also die seit dieser Zeit erlassenen Urtheile als unfreie Ur— theile zu betrachten, deshalb zu kassiren und nach Muͤn⸗ chen nochmals zur Urtheilssprechung zu bringen seyen, er— regt hier großes Interesse, und man sieht den genauen Details daruͤber mit Verlangen entgegen.“ — Wir muͤssen uns wundern, wie dieses Blatt sich nach den vorliegenden all— gemein bekannten Aktenstuͤcken einer solchen Mystisication hin— geben konnte. Se. Majestaͤt der Koͤnig haben in der Rede, mit welcher Sie die diesjaͤhrige Staͤnde-Versammlung eroͤffneten, ausdruͤcklich gesagt: „„Unordnungen haben seit dem letzten Landtage an einigen wenigen Orten stattgefunden, aber gerade, daß sie sich auf sehr wenige beschraͤnkt, bezeugt des Landes gute Gesinnung.““ Hiernach kann nur Jemand von einer Erklärung eines ganzen Kreises in den Zustand der Anarchie noch träumen. — Allerdings sind Cassations-Gesuche aus dein Rhein-Kreise zu Munchen eingetroffen. Weiß denn aber der Briefsteller nicht, daß der Cassationshof fuͤr den Rhein-Kreis mit dem Ober— Appellations-Gerichte des Reiches, welches in Muͤnchen seinen Sitz hat, verbunden ist? Indem wir ihm dieses bemerken, koͤn— nen wir ihm die Versicherung ertheilen, daß alle hierher gelang⸗ te Tassations „Gesuche nur im gesetzlichen Instanzen-Zuge nach Muͤnchen gebracht worden sind. — Die Staats-Regierung wußte zu jeder Zeit das Ansehen der Gesetze und der Autoritäten auf— recht zu erhalten, und nicht einmal dem boͤsen Willen konnte es gelingen, den Glauben zu verbreiten, als sey in irgend einem Theile des Königreichs Bayern ein Zustand der Anarchie ein— getreten.“
In Griechenland gewinnt, wie mehrere Privat-Schreiben versichern, die Ruhe allmählig Bestand, und selbst von den Parteien, die ihre Unmacht einsehen, scheint man wenig mehr zu befuͤrchten; auch wird die oͤffentliche Sicherheit durch ein zahl— reiches Gendarmerie- Corps, aus Griechen bestehend, unter de— nen sich die gefangenen und in jenen Dienst aufgenommenen Seeräuber durch besondern Eifer auszeichnen, besser aufrecht erhal—⸗ ten, als fruher. Es macht sich der Mangel eines National⸗Heeres von 20,000 Mann noch bemerkbar, um die Ruhe dauernd zu sichern; es soll daher nach der Ankunft des Kriegs-Ministers, Obersten von Lesuire, da eine Conscription noch nicht einfuͤhrbar ist, eine Werbung von Eingeborenen eroͤffnet werden. In Be⸗ zug auf die wegen einer Verschwoͤrung gegen die Regentschaft derhafteten hundert Partei⸗-Maͤnner wird in jenen Nachrichten der früheren Angabe mancher Blaͤtter, als habe das Griechische Volk den Koͤnig auf seiner Reise um Verurtheilung derselben gebeten, widersprochen und versichert, der Koͤnig sey haͤufig mit Bitten im entgegengesetzten Sinne angegangen worden, da die fruͤ—⸗ heren Heldenthaten einer großen Zahl jener Volks Männer in den Na⸗ tional-Liedern besungen werden und eine strenge Bestrafung derselben einen solchen Eindruck herbeifuͤhren wuͤrde, daß es gerathener sey, hier die oͤffentliche Stimme zu beachten, weswegen auch nur die Anstifter jener Verschwoͤrung das Loos der Verbannung tref— fen durfte. Dieser Prozeß war in der Mitte des Februars noch nicht zur oͤffentlichen Verhandlung gediehen. Uebrigens gewin⸗ nen die Bayerischen Staats-Maͤnner in- Griechenland das allge— meine Vertrauen immer mehr, seit sie von der fruͤheren Ansicht, Alles nach Bayerischem Fuße einrichten zu wollen (was vielen Widerstand verursachte und eine der Haupt⸗Ürsachen des so langsa—⸗ men Fortschrittes in der Staats-Organisirung war), zuruͤckgekom⸗ men sind und hierbei, wie in Abfassung der Gesetze, den Na— tional-⸗Charakter und die schon vorhandenen Einrichtungen mehr
u beruͤcksichtigen angefangen haben. Zur Residenzstadt ist nun
zuheñ definitlv bestimmt und die Uebersiedelnng dahin von Seiten des Koͤnigs und der hoͤchsten Behoͤrden auf den naͤch, sten Herbst festgesetzt worden. Fuͤr den Koͤnig wird das einem Englaͤnder gehoͤrige Haus daselbst bereits in den nothwendigen Stand gesetzt. J
Außer obigen Nachrichten (welche sich im Schwäbischen Merkur befinden,) melden Suͤddeutsche Blaͤtter noch Folgendes aus Griechenland: „Wir koͤnnen folgende Notizen aus guter Quelle mittheilen: Unter der Leitung des (in diesem Augenblicke schon in Nauplia angelangten) Kriegs⸗Ministers v. Lesuire, der in Munchen die Werbung der Freiwilligen mit so gutem Erfolg besorgt hat, soll alsbald eine solche in allen Theilen Griechenlands eroͤffnet und so lange fortgesetzt werden bis ein National⸗Heer
von 15 = 20, 000 Mann aufgestellt und die Conscription selbst
einfuͤhrbar ist. Es ist ein großer Zudrang zu erwarten. Die oͤffentitche Sicherheit ist nicht mehr so sehr gefaͤhrdet, wie fruher, seit 00 Gendarmen, lauter ehemalige Raͤuber zu Wasser und zu Lande, eben so sehr fuͤr, als fruͤher gegen dieselbe, und um so . eifrig bemuͤht sind, als sich je nach der Zahl der Arretirungen ihr Einkommen erhoͤht. Bewundernswerth ist die Schlauheit und Unparteilichkeit dieser Gendarmen, die mit Waffen, wie die der unsrigen, und mit blauen Fracks und Beinkleidern ver— sehen sind. Die Besatzung in Nauplia besteht zur Zeit aus 009 Griechisch-Baherischen Freiwilligen und den Uhlanen; der Dienst ist streng; taͤglich um 7 Uhr fruͤh ziehen 80 Mann mit geladenem Gewehr auf die Hauptwache; bei der großen Hitze, wo die Pesten bald wegen ploͤtzlicher Erkrankung wie— der abgeldst werden mußten, verzichteten mehrere Bayern und die Regentschafts- Mitglieder auf ihre Wache, obwohl kurz zuvor auf eines der Letzteren bei seinem Eintritt in das Ha'is geschossen worden war. Wie sehr uͤbrigens die Person des Koͤnigs gesichert sey, geht schon daraus hervor, daß ihn bei seinem taglichen Ausritte nur sechs Uhlanen mit einem Kor— poral begleiten; es stroͤnt dann Alles auf die Straße, ver—
solst den geliebten Königlichen Juͤngling mit den schmeichel⸗ haftesten Zurufungen, und das Siecs 5 Sägen üs, (es lebe der
Konig!) schallt ihm weit nach. Der Koͤnig ist zur Zeit wie— der vollkommen gesund, wie denn allen Bayern das Griechische Klima immer zuträglicher wird. Außer der nach dem drei Stunden von Nauplia entfernten Argos angelegten Straße giebt es keine weitere mehr in Hellas; die Transporte der Frachten geschehen auf den sogenannten Eselspfaden, da die Esel und Maulthiere dort die Stelle der Fuhrwerke und Wa— gen (deren es hoͤchst wenige giebt) vertreten. Seit die Bayern in Nauplia anlangten, sind dort die Straßen gepflastert, Abzugs— Kanäle gebaut und solche Veraͤnderungen vorgenommen worden, daß jens Stadt nun einem „Himmelreich“, eigentlich einem Deuischen Flecken, gleicht, so schmutzig und elend sah es dort fruͤher aus. Athen ist jur Hauptstadt definitiv bestimmt wor— den; doch liegt dort Alles noch größtentheils in Ruinen, und die Uebersiedlung dahin duͤrfte erst in 2 Jahren vor sich gehen.“
Bremen, 4. April. Im vorigen Jahre sind hier in der Stadt 1347 Kinder (worunter 166 uneheliche) geboren worden. Es starben 1094 Personen, worunter 138 ein Alter von mehr als 70 Jahren erreichten. Getraut wurden 392 Paare.
