1834 / 74 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

den Sehir 2 und den Haled Pascha im offenen Angriffe zu toöͤdten, den Azir Aga aber in Bagdad selbst zu greifen. 2 entfloh Masraf Mechmed Efendi nach Kurdistan, der Scheich aber und Jahja Pascha retteten sich in die Wuͤste. Diesen Letz— teren ersetzte Said Pascha in der Statthalterschaft von Mosul. Kiamilzade Mustafa Nazif Efendi, Minister der hohen Pforte und gewesener uh bedr der heiligen Staͤdte, ist auf die Bitte des Vice⸗Koͤnigs von Aegypten zu seinem Kapu⸗ Kiaja ernannt worden. 9 Idris Bey, Hussein Bey, Selim Bey, Osman Nureddin Bey und andere aus dem Dienste des Vice⸗Koͤnigs von Aegyp— ten in diejenigen des Sultans uͤbergegangenen Offiziere wurden kuͤrzlich befoͤrdert und ausgezeichnet. Die Tuͤrkische Hof-Zeitung erzaͤhlt, daß die beiden Ersteren von Mehmed Ali als Sklaven erkauft und dann von ihm wie Soͤhne behandelt worden seyen; daß Selim Bey und Osman Bey nun beide zu Pascha's und Generalen der regulirten Truppen ernannt, von ihm der Ehre der Verwandschaft wuͤrdig geachtet, zu hohen Wuͤrden erhoben und der Letztere fast seinem Sohne Ibrahim Pascha gleichge— stellt worden sey. Das Journal d'Odessa enthaͤlt folgende Notizen uͤber die Regierung des Osmanischen Reichs: „Alles, was man uͤber diesen Gegenstand in den Europaͤischen Handbuͤchern der Statistik und Geographie findet, beschraͤnkt sich darauf, daß die Ober⸗Verwaltung des Tuͤrkischen Reichs sich in den Haͤnden des Groß-⸗Mufti, des Groß-Wesir und des Divans oder diri—⸗ girenden Conseils befinde, welcher letztere aus den Haupt-Wuͤr— dentraͤgern des Reichs bestehe. Was die Mitglieder dieses Di— vans und ihre Functionen anbetrifft, so wird davon immer nur sehr wenig erwaͤhnt. Es wird daher nicht ohne Interesse seyn, wenn wir ein Verzeichniß der Groß-Wuͤrdentraͤger der Pforte geben; sie sind folgende: . Der Scheik-el-Islam oder Groß⸗ Mufti (Oberhaupt der Geistlichkeit und der Ulemas oder Rechts-Gelehrten): Mekki-Sadeh Musta— pha Assim Efendi. II. Der Sadre⸗-Asam oder Groß— Wesir (Chef der ganzen Civil- und Militair-Verwal— tung): ChadschiMehmed Emin Rehuff Pascha. 111. Mitglie— der des Divans fuͤr die Rechts-Angelegenheiten: 1) der Kadi ⸗Asker oder Ober⸗Richter von Natolien: Melek-Pascha—⸗ Sadeh Kadri Bey. 2) Der Kadi⸗Asker oder Ober⸗Richter von Rumelien: Arab-Sadeh Abdullah Efendi. Die Kadi⸗Askers wer— den unter den Ulemas gewaͤhlt und wechseln alle Jahre. IV. Die Minister erster Klasse und die mit dem Namen Rid— schas bezeichneten Beamten: 1) Der Chef aller Linien-Truppen und Kriegs-Minister: Seraskier Chosreff Mehmed⸗Pascha. 2) Der Chef oder Muschir der Garde: Achmed Fewzi⸗Pascha (der so eben als Botschafter zu St. Petersburg war). 3) Der Ka— pudan⸗Pascha oder Ober⸗Admiral: Tahir⸗Pascha. 4) Der Chef oder Muschir der Artillerie: Halil Rifat⸗Pascha. 5) Der Forik oder Divi⸗ sions⸗Chef der Garde: Achmet⸗Feti⸗Pascha; dieser befehligt die Garde in Abwesenheit des Muschirs. 6) Der Kiahaga Bey oder Mi— nister des Innern: Mohamed-Sahid-Perteff⸗ Efendi. 7) Der Reis Efendi oder Minister der auswärtigen Angelegenheiten: Chadschi Akif⸗Efendi. 8) Der Tschausch-Baschi oder Vollzieher der Urtheilsspruͤche des Divan: Nedschib⸗-Efendi; man kann ihn als einen Gehuͤlfen des Justiz-Ministers betrachten, denn der eigentliche Justiz⸗Minister ist der Groß⸗Wesir. 9) Der Hekim— Baschi oder Ober⸗Arzt: Beschtschet Efendi. V. Die Pforten— Beamten zweiten Ranges: 1) Der Nischandschi oder Staats⸗Secretair: Chadschi⸗Efendi; er ist des Sultans Privat⸗ Secretair und hat das Siegel in Verwahrung. 2) Der Def— terdar-Efendi oder Finanz-Minister des Reichs: Ali Bei. I) der Sareb-Chaneh-Emineh oder Schatzmeister der Einkuͤnfte des Sultans: Ali-Risa-Efendi. 4) Der Beiliktschi-Efendi oder Gehuͤlfe des Reis-Efendi fuͤr den exekutiven Theil seines Departements: Nuri⸗Efendi. 5) Der Amedschi⸗Efendi, ebenfalls ein Gehuͤlfe des Reis-Efendi, hauptsaͤchlich fuͤr den diplomati— schen Theil: Reschid Bei. 6) Der Tetrifatschi⸗Efendi oder Ober⸗Ceremonienmeister: Sahid⸗Bey. 7) Der Ewkaf⸗Nasiri oder Ober⸗Direktor der Wakufs oder des zu den Moscheen ge— hoͤrigen Eigenthums: Chadschi⸗Sahid⸗Efendi. 8) Der Pforten Dolmetscher Esrar⸗Efendi. 9) Der Muͤnz-⸗Direktor: Kasas⸗ Aretin, ein Armenier vom Gregorianischen Ritus.“

Griechenland.

