1834 / 104 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Freilich habe er als Christ und christlicher Geistlicher andere Pflichten und andere Zwecke, als seine juͤdischen Mitbruͤder; er wünsche sogar, daß er diese zu demselben Glauben bringen konnte, aber fuͤr seine erste Pflicht halte er es doch, sie mit sich auf gleichen Fuß zu setzen; und er betrachte es als eine politi⸗ sche Thorheit und als ein moralisches Unrecht, daß man Ih⸗ mand seines religioͤsen Glaubens wegen der politischen Vorzuͤge

beraube und denen, die alle Pflichten des Buͤrgers erfuͤllten, die Rechte des Buͤrgers entzoͤge. ;

So eben ist eine von 191 zu Cambridge ansaͤssigen Mit⸗ gliedern des Senats der dortigen Universitaͤt unterzeichnete Er⸗ klaͤrung gegen die Zulassung der Dissenters zu akademischen Würden veröffentlicht worden; es heißt, sie werde noch mehr Un— terschriften erhalten.

Am 30sten v. M. starb hier der bekannte Buch, und Kunsthaͤndler Rudolph Ackerman im 70sten Jahre seines Alters; er war aus Schneeberg in Sachsen gebuͤrtig und erlernte an— fangs die Sattler-Profession; kurz vor dem Beginn der Fran⸗ zͤsischen Revolution kam er nach England und legte in London eine Buchhandlung an, weil er sich von Jugend auf zu litera⸗ rischen Beschaͤftigüngen hingezogen gefuͤhlt hatte. Ihm ver— dankt England die Einfuͤhrung der Lithographie, indem er theils durch Uebersetzung des Werks von Senefelder, dem Erfinder derselben, theuis durch eigene lithographische Arbeiten die oͤffent⸗ liche Aufmerksamkeit darauf hinlenkte. Durch seine topographi⸗ schen Werke uͤber die Westminster Abtei, die Universitaͤten Ox— ford und Cambridge und die oͤssentlichen Schulen hat er sich einen bedeutenden Namen gemacht. Auch wurde er durch die Herausgabe des Forget not, einer Nachahmung des Deut— schen Vergißmeinnicht, der erste Begruͤnder Englischer Aimanache. Endlich machte er sich um die Spanisch-Amerika— nischen Staaten dadurch verdient, daß er an mehreren ihrer Hauptstaͤdte Buchhandlungen etablirte und daselbst besonders Buͤcher fuͤr den Elementar-Unterricht verbreitete.

Heute fruͤh hatte sich schon sehr zeitig eine große Menschen— menge im St. James-Park versammelt, üm der Errichtung er

Statue des Herzogs von York beizuwohnen; gegen 10 Uhr wurde ans Werk geschritten, die Arbeiten werden aber wahr⸗ scheinlich bis spät am Abend dauern. Waͤhrend der ganzen Zeit bleiben die Königlichen Garden in Parade-Uniform auf dem Platz aufgestellt.

Der Globe aͤußert uͤber die veraͤnderte Zusammensetzung des Franzoͤsischen Ministeriums Folgendes: „Es ließ sich vor— aussehen, daß keine Veraͤnderung jetzt einen allgemeinen Wechsel in der Richtung des Franzoͤsischen Kabinets herbeifuͤhren wuͤrde. Vielmehr mochten wir in der neuen Zusammensetzung des Mi— nisteriums eine feste Garantie fuͤr die Ruhe in Frankreich und das gute Vernehmen desselben mit dem Auslande erblicken. Der Eintritt des Herrn Persil laͤßt hoffen, daß das Associations— Unwesen mit Konsequenz verfolgt werden wird. Dem Ausschei— den der Herren Barthe und d Argout moͤgen, wie es scheint, nur persoͤnliche Ruͤcksichten zum Grunde liegen. Viel erzaͤhlte man sich von den Berathungen, die mit Dupin gepflogen seyen, der jedoch seine eigenthuͤmliche Stellung zu der Regierung nach wie vor behaupten zu wollen scheint. Von der neuen Besetzung der Stelle des Handels-Ministers laͤßt sich auch fuͤr die beab— sichtigte Regulirung der Handels-Traktaten zwischen England und Frankreich nur Gutes erwarten, da Herr Duchatel libera— leren Grundsaͤtzen in dieser Ruͤcksicht folgen zu wollen scheint, als Herr Thiers bisher blicken ließ. In wie weit der Stans unserer Interessen bei der dermaligen Lage der Vor— hältnisse gewinnen wird, muß sich aus der gegenwaͤrtigen For—

derung des Lords Durham und des Herrn Ellice bald ergeben. Daß die Franzoͤsischen Journale, jedes seinem von ihm befolg⸗ ten Prinzip gemäß, ganz verschiedene Folgerungen aus der ver— änderten Zusammensetzung des Ministeriums ziehen und theils Besorgnisse, theils Hoffnungen selbst im boͤslichen Sinne daran knuͤpfen, darf uns nicht weiter, in Verwunderung setzen. Einige gratuliren sich uͤber das Ausscheiden des Herzogs von Broglie, andere bedauern seinen Austritt, indem sie den Herzog zu jenen wenigen Staatsmaͤnnern zahlen, deren rechtlicher Cha⸗ rakter ihnen auch in der Politik nie erlaube, einen verdeckten Weg zu wandeln. Wie man sagt, soll es schon laͤngst des Her⸗

zogs Wunsch gewesen seyn, eine Gelegenheit wahrnehmen zu können, bei welcher er seine Entlassung fordern konnte,“

Der Globe sagt in seinem neuesten Blatte, er koͤnne jetzt

versichern, daß der Graf Durham sich nicht in Staats-Angele— genheiten zu Paris befinde, und daß Alles, was in England und Frankreich uͤber den politischen Zweck seiner Reise gesagt worden, eine reine Erfindung der Parteien sey; die Reise des Lord Dur— ham sowohl wie des Herrn Ellice sey von beiden nur zum Ver— gnuͤgen und um ihrer Gesundheit willen unternommen. . Eben dieses Blatt meint, man halte es allgemein fuͤr eine unpolitische Handlung von Seiten Dom Pedros, daß er in diesem Augenblick eine Verordnung erlassen habe, wodurch er seinen Bruder aller seiner Titel, Wuͤrden und Vesitzungen be⸗ raube, da dies offenbar dazu dienen wuͤrde, den Miguelisten zu zeigen, daß sie von guͤtlicher Uebereinkunst und Versoͤhnung nichts

u hoffen hatten, Und daraus werde dann natuͤrlich folgen, daß

sie so lange als moͤglich Widerstand leisten wuͤrden. .

