen dem General d'Ollivier uͤbertragen ist.“

Die beiden Parteigänger-Corps sollen zusammengeschmolzen werden, und in Zukunft nur ein Corps unter dem Kommando des Majors Capiaumont bilden. Die Parteigänger von Flan— dern, welche das zweite Corps bildeten, sind auf dem Marsche nach Philippeville, wo sie zum ersten Corps stoßen werden. Man vermuthet, daß das ganze Corps von dort nach dem Luxem— burgischen aufbrechen werde.

Am 11. März wird Paganini in Amiens, am 12ten in Douai, am 13ten in Valenciennes, und am 15ten in Bruͤssel Concerte geben.

Dent sch land.

Hannover, 25. Februar. Der Koͤnigl. Preußische Ge— sandte am hiesigen Hofe, Herr von Canitz, ist von Kassel hier eingetroffen.

Die hiesiger Seits wegen Abschließung eines Zoll-Vertrags mit Braunschweig abgesandt gewesenen Kommissarien, Ober— Steuerrath Dommes und Ober-Sollrath Meineke, sind in diesen Tagen von Braunschweig zuruͤckgekehrt, woraus man im Publi— kum zu der Vermuthung gelangt ist, daß die stattgefundenen Verhandlungen nunmehr beendigt seyn werden.

Dresden, 28. Februar. Die erste Kammer beschloß am 15ten d. ihre Berathung uͤber den Gesetz-Entwurf, die Zu— sammenlegung der Grundstuͤcke betreffend, und nahm denselben, nach erfolgter Abstimmung, an. Hierauf wurde ihr ein Vor— trag uͤber die Lage der Berathung wegen des Gesetzes uͤber die gemischten Ehen und die Erziehung der in denselben erzeugten Kinder erstattet. Nach mehrfaͤltiger Eroͤrterung uͤber diesen Ge— genstand, worin besonders die schon in den fruͤheren Verhand— lungen durchgesprochenen Prinzip-Fragen wieder angeregt wur— den, faßte endlich die Kammer den Beschluß, ihre fruͤheren Be— stimmungen uͤber dies Gesetz aufzugeben, und der zweiten Kam— mer, welche sich fuͤr die Annahme desselben erklaͤrt hatte, jetzt beizutreten.

Die zweite Kammer beendigte am 20sten d. ihre Ver— handlung über das Dekret, die Abkuͤrzung des Landtages betref— fend. Unter den zur Verschiebung bis auf den naächsten Landtag bezeichneten Gesetz-Entwuͤrfen wurde besonders noch der uͤber die Verhaͤltnisse der evangelischen und katholischen kirchlichen Behoͤr— den einer Diskussion unterworfen. Die Kammer entschied sich um so mehr fuͤr die Verschiebung, da der Staats-Minister Dr. Muͤller erklärte, daß das Ministerium des Kultus bald nach seiner Organisation dafuͤr besorgt gewesen, ein diesen Gegenstand betreffendes Regulativ zu entwerfen, theils damit die bei deren Mangel sonst zu befuͤrchtenden Differenzen zwischen den katho— lisch geistlichen Behoͤrden und der Staats-Behöͤrde, dem Kultus-Ministerium, vermieden werden moͤchten, theils da— mit die Unsicherheit der diesfallsigen Rechts-Verhältnisse und die Unbekanntschaft mit denselben, welche bisher in Sachsen stattgefunden, und in der wohl eine Haupt-Ursache des hin und wieder bemerkten Argwohns und Mißtrauens der Protestanten

gegen die katholische Geistlichkeit zu suchen sey, entfernt werde;

daß aber der Grund, warum dieses Regulativ noch nicht an die Staͤnde-Versammlung gelangt, der gewesen, daß eine spaͤtere Wahrnehmung eine nachträgliche Bestimmung nothwendig ge— macht, zu deren Beschluß eine Erkundigung uͤber das deshalb in andern Deutschen Staaten Bestehende fuͤr angemessen erach— tet worden sey, die von auswärtigen Regierungen erbe— tenen Nachrichten aber noch nicht vollstaͤndig eingegangen seyen, und demnach die Regierung außer Stand sich be— finde, den Kammern eine bestimmte Zusicherung, ob die Vorlegung dieses Regulativs waͤhrend der jegigen Stäande⸗ Versammlung erfolgen koͤnne, zu ertheilen. In Betreff des Gesetz⸗Entwurfes uͤber die Kirchen-Vorstaͤnde schlug die berich⸗ tende Deputation der Kammer vor: daß sie die Staats-Regie⸗ rung ersuche, aus diesem Gesetz-Entwurfe noch während dieses Landtages diejenigen Bestimmungen zur staͤndischen Berathung zu bringen, welche die Theilnahme der Gemeinden an Verwal⸗ tung des Kirchen ⸗Vermoͤgens durch von ihnen gewahlte Gemein— de-Glieder betrafen. Dieser Vorschlag wurde angenommen. In derselben Sitzung faßte die Kammer zugleich mehrere Be— schluͤsse uͤber die Abkuͤrzung ihres Verfahrens bei den staͤndischen Berathungen selbst. Frankfurt a. M., 26. Febr. In der heutigen Sitzung unserer gesetzgebenden Versammlung wurde das vom Senat vor— geschlagene Gesetz uͤber die Abaͤnderung des Art. 3 des Gesetzes vom 1. Sept. 1824, betreffend die privatbuͤrgerlichen Verhaͤltnisse der Israeliten, mit großer Stimmen-Mehrheit angenommen, und sonach die bisher hinsichtlich der Ehen zwischen hiesigen Israeli— ten bestandene Beschraͤnkung aufgehoben.

