1834 / 90 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

movirt werden, wenn er nicht erst die 3 Artikel des 36sten Kanons unterzeichnet haͤtte. Der Konig verordnete darauf, daß bei Er⸗ theilung des Bakkalaureats der Theologie und der Doktor⸗ Wuͤrden, die der Musik ausgenommen, der Test⸗Eid abgefor⸗ dert werden sollte. Die universitaͤt mußte dies also durch ein Ge⸗ setz feststellen. So blieben die Sachen bis 1616, als Se, Mgiestaͤt bei einem Besuch in Newmarket es fuͤr gut fanden, die Universitäts Statuten zu revidiren; und damals wurde das Königl. Schreiben erlassen, in Folge dessen die Dissenters von dieser Zeit an bis zum Jahre 1772 ganz ausgeschlossen waren, denn es ward darin verord⸗ net, daß nicht nur den Doktoren der Fakultaͤt und den Bakkalau⸗ reen der Theologie, sondern allen Personen ohne Ausnahme jene religidsen Eide abgefordert werden sollten, Hierbei vergaß aber der König, die Universitaͤt aufzufordern, daß sie ein Gesetz in dieser Be⸗ ziehung erlasse. Dieses zweite Schreiben hatte also keine Kraft, ob⸗ gleich ich zugebe, daß man demfelben gefolgt ist; Gewicht aher kann ich darauf nicht legen. Im Jahre 1641 Aid sich ein Praͤcedenz⸗ Beispiel, das freilich in den Augen mancher von meinen ehren⸗ werthen Freunden keinen besonderen Werth haben wird; es wurde naͤmlich durch einen Parlaments Beschluß die ganze religibse Eidesleistung fuͤr gesetzwidrig erklaͤrt, und der Test⸗ Eid horte demnach von da bis 1660 auf; dann ward er wieder hergestellt (Hoͤrt, hoͤrt, hort! von Herrn Goulburn) Ich gebe nichts auf dieses Präͤcedenz⸗Beispiel, denn ich behaupte, daß der Test⸗Eid damals auf ganz üngehdrige Weise und ohne alle ge⸗ setzliche Befugniß auferlegt wurde; aber hier kommt es mir uͤber⸗ haupt nur darauf an, daß er jetzt nicht laͤnger beibehalten werden dürfe, mag er damals auch mit Fug auferlegt worden seyn. Die Zeit ist gekommen, wo er aufhdren muß, es sey nun, daß das Par⸗ fament sich ins Mittel lege, oder daß die Universitäͤt selbst die Ini⸗ tigtive ergreife. (Beifall Im Jahre 1772 wurde das zum Üni⸗

versttaͤts Gesetz, was fruher nur eine Usurpation der Krone war,

und di Universitaͤt ließ es sich stillschweigend gefallen. In diesem Jahre beschloß man naͤmlich, daß statt einer Zustimmung zu den 3 Artikeln des 35. Kanons eine bloße Erklaͤrung von den Betheiligten ge sordert werden solle, daß sie hang fie zur herrschenden Kirche gehdrten. Dieser Beschluß wurde in Gesetzes⸗Form gebracht und ist noch jetzt in Kraft, Schon im Jahre 1575 wurde dem Üniversitaͤts Senat eine Petition von graduirten Personen uͤberreicht, worin diese ihre Anhaͤnglichkeit an die Lehren der Kirche kundgaben, aber zugleich darüber klagten, daß sie ihrer Studien halber keine Zeit haͤtten, die Erklärung, die sie unterzeichnen müßten, gehörig zu erwägen, und daß durch diese Verpflichtung nur ihrem Gewissen eine Schlinge ge⸗ legt werde. Wenn dies Argument schon damals galt, wie steht es denn in diesem Augenblick damit? Sollen wir jetzt, nachdem wir die Test- und die Corporations-Akte abgeschgfft haben, nicht weiter gehen? (Hort) Nach dieser geschichtlichen Auseinandersetzung ging der Redner naͤher auf die vorllegende Frage ein und aͤußerte sich im Wesentlichen folgendermaßen. „Ich will mich auf die Universitaͤt Cambridge beschraͤnken, denn wie an der Universitaͤt Oxford verfah⸗ ren wird, weiß ich nicht genan. Indeß scheint mir doch an der letzteren mehr Konsequenz zu herrschen, denn ich begreife ihr Argument, ob⸗ gleich ich anderer Meinung bin. Was sagt man naͤmlich? Man ehanptet, die Universitaͤt sey ein kirchliches Institut, und man koͤnne alfo keine Dissenters zulassen. (Hoͤrt!) Aber was sagt man zu Cam⸗ bridge? Man laͤßt die Dissenters an den Studien Theil nehmen, nan meint, sie seyen eben so gute akademische Burger wie die Mit⸗ glieder der herrschenden Kirche, und ich kann gus Erfahrung ver— sichern, daß sie an Disziplin und Pflicht- Erfuͤllung den Letzteren nicht nachstehen und der Universitaͤt eben so zur Zierde gereichen, wie diese (Hort, hoͤrt! Aber, sagt die Universitaͤt Cambridge welter, sie koͤnnen ihren Kursus nur bis zu einem gewissen Punkt fortsetzen, damit die Universitaͤt nicht der Gefahr, ines Schisma ausgesetzt werde. Was ist wohl thoͤrichter als dies, und nach welchem Grundsatz kann man sie von der Vollen⸗ dung der akademischen Laufbahn ausschließen? Man schließt sie von der Promotion aus und beschuͤtzt also, waͤhrend an die Srttza dai der tinidersrtä6t urch ihre 2älassung zu den

Studien verletzt hat, nur die Orthodoxie der Barre und des medi⸗ zlnischen Kollegiums. Und rechtfertigt etwa die Erfahrung nicht bie unbedingte Zulassung der Dissenters; Wenn man die Katholt ken an der protestantischen Universitaͤt von Dublin zugelassen und wenn sich dieser Versuch in einem von religibsen Zwistigkeiten be⸗ unruhigten Lande nicht als nachtheilig erwlesen hat, so weiß ich wahrlich nicht, wie man glauben kann, daß es Nachtheil bringen konnte, wenn wir gegen eine andere Volksklasse unter anderen Ver— haͤltnissen eben so verfuͤhren. (Hoͤrt) Durch die im Jahre 1793 von Herrn Pitt eingebrachte Maßregel wurden die Katholiken zu Professuren zugelassen, und diese Bill ging in einem Parlamente Furch, unter dessen Mitgliedern sich der Profoß der Universitäͤt be⸗ fand, und es wurde kein Einwand dagegen gemacht, außer der ein⸗ zige, daß sie nicht weit genug gehe, weil sie die Katholiken von dem Amte des Profoß und vom Senat ausschließe.“

