Deputirter in gleichem Maße beeilen, jenem Gesetz-Entwurfe beizupflichten. Da ich aber eben so innig uͤberzeugt bin, daß die vorgeschlagene Maßregel nur dazu dienen kann, die oͤffentliche Ruhe und Ordnung zu stoͤren, die Gerichtsbarkeiten u vermengen, zu Verschwörungen herauszufordern, und die
egierung eher zu schwaͤchen, als sie zu befestigen, indem das Gesetz die Einfuͤhrung einer abscheulichen Inquisition beabsich— tigt, so protestire ich laut gegen eine Maßregel, die allein durch die Furcht eingegeben wird, und werde mir alle Muͤhe geben, diese meine Ueberzeugung auch meinen Kollegen mitzutheilen.“ Nach diesem Eingange ließ der Redner sich in eine genauere Pruͤfung des Gesetz- Entwurfes ein; er erinnerte daran, daß alle Ausnahme-BGesetze zuletzt nothwendig zum Ver— derben fuͤhrten, und wiederholte noch mehrmals, daß man ledig— lich aus Furcht jetzt die Beschraͤnkung der persoͤnlichen Freiheit verlange, wie man durch das Gesetz gegen die oͤffentlichen Aus— rufer bereits die Beschraͤnkung der Preß⸗-Freiheit verlangt habe; noch einige ähnliche Gesetze, und man werde, nicht die Hoffnungen, welche die Regierung bei ihrem Entstehen eingefloͤßt, — denn diese wären schon laäͤngst verschwunden — sondern die letzten Taͤuschungen, denen man sich uͤberlassen, verscheuchen; woruͤber er sich am meisten wundere, sey, daß man noch keine Schwei— zer-Regimenter wieder angeworben habe, da dies doch eine so nothwendige Bedingung fuͤr jede Regierung sey, die sich täglich mehr von dem Volke trenne. Als bei diesen Worten mehrere Stimmen dem Redner zuriefen, er wisse sehr wohl, daß die Charte das Anwerben fremder Truppen verbiete, entgegneten andere Stimmen aus den Reihen der Opposition, dies thue gar nichts zur Sache, da man ja auch schon die Preß- und die per— soͤnliche Freiheit verletzt habe. Herr Portalis schloß mit folgen— den Worten: „Es ist unsere Pflicht, schlechte Gesetze zu be— kämpfen; nie aber ist ein so schlechtes Gesetz, wie dasjenige, womit wir uns in diesem Augenblicke beschaͤftigen, den Repraͤ— sentanten eines freien Volkes vorgelegt worden. Das doctrinaire Mi⸗ nisterium ist recht uͤbel berathen. Ich stimme nicht nur gegen das uns vorgeschlagene Gesetz, sondern betrachte es sogar als ein Akten— stuͤck, das zu einer kuͤnftigen Anklage gegen die Minister dienen kann. Der General Jacqueminot erklärte, daß er sich in eine Pruͤfung des Gesetz-Entwurfes selbst nicht weiter einlassen, sondern sich darauf beschraͤnken wolle, als gewissenhafter Depu— tirter die Gruͤnde aus einander zu setzen, die ihm die Annahme dieses Gesetzes als unerläßlich erscheinen ließen. Er sey weit entfernt, die Gefahren des Augenblicks zu uͤbertreiben; vielmehr glaube er, daß die Factionen nicht , genug waͤren, um den Thron und die Verfassung umzustuͤrzen, indessen sey es auch schon schlimm genug, wenn es ihnen in, gelinge, Besorg— nisse zu erregen, das oͤffentliche Vertrauen zu erschuͤttern, die Hanoels-Verbindungen zu stoͤren, und dem Gewerbfleiße zu schaden; man habe behauptet, daß das vorliegende Gesetz verfas— sungswidrig sey, und daß man durch die Annahme desselben zu den Grundsaͤtzen, die im Juli 18390 bekaämpft worden, zuruͤck— kehren wurde; wäre dies der Fall, so wuͤrde er der Regierung gewiß nicht seinen Beistand leihen; dem sey aber nicht also, viel— mehr beabsichtige das Gesetz nichts anders, als was der Gene— ral Lafayette selbst nach der Revolution von 1789 verlangt habe. Der Redner fuͤhrte hier die eigenen Worte des Generals an, was eine große Sensation in der Versammlung erregte. Letzte— rer schrieb damals: „Welche merkwuͤrdige Aehnlichkeit in der Sprache der aristokratischen und der sogenannten patriotischen Faction! Beide wollen unsere Gesetze umstoßen; beide freuen sich uber die Unordnung, erheben sich gegen die eingesetztsn Be— hörden, verabscheuen die National-Garde, suchen die Armee auf⸗ sassig zu machen, streuen Argwohn und Entmuthigung aus. Die Buͤrger muͤssen sich unter diesen Umstaͤnden um die Ver— fassung reihen; die Königliche Gewalt muß unversehrt bleiben, denn sie wird von der Verfassung verbuͤrgt; sie muß unabhangig seyn, denn diese Unabhängigkeit ist eine der Triebfedern unserer Frei— heit; der König muß geachtet seyn, denn ihn umgiebt die Ma— jestät des Volkes. Endlich, so muß die Herrschaft der Klubs, die von uns vernichtet worden, der Herrschaͤft der Gesetze Platz machen; ihre Usurpationen muͤssen dem festen und unabhaͤngi—
gen Walten der eingesetzten Behörden weichen; ihre desorgani⸗
sirenden Lehren, den wahren Grundsaͤtzen der Freiheit; ihre wuͤthenden Ausfaͤlle, dem besonnenen Muthe einer Nation, die ihre Pflichten kennt; ihre verderblichen Pläne, den wahren In— teressen des Vaterlandes, das in diesem Augenblicke der Gefahr alle diejenigen um sich sammeln muß, fuͤr welche der Untergang desselben nicht ein schimpflicher Genuß ist.