1834 / 100 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

mando. Man hoffte jedenfalls, daß die Insurrection keine Fort— schritte machen würde. Das Land zwischen Mexiko und Vera— cruz war mit Raäͤuberbanden bedeckt. Die Geschaͤfte sind ge— lhmt und das Geld selten.

Großbritanien und Irland.

London, 4. April. Se. Maj. haben dem Capitain John Woolmore die Ritterwuͤrde verliehen.

Als das Oberhaus am Sonnabend in einer Schottischen Appelle ions Sache zu Gericht saß, erhob sich die Frage, ob der Lorde Advokat von Schottland oder der General-Anwalt von Eng— land an der Barre den Vorrang habe; der Lord⸗Kanzler entschied sich fuͤr den Letzteren, der Dr. Lushington fuͤr den Ersteren, und da die Sache zweifelhaft stand, so ersuchte Lord Brougham die beiden Herren, sich gegenseitig in Guͤte daruͤber zu verständigen, ohne damit dem Recht des Einen oder des Anderen vorzugrei— fen; sie kamen daher uͤberein, daß der General-Anwalt dem Lord— Advokat nachstehen wolle.

Der Leeds Mercury freut sich, versichern zu koͤnnen, daß der Graf Fitzwilliam nicht, wie man fruͤher geglaubt, gegen die Zulassung der Dissenters an den Universitaͤten stimmen wolle, sondern daß er vielmehr 6 diese Maßregel sey, nur zweifle er, ob das Parlament das Recht haben wuͤrde, jene gelehrten Corporationen zur Zulassung der Dissenters zu ihren Privilegien und Wuͤrden zu noͤthigen.

Gestern Abend wurde in Charlotte-Street eine Versamm— lung der Freunde der arbeitenden Klassen gehalten, in der Dr. Wade den Vorsitz fuͤhrte; er zeigte den Versammelten an, daß man leider Sr. Maj. gerathen habe, der Petition, worin um Erlassung der uͤber die 5 Arbeiter von Dorsetshire verhaͤngten Strafe gebeten worden, kein Gehoͤr zu geben. Er las darauf folgendes Schreiben von Lord Howick vor: „Sir! Viscount Melbourne beauftragt mich, Sie zu benachrichtigen, daß die von Ihnen unterzeichnete Bittschrift zu Gunsten von James Brin und 5 Anderen, die in den letzten Sessionen der Grafschaft Dor⸗ chester wegen Abforderung gesetzwidriger Eide zu siebenjähriger Deportation verurtheilt wurden, dem Koͤnige pft ht nl vorge⸗ legt worden ist, und daß Se. Maj. nicht geruht haben, irgend einen Befehl in dieser Beziehung zu ertheilen.“ Diese Mittheilung erregte große Unzufriedenheit in der Versammlung. Dr. Wade empfahl ihr Festigkeit an und rieth ihr, daß sie sich, jedoch ohne Gewaltthaͤtigkeit, bemuͤhen solle, die jetzigen Minister zu stuͤrzen. Auch wurde der Beschluß gefaßt, daß man sich nun direkt an die Person Sr. Maj. wenden wolle.

Die Nachricht, daß der Herzog von Broglie und der Gene— ral Sebastiani ihre Entlassung genommen haͤtten, welche heute fruͤh hier bekannt wurde, veranlaßte ein momentanes Sinken der Fonds; doch da man allgemein die Ueberzeugung hegte, daß, wenn auch der Herzog von Broglie und der General Sebastiani nicht zu bewegen seyn sollten, ihre Stellen im Ministerium wie— der einzunehmen, eine etwanige Personal⸗Veraͤnderung desselben den friedlichen Charakter des Franzoͤsischen Kabinets nicht aͤndern wurde, so besserten sich die Preise bald wieder, und es wurden gegen Ende der Boͤrse ansehnliche Partieen gekauft.

Auf dem Kap ist ein Verein von Kolonisten zusammenge— treten und hat eine Bittschrift an Se. Masestaͤt entworfen, worin um die Erlaubniß zu einer Ansiedelung am Port Natal auf der Ostkuͤste von Afrika nachgesucht wird. Die dortige Ge— gend soll nämlich zum Ackerbau sehr geeignet seyn, und die Nahe der See, so wie die Beziehung zu den benachbarten Volksstaͤmmen, wuͤrde, wie man glaubte, die Mittel zur An— knuͤpfung eines bedeutenden Handels nach innen und außen dar— bieten. Im letzten Vierteljahr von 1833 sind vom Kap fuͤr 24,916 Pfund Produkte nach Großbritanien, fuͤr 2953 Pfd. nach St. Helena, fuͤr 8i63 Pfd. nach Mauritius, fuͤr 663 Pfd. nach Ostindien, fuͤr 2208 Pfd. nach Suͤd⸗Amerika, fuͤr 5137 Pfd. nach Neu⸗Suͤd⸗Wales, fuͤr 240 Pfd. nach Hamburg, fuͤr 1459 Pfd, nach Java und fuͤr 200 Pfd. nach der Insel Ascension, zusammen also fuͤr 6,217 Pfd., ausgefuͤhrt worden Die Aus— fuhr anderer nicht in der Kolonie erzeugter Artikel beltef sich im Ganzen auf 5712 Pfd.

Nieder lande.