Die hiesige ,, berichtet eine fruͤher von anderen Blaͤttern gegebene Anzeige uber die Zinsen⸗Reduction der Bre— mischen Anleihen. Die Zinsen sind namlich nicht von à auf 21, sondern auf 37 pCt. reducirt worden.
ce, .
O e sterreich.
Die Allgemeine Zeitung meldet aus Wien vom 27. Maͤrz: „Es war bisher noch ungewiß, ob im Laufe dieses Jahres der Landtag von Siebenbuͤrgen abgehalten werden soll, obgleich Se— Kaiserl. Hoheit der Erzherzog Ferdinand bestimmt gewesen, auf einige Zeit nach dieser . eleher gehen; jetzt hat ein Allerhoͤch⸗ ster Befehl daruber verfuͤgt. Im Publikum verlautet, daß der Siebenbuͤrgische Landtag auf den 2ß. Mai einberufen werden und ihn Se. Kaiserl. Hoh. der Erzherzog Ferdinend als Koͤnial. Tommissair in Klausenburg eroͤffnen soll. Alles unzeitige Ge⸗ rede uͤber das Verlegen des Landtages nach Hermannstadt ist also damit widerlegt und die vielen Raisonnements der fremden Jour— nalisten uͤber dieses ihnen so wichtig scheinende Verfahren zu Wasser geworden. Dies kann zugleich der Allg. Ztg. als Fingerzeig dienen, mit mehr Vorsicht die Nachrichten aufzunehmen, welche ihr ah und zu durch andere Korrespondenten von Wien aus eingeschickt werden. Es heißt, daß ein Hofrath von der Siebenbuͤrgischen Hof. Kanzlei Se. Kaiserliche Hoheit nach Klausenberg beglei— ten werde.“
Schweiz.
Zurich, 28. Maͤrz. (Allgemeine Zeitung, Noch immer kann ich Ihnen 'nicht berichten, daß in der Sache der Polen gehandelt worden sey; die fuͤr die Eidgenossenschaft so wichtigen Tage und Wochen gehen ungenuͤtzt voruͤber. Es scheint leider, daß der Vorort sich von Bern her einschuͤchtern laͤßt, wahrend er volle Befugniß hat, nach den bestehenden Konkordaten und der Bundes-Verfassung zur Vollziehung zu schreiten. Dies ist um so schwerer zu begreifen, als alle Nach⸗ theile des Saͤumens und insbesondere jede etwanige Coercitiv⸗ Maßregel der Maͤchte vorzugsweise die durchaus schuldlosen in⸗ dustriellen Kantone treffen, hingegen den Ackerbau und Vieh— zucht treibenden Kanton Bern wenig anfechten wurden. Noch ware es Zeit, aber die hoͤchste, durch rasches Handeln die von dem Vororte ausgesprochenen richtigen Grundsaͤtze auch auf eine unerzwungene die Schweiz in ihren heilig⸗ sten Interessen nicht gefährdende Weise durchzusetzen Die Ehre und Unabhängigkeit, das geistige und materielle Interesse der Schweiz erfordern hier rasche That. Und wenn Bern sich dem Willen der Schweiz widersetzt, so giebt es ein Mittel, auch die Berner Regierung zu zwingen, so gut als zu seiner Zeit die Schwyzer und Baseler. Hier hat der Vorort Recht, und wenn er Ruth hat, auch die Kraft, davon sind wir aufs in— nigste uͤberzeugi. Das Hin, und Hexreden, das diplomatisch⸗ kuͤnstliche Spiel ziemt sich nicht fuͤr die Schweiz. Kleine Staaten sind nur stark durch offene Ehrlichkeit. Wie es heißt, hat auch der Englische Gesandte auf freundschaftlichem Wege zu schnellem Handeln gerathen und versichert, daß die Maͤchte in ihren Forderungen ziemlich einig seyen. — In Bern wird es inzwi— schen immer aͤrger und die Verfassung von dem großen Rathe mit Fuͤßen getreten; von Trennung der Gewalten, die darin proklamirt ist, findet sich keine Spur mehr. Der große Rath
ist nun auf einmal zum Richter geworden. Der Regierungs⸗
Rath hatte, wie die Untersuchung wegen des Hochverraths ein⸗ geleitet wurde, mehrfache Vergehen, insbesondere auch das Auf— bewahren von Pulver von Seiten der sieben Stadträthe von Bern (Schultheiß Fischer an der Spitze), i en und beschlossen, es sey die Untersuchung uͤber Alles als ein Ganzes u erstrecken. Natuͤrlich, denn damals konnte man noch innere Hen, n, vermuthen. Nun stellte aber nach gefuͤhrter Un— tersuchung, gegruͤndet auf genaue Pruͤfung der ungeheuern Ak— ten, der Staats-Anwalt, jetzt Professor Heppe, an das Obergericht den Antrag, daß die Akten zu trennen seyen, indem sich na⸗ mentlich zwischen der Verschwoöͤrungs-Sache und der Siebner⸗ Sache keine Spur von Konnexitäͤt in den Akten finde. Das Obergericht trennte die Untersuchung und Akten; und jetzt be⸗ schließt der große Rath, ohne die Akten auch nur theilweise zu kennen, und ohne daß ihn die rein richterliche Frage irgend et— was angeht, vermuthlich in Beruͤcksichtigung. daß die wenn auch an der Verschwoͤrungs-Sache unschuldigen Siebner die bedeuten— den Kosten der ungewoͤhnlichen Prozedur tragen sollen, weil die Regierung durch Bezahlung derselben