seiner Invaslon geltend machen duͤrfte. Ich muß den Werth dieses Dee ens? dahin gestellt seyn lassen, moͤchte aber glauben, daß, bei dein National⸗Hasse der Portugiesen gegen die Spanier, eine solche Unterstuͤtzung, wenn sie wirklich statt faͤnde, moralisch vielleicht eben so viel der Sache Donna Ma—⸗ ria's schaden koͤnnte, als sie ihr augenblicklich und materiell nuͤtzte. — Viel Aufsehen hat hier eine Verordnung Dom Pedross, die auf den Antrag seiner saͤmmtlichen Minister erlassen wurde, er, regt, welche, wegen fortdauernder Rebellion, den Dom Miguel seiner Rechte und seines Titels als Infant, so wie seiner Appa— nage verlustig erklärt. Diese Gewalr⸗Maßregel gehört zur Zahl derer, zu denen in Buͤrgerkriegen die Parteien nur zu oft greifen, und kaun daher an sich selbst nicht uͤberraschen. Wohl aber erschsdpft man sich in Vermuthungen, was, nachdem nun 20 volle Mo— nate seit der Landung Dom Pedro's zu Porto verflossen, jene Proscription gerade jetzt und so ploͤtzlich veranlaßte. Hat, fragt man sich, die gleiche, in Madrid in Betreff von Don Carlos ergriffene Maßregel, als Beispiel wirkend, allein die Idee dazu angeregt? Oder ist die Ursache davon in einer neuen Phase der Partei-Politik zu suchen? Letztere Vermuthungen schienen gewisse Anspielungen in der Chronica zu bestaͤtigen. Bemer— kenswerther als der uͤbrige Theil jener Maßregel duͤrfte inzwi— schen die Bestimmung seyn, welche der bisher von Dom Miguel besesse⸗ nen Appanage oder sogenannten Casa do Infantado ertheilt wird. Jene Casa do Infantado wurde bei der Thronbesteigung des Hauses Braganza 1641 fuͤr die Sekundogenitur und in der Absicht ge— gruͤndet, den zweiten Sohn des Koͤnigs zum Heirathen zu be— stimmen, und dadurch die Gefahr des Erloͤschens des Koͤniglichen Stammes, welches nach dem Tode Sebastians der National— Unabhaͤngigkeit Portugals so verderblich geworden ware, zu ver⸗— mindern. Sie bestand außer mehreren Lustschloͤssern in liegenden Gruͤnden, welche in der letzten Zeit etwa 300,000 Krusaden (uber 200,000 Rthlr.) jaͤhrliches reines Einkommen abwerfen. Auf den Vorschlag der Minister hat nun Dom Pedro die Casa do Infantado, mit Ausschluß der Lustschloͤsser, der Staats-Domaine einverleibt und dem Kron-Gute entzogen. Ungeachtet aͤhnlicher populairen Maßregeln sind Silva Carvalho und seine Partei doch der Bevoͤlkerung der großen Staͤdte noch nicht liberal genug, wie dies die letzten Municipal-Wahlen zu Lissabon und zu Porto beweisen, wo die ministeriellen Kandida—⸗ ten fast sammtlich denen von einer noch heftigeren liberalen Farbe Platz machen mußten. Erwaͤgt man daneben nun die Exalta— tion, die in den politischen Ansichten der Mehrzahl der Armee Donna Maria's und der wirklich bei derselben Einfluß genießen⸗ den Fuͤhrer herrscht, so kann man, ohne Prophet zu seyn, vor— hersagen, daß die Grundsaͤtze, welche Dom Pedro auf die Fahne seiner Tochter geschrieben hat, der Koͤnigl. Autoritaͤt in Portugal noch manche Verlegenheit bereiten werden, falls der Sieg der Partei Donna Maria's vollständig wuͤrde und die Krone dann die so bequeme Diktatur, welche sie während des Kampfes ausgeuͤbt, niederlegen und sich mit ihrer Partei uͤber die ihren Befugnis⸗ sen nach den von ihr selbst aufgestellten Prinzipien zu setzenden Graͤnzen verstaͤndigen muͤßte. — Es geht hier das Geruͤcht, daß der Papst den Herzog von Braganza, den Kardinal-Patriarchen und den bekannten Vaz Preto excommunicirt habe. Dasselbe dürfte unbegruͤndet und sein Ursprung in einer Maßregel der Regierung zu suchen seyn, wonach kuͤrzlich ein gewisser Curoli, der interimistisch die Geschäfte der Nunciatur versah, ganz auf gleiche Weise wie fruͤher der Kardinal Justiniani aus dem Lande verwiesen wurde, wobei die Regierung sich auf den Grundsatz stuͤtzte, daß, da der Kardinal Justiniani selbst nie bei der Re— gierung Donna Maria's beglaubigt gewesen sey, er auch Nie— manden mit den Geschaͤften der Nunciatur auf eine guͤltige Weise habe beauftragen koͤnnen. Da inzwischen der Paͤpstliche Stuhl der mit so harten Formen begleiteten Wegweisung des Kardinals Justiniani von Lissabon seiner Zeit keine ernstlichen Folgen gegeben hat, so ist vorherzusehen, daß er die naͤmliche Politik jetzt, wo sich die Angelegenheiten seitdem fuͤr Rom uͤber— haupt so weit weniger guͤnstig gestaltet haben, befolgen wird. Und selbst die mit verdoppeltem Eifer hier betriebene Aufhebung der Kloͤster duͤrfte vermuthlich nichts an jenem Entschlusse aͤn— dern. — Schließlich ist noch zu melden, daß hier neuerlich die Errichtung zweier neuer Linien-Kavallerte⸗Regimenter beschlossen und begonnen worden ist. .