Der Redner schloß damit, daß er dem Hause anempfahl, bei den Diskussionen des vorliegenden Gegenstandes mit Ruhe und ohne Leidenschaft zu Werke zu gehen, weil die Frage doch fruͤher oder später zu Gunsten der Dissenters entschieden werden muͤsse. Herr Goulburn ließ sich gegen die Bittschrift verneh⸗ men. In der Abend-Sitzung kam wenig von Bedeutung vor. Die Vorlegung einer Denkschrift des Dechanten von Down, Herrn Thomas Plunkett, Sohns des Irlaͤndischen Lord⸗-Kanz⸗ lers, worin dieser sich wegen der Annahme der Dechanei Down und Ra— phoe, die ihm und seinem Vater sehr zum Vorwurf gemacht worden, zu rechtfertigen suchte, und die von Herrn Littleton unterstuͤtzt wurde, gab zu einer kurzen Debatte Anlaß, die damit endigte, daß jene Denkschrift zum Druck verordnet wurde, weil der Gegen⸗ stand noch näher zur Sprache kommen soll. Auf die Frage ei— nes Mitgliedes, was die Regierung an der Reform Bill zu aͤn— bern gedenke, erklaͤrte Lord J. Rüssel, daß die Minister eine Bil einbringen wollten, wodurch die Registrirung der Wähler verbessert werden solle, Dann wurde der Bericht über die Ver— anschlagungen fuͤr das Feldzeug-Amt zu Ende gebracht und un— verändert genehmigt. Das Haus verwandelte sich darauf in ei— nen Ausschuß über die Wahl⸗-Bestechungs-Bill, und es wurden mehrere Klauseln derselben genehmigt. Am Schluß der Sitzung erhlelt noch die Bill, wodurch der Stadt Stafford das Wahl⸗ recht entzogen werden soll, die dritte Lesung.

London, 25. Maͤrz. Heute fand in der Wohnung des Lord Althhorp ein Kabinets,Rath statt, dem saͤmmtliche Minister beiwohnten.

Lord Althorp leidet noch immer an seinen gichtischen Zu— fällen, und es mußten daher auch in der gestrigen Sitzung des interhauses wieder mehrere Geschaͤfte, namentlich die auf diesen Tag angesetzt gewesenen Verhandlungen uͤber die Zehnten-Abloͤ— fung, auf spaͤtere Zeit verschoben werden; letztere sollen am naͤch⸗ ten Mittwoch stattfinden, wenn der Kanzler der Schatzkammer bis dahin wieder genesen ist. .

In diesen Tagen fanden mehrere glaͤnzende Diners bei dem Grafen Grey, bei Lord Palmerston und Sir. Robert Peel statt, zu welchen theils Mitglieder des diplomatischen Corps, theils Minister und Parlaments-Mitglieder eingeladen waren., Der nilitairische Klub feierte den Jahrestag der Schlacht bei Alexan⸗ prien am vorigen Freitag durch ein Diner, bei dem der Ober⸗ Befehlshaber Lord Hill den Vorsitz fuͤhrte, der jenen Feldzug mitgemacht hat; ihm zur Seite saßen die Generale Lord Howden, Beresford und Lynedoch. ö

Am Sonnabend hatten der Preußische und Portugiesische Gesandte, gestern der Fuͤrst Talleprand, Herr Vandeweyer und

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Sir Stratford Canning und heute der Russische Botschafter Unterredungen mit Lord Palmerston im auswaͤrtigen Amte.

Der Niederlaͤndische Gesandte, Herr Dedel, hat sich vorge— stern in Gesellschaft des Fuͤrsten Solthkoff an Bord des Dampf— boots „der Batavier“ nach Rotterdam eingeschifft.

Der Russische General-Konsul Herr Benkhausen ist aber— mals mit einem Auftrage von hier nach St. Petersburg abge— gangen, von wo er erst vor Kurzem hierher zuruͤckgekehrt war, nachdem er daselbst oͤftere Unterredungen mit Sr. Majestaͤt dem Kaiser gehabt hatte.

Graf Durham hat, dem Vernehmen nach, seine beabsichtigte Reise nach dem Kontinent fuͤr jetzt aufgegeben, weil er die Bill in Bezug auf das Wahlrecht der Stadt Warwick nach den Oster— ferien durch das Oberhaus bringen will.

In der heutigen Sitzung des Unterhauses brachte Herr Me. Cleod eine Bill zur Verbesserung des Hafens von Edinburg ein; Sir S. Whalley uͤberreichte eine Petition der Kirchspiels-Abgeordneten von St. Pancratius gegen die Bill, wodurch fuͤr den Praͤsidenten der Gerichts-Sitzungen von Mid— dleser ein jaͤhrliches Gehalt von 1100 Pfund ausgesetzt wird. Er machte dabei auf die bedeutende Steigerung der Grafschafts— Abgaben in Middlesex aufmerksam, die seit dem Jahre 1828 von 35,000 auf 75,000 Pfund gestiegen sind; jene Bill, bemerkte er, sey nur von sz der MagistratsPersonen von Middlesex ge— billigt, von 11 aber bekaͤmpft worden. Herr Rotch, der jetzige Praͤsident der Gerichts-Sitzungen von Mirdlesex, berichtete die Angaben des vorigen Redners dahin, daß die besagte Bill dem jetzigen Praäͤsidenten gar kein Gehalt aussetze, sondern nur die Magistrats-Personen von Middlesex ermaͤchtige, dem kuͤnftigen Praͤsidenten, wenn sie es fuͤr angemessen erachteten, ein solches Gehalt zu bewilligen. Er deutete sodann auf die Wichtigkeit die⸗ ser Sitzungen hin und sagte, daß dadurch binnen 9 Monaten 2116 Pfund erspart worden seyen, und die Ersparniß noch viermal so bedeutend gewesen seyn wuͤrde, wenn man alle Bagatellen, die in Old-Bailey verhandelt worden, vor die Gerichts -Sitzungen von Middlesex gebracht haͤtte. Die Verhoͤre vor dem Gerichtshofe von Old-Bailey, bemerkte er, kosteten durchschnittlich 3 Pf. 5 Sh. die von den Sitzun— gen vyn Middleser aber nur 1 Pf. 12 She, und er glaube da— her, daß die Grafschaft wohl einen Praͤsidenten besolden koͤnnte, dessen Pflicht es feyn wuͤrde, auf eine Verminderung der Graf— schafts⸗Abgaben bedacht zu seyn; er selbst, fuͤgte er hinzu, habe zum Beispiel in einem einzigen Jahre der Grafschaft 5734 Pfund erspart. Der Oberst Evans fragte darauf, ob Herr Rotch bei den 1500 Verhoͤren vom vorigen Jahre, wovon er so viel Aufhebens mache, auch die 190 Personen mitgezaͤhlt habe, die ungesetzlich verurtheilt worden (hört!); er hoffe, daß zu Gunsten dieser Individuen etwas geschehen werde; man solle sie entweder noch einmal verhoͤren oder freisprechen; jedenfalls aber wuͤrde er sich jener Bill widersetzen, denn wenn durchaus ein besoldeter Praͤsident ernannt werden solle, so muͤsse er von der Regierung ernannt und aus den konsolidicten Fonds besoldet werden. Herr Cobbett sprach sein Erstaunen daruͤber aus, wie Jemand vorschlagen koͤnne, daß das ganze Land zur Besoldung der Praͤsidenten der Gerichts-Sitzungen fuͤr die Grafschaft Middlesex beisteuern solle, da diese Grafschaft doch allen Reichthum an sich ziehe; wogegen Herr Wilks bemerklich machte, man solle nicht vergessen, daß sie dafuͤr auch alle Ar⸗ muth und alle Verbrechen des Landes in sich aufnehmen muͤsse. Nach dieser Debatte brachte Herr Pryme nochmals die Cam— bridger Petition wegen Zulassung der Dissenters zu akademischen Wuͤrden zur Sprache; die Diskussion daruͤber dauerte bis 3 Uhr und soll morgen fortgesetzt werden. In der Abend-Sitzung wurde auf den Antrag des Herrn Brocklehurst ein Ausschuß zur Untersuchung der Angelegenheiten der sogenannten Suͤdsee⸗ Compagnie ernannt. Sir S. Whalley fragte, wann auf die zweite Lesung der Bill wegen Aufhebung der Haus-Steuer angetragen werden solle, oder ob die Regierung sie etwa ganz aufgegeben habe, worauf Herr Spring Rice erwiederte, daz nichts weniger als dies der Fall sey, und daß dem Aufschub der zweiten Lesung bis zum 14. April bloß Konvenienz zu Grunde liege.