Aus dem Haag, 5. April. In der gestrigen Sitzung der zweiten Kammer der Generalstaaten machte der interimisti⸗ sche Minister der auswaͤrtigen Angelegenheiten, Baron von Zuy⸗ len van Nyevelt, die von ihm versprochenen offiziellen Mitthei⸗ lungen uͤber den gegenwaͤrtigen Stand der Hollaͤndisch⸗Belgi⸗ schen Angelegenheit. Er berief sich zu Eingang seiner Rede auf den am 24. Oktober 1833 erstatteten Bericht an die Kammern uͤber die damaligen Unterhandlungen wegen der freien Verbin⸗ dung mit Mastricht Hollaͤndischer Seits und der freien Maas—⸗ Schiffahrt Belgischer Seits und legte als das Resultat der Un⸗ terhandlungen den (bereits bekannten) Zonhofener Vertrag vom 18. November 1833 den Generalstaaten vor. Er ging sodann auf die Verhaͤltnisse Hollands zu Oesterreich, Rußland und Preußen uͤber, welche Staaten durch ihre hiesigen Gesandt⸗ schaften dem Koͤnige unzweideutige Beweise ihres Wohlwollens gegeben hätten. Die besondere Mission des Fuͤrsten von Schwar— zenberg zu Ende des vorigen Jahres, hatte einen doppelten Zweck: ü) die Absendung der Gesuche des Koͤnigs an die Agnaten des Hauses Nassau und an den Bundestag um deren Einwilligung in die Abtretung eines Theiles von Luxemburg, zu beschleunigen und 2) die Unterhandlungen zur Herbeifuͤhrung eines Definitiv—⸗ Traktates wieder anzuknuͤpfen, welche durch das Verlangen der Londoner Konferenz, daß jene Gesuche vor allen Dingen anzubringen seyen, unterbrochen worden waren. Obgleich nun der König sich niemals geweigert hatte, jene durch die Wiener Schluß⸗-Akte und den Nassauischen Erb-Vertrag vorgeschriebenen Bedingungen zu erfuͤllen, so hatte er doch den Stand der Unterhandlungen zur Herbeifuͤhrung eines Definitiv-Traktates nicht fuͤr hin langlich vorgeruͤckt gehalten, um damals schon die vorerwaͤhnten Gesuche zu erlassen. Endlich aber habe er den Vorstellungen des Oester— reichischen Gesandten nachgegeben und am 3. November wurden die desfallsigen Noten expedirt, die am 7. November in Bibe— rich und am 15ten in Frankfurt abgegeben wurden. Der Koͤ—⸗ nig Großherzog erklärt darin unverholen, er koͤnne weder seinen Agnaten noch dem Deutschen Bunde fuͤr die abzutretenden Lan— destheile eine Territorial⸗Entschaͤdigung gewaͤhren, was ihn jedoch nicht verhindern werde, seinen Verpflichtungen als Bundesglied und als Agnat auch ferner nachzukommen, wenn man die ihm in dieser Qualitaͤt zustehenden Privilegien unverletzt lassen wolle. In derselben Sitzung des Bundestages vom 15ten wurden nun von der Mehrzahl der Bundes⸗-Glieder Einwen“ dungen gemacht, die sich im Wesentlichen in folgende Frage zu— sammenfassen lassen: „Warum sollte der Stand der Unterhand⸗ lungen nicht gestatten, daß eine Territorial-Entschaͤdigung fuͤr die abzütretenden Landestheile dem Bundes,Gebiet einverleibt werde?“ Diesen Einwendungen gemäß wurde eine Note an den Koͤnig beschlossen, und Letzterer antwortete auf jene Frage durch eine

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andere Note, welche zwar sofort nach Frankfurt expedirt wurde, aber wegen der Abwesenheit mehrerer Bundestags⸗-Gesandten erst am 8. Januar 1834 eingereicht werden konnte. Auf das am 7. November in Biberich abgegebene Gesuch des Koͤnigs Groß— herzogs konnte der Herzog von Nassau wegen der Abwesenheit seines Bruders, des Punzen Friedrich, nicht sogleich Antwort ertheilen; erst am 18. Januar d. J, erhielt unser Gesandter in Frankfurt dieselbe; auch sie fiel ablehnend aus, und so sah sich der Koͤnig Großherzog in die Unmoͤglichkeit versetzt, die erforder⸗ liche Einwilligung zu der Abtretung eines Theils von Luxemburg zu erlangen, die nach der Wiener Schluß-Akte nur durch Stim⸗ men⸗-Einheit der Bundes-Glieder herbeigefuͤhrt werden kann. Sobald unser Kabinet die erforderlichen Gesuche im November in Frankfurt und Biberich eingereicht hatte, glaubte es hiermit die von der Londoner Konferenz gesetzten Bedingungen erfuͤllt zu haben und verlangte bei derselben die Wie— deraufnahme der Unterhandlungen wegen des Definitiv— Vertrages; da trat England mit der Behauptung auf „nicht die Einreichung der Gesuche sey es, was die Konferenz verlangt habe, sondern das Resultat derselben, nämlich die wirkliche Ein⸗ willigung des Bundes und der Nassauischen Agnaten im Uebrigen sey es ja leicht, in Limburg eine Territorial⸗Entschaͤdi⸗ gung fuͤr die Letzteren zu finden.“ Diese Forderung des Eng⸗ lischen Ministers wurde in einer am 6. Februar d. J. gehalte⸗ nen Konferenz aller fuͤnf Maͤchte, von England und Frankreich wiederholt. Der Minister bemuͤhte sich nun in seinem ferne— ren Vortrage die Unbilligkeit dieses Forderung darzuthun, und namentlich aus einem Art. des 12. Protokolls der Konferenz nach⸗ zuweisen, daß man damals den einen Theil von Limburg, als eine sehr wichtige Besitzung dem Koͤnige von Holland zugespro— chen und dadurch die Ansicht an den Tag gelegt habe, daß die— ser Theil von Limburg durchaus nicht vom Koͤnige als Entschaͤ— digung an den Bund herausgegeben werden koͤnne; wenn man also, setzte der Minister ferner auseinander, uns den Vorwurf mache, die Unterhandlungen verzoͤgert zu haben, so sey dies ein Vorwurf, der mit viel groͤßerem Recht den Hoͤfen von England und Frankreich gemacht werden koͤnne; der Koͤnig habe viel—

mehr, um endlich ein Resultat herbeizufuͤhren, sich zu neuen Schritten bei den Nassauischen Agnaten entschlos⸗ sen und zu dem Zweck den Grafen Reeden mit einer

