1834 / 112 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Befehl stehenden Macht eingeruͤckt. Die Freude der Einwohner ist nicht zu beschreiben. Eine Menge derselben eilt, sich unter unsere Fahnen zu stellen. Bourmont (der Sohn) hat den Befehl in der Provinz (Alemtejo) an Lemos Stelle. Er marschirte gestern auf Serpa mit etwa 600 Mann, die er aus Evorg gezogen, und mit welchen sich ein Theil der Garnison von Moura vereinigen soll, die, wie ich hoͤre, aus 700 Mann von allen Truppen-Gattungen be⸗ besteht. Ich hatte einige Tage hier bleiben wollen, allein in Folge von Bourmonts Bewegung breche ich morgen nach der Guadiana bei Serpa hin auf. Beja, den 253. Maͤrz“

Die Times enthaͤlt folgende Privat-Korrespondenz aus Porto vom 31. Marz: „Admiral Napier besetzte am 26sten d. M. Caminha mit 5060 Mann. Am folgenden Tage zog er mit 400 Mann nach Viana, in welchen Ort er unter dem Ju— bel der Einwohner einruͤckte und sich der Forts und des Schlos— ses bemaͤchtigte; 150 Milizen stießen zu ihm. Von da wollte er nach Ponte de Lima aufbrechen. Auch soll er Valenga de Minho mit 700 Mann besetzt haben. General Torres, wel— cher den Befehl zu Porto fuͤhrt, ist mit à Regimentern Infan— terie, 4 Bataillonen Milizen, 280 Reitern und 10 Kanonen nach der Provinz Minho aufgebrochen. Das Corps schlug die Rich— tung nach S. Tirso ein, wo die Miguelisten ihre saͤmmtli— chen Streitkraͤfte noͤrdlich vom Douro versammelt hatten, mit Ausnahme eines kleinen Corps zu Basto und einer Guerilla zu Braga. Als General Torres am S6sten d. zu S. Tirso eintraf, hatten die Miguelisten sich nach Guima— raes zuruͤckgezogen. Nach einiger Rast ging es weiter uͤber Basto nach Guimaraes, welche Stadt General Torres am 27sten d. M. Abends besetzte. In Guimaraes haben sich bereits zwei Frei— willigen⸗Bataillone gebildet. Am folgenden Tage ging es wei— ter gegen den Feind, in der Absicht, zugleich die zu Braga ste— hende Guerilla unter Reimundo zu umzingeln. Diese, aus Geist— lichen und Bauern bestehend, hatten sich bereits zuruͤckgezogen und aufgeloͤset. Braga ist von 2000 Pedroisten besetzt worden. Diese Stadt war von einem großen Theile ihrer Einwohner ver— lassen, und nur ein Moͤnch war dort zuruͤckgeblieben. Die Be— satzung zog sich uͤber Carvalho d'Este nach Chaves ö Auch der Miguelistische Brigadier Cardozo hat sich in Oliveira d' Aze— meis mit 700 Mann nach Amarante gezogen. Ueberall wurden die Constitutionnellen von den Einwohnern mit Enthusigsmus empfan— gen und betrugen sich mit der besten Mannszucht. Vorgestern stan— den die Miguelisten zu Amarante, und General Torres vermuth— lich am Ufer des Tamega. Barcellos, Esposende und Villa do Conde hatten sich fur die Koͤnigin erklart. Die Provinz Minho muß nunmehr von Feinden gesaͤubert seyn, und auch in Traz os Montes herrscht große Gaͤhrung. Der fruͤher von dort nach Spanien entkommene General Jorge d'Avilez befindet sich jetzt zu Alcanizas und hat sechs Contos de Reis erhalten, um in der letztgedachten Provinz, wo es gaͤnzlich an Truppen fehlt, ein Freiwilligen-Corps zu organisiren. Ein Dampfschiff hat wieder Truppen nach Porto gebracht und soll noch mehrere, nebst dem Herzoge von Terceira, von Lissabon hierher bringen.“

