1834 / 84 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

in der Deputirten⸗Kammer verhandelt wird. Mehrere Truppen sind bei der Militair-Schule aufgestellt, und einzelne Kavallerie⸗ Detaschements durchstreifen die in der Naͤhe der Deputirten— Kammer belegenen Straßen. Andererseits versichert man, daß die Gesellschaft der Menschenrechte sich fuͤr permanent erklaͤrt . Einige Republikaner sollen neuerdings verhaftet worden eyn.

Die Tribune und der National sprechen sich gegen das Amendement des Herrn Bérenger zu dem Gesetz-Entwurfe ge— gen die politischen Vereine aus. Das letztgenannte Blatt außert sich folgendermaßen: „Das Amendement des Herrn Be— renger wuͤrde den Grundsatz der Association retten; aber was waͤre das fuͤr ein Vortheil, wenn zu gleicher Zeit der Regierung das Recht verliehen wuͤrde, jeden Verein, der ihr gefaͤhrlich scheint, sogleich aufzuldsen? Dieses Amendement ist ein Un⸗ sinn. Man sagt zu der Regierung: „„Ihr sollt nicht das Recht haben, die Bildung eines Vereines zu verhindern; aber sobald er besteht, koͤnnt Ihr ihn nach eigenem Ermessen aufloͤsen.““ Was kann den Bürgern daran liegen, ob die Willkuͤr ihnen das Associations-Recht vorher oder nachher rauben darf? Ist es nicht in beiden Fällen dieselbe Willkuͤr? Uns gefaͤllt die einge⸗ standene Willkuͤr des Ministeriums besser, als die versteckte des Herrn Bérenger.“

Der Courrier frangais enthaͤlt Folgendes: „Vor un— gefaͤhr acht Tagen hat die Afrikanische Kommission dem Kriegs— Minister den ersten Theil ihres Berichtes uͤberreicht. Dieser Theil faßt die politische Frage in sich; d. h. den Entschluß, Al— gier zu behalten, und die Mittel, die Kolonisirung desselben zu bewerkstelligen. Seitdem hat sich die Kommission von Neuem versammelt, um sich uͤber die Art der Verwaltung der Kolonie zu verständigen und die Rechtspflege daselbst nach Franzoͤsischen Gesetzen fuͤr die Franzosen, und nach anderen Regeln fuͤr die Eingeborenen festzustellen. Man hat aus diesem Gesetzbuche die Grausamkeit mehrerer Orientalischen Strafen verbannt. Was die den Angeklagten bewilligten Buͤrgschaften betrifft, so sind die⸗ selben noch nicht definitiv geordnet, und sie beduͤrfen es am mei⸗ sten, in einem liberalen Sinne aufgefaßt zu werden. Der Pruͤ— fung dieser wichtigen Fragen werden wahrscheinlich noch mehrere Sitzungen gewidmet werden, und der zweite Theil des Berich⸗ tes, der zu ihrer Loͤsung bestimmt ist, wird allem Anscheine nach vor vierzehn Tagen nicht beendigt seyn.“

Der Messager aͤußert sich uͤber die Spanischen Angelegen⸗ heiten folgendermaßen: „Die gestern von uns mitgetheilten Nachrichten aus Madrid beweisen, daß Spanien im Begriff steht, einen neuen politischen Abschnitt zu beginnen und zu ei— ner wahrhaft constitutionnellen Regierung uͤberzugehen. Bis zu diesem Augenblick, und trotz des Falles des Herrn Zea, hatte das Manifest vom 4. Oktober nicht aufgehoͤrt, der Regierung der Koͤnigin zur Richtschnur zu dienen; vergebens hatte man gehofft, daß die Ernennung des Herrn Martinez de la Rosa es der Vergessenheit uͤbergeben wuͤrde. Herr Burgos und ei— nige seiner Kollegen hatten den Grund-Gedanken jenes Ma—⸗ nifestes fest gehalten, und stuͤtzten sich bei ihrem Wider— stande gegen liberale Neuerungen auf den Einfluß der fremden Diplomatie. Daher jene endlose Verzoͤgerung der Zu⸗ sammenberufung der Cortes; daher jene illusorischen Zugestaͤnd⸗ nisse, wie z. B. das Dekret vom 16. Febr., welches in der Idee des Herrn Zarco del Valle mehr dazu bestimmt war, die Buͤr— ger-⸗Garde, da wo sie existirte, zu desorganisiren, als sie hervor⸗ zurufen, wo sie nicht existirte. Die oͤffentliche Meinung, welche ihre Macht durch den Sturz des Herrn Zeg kund gegeben hatte, mußte in kuͤrzerer Zeit und mit weniger Anstrengung die uͤbri⸗

gen, weit weniger schwierigen Hindernisse besiegen, welche sich dem Ziele noch entgegenstellten, das sie seit dem Tode Ferdinands beharrlich befolgt. Das System des Herrn Zea war offen und logisch; es war der absolute status quo ohne andere Veraͤnde— rung, als die des Erbfolge⸗Gesetzes. Dieses System hatte auch in einem Manifeste ausgesprochen werden konnen, waͤhrend die Ge— sinnungen des Ministeriums Martinez nirgends bestimmt kund⸗ gegeben werden durften, obgleich die Lage des Landes zusammen— haͤngende Maßregeln gebieterisch verlangte. Die Ernennung des Herrn Martinez de la Rosa hatte kein anderes Resultat hervor⸗ gebracht, als den Kampf, der fruͤher zwischen dem Kabinette und dem Regentschafts-Rathe herrschte, in den Schoß des Kabinets zu versetzen. Es war dies allerdings ein Fortschritt; aber es be⸗ durfte noch entscheidender Beschluͤsse uͤber die Zusammenberufung der Cortes, uͤber die staͤdtische Miliz, uͤber die in Bezug auf. Portugal zu befolgende Politik, uͤber die finanziellen Maßregeln ü. s. w. Dies genuͤgt, um zu begreifen, daß das gemischte Ka— binet, welches dem Herrn Zea folgte, nur eine voruͤbergehende Existenz haben konnte. Die liberale Partei hat, im Vertrauen auf die Gewalt der Dinge, nichts gethan, um die ministerielle Krisis zu beschleunigen; sie uͤberließ diese Sorge der Karlistischen , , die durch ihren ungeschickten Versuch vom 2. Maͤrz die Regierung gezwungen hat, ihre Unthaätigkeit aufzugeben. Es scheint gewiß, daß der Fall des Herrn Burgos, die Ernennung des Herrn von Toreno und die Zusammenberufung der Cortes die unmittelbaren Folgen jenes Ereignisses seyn werden.“

