1834 / 77 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

men und nicht uͤbereilten Verkehr geschehen wuͤrde, und so darf man allerdings auch die Hoffnung hegen, daß die Preise in Folge der Aufhebung der Korn,Gesetze sich ermäßigen konnten. Allein vor allen Dingen behalte man den Vortheil im Auge, den die nothwendig daraus hervorgehende Verminderung der Differenz in den Preisen mit sich bringt. Den Ruin unserer Pächter und Landbesitzer hat das Schwanken in denselben her— beigefuͤhrt, und dies ist die Folge des Prohibitiv Systems ge⸗ wesen. Meine Besorgniß, das Haus werde dies System, wel⸗ ches dem Volke die Nahrung entzieht oder doch streitig macht, fuͤr das einzig richtige ansehen, wird sich zweifelsohne bestäͤti— gen; allein es genuͤgt mir, daran erinnert zu haben, daß Maß⸗ regeln dieser Art keinen dauernden Bestand haben koͤnnen. Nach Herrn Poulett Thomson, nahm Herr Baring im entge— gengesetzten Sinne das Wort. Seine Behauptungen gingen im Wesentlichen dahin, das Haus muͤsse schon deswegen gegen den Antrag des Herrn Hume stimmen, weil die Minister erklaͤrt haͤt⸗ ten, durchaus in keine andere als die von ihnen vorgenommene Veraͤnderung des Einnahme⸗Systems zu willigen, das Haus habe durch die bedeutende Masoritaͤt bei Verwerfung des auf die Malz⸗-Taxe bezuͤglichen Antrages gezeigt, daß die Nation zu den Ministern Vertrauen habe, waͤhrend es durch Annahme des Hume schen 6 beweisen würde, daß das Vertrauen auf— gehöͤrt habe. Was uͤbrigens die Frage selbst betreffe, so senen die Anga⸗ ben der Gegner, daß der Schutz, Zoll auf Korn erst im Jahr 1815 ange— fangen habe, ungegruͤndet, da schon vorher ein hoͤherer Zoll bestanden habe; die feitdem eingefuͤhrte Maßregel habe aber noch besseren Erfolg gehabt, als die frühere; die allgemeine Stimmung des Volkes gegen dieselbe sey entweder durch aufregende Schriften des Auslandes, oder durch die Vorstellung erzeugt worden, daß eine Veraͤnderung des Korn-Gesetzes größere Wohlseilheit der Lebensmittel nach sich ziehen werde; hinsichtlich der letzteren Be⸗ hauptung acceptire er das Zugestaͤndniß des Hrn. Thomson, daß sie ungegruͤnder sey; sollten die ferneren Aufstellungen der Geg⸗ ner, daß naͤmlich England als handeltreibende Nation bei der Freigebung des Korn-Handels seine Gewerbt aͤtigkeit verdoppeln würde, so wahr seyen, als sie es nicht sind, so wuͤrde es dennoch sehr die Frage seyn, ob sich die auswärtigen Staaten, wenn die Eng⸗ lische Gesetzgebung jene Freiheit des Korn⸗Handels einfuͤhren wollte, sich zu einer gleichen Maßregel entschließen mochten; er (Hr. Ba⸗ ring) zweifle daran. Herr Hume, Herr Thomson und um das Trio voll zu machen, der Br. Bowring, der von den aus— waͤrtigen Maͤchten fuͤr das groͤßte Genie unter den Oekonomisten gehalten werde, wurden schwerlich im Stande seyn, die Ameri⸗ kaner, Franzosen, Russen und Deutschen zu desfallsigen Conces⸗ sionen zu bereden. Der Redner ging dann auf die Vorzuͤge einer wechselnden Scala fuͤr die Korn-Zoölle uͤber, diese bestaͤnden namlich hauptsaͤchlich darin, daß der ein fuͤr allemal bestimmte Zoll, ohne Ruͤcksicht auf die Masse der inlaͤndischen Produkte festgesetzt werden muͤsse, waͤhrend bei dem gegenwartigen System auständisches Korn zugelassen wird, wenn das inlaͤndische nicht . und zurückgewiesen wird, wenn wir genug im lande haben. Der Verfolg der Rede, welcher das Thema behandelte: so lange man nicht die Witterung in allen Jahren gleich machen koͤnne, werde man niemals zu festen Brod⸗Preisen gelangen, enthielt hauptsäͤchlich beißende Ausfaͤlle gegen Hrn. Hume, durch welche dessen Antrag laͤcherlich gemacht werden soͤllte. Sie waren der Art, daß Hr. Fryer Gelegenheit nahm, dar ber sein Bedauern zu aͤußern, daß ein Englischer Gentleman auf solche Weise über die Angelegenheiten des Landes sprechen koͤnne und keinen Anstand nehme, sich uber die Noth des Volkes lustig zu machen. Im ferneren Verlauf der Debatte ließ sich unter Anderem Hr. Whitmore folgendermaßen vernehmen: „Ich erscheine vor Ihnen nicht als Philosoph, sondern als Pächter, und in dieser Eigenschaft muß ich sagen, daß ich mit den Ansichten des ehren— werthen Mitgliedes fuͤr Esser (Herrn Baring) nicht uͤberein⸗ stimme. Es ist durchaus eine Taͤuschung, wenn man behauptet, daß durch die jetzigen Korn-Gesetze hohe Preise erhalten wuͤrden. Meine tägliche Erfahrung uͤberzeugt mich davon, daß dies nicht der Fall ist. Ich gebe zü, daß die Preise steigen muͤssen, sobald es an Getraide fehlt; wenn aber wieder reichliche Vorraͤthe da sind, werden sie augenblicklich wieder fallen. Wie war es im Jahre 18227 Obgleich die Preise wegen der Mißaͤrndte von WZi7 im folgenden Jahre gestiegen waren, gingen sie doch im Jahre 1819 wieder herunter und fielen bis 1822 immer mehr. In diesem Jahre erreichte der Quarter Weizen den unerhört niedrigen Preis von 388 Shilling. In Folge des Getraide⸗Man⸗ gels von 1828, 1829 und 1830 stiegen die Preise in diesen Jah ren; kaum aber war die Ursache fort, als sie wieder sehr schnell heruntergingen. Ich halte es fuͤr ganz unmoͤglich, durch irgend ein Mittel hohe Preise zu erhalten, wenn kein Mangel an Vor⸗ rath ist. Ich glaube nicht, daß die Vertauschung des jetzigen Zoll⸗Ta⸗ rifs gegen einen festen Zoll von 10 Shilling fuͤr den Quarter Weizen die Folge haben wuͤrde, den Preis weiter als auf 50 oder 52 Shilling herabzubringen; eben so wenig glaube ich, daß der Pächter jemals im Stande seyn wird, den Preis auf einem hoͤ— heren Fuß zu erhalten, es sey denn, daß Noth an Lebensmitteln eintrete. In Zeiten des Mangels aber wuͤrde ihn der erhöͤhte . den er dann fuͤr sein Getraide bekaͤme, fuͤr einen solchen usfall entschaͤdigen. Man wird finden, daß der Durchschnitts— preis des Weizens sich in den Jahren 1791 bis 1825 auf 45 Shill. 11 Pence fuͤr den Quarter belief. Der Preis, zu wel⸗ chem man in Danzig den Weizen kaufen kann, ist 33 Shilling; fügt man hierzu 19 Shill. fur Fracht und 10 Shill. Zoll, so wird man fehen, daß der Preis des Weizens in England ungefaͤhr gleich zu stehen kommen wuͤrde. Ich bin uͤberzeugt, daß dem Pächter und dem Gutsbesitzer aus der vorgeschlagenen Veraͤn— derung kein Nachtheil erwachsen wird. Wenn die Preise durch diese Maßregeln nicht bedeutend leiden, und der sehr ehren⸗ werthe Herr (Thompson) hat gezeigt, daß dies nicht der Fall seyn wird, so ist es klar, daß dem Anbau des Bodens dadurch kein Eintrag geschehen kann. Meine Ansicht ist, daß unsere Handels und Manufaktur-Interessen den hoͤchsten Wohlstand edreichen, und daß selbst die Steuern wuͤrden vermindert werden können, wenn man den Huͤlfequellen des Landes vollen Spiel— raum gabe und alle noch unenifaltete Kraͤfte zur Entwickelung braͤchte. Dann wuͤrden die Ackerbautreibenden fuͤr jedes unbedeutende Fallen der Getraide⸗Preise, das in Folge der vorgeschlagenen Veränderung der Korn-Gesetze stattfinden konnte, reichlich ent— schaͤdigt werden. Ich gebe zu, daß das Ackerbau— Interesse mit Hinsicht auf die et enn, unter großem Druck seufzt, und weil ich das Wahre dieser Beschwerden uͤber eine laͤstige Be— steuerung fuͤhle, so glaube ich, daß die Ackerbautreibenden auf eine Maßregel zur Verminderung dieser Lasten Anspruch machen können. Wenn es möglich waäͤre, den Alp der Armen-Gesetze, der jetzt mit solcher Schwere auf ihnen lastet, zu entfernen, so wuͤrde eine sehr vermehrte Nachfrage nach Arbeit die Folge da— von seyn. Die Armen /Gesetze sind die schwerste Last fuͤr Eng— lands Pächter. Indem ich nun also fuͤr den Antrag des Herrn