Man glaubt, daß die Ernennung des Oberrichters Sir Thomas Denman zum Pair in der heutigen Hof-Zeitung er— scheinen werde. Ber Globe kuͤndigt es gewissermaßen schon an und bemerkt dabei, ein liberaler Rechtsgelehrter mehr werde im Oberhause nicht ohne Nutzen seyn. Auch die Times, die neulich sehr gegen diese Ernennung herzog, hat sich eines Ande⸗ ren besonnen und sagt jetzt: „Zwar muͤssen wir insofern bei un— serem fruͤheren Urtheil beharren, als es gewiß unraͤthlich ist, die hoͤchste Wuͤrde im Koͤnigreich im Preise herabzusetzen, acht— bare Privat-Familien dadurch zu Grunde zu richten, daß man ihnen einen Rang anhaͤngt, den sie selten laͤnger als eine Ge— neration hindurch zu behaupten im Stande sind, und so den Adel zu verderben, indem man ihn in Abhangigkeit versetzt, Aber es werden andererseits auch Gruͤnde aufgezählt, wodurch die Minister wohl uͤber die Fortsetzung dieses verwerflichen Ge— brauchs gerechtfertigt werden. Der Lord-Kanzler hat sich naͤm⸗ lich auf eine unerhoͤrte Weise aller Huͤlfe von Seiten seiner Rechts-Kollegen im Oberhaufe verlassen gesehen. Lord Lynd— hurst beschränkt sich auf seine Arbeiten im Schatzkammer-Ge— richt; Lord Wynford aber hat fast immer das Podagra; und so wird denn wenigstens Lord Ellenborough, sammt seinen an— geblichen Schottischen Prozeßfuͤhrern, Ursache haben, sich fuͤr die neue Ernennung zu bedanken.“

Die Hof-Zeitung enthaͤlt einen Geheimeraths-Befehl, wo— durch festgesetzt wird, daß die Matrosen in Zukunft einen bei weitem großeren Antheil an den Prisen-Geldern erhalten, die Antheile der bisher unverhaltnißmaͤßig beguͤnstigten Admirale und Capitains hingegen verkuͤrzt werden sollen.

In einer Versammlung der Universitaͤt Oxford wurde am 2lsten d. von allen Senats⸗-Mitgliedern, den einzigen Professor Powell ausgenommen, einstimmig eine Petition an den König beschlossen, in der Se. Majestaͤt ersucht werden sollen, der Lon— doner Universitaͤt einen Freibrief zu verleihen, aber unter der Bedingung, daß auch sie die Verleihung von akademischen Gra— den in allen Fakultäten nur auf Mitglieder der herrschenden Kirche beschraͤnken. Die Times spricht sich sehr entruͤstet uͤber dies Verfahren der Oxforder Universitäͤt aus.

Die Jury, welche den Thatbestand in Betreff der Toͤdtung des Schiffers Burnet durch Franzoͤsische Kuͤstenwaͤchter zu er— mitteln hatte, hat in ihrem Verdikt erklaͤrt, daß die Gewaltthaͤ⸗ tigkeiten, welche sich die Beamten der Franzoͤsischen Marine taͤg— lich gegen Englische Fischer erlaubten, mit dem gegenwaͤrtigen Zustande tiefen Frledens und freundschaftlichen Verkehrs zwischen England und Frankreich unverträglich seyen.

Auch in Schottland zeigt sich großer Eifer zu Gunsten der Anforderungen, welche jetzt uberall von den Dissenters erhoben werden; so wurde unter Anderem in der vorigen Woche zu Paisley Sir D. K. Sandford, Professor der Griechischen Sprache

an der Universitaͤt Glasgow, der sich bereits vielfach gegen alle Uißbraͤuche in der herrschenden Kirche ausgesprochen hat, zum Parlaments⸗Mitgliede gewaͤhlt.

Aus Irland hort man wieder von neuen Ruhestoͤrungen In der Grafschaft Tipperary will das Landvolk keine Pachten und Steuern mehr bezahlen und in der Koͤnigin-Grafschaft hre— chen die Unruhestifter bei hellem Tage in die Wohnhaͤuser ein.

Der bekannte Englische Arzt Dr. Clarke ist vom Konig Leopold wegen der bedenklichen Krankheit seines Sohnes nach Bruͤssel berufen worden.

Der verstorbene Herr Adair hat den beiden Bruͤdern Sir Thomas und Herrn Alexander Baring einem Jeden 200,09) Pfund vermacht.

Graf Szechenyi hat dieser Tage auf Befehl der Oesterrei— chischen Regierung mehrere Maschinen von großer Kraft ange— kauft, die, dem Vernehmen nach, zu der Dampsschifffahrt zwi schen Wien und Konstantinopel angewandt werden sollen.