In einem von der Times mitgetheilten Schreiben aus Lis— sabon vom 27sten Maͤrz heißt es: „Nachdem Bernardo de Sa am 23sten d. Beja genommen hatte, schickte er sich an, ein feind— liches Corps bei Serpa, 600 Mann stark, zu denen noch 700 aus Moura stoßen sollten, anzugreifen und zu zerstreuen. Um diese Bewegung zu unterstuͤtzen, bildete sich eine Kolonne zu Setubal, wo 200 Reiter und eine Abtheilung Belgier erwartet wurden. Die ganze Gegend westlich von Leiria und Aldea Gal— lega muß nunmehr frei seyn. Die Miguelisten befestigten Coim— bra. Der dortige Juiz de Fora ist am 13. d. M. aus einem Fen⸗ ster von unbekannter ahl erschossen worden. Graf Almer pas— sirte am 14. d. M. durch Coimbra nach Santarem, indem er zum Miguelistischen Befehlshaber in Alemtejo ernannt worden ist. Am 22sten d. M. traf Baron Soure, Sohn des Miguelistischen

General-Lieutenants Gaspar Terxeira (Vizconde de Pezo da

Regoa), in Lissabon ein, um wegen einer Amnestie fuͤr sich und seine Familie zu unterhandeln. Seine Anträge wurden ange— nommen und ihm sogar ein Kommando auf dem Wege nach Coimbra ertheilt. Dies ist von großer Wichtigkeit, da sein Va— ter einer der groͤßten Grund -Eigenthuͤmer in Traz os Montes ist. Am 18ten v. M. kam Don Carlos durch Lamego.

T nr kei

Konstantinopel, 18. Maͤrz. (Allgemeine Zeitung.“) Man ist nun so weit in den Unterhandlungen uͤber den soge— nannten Dardanellen-Vertrag gekommen, daß eine Art von di— plomatischem Waffenstillstand von allen Seiten anerkannt ward, wo⸗ bei bis zur Erhebung neuer Reclamationen jeder die Stellung inne behaͤlt, die er zeither zu behaupten wußte. Eine foͤrmliche Verstaͤn⸗ digung fand noch nicht statt, man sieht sich noch immer mit eifer— suͤchtigen Augen an, und denkt im Laufe der Zeit nach Umstaͤnden den bei der Pforte errungenen Einfluß zu verstaͤrken, oder de— ren verlorenes Vertrauen wieder zu gewinnen. Natuͤrlich wird nun dem Sultan von den fremden Botschaftern und diploma— tischen Agenten auf eine auffallende Weise die Cour gemacht, was ihm allerdings gefaͤllt, und ihn um so mehr mit einem Systeme befreundet, als er fruͤher keinesweges verzogen, son— dern seit der Griechischen Insurrection vom Auslande mit wenig Zuvorkommenheit behandelt ward, ja haufig die bittersten Wahr— heiten hoͤren mußte, die, wie das Sprüchwort lehrt, weh thun. Man sieht, wie bei so manchen Europaͤischen Hofen, die suͤße⸗ sten Schmeicheleien verschwenden, selbst Intriguen anspinnen, um Sr. Hoheit ein freundliches Wort oder ein Lächeln abzuge—⸗ winnen. Man verlegt sich auch auf Lobgedichte, und manche Feder, die eigentlich fuͤr die ernsthaftesten Ausarbeitungen be— rufen ist, uͤbt sich in Alexandrinern, um dem großen Herrscher des Orients Weihrauch zu streuen; man gesellt die Kuͤnste Apol— lo's der verfeinerten Diplomatie bei, damit nichts fehle, was das Herz bestechen, den Sultan fuͤr sich gewinnen kann. Wahr— haft komische Scenen fallen in diesem Konflikte hoͤfischen Wett— streites vor, die den Tuͤrken wohl nicht entgehen mogen, und ihre Geringschatzung fuͤr die Franken vermehren muͤssen. Das geschmeidige Wesen unserer Diplomaten sticht schon stark genug von der ernsten und schwerfaͤlligen Haltung der Muselmänner ab; wie wird der Kontrast erst fuͤhlbar, wenn der Hoͤfling den Diplomaten zu ersetzen hat! Man wird bei den bevorstehenden Festlichkeiten, womit die Ruͤckkehr Achmed Pascha's begangen werden soll, davon neue Proben erhalten, denn so sehr die Pforte und der russische Geschaͤftstraͤger Ursache haben, mit dem Ausgange von dessen Mission in Petersburg zufrieden zu seyn, so wenig duͤrften der Franzoͤsische und Englische Botschaf— ter sich daruͤber freuen. Dennoch werden sie nicht umhin koͤnnen, dem Empfange Achmeds beizuwohnen, und an den Feierlichkeiten Theil a nehmen. Mittelst eines Hattische⸗ riffs ist die nahe Ruͤckkehr jenes Botschafters verkuͤndet worden, der von Petersburg seinen Weg durch die Fuͤrstenthuͤmer genom— men hat, um die Huldigungen der Bojaren zu empfangen, und sie zur Ergebenheit fuͤr den Sultan zu ermahnen. Dasselbe Kni— serllche Rescript zeigt auch die bevorstehende Raͤumung der Fuͤr—