“ Nach Herrn Jacquemi— not ließ sich Herr Salverte wider den Gesetz⸗Entwurf vernehmen. Er beschuldigte die Minister der Leidenschaftlichkeit, die aus al— len ihren Handlungen hervorleuchte, und von der sich niemals et— was Gutes erwarten lasse. Der Großsiegelbewahrer gab eine kurze Geschichte det politischen Vereine seit ihrem ersten Entstehen im Jahre 1739 bis auf die neueste Zeit, und suchte die Nothwendigkeit nachzuweisen, dem Treiben derselben, na— mentlich der Gesellschaft der Menschenrechte, ein Ende zu machen. Am Schlusse seines Vortrages äußerte er sich also: „Ich be— greife wohl daß diejenigen Maͤnner, die der Regierung abhold sind, den politischen Vereinen das Wort reden; mit Recht aber wurden sie sich uͤber die Regierung lustig machen, wenn diese sie ihre Plaͤne ungehindert verfolgen ließe. Es giebt aber noch an— dere Maͤnner, die der Regierung zwar anhaͤngen, jedoch nur Versuchs— weise; sie sind mit sich selbst noch nicht einig und wuͤrden es daher un⸗ gern sehen, wenn das revolutionnaire Prinzip ganzlich unterginge; sie wollen mit einem Worte, daß dieses Prinzip, das in jenen Vereinen vertheidigt wird, schlummere, aber nicht sterbe. Was uns nun aber betrifft, m. H., die wir mit dem Grundsatze un— serer Regierung zufrieden sind, die wir glauben, daß eine Revo— lution nicht noch zu machen, sondern daß sie bereits gemacht ist, die wir eine fortschreitende Civilisation, aber nur in den Graͤn— zen der Verfassung verlangen, — wir muͤssen jenen politischen Klubs, die der Regierung hemmend in den Weg treten, uͤber— all Besorgnisse erregen und dem gesellschaftlichen Zustande dro—⸗ hen, ein Ende machen. Halten Sie sich uͤberzeugt, m. H., daß das Ihnen vorliegende Gesetz nicht als ein antinationales bezeich⸗ net werden wird; ganz Frankreich wird Ihnen vielmehr dafuͤr danken.“ Der letzte Redner, der in dieser Sitzung auftrat, war Herr de , ,,. der daran erinnerte, daß fruͤher drei der jetzigen Minister, nämlich die Herren Broglie, Guizot und Barthe, nicht bloß Mitglieder, sondern sogar Praͤsidenten dreier politischen Vereine, naͤmlich resp. der Gesellschaft der Preßfreiheit, der Gesellschaft: „Hilf dir, so wird der Himmel dir helfen!“, und der Gesellschaft der Karbonari gewesen waͤren. Herr Garnier⸗Pages, dessen Vortrag uͤber eine Stunde dauerte, erklärte ohne weitere Umschweife, daß, wenn noch eine dritte Revolution ausbrechen sollte, die Minister sich die Schuld davon selbst beimessen muͤßten, da sie völlig mit Blindheit geschlagen wären. Die Sitzung wurde erst um 6 Uhr aufgehoben. — Heute wurde, nach einem Berichte des Herrn Garrau be uͤber den Gesetz⸗ Entwurf wegen der Einberufung eines Kontingents
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von 80, 000 Mann, die obige Debatte fortgesetzt. Herr Ful, chiron ließ sich fuͤr und Herr v. Failly wider den Gesetz-Entwurf vernehmen. Der Minister des Innern trat zur Vertheidigung des Gesetzes auf, und beschuldigte unter Anderem Herrn Portalis der Pflichtvergessenheit dafur, daß er Tages zuvor von officiellen oder quasi⸗officiellen Assommeurs gesprochen habe. Der Praͤsident machte dem Minister bemerklich, daß er durch seine Aeußerung der Un— abhaͤngigkeit des Deputirten zu nahe trete, worauf Jener erwie— derte, daß man ihn in Anklagestand versetzen moͤge, insofern man glaube, daß er am 23. Februar seine Befugnisse uͤberschritten habe. Nach dem Grafen von Argout bestieg Herr Garnier— Pages und nach ihm der Minister des offentlichen Un— terrichts die Rednerbuͤhne. (Wir werden auf diese Sitzung noch einmal zuruͤckkommen.)
Der Temps sagt: „Man hat sich mit einer Pairs-Crei— rung beschaͤftigt, die nach der Session stattfinden soll. Es ist dabei die Frage entstanden, ob man unter den nicht wiederer— wählten Deputirten, oder unter den Mitgliedern der neuen Kam— mer wahlen solle. Man scheint sich fuͤr das Letztere entschieden zu haben.“ .
Der Messager enthalt Folgendes: „Es sind aus Madrid Briefe und Zeitungen bis zum 7. d. M. eingegangen. Das Dekret wegen Zusammenberufung der Cortes war noch nicht er— schienen. Die Journale fahren fort, strenge Maßregeln gegen die Karlisten zu verlangen. Das Boletino do Comercio, dem man einen Ober-Redacteur hatte aufdringen wollen, wird fortfahren, unter der Redaction der Schriftsteller, die man hatte entfernen wollen, zu erscheinen. Es ist dies ein der oͤffentlichen Meinung gemachtes Zugestaͤndniß. — Man bemerkt eine große Uneinigkeit zwischen der Koͤnigin und ihrer Schwester, der Ge— mahlin des Infanten Don Francisco de Paula. Dieser Um— stand erregt um so mehr Besorgniß, als eine Partei existirt, die den Infanten, statt der Koͤnigin, mit der Regentschaft bekleiden moͤchte.“
Die Nachrichten aus Madrid und den Spanischen Provin— zen haben heute nachtheilig auf die Course der Spanischen Pa— piere gewirkt. Unsere verwegensten Spekulanten verhehlen sich nicht, daß diesen Effekten eine verderbliche Krisis droht, wenn die Angelegenheiten der Pyrenaͤischen Halbinsel sich nicht bald entwirren sollten.
Gestern fand das Diner statt, welches die Deputirten der Opposition, 129 an der Zahl, dem Herrn Dupont von der Eure zum Abschiede gaben. Die Kommissarien des Banquets waren die Herren Thiars, Montebello, Beslay und Chapuis· Montla⸗ ville. Der General Lafayette hatte ein Schreiben eingesandt, worin er seine Abwesenheit entschuldigte.
Der Kriegs-Minister hat den Sappeurs, die zu den Ar— beiten an den Festungswerken nach Paris berufen waren, Be— fehl ertheilt, zu ihren respektiven Corps ,,,
Herr Thiers hat einem der Belgischen Kommissarien, die wegen der Zoll-Angelegenheiten nach Paris gekommen sind, auf. offizielle Weise angezeiat, daß die Regierung nicht beabsichtige, dem der Kammer vorgelegten Zoll- Gesetz-Entwurfe in dieser Session eine weitere Folge zu geben. Zu gleicher Zeit hat der Minister den Kommissarius ersucht, dem Franzoͤsischen Kabinette so bald als moglich die Arbeit der Belgischen Kommission in Betreff der von der Belgischen Regierung gewuͤnschten Veraͤn— derungen in den Handels-Verhaͤltnissen mit Frankreich zugehen zu lassen.
