1834 / 77 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

der am obigen Tage auf verschiedenen Punkten vorgefallenen Ge— fechte, und weiß nur mit einiger Bestimmtheit, daß die Generale Dom Miguels ihre aus fast lauter Linien- Soldaten und uͤber— haupt aus ihren zuverlaͤssigsten Truppen zusammengesetzte Haupt⸗ Kolonne auf die Bruͤcke von Villa nova gerichtet hatten; daß diese Kolonne dort mit einer numerisch schwächeren, aber von Saldanha in Person befehligten Abtheilung Portugiesischer Kern⸗ truppen Donna Maria's ,,, zLͤdaß das Gefecht nur kurz, aber aͤußerst heiß und blutig war; und daß endlich, in Folge eines gründlichen Choks der beiderseitigen Infanterie, die Trup— pen Dom Miguels durchbrochen und in Unordnung uͤber das Defilée zuruͤckgeworfen wurden. Die weitere Entwickelung der beiderseitigen Operationen steht nun zu erwarten; der Gang die— ser Operationen duͤrfte aber um so schwieriger vorher zu berech— nen seyn, als einestheils die Geschichte des ganzen jetzigen Krie— ges in diesem Lande den Beweis liefert, daß die Portugiesi— schen Generale in der Regel das Gegentheil von dem unter— nahmen, was die allgemeinen Grundsaͤtze des Krieges vorzuschrei— ben schienen; und daß anderentheils die Ausdauer und Hinge— bung des Portugiesischen Soldaten gleichfalls die Anlegung jedes gewöhnlichen Maßstabes verbietet. Das Gefecht von Villa nova giebt uͤbrigens einen neuen Belag zu der schon mehrmals in mei— nen fruͤheren Schreiben aufgestellten Bemerkung ab, daß die Infanterie Dom Pedros im Ganzen mehr innern Halt als diejenige Dom Miguels hat. Ein kombinirtes System von Posten- und kleinem Kriege duͤrfte daher dem Interesse der Sache Dom Miguels weit mehr zusagen, als wenn seine Generale fortwaͤh— rend den Erfolg , Gefechte in offnem Felde versuch— ten. Die Operationen der Armee Dom Pedros scheinen uͤbri— gens in der letzten Zeit nicht allein durch die Anstrengungen des Gegners, sondern auch wesentlich durch die Uneinigkeit ge— lahmt worden zu seyn, die sich zwischen dem Kriegs-Minister Freire, der in der Intrigue mehr als im Kriege bewandert ist, aber sich in dem persoͤnlichen Vertrauen Dom Pedros festzusetzen gewußt hat, und dem Marschall Saldanha eingeschlichen hatte. Mar— schall Saldanha soll nicht besonders praktische politische Ansichten hegen, aber sein Name knuͤpft sich eng an die Hauptthaten der Portugiesischen Waffen in dem Kriege von 1809 1814; ihm gebuͤhrt ein guter Antheil an der Behauptung Porto's; er be— sitzt das Vertrauen der Armee Dom Pedro's in einem hoͤheren Grade als irgend ein anderer General, und muß als das eigent— liche Schwert der Sache Donna Maria's angesehen werden. Es duͤrfte daher vorherzusehen seyn, daß, wenn jener Streit sich verlaͤngerte, Freire, ungeachtet seiner Hofgunst, dennoch am Ende dabei unterlaͤge. Die hiesige Chronica fahrt rastlos fort, Ab— druͤcke von diplomatischen, aus dem geheimen Archive Dom Mi— guels entnommenen Attenstuͤcken zu liefern. Der fuͤr diese Pu— blicirung gewaͤhlte Zeitpunkt scheint hinlaͤnglich anzudeuten, daß die dabei zu Grunde liegende geheime Absicht dahin geht, ver— mittelst der darin enthaltenen Offenbarungen den Engli— schen Tories mehr oder weniger die Haͤnde hinsichilich der etwa im Parlamente in Betreff der Portugiesischen An— gelegenheit zu verlangenden Explicationen zu binden. Das Pu— blikum lernt aus jenen Aktenstuͤcken uͤbrigens im Wesentlichen nur, daß der Regierung Dom Miguels anderthalb Jahre hin— durch die Anerkennung Englands um den Preis einer politischen Amnestie angeboten war und zuletzt Lord Beresford nur eine beglaubigte Ausfertigung dieser Amnestie erwartete, um sofort auf einem schon ganz segelfertig gehaltenen Linienschiffe, als Bot— schafter Großbritaniens, nach Lissabon abzugehen; daß aber eine unbegreifliche Illusion hinsichtlich der allgemeinen Sachlage, selbst nach der Juli⸗Revolution in Frankreich, das Conseil Dom Miguels mit der Ausfertigung des erforderlichen formellen Akts jener Amnestie zoͤgern ließ, bis der Fall des Wellingtonschen

sinisteriums die Verhältnisse vollig aͤnderte und nun, statt Lord Beresford als Botschafter, Herr Hoppner als Konsul nach Lissabon abging. In den ziemlich wortreichen Kommenta— ren, welche die Chronica uͤber diese Verhandlungen liefert, faͤllt es derselben inzwischen durchaus nicht ein, die so naheliegende Nutz-Anwendung von der Raͤthlichkeit eines Amnestie⸗- und Ver— schmelzungs-Systems auf ihre eigene Partei zu machen. Sie beschraͤnkt sich darauf, aus einigen aufgedeckten Intriguen der Agenten Dom Miguels gegen einander die Folgerung zu ziehen, daß die Partei, deren Wortfuͤhrer sie ist, nicht allein durch end— lose persoͤnliche Intriguen gespalten sey, sondern daß dies unge— faͤhr im naͤmlichen Maße auch mit der Gegen-Partei der Fall ware, ein Gestaͤndniß, woraus dem unparteiischen Beobachter zu folgern erlaubt ist, daß es sich hier von einer National-TEigen— thuͤmlichkeit handele.

land.