452 stenthuͤmer von den Russischen Truppen an, die bis Ende dieses

Monats vollendet seyn solle. Diese Angelegenheit, welche der

Pforte sehr am Herzen lag, waͤre also geregelt. Eben so sind die Hindernisse beseitigt, welche der Annahme eines Griechischen Bevollmächtigten entgegen standen, und zu deren Hebung alle hier akkreditirten Agenten der großen Mächte ohne den minde— sten Ruͤckhalt mitgewirkt haben. Der Griechische Bevollmäch— tigte, Hr. Zographos, ist hier eingetroffen. Er stieg in einem eigens gemietheten Hause in Pera ab, und wird näch— stens seine Antritts- Audienz beim Sultan haben. Die Nachrichten, die uns aus Griechenland zukommen, sind befriedigend. Hingegen bietet Kandien ein Bild des Jammers dar, und Niemand begreift, wie die Machte, welche so groß— muͤthig das Schicksal der uͤbrigen Griechen beherzigten, die un— gluͤcklichen Kandioten einem Systeme der Verfolgung preisge— ben lassen, wovon die neue Geschichte kaum ein Beispiel liefert. Allerdings haben sich Lord Ponsonby und Admiral Roussin nach Alexandrien gewendet und Mehmed Ali die dringendsten Vor— stellungen gemacht, damit er menschlich handle, die Klagen der Kandioten anhoͤre und sie nicht zur hoͤchsten Verzweiflung treibe. Auch hat der Vice⸗-Koͤnig sehr guͤtig darauf geantwortet und den Vortrag der beiden Botschafter zu beruͤcksichtigen versprochen; allein die Greuel-Scenen dauern in Kandien fort, und scheinen nicht eher eingestellt werden zu sollen, als bis alle Hpfer gefal— len sind, die der Ingrimm Mehmed Ali's zur Suͤhnung aus— ersehen hat. Wer mag nun den guten Diensten der beiden Botschafter vielen Dank wissen, so lange sie von solchen Erfol— gen begleitet sind? Herr Bois le Comte, Franzoͤsischer Lega— tions-Secretair, welcher in Alexandrien war, soll die Sache der Kandioten mit Waͤrme vertreten haben; er schmeichelt sich, daß ohne Verzug Befehle ergehen werden, um die Bedruͤckungen ab— zustellen, welche in Kandien die Unruhen hervorgerufen. Herr Bois le Comte ist uͤber Bucharest nach Paris abgereist.

