1834 / 87 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Wort, um die Rede des Herrn Divett (s. das vorgestrige Blatt der Staats„Zeitung) zu beantworten, und sagte unter Anderem „Das ehrenwerths Mitglied hat behauptet, mein edler Freund an der Spitze des Ministerlüms habe erklaͤrt, daß er bereit sey, die Kirchen-Abgaben eben so eifrig zu vertheidigen, wie den Verband zwischen Kirche und Staat. Ich weiß nicht, auf welche Autorität der ehrenwerthe Herr diese seine Behauptung gruͤndet, aber so viel ich aus den Verhandlungen, welche mein edler Freund und ich mit unseren Amts-Kollegen zu verschiedenen Zeiten uber diesen Gegen— . gepflogen haben, die Ansichten desselben darüber kent, fuͤhle mich überzeugt, daß er unmßglich eine solche Aeußerung gethan haben kann. Ich hoffe, daß die Bestimmungen, welche die Maßregel enthalten foll, die ich spaͤterhin über den wich tigen Gegenstand der Kirchen-Abgaben Ain ubs ngen gedenke, den Dissenters und allen Betheiligten genügen wird. Deshalt, und nicht aus Opposition gegen den Antrag selbst, muß ich auf die vorlaͤufige Frage antragen. Der erste Beschwerde- Grund der Dise senterz ist die Entrichtuͤng der Kirchen⸗Ab aben; der zweite die Akt und Weise wse sie ihre Trauungen müͤssen vollziehen lassen; der dritte die Fuͤhrung der Geburts⸗, Trguungs- und Sterbe⸗Listen. Was den letzten Punkt betrifft, so sind. die Dissenters nicht allein da⸗ bei batheiligt. Der vierte Punkt ist die Zulassung zu den Universi= taten, und der fünfte betrifft die Beerdigung der Dissenters auf den Kirchhbfen ohne die Ceremonicen der Englischen Kirche. Das Haus roeiß so gut als ich, wie viel das Englische Volk darauf giebt, daß die Beerdigung der Dissenters auf den Kirchhoͤfen ohne die ublichen Gebrauche? vollzogen werde. Da dies der Fall ist, so scheint es mir nicht wuͤnschenswerth, diesen, Gegenstand im Parlament ur Sprache zu bringen. Was die tegister anbelangt, soösist es der ernsilichste Wunsch der Regierung, Dleselbe zur Zufriedenheit aller arteten zu bewerkstelligen. Das Mitglied fur Southwark (Herr Brougham) hat sich dieser Ange⸗ legenheit angenommen. Es wuͤrde mich sehr freuen, wenn es mei⸗ nem sehrenwerthen und gelehrten Freunde gelaͤngé, die sich dabei daxbietenden Schwierigkeiten zu überwinden. Sollte es ihm nicht . so hoffe ich, daß, da in der Verwaltung der Armen Ge⸗ etze eine Veranderung beabsichtigt wird, die cine neu Maschinerie erfordern durfte, eben dieselbe Maschinerle sich viellticht auch auf die Registrirung anwenden lassen wird. , f. Fuͤr letzteren Zweck allein wurde diese Maschinerie zu viel kosten; dies wird aber nicht der Fall seyn, wenn sie zu zweierlei Zwecken dienen kann. Die Bill, welche mein edler Freund (Lord J. Russell) in Be⸗ zug auf die. Trauungen der Dissenters einbrachte, hat sich nicht als genügend erwiesen, und es ist daher fur besser erachtet worden, sie fuͤr jetzt noch auszusetzen. Eine andere Frage ist die Zulaffung der Diffsenters an den Englischen Unipersitaͤten. Was meine Ansicht anbetrifft, so , aufrichtig gestehen, daß ich da⸗ gegen nichts einzuwenden habe. (Hört, hört; Ünxz da ich sehe, daß ein Theil der Mitglieder einer Universität (der Cambridger) zu Gunsten dieser Maßregel gestimmt ist, so hoffe ich, daß wir nach und nach und mit reiflicher Erwägung der Sache ini Stande seyn werden dieses Ziel zu erreichen und die Mitwirkung der beiden großen gelehrten Wörperschaften zu gewinnen. Ueber die Angelegenheit der Kirchen- Abgaben will ich mich jetzt nicht naͤher auslassen, da ich Willens din, meine desfallsigen Ansichten ausführlich darzulegen, wenn ich meine versprochene Maßregel einbringen werde, Unter solchen Um⸗ staͤnden trage ich auf die vorlaͤufige Frage an !? err Goulburn äußerte seine Verwunderung daruͤber, daß Mitglieder der Universttaͤt, die er zu repraͤsentiren die Ehre habe, eine Petition um Zulassung der Dissenters an den Uni⸗ versitaͤten unterzeichnet haben sollten, da er doch nicht das Ge⸗ ringste davon wisse; wenn jedoch dieß wirklich der Fall sey, so würde doch, meinte er, Herr Divett und Lord Althorp sich sehr irren, wenn sie glaubten, daß darum die Universitaͤt Cambridge im Allgemeinen die Zulassung von Dissentirenden wuͤnsche; viel⸗ mehr muͤsse er dem aufs entschiedenste widersprechen; und wenn man die Universitaͤten mit Gewalt zwingen wollte, sich darin zu fuͤgen, so wuͤrden seine Pflichten un Gesinnungen ihn noͤthigen, sich einer solchen Maßregel auf alle mogliche Weise zu wider⸗ setzen. Sir R. * behauptete, man gehe nur darauf aus, die herrschende Kirche zu demuͤthigen, sie von der Hoͤhe, auf der sie stäͤnde, ker nn und den Sectionen gleichzustellen; die Dissenters, sagte er, widersetzten sich nur des⸗ halb den Kirchen⸗Abgaben, weil durch das Bestehen derselben die Kirche als mit dem Staat verbunden anerkannt werde; was die Zulasfung der Dissenters zu den Universttaͤten betreffe, so hoffe er, Lord Althorp werde seine in dieser Hinsicht ausgesprochene Meinung noch einmal reiflich erwaͤgen, Herr Bris coe stimmte dem Kanzler der Schatzkammer darin bei, daß es weit besset sey, wenn eirke die Dissenters betreffende Maßregel von dem Mini— sterium selbst ausginge, und er sprach die Hoffnung aus, daß die von der Regierung beabsichtigten Maßregeln befriedigend seyn und den Dissenters vollständige Abhuͤlfe gewähren wuͤr⸗ den. Herr Baines sagte, man solle nicht vergessen, daß' es eine Zeit gegeben habe, wo eine andere Reli— gion in diesem Lande eherrscht, und wo die Mitglieder der Universitäͤt sich der gan , gon Protestanten widersetzt hätten; diese Zeiten aber seyen voruͤber, und er hoffe, es werde bald der Tag kommen, wo man einen Jeden an den Universitä— ten zulassen wurde, der nur nicht die Neigung zeige, den heil⸗ samen Vorschriften dieser gelehrten Koͤrperschaften zuwider 9 handeln. (Daß Herr Divett seinen Antrag in Folge der Erkläͤ— rungen Lord Althorp's zuruͤcknahm, ist vorgestern gemeldet worden.)