Die hiesigen Blätter enthalten den nachstehenden Aus— zug aus einem Schreiben aus Madrid vom sten d, worin zum erstenmale einige Details uͤber die obenerwaͤhnten am 2ten d. in jener Hauptstadt stattgehabten unruhigen Auftritte gegeben wer— ben. Es heißt darin unter Anderem: „Am Sonntag den 2ten d. M. versuchten einige der vormaligen Königlichen Freiwilligen einen Gewaltstreich, der ihnen aber sehr verderblich ge— worden ist. Von 5 Uhr Nachmittags an sah man mehrere Haufen die Straße Toledo und die angraͤnzenden Stra— ßen, welche fast nur von der niederen Volks⸗Klasse bewohnt werden, durchziehen. Verschiedenes aufruͤhrerisches Geschrei wurde ausgestoßen, und man n nicht, daß die Ruhestoͤrer nur den Eintritt der Nacht abwarteten, um sich in vollstaͤndiger Rebellion zu erklaͤren. Gegen 19 Uhr Abends begannen die Karlisten in der That auf einige Liberalen zu feuern, welche die gemeinschaftliche Gefahr versammelt hatte. Die Zahl der Letz— teren vermehrte sich aber rasch, und bald zwangen sie die Auf ruͤhrer, sich in ein Haus zuruͤckzuziehen, welches Letztere el Ca, siillo de Carlos V. nannten, und von wo aus sie fortfuhren, auf ihre Gegner Feuer zu geben. Die Truppen kamen mittlerweile an, und das Schloß würde umzingelt. Der Ungestuͤm der Libe⸗ ralen ließ sich sedoch nicht mäßigen; sie stuͤrmten das Haus, und ein furchtbarer Kampf entspann sich im Innern desselben; ver⸗ gebens bemuͤhten sich die Soldaten, der Wuth der Stuͤrmenden Einhalt zu thun; ihre Anstrengungen waren unnuͤtz. Sechs Königliche Freiwillige wurden getoͤdtet und 15 schwer verwundet; von diesen sollen fuͤnf bereits gestorben seyn. Endlich gelang es dem Militair, 30 Gefangene diesem Gemetzel zu entreißen. Am andern Morgen befahl ein Königl. Dekret der Militair⸗-Kommis⸗ sion, sich ausschließlich mit der Verurtheilung der Gefangenen zu beschaͤftigen. Die meisten derselben werden wahrscheinlich er— schossen werden. Man haͤtte glauben sollen, daß ein folches Re—

340

sultat die Karlisten eine Zeit lang im Zaume halten wuͤrde; aber am andern Morgen zeigten sie sich schoön wieder in einem andern Stadtviertel, und zwei von ihnen wurden abermals ein Opfer ihrer Kuͤhnheit. Dieselben Auftritte haben sich in Sara— gossa und Valencia ereignet.“

Großbritanien und Irland.

Parlaments-Verhandlungen. Unterhaus. Siz— zung vom 17. März. (Nachtrag.) Als Lord Palmerston seine Erklaͤrungen in Bezug auf die Orientalischen Angelegen— heiten beendigt hatte, sprachen zunaͤchst die Obersten Davies und Evans zu Gunsten der Sheilschen Motion und hielten eine Vorlegung der verlangten Papiere fuͤr durchaus zweckmaͤßig, damit das Parlament von den Veranderungen in Kenntniß ge— setzs werde, die durch den Russisch-Tuͤrkischen Traktat in den Verhaͤltnissen der Europaͤischen Nationen zu einander eingetreten seyen. Der Letztere namentlich bezeichnete die Rede des Staats— Secretairs fuͤr die auswaͤrtigen Angelegenheiten als eine der un— genuͤgendsten, die er jemals gehoͤrt. Niemand koͤnne daran zwei— feln, meinte er, daß jener Traktat mit fruͤheren zwischen der Tuͤrkei einerseits und England und Frankreich anderer— seits abgeschlossenen Vertraͤgen im Widerspruch stehe, in— dem er Rußland fuͤr den Fall eines Krieges mit Hinsicht auf die Durchfahrt durch die Dardanellen in eine ganz gleiche Lage mit der Tuͤrkei selbst setze, so daß England, wenn ein Krieg ausbraͤche, der Moͤglichkeit beraubt seyn wuͤrde, einen Angriff auf die Russischen Haͤfen im Schwarzen Meere zu machen. Es waͤre besser, fuͤgte er hinzu, daß Frankreich und England gleich einen entscheidenden Schritt in dieser Sache thaͤten, als daß beide Maͤchte fortwaͤhrend gensthigt wuͤrden, kostspielige Flotten an den Kuͤsten der Dardanellen zu unterhalten, ohne doch den einzigen Zweck, um dessentwillen sie dort stationirt waren, zu erreichen, wie es sich ja schon gezeigt habe. Hierauf erhob sich Sir Robert Peel und ließ sich im Wesentlichen folgendermaßen vernehmen:

„Ich wuͤnschte, der edle Lord (Palmerston) haͤtte den Rath be⸗ folgt, den einmal Lord Mansfield einem Militair⸗Gouverneur auf einer unserer Westindischen Inseln ertheilte, als derselbe einige Rechtsfaͤlle zu entscheiden hatte. „„Geben Sie Ihr Urtheil ab,““ sagte der edle Lord, „„aber lassen Sie sich ja nicht darauf ein, die Gruͤnde dafuͤr auseinanderzusetzen.““ (Beifall und Gelaͤchter) Wenn der edle Lord diesen Rath befolgt und sich enthalten haͤtte, seine Gruͤnde dafuͤr anzufuüͤhren, weshalb er die von dem ehrenwer⸗ then und gelehrten Mitgliede (Herrn Sheil) verlangten Papiere nicht vorlegen koͤnne, so wuͤrde er weit besser , haben, als da er seine Rede gehalten, in der er die des Antragstellers ganz unbeant⸗ wortet gelassen hat. (Hoͤrt, hoͤrt!) Ist es nicht ausgemacht, daß wir uns das Wenige, was wir von jenen wichtigen Angelegenheiten wissen, nur aus den Debatten der Franzoͤsischen Deputirten⸗ Kammer und aus fremden Zeitungen haben zusammenstoppeln muͤssen? Ist dies wobl ein Zustand, in dem man die Volks⸗Repraͤsentanten dieses Landes uͤber Dinge, welche uns so sehr interessiren, lassen darf (Hort, hoͤrt) Der edle Lord sagte zuvdrderst, daß es bei noch schweben⸗ den Unterhandlungen nicht angemessen sey, die Minister zur Vor⸗ legung von Abschriften ihrer letzten Depeschen aufzufordern; aber ist dies wohl eine richtige Ansicht von der Sache, wie sie jetzt steht? Sollen wir etwa die gewuͤnschten Aufschluͤsse abwarten, bis Alles vollkommen abgemacht und beendigt ist? Wie lange muͤßten wir dann warten, ehe wir uns uͤber das, was vorgeht, eine Meinung bilden konnten! Der zweite Einwurf des edlen Lords war, daß der⸗ ., Aufschluͤsse nicht gefordert werden koͤnnten, ohne einen Ta—

