1834 / 88 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Der in der gestrigen Sitzung der Deputirten⸗Kam⸗

mer angenommene 1ste Art. des Gesetz⸗Entwurfes gegen die

politischen Vereine, wie solcher von der Regierung vorgelegt

worden, lautet also: „Die Bestimmungen des 291sten Art. des

Straf⸗Gesetzbuches sollen hinfuͤhro auf Vereine von mehr als

20 Personen Anwendung finden, wenn diese Vereine sich auch

in Sectionen von geringerer Anzahl theilen, und wenn sie sich

auch nicht taglich oder an bestimmten Tagen versammeln. Die

von der Regierung ertheilte Erlaubniß kann immer wieder zu—

ruͤckgenommen werden.“ An der Reihe waren jetzt diejenigen

Amendements, welche eine Ausnahme von diesen Bestimmungen

beabsichtigen. Hierher gehörten diejenigen der Herren Roger

und Dubois, wonach Vereine, die eine religiose Feier zum Zwecke

haben, der gedachten Autorisation uͤberhoben seyn sollten; ferner

das des Grafen von Larochefoucault Liancourt und

das des Hrn. Glais-Bizoin, welche die Wohlthaͤtigkeits-Ver—

eine und die literarischen Gesellschaften von den Bestimmungen des ersten Artikels ausgenommen wissen wollten; endlich diejenigen der Herren Jousselin und von Corcelles, von denen jener alle Vereine, die eine Veraͤnderung des Zoll-Systems oder eine Ermäßigung der Salz⸗-Steuer, dieser alle Vereine, die die Auf— rechthaltung der Charte beabsichtigen, in Schutz nahm. Dem Antrage des Herrn von Corcelles wurde die Priorität ein⸗ geraͤumt. Im Laufe der Berathung, die sich uͤber denselben erhob, ließ sich auch Herr Persil vernehmen, der bei dieser Gelegenheit noch einmal ausfuͤhrlich auf die Umtriebe der Ge— sellschaft der Menschenrechte zurückkam. Er erklaͤrte unter An— derem, daß diese Gesellschaft in dem Augenblick selbst, wo er rede, gegen die Regierung komplottire, und daß sie, wie er mit Sicherheit zu wissen glaube, noch ganz kuͤrzlich sehr viele Waffen vertheilt und seit 10 Tagen mehr als 0,000 Patronen habe anfertigen lassen. Herr Odilon— Barrot begnuͤgte sich, hierauf mit großer Ruhe zu erwie— dern., daß die Minister mit dem von ihnen vorgelegten Gesetze die Anfertigung von Patronen nicht verhindern wuͤrden. Herr Berryer trat sen Widerlegung des Herrn Persil auf, und da er sich wie gewohnlich im legitimistischen Sinne aͤußerte, so ließ sich der General Bugeaud in seinem Eifer fuͤr die Sache der Revolution so weit verleiten, daß er dem Redner zurief, ein

254 mal, weil Ihr Angriff rein persoͤnlich ist, und zweitens, weil er das Recht des Deputirten und seiner Kommittenten ver— letzt. . Berryer erwiederte dem General Bugeaud gan kalt: „Ob ich in diese Kammer gehoͤre oder nicht, davon i

hier gar keine Rede; seit 3 Jahren, daß ich diese Redner buͤhne besteige, um gegen die Juli-Revolution und die Revi— sion der Charte zu protestiren ..... Bei diesen Worten ent⸗ stand ein großer Tumult, so daß der Praͤsident jetzt wieder Herrn Berryer zurecht wies und ihn daran erinnerte, daß die Kammer in ihrer gegenwartigen Zusammenstellung nur kraft der Juli⸗Revolution be⸗ stehe, und daß er (Berryer)h uͤbrigens der neuen Charte und dem Koͤnig den Eid der Treue geleistet habe. Herr Berryer entgegnete, daß er deshalb auf seine innere Ueberzeugung nicht verzichten koͤnne; im Uebrigen sey der Praͤsident nicht berechtigt, an einer Diskussion Theil zu nehmen, und wenn er glaube, daß er (Ber— ryer) zur Ordnung verwiesen zu werden verdiene, so moͤge er solches thun. Letzteres geschah indessen nicht; wohl aber wurde,

als es zur Abstimmung kam, das Amendement des Herrn von Schwadronen reducirt werden, bestimmt, daß diese Reduction qu

Corcelles mit großer Stimmen-Mehrheit verworfen.

In der heutigen Sitzung der Deputirten-Kammer wurde zunaͤchst der Gesetz- Entwurf uͤber die Majorate in der Modification, wie er gestern von der Pairs⸗Kammer angenommen, eingebracht und an die Kommission verwiesen. An der Tagesord— nung war sodann die Fortsetzung der Debatten uͤber den Gesetz⸗ Entwurf in Bezug auf die politischen Vereine. Nach einem kurzen Wortwechsel zwischen Herrn Isambert und dem Praͤsidenten erhob sich der Baron Roger und brachte ein Amendement in Vorschlag, wonach die Vereine, welche bloß einen religioͤsen Zweck haben, nicht erst noͤthig haben sollten, um Erlaubniß bei der Behoͤrde einzu— kommen. Ein aͤhnliches Amendement wurde auch von Herrn Du bois vorgeschlagen. Da der Erstere sich dem letzteren Amen— dement anschloß, so wurde bloß uͤber dieses zur Abstimmung ge— schritten. Die Verwerfung desselben verursachte eine leb— hafte Bewegung. Hierauf trat Herr Glais-Bizoin mit folgendem Amendement hervor: „Die Bestimmungen des vorliegenden Gesetzes sollen nicht auf die Vereine zu milden und wohlthätigen Zwecken anwendbar seyn.“ In dem Vortrage, womit er dieses Amendement unterstuͤtzte, erlaubte er sich ei— nige sehr starke Ausfaͤlle gegen die Regierung, so daß ihn