London, 21. Maͤrz. Die Herzogin von Kent wohnte ge— stern dem letzten Vokal- Konzert in Hannover, Square Rooms bei, welches Unter Leitung des Herrn Goß gegeben wurde. Die Prinzessin Victoria konnte ihre Mutter nicht begleiten, weil sie von den Folgen einer Erkaͤltung noch nicht ganz wiederherge⸗

ellt ist. , , .,. ; st 3. der heutigen n. des Unterhauses legte Herr Maberly in einem Subsidien⸗Ausschusse die Veranschlagungen fär das Feldzeug - Amt vor; es war darin eine Ersparniß von 30,000 Pfund für dieses Jahr vorgenommen. Zwar schien es so gar, als wären 295,009 Pfund erspart worden, dies ruͤhrte ber daher, daß mehrere Ausgaben dieses Departements auf das Armee-Budget überiragen waren. Im Ganzen sind die Aus ga⸗ ben des Felbzeug Amts, seitdem die jetzigen Minister am Ruder sind, um 335.960 Pfund vermindert werden, schloß seinen Vortrag damit, daß er die Bewilligung von 70, 5? Pfund forderte. Herr Hume ließ sich tademd uͤber die Art und Welse vernehmen, wie die Geschäfte des Feldzeug-Amts ge— leitet wuͤrden, und führte namentlich uͤber die Kosten der Irlaͤn⸗ dischen Truppen⸗Musterung Klage. w

Graf Grey wird uͤbermorgen mehreren Mitgliedern des Oberhaufes und Lord Palmerston einer Anzahl von Mitgliedern des Unterhauses ein Diner geben. pa rd ä, e.

Lord Granville hat von Paris aus Auftraͤge ertheilt, seine ehemalige Wohnung in London, die er von dem Herzoge von Leeds erstanden hatte, zu verkaufen; er wird, wie verlautet, in diesem Sommer nicht nach England kommen,. ,

Schon vor einigen Tagen sind Zimmer fuͤr den Spanischen Gesandten, Grafen von Floxida Blanca, in Bereitschaft gesetzt

worden, der täglich hier erwartet wird- Der Kanzler der Schatzlammer wird die Oster / Ferien be⸗ nutzen, um seinem Vater, dein Grafen von Spencer, zu Althorp⸗

Herr Maberly

ährung allgemeiner Kirchen⸗

lang aufzuschieben.“

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Park einen Besuch abzustatten. Herr Poyntz, bas Parlaments. Mitglied fur Ashburnton, der eine Zeit lang in Althorp-Park zum Besuch war, hat auf der Jagd einen Ungluͤcksfall gehabt, der ihn bis jetzt verhinderte, den Sitzungen des Parlaments beizuwohnen. ;

In Portsmouth soll ein Nebenzweig der Englischen Bank etablirt werden; als Grund dafuͤr giebt man an, daß in der letz⸗ ten Zeit bei der Absendung der Gelder zur Besoldung der dor— tigen Regierungs-Beamten Veruntreuungen stattgefunden haͤtten, und daß man dem vorzubeugen glaube, wenn man die Auszah⸗ lungen an Ort und Stelle erfolgen lasse.

Die Times sagt: „Die aus Lissabon eingegangenen Pri— vat⸗Briefe lauten nicht ganz so guͤnstig, wie die öffentlichen Be⸗ richte. Sie scheinen zwar nichts zu enthalten, was im Publikum nicht bereits bekannt waͤre, aber fie aͤußern großere Besorgnisse uͤber die gegenwärtige Lage der Dinge, weil die Mißhelligkeiten zwischen dem Ministerium und den Militair-Chefs immer mehr zunehmen und der Kaiser hartnaͤckig darauf elf, die jetzigen Minister beizubehalten. In diesen Briefen wird durchgehends die Meinung ausgesprochen, daß der Kampf ohne eine bewaffnete Einmischung von Seiten Großbritaniens kein Ende nehmen wird.“ Das Steigen der Portugiesischen Obligationen, welches die gestern eingegangenen Nachrichten verursachten, hat sich auch heute noch erhalten, obgleich es zeigte, daß die ersten Berichte ein wenig uͤbertrieben waren.“

Im Böͤrsen-Bericht der Times heißt es: „Das Geruͤcht von einer neuen Anleihe, welche Holland abzuschließen im Be⸗ griff stehe, das seit einigen Tagen hier verbreitet war, soll un⸗ gegruͤndet seyn, und man will wissen, daß die Hollaͤndische Re⸗ gierung sich durch einige sehr bedeutende Rimessen aus Java in

den Stand gesetzt sehen werde, jene Maßregel noch eine Zeit

. n.

Bruͤssel, 22. Maͤrz. Gestern fand zu Teovueren der Ver⸗ kauf der Pferde aus dem Gestuͤte des Prinzen von Oranien statt; es hatten sich dazu eine Menge Liebhaber aus England, Frankreich und Belgien eingefunden, unter ihnen auch der Ge— neral-Inspektor der Gestuͤte Frankreichs. Mehrere der Pferde wurden zu sehr hohen Preisen verkauft, und einige der schöͤn⸗ sten durch die Belgische Regierung fuͤr die ad e seür. ange⸗ kauft. Fuͤr das Pferd „Mameluck“ wurde ein Preis von 10,0090 Fr. gezahlt.