el gegen die Minister auszudruͤcken. Hies muß ich aber verneinen. Geht daraus eine Absicht des Tabels hervor, wenn das Haus, nach— dem es die Veranschlagungen fuͤr unsere Land- und Seemacht be⸗ reits großentheils votirt hat, zu wissen wuͤnscht, in welchem Verhaͤltniß sich dieses Land mit Hinsicht auf die Möglichkeit eines auswaͤrtigen Europaͤischen Krieges befindet? Sollen wir darum keine Papiere vorgelegt erhalten, weil die beregten Angelegenheiten noch nicht erledigt sind' Sind etwa die Hollandisch-Belgischen Angelegenheiten schon erledigt? (Lord Palmerston: Ueber diese ist ein Traktat abgeschlossen) Ja, aber hat dieser Traktat zur definitiven Ausgleichung der Streitigkeiten zwischen jenen beiden Landern ge⸗ fuhrt? Und hat der edle Lord gesagt, daß das Haus auch uͤber diese Angelegenheit keine Papiere vorgelegt erhalten solle, bis sie ganz erledigt waͤre? Sind die Portugiesischen Angelegenheiten etwa erledigt, oder ist daruͤber ein Traktat unterzeichnet wor— den? Und doch hat es der edle Lord nicht fuͤr ndͤthig befunden, weitlaͤufige Aufschluͤsse, muͤndlich und in Aktenstuͤcken, dem ause vorzuenthalten. (Hoͤrt! Das dritte Argument des edlen Lords besteht darin, daß die Erklärungen, welche die Regie— rung bereits erhalten habe, die uͤber Rußlands Absichten gehegte Besorgniß ganz verscheucht hatten. Wenn dem so ist, warum sol— len wir nicht den Inhalt dieser Erklaͤrungen erfahren, die eine solche Wirkung hervorgebracht haben? Dies eben sind die Auf⸗ schluͤsse, welche die Volks⸗Repraͤsentanten zu fordern berechtigt sind. (Hört! Der vierte Grund des edlen Lords ist eben so un—⸗ zureichend, als die anderen. Er sagte, wir sollten mehr auf die Handlungen der Maͤchte, als auf ihre Traktaten achten. (Lord Palmerston: Ich sagte: als auf ihre Sprache. Gut, als auf ihre Sprache. Wenn der edle Lord im Besitz von Dokumenten ist, die nach einer vielleicht beiderseits aͤrgerlichen Korrespondenz ihm zuletzt wirklich die Beruhigung gewaͤhrt haben, daß kein vernuͤ nf— tiger Grund zu Besorgnisffen vorhanden sey, so will ich keines⸗ weges die verglimmende Asche eines unangenehmen Gefuͤhls durch das Bestehen auf Vorlegung jener Korrespöndenz wieder anschuͤren, aber man nenne uns wenigstens das Resultat, gn sage uns, was durch diese Korrespondenz gewonnen worden. Ist es uͤnangemessen oder unvernünftig, daß wir gern in Stand gesetzt seyn wollen, uns ein Urtheil uͤber dieses Resultat zu bilden? (Hoͤrt!) Der edle Lord meint, es wuͤrde wahrscheinlich hiemals zu dem casus foederis des Traktats kommen. Ohne Zweifel nicht, so lange wir mit Rußland in Frieden leben, aber angenommen, es entstaͤnde ein Krieg, wuͤrde dann Rußland nicht die Macht haben, uns die Dardanellen zu ver⸗ schließen? Und wenn dies geschaͤhe, dann koͤnnte der edle Lord nur sagen, daß er ein falscher Prophet gewesen und daß es anders ge— kommen sey, als er geglaubt. Wenn ich also jene vier Gründe naͤher betrachte, so muß ich sie fuͤr ganz unzureichend halten. Wenn jedoch der edle Lord in seiner Eigenschaft als Minister erklart haͤtte, daß er diese Papiere nicht vorlegen koͤnne, so wuͤrde ich, obgleich ich den edlen Lord fuͤr einen so schlechten Logiker halte, doch ge⸗ neigt gewesen seyn, seiner einfachen Erklarung die Folge zu leisten, die ich seinen Gruͤnden jetzt nicht zu leisten vermag. (Hoͤrt! und Gelaͤchter.. Der edle Lord sagte, er habe sich daruͤber gefreut, daß Rußland in dem Kampfe zwischen dem Sultan und Mehmed Ali intervenirt sey. Wenn dies der Fall ist, dann darf man auch nie mehr daruͤber klagen, daß Rußland die ürsache zu dem Verlust der Unabhaͤngigkeit der Tuͤrkei sey. (Hort, hoͤrt) Dann hatte es auch nichts zu saͤgen, daß wir die ganze Zeit uͤber keinen Botschafter zu Konstantinopel hatten. Zwar hatte der Koͤnig einen Diplomaten be⸗ auftragt, ihn am Ottomanischen Hofe zu repraͤsentiren, aber, seit⸗ sam genug, dieser Botschafter konnte in 6 Mongten nicht von Neapel nach Konstantinopel kommen. ((Hoͤrt, hoͤrt! und Ge⸗ laͤchter So groß waren die Gefahren jener Meere, so groß die Widerwaͤrtigkeiten jenes unfreundlichen Klima's (Gelaͤchter), daß der Botschafter, obgleich er ein Britisches Kriegsschiff zu feiner Verfuͤgung hatte, nicht weniger als 6 Monate u seiner Reise nach Konstantinopel brauchte. Was den letzten Theil der Rede des edlen Lords anbetrifft, so muß ich bemerken, daß es ihm schon ganz zur Gewohnheit geworden zu seyn scheint, sobald Fragen der auswaͤr⸗ tigen Politik zur Sprache kommen, auch sogleich dem Buͤndniß