derem nannte er Herrn Guizot den Kardinal Fleury des Ministeriums und sprach von einem unsichtbaren Chef dez Kabinets. Herr Dupin: „Ich kenne nur Einen Praͤsidenten des Conseils; erklaͤren Sie sich deutlicher.“ (Mehrere Stim men: Zur Ordnung!) Herr Glais-Bizoin: „Ich habe nie, mals eine solche Niederträͤchtigkeit . seit dem Beginn dieser Diskussionen gleicht die Minister⸗Bank einem Schandpfahle. Lebhafte. Bewegung und darunter der Ruf, Zur. Qrbönung!) Derr Th ier s: „Sie sind ein Unverschaᷣmter!“ (Zur Ordnung) 5 upin: „Sie verletzen die Schicklichkeit; das Wort ist Ihnen nicht erlaubt, um Mißbrauch damit zu treiben. Ich rufe Sie zur Ordnung.“ (Große Aufregung im Centrum.) Der pri dent stellte darauf die Frage an die Kammer, ob sie Hrn. Glais Bizoin die Fortsetzung seines Vortrages verweigern wolle, waz mit großer Majoritaͤt bejaht wurde, so daß Herr Glais⸗Vizon die Rednerbuͤhne raͤumen mußte.

Eine Koͤnigliche Verordnung vom 9gten d., wodurch die R. gimenter der Reserve«, Linien, und leichten Kavallerie auf;

die 3Afrikanischen Jaͤger⸗Regimenter keine Anwendung finden sol

Ein Englischer Courier, der Madrid am 13ten d. verln sen hatte, hat Nachrichten aus der Spanischen Hauptstadt hiz 9 ö. Datum mitgebracht; es herrschte daselbst vollkommene Ruhe.

Heute schloß 5proc. Rente pr. Compt. 104. 55. fin cou 1094. 65. 3proc. pr. Compt. 78. 35. fin Cour. 78. 45. pros Neap. Dr. Compt. 94. 50. sin cour. 94. 50. 5proc. Span perp. 655. 3proc. do. 41. 5proc. Belg. 100. 5proc. Roͤm. g)

Frankfurt a. M., 24 Maͤrz. Oesterr. 5proc. Metall. 98 A381. 4proc. 8918. 89 69. 23proc. 53. 1proc. 237. Br. Ban) Aktien 1512. 1510. Part. OHbl. 1383. 1385 Loose zu 10

G. 207). G. Holl Hproc. Obl. von 1832 933. 931. Pon. L. 625. G. Preuß. Praͤm ⸗-Sch. 54. 548. 4proc. Anl.

93. G. 5proc. Span. Rente 623. 623. Zproc. do. perp. 41. 06.

Redacttur Cottal.

Mann wie er gehoͤre gar nicht in die Kammer.

wies ihn dafuͤr in folgender Weise zurecht: „Herr Bugeaud, ich rufe Sie aus zwei Gruͤnden zur Ordnung auf, ein—

Der Prasident der Praͤsident hr Ordnung 8

ßerungen des edners

erregten auch ter, in das selbst der Praͤsident einstimmte. Unter An—

mußte; mehrere Aeu⸗

rufen allgemeines Geläͤch⸗

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Gedruckt bei A. B. Oaynm.

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Allgemeiner Anzeiger fur

Bekanntmachungen.

Avertissement.

Das unter der Jurisdietion des Land- und Stadt Gerichts hierselbst, am Liebe-Fluß belegene, zu dem Nachlasse der Witwe Bürtzel gehdrige, gerichtlich auf 10 802 Thlr. 6 sar. abgeschaͤtzte eoͤllmische Gut Gorken und die zwischen dem Liebe-Flusse, dem Wege nach Marienwerder und den Kathen der Schaͤferei belege, nen auf 266 Thlr. 20 szr. taxirten vier Morgen Amis Vorwerks- Land, welche letztere besonders ausgeboten und verkauft werden sollen, sind im Wege des erb—⸗ schaftlichen ,,, n. zur Subhastation ge⸗ stellt und die Bietungs⸗Termine sind auf

den 1. Maͤrz, den 1. Mai und . deu lt. Juli dieses Jahres, welcher letzfere peremtorisch ist, Vor⸗ mittags um 10 Uhr, vor dem Deputirten Herrn ,,, Assessor Ernst hierselbst angesetzt orden.

Auf, Gebote, die erst nach dem dritten Lizitations⸗ Termine eingehen, kann nur mit Einwilligung saͤmmt— licher Interessenten, dem Meistbietenden eingeschlossen, Ruͤcksicht genommen werden.

Dit Taxe und die Perkaufs⸗Bedingungen sind uͤbri⸗ gens jederzeit in der hiesigen Over⸗Landesgerichts⸗Re⸗ gistratur einzusehen.

Marienwerder, den 18. Februar 1834.

Koͤnigl. Preuß. Ober-Landesgericht.

Bekanntmachung.

Das im Hauptamte Soldau gelegene, aus einem Vorwerk und einem rerulirten Bauerndorf destehende adelige Gut Rottkowitz nebst dem Abbau Tienhof, zusammen 44 Hufen 16 M. 185 NR. eullmisch eni⸗ haltene, soll im Termin den 23 Juni d. J., Rach⸗ mittags um 2 uhr, in unserm Geschaͤftszimmer bieselbst unter erleichternden Bedingungen zum Ver⸗ kauf lieitirt, jedoch der zwoͤlfte 3. des ganzen Ge⸗ bots muß in diesem Termin in Ostpreuß. Pfandbriefen Nennwerth auf das Kaufgeld deponirt werden.