Im Tourer liest man: „Seit ein paar Tagen geht das, wie es scheint, wohlbegruͤndete Geruͤcht, daß wirklich schon Spa— nische Truppen uͤber die Graͤnze marschirt und in Portugal ein⸗ geruͤckt seyen. Dies ist sehr wahrscheinlich, da bekanntlich 5 7000 Mann, von tuͤchtigen Generalen kommandirt, den Be— fehl erhalten haben, in 3 Abtheilungen einzumarschiren. Die erste Abtheilung wird in 2abgesonderten Kolonnen auf dem noͤrd— lichen Ufer des Duero vordringen, die erste Kolonne über Verim gegen Chaves zu, die zweite von Alcanizas aus uͤber Braganza nach Villa⸗Real. Die zweite Abtheilung wird aus der Gegend von Cludad Rodrigo gegen Francozo vorruͤcken und sich zu oder bei Vizeu und Lamegs sammeln, wahrend die dritte Abtheilung von Badajoz aus, Elvas liegen lassend, sogleich auf Avis in Alemtejo losruͤcken und mit Bernardo de Sa oder anderen uͤber den Tajo heruͤberzusendenden Truppen gemeinschaftlich operiren ö. s Paganini eröffnete gestern wieder eine Reihe von Konzer— ten im Adelphi-Theater; die hiesigen Zeitungen sind voll vom Lobe seines Spiels, wuͤnschen jedoch, daß er etwas von seiner Charlatanerie nachlassen moͤchte.

Die Menagerie des zoologischen Gartens ist durch ein jun— ges Rhinoceres bereichert worden, das man mit großen Kosten aus dem Birmanischen Reiche hierher gebracht hat, und das seit 21 Jahren wieder das erste Thier dieser Gattung ist, wel⸗ ches das Englische Publikum zu sehen bekommt. Es ist erst 18 Monat alt und nicht viel großer als ein ausgewachsener Eber. An Farbe, so wie uberhaupt in vieler Hinsicht, gleicht es dem Elephanten. Das Horn auf dem Ruͤssel hat sich noch nicht ent— wickelt; an der Stelle, wo es hervorkeimen soll, befindet sich bloß

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das Panzerartige, wodurch sie spaͤterhin schuß- und hiebfest wird. Das junge Thier ist äußerst zahm und folgt Jedem, der ihm Futter hinhaͤlt; seine gewoͤhnliche Nahrung ist Reis, mit Zuk— ker vermischt.

An der heutigen Boͤrse sind die Portugiesischen und Spa— nischen Staats⸗Papiere, obgleich man gar keine neue Nachrich— ten von Belang von der Pyrenaͤischen Halbinsel erhalten hat, auffallend in die Hohe gegangen.

Die Times versichert, daß die zu Gwalior in Ostindien ausgebrochenen Unruhen sehr ernsthafter Art seyen; die Zahl der Insurgenten, die sich gegen die Britische Regierung erhoben haben, soll 30,000 Mann mit 40 Geschuͤtzen betragen. Der Britische Oberst Baptist war mit 9 Regimentern Linien-Trup— pen gegen sie zu Felde gezogen und hatte zum Theil die Ruhe wieder hergestellt, doch war man, der großen Anzahl der Em— poͤrer wegen, noch immer in Besorgmß.

Zu Guzerat in Ostindien, wo die Hungersnoth aufs Hoͤchste gestiegen ist, hat die Regierung 30 40,000 Rupien zur Beschaͤstigung der Armen angewiesen.

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Aus dem Haag, 9. April. Die gestrige Sitzung der zweiten Kammer der Generalstaaten ist ausschließlich der Unter— fuchung von Bittschriften gewidmet gewesen.

Die Leiche des bei der Vertheidigung der Antwerpener Ci— tadelle gebliebenen Obersten von Gumoens soll aus Bergen op Zoom, wo sie einstweilen beerdigt wurde, hierher gebracht werden, wo dem tapfern Krieger ein wuͤrdiges Denkmal errich— tet werden soll.

B elg i en.

Bruͤssel, 9. April. Der Independant berichtet: „Am Tten haben die Polizei und Militair-Autorität mehrere Verhaf— tungen von heimathlosen Menschen, die der Theilnahme an den vorgestrigen Unordnungen verdächtig sind, vorgenommen. Gestern Morgens haben die Truppen die Haupt Platze der Stadt durch starke Detaschements besetzt. Die Militair-Behoͤrde hatte die groͤßten Vorsichts-Maßregeln getroffen. Die Stadt ist in Vier— tel getheilt worden, so daß man gleich den bedrohten Punkten Beistand leisten kann. Indeß bot nichts einen drohenden An— blick dar. Eine Menge Neugieriger zog den ganzen Tag durch die Straßen. Die Nacht ging ebenfalls ganz ruhig voruͤber und Alles zeigt an, daß die Unordnungen sich nicht erneuern werden. Es ist ein Gluͤck, daß bei den Graͤuel-Scenen keiner der Eigenthuͤmer der verwuͤsteten Haͤuser sich in seiner Woh— nung befand. Bloß der Herzog von Ursel wollte zum Volke re— den, als man sein Hotel angriff, aber man forderte ihn auf, sich zuruͤckzuziehen, und er folgte diesem Nathe.“

Bie Emancipation sagt: „Das Haus der Graͤfin de Lalaing in der Rue Ducale war bedroht. Ihr Sohn, der seit 2 Tagen von Wien eingetroffen und im Hotel de Belle Vue abgestlegen war, eilte zu seiner Mutter, die er, wie man sagt, wegen ihrer verschiedenen politischen Ansichten, noch nicht be⸗ sucht hatte. Schon waren mehrere Menschen aus dem Poͤbel im Hause. Er nannte sich und sagte zu ihnen: „„Ich bin Patriot; ich habe Euren Koͤnig zu Wien teyraͤsentirt.““ Die Pluͤnderer zogen sich zuruͤck. Der Kampf vor dem Hotel de Bethune war lebhaft; auf dem dortigen Platze (des Sablons) liefen 2 Generale, Nypels und Vandermeer, Gefahr; sie hat⸗ ten Anfangs bloß mit einigen Gendarmen den ganzen Platz ge— reinigt. Als die Ruhestoͤrer sahen, daß die Generale nur durch eine kleine Anzahl Soldaten unterstuͤtzt waren, umzingelten sie dieselben und schickten sich an, sie von den Pferden herabzu— reißen. General Nypels stieg ab und redete zu den Wuͤthen— den, bis eine groͤßere Anzahl Gendarmen eintraf und ihn und die Seinigen befreite. General Gerard stuͤrzte im Galopp an der Spitze eines Pikets Guiden uͤber die Rotte her, welche das Hotel des Marquis von Trazegnies zerstoͤrte. Bei diesem Angriff schrieen einige Gruppen? Nieder mit den Orangisten! nieder mit den Holländischen Offizieren! Der General nahm seinen Hut ab, zeigte ihnen seine Kokarde und rief ihnen zu: „„Ich trage die Belgischen Farben und ich werde ihnen Achtung zu verschaffen wissen.““ .