Berlin, 16. März. Des Koͤnigs Majestaͤt haben der evangelischen Gemeinde zu Döbern im Kreise Torgau zur Be— endigung ihrer Kirchen- und Schulbauten eine nochmalige Bei— huͤlfe von 500 Rthlr. als ein Gnaden-Geschenk mittelst Allerhoͤch— ster Kabinets-DOrdre vom 1. Februar d. J. zu bewilligen geruht.

Der Ober⸗Prokurator v. Collenbach in Köln bringt, gemäß Weisung des Herrn Geheimen Staats- und Justiz-Ministers von Kamptz Excellenz, nachstehendes Reskript zur oͤffentlichen Kenntniß: „Da die verwerflichen und strafbaren Zwecke und Bestrebungen der burschenschaftlichen und gleiche Richtungen verfolgenden an— dern geheimen Verbindungen durch die in den verschiedenen Deutschen Bundes-Staaten verhaͤngten Untersuchungen vollstaͤn— dig erwiesen sind, so werden die gegen dieselben bestehenden Verbote und Gesetze unnachsichtlich auf das Strengste zur Aus— fuͤhrung gebracht werden. Des Königs Majestaͤt . in

landesvaäterlicher Fuürsorge zugleich Maßregeln angeordnet, um solchen strafbaren und fuͤr so manches Familien“

Gluͤck bereits so nachtheilig wirkenden geheimen Verbindun— gen und Umtrieben vorzubeugen und zu verhüten, daß junge Männer das Opfer der Verfuͤhrung zur Theilnahme an denselben werden. Zu diesen Maßregeln . auch, so viel die Studirenden der Rechte betrifft, die Bestimmung, daß diejenigen, welche an burschenschaftlichen Verbindungen Theil genommen ha— ben, falls sie zur praktischen Vorbereitung zum Staatsdienst uͤberhaupt zugelassen seyn sollten, zu diesen Vorbereitungen, mit— hin als Auskultatoren und Referendarien, nur bei Gerichts-Be— hörden in entfernteren, vom Justiz-Minister zu bestimmenden Pro— vinzen, die Universitaͤtsstaͤdte stets ausgeschlossen, nicht * in denjenigen Provinzen, in welchen sie mit Verbindungs-Genossen oder mit der Universitaͤt, auf welcher solche Verbindung fortwu— chern konnte, zugelassen und von der einen Stufe zur andern und demnaͤchst zur wirklichen Anstellung nicht anders als auf bestimmte Versicherung des Gerichts-Vorgesetzten uͤber ihre gesetzmaͤßigen Gesinnungen befoͤrdert werden sollen. Die an soschen Verbin⸗ dungen betheiligten . Rheinlaͤnder wuͤrden hiernach, falls sie durch diese Theilnahme die Anstellungs faͤhigkeit uͤberhaupt nicht verwirkt haben sollten, als Auskultatoren und Referendarien nur bei einer Gerichts⸗Behoͤrde in den oͤstlichen Provinzen, mit

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Ausschluß der Universitats-Staͤdte, zugelassen werden koͤnnen. Obgleich von der rechtlichen und treuen Denkungsart der Rhein laͤnder uͤberzeugt, daß sie der Theilnahme an solchen verwerfli— chen Verbindungen sich enthalten werden, bringe ich dennoch zur Warnung diese Allerhoͤchste Bestimmung zur oͤffentlichen Kenntniß. Berlin, 2. März 1834. Der Justiz⸗Minister (gez.) v. Kamptz .“

In Achen ist am 10ten d. M. Se. Excellenz der Ge— neral⸗Lieutenant von Pfuel angekommen.

Berichtigungen. In der Nachschrift zum gestrigen Blatt der Staats⸗-Zeitung, 3. 23, lies „vorletzten“ statt „vo— rigen und S. 301, Sp. I, 3. 47 „Fraction“ statt „Faction“.

Die Bruͤder Eichhorn.

Als wir von diesen beiden kleinen Virtuosen nach ihrem ersten Auftreten Bericht erstatteten, mußten wir uns darauf be— schraͤnken, von ihren Kuͤnsten Nachricht zu geben; jetzt sind wir, nachdem wir sie oͤfter auf der Koͤnigstaͤdtischen Buͤhne und in Privat-Zirkeln gehort haben, im Stande, auch von ihrer Kunst nur Ruͤhmliches zu melden, und wir nehmen keinen Anstand, diese ernsteren Leistungen fuͤr bei weitem bedeutender zu halten, als jene, obgleich sehr gelungene Nachahmung Paga⸗ ninischer Kunststuͤckchen. In der Kunst sind nicht die Spiele— reien, sondern das Spiel das Entscheidende, wenn auch die ersteren das Publikum zu lebhafterem Beifall hinreißen. Von dem eilfjaͤhrigen Ernst Eichhorn hoöͤrten wir aus einigen der schwierigsten Konzerte von Spohr, Rode, Caliwode u. A. die Adagio's mit so innigem Gefuͤhl, die Allegro's mit einem Ge— schmack, wie sie nur bei dem ausgebildeteren Kuͤnstler gefunden werden, vortragen, und schon die Wahl der Stuͤcke zu dem Konzert, welches die Bruͤder morgen Abend (Montag den 17ten) im Saale des Schauspielhauses geben werden, zeugt dafuͤr, daß die Knaben, zumal der altere, sich bereits mit den groͤßten Mei— stern vertraut gemacht haben. Wir durfen daher auf diese Lei— stung zum Voraus als auf etwas Ungewoͤhnliches und Außer— ordentliches aufmerksam machen. r

Verzeichniß der Vorlesungen, welche auf der Koͤniglichen Thierarznei-Schule im bevorstehenden Sommer-Semester vom 24. April an gehalten werden.

1) Herr Ober-Stabs-Roßarzt und Professor Naumann wird Montags und Dienstags von 2 3 Uhr allgemeine Pattzologie, Mittwochs und Donnerstags allgemeine Therapie und Arzneimittel— Lehre, Freitags und Sonnabends in denselben Stunden die Lehre vom Exterieur vortragen. .