zwischen England und Frankreich eine Lobrede zu halten. Ich win die Wichtigkeit dieses Bündnisses nicht zu niedrig anschlagen, aher so sehr wir es auch schaͤtken mogen, darf es uns doch nicht verlez ten, die anderen wichtigen Europaͤischen Angelegenheiten daruber zu vernachlaͤssigen. Ich kann sehr wohl einseben, warum Frankreich in Bezug auf die Turkei keinen sehr hohen Ton gegen Rußland an— stimmte. Es ist bekannt genug, daß Mehmed Ali in seinem Verfah⸗ ren gegen die Türkei im Einverstaͤndniß mit Frankreich handeln Weiß. man nicht, daß Ibrahim's Armee von Franzdoͤsischen Offizte ren eingeuͤbt und befehligt wurde? Ich sage nicht, daß ein förm. liches oder anerkanntes Buͤndniß zwischen Frankreich und Mehmed Alt bestanden haͤtte, aber so viel ist außer Zweifel, daß ein Einvern staͤndniß zwischen beiden herrschte, vermoͤge dessen ersteres die Hand, lungen des Letzteren beguͤnstigte und aufmunterte. Wenn dem s war, so nimmt es mich nicht Wunder, warum Frankreich in seineh Vorstellungen gegen Rußlands Verfahren keinen entschiedeneren Ton annahm. England aber war von einem solchen Vorwurf fre und hatte daher elnen weit besseren Grund zur Einmischung tz Frankreich. Letzteres hatte uͤberdies so gethan, als ob es die Ab— sicht habe, Algier fuͤr immer zu behalten, im Widerspruch mit Ludwig Philipps Erklaͤrung, und wenn auch dieser Ort als ungb— haͤngig von der Tuͤrkei betrachtet werden konnte, so war er doch nominell immer noch eine ihrer anerkannten Dependenzien.“

Herr Stanley, der nun das Wort nahm, knuͤpfte zunaͤchs an das an, was der vorige Redner uͤber das Buͤndniß wischen England und Frankreich gesagt hatte, und nahm davon . heit, sich in noch wortreicherer Anpreisung desselben, als Lord Palmerston, zu ergehen. Dann die Frage in Bezug auf Algier beruͤhrend, meinte er, daß dieselbe noch eben da staͤnde, wo Sit Robert sie bei dem Ausscheiden aus dem Ministerium gelaseen habe; uͤbrigens aber glaubte er, daß Frankreich selbst den griß, ten Vortheil davon haben wuͤrde, wenn es diese Kolonie auf gaͤbe, waͤhrend es weder England noch den Interessen der all. meinen Civilisation nachtheilig seyn koͤnnte, wenn Frankreich im Besitz derselben bliebe. Die Schwierigkeiten im Orient bezeich nete er auch als ein Vermaͤchtniß des vorigen Ministeriumt, eben so wie die Holländisch-Belgischen und die Portugie— sischen Verwickelungen; er erinnerte auch daran, daß in einem langen Zwischenraum von 1828 bis 1829 kein Britischer Bor schafter bei der Pforte akkreditirt gewesen sey, und daß die da— maligen Englischen Minister der Tuͤrkei keinen freundschaftlichen sath ertheilt, daß sie den alten Verbuͤndeten Englands ganz ohne Beistand gelassen und Rußland gestattet haͤtten, seine Streit kraͤfte zu sammeln und den Traktat von Adrianopel zu diktiren. Schließlich sprach er das Vertrauen zu dem Hause aus, daß die Minister nicht durch Forderung der Papiere in Bezug auf noch schwebende Unterhandlungen in Verlegenheit setzen werdet. (Daß das Haus den Antrag des Herrn Sheil verwarf und die Vorlegung der Korrespondenz nicht verlangte, ist bereits gestern gemeldet worden.)

London, 18. Maͤrz. An die Stelle des zum Baron der Schatzkammer ernannten Sir John Williams it Herr Frederik Pollok zum General-Prokurator des Herzogthums Lancaster er— nannt werden.

Nicht Sir J. Campbell, sondern Herr Samuel Crompton tritt als Kandidat fuͤr den durch die Resignation des Sir Ro— bert Frankland erledigten Parlaments-Sitzes fuͤr Thirsk auf

Aus Dublin schreibt man unterm 15ten d.: „Jetzt, wo die Diskussion der Repeal-Frage im Unterhause herannaht, ist es interessant, auszuforschen, wie man im Allgemeinen in Ir— land daruͤber denkt.

oͤffentliche Interesse daran wach zu erhalten, oder sey es, weil man sie als eine zwar gerechte, aber hoffnungslose Sache oder

als eine unersprießliche und gefährliche Maßregel ansieht, so laͤßt

sich doch nicht verkennen, daß jetzt, am Vorabend der Debatte, wo man glauben sollte, daß eine Nation, der es wirklich um eine einheimische Legislatur zu thun ware, alle ihre Kraͤfte zu Gunsten derselben aufbieten mußte, im ganzen Lande kaum irgend eine Bewegung zu verspuͤren ist, wodurch die Meinung widerlegt wuͤrde, daß uͤber die Aufloͤsung der Union eine allgemeine Apathie vorherrscht. Dies ist eine Thatsache, der Grund mag seyn, wel¶ cher er wolle. Ich habe mich vergebens nach Spuren vom Ge— gentheil umgesehen. In Dublin findet man keine Versammlung wohlhabender und einsichtsvoller Buͤrger zu diesem Zweck, son— dern nur einige Handwerker thun sich zusammen, um daruͤber zu berathschlagen. So wollen morgen die Zimmerleute zusam— menkommen. In den Provinzen haben in den letzten vierzehn Tagen kaum 6 Repeal-Versammlungen stattgefunden. Zwar wurde neulich von Carlow eine mit 1500 Unterschriften verse— hene Bittschrift an das Parlament befoͤrdert, aber das ist nur eine Ausnahme von der Regel. Eine Partei will nicht die

Aufhebung, sondern nur eine Revision der Unions-Akte, und be .

hauptet, daß Irland von der Theilnahme an der von der Union kontrahirten Britischen Schuld befreit werden muͤsse, weil die Befreiung von der Entrichtung der direkten Steuern kein hinreichendes Aequivalent dafuͤr sey, daß Irland die Zinsen se— ner Schuld mitzutragen habe.“

Der Courier sagt: „Wir freuen uns, melden zu koͤnnen, daß Sir Henry Hardinge in den gestrigen Parlaments⸗-Debat ten die Bemerkung machte, die Matrosen, welche den Capitain Roß auf seiner Expedition begleiteten, duͤrften auch nicht uͤber— sehen werden. Der wackere Capitain mag, was die Geld-Aut— gaben anbetrifft, größere Anspruͤche als seine Mannschaft haben; aber mit Hinsicht auf Beschwerden und Leiden stehen die Schifft— leute ihrem Befehlshaber ganz gleich. Wir sind daher mit Sir H. Hardinge der Meinung, daß es ungerecht seyn wuͤrde, ihrer zu vergessen.“

Der Vorfall zwischen der Mannschaft des zur Beaussichti— gung der Auster-Fischerei bei Granville liegenden Franzoͤsischen Kutters und einigen Englischen Fischern, bei welchem Einer von der Franzoͤsischen Mannschaft verwundet und ein Englaͤnder ge— toͤdtet wurde (vergl. den Artikel London im gestrigen Blatte der St. Z.), wird von dem Courier insofern der Aufmerksamkeit der Englischen Regierung empfohlen, als die Englischen Fischer schon seit langerer Zeit uͤber das Benehmen der Franzoͤsischen Kuͤsten-⸗Waͤchter Beschwerde gefuͤhrt haͤtten. Untersuchung uͤber den Vorfall angeordnet worden.