kompromittirt ware, daß es wünschbar sey, daß die Siebner, ob schuldig oder unschuldig, als vornehme Leute zur allgemeinen Erbauung der Klubs tuͤch⸗ tig gestraft werden; es solle der Entscheid des Obergerichts, daß keine Konnexitaͤt zwischen den verschiedenen Untersuchun⸗ gen obwalte, mit allen seinen Folgen aufgehoben, und die be— reits durch die verschiedenen Amts-Gerichte gefällten und in Kraft getretenen Urtheile ebenfalls aufgehoben seyn. In der gleichen Sitzung (22. Marz) wurde beschlossen, die beiden HH. Hahn und Lutz, welche gegen den Regierungs-Rath wegen Ver⸗ fassungs⸗-Verletzung durch Eingriffe in die Justiz Beschwerde gefuͤhrt hatten, abzuweisen und ihnen das besondere Mißfallen des großen Raths auszusprechen; dabei solle dem Regierungs⸗ Rathe uͤberlassen bleiben, die Beschwerdefuͤhrer zur Unter— suchung und Bestrafung zu ziehen. So wahrt der große Rath auch die Freiheit des verfassungsmaäßigen Petitions⸗ Rechts, wie er die Unabhängigkeit der Gerichte schuͤtz. Wir sehen in diesem Zustande durchaus den der, Revolution, der Umkehrung aller Ordnung, der unmoglich lange halten kann. Die beste Gegen-Maßregel schiene uns, wenn alle Gerichte des Landes auf einmal sich fuͤr bedroht in ihrer Existenz erklaͤren und dem Volke in offener Sprache darstellen wuͤr— den, daß im Kanton Bern gegenwartig kein Recht mehr zu finden sey. ;
Der Senat von Chambery hat auf die Anklage des oͤffent— lichen Anklägers hin den 22. Maͤrz General Romarino nebst 13 andern in Savoyen Domicilirten, als Theilnehmer am Versuche
einer Insurection in Savoyen, in gontumaciam verurtheilt; des
Verbrechens beleidigter Majestaͤt schuldig erklärt, sollen dieselben, den Strang um den Hals, auf den Vichtplatz gefuͤhrt und ge— hängt werden; außerdem wird eine Strafe von 0, 0öh Livr., der Ersatz des Geraubten und die Bezahlung der Gerichts kosten uͤber sie verhaͤngt.
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Rom, 22. Maͤrz. (Allgemeine Zeitung.) Der Kar⸗ dinal Lambruschini wird während der Abwesenheit des Kardi— nal⸗Staats⸗Secretairs Bernetti dessen Geschaͤften vorstehen. Bei den Roͤmern ist dieser Kardinal nicht sonderlich beliebt; sie freuen sich, daß seine Herrschaft nur kurze Zeit dauern werde.
Man sagt, die Reise des Königs von Neapel nach Turin, wohin er von hier mit seiner Gemahlin gehen will, habe ihren Grund in Familien-Angelegenheiten. Gestern Abend stattete das Koͤnigliche Ehepaar dem Papste seinen Besuch ab, der es mit seiner gewohnlichen Huld empfing. Einige meinen, durch die hiesige Gegenwart des Monarchen werde der Austausch von Benevent schnell zu Stande gebracht werden können. Heute
gegen Abend ist auch der Bruder des Koͤnigs, Prinz Karl Fer⸗
dinand, aus Neapel hier eingetroffen, und man erwartet vor Ostern auch den Oheim Sr. Majestät, den Prinzen von Sa— lerno, mit seiner Gemahlin. Dann haben wir beinahe die Neapolitanische Koͤnigs-Familie in unseren Mauern, beitragen wird, Rom noch lebendiger zu ma— Tagen schon ist. Ein solches Zuströmen
bald wird selbst kein
ches nicht wenig chen, als es seit einigen von Fremden hat man noch nie erlebt, schlechtes Logis mehr zu finden seyn, und die Neisenden, welche die naͤchste Woche noch eintreffen, werden Muͤhe haben, unter Man will mehrere Functionen der heiligen Peter vollziehen, weil der Raum im Anzahl der Fremden zu fassen Beleuchtung und Girandola will man auch di g in St. Peter wieder veranstalten, welche sen habt hat, weil sie durch Leo Xl], untersagt wurde letzten Zeit hat man viele junge Leute in den Pu, Zu Rimini sind 15 Personen arretirt; inan ieren der Revolutionnaire i Auch von hier wurden mehrere In Bologna, verwiesen; so wie denn diesem Augenblicke ungern hin
Dach zu kommen,. Woche dieses Jahr in St. Vatikan zu klein Außer der Kuppel— Kreuz⸗Beleuchtun 1823 nicht statt ge
st, um die große
vinzen eingezogen. ihre Namen waren in den Pap Piemont gefunden worden. dividuen nach ihrer Heimath, uberhaupt alle Provinzialen in gesehen sind.
Da man nun in allen Laͤndern Eisenbahnen macht, che doch davon spricht, so hat sich eine Gesellschaft gefunden, di eine Eisenbahn von hier nach Neapel anlegen will; sie hat iht Plaͤne den Regierungen von Neapel und Rom eingegeben. Die kalten Nordwinde halten noch immer an, und der Ra der unsern Feldern so äußerst Noth thut, wird auf Beth stes vom Himmel in allen Kirchen erfleht.
Portugal.