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land und andern Laͤndern ein freier Getraide- Handel eingefuͤhrt werden muß; darin jedoch, daß eine allmaͤlige Veranderung von Jahr zu Jahr in den Zoͤllen stattfinden solle, stimme ich mit dem ehrenwerthen Mitgliede fuͤr Middlesex nicht uberein.“ Nach— dem sich noch Herr C. Fergusson gegen und mehrere ministe⸗ rielle Mitglieder, namentlich die Herren Ellice, Littleton, Vernon Smith, C. Wood, W. Brougham, Oberst Fox, Lord Dundannoön und Lord Howick fuͤr den Antrag erklärt hatten, erwiederte Herr Hume, er wundere sich uͤber das Be⸗ nehmen des Kabinetts, das fuͤr ihn spreche und gegen ihn stimme; er dankte dem Vice-Praͤsidenten der Handels-Kammer für seinen Beistand; von Herrn Fergusson, meinte er, habe er befuͤrchtet, zermalmt zu werden, er habe aber bemerkt, daß, wer am meisten Worte mache, am wenigsten thue: hinsichtlich der Rede des Sir J. Graham freute er sich, daß de— ren Argumentationen durch eine Schrift desselben widerlegt seyen. „Ich habe die Schrift nicht selbst verfaßt“, unterbrach ihn hier Sir FJ. Graham, „sondern bloß einem Gutsbesitzer in Cumberland dei Herausgabe derselben geholfen.“ Dann, bemerkte Herr ume, sey die Rede durch die Schrift des Gutsbesitzers aus Eumberland widerlegt, und was endlich die Rede des Herrn Baring betreffe, so muͤsse er sich nur wundern, daß dieselbe mit einer anderen, die eben dieser Redner am 27. Febr. 1815 gehal⸗ ten, in offenbarem Widerspruch stehe. (Daß der Antrag des Herrn Hume mit großer Majoritaͤt verworfen worden, haben wir gestern gemeldet.)

London, 11. Maͤrz. Se. Majestaͤt hielten vorgestern in Windsor eine Musterung uͤber die dortigen Garnison⸗ Truppen ab und gaben Abends ein glaͤnzendes Diner, zu dem die ange— sehensten Militair⸗Personen, unter Anderen die Lords Hill und Beresford, Sir James Kempt, Sir Robert Wilson und Sir John Macdonald, eingeladen waren.

Ueber das Schicksal, welches der Hume'sche Antrag auf Veraͤnderung der jetzigen Korn-Gesetze im Unterhause gehabt, äußert sich der Glob' folgendermaßen: „Herrn Hume's Motion wurde mit einer Majorität von 312 gegen 155 Stimmen ver— worfen; dies giebt fast das Verhaͤltniß von zwei zu eins. Die Mitglieder des Kabinets stimmten ohne Ausnahme gegen den Antrag, Einige aus den von Sir J. Graham dargelegten Gruͤn— den, der die schuͤtzenden Getraide-Zoͤlle deshalb beguͤnstigt, weil sie noͤchig seyen, um dem Lande wohlfeiles und hinreichendes Bod zu sichern, ein Grund, der uns sehr unhaltbar scheint; Andere“ weil sie die von Herrn Huine vorgeschlagene Veraͤnde— rung fuͤr zu schnell und gewaltsam halten, und weil jede Ver— aͤnderung in diesem Augenblick unter den Paͤchtern, die durch eine lange Reihe von Leiden sehr furchtsam geworden seyen, große Bestuͤrzung erregen wuͤrde. Mehrere Regierungs⸗Mitglie⸗ der, die nicht zu dem Kabinet gehoͤren, stimmten fuͤr den Antrag. Die Zahl der beiderseitigen Stimmen kann als ein Beweis von der unbefangenen Meinungs-Aeußerung der Mitglieder des Hau⸗ ses gelten. Man sollte, so scheint es uns, die Frage stets als solche behandeln, wie es so eben geschehen ist, nämlich als eine offene. Es ist ein Gegenstand, der die Nation in die Parteien von Stadt und Land theilt, und die Regierung wuͤrde ihren Einfluß mißbrauchen, wenn sie denselben zu Gunsten einer dieser Parteien anwenden wollte, um die andere niederzudruͤcken. Wenn sie sich in einen solchen Kampf einließe, so wuͤrde sie entweder das Ge⸗ wicht derjenigen Seite, die dessen am wenigsten bedarf, noch vermeh—⸗ ren, oder ihre Existenz auf's Spiel setzen, insofern sie sich naͤmlich gegen die im Parlament vorherrschende Ansicht auflehnen wollte. Ein nicht unwichtiger Umstand ergiebt sich aus der Mi— noöritaͤts Liste; es befinden sich namlich nur 11 Irlaͤndische Mit⸗ glieder unter dieser Minoritaäͤt; und wahrscheinlich wuͤrden von diesen 11 nur hoͤchstens 2 für Herrn Hume's Antrag gestimmt haben, wenn es eine Regierungs⸗Maßregel gewesen waͤre. Herr D'onnor, das Mitglied fuͤr die Grafschaft Cork, sprach, wie es scheint, die allgemeine Gesinnung der Irlaͤndischen Mitglieder oder vielmehr ihrer Konstituenten aus, als er sagte, daß eine Veranderung der Korn-Gesetze nach Herrn Hume's rascher Weise dem Englischen Ackerbau zwar nachtheilig, dem Irlaͤndischen aber ganz verderblich feyn wuͤrde, Und daß es sich bei Hrn. Hume's Antrag dar— uin handle, ob Irland oder Polen Englands Korn-Kammer seyn solle. Wir wollen uns jetzt nicht auf eine allgemeine Eroͤrterung uͤber die Angemessenheit der Korn-Gesetze einlassen; aber daß fast die