Konstantinopel, 18. Maͤrz. Die neueste Nummer der Turkischen Zeitung vom 10ten d. M. macht die vor Kurzem stattgefundenen Verleihungen von Verdienst⸗Orden (Nischani⸗if⸗ tihar) an mehrere der vornehmsten Wesire des Reiches bekannt. Diese Decoration erhielten Chosrew Mehmed Pascha, Seras— kier der regulairen Truppen, wegen der Verdienste, die er sich als Kapudan⸗Pascha bei der Einnahme der Insel Ipsara erwor⸗ ben; der ehemalige Großwesir, Reschid Mehmed Pascha, fuͤr die Beschwichtigung der Unruhen und die Wiederherstellung der , in Albanien und Bosnien; der vormalige Großwesir Izzet Mehmed Pascha, und der Kommandant von Widdin, Hussein Pascha, wegen ihrer in den letzten Kriegen erprobten Tapferkeit und wichtigen bei , Hi,. der Janitscharen gelei— steten Dienste; der vorige Kaimakam Achmed Chelussi Pascha, wegen dessen ausgezeichneter Dienstleistung; der jetzige Kapudan⸗ Pascha, Tahir Pascha, wegen des bei der Vertheidigung von Schumla an den Tag gelegten besondern Muthes; der Muschir Achmed Fewzi Pascha, wegen seines muthvollen Benehmens . Zeit der Unruhen in Scutari in Albanien, und der Statthalter von Bagdad und Bassora, Ali Riza Pascha, wegen der bei zweimaliger Dampfung des Aufruhrs in ersterer Provinz bewie⸗ senen Einsicht und Tapferkeit.
Durch einen anderen Artikel der Tuͤrkischen Zeitung wird die befriedigende Beendigung der durch den Botschafter der Pforte, Achmed Fewzi Pascha, bei dem Kaiserl. Russischen Hofe , . Verhandlungen zur oͤffentlichen Kenntniß ge— bracht. er Schluß dieses Artikels, in dessen Eingang der dem Achmed Pascha in Rußland erwiesenen Ehren-Bezeigungen, so wie der in letzterer Zeit von dem Russischen Hofe und der ho— hen Pforte gegenseitig ertheilten Geschenke Erwähnung geschieht, lautet folgendermaßen: „Nachdem genannter Pascha die Aufträge der hohen Pforte hinsichtlich der östlichen Graͤnze des Reiches, der Herabsetzung der Kriegs-Contribution, so wie der Festsetzung des von den Fuͤrstenthuͤmern (Moldau und Wallachei) zu ent— richtenden Tributes und der Organisation derselben, auf eine be⸗ friedigende Art vollzogen, gedachte er am zweiten Bairams⸗Tage von Petersburg abzureisen und sich zu Lande nach Konstantino⸗ pel zuruͤckzubegeben. Demnach wird sowohl die Auswechslung der die letzten Uebereinkuͤnfte betreffenden Urkunden, als die Raͤu— mung der Fuͤrstenthuͤmer durch die Russischen Truppen und die Ernennung der respektiven Woiwoden binnen Kurzem erfolgen.“
Herr von Bois⸗le⸗Comte, der vor einiger Zeit mit Auftraͤ— gen der n en. Regierung nach Alexandrien abgeschickt worden war, ist am Tten d. M. von hier, uͤber Bucharest, nach Frankreich zuruͤckgereist.
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An die Stelle des unlaͤngst hier verstorbenen Bischofs und geistlichen Oberhauptes der katholisch⸗Armenischen Nation, Herrn Giacomo della Valle, ist der Priester Tschohadschi-oglu Artin Wartabet, aus Angora, zum Bischof ernannt und vorige Woche bei der Pforte mit dem dieser Wuͤrde entsprechenden Ehrenkleide angethan worden.
Der Griechische Gesandte, Herr Zografos, ist heute Abend in dieser Hauptstadt angekommen.
1 43 n d. J
Berlin, 14. April. Die im neuesten Stuͤcke der Gesetz— Sammlung enthaltene Allerhoͤchste Kabinets-Ordre wegen einer Erweiterung des Artikels 11 des Censur-Gesetzes vom 18. Oktober 1815 in Bezug auf die in Polnischer Sprache erscheinenden Schriften lautet also:
„Auf Ihren Bericht vom Zten d. M. will Ich die Be—¶ stimmung des Art. XI. des Censur-Edikts vom 18. Oktober 1819 dahin erweitern, daß keine in Polnischer Sprache außer— halb Meiner Staaten, es sey innerhalb oder außerhalb der Staaten des Deutschen Bundes, erscheinende Schrift, ohne vorherige ausdruͤckliche Debits-Erlaubniß des Ober⸗Censur⸗ Kollegiums, in irgend einem Landestheile Meiner Staaten verkauft oder verbreitet werden darf. Dem Ober-Censur— Kollegium bleibt anheimgegeben, zur Erleichterung des Buͤcher⸗ Verkehrs in dem Großherzogthum Posen mit dem Ober-⸗Praͤ— sidenten diejenigen Einrichtungen zu verabreden, welche von beiden Behoͤrden angemessen gefunden werden. Die gegen— waͤrtige Ordre ist durch die Gesetz Sammlung zu publieiren.
Berlin, den 19. Februar 1834.
