1834 / 98 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Vereinigten Staaten fuͤr ihre Verluste wahrend der Kontinen— tal-⸗Sperre eine Entschaͤdigung von 12 Millionen geboten gehabt habe, wahrend unter der vorigen Dynastie die dortigen Glaͤubi⸗ ger nur noch 8 Millionen verlangt haͤtten. Wie kommt nun, so fragte man sich, der Graf Sebastigni im Jahre 1831 dazu, daß er uͤber eine Summe von 25 Millionen abschließt? In diese Zahl waren, wie Ihnen ohne Zweifel bekannt seyn wird, 8 Millitönen als Entschädigung fuͤr Nordamerikanische Schiffe begriffen, die von Frankreich zu der Zeit, wo Spanien noch un— ter Französischer Herrschaft stand, aufgebracht, nach den Haͤ— fen von Bilbao und St. Sebastian gefuͤhrt und dort ver kauft worden waren. Gegen diese Bestimmung des Trak— tates erhob sich nun gestern mit siegender Gewalt Herr Berryer, der über denseiben Gegenstand schon unter dem Polignacschen Ministerium zu Rathe gezogen worden war. Bie Verfammlung schenkte ihm die ungetheilteste Aufmerksam— keit, als er daran erinnerte, daß die Vereinigten Staaten ja durch den im Jahre 1819 mit Spanien abgeschlossenen Traktat wegen der Erwerbung der beiden Floridas, schon auf jedwede Ent— schaͤdigung fuͤr die nicht bloß von den Spaniern aufgebrachten, sondern auch von Franzoͤsischen Agenten in Spanien confiscirten Amerikanischen Fahrzeuge verzichtet haͤtten. Herr von Breglie wußte hierauf nichts Genuͤgendes zu erwiedern, und als Herr Berryer den Text jenes Traktates mittheilte, blieb der Minister ruhig auf seiner Bank sitzen, ohne irgend etwas zu seiner Recht⸗ fertigung anfuͤhren zu koͤnnen. Einen Scheingrund, den die Mi— nister fuͤr den Vertrag vom Jahre 1831 angefuͤhrt hatten, war der, daß die Verwerfung desselben leicht eine Verwickelung in commercieller Hinsicht herbeifuͤhren koͤnnte, indem die Regierung der Vereinigten Staaten die der Franzoͤsischen zuge⸗ standenen Handels-Vortheile wieder zuruͤcknehmen wuͤrde, wenn sie erfuͤhre, daß jener Traktat von der Kammer verworfen wor— den. Hierauf erwiederten aber die Gegner des Traktates, daß diese Vortheile sich bereits aus dem im Jahre 1803 mit den Vereinigten Staaten abgeschlossenen Traktate in Bezug auf die Abtretung von Louisiang gründeten und daß, wenn also die dor— tige Regierung jetzt wieder eine Erhoͤhung der Abgaben von Franzoͤsischen Wagren eintreten lassen wollte, Frankreich mit dem⸗ selben Rechte die Wiederabtretung von Louisiang verlangen koöoͤnnte. Nachdem beide Theile der Kammer sich solchergestalt deut— lich gegen einander ausgesprochen hatten, erfolgte die Ver⸗ werfung des betreffenden Gesetz- Entwurfes mit einer Majoritaͤt von 8 Stimmen, so daß jetzt mit den Ver⸗ einigten Staaten neue Unterhandlungen angeknuͤpft wer⸗ den muͤssen. Eine bemerkenswerthe Thatsache ist die, daß alle Nuangen der Kammer bei dieser Debatte in einander schmolzen. So sprachen sich z. B. die Herren Georg Lafayette und Lamar— tine zu Gunsten des Ministeriums aus, waͤhrend mehrere De— putirke des Eentrums entschieden gegen dasselbe auftraten. Die Herren von Broglie und Sebastiant, von denen dieser den Trak— tat von 1831 abgeschlossen, jener ihn unter seine Verantwortlich⸗ keit genommen hatte, konnten nach der Verwerfung desselben nicht laͤnger am Ruder bleiben. Es frägt sich jetzt, ob man die Nie— derlage des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten als eine bloße Portefeuille Sache, oder als eine Kabinets, Frage betrach⸗ ten werde. In letzterem Falle muͤßte Herr Guizot sei— nem doctrinairen Kollegen folgen; im ersteren muͤßte man sich wieder billig fragen, wer hei der so nahe bevorstehenden Aufloͤsung der Kammer wohl Lust haben moͤchte, das Erbtheil des Herrn von Broglie in Empfang zu nehmen. Waͤre Herr Sebastiani nicht selbst bei der Sache betheiligt, so wuͤrde ohne Zweifel er das Portefeuille interimistisch erhalten; so aber ist es mir wahrscheinlicher, daß Herr von Broglie vorlaͤufig gar keinen Nachfolger erhalten werde. P. S. So eben höͤre ich, daß heute Mittag unter dem Vorsitze des Koͤnigs ein Minister⸗Rath gehalten worden ist, an welchem die beiden ausscheidenden Mi— nister noch Theil nahmen. Man glaubt, daß der Graf von Rigny interimistisch das Ministerium der auswärtigen Angele—⸗ genheiten leiten und daß die definitive Ernennung eines Nach⸗ folgers fuͤr Herrn von Broglie erst nach den allgemeinen Wah⸗ len erfolgen werde. Unter den Namen, die an der heutigen Boͤrse als Nachfolger des Herrn von Broglie genannt wurden, waren die der Herren Molé, Bassano und Decazes. Ich bezweifele es indessen, daß einer dieser drei Staatsmaͤnner, falls die Wahl wirklich auf ihn fallen sollte, sich dem Kabinette in seiner gegenwartigen Zu— sammenstellung anschließen wuͤrde. ;

Großbritanien und Irland.

London, 1. April. Der Koͤnig besuchte dieser Tage von Windsor aus die sogenannten Flamändischen Meiereien. Se. Maj. erfreuen sich, wie man dabei zu bemerken Gelegenheit hatte, der besten Gesundheit.