Seit einiger Zeit vergeht fast kein Tag, wo nicht Mitalie— der der Gesellschaft der Menschenrechte verhaftet und Haus— suchungen angestellt wuͤrden. Gestern hat man wieder vier Mitglieder der genannten Gesellschaft nach der Polizei⸗Praͤfektur gebracht. ö
Die Thaͤtigkeit, welche vor mehreren Monaten in unseren Seehafen herrschte, hat seit einigen Wochen gaͤnzlich aufgehoͤrt. Die Häfen von Brest und ven Toulon sind mit desarmirten Schiffen angefüllt. Indeß wollte man gestern wissen, daß der See-Minister neuerdings den Befehl gegeben habe, die Ruͤstun— gen wieder zu beginnen. ö
Die gestern stattgehabte erste Auffuͤhrung des Mozart schen „Don Juan“ im großen Opernhause, mit Franzoͤsischem Text, wird von allen hlesigen Blättern als eines der groͤßten musikalischen Ereignisse der neuesten Zeit ausfuͤhrlich besprochen. Der Aus— stattung und Ausfuͤhrung des Meisterwerkes werden die größten Lobspruͤche ertheilt, und der Enthusiasmus, mit der die Oper aufgenommen wurde, wird als ein ganz beispielloser geschildert.
Die Auffuͤhrung eines unter dem Titel: „Der Brauer— Koͤnig“ (nach dem bekannten Arlincourt'schen Roman) auf dem Ambigu-Theater angekuͤndigten Stuͤckes ist von dem Polizei— Praͤfckten untersagt worden. Der Verfasser des Stuͤckes zeigt an, daß er dieses willkuͤrliche Verbot des Präfekten vor Gericht angreifen werde.
Großbritanien und Irland.
Parlaments-Verhandlungen. Unterhaus. Siz— zung vom 11ten März. Herr S Connell trat heute mit feinem fruher angekuͤndigten Antrage hervor, daß ein besonderer Ausschuß ernannt werden solle, um die Eide, welche den Mit— gliedern des Unterhauses abgenommen werden, in Erwaͤgung zu ziehen und zu untersuchen, ob uͤberhaupt solche Eide geleistet werden und von welcher Art dieselben seyn sollten. Er sprach die Meinung aus, daß alle Eide von bloß religiöͤser Tendenz ab— geschafft werden und einfache Erklaͤrungen, wenn es fuͤr noͤthig befunden wuͤrde, an deren Stelle gesetzt werden muͤßten, und äußerte sich in dieser Hinsicht folgendermaßen: „Wenn man uͤberyaupt einen Eid beibehalten will, so glaube ich, duͤrfte es nur der seyn, wodurch von Seiten derer, die ihn able— gen, auf das unzweideutigste erklärt wurde, daß sie sich keines unerlaubten Mittels, keiner Bestechung bedient haͤtten, um einen Sitz in diesem Hause zu erhalten. Der Grund, wes— halb ich meinen Antrag mache, liegt in der verschiedenen Beschaf— fenheit der von den Parlaments-Mitgliedern geleisteten Eide. Es giebt in der That drei verschiedene Arten des Schwöͤrens oder der Versicherung, und eine davon muß jedes Mitglied dieses Hauses waͤhlen, ehe es darin Platz nehmen darf. Das prote— stantische und das katholische Mitglied schwoͤren, der Quaͤker ver— sichert, und die Maͤhrischen Bruͤder wuͤrden, wenn auf einen von ihnen die Wahl fiele, ebenfalls eine bloße Versicherung abzugeben brauchen. Ich glaube nun, daß die Zeit gekommen ist, wo alle Eide von zweideutiger Natur abgeschafft und alle Unterschiede zwischen Personen verschiedenen Glaubens in diesem Hause aufgehoben werden müßten. Sie bestehen auch nur auf einen Augenblick, beim Beginn jedes Parlaments, und werden nachher ganz vergessen. Ich wuͤrde es fuͤr ein großes Uebel hal— ten, wenn man uͤber die Auslegung des von den katholischen Mitgliedern dieses Hauses geleisteten Eides verschiedener Mei— nung wäre. Es giebt in der christlichen Moral keinen unbe- streitbareren Grundsatz, als den, daß, sobald die Worte einer Eides Formel zweideutig sind, sie nach dem Sinn, der ihnen
von denen beigelegt wird, die der Eid abfordert, und nicht nach dem der Schwoͤrenden ausgelegt werden muͤssen. Ich hielt eh daher schon bei einer fruͤheren Gelegenheit fuͤr meine Pflicht die Regierung und das Haus zu eiger Erklaͤrung daruͤber auf zufordern, ob die Auslegung, welche der katholischen Eides-For, mel gegeben werden solle, von derjenigen abweiche, die h ihr gebe. Die Antwort, welche ich damals erhielt, war sehr he, friedigend; aber es kann doch nicht geleugnet werden, daß ez noch immer einige Individuen in dem Hause giebt, die in di, sem Punkte von meiner Ansicht abweichen. Die katholischen Mitglieder duͤrfen aber nicht in eine solche Lage versetzt werden daß, waͤhrend sie den Eid in diesem Sinne leisten, ihnen van einigen Mitgliedern ein anderer untergeschoben wird. Ich win, sche daher die Ernennung des Ausschusses deshalb, um zu e fahren, ob ich in diesem Hause bleiben darf, denn, wenn na der Meinung des Ausschusses der Eid so ausgelegt werdtn sollte, daß es mir, als Katholiken, unmoglich wuͤrde, ihn mi gutem Gewissen zu leisten, so wuͤrde ich das Haus augenblicklih verlassen. Nur uber Einen Punkt sind alle Streitenden einij naͤmlich: daß die Katholiken bei der jetzigen Art der Eidleistun frei uͤber alle auf die zeitliche Macht, die Autoritaͤt und Em lumente der bischoͤflichen Kirche bezuͤgliche Gegenstaͤnde abstimme koͤnnen. Jedermann weiß uͤbrigens, daß bis zur Regierung da Koͤnigin Elisabeth keinem Parlaments-Mitgliede irgend ein En der Art abgenommen wurde. Die Spaltung in den religibsa Meinungen, welche auf die Reformation folgte, hat das jeh System erst veranlaßt.