— — Lissabon, 9g. Maͤrz. Der augenblickliche Stillstam, der in den militairischen Operationen nördlich des Tajo herrsh, erstreckt sich nicht zugleich auf die Intriguen, welche die Puri Donna Maria's spalten, und denen die jetzt ziemlich gehoben Krankheit Dom Pedros eine neue Kraft verliehen zu haben Diese Intriguen sind bis auf einen Punkt gedit ch nur eine richtige Vorstellung zu die vorherrschende National ⸗Charakters len in dieser Beziehung, und andererseits die Zusam der Partei Donna Maria's in Erwaͤgung gef
zwei im Grunde durchaus verschiedenen ndtheilen zusammengefuͤgt ist. Zur Bildung dieser ch namlich mit dem eigentlich demekratischen Elemem, welches in Lissabon, Porto, Setubal und uͤberhaupt in den gt fen und Saͤdten sich vorfindet und vorherrscht, ein her so maͤchtigen hohen Adels, Fihch reffenden Fidalght
hen, von dem man si man einerseits Neigung des Portugiesischen mensetzung welche aus
ßeren Seehaͤ Theil des in Portugal bis enannt, verbunden, theils, weil die bet fruͤher bei dem chelichen Zerwuͤrfnisse Johann s Vl m Koͤnigin Joachima Carlotta auf eine so ausgesprochene Vesse Partei genommen hatten, daß ihnen, als selbig⸗
gegen Letztere tiguels das Staats⸗-Ruder i
durch die Thron-Besteigung Doms Haͤnde bekam, jedes Einlenken unmoͤglich geworden wat theils weil sie den Englischen Einfluß in Portugal die endlich n gewohnt waren, und weil diese wo der Tod Johanns VI. das Sin sich entschieden fuͤr Ri n der Spitze dieser Frau
Oberhand behaupten zu sehe Einfluß in dem Augenblicke, nal zur Sonderung der Parteien gab sogenannte constitutionnelle erklaͤrte. A tion der Fidalgia stehen Palmella, Villaflor, Villareal und andert sattsam bekannte Namen, welche eine lange, Gewohnheit der Staats-Geschaͤfte, eine genaue Kenntniß der politischen Bey Europas und die persoͤnliche Zuneigung der Englischu Männer des Canningschen und spaͤter des Whig Mim In der That leiteten die Fidalgos we Partei Donna Maria's bis R Porto nur mit dem Aufwande der hoͤh Damals machte Palmel
steriums fuͤr sich haben. sentlich die Angelegen dem Augenblicke, wo te behauptet werden konnte. lnhang dem Silva Carvalho Platz, der als Repräͤsentamn des demokratischen Elements in der Partei Donna Marias betracht werden muß. Als nach der Einnahme Lissabons die Krise ibn len, wollten Palmella und die Fraction der Fidalgtz, Haupt er anzusehen ist, das Ruder wieder in l ur Befoͤrdermn ang, die in
heiten der
sten Energ
standen sch als deren Hande nehmen, fanden aber wenig Geneigtheit dieser Absicht bei Silva Carvalho und dessen An schen den Dom Pedro persoͤnlich zu umstricken und sich inn Armee eine Partei zu machen gewußt hatten. Von da ahl nun jener innere Intriguen- Kampf in der in von dem die bekannte Korresponnm ausmachte, und weh aber rastlos for in den Englischen Blattern seine treuen Ch. Palmella und seine Partei sind dabei unzwesh begüͤnstigt und witze, einen wesenn
des Grafen Taipa einen Theil seitdem mehr worden ist und gefunden hat. haft von dem Englischen Ministerium wenn sie in einer nicht entfernten Zukunft wieder n lichen Antheil an der Leitung der Sache Donna Marias gern nur wesentlich jenem mächtigen Einfus⸗ zu verdanken haben. Unleugbar ist die Partei Dem Miguel welche außer einer starken Fraction der Fidal tion begreift, der vorzugsweise unter dem Ein steht, aus weit homogeneren Bestandtheilen als ihre Gegner zůsum mengesetzt; demungeachtet ist auch sie nicht von jenem Krebs ⸗ Sch den der Portugiesen, einem endlosen Geiste Intrigue, den nicht einmal schwichtigen vermag, frei. die Armee Dom Miguels seit der Landung Dom der General Povoas, der mi jener Partei angeschn militairische welche ihr seit' 18238 zu Theil geworden, verdankte, hf nach einem Kommando von kaum zwei M dem General Lemos Platz machen muͤssen. dieser nicht abreißenden inneren Intriguen in beiden r Militair⸗ Operationen hr Stocken und ihre Schlaffheit zu erklätm Der richtig aufgefaßte Plan des Generals Povoas ei n entrirung der im Norden und Suͤden zerstreuten om Miguels zu Santarem, behufs eines ernstl eobachtungs⸗ Armee, Natuͤrlich wurden die Schwächung ihrer Gegner im Norden und S die Umstaͤnde zur Ergreifung von Offensiv⸗Opera Diejenigen in Algarbten haben b und der dort fuͤr Dom Pedro kommand: ernardo da Sa war, nach den letzten Nachri bereits bis an die Graͤnzen Alemtejos vorgedrunge Partei viele Anhaͤnger zaͤhlt und in Marvao einen mit dem er sich wahrscheinlich in Verbindung m Norden sind die projektirten Offe edro's noch in der Vorbereitung
weniger offen,
nen sollten, es woh
gia den Theil det M flusse der Geistlichtt
der persoͤnli die gemeinsame große Gefahr zu k
Der siebente Ober⸗Befehlshabet, den
Porto erhalten hatte, erfahrenste und beste ihm alle wesentliche donaten, neuerl Die Rückwirkunn auf den Gang de konnte nicht ausbleiba und dient dazu, i
cheiterte an dem Unfalle bei enerale Dom Pedros durch di uden eingeladen
tionen ihrersein
gegen die
daselbst zu benutzen. begonnen, General B
trachten wird. rationen Dom
nd werden wohl nicht vor 14 Tagen beginnen, indem die ünstige Jahreszeit zur Verschiffung von Truppen derge— an, daß ihr Eintreffen mit Verlaͤßlichkeit berechnet werden lann, noch nicht eingetreten ist. Wahrscheinlich werden die Generale Dom Miguel's die Wirkung jener Diversionen durch eine entscheidende Vorbewegung der zu Santarem konzentrirten Armee zu neutralisiren suchen; wovon eine Schlacht die Folge fon warde, deren Ausgang, wenn er auch die Portugiesische Frage nicht entschiede, doch dieselbe ihrer Loͤsung fuͤr jetzt naher sihrte. Unterdessen dauert zu Santarem, Abrantes, Coimbra und im Bereiche des Kriegs-Schauplatzes mit ununterbrochener Heftigkeit die Seuche fort, von der man nicht recht weiß, ob „ die Cholera oder der Armee Typhus ist. Man kann nie Zahl ihrer Opfer nach der bekannt gewordenen Liste der zur Partei Dom Miguels gehörigen Fidalgos, die ihr un— terlagen, beurtheilen. Ich wiederhole hier diese Liste nicht, in der Voraussetzung, daß die Englischen Blaͤtter selbige kopiren werden. Ueberhaupt scheint ein unguͤnstiges Gestirn uͤber der ortugiesischen Fidalgia beider Parteien zu walten. Es war in Zeitpunkt, wo dieser durch so mannigfache verwandtschaft— lich! Bande in sich eng verbundene Korper, falls er sich ver— sändigt haͤtte, hoͤchst wahrscheinlich dem Buͤrger⸗-Kriege ein Ende machen und seinen von England ohne Mißtrauen gesehe⸗ nen Einfluß auf's Neue dauernd befestigen konnte. Partei— Täͤuschungen und Mangel an Entschluß haben aber diese Ge— legenheit ungenutzt vorbeigehen lassen. Die Opfer, welche Por— tugal bereits dem setzigen Partei-Kampfe gebracht hat, uͤber— stegen bei weitem Alles, was die doppelte Franzoͤsische Invasion 1866 und 1810 diesem Lande gekostet hat; und was das
Ichlimmste, so ist bis heute durchaus noch nicht abzusehen, wvwann sie endigen werden.