Nach dem zu schließen, was Herr Carpenter, der gwie kuͤrz⸗ lich erwähnt) an der Spitze der von Seiten der Dorchester Unionisten an den Lord Melbourne abgesandten Deputation stand, uber seine Unterredung mit dem Staats-Minister der versammelten Menge mittheilte, ließe sich fast ein guͤnstiger Er— folg von der Bittschrift erwarten, die die Befreiung der sechz der Meuterei uͤberfuuͤhrten Handwerker von der siebenjährigen Deportations-Strafe bezweckt. Eine unuͤbersehliche Menschen— Menge hatte sich vor dem Hause des Ministers am 30. Maͤrz versammelt, um der Ruͤckkehr der Deputation, die demselben so eben ihre Aufwartung machte und das an den Koͤnig ge— richtete Memorial uͤberreichte, entgegenzuharren. Endlich erschien Herr Carpenter und wandte sich sofort, unter dem jubelnden Zuruf der Menge, an die Versammlung. Er berichtete, daß Lorb Melbourne ihn mit einer Achtung und Freundlichkeit aufgenommen habe, deren sich kaum irgend ein Abgesandter einer Corporation in hoͤherem Maße erfreut haben konne. Auf seine Anfrage uͤber den Zweck der versammelten Menge, habe er ihm die Andeutung gemacht, daß diese 10,000 Menschen, welche, auf den Erfolg der Deputation begierig, sei⸗ ner Rückkehr harrten, gar deutlich und schmerzlich fuͤhlten, wie en ihren sechs unglücklichen Kollegen nur „um ein Exempel zu satuiren“, die verhaͤngte harte Strafe vollzogen werden sollte, keinesweges aber, weil sie dieselbe verdient haͤtten. Schließlich habe der Minister foͤrmlich versprochen, daß das Memorial noch an demselben Tage in den Haͤnden des Koͤnigs seyn solle. Ein lauter Beifallsruf erfolgte auf die Rede des Herrn Carpenter, worauf man ruhig auseinander ging.

Die Anzahl der in der hiesigen Hauptstadt im verflossenen Jahre (vom 11. Dez. 1832 bis zum 10. Dez. 1833) verstorbe— Fen Personen beläuft sich auf 6,577 (13, 51g Maͤnner und

„253 Frauen), mithin auf 2029 weniger als im vergangenen Jahre. Es befanden sich unter den Verstorbenen 502, die ein Alter von 80 bis 90, 167 die ein Alter von 90 bis 99 und 3 die ein Alter von 100 Jahren erreicht haben. Einer wurde 101, Einer 102, Einer 193 und endlich Einer 106 Jahr alt. Es starben unter Anderen 1150 an der Chelera, 4355 an der Schwinosucht und 574 an den natuͤrlichen Blattern. 4 Perso—⸗

398 nen wurden ermordet, 6 vergiftet, 55 kamen durch Selbstmord um und 4 wurden hingerichtet.

Nieder land e.

Aus dem Haag, 3. April. Der Koͤnigl. Hof, legt heute eine 14 taͤgige Trauer wegen des Ablebens Sr. Durchlaucht des Herigy⸗ von Anhalt⸗Bernburg an.

us unserm Feldlager wird berichtet, daß die Belgier ganz ungewoͤhnliche Bewegungen an den Graͤnzen vornehmen, die jetzt stärker besetzt sind, als seit langer Zeit. Man weiß nicht, ob dies bloße Vorsichts-Maßregeln sind, oder ob die Belgier vielleicht ihrerseits einen Handstreich beabsichtigen und die fruͤher verbreiteten Nachrichten von Ruͤstungen der Hollander nur als Vorwand dazu gebraucht haben, um sich desto unverfaͤnglicher selbst ruͤsten zu koͤnnen. t

Der Deutsche Professor F. R. Keil, der sich seit einiger Zeit hier aufhaͤlt, hat von unserem Koͤnige wegen seiner Entdek⸗ kungen in Bezug auf die Konstruirung der Magnet ⸗Nadel im Kompaß eine Belohnung erhalten.

Das Dampfboot „kActif“, Capitain Pasquet, welches die Verbindung zwischen Rotterdam, Duͤnkirchen und Havre besorgte, ist am 28. 1 nebst allen darauf befindlich gewesenen Guͤtern ein Raub der Wellen geworden. Die Mannschaft soll gluͤckli⸗ cher Weise gerettet worden seyn.

Constant Polari, auch Carrara genannt, hat gestern, dem uͤber ihn ergangenen Urtheile gemäß, oͤffentlich am Pranger ge— standen.

ö e

Bruͤssel, 2. April. Drei Bataillone des 2ten Linien⸗Re⸗ giments, von Gent kommend, sind gestern hier eingeruͤckt; sie gehen unverzuͤglich nach Loͤwen, um dort die Garnison zu bilden.

Der Independant sagt in Bezug auf die von Franzoͤsi⸗ schen Blattern gegebene Nachricht von der Verhaftung des Soh⸗ nes des Generals Quiroga: „General Quiroga hat keine Soͤhne, und er selbst hat zu Elbeuf, wo er sich aufphaͤlt, alle noͤthigen Papiere erhalten, um nach Spanien zuruͤckzukehren. Seine Abreife wird binnen wenigen Tagen statthaben.“

Drei Fuhrleute aus der Gemeinde Jemappes, die als An⸗ stifter der im Kohlen-Bezirk stattgehabten Unordnungen bezeich⸗ net sind, wurden am 39. Maͤrz durch die Gendarmerie verhaftet.

Gent, 5. April. General Daine wird heute hier erwartet; er wirs die dritte Division, deren Hauptquartier zu Alost seyn wird, kommandiren und die Brigade⸗Generale Clump und Lan⸗ germann unter seinen Befehlen haben. Das Hauptquartier des Erstern wird zu Gent, jenes des Zweiten zu Bruͤgge aufgeschla⸗ gen werden. General Magnan ist gestern nach Bruͤssel abge⸗ reist; er wird sein Hauptquartier zu Diest haben. Die Brigade des Vortrabes, die er kommandiren wird, besteht aus 4 Linien— Regimentern, dem 2. Jaͤger⸗Reg. zu Fuß, einer Batterie Artil⸗ lerie und 2 Schwadronen leichter Kavallerie.

Zu Antwerpen sind während des Maͤrz 75 Schiffe, worun⸗ ter 1 Amerikanische, 15 Belgische, 10 Englische, 13 Daͤnische, 12 Hannoversche und 15 verschiedener Nationen, ein- und 61 N,. worunter 20 Belgische und 41 fremde, daselbst ausge— laufen.

Deutsch land.