“ Der Redner ließ sich nun in hist rische Nachweisungen uͤber die Entstehung und Very derung der Eides-Formeln ein und fuhr dann fort:; „Ith wo die religioͤsen Unterschiede aufgehört haben, sollten ahh die religidsen Eide ganz abgeschafft werden. Das I' 1829 hat eine bedeutende Umwälzung herbeigefuͤhrt; das Gy setz, welches damals durchging, fuͤhrte einen andern Eid ein, Mg die Katholiken jetzt leisten; und es brachte noch eine andere Ve aͤnderung hervor, indem aus der protestantischen Eides⸗-Formel n feierliche Erklaͤrung gegen das Meßopfer und die, Anrufung de Heiligen gestrichen wurde. Dennoch findet sich noch mancht sehr Seltsame vor. Ich habe ein Plakat in der Hand, auf de sen einer Seite sich drei von den Protestanten zu leistende Eh und auf der anderen ein von den Katholiken zu leistender ve zeichnet finden; nun haben, seltsam genug, die Ersteren das Hau Stuart abzuschwoͤren, waͤhrend die Katholiken, obgletz man sie besonders füuͤr Anhänger jenes Hauses hielt, w nen solchen Abschwoͤrungs-Eid nicht zu leisten brauche (Hört! Dann muͤssen sie feierlich jede Verbindung me den Nachkommen eines Prinzen abschwoͤren, von dem Jeden mann weiß, daß er keine Nachkomnien hat. Wenn sie außen halb dieses Hauses dergleichen schwoͤren sollten, wuͤrden sie sch nicht laͤcherlich machen? Heißt es nicht, den Namen Goütmg unnuͤtzlich fuͤhren? Der protestantische Eid besteht zuvoͤrderst n einer Erklaͤrung der Treue gegen die Krone; und warum wil das Haus sich nicht mit diesem Eide begnuͤgen, den Alle gern leisten, und in dem nichts Zweideutiges liegt. Die katholisch Eides- Formel enthält in ihrem ersten Theil einen Unterthanen - Eid, gegen den ich nichis einzuwenden habe, außer daß er von dem protestantischen abweicht. Dann enthalt sie einen Eid der Treu gegen die Prinzessin Sophie, als Kurfuͤrstin von Hannover und ihh pröotestantischen Leibes-Erben; woran ich auch nichts auszustellen habe, weil, meiner Ansicht nach, die Religion mit der Person, welche die Execution in diesem Lande ausuͤbt, nichts gemein hal Dann aber kommt ein Theil des Eides, mit dem ich mich um, möglich beschimpfen lassen kann; er lautet: „„und ich erklaͤr— ferner, daß es kein Artikel meines Glaubens ist, und daß ich di Meinung, als durften vom Papst oder von einer andern Behoͤrn des Roͤmischen Stuhls in Bann gethane oder excommuniecim Fuͤrsten von ihren Unterthanen oder von Anderen abgesetzt oder mordet werden, verwerfe, verleugne und abschwoͤre.““ MNatlt lich kann ich dies mit gutem Gewissen schwoͤren; (be warum will mich das Haus so beschimpfen und mich einer solchen Erklärung noͤthigen? Wenn Jemand so wem moralisches Gefuͤhl haͤtte, daß er die Emordung eines Indi duums deshalb, weil es excommunicirt worden, 9 gesetzlich ⸗ saubt hielte, so wuͤrde man ihm auch wahrlich nicht trauen ä fen, daß er sich durch einen Eid gebunden halten sollte. En solche Ansicht widerstrebt jedem menschlichen Gefühl. Kann manst einen Eid der Art noch bestehen lassen? Ich trage auf einen Ausscht an, um dies in Erwägung zu ziehen. Soll er durchaus be halten werden, dann muß ich schon meinen Nacken unter u Joch beugen, aber ich kannte nicht eher ruhen, als bis ich d Gegenstand feierlich vor dem Hause zur Sprache gebracht hat Einen sehr zweideutigen Sinn hat auch die in dem Eide un kommende Phrase „protestantische Regierung in dem Vereins ten Königreich“, da es doch bekannt ist, daß nur der Konig in der Lord-Kanzler durchaus Protestanten seyn muͤssen. Dann su dert der Eid, daß ich kein Privilegium, das mir verliehen hy den moͤchte, dazu anwenden solle, die protestantische Religion wie sie durch das Gesetz festgestellt ist, zu beeinträchtigen oh zu schwaͤchen. Was soll mit dem Ausdruck „Privilegium“ ] meint seyn? Etwa das Recht, in diesem Hause zu sitzen? n mer ist er zweideutig, und eine Zweideutigkeit sollte nie in einn Eide vorkommen, der stets deutlich, feierlich und emphatisch seyn mi Was den Suprematie⸗Eid anbetrifft, so kann wohl der Protestantn gutem Gewissen schwoͤren, daß kein fremder Fuͤrst, Herr, M lat, Staat oder Potentat in diesem Koͤnigreiche eine geistlt oder kirchliche Gerichtsbarkeit und Oberherrlichkeit haben sZl aber wie koͤnnen wir die Thatsache, daß es keine solche kirchlt Oberherrlichkeit gebe, beschwoͤren, da ich und jeder andere Kal lik sie anerkennt, und da das Parlament selbst auf Staats, Koss ein Kollegium und eine gelehrte Geistlichkeit unterhält, die h ter der geistlichen Sanctlon und Autorität des Papstes zu Ru stehen? Man hat gesagt, die Katholiken wuͤrden, wenn mu sie in diesem Hause zuließe, zusammen sitzen und als ein k binirter Korper abstimmen, und dies wuͤrde gefaͤhrlich seyn; all sie haben nie, glaube ich, in corpore gestimmt, außl ein einzigesmal — nämlich zu Gunsten der Emancipation Juden. (Hört“ Der Antrag des Herrn O Connell fand doch so wenig Unterstuͤtzung von Seiten der Mitglieder de Hauses, daß er sich bewogen fuͤhlte, ihn ohne Abstimmung! rückzunehmen; am heftigsten widersetzten sich Sir Rob. Pe und Herr Stanley der Motion; doch erklaͤrte Herr O Eonntl daß er seinen Versuch bei einer spaͤteren Gelegenheit wiederholt werde. Hierauf erhob sich Sir A. Agnew und bat um Cl laubniß zur Einbringung von drei Bills, wovon sich dl eine auf die bessere Beobachtung des Sonntags, die 4, dere auf die Verbesserung gewisser Gesetze in Bezug die Sabbaths - Feier in Schottland bezog. Diese h Antraͤge wurden von dem Hause genehmigt und die betreffenden Bills noch in dieser Sitzung eingebracht; ein dritter Anta aber, der a ging, daß die Orts-Behoöͤrden ermaͤchtigt werde sollten, die Sonnabend und Montag- Maͤrkte und Messen au
andere Tage der Woche zu verlegen, wurde mit 181 gegen 137 Stimmen verworfen. Großes Gelaͤchter erregte die Bemerkung, welche Herr O Connell in Bezug auf den letzten Antrag machte; er sagte naͤmlich, der ehrenwerthe Baronet koͤnne doch wahrlich damit zufrieden seyn, daß man ihm den Sonntag ein— erͤumt habe, nun wolle er aber auch noch den Sonnabend und Montag dazu haben. Nachdem sodann noch auf den Antrag des Herrn Spring Rice fuͤr den 15. April, wo die Aufloͤsung ir Union zur Sprache kommen soll, eine Zahlung des Hauses festgesetzt worden war, wogegen Herr Robin son sei— nen Antrag, auch am Zösten 2. M, bei Gelegenheit der dann
angesetzten Eroͤrterung der Pensions-Liste, eine Zählung des Hau—
ses vorzunehmen, wieder zuruͤcknahm, verwandelte sich das Haus in einen Subsidien-Ausschuß, in dem der Bericht uͤber das Ar⸗ mee-Budget abgestattet und letzteres ohne Weiteres vollstaͤndig genehmigt wurde.