Berlin, 21. April. Die Stadt Stendal beging am 15ten d. M. die 701jährige Jubelfeier der Belehnung Albrecht des Baͤren mit der Nordmark. „Wenn der Kurstaat Branden— burg“, so berichtet man von dort, „der Mittelpunkt der Preu— ßischen Monarchie ist, so muß uns Preußen der Gruͤnder der Brandenburgischen Macht, Albrecht der Baͤr, das groͤßte In— teresse einfloͤßen, und eben so muß der Tag, an welchem er unter

Verleihung der Wuͤrde eines Markgrafen mit der Nordmark

belehnt wurde, zu den denkwuͤrdigsten der vaterlaͤndischen Ge— schichte gehoͤren, da diese Markgrafschaft seinen spaͤteren Erobe— rungen und Erwerbungen, namentlich seiner zehn Jahre nach— her errungenen Herrschaft der Markgrafschaft von Brandenburg, zur Basis diente. Und da der gefeierte Gruͤnder des Thrones, der nun schon sieben Jahrhunderte hindurch gestanden, der ir Laufe der Zeit, wenn auch von manchen Stuͤrmen bedroht, den— noch, unter dem Schutze des Allmaͤchtigen, immer mehr an Festigkeit, Erhabenheit und Glanz gewonnen hat, und an dessen Stufen jetzt 13 Millionen gluͤcklicher Unterthanen ihrem erhabe— nen Herrscher den Tribut unbegraͤnzter Liebe und Verehrung darbringen, seinen ersten Sitz und seinen ersten Wirkungskreis in der Altmark hatte, so mußte der 15. April insbesondere dem Altmaͤrker ein hochwichtiger Tag seyn. Dies fuͤhlten die Buͤr— ger unserer Stadt denn auch, und wuͤnschten daher, den Tag festlich zu begehen. Ein Mittagsmahl wurde im Lokal des Gasthofes zum schwarzen Adler veranstaltet, an welchem, außer den Buͤr— gern, ihren Vorstehern und den staͤdtischen Beamten, auch die Militair- und Civil-⸗Behoͤrden Antheil nahmen. Frohsinn be—

lebte alle Gemuͤther, und so verschieden die Staͤnde waren, de—

nen die Theilnehmer angehörten, Alle verband und einte der gemeinschaftliche Zweck der Feier, das gemeinsame Gefuͤhl des Patriotismus“, der dankbaren Liebe und treuen Anhaͤnglichkeit an die Person unseres allverehrten Koͤnigs zu einem harmoni— schen Ganzen. Ihm galt der erste Toast, ausgebracht von dem Buͤrgermeister von Voß, und alle Anwesende stimmten begeiste— rungsvoll ein in den frommen Wunsch, daß der Himmel ihn seinen begluͤckten Unterthanen noch recht lange erhalten moͤchte. Hierauf erhob sich auf die Aufforderung des Landraths, Grafen von Itzenplitz, der Subrektor Muͤller und brachte mit einem gelungenen Impromptu dem Hause Askanien ein Lebehoch. Meh— rere andere Toasts folgten. So herrschte denn Freude in der ganzen Versammlung. Aber wo sich das Herz der Freude ge— oͤffnet hat, da fuͤhlt es auch das Verlangen, wohlzuthun und den Huͤlfsbeduͤrftigen an seinem Gluͤcke Theil nehmen zu lassen; und so veranstaltete der Apotheker Treu eine Sammlung zum Besten der Wittwen und Waisen, deren Versorger unlaͤngst bei ihren Berufs-Arbeiten in dem Kohlen-Schachte bei Achen ihren Tod fanden. Mit erneuerter Liebe zu Konig und Vaterland kehrte gewiß Jeder der Theilnehmer am Abende des Festtages zu den Seinigen zuruͤck.“

Meteorologische Beobachtung.