anze Bevoͤlkerung einer der Britischen Inseln und ein großer hell der anderen diese Gesetze zum Schutz ihres Eigenthums und ihrer jetzigen Beschaͤftigungen fuͤr noͤthig haͤlt, das muß fuͤr die Regierung ein hinreichender Grund seyn, die Gesetze beste⸗ hen zu lassen. Wahnsinnig waͤre es, wenn sich die Regierung Um einer Theorie willen, die zum Zweck hat, diejenigen Industrie⸗ zweige, die jetzt schon im groͤßten Flor sind, noch zu verbessern, nit dem bedeuͤtendsten Interesse des Landes in direkte Opposi⸗ tion setzen wollte.“

Die Rede, welche Sir James Graham in Bezug auf die Korn-Gesetze gehalten, erklaͤrt die Times fuͤr unbedeutend, un— schluͤssig und Ünzusammenhaͤngend; sie leide, meint dieses Blatt, an einem Fehler, den Leute von schwachem Raisonnement in verzweifelten Faͤllen oft begingen, naͤmlich, sie sey nicht aufrich— tig gewesen.

Der Eourier behauptet, es seyen mehrere Mitglieder des Unterhauses mit der Absicht zur Stadt gekommen, fuͤr die Fixi— rung des Getraide-Zolls zu stimmen, sie hatten aber, nachdem sie den Vortrag des Herrn Hume gehoͤrt und daraus erfahren, daß es die Absicht desselben sey, den Getraide-Zoll mit jedem Jahr um 1 Shilling vermindert zu sehen, ihren Entschluß geaͤndert.

Ein hiesiges Blatt sagt: „Leider muͤssen wir vernehmen, daß fuͤr die Britischen Kaufleute, deren Schiffe wegen Verlez— zung der angeblich von Seiten der Regierung Donna Maria's an der Portugiesischen Kuͤste angeordneten Blokade kondemnirt worden, wenig Aussicht auf Entschaͤdigung vorhanden ist; wir koͤnnen uns kein kompetentes Urtheil daruͤber anmaßen, ob Lord Palmerston in dieser Sache vorbereitet ist, die gerechten An⸗ spruͤche Britischer Unterthanen geltend zu machen; aber wir koͤn— nen nicht umhin, zu bemerken, daß es ehrenvoller und nuͤtzlicher gewesen ware, wenn die Portugiesische Regierung ihre Kreuzer dazu gebraucht hatte, die reiche Zufuhr abzuschneiden, welche neuerdings an der Kuͤste von Portugal fuͤr Dom Miguel gelan⸗ det worden, als daß fie einen Seeräuber-Krieg gegen harmlose Britische Kauffahrer fuͤhren ließ. Es verlautet in der That,

daß es Dom Miguel, vermoͤge der Nachlaͤssigkeit der Marine Donna Maria's, in den letzten Tagen gelungen ist, eine sehr bedeutende Ladung Schießpulver gelandet zu erhalten.“

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Aus dem Haag, 11. Maͤrz. Im Amsterdam'schen Han⸗ dels blad liest man: „In der Bolm ist es noch immer still und unsere Angelegenheiten erhalten sich fortwährend auf dem— selben Standpunkte. Mittlerweile naht die Zeit, wo die Gene—

gebung wird den vornehmsten Gegenstand ihrer Berathungen ausmachen, aber auch die Finanzen werden nicht vergessen wer— den. Bekanntlich hat der Finanz-Minister versprochen, einen Vorschlag einzubringen, wonach die 6pCtigen Obligationen und? vielleicht auch die Tresor-Scheine (Chatkist-Biljetten) eingezo— gen und vernichtet werden sollen. Außerdem heißt es, daß die fuͤr den Kriegs Zustand noͤchigen Gelder bis zum Monat Mai zureichend vorhanden seyen, und es ist daher leicht moͤglich, daß ir zend eine bedeutende Finanz-Maßregel zur Sprache komme. Viele sprechen bereits von einer neuen pCtigen Anleihe, die statt der 6pCtigen Obligationen in Umlauf gesetzt werden soll. Das Wahre wird sich jedoch bald zeigen, wie wir auch eine po— sitische Mittheilung erwarten durfen, der wir mit großer Be¶ gierde entgegensehen.“ In demselben Blatte liest man: „Carrara (eigentlich Polari geheißen) ist verurtheilt und dem Verlangen Aller ist da— durch Genuͤge geschehen. Der wahre Schuldige ist von der Strafe getroffen worden. Man glaubt nicht, daß Carrara Cas— sation einlegen, wohl aber, daß er den Koͤnig um Begnadigung bitten werde. Die Mutter seines Kindes, Susanne Blanche, befindet sich noch immer hier und hat sich auch wahrend des Prozesses in der Residenz aufgehalten, doch ist sie, zur Vermei— dung eines unangenehmen Auftrittes mit Carrara, bei der letzten Assisen-Sitzung nicht erschienen. Roumage hat sich aus dem Staube gemacht und der Amerikanische Polizei⸗Agent Raymom, der den Earrara hierher begleitete, ist, dem Vernehmen nach, auf der Ruͤckreise an der Cholera gestorben. Große Verwunde⸗ rung hat in dem Urtheil des Gerichtshofes der Befehl erreg, daß dasselbe auch zu Bruͤssel publicirt werden soll. Einigt stellen Betrachtungen daruͤber, wie uͤber ein politisches Ereignis an, wahrend es Andere fuͤr eine bloße Formalitaͤt ansehen, die s doch zu unangenehmen Weiterungen fuͤhren koͤnne.“ In Folgé eines Koͤniglichen Beschlusses vom 4. Maͤrz sind bei der Einfuhr der Steinkohlen und des Kohlengries aus dem Rhein in die Waal folgende Staͤdte, welche noch nicht zu Aus, ladungen angewiesen waren, als Ausladungs-Orte bezeichnet wor den: In Suüd-Helland: Leiden, Delft und Gorinchem; in Gül ö derland: Tiel uͤnd Zalt⸗Bommel; in Over-Nssel: Zwolle und Kampen. I Aus Seeland schreibt man vom 8. Maͤrz: die Schi: „die Schelde“ und der „Koophandel“, beide Belgischen Haͤusern ge ö. hoͤrend, welche die Ermächtigung unter Hollaͤndischer Flagge zu fih⸗ ren, unter der Bedingung ihrer Niederlassung in Holland erhielten, sind aus dem Bassin von Vliessingen ausgelaufen, um durch da Dampfschiff „Herkules“ bis Rotterdam geschleppt zu werden, w sie ihre Ladung nach Java erhalten werden, Der „Schimmel bennink“ und das „Phanomen“, die unter derselben Bedingum ermäͤchtiget wurden, die Hollaͤndische Flagge aufzupflanzen, werden . wahrscheinlich zu Vliessingen befrachtet werden. .