Hannover, 5. April. Durch eine landesherrliche Ver⸗ ordnung vom 26sten v. M. sind, in Folge des Militair-Erspa— rungs-Plans und der darauf gegruͤndeten neuen Organisation der Armee, wegen theilweiser Rekrutirung des Ingenieur-Corps, der Artillerie Uund der Kavallerie durch einzustellende Militair— pflichtige die naͤheren Bestimmungen getroffen. Die fuͤr diese Waffen Gattungen erforderlichen Kontingents,-Mannschaften wer— den, wie fuͤr die Fuß-Garde, aus sammtlichen Infanterie-Ba— taillons-Distrikten entnommen und durch Kommissionen ausge— wahlt. Die Dienst-Verpflichtung solcher Eingestellten dauert in Friedenszeiten sechs Jahre; wahrend dieser Zeit werden der Regel nach 1) die im Ingenieur- Corps und in der Ar⸗ tillerie Eingestellten in den ersten 13 Monaten nach dem Tage ihrer Einstellung im aktiven Dienste beibehalten, und dann gleich den Soldaten der Infanterie, außer der jaͤhrlichen einmo— natlichen Exercier-Zeit, unbesoldet beurlaubt, im sechsten Dienst— jahre aber auch nicht zur Exercice ein berufen, 27) die Einge⸗ stellten der Kavallerie in den ersten drei Jahren nach dem Tage ihrer wirklichen Einstellung fortwährend besoldet, dann aber fur die ganze noch uͤbrige Dienstzeit unberitten und unbesoldet beur⸗ laubt, fo daß sie nur fuͤr den Fall des außerordentlichen Erfor⸗ dernisses zu gewaͤrtigen haben, zum Dienste einberufen zu wer— den. Die ohne Sold beurlaubten Gemeinen des Ingenieur— Corps, der Artillerie und der Kavallerie treten, gleich denen der Infanterie, ganz in ihre buͤrgerlichen Verhaͤlenssse zuruͤck.

Bernburg, 5. April. Hier ist folgende Landesherrliche Verordnung erschienen:

Von Gottes Gnaden, Wir Alexander Karl, regierender Herzog von Anhalt ꝛc., thun kund und fügen hiermit zu wissen: Von dem Wunsche beseelt, das Wohl des Landes und unserer lieben Untertha— nen auf alle mogliche Welse zu foͤrdern, und die Regierung im Geiste Unseres nunmehr in Gott ruhenden Herrn Vaters Gnaden fort⸗ zuführen, haben Wir die Entschließung gefaßt, dem von Hochdemsel⸗ pen unterm 12. December 1832 als odberste Landes-Behoöͤrde einge⸗ setzten Geheimen Konferenz⸗Rath einen umfassendern Wirkungskreis zu geben, und demgemaͤß Folgendes zu verordnen fur noͤthig gefun⸗ den! 5. 1. Der Wirkungskreis des Geheimen Konferenz⸗Ra⸗ thes erstreckt sich nicht allein auf die im 2ten 8. der Ver— ordnung von 12. December 1832 genannten Gegenstaͤnde und Faͤlle, sondern auf alle Haus⸗, Hof⸗ und Staats⸗Angelegenheiten und uͤber⸗ haupt auf die gesammte Landes⸗Verwaltung §. 2. Fuͤr jetzt haben Wir wegen der vermehrten Geschaͤfte die Anzahl der ordentlichen Mitglieder auf Z erhbhet, und wöchentlich Z regelmäßige Sitzungen, Montags und Freitags bestimmt. S. 3. Alle an Uns gerichteten Sachen in den 1 genannten Angelegenheiten werden statt an die bisherige Geheime Kanzley, deren Geschaͤfte an den Geheimen Kon⸗ ferenz-⸗Hath übergegangen sind, an den lehtern abgegeben, und nach erfolgter Berathung in Gemaͤßheit der speziellen Geschaͤfts⸗Instrue⸗ tion, womit wir den Geheimen Konferenz⸗Rath versehen werden, Uns zur Entscheidung vorgetragen,. . 4 Alle von Uns ausgehenden und mit Unserer Namens-Unterschrift versehenen Gesetze, Verordnun⸗

en und sonstige Verfuͤgungen und Resolutionen sollen zum Beweise, daz 6; instructionsmäßig berathen worden sind, und daß Uns daruͤberpflicht⸗

maͤßiger Vortrag gemacht worden ist, mit der Kontra⸗Signatur von wenigstens 3 ordentlichen Mitgliedern des Geheimen Konferenz⸗Ra⸗

thes versehen seyn. 5. 5. Wir befehlen hierdurch, sich nach dieser Unserer Verordnung wegen des erweiterten Wirkungs-Kreises des Geheimen Konferen;-Rathes überall zu achten. Urkundlich unter Unserer Hoͤchsteigenhaͤndigen Unterschrift und ,, Herzog⸗ lichen Insiegel. Gegeben Bernburg, am 30. Maͤrz 1854. . Alexander Karl, Herzog zu Anhalt.“

Der Geheime Legations-Rath Friedrich Wilhelm Ludw. Frei— herr von Salmuth und der Regierungs- Rath Karl Magnus Heinrich von Krosigk sind unterm 30. Maͤrz d. J. zu ordentlichen

Mitgliedern des Herzogl. Geheimen Konferenz-Raths ernannt worden.

Gotha, 5. April. Der Herzog Alexander von Wuͤrttem— berg, der sich seit langerer Zeit hier aufgehalten, ist nach Ko, burg abgereist.

Dresden, 3. April. Die zweite Kammer gelangte in der fortgesetzten Berathung des Budgets zu den zu Befoͤrderung der Kunste, Fabriken und Gewerbe, so wie des Handels und der Landwirthschaft in Anschlag gebrachten Summen. Es wurde hierzu fuͤr das Jahr 1833 ein Aufwand von 65,955 Rthlr. 3 Gr. 10 erfordert, unter dem sich eine Position von 20,043 Rthlr. 12 Ge. fuͤr die Akademie der bildenden Kuͤnste zu Dresden und deipjig nebst der Zeichnen⸗Schule zu Meißen, befand. Fuͤr die neue Buß gets-Periode soll dieser Aufwand um 7428 Rthlr. 8 Gr. 2 Pf sahrlich sich erhoͤhen. Die fuͤr die gedachten Kunstzwecke bean tragte Summe erregte eine besonders lebhafte Debatte. Unter den uͤber diesen Gegenstand eingeschriebenen Rednern ließ sich zu, erst der Abgeordnete v. Friesen vernehmen. Er verbreitete sch äber die Frage, ob es fuͤr einen constitutionnellen Staat und seine Vertreter angemessen sey, die Kuͤnste unter ihren besonde. ren Schutz zu nehmen, und nachdem er die guͤnstige Einwir, kung einer freien Staats-Verfassung auf das Bluͤhen der Kun behauptet, ging er auf die Bedeutsamkeit der Akademieen uͤber, und empfahl die Fortdauer der Unterstuͤtzung derselben von Ses ten des Staats, indem er schließlich den Antrag stellte: es