Friedrich Wilhelm. An die Staats-Minister Frhrn. v. Altenstein, Frhrn. v. Brenn und Aneillon.“
— Am 11Iten d. M. feierte der Koͤnigliche Oberst und Di— rektor der Geheimen Kriegs⸗Kanzlei, Herr von Pritzelwitz, sein 50jaͤhriges Dienst⸗Jubilaͤum. Seine Majestaͤt der Koͤnig geruh— ten, in Anerkennung seiner Diensttreue, demselben die Insignien des rothen Adler-Ordens 2ter Klasse mit Eichenlaub Allergnaͤ— digst zu verleihen. Das sich darauf beziehende huldreiche Kabi⸗ nets, Schreiben uͤberreichte dem Herrn Jubilar gluͤckwuͤnschend der zeitige Vorstand des Kriegs-Ministeriums, General ⸗Adju⸗ tant Sr. Maj. Herr General- Lieutenant von Witzleben, per— soͤnlich, indem er sich fruͤh Morgens 8 Uhr in die Wohnung des Gefeierten begab. Eine demselben kurze Zeit vorher gebrachte Morgenmusik deutete sinnvoll auf die Feier des Tages, ünd ein um 10 Uhr des Vormittags auf einem weißen Atlas— Kissen ihm durch das Personal der Geheimen Kriegs-Kanzlei uͤberreichtes Gedicht druͤckte die Gefuͤhle lebhafter Theilnahme aus, welche die oͤffentlichen und häuslichen Tugenden des Biederman— nes einfloͤßen. Um 11 Uhr verfuͤgte sich der Herr General⸗Luieu— tenant von Witzleben, in Begleitung einer Deputation des Kriegs⸗Ministeriums, abermals zu dem Obersten von Pritzelwitz und erneuerte Namens des Ministeriums und des General-Au— ditoriats die schon fruͤher geaͤußerten guten Wuͤnsche, indem er ihm Namens der Offiziere und Beamten beider Behoͤrden eine in der Werkstatt des Herrn Hossauer geschmackvoll gefertigte silberne Schale (Patera mit einer goldenen Hoͤhlung) als Andenken der Hoch— achtung uͤberbrachte. Auf den Seiten der Schale finden sich die Brustbilder der drei Koͤnige, unter denen der Oberst von a n gedient, und in der Hoͤhlung eine kurze passende In— schrift. üßerdem fanden sich mehrere Freunde und Bekannte bei ihm ein, um ihm ihre Gluͤckwuͤnsche zu dem freudigen Er— eignisse darzubringen und ihre Werthschaͤtzung zu bezeugen. Der Herr General Lieutenant von Witzleben gab zur Feier des Tages im Hotel des Kriegs⸗Ministeriums ein Festmahl, zu dem Se. Koͤnigl. Hoheit der Kronprinz, der Prinz Wilhelm (Sohn Sr. Masestaͤt) und der Prinz Albrecht Königl. Hoheiten, so wie Se. Hoheit der Herzog Karl, die ehrerbietige ,. gnaͤdig und wohwollend anzunehmen geruht hatten. Außer den . und Beamten des Kriegs— Ministeriums, des General-Auditoriats und der Geheimen Kriegs-Kanzlei, welche dazu eingeladen waren, ward der Ju— bilar dabei durch die Anwesenheit mehrerer seiner Jugend- und Dienst-Genossen auf eine angenehme Weise uͤberrascht. Bei der Tafel brachte der Herr GeneralLieutenant von Witzleben mit ei— ner erhebenden Anrede den ersten Toast Seiner Majestaͤt dem Koͤnige und dem erlauchten Königlichen Hause, der von den An⸗ wesenden mit Begeisterung wiederholt wurde, worauf sich Se. Koͤnigl. Hoheit der Kronprinz zum zweiten Toast, der dem Obersten von Pritzelwitz, als treuem Diener dreier Koͤnige, galt, zu erheben und demnachst von dem Jubilar die ehrfurchtvoll⸗ sten Danksagungen entgegen zu nehmen geruhte. Das Festmahl endigte mit den treuesten und froͤmmsten Wuͤnschen fuͤr Seine Mas. den Koͤnig und Hoͤchstihr erhabenes Haus.
Meteorologische Beobachtung.
1834. Morgens Nachmitt. Abends Nach einmaliger 13 April. 6 Uhr. 2 Uhr. 10 Uhr. Beobachtung.
Luftdruck. 337.5 o Par. 338. ö 339,5 s Par Quellwärme 6, 3 9 R.
Luftwaͤrme O, 6 O R. 4 6,“ R. — 2538 9 R. 1
I men . 9. R. 4 . R. — 0, 96 R. Flußwarme 4,3 R.
Dunstsaͤttg. 95 Ct. 59 pCt. 73 pCt. WBodenwaͤrme 3,9 9 R. Ausdünst. 0, o 83 Rh.
neblig. heiter. heiter.
O. O. O.
Wolkenzug — SO. — —4Miederschlag O. Der Barometerstand am 12. April 10 Uhr Ab. ist 356,8 “!“
Berliner Börse. Den 14. April 1834.
Amtl. Fonds- und Geld- Cours- Zettel. (Ener s. Cour.) I, re, eld. I= z, re, ae.
St. Schuld- Sch. Pr. Engl. Anl. 13. Pr. Engl. Anl. 22. Pr. Engl. Obl. 30. Prüm. Sch.d. Seh. Kurm. Obl. m. I. C Neum Int. Sch. do. tzerl. Stadt - Obl. Königsh. do.
Elbing. do.
Danz. do. in Th. Westpr. Pfandbr.
g87 Grosshr Pos. do. 4 — Ostpr. Pfandbr. 103 Pomm. do.
g36z3 Kur- u. Neum. do. 55 Sehilesische, do. 977 Kkst. C. d. - u. X. 971 L. Sch. d. R. u. N.
98
— Holl. vollw. Duk. 97 Neue do. 365 Friedrichsd'or .. 99? Ihisconto
4
w EL C 0 .
Aus würtige Börsen. Amster dam, 9. April.
Niederl. wirkl. Schuld 503. 53 do. 965. Ausgesetzte Schuld -. Kanz. Bill. 225. 473 Amort. So,. 313 723. Oenterr. 9b. Preuss. Prümien- Scheine —. Russ. (v. 831 96. 53 Span. 63. 38 41.
London, S. April.
Cons. 90. Bel. 99. Span. 38 40 à 41. 53 Holl. 95. 233 50.
J Portug. 68. Russ. 153. Mex. v. 1825. 404. Bras. 71.
St. Peters barg, 5. April. Hamb. 3 Mon. 93. 43.
3583. Kop. ; . Wien, 9g. April. 53 Met. 9735. 43 88. 218 517. Bank-Actien 12473. Part. Oh! 1373. Loose zu 100 FI. —.
Königliche Schauspiele.
Dienstag, 15. April. Im Opernhause: Auf Begehren: Fi delio, Oper in 2 Abth. Musik von L. van Beethoven. (Mad Schroͤder⸗Devrient: Fidelio, als Gastrolle.) .