1834. Morgens Nachmitt. Abends Nach einmaltger 20. April. 6 Uhr. 2 Uhr. 10 Uhr. Beobachtung.

Luftdruck. . 340. 3* Par. 339. ö 3537, 0 Par. Cꝛueliwarme 6,“ 0 R. Fustwärme 4 5,3 R. i5,s8 2 R. - 7,29 N. uf warme 7 ö

Thaupunkt 4 3. R. = ,, e R. , F, e R' Glußwaͤrme 7,6 R. Dunstsaͤttg. S4 pCt. 30 pCt. 48 vCt. Bodenwaͤrme J, 9 9 R.

i,, d, Hs, e herne, ge Wolkenzus Niederschlag C.

e rli ne re . Den 21. April 1834. Amtl. Fonds- und Geld- Cours- Zettel. (Prer/s. Corr.) ier. .

St. · Schuld · Sch. 4 I 99 983 I Grosshz. Hos. do., 4 102 Pr. Engl. Anl. 18. 5 Ios5 98tpr. Pfaudbr. 4 990? Pr. Engl. Anl. 2.5 Iomm. do. 41106 Pr. Engl. Obl. 30. 4 9487] 935 Kurr u. Neum. do. 4 1063 prüm. Sch. d. Seeh. 555 555 Schlesische do. 4 1055 Kurm. Obl. m. l. C 4 98 977 RKkst. C. d. K- u. N. 677

Neum Int. Sch. do. 4 98 9 I Z. Sch. d. K. u. N. 67?

kerl. Stadt - Obl., 4 99

Königsh. do. 4198 Holl. vollw. Duk. 173 Elbing. do. 44 Q 97 Neue do. 184 Danz. do. in Th. 37 Friedrichsd'or .. 133 15] Westpr. Pfandbr. 4 100 IDisconto ..... 3 4

Auswärtige Börsen. Amsterdam, 16 April. Niederl. wirkl. Schuld 50. 53 do. 953, Ausgesetzte Schuld —. Kanz- Bill. 2E. 413 Amort. S983. 378 723. OQesterr. ö. Hreuss.

Hrümien- Scheine 97. Russ. (v. 1851) 955. 53 Span. 62Ez. 33 41. 1

Antwerpen, 15 April. Span. 55 621. 38 41. tall. 996. Neap. S7. St. Petersburg, 12. April.

Hamb. 3 Mon. 93. zz. Lond. 53 Mon. 108. z. Silb.. Rub

358]. Kop. 53 Inseript. 95. ö Wien, 16. April.

53 Met. 97 1. 48 873. Bank- Actien 1259. Part. Obl. 13.

Loose zu 106 FI. 202. Königliche Sch au spiele.

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Dienstag, 22. April. Im Schauspielhause: Koͤnig Emi,

historisches Trauerspiel in 5 Abtheilungen, von E. Raupach. Zu dieser Vorstellung bleiben die bereits gekauften, mit Sonnabend bezeichneten Schauspielhaus-Billets guͤltig, auch wer, den die dazu noch zu verkaufenden Billets ebenfalls mit Sonn, abend bezeichnet seyn. K öhigst ã dei s ch at et, Dienstag, 22. April. Zum erstenmale; Das Taschenbuc Drama in 3 Akten, von Kotzebue. (Hr. Engelbrecht, vom stän, dischen Theater zu Lemberg: Eduard von Mildau, als dritze Gastrolle. Hierauf: Vorstellung des 12jaͤhrigen Burton (in Englischer Sprache): Neun in Eins! Posse mit Gesang in 1 At Per sonen: Der alte Beason, Henry Hedgley, eine Ban rische Fliegel⸗Wedel⸗Verkaͤuferin, ein Kutscher, Demoiselle Ben son, ein Franzoͤsischer Barbier, die alte Beason, Paul Pry, de junge Burton. Sämmtliche Charaktere werden von dem jungen Burton ch lein dargestellt.