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Berlin, 7. April. In den Plenar-Sitzungen der Koͤnig— lichen Akademie der Wissenschaften sind in den Monaten Ja— nuar, Februar und Maͤrz dieses Jahres folgende Abhandlungen zelesen worden:
Am 9. Januar: Herr Weiß, uͤber das Gyps-System.
Am 165. Januar: Herr Link, uͤber die Farrenkraͤuter, welche die Fruͤchte auf den Blaͤttern tragen.
Am 23. Januar: Herr Levezow, uͤber die Echtheit der sogenannten Ibotritischen Ruinen-DBenkmaͤler. Erster Abschnitt.
Am 6. Februar: Herr Mitscherlich, uͤber das Benzin und seine Verbindungen.
Am 13. Februar? Herr Karsten, uͤber die chemische Wahl— verwandtschaft. .
Am 260. Februar: Herr C. Ritter, uͤber den Fortschritt der Entdeckung Asiens in neuerer Zeit.
Am 27. Februar: Herr Boöͤckh, Erklarung einer Attischen , uͤber das Vermoͤgen des Apollinischen Heiligthums auf
elos.
Am 8. Maͤrz: Herr Encke, uͤber die Variation der Kon— stanten bei den planetarischen Stoͤrungen.
Am 13. Marz: Herr Dirt en, Untersuchungen uͤber die Wurzeln der allgemeinen algebraischen Gleichungen.
m 20. März: Herr Poselger, uͤber das 10te Buch der Elemente des Euklides.
Die Sitzung der geographischen Gesellschaft am ten d. M. war theilweise gesellschaftlichen Zwecken gewidmet, nach deren Erledigung Herr Major v. Oes feld im Auftrage des Herrn A. v. Humboldt 12 Blaͤtter der neuen im Russischen General— stabe bearbeiteten Karte des Russischen Reichs im Maßstabe von ann als Geschenk des Kaiserl. Russischen General⸗Lieutenants und Ehefs des Generalstabes, Herrn v. Schubert, uͤberreichte. Außerdem schenkte Herr Major v. Oesfeld, zur Vervollstaͤndi⸗ gung einer von ihm fruͤher uͤbergebenen Sammlung, Großmanns Situations-Zeichnen. Die Herren Verfasser uͤbersandten als Geschenk das 1ste Stuͤck der Mittheilungen aus der theoretischen Erdkunde von Froͤbel und Heer, so wie die Uebersicht des Han— dels von Hamburg im Jahre 1833 von O Swald und C. Herr Prof. Ritter legte eine neue Englische Karte von China vor und begleitete dieselbe mit einer Uebersicht der neuesten Entdek— kungen an den Chinesischen Kuͤsten. Herr Prof. Zeune sprach über die Maͤchtigkeit des Diluvial-Schuttes in der suͤdbaltischen Ebene, insonderheit aber uͤber die im Hofe der neuen Kaserne in Breslau, nach Mittheilungen des dortigen Herrn Polizei- Direktors Heinke. Mehrere Ankuͤndigungen von neuen Werken gaben Veranlassung zu mannigfachen Eroͤrterungen.
— Das zoologische Museum der Koͤnigl. Universitaͤt zu Greifswald hat in diesen Tagen einen sehr wichtigen und werthvollen Beitrag zu seinen Sammlungen durch die Guͤte und patriotische Gesinnung des Herrn Kommerzienraths und Senators Rahm in Stettin erhalten, indem dieser demselben eine von sei— nem in Bahia etablirten Sohne gesendete Sammlung von he— sonders gut erhaltenen Thierbalgen, bestehend aus: 40 zum Theil sehr seltenen Saäͤugethieren, 5 Amphibien, worunter 2 Krokodile, und 142 Voͤgeln, zum Geschenk gemacht hat.
— Nach dem Beispiele anderer Provinzen des Preußischen Staates hat sich jetzt auch in der Provinz Preußen ein Verein fuͤr Pferderennen und Thierschau gebildet, an dessen Spitze der Herr Landstallmeister von Burgsdorf zu Trakehnen in Litthauen steht. Nachdem die Statuten desselben die Allerhoͤchste Sanc— tion erhalten haben, werden solche in diesem Augenblicke sowohl durch das Dir ktorium, das, außer dem Haupt-Vorsteher, aus 6 Personen besteht, als durch die Herren Landraͤthe in Ost⸗
estpreußen und Litthauen, Jedem zur Einsicht vorgelegt, der dem Vereine beitreten will. Die Pferderennen und die Thier— sͤhau sollen jährlich, und zwar schon im laufenden Jahre in den ersten Tagen des Juli, auf dem Exercir-Platze bei Wehlau statt—
sinden. Jeder Bewohner der Provinz, welcher sich fuͤr die Sache
des Vereins interessirt und mindestens eine Actie von 2 Rthlrn. khr loͤset, ist Mitglied desselben, und es wird ihm dagegen
heilnahme an den General⸗Versammlungen, so wie an den Ren— nen und Schau-Ausstellungen, ein Loos bei Verloosung gekauf— ter Thiere, ein eingeschlossener Zuschauer⸗Platz an der Rennbahn und ein Exemplar des Jahres-Berichts gewahrt. Se. K. H. der Prinz Albrecht ist gebeten worden, das Protektorat des Ver⸗ eins zu ubernehmen. Die Preise, bestehend in silbernen Poka—
len, Pferden und Geld, werden von dem Königl. General⸗Läeu—
tenant und kommandirenden General des 1sten Armee-Corps, Herrn von Natzmer, fuͤr die Leistungen der Pferde und dem Koͤnigl. Wirklichen Geheimen Rath und Ober-Praͤsidenten der Provinz Preußen, Herrn v. Schoͤn, fuͤr die vorzuͤglichsten uͤhri= gen zur Schau ausgestellten Gegenstaͤnde 2
ö = ẽ Königliche Oper.