Herr Pr. Frere hat der Repräͤsentanten- Kammer folgenden Gesetz Entwurf vorgelegt: „Art. 1. Alle uͤber See und unter Belgi⸗ scher Flagge eingefuͤhrten fremden Waaren und Lebensmittel sollen den durch den jetzigen bestehenden Tarif bestimmten Abgaben unter⸗ worfen bleiben. Die naͤmlichen durch fremde Schiffe und zu Lande eingefüͤhrten Waaren und Lebensmittel zahlen: rohes Salz, 2 Flor. (2 Fr. 12 9 pr. 100 Kilogr.; zu Brettern gesaͤgtes Holz, 50 pCt. seines Werths; alle uͤbrigen Waaren und Lebens⸗ mittel 20 pCt. Art. 2. Frische, getrocknete und gesalzene Fische, durch Belgische Schiffe auf der Schelde eingefuͤhrt, sind der Zahlung der auf die fremden Fische durch die bestehenden Gesetze gelegten Ab⸗ gaben unterworfen; es sey denn, daß es durch die Verladungs⸗ Scheine, durch die Visas unserer Konsuln im Auslande und durch andere See-Papiere, so wie durch die Maßregeln, welche die Mauth-Verwaltung noch vorschreiben kann, erwiesen sey, daß diese Fische von dem National-Fischfang oder von unserem direkten Handel mit Norwegen err rn. Artikel 3. So lange Holland auf die Einfuhr in seine Kolonieen und auf die Ausfuhr aus den nämlichen Kolonieen durch Bel— gische Schiffe hohere Abgaben legt, als auf Hollaͤndische Schiffe, follen nachstehende, aus den Hollaͤndischen Kolo— nieen oder aus seinem Handel herkommende Artikel, selbst wenn sie durch Belgische Schiffe von jedem Tonnen-⸗Gehalt ein— efuͤhrt wurden, Abgaben unterworfen seyn, welche dem Unter— . der durch Holland aufgelegten Abgaben gleich kommen, naͤmlich: Kaffee 6 Frs. 35 C. pr. Picol oder 57 Kilogr.; Pfef⸗ kr ꝛc. Art. 4. Alle fremden in Belgien eingefuͤhrten und zum

ransit oder zur Wiederausfuhr bestimmten Waaren sollen nur der Zahlung einer h Wage⸗Gebuͤhr unterworfen seyn.“

Im hiesigen Eourrier liest man; „Unsere Regierung weiß jetzt, daß ein Corps von 35,000 Hollaͤndern, die in zwei— mal 24 Stunden in eine Operations-Armee zusammengezogen werden koͤnnen, auf der Graͤnz-Linie zwischen Herzogenbusch und Helmont kantonnirt. Wir wissen nicht, ob der Kriegs— Minister diejenigen Vorsichts-Maßregeln ergriffen i, welche die Vorsicht unter solchen Umständen erheischt.“ Die Union sagt: „Wenn man gewissen Geruͤchten glauben darf, so waren die Hoilaͤndischen Truppen in Nord⸗Brabant seit einigen Tagen bedeutend vermehrt worden. Wir wissen nicht, welchen Grad von Vertcauen diese Nachricht verdient.“ Der ministerielle Politique wiederholt die beiden obigen Artikel, ohne sie zu widerlegen, oder eine Bemerkung hinzuzufuͤgen.

Der Professor Juͤngken ist gestern nach Antwerpen gereist, um das dortige Misttair⸗ Hospital, wo die Augen-Krankheiten ganz besonders herrschen, zu besichtigen.

Im Observateur du Hainaut litest man: „Man mel—⸗ det uns, daß seit acht Tagen auf den Hoͤhen des Fleun eine 6 Fahne mit der Inschrift: „Fort mit den Eisenbahnen!“ weht.“

Polen.

Warschau, 23. Maͤrz. Der Kammerherr und Geheime Rath, Graf Leo Potozki, kam am Donnerstag als Kaiserl. Russi⸗

scher Kabinets- Eourier hier an und setzte vorgestern seine Reise nach Paris fort.

In Krakau wird nächstens ein neues Blatt unter dem Titel

„Dziennik Krakowski“ erscheinen.

Deutschlan d,

Dres den, 24. Maͤrz. Die er ste Kammer ging im Ver— folg ihrer Berathung uͤber den Plan wegen Errichtung von Kreis-Directionen, vornehmlich auf eine ausfuhrliche Erwaͤgung der ire. uͤber die Aufhebung der Konsistorien und uͤber den Wirkungskreis und die Stellung, welche der neu zu errichtende KRirchen⸗Rath zu dem Ministerium des Kultus erhalten solle, ein. Der Dr. Weber sprach sich in einem langeren Vortrage uͤber 6 beiden Fragen aus, und äußerte, wie er es am rathsamsten halte, daß man vor der Hand die Konsistorien fortbestehen lasse, bis die Kreis-Directionen sich in ihren Geschaͤstskreis eingearbei= tet haben wurden, wo man dann richtiger uͤber die Maßregeln werde urtheilen koͤnnen, welche wegen einer Vereinigung der Konsistorien mit denselben zu treffen seyen. Zugleich erklaͤrte er sich dahin, daß ein Kirchen⸗Rath gegruͤndet werden moge, der nicht unter dem Vorsitze des Ministers des Kultus kollegialisch berathe, sondern seinen besonderen Praͤsiden⸗

ten habe, und also so, wie es die zweite Kammer im Einver⸗ staͤndnisse mit der Staats / Regierung gewünscht. Im weiteren

Verfolg seines Vortrages sprach sich der Redner noch fuͤr eine Erweiterung des Rechtes der Gemeinden bei der Wahl ihrer Seelsorger aus. Nachdem ihm vom Dr. von Ammon in einem entgegengesetzten Sinne erwiedert worden, nahm Dr Großmann das Wort, und bemerkte: Die zur Berathung vorliegende Konsistorial- Frage sey eine Lebens- Frage fl die Kirche, denn sie berühre ihren Geist, ihre Grundsaͤhe ihre naturlichen, ihre gesetzlichen Rechte, den historische Gang ihrer Entwickelung, ihre Verfassung, ihre Wirksamkeit ja felbst ihre Grundlagen auf allen Seiten. In der Thron ⸗Rehä sey die hoffnungsreiche Verheißung einer zeitgemäßen Umgestal— tung der evangelischen Kirchen-Verfassung gegeben worden, und Volk und Staͤnde seyen daher zu der Erwartung berechtigt ge wesen, es werde ein vollständiger Plan vorgelegt werden, und dann erst auf der Grundlage desselben die staͤndische Berathunz daruber beginnen. Auch sey in dem F§. 8 des Planes zur En richtung von Kreis-Directionen das Forthestehen der Konsist rien, wiewohl unter gewissen Modificationen, unzweideutig am gedeutet und bestimmt vorausgesetzt worden. Gleichwohl hehe dieser Paragraph der zweiten Kammer Veranlassung gegeben ohne den volsständigen Plan einer Kirchen-Verfassung zi erwarten, die gaͤnzliche Aufhebung der evangelischen Kon storien nicht nur zu beantragen, sondern auch zu beschließen, und die Geschaͤfte derselben so zu theilen, daß die aͤußeren Angelegenheiten der Kirche den Kreis-Directionen, die innern dagegen insgesammt dem Kultus-Ministerium zugewiesen wih den. In diesem Beschlusse aber sey das Prinzip einer Saͤku— larisirung der evangelischen Landes-Kirche unzweideutig qut— gesprochen und die oberbischoͤfliche Regenten-Gewalt zu einer Potenz gesteigert worden, die sie noch seit Menschen⸗-Gedenken in