London, 12. März. Der Niederlaͤndische Gesandtschafts⸗ Attachs Ritter Dedel und der Belgische Gesandte Herr van de Weyer hatten gestern Unterredungen mit Lord Palmerston.
Der Albion meint, unter den vielen Unwahrheiten, welche die von Herrn Hume gehaltene Rede uͤber die Korn-⸗Gesetze ent— alte, sey keine so auffallend, als die Behauptung, daß die Städte eben so viel an Armen-Steuern zahlten, als die Paͤch— ter; denn ein Jeder, der in der Naͤhe einer Stadt Laͤndereien besttze, werde wissen, daß gerade das Gegentheil der Fall sey.
In der letzten Abend-Gesellschaft des Herzogs von Sussex erregte ein ausgezeichnet schoͤn gearbeitetes Modell der großen Pyramide des Cheops, aus 43,0600 Korkstuͤcken zusammengesetzt, und ein vertikaler Ausschnitt aus der Pyramide selbst allgemeine Aufmerksamkeit. Aus letzterem zeigt es sich, daß die Pyramide
nicht nur auf, sondern auch um einen Fels gebaut ist, der sich
mitten in der Pyramide 139 Fuß hoch erhebt, und auf dessen Gipfel sich das sogenannte Gemach der Koͤnigin befindet. Die
hramide war urspruͤnglich mit Moͤrtel bekleidet, der ihre Hberflaͤche glatt machte, so daß sie sehr schwer zu ersteigen war; diese Bekleidung ist aber jetzt abgefallen, und die Pyramide ist daher nun leicht zugänglich.
Herrn O'Connell soll sein Aufwiegelungs-System in Irland im verslossenen Jahre 17 — 11000 Pfund eingebracht haben.
Der Lord-Lieutenant von Irland hat in der letzten Nummer der Dubliner Gazette eine Belohnung von 200 Pfund fuͤr die Entdeckung des Moͤrders zweier Bedienten des Herrn Hus— sey, in der Grafschaft Megth, eine Belohnung von 100 Pfund fur die Enideckung der Personen, die das Haus des Herrn
olmes in Moorock pluͤnderten, und neun Belohnungen von 50 Pfund fuͤr die Entdeckung mehrerer anderer Uebelthaͤter ausgesetzt. .
Den letzten Nachrichten aus Neu-⸗Braunschweig zufolge, scheinen die Britisch⸗Nordamerikanischen Provinzen auch durch die Geld⸗Verlegenheit, welche in den Vereinigten Staaten einge— treten ist, mit zu leiden. In Halisax fand am 20. Jan. eine Versammlung statt, in der man zu der Entscheidung kam, daß der Hauptgrund des jötzigen gedruͤckten Zustandes im Handel und Wandel in dem Papiergelde liege, und daß man dem Ue— bel nur abhelfen koͤnnte, wenn man unverzuͤglich zu den Baar— ahlungen kö Man wollte der Legislatur eine hierauf ezuͤgliche Denkschrift uͤberreichen.
Niederland g.
Aus dem Haag, 14. Maͤrz. Der bisherige Königl. Nie— derlaͤndische Konsul in Alexandrien, P. A. Schuͤtz, ist zum Ge— neral⸗Konsul ernannt worden.
Nö
Bruͤssel, 13. Maͤrz. In der gestrigen Sitzung der Re— prasentanten-Kammer wurde die allgemeine Berathung uͤber den Gesetz-Entwurf wegen der Eisenbahnen fortgesetzt.
Der Kriegs-Minister hat den Corps-Chefs Befehle gege—
ben, alle Milizmaͤnner, die am 20sten d. M nicht wieder bei
ihren Corps eingetreten seyn wuͤrden, als Deserteurs zu ver— zeichnen.
Aus Arlon meldet man vom gten d.: „General du Mou— lin hat seinen Rayon auf vier Stunden von der Festung aus— ö und unsere Truppen haben den bestimmten Befehl er— alten, diese Graͤnze nicht zu uͤberschreiten, sondern nur Nach— richt zu geben, wenn die Patrouillen der Festung den alten Rayon von 27 Stunden uͤberschreiten sollten. Unsern Douaniers und Gendarmen ist von dem Militair⸗-Gouvernement der Festung ge— stattet worden, auf ihren Posten zu bleiben.“ .
Laut Briefen aus Antwerpen vom gestrigen Tage, hat der Vorfall beim Doel keine weiteren Folgen gehabt, und man sprach schon nicht mehr davon.
Deutschlan d.