Madame Schroͤder⸗Devrient wuͤnschte die Reihe ihrer Dar. stellungen mit einer hier noch nicht von ihr , . Rolle, mit der Statira, zu beginnen, waͤhlte aber, weil dies ohne Zeitverlust unmdglich war, die Vestalin. Diese Oper ward in den Jahren 1806 ünd 15607 komponirt und nach Bestegung vieler Schwierigkei⸗ ten zum eren Male in Paris am 15. December 1867 gegeben. Es sang, den Lieinius, Nourrit; den Cinng, Lais; den Oberpriester, Derivis; die Julia, Madam Branchu; die Obervestalin, Demeiselle Armand. Nachdem die Vestalin in Paris, wie an andern Orten (j. B. in Neapel) unzaͤhlige Male mit immer steigendem Beifall aufgeführt war, erhielt Spontint den, von Napoleon ausgesetzten größen zehnjaͤhrigen musikalischen Preis. Seine Mitbewerber waren . fuͤr Proserpina; Cherubini, füͤr Demophon und Ana reon; Lesueur, die Barden und der Tod Adams; Mehul, Am⸗ phion; Gossek, Theseus; Gretry, die Caravane von Cairo, e . Anakreon bei Polykrates; D. Alayrac, der Pavillon des Lhalifen; Catel, Semiramis und die Baiaderen;: Per suis, Trajan und das befreite Jerusalem; Vogel, Demophon; Kreutzer, Astyanar und der Tod Abels; Lem oine, Elektra, Nephtys und die Verlobten; Winter, Tamerlan und Castor und Pollux; Per ta, der Connetable Clisson u. s. w. Als die vier Klassen des Instituts die Bestalin so vielen anderen Opern voranstellten, erhob sich von mancher Seite laute Klage uber ungebührliche Beguͤnstigung des Komponisten; obgleich sich weit eher haͤtte vermuthen lassen, sie würden sich gegen den 2tjaͤhrigen, fremden, Spontini, im Vergleich mit so vielen, bekannten und gerüͤhmten Meistern, vielmehr zu streng,
als zu gelinde zeigen. Die Zeit hat unterdeß jenes Urtheil bestaͤtigt,
und den Tadel desselben widerlegt.
Am 18. Januar 1861 gab man die Vestalin unter Bernhard Anselm Webers thaäͤtiger Leitung zum erstenmale in Berlin, und es sang den Licinius Eunicke, den Einna Grell, den Oberpriester Franz, die Julia Demoiselle Schmalz, die Oberpriesterin Mad. Lanz. In einer damallgen Beurtheilung heißt es, nach einigem Lobe, unter Ande⸗ rem. „Die Oper scheint hier dem großen Publikum sehr gefallen zu haben; nur Kuünstler und Kenner von reinem, strengen Geschnigck sind dagegen laut geworden. Sowohl in der Ouverture als in den musikalischen Satzen zu den langen Aufzügen und Taͤnzen herrschte äͤußerst wenig har⸗ monische Mannigfaltigkeit, die Aceorde des Haupt-Dons und der Quinte wechselten ungufhoͤrlich mit einander; ia selbst in den Me⸗ lodien der Instrumental-Saͤtze war wenig Charakter und Annehm⸗ lichkeit und noch weniger rhythmische Bestimmtheit und Abwechse⸗ lung zu hoͤren. Das Meiste klang wie Jagd- Musik!!““ Von einer andern, wenige Wochen spaͤter gegebenen Oper, der Taucher, ward dagegen mit solchem Lobe gesprochen, als uͤberfluͤgele sie in je⸗ der Beziehung weit das Werk Spontinis. ,
Ungeachtet jenes Tadels und dieser Anpreisung, wird aber die Vestalin seit 2 Jahren mit immer gleichem Beifalle gegeben, waͤh⸗ rend der Taucher sehr bald vom Repertoir, verschwand und jetzt bereits so gang vergessen ist, daß viele unserer Leser ihn vielleicht niemals haben nennen hören. Abgesehen von diesem Mißgeschick hatte der Komponist desselben in an⸗ dern Beziehungen sehr große, jetzt oft verkannte Verdienste, an welche fu erinnern und dieselben geltend zu machen, sich vielleicht ein an⸗
ermal Gelegenheit findet. Schon vor der gestrigen Auffuͤhrung der Vestalin hoͤrten wir neben der Frage: wie wird Madam Schroͤ⸗ der-Devrlent singen? auch die aufwerfen, wie wird sie geklei⸗ det seyn? Die Fragenden gingen von der Ansicht aus, daß eine Vestalin nonnenartig bis zu den Fingerspitzen verhuͤllt seyn muͤsse; wogegen Kunstkesiner mit Bezug auf vorhandene Denk male e . daß jene die Arme ganz entblößt trugen, und daß das Kleid nur mit einer Spange un der Schulter festgehalten ward. Geschichtlich ware also hiermit jene Frage genuͤgend entschieden. Die⸗ ser Standpunkt kann und darf indessen bei der Kleidung auf der Buͤhne nicht ganz allein vorherrschen, vielmehr muß zu—⸗ nächst, auch der Anstand beruͤcksichtigt werden. Denn obgleich die Sittlichkeit der verschiedenen Völker keineswegs in dem Verhaͤlt⸗ nisse zunimmt, oder abnimmt, als sie mehr oder weniger verhůllt einhergehen, muß sich doch selbst die Nachahmung des Auslaͤndi⸗ schen, nach Maßgabe des Herkommens und der Landessitte inner⸗ halb gewisser Gräͤnzen halten, und wir können weder Grazien und Musen, noch Mohren oder Mexikaner ohne Abaͤnderung und Ermaͤßi⸗ gung auf der Buͤhne erscheinen lassen. Ferner giebt es Faͤlle, wo man geschichtlich die Trachten nn kennt und ihre Nachahmung der Sitte keinen Anstoß giebt; dennoch sind sie verwerflich, sosern sie der wahren Schdnheit widersprechen, oder den menschlichen Kör—⸗ per entstellen. Nur als Scherz und Parodie zu komischer Wirkung, können Reifrbͤcke, Puffaͤrmel, übergroße Hauben und aͤhnliches Un⸗ gethüͤm auf der Bühne geduldet werden.
Endlich treten ganz persbnliche Ruͤcksichten ein denn es schickt sich nicht dasselbe fuͤr große und kleine, starke und magere, schoͤne und häßliche Schauspieler und Schauspielerinnen. Das Unvollkommene und Mangelhafte soll nicht, das Schoͤne darf (innerhalb der von uns angegebenen Graͤnzen) gezeigt werden, und nach dem, was man in diefer Bezchung den Tänzerinnen erlaubt, wird man keine Saͤnge⸗ rin und Schauspielerin jemals über ein Zuviel anklagen därfen. Im vorliegenden Fall muß Julia, welcher an diesem Tage ein außeror- dentliches, heiliges Geschaͤft uͤbertragen ist, von den uͤbrigen Vesta⸗ linnen auch durch die Kleidung ausgezeichnet und hervorgehoben seyn. Wir sind also damit ganz einverstanden, daß Madame Schroͤ⸗ der⸗Devrient sich durch ihre Kopfbinde von den uͤbrigen untersch;ied, sich 'schon der Freiheit des Spiels halber) weder mit langen, weiten Aermeln behangen hatte, noch durch gi m entbloͤßte Arme zu sehr eine Vergleichung mit ihren eingehüllten Genossinnen hervorrief. Ihr vermittelnder Ausweg ist fuͤr Schoͤnheit, Spiel und Harmonie zweifelsohne der beste.