keinem Staate, geschweige denn in einem christlichen, noch n

niger in einem protestantischen, weder jemals gehabt, noch jeh seines Wissens irgendwo habe. Der Redner ging darauf su einer ausführlichen Bekaͤmpfung der vorgeschlagenen Einrichiun im Einzelnen uber und bezeichnete als die gefaͤhrlichsten Grun Elemente derselben: 1) Trennung der äußern und innern Kin chen-Angelegenheiten, 2) Wegfall der kollegialisch-muͤndlichen Berathung, 3) Wegfall des Stimmrechts der Theologen, Geis lichen und Schulmaͤnner in kirchlichen Angelegenheiten, 4) Weg fall aller Mittel⸗Behoͤrden und des verfassungsmaͤßigen Instanzen, zugs, und endlich 5) Autokratie des Kultus-Ministers in Kin chen⸗Sachen. Ihm wurde von dem Staats⸗Minister Dr. Muͤller zur Beruhigung der erhobenen Besorgnisse fuͤr die Selbststn digkeit der protestantischen Kirche erwiedert.

Die zweite Kammer schritt in ihrer Sitzung am loten d. zur Berathung uͤber das Budget des Staats / Aufwan— des. Der Kammer liegt jedoch nur das Deputations-Gutach ten uͤber das Ausgabe-Budget vor, weshalb gegenwaͤrtig ni dieses nach den einzelnen Departements zur Berathung bestimmt

ist. Der Abgeordnete Richter (aus Zwickau) bestieg zuerst di

Nednerbuͤhne,; und beklagte zuvoͤrderst das Verfahren det Regierung, daß das Budget nur theilweise vorgelegt war.

den sey, wodurch es den Mitgliedern der Kammer gas unmoͤglich gemacht waͤre, ihre Pflichten als Abgeordnete des Landes in Bezug auf das Budget vollstaͤndig und

gruͤndlich zu erfuͤllen, da sich die wichtige Frage, wie sich die ganze Staats-Last zu den Kräften des Landes verhalte, bei die⸗ ser theilweisen Vorlage nicht hinlaͤnglich untersuchen lasse. Nachdem der Redner darauf zu einer Schilderung der Er— werbs-Verhäͤltnisse des Koͤnigreiches uͤbergegangen und ein trü⸗ bes Bild von dem Zustande des National-Vermoͤgens entwor fen, stellte er schließlich den Antrag, daß die Kammer den vor liegenden Bericht zu dem Ausgaben-Budget der Deputation wieder zuruͤckgeben, und diese bitten möge, denselben so lange zu verschieben, bis sie eine Total-Uebersicht uͤber das ganze Abgabenwesen vorlegen koͤnne. Der Vice ⸗Praͤsident bemerkte hierauf, wie es durch den Beschluß der Kammer selbs gerechtfertigt sey, daß das Budget zur Berathung gebracht werde, und er deshalb den Antrag des Abgeordneten nicht zur Beschluß— . bringen koͤnne, da er dem Beschlusse der Kammer entge gen sey. trat darauf zur ferneren Widerlegung der von dem Abgeordne

ten Richter aus Zwickau geäußerten Ansichten auf, indem er he

merkte: Wenn man in anderen Staaten aus den einzelnen

Theilen ein Ganzes bildete, so koͤnne es auch hier aus den Vor

lagen geschehen; sie boͤten zwar fuͤr den Augenblick keine Toth Uebersicht, weil das Einnahme- Budget noch fehle, allein im Ganzen werde dadurch der Sache nichts geschadet und die Kam

mer kenne die Einnahme aus den Vorlagen der Regierung; in Theil, welcher die Abgaben enthalte, sey fuͤr 1834 festgestellt, un an der uͤbrigen Einnahme werde sich fuͤr dieses Jahr wentg in

dern. Die Kammer sey um so mehr im Stande, uͤber das Au

gaben⸗Budget berathen zu konnen, indem sie soviel zu uͤbersehen

vermoͤge, daß kein Deficit, sondern ein Ueberschuß sich herab stellen werde. der Beschaffenheit sey, wie ihn der Abgeordnete dargelegt, wird eine nur oberflaͤchliche Vergleichung mit andern darthun, die Staatsschuld sey maäͤßig und werde sich in Folge d neuen Beschluͤsse uͤber deren Minderung sehr befriedigend dan stellen, die Abgaben seyen weniger hoch als unrichtig vertheil⸗ und für Verbesserung der Industrie seyen neuerlich Fortschrimm geschehen. Nachdem hierauf die Kammer beschlossen, bei der Tage oroͤnung zu bleiben, verlas der Referent das Köͤnigliche Delttt Demnaͤchst wurde zu der ersten Rubrik des Budgets, die von allgemeinen Staats-Aufwande handelt, uͤbergegangen Der Gesammt-Betrag erreicht nach dem Vorschlage auf d Jahr 1833 die Summe von Sög, 2bö9g Rthlrn. 5 Gr. 6 Pl, und vermindert sich, wegen des mit jedem der folgenden drt Jahre um 10,900 Rthlr. herabsinkenden rransitorischen Zuschüs ses zur Civil, Liste, und des mit dem Jahre 1834 wegfallenden Aufwandes fuͤr die Ober-Amts-Regierung und das Gericht Amt zu Budissin, um 20,285 Rthlr. 8 Gr. Die einzeln Etats betrafen: 1) * Unterhaltung des Koͤniglichen Hauses— 00,00 Rthlr. als Betrag der Civil-Liste, 30,000 Rthlr. al transitorischer, im Jahre 1835 auf 20, 000 Rthlr, im Jahre 1836 als 10,000 Rthlr. sich vermindernder Zuschuß, WQ36, 266 Rthlr. Apanagen. und 26,666 Rthlr. Gr. 6Pf. J Unterhaltung der zum Koͤniglichen Haus Fideikommiß gehoͤrigen öffentlichen Sammlungen. Die drt ersten Positionen fanden die einstimmige Annahme der Kammer. Unter der vierten Position befanden sich fuͤr die Bibliothek Wlb Rthlr., fuͤr das gruͤne Gewoͤlbe 1322 Rthlr., fuͤr das Natura ien ⸗Kabinet 1922 Rthlr., fuͤr den mathematischen und physikal— schen Salon nebst Kunst, und Modell Kammer 1293 Rthlr, sit die Gemaͤlde⸗ Gallerie 1439 Rthlr. Fuͤr letztere war noch ein außerordentlicher Aufwand von 3000 Rthlr, angesetzt, da, wit bemerkt war, die Gemaͤlde⸗Gallerie einer Verbesserung im Aeu— zern dringend beduͤrfe, ein großer Theil der Gemaͤlde, um sie dem KennerAuge wieder sichtbar zu machen, erneuert werden muß / te, und manche sonstige Einrichtungen nothwendig waren. Der Abge⸗ ordnete Häntz schel fand die ganze Position fuͤr die wissenschaftlichen

liefen.