Kauflustigen köngen die Kaufbedingungen und Taxe die auf 9612 Thlr. 26 sar. 1 pf. abschließt in unserer Registratur kaͤglich vorgelegt werden.

Mohrungen, den 13. Maͤrz 1834.

Königl. Ostpreuß. Landschafts-Direktion. von Schau.

Kundmachung.

Von dem Lemberger K. K. Lanzrechte wird jenen Glaͤubigern des Protus Potocki, welche mit ihren For⸗ derungen von der Warschauer Bankenhof⸗Commission mittels Dekrets vom 15. September 1803 auf dessen Erbrecht nach Stanislaus Koßakowski angewiesen wur⸗ den, bekannt gemacht: daß nachdem die Geschaͤfte der . Potocki'schen Glaͤubiger⸗Masse so weit gediehen

nd, daß aas den eingeldsten Kaufschillingen der Guͤ⸗ ter das dritte Drittheil ihrer Forderungen sogleich ausgejahlt werden konne, selbe unter Vorlegung des obbezogenen Original⸗Dekrets der Warschauer Hof⸗ Commission dann gegen Ausweisung ihrer Zustaͤndig⸗

keit um Erhetzung ver betreffenden Forderung sich hieramts schriftlich melden koͤnnen. Was auch von

den Hlaͤubigern des Johann Grafen Osolinski zu gel⸗ ten hat, welche auf dessen Forderung verbuͤchert sind, und aus dessen Drittheil nach dem Vertheilungs⸗De⸗ krete vom 22. Mai 1830, 3. 7ai2 ihre Befriedigung anzuhoffen haben.

Hinsichtlich der Erhebung des noch vorhandenen

Folds werden die Theilnehmer seiner Zeit aufgesordert

werden. . Krauß. Wschet ecka.

Aus zem Rethe des K. K. Landrechts⸗Lemberg, den 20. Jänner 1834. Schabing er.

Literarische Anzeigen.

Bei A. W. Hayn, Zimmer⸗Straße Nr. 29, ist so eben erschienen und daselbst so wie in allen Buchhand⸗ lungen zu haben:

Boths Bühnen-Repertoir. Band VII. No. 49. W ar um! Lustspiel in 1 Act. Frei nach dem Französischen der Herren Lockroy und Anicet von Friedrich bit? Preis 5 6gr.

So eben ist erschienen und in jeder Buchhandlung, zu Berlin, Schloßplatz Nr. 2, in der Stuhr schen ju

haben: . ö Politisches Leben des Fuͤrsten Karl Moriz von Talleyrand. Von Alexander. Salle. Aus dem Franzoͤsischen von J. Sporschil. gr. Sro. Leipfig, 183. 1 Thlr 10 sgr. Leipzig, den 21. Februar 1834 . . Wigandsche Verlags⸗Expedition.

Bei Joh. Am br. Barth in Leipzig ist erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben, Berlin bei F. Du mm ler, Linden Ni. 18.

Valentini, Dr. F,, gruͤnbliche Lehre der italie⸗

nischen Aussprache, Slansion und Betonung der italienischen Verse, nebst einer Sammlung der in den italienischen Dichtern am haͤufissten vorkom—⸗ menden voetischen Ausdrücke. gr. ro. geh. 181 sgr.

In Betreff der reinen und wahren it alien i— sbenAUugtsprache siad in dieser Schrift eine Menge döochst wichtiger unete berührt, über welche man auch in den desten Grammatiken nicht die gehörige Auskunft erhalt, und muß schon deßhaib jeder Freund der italienischen Sprache dem um Verbreitung gründ— licher Kenntniß derselben so hochverdienren Verfasse (wir haben wohl nicht noͤchig an sein gran Dizionario italisno-ted. « ted-ital.“ wie an seinen „Lehrer det italienischen Sprache“ zu erinnern) die Heraus— zabe derselben Dank wissen, so wird noch mehr die nach einer leichten, faßlich unterrichtenden Methode dargestellte Lehre von der Scansien und Betonung der italienischen Verse dieselben ansprechen und besonders Tonsetzern, Künstlern und Lie bh a⸗ bern des Gesanges dan Werkchen empfehlen. Auch der dritte Theil, welcher von der dichterischen

poetischen Freiheiten methodisch ordnet und erklaͤrt, und eine aus mehr als 10900 Artikeln bestehende Sammlung poetischer Ausdrucke mit den do—⸗ fuͤr in Prosa gebrduchlichen Synonymen giebt, wit! jum richtigen Verstaͤndniß und zum vollstaͤndigen Ge— in der Schoͤnheiten der Dichterwerke ungemein hei⸗ ragen.

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die Bossi, istoria d'Italia ant, e moderna. 19 Vol. Milano 1825. neu, in Hitpergamentbd. 23 Thlr. 290 sgr. Feßler, Geschichie der Ungern. Bd. 1— 4. Leip; 2 Thlr. 10 syr. Unsere Zeit, ganz complet, Pappod mit Titel 11 Thlr. 25 sar. Sammlung deutscher Dichter des 12, 13. 14ten Jahrhunderts (von Myller . 2 Baͤnde Quarto . 11 Thlr. 20 sgr. Bibliothek d. D. d. 17ten Jahrh. v. Müller. 12 Bde. Hlbfribd. 19 Thlr. 10 sgꝛ. Berlin. J. A. List, Burgstraße Nr. 9.