Das Linienschiff „Edingburg“ von 74 Kanonen ist am Assten d. von Devonport nach dem Mittellaͤndischen Meere abgesegest; zu Portsmouth liegen die Linienschiffe „Rodney“ von 92, „Eorn wallis“ von 74, „Minden“ von 74 und die Fregatte „Portland“ von 52 Kanonen segelfertig; auch ist der „Canopus“ von S4 Ka nonen in Stand gesetzt worden.

Die Portugiesische Fregatte „Dom Pedro“, die eine Zeit an an der Englischen Kuͤste lag, ist nach dem Tajo zuruͤck gekehrt.

Der neue General-Postmeister fuͤr Westindien, Lord Susser Lennox, und der Britische Konsul fuͤr Guatimalg, Herr Chat— field, haben sich an Bord des „Belvidera“ nach Port, Rohal eingeschifft.

In Folge einer zwischen der Regierung und der 9Ostindi— schen Compagnie getroffenen Uebereinkunft wird die Insel St. Helena unter der Verwaltung der letzteren bleiben.

An der heutigen Boͤrse war ziemliche Nachfrage nach Geld, und es wurde in einigen Faͤllen zu 5 pCt. auf kurze Zeit gelie— hen, was etwas sehr ungewoͤhnliches ist; den Grund dazu sucht man jedoch nur in zufaͤlligen Ursachen. Die Consols hielten sich sehr fest. In den Harun nch; und Spanischen Fonds zeigte sich zuletzt einige Tendenz zu einer Reaction, wozu man die ir sache in dem vorhergegangenen zu raschen Steigen finden will.

Aus Jamalka wird unterm 1. Februar gemeldet, daß der Gouverneur sich zur Abreise anschickte. Im Innern der Kolo— nie soll Alles ruhig seyn, unter den Negern die beste Stimmung herrschen und die Aussicht auf die Aerndte sehr guͤnstig seyn.

In Havanna nehmen, den dortigen Zeitungen zufolge, die Wordthaten immer mehr uͤberhand; am Abend vor Weih— nachten wurden 11 Personen in der Stadt ermordet; auf die Entdeckung der Thäter sind Preise ausgesetzt.

Das Repraͤsentanten⸗Haus der Insel St. Vincent hat gegen die Sklaven-Emancipations⸗-Bill protestirt. .

Den letzten Nachrichten aus Kanada zufolge, scheint da— selbst große Gaͤhrung zu herrschen; im Februar hatte das Re— präsentanten-Haus von Nieder-Kanada auf den Antrag des Sprechers Herrn Papineau vermittelst einer Reihe von etwa 70 Beschluͤssen sehr revolutionnairen Inhalts den General-Gou— verneur Lord Aylmer in förmlichen Anklage-Zustand versetzt. Zugleich wurde beschlossen, eine National-Versammlung einzube⸗ rufen und die Depeschen des Kolonial-Secretairs Herrn Stan— ley aus dem Protokoll des Hauses zu streichen. Die Kanadier beschweren sich uͤber Verletzung ihrer Gesetze und ihrer Ver fas— sung und drohen der Englischen Regierung gewissermaßen mit Aufkuͤndigung des Gehorsams.

Aus Mexiko hat man Nachrichten bis zum 27. Januar und aus Veracruz bis zum 5. Februar. Der General Bravo behauptete sich noch und hatte eine betrachtliche Macht bei Toluca gesammelt. Einem Schreiben vom 18. Januar zufolge, waͤre er zum Ruͤckzuge genoͤthigt worden und hatte dabei 100 Mann eingebüßt; ein anderes Schreiben vom 26sten sagt dagegen, die Regierung sehe sich genoͤthigt, mit ihm zu unterhandeln. Die Raͤubereien im Lande hatten so um sich gegriffen, daß eine Silber-Kondukta von den Gruben nach der Stadt 30 Mann zur Bedeckung mitnehmen mußte, was ihr 500 Dollars kostete. Im Schatz war kein Geld, und man hatte auch noch keine Schritte gethan, sich welches zu verschaffen, weil man eine neue Anleihe nur zu ungeheuren Zin— sen erhalten zu koͤnnen meinte. Indeß wurde mit Naͤchstem der Bericht der Kommission hinsichtlich der Kirchenguͤter erwartet, die man dann anzugreifen gedachte. Santana befand sich noch auf seinem Landhause, wo er sich ganz ruhig verhielt.

Berichte aus Guayaquil in der Republik Aequator vom 21. Januar melden, daß daselbst eine Revolution ausgebrochen und Vicente Rocafuerte an die Spitze der Regierung getreten war; unter ihm befehligten Anfangs die Generale Mena und Flores. Mena wurde indessen bald auf Rocafuerte's Befehl er— schossen, weil dieser ihn contre⸗-revolutionnairer Absichten beschul— digte. Der Praͤsident des Staats Aequator belagerte nun die Stadt Guayaquil.

Die Nachrichten aus Peru lauten sehr traurig; das Land befand sich in voͤlliger Anarchie; im Oktober war Truxillo von einem Oberst Salavero besetzt worden, der bald darauf wieder einem Anderen hatte weichen muͤssen.

Nachrichten aus Canton vom 16. November zufolge, ha— ben die Ueberschwemmungen in ganz China furchtbaren Schaden angerichtet. Die Stadt Tschien⸗Tschau war fast gaͤnzlich zerstoͤr worden, indem die Fluthen an 18.000 Haͤuser fortgeschwemmt hatten, wobei viele Menschen ums beben kamen. ö

Nieder land e.

Aus dem Haag, 24. März. J J. K. K. H. H. der Prinz und die Prinzessin Friedrich der Niederlande sind gestern von Berlin wieder hier eingetroffen.

Der Graf W. F. von Reede, welcher von dem Koͤnige mit einer besonderen Mission an den Herzog von Nassau beauftragt ist, geht heute an seinen Posten ab.