2) Herr Professor Dr. imed. Reck leben, Privat-Docent an der hiesigen Universitaͤt, wird Mittwochs und Donnerstags von 1 12 Uhr Diaͤtetik, Freltags und Sonnabends in denselben Stunden uber die Seuchen der Hausthiere lesen. Von 1 2 Uhr Nachmittags am Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag wird Derselbe uͤber Gestuͤts-Kunde Vorlesungen halten.

) Herr Professor hr. med Gurlt halt Montags, Dienstags, Donnerstags und Freitags von 10 11 Uhr uͤber allgemeine Natur⸗ Geschichte, Montags, Dienstags, Donnerstags und Freitags von 1 12 Uhr uͤber Phystologie, so wie Montags und Mittwochs von 2 —3 Uhr uͤber Osteologie Vorlesungen. Ferner haͤlt Der⸗ selbe am Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 3 44 Uhr Nachmittags Vortraͤge uͤber Botanik, macht woͤchentlich eine botanische Erkuͤrsion und haͤlt Demonstrationen auf dem zoologi— schen Museum. l .

4) Herr Professor Dr. med. Hertwig haͤlt Montags, Dien⸗ stags, Mittwochs und Donnerstags von 3 4 uhr Vorlesungen und Repetitionen uͤber allgemeine Ehirurgie und uͤber Arzneimittel Lehre täglich von 6 T Uhr Abend. Derselbe ertheilt ferner taglich von 7—9 Uhr Vormittags und von 4 —5 Uhr Nachmittags Unterricht im Krankenstalle.

5) Herr Apotheker und Lehrer Erdmann leitet taͤglich die pharniaceutischen Arbeiten in der Schul-Apotheke. Derselbe haͤst Mittwochs und Sonnabends von 19 12 Uhr uͤber Pharmakologie und Formulare, und Dienstags, Donnerstags und Sonnabends uͤber Physik Vortraͤge und Repetitionen.

6) Herr Kreis Thierarzt und Repetitor Spinola wird taͤglich Vormittags von 9 10 Uhr praktischen Unterricht uͤber die Krank⸗ heiten der Hunde und kleineren Hausthiere ertheilen, Montags und Dienstags von 11 12 Uhr uͤber die Lehre von den Seuchen der Hausthiere, und Mittwochs und Sonnabends von 3 4 Uhr uͤber allgemeine Pathologie und Therapie Repetitionen halten.

7) Mittwochs, Freitags und Sonnabends von 10 141 Uhr wer⸗ den Repetitionen uͤber Diaͤtetik und Exterieur des Pferdes, und Montags und Mittwochs von 2 3 Uhr uͤber Gestuͤt⸗Kunde durch einen noch zu bestimmenden Repetitor gehalten.

8) Herr Dr. philps. St drig, 'rofessor exträordinarius an der Universitaͤt, wird woͤchentlich dreimal, des Montags, Mittwochs und Freitags von 3 4 Uhr, aber Zuͤchtung und Pflege des Schaf— viehes, dessen Krankheiten und deren Heilung, Vortraͤge halten.

95 Herr Professor Bürde haͤlt dreimal woͤchentlich, Dienstags, Donnerstags und Sonnabends Nachmittags von 3 4 Uhr, Vor⸗ trage uͤber die Proportionen der Theile des Pferdes und der damit verbundenen Gegenstaͤnde.

10) Der Vorsteher der Schmieden, Herr Thierarzt Müller, wird Mittwochs und Sonnabends von 3 4 uhr uͤber die Schmiede⸗ kunst Vortrage halten und die praktischen Uebungen in der Instrae— tions-Schmiede leiten.

11) Herr Registrator Toͤnnies wird Yienstags und Freitags von 5 7 Uhr Abends zu schriftlichen Styl Uebungen Anleitung geben.

Meteorologische Beobachtung.

1834 Morgens Nachmitt. Abends J Nach einmaliger 1 16 Uhr. Beobachtung.

Luftdruck 333,6 ö Par. zd, Par 339, 6 Par Quellwarme 6,6 o R. Luftwaͤrme ö 1 1 R. 4 60 7 R. 22 155 9 R. FIlusiwär . Thaupunkt * 866 9 R. 9, * 9 n. . 09, * 9 R. Flußwärme 4, 0 ö R. Dunstsaͤttz. 83 pęt. 34 pCt. 79 pCt. Bodenwärme 3,7 9 R. Wetter. neblig. heiter. J . Wind ..... 869 a5 NO. Ausdünst. G, 0 4 8 Rh. Wylkenzug 3 On d. . Niederschlag 0.

Anus würtig e Börsen. Amsterdam, 11 März

Niederl. wirkl. Schuld 50. 553 do. 953. Ausgenetzte Schuld

kKanz- Bill. 23. 418 Amort. 895. 318 713. OQesterr. 96n, Preuss

krrümien- Scheme g6z. Rugs, (v. 18253) —. (v. 1831] 9513 53 Span.

13. 38 40 ö. Antwerpen, 10 Müræ.

Metall. 97. Spun. 58 64. 38 41. Zinsl. 14 Nep. S7/6. Rrns.

—. Poln. Loose —. ; London, 11. Mir.

3535 Cons. 914. Bras. 733. Span. 38 41d. Holl. 53 97. 218 50. 9 3 7 . 7

Part 635z. Russ. 10d. Belg. 99. Griech. 30. Wien, 11. Mürg.

53 Met. 9716. 48 do. 8Ssz3. Rank-Actien 1250. Hart- Obi. 157.

Loose zu 100 FI. 2014.

Königliche Schauspiele. .

Montag, 17. Maͤrz. Im Schauspielhause: König Man,. fred, historische Tragoͤdie in 5 Abtheilungen und einem Vor, spiel, von Raupach. ö

Dienstag, 18. Maͤrz. Im Opernhause: Zum erstenmall wiederholt: Die Deutschen Herren in Nuͤrnberg, Oper in 3 Ab, theilungen, mit Tanz. Text und Musik von dem Freiherrn vos Lichtenstein.