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Bruͤssel, 12. Maͤrz. In der gesteigen Sitzung der Re präsentanten⸗Kammer hat die Eroͤrterung des Gesetz⸗Entwur⸗ fes uͤber die Eisenbahnen begonnen. Die Herren von Puyrt und Dumortier richteten mehrere Fragen in Betreff unserer Handels, Verbindungen mit Preußen an den Minister, worauf derselbe im Laufe der Diskussion zu antworten versprach. (

Der General Evain ist gestern von Antwerpen wieder hie eingetroffen. .

Die Herren Simons und Ridder haben gestern eine Bro schuͤre uͤber den jetzigen Zustand der Dampfwagen in England . vertheilen lassen. Die Handels-Kammer von Ostende hat ihre seits ein drittes Heft Bemerkungen uͤber den Plan wegen Ay legung der Eisenbahn drucken und an die Mitglieder der beide Kammern vertheilen lassen.

Aus Rouveroy (Hennegau) schreibt man vom 6. Maͤr; „Gestern Abend gegen 6 Uhr kehrte Herr H. D., Dorfarsf, der seit langer Zeit mit einer Art von Raserei den geistigen G6 traͤnken huldigte, in einem Zustande gaͤnzlicher Trunkenheit vo Mons zĩuruͤck. Statt sich direkt nach Hause zu begeben, trat in ein Wirthshaus, weniger, um zu trinken, als um sich trocknen, denn er war, wie man seitdem erfahren, in einen m Wasser gefuͤllten Graben gefallen, worin er unfehlbar umgekom men waͤre, wenn man ihm nicht schleunig haͤtte Huͤlfe gell stet. Dieser Ungluͤckliche, starr vor Kälte und Naͤsse, naͤher sich dem Feuer, um, wie er glaubte, sich wieder zu erwaͤrm Kaum war er eine Viertelstunde dort, als er ein furchtbar Geschrei ausstieß. Im Hause war nur ein alter Diener, ein Mulatte, Namens Zaimi. Dieser eilte auf das Geschrei herb und da er den Herrn H. D. ganz in Flammen sah, ergriff ihn bei dem Ueberrest seiner Kleidungsstuͤcke, zog ihn aus den Zimmer und ging Huͤlfe zu holen. Da das Wirthshaus un . gluͤcklicher Weise vom Mittelpunkte des Dorfes entfernt wa vergingen 10 Minuten, ehe die Nachbarn ankamen, nicht me um, wo moͤglich, das elende Opfer seiner Unmaͤßigkeit zu rettin sondern um den Brand zu loͤschen, der das ganze Haus bedrohl Zaimi hatte in der Bestuͤrzung den Hrn. H. D. in der Ni der Scheune niedergelegt Und das Feuer seiner Kleidungssti hatte sich derselben mitgetheilt. Da die geeigneten Werken mangelten, um die Fortschritte des Brandes zu hindern, war man 1 noͤthigt, muͤßiger Zuschauer seiner Wirkung zu bleiben, und erst un faͤhr eine Stunde spaͤter, nachdem diese traurige Nachricht sich verhl tet hatte, kamen mehrere hundert Bauern an, denen es dutt ihre Anstrengungen gelang, dasjenige zu erhalten, was noch erhalten war; die Leiche des Herrn * D. ward fast zu Ah verbrannt wiedergefunden; der Verlust der verbrannten Gebaͤl wird auf 7800 Fr. geschäͤtzt; die ganze Aerndte des vorigen Ii res ward mit denselben verzehrt. Die Aerzte des Kantons, 8 heute die Leiche in Augenschein nahmen, glauben, daß nicht di Feuer des Heerdes die Kleider ergriffen habe, sondern daß din Hitze bei dem Ungluͤcklichen dasjenige erzeugt habe, was sie ! nen von selbst erfolgten Brand nennen. Diese Meinung sih sich darauf, daß der linke Theil des Gesichts des Verstorbencs Lund zu Asche verbrannten ?) dunkelblau war. Da man mehrꝑ Beispiele von innerer Verbrennung, namentlich in England, M führt, so scheint die Behauptung der Aerzte um so gegruͤndeter 6) als D. taͤglich ein Litré Rum und oft noch mehr trank.“ ö.

Antwerpen, 11. Marz. Heute Morgen war hier ie nichts Anderem, als von einein Angriff die Rede, den die Hl länder aus dem Fort Lillo in der vergangenen Nacht gegen de Belgier, welche im Doel kantonniren, unternommen haben sel ten. Man sprach von Todten und Verwundeten. Das Wahl an der Sache ist indeß Folgendes: Während der vorletzten Nih ; uͤberschritten die Hollander aus dem Fort Lillo die Hollaͤndist⸗ Belgische Demarcations-Linie um 7 800 Schritte, und erschi⸗ nen dem alten Doel gegenuͤber. Gleich ward Laͤrm gemacht die Posten gaben Feuer auf die verschiedenen Hollaͤndischen Fah zeuge, die sich zuruͤckzogen, nachdem sie dasselbe erwiedert hatten

Hume stimme, erkenne ich den Grundsatz an, daß zwischen Eng⸗

ralstaaten wieder zusammentreten sollen. Die nationale Gesetz—

Eine Stunde spaͤter erschienen sie von Neuem. Der Komma

, und Stelle, ließ alle Posten verdoppeln, und noch einmal auf

dant des linken Schelde-Ufers, Major Struykens, kam an Ort

die Fahrzeuge feuern, die jetzt auf das Hollaͤndische Gebiet zu— ruͤcktehrten und sich nicht wieder zeigten. Der Kriegs⸗Minister nahm gestern beide Schelde⸗-Ufer in Augenschein und ist heute nach Bruͤssel zuruͤckgekehrt. .