Oesterre ich.

Wien, 20. Febr. (Allgemeine Zeitung.) Damit ein an sich unbedeutender Vorfall nicht von den Franzoͤsischen Blaͤt⸗ tern entstellt und ihm eine politische Tendenz beigelegt werde, die er nicht hat, zeige ich Ihnen an, daß zu Klausenburg in Siebenbuͤrgen einige Studenten, wahrscheinlich vom Wein er— hitzt, sich Excesse erlaubt haben, die das Einschreiten des Mili⸗ tairs zur Folge hatten. Die Tumultuanten zogen sich gleich zu⸗ ruͤck Und die Ruhe der Stadt ist nicht einen Augenblick gestoͤrt worden.

Die hiesigen Konferenz⸗Minister berathen sich täglich in den

verschiedenen Ausschuͤssen, und es duͤrfte kaum fruͤher eine Ge neral⸗Sitzung abgehalten werden, als bis die Berichterstatter je ner Ausschuͤsse ihre partiellen Ausarbeitungen beendigt haben.

Man spricht von einer Reise, die Se. Majestaͤt der Kaiser mit Anfang des Fruͤhlings im Innern des Landes zu machen gedenken. . .

Unsere Nachrichten aus Italien sind sehr befriedigend, und man hat sich von dem guten Geiste der Piemonteser bei Gele genheit der Polnischen Echauffourée uͤberzeugen koͤnnen. Nichts

destoweniger scheint es noͤthig, daß die Polen aus der Schwe

entfernt werden, damit diese laͤstigen Gaͤste nicht unaufhoͤrlich . die Aufmerksamkeit der Behoͤrden in Anspruch nehmen, und die ruhigen Buͤrger mit Besorgniß erfuͤllen.

Wien, 26. Febr. Der Oesterreichische Beobachter enthaͤlt nachstehende Betrachtungen: „Die Tribune vom (5. Febr. liefert unter der Rubrik „Nachrichten aus Savoyen“ ei— nen langen Artikel, den sie aus der zu Genf erscheinenden Eu— rope centrale entlehnt. Dieser Aufsatz giebt Kunde von ei— nem Streite, der sich zwischen dem Ober-General des neuerlich gegen Savoyen gerichteten Unternehmens und der von ihm an— gefuͤhrten Rotte erhoben hat. Der Anfuͤhrer weist in einem lan— gen, in der Lausanner Zeitung erschienenen Schreiben den Vor—

wurf von sich ab, als habe er sich eines Verrathes schuldig ge

macht; ein Theilnehmer an der Expedition antwortet auf dieseßz

Schreiben, wiederholt die Anklage und sucht sie mit neuen Gruͤ⸗ Die Europe centrale pflichtet der An.

den zu unterstuͤtzen. klage bei, und da die Tribune den Artikel ohne weitere Ge— gen-Bemerkung in ihr Blatt aufgenommen hat, scheint es, daß sie derselben Meinung huldige. In diesen Streit hat sich wahrlich kein ehrlicher Mann zu mischen; er ist die natuͤrliche Folge des Mißlingens eines verbrecherischen Unternehmens, wel ches, wie alle Unternehmungen solcher Art, wenn sie mißgluͤcken, mit Streit und gegenseitiger Anfeindung der Theilhaber endete.

Da es jedoch erlaubt ist, eine Meinung, selbst uͤber Dinge der abgeschmacktesten Art, auszusprechen, so gestehen wir unver, hohlen, daß wir weit geneigter sind, dem Beklagten, als dessen Anklaͤger Recht zu geben. Daß Ramorino an der schlechten Sache, die er zu befoͤrdern sich anheischig gemacht hatte, keinen geflissen⸗ lichen Verrath beging, dies glauben wir recht aufrichtig. Gilt es, ein Urtheil uͤber einen Abenteurer, wie Namorino, zu faͤllen, so muß man stets, als die Grundlage aller Berechnungen, dessen

Profit in Anschlag bringen. In dem vorliegenden Falle nun

waͤre derselbe schwer in einer andern Richtung, als in der zu ö suchen, daß er seinen Kopf bei einem Unternehmen nicht auß Spiel setzen wollte, wo der gaͤnzliche Mangel an Theilnahm;

von Seiten des Savoyischen Volkes ihm durch die That erwie, sen war. Aus den Gestaͤndnissen der streitenden Parteien er, gehen jedoch abermalige Beweise, wie tief das Unternehmen an— gelegt war. Es ist in den Anschuldigungen gegen Ramorino die Rede von heranziehenden Kolonnen, welche sich in ver⸗ schiedenen Richtungen an die Befreiung s-Armee anschließen sollten, und nur durch den schnellen Ruͤckzug des bereits eingedrunge⸗ nen Heeres an ihrem Erscheinen gehindert worden seyen. Der Anklä⸗ ger des Generals Ramorino schließt sein langes Factum mit den Worten: „„Die Geschichte hat kein zweites Beispiel einer