Die Allgemeine Zeitung meldet: „Wir haben Nach— richten aus Griechenland, welche bis zum 3. Februar reichen. Ruhe und Ordnung im Lande dauerten fort. Se. Maj. der Koͤnig war von einer leichten Erkrankung vollkommen wieder hergestellt worden. Von den Regierungs-Blaͤttern, welche das Packetboot gebracht, enthaͤlt das vom 28. Dezember zuerst die Verordnung uͤber das Waisenhaus in Aegina. Die Anzaht der Waisen wird auf 100 wirklich vater- und mutterlose Kinder sol— cher Aeltern bestimmt, die im Kriege fuͤr die Unabhaͤngigkeit zu Grunde gegangen sind, empfaͤngt die Waisen von 7 bis 12 Jah ren, und entlaͤßt sie spaͤtestens mit dem 16ten Jahre. Sie werden fuͤr ein Handwerk erzogen und daneben im Lesen, Schrei— ben, Rechnen und der Religion unterrichtet, eben so im Plan— Zeichnen. Desgleichen befiehlt ein Königliches Dekret vom Iten Dezember in demselben Blatte die Errichtung einer Helle— nischen Schule in Nauplia von vier Klassen, in welchen, außer Alt und Neu-⸗Griechischer Sprache, in den beiden obern auch Lateinisch, und außerdem Religion, auch Arithmetik, Geo— graphie und Kalligraphie gelehrt wird. Im Gymnasium, wel— ches uͤber der Hellenischen Schule errichtet worden und vorlaͤu— fig zwei Klassen enthalten soll, geht dieser Unterricht fort und In noch die Deutsche und Franzoͤsische Sprache, Geschichte, Mathematik, dann die Anfangsgruͤnde der Physik, Chemie und Naturgeschichte. Als Direktor beider Schulen wird Herr Aso⸗ pios, aus Korfu berufen, als Lehrer die Herren Benthylos, Leontios, Ghinaka, Struoides, bis jetzt Lehrer an der Militair— Schule, und die beiden Secretaire im Interpreten-Bureau, Heu— mann und Herold, ernannt. Die Gehalte sind nicht angegeben, doch ist bestimmt, daß sie aus der Geistlichen Kasse bezahlt, und bis zur Bildung derselben, aus der Staats⸗Kasse vorgeschossen werden. Zugleich sind die ersten Blaͤtter einer neuen politischen Zeitung hier angekommen, die in Griechischer und Franzoͤsischer Sprache unter dem Titel: & Swri h, le Sauveur, herausgegeben wird. Sie wird in dem Theil der Königl. Druckerei, der dem Privat-Gebrauch bestimmt ist, gedruckt, und hat Hrn. Ch. Michalopulos zum Verfasser. Sie erscheint wöchentlich zweimal in Groß-Folio, mit dem Preis von 8 Spanischen Thalern fuͤr das Innere, 10 Spani— schen Thalern fuͤr das Ausland. Zur Deysse hat diese Zeitung ö rechten Hand „der Konig“, zur linken „die Freihelten der

ation“. In der Einleitung setzt sie auseinander, daß „wir in einer Epoche der Schaffung leben, an welche Mirabeau und Bolivar, Napoleon und Canning ihre Namen geknüpft haben.“ Fur Griechenland sey durch das Gluͤck dem Grafen Joh. Ka— podistrias ein Platz unter den Regeneratoren der Völker be— stimmt gewesen; aber er habe seine goͤttliche Bestimmung nicht

desmaligen Polizei⸗Praͤsidenten von Berlin der Rang eines Mi—

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begriffen und Griechenland habe durch neues Ungemach die Irr⸗ ]

thuͤmer seines Oberhauptes gebuͤßt. „Doch werfen wir einen Schleier uͤber die Vergangenheit. Sie kann nur noch als Bei— spiel und Lehre fuͤr die Zukunft dienen. Er muß begraben seyn fuͤr den Haß und die Sympathieen.“ Jetzt seyen die Wuͤnsche von Griechenland gekroͤnt, es habe einen Koͤnig aus dem Hause Ludwigs von Bayern, eine Regentschaft, „bestehend aus den er— fahrensten Männern von Bahern.“ Allerdings haben diese eine unermeßliche und schwere Aufgabe, „aber wir hoffen, daß die bestaͤndige Theilnahme der drei wohlthaͤtigen Maͤchte den Lauf der Regentschaft ebnen, und daß sie bis an das Ziel ein Volk nicht verlassen werden, welches sein Daseyn ihren edlen und menschenfreundlichen Anstrengungen verdankt. „Was uns anbelangt“, faͤhrt der Herausgeber fort, „so uͤberlassen wir der Zeit, zu entscheiden, ob die bis jetzt genommenen Maßregeln die geeigneteren waren fuͤr die gegenwärtige Lage von Griechen— land; aber dann allein werden wir das Werk der hohen Regent— schaft fuͤr gelungen und des Lobes wuͤrdig halten, wenn sie ihre Handlungen mit der Aufrichtung der nationalen Freiheiten be— siegeln wird.“ Weder werden die Herausgeber im Voraus Al— les billigen, was von der Regierung ausgeht, noch einen spste— matischen Widerstreit gegen sie n,, „König und natio— nale Freiheit“ sey ihr Wahlspruch, dem sie treu bleiben wuͤrden⸗“ .

.

w

Berlin, 13. Maͤrz. Die im heute ausgegebenen 4ten Stuͤcke der diesjährigen Gesetz⸗Sammlung unter Nr. 1505. ent— haltene Allerhoͤchste Kabinets-Ordre, betreffend die Berechnung des , in Konkurs- und Liquidations⸗-Prozessen, lau— tet also:

„Auf den Bericht des Staats-Ministeriums vom 16zten

d. M. will Ich, nach dessen Antraͤgen, die Zweifel uͤber die Berechnung des Werthstempels in Konkurs- und Liquidations— Prozessen nach den Vorschriften in §§. 11 und 19 des Stem— pel-Gesetzes vom 7. Maͤrz 1827 durch die Bestimmung besei— tigen:

daß der stempelpflichtige Werth in Konkurs- und Liqui—

dations-Prozessen nur nach demjenigen Betrage der Ak—

tiv-⸗Masse festzusetzen ist, welcher von den Glaͤubigern

in Anspruch genommen wird und zur Vertheilung un—

ter sie kommen soll; daß also in allen Faͤllen die zur

Perception kommende Passiv-⸗Masse, auch wenn sie we—

niger betragt als die Aktiv-Masse, zum Maßstabe des

zu erhebenden Prozeß-⸗Stempels zu nehmen ist. Das Staats-Ministerium hat diesen Erlaß durch die Gesetz— Sammlung bekannt zu machen, und Sie, die Finanz- und Justiz-Minister, haben hiernach die Behoͤrden mit Anwei— sung zu versehen.