besonderen Mission nach Biberich gesandt, wo auch Abgeordnete DOesterreichs und Preußens eintreffen wurden. Trotz aller dieser Bemuhungen und Opfer von Seiten der Hollandischen Regie— rung herrsche dennoch bei Mehreren ein großes und ungerechtes Vorurtheil gegen dieselbe, ein Vorurtheil, welches so weit gehe, daß sogar eine benachbarte Macht, mit der wir immer im besten Vernehmen zu bleiben gesucht haben (Großbritannien), neuer— lich durch ihren hiesigen Gesandten Fragen an das Haager Ka⸗ binet gerichtet, die lediglich auf erdichteten Thatsachen beruhen. Der Redner verlas nun eine ihm zugestellte (von ihm am 29. Maͤrz beantwortete) Note des Englischen Gesandten vom 27. Maͤrz, in welcher auf die mehrerwähnten Truppen⸗Bewegungen der Hollaͤnder, die unter den gegenwärtigen Verhaͤltnissen nicht als bloße Defensiv⸗Maßregeln angesehen werden konnten, hingewiesen und auf die Frage Antwort verlangt wird: „ob es wahr sey, daß die Streitkraͤfte Sr. Niederlaͤnd. Majestaͤt zu Wasser und zu Lande aufs Neue an der Belgischen Graͤnze concentrirt werden, und wenn dem so sey, zu welchem Zweck dies geschehe?“ Die Antwort des Barons von Zuylen vom 29sten v. M. geht dahin, daß, so sehr auch das Benehmen der Belgier geeignet sey, Vor⸗ sichts-⸗ Maßregeln von Seiten der Hollaͤnder zu rechtfertigen, diese doch noch nicht geglaubt haben, sie ergreifen zu muͤssen, daß da— her die Flotte af der Schelde noch nicht vermehrt, diese viel— mehr, nachdem sie in andern Hafen uͤberwintert habe, an ihre ge— woͤhnliche Station zuruͤckgefuͤhrt, daß auch die Land-Armee in ihren vormaligen Kantonnirungen verblieben, auf keine Weise verstarkt worden, und somit von einer Concentrirung an der Bel— gischen Graͤnze gar nicht die Rede sey. „Ich habe Ihnen, edelmögende Herren, diese Mittheilungen gemacht so schloß der Minister seinen Vortrag um Ihnen einen Beweis von dem loyalen Benehmen der Niederlaͤndischen Regierung zu ge— ben, die keine Oeffentlichkeit scheut.“

Der Prinz-Feldmarschall ist am 2ten d. M. in Tilburg angekommen und schon am 3Zten d. wieder nach dem Haag zu— rückgekehrt. Se. K. H. werden jedoch in der Haͤlfte dieses Monats abermals im Hauptquartier erwartet.

Im Theater von Mastricht wurde am 2ten d. M. von da— sigen Dillettanten, worunter sich namentlich an 30 Damen der Stadt befanden, eine große Musik zum Besten der Ueber— schwemmten in Nord⸗Brabant aufgefuͤhrt.

Nachrichten aus Padang zufolge, ist daselbst am 24. Nov. v. J. ein heftiges Erdbeben verspuͤrt worden, welches an 19 Minuten dauerte. Das Wasser wurde dabei so stark bewegt, daß es sich weit uͤber die Ufer ergoß. Die meisten Haͤuser zu Padang haben gelitten; mehrere stuͤrzten ein, die Heerstraßen und Kuͤsten⸗Daͤmme sind geborsten, doch ist gluͤcklicher Weise kein Mensch dabei ums Leben gekommen.

e en.

Bruͤssel, 4. April. Der Baron von Normann, Offizier im Dienste Sr. Maj. des Kaisers von Oesterreich, ist vorgestern hier angekommen; er wird unverzuͤglich nach dem Haag abreisen.

Der General Niellon ist in Kriegs-Disponibilitaͤt gesetzt worden.

Gent, 2. April. Nach einer Depesche des Kriegs-Mini— sters werden die Milizen von 1834, mit Ausnahme der Stell— vertreter, die gleich in Dienstthaͤtigkeit gesetzt werden sollen, als Reserve in ihrer Heimath bleiben.

Deut schlan d.

Schwerin, 4. April. JJ. KK. HH. der Erbgroßher— zog und die Erbgroßherzogin sind am 1sten 2. M. von Lud⸗ wigslust hier eingetroffen und werden, dem Vernehmen nach, bis zum Anfange des Mais hier verweilen.

Kassel, 6. April In der hiesigen Zeitung liest man: „Von den manigfachen Forderungsanspruͤchen, die noch aus dem aufgelbͤsten Königreiche Westphalen herruͤhren, ist es endlich den thaͤtigen Bemuͤhungen des Bevollmaͤchtigten in diesen Angelegen⸗ heiten, Dr. P. W. Schreiber, gelungen eine jener Reclamatio— nen ihrer Anerkennung zuzuführen. Die ehemaligen Staats— Diener in Kurhessen, erhalten gegenwartig ihre in damaliger Zeit b aar geleisteten Cautionen, sammt Zinsen vom Tage der Uebernahme, zuruͤckbezahlt, welche Entschaͤdigungen auch bereits theilweise stattgefunden haben; waͤhrend indessen die zu gleichem Anspruche berechtigten Cautionaire, die ihre Dienst-Garantieen in Westphaäͤlischen Staats-Papieren eingelegt, sich bis jetzt noch keiner Beruͤcksichtigung erfreuen durfen. Bei dem regen Eifer des gedachten Bevollmächtigten steht uͤbrigens zu erwarten, daß auch diese Angelegenheit hoffentlich bald zu einem erwuͤnschten Resultate gelangen wird, was ruͤcksichtlich der westphaͤlischen Do⸗

matnenkaͤufe in Kurhessen nunmehr ebenfalls wohl mit Gewiß, heit vorauszusetzen ist, da eine Kommisston zur Regulirung se⸗ ner Anspruͤche niedergesetzt worden. Wie man vernimmt, so ist Hr. Dr. Schreiber von seinen zahlreichen Kommittenten drin, gend veranlaßt, die noch unerledigten aus dem Koͤnigreiche West phalen herruͤhrenden Anspruͤche aufs neue bei dem versammelten Kongreß in Wien persoöͤnlich zu betreiben.“

Munchen, 4. April. Das Rauch'sche Monument, wel ches dem König Maximilian Joseph die hiesige Buͤrgerschaft er, richten laßt, wird nächstens aufgestellt und am 27. Mai, dem Geburtstage des hochseligen Koͤnigs und dem Tage Der Consth tutions⸗Verleihung, feierlich enthuͤllt werden. König Maximilian erscheint in sitzender Stellung und die Verfassung verleihend umgeben von der Bavaria und Justitia. Dies Denkmal geht aus der Erz-Gießerei des Herrn Stiegelmayer, des Errichten des Obelisken, hervor.

Dem Vernehmen nach (heißt es in der Allgemeinen Zeitung) wird in der gegenwartigen Bayerischen Stände, Versammlung die Ausfuhrung des Kanals zur Verbindung de Donau mit dem Main und Rhein zur Sprache kommen. Df Plane und die Kosten-Berechnungen dafur sind seit drei Inh ren vollendet, und auf Allerhoͤchsten Befehl von dem Verfassr derselben, dem Ober-Baurathe Frhrn. v. Pechmann, bekannt ge macht worden.

Man hat bestimmte Nachricht, daß sich die Regierung beide Sicilien auf diplomatische Verwendung des Bayerischen Min steriums bewogen gefunden hat, den doppelten Eingangs⸗Zoll hi dem Eintritt in die Neapolitanischen Staaten auf Bayerish⸗ Fabrikate nicht ferner mehr auszudehnen, und daß die Intern senten desfallsigen Anstaͤnden nur durch vollkommen legale Za nisse, die nach Vorschrift des Ministeriums von den Polizeb⸗h hörden uͤber den Bayerischen Ursprung ohne Zoöͤgerung auth stellen sind, zu begegnen haben.