Im Schauspielhause: 1) La dame et la demoiselle, comè. die en d actes. 2) L'assassin, vaudeville comique en 1 acte
König städtisches Theater.
Dienstag, 15. April. Johanna von Montfaucon, Schauspiel in 5 Abth., von Kotzebue. (Herr Engelbrecht, vom staͤndischen Theater zu Lemberg: Philipp, als zweite Gastrolle.)
J / 7 / Neue ste Nachrichten.
Paris, S8. April. Vorgestern Abend wurden der Kaiser, lich Oesterreichische und der Koͤniglich Großbritanische Gesandt= mit ihren Gemahlinnen, der Herzog von Treviso, der General Darrlule, Herr Dupin und der Marquis von Barbé-Marbois von Ihren Majestäͤten empfangen. Gestern praͤsidirte der Konig in einem Minister⸗Rath und begab sich dann mit der Koͤniglichen Familie nach Meudon zum Besuch beim Herzog von Orleans.
Die Reise des Koͤnigs nach der Auvergne und nach dem Schlosse von Randan wird, dem Vernehmen nach, im Mai stattfinden.
Von dem Budget des Ministeriums des Innern wurden in der gestrigen Sitzung der Deputirten-Kammer die ersten 5 Kapitel angenommen; sie enthalten folgende Bewilligungen— fuͤr die Gehaͤlter des Ministers und der Beamten der Central— Verwaltung 514,500 Fr. (17,500 Fr. weniger, als die Regie, rung verlangt hatte); an temporairen Entschaͤdigungen 32,500 Fr, zu den Bureau⸗Kosten des Ministeriums 158,000 Fre; zu gehei— men Ausgaben 1,265,500 Fr.; fuͤr die Beamten der Telegraphen— Linien 766,202 Fr. (65,798 Fr. weniger, als verlangt worden war), Am folgenden Tage sollte die Berathung fortgesetzt werden. Nach dem Budget des Ministeriums des Innern kommt dat des Justiz-Ministeriums und dann das des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten an die Reihe.
An der gestrigen Boͤrse waren die Spanischen Fonds zu hoͤheren Preisen ziemlich gesucht, weil sich das Geruͤcht verbrei— tet hatte, das sich jedoch spaͤter als ungegruͤndet erwies, die Spanische Regierung habe bereits eine Anleihe abgeschlossen.
Aus Madrid sind Nachrichten vom 1sten d. hier einge— gangen; die Hof-Zeitung enthält folgendes Dekret: „Nach Beruͤcksichtigung der von inlaͤndischen und auswaͤrtigen Gesell— schaften angebotenen Anleihe-Vorschlaͤge und um diesen Ver, handlungen die groͤßtmoͤgliche Oeffentlichkeit zu geben, hat dit Koͤnigin-Regentin, im Namen ihrer erhabenen Tochter, beschlos— sen, zur Deckung der dringendsten Staats-Beduͤrfnisse unter folgenden Bedingungen eine Anleihe-Konkurrenz zwischen den inlaͤndischen und auswaͤrtigen Gesellschaften zu eroͤffnen: 1) Das Anlehen besteht aus 200 Millionen Realen (50 Millionen Franken). 2) Die Vorschlaͤge werden dem Finanz-⸗Ministerium bis zum 3h. April zugeschickt. 3) Der Finanz-Minister sendet am 30. April die Anleihe⸗Vorschlaͤge an einen lee ; der aus dem Gene— ral-Schatz⸗Direktor, dem Direktor der Koͤniglichen Tilgungs⸗Kasse, dem Direktor und dem Secretair der Spanischen Bank San Fernando bestehen soll. Dieser Ausschuß wird die Vorschlaͤge pruͤfen und der Regierung am 3. Mai daruͤber Bericht erstat— ten. 4) An demselben Tage werden die Vorschläge dem Regie— rungs⸗Rathe uͤberwiesen, und diejenigen, welche derselbe als die vortheilhaftesten hervorheben wird, sollen von Seiten Ihret Majestät auf der Sielle gebilligt und genehmigt werden, indem die Königin den Kontrakt mit derjenigen Gesellschaft, die den Vorzug erhaͤlt, sogleich unterzeichnen wird. 5) Die Re gierung behalt sich vor, den Cortes bei ihrer naͤchsten Zusam— menkunft die Mittel vorzuschlagen, welche dazu dienen duͤrften, den National-Kredit wieder dauernd zu befestigen.“ Dieses De— kret hatte in Madrid die beste Wirkung hervorgebracht, besonders da es auch zum erstenmal das bestimmte Versprechen enthaͤlt, daß die Cortes einberufen werden sollen. Man versicherte, daß die Zwistigkeiten, welche sich in Betreff des Inhalts det Koͤniglichen Statuts wegen Einberufung der Cortes zwi— schen dem Regentschafts-Rathe und dem Ministerium eiho, ben hatten, beseitigt seyen, und daß dieses wichtige Aktenstuͤc am 15ten d. in der Hof-Zeitung erscheinen werde. Der Titel der Proceres soll nur fuͤr die Granden 1ster Klasse erblich seyn. Das Petitions-Recht soll den Deputirten mit einigen Einschraͤm kungen bewilligt werden. Der General Castaños, Herzog von Bahlen, ist zum Praͤsidenten des Koͤniglichen Raths von Spa— nien und Indien, der durch Dekret vom 24. Maͤrz ein, gesetzt wurde, und Herr Milla zum Secretair desselben er, nannt worden. Man hatte zu Madrid erfahren, daß Don Carlos sich auf die Nachricht von dem bevorstehenden Einruͤcken der Spanier in Portugal am 18ten v. M. mit öh Mann von Villareal nach Lamego und von da am 2bsten nach Viseu begeben habe, um sich nach und nach Santarem zu ni hern und mit Dom Miguel zu vereinigen; man zweifelte jedoch, daß ihm dies gelingen dürfte; andererseits glaubte man, daß nun, da Don Carlos sich von der Spanischen Graͤnze entfernt hatte, das Einruͤcken eines Spanischen Armee⸗Corps nach Portugal verschoben werden wuͤrde. Die verwittwete Koͤnigin haͤlt sich mit dem ganzen Hofe noch immer in Aranjuez auf. In der Hauptstadt war ein Karlistisches Komplott entdeckt worden. In Folge dessen wurden der Advokat Selva, der Gutsbesitzer San Esteban, der Briga— dier Soto, Kammerherr des verstorbenen Koͤnigs, und der De— chant Estefani verhaftet und sollten als Verschwoöͤrer vor die Militair-Kommissson gestellt werden. Unter den Papieren des Letzteren fand sich angeblich ein eigenhaͤndiges Schreiben von Don Carlos vor, wodurch eine Karlistische Regentschaft von d Personen unter dem Vorsitz Estefann's angeordnet wird, die ih⸗ ren Sitz in Toledo haben sollte.