Deutschland.

Dresden, 11. Maͤrz. Die Berathungen der ersten Kamm er uͤber den Gesetz Entwurf wegen ver zur Verbesserung der Krim inal⸗Rech tspflege zu treffenden Bestimmungen und Einrichtungen wurden am 22sten v. M. beendigt. Es hatte sich bei diesem Gesetze vornehmlich um die Abtretung der Kriminal⸗ Gerichtsbarkeit an den Staat gehandelt, so wie auch von der Kammer beschlossen worden war, die Kriminal-Kosten auf das Budget zu ubernehmen, und sich zugleich gegen jede Einfuͤhrung finer' Kriminal-Sieuer im Lande erklaren. Bei S8. 44 des Gesetzes, wonach das Justiz-Ministerium ermaͤchtigt werden hllte, den Staͤdten eine Frist zur Aufgabe ihrer Kriminal-Ge— richtsbarkeit unter der Verwarnung zu stellen, daß nach deren Ablauf der Staat zur Annahme derselben zwar noch berechtigt, äber nicht mehr gehalten sey, schlug Se. K. H. Prinz Johann vor, folgenden Antrag in die Schrift zu bringen; „daß die Staats-Regierung diejenigen Staͤdte, welchen bisher die Krimi— nal⸗Gerichtsbarkeit zugestanden, fuͤr deren Verlust durch Verle— gung eines Kriminak-Gerichts in dieselben entschaͤdigen moͤge.“ Dieser Antrag wurde angenommen. Bevor man hierauf zur Abstimmung uͤber das ganze Gesetz uͤberging, stellte Se. Koͤnigl. Hoheit Pr enz Johann noch folgenden Antrag: „die Staats Regierung zu ersuchen, bei Erlassung des die Besteuerung der bisher steuerfreien Grundstuͤcke betreffenden Gesetzes, oder sonst bei schicklicher Gelegenheit dahin Einleitung zu treffen, daß der durch Üebernahme der Kriminal-Gerichtsbarkeit entstehende Mehr— Aufwand von dem bisher steuerbaren und dem bisher steuer⸗ freien Grund⸗Eigenthum moͤglichst gleichfoͤrmig getragen werde“; indem er bemerkte, der Grund zu diesem Antrage sey der Be⸗ schlͤuß der Kammer, die Kosten der Kriminal-Rechtspflege auf das Budget zu nehmen, wodurch doch leicht der Verdacht rege gemacht werden konnte, als wolle man damit nur das nicht steuerfreie Eigenthum belasten, was auch der Fall seyn werde, wenn man nicht vorzubeugen suche. Auf eine Bemerkung des Staats-Ministers v. Koͤnneritz, daß dieser Gegenstand viel— mehr bei der Berathung uͤber das Budget zu eroͤrtern sey, er— klaͤrte sich Se. Koͤnigl. Hoheit fuͤr beruhigt, wenn die von ihm beantragte Modalität als Ansicht der Kammer zu Protokoll ge— hracht wuͤrde, was einstimmig beschlossen wurde. Das ganze Gesetz wurde hierauf mit 23 gegen 8 Stimmen angenommen. Die Kammer ging demnaͤchst zur Beschaͤftigung mit einigen anderen Gesetz-Entwuͤrfen uͤber, namentlich zu dem, die Ver— bindlichkeit der Gemeinden zur Verpflegung ihrer in Landes- Heil- und Versorgungs-Anstalten aufgenommenen Armen be— treffend. In ihrer folgenden Sitzung berieth die Kammer den anderweiten Deputations-Bericht uͤber den Gesetz-Entwurf wegen der Verhaͤltnisse der Civil-Staatsdiener.