Berlin, den 26. Januar 1831.

Friedrich Wilhelm.“ An das StaatsMinisterium.

Durch die zweite in demselben Blatte der Gesetz⸗Samm— lung enthaltene Allerhoͤchste Kabinets-Ordre vom 26. Januar d. J. wird die Bestimmung im . 5. des Rang-Reglements vom 7. Februar 1817 insoweit modisicirt, daß hinfuͤhro dem je⸗

nisterial Raths zweiter Klasse zustehen soll.

Welch ein lebendiges Interesse im Ziegenruͤcker Kreise (Reg. Bezirk Erfurt) seit der Besitznahme desselben fuͤr ein ver⸗ bessertes Schulwesen, obwohl der Kreis nicht zu den wohlhabend— sten gehoͤrt, vorwaltet, ergiebt sich aus folgenden Notizen: Seit dem Jahre 1828 sind sieben neue Schulstellen, in Blankenberg, Eß— bach, Bahren, Moxa, Reitzengeschwenda mit Neidenberga, Do— bian mit Seßla, und Bodelwitz errichtet, von den Gemeinden zum Theil mit reichlichem Einkommen versehen, und dem— nächst von der Koͤnigl. Regierung zu Erfurt bestaͤtigt worden. Neue Schulhaͤuser mit vorzuͤglicher Einrichtung und hinlaͤngli— chem Raume wurden seit gedachter Zeit erbaut in Blankenberg, Eßbach und Bodelwitz. Vorbereitet werden Neubaue, von de— nen bereits Risse und Anschlaͤge der Koͤniglichen Regierung zu Erfurt vorliegen, in Ziegenruͤck und Wilhelmsdorf. Ferner wer— den gegenwaͤrtig die Risse und Anschlaͤge zu Neubauten gefer— tigt: fuͤr die Schulen zu Ranis und Großkames dorf, so wie fuͤr die Vergroͤßerung der Schule zu Dobian. Bereits in den Jah— ren 1825 und 1826 sind in Dobian, Oepitz und Bahren fuͤr den Schul-Unterricht durch Privat-Lehrer drei Schul⸗Lokale er— baut worden.

Außer den 45,593 Personen, die, der in der Nummer 57 der Staats-Zeitung gegebenen Uebersicht zufolge, im Jahre 1832 von Koöͤln mit den Posten abreisten, sind auch noch (wie man von dort meldet) 18,903 mit den Dampfschiffen abgegan— gen, wonach die Gesammtzahl der Abgereisten sich auf 64,496 stellt. Im Jahre 1833 ist die Zahl der mit den Dampfschiffen abgereisten Personen bis auf 24,226 gestiegen.

Berichtigung. Im gestrigen Blatte der Staats-Zei— tung S. 290, Sp. 2, Z. 18 muß das Wort „in“ wegfallen.

Meteorologische Beobachtung.

1834. Morgens Nachmitt Abends z Nach einmaliger 12. Maͤrz. 6 Uhr. 2 Uhr. 16 Uhr. Beobachtung. Luftdruck. 341,0 o Par. 312, Par 12 869 Par. Quellwärme 6,5 R. uftwaͤrme 69 R. 4,7 9 R. 0,0 0 R. .. , ,. . 3 0 2 2 I 0 . K 8 Flußwärme 4,0 0 R. Dunstsaͤttg S7 pCt. 4 pCt. pCt. Bodenwärme 4,5 R. , 6 g er. 3 . Ausdünst. 0, o Rh. Wolkenzug Niederschlag 0.

Berlin er Börse. Den 135. März 1834. Amtl. Fonds- und Geld. Cours Zettel. (Prei /ss. Cour.)

FC. 62.

Dir e, Dr. St. Schuld- Sch. 4 985 98 I Grosshz. Pos. do. 41 IMM] Pr. Engl. Aul. 8.5 1635 Ostpr Pfandbr. 1899 Pr. Engl. Anl. 22.5 i103 Komm. do. 4 1063 Er. Engl. Obl. 3). 4 933 937 Kur- u. Neum. do. 4 106 Prim. Sch. d. Seh. 55 547 3chlesische do. 4 i105) Kurm. 9bl. m. I. C 4] 977 Klst. C. d. K. u. N. 66 Veum. Int. Sch. do. 4 977 Z. - Sch. d. K. u. N. j 67 Berl. Stadt- Obl. 4 99 Königsb. do. 4 98 Holl. vollw. Duk. 173 Elbinger do. 44 971 Neüe do. 183 Danz. do. in Ih. 36 Friedrichsd'or . 13 13 Woestpr. Pfandbr. 4 1 999 IDisconto . . ... 311 41

Wechsel- Cours.

2 Brier Geld. ͥ . . , , 250 FI. Rurꝝ ito J 250 Fl. 2 At. 14 J 300 Mk. Kurs 1525 152 j 3509 Mk. 2 At. 152 151 J . 1 LSt. 3 At. 6 255 6 233 1 300 Fr. 2 llt. 81 . m 150 . ö 2 . tos J . 3 K ,,, 150 EI. 2 At. 10533 —-— * . y,, . 190 ThIl. 2 Mt. 9 . 74. 1 100 Ihl. S Tage 1102 em e m mn . Frahkfart a. M. WZ. . . .. K 2 Mt. 1035 123 ame /// gterghnurs;- k 100 Rl. 3 Woch. 130 ö ,,, 600 FI. Kurz . .

Aus wür tige Börsen. Amsterdam, S. März

Niederl. wirkl. Schuld 50. “3 do. 855 Ausgesetzte Schuld- kann-ßill. 27. 413 Amort. 895. 531 8 711. Oesterr. 969. rens l'riimi eu - Scheine g5z. Russ. (v. 18253) —. (v. 1851; 9847 53 Spt. tir. 33 405. . ö . . Autwerpen, 7. Mürr-. Metall. 993. Span. 53 60. 38 409. Zinsl. 143. Neap. S873. Bran, 72. Holn. Loose

Wien, 8. Mär.

53 Met. 975. 43 do. S8. 13 23. Lank-Actien 14465. Hurt. Ohl.

1375. Loose zu 100 EI. —. ;

Königliche Schau spiele.