Die hiesigen Blatter melden, daß ein Uebereinkommen

mit der Regierung getroffen worden, demzufolge die Schwedische Briefpost durch Dampfschiffe uͤber Hull nach Gothenburg befor dert werden soll. Der Besuch des Nordens wird den Englaͤn dern dadurch sehr erleichtert werden.

her manchmal viele Wochen dazu erforderlich waren.

Es hat sich so eben eine Gesellschaft unter dem Titel „Bri— tisch⸗musikalischer Verein“ gebildet; ihr Zweck ist ausschließliche

Aufmunterung und Ausbildung der Englischen Musik; sie will

jeden Winter in Hannover-Square⸗Rooms 6 Konzerte geben, in ; denen nur Englische Compositionen von Englaͤndern ausgefuͤhrt́t

werden sollen.

zer Aus welchen Ursachen nun aber auch die Gleichguͤltigkeit dagegen herruͤhren mag, sey es nun, weil es eine ganz abstrakte Frage ist, die kuͤnstlicher Mittel bedarf, um das

Es ist bereits eine

1 arch Die Briefe werden auf ; diese Weise in 4 Tagen nach Stockholm kommen, waͤhrend fruͤ⸗

Ein hiesiges Blatt bemerkt, daß Worcestershire die unab⸗ haͤngigste Grafschaft von England sey; sie producirt mehr Ge⸗ traide, Vegetabilien, Kohlen und Fruͤchte, als sie verhraucht; auch hat sie Reichthum an Eisen, Salz, Hopfen, Kalk und Most. Unter den 12 Parlaments-Mitgliedern dieser Grafschaft sind 11 eifrige Reformer.

Nach Berichten aus Ne w-York vom 15ten v. M. hat das Handlungshaus S. und M. Allen daselbst zu allgemeiner Beruhi— gung seine Zahlungen wieder begonnen. Uebrigens wird gemel⸗ det, daß in Philadelphia taͤglich Fallissements ausbrachen, und daß ein Haus, das große Geschaͤfte gemacht und seit 20 Jahren im besten Ruf gestanden hatte, seine Zahlungen habe anstellen muͤssen. Im Repraͤsentanten⸗Hause zu Washington atte sich ein erschuͤtternder Auftritt ereignet. Der an die Stelle zes verstorbenen Herrn Randolph aus Virginien gewahlte Rich⸗ ter Herr Bouldin fiel, als er, dem Gebrauche gemaͤß, seinem Vorgaͤnger eine Gedaͤchtniß⸗Rede hielt, mitten im Sprechen todt hin. Seine Gattin, die dies von der Gallerie aus gesehen hatte, gerieth in einen fast sinnlosen Zustand. .

Aus Bogota hat man Zeitungen bis zum 2ten und aus Cartagena bis zum 5. Jankar erhalten; sie bringen die offi— jelle Korrespondenz uͤber die nunmehr poͤllig ausgeglichene Btreitsache mit Frankreich, wegen der dem Franzoͤsischen Konsul ü Eartagena widerfahrenen Behandlung, Genaue Aufklaͤrun⸗

en ber das eigentliche Sachverhaͤltniß schienen sedoch noch im— mer zu mangeln. Mit Venezuela war ein Traktat abgeschlossen worden, der allgemeinen Beifall fand; mit Aequator aber noch nicht, weil von dieser Republik kein Bevollmächtigter erschienen war. Neu-⸗Grenada soll sich im besten Gedeihen befinden; die Einnahmen uͤberstiegen schon die Ausgaben der Regierung, wo⸗ bei indeß die Zinsen der Schuld nicht mit in Anschlag gebracht zu seyn scheinen. ö elt n

Brussel, 19. Maͤrz. Der junge Sohn des Koͤnigs be— findet sich seit einigen Tagen sehr unwohl, und es werden Buͤl— letins uͤber sein Befinden ausgegeben. .

In der Repraͤsententen⸗Kammer wurde gestern die Diskussion uͤber das Gesetz in Bezug auf die Eisenbahn fortgesetzt. Es ließ sich zunäͤchst der Justiz-Minister vernehmen, der sich auf die Au⸗ boritut des Pariser Journal du Commerce bezog, welches vor einiger Zeit die Zweckmaͤßigkeit der Eisenbahn Unternehmun, gen dargestellt, wenn dieselben vom Staat ausgingen, und zwar dergestalt, daß der Handel davon Vortheil zoͤge, ohne die Kosten zu tragen. Einige Citate aus dem National unterstuͤtzten ihn dabei. Beim Schlusse seiner sehr ausfuͤhrlichen Rede stellte der Minister endlich die Eisenbahnen als ein Mittel dar, alle Inter⸗ essen in Belgien zu vereinigen; Orangisten und Industrielle wuͤrden darin, sagte er, die Nothwendigkeit der Belgischen Un⸗ abhängigkeit von Holland erkennen, waͤhrend das Ausland auch sich enger und befreundeter an Belgien anschließen wuͤrde.

ö .

Hannover, 21. Maͤrz. (Hannoversche Zeitung.) Ihre Koͤnigl. Hoheit die verwittwete Frau Landgraͤfin von Hes— sen-Homburg, geborne Prinzessin von Großbritanien und Han⸗ noverE, hat eine Reihe von 20 Handzeichnungen, welche, von Hoͤchstderselben entworfen und in Kupfer gestochen, Ihren Durch⸗ laͤuchtigsten Aeltern, Koͤnig Georg III. und der Koͤnigin Sophie Charlotte, gewidmet waren, jetzt neu geordnet und vom Hof⸗ Maler Ramberg, in einem etwas verkleinerten Maßstabe gezeich⸗ net, hierselbst lithographiren lassen. Der Gegenstand der Zeich— nungen ist der Unterschied zwischen Phantasie und Imagination, welche, als Zwillings-Schwestern dargestellt, dem Genius in Er⸗ findung und Ausfuͤhrung der Kuͤnste beistehen. Die Erklärung ber verschiedenen Darstellungen giebt eine Reihe Deutscher Son nette, deren Inhalt von Ihrer Königl. Hoheit in ginem Engli⸗ schen Texte wiedergegeben ist. Das Ganze, auf Kosten Ihrer Königl. Hoheit lithographirt und gedruckt, ist von dem lithogra⸗ phirten Handschreiben begleitet, womit Ihre Königl. Hoheit die— ses Werk Ihrem Durchlauchtigen Bruder, dem Vice ⸗Konige, welchem mit gnaͤdigster Erlaubniß dasselbe von der Verfasserin der Gedichte gewidmet ward, empfohlen hat. Der Gesammt— Ertrag des Werkes ist von der Frau Landgraͤfin den Armen der Stadt Hannover bestimmt worden.