Das Amsterdamsche Handelsblad sagt mit Bezug auf die von Belgischen Zeitungen verbreitete und sogar in der Bel— gischen Kammer zur Sprache gekommene Ruͤstung der Hollaͤn— der, um eine neue Invasion in Belgien zu veranstalten: „F;ur unfere Landsleute bedarf es sicherlich kaum einer Widerlegung so abgeschmackter Geruͤchte; da man jedoch im Auslande aus dem Stillschweigen der Hollaͤndischen Blaͤtter schließen kann, daß an jenen Nachrichten doch etwas Wahres seyn moge, so glauben wir berichten zu muͤssen, daß uns von den sogenannten Ruͤstungen durchaus nichts bekannt sey. Im Gegentheil sind die vielen Beurlaubten, die sich in ihrer Heimat befinden, noch nicht wie⸗ der einberufen worden und unser Korrespondent im Hauptquar— tiere erwaͤhnt durchaus nichts von einer bemerkenswerihen Trup— pen-Zusanimenziehung. Se. K. H. der Prinz von Oranien wird naͤchstens dort zu einer Heerschau erwartet und die Vor— bereitungen dazu sind es wahrscheinlich, die zu allen jenen Ge—

nirungen der Hollaͤndischen Armee die naͤmlichen, wie bei der

(es gewiß, daß die Armee sich durch den Wiedereintritt der Veur⸗ glaubten vermehrt hat, und daß der Urlaub, der am 1. Maͤrzʒ bewilligt werden sollte, sehr beschraͤnkt worden ist. . betrifft, so haben wir, vertrauend in den Vertrag vom 21. Mai, doch nicht aufgehört, uns in der Lage zu erhalten, die uns

Fager, die im vorigen Jahre errichtet ö. ten lassen, und sie werden im Fruͤhjahr wieder besetzt werden. Die . ver Jeyn⸗/ Regierung wacht; die Maßregeln, die sie ergriffen, sind nicht ge—

neral Hurel hat ihm schriftlich bemerkt, daß diese Excursionen,

Dibbets hat sich seinerseits auf den Ilatus quo berufen, und

genoͤthiget, ; der Dinge ein Ende

Herr von Nobaulỹ hielt die Antwort des Kriegs-Ministers fur zu unbestimmt. klaͤ

ündlsche Armee auf dem Kriegsfuße stehe, ob sie alle Verpro— viantirungen erhalten habe, die man noͤthig habe, um den Feld— zug zu eröffnen. ; . man gegen eine sehr moͤgliche Invasion getroffen hebe. „Vor

gen an das Kabinet gestellt; die naͤmlichen Antworten erfolgten; ferner erklaͤrte Herr du Failli, damals Kriegs-Minister, daß wir 60, 9)0 Mann unter den Waffen haͤtten, und wir hatten deren

könnten die Truppen nur eine neue Last fuͤr das Volk jener Provinz seyn. Hr. Devaux: „Die im Publikum ver— hreiteten Geruͤchte koͤnnen gegründet seyn oder nicht, und es

sie bestehen können. Diese Moglichkeit ist Niemanden unbekannt, und es ist Pflicht der Regierung, zu wachen. kein Opfer scheuen und durch sich selbst muß es sich vertheidi— gen, um die Schmach des Monats August abzuwaschen.“

Holland erfahren haben, scheint die umlaufenden Geruͤchte wahr— scheinlich zu machen, und was viel dazu beiträgt, sind die zahl— reichen Befoͤrderungen und verliehenen Decorationen in der Hollaͤndischen

des stehenden w reichlichen Antheil. Es waͤre uͤbrigens unklug, weitere Er— klaͤrungen vom Kriegs. Minister zu sordern; aber ich for— dere ihn auf, nicht nur jede Invasion zu hindern, sondern auch ; J sorgen, daß der Feind die Graͤnze um keinen Fuß breit uͤber— schreite.

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Gffensive ergreifen und die empfangene Schmach abwaschen;“ Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten: „Es waͤre laͤcherlich, das Land zu beunruhigen; es ist wenig Anschein zum Kriege, wenn man sieht, daß unsere offentlichen Fonds al . bleiben.“ Herr A. Rodenbach forderte den Kriegs—

abwesenden Chefs einzuberufen. sammlung sich mit der erhaltenen Erklärung fuͤr zufrieden er— klaͤrte, so wurde die Eroͤrterung uͤber diesen Gegenstand nicht woeiter fortgesetzt, und die Kaminer nahm die Berathung uͤber den Gefsetz Entwurf in Betreff der Eisenbahn wieder auf.

der Repraͤfentanten-Kammer bot eine komische Scene der repraͤ— sentativen Komödie dar. ing, ig bis zum Laͤppischen getrieben wird, schreit zu den Waffen, und

it einem Minister ist es nicht genug; sie muͤssen saͤmmtlich kom⸗ men, um die durch diesen tollen Streich ganz betaäͤubte Nation zu beruhigen. Die Einen wollen, daß man die Bürger⸗Garden einberufe, die Andern, daß man den Generalmarsch schlage. Der

kurze Erklarung stillt dieses neue, durch eine ungereimte Nachricht er⸗ hobene Wort-Ungewitter. Wie, begreifen diese großen Sprecher nicht,

jetzt, durch den Vertrag vom 21. Mai und durch die Ueberein— kunft von Zonhoven festgestellt.

rͤchten 5 gh, womit man jetzt die armen Belgier in Todesangst jagt.

weng ien.

Bruͤssel, 24. Maͤrz. Im gestrigen Blatte des Idepen⸗ dant liest man „Die Nachrichten, die uns heute von der Gränze Nord- Brabants zukommen, gestatten uns nicht. mehr, daran zu zweifeln, daß Holland irgend eine neue Feindseligkeit im Schilde fuͤhrt. (Vgl. den Art. Niederlande) Die Trup⸗ en so wie die Artillerie sind bereit sich in Marsch zu setzen; e scheint, daß die Holländer nur die Ankunft ihres Chefs, ab⸗ warten, um eine Bewegung vorwaͤrts zu machen. In dieser Lage hegen wir die Hoffnung, daß der Kriegs-Minister nicht lummere, daß der Chef des Generalstabes auf seinem Posten n werde, und daß hinreichende Streitkrafte bereit gehalten verden, um auf das erste Zeichen zu handeln.“ ;

In der gestrigen Sitzung der Repräsentanten Kam; er hatte sich der Kriegs Minister eingefunden, um auf verschiedene an ihn gerichtete Fragen zu antworten. Er aͤußerte sich folgendermaßen: „Die neueren Nachrichten, die ich aus Nord⸗Brabant erhalten, gestatten mir zu sagen, daß die Kanton⸗ Indeß ist

Aufhebung der Lager von Riem und Dirshort, sind.