Doch, kommen wir zu der Hauptsache: dem Gesange und dem Spiele der Madame Schroͤder-Devrient. Ihre Stimme gehörte, bei aller Trefflichkeit, doch zu denen, welche, sobald man sie ab⸗ wechselnd vernachlaͤssigt und dann übermäßig anstrengt, gar leicht scharf und spitz, ja unangenehm werden; um so mehr nuf wir lobend hervorheben, daß die Kuͤnstlerin sie zu einer viel 1 Gleichheit und Milde ausgebildet und jede Schaͤrfe und Haͤrte vertilgt hat. Ihr staͤrkster Ton ist nicht verletzend, und ihr leise ster und . doch klingend und verstaͤndlich; ja, was noch seltener und schwieriger ist, sie geht nicht (wie durch Verschiebung des Griff⸗ brettes auf einem Fortepiano) durch ein schaͤdliches Umsetzen der Stimme von cinem Aeußersten plötzlich zu dem andern uͤber, son⸗ dern hat alle Mittelstufen in ihre Gewalt h t und dadurch die n gewonnen, jede Modification der Gedanken und Ge⸗ fühle auszudrücken. Ungeachtet all dieser 18blichen, die Erwartung Vieler selbst uͤbertreffenden Fortschritte, haben wir indessen . und gelaͤufigere Stimmen gehört, das Eigenthümlichste und Sel. tenste liegt dei Madame Schrdder-Devrient darin, daß sie mehr als eine Konjert-⸗Sängerin, daß sie eine dramatische Saͤngerin ist, Gesang und Spiel bei ihr ganz unzertrennlich erscheinen, eins das andere tragt, und ihre eigene Begeisterung auf die Zuhdrer uͤbergeht und diese mit sich fortreißt.
Aber, hbren wir einwenden, sie hat ja durchaus nicht gespielt wie eine Vestalin. Ganz richtig; denn Julia ist keine Vestalin, sie kann, wis und foll keine feyn,sondern steht in schroffem Gegensatz 8 allen übrigen Vestalinnen. Schon ihre ersten Worte: „Bei
estas Namen fließen meine Thraͤnen“, offenbaren ihr Inneres; auch ist diese Stellung und Sinnesart so wenig ein Geheimniß, da die Oberpriesterin Julien schon oft darüber zurechtgewiesen hat, un ihr jetzt „zum letzten Male“ das lebendige Bild der drohenden Gefahr vorstellen will, ungeachtet also von Anfang an die Grund⸗ richtung ihres Charakters ausgesprochen und durchweg vom Dichter und Komponisten festgehalten ist, darf doch die Rolle Juliens kei. nesweges in einfarbiger und eintßͤniger Weise gesptelt und gesungen
werden; sondern sie erlaubt, ja sie erfordert die mannigfachsten Wen⸗
dungen und Abstufungen. Diese zu ergreifen und auszudruͤcken, ist der eigenste Vorzug der Madame Schröder⸗Devrient, und je mehr und je unbefangener
nd hineinfuͤhlt, desto mehr Daher stellt die Kuünstlerin ds aber (wie manche irrig ar nicht zum Bewußt⸗ ur Ober ⸗Priesterin denem Seldstgefuͤhl. en b, elle, dice ff e r r fn , rg ben wird, waltet jedoch das Pflichtgefüͤhl vor und sie wünscht si den Tod. Bei Bekraͤnzun ö J estigkeit und Hoheit, und ine Worte in neues Schrecken verwandelt. Hierauf die bewundernswerthe groß Kampf durch die ganze Tonleiter men fast beispielloser Schnelligkeit und Innigkeit hindurchgef dem Augenblicke, wo zuletzt eine unwiderstehliche Kraft zugleich die Seligkeit der Vereinigung mit Licinius un Grab vor Augen fuhrt, noch mit berechnender Maͤßlgun sterin Voestas darstellen zu wollen waͤre ganz aberwitzig. lichen Geluüͤbde und Bande sind gebrochen, und in d uebrigen als das heilloseste Verbrechen bezeichnen, ihr Verdienst; sie spricht, keineswegs als eine arme Sunderin, dern in unbezwinglich stolzem Selbstgefüͤhle und in dem Glauben an ein hoͤheres Recht der Natur, die Worte. „ich lie de!“
Auch im dritten Akte verlaͤßt Ergebung, doch diese Augenbliche, wo alle Gefah
man sich in die Aufgabe hineindenkt u wird man ihre Löͤsung preisen muͤssen. uͤberall eine unschuldige Jungfrau, nirgen verlangen) eine Jungfrau dar, welche no seyn der Licbe gekommen ist; daher sprich zwar mit Unterwürfigkeit, aber auch mi Als sie, ungeachtet ihres Flehens, der neu innt sie ihre Worte mit ehmuth wird erst durch
Scene des zweiten Aktes, ein schlicher Leidenschaften, mit
des Licinius b le einbrechende
der Liebe das offene g eine Prie⸗
em, was die sieht Julia jetzt
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ullen, bei aller Wehmuth und t keineswegs; und erst in dem l ren beseitigt sind und sie gesichert an Li⸗ cinfus Seite steht, tritt aus der beruhigten Seele die urspruͤngliche artheit Juliens mit Recht wieder hervor.
e des Publikums iten und dritten
tiefere Zuver
Jungfraͤulichkeit und
Das Haus war überfüllt und die Theilnahm Mad. Devrient ward nach dem zwe Akte, und Herr Bader am Schlusse gerufen.
Sonnabend den . April ließen sich ih Schauspielhause drei Virtuosen hören: Frau von Belleville⸗Oury auf, dem und der blinde Herr Friebe a
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sehr lebhaft.
ortepigno, uf der Flöte. Insbesondere zeigte in dem Vortrage eines Concerts von mit Variationen von Herz, daß sie mit t, Fertigkeit und sen versfehe.
Herr Oury auf der Geige, und Älle erhielten lauten und verdienten Beifall. Frau von Belleville⸗-Our Beethoven und einer Fanta ciner großen, fuͤr eine Genauigkeit, auch die
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arte Frau sehr seltenen Kra chwierigsten Aufgaben zul
Literarische Nachrichten.