Kassel, 14. Maͤrz. In der heutigen Sitzung der Staͤnde⸗ Versammlung wurde die Zulassung der Herren von Schwertzel und von Stark, als Bevollmaͤchtigte der Grafen von Solms— Roͤdelheim und Isenburg⸗Budingen, beschlossen. Sodann wurde der Gesstz⸗Entwurf wegen Erhebung der Klassen-Steuer mit verschiedenen Modificationen angenommen. — Der Landtags— Kommissar legte dann Gesetz-Entwuͤrfe uͤber einen Nachlaß der Aversional-⸗Steuer, uͤber die Mängel im prozessualischen Ver— fahren und uͤber Vermehrung des Probatuür-Personals bei der Landes-Kredit⸗Kasse vor, die theils an den Budget theils an den Rechtspflege⸗Ausschuß verwiesen wurden. Auf den Namens des Rechtspflege⸗Ausschusses erstatteten Bericht des Hrn. v. Doͤrn— berg wurde der Gesetz⸗Entwurf, enthaltend eine authentische Er— laͤuterung der Verordnung vom 22. Oktober 1830, die Bestrafung der minder schuldigen Theilnehmer an den fruͤhern Volks-Bewe— g. betreffend, verworfen, dagegen auf den, Namens dessel—⸗ en Ausschusses erstatteten Bericht des Herrn Scheffer beschlos— sen, die Staats-Regierung um Vorlegung eines Gesetz-Entwurfs, wegen Erweiterung der Appellations-Befugniß in Strafsachen, unter Mittheilung eines desfallsigen Antrags des Herrn Henkel, zu ersuchen. Endlich wurde, auf den Bericht des Herrn Henkel, über eine Menge aͤlterer Reclamationen wegen Kriegsschaͤden, beschlossen, die deshalb ertheilte Auskunft der Staats-Regierung theils als ganzlich, theils als vor der Hand genuͤgend anzuneh— men, und zugleich die Staats-Regierung zu ersuchen, die frag— lichen Reclamationen nach den in dem Bericht ausgesprochenen oder gebilligten Grundsaͤtzen zu behandeln. Nachdem sodann noch mehrere Reclamationen und Petitionen ihre Erledigung gefunden, wurde die Sitzung geschlossen.
Weimar, 15. März Am Großherzoglichen Residenz— Schlosse wird jetzt der Schlußbau des linken Fluͤgels angefan— gen, welcher nun fast bis an den, aus dem letzten Schloßbrande geretteten Thurm hervortreten wird. Außer diesem Baue, der eine neue Zierde der Stadt seyn wird, bemerkt man auch
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in diesem Jahre wieder eine rege Thaͤtigkeit in der Errichtung von Wohnhaͤusern, durch welche zum Theil ganz neue Straßen entstehen.
In Gotha war gestern Nachmittags der Belgische General Goblet nebst Familie angekommen.
Muͤnchen, 12. März. Die zweite Kammer setzte in ih— ren letzten Sitzungen die Wahl ihrer Ausschuͤsse fort und be⸗ rieth sich heute uͤber den Entwurf der Adresse, als Antwort auf die Koͤnigliche Thron⸗Rede.
Stuttgart, 10. Maͤrz. Dem Vernehmen nach ist vor einigen Tagen ein Courier mit Depeschen der Wurttembergischen Regierung an den Vorort der Eidgenossenschaft nach Zuͤr ich ab⸗ gereist. Man sagt, er uͤberbringe eine Note wegen der politi⸗ schen Fluͤchtlinge in der Schweiz.
Karlsruhe, 13. Maͤrz. Die hiesige Zeitung enthalt nachstehenden Artikel: „Der Anschluß des Großherzogthums Baden an den großen Deutschen Zoll-Verein und besonders die Ver— sammlung von Sachverstaͤndigen, mit welchen daruͤber berathen wurde, . seit einiger Zeit Stadt und Land lebhaft bewegt. Da den Berufenen die Geheimhaltung des Verhandelten nicht zur Pflicht gemacht wurde, so wird eine kurze Darstellung desselben in oͤffentlichen Blattern ebenfalls gestattet seyn. Manche wollten in dieser Versammlung sachverstaͤndiger Maͤnner eine Repraͤsentation der verschiedenen Interessen der einzelnen Landestheile und; der Hauptzweige der Be— triebsamkeit erblicken, selbst Einzelne der Berufenen gin— gen von dieser Ansicht aus, sprachen wie Repraͤsentanten von ihren Kommittenten und glaubten, weniger ihre Ansicht, als die der wohl oder uͤbel unterrichteten Menge und besonders der— jenigen aussprechen zu muͤssen, welche — von besonderem In— teresse getrieben — fuͤr ihre Meinung zahlreiche Anhaͤnger such— ten. Diese irrige Ansicht ist indessen mit der Eroͤffnung der Versammlungen verschwunden, indem der Herr Finanz- Mini— ster von vorne herein mit duͤrren Worten erklärte: „es sey nicht zu berathen über die Frage — ob, sondern nur uͤber die Frage — wie?; die erstere habe die Regierung bereits bejahend ent— schieden, uͤber die letztere sey demnaͤchst zu unterhandeln und das Finanz-Ministerium beauftragt, uͤber die dabei zu beachtenden Interessen Aufklaͤrung a suchen bei Mannern, die dem volks— wirthschaftlichen Getreibe näher staͤnden, als die Beamten.“ — An dem Tage, an welchem die Berathung eroͤffnet wurde, erhiel— ten die Berufenen ein Flugblatt zugesendet, das sie aufforderte, sich feierlich und unbedingt zu verwahren gegen jeden Anschluß an den Verein. Es schildert die Nachtheile der Zoll-Vereinigung mit lebhaften Farben und verschweigt die Vortheile; mit leiden⸗ schaftlicher Uebertreibung malt es die Unannehmlichkeiten der Zoll-Linie aus, wie es einer Partei-Schrift unserer Zeit geziemt. Das Blatt ging aus der Silbermannschen Druckerei in Straß— burg hervor, — der Presse, welcher sich die Bewegungs-Partei seit lange her bedient, um das Badische Volk gegen die Regie— rung auszuhetzen. Der aufrichtige Freund Badens und seines edlen Fuͤrsten — wie sich der Demagoge im Eingang nennt — verfehlte seinen Zweck. Die Berufenen kamen den Organen der Regierung mit vertrauensvoller Offenheit entgegen, nichts stoͤrte den ruhigen, wohlgemessenen Gang der Verhandlungen, aus denen beide Theile mannigfaltige Belehrung uͤber die Inte—⸗ ressen des Vaterlandes und Beruhigung uͤber manche Zweifel und Befuͤrchtungen schoͤpften. Die Schluß-Verhandlungen wur— den in einem