Dresden, 20. Maͤrz. In der ersten Kammer wurde am Sten d. der anderweitige Deputations-Bericht uͤber das De— kret und den Plan wegen Errichtung der Kreis-Directio— nen erstattet, der vornehmlich die zwischen beiden Kammern noch obwaltenden Differenzen uͤber diesen Gegenstand betraf. Beide Kammern hatten bereits uͤbereinstimmende Beschluͤsse uͤber Beibehaltung des katholischen Konsistoriums unter verminderter Besetzung desselben und Uebertragung einer Mitaufsicht uͤber die katholischen Schulen an die Kreis-Directionen, so wie dar⸗ uͤber gefaßt, daß zu einer Veraͤnderung in der Konsistorial⸗Ver⸗ fassung der Protestanten die ausdruͤckliche Zustimmung der Staͤnde erforderlich sey. Die Differenz der zweiten Kammer betraf le— diglich die in der Verfassung der evangelischen Kirche durch die neue Organisation der kirchlichen Behoͤrden beabsichtigte Veraͤnde⸗ rung. Nach dem Antrage der ersten Kammer sollte in dieser Beziehung bei dem Kultus-Ministerium eine Einrichtung getrof— fen werden, vermoͤge welcher eine kollegialische Behandlung der die Dogmen und die Liturgie betreffenden Angelegenheiten der protestantischen Kirche, so wie die Besetzung geistlicher Stellen unter Theilnahme einer gleichen Anzahl geistlicher und weltlicher Raͤthe stattfinden solle. Der Antrag der zweiten Kammer ging hingegen dahin, daß in der oberen Instanz das Kultus- Mini— sterlum die innern und aͤußern Angelegenheiten verwalte und namentlich die Besetzung aller Stellen Koͤniglichen Patronats sich vorbehalten moͤge; neben demselben jedoch eine vangelischer Kirchenrath bestehen solle, welcher alle das Leben der evangeli— schen Kirche fordernden Angelegenheiten zu berathen habe. Die Deputation erklaͤrte sich jetzt dafuͤr, daß der von der ersten Kam— mer gefaßte Beschluß in jeder Beziehung den Vorzug verdiene. Mehrere Redner unterstuͤtzten diese Ansicht. Se. K. H. Prinz Johann, der Staats-Minister r. Muller und der Dr. von Ammon sprachen sich ausfuͤhrlicher uͤber den Gegenstand aus.

Munchen, 17. Maͤrz. In der heutigen dritten Sitzung der Kammer der Abgeordneten wurde die Berathung uͤber die beanstandeten Mitglieder fortgesetzt. Gegen den Abgeordneten Brandenburg wurde vorgebracht, daß derselbe durch gerichtliches Erkenntniß von dem Verbrechen der Beguͤnstigung des naͤchsten Versuchs zum Hochverrath nicht voͤllig freigesprochen, sondern nur das Berfahren wegen mangelnden Beweises eingestellt wor⸗ den sey. Der Secretair Abgeordnete Schunk trug auf Einberufung des Ersatz⸗Mannes an, weil die Verfassungs— Urkunde völlige Freisprechung zum Eintritt in die Staͤnde— Versammlung verlange. Schwindel und Rudhart bemerk—

341

ordneten Brandenburg nach Vorschrift der Verfassungs⸗-Urkunde 8. 14. ein Termin zu seiner Vernehmung gegeben werden muͤsse. Es sey doch ein Recht, das die Verfassung nun einmal in jedem Fall dem Deputirten einraͤume; daruͤber, ob es von Erfolg seyn werde, stehe der Versammlung kein vorgreifendes Urtheil zu. Die Kammer beschloß einstimmig, dem Abg. Brandenburg einen zehntaͤgigen praͤjudiciellen Termin zu bewilligen. Suspendirt wurde der Eintritt der Abg. Ziegler und Leinecker, weil gegen sie Spezial-Untersuchungen wegen Majestaͤts-Beleidigung einge— leitet ist, und zwar in Betreff der Unterzeichnung einer im Baye— rischen Volksblatt erschienenen Vorstellung an die Staats⸗Regie— rung, den Rhein-Baherischen Preß⸗Verein betreffend. Gleichfalls wurde suspendirt der Eintritt der Abg. Schoppmann und Bro— gino, die, in Folge der Unterzeichnung der Rhein-Bayerischen Adresse gegen die Bundes-Beschluͤsse, wegen Beleidigung oͤffent— licher Beamten zu einmonatlichem Gefängniß verurtheilt wur— den. Dieses Erkenntniß ist zwar durch das Appellations⸗Ge— richt voͤllig aufgehoben worden; allein ein Ausspruch des Cassa— tionshofes vernichtete das Urtheil des Appellations-Gerichts, so daß die Sache gegenwärtig noch nicht entschieden ist. Als ausgetreten wurden erklaͤrt die Abgeordneten Herrle und Schuͤ— ler, Ersterer wegen Veraͤußerung seines Guts, Letzterer aus demselben und aus dem weitern Grunde, weil er wegen Staats-Verbrechen von dem Gerichte in contumaciam zu Landes-Verweisung und Verlust der buͤrgerlichen Rechte verur— theilt worden ist.

Am 10. Maͤrz starb zu Heidelberz die Wittwe des Dichters Johann Heinrich Voß. Sie war die juͤngste Schwester des mit Voß in der Jugend eng befreundeten Dichters Boie und gebo— ren im Jahre 1756.

Oe 6 dei ch.