auüͤnchen, 10. Maͤrz. Die Kammer der Abgeordneten nahm heute Vormittag in geheimer Sitzung zuerst die Wahl der Kommission zur Entwerfung der, als Antwort auf die Thron⸗Rede an Se. Maj. den König zu richtenden Adresse vor. Gegenwaͤrtig waren 101 Mitglieder; die erforderliche absolute Masoritaͤt war also 51. Nachdem die Waͤhlenden uͤbereinge— kommen waren, daß die gedachte Kommission aus sieben Mit— gliedern bestehen solle, wurden in Einem Scrutin gewaͤhlt: I) Hr. v. Rudhart mit 9 Stimmen; 2 Hr. v. Korb mit 91 Stimmen; 3) Hr. v. Dresch mit 81 Stimmen; 4) Hr. Dr. Windward mit 75 Stimmen; 5) Hr. Dr. Schunk mit 74 Stim⸗ men; 6) Hr. Schultz mit 70 Stimmen und 7) Hr. Kapp mit 62 Stimmen. Von diesem Geschaͤfte ging die Kammer zur Wahl ihrer besonderen Ausschuͤsse uͤber. Hinsichtlich des Aus— schusses fuͤr die Gegenstande der Gesetzgebung hatten sich Zwei— fel erhoben, ob der am Schlusse der Sitzung vom Jahre 1831 gewählte Ausschuß durch die im Jahre 1832 erfolgte Vertagung desselben als aufgehoben i betrachten sey, oder nicht, und ob im letztern Falle dieser Ausschuß bloß mit den im Jahre 1831 ur Vorlage gekommenen Gesetz-Entwuͤrfen sich zu beschaͤftigen abe, mithin ein neuer Ausschuß fuͤr diejenigen Gesetz-Ent— wuͤrfe zu erwaͤhlen sey, welche der diesjährigen Staͤnde-Ver— sammlung vorgelegt werden durften, oder ob der Wirkungskreis jenes Ausschusses auch auf die letztgenannten Gesetz-Ent— wuͤrfe sich erstrecke. Nach einer kurzen Diskussion beschloß in— deß die Kammer einstimmig: 1) daß der am Schlusse der Sitzung vom Jahre 1831 gewaͤhlte Ausschuß fuͤr die Gegenstaͤnde der Gesetzgebung bei dem gegenwartigen Landtage als fortbe— stehend zu erachten sey; 2) daß der Wirkungekreis dieses Aus— schusses auch diejenigen Gegenstaͤnde der Gesetzgebung umfassen solle, welche an die gegenwärtige Versammlung der Staͤnde ge— langen werden. Bekanntlich bilden neun Mitglieder der Kam— mer den permanenten Gesetzgebungs-Ausschuß, naͤmlich: 1) Hr. v. Korb; 2) Hr. Dr. Windwart; 3) Hr. v. Mußinan; 4) Hr. v. Rudhart; 5) Hr. Culmann; 6) Hr. Dr. Schwindel; 7) Frei— herr v. Harsdorf; 8) Freiherr v. Eberz; 9) Hr. r. v. Dresch. Nun erhob sich die Frage, ob diejenigen Mitglieder des Aus— schusses, welche gegenwartig Mitglieder des Direktoriums sind (Hr. v. Korb und Hr. Dr. Windwart), als aus dem Ausschusse ausgetreten zu betrachten, und durch die im Jahre 1831 gewaͤhl— ten Ersatz⸗Maͤnner zu ersetzen, oder ob ihre Functionen im Aus— schusse bloß fuͤr die Dauer der Versammlung als ruhend anzu— sehen seyen. Die Kammer entschied diese Frage nach einer kur— J Diskussion dahin, daß die Herren v. Korb und Windwart uüͤr die Dauer der gegenwärtigen Versammlung als nicht fre— uentirende Mitglieder des Ausschusses fuͤr die Gegenstaͤnde der esetzgebung betrachtet werden und nach dem Schlusse der Ver— sammlung in das frühere Verhaͤltniß wieder eintreten sollen. iernaͤchst wurde zur Wahl des zweiten Ausschusses (fuͤr die teuern) geschritten, wobei im ersten Scrutin von 99 Stim— menden 1) Hr. Vetterlein 97 Stimmen, 2) Hr. Fikenscher 78 Stimmen, 3) Hr. Maͤtzler 7 Stimmen und 4) Hr. Heinzel— mann 56 Stimmen erhielten. Die Fortsetzung dieser Wahl— Handlung wurde auf morgen verschoben. Der Nuͤrnberger Korrespondent meldet: „Man spricht davon, daß nach dem Wunsche Sr. Maj. des Köͤnigs, die großartige Idee Karls des Großen, namlich die Verbindung der Donau mit dem Rheine, schon bei dem diesjaͤhrigen Land tage zur Sprache gebracht werden solle. Die Plaͤne zu diesem nationalen Riesenwerke hat der Koͤnigliche Ingenieur Freiherr v. Pechmann bereits entworfen.“

Schweiz. Basel, 10. Maͤrz. Die zwischen den Kantonen Bern,

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gesetzt worden. Die von Bern und Waadt damit Beauftrag— ten haben die Polen bezeichnet, welche von Avenches nach andern Gegenden verlegt werden sollen. Von den 972 daselbst gefangen gehaltenen werden S5 in den Kanton Bern wieder auf— genommen; 4 kehren nach Bern zuruͤck, bloß um die Paͤsse in Empfang zu nehmen, welche ihnen fruͤher zur Ruͤckkehr nach Frankreich waren ausgefertigt worden; ein Einziger begiebt sich nach Basel-Landschaft, und zwei, denen die Bernischen Abgeordneten den Eintritt versagen, verbleiben bis auf wei— tern Befehl im Waadtlande. Demzufolge geleiteten am 5. März zwei Compagnien Waadtlaäͤnder Milizen die Polen von Avenches durch den Kanton Freiburg nach der Berner-Graͤnze, eine Abtheilung derselben schlug die Straße nach Aarberg ein, eine andere die nach Bern, um von da nach ihren Quartieren im Norden und Osten des Kantons abzugehen. Auf Berner— Boden angelangt, erhielten sie die Freiheit mit der Verpflichtung, die vorgeschriebene Marsch-Route zu befolgen, und von Station zu Station ihre Wander-Buͤcher visiren zu lassen. So kamen sie nach und nach in Bern, Thun, Interlacken, Burgdorf, Aarwan⸗ gen, Nidau, Erlach und Neustadt an. Was die in Genf be⸗ findlichen Polen anbetrifft, deren Zahl sich auf 41 belaͤuft, so erkennen die Berner nur 37, als fruͤher in ihrem Lanton aufgenommen, an. Mittwoch Abends den 5. Maͤrz gebot ihnen der Staats-Rath, sich auf den folgenden Tag, Morgens 4 Uhr, zum Abmarsche bereit zu hal⸗ ten. Allein sie begehrten einen Aufschub von 26 Stunden, um ihre Angelegenheiten in Ordnung zu bringen, und erklaͤrten uͤber⸗ dies, die auf die Nacht angesetzte Abreise sey ihrer unwuͤrdig und scheine Besorgnisse anzudeuten, welche durch ihr ganzes fruͤ⸗ heres Betragen in nichts gerechtfertigt wären. Als nun am 6ten des Morgens die Reveille geschlagen wurde, und man in die Schlafkammer der Polen kam, um sie abzuholen, weigerten sie sich, ihre Betten zu verlassen. Nachdem alle Mittel der Ue— berredung vergeblich angewendet worden, rief man die Gendar— men herein, und drohte den Widerspenstigen, wenn sie auf ihrem Trotze beharrten und sich nicht ankleideten, so wuͤrde man sie, wie sie da seyen, einschiffen. Darauf bequemten sie sich, langsam ihre Kleider anzuziehen, und bestiegen um 5 Uhr eine Barke, welche vom Dampfschiffe „Wilhelm Tell“ nach Morges bugsirt wurde. Oberst Dufour und Doktor Morin hatten sich zu ihrer Beglei— tung angeboten, wenn der Staats⸗Rath darauf verzichten wolle, sie durch Truppen eskortiren zu lassen. Allein der Staats-Rath zog letzteres vor, und hatte auch fuͤr die naͤchtliche Einschif⸗ fung einen guten Grund, da die Regierung von Waadt wuͤnschte, die Polen mochten Morgens 10 Uhr in Morges eintreffen, um alsobald ihren Marsch fortzusetzen. So ging die Einschiffung bei Fackelschein vor sich, und die Polen nah⸗ men von Genf mit dem Rufe Abschied: „Es leben die Genfer, nieder mit den Aristokraten.“ Eine Grenadier-Compagnie be— stieg das Dampfschiff. Sie landeten in Morges; die Polen wurden den Waadtlaäͤndischen Behoͤrden uͤberliefert, aßen zu Mit— taa, und marschirten alsdann unter der Eskorte einer halben Compagnie Jaͤger nach Echallens ab, wo sie die Nacht vom 6ten auf den 7Ften zubrachten. Am ten schliefen sie in Gran⸗ ges, und sollen sofort nach dem Kanton Bern ihren Zug fortsetzen.