Truppe aufzuweisen, welche in dem Zwecke, sich zu schlagen,

sich freiwillig gebildet hatte; welche einen ruͤhmlich bekannten Anfuͤhrer waͤhlte, der auch den Ober-Befehl, nachdem er die Lage der Dinge vollstaͤndig kannte, uͤbernahm; welche Truppe sodann, unter einem so gestellten Anfuͤhrer, statt einem Feinde, der ihr an Zahl nicht uͤberlegen war, entgegenzugehen, und statt sich z schlagen und bis auf den letzten Mann auszuharren, sich zu⸗ ruͤckzog, ohne selbst einen Feind gesehen zu haben!“ Koͤnnt⸗ Ramorino seine Vertheidigung nicht mit einigem Rechte auf die Erwiederung beschraͤnken, daß er sich zuruͤckzog, weil die von ihm befehligte Bande auf keinen Freund gestoßen ist?“

Schweiz.

Zuͤrich, 24. Febr. Der Vorort hat an die Staͤnde Waadt und Genf nachfolgendes Schreiben erlassen: „Wir beeilen unt, Euch die Antwort mitzutheilen, welche uns der Franzoͤsische &. schaͤftstraͤger unterm 17ten J. M. in Erwiederung der Note er, theilte, die wir den 9. Febr. an denselben richteten, und in wel cher wir die Wiederaufnahme in Frankreich fuͤr die in der Schwei sich aufhaltenden Polen nachgesucht hatten. In Gemaͤßheit der Eroͤffnungen des Herrn von Belleval laden wir Euch ein, die in Eurer Gewalt sich befindenden Polen zu den Unterschriften anzuhalten, welche fuͤr ihre Durchreise durch Frankreich nothwen dig sind, und dieselben nach Erfuͤllung jener Bedingungen auf dem kuͤrzesten Wege bis an die Franzoͤsische Graͤnze eskortiren zu lassen. Dies ist das einzige Mittel, um die Eidgenossenschast von den Polen zu befreien, welche unter keinen Umstaͤnden laͤn⸗ ger in der Schweiz bleiben koͤnnen. Wir ersuchen Euch ferner, uns die Erklaͤrungen der Polen mitzutheilen, nach welchen Laͤn— dern sie uͤbergeschifft zu werden wuͤnschen, Euch uͤber die Voll ziehung dieser Maßregel mit der Franzoͤsischen Gesandtschaft ein uverstehen und uns uͤber die diesfaͤlligen von Euch getroffenen Heer hen in Kenntniß zu setzen.“

Reuchatel, 22. Febr. Der hiesige Constitutionnel sagt: „Die Genfer Zeitungen melden uns, daß sich in den Emeuten, welche durch die wandernde Revolution und durch die bewaffnete Propaganda, naͤmlich durch die Polnischen Fluͤchtlinge, erregt wurden, auch Neuchateller Fluͤchtlinge kompromittirt hu ben; dies uͤberrascht uns keinesweges, denn Revolutionnaire sind und bleiben immer und uͤberall Revolutionnaire. Sie sind dit Schmiede der Unruhen; der Aufruhr ist gleichsam ihr Elemem geworden; sie haben es nicht auf diese oder jene Regie rung, sondern auf die Regierenden abgesehen; zu diesen sagen sie! Hebe dich weg, daß ich mich an deine Sielle setzel kann. Sie ruhen nicht eher, als bis sie sich auf den Richter und Raths-Stuͤhlen niederlassen koͤnnen. Wird dieses Beneh⸗ men unserer Fluͤchtlinge nicht endlich unsere Miteidgenossen dar— uͤber belehren, warum wir jetzt diesen Unruhestiftern unser— Graͤnzen nicht wieder oͤffnen konnten? Ist nicht der Ausspruch des Eidgenossen: „Man muß ein Ende mit ihnen machen“, eine genuͤgende Rechtfertigung unseres Benehmens? Die Gen fer sagen, was man thun muͤsse; wir haben es bereits gethan. Wir konnen uns nur mit dem lautesten Unwillen uͤber alle die jenigen äͤußern, welche die Republik und die Regierung voh Genf in Gefahr gebracht, besonders aber uͤber die Fremdlinge, welche den Aufstand angestiftet, oder welche irgend einen Am theil daran genommen haben. Fremdlinge, die eine Revolutiol anzetteln, sind doppelt gefaͤhrlich und doppelt schuldig.“

In demselben Blatte liest man Folgendes: „Der zu Bern erscheinende Schweizer Beobachter giebt uͤher die Vorfaͤlle von Sonntag Abend (vergl. Nr. 59 der Staats-Zei⸗ tung) einen der luͤgenhaftesten Berichte, indem er einen der da.; bei Betheiligten an einen unserer achtbarsten Beamten Worte richten läßt, die einem Neuchateller durchaus fremd sind und

stets fremd bleiben werden. Dies allein beweist, wie die revo— lutionnairen Blaͤtter von ihren gewissenlosen Korrespondenten be— dient werden; und auch der Patriot hat nichts Eiligeres zu thun, als dergleichen Unwahrheiten abzudrucken.“