Freitag, 14. ö Im Opernhause: Zum erstenmale: D.

uͤrnberg, Oper in 3 Abtheilungen, ver. vpvaelchem Seine Koͤnigliche Hoheit in der Religion waren unter— Im Schauspielhause: Pour la sceonde représentation

Deutschen Herren in faßt und in Musik gesetzt von dem Freiherrn v. Lichtenstein.

Mr. Jerrmann: 1) Tartufle, ou: l'Imposteur, comédie en actes et en vers, par Molire. 2) La famille Jubutot, vaudeville en 1 acte. (Dans la premiere pièce, Mr. Jerrmauu remplira le röle de Tartusse.)

Köoͤnigstädtisches Theater.

Freitag, 14. Marz. Der Vielwisser, Lustspiel in 5 Akten, von Kotzebue. (Hr. Remmert, vom Stadttheater zu Bremen; Peregrinus, als Gastrolle.)

/ / ——

Neueste Nachrichten. Paris, 7. Maͤrz. Der Kaiserl. Russische Botschafter,

Graf Pozzo di Borgo, hatte vorgestern Abend eine Audienz

beim Koͤnige. Gestern arbeiteten Se. Majestät mit mehreren Ministern.

In der Pair s-Kammer wurden heute 4 Kommissionen zur Pruͤfung der zuletzt eingebrach en Gesetz-Entwuͤrfe ernanni. Diejenige, die sich mit dem Vorschlage wegen Wiederherstellung

der Ehescheidung beschaͤftigen soll, besteht aus folgenden 9 Mit⸗

gliedern: den Herren Caffarelly, Chabrol, Cornudet, Faure, Le— poitevin, Malhouet, Montesquiou, Germiny und Tripier. Herr Humblot-Conté entwickelte darauf seine Proposition uͤber die Verbesserung der Feldwege. Den Beschluß der Sitzung machten einige uninteressante Bittschriften-Berichte.

Die Debatte, die sich in der gestrigen Sitzung der De— putirten-Kammer auf Anlaß der Interpellation des Herrn Salverte erhob, endigte damit, daß Herr Salverte, auf die Be— merkung des General-Prokurators Herrn Persil, daß uͤber die Ereignisse des 23. Februar eine gerichtliche Untersuchung eingeleitet worden sey, seinen Antrag auf die Ernennung einer aus Deputirten bestehenden Kommission zu demselben Behufe wieder zuruͤcknahm, so daß die Kammer, wie auch mehrere Stimmen bemerkten, zwei ganze Sitzungen verbracht hat, um zu einem Resultate zu ge— langen, das so gut wie keins ist. In der heutigen Sitzung dieser Kammer berichtete zunaͤchst Herr von Remusat uͤber die beiden Gesetz-Entwuͤrfe, wodurch den Ministern des Krieges und der Marine auf ihre diesjährigen Budgets ein Zuschuß

von resp. 27 Millionen und 2, 100,000 Fr. bewilligt werden soll.

Der Berichterstatter stimmte fuͤr die Ermäßigung der ersteren Summe auf 21 Millionen. Die hiernaͤchst wieder aufgenom— mene Debatte uͤber das Municipal-Gesetz war von keinem er— heblichen Interesse.

In Verneuil (Eure-Departement) ist statt des verstorbenen Herrn Dulong der ministerielle Kandidat, Herr von Rane, mit

Treilhard, erhielt, zum Deputirten gewaͤhlt worden. Das Wahl Kollegium zu Orthez (Departement der niedern

Pyrenäen) hat an die Stelle des aus der Kammer ausgeschiede⸗

6 . . * j ö j je 2 ĩ 1. ! ) 8 . nen Herrn Lestapis den ministeriellen Kandidaten, Ingenieur, Garde ünd' der Linien- Truppen zurückgehalten? ; . lich, wer sind jene Assommeurs, jene in Blouse dete d Der neue Spanische Gesandte in London, Graf von Florida— Ind, ene Assommeurs, jene in Ylousen gekleidete und

Capitain Liadières, Ordonnanz-Offizier des Koͤnigs, gewaͤhlt. Blanca, ist auf seiner Reise dorthin am Zten d. M. durch Per—

pignan gekommen. Der Spanische Admiral Don Cayetano

Valdes hat gestern Paris verlassen, um sich nach Madrid zu begeben.

ö Das Englische Parlaments⸗Mitglied, Oberst-Lieutenant Fer⸗ gusson, ist in Paris angekommen.

w

ö . .

m die Koͤnigl. Bibliothek statt.

Berlin,

Allgemeine

renßische Staats-Zeitung.

Sonnabend den 15ten Maͤrz

1834.

Krentkt des Tages.

Berlin, den 14. Maͤrz 1834.

Heute erfolgte in dem Koͤniglichen Schlosse bei Seiner Kaoniglichen Hoheit dem Prinzen Wilhelm, in Gegenwart Seiner oͤniglichen Majestaͤt, der Durchlauchtigsten Aeltern, der Prinzen und Prinzessinnen des Koͤniglichen Hauses, des Hofes, der ho— hen Militair, und Civil-Behoͤrden, so wie mehrerer der hiesigen angesehenen Geistlichen, die Confirmation Seiner Koͤniglichen Hoheit des Prinzen Friedrich Wilhelm Waldemar, Soh—

nes Seiner Koͤniglichen Hoheit des Prinzen Wilhelm, Bruders Seiner Majestaͤt.

Diese heilige Handlung wurde durch den Wirklichen Ober— Konsistorial-⸗Rath und Hof-Prediger Theremin verrichtet, von

richtet worden. Koöͤnigliche Bibliothek.

In der naͤchsten Woche, vom 17ten bis 22sten d. M., fin— det, dem §. XIV. des gedruckten Auszugs aus dem Reglement gemäß, die allgemeine Zuruͤcklieferung aller entliehenen Buͤcher Es werden daher alle diejeni—

(. gen, welche noch Buͤcher der Koͤnigl. Bibliothek in Haͤnden ha— ben, hierdurch aufgefordert, dieselben an einem der genannten Tage, Vormittags von g bis 12 Uhr, zuruͤckzuliefern.