Die Union schaͤtzt die Zahl der am 6ten theils durch den Fall der Moͤbel unter den verwuͤsteten Haͤusern, theils durch die Truppen Verwundeten auf 30; auch blieben einige Menschen todt, aber Alle durch Zufall. Gestern Abend kehrten die Truppen in die Kasernen und Quartiere bei den Buͤrgern zu— ruck; die Artillerie zog von der Place-Royale und den Boule— vards ab. Unter den Schrecknissen der Pluͤnderung am 6ten hat man einige sonderbare Zuͤge gesammelt: Eine Gruppe in Blousen trat in ein sehr schoͤnes Hotel, um es zu verwuͤsten. Einer sagte ihnen, die Frau Graͤfin von .. kleide sich an. Sagen sie ihr, erwiederte einer der Pluͤnderer, daß sie sich eile; wir werden in 20 Minuten wiederkommen, und wirklich kamen sie zuruͤck. Waͤhrend man die Fenster des Ho— tels d Ursel durch Steinwuͤrfe zertruͤmmerte, blieb eine Dame, die das mittlere Stockwerk bewohnte, in ihrem Fenster, das kaum eine Elle von jenem entfernt war, wo man die Scheiben zerschmetterte. Da diese Dame das Opfer eines ungeschickten Wurfs werden konnte, so rief einer der Pluͤn— derer ihr zu: „Madame, begeben Sie sich doch weg; Sie stellen sich der Gefahr aus.“ Menschen traten in das Haus der Madame Allard und stiegen nach dem ersten Stock. . 66 dies das Quartier des Herrn von Overchie? fragte einer. „Nein, mein Herr, er bewohnt den zweiten Stock.“ Ach! Verzeihung, Madame!“ Und sie stiegen in den zweiten Stock, wo bald Alles gepluͤndert war. Bei der Pluͤnderung des Ho— tels de Bethune achtete man die Gemaͤlde, weil ein Mensch, der sie in Schutz nahm, sagte: diese Dinge da sind nicht wie Moͤ— bel, man kann keine neue machen. (Die Union fuͤhrt diese Zuͤge ohne Zweifel an, um zu beweisen, daß Menschen von gutem Ton unter den Pluͤnderern waren.)

Am ten wurden mehrere Tausend Aufruhr-Zettel in den Straßen von Bruͤssel vertheilt; sie hatten die Ueberschrift: „Bel— gisches Volk!“ Am Schlusse der Einleitung hieß es: „Es lebe Leopold! Es lebe Belgien! Vertilgungs-Krieg den Feinden des Vaterlandes! Namen der Niedertraͤchtigen.“ Dann folgten die Ramen aller Unterzeichner der Subfcription fuͤr den Ruͤckkauf der Pferde des Prinzen von Oranien, an deren Schlusse man die Worte las. „Alle diese Niederträchtigen werden der Rache der wahren Vaterlands-Freunde preisgegeben. Es lebe Leopold! Krieg den Feinden des Vaterlands!“

Gestern hat man aus dem Kanal an der Allee Verte 2 Wagen gezogen, die am Abend vorher durch Individuen hinein— geworfen worden, die ein Haus vor dem Schaerbecker Thor verwuͤstet hatten.

Die Behoͤrde hat Haussuchungen bei den Individuen an— geordnet, welche verschiedene Gegenstaͤnde aus den verwuͤsteten

Carmes ist wegen der Menge der Verhaftete 1 worden. ö t ? ö iele der Verwuͤstung beschuldigte Individuen sind i

Petits-Carmes eingesperrt; der groͤßte Theil e n , einem gaͤnzlichen Zustand von Betrunkenheit verhaftet. ö Da die Behörde benachrichtigt worden, daß die Anstif der Verwuͤstungen sich nach Watermael-Boitsfort und Il k , um dort das Eigenthum verschiedener Gꝛnz⸗ en zu ndern, so sind Truppen i ö. . 1 ppen nach diesem Punkte gerich Heute hat der Appelhof die Verwuͤstungs-Sache anhaͤna gemacht und, um zur Instruction zu schreiten, . Brouckere und Corbisier zu Instructions-Richtern ernannt. Herr Gendebien hat folgendes Schreiben an den Buͤrge meister von Bruͤssel gerichtet: „Die Wichtigkeit der gestri ö Ereignisse, die Insinuationen des heutigen , der ö gestern um 2 Uhr datirte Beschluß des Minister⸗-Conseils, Al macht es Ihnen zur Pflicht, fuͤr die Ehre wie fuͤr die Im ressen der Stadt kraftvoll gegen die Verantwortlichkeit und ). unseligen Folgen der gestrigen Unordnungen zu protestiren. 9 Untersuchung, die ich gestern vorgeschlagen habe, ist unerlz st es ist dringend, sie schon heute zu beginnen; eine bloße, durch zi Zeitungen an alle diejenigen, welche Aufklaͤrungen zu geben n ben, gerichtete Aufforderung, wird schon hinreichen, um eine Misi von Beweisen uͤber die Thatsachen und Umstaͤnde zu samme welche den Unordnungen vorhergingen und sie begleiteten. Dir Untersuchung wird, ich bin davon uͤberzeugt, beweisen, daß Me Stadt fuͤr die Verwuͤstungen, fuͤr welche man nicht zoͤgern wird Em, schaͤdigungen zu fordern, weder verantwortlich seyn noch solihn, risch haften kann. Ich wiederhole hier, was ich gestern in Conseil gesagt habe: diese Untersuchung muß streng seyn, um um vollständig zu seyn, muß man sich von keiner persoͤnliche⸗ Erwaͤgung zuruͤck halten lassen. Welches auch die Stellung der kompromittirten Manner seyn moͤge, die Unter suchung muß nicht bloß zur niedern Klasse des Volks hinabsteigen:; diese ist aufpf reizt, verfuͤhrt, irre geleitet worden; man muß sie beklagen, aher sie auch vor neuen Verfuͤhrungen bewahren; in der Höhe win man die wahren Schuldigen finden, und man muß den Muth haben, gerade auf das Ziel zuzuschreiten. Genehmigen Sie Bruͤssel, 7. April 1831. Gendebien.“ . Mehrere Mitglieder der zweiten Kammer haben nachstehen, des Schreiben an den Minister des Innern gerichtet: „Die Um staͤnde und die Ereignisse, welche die Hauptstadt betruͤbt haben sind so ernsthaft, daß wir die Versammlung der Kammern si⸗ nothwendig und dringend halten. Daher bitten wir Sie, vnn dem Rechte, das Ihnen die Constitution giebt, Gebrauch zu my chen und sie unverzuͤglich zusammenzuberufen 3c. Brüssel,) April 1834. Unterzeichnet A. Gendebien, E. de Sment, F. . 6. Secus.“ ,