Im Schauspielhause: La seconde représentation de: Ber. trand et Raton, ou: Part de Conspirer, comédie nouvelle en 5 actes et en prosc, par Scrihe.

Mittwoch, 19. . Im Opernhause: Das erste Debut komisches Gemaͤlde in 3 Abtheilungen, von L. Angely. Hierauf Die Maskerade, komisches Ballet in 1 Akt. F. Elsler werden hierin tanzen.)

Im Schauspielhause: Franzoͤsische Vorstellung.

Königstädtisches Theater. .

Montag, 17. Maͤrz. Zum erstenmale wiederholt: Johann!

von Montfaucon, Schauspiel in 5 Akten, von Kotzebue. * Dienstag, 18. Maͤrz. Zum erstenmale: Die Englaͤnder in Paris, Posse in 4 Akten, von Charlotte Birch-Pfeiffer. Vorher, Zum erstenmale wiederholt: Hedwig, die Banditenbraut, Dramg in 3 Akten, von Th. Koͤrner. (Hr. Wacker, vom Deutsche; Theater zu Triest: Rudolph, als Gastrolle.)

Nen ste NR hchri th ten

Paris, 10. Maͤrz. Gestern praͤsidirte der Konig in einen! drittehalbstuͤndigen Minister-Rath. .

Der zum Spanischen Gesandten am Großbritanischen Hoff. ernannte Graf von Florida Blanca ist auf seinem Wege nach London hier angekommen. J

Morgen wollen die Oppositions-Mitglieder Herrn Dupom von der Eure ein großes Fest geben; die Zahl der Subskribenten belief sich gestern schon auf mehr als hundert.

Das Journal de Paris klagt daruber, daß die Zeitun ! gen wieder den Todesfall des Herrn Lechevallier dazu benutzten, die Leidenschaften aufzuregen, ohne erst die gerichtliche Untersu chung der Sache abzuwarten; es giebt zu, daß Herr Lechevallier, obgleich er nichts Arges im Sinne gehabt, von einem Bajonett, stich der Municipal-Garde verwundet worden, mißt aber ihm allein die Schuld bei, weil er sich durch unzeitige Neugier habe verleiten lassen, sich auf einen Punkt zu begeben, wo sich zwi⸗ schen den Unruhestiftern und einem Peloton der Municipal-Garde ein hitziger Kampf entsponnen hatte; die Agenten der oͤffentlichen Gewalt haͤtten sich dort in der Lage gesetzlicher Vertheidigung

befunden, und ihre geringe Anzahl und die Verwirrung, die an dem Orte geherrscht, machten es erklaͤrlich, wie Herr Lechevallier, da er sich in das Gedraͤnge gemischt, habe verwundet werden koöͤnnen.

Gestern hat die Polizei in einem Hause in der Straße Mi— chel-le⸗Comte an 1000 neu gegossene bleierne Kugeln und 309 Patronen in Beschlag genommen; ein Individuum, das der Theilnahme an der Fabrication dieser Gegenstände verdächtig war, ist verhaftet und auf die Polizei-Praͤfektur gebracht worden.

Die Ausbesserungen an dem Dreidecker „Montebello“ auf der Rhede von Toulon gehen sehr schnell von Statten, und man glaubte, daß das Schiff am 19ten oder 15ten d. M. aus dem Bassin wuͤrde auslaufen koͤnnen. .

Die letzten hier eingegangenen Briefe aus Madrid rei. chen bis zum 1. Marz. Das Journal des Débats au ßert sich solgendermaßen uͤber die Verhaͤltnisse in Spanien:; „Die Gemuͤther waren sehr aufgebracht uͤber die Verzoͤgerung der Publication des auf die Einberufung der Cortes bezuͤglicher Dekrets; doch deutete noch nichts eine so ernstliche Gaͤh⸗— rung an, wie sie nach einigen Blaͤttern in Spanien herrschen soll. Der Aufstand in Biscaya scheint keine bedeutende Fortschritte zu machen. Freilich ist die Ruhe in diesen Provin⸗ zen noch lange nicht hergestellt; aber es ist wohl etwas uͤbertrie⸗

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ben, wenn man diese Ereignisse als eine drohende Gefahr fuͤ . die Befestigung der Regierung der Koͤnigin darstellt, da gan

Spanien, mit Ausnahme dreier vermoͤge ihrer Gesetze und Gt bräuche kaum Spanisch zu nennender Provinzen, fortwährend? vollkommener Ruhe genießt.“ In einem der oben erwaͤhn ten Schreiben heißt es: „Ein Dekret vom Zösten vori gen Monats befiehlt, daß erledigte Stellen unter den Zoll-Beamten nicht eher wieder besetzt werden sollen, als bis die Reformen, welche jetzt im Gange sind, beendigt sen werden. In Folge einer vom 2ästen datirten Verordnung sol, . vom 7. Mai 1835 an, der mit dem Handels-Hause Inigo Espe⸗ lita in Bordeaux mit Bezug auf das Quecksilber abgeschlossen Kontrakt aufhoͤren, und die Veckaͤufe sollen inskuͤnftige licita tionsweise vor der Verwaltung des Tilgungs-Fonds und unte Leitung des Finanz-Ministers stattfinden. Es scheint auch ge wiß, daß noch ein anderes Dekret bereits unterzeichnet ist, wo durch allen Spanischen Fluͤchtlingen, die noch von der Amnest . ausgeschlossen sind, gestattet werden wuͤrde, in ihr Vm . terland zuruͤckzukehren, so daß sich also auch der Generl Mina nach Spanien begeben und seinen Rang als Gener!! Lieutenant wieder einnehmen koͤnnte. Man glaubt, daß die Re gierung sich entschlossen habe, die Cortes baldigst einzuberufen, und daß die Sitzungen oͤffentlich seyn werden. Don Carlos be muͤht sich noch immer, eine Macht zusammen zu bringen, um damit in Spanien einzuruͤcken. Er hat an den General Isidor geschrieben und ihn aufgefordert, seine Rechte auf dan Thron anzuerkennen; aber der General befoͤrderte del Brief augenblicklich an den Kriegs-Minister. Der Oberst verließ am 11ten v. M. Corunna und marschirte mit 5600 Man in das Hauptquartier des Generals Morillo. Das Bla „Estrella“, welches Herrn Zea als Organ diente und von Afran cesados redigirt wurde, hat zu erscheinen aufgehoͤrt.“

Heute schloß 5proc. Rente pr. compt. 104. 25. Gn eour 104. 45. Coupon detaché. Zproc. pr. compt 78. 5. sin com- . 78. 20. 5proc. Neap. pr. Compt. 93. 65. sin cour. 93. 80 sproc. Span. perp. 621. 3Zproc. do. 403. Hproc. Belg. 993. Hprot. . Roͤm. —. .