Der bisherige Land- und Stadtgerichts-Assessor Kehl ist zum Justiz-Kommissarius bei dem Land- und Stadtgerichte in Essen und zugleich zum Notar in dem Bezirke des Ober-Landes— gerichts zu Hamm ernannt worden. Im Bezirke der Koͤnigl. Regierung

zu Stettin ist der Kandidat der Theologie, Johann Friedrich Eugen Kuhse, zum Pastor in der Parochie Schön— beck, Synode Freienwalde, der Kandidat des Predigtamts, An— ton. Wilhelm Julius Backe, um Pastor in Kono, Spy— node Wollin, und der Prediger Munkel zu Uchtdorff zum Pastor der Parochie Stresow, Synode Bahn, ernannt worden.

seitungs⸗Nachrichten. Ausland.

Frankreich. Paris, 7. März. Nachdem Herr Salverte in der ge—

srigen Sitzung der Deputirten-Kammer zahlreiche Beschwer—

den angesessener und namhaft gemachter Pariser Burger uͤber

die von der Polizei am 23sten v. M. veruͤbten Gewaltthaͤtigkei— teen vorgelesen hatte, aͤußerte er sich am Schlusse seiner Rede in folgender Weise: „Nach dem, was ich so eben mitgetheilt habe, glaube ich mich ermächtigt, dem Minister des Innern mehrere

Fragen zu stellen. che die Menschlichkeit vorschreibt, was ist aus den Personen ʒgeworden, die man fuͤr todt auf dem Platze gelassen hat? (Eine

ö

fruͤh um 6 Uhr in seiner Wohnung verhaftet, und seine Pa-

piere sind in Beschlag genommen worden; er soll binnen . Stunden abreisen, um das Franzoͤsische Gebiet ganz und gar zu

verlassen.

Der Vikar von Moreac, Abbé Cadio, der Freund und

Vertraute Cadoudals und Guillemots, einer der Haupt-VBefoͤr=

derer der Chouanerie, der bereits seit 25 Monaten seine Kirche

verlassen hatte, hat sich kuͤrzlich dem Unter-Praͤfekten von Pon att; auch damals wurde, und eben so fruchtlos, eine Untersuchung

tivy unterworfen, und ist sofort vor den Praͤfekten des Depar— tements des Morbihan gefuͤhrt worden. auf die Landleute der dortigen Gegend einen tiefen Eindruck ge— macht.

6 Heute schloß 5proc. Rente pr. compt. 104. 35. fin cout. 104. 55. Coupon detaché. Zproc. pr. compt 78. 5. sin cour. 78. 20. 5proc. Neap. pr. compt. 93. 60. sin Cour. 93. 80. 5proc. Span. perp. 62. Zproc. do. 41. 5proc. Belg. 993. 5proe— Roͤm. 933.

Frankfurt a. M., 19. Maͤrz. Oesterr. 5proc. Metall. 99. g8z. Iproc. 395. so rz. 24proc, 533. 1proc. 2353. Br. Bank, Aktien 1520. 1518. Part. Obl. i39. 1383. Loose zu 100 G. 2608. Br. Holl. 5proc. Obl. von 1832 94. 9g4n9. Poln. Br. Preuß. Praͤm-Sch. 541. 549. 4proc. Anl. g23. G. proc. Span. Nente 61. 603. Zproc. do. perp. 408. 401.

Redacteur Cottel. *** n mm mmm

Gedruckt bei A. W. Hayn.

Dieses Ereigniß hat

Zuvoͤrderst, und dies ist eine Frage, wel—

sind deren keine geblieben!“ Hat man ih— geleistet? Die zweite Frage, die ich an den Winister richte, bezieht sich auf allgemeine Thatsa— chen. Bei allen Ereignissen, die die Ruhe der Haupt— stadt siören, sehen wir, daß diejenigen, welche Gewaltthaͤtigkeiten

Stimme: „Es nen Beistand

38 Stimmen? gegen 126, die der Kandidat der Oppofttion, Herr ö. ausüben, es in Gegenwart derer thun, die sie daran verhindern

könnten und muͤßten. Wie betruͤbend muß es nicht fuͤr unsere

rapfern Soldaten und fuͤr die National-Garde gewesen seyn,

selchen Unordnungen beiwehnen zu muͤssen, ohne ihnen ein Ende machen zu koͤnnen? Welche Gewalt hat den Arm der National— Ich frage end—

mit Stocken bewaffnete Leute gewesen? Wer hat sie geworben?

Wer ihnen Befehle ertheilt? Man wird mir wahrscheinlich ein— voenden, daß uͤber alle diese Dinge eine Unter suchung eingeleitet wor—

den sey; ich glaube in der That, daß auf die Bitten der mißhandelten Personen eine Instruction begonnen hat; aber eine Menge fruͤherer Thatsachen liefern uns den Beweis, daß unter gewissen Um—

Beiltegemäl ee nsnschfnéfCneral, Graf Soltyt, ist gestem stiaͤnden solche Untersuchungen zu gar nichts fuͤhren. Ich will

ur zwei Veispiele hiervon anfuͤhren. Im Jahre 1820 umgaben Leute, die mit Stocken bewaffnet waren, den Sitzungs-Saal

der Deputirten-Kammer und schlugen mehrere Deputirte der

Aposition; einige derselben wurden verwundet. Einer unserer ehrenwerthen Kollegen, Herr Keratry, hat mir selbst erzaͤhlt, daß er großen Gefahren ausgesetzt gewesen sey. Es wurde eine Untersuchung angestellt, die aber von gar keinem Erfolge war. Im Jahre 1526 fanden die bekannten Unruhen in der Straße St. Denis

eingeleitet. Wenn man auch behaupten wollte, daß die Behoͤrde mit den Urhebern der rohen Handlungen, die am 23. Febr. be— gangen worden, nicht einverstanden gewesen sey, so kann man doch unmöglich leugnen, daß sie sich die groͤßte Nachlaͤssigkeit hat zu Schulden kommen lassen. Da nun die gewoͤhnliche Rechtspflege ich in diesem Falle wieder als ohnmaͤchtig erweisen durfte, so bedarf es einer parlamentarischen Untersuchung, und darauf werde ich foͤrmlich antragen, wenn der Minister des Innern uns keine bestimmte und genügende Aufschluͤsse giebt.“ Der Minister des Innern bestieg hierauf die Rednerbuͤhne, und aͤußerte sich im Wesentlichen folgendermaßen:

„Meine Herren, Herr Salverte hat im Eingange seiner Rede

gesagt, daß er eine Pflicht zu erfuͤllen habe; ich erfuͤlle ebenfalls

JInterpell ationen zu Tküher thun konnte. om mener Sachkenntniß ein urtheil zu faͤllen, will ich Ihnen eine ; allgemein liebersicht der in der Hauptstadt stattgehabten Unruhen geben und die Ursachen und Beweggründe derselben andeuten. Zu⸗ or aber muß ich, um ein in Ihnen erregtes peinliches Gefühl zu

ine, indem ich mich beeile (Gelaͤchter), auf die an mich gerichteten antworten; ich bedaure sogar, daß ich es nicht Damit die Kammer im Stande ist, mit voll⸗

beschwichtigen, auf die Behauptung des Herrn Salverte, daß einige Personen getoͤdtet worden waͤren, antworten. Rein, m. H., Nie⸗ mand ist getoͤdtet worden, Niemand hat das Leben verlo⸗ ren; kein Degen ist gezogen worden. (unterbrechung. Eine Stimme „und die Stbͤcke!“) Ich wiederhole es, daß nach allen mir zugekommenen glaubwuͤrdigen Berichten Niemand getoͤdtet, und sogar kein einziger Bajonetstoß versetzt worden ist.“ (Neue Unterbrechung. Dieselbe Stimmen „Und die Stöcke!“ Der Praͤsident: „Ich bitte um Ruhe, meine Herren! Es waͤre die be— klagenswertheste Tyrannei, wenn man einen Minister zur Rede stel⸗ len, und ihn dann bei jedem Satze durch Murren und Bestreitung seiner Angabe unterbrechen wollte. Ich darf um so zuversichtlicher Ruhe erwarten, da man Herrn Salverte mit Aufmerksamkeit zuge⸗ hoͤrt hat“ Herr von Argout fuhr folgendermaßen fort. „Ser diesmalige Straßen-Aufruhr hatte zwei Zwecke: erstens, die Un— ruhen in Lyon zu unterstuͤtzen; und zweitens, dem Gefetze uͤber die offentlichen Ausrufer Hindernisse in den Weg zu legen. Die Unord— nungen, welche am Sonntag den 23. Februar stattfanden, bereiteten sich auf folgende Weise vor. Am Donnerstag den 20sten zog ein Haufen von 3 bis 409 Personen unter dem Rufe Es leben die Lyoner! Nieder mit der Censur! uͤber die Boulevards. Am folgenden Tage erzaͤhlten mehrere Journale, daß der Koͤnig plotzlich nach Fontainebleau abgereist sey, und bemerkten, daß diese Reise etwas ganz Außerordentliches zu bedeuten habe; zu gleicher Zeit verbreitete man, daß Marseille in Belagerungs-Zustand ver⸗ setzt worden sey, daß die Arbeiter in Lyon Wer leisteten, und daß die Regierung einen Straßen⸗Aufruhr zu veranstalten beabsich— tige. Am Freitag durchzogen wieder ungefähr 600 Personen unter demselben Geschrei die Straßen, und ließen auch den Ruf; Nieder mit dem Koͤnige! vernehmen Schon fingen die angrchischen Ge⸗ sellschaften an, sich zu versammeln; ich weiß ganz gewiß, daß in einer von einem Mitgliede der Gesellschaft der Menschen⸗Rechte praͤsidirten

Versammlung uͤber die Frage berathschlagt wurde, ob man Unordnungen

begehen solle; es scheint, daß man au jenem Tage noch nicht gehdrig vorbereitet war. Am Sonnabend verkuͤndeten einige Journale, daß sich Lyon im Aufstande befinde, daß die Aebeiter sich foͤrmlich orga= nisirt haͤtten, um der bewaffneten Gewalt Widerstand zu leisten, daß die Regierung zum Buͤrgerkriege aufreize, und daß, wenn die Ein— wohnerschaft von Lyon Stand hlelte, Paris nicht ruhig bleiben wuͤrde. Am Sonnabend Abend war die Aufregung großer, als an

den vorhergehenden Tagen; zahlreiche Zusammenrottungen bildeten

sich auf dem Boöͤrsen⸗ Platze; das aufrührerischste Geschrei: Nie⸗ der mit dem Könige! Nieder mit dem Tyrannen! (Gelaͤch— ter.) Es lebe die Republik! ließ sich vernehmen. Einige Agen⸗ ten der dffentlichen Gewalt wurden schwer verwundet; in⸗ dessen gelang es, die Haufen zu zerstreuen. In der Straße Montmartre erschien plötzlich ein mit Stoͤcken bewaffneter Haufen ah, ah! endlich!), der die Voruͤbergehenden angriff, und sich alle Arten von Gewaltthaͤtigkeiten zu Schulden kommen ließ. (Meh⸗ rere Stimmen: „Wer fuͤhrte denselben an?“) Wer diese Bande an⸗ fuͤhrte? Ein junger Mann, m. H., der ebenfalls mit einem Stocke bewaffnet war; er wurde verhaften und durchsucht, und man fand bei ihm eine Pistole und mehrere Patronen. (Bewegung im Cen— trum.) Mittlerweile war die Behoͤrde hinter den Plan der Ruhe— storer gekommen. Man wollte sich am Thore St. Martin versam— meln, um die offentlichen Ausrufer zu beschuͤtzen. Um S Uhr Mor gens bildete sich in der That an diesem Orte ein Hau— fen; ein gewisser Gisonne, derselbe, der in dem Prozesse we— gen des auf den Koͤnig im Jahre 1832 gerichteten Mord⸗ Versuches eine Rolle spielte, war auf einen Eckstein gestiegen, und erzaͤhlte dem versammelten Volke eine Menge falscher und beunru⸗ higender Geruͤchte. Die bewaffnete Macht zeigte sich, und wurde mit einem Steinhagel empfangen; die Polizei-Beamten, die sich an der Spitze derselben befanden, wurden getroffen, und ein Friedens- Michter, Herr Pascalis, wurde sogar gefährlich verwundet Ein un—