Central-Comité gepflogen, dessen Mitglieder — 12 an der Zahl — von den Comite's der Landwirthschaft, der In— dustrie und des Handels gewählt worden waren. Sie beur— theilten die in den einzelnen Comité's aufgestellten verschiedenen Ansichten von dem hoheren Standpunkte der Verbindung dieser drei Zweige der Volks-Wirthschaft zu einem Ganzen. Erfreut uͤber die Sorgfalt der Regierung in Erwägung aller Verhaͤltnisse, welche bei der Vereinigung im Interesse des Landes zu wahren sind; vertrauend, sie werde dieselben geltend zu machen wissen, verließen die Mitglieder des Tentral-Tomité's die Residenz mit dem Vorsatz, ihre Mit— buͤrger uͤber die Sache aufzuklaͤren und die unbedingten Gegner der Zoll⸗-Vereinigung, die der großen Sache aus Gruͤn— den entgegenstreben, welche sie nicht auszusprechen wagen, und unter andern zu verbergen suchen, mit der Kraft der Wahrheit und der Ueberzeugung zu bekaͤmpfen. — In der Freiheit des Verkehrs mit etliche und 20 Millionen Deutschen liegt ein großes Mittel, den Wohlstand aller Staaten, die den Verein bilden, zu erhohen, sie zu verbinden zu gemeinschaftlichen Zwecken, die auch kleineren Staaten nicht fremd sind, die sie aber im Zustande der Isolirung nicht erreichen koͤnnen; in der Vereinigung liegt das Mittel, Deutschland von dem Handels-Joche zu be— freien, das ihm andere Nationen auferlegten, das es seit einer langen Reihe von Jahren geduldig ertragen mußte, weil es die goldenen Worte: „Eintracht macht stark“ ver— gessen hatte; es liegt darin nicht nur das Mittel, dem Fort— schreiten der bisher erduldeten Unbilden Halt zu gebieten, son— dern auch den Zustand, der allgemein gewuͤnscht wird, erleichter— ten Verkehr zwischen Deutschland und andern Nationen unsers und anderer Welttheile schneller herbeizuführen. — Wer nichts 8 bieten hat, erhaͤlt nichts, Nationen befreunden sich nur durch Verschmelzung ihrer Interessen. — Der freie Verkehr zwischen 20 Millionen Menschen fuͤhrt zu einer natuͤrlichen Vertheilung der Productionen aller Art, und dadurch zu zweckmäßiger Ent— wickelung der nach Boden, Klima und Lage der Laͤnder ver— schiedenen Kräfte, während in kleineren Staaten der Zu— stand der Abgeschlossenheit und selbst der der unbeding— testen Freiheit, die von keiner Seite Erwiederung findet, ganz unnatuͤrliche Verhaͤltnisse nothwendig herbeifuͤhrt. — Eine strenge Zoll⸗Bewachung gegen Frankreich und die Schweiz ist fuͤr die Bewohner an der Rhein-Graͤnze unstreitig unange— nehm; damit ist aber auf einer mehr 6 doppelt so großen Graͤnze das Aufhoͤren der eigenen Zoll-Bewachung und der der angraͤnzenden Staaten verbunden, die fuͤr die Bewohner an die— sen Graͤnzen viel laͤstiger ist, denn an der Rhein-Graͤnze beschraͤnkt sich der offene Verkehr auf die Orte, wo Bruͤcken und Fahren sind. Uebrigens wirkt die strenge Graͤnz-Bewachung zunaͤchst nur auf die eigentlichen Kaufmanns-⸗Guͤter, die im verpackten Zustande einge— fuͤhrt werden; sie hemmt den Graͤnz-Verkehr nicht, am aller we— nigsten aber den mit landwirthschaftlichen Produkten, da sie nach dem Vereins⸗Tarif keinem Ausgangs⸗Zoll unterliegen. Das mo, ralische Verderbniß des Schwaͤrzens, das alle rechtlichen Leute von unserem vaterländischen Boden verbannt wuͤnschen, muß sich sowohl durch das Niederfallen der Zoll-Schranken an zwei Drit— theilen der Landes⸗-Graͤnze, als durch eine strengere Zoll— Bewachung an dem uͤbrigen Theile derselben in hohem Maße vermindern. — Die hoͤheren Zoͤlle auf Manufaktur-Waaren koͤnnen und werden uns nicht laͤstig seyn, weil sie nur diejeni— gen zu bezahlen haben, welchen der Kunstfleiß von 20 Millionen
Deuitschen nicht genugt; die hoheren Zölle auf Kolonial-
Waaren muͤssen den Verlust decken, der durch das Wegfallen
beinahe aller andern Zoͤlle entsteht, und es giebt in der That
keine Gegenstände, die sich mehr dazu eignen; jedenfalls sind sie
seder andern Steuer, die sonst nicht nur in andern Staaten,
sondern auch bei uns nothwendig geworden waͤre, unbedenklich
vorzuziehen. — Fanden auch diese allgemeinen Wahrheiten An—
erkennung, glaubte auch die Mehrzahl auf eine fuͤr das Ganze
nicht unerfreuliche Zukunft hoffen zu duͤrfen, so konnte man sich
doch nicht verbergen, daß die Veränderung des gegenwartigen
Zoll⸗Systems Vortheile und Nachtheile mit sich fuͤhre, daß, wenn sich auch beide im Ganzen ausgleichen, oder die erstern die letztern überwiegen sollten, dieses unmoglich für jede Lokalität und fuͤr jeden Industrie⸗Zweig der Fall seyn koͤnne. Diese ebenfalls unbestreitbare Wahrheit bildet den Knoten, von dem alle Meinungs-Verschiedenhei
ten in dieser wichtigen Angelegenheit ausgehen. Getheilte Mei— nungen fanden im landwirthschaftlichen Comité statt uͤber die Vortheile und Nachtheile der freien Ein, und Ausfuhr des Weines und Getraides zwischen uns und den Vereins-Staaten, die Beibehaltung des hohen Zolles auf die jenseits Rheinischen Weine schien Vielen nuͤtzlicher, als das Aufhoͤren der hohen Zoͤlle anderer Staaten auf unsere Weine; Hoffnungen und Befuͤrch— tungen wechselten nach den Lokalitäten und Interessen vom Main bis an den Bodensee; eben so zogen Viele unsere Zölle auf Würt— tembergisches und Bayerisches Wetraide der Freiheit der Ausfuhr nach allen Richtungen vor. Im Comité der Industrie trennten sich die Glas⸗Fabrikanten nur ungern von dem hohen Badischen Zoll, sie wuͤnschen keine freie Konkurrenz, auch die Besitzer der Eisen— haͤmmer des Unterlandes sind ihr abhold, waͤhrend die Herun— tersetzung der Glas, und Eisen⸗-Zoͤlle schon lange von der Klasse derjenigen, die