Frankfurt a. M., 13 Maͤrz. Oesterr. 5proc. Metall. 98; 9813 4proc. S89z. S9. 21proc. 53. 1proc. 23. Br. Ban Aktien 1518. 1516. Part.‘ Obl. 139. 1383. Loose zu G. 208. Br. Holl 5proc. Obl. von 1832 9413. 941.

L. 624. Br. Preuß. Praͤm ⸗Sch. 543. 545. 4vroc. An. g2z. G. 5proc. Span. Rente 61]. 613. Zproc. do. perp. 403. 10

Redacteur Co tel. .

.

ö ö .

Gedruckt hei W. Hayn. ö

man zu Ehren bringen will.

Ministerium sehr.

Weise zu erklaren versucht.

in Umlauf brachte.

Allgemeine

Preußische Staats- Zeitung.

Berlin, Dien stag den 18 ten

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Marz

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Se. Koͤnigl. Majestaͤt haben den Regierungs-Praͤsidenten von Reiman zum Mitgliede des Staats-Raths Allergnaͤ— digst zu ernennen geruht,

Ge. Koͤnigl. Majestaͤt haben Allergnaͤdigst geruht, den seit— herigen General, Prokurator Ruppenthal in Koln zum Praͤ— sidenten der dortigen Regierung zu ernennen.

Se. Majestaͤt der König haben den Ober-Landesgerichts— Rath Theodor Moritz Möller in Frankfurt zum Geheimen Justi Rath n ernennen und die fuͤr denselben ausgefertigte Bestallung Allerhoͤchsteigenhaͤndig zu vollziehen geruht.

Des Koͤnigs Majestaͤt haben geruht, den Land- und Stadt—

. richter, Ober-Landesgerichts-Assessor Giese zu Kreuzburg, zu— gleich zum Kreis-Justizrath zu ernennen.

Der bei den Untergerichten des Teltow-Storkowschen Krei—

ses angestellte Justiz⸗Kommissarius Hellhoff zu Mittenwalde Et zugleich zum Notar im Departement des Koͤnigl. Kammer,

gerichts ernannt worden.

Zeitungs Nachrichten. 8 ö.

Ausland.

Feantrei chr

Paris, 10. Marz. Gestern Abend um 11 Uhr begab sich der Marschall Soult nach den Tuilerieen, und hatte eine Audienz beim Koͤnige, die uͤber eine Stunde dauerte.

Seit langer Zeit hat man nicht einen so starken Schriftwechsel zwischen der Franzoͤsischen Gesandtschaft in London und dem Ka— binet der Tuilerieen bemerkt, als in den letzten Wochen. Es vergeht fast kein Tag, wo nicht der Herzog von Broglie oder der

Koͤnig selbst Depeschen aus London erhaͤlt, und oft laufen deren

gleichzeitig im Schlosse und in dem Hotel der auswärtigen An— gelegenheiten ein. Gestern Abend erhielt der Herzog von Brog— lie eine Depesche vom Fuͤrsten Talleyrand, womit angeblich eine Note des Lord Palmerston, in Betreff der Luxemburgischen An— gelegenheiten, eingegangen seyn soll, deren Mitunterzeichnung Seitens des Franzoͤsischen Kabinettes, wie unsere Zeitungen wis—

sen wollen, gewuͤnscht wird.

Im Ministerium des Innern ist von einer Veranderung der Maires in den vorzuͤglichsten Städten Frankreichs die Rede.

Der Tod des Herrn Lechevallier giebt dem Courrier fran— dais zu folgenden Bemerkungen Anlaß: „Als die Herren von Argout und Persil auf der Rednerbuͤhne die von der Opposition angefuͤhrten Thatsachen kuͤhn leugneten, verwiesen sie ihre Geg— ner nicht etwa auf die gerichtliche Untersuchung, die jene That— sachen aufklären wuͤrde, sondern sie erklaͤrten dieselben ohne Wei—

eres fuͤr falsch und erdichtet, obgleich Beweise von deren Wahr—

heit sich in ihren Händen befinden mußten. Heute, wo ein au—

thentisches Ereigniß ihre Behauptungen Luͤgen straft, erinnern sie sich,

daß eine gerichtliche Untersuchung begonnen hat, und beschuldigen die

Journale, daß diese den Rechten der Justiz Beamten vorgriffen,

weil sie eine konstatirte Thatsache mittheilen. Es geht uͤbrigens aus der in dem ministeriellen Bulletin enthaltenen Erklarung hervor, daß Alles, was man uͤber den Tod des ungluͤcklichen Lechevallier gesagt hat, wahr ist. Er ist, wie sich das Journal de Paris ausdrückt, durch eine unvorsichtige Neugierde herbeigezogen wor—

den, d. h. sein boͤser Stern zwang ihn, uͤber das von den Assom—

meurs gewaͤhlte Schlachtfeld zu gehen. Er verhielt sich ganz ruhig, als er geschlagen wurde; er verhielt sich ruhig, und em— pfing doch einen Todesstreich. Das ist die Rechtspflege, die Unter der Restauration gab man immer die bei ahnlichen Gelegenheiten Getoͤdteten fuͤr Selbst— moͤrder aus; sie hätten sich, sagte man, freiwillig in die Bajo— nette oder auf die Saͤbel gestuͤrzt; das war doch immer noch eine bessere Ausflucht, als jetzt, wo man ruhige Leute wegen ei— ner unzeitigen Neugierde todtschlaͤgt.“