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Neueste Nachrichten. Paris, 15. April. Auch die Pairs-Kammer begab sch

gestern gegen 2 Uhr auf den Vorschlag ihres Praͤsidenten noc

den Tuilerieen, um dem Koͤnige ihre ,. allen Maß

regeln, die zur Aufrechthaltung der Ruhe und Ordnung erm noch erforderlich seyn mochten, anzubieten. (Die bei dieser Ge legenheit von dem Baron Pasquier gehaltene Anrede, so wie di Antwort des Koͤnigs, werden wir morgen mittheilen.)

Der Praͤsident der Deputirten-Kammer war gestern von 288 Mitgliedern der Kammer in die Tuilerieen begleitet wor, den. Unter ihnen bemerkte man die Herren Odilon-Barrot, Pages, Gauthier de Rumilly, Coulmann, Merilhou u. Andere, Nachdem sich die Deputirten-Kammer wieder entfernt, kamen die Herren Vivien, Gillon uud Legrand in die Tuilerieen und bedauerten, nicht zur rechten Zeit gekommen zu seyn. General Pelet hat schriftlich sein Bedauern daruͤber ausgedruͤckt, bei der Ceremonie nicht gegenwartig gewesen zu seyn.

Obgleich sich im Verlauf des gestrigen Tages keine Symptome von ferneren Ruhestoͤrungen zeigten, so blieben doch starke Truppen-Corps auf den Quais, dem GreyeW Platze und den dem Schauplatz der Unruhen zunaͤchst gelegenen Boulevards aufgestellt, und zahlreiche Patrouillen durchzogen in der verflossenen Nacht die Straßen. Die Nacht ging ruhig voruͤber, und heute sind die Steinsetzer damit beschäftigt, die Straßen, in denen das Steinpflaster zur Errichtung der Batri⸗ kaden aufgerissen worden war, wieder zu pflastern. Die hiesu gen Zeitungen sind mit Details uͤber die Vorfälle vom 13ten ünd ten d, M angeflllult. gs durngl dean erzaͤhlt nun ebenfalls, daß in der Straße St. Martin auf die Prinzen geschossen und ein Pflasterstein aus einem Hause alf sie herabgeschleudert worden sey. Bei diesem Anblick stuͤrzten sich die Infanterie⸗Pelotons, welche die Prinzen begleiteten, in die Haͤuser, woraus die Schuͤsse gefallen, und ließen mehrere mit den Waffen in der Hand angetroffene Aufruͤhrer uͤber die Klinge springen Man schaͤtzt die Anzahl der in diesen Haͤusern gefal lenen Empoͤrer auf 42. Der Capitain Kersosi wurde in dem Augen- blick verhaftet, als er eben Befehle an die Sectionairs der Ge sellschaft der Menschenrechte ertheilte; er wollte sich noch mit seinen Waffen vertheidigen; allein schon war er in den Haͤnden der Gerechtigkeit. In den Barrikaden fand man Fahnen mit einem Flor umhuͤllt; sie haben ebenfalls die drei Farben, aber anders geordnet, wie bei der National-⸗Fahne. Das Weiß, Blau, Roth ist horizontal gestellt; sie tragen die Inschrift: „Gesell schaft der Rechte des Menschen und des Burgers, 6. Bezirk,“ Stadtviertel.“ Das Losungswort der Aufruͤhrer war: „repuhlt— kanische Revolution.“

Die Regierung hat Nachrichten aus Lyon vom 12. Abends durch Stafette erhalten. Dieser Tag war noch blutig, aber enh scheidend. Die Empoͤrer, aus allen ihren Stellungen versagt, suchten Zuflucht in 3 oder 4 Kirchen, unter andern auch in der Kathedrale, die man belagern mußte. Alle diejenigen, welche sich in dieselben eingeschlossen, sind umgekommen. Man schaͤtzt ihre Zahl auf mehr als 200. Mit der heutigen Post erwartet man naͤhere Details uͤber diese traurigen Tage.