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Rom, 15. Febr. (Allgemeine Zeitung.) Der Sturz von Zea Bermudez hat hier einen sehr truͤben Eindruck hervor— gebracht, denn so lange er noch Chef, des Ministeriums war, hegte man die besten Hoffnungen fuͤr die Zukunft der Kirche; er hätte durch weise Nachgiebigkeit die Gemuͤther nach und nach be— ruhigt; jetzt hingegen schwinden die letzten Aussichten. Die Zeit

vird lehren, ob man diesem Manne nicht Unrecht that, der die

Bedurfnisse seiner Nation und ihre Empfaͤnglichkeit fuͤr eine stufen⸗ weise einzufuͤhrende constitutionnelle Charte vielleicht besser kannte, als seine Gegner. Vor acht Tagen wurde hier von der Akademie S. Luca dem Publikum ein Fest bereitet, wie wir es in den sczten zehn Jahren nicht gesehen haben. In dem schoͤnen Saale des Kapitols wurden an fuͤnf Schuͤler dieser Akademie die gro— zen Praͤmien vertheilt. Der Sagal war sehr glänzend dekorirt und beleuchtet. Der Paͤpstliche Thron wurde freilich diesesmal von Seiner Heiligkeit nicht eingenommen; der Papst hatte kurz vorher sein Erscheinen absagen lassen. Hingegen waren viele Kardinaͤle gegenwartig, und der Kardinal Staats-Secre— tair theilte den Schuͤlern die Preise zu. Die Gallerie war hauptsaͤchlich mit fremden Damen angefuͤllt, und das Orchester spielte besser, als man es hier sonst gewohnt ist. Der Oester⸗ reichische Botschafter, Graf Rudolph von Luͤzow, gab zu dem Geburtstage des Kaisers ein glaͤnzendes Fest in seinem Hotel. Vormittags wurde in der Oesterreichischen National-Kirche, St. Maria dell Animo, eine feierliche Messe gehalten, zu welcher der Botschafter sich in Galla begab. Fuͤr die Fasten-Zeit sind uns, dreimal in der Woche, Quartette von hiesigen Musi— kern angekuͤndigt, welche nur Sachen von Deutschen Komponisten auffuͤhren wollen.

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Lissabon, 9. Februar. Folgendes ist der Bericht, welchen der General Saldanha uͤber das Treffen bei Pernes an den Kriegs⸗-Minister erstattet hat: „Als ich mich am 2ssten an der Bruͤcke von Alviella befand, wurde ich benachrichtigt, daß der Feind mit dem groͤßten Theil seiner Streitkraͤfte auf der Straße von Pernes vorgeruͤckt sey, nachdem Dom Miguel dieselben ge— mustert hatte. Sogleich befahl ich dem Oberst-Lieutenant Mi— randa, der das erste leichte Regiment der Koͤnigin und ein Ba— taillon des 19ten Infanterie-Regiments kommandirt, sich dem Oberst Romao anzuschließen, der Pernes besetzt hielt, und ich kehrte nach Torres Novas zuruͤck. Der Feind ruͤckte am 29sten an Pernes heran und unternahm Abends eine starke Recognos— cirung. Er hatte 4500 Mann von allen Waffen-Gattungen. Ew. Excellenz wissen, daß die groͤßte Schwierigkeit, der wir zu begegnen haben, wenn wir den Sieg erringen wollen, darin be— steht, unseren Tapferen eine Gelegenheit zu verschaffen, mit dem Feinde handgemein zu werden. Um Mitternacht setzte ich mich mit den zu Torres Novas stehenden Truppen in Bewegung und langte kurz vor Tages-Anbruch zu Pernes an. Da ich sah, daß der Feind, dessen Vorposten uns im Angesicht standen, sich nicht entschließen wollte, uns anzugreifen, ließ ich um 8 Uhr die unter meinem unmittelbaren Kommando stehenden Truppen auf der Straße nach Santarem vorruͤcken. Die Generale Caravarro und Bressaget, welche die feindlichen Streitkraͤfte kommandirten, hat— ten den Angriff auf 10 Uhr Morgens festgesetzt und waren nicht wenig uͤberrascht, als sie ihre Vorposten durch unsere Kavallerie abgeschnitten sahen. Als der Feind zu den Waffen gegriffen hatte, stuͤrzte sich der tapfere Oberst-Lieutenant Simao da Costa Pessoa mit dem braven 10ten Kavallerie⸗Regiment auf das 1ste, 17te und 20ste Infanterie-Regiment, die bereits in Bewegung waren und zwei Quarré's bildeten, welche sogleich von der Ka— vallerie umzingelt wurden. Der Oberst Balthazar d' Almeida Pimental, der mit einer vom Capitain Wakefield befehligten Lancier-Schwadron einige von den feindlichen Vorposten auf un— serem linken Fluͤgel abgeschnitten hatte, wurde waͤhrend dessen von einem Kavallerie-Detaschement angegriffen, das wenigstens doppelt so stark war, als sein eigenes; der Kampf war eine Zeit— lang furchtbar, bis der Feind endlich die Flucht ergriff, weil er fuͤrchtete, durch das 10te Regiment, welches der Oberst-Lieute— nant an der Straße entlang detaschirt hatte, um ihm den Ruͤck— zug zu wehren, abgeschnitten zu werden. Der Capitain Luciano Pimental, der die erste Compagnie des 2ten Jaͤger-Ba— taillons befehligte, welches die Avant-Garde bildete, wurde von dem Capitain Guerreiro, der als Brigade-Major der Kolonne unter den Befehlen des Oberst Romao stand, nach einer kleinen Anhoͤhe unweit des Platzes gefuͤhrt, auf dem der Feind seine Quarré's gebildet hatte. Das Feuer dieser Compagnie, aus so geringer Entfernung kommend, richtete einige Verwirrung in dem von dem 17ten Regiment gebildeten Quarrs an. Der Oberst- Lieutenant Pessoan mit dem tapferen 10ten Kavallerie— Regiment und mit dem vom Major Trigueiros befehlig— ten Detaschement des 11Iten benutzte diese Gelegenheit, um das Quarré anzugreifen, und zersprengte dasselbe. Fast zu gleicher Zeit stuͤrzten sich die Lanciers auf das an— dere Quarré, welches dasselbe Schicksal hatte, wie das erstere. Von diesem Augenblick an hatten wir nichts mehr zu thun, denn der Feind war in vollem Ruͤckzuge, und wurde so lange verfolgt, bis er sich genoͤthigt sah, wieder nach Santarem zuruͤckzukehren. Die Fahne des 1sten Bataillons, die beiden Fahnen des 17ten Regiments, 709 Gefangene, worunter 21 Of— fiziere, saͤmmtlich von den Linien-Truppen, eine große Menge