dern, wogegen der kuͤnftige Normal-Etat nur in 13,938 Rthlr.

zog ist

kung: „Unsere Stadt hat sich in der neuern Zeit in jeder Hin— sccht

sädten, erheben, und die Vorbereitungen, die man deshalb uͤber⸗

An der Tagesordnung war die Erstattung der bisher von den

Der Referent der Deputation, Secretair Richter,

Daß uͤbrigens der Zustand des Landes nicht n

taaten bih

fserate auf gleiche Weise aus.

und Kunst · Sammlungen mit 0h66 Rthlr. 4 Gr. 6 Pf. zu hoch, und spprach den Wunsch aus, daß man die gedachten Sammlungen kuͤnftig i Inspektoren anvertraue, und dadurch die großen Kosten erspare. Der Staats⸗-Minister v. Lindenau sprach sich dage— sen aus, indem er bemerkte: Koͤnne man, wie in Berlin, in ei— zem Museum alle Sammlungen vereinigen, so ließe sich jene Vereinfachung der Verwaltung erhalten; allein dazu würde ein Fosten⸗Aufwand von mehr als eine Million Thaler erforderlich eyn, und da man diesen nicht machen koͤnne, so werde auch vor— ert die gewuͤnscht; Vereinigung mehrer Sammlungen unter ei— nen Inspektor nicht zu bezwecken seyn. Hinsichts der Verwal⸗ tungs⸗Kosten dieser Sammlungen uberhaupt habe er noch die all— meine Bemerkung beizufügen, daß solche verhältnißmäßig weit geringer, als die anderer Staaten, seyen, trotz dem, daß einige derselben, namentlich die Gemaͤlde-Gallerie und das historische Museum, dn Kunst, und Alterthums-Werth alle anderen Deut— chen Sammlungen uͤbertrafen. Es betruͤgen naͤmlich die hierher gehdrigen Verwaltungs⸗-Kosten in Bayern 26,770 Rthlr., in Ber— fn ig, i50 Rthlr. und in Wien 25.500 Rthlr., wahrend die Saͤch⸗ sischen Beamten-Besoldungen sich hierin nur auf 8, 80 Rthlr. be— Die beantragte Position wurde darauf einstimmig ange— nommen. Die Kammer ging hierauf 2) zu den jaͤhrlichen Aus⸗ aben fuͤr das Gesammt-Ministerium und, den Staats-Rath über, die gegenwärtig einen Bedarf von 23,227 Rthlr. 23 Gr. erfor—

bestehen wird. Gotha, 24. März. Se. Durchlaucht der regierende Her⸗

aus Koburg hier eingetroffen. Der Belgische General Goblet wird, dem Vernehmen nach, noch einige Tage hier ver— weilen. z

Bei Gelegenheit einer Erwähnung der durch den Deutschen Zoll ⸗Verband erwachsenden Vortheile bemerkt die hiesige Zei—

bedeutend gehoben, und wir duͤrfen uns mit Grund der offnung auf eine heitere Zukunft hingeben. Wer Gotha seit

hren nicht gesehen hat, wird es kaum wieder erkennen, so sehr ist es durch Neubauten und die Erweiterung seiner reizen⸗ den Umgebungen verschoͤnert worden. Auch in diesem Jahre werden sich neue geschmackvolle Gebaͤude, besonders in den Vor—

all treffen sieht, verbuͤrgen der arbeitenden Klasse vielfäͤltige Ge— legenheit . Thaͤtigkeit und einen reichlichen Lohn.“

Zu Altenburg ist am 2ästen d. M. der Koͤnigl. Preuß. Ge— heimẽ Finanzrath Reichenbach, Vorstand des Handlungshauses Reichenbach und Leo, mit Tode abgegangen.

Munchen, 21. Maͤrz. In heutiger Sitzung der Kammer der Abgeordneten wurde zuerst Professor r. Geyer von Wuͤrz— burg als Ersatzmann des gewesenen Professor Seuffert beeidigt.