Wien, 18. Maͤrz. Se. Excellenz der Koͤnigl. Preußische Geheime Staats- und Minister der auswaͤrtigen Angelegenhei— ten, Herr Ancillon, ist aus Berlin hier eingetroffen. In der Begleitung des Ministers befinden sich der Geheime Legations— Rath von Buͤlow und der Wirkliche Legations-Rath Le Coq. Die Allgemeine Zeitung schreibt aus Wien vom 13. Maͤrz: „Der Griechische Gesandte wird bis zum Abschlusse ei— nes Handels- und Schifffahrts-Vertrages, der mit der Griechi— schen Regierung unterhandelt werden soll, hier bleiben und dann nach Muͤnchen zuruͤckkehren. Se. Kaiserliche Hoheit der Erzherzog Ferdinand wird sich nun bald nach Siebenbuͤrgen begeben. Alle Nachrichten aus dieser Provinz lauten befrie⸗ digend. Seine Majestaͤt der Kaiser wird, dem Verneh— men nach, wie gewoͤhnlich nach Baden bei Wien gehen. Die meisten hohen Staats-Beamten und Mitglieder des diploma—⸗ tischen Corps haben bereits Sommer-Wohnungen in Baden gemiethet, um waͤhrend der Anwesenheit des Allerhoͤchsten Ho— fes auch daselbst sich aufhalten zu können. Man hat aus der Schweiz die Versicherung erhalten, daß Alles aufgeboten werden solle, um die fremden Unruhestifter aus dem Lande zu entfernen und dadurch die Klagen der Nachbar-Staaten zu be— seitigen. Die Fonds sind deshalb gestiegen. Aber in Frank— reich scheinen die Verhaͤltnisse sich noch wenig erfreulich zu ge— stalten. Die Regierung muß zu Maßregeln der Strenge ihre Zuflucht nehmen, die die Opposition fuͤr vexatorisch erklart und wie unter der Restaurgtion benutzt, um die Koͤnigliche Gewalt verhaßt zu machen. Dazu gesellen sich die Klagen der acker— bauenden einer- und der industriellen Klasse andererseits, welche als zwei feindliche Prinzipien gegen einander anzukaͤmpfen schei— nen und vielleicht gefährlichere Elemente der Zerstorung, als die bloßen Meinungs⸗Verschiedenheiten, in sich tragen. Wozu soll das fuͤhren, hoͤrt man hier fragen, und wie weit muß es in Frank— reich gekommen seyn, wenn die Franzosen selbst von gegenseiti—⸗ ger Absperrung durch Zoll-Linien, von Theilung der großen Na— tion ernstlich zu sprechen wagen! Es ist also moglich, Frank— reich zu theilen, es in ein noͤrdliches und suͤdliches zu spalten, wie die Partei der Weinbergs-Besitzer es auf guͤtlichem Wege oder mittelst Anwendung der Gewalt bewerkstelligen will. Haͤtte Jemand eine solche Aeußerung unter der Restauration laut werden lassen, er wuͤrde des Hochverraths beschuldigt worden seyn; jetzt sieht man foͤrmlich daruͤber diskutiren. Dies ist ein neuer Beweis, wohin jeder gewaltsame Umsturz der Staats⸗-Ge— walt fuͤhren kann. Wer moͤchte in einen Staat Vertrauen setzen, wo von dem Abfalle einer Provinz mitten im Frieden die Rede ist? Und wie viel schlimmer, wenn eine ganze Hälfte des Reichs sich von dem bestehenden Regime loszusagen droht! Die Franzoͤsische Rente ist unter solchen Umstaͤnden unerwartet hoch, sie wird sich aber schwerlich in die Laͤnge so halten, weil bei ei— nem so mißlichen Zustande des innern Frankreichs das Ausland keine Neigung fuͤhlen wird, alle Chancen zu durchlaufen, denen der oͤffentliche Kredit jenes Landes noch bloßgestellt seyn kann. Die kleinste Scission des Suͤdens vom Norden wuͤrde den Staats— Kredit Frankreichs bis in seine Grundpfeiler erschuͤttern.“

*

R talt n

Turin, 10. Maͤrz. Aus Montpellier wird geschrieben, daß in den dortigen Archiven ein Manuskript in Pergament auf— gefunden worden, welches dem Petrarka zugeschrieben wird. Es sind Poesieen in Provenzalischer Sprache, in denen die Namen Laura und Valchiusa (Vauckuse) haufig vorkommen, und worin von Rom und von der Dichterkrone gesprochen wird. Bekannt ist, daß Petrarka in Montpellier Jurisprudenz studirte, daß er jedoch mit jener Stadt auch diese Wissenschaft, deren er uͤber— druͤssig war, verließ, um sich ganz der Dichtkunst zu widmen.

Rom, 8. Maͤrz. (Sch waͤbischer Merkur.) Der Rit— ter Sabregondi ist bloß als Administrator der Geld-Angelegen— heiten des Oesterreichischen Occupations-Corps in den Provinzen hier, keinesweges aber, um der hiesigen Regierung Rathschlaͤge im Namen Oesterreichs zu geben, wie Deutsche Zeitungen be— haupten. Er ist freilich wegen seiner Persoͤnlichkeit sehr hoch geschaͤtzt bei allen hiesigen hohen Personen, aber von Anerbie— tungen, um in Paͤpstliche Dienste zu treten, oder gar Rath zu geben, ist bisher noch keine Rede gewesen. Das Budget des vorigen Jahres ist endlich in das Publikum gekommen. Es ist guͤnstiger, als man erwarten sollte, da Alles vollkommen gedeckt und die hiesige Regierung im Stande zu seyn scheint, sich nach und nach aus ihren Schulden herauszureißen. Man spricht schon von einer starken Erniedrigung der sehr hohen Eingangs-Zoͤlle und einem neuen Zoll⸗System, was dem Kaufmanns-Stande sehr erwuͤnscht waͤre. Die Kosten fuͤr den Paͤpstlichen Hof betrugen im letzten Jahre kaum 600,000 Fl. Freilich sind auch die meisten Hof— Aemter von Bischoͤfen besetzt, die schon anderweitig ihr Auskom— men haben. Das Geruͤcht einer baldigen Kardinals -Promo⸗ tion erhaͤlt sich und scheint Grund zu haben. Jeder Kardinal wird hier als eine Art Kronprinz betrachtet, und deswegen hofft Jeder, der ihn beschuͤtzende Praͤlat moͤge bald Kardinal werden,

ten dagegen, daß vor einem definitiven Beschlusse dem Abge—

damit er wenigstens die Aussicht hat, mit der Zeit einmal Papst

werden zu konnen.

dem Papste, um No

Das Marseiller

richten aus Kandien nicht geneigt, sich zu

tern und alle nach allen Anzeichen von einer Hungersn

ben.

Englischen Korvette Aufmerksamkeit. Griechenland und d

beiten und Verschoͤne tier der Franken ein

beigesteuert haben. Parteigaͤnger⸗Haͤuptl traͤchtlich sind, habe

sich mit ihm zu vere

Berlin, 21. M

gen der Professoren Museum wurden au

755 Thlr.

sind 265 Frd'or. un gekaufte Gegenständ fuͤhrliche Nachricht auch ferner mehrere

daß das zweite diese

lesen in einem Briefe aus Alexandrien vom 4. Jan.: „„

seine bis nach Kahira gedrungenen Proclamationen die tier, unter dem Versprechen der Steuer-Aufhebung, auffordern,

lungen gehalten worden sind. 428 und im vorigen Jahre 617 Mitglieder.

staͤnde im Betrage von 36 Frd'or. und 678 Thlr.