affen und Effekten, 10 Pferde von dem Chavesschen Regiment und viele Todte, dies war der Verlust des Feindes. Der un— serige besteht in 3 getoͤdteten Soldaten, 17 Verwundeten, worun⸗ ter 4 Offiziere, 8 getoͤdteten und 2 verwundeten Pferden.“ Hier— auf folgt noch eine Belobung einzelner Offiziere.

China.

In weiterm Verfolge der (in Nr. 60 der Staats-Zeitung befindlichen) Nachrichten uͤber den Tod der Kaiserin von China theilt das Journal de St Petersbourg Nachstehendes mit: „Nachdem Alles geschehen, was man dem Andenken der verstor— benen Fuͤrstin ihrem Range gemaͤß schuldig war, schritt man zur Ernennung einer neuen Kaiserin. Die Wahl des Kai— sers fiel hierbei auf seine zweite Gemahlin, Huan⸗goui⸗fey, wel— che schoͤn, geistreich und liebenswuͤrdig, seit langer Zeit schon das Herz des Monarchen gefesselt e. Kaum waren die 100 Trauer-Tage verflossen, als Se. Maj. seine Willensmeinung in diesem Punkte den Prinzen und Großwuͤrdentraͤgern kund that, die sich beeilten, Sr. Maj. zu einer solchen Wahl Gluͤck zu wuͤn— schen. Hierauf ließ der Kaiser fuͤr die Kaiserin das Diplom und ein Siegel anfertigen. Ein Diplom dieser Art wird gewohnlich auf einem goldnen Bogen in Mandschurischer und Chinesischer