Der Anwalt Golsen aus dem Rhein ⸗Kreise ist bereits hie angekommen, so wie auch schon mehrere der ersten Z8 Unzer— zeichner der Protestation gegen die Bundes-Beschluͤsse, die an Hetn d. vor dem When oeg' e zu erscheinen haben.

Freiherr von Closen verweilt auf seinem Gute Gern, eint Viertelstunde von Eggenfelden gelegen, ohne daß ihn, wie ma irrig glaubte, ein Gendarm bewacht; auch ist der Stadtgericht Rath Schiffmann, welcher demselben das Geleite dahin gi, wieder hierher zuruͤckgekehrt. Die Freilassung geschah nicht g gen Cautions-Leistung, sondern auf Antrag des Unter suchunft— Gerichts, durch Entschließung des Appellations-Gerichts in Lanüt— 94 Der Spruch des obersten Gerichtshofes wird demnäch erfolgen.

Oesterreich.

Wien, 29. Maͤrz. Zu Anfange dieser Woche hat in Königl. Bayerische Minister beim Deutschen Kongresse, Hr. vn Mieg, eine Privat-Audienz bei Sr. Majestaͤt dem Kaiser gehabt.

Vorgestern, am Gruͤn-Donnerstage, verrichtete J. Maß. di juͤngere Koͤnigin von Ungarn im Namen J. Maj. der Kaisern wie gewohnlich die Fußwaschungen an zwoͤlf alten armen Min nern und eben so vielen Frauen. Von den dabei zugelassenen Maͤnnern zaͤhlte der aͤlteste 101, der juͤngste 8t, und alle zwös zusammen 10619 Jahre. Von den Frauen zahlte die aͤlteste g, die juͤngste 85, und alle zwoͤlf zusammen 1075 Jahre.

Die Konferenzen der Deutschen Minister haben seit der Ankunft des Herrn Ancillon eine große Lebhaftigkeit erhalten. Es finden haͤusige Sitzungen statt, und man glaubt, daß saͤmm liche Propositionen laͤngstens mit Ende des Monats April em schieden seyn werden.

Italien.

Rom, 25. März. (Allg. Zeitung.) Wenn man nach din Roͤmischen Zeitungs⸗-Blaͤttern, die bekanntlich unter strenger Au sicht stehen, urtheilen darf, so scheint aus ihrer Unparteilichltn in den Nachrichten aus Spanien und Portugal zu folgen, af die hiesige Regierung keinem der streitenden Theile einen Vn zug geben will. Man erwartet, wie die Sachen sich dort stalten, um darnach mit den Nordischen Hoͤfen vereint Entschluͤsi zu fassen. Daß man aber dabei von hier aus thaͤtig wirkt, un das Wohl der Kirche nicht sinken zu lassen, ist ganz natuh. gemaͤß, so wie der Wunsch sich auch ganz offen aus sprich daß man auf der Pyrenaischen Halbinsel die fruͤhere absolut Regierungsform der neuen vorziehen moͤge. Uebrigens nit man sich an so Manches gewöhnen muß, weil es die Zelt

mit sich bringen, so wird man auch in Zukunft sich mit den

Gedanken vertraut machen, in der Pyrenaͤischen Halbinsel coh (

stitutionnelle Regierungen zu sehen, vorausgesetzt, daß dleseltn nicht so ruͤcksichtslos verfahren, als die Cortes von 1821 hi Aufhebung der Kloͤster. Die Paͤpstliche Regierung harmonmn jetzt auch besser mit Frankreich, als fruͤher; man sieht in Ende ein, daß es doch wuͤnschenswerther sey, Ludwig h lipp am Ruder zu sehen, als irgend eine Faction, die gewiß nicht so friedliebend auftreten wurde. Nach den Juli, Tagn machte jede Nachricht aus Frankreich Aufsehen, bei sedtt Emeute glaubte man hier, es sey um Ludwig Philipp gt schehen, und Karl X. sey schon auf dem Wege nach Pati, Jetzt, da man sich uͤberzeugt hat, daß der ruhige Buͤrger und uͤberhaupt der groͤßte Theil der Franzoͤsischen Nation keine Vet aͤnderung will, ist man zufrieden, wenn nur keine schlinmen Nachrichten aus Frankreich kommen. Die Liberalen in ganß Italien denken natuͤrlich nicht so von dem Koͤnige der Flanzt— sen; mit Recht oder Unrecht wird ihm ihr ganzes Unglück ais gebürdet; er fey es gewesen, der sie hintergangen, er habt s zu dem Revolutions-Versuchen verleitet und nachher ohne die ven sprochene Hülfe gelaffsen. Ueberhaupt haben die Franzosen h Italien jeßtt so viele Gegner, als früher Freunde. Keiner ul den Lockungen von Paris her mehr Glauben schenken, und ma faͤngt an zu reflektiren, wie viel Unheil den Italiaͤnern von grun reich seit der ersten Revolution zugegangen sey.

Die Ankunft des Koͤnigs von Neapel war hier ganz ung wartet; erst denselben Tag, kurz vor ihm, kam der Papsllth Nuncius in Neapel, Monsignore Graf Ferretti, fruͤher Bischt in Rieti (der bei Vertheidigung dieses Platzes wider die Insin genten so viel Muth zeigte mit Courier-Pferden hier an, im benachrichtigte zuerst den Papst von der nahen Ankunft bes Koͤnigs. Das Zusammentreffen der Koͤniglichen Familie zit zu manchen Vermuthungen Anlaß, und so erhaͤlt sich auch dl Gerücht, des Königs Bruder, der Prinz Karl von Capua, eth. sich mit der zweiten Tochter des Koͤnigs Ludwig Philipp ve mählen. Sehr viele Neapolitanische Familien sind, seit di Koͤnig in Rom ist, hier angekommen, auch der Kais. Destertti chische Gesandte in Neapel.