gluͤcklicher Greis, der ein von der Regierung erlaubtes Journal aus-

rief, wurde von den Angechisten geprügelt und zu Boden geworfen. Die Zusammenrottungen verbreiteten sich, und in der Rue du Temple ver— haftete man noch ein Mitglied der Gesellschaft der Menschen-Rechte; denn überall sindet man bei solchen Gelegenheiten Mitglieder dieser Gesellschaft. Zwischen s und 9 Uhr Abends rückte ein bedeutender Haufen unter dem Rufe: Es lebe die Republik! auf den Boͤrsen-Platz vor, wo im Laufe des Tages schon traurige Auftritte stattgefunden hatten, und hier reihen sich die von Herrn Salverte angefuhrten Thatsachen an. Herr Salverte hat von einem jungen Manne gesprochen, der durch einen Polizei-Agenten gefaͤhrlich verwundet worden sey. Die Sache verhält sich aber folgendermaßen. Eine Compagnie der Munieipal— (Garde war an der Seite des Platzes aufgestellt, die nach der Kolo— naden-Straße fuhrt, und hatte den Befehl, den Durchgang nach dieser Straße hin zu sperren. Hier nahet sich ein junger Rann, von einem zahlreichen Haufen gesolgt, und will sich gewaltsam Bahn brechen. Von den Munieipal-Gardisten zuruͤckgetrieben, erneuert er mit seinen Begleitern den Angriff, stuͤrzt bei dieser Gelegenheit zu Baden, und verwundet sich am Kopfe. Das ist der Todte, von dem man Ihnen erzaͤhlt Hat. Was ist aber aus diesem angeblichen Todten geworden? Als sich ein Stadt-Sergeant nähert, um ihm Beistand zu leisten, springt der Toste auf, zieht ein Messer, und verwundet den Stadt⸗Sergeanten. Lautes Gelaͤchter im Centrum.) Die Angabe, auf die ich antworte, ist also erdichtet und falsch; und wir werden wohl sehen, ob die Zeugen vor dem Richter bei dem beharcen werden, was sie luͤgenhafter Weise ausgesagt haben. Fuͤr jetzt genuͤge es, hier zu bemerken, daß die Ordnung wie durch einen Zauberschlag hergestellt wurde, als der Polizei- Praͤfekt die Chefs der sogenannten Gesellschaft der Thätigkeit, eines Zweiges der Gesellschaft der Menschen⸗Rechte, hatte verhaften lassen. Was die Polizei-Beamten betrifft, so darf ich sie nicht unter dem Drucke verleumderischer Beschuldigungen lassen; ich koͤnnte der Kam⸗ mer meine eigene Korrespondenz und die des Polizei- Praͤfekten mit den Subaltern-Beamten mittheilen, und sie wuͤrde sich uͤberzeugen, daß es an Empfehlungen, bei jeder Gelegenheit mit der groͤßten Mäßigung und Bühutsamkeit zu Werke zu gehen, nicht gefehlt hat. Ich fuͤr meinen Theil habe mich bei solchen traurigen Gelegen⸗ beiten nur immer zweier Mittel zu bedienen gesucht. Zuerst der Verhaftung. Wenn ein Komplott existirt, ohne daß jedoch die Ausfuͤhrung desselben schon begonnen hat, so verhaftet die Regierung und uͤberliefert die Verdaͤchtigen der Justiz. Die⸗ ses Mittel hat den Vortheil, die Ungluͤcklichen vor sich selbst zu schuͤtzen, und sie zu verhindern, sich noch straffaͤlliger zu machen. (Gelaͤchter zur Rechten Eine Stimme „Welche ruͤhrende Sorge!“ Wenn dies nicht ausreicht, so nimmt die Regierung zu einer zahlreichen Versammlung von Truppen ihre Zuflucht, und sel⸗ ten kommen in ihrer Gegenwart die strafbaren Versuche zum Aus⸗ bruch. Zuweilen ist allerdings die Behdrde gendthigt, der Gewalt Gewalt entgegenzusetzen; aber dann geschieht es mit den durch das Gesetz vorgeschriebenen Foͤrmlichkeiten, und alle guten Buͤrger raͤu⸗ men ein, daß die Beamten, die diesen schwierigen Auftrag zu vollziehen haben, dabei mit der groͤßten Maͤßigung zu

Werke gehen. Jetzt, meine Herrn, nachdem ich Ihnen die Rolle der bewaffneten Macht auseinandergesetzt, nachdem ich Ihnen ffsefft habe, daß mehrere Beamte schwer verwundet, daß ein unglücklicher Ausrufer beinahe ermordet, ein Stadt-Ser⸗ geant auf eine unwürdige Weise mißhandelt worden ist; nachdem ich Ihnen erklaͤrt habe, daß die Behoͤrde Waffen, Pistolen, Kara— biner, Patronen, kurz alle Werkzeuge eines Komplottes vorgefan⸗ den, und die Haupt- Anstifter jener Unruhen verhaftet und den Gerichten uͤberliefert hat; jetzt kann ich, sollte ich meinen, meine Aufgabe fuͤr gelbst halten. (Nein, nein!) Ich fuͤge noch hinzu, daß ich, als derjenige Minister, der fuͤr die innere Ordnung zu sorgen hat, bereit seyn werde, jeden Beamten, der seine Pflichten außer Acht gelassen und die Befehle der Behoͤrden uͤberschritten hat, den Gerichten zu uͤberliefern, sobald man mir die Schuldigen nennt. Als Beweig, daß die Behoͤrde ihre Pflicht erfuͤllt hat, und die luͤgenhaften Beschuldigungen nicht fuͤrchtet, mag es die⸗ nen, daß die Regierung sich beeilt hat, aus eigenem Antriebe eine ge⸗ richtliche Untersüchung einzuleiten. Ich beschraͤnke mich demnach fuͤr jetzt darauf, die gegen die Agenten der oͤffentlichen Gewalt erhobenen Anklagen zuruͤckzuweisen; ich erklaͤre, daß die angefuhrten That— sachen falsch und erdichtet sind, und daß jene Agenten meistentheils gezwungen waren, sich zu vertheidigen. Ueber das, was sich am Sonntag Mittag zwischen 12 und 2 Uhr auf dem Boͤrsenplatze zu⸗ getragen hat, bin ich noch einige Aufklaͤrungen schuldig. Es waren 5 Stadt⸗Sergeanten guf dem Platze vertheilt; 19 derselben waren in Uniform und 7 in buͤrgerlicher Kleidung; dieser letztere Umstand ist es, der zu den meisten Beschuldigungen Anlaß gegeben hat, und deshalb will ich noch naͤher darauf eingehen. Bei einer Emeute be⸗ finden sich diejenigen, welche gufrührerisches Geschrei ausstoßen und mit Steinen werfen, nie in den ersten Reihen; um in die Menge einzudringen, braucht man daher Personen in buͤrgerlicher Kleidung, denen weniger Widerstand geleistet wird Man befiehlt diesen Agen⸗ ten nicht, Sthcke zu tragen; da aber ihre Aufgabe nicht ohne Ge⸗ fahr fuͤr sie ist, da sie geschlagen, mißhandelt werden koͤnnen, und zuweilen sogar ihrem Leben gedroht wird, so erlaubt man ihnen eine Vertheidigungs⸗Waffe. Es hat sich ereignet, daß mehrere jener Agen⸗ ten geschlagen worden sind; sie haben dann den Angreifenden die Stoͤcke aus den Haͤnden gerissen und sich damit vertheidigt. Wenn sie bei dieser Gelegenheit die erlaubte Vertheidigung uͤberschritten haben, so sind sie im unrecht; welche , sie auch in ihrer Eigenschaft als alte Militairs geltend machen moͤgen denn man muß Unteroffizier gewesen seyn, um Stadt⸗Sergeant zu wer⸗ den wenn sie etwas Anderes gethan haben, als sich vertheidigen, so haben sie Unrecht gehabt und verdienen Strafe; aber zuvoͤrderst muß ihre Straffaͤlligkeit erwiesen werden. In der That, m. H., etwas Ruͤcksicht und etwas Achtung ist man den Maͤnnern wohl schuldig, die sich fuͤr die Aufrechthaltung der offentlichen Ordnung opfern. (Gelaͤchter auf mehreren Baͤnken.) Dies sind die Erklaͤrungen,