Auf dieses Schreiben der Herren Gendebien, de Sm Neeus und von Secus hat der Minister des Innern . Folgendes erwiedert: „Meine Herren! Da die Unruhen, va denen die Hauptstadt heimgesucht wurde, und die nunmehr dan Gegenstand einer gerichtlichen Untersuchung bilden, aufgehoͤrt hr ben und die Ruhe in den Provinzen nicht gestoͤrt worden if, so halten wir, meine Kollegen und ich, die Zusammenkuns der Kammer in diesem Augenblick nicht fuͤr so dringend noth— wendig. Ich glaube also nicht den Weg einschlagen zu muͤssen,

sicherung meiner ausgezeichnetsten Hochachtung zu genehmigen. C og ier.“ ö Unterm ten d. hatte der Minister des Innern folgend Schreiben an die Befehlshaber der hangen , m, . „Herr General! Aus der Abwesenheit der Buͤrger-Garde in mitten der die Hauptstadt bedrohenden Unruhen müß ich schließen daß von der Orts Behoͤrde nicht die gesetzmaͤßige Aufforderung m dieselbe ergangen ist. Ich ertheile Ihnen daher, da der Fil dringend ist, den Befehl, unverzuͤglich die verschiedenen Legionn zusammenzuberufen, sie fortwaͤhrend unter den Waffen zu halten, sie uberall hin zu senden, wo die Ruhe schon gestoͤrt oder dot . . ö. , . Chefs zu befehlen, daß sie die Um nr hnell und energisch mit etzlli Re , . gisch Anwendung aller gesetzliche! n eben diesem Tage sandte der genannte Minister nach stehendes Circular durch Stafette an K . vinzen ab: „Herr Gouverneur! Da die unvorhergesehennn Ruhelloͤrungen, denen die Hauptstadt in Folge der unvorsicht gen Veroͤffentlichung der Subscriptions-Listen fuͤr den Ruͤckkatf der Pferde des Prinzen von Oranien ausgesetzt ist, die Besotn niß aufkommen lassen, daß in denjenigen Ortschaften Ihrer Pru vinz, wo die Unterzeichnungen stattgefunden haben, aͤhnlich Ausschweifungen begangen werden koͤnnten, so fordere ich Sit auf, sogleich in Uebereinstimmung mit der Militair-Behoͤrnt die wirksamsten Maßregeln zu ergreifen, damit die Staͤdte umd besonders der Hauptort Ihrer Provinz nicht der Schauplatz s beklagenswerther Exzesse werden. Ich zweifle nicht, Herr Gan verneur, daß Sie alle möͤgliche Vorsicht, Thaͤtigkeit und Kraf anwenden werden, um Auftritte zu verhindern und noͤthigem falls zu unterdruͤcken, die der Ehre des Landes Gefahr bringen und selbst der Sache seiner Feinde zum Nutzen gereichen; dohh so unklug und herausfordernd auch diese Letzteren sich bench men, so duͤrfen sie doch deshalb nicht des Schutzes beraubt wer⸗ den, den die Verfassung allen Buͤrgern zusichert.“

Der Moniteur faͤhrt in seinem heutigen Blatte sott, das Ministerium gegen die Angriffe der . zu vertheidi⸗ gen. Er giebt zu verstehen, daß man viel eher einer andern Behoͤrde „welcher die Gesetzgebung einen großen Theil det Pflicht, die Emeuten zu unterdrücken, uͤbertragen habe Und de ren gegenwartige Organisation sie dem direkten Impuls der Re ginnt entziehe“ den Vorwurf machen konne, daß sie nich llles gethan, was die Umstaͤnde erheischten. „Die Minister,“ fahrt das offizielle Blatt fort, „haben sich vor einer energischen Ausübung ihrer Pflicht nicht gescheut, und der Tag ist vielleihht nicht fern, wo man ihnen daraus sogar einen Vorwurf machen wird. Die Minister haben dem von der Oppositions,Presse im= mer so lebhaft angegriffenen „Belagerungs-Fustande“ den wich⸗ tigsten Theil seiner Waffen entlehnt. Sie haben die Formalitit der vorgaͤngigen Sommationen aufgehoben. Aber sie haͤtten dies fruͤher thun sollen! Uns scheint jedoch, daß zur Rechtferti— gung einer so außerordentlichen Maßregel zwei Bedingungen unumgänglich vorhanden seyn mußten: erstlich mußte die Noth— wendigkeit augenscheinlich und dringend seyn, und zweitens mußten die Mittel zum Handeln, uͤber welche die Minister ver= fuͤgen konnten, von der Art seyn, daß sie keinen Echec zu be— fuͤrchten hatten, der von unberechenbaren Folgen seyn konnte. Nun hat aber das Ministerium vor dem Eintreffen der Ver— staͤrkungen nur uͤber eine sehr ungenuͤgende Militair-Macht dis poniren koͤnnen, wenn man bedenkt, nach wie vielen bedrohten Orten diese sich wenden mußte, um sie auf gleiche Weise zu

eine harte Substanz; auch die Haut des Thieres hat noch nicht

Haͤusern entwendet haben sollen. Der Posten an den Petits—

beschuͤtzen.“

herrscht in

die Regierung,

Frankreich ließen die Karlisten dem Herzog von Bordeaux einen Ehrensabel machen; eine Partei Adeliger reiste mit Pässen nach

den Sie mir bezeichnen wollten, und bitte Sie, m. H, die Ver— n .

den haben, um zu Gebot stehende Vorsie Jelegenheit werden die Thore um halb 8 Uhr Abends sen und die ganze