Ausschuͤssen bearbeiteten Vortraͤge, und zwar: 1) des ersten Ausschusses hinsichtlich der waͤhrend seiner Permanenz bis u seiner Vertagung gelieferten Arbeiten uͤber die neuen Ge— faber 2) des zweiten Ausschusses im Vereine mit dem ersten und dritten uͤber den Gesetz-Entwurf, die Festsetzung einer permanenten Civil-Liste betreffend. Den Vortrag er— stattete der Abgeordnete Vetterlein. Man erfuhr daraus, daß der zweite Ausschuß, der Wichtigkeit der Sache we— gen, einen Referenten und einen Korreferenten aufgestellt habe. Siebzehn Mitglieder der Ausschuͤsse stimmten fuͤr den Entwurf, wie er an die Kammer gebracht war, also auf perma⸗ nente Feststellung; vier fuͤr die Lebensdauer. Die Kompe— tenz der Stande zur Abänderung ist nachgewiesen; nament⸗ lich ist das Bedenken beseitigt, daß das Finanz⸗Gesetz vom Jahr 1831 anders beschlossen habe; denn dieses bezieht sich bloß auf die Summe, welche nicht geaͤndert wird, nicht auf das Recht. Der Vortrag fuͤhrt sodann die Ansicht aus, daß eine permanente Civil Liste dem Wesen der constitutionnellen Monar— chie vollig entspreche; denn diese sey nicht an das Leben des Monarchen geknuͤpft, in ihr sterbe der Monarch nie. Auch die Raͤthlichkeit, eine permanente Civil⸗-Liste zu bestimmen, ist ausgefuhrt, weil mit dem Eintritte des constitutionnellen Lebens zie Verschiedenheit der Interessen der Krone und des Volks aufhöͤre, und das Erhandeln von Konzessionen hier nicht mehr erlaubt sey. Der Einwand, daß die Regierung durch Verwei— gerung der Verwilligung der CivilcListe auf den verfassungsmaͤ— ßigen Weg gebracht werden koͤnne, sey falsch; denn den Staͤn⸗ den stehe hierzu nur das Recht der Steuer-Verweigerung zu. Ferner wurde ausgefuhrt, daß nur die Bayerische Verfassung diese Anomalie des constitutionnellen Systems besitze. Mit dem Be— trage von 2,380,580 Fl. erklart sich der Vortrag einverstanden, weil derselbe der bisherigen Bewilligung gemäß sey. Diejeni⸗ ö welche behaupten, die fruͤheren Familien⸗-Guͤter hatten nicht d viel eingetragen, bedaͤchten nicht, daß Bayern sich seitdem sehr vergroͤßert habe. Wuͤrde das, was in den fruͤher getrenn— ten Laͤndern fuͤr den Unterhalt des Staats⸗-Oberhauptes aufge— wendet worden seyn moͤge, zusammengerechnet, so möchte die Summe die Anforderung des Entwurfs uͤbersteigen. Die Be— sorgniß, daß der Wechsel des Silber-Preises den Staats-Kassen Gefahr drohend sey, wenn die Civil Liste fuͤr alle Zeiten auf eine und die nämliche Summe gesetzt werde, sey nur scheinbar; denn die Civil-Liste werde nur in Geld bezahlt, dessen Werth in groͤ— sern Zeitrazumen nach allen Erfahrungen falle. Auch die oͤffent liche Meinung stehe dieser Abaͤnderung der Verfassung nicht im Wege, denn diejenige oͤffentliche Meinung, welche allein der De— putirte zu achten habe, und die auf Intelligenz und wahren Volks-Veduͤrfnissen beruhe, spreche sich dafuͤr aus, da sie nichts anders verlange, als die Erhaltung des durch die Versassung ge— sicherten Rechts-Zustandes, da sie wolle, daß vor Allem dem ge— liebten Regentenhause die wohl erworbenen Rechte erhalten wer— den. Auch der Abg. v. Utzschneider sprach sich in seinem Korre—

Der in der Kammer der Reichsraͤthe vorgelegte Gesetzes— Entwurf uͤber die buͤrgerlichen und politischen Rechte der Grie— chischen Glaubens⸗Genossen bezielt, die Mitglieder der unirten, so wie der nicht unirten Griechischen Kirche, hinsichtlich des Ge— nusses der buͤrgerlichen und politischen Rechte in Bayern, mit den Bekennern der in diesem Koͤnigreiche bereits verfassungs— maͤßig bestehenden drei christlichen Kirchen-Gesellschaften voͤllig gleichzustellen. , ee . Abgeordneten von dem Finanz— Minsstez vorgelegten Staatsschulden⸗-Tilgungs-Rechnungen war im Laufe des Jahres 1835 die Summe der Staats-Schulden von 133,814,755 Fl. 387 Kr. auf 129,665,994 Fl. 63 Kr. her— abgesunken, wonach sich eine Minderung an Kapital und Zinsen von 3, 148,759 Fl. 32 Kr. ergab. Diese Minderung reducirt sich zwar, nach Abgleichung der hierunter begriffenen Vermin— derung des Depositoriums mit dem Anlehen der Pensions— Amortisations⸗Kasse, um 2,252,196 Fl. 8 Kr. 5 Pf.; indessen erscheint, wenn man diese Summe von der Schulden-Tilgung

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20 Kr., also um 18,563 Fl. 210 Kr. mehr, als die Dotation der

Tilgungs - Kasse (6783. 0 0 Fl.) betraͤgt. Die Zinsen last reducirte sich im Laufe des Jahres 8; von 4977,50 Fl. 5 Kr. auf 4,960,931 Fl. 20 Kr; die Pensions-Zahlungen der Amortisa⸗ tions- Kasse von 3, 36 0, Ot2 Fl. 121 Kr. auf 3, 59tz, 49 Fl. 29 Kr. Das Aktiv⸗Vermögen der Schulden-Tilgungs⸗Kasse minderte sich von 19,605,435 Fl. 53 Kr. 3 Pf. auf 16,713,925 Fl. 25 Kr. 4 Pf.; diese Reduction wird jedoch durch die oben angefuͤhrte Minderung der Staatsschuld um 3,118,739 Fl. 32 Kr. aufge— wogen. Der Finanz⸗Minister hielt diese Resultate der Schulden⸗ Tilgungs-Rechnung des Jahres 183 um so mehr fuͤr erfreulich, als mit diesem Jahre die Staatsschuld, die bis dahin durch die Zuweisungen aus alteren Rechtstiteln und durch die zum Behufe der Pensions⸗Amortisations⸗-Kasse erforderlichen Vorschuͤsse eine un⸗ vermeidliche Mehrung erlitten hatte, eine wahre und effektive Minderung erhalten habe. Nach den letzten Berichten aus Griechenland blieb die Ruͤckkehr des Koͤnigl. Bayerischen Brigadestabes, der sich am 24. Februar noch in Patras aufhielt, bis zu dem Augenblick aufgeschoben, wo zugleich das Bataillon des 11ten Regimentes sich einschiffen wuͤrde. Der Abgang des letzteren aber schien noch von der Ankunft der Abtheilung Griechischer Freiwilligen unter Major Heß abzuhaͤngen.

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Berlin, 27. Maͤrz. JJ. KK. HH. der Kronprinz und die Kronprinzessin haben, wie die Kölnische Zeitung berxich— tet, dem Geheimen Ober-Bergrath und Berghauptmann Gra⸗ fen von Beust fuͤr die Hinterbliebenen der auf der Steinkohlen⸗ grube Goulay bei Achen verungluͤckten Bergleute, die Summe von 100 Rihlr. zustellen lassen, welcher Betrag sofort in die . Regierungs-Hauptkasse zu Achen niedergelegt wor— den ist.

Nach Ausweis des kuͤrzlich im Druck erschienenen Lec— tions-Verzeichnisses der hiesigen Universitaͤt werden im bevorste⸗ henden Sommer⸗Semester auf dieser Universitat 176 Vorlesungen gehalten werden, naͤmlich 26 in der evangelisch⸗theologischen, 18 in der katholischstheologischen, 20 in der juristischen, 34 in der me— dizinischen und 78 in der philosophischen Fakultat.