Der jetzige Papst ist aber so wohl auf,

daß hoffentlich so bald an keine neue Wahl zu denken ist, ob— gleich der hier allgemein eingewurzelte Volks- Aberglauben deut— lich aus den Zahlen seines Namens beweist, daß er wahrend dieses Jahres sterben sollte. glauben, der sich indessen bei den letzten drei Paͤpsten bewahrt bewiesen hat, Luͤgen gestraft werden. gische Konsul hatte vor einigen Tagen eine Privat-Audienz bei

Hoffentlich wird aber dieser Aber Der Wuͤrttember—

tifications⸗Schreiben zu uͤbergeben.

w Blatt Peuple Souverain sagt: „Wir ĩ ie Nach⸗ lauten betruͤbend; die Kandioten scheinen unterwerfen, und die Verfolgungen, denen

sie preisgegeben wurden, haben nur dazu gedient, sie zu erbit— Hoffnung zu einer Annaͤherung zu entfernen. Das Anschwellen des Nils ist keinesweges befriedigend, und

sind wir auf die Monate Mai und Juni oth bedroht. Der Flachs und einige ein—

heimische Erzeugnisse werden gaͤnzlich fehlen und die Baum— wollen⸗Aerndte weit hinter der in gewoͤhnlichen Jahren zuruͤckblei⸗ Der Finanz-Minister Osman-Dahari, der Minister des Auswaͤrtigen und Ibrahim Pascha haben Befehl erhalten, sich nach Kahira zu begeben. Diese Zusammenkunft, zu der sich auch der kuͤrzlich mit Depeschen angekommene Befehlshaber einer

verfuͤgen soll, erregt lebhaft die oͤffentliche

Der General⸗Konsul von Frankreich, der von

er Englische Oberst Campbell sind auch ab—

gereist, um ihr beizuwohnen. Man unternimmt bedeutende Ar—

rungen, unter Anderem legt man im Quar⸗ en prachtvollen Spaziergang an, zu dessen

Kosten mehrere Europaͤische Geschaͤftsleute durch Subscriptionen

Das Geruͤcht ist allgemein verbreitet, der ing Turki-Belmeß, dessen Streitkraͤfte be— sich Hagiars bemaͤchtigt. Gewiß ist es, daß Aegyp⸗

.

In and. daͤrß. Der erste Bericht des Kun st- und Ge—

werbe-Vereins zu Koͤnigsberg ist, wie die dortige Zeitung meldet, kuͤrzlich in Druck erschienen und unter die Mitglieder desselben vertheilt worden;

ihm voraus gehen zwei Abhandlun— Hagen und Schubert, die in den Versamm— Der Verein zaͤhlte im Jahre 1832 Fuͤr das Stadt— s den Einnahmen des Vereins g Bilder fuͤr

1277 Thaler angekauft; verloost wurden 24 Bilder, 19 Kupfer— stiche und Kunstgebilde im Gesammt-Betrage von 49 Frd'or und An Privat-Personen wurden verkauft 27 Gegen—

Im Ganzen d 1783 Thlr. an verschiedene Kuͤnstler fuͤr e bezahlt worden. Der Bericht giebt aus— uͤber das Wirken des Vereins und enthaͤlt lobenswerthe Bemerkungen uͤber einige zu

den Ausstellungen eingesandte Gemaͤlde.

In der Stadt Bromberg soll in diesem Sommer der Bau eines neuen Regierungs⸗Gebaͤudes beginnen.

Die in der Nummer 77 der St. Zeit. enthaltene Meldung aus Erfurt von dem angeblichen Tode zweier Dienstmaͤdchen wird im neuesten Blatte der dortigen Zeitung dahin berichtigt,

r beiden Maͤdchen in dem Krankenhause, wo—

hin es in Folge einer Gemuͤths-Erschuͤtterung gebracht worden, insoweit wiederhergestellt worden sey, daß sich ihre gaͤnzliche Ge— nesung erwarten lasse.

*

Meteorologische Beobachtung.

1834. Morgens Nachmitt. Abends Nach einmaliger 23. Marz. 6 Uhr. 2 Uhr. 10 Uhr. Beobachtung. Luftdruck. 334. oe Par. 33. z Par. 329. 8 Par. Quellwärme 6,“ 9 R. Luftwaͤrme 3,0 R. - 3,59 R. 4 4,00 R. Iußwärme 2.3 os Thaupunkt . 3 L 2,6 ο S. L 3,1 0 &. Flußwärme 2,5 9 R. Dunstsaͤttg. S5 pCt. 90 pCt. S8 pCt. Bodenwärme 3,1 9 R. Writer. Regen. Regen. Regen. . Wind.... * WB XB. Ausdünst. 0, Oo 41 . Wolkenzug W. Niederschlag 0, e 1 Rhz.

e

Den 24. März 1834.

Amtl. Fonds und Geld Gours- Vettel. (Preusicé. Cour.)

D, ed ] I. rief. Geld. ö 3 . ü St. Schuld- Sch. 4 89 1985 JGrofshz. Pos. do. 4 sit hr. Enz]. Anl. 18. 5 i039 1095 Ostpr. Pfandbr. 4 100 br. Engl. Anl. 22. 5 os! 195 hbomm. do. 41066 pr. Enz. Ohl. 30. 4 94 983 Kur- u. Neum. do. 4 1060 brim. Seh. d. Seeh. 555 54 Schlesische do. 4 105 Kurm Obl. m. l. C 4] 98 971 Kst. C. d. K- u. N. 677 67 eum. Int. Sch. do. 4 98 973 IZ. - Sch. d. K. u. I. 68 671 Berl. Stadt - Obl. 4 99 Königsb. do. 4 98 lloll. vollw. Duk. II Elbinger do. 4 57 Neue do.. 184 Hanz do. in Th. 377 366 kriedrichsd'arc..— 13 15 Westpr. Pfandbr.' 4 100 Disc onto. .... 3 4

Niederl. wirkl. Se Kanz- kill. 279. 41 rümien-Scheine 96.

Metall. 99] Bras Belg. 97.

OQesterr. 53 Met

Engl. 101. Russ, I p'rümien-Scheine 10.

58 Met. 98. 4

Loose zu 100 FI. .

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 19. Mürz.

khuld 4943. 58 do. 959 Ausgesetzte Schuld 12.

z Amort. 89. 333 714. Jesterr. 96. Preuss. Russ. (v. 1831) 95. 53 Span. 62. 33 463.

Antwerpen, 18. Mär.

72. Span. 53 615. 38 40. Zinsl. 14. Neap. S8. HAamburg, 22. Müræ. .

986. 43 d0. 899 Bank- Actien 1250. Russ.

oll. 3]. Met. in Hamb. Cert. gꝗiJ. kreuss. Eoln. 1233. Dän. 710. Holl. 53 93. 213 49

Span. 383 38. 48 454. Norwe. 68 103. St. het ersburg, 14. März. Hamb. 3 Mon. 913. . Lond. 3

an. 105. Silb-Rub. 359 Kop. Wien, 19. März. 3 do. 883. Bank- Aetien 1251. Part. Obl. —.