Belgien Gluͤck wuͤnschen daß die schaͤndlichen und beklagens— wverihen Ereignisse geahmt wurden. i leib ; tkeyolutionnairen und anarchischen Wuth, welche die Krankheit unserer Zeit ist der Theorie der gadische Monarchie konstituirt ten, auf eine so verwegene : sellschaften, jenen des Eigenthums, verletzen und die Hauptstadt Belgiens als eine Stadt bezeichnet zu sehen, wo man sich nicht nit Sicherheit der Vortheile erfreuen kann. der Naͤhe des Thrones Menschen giebt, deren Gegenwart die re⸗ volutionnaire Wuth ermuthiget, und die, wie man vermuthet, Ver⸗—

sind, was sie als ihr System betrachten. Wir moͤchten wuͤnschen, daß

meldet der Montteur: „Die größte Ruhe Bruͤssel. Die Infanterie ist in der Stadt einquar— stet, die Kavallerie in den Vorstadten kantonnirt. Die Trup⸗ en bivouakiren nicht mehr des Nachts. Als VorsichtsMaßre⸗ . sind sedoch einige neue Wacht, Posten errichtet worden und haurouillen wachen des Nachts uͤber die Sicherheit der Stadt. her estrige Tag ist vollkommen ruhig gewesen.“ ö Borgestern Abends (so meldet der Voniteur) sind in Loͤ— ven einige Versuche gemacht worden, die oͤffentliche Ruhe zu spren. Einige Individuen begaben sich zu einem Privatmanne ö der Bruͤsseier Straße, dessen Haus sie stuͤrmen wollten. Es Steine nach den Fenstern geworfen, die Fensterlaͤden purden zerbrochen und man schickte sich an, in das Haus einzu— ringen, als die Behoͤrde, von den Ereignissen in Bruͤssel auf— nerksam gemacht, in Begleitung der bewaffneten Macht herbei⸗ „lte. Die Sturmenden wurden vertrieben. Starke Kavaller ie= nd Infanterie⸗Piquets wurden in dem Stadtviertel aufgestellt, und Patrouillen durchzogen des Nachts alle Straßen. Gestern Ibend war, nach unferen Nachrichten, die Ruhe vollkommen

hergestell.

Luͤttich, 6 wachen die Munieipal⸗

Als letzte Notiz

vurden

g. April. Luͤttich ist fortwaͤhrend ganz ruhig. In⸗ und die Militair-Autoritaͤten stets iber die oͤffentliche Sicherheit. Individuen von verdaächtigem zussehen sind in der Stadt angekommen. Allein die Behoöͤrde at uns die Aufrechthaltung der Ordnung um jeden Preis persprochen, Die Unternehmer von Naͤubereien koͤnnen daher Marauf zählen, daß ihre Verfuche gleich mit Flintenkugeln wer—

den empfangen werden. ;

Man versichert, daß man in dem Augenblick, wo gestern Abends die Diligence durch Lwen fuhr, in jener Stadt Fenster— scheben zertruͤmmerte. richten entgegense

Wir muͤssen also noch traurigen Nach hen.

Nach einer Bekanntmachung des Buͤrgermeisters und der Schoͤffen von Luͤttich haben die Nacht Patrouillen Befehl erhal⸗ ten, jedes Individuum zu verhaften, das bewaffnet in den Stra⸗ sen ö wird und nicht zum aktiven Dienst der Buͤrger⸗

rt.

Im Journal de Liege liest man: „Mit Schrecken fragt man sich, welchen Schutz die Buͤrger von einer Regie⸗ rung zu erwarten haben, die ruhig pluͤndern laßt, die sich nicht schmt, in einem ministeriellen Blatte die Namen der Orangi— sischen Subskribenten abdrucken zu lassen, an einem Tage, wo das Volk die Stelle des Assisenhofes vertritt? Nur ein einzi⸗ ges Blatt, die Union, hat die Urheber dieser Schandthaten gehörig gebrandmarkt. Wie? Wegen unschuldiger Charivaris, die einigen Finsterlingen gebracht werden, geraͤth das ganze land in Aufruhr; man verlangt die äͤußerste Strenge und uͤbt sie aus; und jetzt, wo wahrhaft schmachvolle Exzesse vorfallen, ruͤhren sich die offentlichen Behoͤrden nicht! Erst nachdem das Uebel geschehen, erwacht man zur Energie! Vortreffliche Mo— ral! Herrliche Politik! Buͤrger, die Eonstitution sichert Euch die Preßfreiheit, benutzt das Recht; denkt Ihr aber nicht, wie so werdet Ihr gepluͤndert. Die Meinungen aber Eure Person, Euer Eigenthum ist dem Poͤbel

sind frei, . 8 Das nennt man Freiheit und Ordnung. In

preisgegeben.

Ganz Frankreich Niemand hat ihnen etwas in den Weg gelegt. So Freiheit in Frankreich. Aber freilich ist Frank⸗ Belgien zuruͤck!“ ;

Antwerpen, 8. April. Gestern Nachmittags um 1 Uhr brach Feuer in der Zucker-Rafsinerie des Herrn Kay, Straße Kipdorp, aus. Die ungeheure Hitze der Roͤhren des Kochheer— des hatte einige Gegenstaͤnde auf einem der Speicher ergriffen, allein die schleunige Huͤlfe der Pompiers laͤhmte die Wirkung des Feuers. . . J

UÜnsere Stadt ist ruhig. Unsere Civil- und Militair⸗-Vehoͤr— allen Unordnungen zuvorzukommen, alle ihnen Vorsichts-Maßregeln getroffen. Bei dieser geschlos⸗ Garnison ist in den Kasernen konsignirt. liest man: „Man muß

kannte sie, ; versteht man die

reich noch gegen

In Antwerpener Blattern

von Bruͤssel an keinem anderen Orte nach⸗ Diese Ereignisse sind ein Ueberbleibsel jener

und die Regierungen der brutalen Gewalt und Volks-Souverainetäaͤt unterwirft. Da die Bel— ist, so durfte man nicht mehr erwar— Weise den ersten Grundsatz der Ge—