— Heute schloß 5proc. Rente pr. compt. 104. 35. fin cou, 104. 55. Zproc. pr. compt. 78. 10. sin Cour. 78. 30. Fßproe. Neap. pr. Compt. 94. 55. sin Cour. 9g4. 75. 5proc. Span. 66. Zproc. do. 414. 5proc. Belg. 977. 5proc. Roͤm. — Frankfurt a. M., 11. April. Desterr. 5proc. Metall 99.
zproc. S9z. S9. 2proc. 53. 1proc. 237. Br. Bank, 1511. Part. Obl. 139. 1383. G. 2073. Br. Holl. 5proc. Obl. von 1837 ga er. 937. Poln. C. 635. 827. Preuß. Pram. Sch. 557. 5a. proc. Anl. g2z. G. 5proc. Span. Rente 62 . 625. Zproc. do. perp. 416. 41.
Redacteur Co tt.
981. — Aktien 1513.
Gedruckt bel A. W. Hayn.
Lond. 3 Mon. 1055. 1. Silb. . Rub,
Loose zu 100
Amtliche Nachrichten.
n ,
Im Bezirke der Koͤnigl. Regierung u Liegnitz ist der bisherige Rektor Kuͤchen meister zu marki s zum evangelischen Pfarrer in Sohra berufen worden.
Angekommen: Der General⸗Major und Praͤses der Ober— Nilitair⸗ Examinations⸗Kommission, von Stuüͤlpnagel, von
Finigsberg in Pr.
Zeitungs⸗Nachrichten. nu gl a nd
Fr ch.
pꝝaris, S. April. Der heutige Moniteur enthaͤlt eine Königl. Verordnung, wodurch der Staagtsrath im außerordent— ichen Dienst und General⸗Secretair im Ministerium des Innern, Herr Didier, an die Stelle des zum Handels Minister ernann⸗ fen Herrn Duchatel, zum Staatsrath im ordentlichen Dienste irnannt wird. In seinen Functionen als General-Secretair vird er durch Herrn Edmund Blanc ersetzt. Mehrere der hiesigen Blatter tadeln die haufigen Veraͤnde⸗ rungen in den Befugnissen einiger Minister, weil dadurch nur Verwirrungen und Kosten verursacht wuͤrden, waͤhrend diese Abänderungen doch zu nichts weiter dienten, als den per sönli⸗ cen Ehrgeiz zu befriedigen. Auch das Journal des D é⸗ zats befindet sich unter den Gegnern dieses Systems; es be— rachtet dasselbe als ein so großes Unheil, daß es, wenn sich kein anderes Mittel faͤnde, um diesem Uebelstande abzuhelfen, lieber die Befugnisse eines jeden Ministers durch ein Gesetz festgestellt sehen moͤchte. Das Journal de Paris , halt die gegenwartige Vertheilung der Ressort-Verhaͤltnisse fuͤr ganz vor— trefflich und hofft, die Kammer werde es sich nie beikommen lassen, ein Gesetz daruͤber geben zu wollen, da dies offenbar eine Beein— raͤchtigung der Koͤniglichen Praͤrogative seyn wuͤrde.
Der Messager spricht sich heute in einem ziemlich langen Artikel uͤber die neue Zusammenstellung des Ministeriums aus und schließt mit folgenden Worten: „Das jetzige Ministerium (beruht auf einem neuen Systeme, um einen alten Zweck zu er— reichen, und dieses System der Wuth konnte nicht treffender be⸗ zeichnet werden, als nach dem Namen eines wuͤthenden Ministers: persilsches System, Persilsches Ministerium!“
Der Temps erzaͤhlt folgende Anekdote von dem neuen Großstegelbewahrer: Als Herr Persil sich heute mit seinem Portefeuille unterm Arm nach dem Schlosse begeben und zu diesem Behufe die Tuilerieen passiren wollte, eilte eine der Schild— vachen, die den neuen Justiz-Minister noch nicht kannte, hin⸗ ter ihm her, und wollte ihm das Portefeuille entreißen, worauf sch Herr Persil ganz erstaunt umwandte und zu der Schild⸗ wache laͤchelnd sagte: „„Das waͤre doch ein wenig zu fruͤh, denn vor 2 Tagen habe ich es erst erhalten.““
( Herr Larabit hat heute auf das Bureau der Kammer eine pietition der Notare des Bezirks von Auxerre niedergelegt, worin dieselben auf Abschaffung der Steuer antragen, die sie fuͤr das Notariats Patent entrichten muͤssen.
Die Regierung hat den Befehl erlassen, daß die jungen Leute von der Klasse von 1832 am Ende dieses Monats in die Regimenter, denen sie zugetheilt worden, eintreten sollen.
— Der Schiffs-Capitain Herr Baudin ist zum Befehlshaber des Linienschiffes „Triton“ ernannt worden.
Es wird in diesem Jahre keine besondere Ausstellung von Seiten der Koͤniglichen Porzellan-Manufaktur zu Savres ver— anstaltet werden, weil schon eine allgemeine Kunst, und Gewerbe— Ausstellung in Paris stattgefunden hat.