Wissens, eine systematische En⸗ fuͤr die Beduͤrfnisse des Gebil⸗ frei bearbeitet nach dem Abrègé de von Cannabich, Littrow, d Zeune. II Baͤnde in 8 Lie⸗ 1 — ᷣ(te Lie⸗
Hausbuch des geographischen cyclopaͤdie der Erdku deten jedes Standes Géographie des A. Balbi Sommer, Wimmer un ferungen. Leipzig, bei Friedr. Volckmar.
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and hatte stets das ehrenvolle Verdienst, das tographi⸗
sche Material, welches Portugiesen,
Hollaͤnder und andere Völker aus a
nach Europa brachten, zu verarbeiten,
Resultate Deutschen F
hen Verdiensten jener we
Denn durch Deutsche Bearbeitungen des geog
Gegenstand in so zahlreich
and eines allgemeinen Bildungsmit⸗
anderen Buͤchern ist diese Wissenschaft Volksbildung und des schlichten Buͤrgermannes res „Kurze Fragen uͤber die Geo⸗ tschen Auflagen wohl mindestens keine geringe Leserzahl voraus und lische, Hollaͤndische und Schwe⸗ uslande als Muster anerkannt.
ranzosen zu reden, igung der fremden sie lange kein
Spanier, Franzosen, d llen Erd⸗ und Meerctstheilen
und in der That stehen die scher Gelehrsamkeit den ho⸗ ltentdeckenden Volker nicht unwuͤrdig zur raphischen en Schul⸗
leißes und Deut
Materials, namentlich als Lehr und Lehrbuͤchern, als Gegen tels in zahllosen H ein Gemeingut der geworden.
and⸗ und
Schon allein Huübne graphie“, die in ihren 386 Deu 100, 000 Exemplare zahlten, setzen wurden uͤberdies ins Franzbͤsische, En dische uͤbersetzt, wie uberhaupt im
Um indeß hier nur von den Arbeiten der so war ihre Unkunde und vornehme Vernachlaͤs lebenden Sprachen groͤßtentheils die Ursache, daß sie Werk hatten, das in praktischer Nützlichkeit und zuverlaͤssiger barkeit denen eines Buͤsching, Vormann, Brunn, Fabri, G Stein und anderer Deutschen Begrbeiter der Geographie gleich Mentelle's Arbeiten uͤbertrafen zwar die
stellt werden konnte. waren aber selbst fuͤr seine Zeit doch
ner vaterlaͤndischen Vorgänger, war, ch immer weniger als mittel maͤßig.
Nur Malte Brun, ein Daͤne, machte sus tem liche Ausnahme und erwarb durch seine Adoptiv⸗Vaterlande, Frankreich, allgemeine, Sie zeigen Geschmack und
ore eine merk⸗ Arbeiten sich und seinem auch Deutsche Anerken⸗ eist, und das ist ein hohes Ver⸗ und eine nur durch Fleiß zu erwerbende Ge⸗ Malte Brun besaß die der Deutschen und heologie studirt o nuͤtzlich ihm indeß cographischen Arbeiten as, was ihm von sei⸗ ie geblieben war, zu Paradoxen und spitz⸗ und Funken eines zwar matten, aber nicht Irrlichter in seinen Dar⸗ scher Taͤuschung. Diese Maͤngel den Enthusiasmus, mit dem s aufgenommen wurden. Erwaͤgen wir indeß außerordentlichen Fortschritt die Bearbeitung der Geo- zwei Dezennien in Deutschländ genom⸗ bi's Abrégé eine auffallend uͤberra⸗ Erklaͤrung des Aufsehens, das Bal⸗ cht, hier nur einige Andeutungen uͤber die geo⸗ hischen Bestrebungen der letzten Zeit, um mit ihnen gleichsam satische Moment zu geben, an welches die Kritik ihre Wag zu haͤngen hat, ehe sie irgend ein Gewicht des Belfalls oder Tad in die Schagle legt. Wir muͤssen indeß diese Andeutungen an die Wechsel des geo⸗ knuͤpfen, weil aus ihnen die Beduͤrf⸗ denen eben das Balbische Werk jetzt
te der Pariser Friede die Eisenpforten des Janus⸗ n, da entbrannte in unserem Deutschen Vater⸗ rieg in helllodernden Flammen auf, es war ein Revolutions⸗ und Reformations-Krieg der Paͤdagogen und hen. Die bittere Erfahrung der Geographen waͤhrend des in welchem die Systeme ihrer sogenann⸗— Feld⸗ Feder⸗ und Namens⸗ eographischen Lehr⸗Gebaͤude nach mehrijaäͤhri⸗ ch einen Graͤnzpfahl und Schlagbaum umgestoßen dieser Reform und Revolution die naͤchste Veran⸗ mpf der Meinungen und Ansichten uͤber die Be—⸗ phischen Stoffes, die Anordnung und die beste chts dauert noch in unsern Tagen fort, wenn definitiven Entscheidung schon Freilich fuͤhlte schon früher der des geographischen Un⸗ ehalts und seiner Form; großen Mannes waren, die ihnen abzuhelfen suchten, weil raphie mit den erbor
dienst, da lehrfamkeit so selten verschwistert sind. Kenntniß fremder, lebender Sprachen, besonders Englischen, hatte in seiner Jugend Verse gen und als Soldat die Feldzuͤge mit seine militairischen Erfahrungen so nachtheilig veranlaßte ihn
macht. S
seyn mochten, ner Kenntniß der Theolog findigen Streitigkeiten, anz erloschenen Dichterfeuers zeigen ellungen und beleuchten sie mit poeti wurden allmaͤlig erkannt, und dies kuhlte Arbeiten auch bei un noch, welch. ie während der letzten so mußte allerdings Bal chende Erscheinung seyn. Zur bis Werk gema
raphischen Schul⸗unterrichts isse des Mannes hervorgingen, entsprechen soll.
Kaum hat Tempels geschlosse lande ein neuer K
politischen Vblker⸗Krieges, ten politischen Geogra zug verruͤckt und ihre
gem Bau oft dur wurden, gaben zu
phien durch einen
stimmüng des geogra Methode des Unterri auch die Praͤl iminarien eingeleitet wurden.
geistreiche Herder das Ma hinsichtlich seines
die Klagen des mangelhaft blieben die Arbeiten, sie nur darin bestanden, die Geog eines fremdartigen naturhistorischen Stoffes aufzuputzen. verleitet durch die Aufsehn erregenden Gebirgs-Theorien Bugche's und Buffo n's, erinnert durch seine Meridian⸗Gebirge an die bigotte Darstellung des frommen Athanasius Kircher. : l der in diesem Sinne gelieferten Arbeiten des ampe, Raff u. a. m. Wil msen faͤngt die Geo⸗
ten Reizen
Noch auffallen⸗ der sind die Maͤn sonst so verdienten