des Friedens und der Civilisation

Diese Ereignisse hatten statt, weil es noch in

brechen dulden muͤssen, die schaͤndlich; aber demjenigen nuͤtzlich der als ein neues Monument auf den Truͤmmern der Revolution errichtete Thron nur von buͤrgerlichen wohlthaͤtigen Tugenden, von großen und edelmuͤthigen Charakteren umgeben waͤre, die den Anhaͤngern der Unordnung keine Hoffnung der Simpathie lasen. Sagen wir es laut: Minister von biesem Charakter haͤtten jene Unordnungen vorhergesehen und politisch deren Ur⸗ sache verhindert. Die unbegreifliche Unklugheit des Lynx, ist nur die Folge eines Fehlers, den kluge und politische Maͤnner nicht begangen hatten. Andere Beschuldigungen lasten auf dem Ministerium. Man klagt dasselbe an, geduldet zu haben, daß die Truppen, mit dem Gewehr im Arm, Plünderungen bei wohnten, die durch Kinder und unbewaffnete Menschen veruͤbt wurden. Das Ministerium hat durch den Moniteur auf diese Beschuldigungen geantwortet. Sind die Protestgtionen des Mo⸗ niteur aufrichtig, so werden wir dies aus den Maßregeln erken⸗ nen, die zur Bestrafung der Verbrecher und zur Erfor— schung der wahren Anstifter jener wilden und barbarischen Scenen werden genommen werden. Bei der Pluͤnderung von 1831 glaubte man eine Untersuchung verordnen zu muͤssen, um der beleidigten National⸗Ehre genug zu thun, aber die Untersuchung haͤtte zu viele Große getroffen und zu viele Mitschuldige entdeckt. Sitzt, wo die Belgische Monarchie kon⸗ solidirt ist, wo die Koͤnigs-Wuͤrde Leopold's zu den Europaͤischen Koͤnigs-Wuͤrden gehoͤrt, muß man sie ehren und ihr durch Ge—⸗ rechtigkeit Achtung verschaffen. Wird die Herrschaft der Gesetze durch die Gewaltthaͤtigkeit gelaͤhmt, befiehlt die brutale Gewalt in unsern Städten, stoͤrt sie ungestraft den oͤffentlichen Feieden durch Vernichtung der Charte und der Civilisation, so werden wir bald der Auswurf und Schrecken der Nationen werden.

23 gute und schnelle Gerechtigkeit. Dank dem Himmel und dem vortrefflichen Geiste unserer Bevölkerung, wir haben keine Symptome von Unordnungen wahrgenommen. Alle Klassen der Gesellschaft sehen ein, daß die Ehre und das Interesse des Lan— des und des Koͤnigs die Herrschaft der Ordnung und der Ge— setze fordern.“

Gent, 7. April. In Folge der beklagenswerthen Vorfaͤlle u Bruͤssel herrscht hier eine gewisse Gaͤhrung unter dem Volke. lllein die Militair-Behoͤrbe hat ihre Maßregeln getroffen und wird allen Excessen vorzubeugen wissen. Eine der furchtbar— sten Feuersbruͤnste ist diese Nacht gegen 3 Uhr in der Zucker⸗ Raffinerie des Hrn. Casier-Verstraete in dieser Stadt ausgebro⸗ chen. Das Feuer hatte schon das ganze Magazin ergriffen, ehe man es gewahrte. Die Pompiers eilten gleich an Ort und Stelle, aber ihre Anstrengungen waren vergebens; sie mußten sich darauf beschraͤnken, die anstoßenden Gebaͤude zu bewahren. Vier⸗ hundert Kisten Zucker wurden gerettet. Der Platz⸗Kommandant unterstuͤtzte die Pompiers in ihren Operationen mit seinem Rath. Alle Formen der Raffinerie, so wie eine ungeheure Menge Zuk— ker, wurden durch das Feuer vernichtet. Der Schaden wird bei⸗ laͤufig auf 300,000 Frs. geschaͤtzt. Die Ursache des Ungluͤcks ist noch unbekannt. Herr TLasier selbst hatte noch gestern Abends um 10 Uhr die gewohnliche Runde in der Raffinerie gemacht. Nichts war versichert.

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Kopenhagen, 5. April. Die Anordnung wegen der bera⸗ thenden Staͤnde sowohl im Königreiche, als in den Herzogthuͤ⸗ mern, und des Ober-Appellationsgerichtes fuͤr die letzteren ist jetzt im Druck begriffen.

Ein Freundschafts-, Handels- und Schifffahrts⸗Traktat, wel— cher zwischen Sr. Mas. dem Koͤnige und den vexeinigten mexi— kanischen Staaten im Jahre 1827 durch den Geheimen-Konfe— renzrath Carl Emil Grafen v. Moltke und den Mexikanischen ersten Staats-Secretair, Sebastian Camacho, in London abge— schlossen worden, ist jetzt bekannt gemacht. Er enthaͤlt die libe— ralsten Bestimmungen, gegruͤndet auf Reciproecität und nach der Norm der meistbeguͤnstigten Nationen.

Die dießjaͤhrige Ausstellung der Kunst-Akademie ist beson— ders reich, und zeichnet sich durch eine Menge der Meisterwerke Thorwaldsens aus. Es sind jetzt gerade 59 Jahre, seit dieser beruͤhmte Kuͤnstler als armer Knabe in die erste Klasse der Aka— demie aufgenommen wurde, wo er seine erste Kuͤnstler⸗Bildung erhielt und zu weiterer Ausbildung unterstuͤtzt wurde. Nun wird in dem Lokale der Akademie, dem Schlosse Charlottenburg, ein eigener passender Saal fuͤr seine Meisterwerke errichtet, von denen jetzt D.aͤnemark die groͤßte Sammlung besitzt.