Der Messager sagt: „Die Reclamationen der Bordeauxer Handels-Kammer und der Weinbergs-Besitzer beunruhigen das Wir vernehmen, daß Herr Lacoste, Praͤfekt der Gironde, nach Paris berufen, und ein besonderer Agent nach Nantes gesandt worden ist, um wo moͤglich zu verhindern, daß der dortige Handelsstand, wie es bereits der von Havre ge— than hat, der Denkschrift der Bordeauxer Handels-Kammer zu Gunsten der Handels-Freiheit seine Zustimmung ertheile.“

Das Journal des Débats beleuchtet heute die Frage wegen Konzentrirung saͤmmtlicher Muͤnzstätten in Paris, wel— ches in der Budgets-Kommission ein streitiger Gegenstand ist. Nachdem das genannte Journal die Gruͤnde fuͤr und wider ei— nen solchen Plan eroͤrtert hat, spricht es sich zu Gunsten der

von dem Ministerium vorgeschlagenen Konzentrirung aus. Aus der Jahreszahl der Muͤnzen geht hervor, daß im Jahre 1833

in saͤmmtlichen 12. Muͤnz-Staͤtten Frankreichs fuͤr 1, 608,785,705 Franken gepraͤgt worden sind, davon prägte die Pariser Muͤnze allein fuͤr 558,5t5, 513 Fr. Die Staͤdte Lyon, Bordeaux, Tou— souse, Straßburg und Limoges haben im vergangenen Jahre gar keine Geldstuͤcke geprägt. .

Das Agio auf die 20 und 40 Franes-Stuͤcke war vor meh⸗ reren Monaten auf 22 Fr. pro 10909 Fr. in Gold gestiegen, und ist jetzt allmaͤlig wieder auf 8 Fr. zuruͤckgegangen.

; Der nachstehende Grund ist der wahrscheinlichste. Man hat immer bemerkt, daß die Verwaltung der oͤffentlichen Spielhaäͤuser einen sehr großen Einfluß auf das Gold⸗Agio ausuͤbte, je nachdem sie mehr oder weniger Goldstuͤcke I Seit zwei Monaten nun haben alle Spiel— haͤuser der 9 bedeutend gewonnen, und man berechnet den Gewinn de General‘ Pacht im Ganzen auf 14 Millionen

; Man hat dieses außerordentliche Sinken des Gold-Agios auf verschiedene

Fr. im Monate. Dadurch sind eine große Menge von Gold— stuͤckn in Umlauf gesetzt worden, die den Cours des Goldes natuͤrlich gedruͤckt haben.

Heute Morgen sind bei mehreren Mitgliedern der Gesell— schaft der Menschenrechte Haussuchungen angestellt worden. Man hat einige verdaͤchtige Papiere und Waffen in Beschlag genom— men. Ein Zoͤgling der medizinischen Schule ist verhaftet und nach der Polizei⸗Präafektur gebracht worden.

In den letzten acht Tagen haben sich in Paris 3 Polizei—⸗ Agenten das Leben genommen.

Gestern hat in der Nahe von Paris ein Duell auf Pisto— len zwischen zwei hiesigen Buchhaͤndlern stattgefunden; einer der⸗ selben ist am Kopfe gefaͤhrlich verwundet worden.

Nach Briefen aus Bayonne vom 6. Maͤrz, waͤre Herr Zea von Madrid nach Rom abgereist. Dieselben Briefe melden den zu Madrid erfolgten Tod des Herzogs von Infantado.

Der General Ballesteros, der seit mehreren Jahren in Or— leans wohnte, ist vor einigen Tagen von dort abgereist, um in Madrid seine Functionen als Kammerherr der Koͤnigin anzu— treten.

Ein hiesiges Blatt sagt: „Wenn man den heute aus London eingegangenen Nachrichten glauben darf, so waͤre das Londoner Kabinet fuͤr die Sache des Dom Pedro jetzt weniger guͤnstig gestimmt, als die Franzoͤsische Regierung. Man will diese Behauptung dadurch bestaͤtigt finden, daß der Englische Globe, das Journal des Lord Grey, mehrere der Sache der Donna Maria unguͤnstige Nachrichten mitgetheilt hat, waͤhrend alle seine whigistischen Kollegen die Sachen in einem andern Lichte darstellen.“

Großbritanien und Irland.