Der Chef der Abtheilung fuͤr die Polizei im Ministerium des Innern hat gestern zwei geheime Agenten, den einen nach Lyon, den anderen nach Marseille abgeschickt; man versichert, daß noch andere solcher Agenten nach fast allen Staͤdten des Suͤdens gesandt werden sollen.
Die akademische Gesellschaft zu Saint-Quentin setzt demje— nigen eine goldene Medaille zum Werthe von 300 Fr. als Preis aus, der die beste Abhandlung uͤber nachstehende zwei Fragen liefern wird: „i) Ist die Verderbtheit der Sitten der Civili— sation zuzuschreiben, da erstere doch fast immer bei den alten Voͤlkern mit der letzteren Hand in Hand gegangen ist? 2) Wel— chen Einfluß kann die Civilisation, nach ihrem besonderen Cha— rakter bei den neueren Voͤlkern, auf die Sitten der menschlichen Gesellschaft ausuüͤben?“ Dabei wird zur Bedingung gemacht, daß die Arbeit vor dem 1sten Juni 1835 bei dem Secretair der genannten Gesellschaft eingereicht werden muß. J Die Zeitungen von Besangon enthalten einen Protest der dortigen Mitglieder der Gesellschaft der Menschenrechte gegen das Gesetz uͤber die Vereine. In allen Gegenden Frankreichs Pbilden sich neue Volks Gesellschaften. In Aix sollen am ersten Oster-Feiertage die Chorschuͤler der dortigen Kathedrale, ungeachtet aller Ermahnungen des Erz— bischofs, gleich nach der Predigt ihre Sitze verlassen haben, um nicht das DHomine salrum fac rezem singen zu muͤssen. Am Weihnachts, Fest hatten sie dasselbe gethan. Der zu Nantes erscheinende Breton versichert, daß sich der Zustand der Vendée sehr gebessert habe; die Chouans, heißt es, seyen entmuthigt, die widersetzlichen Konskribirten unterwuͤr— fen sich, und diejenigen, die noch nicht zu ihrer Pflicht zuruͤck— gekehrt, mußten in Roth und Elend umherirren.
Paris, 9. April. Der Kaiserl. Russische Botschafter und der Koͤnigl. Bayerische Gesandte, auch Lord Durham und der Herzog Decazes hatten vorgestern Abend Audienzen beim Koͤnige.
Ber neue Großsiegelbewahrer empfing gestern die Gluck,
Allgemeine
taats-Zeit
ung.
— — ———
Mittwoch den 16tn April
—
wuͤnsche des Cassationshofes, des Staats-Raths, des Königlichen Gerichtshofes, des Tribunals erster Instanz und des Handels— Gerichts. — Bei dem Vice-Admiral von Rigny fand gestern die erste Abend⸗Gesellschaft nach seiner Ernennung zum Minister der auswaͤrtigen Angelegenheiten statt. Die saͤmmtlichen Mitglieder des diplomatischen Corps hatten sich in derselben eingefunden; auch bemerkte man den Herzog von Broglie.
Der Graf von Argout wurde gestern in seiner Eigenschaft als Gouverneur der Bank von den mit diesem Institut in Ver— bindung stehenden Personen empfangen. Er ruͤhmte die langen Dienste seines Vorgängers, des Herzogs von Gasta, und erklaͤrte, daß er ganz in dessen Fußstapfen zu treten gedenke; auch zeigte er an, daß er auf die ihm gesetzlich zustehende Amts-Wohnung in der Bank verzichte; diese Zimmer waren auch bisher schon fuͤr die Spar-Kassen benutzt worden.
In der Pairs-Kammer begannen gestern die Bera— thungen uͤber den Gesetz-Entwurf gegen die Vereine. Der Vi— comte Dubouchage ließ sich gegen dasselbe vernehmen. Er be— trachtete die vorgeschlagene Maßregel als einen Staatsstreich. „Seit 2 Monaten“, aͤußerte er, „wiederholt man uns taglich, daß die politischen Vereine das Land bearbeiteten und es nach allen Seiten hin untergrüͤben. Sollte indessen ein solcher Zu— stand wohl die Frucht weniger Wochen seyn? Sollte das Uebel nicht viel tiefer liegen? Sollte man es nicht in einer Regie rung suchen muͤssen, die das Land nach einem Systeme, welches den Bedingungen ihrer eigenen Existenz zuwiderlaͤuft, beherrschen will? Die politischen Vereine leisten diesem Vorhaben Widerstand; dies ist die einzige Ursache des Kampfes. Da nun die Charte den Ministern keine Waffe bietet, die ihnen den Sieg verspre— chen koͤnnte, so kommen sie, um von uns ganz offen eine ver— fassungswidrige Maßregel zu verlangen. Ich hoffe, daß die Kam— mer hierzu nicht die Hande bieten werde. Die Nation ist ei— fersuͤchtig auf ihre Rechte; sie hat es mehr als einmal bewiesen. Schon sehen Sie, wie sich von allen Seiten Reclamationen ge— gen den uns vorliegenden Gesetz-Entwurf erheben. Sollten Sie denselben gleichwohl annehmen, so wuͤrde man dann erst mit Recht behaupten koͤnnen, daß wir uns in einer schwierigen Lage befinden. Ich berufe mich dieserhalb auf die Juli-Revolution selbst. Was hat dieselbe veranlaßt? Eine willkuͤrliche Maßre— gel, die noch dazu den 14ten Artikel der damaligen Charte fuͤr sich hatte. Was ist aber die