Was uns

So haben wir die

erlaubt, den Ereignissen zu begegnen. beihehal⸗

errichtet waren,

Kammer kann versichert seyn, daß die eignet, auf der Rednerbuͤhne bekannt gemacht zu werden; aber Gie koͤnnen gewiß seyn, daß wir auf jedes Ereigniß vorbereitet sind. Was die zweite an mich gerichtete Frage betrifft, so ist wahr, daß General Dibbets sich erlaubt hat, Excursionen in einer ziemlich großen Entfernung von Mastricht zu machen. Ge— die dem Statu quo zuwider seyen, aufhören muͤßten. General behauptet, daß er vor dem Vertrage vom 21. Mai die naͤm— lichen militäͤirischen Promenaden gemacht habe. Dies hat uns auf Maßregeln zu denken, um diesem Zustande machen. Binnen Kurzem werde ich im Stande seyn, Ihnen dieselben bekannt zu machen.“

Er wuͤnschte, daß man erklaͤre, ob die Hol—

Er wuͤnschte, die Maßregeln zu kennen, die

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dem U⸗ngluͤck des August“, sagte er, „wurden die naͤmlichen Fra⸗

nicht 28, 9000.“ Herr Pollenus fordert den Minister auf, keine Truppen nach Limburg zu senden, wenn er nicht ent— schlossen sey, schnell und kraftvoll zu handeln. Ohne dies

fragt sich nicht, ob die Thatsachen wirklich bestehen, sondern ob

Belgien muß

err von Brouckere: „Alles, was wir seit einiger Zeit aus

Dienste des Fein— daran ihren

Armee; die noch im

Belgischen Ofsiziere hatten

Man muß, wenn, ungeachtet des Waffenstillstandes, olland zum zweitenmale das gegebene Wort verletzen sollte, die

Ninister auf, die Burgergarde wieder unter die Waffen und die Da die Mehrheit der Ver—

Das Journal d'Anvers sagt: „Die gestrige Sitzung

Eine Zeitung, deren Leichtglaͤubigkeit wie lächerlich und unwahrscheinlich diese Besorgnig ist, so schreien gleich die ernsthaften Deputirten noch lauter, als dieses Blatt; sie wollen, daß die ganze Regierung vor der Kammer erscheine;

Kriegs⸗Minister erscheint und fragte sie, warum all, dieser Laͤrm. Eine

daß von allen bei unserer Lage moͤglichen Dingen ein ploͤtzlicher Angriff von Seiten Hollands das unwahrscheinlichste ist; daß dieser Angriff die Sicherheit der Hollaͤndischen Regierung ge— fahrden und eine wahre Beleidigung fuͤr die in friedlichen Ab⸗ sichten versammelten Maͤchte Europa's seyn würde. Begreifen sie nicht, daß diese panischen Schrecken die Wuͤrde der Nation beleidigen, und ein schimpfliches Mißtrauen gegen die Regierung

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des Königs sind, die, was die Sicherheit des Staats betrisst, besser weiß, als alle Zeitungen und Volks⸗Tribunen, was zu be—

fuͤrchtn Und was zu thun ist. Unsere äußere Lage ist, fuͤr ] Diese Lage kann sich verlaͤn— gern, und nur auf diplomatischen Wegen wird darin eine Aen— derung stattfinden.“

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Schweden und Norwegen.

Stockholm, 21. Maͤrz. Die Anzeige, daß das Zoll ⸗Co⸗ mité beschlossen habe darauf anzuhalten, daß jedes gaäͤnzliche Ver⸗ bot gegen die Einfuhr auslaͤndischer Wagren aus der Zoll-Taxe verschwinden solle, wird im heutigen „Aftonb lad“ widerru— fen. Der Beschluß, von welchem die Rede war, bezog sich nur auf das Verbot von Branntwein. Uebrigens ist das Comité dahin uͤbereingekommen, uͤber jeden Artikel, hinsichtlich der Frage des gänzlichen Verbots oder der zu erlaubenden Einfuhr dessel— ben, besonders zu berathschlagen.

. 64m 8. Schleitz, 27. Marz. Am 2isten d. M. verstarb zu Koburg der Prinz Heinrich V., juͤngerer Reuß, aus dem Hochfuͤrstlichen Hause Schleitz.

Kassel, 25. Maͤrz. In der heutigen Sitzung der Staͤnde vurde die Revision des Gesetzes uͤber die Polizei-Gerichtsbar— keit begonnen. Der Landtags-Kommissar, Regierungs⸗Rath Koch, erklärte, daß dieses Gesetz von der Staats-Regierung nicht sanctionirt werden koͤnne, wenn auf dem in der vorigen Sitzung angenommenen Antrag des Ausschusses, daß auch die Zunft-Gerichtsbarkeit auf die Unter-Gerichte uͤbergehe, beharrt werde, und uͤbergab eine schriftliche Mittheilung der Gruͤnde, aus welchen die Staats-Regierung diesen Antrag nicht anneh⸗ men konne. Herr v. Buttlar stellte den Antrag, diese Mitthei— lung dem Rechtspflege-Ausschuß zur Begutachtung zu uͤberwei⸗ sen und die Reviston des vorliegenden Gesetzes bis dahin aus⸗ zusetzen. Dieser Antrag aber wurde verworfen, in der Revision fort⸗ gefahren, und das Gesetz mit 246 gegen 15 Stimmen angenom⸗ men. Es sollte dann die Revision des einige Abaͤnderungen des Rekrutirungs-Gesetzes betreffenden Gesetz- Entwurfes vor— genommen werden. Der Landtags⸗-Kommissar erklaͤrte aber, die⸗ sen Gesetz-Entwurf im Auftrag der Regierung zuruͤcknehmen zu wollen. Man schritt zur Diskussion des Muͤnz⸗Gesetzes.

Ueber den §. 6 erhoben sich lange Debatten, da mehrere Mitglieder die Straf-Bestimmung nicht angemessen fanden. Bei der Abstimmung ward der . verworfen. Der Ministerial-Di— rektor Meisterlin erklärte hierauf, daß die Staats⸗Regierung sich veranlaßt faͤnde, diesemnach den Gesetz-Entwurf zuruͤckzuneh— men. Regierungs-Rath Koch erinnerte an die Erledigung des Antrags auf Vorschuß, Behufs Anlage einer Eisenbahn, Der Ministerial⸗Direktor Meisterlin legte den Staats⸗Grunt⸗Etat fuͤr 1834 36, Geh. Rath Hassenpflug den Entwurf des revi⸗ dirten Rekrutirungs-Gesetzes und zugleich einen Entwurf zu ei— ner voruͤbergehenden gesetzlichen Maßregel hinsichtlich desselben Gegenstandes, um fuͤr die in die Berathungszeit fallende Voll— ziehungs-Periode Vorsorge zu treffen, vor, welches Letztere einem neu dazu zu bestellenden Ausschusse uͤberwiesen wurde.