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Muͤnchen, 8. April. Nachstehendes ist der Vortrag des Koͤnigl. Staats-Ministers des Innern uͤber den Gesetz⸗Entwurf, die bürgerlichen und politischen Rechte der Griechischen Glaubens⸗ Genossen betreffend, uber welchen in der heutigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten vom Ausschuß Bericht erstattet wurde. Das wichtige Ereigniß, welches einen Prinzen aus dem Baye⸗ rischen Koͤnigs⸗Stamme auf den Thron von Griechenland berief, mußte nothwendiger Weise auch zu engeren Verhältnissen zwischen beiden Völkern führen. Diese Verhaͤltnisse bestehen auch wirklich nicht nur der That, sondern auch dem Rechte nach. Ein unterm 1. No⸗ vember 1832 abgeschlossener Staats-Vertrag knuͤpft Bande ewiger Freundschaft zwischen Sayern und Hellas, verkuͤndet den nahen Ab⸗ schluß eines auf den Grundlagen billiger Reciprocitäͤt gebauten Kom⸗ merz⸗Traktats, und sich ert dem Bayerischen Handel schon gegenwaͤrtig in dem Griechischen Reiche alle Handels⸗Verzüge der meist beguͤnstigten Nationen zu. Den nach Griechenland sich begebenden oder dort sich niederlassenden Bayern kommt volle Freiheit der Niederlassung, wirksa⸗ mer Schutz der Behörden und der Gesammt-Umfang buͤrgerlicher Rechte zu. Der Bayerische Staat kann nicht umhin, ein Entgegenkommen der Art auf gleiche Weise zu erwiedern. Eine Erwiederung der Art steht in vollem Einklange mit den Grundsaͤtzen der Verfassung, da die unirte sowohl, als die nicht unirte Griechische Kirche in ih⸗ ren Fundamental⸗Glaubenssaͤtzen und in der Lehre der Moral mit den drei in Bayern bereits oͤffentliche Rechte genießenden christlichen Bekenntnissen vollkommen uͤbereinstimmen, da also die ihren Beken⸗ nern einzurdͤumende Theilnahme an den Rechten der letztern durchaus keine Aenderung in den Verhaͤltnissen des Bayerischen Staates, als eines wesentlich christlichen, nach sich zieht. Sie scheint auch nicht bloß bezuglich der Angehdrigen des Griechischen Staates, sondern uͤberhaupt ruckstchtlich aller Bekenner des Griechischen Dogmas . greifen zu muͤssen, da die Verwandtschaft der Griechischen mit den christlichen Kir⸗ chen bei allen Angehdrigen jener Kirche in gleichem Maße vorwal⸗ tet und die christlichen Konfessionen in allen der Griechischen Kirche zugethanen Staaten die angeführten Beguͤnstigungen genießen. Se. Majestät der König haben mir daher ngch Vernehmung Allerhoͤchst⸗ ihres Staats⸗-Rathes den Auftrag ertheilt, anliegenden Gesetz-Ent⸗ wurf den Staͤnden des Reiches, zunaͤchst der sehr, geehrten Kammer der Herren Reichs⸗Raͤthe, und zwar, da die beabsichtigte Anordnung einen Zusatz zu der Verfassungs- Urkunde enthaͤlt, unter Bezug⸗ nahme auf Titel X 8. 7 der Verfassungs- Urkunde, zur Berathung und Zustimmung zu uͤbermachen.“

Der Gesetz-Entwurf selbst lautet folgendermaßen; „Seine Majestaͤt der Köͤnig verordnen nach Vernehmung Allerhoͤchstihres Staatsrathes, und mit Beirath und Zustimmung Allerhoͤchstih⸗ rer Lieben und Getreuen der Staͤnde des Reiches, unter genauer Beobachtung der im 5. 7. Tit. X. der Verfassungs⸗Urkunde vor⸗ geschriebenen Formen, was folgt: Art. 1. Die Bekenner der unirten sowohl, als der nicht unirten Griechischen Kirche genie— ßen mit den Bekennern der in dem, Koͤnigreiche bereits ver fas⸗ sungsmaßig bestehenden drei christlichen Kirchen-Gesellschaften gleiche bürgerliche und politische Rechte. Art. II. Gegenwaͤr⸗ tiges Gesetz soll als ein Grund-Gesetz des Reiches angesehen werden, es hat von dem Tage der Bekanntmachung anfangend dieselbe Kraft, als stuͤnde es woͤrtlich in der Verfassungs-Urkunde, und kann nur in der durch §. J. des Tit. X. der Verfassungs— Urkunde vorgeschriebenen Art wieder abgeaͤndert werden. Ge— geben ꝛc. Fuͤr den Entwurf: Fuͤrst von Oettingen-Wallerstein.“

Schweiz.

Bern, 5. Apru. (Karlsruher Zeitung.) Eine merk— wuͤrdige Veraͤnderung hat sich seit einiger Zeit in unserm Vater— lande kund gethan. Die klare Erkenntniß, daß hinter den Ber⸗ gen auch Leute wohnen, hat wie eine heilsame Arznei auf das Gehirn Vieler gewirkt, und sie fangen an, ernstlich uͤber die Lage der Schweiz nachzudenken. Das erste Resultat dieses Nachden⸗ kens war die Enthuͤllung der doppelzuͤngigen Franzoͤsischen Ein— wirkung und ihres heillosen Strebens. Mit Schrecken gewahrt man den Abgrund, an welchen uns die Franzoͤsisch⸗gesinnten Ra— dikalen gefuͤhrt haben; sie wollten die Schweiz in einen Freiha⸗ fen fuͤr die Franzoͤsische Propaganda verwandeln, um von da aus mit Aufruhr und Empörung zu bedrohen. Fuͤr den truͤgeri⸗ schen Beistand von Frankreich wollten sie uns in Mißverhaͤltniß mit den Deutschen Nachbar-Staaten bringen, deren wir fuͤr un—

zosen beduͤrfen. Dieser elende Plan ist nun gescheitert, und die heillosen Urheber fuͤhlen sich plotzlich isolirt und verlassen. Freilich, das Unheil, das bereits gestiftet worden, besteht fort. Der Kanton Bern seufzt unter der Herrschaft einer Poͤbel— Rotte, wie kein Staat der neueren Zeit sie gesehen. In Genf und Waadt ist die Thätigkeit der Regierungen fortwährend durch die aufruͤhrerischen Tendenzen der Patrioten gelähmt. In Luzern bedroht der buͤbische erh ill einiger literarisiren— den Rauber die katholische Geistlichkeit und die Rechte der Kirche. Der Kanten Thurgau empfindet die Wirkungen einer von Eder und Bornhausen geschaffenen Verfassung. Basel end lich wird durch ein sogenanntes eidgensssisches Schieds-Gericht, oder vielmehr durch den Obmann desselben fortwährend gebrand—⸗ schatzt, so daß selbst nach dem Urtheil eines sehr liberalen Blat— tes das Theilungs-Geschaͤft in eine wahre Beraubung der Stadt Basel ausgeartet ist. Welche Fruͤchte eine solche Ver— letzung alles Gerechtigkeits, und Billigkeits-Gefuͤhls fuͤr die Zu— kunft bringen muß, ist leicht zu erachten.

Spanien.