Nothwendigkeit, auf die man sich jetzt unablaͤssig beruft, anders, als ein solcher 14ter Artikel, nur daß er in der Charte nicht geschrieben steht. Man will das Ansehen der Krone erhoͤhen, bedenkt aber nicht, daß es gar nicht in unserer Macht steht, ein Paktum zu veraͤndern, das uns im Namen des souverainen Volkes aufgedrungen worden ist, und dessen Aufrechthaltung wir Alle beschworen haben. Eine Be— schraͤnkung des Associations-Rechtes kann das Volk nur reizen, und ich fuͤrchte seinen Zorn. Was war die Basis der neuen Re— gierung, die das Volk nach der letzten Revolution auf dem Rath— hause legte? Eine Monarchie, umgeben von republikanischen In— stitutionen. Man zwinge es also nicht, ein Recht zu vertheidigen, das man ihm rauben will. Die Regierung schmeichelt sich, daß sie, kame es zur offenen Empoͤrung, Siegerin bleiben wuͤrde. Aber Karl X. hatte auch diesen Glauben. Der Erfolg einer politischen Schlacht ist immer ungewiß, und faͤllt die Monarchie, so bleiben uns nur die republikanischen Institutionen. Dies bedenke man ja und huͤte sich also, die Existenz unseres Vaterlandes aufs Spiel zu setzen.“ Nachdem noch die Grafen von Montlosier und von Roederer zur Vertheidigung des Gesetz-Entwurfes auf— getreten, wurden die Z ersten Artikel desselben ohne Weiteres mit großer Stimmen-Mehrheit angenommen. Eine interessante Debatte erhob sich dagegen uͤber den àten Artikel, welcher von den drei Gerichtsbarkeiten (Pairs-Hof, Jury und Zuchtpolizei— Gericht) handelt, denen die politischen Vergehen, so wie die Uebertretungen des vorliegenden Gesetzes uͤberwiesen werden sollen. Der Graf v. Tascher tadelte es, daß man nicht einen und denselben Gerichtshof fuͤr alle dergleichen Vergehen bestim— me. Der Graf von Montlosier ruͤgte die gewaͤhlte Abfas— sung: „Attentate gegen die Sicherheit des Staats konnen dem Pairs-Hofe uͤberwiesen werden.“ Dies kaͤme ihm gerade so vor, meinte er, als wenn man, nachdem es in der Charte heiße, daß die Steuern von beiden Kammern bewilligt werden mußten, in einem spaͤtern Gesetze sagen wollte, daß sie von den Kammern bewilligt werden koͤnnten. Die Frage, um die es sich hier han— dele, sey von der hoͤchsten Wichtigkeit, indem die Vorrechte der Pairs-Kammer mit derselben im genauesten Zusammenhange staͤnden; zugleich aber duͤrfe man nicht außer Acht las— sen, daß auch das Interesse der Angeschuldigten selbst bei der Sache im Spiele sey. „Wie!“ rief der Redner aus, „man wollte es bei Attentaten gegen die Sicherheit des Staats dem oͤffentlichen Anklaͤger uͤberlassen, je nachdem die Zeitumstaͤnde ihm gerade geeignet scheinen, sich ein Tribunal zu wählen, das uͤber das Schicksal, vielleicht uͤber das Leben des An— geklagten entscheide? Laßt sich so etwas begreifen? darf man es gar durch ein Gesetz feststellen? darf sich hierzu vorzuͤglich eine Kammer hergeben, der die Charte gerade diefe Art von Ver— gehen uͤberwiesen hat? Ich stimme gegen den ten Artikel, da er dem Gemeinwohle, der Verfassung und meinen Eidschwuͤren zuwider ist.“ Auch Herr Villemain sprach sich dahin aus, daß es fuͤr alle von den politischen Vereinen begangenen Ver— gehen immer nur eine Gerichtsbarkeit geben muͤsse; indessen brachte er nicht den Pairshof, sondern die Jury dafuͤr in Vorschlag. „Das Geschwornen-Gericht“, äußerte er, „kann zu— weilen schwach seyn, aber man muß es nicht nach einzelnen Fäl— len, sondern nach der Gesammtheit seiner Handlungen beurthei— len. Die Geschwornen koͤnnen sich irren, aber der Ankläger kann sich auch irren; er kann seine moralische Ueberzeugung fuͤr das Maß der gesetzlichen Evidenz halten. Wir haben solche Faͤlle zu allen Zeiten gesehen. Man besorgt, daß die Jury nicht Energie genug gegen die politischen Vereine entwickeln möchte. Dies scheint mir aber ungegruͤndet und ich berufe mich dieser— halb auf Thatsachen. Nach den Unruhen des 5ten und ten Juni sprachen die Geschwornen 12 Mal das Schuldig aus, und
die Angeklagten wurden dadurch zum Tode verurtheilt. Wenn keins dieser Urtheile vollzogen wurde, so ist dies ein Tribut, der unserem aufgeklaͤrten Zeitalter gezollt worden ist, aber man kann nicht sagen, daß die Jury sich schwach gezeigt haͤtte.“ Der Redner schloß, indem er auf die nachstehende Abfassung des aten Artikels antrug: „Alle Uebertretungen des gegenwartigen Gesetzes, so wie alle Vergehen, die von den Vereinen begangen werden moͤchten, werden vor die Jury verwiesen.“ — In der heuti— gen Sitzung wurde die Berathung fortgesetzt. Um 5 Uhr war indessen noch kein Beschluß gefaßt worden.