Dresden, 25. Maͤrz. In der fortgesetzten Berathung der zweiten Kammer uͤber das Budget des Staats- Auf— wandes richtete sich die Frage auf die in dem Etat fuͤr das Gesammt⸗Ministerium angesetzte Besoldung eines Staats-Mini— sters zum außerordentlichen Dienst mit 5000 Rihlr. und zweier Ministerialraͤthe mit 3500 Rthlr. Hinsichtlich der letzteren, deren Stellen bisher unbesetzt geblieben, trug der Abgeordnete Aten— städt darauf an, diese Summe auf 2000 Rthlr. zu vermindern. Der Abgeordnete v. Mayer bemerkte: Was die Bewilligung fuͤr einen außerordentlichen Staats-Minister betreffe, so sey gegen dieselbe in so weit nichts zu sagen, als die Anstellung bereits er— folgt und die Stelle gegenwärtig besetzt sey. Allein wenn auf der andern Seit in dem Normal-Etat wieder ein Minister zum außerordentlichen Dienst in Ansatz gebracht sey, so muͤsse er sich dagegen erklaren. Er konne nicht glauben, daß, wenn die erste Organisation voruͤber seyn werde, eine solche Anzahl von Ministern und Ministerial-Vorständen erforderlich sey. Selbst Frankreich habe nur sechs Minister, wozu hin und wieder ein außerordentlicher Minister komme, wenn es der Koͤnig fuͤr gut sinde, sowie es denn z. B. jetzt einen Minister des Han⸗ dels und der Marine und einen außerordentlichen Minister der offentlichen Arbeiten gebe. Wenn aber sechs Ministerial-Vor— staͤnde in Sachsen seyen, fuͤr ein Land, das nur ungefaͤhr den zwanzigsten Theil der Bevoͤlkerung Frankreichs enthalte, so muͤsse er bemerken, daß ihm diese Zahl wohl zu groß erscheine. Er halte es aber fuͤr zweckmäßig, wenn bei Zeiten darauf Bedacht genommen werde, mehrere Ministerien unter einein Ministe— rial-Vorstande zu vereinigen. Er stelle daher den An— trag, daß die Kammer den Wunsch ausdruͤcke: 1) auf den Normal-Etat keinen Minister im außeroedentlichen Dienst aufgestellt zu sehen, und 2) daß Se. Majestaͤt der Koͤ— nig und Se. Koͤnigt. Hoheit der Prinz Mitregent darauf Ruͤck— sicht zu nehmen geruhen wollten, daß kuͤnftig bei vorkommenden Veranderungen in den Personen der Minister eine Combination mehrerer Departements unter einem Vorstand, so weit thun— lich, eintrete. Zu Anfang der folgenden Sitzung nahm der Abgeordnete v. Mayer wieder das Wort und äußerte: Nach einer Mittheilung des Herrn Staats-Ministers von Zezschwitz habe der Herr Staats-Minister von Lindenau, als im Laufe des vorigen Jahres eine Veraͤnderung im Ministerium des In⸗ nern erfolgte, erklart, bloß 1009 Rihlr. annehmen zu wollen. Da durch diesen glaͤnzenden Att der Liberglitaͤt und diesen ed— len Akt der Resignation von Seiten des Herrn Staats-Mini— sters von Lindenau dem Lande 40906 Rthlr. erspart würden, so trage er darauf an, daß der Vice⸗-Praͤsident, im Namen der Kam— mer, oͤffentlich den Dank des Landes ausspreche, Nachdem die⸗ ser Antrag allgemein unterstuͤtzt worden, erhob sich der Vice⸗ Präsident, um demselben nachzukommen, worauf der anwesende Staats-Minister v. Lindenau mit einigen Worten erwiederte. Es wurden hiernaͤchst die in der vorigen Sitzung gestellten An⸗ traͤge des Abgeordneten v. Mayer zur Abstimmung gebracht und angenommen. Der dritte Punkt der vorliegenden Rubrik betraf den dermaligen Bedarf für die Kabinets, Kanzelei mit 2100 Rthlr., welcher die Genehmigung der Kammer er— hielt. Fuͤr die Ordens-Kanzelei war der jährliche Aufwand zu 500 Thaler bestimmt. Der Abgeordnete Richter (Laus Zwickau) trug darguf an, daß diese ganze Position wegfalle, da es wohl dem Geiste der gegenwärtigen Zeit und dem Charakter der jetzigen oͤffentlichen Meinung nicht mehr angemessen sey, diese Ausgabe aus der Staats-Kasse zu bestreiten, indem sich das Or⸗ denswesen uͤberlebt haben mochte. Nach einer Gegenbemerkung des Vice-Präsidenten, welcher äußerte, daß der Abgeord⸗ nete im Irrthum sey, wenn er glaube, daß Verdienste um das Vaterland nicht mit Orden belohnt werden konnten, wurde die beantragte Position mit Ausschluß der Stimme des Abgeordne⸗ ten Richter, genehmigt.

Muͤnchen, 24. Marz. Die Oster-Ferien an der hiesi—⸗ gen Univerfitaͤt haben heute begonnen und dauern 14 Tage. Einige Studenten, die schon vor einigen Wochen in die Va⸗

der auch fuͤr die zeitige Abreise von dem Vakanz-9rte Sorge traͤgt, von auswaͤrtigen Polizei⸗Behoöoͤrden wieder hierher geschickt worden. Die Studenten mußten sich einen polizeilichen Vorweis erholen, und haben die Weisung erhalten, sich ohne Veranlassung in keine Universitaͤts-Stadt zu begeben und ein Zeugniß uͤber ih— ren polizeilichen und politischen Wandel waͤhrend dieser Zeit mit— zubringen. Unsere Universitäts-Kanzlei erledigt die Geschaͤfte hin— sichtlich des Schuldenwesens der Studirenden mit jedem Seme— ster, indem sie den deshalb Vorgemerkten entweder die Abgabe der Zeugnisse fuͤr das alte, oder die Inscription fuͤr das neue Semester verweigert. Die im vorigen Jaher verfuͤgten (unvermutheten) Vorladungen zu den Semestral-Pruͤfungen fanden in der ver— gangenen Woche statt, und trafen (bei einer Zahl von etwas mehr als 14005 300 Studenten aus den sammtlichen Fakultäten, und zwar solche, die wegen Schulden eingeklagt, von der Polizei wegen Vergehen gestraft, des Unfleißes ꝛc. verdaͤchtig waren. Den bei diesem unfreiwilligen Examen nicht Erschienenen oder nicht Bestandenen wird das Semester gestrichen. Uebrigens nahm die Frequenz auf der hiesigen Hochschule, und zwar zaäͤhr⸗ lich durchschnittlich' um 100, ab, da sie vor den Dezember-Unru— hen 1830 beinahe 2000 zaͤhlte. Der Rhein-Bayer berichtet aus Neu stadt vom 21. Maͤrz: „Gestern Abends, um halb 8 Uhr, ertoͤnten bei der sogenann⸗ ten Stadtgasse wieder die bekannten Lieblings-Lieder unserer Li⸗ bertins. Der Friedensrichter, hiervon in Kenntniß gesetzt, beauf⸗ tragte die Koͤnigl. Gendarmerie, diesen ruhestoͤrenden Lärm zu untersagen, was auch geschah. Der Erfolg ihrer Aufforderung war indeß der gewoͤhnliche: anstatt derselben Genuͤge zu leisten, empfingen die Saͤnger die Gendarmen mit Schimpfworten. Als nun diese sich anschickten, mehrere der Ruhestoͤrer zu ver—⸗ haften, machten etwa I0 der Letzteren, mit Stoͤcken, Holzaͤxten c. bewaffnet, einen Angriff auf die Königl. Gendarmen, die uͤberdieß noch einen dichten Steinregen aushalten, und sich zu⸗ letzt unverrichteter Sache zuruͤckziehen mußten. Ein Gendarm wurde durch einen Steinwurf im Gesicht verletzt und der Bri⸗ gadier waͤre, wie es heißt, mit einer Axt geschlagen worden, wenn nicht ein Gendarm den Hieb mit seinem Saͤbel abzuweh— ren so glücklich gewesen waͤre. Noch muß man bemerken, daß auch aus Haͤusern mit Steinen geworfen wurde. Es ist hei⸗ lige Pflicht aller wohlgesinnten Neustaäͤdter Buͤrger, dazu beizu⸗ tragen, daß die Thäater ausgemittelt und aus der Stadt, der sie doch nur Schande und Unfriede bereiten, entfernt werden. Man kann sich auswaͤrts keine Vorstellung machen, auf welche schaͤnd⸗ liche Weise diese Elenden, die sich nur durch Vohheit und Un⸗ verschaͤmtheit auszeichneten, diesenigen ruhigen Buͤrger, die ihre Schlechtigkeiten nicht theilten, beleidigen und verfolgen.“ Die Bayerischen Annalen enthalten eine ausfuhrliche Kritik von Rotteck's Weltgeschichte und fuͤhren den Beweis, daß dieses Buch nicht, wie sich, wegen seines bedeutenden Absatzes, erwarten lasse, ein auf Quellen⸗Studium gebautes kritisches Werk, sondern eine hoͤchst seichte Arbeit sey, welche die groͤbsten Irr— thuͤmer und die unrichtigsten Ansichten enthalte.