moͤchte bei der Staats-Regierung darauf angetragen werden,

daß kuͤnftig unbeschadet des jetzt bestehenden Verhaͤltnisses es alß Regel aufgestellt werde, daß die General-Direction der Koͤnig⸗ lichen Kabinette und Sammlungen mit der der Kunst⸗-Akademieen im ganzen Lande in einer Person vereinigt werden moͤchte. Der Abgeordnete Runde bemerkte dagegen: Wenn als erste Positigh zur Unterhaltung der Kunst-Akademie in Dresden, Leipzig und Meißen die Bewilligung einer Summe von jaͤhrlich 20,000 . beantragt worden, Und man hierzu den bereits fuͤr die Kuns— Sammlungen bewilligten Aufwand von jaͤhrlich andern 20, i Rthlrn. rechne, so zahle das kleine Land bloß fuͤr das Phantom seiner aͤsthetischen Bildung jahrlich eine Summe von (0, 600 Rthlrn., oder den 132sten Theil seiner saͤmmtlichen Einkuͤnfte. Dies trete mit einer Art von Uebermuth der schreienden Wehklage einer ziemlich allgemein empfundenen Noth, und zugleich als eint Inkonsequenz allen den Beschluͤssen der Kammer entgegen, in welchen vloß wegen mangelnder Zahlungsmittel weit dringendere Ausgaben bis auf bessere Zeiten verschoben werden mußten. Der Redner ö sich zugleich gegen die bisherige Fortdauer der Akademieen aut, indem er meinte, daß vielleicht gerade damit jenes goldene Jeit⸗ alter der Kunst zuruͤckkehren koͤnne, wo eigentliche Meister der selben, wie ein Albrecht Duͤrer, Holbein, Lucas Cranach, ihte Werkstaͤtte jungen Leuten von wirklichem Talent und Anlagen zur Kunst oͤffnete, ohne daß der Staat noͤthig gehabt, durch be sondere Akademieen dazu mitzuwirken. In einem aͤhnlichen Sinne aä⸗ußerte sich der Abgeordnete Axt, welcher den Antrag stellte, daß die Staats-Regierung ersucht werde, die Akademie der bib denden Kuͤnste in Dresden und Leipzig in ihrer gegenwaͤrtigen Gestalt nicht ferner fortbestehen zu lassen, dagegen zu Forderung hoͤherer Kunstbildung das alte vielbewährte In— stitut der Meister dermaßen wieder einzufuͤhren, daß ausgezeich, neten Kuͤnstlern Ehren-Gehalte unter der Bedingung ausgeseht wuͤrden, daß sie ihre Werkstaͤtten zur Bildung talentvoller Juͤnz⸗ linge stets offen zu halten sich verpflichteten. Diese Antraͤge wurden unterstuͤtzt. Die Kammer wandte sich jedoch zuvoͤrderst zur allgemeinen Berathung uͤber die Frage: Ob die Akadé mieen fortbestehen sollen? Der Abgeordnete v. Friesen trat wiederholt zur Vertheidigung der von ihm aufgestellten Ansicht fuͤr deren Fortbestehen und Unentbehrlichkeit auf. Der Abgeordnete Sachße suchte die Behauptung des Abgeordneten Runde zu widerlegen, daß die beantragte Position in einem so großen Mißverhaͤltniß zu den uͤbrigen Ausgaben des Landet stehe. Der Königl. Commissair v. Wietersh eim bemerkte: Man duͤrfe wohl behaupten, daß auch der Staat ein Auge, ein Ohr fuͤr die Kunst haben und auch solche Ausgaben fuͤr dieselbe tragen soll wie sie der hoͤher gebildete Mensch auch habe. Sachsen sch durch das Zusammentreffen mehrerer Ereignisse beruͤhmt durch ganz Deutschland, durch ganz Europa; es gebe keinen Staat diesseits der Alpen, welcher so reiche Kunst-Sammlungen außsu— weisen haͤtte. Als andere Staaten erst anfingen, sich aus det Barbarei zu erheben, sey Dresden schon eine Stadt gewesen, wo der Kunstsinn auf eine merkwürdige Weise vorhanden wat. Es wurde besonders scheinen, wenn die Nachwelt den Tag auff schreiben muͤßte, wo der Sinn fuͤr Kunst in der Ver sammlung der Saͤchsischen Volksvertreter aufhoͤren wuͤrde; der Genius, welcher an der Wiege bei der Geburt der Constitution gestanden, wuͤrde sich , , abwenden, wenn diese Geburt des consti tutionnellen Lebens sogleich die Todesstunde fuͤr die Kunst semn wuͤrde. Der Abgeordnete Richter (aus Zwickau) unterstuͤth die Ansicht des Abgeordneten Runde, und trug auf Wegfall der betreffenden Summe an. Der Abgeordnete Eisen stuck he— merkte: Der in der Kammer laut gewordene Grundsatz, die Kunst koͤnne keine Unterstuͤtzung des Staates nach staatswirlh schaftlichen Ansichten in Anspruch nehmen, sey eine ganz irrige Behauptung. Denn schon im 16ten Jahrhundert habe man, wie die Kunst⸗-Geschichte lehre, den Grundsatz angenommen, daß die Malerei, die Sculptur die Unterstuͤtzung des Staates erhal— ten muͤsse. Und keinesweges seyen in großen Monarchien die bildenden Kuͤnste am besten gepflegt worden; in einem kleinen Italiaäͤnischen Staate sey die Kunst zu dem hoͤchsten Flor gestiegen. Der Redner hob darauf die Bedeutsamkeit der Kunst fuͤr einen Staat wie Sachsen naͤher hervor, und erklaͤrte sich fuͤr das Fortbestehen der Akademien. Der Staats-Minister von Lindenau sagte; Un die vorliegende Berathung auf einen bestimmten Punkt hinzu leiten, bemerke er, daß die Regierung nicht entschieden darauf beharren werde, ob die Akademie der bildenden Kuͤnste dem Worte und ihrem ganzen heutigen Wesen nach fortbestehe, vitl mehr die Hand dazu bieten wolle, daß dieses Institut eine an, gemessene und zweckentsprechende Umgestaltung erhalte, daß abet die Regierung einen entschiedenen Werth darauf legen muͤss, fuͤr die Unterstuͤtzung der Kunst eine ausreichende Bewilliqung von der Kammer gemacht zu sehen. Spaͤter fuͤgte der Staatt, Minister noch die Erklarung hinzu: daß die Regierung mit den Anträgen der Deputation und mit den von derselben beabsichtigten Ersparnissen, nach welchen die Summe on 14,686 Rthlr. als Normal⸗Etat, und 1070 Rthlr. transitorischet Zuschuͤsse zu verwilligen waren, einverstanden fey, und daß di Regierung es sich dann angelegen seyn lassen werde, das Insti tut zweckmäßiger zu organisiren, als dies gegenwartig nach ihrer eigenen Ueberzeugung der Fall sey. Die Kammer beschloß hierauf, zuerst uͤber die Vorfrage abzustimmen, und erklaͤrte sich mit Ausschluß von 15 Stimmen, fü'r das Fortbestehen der Aa demie der bildenden Kuͤnste zu Dresden und Leipzig.

jn diesen Bemuͤhungen eifrigst unterstuͤtzt.