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Sprache geschrieben; das Siegel ist aus reinem Golde und fuͤhrt den Titel der Kaiserin. Zu gleicher Zeit erhalten die Astrologen den Befehl, die Planeten zu beobachten und nach den Regeln ihrer Wissenschaft den Tag zu bestimmen, der fuͤr die feierliche Einsetzung der Kaiserin der gluͤcklichste ist. Nachdem dieser Tag bestimmt war, wurden mehrere Hof-Beamte nach den verschiede⸗ nen, dem Himmel, der Erde und den Vorfahren geweihten Tem— peln abgeordnet, um fuͤr die bevorstehende Ceremonie den Segen der himmlischen Maͤchte zu erflehen. Am Tage vor der Feier— lichkeit verfuͤgte sich der Kaiser selbst in großem Pomp nach dem Tempel seiner Vorfahren, und gab, nach den vorgeschriebe— nen Gebeten und Kniebeugungen, den Manen seiner Vaͤter Rechenschaft von den Verdiensten und Eigenschaften derjenigen, die er zur Wuͤrde einer Kaiserin zu erheben beschlossen hatte. Mit der ersten Stunde des fuͤr die Ceremonie bestimmten Ta— ges war, im Kaiserlichen Palaste wie in der Stadt, Alles in Bewegung. Im Palaste wurden die Galawagen, die Fahnen, Baldachine, Wappenschilder, musikalischen Instrumente und an— dere bei den Feierlichkeiten des Tages zu gebrauchende Gegen— staͤnde geordnet, geputzt und fertig gemacht. In der Stadt bil— deten sich, bei Laternen- und Fackelschein, die Prozessionen der Tivil⸗ und Militair⸗-Beamten. Im Hofe des Palastes, wo ein Theil der Ceremonie in Gegenwart des Kaisers vor sich gehen sollte, standen drei mit reich gestickten Stoffen bedeckte Tische, auf welche die Kaiserlichen Insignien: Standarte, Diplom und Siegel, niedergelegt werden sollten. Aehnliche Vorkehrungen wurden auch im Audienz⸗-Saal des Palastes der Kaiserin getrof— fen, nur mit dem Unterschiede, daß dort auf den drei Tischen Weihrauch brannte, zur Ehre der Kaiserlichen Insignien, die man als heilige Gegenstaͤnde verehrt. Vor den Tischen wurde hier ein Teppich ausgebreitet, auf welchem die Kaiserin vor den Insignien niederknieen sollte. gen beendigt waren, begab sich der Praͤsident des Departements der Ceremonien mit seinen Raͤthen nach dem Palaste des hohen Rathes, um daselbst die Insignien des Reiches in Empfang zu nehmen. Ein Mitglied dieses Rathes uͤberreichte ihm die Kai— serl. Standarte, das Diplom und das Siegel, so wie auch eine mit der Unterschrift und dem Siegel des Kaisers versehene Ab— schrift des Diploms. Alle diese Gegenstaͤnde wurden in ihren Futteralen, in Begleitung eines glaͤnzenden Gefolges, nach dem Kaiserl. Palaste getragen und daselbst, nach Entfernung der Fut— terale, auf die obengenannten Tische gelegt. Einer der ersten Reichs⸗Beamten hatte sich, der Verordnung gemaͤß, vor das oͤst— liche Thor des Palastes gestellt, um die Standarte in Empfang zu nehmen und demjenigen, der sie bei der Prozession tragen sollte, zu uͤbergeben. Hinter ihm stand ein anderer Großwuͤr— dentraͤger, der bei dieser Gelegenheit die Befehle des Monarchen zu proklamiren hat. Beide muͤssen dabei das Antlitz nach We— sten richten. In dem Augenblicke, wo der Kaiser erscheinen sollte, begaben sich die Beamten des Ceremonial-Departements in die inneren Gemaͤcher des Palastes und berichteten Sr. Maj., daß Alles bereit sey, worauf der Kaiser in großer Gala seinen Wa— gen bestieg und sich mit einem glaͤnzenden Gefolge nach dem fuͤr die Feierlichkeit bestimmten Orte begab. Bei der Annaͤherung des Kaisers ertoͤnte von einem zahlreichen Orchester eine fuͤr diese Gelegenheit komponirte Musik. Sie verstummte, sobald der Kaiser den Thron bestiegen hatte. Gleich darauf hoͤrte man ei— nen Peitschenschlag. Dies war ein Zeichen fuͤr den Ceremonien— meister, die sogleich die Personen, welche die Kaiserlichen In— signien tragen sollten, in Ordnung stellten. Nachdem diese Her— ren die ihnen angezeigten Plaͤtze eingenommen hatten, befahl man ihnen, dreimal niederzuknieen und sich neunmal nach der Seite hin, wo der Kaiser saß, aufs Angesicht niederzuwerfen. Waͤhrend dieser Kniebeugungen spielte die Musik aufs Neue. Hierauf setzten sich die Personen, welche die Insignien tragen mußten, in Bewegung, gefuͤhrt von den Ceremonienmeistern. Im Hofe des Palastes angekommen, stellte man sie an der Morgen-Seite desselben auf, das Angesicht nach Abend gerichtet. Vor sie trat der Beamte, der die Befehle des Kaisers zu verlesen hatte, und kuͤndigte ihnen mit lauter Stimme an, daß er sie mit dem