Es scheint außer allem Zweifel, daß zu St. Etienne ein Versuch gemacht worden, sich der dortigen Waffen-Manufaktu— zu bemaͤchtigen; er scheiterte, nachdem der Kampf um dieselbe! Stunden gedauert. ;

Das Journal de Paris berichtet: „Die in Paris so energisch bestegte Anarchie ist zugleich auf allen Punkten Frankreicht, wo Komplotte geschmiedet und verbrecherische Absichten gehegt wur den, besiegt worden. In Lyon sind alle Communicationen ple der hergestellt, und Ordnung und Ruhe sind vier unheilvilen und betruͤbten Tagen nachgefolgt. In St. Etienne wurde die Waffen-Manufaktur von den Aufwieglern blokirt; einige Baht, kaden wurden am 11ten gebildet; ein Gewehrfeuer entspann sich. Allein die Truppen und die Gendarmerie stellten mit einem bewunderungswuͤrdigen Eifer in wenigen Stunden all Communicationen wieder her und gaben dieser Stadt die, einen Augenblick compromittirte Ordnung und Ruhe zuruͤck. In Auxerre, Dijon, Macon, Chalons, Nevers ist die Ruhe, unge— achtet oer von den Anarchisten verbreiteten unheilvollen Nach richten, nicht einen einzigen Augenblick gestoͤrt worden. Die Verkuͤndung von der voͤlligen Niederlage der Insurgenten in Lyon hat eine lebhafte Freude verursacht und alle Hoffnungen der Unruhestifter vereitelt.“

Heute schloß 5proc. Rente pr. Compt. 104. 20. lin cour. 104. 35. Zptoc. pr. compt. T8. —. sin our. 78. 15. Spro. Neap. pr. compt. 94. 86. sin cour. 94. 95. 5proc. Span. 66. Zproc. do. 403. 5proc. Belg. 977. 5proc. Roͤm. gõn..

Frankfurt a. M., 18. April. Oesterr. 5proc. Metall. gd. 981. 4proc. sS5. SS. 2Iproc. 523. Iproc. 35. Br. Banhh Ilttien 1563. 1506. Part. Gbi. I39. 138. Loose zu 10b G. 2463. Br. Holl. 5proc. Obl. von 1832 gare. gi fis. Poln. 8 62. Pteuß. Praͤm. Sch. 543. 543. 4proc Anl. 23. G. Sproc. Span. Rente 623. 625. Zproc. do. perp. 41. Mj.

RNedacteur Co tte! 8 ; Gedruckt bei A. W. Hayn.

Allgemeine

Preußische Stagts⸗

Berlin, Dienstag den 22st April Abends

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zu verstehen, daß besondere Maßregeln ergriffen werden muͤß— ten, indem es am Schlusse eines laͤngern Artikels uͤber die statt⸗ „Man kann sich nicht verhehlen, wo der Grund dieser periodischen und gewaltthaͤtigen Ruhestoͤrungen Es ist hier nicht der Ort, darauf ein Staats⸗Gewalten werden sich damit besch nur das Eine sagen, daß es darauf ankommt, die Freiheit, die Civilisation und die National-⸗Wuͤrde vor jenen Gefahren und Es ertoͤnt der allgemeine Ruf, einem Und man kann

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Se. Majestaͤt der Koͤnig haben dem General Masor von bisherigen Commandeur der 9gten Infanterie⸗Brigade, hen Adler⸗-Orden zweiter Klasse mit Eichenlaub zu ver—

gehabten Unruhen sagt:

Die großen Wir wollen

Verbrechen zu schuͤtzen. so unertraͤglichen Zustande entrissen zu werden. sich nicht daruͤber täͤuschen, welche Fehler uns in denselben ver— setzt haben, welche Verlockungen, welche Ausschweifungen, welche heimliche oder eingestandene Theilnahme die oͤffentliche Ruhe so Indem wir es zugaben, daß sich eine der National⸗Regierung feindliche Macht im Staate errichten durfte, Diesem Uebel muͤssen wir endlich abhelfen, durfen aber dabei nicht vergessen, daß das Wort National— Negierung den Thron, die Kammern, den Wahlkoͤrper und die offentlichen Freiheiten in sich schließt.“