Wahrscheinlichkeit fuͤr' sich hat.

Munchen, 2. April. Gestern fuͤhrte der Oberst Baligand sein aus Griechenland zuruͤckgekehrtes Bataillon zu dem, fuͤr die m Russischen Feldzuge gebliebenen Bayern errichteten Obelisken inaus, ließ um denselben ein Viereck bilden, und hielt eine ede an die Soldaten, von denen Mehrere jenen Feldzug mit— gemacht haben, worauf das Bataillon den Gefallenen die mili— fürischen Ehren und dem Koͤnig ein dreimaliges Vivat dar—

te. rechzn Narnberger Korresponden ten liest man: „Sichern Nachrichten aus Griechenland zufolge, verhält es sich mit dem neuesten (von Franzoͤsischen Blaͤttern als blutig geschilder⸗ ten) Versuch der Partei⸗Maͤnner zur Befreiung ihrer Haͤupter selgendermaßen; Der Koͤnig Otto wollte eine Inspection über sic'Besatzung in Nauplig halten, wozu auch die aus einem poll⸗ findigen Bataillon bestehende Garnison der Festung Itzkale, ro Griva, Kolokotroni, Plapoutas und die meisten jener Hoch⸗ yerraͤther sitzen, in die Stadt hinab ziehen mußte. Diese Ge— segenheit glaubten eine Anzahl Griechen benutzen zu koͤnnen, und es zogen allmaͤlig 10 Individuen mit verborgenen Paffen in die Naͤhe der Festung, wo sie aber alle Zu⸗ nge versperrt, die Wachen verdoppelt und die Gewehre schon auf sie angelegt sahen. Sie genuͤgten der Er— mahnung, sich zu entfernen, und es ist bei diesem eit— sen Beginnen kein Schuß gefallen und keine Verhaftung vorge— nommen worden. Der Prozeß jener Staats⸗-Gefangenen ist so weit gediehen, daß demnachst Mehrere derselben unter dem Beile der Guillotine ihr Leben aufgeben muͤssen, im Interesse der Ruhe in Hellas, und zum Schrecken ihrer Anhaͤnger; die drei

oben genannten, wenn ihnen auch das Leben geschenkt werden

solte, werden das Tageslicht nicht mehr schauen. Die Regie— rung entwickelte alle Kraft und Strenge, und wird von dem gutgesnnten und zum Gluͤck uͤberwiegenden Theile der Nation Unter allen Pri— maten leuchtet der ehrwuͤrdige Miaulis hervor, ein echter ellene ohne alle Falschheit, durch Wort und Beispiel sane Landsleute zur Ordnung ermahnend. Leider ist nech eine allzugroße Zahl Solcher vorhanden, die dem wahren Bilde bes Undanks, dem Kolokotroni, gleichen, der, wegen mehrerer Verbrechen begnadigt, von dem Koͤnig taͤglich zur Tafel gezogen und, auf einem Koͤnigl. Pferde mit Königl. Geschenken stolzirend, im naͤmlichen Augenblicke auf Verrath sann. Uebrigens wird sch die Ruhe erhalten; die Bayerischen Soldaten werden allge— mein gefuͤrchtet; Beleidigungen und sogar Auspluͤnderungen, die einzelne von mehreren Griechen erlitten, wurden gebuͤhrend ver— olten. Die eingebornen Freiwilligen, den zu Muͤnchen gewor— lach an Zahl fast gleich, suchen an Geist und Ansehen mit letz— tern ruͤhmlich zu wetteifern.“ .

Wiesbaden, 1. April. Heute wurde die Versammlung der Landstaͤnde des Herzogthums mit nachstehender Rede von dem Regierungs-Praͤsidenten Moller eroͤffnet:

„Hochzuverehrende und hochgeehrte Herren! Von Sr. Durchl. dem Herzog ist mir der ehrenvolle Auftrag ertheilt vorden, die dies⸗ jͤhrige gewdhnliche Versammlung der Landstaͤnde des Herzogthums ju erßffnen. Die Natur der Sache bringt es mit sich, daß in ei⸗ nem Lande von 360,00 Einwohnern, wo alljährlich ein Landtag abgehalten wird, die Regierung, wollte sie den Vorschlag neuer Ge—⸗ setze zur Regel machen, eine Ungewißheit des Rechts- Zustandes und damit die Unbehaglichkeit erzeugen wuͤrde, welche Reformen überall . Folge haben. Der praktischen Ausbildung des Bestehenden ihre

orgfalt widmend, sehen Se. Durchl der Herzog vielmehr die Ord⸗ nung des Finanz- Haushaltes als die regelmäßige Haupt⸗Auf⸗ gabe einer sich jaͤhrlich erneuernden staͤndischen Wirksamkeit an. In Beziehung hierauf werden Sie es gern vernehmen, daß, wahrend Sie bei der vorjaͤhrigen Etats - Festsetzung er⸗ warteten, daß die Ausgaben durch die von Ihnen, hochzuverehrende und hochgeehrte Herren, bewilligten Einnahmen nicht vollstaͤndig ge⸗ deckt wurden, dennoch nach den vorlaͤnfigen Rechnungs⸗-Abschluͤssen, welche Ihnen mitgetheilt werden, die Verwaltung des J. 1833 ei— nen bedeutenden Ueberschuß liefert, welcher dem laufenden Jahre zu gut kommt. Dadurch sind denn auch Se. Herzogl. Durchl in die

ingenehme Lage versetzt, eine geringere Anforderung direkter Steuern

für das Jahr 1834 machen lassen zu koͤnnen, wie Sie, hochzuvereh— rende und hochgeehrte Herren, aus dem Ihnen zur Pruͤfung zuge⸗ stellt werdenden Landes-Exigenz-Etat, welchem auch diesmal die spe ciellsten Nachweisungen des Bedarfs und der Verwendung beigefuͤgt sind, sich uͤberzeugen werden. Kraft der mir ertheilten höͤchsien Vollmacht erklaͤre ich die Versammlung der Landstaäͤnde des Herzog— thums zu ihrer verfassungsmaͤßigen Wirksamkeit erdffnet.“

Luxemburg, 2. April. Hier sind jetzt, nach dem Bei—

spiele mehrerer Belgischen Staͤdte, freiwillige Subscriptionen

eroͤffnet worden, um durch deren Ertrag diejenigen Bruͤsseler Buͤrger zu entschaͤdigen, welche aus eigenen Mitteln die Pferde

des Prinzen von Hranien in Tervueren angekauft und dem rechtmaͤßigen Eigenthuͤmer nach Holland zuruͤckgeschickt haben.