Parlaments-Verhandlungen. Unterhaus. Siz— zung vom 7. Maͤrz. (Nachtrag. Herr Poullet Thomson machte in seiner gegen den Grafen von Darlington und den er— sten Lord der Admiralitaͤt gerichteten Rede dem Letztern (wie wir schon gestern bemerkten) den Vorwurf, die Verhaͤltnisse der Pächter und der Landbauer waͤhrend der verschiedenen Systeme der Regierung in Bezug auf die Einfuhr-Zoͤlle gar zu leise be— ruͤhrt zu haben. Um so mehr beduͤrfe es nach seiner Meinung einer genauen Pruͤfung der Lage dieser Leute, deren Wohlstand, wie die Erfahrung lehre, durch das Prohibitiv⸗System gaͤnzlich zerstoͤrt sen. „Dies lehrt wiederholte der Redner die Er— fahrung der letztverflossenen 18 Jahre, wie sich aus dem 1833 er— schienenen Bericht uber den Ackerbau ergiebt. Dieser Be— richt enthält die Geschichte des allmäligen Ruins Aller de⸗ ö sich in landwirthschaftliche Unternehmungen ein— gelassen haben. Der Ausschuß, welcher 1821 zusammen⸗ trat, gab seine Erklärung dahin ab, daß die Production des Landes, außerordentliche Fälle ausgenommen, fuͤr unsern Bedarf hinreiche, und daß es mithin unweise sey, sich in Betreff der Korn-Zufuhr an das Ausland zu binden. Zwoͤlf Jahre waren jedoch genuͤgend, um alle Dehn dieser Kom⸗ mission als unheilbringend zu bethaͤtigen. Die letzte Kommission vom J. 1833 sagt ausdruͤcklich, auch in den Zeiten des reich— lichen Ertrags reiche die Production des Bodens fuͤr unsere Beduͤrfnisse nicht hin. Der Bericht dieser letzten Kommission das Ergebniß ernster Untersuchung von Maͤnnern, die, von aller Parteilichkeit frei, mit der Ueberzeugung von der Wichtigkeit ihrer Abschaͤtzung, die vollkommenste Gewissenhaftigkeit verbin— den liefert ein klaͤgliches Bild von der Lage der Pächter und dem Ruin der Landbesitzer, das ich dem Hause nicht weiter noͤthig habe, vor Augen zu fuͤhren. Das allmaͤlige Sinken des Wohlstandes der Ackerbauer ist nach Verlauf der 12 Jahre zu einem volligen Verfall desselben geworden, und wer wollte leug— nen, daß das waͤhrend dieser Zeit befolgte Prohibitiv-System die Ursache davon ist? War aber etwa die Einwirkung dessel— ben auf unseren Handel guͤnstiger? Vergleichen wir den fruͤhe⸗ ren Stand unserer Handels-Interessen vor der Zeit, als die beschraͤnkenden Maßregeln in Betreff der Korn-Einfuhr getrof— fen wurden, mit dem gegenwartigen, auf den das beliebte Sy— stem bereits seine volle Wirkung geaͤußert hat, so ergiebt sich eine bedeutende Differenz. Im Jahre 1815, als die Staaten Europa's durch den langen Krieg zerruͤttet waren und der Friede endlich geschlossen wurde, sahen wir von dem einen Ende Eng— land's bis zum entgegengesetzten die Dampfmaschinen in voll— ster Thätigkeit. Alle die Krafte und Kunstmittel, die unser Land zuerst in's Leben gerufen hat, waren dem Auslande damals noch Geheimnisse; fuͤr unsere Industrie war das Feld mit geoͤffnet. Von dem Absatz unserer Manufaktur- und Fabrik⸗Artikel hängt unser Handel ab, von seinem Handel das Heil und die Wohl— fahrt Englands. Fabriken und Handel bluͤhten, waͤhrend man die Zufuhr des fremden Getraides nicht erschwerte. Statt dieses Verhaͤltniß zum Auslande, das uns jedenfalls das Uebergewicht sicherte, aufrecht zu erhalten, fingen wir an, die Korn-Einfuhr mit einem schweren Zoll zu belegen, und noöͤthigten dadurch die andern Nationen, zu ihrer eignen Selbstvertheidigung auf Mit— tel und Repressalien zu sinnen, welche die Schmaͤlerung ihrer Interessen wieder ausgleichen sollten. Sie legten sich selbst auf die Anfertigung aller der Kunst-Erzeugnisse, die sie bis dahin nur von uns bezogen; daß sie keine Muͤhe, keinen Versuch scheuten, nunmehr mit uns in dem, was sie erst nachahmen mußten, zu rivalisiren, be— weist eben, wie sehr ihnen daran gelegen war, das bis dahin obwaltende Verhaͤltniß der Gegenseitigkeit, das ihnen kleine Vortheile, uns aber ein großes Uebergewicht gewaͤhrte, auf einen ganz andern Fuß zu setzen. So hat dies Prohibitiv-Prinzip im Auslande einen Erfindungs- und Unternehmungs-Geist her— vorgerufen, der, wenn er, wie nicht zu bezweifeln steht, sich im⸗ mer lebendiger und geschickter entwickeln wird, unsere Fabriken und Manufakturen nicht wenig bedroht, weil er eben zur Be— kaͤmpfung und Beschraͤnkung unserer Interessen in's Leben ge— treten ist. Welches im Auslande die herrschende Stimmung gegen uns ist, laͤßt sich aus mehreren schriftlichen Dokumenten entnehmen, die ich dem Hause vorlegen konnte, von denen ich je— doch nur eines gegenwartig mittheilen moͤchte.