Man spricht im Publikum wieder von einer neuen ahsu schließenden Anleihe, nur ist man noch nicht einig, mit wem.

wenn er im Stande ist, Santarem im Norden enger zu

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Portugal. Der Londoner Courier theilt noch folgendes Privat. Schreiben aus Pernes vom 13. Maͤrz mit: „Die beiden Ar— meen stehen noch immer vor Santarem und schauen einander

se nehmen fast noch dieselben Position ein, wie am Abend des 9 dib ucßẽ, und beide scheinen sich auf die Defensive beschraͤn,

u wollen. ill klug gehandelt, denn es waͤre tollkuͤhn, wenn er einen

ihm am 18ten v. M. beigebracht wurde, mußte ihn belehren, daß er es Kunden zu thun habe, obgleich q Pedroisten der Verlust nicht unbe— deutend war. ich das letztemal an Sie schrieb 4. Maͤrz), habe ich aus Saldanha's Bericht uͤber

zas Treffen ersehen, daß ich Recht hatte, wenn ich sagte, daß beide Theile großen Muth gezeigt hätten. Waͤre derselbe An— riff auf einen Punkt ausgeführt worden, wo mehr von den slibon ier Freiwilligen standen, so glaube ich, sie hätten sich sum i e ng gendthigt gesehen. Saldanha hatte 4 oder 5 von hen besten Regimentern bei sich, und es wurde ihnen schwer ge— ug, das Terrain zu behaupten. Eine Bemerkung in Saldan⸗ as Bericht ist unrichtig, wie ich ganz bestimmt versichern kann, nämlich die, daß an diesem Tag ein Bataillöen oder Corps Spa— nischer Soldaten in Uniform an dem Gefecht Theil genommen habe, und daß Einer davon zum Gefangenen gemacht wor— den sey. Dom Miguel hat sehr wenig Spanier in seinem Dienst, und sie befinden sich nicht beisammen, sondern sind in ver— schiedene Regimenter zerstreut und tragen auch nicht Spanische Unisrm. Die Miguelisten bedienen sich der Unthaͤtigkeit des eindes, um Getraide⸗-Vorraͤthe zusammenzubringen. Sie kaufen

dieselben von Auslaͤndern, und wenn ihnen die Geldmittel nicht ausgehen, so koͤnnen sie sich auf diesem Wege so viel verschaffen, alz sie brauchen. Zu Abrantes allein ist ein Vorrath auf zwei Monate fuͤr die ganze Armee. An Futter fuͤr die Kavallerie ist etwas Mangel, und man duͤrfte sich bald gensthigt sehen, den pferden Gras zu geben; dies würde ihnen aber nicht taugen, enn sie schweren Dienst zu verrichten haben, Die Lebensmit⸗ tel aller Art sind jetzt in Santarem sehr wohlfeil, da viel Maul⸗ eseltreiber dorthin zu Markte kommen; aber den Soldaten kann das wenig helfen, weil sie kein Geld haben, und bei der schlechten Verwaltung des Kommissariat⸗Departements sind die Nationen sehr lärglich und werden nicht regelmäßig verabreicht. Der Brigade⸗ General Rebocho und zwei oder drei andere Offiziere sind nach dem Norden abgeschickt worden, um Rekruten auszuheben. Sie haben schon einige nach Santarem geschickt, und man erwartet nächstens noch mehr. Knaben von 15 und 16 Jahren werden angeworben und an einander gebunden ins Hauptquartier ge— sandt. Den Magistrats-⸗Beamten ist der Befehl zugegangen, daß sie entweder auf dem Wege der Anleihe oder freiwilliger Gaben Geld aufbringen sollen. Am ten langten in Santarem 6 Maulesel, mit Silber beladen, von Coimbra an, in dessen Um— gegend man das Geld gesammelt hatte. Wenn Dom Pedro 5 6000 Mann nach Alemtejo senden kann, die ihr Quar— tier in der Naͤhe von Almerim nehmen koͤnnten, und

umschließen, so koͤnnen wir dem Schluß des Dramas entgegensehen, denn sobald Dom Miguel von jenem Haltpunkt vertrieben wird, muß ihm alle Hoffnung entschwinden, wenn er auch den Kampf vielleicht noch einige Monate in die Lange jehen kann. Am Morgen des 5ten d. gegen Uhr ruͤckte eine ruppenzahl von Leiria in Aldea de Cruz ein, zum großen Schrecken einiger dort stationirten royalistischen Freiwilligen, von denen 25 oder 30 zu Gefangenen gemacht und 5 auf der Flucht erschossen wurden. Nachdem jene Truppen einige Stun— den dort gerastet hatten, kehrten sie mit Mehl und anderen Le— bensmittein, die sie in dem Regierungs-Magazin vorfanden, nach Leiria zuruͤck. Leiria ist jetzt gut befestigt und hat eine starke Garnison; zahlreiche Freiwillige haben sich daselbst ein⸗ gefunden, und Dom Miguels Truppen haben keine Aussicht, den Ort zu nehmen. In den letzten Tagen haben unter Dom Pedros Truppen einige Desertionen stattgefunden, besonders unter den Ausländern; sie erhalten ein Jeder einen halben Moidor, wenn sie in Dom Miguel's Hauptquartier ankommen. Am 10ten gingen 2 Deutsche und 1 Portugiese nach Santarem zu den Miguelisten uͤber, und am folgenden Tage 2 Franzosen. Die Infantin Isabella Maria befindet sich jetzt zu Almarine; Dom Miguel begiebt sich oͤfters dahin; er liebt noch immer die Vergnuͤgungen ünd geht fast täglich auf die Jagd oder zu ei— nem Stiergefecht. Das Wetter ist zum Jagen sehr guͤnstig; in der letzten Woche jedech war es beinahe so heiß wie im Som— mer. Es sind drohende Anzeichen da, daß Portugal im näͤch— sten Winter von einer Hungersnoth heimgesucht werden wird. Viele Einwohner befinden sich schon in der groͤßten Noth.“

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Berlin, 10. April. Am gestrigen Tage erreichte der Koͤ— nigliche wirkliche Geheime Staats-Minister, General der In, fanterie ꝛcd, Herr Graf von Wylich und Lottum Excellenz, ein . Jahrhundert seiner mit Ruhm und Ehre gekroͤnten

lenstlaufbahn. Wenn schon ein bedeutungsvolles Ereigniß der Art an sich die lebhafteste Theilnahme erweckt, so wird diese durch das hohe Verdienst und die Tugenden des Gefeierten noch mehr gesteigert. Ehrenvoll und umfassend war der Standpunkt, auf welchem im Kreislaufe der Zeit in mannigfachen und schwie— rigen Verhältnissen zu wirken, derselbe durch Allerhoͤchstes Ver⸗ trauen berufen war. Mit der ruͤhmlichsten Hingebung vollzog er treu Königliche Befehle; an der Hand der Vorsehung, die ihn durchs Leben führte, befoͤrderte er Gutes und Edles; sein Name reiht sich an die Namen der um die theuersten In— teressen des Vaterlandes verdienten Staatsmänner. Es ist hier nicht der Ort, die Resultate der Theilnahme des Gefeierten an der Staats-Verwaltung hervorzuheben; sie sprechen fuͤr sich selbst, noch mehr aber bestätigt sie die Huld des hochverehrten gelieb— ten Monarchen. .