Schweiz. Zurich, 31. März. Uri, Unterwalden nid und ob dem Wald,

Schaffhausen, Tessin und Wallis haben in ihrer Antwort auf das

Kreisschreiben des Vororts vom 22. Febr. die Wegweisung aller politi⸗ schen Fluͤchtlinge gefordert, moͤgen sie am Savoyer Zuge Antheil genommen haben oder nicht. Wallis hat außerdem die Gelegen— heit nicht unbenutzt vorbeigehen lassen koͤnnen, um seine alten Klagen gegen die Presse zu wiederholen, die Nothwendigkeit durchgreifender Maßregeln gegen den Unfug derselben darzuthun, und die Mitwirkung des Vororts bei den Standen in dieser Beziehung anzusprechen.

Bern, 1. April. Veranlaßt durch eine Bittschrift von 30 Geistlichen und auf den Vorschlag des Erziehungs-Departe— ments hin, hat der Regierungs-Rath den Kirchen-Konvent auf— dehoben, als eine in den gegenwärtigen Organismus des Staa— tes nicht mehr passende Behoͤrde. Die Abfassung von Gutach— ten in kirchlichen Sachen, die nicht der Synode selbst zukamen, war bereits fruͤher der evgngelischen Kirchen-Kommission zuge—

fallen; von den uͤbrigen bisherigen Verrichtungen des Konvents

wird die Bestellung der Vikare wahrscheinlich ebenfalls der Kir— chen Köommission, und die Pruͤfung der Kandidaten einem neu zu bestellenden Kollegium zugewiesen werden. Ferner hat der Negierungs⸗ Rath die Dekanate auf kuͤnftige Kapitels-Versamm— lung vakant erklaͤrt; aus einem dreifachen Vorschlage der Kapi— tel wird er kuͤnftig die Dekane waͤhlen, und zwar auf 6 Jahre.

Die Allgemeine Zeitung schreibt vom Genfer See i gn 20. Maͤrz: „In Genf ist endlich durch die naͤchtliche bfuͤhrung der Polen mehr Ruhe geworden, aber lange noch nicht die, welche der kleine industrielle und kommerzielle Frei⸗ staat zu seinem Leben und Gedeihen bedarf. Durch Zufam— menhalten, Vergleichen, durch reiferes und naͤheres Erwägen der Umstände ist man dort endlich zu einer Ansicht der pro— Heul ten Insurrection der giovine lialia gekommen, die alle bisherigen Widerspruͤche und Unbegreiflichkeiten aufloͤst, die . Schluͤssel zu allem bisher Dunkeln giebt, und die, wenn eich nicht aktenmahig oder urkundlich erweisbar, doch große Der Unzusammenhang, der