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Bei Duncker und lumblot in Berlin ist er- schienen:

Briefwechsel

wisclien o et r

in den Jahren 1796 1832. Herausgegeben von Dir MN hie m e r. Theil 1 4. gr. 8Sv0o. 8 Lhlr.

Die bis jetzt erschienenen 4 Theile enthalten 577 Briefe. Nur auf einige Themata dersellen wol- len wir hier hinweisen: Th. J. üher Biographien, die griechischen Chöre, die Herstellung einer guten Aussprache der Sänger und Schauspieler, Werner's Weile der Kraft, die Stiftung und den Fartgang der Berliner Singgakademie, die Enlstehung, Bedeu- tung. Form und Composition mehrerer Dichtungen Goethe's, die Molltonärten, Oehlenschläger, Arnim, Brentano elc., das französische Gouvernement in Berlin 1308, Prag, Goethe's Farhenlehre, Vertfälschun— gen von Antiken; Th. II. über das Leben in Berlin, zomeo und Julie, Voltaire's Samson, Operntexte, Beethoven, Werther's Leiden als Ausdruck Goethe- scher Stimmung, Alsieri, Rousseau's Pygmalion, Lieck's Phantasus, das Einrücken der Kussen in Berlin im Februar 1813, Beethoven's Ouvertüre zum Egmont, F. A. Wolf., die Fuge, Bonn und Cöln.

über den Epimenides und dessen Aufführung in Ber-

Stücke (in Th. 2. 3.), P. A. Wolss und dessen Gat- tin, einige Gemälde der Giustinian, Galerie, Reise- herichte von Wiesbaden, Heidelberg, Stralsburg ete., über Calderon's standhaften Prinzen, Entwurf einer Cantate zum Reformationsleste, üher Mad. Catalani; Th. III. über Mad. Crelinger. K. E. Schubarth und dessen Schriften, Reiseberichte aus Wien, Prag ete, Rafael's Geburtstagsteier 1820, üher Spontini, Rei- seberichte aus Pommern, über Alexander Boucher, Felix Mendelssohn, über K. M. v. Weber und Ros- sini, das neue Schauspielhaus, Reiseberichte aus der Lausitz ete., über Schöne's Fortsetzung des Faust, Fricdrich's II. Todesstunde, Mad. Milder und Mad. Szymanovska, Maler Hensel. Reiseberichte von . etc., Amsterdam ete., dem Rhein ete, über Händel's Messias, den Choral, Mad. Mara, Thäür's Jubelsest, Shakspeare's Lroilus und Cressida, Ottmer und das Königsstädter Theater. Th. IV. Be- merkungen über die Einrichtung des Prosceniums in einem Theater, üher Felix Mendelssohn, über Spontini's Aleidor, über Urbans Lheorie der Musik,

wie neu. 24 Thlr. 10 sar. Murateri, anaali d'ltalia. 18 vol. Milano 1821. neu. 13 Thir. 25 sgr.

Preußischen Staaten.

ron, Fasch's 25 jühr. Gedächtnissseier, üher den ke. chenmeister Ahram (das Modell zu Lessings Alhati) über die griech. Tragödie, üher Tiedge, über Streck. luls Uebersetzung des Dante, Tabelle über drn ln. halt der LFonlehréè, über den Maler Lernite und des zen Capien pompej. Gemälde, über den Schauspie. ler Krüger, über den griechischen Chor (er repri· entirt das allgemeine, gemeine Urtheil, das gemeine Recht), über Sebast. Bach, üher A. V. v. Schle— gel's artist. Vorlesungen, über Mozarts Kequiem, üher München und die Versammlung der Nalursor. scher daselbst (1827). über den zweiten Theil des Faust, üher W. Seoitis Geschichte Napoleon's ete,

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Gruͤndlichkeit ber Ausfuüͤhrung und ungemeine Deut⸗

lin, Ludw. Devrient, Mad. Milder, die Aufführung lichkeit der Vortrags sinb bie rähmlichen Ei J mg , . . n , genschaf⸗ des Fausts und Fürst Radaizil's Musik zu diesem fen 'pieser Lehrbfcher, die ihnen gewiß überall Eingang

verschesffen werden . So lautet das Urtheil der gelehrten Blaͤtter uber diese Werke. . ; .

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La Russie et la Pologne, EKsquisse historique p̃ar Ih. de K. Mit dem Motto: Vis consili expers mole ruit sua. Hornat. gr. Svo. geh. Pr. 2 Ihlr-

Wer ernsteren Sinnes sich uͤber eine der anziehend

sten Begebenhercen neuerer Zeit zu unterrichten wuͤnscht, zer lese dies gründliche Werk, worin er alle Auf⸗ schluͤsse finden wird, deren es bedarf, um die Schick= sale der Polen seit Jahrhunderten zu begreifen, und um zu der Ueherzeugung zu gelangen, baß auch Vol kern nichts widerfaͤhrt, was sie nicht selbst herbei e⸗

Grundateinlegung der Singakademie, über Lord By-

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Allgemeine

E Stagts-Zeitung.

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Frankere f . Paris, 21. März. Heute haben hierselbst die Wahlen der offziere der National⸗-Garde begonnen. daß sast alle Offiziere wieder gewaͤhlt worden sind. Herr J. B. Laffitte ist wieder zum Capitain in der zweiten Legion ernannt worden. Um Mittag wurde ein Bexicht an den Minister des

Innern abgefertigt, um ihn mit dem Ergebniß der bereits statt,

gehabten Wahlen bekannt zu machen. Einer Koͤnigl. Verordnung vom gten d. M. zufolge, sollen

die Linien- und die leichten Kavallerie⸗Regimenter auf 5 Schwaͤ— dronen, eine jede 139 berittene Unteroffiziere, Brigadlers und Gemeine und 20 unberittene Mann stark, vermindert werden.