Seine Majestaäͤt der Koͤnig geruhten, den fruͤheren Bewei— sen Allerhöͤchstihrer Zufriedenheit zum Andenken des Tages und als exrneuertes Zeichen Allerhoͤchstihrer Gnade, dem Herrn Jubilar ein kostbares Tafel-Service zustellen zu lassen; dasselbe ist, mit Kunstsinn und Geschmack geordnet, aus den Werkstaͤt— , der hiesigen Koͤniglichen Porzellan-Manufaktur hervor—

ngen.

Seine Köoͤnigliche Hoheit der Kronprinz und die uͤbrigen Nitglieder des Königlichen Staats-Ministeriums bezeigten dem Jubilar in einem Gläckwuͤnschungs⸗-Schreiben ihre lebhafte Theil— nahme und verehrten ihm zur Erinnerung an dieses frohe Ereig—

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407 rischem Marmor, in vorschreitender Stellung, in der darreichen⸗ den Rechten den Eichenkranz, in der linken einen Blumenkranz, mit dem Oelzweige umwunden; die ganze Figur steht auf einer Saͤule von Porto venere, einer der vorzüglichsten dunkeln Mar— mor⸗Arten Italiens. An der Kapitäl⸗Platte liest man die Worte:

„Dem Staats-Minister, General der Infanterie,

Grafen von Lottum am g. April 1834. weiter unten folgende Inschrift:

Kampf ist der Sterblichen Loos, und die Schuͤtzerin Brenni— scher Heimath

Reicht nur dem kaͤmpfenden Mann ihrer Bekraͤnzungen Preis,

Sey es der Schlacht Lorbeer, sey's friedlicher Tugenden Oel— zweig,

Frisch, von Geschlecht zu Geschlecht schmuͤckt er die Saͤule des Ruhms.“

Auch die Beamten des Staats-Ministerial-⸗Bureaus hatten sich vereinigt, dem Jubilar ihre ehrerbietigen Gluͤckwuͤnsche in einem der Wuͤrde und Bedeutung des Tages entsprechenden Ge— dichte darzubringen.

Der Köoͤnigliche Staats-Rath, die Ministerien und andere Central-⸗Behoͤrden bezeugten dem Herrn Jubilar schriftlich ihre Theilnahme; auch ist eine große Anzahl von Gluͤckwuͤnschen von den Behoͤrden und Einwohnern der Haupt- und Residenzstadt eingegangen; nicht minder sind demselben aus allen Theilen der Monarchie, von Civil- wie von Militair-Behoͤrden und einzel— nen Verehrern desselben, die lebhaftesten Gluͤckwuͤnsche gezollt worden.

Die Stadt Berlin verlieh dem Herrn Jubilar das Ehren— Buͤrgerrecht durch Ueberreichung des vom Tage des Jubelfestes datirten Buͤrgerbriefes.

Die juristische Fakultat der hiesigen Friedrich⸗Wilhelms-Uni— versitaͤt uͤberreichte dem Gefeierten das Ehren-Diplom der juri— stischen Doktor⸗Wuͤrde.

Die edle Einfachheit und geistige Gemuͤthlichkeit, welche die Handlungen des Herrn Jubilars auszeichnen, bestimmte ihn auch diesmal, sich jeder oͤffentlichen Feierlichkeit und persoͤnlichen Begluͤckwuͤnschung zu entziehen, um im Kreise der Seinen sich Betrachtungen hinzugeben, wozu ein halbes Jahrhundert des segensvollsten Lebens so ermunternde Ruͤckblicke darbietet.

Inzwischen war in gerechter Würdigung solcher Verdienste und zur Verherrlichung des Ehren-Tages schon vor laͤngerer Zeit ein Verein zufamimengetreten, um das Fest zwar einfach, jedoch feierlich und wuͤrdig zu begehen. Die Theilnahme war eben so allgemein, als herzlich, und es gab sich uͤberall nur das aufrichtige Bedauern kund, daß die Abwesenheit des Hochgefeier— ten den äußern Merkmalen der Liebe, Verehrung und Ergeben— heit von selbst Schranken setzte. Aber auch das Wenige, was darzubringen vergoͤnnt war, fand in den Gemuͤthern innigen Anklang. Insbesondere ward in unserer Stadt der Tag durch ein glaͤnzendes Festmahl im Jagorschen Lokal gefeiert, wozu sich über 300 Personen vereinigt hatten, obschon auch hier der Raum die Theilnahme beschraͤnkte. Außer den persoͤnlich anwe— senden Herren Ministern und Generalen wurden die Civil-Be— hoͤrden der Residenz, so wie die Militair-Corps dabei repräsen⸗ lirt; auch aus Potsdam hatten sich die Vorstäͤnde und einige Raͤthe der Koͤnigl. Ober-Rechnungs-Kammer und der Koͤnigl. Regierung eingefunden. Aus dem Magistrate, den Stadtver⸗ ordneten, der Kaufmannschaft und dem Gewerbstande von Ver⸗ lin waren Deputationen zugegen. Schon die zu dem Behuf eigens gefertigten Einladungs-Karten deuteten sinnvoll auf die Feier des Tages. Musik und Gesang waren nach der Bedeu— tung desselben geordnet und wechselten mit einander ab.

Eine gluͤckwuͤnschende Ode, von dem Geheimen Staatsrath von Staͤgemann verfaßt, erhoͤhete die begeisterte Stimmung der Anwesenden.

Mit gebuͤhrender Ehrfurcht ward der erste Toast auf das Wohl Sr. Majestaͤt des Koͤnigs und des gesammten Königlichen Hauses von Sr. Excellenz dem Herrn General der Infanterie und General⸗Inspecteur Z. von Rauch ausgebracht und darauf das erhebende Volkslied: „Heil Dir im Siegerkranz ꝛc., der letzte Vers stehend, gesungen. Nach einem einleitenden, fuͤr den Zweck eigens gedichteten und komponirten Liede erhob sich die Besellschaft zum zweiten Toaste, der von dem Herrn Geheimen Staats, und Finanz-Miunister Maassen Excellenz dem Jubilar gebracht und von den Anwesenden mit Begeisterung wiederholt ward. Der dritte Toast, ausgebracht von dem Herrn Geheimen Staats- und Minister des Innern und der Polizei, Frhrn. von Brenn Excellenz, galt dem Vaterlande und der vierte, ausge— bracht von dem Geheimen Staatsrath v. Staͤgemann, dem vater— laͤndischen Kriegsheere.