Spanien.

Das (gestern unter Paris erwaͤhnte Schreiben aus Ma— drid im Eonstitutionnel ist vom 1. Marz datirt, und lau— tet folgendermaßen: „Die Gährung in Madrid und in den Provinzen, in letzteren besonders, ist außerordentlich groß. Die durch Bekanntmachung des Dekretes uͤber die stadtische Miliz hervorgebrachte Wirkung ist beklagenswerth. In Valencia, Santander, Valladolid, . Caceres, kurz, in allen Staͤd⸗ ten, von wo man bis jetzt hat Nachrichten erhalten koͤnnen, hat sich das oͤffentliche Mißvergnuͤgen auf die energischste Weise kund gegeben. Wir erwarten mit Ungeduld Nachrichten aus Barcelona, wo die schon fruͤher bemerkte Stimmung einen Ausbruch befuͤrchten laßt. In Sevilla haben die Milizen sich 964 Unterwerfung bereit erklaͤrt, aber zu gleicher Zeit versichert, daß keiner von ihnen in die Reihen einer Mi⸗ liz eintreten wuͤrde, gegen die die Regierung sich so miß— trauisch bezeige. Man ffuuͤrchtet, und mit Recht, daß das Dekret wegen K der Cortes, dessen Verzoͤgerung so ernsten Argwohn erregt, eine noch furchtbarere Wirkung hervor— bringen wird. Ich weiß nicht, welcher boͤse Genius den Mini— stern, und durch diese der Koͤnigin, Besorgnisse uͤber eine Partei einflößt, die in der That noch nicht existirt, die man aber durch den bestaͤndigen Verdacht hervorrufen wird. Herr Martinez de la Rosa verliert zusehends ein Vertrauen, welches der Re— gierung von so großem Werth seyn mußte. Was die Koͤnigin betrifft, so hat sie dasselbe schon fast ganzlich verloren. Wenn dieser Zauber einmal ganz zerstoͤrt ist, so muß man auf Alles gefaßt seyn, um so mehr, als die Karlisten, durch so viele Fehler ermuthigt, so kuͤhn auftreten duͤrften, daß sie die liberale Partei zwingen werden, sich in Masse gegen sie zu erheben. Wenn ungluͤcklicherweise die Regierung, die sich auf die seltsamste Weise isolirt, nicht vor der mehr als jemals un— vermeidlichen Zusammenberufung der Cortes einen anderen Weg einschlaͤgt, so haben wir eine Ballhaus-Sitzung zu erwar— ten. Herr Burgos hat sich in den Kopf hegt, die Presse leiten zu wollen. Ein patriotisches Journal, das oletino do Comercio, hing durch Arrangements, welche bei seiner Errich⸗ tung getroffen wurden, von dem Finanz-Ministerium ab, und ging spaͤter zu dem Ministerium des Juͤnern uͤber. Der Mini⸗ ster nahm es uͤbel, daß die Redacteurs einige seiner Operationen tadelten, und wollte ihnen einen Ober-Redacteur vorsetzen. Die Mitglieder des Handels-Rathes und die Haupt— Redacteurs eeklaͤrten, daß sie lieber auf jede Theilnahme verzichten, als sich der direkten Einmischung des Mini— sters unterwerfen wuͤrden. Sie haben diese Erklarung ge— stern in ihr Blatt einruͤcken lassen, und sogleich haben sich die meisten Abonnenten zuruͤckgezagen. Dieses Ereigniß hat die ganze Stadt in Bewegung gesetzt und den Unwillen gegen Hern Burgos ungemein gesteigert. Alle Blatter haben fuͤr das Bulletin Partei ergriffen, und sprechen sich sehr lebhaft aus. Herr Burgos kann moͤglicherweise einen Befehl der Königin nachsuchen und erhalten, um alle Journale zu unterdruͤcken; aber eine solche Maßregel wuͤrde das Signal zu einem Aufstande seyn. Der oͤffentliche Geist macht so schnelle Fortschritte, daß der heutige Tag ganz verschieden von dem gestrigen ist. Die anderen Minister wissen nichts, oder thun wenigstens so, als wuͤßten sie nichts von diesem Zustand der Dinge. Die

Königin verbringt ihre Zeit auf der Jagd, und Gott weiß, zu wie vielerlei Gerede diese Lebensart Anlaß giebt. Gestern, am Freitag, hat sie eine Ceremonie

absagen lassen, die seit undenklichen Zeiten regelmaͤßig statt⸗ fand, und die darin besteht, an jenem Tage einen Theil des

nennt. Der Praͤsident, gegenwaͤrtig der General-Capitain Ca—⸗ staũos, trägt ihr der Form halber eine Sache vor, und hat dann das Recht, sich dem Souverain gegenuͤber auf einen Ses— sel, Banquillo genannt, niederzulassen, und sich so 20 Minu— ten mit der Majestaͤt zu unterhalten. Das Aufschieben dieser Ceremonie auf einen andern Tag, und bloß einer Jagd-Partie halber, hat alle Welt empoͤrt. Auch ist, man sehr unwillig uͤber einen, wie es heißt, von der Koͤnigin eigenhaͤndig ge— schriebenen Befehl, der allen Leuten, selbst den Infanten, verbietet, auf den Kron-Domainen zu jagen. Der Praͤsident des Rathes von Castilien hat durch die Post ein von Don Carlos Jo el Rey unterzeichnetes Dekret erhalten, worin jedem Offizier, vom Grade des Capitains und daruͤber, jedem Richter, jedem Beamten, der im Dienste der Usurpatorin bleibe, mit Todesstrafe gedroht wird. Don Carlos hehält sich nur vor, ge— gen die Geistlichen, aus ihm bekannten Gruͤnden, Nachsicht zu uͤben. Man hat das Dekret der Koͤnigin gezeigt, die jedoch der— gleichen Schritte weit weniger beunruhigen, als die Schrecknisse, die man ihr gegen die liberale Partei einfloͤßt.“

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Berlin, 17. Marz. Man schreibt aus Königsberg in Pr. unterm i0ten d. M.: „Der fuͤnfte Provinzial / Landtag des Koͤnigreichs Preußen wurde am 2ten d. M. nach einer unun— terbrochenen Dauer von 6 Wochen durch den Koͤnigl. Landtags— Kommissarius feierlichst geschlossen, und die versammelten Staͤnde trennten sich, neu erstarkt in ihrem unerschuͤtterlichen Vertrauen auf die Weisheit Dessen, der durch sie abermals die Beduͤrfnisse und Wuͤnsche der Bewohner unserer Provinz vernehmen wollte. Wie abweichend bei den Berathungen auch zuweilen die Mei— nungen Einzelner sich bewegt haben moͤgen, Alle fanden sich im⸗ mer wieder treu und fest zusammen, wo es die Liebe zu dem edelsten Koͤnige und das Wohl des Vaterlandes galt.“

Im Regierungs⸗Bezirk Stralsund sind im Jahre 1833 beim Civil-Stande 5748 und beim Militair 128, zusam⸗ men 5876 Kinder, geboren; es starben dagegen resp. 4166 und S8, zusammen 4254 Personen. Von letzteren erreichten 17 Per⸗ sonen ein Alter uͤber 90 Jahre. Unter den Gebornen waren Zwillings-Geburten und 1 Drillings-Geburt. Getraut wurden sät3 Ehepaare, einschließlich 51 beim Militair, Die Zahl der Gebornen ist nach obiger Angabe um 1622 groͤßer gewesen, als die der Gestorbenen.