1 un

Mangel an Plan, Kenntniß und Einsicht bei jener insurrection⸗ nellen Bewegung, die schimpfliche Unthaͤtigkeit der Insurgen— ten, die spaͤteren Aeußerungen Ramorino's daruͤber, wiewohl nur halb ausgesprochen, der schon vier Monate fruͤher davon gemachte Laͤrm, das lange Stillschweigen und die Unthaͤtigkeit der Bernischen Regierung, deren ganz spaͤte offizielle Benach—⸗ richtigung der Nachbar-Kantone, als die le he, das Berner Land bereits verlassen hatten und schon in Waadt, Genf oder sonst wo angekommen seyn mußten; der Landungs— Moment und Landungs-Ort der Polen (fruͤh, am Morgen des 1. Februar), die in Genf fuͤr sie ausgesteckten Zeichen dies Alles zasammen genommen hat die sehr wahrscheinliche Vermu— thung entstehen lassen, daß die ganze Expedition eigentlich gar nicht zuerst auf Savoyen, sondern lediglich gegen Genf gerich— tet, und daß die Savoyische Insurrection nur dazu bestimmt war, die Aufmerksamkeit der Regierungen irre zu leiten und besonders die Genfer Behoͤrden auf einer ganz andern Seite zu beschaͤftigen, waͤhrend die eigentliche Mine in der Stadt Genf selbst springen sollte. Den Charakter der heutigen Ber— ner Regierung kennt Jedermann bei uns, so gut wie ihr Stre— ben nach Umwaͤlzung und Centralisirung der Schweiz, wo sie dann als großer und maͤchtiger Radikal-Kanton gegen die klei— neren besonnenen Kantone eine bedeutende Rolle spielen, und an der Spitze des ganzen Mouvements stehen wuͤrde, Schon als diese Regierung voriges Jahr die aus Frankreich mit be— waffneter Hand eingedrungenen Polen in ihrem Kanton dul— dete und pflegte, geschch es weit weniger aus uͤbelver— standener Menschlichkeit, als in der Hoffnung, diese unru— higen Koͤpfe und kampflustigen Arme später gut zu ihren Ab— sichten gebrauchen zu koͤnnen. Manche behaupten sogar, den Polen waͤren vor ihrer Ankunft indirekte Einladungen dazu von Bern aus gemacht worden. Schon vorigen Herbst war insge— heim der Plan zu der Februar⸗-Expedition gegen Genf geschmiedet worden, darum wurde im Kanton Bern und in allen Genfer Cafés laut von der Unternehmung gegen Savoyen gesprochen; bald sollten dazu Waffen, bald Kriegs-Beduͤrfnisse in Waadt und Genf bestellt seyn; Alles geschah mit auffallendem Geraͤusch, nur die Berner Regierung schien nichts davon zu bemerken. Der Plan dieser Leute war nun folgender: wir landen am fruͤhen Morgen auf Genfer Gebiet mit der ostensiblen Absicht, in Savoyen einzufallen. Die Genfer Regierung, welcher aus dieser Invasion große Gefahr erwachsen koͤnnte, wird sich ihr sogleich aus allen Kraͤften widersetzen und zu diesem Zwecke alle Truppen, deren sie im Augenblicke nur habhaft werden kann, nach dem Orte der Landung senden. Dadurch werden Genfs Thore in der nächsten Nacht unbesetzt seyn. Unsern vielen Freunden und Einverstandenen in der Stadt brauchen wir nur gegen den dunkeln Abend hin (bekanntlich kam die Waffen-Barke vom heftigen Ostwinde getrieben, statt Abends, schon in den ersten Nachmittags- Stunden an) Waffen mit einigen unterneh— menden Polen auf einer unscheinbaren Barke zu senden, die ohne Schwierigkeit in den Hafen läuft, und dann in der Nacht von unserer Partei ausgeladen wird. Diese unternimmt mit den Polen sogleich eine rasche Bewegung, besetzt schnell das Ho— tel de Ville, verändert die Regierung, setzt die schon bereiten neuen Syndiken ein, besetzt mit Leichtigkeit Arsenal, Kasernen und Artilleriepark, weil kein Widerstand da ist; die Waffen des Arsenals werden an die Befreundeten in Genf, Carouge u. s. w. vertheilt; die Thore werden stark von ihnen besetzt und nur den Einverstandenen geoͤffnet, nicht aber dem Genfer Militair, das am folgenden Tage herbeieilen mag, aber die Revolution Genfs schon abgethan finden wird und der neuen Regierung huldigen muß. Genf wird dann der Centralpunkt der Revolution der suͤdwestlichen Schweiz, Savoyens, wo dann zahlreiche und gut bewaffnete Corps von mehreren Seiten eindringen, ferner Suͤdost- Frankreichs, Piemonts u. s. w. Dieser fein angelegte Plan scheiterte an zwei Umstaͤnden. Zuerst hatte sich die Genfer Regierung nicht damit begnuͤgt, gegen die bei der Bellote gelandeten Polen die Garde Soldée zu schicken und dadurch Genf von Truppen zu entbloͤßen, sondern gegen Mit— tag des 1. Febr. ließ sie den Generalmarsch schlagen und einen großen Theil der Genfer National-Gaͤrde unter die Waffen tre— ten. Ferner ließ sie die am hellen Tage in den Hafen einge— laufene Waffen⸗Barke mit den sie begleitenden Polen arretiren. Wiewohl nun Letzteres nicht ganz gelang und die noch uͤbrigen Waffen Abends von Einverstandenen und Nichteinverstandenen nach Carouge gefluͤchtet wurden, so lähmten doch beide Um— staͤnde die Ausfuhrung des Projekts. Es war nun nicht mehr an Ueberrumpelung des Stadthauses und der andern bedeuten— den Punkte, so wie an Veraͤnderung der Reqierung zu denken, da jene Punkte nun von zahlreichen National-Garden besetzt wa— ren, die zwar vor reiflicher Ueberlegung den Polen recht wohl⸗ wollten, aber doch keinerlei innere Gewaltschritte wuͤrden ge— duldet haben. Die Hauptsache, Genfs Einnahme, der Gewinn seiner reichen Waffen⸗-Vorraͤthe u. s. w., war nun fuͤr den Au— genblick gescheitert; die Insurgenten mußten suchen Zeit zu ge— winnen ünd sich so lange wie moglich in der Naͤhe der Stadt u halten, um den Augenblick zu erwarten, wo ihre hiesigen enn, und Einverstandenen wirken und ihnen die Thore oͤff— nen konnten. Deshalb wurde die Schein-Unternehmung auf Savoyen ohne allen sichtlichen Zusammenhang, ohne allen Geist, ohne Muth und Energie gefuͤhrt, wobei man jedoch weislich dicht an der Genfer Graͤnze blieb, bei St. Julien schon zu weit von der Stadt entfernt zu senn alaubte, sich ihr daher wieder näherte, um auf den ersten Ruf dahin ziehen zu koͤnnen. Da sich aber in dieser Hinsicht bis zum 3. Morgens nichts Guͤnsti— ges ereignete, so mußte der Rückzug nach Genf ohne Waffen beschlossen werden. Aber auch jetzt gab die Partei ihre Hoffnung noch nicht ganz auf. Polen, Italiaͤner 3c. wurden den Truppen entzogen, in Carouge und in der Umgegend versteckt und zum Trotz gegen die Regierung ermuntert, bis zur Revue des 7. Febr., wo an keinen offenen Widerstand mehr zu denken war. Der groͤßte Theil mußte sogleich das Land verlassen, und nur vier— zig bramarbasirten noch einige Wochen in der Kaserne Chante— poulet, waͤhrend die mit ihnen einverstandene radikale Presse alles Moͤgliche that, um die Bevölkerung gegen die Regierung und zu Gunsten der Polen aufzuregen. Auch die Berner Re— gierung hielt es fuͤr klug, dies Ferment so lange wie moͤglich in Genf zu lassen und alle Schikanen anzuwenden, um sich der Zuruͤcknahme der Polen zu entziehen, die man, wenn nicht gerade zu dem verungluͤckten Plane ausgesendet, doch mit Rath und That unterstuͤtzt, durch langes Schweigen gedeckt und ihnen dann fromme Wuͤnsche nachgeschickt hatte. In Lausanne ist vor einigen Tagen eine sehr interessante Schrift erschienen, welche die eben geaͤußerte Vermuthung bedeutend unterstuͤtzt und dabei anziehende Einzelnheiten über die Polen-Expedition giebt. Sie enthaͤlt unter Anderm die Zusammenstellung alles Geschehenen durch die Kommission des Großraths in einem Bericht von der trefflichen Feder des Professors Monnard. Rich⸗ tig sagte der Staatsrath in seinem Berichte an den Großrath:

C'est bien réellement dans le Canton de Berne que les rè— fugiss Polonais out trämé, quant à la partie active qu'ils voulaient y prendre, le e dirigè contre les Etats Sar- des, et rien est plus inexact que de prétendre quilss ont fait cette trame dans le Canton de Vaud. Mais il y a bien plus, C'est que le gouvernement de Berne a complétement négligé de nous donner à tems connaissanee des renseig- nemens qu'il avait par devers lui sur le projet des rèéfu- fit Polonais. Si le Conseil d'Etat eut étè avisè plutot bar e gouvernement de Berne, comme il pouvait l'ètre, il aurait organisé à la frontiere du nord les mesures nécessaires pour empécher l'entree des réfugics sur notre territoire. Mais au contraire, ce n'a éié que lorsqu'ils étaient hors de cher, lui et sur le Canton de Vaud, que ce gouvernement a donné un avis absolument tardif au Conseil 4àEia. Wohl nur ihre Stellung zur Berner Regierung gab den Polen die außer dem ar zu lächerliche Frechheit, nicht nur alle Vorschlaͤge der Gen⸗ 6 und Waadtlaͤnder Regierungen mit Dunkel und Schwulst zu verwerfen, sondern zu verlangen: l'assurance du gouvernement de Berne par Geri, qu'il nous accorde un libre asile, tel que nous Favons eu avant, et que nous ne serons conduits sous escorte. . . . . Hier zeigt sich auch, daß die vor der Ex— pedition in Waadt angehaltenen Polen, Deutschen und Italiäͤ— ner ihr Ehrenwort gebrochen haben, als sie am 29. Januar zu Payerne versprachen, sogleich nach dem Kanton Bern zuruͤckzu⸗ kehren. Es wurde von ihnen folgende Schrift ausgestellt: Nous soussignès déclarons sur notre honneur que nous allous sor, lir du Canton en rêtrogradlant immédiatemeut sur Berne. Donnè pour être remis àM. le Préfel de Payerne ù Payerne, le 29, Jan- vier 1834 (8igné). Stolamann. C. Laleski. Felix Novrwo- sielski. Alle drei Ehrenmaͤnner haben jedoch am 1. Februar an der Invasion in Genf Theil genommen, haben als Theil— nehmer und Fuͤhrer der Expedition am 7., 15. und 21. Februar Adressen unterzeichnet, und sind nun wieder in ihrem lieben Kanton Bern!“