Stuttgart, 25. Maͤrz. Gestern ist die bisher in Tuͤbin⸗ gen liegende Militair-Abtheilung von dort abmarschirt und wird nun in Tuͤbingen kein Militair mehr garnisoniren.

Die Württembergische Zeitung sagt: „Wir sind er— maͤchtigt, dem Geruͤchte zu widersprechen, daß der Graf Stan— hope eine Belohnung auf die Entdeckung des Moͤrders von Kaspar Hauser ausgesetzt hat. Im Gegentheile fand derselbe seit mehr als anderthalb Jahren piele Grunde, an der Wahr⸗ heit der Geschichte von Kaspar Hauser zu zweifeln, und es schien ihm auch, daß bei der Erzaͤhlung der angeblichen Er⸗ mordung des Ungluͤcklichen mehrere sehr verdaͤchtige Umstaͤnde vorkommen.“

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Wien, 26. Maͤrz. Se. K. K. Masestaͤt haben dem dies seitigen Gesandten bei der Ottomanischen Pforte, Freiherrn von Stuͤrmer, gestattet, den ihm von Sr. Masjestaͤt dem Kaiser von Rußland verliehenen St. Annen-Orden erster Klasse mit den Insignien in Brillanten annehmen und tragen zu duͤrfen.

Der Oberst Anton Graf von Meraviglia ist zum Oberst⸗ Hofmeister und der Kommandant der Trabanten, Leibgarde zu Mailand, Oberst-Lieutenant Graf von Hardegg, zum Dienst⸗ Kämmerer, Beide bei Sr. Kaiserl. Hoheit dem Erzherzog Rai⸗ ner, Vice⸗Koͤnig des Lombardisch-Venetianischen Koͤnigreichs, er— nannt worden.

Im Oesterreichischen Beobachter liest man: „Die Eurdpe Centrale, ein im Solde der Giosine Italia stehen⸗ des und zu Genf erscheinendes Blatt, enthält in Nr. 73 vom 14. Marz einen heftigen Ausfall gegen die Waadtlaͤndische Re⸗ gierung in Beziehung auf die von derselben gegen die Polni⸗ schen Abenteurer ergriffenen Maßregeln. Unter Anderem wird der Landamman Monnod einer Luͤge beschuldigt, weil er die Be⸗ hauptung aufgestellt habe, die Polen haͤtten das der Regierung gegebene Ehrenwort gebrochen. Die Gruͤnde, welche das ra— dikale Blatt zur Rechtfertigung seiner Anklage anfuͤhrt, sind von einer bemerkenswerthen Naivetaͤt. Die Polen, sagt es, haben ihr Wort nicht gebrochen; sie haben den Kanton Waadt verlas— sen. Zwei Tage darauf sind sie allerdings wieder in demselben erschienen. Das Versprechen, nicht wieder zu ruͤckzu⸗ kehren, hatten sie nicht geleistet! Diese Vertheidi— gung steht auf schwachen Fuͤßen, besonders wenn man sie mit den folgenden, allerdings echt radikalen Argumenten zusammen—⸗ stellt. „Die Menschheit““ heißt es in dem Artikel, „„ist der Zeit, in weicher Eiden ein fanatischer Werth beigelegt wurde, ent— wachsen! . . . Nur der Zweck heiligt den Eid... Ueber al⸗ len von Menschen gesprochenen Worten und allen Regierungen geleisteten Versprechen steht eine hoͤhere Gewalt, die absolute Ehre, welche den Zwang einer conventionellen. Verpflichtung nicht kennt.““ Soll die buͤrgerliche Geselschaft in Zukunft auf solchen Grundlagen ruhen, und sind dies die letzten Gestaͤnd nisse, welche die Reformatoren unserer Zeit zu machen hatten?“

Genf, 22. Marz. Unser durch seine Preis⸗ Aufgabe uͤber die Abschaffung der Todesstrafe, welche eine schaͤtzbare ge— kroͤnte Schrift des Herrn Lucas hervorgerufen hat, hinreichend bekannt? Mitbuͤrger, der ehrwuͤrdige Graf Sellon, hat so eben, nachdem er hier eine Friedens-Gesellschaft gestiftet, eine neue Preis⸗Aufgabe gestellt, deren Zweck daraus hinausläuft, die oͤf— fentliche Meinung uͤber die Uebel des Krieges und uͤber die besten Mittel zur Erlangung eines allgemeinen und immerwährenden Friedens, aufzuklären. Die Bedingungen der zu loͤsenden Preis⸗ Kufgabe sind folgende: 1) Die eingesendeten Abhandlungen köͤn— nen in Franzoͤsischer, Deutscher, Englischer, Italiänischer oder Lateinischer Sprache abgefaßt seyn. 2) Der Preis⸗ Gewinner hat die Wahl zwischen einer goldenen Denkmuͤnze von Wh Franzd⸗

kanz abgereist waren, sind in Folge eines Ministerial-Befehles,

sischen Franken Werth, und einer Denkmuͤnze von Bronze nebst

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