Die Gesellschaft wetteiferte in Frohsinn und Heiterkeit, und das gestrige Fest legte erneuert Zeugniß ab von dem gerechten Enthusiasmus, der Liebe und Verehrung fur den Monarchen, Sein erhabenes Herrscherhaus und für das Vaterland.

Aufrichtig war der letzte Wunsch der Versammlung, daß die Vorsehung noch lange das theure Leben des verehrten Jubilars in ungeschwaͤchter Kraft erhalten und ihm das Gluͤck zu Theil werden lassen moͤge, bis ins spaͤteste Alter mit Zufriedenheit auf seine Werke zuruͤckzublicken, um in dem Anerkenntniß seines herrlichen und segensreichen Wirkens den schoͤnsten Lohn fuͤr seine edlen Bemuͤhungen zu finden

Auf einige nähere Details dieses Festes werden wir in die— sen Tagen noch zuruͤckkommen.

Der Prinz Georg von Cambridge Koͤnigl. Hoheit traf am 4ten d. M. auf der Reise nach London unter dem Namen eines Grafen von Diepholz in Achen ein.

Die in Breslau ' bestehende Schlesische Gesellschaft fuͤr Baterlaͤndische Kultur hat kuͤrzlich die Uebersicht ihrer Arbeiten, Sitzungen und Vortraͤge wahrend des verflossenen Jahres durch den' Druck bekannt gemacht. „Dieser Bericht,“ sagt die Schle— sische Zeitung, „wird durch den Reichthum und, die Mannigfal= tigkeit der darin enthaltenen Nachrichten, Mittheilungen und Notizen aus den verschiedensten Gebieten der Wissenschaft, Kunst und Industrie nicht bloß den Mann veen Fache, sondern auch das groͤßere gebildete Publikum vielseitig ansprechen. Es ist wahrhaft

erfreulich zu sehen, wie die Wirksamkeit dieses thäͤtigen und ge— meinnuͤtzigen Vereins fortwährend im Steigen begriffen ist, und wie feine Wichtigkeit und Bedeutsamkeit unter allen Staͤn⸗ den immer mehr Anerkennung findet. Die durch die vorjahrige Naturforscher⸗Versammlung veranlaßte Stiftung einer besonde— ren Abtheilung fuͤr Sudetenkunde wird der bekannten Luͤcken⸗ haftigkeit und Unzulaͤnglichkeit unserer bisherigen Kenntniß des Sudeten⸗Gebirges und seiner Natur⸗Erzeugnisse auf eine befrie⸗ digende Weise abhelfen, und die von der Gesellschaft unternom⸗ mene Herausgabe der noch ungedruckten Schlesischen Geschichts— Quellen dem Forscher und dem Freunde der Vaterlands⸗Geschichte ein neues und weltes Feld eroͤffnen. Die Bibliothek der Ge— sellschaft ist im verflossenen Jahre durch sehr zahlreiche Geschenke

niß ein aus dem Attelier des Professors Rauch hervorgegange— nes Kunstwerk von großer Schoͤnheit; eine Victoria aus karra—

lau) brannte am ersten Ostertage ein Bauergehöft ab, wobei der Eigenthümer beim Versuche der Rettung der Pferde ums Leben kam. Das sammtliche Vieh, so wie alle Getraide⸗Vorräͤthe und Wirthschafts⸗Geräthe wurden ein Raub der Flammen. . Berichtigung. Im gestrigen Blatte der Staats Zei, tun . S. 104, Sp. I, J. 10 statt „Dekrets“ „Trattats zu lesen.

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Königliche Oper.

Dieselben Schwierigkeiten, welche Gluck, Mozart und Spon⸗ tini bei Aufführung mancher ihrer Opern zu bekämpfen hatten, tra⸗ ten auch Beethoven hinsichtlich seines Fidelio entgegen; weshalb ein damaliger Beurtheiler den Gegnern dieses Meisters folg ende Worte in den Mund legte: „Eine entsetzlich schwere Oper! Sie it ö, nicht zu Stande zu bringen, das Srchester verzweifelt an den Schwierigkeiten, die Choristen fallen wie Fliegen in den Proben unn; es ist der leerste tollste Bombast, es ist eine Jugend⸗Arbeit. Alle Jahre zwei solcher Spern einzustudiren, und der Kapellmeister muß dor Aerger die Schwindsucht bekommen, und die Geiger den Veits⸗ tanz in die Finger, und die Blafer werden wenigstens an einem Lun⸗ genfluͤgel lahm, die Saͤnger aber sich umkehren wir Handschuhe ! unge achtet dieser und hnlicher Klagen haben die ech ten Meister immerdar obgesiegt, ja was noch schwerer ist; sie haben sich, trotz ihrer verschiedenen Natur und Eigenthumlichkeit, untereinander volle Gerechtigkeit widerfahren lassen, und dadurch ihren Schülern, An⸗ haͤngern und Beurtheilern ein nachahmungswüurdiges Beispiel gege⸗ ben. Alle darf man an die Worte eines zu fruͤh verstorbenen Philosophen J erinnern: „Bloße Talente geben nur technische Fertigkeit, aber niemals Genie. Diefes erscheint uns eben so anhaftend, als der Charakter des Menschen, aber von noch höherem Ursprunge. Es laßt sich mit keiner anderen geistigen Eigenschaft vergleichen, auch nicht ein Genie mit dem andern. Dies Genjes kommen nie in Kollision, die Charaktere sehr oft. Das Gense muß im hoͤchsten Grade tolerant seyn; denn die Idee kann sich unendlich vervielfaͤltigen, ohne daß die Formen, in denen sie erscheint, sich gegenseitig begränzen und beschräͤnken. Nur Kuͤnst⸗ ler, in denen das Talent das Genie überwiegt, konnen streitsuchtig seyn, und nur , dieses Verhaͤltnisses ihrer geistigen Anlagen. Ohne Begeisterung ist kein echter Küͤnstler denkbgrz sie ist die, be sondere faktische Thaͤtigkeit des Genies. Diese hbchste kuͤnstlerische Begeisterung braucht nicht krampfhaft und aͤngstlich mit der Wirk⸗ lichkeit zu kaͤmpfen; sie hat vielmehr den Charakter der hoͤchsten Nuhe und Klarheit. Ein Zustand der Raserei entsteht nur aus will kůrli⸗ cher, absichtlicher Begeisterung, welche die Menge gewöhnlich mit der wahren verwechfelt. Daͤs echte Kunstwerk entwickelt sich, wie die Pflanze aus ihrem Keime, durch ruhige und stille Thätigkeit“