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Genua, 24. Maͤrz. Die hiesige Zeitung macht be— kannt, daß die Mannschaft der Sardinischen Bombarde „Sig— nore del Carmine“, welche im vorigen November an der Afri⸗ kanischen Kuͤste Schiffbruch gelitten hatte und in die Sklaverei der zwischen Bugia und Bona sich aufhaltenden Araber-Staͤmme gefallen war, durch Vermittelung der Sardinischen Konsular— Beamten in Bona und Algier, und nach Bezahlung einer an— sehnlichen Loskaufs⸗Summe aus dem Fonds der Marine⸗Inva— liden, wiederum in Freiheit gesetzt worden sey.

Es ist hier eine polizeiliche Aufforderung an die Einwohner ergangen, ihre Schießgewehre und andere Waffen an das Koͤnigl. Zeughaus gegen eine angemessene Verguͤtigung abzuliefern. Die k werden mit Gefaͤngniß- und Geld-Strafen edroht. J Die Akademie della Crusca in Florenz hat in einer ihrer letzten Versammlungen den ruͤhmlichst bekannten Franzoͤsischen Literaten Fauriel zu ihrem korrespondirenden Mitglied erwaͤhlt.

Rom, 27. Maͤrz. Am 22sten d. M. ist Se. K. H. der Prinz von Capua und am 2isten sin? JJ. KK. HH. der 1 und die Prinzessin von Salerno aus Neapel hier einge—⸗ troffen.

Der Koͤnig und die Koͤnigin von Neapel, so wie die uͤbri— gen hier anwesenden fuͤrstlichen Personen wohnten am Palm— Sonntage in der Sixtinischen Kapelle dem feierlichen Gottes, dienste bei, welchen der Papst durch Ertheilung des Segens und Vertheilung der Palmen eroͤffnete.

Gestern ist auch der Fuͤrst von Leuchtenberg aus Eichstädt hier angekommen.

Spanien.

Madrid, 26. Maͤrz. Die gestrige Hof-Zeitung publi— cirt sechs Dekrete der Königin vom 2ästen d. M. Durch das erste derselben wird der Staats-Rath waͤhrend der Mindersaͤh— rigkeit Donna Isabella's suspendirt, weil er, wie es in der Ver— ordnung heißt, mit dem durch das Testament Ferdinand's VII. eingesetzten Regierungs-Rath einen doppelten Rath bilde und also uͤberfluͤssig sey. Vermittelst des zweiten Dekrets werden der Rath von Castilien und der Rath der beiden Indien unter— druͤckt, und es wird fuͤr die reinen Streitsachen ein Ober-Tribu— nal fuͤr Spanien und die beiden Indien an die Spitze der rich— terlichen Hierarchie gestellt, nach Art des Franzoͤsischen Cassa— tionshofes. Durch das dritte Dekret wird das Ober-Kriegs— Conseil unterdruͤckt und fuͤr die reinen Streitsachen durch ein Ober⸗Kriegs- und Marine⸗Tribunal ersetzt. Das vierte Dekret ebt das Ober-Finanz-Conseil auf und setzt ebenfalls ein Ober—⸗ Finanz Tribunal fuͤr die Streitsachen ein. Durch das fuͤnfte Dekret wird die Aufhebung des Ober-Conseils fuͤr die militairi— schen Orden als nahe bevorstehend angekuͤndigt, sobald nur die zu diesem wech nöthigen Paͤpstlichen Bullen eingegangen seyn wuͤrden. Durch das sechste Dekret endlich wird ein Koͤnigliches Conseil fuͤr Spanien und die beiden Indien eingesetzt, mit aͤhn— lichen Befugnissen und aͤhnlicher Organisation wie der Franzoͤ— sische Staats-Rath, und in 7 den verschiedenen Ministerien bei— gegebene Sectionen abgetheilt. Diese Maßregeln sind dazu be— stimmt, den Gang der Verwaltung zu vereinfachen, die Ge— schaͤfte zu centralistren, unnuͤtze und mißbraͤuchliche Jurisdictionen abzuschaffen, die Thaͤtigkeit der Minister unabhaͤngiger und ihre Verantwortlichkeit zu keinem bloßen Schein zu machen.

Der Zustand der Provinzen ist nichts weniger als befriedi⸗ gend; aus einem Tages-Befehl vom 18. Maͤrz ersieht man, daß die Karlisten in Galizien Besorgniß erregende Versuche machen; man weiß, daß Don Carlos sich nur 6 Meilen von dieser Pro— vinz entfernt aufhaͤlt.

Das Ministerium und der Regierungs-Rath sind uͤber die Organisirung der oberen Kammer oder Kammer der proceres sehr getheilter Meinung; das Erstere will Pairs auf Lebenszeit, der Letztere dagegen erbliche Pairs-Wuͤrden. Dieser Zwiespalt hat die Mitglieder des Regierungs-Raths abgehalten, die Reise nach Aranjuez mitzumachen.

Von verschiedenen Punkten aus sind Truppen nach Portu— gal zu aufgebrochen; am 22sten ging ein Transport von 2000 Tentnern Pulver, nur von 20 Mann begleitet, nach Ciudad Rodrigo ab, und man fuͤrchtet daher, daß er unterweges von den Karlisten aufgehoben werden konnte. Am Llsten hat die Koͤnigin dem Portugiesischen Rath, Herrn Sarmento, Agenten Donna Maria's, eine offizielle Audienz ertheilt, und er soll, dem Vernehmen nach, die Erlaubniß erhalten haben, Ihrer Majestaͤt sein Beglaubigungs-Schreiben zu uͤberreichen. Man haͤlt es daher fuͤr sehr wahrscheinlich, daß die Anerkennung Donna Maria's naäͤchstens oͤffentlich ausgesprochen werden wird.

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