Die 6te Schwadron der Karabinier-, Kuͤrassier,, Dragoner- und Husaren-Regimenter, die 2Bte Schwadron der Tirailleurs bei den Lancier⸗-Regimentern, und die 2Ate Schwadron Lanciers bei den Jaͤger-Regimentern werden den berbehaltenen Schwadronen einverleibt. Die mit der Pruͤfung des Zoll⸗-Gesetz-Entwurfes beauftragte Kommission wird, wie es heißt, bei der Kammer darauf antra— gen, den Eingangs-Zoll von Steinkohlen an allen Graͤnzen um ein Drittheil herabzusetzen. e Der Courrier frangais sagt: „Am Donnerstag Abend erhielt die Regierung die Antwort der Pforte auf die ihr im Namen der Kabinerte von Paris und Lendon uͤbergebenen letz— ten Noten, durch einen von Wien kommenden Courier, welcher sogleich nach London weiter eilte. Die Antwort des Divans stimmt, wie man versichert, ungefaͤhr mit dem uͤberein, was Lord Palmerston dem Unterhause gesagt hat. Die Pforte, ohne von einem Punkte des Traktates vom S8. Juli abzugehen, äußert nichtsdestoweniger den Wunsch, Alles zu thun, was dazu beitra— gen koͤnne, die freundschaftlichen Verhaͤltnisse aufrecht zu erhal— ten, welche seit so langer Zeit zwischen ihr und ihren beiden malten Alliirten bestaͤnden.“ Herr Monjuano, Offizier im Dienste der Vereinigten Stag— ten ven Nord-Amerika, ist gestern in Paris angekommen. Er ist mit einer Mission an die Franzoͤsische Regierung beauftragt. Der Messager enthaͤlt Folgendes: „Wir erfahren heute, daß der Polizei⸗Präfett durch einen neuen Beschluß den Verkauf des Messager in den Theatern verboten hat. Man koͤnnte viel— leicht einwenden, daß das kuͤrzlich erlassene Gesetz sich nur auf den Verkauf auf oͤffentlicher Straße bezieht, und daß das Innere des Theaters doch unmoͤglich fuͤr eine Straße gelten konne. So mag der Billigdenkende und Vernuͤnftige urtheilen; aber was kuͤmmert das den Herrn Gisquet? Er hat eben so viel Recht, den Parisern das Lesen des Messager im Theater zu verbieten, als sie um 11 Uhr zu Bette zu schicken. Dieser Umstand, auf dessen einfache Mittheilung wir uns fuͤr heute beschraͤnken, beweist, daß die Waffen, welche die Re— gierung gegen die republikanische Opposition verlangt hat, in der That bestimmt sind, die constituttonnelle Opposition, deren Graͤnzen der Messager niemals uͤberschritten hat, zu treffen. Uns liegt die Pflicht ob, die uns zu Gebote stehenden gesetzlichen Mittel gegen diese neue Usurpation der Polizei in Anwendung zu bringen, und diese Pflicht werden wir erfuͤllen.“ . Der verantwortliche Herausgeber der Tribune, Herr Lionne, ist wegen eines in der gestrigen Nummer jenes Blattes befindlichen Artikels aufgefordert worden, am 31sten d. M. vor dem Assisenhofe zu erscheinen. Dies ist der 93ste Prozeß der Tribune. Aus Bugia Algier) schreibt man unterm 6. Maͤrz.: „Der Kommandant Duvivier hat einen Ausfall gemacht, um dem Feinde die Kavallerie zu zeigen, die er endlich zu seiner Ver— fuͤgung hat. Er bemaͤchtigte sich eines Dorfes, worin das Ei— genthum geachtet ward, obgleich die Bewohner desselben durch ihre schlechten Gesinnungen gegen uns bekannt waren; 3 Araber wur— den dort getoͤdtet, wir hatten nicht einmal Verwundete. Am 5. Nachts richtete der Kommandant seinen Marsch gegen einen feind— lichen Stamm, der seit langer Zeit die Pacification des Landes durch seine Drohungen gegen diejenigen verhinderte, die fuͤr uns Kuͤnstig gesinnt sind. Das Dorf ward genommen und gaänz— lich eingeaschert, und das Vieh in unsere Lien abgefuͤhrt. Das Musketenfeuer dauerte bis gegen Mittag; der Feind beglei— tete von Weitem unsere Kolonnen bei ihrer Ruͤckkehr. Der Ver— lust der Araber war bedentend, und nach dem Reichthum der auf dem Kampfplatze genommenen Waffen zu schließen, scheint es, daß wichtige Chefs wahrend des Kampfes geblieben sind. Unser Verlust bestand nur aus 19 Getoͤdteten und 19 Verwun— deten. Die Korvette „la Perle“ sandte waͤhrend des Angriffs ihre Schaluppe und ihr großes Boot, um die Operationen auf der linken Seite unserer Linie zu unterstuͤtzen. Einige zur rech— ten Zeit abgeseuerte Kanonenschuͤsse entfernten die Arabische Rei— sierei vom Meeres-Ufer, wohin sie sich wenden wollte. Man hofft, daß dieses Gesecht einen guͤnstigen Eindruck auf den Geist der benachbarten Stamme hervorbringen und uns den Zugang zu den innern Maͤrkten erleichtern werde, wo wir bis jetzt noch nicht zugelassen worden.“ Ein Schreiben aus Tunis meldet: „Am 6ten d. M. mach— sten der Britische Vice-Konsul und der Sohn eines Franzoͤsischen Kaufmanns einen Spazierritt. Kaum waren sie zwei Flnten— schuͤsse von den Waͤllen der Stadt, als sie durch Beduinen be— schimpft wurden; sie wollten auf diese Beleidigungen antworten, allein dies bekam ihnen uͤbel; denn kaum hatten sie den Mund geöffnet, als ein Hagel von Stockprüͤgeln ihnen bewies, daß sie mine echt haͤtten. Beide wurden uͤbel zugerichtet; der Britische Vice⸗Konsul vorzuͤglich mußte mehrere Tage das Bett huͤten und ist noch nicht ganz wiederhergestellt. Der Bey schickte, auf die Nachricht von dieser Scene, Leute seiner Garde ab, um sich der Schuldigen zu bemächtigen. Man verhaftete deren mehrere, die einige Hundert Hiebe erhielten und dann auf die Galeeren geschickt wurden.“