Mrit Beifcitfetzung aller andern Betrachtungen, welche sich an diese wichtigen Grundsaͤtze anreihen lassen machen wir heut nur darauf aufmerksam, daß Madame Schröder Devrient zwar hinsichtlich des bloßen Talents von Einzelnen Übertroffen wird, andererseits aber wahrhaftes Genie besitzt und durch die Kraft desselben, gleichwie in

der Vestalin, so gestern im Fidelio die groͤßten Wirkungen hervor⸗ brachte. Ihre Begeisterung ist keineswegs eine bloß willkuͤrliche,

äußerlich und krampfhaft hervorgerufene Aufregung; sondern sie zullt aus dem innersten Boörn des Gemüths. Begeisterung ohne Stimme, und Stimme ohne Begeisterung fuhren aber nie ganz zum Jicle; deshalb fuchte Madame Schrbder⸗Devrient die Gaben Der Na⸗ fur durch echtes Studium der Kunst zu reinigen, zu erhohen und zu verklaͤren. Sie war eingedenk der Worte Gbthes: Es gilt wohl nur ein redliches Bemühen Ünd wenn wir erst in abgemess nen Stunden Mit Geist und Fleiß uns an die Kunst gebunden; Mag frei Natur im Herzen wieder glühen Seit dem Tode der Madame Schick haben nicht wenige Säͤn⸗ gerinnen des Königl. Theaters, wir wollen nicht sagen zu lahm. aber doch zu zahm gesungen und gespielt, und manche Zuhdrer und Zuhdrerinnen gewohnten sich dergestalt an diese Weise, daß ihnen das hicrvon wesentlich verschiedene Verfahren der Colbran, Pasta, Malibran und Bevrient als ungemaͤßigt und übertrieben erscheinen muß. Zugegeben, daß Kuͤnstlerinnen solcher Art vorzugsweise die⸗ sen Abweg zu vermeiden haben, ist doch der entgegengefetzte kalter Gelaffenheit und schlaͤfriger Mattigkeit keineswegs minder gefaͤhr⸗ lich und verwerflich. dn und gar geht endlich Harmonie und Zusammenhang einer Darstellung verloren, wenn (den Allzuruhigen gegenüber) ne, auftreten, welche durch uͤbertriebene Lebhaftig⸗ l körperlicher Bewegungen und durch uͤberlautes Schreien die Abnahme ihrer Stimme zuzudecken suchen. Wahrend ihnen die un⸗ kundige, hierdurch bestochene Menge lauten Beifall zollt, moͤchte der wahre Kenner sie vielmehr auffordern, einen ganz entgegengesetz= ten Weg einzuschlagen und jenen, so leicht verlornen, als gewonne⸗ nen Beifall zu verschmaͤhen. . . Maͤßigung, welche nur auf Kalte und Gleichguͤltigkeit beruht, und Kraft, die lediglich durch Üeberspannung hervorgetrieben wird, erweifen hoͤchstens unrelfe, oder üͤberreife Talente. Der wahre Genius erliegt freilich zuletzt auch den zerstdrenden Einwirkungen der Zeit; aber ihm bleibt heim Ruͤckblicke auf die zuruͤckgelegte Laufbahn eine beruhigende Erinnerung; ja, die innere Jugend dauert unangetastet fort, wenn gleich die dußere dahin geschwunden ist Bloße Talente werden dagegen (wie Solger andeutet) streit⸗ suͤchtig und verdruͤßlich; sie suchen den Grund der eintretenden Veränderungen aller Orten (in den Vorstehern, den Tonkuͤnstlern, dem Publikum, den Rückschritten des Geschmacks, ja der ganzen Menschheit) nur nicht in sich selbst! ö Das Heiligthum der Kun wird nur denen erdsunet, welche mit heiligem Ernste nahen und sich durch unermůdlichen Fleiß, so wie durch unvertilgliche Begeisterung desselben würdig machen. Die jenigen, welche auf andere Weise hineinschleichen, werden bald ent⸗ deckf, und der kurzen Freude scheinbaren Gelingenz folgt dann lan⸗ ger Schmerz uber die unvermeidliche, aber wohlverdiente Zuruck setzung. o O.

Solger's Aesthetik von Heise, S. 119, 124

Haupt⸗-Momente neuerer Finanz- und Polizei-Gesetzgebung des Auslandes, so weit selbige den Handel betrifft.

VII.

Berlin, 31. Marz 1831. (Schluß.) Deutschland.

Mecklenburg-Schwerin. Durch Großherzogl. Verordnung vom 22. Febr. d. J. wird, auf den Grund früherer traktaten mäßiger Vorsicht, in den vom Preußischen Staate umschlossenen, und durch Convention vom 2. Dez. 182 dem Königl. Preußischen indirekten Steuersysteme angeschlossenen Großherzogl. Gebietstheilen Rossow, detzeband und Schönberg, das zwischen Preußen, Bayern, Würt— temberg, Sachsen, beiden Hessen und dem Thüringischen Verein un terzeichnete Zoll-Kartel vom 11. Mai v. J. als dieselben verbindendes Gesetz promulgirt.

Freie und Hansestadt Hamburg. Die Zoll- und Aeeise⸗ Deputation publizitt unterm 17tèn d. M. verschiedene Veränderungen, welche durch das Gesetz vom 30. Dez. v. T über Gewinnung des Bürgerrechts, in Befugniß und Form der Abgabe von Transito— Deckarationen hervorgerufen werden. Jene Befugniß wird nam— lich in Zukunft nur den Groß bürgern und solchen Mitgliedern der Israelitischen Gemeinde persönlich eingeräumt, welche die dazu vor⸗ Feschriebene Abgabe erlegen. Die Berechtigten müssen sich daher beim Haupt-Zollamte ein für allemal durch Vorlegung der nöthigen Doku⸗ mente legitimiren, und ihre Unterschrift, deren sie sich künftig zu be—

ansehnlich vermehrt und bereichert worden.“ In Niederstein, Glatzer Kreises, (Reg. Bez. Bres—

dienen gedenken, in ein dazu bestimmtes Buch einzeichnen.

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