Rach der von dem Direktorium der Sparkasse zu Mag deburg ausgegebenen Nachweisung des gegenwaͤrtigen Zustan⸗ des diefer Sparkasse waren bei derselben am 2. Januar 1833 belegt 222,396 Rthlr. 14 Sgr. 1Pf, im Jahre 1833 sind neu belegt worden g0,2g6 Rthlr. 21 Sgr. 11 Pf., dazu an Zinsen fuͤr das Jahr 1833 7155 Rthlr. 12 Sgr. 9 Pf., macht zusam⸗ men 319 Zi8 Rthlr. 18 Sgr. 9 Pf. Zuruͤckgenommen sind im Jahre 1833 75,54ß Rthlr. 3 Sgr. 4 Pf., so daß am Schlusse des Jahres 1833 uͤberhaupt noch belegt blieben 244,302 Rthlr. 15 Sgr. 8 Pf. Zinsbar belegt hat die Sparkasse 249, 246 Rthlr. 3 Sgr. 9 Pf., an Zinsen ausstehen 106 Rthlr; 14 Sgr. 7 Pf, und einen baaren Bestand von 6291 Rthlrn. 8 Sgr. 16 Pf., zusammen 255,583 Rthlr. 27 Sgr. 2 Pf., und also einen Ueberschuß von 11,257 Rthlr. 1 Sgr. 6 Pf. Am Ende des Jahres 1832 betrug dieser Ueberschuß gä2ä Rthlr. 2 Sgr., beim Schlusse des Jahres 1833 also mehr 1827 Rthlr. g Sgr. ' Pf. An Abrechnungs-Buͤchern sind im Ganzen jetzt noch ausgegeben 5615, so daß auf jedes dieser Bucher im Durch⸗ schnitt 43 Rthlr. 15 Sgr. 3 Pf. zu rechnen sind.

Die Eilenburger Kattun-Fabrikanten im Neg. Bez. Merseburg haben seit dem Anfang dieses Jahres die Zahl ihrer Drucker um fast 30 vermehrt, was als eine Folge des Zoll⸗-Ver—⸗ bandes angesehen werden kann.

In verschiedenen Kreisen des Reg. Bezirks Mer seburg zeigten sich in letzter Zeit die natuͤrlichen Menschen⸗Blattern; es wurden sowohl Erwachsene als Kinder, uͤberall aber nur solche davon befallen, welche nicht vaccinirt worden waren. So blie⸗ ben namentlich in einer Familie drei vaccinirte Kinder befreit, waͤhrend die drei nicht geimpften Kinder davon befallen wurden.

In Erfurt bilden die traurigen Folgen der Unvorsich— tigkeit zweier Dienstmädchen den Gegenstand des Stadtgespraͤ⸗ ches. Es ist namlich dort in manchen Haͤusern die uͤble Ein— richtung, daß der Keller sich auf einem Theile des Hausflurs aus— muͤndet, der wahrend des taͤglichen Verkehrs immer betreten wird, so daß man Gefahr laͤuft, wenn die Klappe, die den Ein⸗ gang zum Keller bedeckt, zufaͤllig offen steht, selbst am Tage hineinzufallen; mit der Dunkelheit wird diese Gefahr um so großer. Vor einiger Zeit geht eines der vorerwähnten Maͤd⸗ chen Abends in den Keller, ohne ein brennendes Licht neben die geöffnete Klappe zu stellen, als eine andere in demselben ö. bienende Magd ihr nachstuͤrzt, und auch sogleich mit zerschmet⸗ terter Hirnschale todt vor ihr liegt. Das Maͤdchen, im Be⸗ wußtseyn seiner so schrecklich bestraften Unvorsichtigkeit, wird darüber auf der Stelle rasend. Man bringt sie sogleich ins Krankenhaus und einige Tage darauf stirbt sie an den Folgen

des erlittenen Schreckens und der damit verbundenen Gemuͤths—

Erschuͤtterung. Im Monat Februar sind auf dem Rheine bei Koblenz

145 Fahrzeuge ein- und 199 ausgegangen, zusammen 344 Fahr⸗

zeuge. An Produkten und Fabrikaten wurden eingefuͤhrt: a) an Transit und in die Freihafen 12,315 Ctr. b) fuͤr das Inland.... 39,018 Ctr. uͤberhaupt ...... ...... 51,333 Ctr. ausgeführt: 9. a) an Transit und aus den Freihafen 19,139 Etr. b) aus dem Inland .. ...... 57, 276 Ctr. uͤberhaupt ...... Jß, 745 Ctr. 1 Summa der Ein- und Ausfuhr... H 128, NS CTtr.

Ueber den Getraide-Vereehr schreibt man aus Du ssel— dorf Folgendes: „Die Preise der Halmfruͤchte sind im Allgemei— nen wieder um ein Geringes gestiegen, was theils in den jetzt schon mehr uͤbersehbaren Folgen der diesjährigen Ueberschwem⸗ mungen, theils aber auch in ansehnlichen Versendungen nach Holland seinen Grund hat. Durch letztere wurde besonders zu Reuß der Fruchthandel ungemein lebhaft und die Erft sah bei dem hohen Wasserstande, der die Annaherung der Schiffe sehr erleichterte, einem kleinen Hafen nicht unähnlich. Im Laufe des Monats Februar wurden uͤberhaupt zu Markte gebracht; 14,1637 Scheffel Weizen, 20,022 Scheffel Roggen, 2205 Scheffel Gerste, Hafer und Buchweizen, 252 Scheffel Ruͤbsaamen. Die Abfuhr dagegen betrug: 23 nach Holland 20,285 Schessel Weizen, 235,661 Scheffel Roggen; H nach dem Bergischen 28 Scheffel Weizen, 340 Scheffel Roggen, 893 Scheffel Gerste,

Waadt und Genf getroffene Uebereinkunft ist endlich ins Werk

Rathes von Castilien zu empfangen, den man die Camara

Hafer und Buchweizen, 76 Scheffel üuͤbsaamen. Der Geld

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