illen des Monarchen bekannt machen werde. Da stuͤrzte Al— les auf die Knie, denn nur in dieser Stellung vernimmt man die Befehle Sr. Maj. Unterdessen naͤherte sich der Großwuͤrdentraͤ⸗ ger, dessen oben erwähnt wurde, dem Tische, auf welchem die Standarte lag, erhob selbige und gab sie in die Hände des dazu beauftragten Beamten, der sie knieend empfing, dann sich erhob und mit seinen Assistenten sich nach der Abendseite des Hofes begab. Die Anordner des Ceremonials traten hierauf an die Tische, auf denen die uͤbrigen Insignien lagen, und trugen sie mit den darauf befindlichen Kleinodien ebenfalls fort. Nun setzte sich die Prozession nach dem Palaste der Kaiserin in folgender Ordnung in Bewegung: Voran ging der Standartentraͤger mit seinen Gehuͤlfen, ihnen folgten diejenigen, welche die Tische mit dem Diplom und dem Siegel trugen. Sobald sie die große mittlere Treppe herabgestiegen waren, verweilten sie daselbst so lange, bis man das Diplom und das Siegel in ihre Futterale gelegt hatte. Hierauf ging die Prozession durch das Thor Tai⸗-ho⸗min und machte wiederum Halt beim Thore Dsin⸗youn-min, wo die Eunuchen der Kaiserin in großem Ko— stuͤn erschienen, die Standarte, das Diplom und das Siegel in Empfang nahmen und sie bis an die Treppe des Audienz-Saa— les der Kaiserin trugen. Hier wurde das Diplom sowohl als das Siegel aus ihren Futteralen genommen und durch die Mit— telthuͤr in den Saal getragen. An diesem Eingange befand sich die Kaiserin mit zwei Damen, welche das Amt der Ober-Hof— meisterinnen bekleiden. Sobald die Prozession den Saal betre— ten hatte, folgte die Kaiserin den Insignientraͤgern und nahm an der Morgenseite des Gemaches Platz, waͤhrend die Eunu— chen die Insignien auf die Tische legten und sich entfernten. Waͤhrend der Prozession spielte die Musik außerhalb des Saales, dann hoͤrte sie auf. Die Kaiserin ward nun von ihren beiden Damen an den Platz gefuͤhrt, wo sie, nach der Verordnung des Ceremonien⸗Reglements, niederknieen muß, um die Verlesung des Diploms anzuhoͤren. Auf diesem Platze befand sich die Kaise⸗ rin gerade den Insignien gegenuͤber, mit dem Antlitz nach Nor— den gerichtet. Zu beiden Seiten der Kaiserin standen vier Da— men; zwei andere, von denen eine das Diplom verlesen sollte, naͤherten sich dem Tische, auf welchem dasselbe lag, und kehrten sich der Westseite zu. Hierauf wurde die Kaiserin von den Ober-Hofmeisterinnen eingeladen, niederzuknieen. Als dies ge—⸗ schehen war, erhielten jene beiden Damen den Befehl, das Do— kument vom Tische zu nehmen. Eine derselben verlas nun das Diplom langsam und vernehmlich, um die Kaiserin vollkommen von dem Willen des Kaisers, ihres Gemahls, zu unterrichten. Nach geschehener Vorlesung uͤberbrachte die eine dieser Damen, auf den Befehl einer der Ober⸗Hofmeisterinnen, das Dokument der Kaiserin, indem sie das linke Knie beugte. Die Kaiserin nahm das Diplom mit den Zeichen der tiefsten Ehrfurcht entgegen und uͤbergab es einer der Damen auf ihrer linken Seite. Diese empfing dasselbe knieend und legte es auf einen am Westende des

Nachdem alle diese Vorbereitun⸗

Saales befindlichen Tisch. Bei der Uebergabe des Siegels wur— den dieselben Ceremonien beobachtet, worauf die Ober⸗-Hofmeiste⸗ rinnen die Kaiserin einluden, sich zu erheben und die vorgeschriebe— nen Verbeugungen zu machen. Die Kaiserin erhob sich, verneigte sich dreimal, knieete dreimal nieder und warf sich eben so oft auf ihr Antlitz. Waͤhrend der Kniebeugungen spielte die Musik. Nachdem Alles dieses geschehen war, trat die Kaiserin, auf eine neue Einladung der Ober-Hofmeisterinnen, in die Mittelthuͤr am oͤstlichen Ende des Saales, worauf die Eunuchen die Standarte unter kriege⸗ rischer Musik forttrugen. Die Kaiserin folgte der Standarte bis zu einem vom Reglement vorgeschriebenen Orte und kehrte darauf wieder in den Saal zuruͤck. Als hierauf die Musik zu spielen aufgehoͤrt hatte, uͤbergaben die Eunuchen die Standarte den Personen, welche sie bis zum Palast getragen hatten, und damit war die Feierlichkeit, unter welcher China eine neue Kai— serin erhalten hatte, beendigt.“

Aeg hpeen.

Deutsche Blätter melden aus Kahira vom 6. Dezem— ber: „Was ich Ihnen in meinem letzten Briefe als Vermuthung gab, ist nun schon ernste Wirklichkeit geworden. Mehmed Ali hat beschlossen, nicht nur den ganzen Hedschas, sondern auch die reichen Provinzen von Yemen seinem Scepter zu unterwerfen; 20,000 Mann, groͤßtentheils regulaire Truppen, sind im Laufe die⸗ ser Woche dahin abgeschickt worden. Achmed Pascha, bisheriger Kriegs-Minister und Neffe Mehmed Ali's, hat den Ober⸗Besehl uͤber die ganze Armee erhalten, und ist am 2ten d. von hier nach Suez abgereist, wo er sich nach Dschidda einschiffen wird, um daselbst das Hauptquartier zu bilden. Ibrahim Pascha, Achmed Pascha's Bruder, ist schon zum Gouverneur von Yemen ernannt, und wird bald aus Syrien zuruͤckkehren, um seinem Bruder zu folgen. Die Eroberung der Kuͤsten des Rothen Meeres wird wohl keine großen Anstrengungen erfordern; schwerer moͤchte es werden, weit ins Innere zu dringen und die dortigen kriegerischen Stamme zu unterwerfen. Bekanntlich ist Yemen eines der reichsten Laͤnder des Drients, daher auch dessen Besitz dem Pascha von Aegypten die glaͤnzendsten pecuniairen Vortheile verspricht. Ich hoffe in meinem Naͤchsten Ihnen Mehreres sowohl uͤber den Plan dieses Feldzugs, als uͤber den Zustand des sogenannten gluͤcklichen Arabiens mittheilen zu koͤnnen. Es laͤuft hier das Geruͤcht, daß die Englaͤnder die kleine Flotte der Aegyptier im Rothen