Bis jetzt erfaͤhrt man,

Paris, 22. Marz. Der König arbeitete gestern nach ein— ander mit den Ministern der Justiz, des Krieges, der Marine und des Innern. .

Die Pairs-Kammer hielt gestern eine Sitzung, in wel— Her zunaͤchst eine Kommission zur Prüfung des Gesetz⸗Entwur— fes wegen Verlaͤngerung der Frist fuͤr die Umschmelzung der alten Gold- und Silbermuͤnzen ernannt wurde. Nachdem sodann einige Berichte uͤber die bei der Kammer eingegangenen Bitt— schriften abgestattet, und namentlich eine derselben, worin eine Ermäßigung der Getraͤnk-Steuer verlangt wurde, dem Minister des Innern uͤberwiesen worden, beschaͤftigte die Versammlung sich mit dem Gesetz⸗Entwurfe uͤber die auf das vorjaͤhrige Budget verlangten Zuschuͤsse, der nach einer voͤllig unerheblichen Debatte mit 86 gegen 4 Stimmen durchging. Den Beschluß der Sitzung machten abermals einige Petitions-Berichte. Drei Ein⸗ gaben mehrerer Einwohner von Pamiers (Arriège), Beauvais (Lise), und Beaune (Goldhuͤgel), worin diese gegen die beschlos— sene allmaͤlige Einziehung verschiedener bischoͤflicher Sitze pro—⸗ testirten, wurden dem Minister des Innern uͤberwiesen.

Die Pairs⸗Kammer hat den GesttzEntwurf uͤber die Ab— schaffung der Majorate in einer Weise veraͤndert, daß das Ge— setz selbst dadurch eine ganz andere Gestalt gewonnen hat; sie hat naͤmlich jede Errichtung von Majoraten fuͤr die Folge ver— boten, zugleich aber bestimmt, daß die bereis gestifteten Majorate von den Inhabern derselben fortbesessen werden, sich guch in der Familie forterben sollen. Die Gazette de France beinerkt, daß die Pairs-Kammer durch diese Bestimmung das aristrokratische Princip, das die Wahl-Kammer habe vernichten wollen, noch weiter ausgedehnt habe, indem jetzt eine privile— girte Klasse gestiftet worden sey, in die hinfuͤhro ) aufgenommen werden koͤnne.