Am 26. Maͤrz fand im Koͤnigstaͤdtischen Theater die erste Auffuͤhrung der Oper Norma, von Bellini, statt. Unter allen Opern, die wir bisher von diesem Meister horten, durfte wohl der Norma der erste Preis zuerkannt werden. Die Aus⸗ fuͤhrung gelang vollkommen, da vorzuͤgliche Mittel dazu vorhan- den sind. Zwar hat auch in dieser Oper Dem. Hähnel als tragische Muse vor allen Anderen den Vortritt, allein sie fuͤhlt sich nicht so verlassen, wie in der Oper Semiramis; Mad. Schodel als Adaigisa steht ihr wuͤrdig zur Seite, und die Herren Holzmiller und Fischer sind, der Erstere als Pro⸗ koͤnsul, der Zweite als Ober-Priester, ganz an ihrer Stelle. Eben so leisten die Ehoͤre und das Orchester unter der Leitung des Kapellmeisters Gläser Ausgezeichnetes, und es findet so⸗ mit ein Zusammenspiel statt, wie wir es bei wenigen Auffuͤh⸗ rungen auf dieser Buͤhne zu ruͤhmen wuͤßten. Das Tyeater war überfüllt, obwohl an diesem Tage Graun's Passions-Musik in der Garnison-Kirche, Beethoven's Symphonieen bei Moͤser und die „Maskerade“ im Opernhause das Publikum sehr ge⸗ theilt hatten. Schon nach dem ersten Akte wurden Mlle. Haͤh⸗ nel und Mad. Schodel gerufen; am Schlusse Beide noch ein⸗ mal und die Herren Holzmiller und Fischer ebenfalls. r

Literarifche Nachrichten.

Sammlung der Verordnungen uͤber die Gewerbe, ,,. und Abgaben⸗Verhäͤltnisse in den Vereins⸗Staaten Deutsch⸗ lands. Herausgegeben von dem Köoͤnigl. Preußischen Ge— heimen Rechnungs-Revisor Schoönbrodt zu Potsdam,

Von diesem Werke, auf dessen Nutzen das Publikum bereits durch die Amtsblaͤtter mehrerer Koͤnigl. Regierungen aufmerksam gemacht worden, ist kuͤrzlich die erste Lieferung erschienen. Die Sammlung wird, da sie die gleichzeitig in verschiedenen Staaten uͤber den großen Zoll⸗Verband ergangenen Gesetze nicht nur un⸗ ter sich, sondern auch mit den Grundbestimmungen der Preußi— schen Regierung vergleichen und zugleich darauf hinweisen wird, wo und wie die eine etwa von der anderen abweicht, interessante Resultate fuͤr die Gesetzkunde liefern, und bleibt jedenfalls fuͤr alle Gewerbtreibende und Beamte, die nicht bloß die Gesetzge— bung ihres eigenen Landes in dieser Beziehung, sondern auch die der uͤbrigen geren, Ge rathn kennen lernen wollen, und doch nicht Zeit oder Mittel genug haben, um sich fortwährend und gleichztitig in den Besitz aller hierzu erforderlichen Materialien zu setzen, ein willkommenes, Handbuch. Die uns vorliegende erste Lieferung enthaͤlt einleitungsweise einen Ruͤckblick auf die Entstehung und die Fundamente des jetzigen Systems und auf die der Vereinigung zum Grunde liegenden Bedingungen. Hierauf folgt der erste Theil der organischen Verordnungen uͤber die Zoͤlle nd den Handel mit dem Auslande, so wie uͤber den Verkehr im Innern der Vereins, Staaten; ihm vor— aus geht eine UÜebersicht seines Inhaltes. Sobald jene Verordnungen vollstandig in die Sammlung aufgenom— men worden, soll, der Ankuͤndigung gemaͤß, dasjenige, was jetzt und kuͤnftig weiter auf die Gewerbe, ö und Abgaben,Verhaͤltnisse der Vereins-Staaten Bezug hat, in perio⸗ dischen Heften mitgetheilt werden. Drei Lieferungen bilden ei= nen Band von etwa 2 Druckbogen in gr. 8. und ist der Sub— scriptions-Preis dafuͤr auf 2 Rthlr. festgesetzt. Einzelne Liefe⸗ rungen werden nicht verkauft. Das Zeitgemäße uud Nuͤtzliche des Unternehmens berechtigt zu der Erwartung, daß dasselbe ei⸗ nen gluͤcklichen Fortgang haben werde. ö

*. 7 2.

Der unterweisende Hausfreund fur die Provinz Brand k. Ein Handbuch fuͤr alle Staͤnde, uͤber die wichtigsten Theile des offentlichen Geschaͤfts und ge— selligen Lebens, Privat-Verkehrs, der Verfassung, Ver— waltung und Mittel des Staats, so wie der Rechte und Pflichten seiner Bewohner; mit besonderer Beruͤcksichti⸗ gung dessen, was zunaͤchst die Provinz Brandenburg be⸗ trifft, nach den besten Huͤlfsmittein und Quellen zusam,; mengestellt und bearbeitet. Breslau 1834, bei August Schulz und Comp.

Wenn es wuͤnschenswerth ist, daß Jeder mit der Beschaffen⸗ heit des Landes, worin er wohnt, mit den Einrichtungen und Gesetzen des Staates, dessen Glied er ist, mit den Formen der Gesellschaft, in der er sich bewegt, bekannt werde; wenn es wahr

abzieht, eine reine Minderung der Staats-Schuld zu 896,563 Fl.

genheiten, ja oft Nachtheile herbeifuͤhrt, so muß man die

ist, daß der Mangel an Kenntnissen dieser Art manche Verle⸗

Verdienstlichkeit eines Werkes anerkennen, das auf einem ven, n , , . kleinen Raume so viel darbietet, daß man hier fast ser alle Verhäͤltnisse im Staate und im Leben Belehrung fin, det. Loben muß man es zugleich, daß, waͤhrend dergleichen Werke oft laͤngst Veraltetes sanführen, hier von dem Verfasser das Neueste und Zuverlässigste uͤber den Preußischen Staat im Allgemeinen und die Provinz Brandenburg insbesondere porge. tragen wird, so daß der Lescr aber alle Behörden, wohltätigen Institute, das gerichtliche Verfahren, Gesellschaften und Verhaͤlt⸗ nisse aller Art Rath holen und mit Vermeidung mancher unnd⸗ thigen Frage und falscher Wege, durch diesen Fuͤhrer geleitet, gleich den richtigen Pfad finden kann. 46.

Meteorologische Beobachtung.