dieser Artikel bedürfen, gewuͤnscht wird. — Daß der Handel nur gewinnen koͤnne durch freien Verkehr auf einem Markte von 10,005 Quadrat Meilen, daruͤber war keine Meinungs—⸗ Verschiedenheit denkbar. Ueber die besondern Ruͤcksichten, welche der Transit in Anspruch nimmt, wurde ein specielles Comité von Spedi— teurs gehöoͤrt. Allgemein war der Wunsch, daß die Vollzugs Maßre— geln moͤglichst einfach seyn mochten, aber strenge, damit der ehr— liche Mann nicht unterdruͤckt werde durch Betrüger, die sich ge— gen Ehre und Gewissen auf Kosten ihrer Mitbuͤrger zu berei— chern suchen; allgemein war die Ansicht, daß bei der geringen Breite des Großherzogthums und der Lebhaftigkeit des innern Verkehrs dem Rheine entlang ein Graͤnz-Bezirk nach den Vor— schriften der Vereins-Zoll-Ordnung eine unerträgliche Last seyn wurde, daß er aber auch bei der Fluß-Graͤnze und der Naͤhe der beinahe uͤberall mit dem Rheine parallel laufenden Straßen zur Sicherung der Zoll ⸗Einkuͤnfte nicht nothwendig sey, und durch anderweite Anordnungen entbehrlich gemacht werden könne; all gemein war endlich der Wunsch, daß dee gehaͤssige Maßregel der Nachversteuerung, die doch nur den ehrlichen Handels— mann treffe, umgangen werden mochte. — Troͤstliche Zusiche⸗ rungen wurden der Versammlung wegen der Zoll-Linie ertheilt, die Nach-Versteuerung aber selbst im Interesse der Gerechtig— keit innerhalb gewisser Graͤnzen fuͤr nothwendig erachtet, wenn man nicht Spekulanten, die sich ungewoͤhnliche Vorraͤthe anzu— schaffen im Stande seyen, die Zoll-Einnahme zuschieben wolle, auf die sie keinen Anspruch haben, durch die sie sich offenbar zum Nachtheil der Steuer-Pflichtigen bereichern wurden. Ueber zeugt, daß die sich mannigfaltig durchkreuzenden Interessen der verschiedenen Lokalitaͤten des Landes und der einzelnen Industrie— Zweige in dieser Angelegenheit, wie in vielen anderen, dem Wohle der Gesammtheit untergeordnet werden muͤssen, und nur von der Regierung, die alle mit gleicher Sorgfalt umfaßt, nach ihrem wahren Werth gewuͤrdigt werden koͤnnen, sprach sich das Central-Comits in diesem Sinne vertrauensvoll gegen die Organe der Regierung aus. — Möge es ihr gelingen, diese hochwichtige Angelegenheit, die uns schon ein volles Jahrzehnt bewegt, einem er sprießli— chen Ziele entgegenzufuͤhren, jedenfalls aber dem untroͤstlichen Zustande der Üngewißheit, der auf unserer Betriebsamkeit und auf unserem Handel schwer lastet, bald und fuͤr immer ein Ende zu machen!“
9e 6er r,.
Pe sth, 4. Maͤrz. passirt, welcher nach Siebenbuͤrgen die Anzeige zu uͤberbringen hat, daß Se. M. der Kaiser die Einberufung eines Landtags, nachdem die Vorarbeiten vollendet seyen, gedachtem Lande be— willigt habe. Zukunft Herrmannstadt von der Regierung zum Versammlungs— orte vorgeschlagen worden, und daß, sobald dieser Punkt nach dem Wuͤnsche der Regierung geordnet sey, Se. K. Hoh. der Erzherzog Ferdinand von Este sich als Commissair des Kaisers unverzuͤglich nach Herrmannstadt begeben werde, um daselbst den Landtag persönlich zu eroͤffnen.
Schwelnz.
Zurich, 11. Marz. (Allgemeine Zeitung.) Die Re— gierung von Bern hat sich durch Schreiben vom 15. Febr. ge⸗ genuͤber dem Vorort uͤber ihr Benehmen in der Savoyischen An— gelegenheit zu rechtfertigen gesucht. Auffallend und fuͤr die Schweiz sehr erwuͤnscht ist es, daß auch sie sich dafuͤr ausspricht, daß die Fluͤchtlinge durch ihren bewaffneten Einfall in einen Nachbar⸗Staat das Gastrecht mißbraucht haben und dessen verlustig seyen. Ob aber Bern die noͤthige Konsequenz daraus ziehen, und noͤthigen— falls mit Gewalt durchsetzen werde, kommt noch sehr in Frage. Die Schuld in der ganzen Sache sucht Bern in diesem Schrei— ben der Eidgenossenschaft zuzuwälzen, welche versaͤumt habe, die Aufnahme der Polen fuͤr eine eidgensssische Sache zu erklären. Dabei kommt freilich in Beruͤcksichtigung, daß der Kanton Bern sie in sein Gebiet herein gelassen hat, während er sie hätte aus— schließen sollen. Insofern war die Sache auf jeden Fall eid— genössischer Natur, daß die Schweiz dies nicht hatte zugeben sollen, nicht aber so, daß die Kosten der Verpflegung der von Bern freundlich empfangenen Polen nun auch von der Schweiz getragen werden mußten. Auch bemerkt Bern ferner, es habe acht Tage vor dem Ereigniß den Regierungen von Wagdt und Genf davon Kenntniß gegeben, und zugleich beschlossen, die Polen, wenn sie einmal fort seyen, nicht mehr in den Kanton Bern zuruͤck zu lassen. Darin liegt gerade ein Gestäͤndniß des Zweideutigen und Unschweizerischen seines diesfälligen Beneh— mens. Denn einmal hat es so fruͤh keine Anzeige an Savoyen ergehen, andrerseits die Polen erst in die befreundeten Kan— tone ziehen lassen, um sie dann nicht mehr zuruͤckzunehmen. — Am 8. 8d. M. loͤste sich die seit dem 17. Febr. in Zuͤrich versam— melt gewesene Experten-Kommission in Handels-Sachen wieder auf, nachdem dieselbe hauptsaͤchlich folgende Resultate ihrer Be—⸗ rathungen der vorortlichen Behörde eingehändigt hatte: 1) Ein Projekt eines Konkordats zwischen den verschiedenen hohen Ständen der Eidgenossenschaft zur Erleichterung des Frachtfuhrwesens und des Transits der Waaren. Diesem Konkordate zufolge muͤßten alle Kaufmanns⸗Waaren, welche durch einen der konkordirenden Kan— tone ganz durchgefuͤhrt wuͤrden, nur an einer Stelle, und fur den Centner und die Stunde 3 Rappen bezahlen. 2) Einen Bericht
leser Tage ist ein Courier hier durch⸗
Jedoch heißt es, daß statt Clausenburg fuͤr die
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