Nachdem in der gestrigen Sitzung der Deputirten⸗ Kammer das Amendement des Herrn Dubois, wonach Ver— eine, die eine religisse Feier zum Zwecke haben, der Autorisation der Regierung uͤberhoben seyn sollten, so wie ein anderes des Grafen von Larochefoucault, der eine Ausnahme zu Gun— sten der Wohlthaͤtigkeits,Vereine verlangte, verworfen worden, trat Herr Glais-Bizoin mit folgendem AÄntrage hervor: „Die gegenwartig bestehenden literarischen Gesellschaften haben nicht nöͤthig die verlangte Autorisation einzuholen.“ In dem Vor— trage, den Herr Glais-Bizoin zur Vertheidigung dieses Amen— dements hielt, äußerte er * etwa folgendermaßen: „Das Mi— nisterium hat offenbar eine neue Paitik angenommen, die sich uns schon in seinen theils laͤcher lichen, theils unwuͤrdigen Verord⸗ nungen offenbarte. Durch das vorliegende Gesetz hat es jedoch dem Unsinne die Krone aufgesetzt, und befindet sich jetzt durch die Abschwöͤrung seiner Grundsaͤtze in derselben Lage, wie vor meh— reren Jahren das Villelesche Ministerium. Nachdem es die Bahn des Ungesetzlichen einmal betreten, ist an einen Stillstand oder gar an eine Ruͤckkehr nicht zu denken. Schon hat der Deputirte von Béziers (Herr Vienneth ein Gesetz gegen die Jury verlangt, und ein Anderer hat uns zu verstehen gegeben, daß wir vielleicht auch noch ein Gesetz gegen die persoͤnliche Freiheit erhalten wuͤr— den. Umsonst wuͤrden wir die Minister daran erinnern, daß es nicht einen Namen in der Geschichte giebt, der nicht uͤber kurz oder lang ein Gegenstand des allgemeinen Abscheus geworden ware, insofern er einem Minister angehoͤrt, der zu willkuͤrlichen und gewaltsamen Maßregeln die Hand geboten; umsonst wuͤrde man ihnen sagen, daß auch sie einst dies Schicksal haben werden, da sie sich nicht scheuen, uns ein Gesetz wie das gegenwaͤrtige vorzulegen. Daß der Chef des Kabinets, ich meine denjenigen, den ich hier vor mir sehe, nicht den eigentlichen Chef .. . (Unter— brechung. Der Präsident: „Es giebt keinen andern Kabi— nets⸗Chef als den Marschall Soult; ich darf dergleichen Anspielun⸗ gen nicht zugeben!“) . .. das angenommene System täglich mehr herabwuͤrdigt, wundert mich nicht; daß man aber hoͤheren Orts die Vorlegung jenes Gesetzes gestattet hat, kann ich um so we— niger begreifen, als man doch hätte wissen sollen, daß es Hand lungen giebt, fuͤr welche die Minister nicht verantwortlich ge— macht werden koͤnnen. (Abermalige Unterbrechung und Ruf: „Zur Ordnung.“) Der Minister des Innern meint, es truͤgen sich seit der Juli⸗Revolution seltsame Dinge unter unseren Augen zu; ja wohl, vorzuͤglich wenn man sieht, in welche Haͤnde die Revo— lution gerathen ist, wenn man erwaͤgt, daß das Gesetz gegen die Associationen uns von einem Carbonaro vorgelegt wird. Wie tief ist doch die Regierung in Euren Haͤnden gesunken! Seit der Eroͤff— nung der gegenwartigen Debatte gleicht die Minister⸗Bank einem Schandpfahle.“ Der FPrasident unterbrach hier den Redner mit der Bemerkung, daß er dergleichen Ausfaͤlle nicht dulden duͤrfe, da die Wuͤrde der Kammer dadurch verletzt wuͤrde; eine freie Rede sey zwar jedem Deputirten gestattet, indessen duͤrfe er sich nicht von den Regeln der Schicklichkeit entfernen; er ermahne daher Herrn Glais-Bizoin zur Ordnung. Letzterer fuhr darauf also fort: „Ich will mich deutlicher erklaren. Es kann nicht meine Absicht seyn, die Minister eines Besseren zu belehren; laͤngst schon bin ich der Meinung, daß man sie nach dem Spitale fuͤr Unheilbare schicken müßte. Die Opposition hat nicht die mindeste Hoffnung ihre Vorschlaͤge angenommen zu sehen, und wenn ich nichts desto weniger mit einem Amendement hervorgetreten bin, so ist es bloß in der Absicht geschehen, die Unverschaͤmtheit des uns vorgelegten Gesetzes hervorzuheben.“ Bei diesen Wor— ten erscholl aufs Neue von allen Seiten der Ruf zur Ordnung. Nachdem der Praͤsident dieser Aufforderung genuͤgt, fuͤgte er hinzu: „Da meine Autorität verkannt wird, so sehe ich mich gensthigt, an diejenige der Kammer zu appelliren. Dem Reglement zufolge, habe ich in Faͤllen, wo ein Redner zweimal zur Ord— nung verwiesen worden, die Versammlung zu befragen, ob sie ihm das Wort entziehen wolle. Ich thue solches hiermit.“ Die Mehrzahl der Versammlung erhob sich bei dieser Frage fuͤr die Affirmative, und obgleich Herr Glais-Bizoin gegen diese Ent— scheidung protestirte, indem er sich auf das Recht berief, sein Amen⸗ dement zu vertheidigen, so sah er sich doch genothigt, nachdem sich bei der Gegen⸗Abstimmung eine eben so starke Majoritaͤt wider

Ttiemand mehr

ihn ausgesprochen, die Rednerbuͤhne zu verlassen. Der Pra— sident bemerkte darauf, daß das Amendement des Herrn Glais⸗ Bizoin nichtsdestoweniger bestehen bleibe, falls es Jemand auf— nahme. ö. Arago erklaͤrte sich hierzu bereit, und folgte daher dem 34 er des Amendements auf der Rednerbuͤhne. „Ich muß“, fagte er, „die Kammer uͤber die traurigen Folgen auf— klaͤren, welche die Annahme des Gesetz-Entwurfes für die wis— senschaftlichen Gesellschaften haben wurde. Ich bedauere, daß der Minister des offentlichen Unterrichts bisher kein Wort ge— sagt hat, um diese Gesellschaften uͤber die Resultate des vorlie— genden Gesetzes zu beruhigen. Einer der fruͤheren Red—

ner (Herr Keratty) behauptet, daß die großen Entdek— kungen im Gebiete der Wissenschaften nie von Verei— nen, sondern immer nur von einzelnen Personen gemacht