Jahre 1829 datirt und kam aus Berlin. Es spricht von den Maßregeln, die man in Deutschland immer allgemeiner er— griffe, um alle Handels-Monopole aufzuheben. Hr. Baring fragte hier den Redner, ob es eine Zeitung sey, wovon er spräͤche; Herr Thom son verneinte dies mit der r,, ., daß es eine Privat⸗Mittheilung waͤre. Allein, fuͤgte er hinzu, auch an oIffentlicher Polemi gegen unsere Zoll⸗Gesetze fehle es in Deutschland nicht, und die Allgemeine Zeitung, das Organ einer weit verbreiteten Partei, stehe an der Spitze der Blaͤtter, welche die allgemeine Stimme gegen Englands Prohibitiv Sy— stem aufwiegelten. „Das obgedachte Schreiben“, fuhr der Red— ner fort, „fuͤhrt den hohen Betrag des Einfuhr⸗Holles an, womit das Deutsche Getraide in England belegt ist, und schließt seine Betrachtungen daruͤber mit dem Vorschlag, man solle und muͤsse, wenn wir bei unserer harten Maßregel beharrten, ein zweites Kontinental⸗System gruͤnden, um alle Englische Fabrik-Waaren von den Haͤfen des Festlandes auszuschließen. Der Schreibende ver— weist endlich noch auf einige Artikel in der Allgemeinen Zeitung und bemerkt, daß dies Blatt zwar kein offizielles Organ irgend einer Deutschen Regierung sey, aber die Meinung der groͤß⸗ ten Partei in Deutschland repraͤsentire. In Bezug auf die Errichtung eines neuen Kontinental-⸗Systems erlaube ich mir bloß, dem Hause die Frage zu stellen, ob wir uns verwun— dern koͤnnen, wenn die andern Staaten mit denselben Waffen zu kämpfen anfangen, die wir zuerst ergriffen haben, als wir das Verhaͤltniß der Gegenseitigkeit in unsern Handels⸗-Interessen mit ihm aufhoben? Wie, wenn die Vereinigten Staaten uns ihre Haͤfen verschließen, Preußen, an der Spitze der Deutschen Bun— des⸗Laͤnder, die ganze Linie seiner Kuͤste uns verbietet, und Ruß⸗— land unsern Manufaktur⸗Produkten den Eingang verweigert? Koͤnnt Ihr, wuͤrden jene Staaten auf unsere Vorstellungen er— wiedern, von uns verlangen, daß wir ein liberaleres Prinzip gegen Euch annehmen, als Ihr gegen uns in Anwendung brin⸗ get? Könnt Ihr, wuͤrden sie sagen, auch nur mit einem Schein von Recht verlangen, wir sollten eine Maßregel aufgeben, die Ihr selbst gegen uns ins Leben gerufen habt und so hartnäckig behauptet? (Lautes Geschrei: 2 Was nun die von mei⸗ nem sehr ehrenwerthen Freunde (Sir James Graham) gemachte Aeu⸗ ßerung betrifft, daß die Korn⸗Preise bei vollkommener Handels⸗Frei⸗ 36 weit großeren Schwankungen unterlagen, als es gegenwartig der all wäre, indem die festen Zoͤlle die Getraide⸗Preise mehr im Niveau erhielten: so kann ich nicht umhin, dieser Ansicht den Vorwurf zu machen, daß sie mit Allem streitet, was die Erfah⸗ rung uns lehrt. Vergleichen wir die Differenz der Preise in⸗ nerhalb der Zeit, als der Handel frei war, mit dem Stand der⸗ selben wahrend der letztverflossenen Jahre, so wird sich zeigen, daß mein Vorwurf ein gerechter, die Behauptung des ersten Lords der Admiralitaͤt ein unrichtiger ist. Leider reicht der Bericht der Kom⸗ mission nicht weiter hinauf, als bis zum Jahre 1790; man begreift nicht, warum dieselbe die Parlaments-Akte vom Jahre 1770 außer Acht gelassen hat, da diese durch die Beguͤnstigung der Handels⸗-Freiheit auf den Stand der Kornpreise von so wesent— lichem Einfluß war. In dem Zeitraum von 1824 bis 1829 war der hoͤchste Preis fuͤr den Quarter Weizen 66 Sh. 4 P., der niedrigste 57 Sh. 11 P.; somit betrug die Differenz 13 Sh. 5 P. Von 1771 bis 1775 schwankte der Preis zwischen 52 Sh. 8 P. und 47 Sh. 2 P.; der Unterschied belief sich also nur auf 5 Sh. 6 P. Wahrend des Zeitraums von 1781 bis 1785 war die Va— riation des Preises zwischen 52 Sh. 8 P. und 44 Sh. 8 P.; die Differenz ergab sich mithin zu 8 Sh. Ich erlaube mir nun noch die Aufmerksamkeit des Hauses auf den Stand der Preise vom Jahre 1783 abwärts bis zum Jahre 1790 zu richten. Der Preis schwankte im Jahre Differenz 1734 zwischen 38 Sh. 2 P. u. ö. Sh. 3. W. ö Sh. 4 P 4 *

1785 , ö . 1786 . JJ . . 1787 ' d . 1788 = wk . 1789 / JJ 7 11

Hieraus erhellt, daß waͤhrend dieser Zeit der Unterschied hoͤch— stens 8 Sh. 9 P. und mindestens 2 Sh. 4 P. beträgt. Wel— ches ist dagegen der Stand der Korn-Preise innerhalb einer eben so langen Frist, in welcher das Prohibitiv-System in voller Wirksamkeit war?

Der Preis schwankte im Jahre Differenz 1828 zwischen 75 Sh. 3 P. u. 56 Sh. P.; 19 Sh. 3 P. 1829 ö K 19 1830 . . k 1831 d 15 1832 ( k 1141 Hieraus ergiebt sich eine fenen, von wenigstens 11 Shilling,

davon abgesehen, daß dieselbe wahrend dieses Zeitraums auf 19 Shill. 3 , gestiegen war. Durch diese Uebersicht glaube ich die Frage uͤber das groͤßere oder kleinere Schwanken der Korn— Preife fuͤr erledigt ansehen zu duͤrfen. Fuͤr eine Taͤuschung muß ich es ferner erklaͤren, wenn man meint, durch die gegen— wartig beantragte Aufhebung der Korn⸗Gesetze wuͤrden die Preise wohlfeiler werden; nicht die Preise, sondern die Differenz in denselben muß verringert werden. Ist die Einfuhr dem Auslande frei gegeben, so wird diese , n. werden, und aus der Regelmäßigkeit erfolgt nothwendig ein soliderer Handels⸗-Verkehr, so wie eine großere Fixitaͤt der Preise. Bei den jetzt ob— waltenden Umstaͤnden ist die Zufuhr durchaus unregelmaäͤ⸗ ßig; daraus entsteht der Nachtheil, daß wir oft ploͤtzli— cher Huͤlfe beduͤrfen, wenn sie eine Zeit lang ausblieb. Fuͤr uns ist dies ein Nachtheil und fuͤr das Ausland ein Ue— belstand. In einer Deutschen Zeitung las ich vor Kur— zem, daß die plötzlichen Getraide-Forderungen von unserer Seite in jenem Lande oft eine Stoͤrung und eine Unbequemlich— keit hervorriefen, die bei einer regelmäßigen Zufuhr gehoben wuͤrde. Kann der Lieferant bei einer ploͤtzlichen Forderung oft nur mit Muͤhe den verlangten Artikel herbeischaffen, um so

Dasselbe ist vom

schnell, als man es wuͤnscht, zu befriedigen, so ist er auch nicht im Stande, den Preis so niedrig 6 als es im beque-