deere, deren sich Turktschi Bilmes bemeistert hatte, vernichtet haͤtten; ich moͤchte es aber nicht verbuͤrgen. Im Lazareth zu Alexandria liegen sieben Pestkranke, die aber Alle aus der Tuͤr— kei gekommen sind; da man sie der strengsten Quaran— taine unterworfen hat, so ist wohl vor der Hand fuͤr Aegypten nichts zu fuͤrchten. Auch ist jetzt noch nicht die der Verbrei— tung der Pest in Aegypten guͤnstige Jahreszeit. Mehmed Ali haͤlt sich fortwaͤhrend hier auf; er bewohnt bald seinen Pallast in Schubra, bald sein Schloß in der Citadelle, und bald das seines vor einem Jahre verstorbenen Eidams. Es ist die Rede davon, eine polytechnische Schule unter Leitung Ethem Bey s, eines gelehrten Tuͤrken, der einige Jahre in Europa zugebracht, zu errichten; noch kann ich Ihnen aber daruͤber nichts Bestimm— teres mittheilen. Der Vater Enfantin ist noch immer in Alt— Kahira; er logirt bei Soliman Bey, einem Franzoͤsischen Musel— manne, der als Adjutant Ibrahim Pascha's im Syrischen Feld—⸗ zuge viele Dienste geleistet hat, und uͤberhaupt als Schoͤpfer der regulairen Truppen in Aegypten anzusehen ist. Mehrere St. Simonianer haben sich hier anstellen lassen, und ihre Uniform mit der des Tuͤrkischen Nisam vertauscht.“

3 n lan d

Berlin, 3. März. Am 22sten v. M. beging der Gene— ral⸗Rendant bei der Land-Feuer-Societäͤts-Kasse zu Koͤnigsberg in Pr., Karl Heinrich Schreiner, seine 50jaͤhrige Dienst-Jubel— feier. Im Laufe des Vormittags erschien in dem Hause des Jubilars eine Deputation der Ost-Preußischen General-Land—⸗ schaft und der Land-Feuer-Societaͤt. Der Syndikus der erste— ren, Herr von Queis, uͤberreichte dem Gefeierten die Insignien des ihm von des Koͤnigs Majestaͤt Allergnaͤdigst verliehenen Ro— then Adler⸗-Ordens vierter Klasse, und der General⸗Landschafts— Rendant Quassowski im Namen der Landschaft und der Land⸗ Feuer⸗Societaͤt eine geschmackvoll gearbeitete silberne Vase. Von dem Vorgesetzten des Jubilars, dem Landschafts- und General— Feuer⸗Soecietaͤts-Direktor von Brandt, ging ein Schreiben ein, worin dieser ihm zu seinem Ehrentage Gluͤck wuͤnschte, und zu— gleich sein Bedauern daruͤber ausdruͤckte, daß er durch Kraͤnklich⸗ keit behindert werde, dem Feste persoͤnlich beizuwohnen.

Der Haupt-⸗Civil⸗-Bevoͤlkerungs⸗-Tabelle des Regierungs⸗ Bezirks Merseburg fuͤr das Jahr 1833 zufolge, sind in die— sem Jahre 12,475 Kinder mannlichen und 11,658 weiblichen Ge⸗ schlechts, uͤberhaupt 24,133 Kinder, geboren, dagegen g647 maͤnn⸗ lichen und 976 weiblichen Geschlechts, uͤberhaupt 18, 823 Indi— viduen, gestorben, woraus sich ein Zuwachs von 5310 Seelen ergiebt. Im Jahre 1832 betrug der Zuwachs nur 3769. Un— ter den 2,133 Gebornen sind 2456 uneheliche Kinder. Getraut wurden in den Städten 1833, auf dem Lande 3955, uberhaupt 5788 Paare. ;

Meteorologische Beobachtung. ; 1834. Morgens Nachmitt. Abends Nach einmaliger 2 Maͤrz. 6 Uhr. 2 Uhr. 10 Uhr. Beobachtung.

Luftdruck. 311, ar. S0, a d Par. Quellwärme 6, 2 0 R. Luftwaͤrme 1,59 R. 6,6 Y R. 7,5 9 N. Ius ü Thaupunkt T 1,80 R. 1,50 R. - 4,70 . F'luewarme 2, 9 R.

Dunstsaͤttg 75 pCt. bS pCt S0 pEt. Bodenwärme 2, 6 9 R. k regnig. regnig. adi ö Wolkenzug W. Niederschlag 0, o 15 Rh.

Berliner Börse. Den 3. März 1834.

Amtl. Fonds. und Geld- Gours- Zettel. (Preusc Cour.)

. e

1 St. Schuld- Sch. 4 83 974 , do. 4 11011

6 . 8 833 . 8 . n 9907 e r n, s , . r, s, . Pr. Engl. Obl. 30. 4 983 935 Kur, u. Neum. do., 4. io! y, 6 ö 54 2 3 1 46 Lurm. Obl. m. I. C. : st. C. d. K. u. N. 663 6 Int. Sch. do. 4 97 T. - Seh. d. K. u. N. ] 5 Berl. Stadt- Obl ] 4 994 Königsh. 86 1 , . ö 174 n Elbinger do. 42 97 Neue o. 18 Hanz? do. in Ih. 3 3 36 F riedrichsd'or.. 13 15 Woestpr. Pfandbt. 4] Si Disconto . . ... 1 311 41