worden waren. Das mag im Allgemeinen wahr seyn; aber wenn auch die Vereine die Entdeckungen nicht selbst machen, so tragen sie doch ungemein viel zur Verbreitung und Benutzung derselben bei. Unser Kollege, Herr Keratry, hat seine Behaup— tung durch keine Beweise unterstuͤtzt; wahrscheinlich glaubt er, daß seine Worte das Gewicht einer achtunggebietenden Autorität fuͤr sich hätten; ich will, wenn man es verlangt, Hrn. Keratry als eine Autoritaͤt betrachten (Gelaͤchter), aber dann wende ich ihm ein, daß die wissenschaftlichen Gesellschaften den Laͤndern, in denen sie sich gebildet haben, immer nuͤtzlich gewesen sind, und daß die Länder, in denen keine solche Gesellschaften bestehen, in den Annalen der Wissenschaften auch keine Rolle spielen. Man sagt, daß die großen Akademieen genuͤgen wuͤrden; das ist ein Irrthum; die gelehrten Gesellschaften muͤssen zahlreich und in allen Theilen des Landes verbreitet seyn. Sie duͤrfen uͤbri⸗ gens versichert seyn, m. H., daß der groͤßte Theil der gelehrten Gesellschaften sich nicht so weit erniedrigen wird, eine Erlaubniß von Seiten der Polizei nachzusuchen. (Murren im Centrum.) Ich weiß, wie bedenklich es ist, von sich selbst zu sprechen; ich bin aber doch gendͤthigt, es bei dieser Veranlassung mit einigen Worten zu thun. Man beschaͤftigt sich in meinem Departement damit, meine Wiedererwählung zu verhindern; ich will dies den Ministern nicht zum Vorwurfe machen, ich berichte nur eine Thatsache. In jenem Departement haben sich eine Menge wis⸗ senschaftlicher Vereine gebildet, mit denen ich in Verbindung stehe. Vorausgesetzt nun, daß eine neue Gesellschaft dieser Art zusammentreten wollte, so wurden die Minister vermuthlich vor⸗ aussetzen, daß die Mitglieder derselben . seyn koͤnnten, meine Wahl zu unterstuͤtzen, und es waͤre Alles zu wetten, daß die nachgefuchte Erlaubniß verweigert werden wurde. Vor Kurzem hat sich in Paris ein Verein zu einem philantropischen Zwecke, unter dem Namen „Association zur freien Erziehung des Volkes“ gebildet. Man forderte mich a, einen wissenschaftlichen Kursus fuͤr die Handwerker zu halten, wozu ich mich nach eini⸗ gen Weigerungen verstand. Es meldeten sich dazu ungefaͤhr 2090 Personen, und man bedurfte daher eines großen Lokals. Wir wandten uns an den Minister des offentlichen Unterrichts, Herrn Guizot, und baten ihn, uns das Amphitheater der medi— zinischen Schule einzuraͤumen. Der Minister ertheilte uns eine ausweichende Antwort, und als wir noch ein anderes Lokal in Vorschlag brachten, ließ er uns sagen, er wolle nicht, daß dieser Kursus stattfinde. Der General Lafayette, der uns bei dieser Gelegenheit zum Vermittler diente, war so neugierig, nach der Ursache zu fragen, und erhielt darauf von Herrn Guizot woͤrt— lich folgende Antwort: „„Ich will nicht, daß die Leute von Ihrer Meinung sich Freunde in der arbeitenden Klasse ma— chen.““ (Lebhafte Bewegung. Herr Guizot macht ein vernei— nendes Zeichen. Ich wiederhole, daß der General Lafayette uns versichert hat, diese Antwort erhalten zu haben.“ Nachdem der Redner schließlich auf die Nothwendigkeit hingewiesen hatte, die ge⸗ lehrten Gesellschaften von dem vorliegenden Gesetze auszunehmen, verlangte Herr Guizot das Wort und sagte: „Wenn ich den Kursus, den der vorige Redner halten wollte, verhindert habe, so geschah es keinesweges, weil ich ihn im geringsten fuͤr gefaͤhrlich hielt, sondern weil ich einer neuen Ausdehnung der Gesellschaft fuͤr den freien Unterricht vorbeugen wollte. Es ist dem ehrenwerthen Herrn Arago nicht unbekannt, daß oft Gelehrte ersten Ranges den Glanz ihres Namens politischen Leidenschaften geliehen und den schlechtesten Absichten zu Werkzeugen gedient . Die Geschichte unserer Revo— lution ist voll von solchen Beispielen. In dem besondern Falle, von dem hier die Rede ist, schien es mir, als ob eine schlechte und gefährliche Gesellschaft sich des Namens, des Talentes und des Ruhmes des Herrn Arago bedienen wollte, um einen Ein— fluß auszuuͤben, den ich bekaͤmpfen mußte. Was die Worte betrifft, die ich gegen den General Lafayette geäußert haben soll, so er— klaͤre ich, daß ich mich deren nicht erinnere (Gelaͤchter), ja, ich glaube versichern zu konnen, daß ich mich derselben nicht bedient habe.“ Als der Minister im Begriff war, die , zu verlassen, forderte ihn der General Demargay noch auf, die Namen der Gelehrten zu nennen, die eine schimpfliche Rolle in der Réeoolution gespielt haͤtten. „Das werde ich nicht thun,“ erwiederte Herr Guizot; „ich liebe es nicht, an die Fehler und Irrthuͤmer von Maͤnnern zu erinnern, deren Talente ich hoch— achte und deren Andenken ich ehre.“ Bravo im Centrum.) Herr Arago: „Ich habe vergebens nachgesonnen, welche Ge⸗ lehrte der Herr Minister meinen kann; ich habe in mei— ner Erinnerung keinen einzigen gefunden, der nicht eine ehrenwerthe Rolle gespielt haͤtte. Meint er etwa Bailly? oder Earnot? oder Meunier, der sich auf den Wällen von Mainz erschießen ließ? Ich wiederhole es, unter den Maͤnnern, die sich in der Revolution ausgezeichnet haben, befindet sich, so viel ich weiß, keiner, der sich nicht auf die edelste und ehrenwertheste Weise benommen hätte.“ (Beifall zur Linken. Das Amendement des Herrn Glais-Bizoin wurde hierauf verworfen. Herr Cou— turier schlug demnächst als Amendement vor, alle zufälligen Versammlungen, die nicht den Charakter eines bestaͤndigen Ver eins an sich truͤgen, von dem Gesetze auszunehmen. Herr Mar tin, der Verichterstatter der Kommisston, bemerkte, daß das Amende⸗ ment unnuͤtz sey, da das Gesetz sich mit Vereinen und nicht mit

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