In der gestrigen Sitzung der Deputirten⸗-Kammer berichtete zunaͤchst Herr Ganneron uͤber den von der Pairs— Kammer wesentlich modificirten Gesetz-Entwurf uͤber die Muni— eipal-Verfassung des Seine⸗Departements und der Stadt Paris. Er erklaͤrte, daß die Kommission sich zwar die Wichtigkeit der getroffenen Veraͤnderungen nicht verhehle, daß sie indessen gleich—⸗ wohl fuͤr die Annahme derselben stimme, damit die Hauptstadt nur endlich aus ihrem gegenwaͤrtigen provisorischen Zustande her— auskomme. Nachdem die Berathungen hieruͤber auf den näͤch⸗ sten Sonnabend angesetzt worden, mußte der Namens-Aufruf veranstaltet werden, da wieder nur 165 Deputirte anwesend wa— ren. Kaum war derselbe indessen beendigt, als die Versamm⸗ lung vollzählig war, so daß jetzt die Tags zuvor abgebrochene Berathung uͤber das Budget des Ministeriums des Innern wie— der aufgenommen werden konnte. Fuͤr die Unterhaltung der Telegraphen-Linien wurden 156,450 Fr. und fuͤr die neu zu errich—⸗ tenden Linien 32,900 Fr., statt der verlangten 200,000 Fr. bewilligt. Ueber die Kosten fuͤr die National-Garde erhob sich eine weitlaͤu—⸗ fige Debatte. Die Kommission hatte darauf angetragen, daß man die fuͤr verschiedene Gehälter beim Generalstabe verlangten 170,000 Fr. auf 110,000 Fr. ermäßige. Jetzt schlug Hr. Auguis vor, daß man uͤberdies noch das Gehalt des Ober-Befehlshabers (56,000 Fr.) gaͤnzlich streiche, indem die Stadt diese Ausgabe tragen muͤsse. Er fiel indessen mit seiner Proposition durch, und die von der Kom— mission beantragte Ersparniß wurde allein genehmigt. Fuͤr die fremden Fluͤchtlinge bewilligte die Kammer 27 Mill., fuͤr die un— ter der vorigen Regierung wegen politischer Vergehen verurtheil— ter Individuen 300,009 Fr., und zu National Belohnungen 27,0065 Fr. — Hiernachst kam das Budget des Ministeriums der auswaͤrtigen Angelegenheiten an die Reihe, da der Großsie— gelbewahrer, dessen Budget eigentlich auf der Tagesordnung stand, nicht zugegen war, sondern in der Pairs-Kammer das Gesetz uͤber die Vereine vertheidigte. Fuͤr die Gehälter der Central⸗Verwaltung wurden 534,760 Fr., und an Bureau⸗Kosten läg, 00 Fr. bewilligt. Das dritte Kapitel enthält 4, 131,000 Fr. zu den Besoldungen fuͤr die Gesandten und Konsuln. Mehrere Deputirte verlangten die Errichtung eines Konsulats in Manila und Campeche, andere wieder die Aufhebung der Konsulate in Mailand und Warschau. Es wurde indessen weder auf den ei— nen, noch auf den andern Antrag Ruͤcksicht genommen, obgleich der Minister der auswärtigen Angelegenheiten den ersteren fuͤr sehr vortheilhaft hielt. Gegen den Schluß der Sitzung kuͤndigte noch Herr Mauguin der Versammlung an, daß er in den naͤchsten Tagen verschiedene Fragen an die Minister uͤber Frankreichs Beziehungen zum Auslande, namentlich zu Eng— land und Rußland, so wie auch uͤber die Spanischen Angelegen— heiten zu richten gesonnen sey. — In der heutigen Sitzung gab der Bericht des Herrn Passpuͤber das Budget des Kriegs— Ministeriums zu einem interessanten Streite zwischen dem Prä— sidenten und dem Minister der auswärtigen nr, , An⸗ laß. Der Berichterstatter beruͤhrte namlich in seinem Vortrage zugleich die Frage uͤber die Beibehaltung der Kolonie Algier und sprach sich im Allgemeinen nicht guͤnstig fuͤr dieselbe aus. Herr Piscatory, ein Mitglied der Budgets - Kommission, be— merkte, daß die Minorität dieser Kommission, um sich uͤber je⸗ nen wichtigen Gegenstand auszusprechen, zuvor den Bericht der Afrikanischen Untersuchungs-Kommission habe einsehen wollen, daß derselbe ihr jedoch verweigert worden sey. Als dar— auf der Graf von Rigny erklaͤrte, daß das Ministerium selbst noch nicht im Besitze aller auf die Kolonie Algier bezuͤglichen Aktenstuͤcke sey, forderte Herr Eschassériaux den Praͤsidenten auf, sich von der Regierung alle bereits eingegangene Dokumente aushaͤndigen zu lassen, diesem widersetzte sich der Minister, indem er bemerkte, daß sich unter jenen Do— kumenten wohl Papiere befinden konnten, die eine Beschuldtgung mancher der dortigen Verwaltungs⸗Beamten enthielten, und daß man billiger Weise die Rechtfertigung dieser Beamten abwarten muͤsse. „Gut!“ rief bei diesen Worten der Präsident, „so mag der Kriegs-Minister auch auf sein Budget warten;“ und als Herr Luneau ihn aufforderte, uber die obige Proposition des Herrn Eschasseriaux abstimmen zu lassen, erwiederte er: „Ich kann nicht etwas von den Ministern verlangen, das sie mir zu ver— weigern berechtigt sind. Als ich im vorigen Jahre um eine solche Mittheilung bat, erhielt ich von den Ministern nicht einmal eine Antwort. Besser ist es daher, ein Jeder bleibt in seinem Rechte Die Herren Minister koͤnnen die Mittheilung, die Sie von Ih— nen verlangen, verzoͤgern, und Sie verzoͤgern dagegen wieder die Bewilligung des Kriegs-Budgets.“ Diese Eroͤrterung veranlaßte eine anhaltende Bewegung im Saale. Nach Beendigung der— selben näherten die Herren von Rigny und Passy sich dem Prä—⸗ sidenten und unterhielten sich mit ihm sehr lebhaft. Hiernächst wurden die Berathungen uͤber das Budget des Ministeriums der auswaͤrtigen Angelegenheiten wieder aufgenommen.
Die Deputirten des Departements der oberen Alpen haben auf das Bureau der Kammer eine mit zahlreichen Unterschriften versehene Petition niedergelegt, worin die Einwohner von Gap die Beibehaltung des dortigen Bisthums verlangen.
Die auf den 1. Mai angesetzte Musterung der National— Garden soll unterbleiben; der Konig hat namlich erklärt, daß er ihnen die Unbequemlichkeit ersparen wolle, in so kurzer Zeit zwei— mal hinter einander in Parade zu erscheinen, indem doch bei der Jahresfeier der Juli⸗Revolution eine allgemeine Musterung statt finden werde.
Die heutigen Blätter berichten uͤber die am 5ten zu
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