1834 Morgens Nachmitt. Abends J Nach einmaliger 26. Maͤrz. 6 Uhr. 2 Uhr. 10 Uhr. Beobachtung. , . S334. 6 s Par. 335, * 3 . 336,3 ,. Quellwärme 6,82 R.

uftwärme 4 0,20 R. 4 2,2 4 156 .

Thaupunkt T 3. 3 , g,, 0 g =. , Dunstsaͤttg J72 pCt. 52 pCt. 60 pCt Bodenwärme 2,9 9 R. 6 . n. u,. 6 ä o, ν ci. Wolkenzug iederschlag 0,6 2 NM.

Bös, Den 27⸗. März 1834.

Amtl. Fonds- und Geld Cours Zettel. (Preusss. Co-)

9 r'ICf. Ce

dr Schuld Sch. 4 99 983 4 111 Pe. Engl. Anl. 18. 5 103 103 Ostpr. Plandbr,. 4 855 Pr. Engi. Anl. 22. 5 sios ios Bomm. do. 4 1065 pe Engl. Gb. 3). 4 84 9833 Kur. n. Neum. do. 4 106 m d Sech. 553 54 Schlesische do. 4 105 Carm Obi. I. LG 4 9898 NI KRket. C. d. E. u. J. S719] 67] eum. Int. Sch. do 4 98 97 B.- Sch. d. . u. N 6ę71 675 Berl. Stadt - Obl. 4 99 ; kKönigsb. do. 498 sIlloll. vollw. Duk. 17 3 Elbinger do. 4 97 Nene o. 181 Hear go. in Th. * 37 363 Friedrichsd' or.. 13 131 Westpr. Pfandbr, 4 9395 Disconto -*. 3 4

Preus. Cour.

Wechsel- Cours. ir, Gef.

. Iwsterdam ... ...... 250 FI. Kurz 14275 ,,, Db Fi. Z IMit. i424 Hamburg...... 300 Mk. Kurz 1523 . 300 Mk. 2 Mt. 11511 d 1Lë8ä. 8 At. 16 25 ö 300 Er. ]2 lt. SIL] Wien mn Mere 150 El. I2 Mt. 1045 Augsburn. ... 150 EI. 2 Mt. 10533 Hi,, 100 Thl. 2 Mt. 33 Leipzig.. . . W 100 Thl. 8 Tage 1021 Frahkfurt 2. M. WX. .. ..... 150 HI. 2 Mt. 103 Petersburg.... 100 Rbl. 3 Woch. 36060 Warelen , 600 FI. Kur

Auswärtige Börsen. Amsterdam, 22. März.

Niederl. wirkl. Schuld 497. 53 do. 95 rν. Ausgesetzte Schuld 11. Kanz- Bill. 27, 43 Amort. Sg. 3383 Ir. Ceaterr. 96. Hreuns. Prämien -Sciieine 967. Runs. (v. 1831 95 8 Spau. 655. 38 421.

Antwerpen, 21. Mürz. ; ; Metall. 994. Bras. 722. Span. 5 63. 33 413. Zinsl. 14. Neap. S3

Belg. ). . ö Wien, 22. Märn. 53 Met. 88 . 48 do. S8. Bank- Actien 1248. Part. Obl. 137 .

Loose zu 100 FI. —. Warschau, 23. Mär. Pfandbr. 935. 941. Part. Obligat. 378. Russ. Assign. 1841.

Königliche Schau spiele.

Freitag, 28. März. Kein Schauspiel.

Das Billet Verkaufs- Bureau ist an diesem Tage geschlossen.

Sonnabend, 29. Marz. Im Schauspielhause: Das graue Maͤnnlein, Schauspiel in 3 Abth., von E. Devrient.

Sonntag, 30. Marz. Im Opernhause⸗ Humoristische Stu⸗ dien, Schwank in 2 Abth., von C. Lebruͤn. Hierauf: Vor⸗ letztes Auftreten der Dlles Elsler in; Ottavio Pinelli, großes Ballet in 3 Abth. (Dlle. F. Elsler: Amalie, Dlle. Th. Elsler: Guiletta. .

Im C chauspiehause Die Advokaten, Schauspiel in 5 Ab⸗ theilungen, von Iffland. (Neu einstudirt.)

Montag, 31. Maͤrz. Im Opernhause; Die beiden Billets, Lustspiel in 1 Aufzug, von Wall. Hierauf: Die Gouvernante, Lustspiel in 1 Aufzüg, von Th. Koͤrner Und; Auf Befehl: Die Maskerade, komisches Ballet, in 1 Akt. (Dlles Th. und Fanny Elsler werden hierin zum n, tanzen.)

Im Schauspielhause: König Konradin, historische Tragoͤ⸗ die in 5 Abtheilungen und einem Vorspiel, von E. Raupach.

Dienstag, 1. April. Im OHpernhause: Die Deutschen Her⸗ ren in Raͤrnberg, Oper in 3 Abtheilungen, mit Tanz; Text und Musik vom Freiherrn von Lichtenstein.

Im Schauspielhause: Franzoͤsische Vorstellung.

Königstädtisches Theater.

Freitag, 28. Bie Kein Schauspiel.

Sonnabend, 29. Maͤrz. Lenore, Melodrama in 3 Akten, von K. von Holtei. ;

Wegen Unpaͤßlichkeit der Dlle. Hähnel kann die Oper „Norma“ heute nicht gegeben werden. .

Sonntag, 30. Maͤrz. Zum erstenmale Fridolin, Schauspiel in 5 Akten, von F. von Holbein; nach Schlller s Gedicht: der Gang nach dem Eisenhammer. Die neue Decoration, den Ei—⸗ senhammer vorstellend, ist von Herrn Sgcchetti gemalt.)

Montag, 31 März. Hinko, der Stadtschultheißen⸗ Sohn von Ruͤrnberg, Schauspiel in 3 Akten, mit einem Vorspiel: der juͤngere Sohn, von Charlotte Birch Pfeiffer.

Dienstag, 1. April. Zum erstenmale wiederholt: Der Zweikampf im dritten Stock, Pesse in 1 Akt, von L. Angelv. Hierauf: Die Englaͤnder in Paris, Posse in 4 Akten, von Char⸗ lotte Birch⸗Pfeiffer. z : , Q 2 KQu—K—u

Neueste Nachrichten.

Paris, 21. Marz. Vorgestern Abends empfing der Kö— nig den Griechischen und den Sardinischen Gesandten, und ge— stern arbeiteten Se. Majestaͤt mit dem Minister des Innern, dem Großstegelbewahrer, dem Praͤsidenten des Conseils und

dem General Sebastiani.

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