welche ich zu geben hatte, und die Lammer wird ohne Zweifel aus denselben folgern, daß der gewohnlichen n,, n. ihr Lauf gelassen wer⸗ den kann. Bevor ich die Rednerbuͤhne verlasse, bitte ich noch Herrn Salverte, der Justiz alle ihnr zugegangenen Dokumente vorzulegen, damit diese sich uͤberzeuge, ob dieselben von ehrenwerthen und glauh— d, ,. Buͤrgern, öder ob sie von solchen Leuten herrühren, de⸗ nen dle bestehende Ordnung der Dinge ein Dorn im Auge ist“ Murren und Gelaͤchter.)

Nach dem Minister bestiegen noch die Herren Baude, Mauguin, Drault und Cabet die Rednerbuͤhne, und un— terhielten die Kammer von den Vorfällen auf dem Boͤrsen-Platze. Der letztgenannte Redner, den die Centra nur mit vieler Muͤhe zu Worte kommen ließen, und dessen Erzählung von veruͤbten Mißhandlungen sie häufig durch lautes 4. unterbrachen, was der Praͤsident selbst fuͤr hoͤchst unschicklich erklärte, gab durch seine Anklagen zu einer Erwiederung des Herrn Persil Anlaß, worin derselbe erklaͤrte, daß alle Angaben von Ermor— dungen und lebensgefährlichen Verletzungen unwahr seyen, in— dem er es sonst als General-Prokurator sogleich fuͤr seine Pflicht gehalten haben wuͤrde, eine strenge Untersuchung dieserhalb an— zustellen: allein es sey in dieser Hinsicht auch nicht eine einzige Klage eingegangen. Der Weg, den Herr Salverte eingeschla— gen habe, um sich Dokumente uͤber die fraglichen Auftritte zu verschaffen, sey uͤbrigens ein unpassender und verwerflicher: denn man wisse, wie leicht sich manche Personen zu außer— gerichtlichen Erklaͤrungen verleiten lassen, und spaͤter vielleicht aus falschem Ehrgefuͤhl auf ihren ganz unwahren Aussagen be— harrten. Herr Odilo n-Barrot wuͤnschte, daß sich die Kammer vor der Hand bei der Erklarung des Ministers, daß eine gerichtliche Untersuchung eingeleitet sey, beruhigen moͤge. Wenn aber diese Untersuchung etwa, wie so manche andere, einschlafen, oder wenn ihr von Seiten der oberen Behoͤrde Hindernisse in den Weg gelegt werden sollten, so werde er ganz gewiß den Gegenstand wieder aufnehmen, und auf eine parlamentarische Untersuchung antragen. Obgleich nunmehr ein großer Theil der Versamm— lung ungeduldig den Schluß der Debatte verlangte, so wußte sich doch noch der General Jacqueminot Gehoͤr zu verschaffen, und aͤußerte sich folgendermaßen: „Ich gebe mein heiliges Eh— renwort, daß mir durchaus nichts von besoldeten Assommeurs bekannt ist. Man hat davon gesprochen, daß Kavallerie-Char— gen gegen die Volks-Auflaͤufe ausgefuͤhrt werden muͤßten; aber solche Chargen sind in einer Stadt wie Paris nicht moͤglich, außer etwa um Mitternacht, wenn Niemand mehr auf den Straßen zu sehen ist. Man wird die Neugierigen niemals ver— hindern, sich auf den Straßen zu sammeln; man wird es nicht verhindern, daß der Pariser , sagt: „„Ich will mit meinem Sohne nach der Emeute gehen!““ ((Gelaͤchter), oder daß die Frau sagt: „„Ich will meinen Mann nach der Emeute begleiten!““ (Staͤrkeres Gelaͤchter.) Herr Pérter sagte uns auch einmal, daß man den Emeuten um seden Preis ein Ende machen muͤsse. Ich erwiederte ihm darauf, daß Ka— vallerie⸗ Chargen das nicht bewirken koͤnnten; er moͤge selbst zu Pferde steigen, um sich davon zu uͤberzeugen. Herr Périer that es, und fand sich bald einem Haufen von ungefähr 10, 000 Per— sonen gegenuͤber, unter denen sich hoͤchstens 20600 wirkliche Ruhe— stoͤrer befanden. Man kann nicht daran denken, dergleichen Volks— Auflaͤufe durch Kavallerie-Attaken auseinanderzutreiben; man muß Agenten haben, die in die Gruppen eindringen und die Unruhestifter verhaften.“ (Unterbrechung. Der Präsi dent: „Vergoͤnnen Sie der ganzen National- Garde, sich durch das Organ ihres Chefs des Generalstabes ungestoͤrt aussprechen

zu duͤrfen.“ General Jacqueminot: „Die National⸗Garde,