Englische Blatter theilen folgende Privat-Korrespon⸗ denzen aus Spanien mit:

„Madrid, 26. Maͤrz. Es wurden hier kuͤrzlich mehrere Koͤ— nigl. Dekrete erlassen, die in Bezug auf einige Veränderungen im Beamtenwesen von vieler Wichtigkeit sind. Außerdem, daß in Folge dieser Verordnungen mehrere Personen, deren Anhaͤng— lichkeit an die gegenwärtige Ordnung der Dinge nicht ganz zu— verlaͤssig ist, vnn der Administration ausgeschlossen worden, be— zweckt man uͤberhaupt eine Verminderung der Anzahl der oͤffent— lichen Aemter. Eben so ist eine Verfuͤgung erlassen worden, nach welcher die Mitglieder des Regierungs-Rathes in jeder Beziehung mit den Kabinets-Ministern gleichgestellt wer den sollen. Die verwittwete Koͤnigin bringt die Oster⸗Woche in Toledo zu und scheint jetzt in gutem Einverstaͤndnisse mit dem Kardinal4⸗Erzbischof zu seyn. Die Karlisten, die jetzt bessere Er— wartungen als jemals zu hegen scheinen, verbreiten allerlei. wun— derbare Geruͤchte und fuchen die Gemuͤther auf ein großes Er— eigniß, das den Stand der Dinge verandern wuͤrde, vorzuberei⸗ ten. Herr Sarmiento, der Gesandte von Seiten der Donna Maria da Gloria, wurde der Koͤnigin-Regentin am 21isten d. M. vorgestellt. Man weiß nicht, ob er in seiner offiziellen Eigen⸗ schaft aufgenommen wurde und ein Beglaubigungs-Schreiben von seiner souverainen Fuͤrstin uͤberreichte; keines von beiden ist in der Madrider Zeitung angezeigt. Wie dem auch seyn mag, so kann seine Aufnahme bei Hofe fuͤr eine thatsaͤchliche Aner⸗ kennung angesehen werden. In Madrid ist Alles ruhig.“ „Madrid, 27. Maͤrz. Seit meiner gestrigen Mittheilung wurden abermals zwei neue Koͤnigl. Dekrete bekannt gemacht, welche die Anzahl der Moͤnche und Kloͤster, wenigstens in den noͤrdlichen Proͤvinzen, alsbald zu vermindern bezwecken. Am I17ten d. M. wurde, wie der Bericht des General-Capitains von Galizien an die Regierung lautet, von der Spanischen Brigg „Argos“ der Englische Kutter „Expreß Packet“ genommen, welcher mit Kriegs Beduͤrfnissen fuͤr Don Carlos oder Dom Mi—⸗ guel von Plymouth abgesegelt war. Seine Ladung bestand in 2500 Flinten, 200 Faͤssern mit Patronen, 180 großen Faͤssern voll Pulver und einem Vorrath von Schuhen. Alles dies ist im Besitze der Regierung und befindet sich im Hafen von Vigo. Man erzaͤhlt sich, daß Llauder zum Kriegs⸗-Minister bestimmt ist; das Geruͤcht ermangelt jedoch der Sicherheit. Das Dekret zur Ein— berufung der Cortes ist noch suspendirt. Zur Anleihe will man in diesem Augenblick noch nicht schreiten, und es fragt sich, ob es uberhaupt vor der Ernennung des neuen Finanz-Ministers geschehen wird. Die drei Minister, deren Ausscheiden aus dem Kabinet bevorsteht, werden noch ihre Functionen verwalten, bis ihre Nachfolger definitiv bestimmt sind. Madrid ist ruhig, nd das Dekret gegen die Moͤnche scheint auch beim Volke das Ver⸗ trauen auf die Regierung erhoht zu haben.“

Neuere Nachrichten aus Madrid (ebenfalls in Engl. Blat tern) besagen noch Folgendes: „Die Frauen Zumalacareguys, Sagastiversas und anderer Haͤupter der Karlisten, sammt zehn Schneider-Gesellen, welche mit der Anfertigung von Unisormen fuͤr die Insurgenten beauftragt waren, sind, in Folge der Besetzun ; von Bastan durch die Truppen des Generals Quesada, auf das Franzoͤsijche Gebiet geflüchtet. Quesada und Oraa ruͤckten mit vereinten Kraͤften auf Bastan in der Absicht los, zwei Karlisti— sche Bataillone, welche in diesem Thale eine feste Stellung ein— genommen hatten, zu umzingeln. Sobald sie der Insurgenten ansichtig wurden, traf Quesada Vorkehrungen, um diesel⸗ ben mit dem Anbruch des naͤchsten Tages anzugreifen, allein die Feinde hatten während der Nacht das Feld geraͤumt und sich in das Innere von Navarra zuruͤckgezogen. General Quesada hoffte sie entweder auf das Franzoͤsische Gebiet zu treiben oder zur Annahme einer Schlacht zu zwingen; allein Zumalacareguy Jab Befehl zum Ruͤckzug, ohne das Glilcksspiel zu wagen. Ein Brief aus Irun meldet, daß El Pastor auf der Straße nach La Borunda 24 Gefangene gemacht habe, die er unverzuͤg— licher schießen ließ.“

Portugal.

Lissabon, 22. Maͤrz. Admiral Napier ist von Se⸗ tubal mit einer Expedition noͤrdlich abgesegelt, und wäre, wenn man der heutigen Chronica glauben wollte, in der Nachharschaft von Figueira gelandet. Ich habe indeß Grund, zu vermuthen, daß diefe letztere Nachricht absichtlich verbreitet wurde, und daß vielmehr die eigentliche Bestimmung des Admirals Caminha und Viana ist. Caminha hat ein Fort, und eignet sich zu einem militairischen Posten um so mehr, als es nur durch den Minho von dem jetzt Donna Maria befreundeten Spanischen Gebiete getrennt ist, und als der sich zwischen dem Minho und der Lima hin erstreckende Theil der Provinz Minho und Douro biele Anhaͤnger der hier herrschenden Partei zählen soll. Gluͤckt die Unternehmung auf Caminho und Viana, so wuͤede die Besatzung von Porto, deren Kommando der Herzog won Terceira zu ubernehmen im Begriff steht, wahrscheinlich eine Bewegung nordwaͤrts fuͤr den Zweck machen, sich mit der am Minho gelandeten Expedition in Verbindung zu setzen, und die Unterwerfung der Provinz Minho und Douro zu bewerkstell⸗— gen, die zu den fruchtbarsten und bevoͤlkertsten Portugals gehört, aber in dem zwischen dem Ave und der Lima gelegenen Theile als vorzugsweise der Sache Dom Miguels anhängig gilt. Welcher Ausgang aber auch die ser Versuch auf die Pꝛrovinz Minho und Douro haben dürfte, so ist doch leicht vorherzusehen, daß das benach— barte Tras os montes, welches von je her als eine Art Citadelle der Partei, die sich in Dom Miguel personificirt hat, galt, der Ausbreitung der Herrschaft Donna Maria's im Norden Portu— gals einen langeren Widerstand entgegensetzen wird. Man siuͤstert sich hier in's Ohr, daß die projektirte Expedition gegen den Nor— den von einem Spanischen Corps unterstuͤtzt werden wurde, wel—

Im Namen Belgiens und seines Köoͤnigs fordern wir daher

sern geistigen und materiellen Verkehr viel mehr als der Fran—

ches die Aufsuchung und Vertreibung von Don Carlos als Grund

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