Herr Armand Marrast, Haupt⸗Redacteur der Tribune, hat solgendes Schreiben in die hiesigen Blätter einruͤcken lassen: „Wenn ich nur meine persoͤnlichen Gefuͤhle beruͤcksichtigte, so wuͤrde ich das Publikum nicht von den Attentaten der offentli⸗ chen Gewalt gegen die Tribune unterhalten. teresse der Freiheit selbst ist die Unterdruͤckung eines Journals, das man vergebens durch 96 Prozesse zu toͤdten versucht hatte, eine sehr ernste Thatsache. Ich weiß nicht, wie die Presse diese Fructidorische Brutalitaͤt aufnehmen wird; aber sehr wohl erkenne ich die ganze Bedeutung eines solchen Vorganges. Dadurch allein schon, daß man sich der feindseligsten Opposition bemeistern konnte, hat man die gefaͤlligste Opposition bedroht. von welcher Seite der Angriff geschah. Heute liegt uns die Sache noch zu nahe, und die Gemüther sind zu verblendet. Ich ver— lange von Ihrer Gefaͤlligkeit nur, das Publikum davon zu un— terrichten, daß, nachdem man in unsern Bureaus auf's Gera— thewohl alle Personen, die sich daselbst befanden, verhaftet, und Alles, sogar die Banden der Adressen versiegelt, ian gestern auch die Pressen des Herrn Mie unter Siegel gelegt, und ihn selbst in's Gefaͤngniß geschickt hat, wo sich sein Associs, Herr Nivail, bereits befand. Herr Sarrut ist in seiner Wohnung, wo er beim Voruͤbergehn eintrat, hinterlistig verhaftet worden. Aller dieser Verfolgungen zum Trotz wuͤrde ich die Herausgabe der Tribune fortgesetzt haben, wenn ich einen Drucker hätte finden koͤnnen. Seit zwei Tagen sind aber alle Schritte, welche ich in dieser Beziehung habe thun lassen, vergebens gewesen. Ich habe keinen Drucker gefunden, der auch nur eine kurze Anzeige an unsere Abonnenten mit dem Titel: „die Tribune“ haͤtte drucken wollen. Es ist eine jener Wohlthaten des Monopols, daß sogar kein buͤrgerlicher Muth mehr bei den 8 patentirten Druckern in der Haupt⸗ stadt der civilisirten Welt vorhanden ist. Ich hoffe, m. H., daß Sie fuͤh⸗ len werden, wie wichtig es fuͤr mich ist, es zur oͤffentlichen Kenntniß zu bringen, daß wir nur darum die weil es uns physisch unmoglich war, das Gefecht weiter fortzu— Niemals habe ich meinestheils mehr Vertrauen zu un— sern Grundsaͤtzen gehabt, mehr Glauben in unsere Sache gesetzt, als seit den letzten Tagen, wo die Regierung alle Huͤlfsquellen einer großen Armee und alle, Gewaltthaͤtigkeiten der Willkuͤ antwickelt hat, um einen so kleinlichen S

ruht. Königs Majestaͤt haben dem Land- und Stadtgerichts— Spner in Stolp zum Geheimen Justiz⸗Rath zu er⸗

Direktor 1. , das desfallsige Patent Allerhoͤchst zu vollziehen

nennen, au

Im Bezirke der Königl. Regierung oft gefährdet haben. ju Breslau ist der Kandidat der Theologie, Weymann,

un prediger der evangelischen Gemeinde zu lbendorf berusen schwaͤchten wir sie.

Zeitungs-Nachrichten. R .

Frankreich.

Die gestrige Sitzung der Pairs— Fammer eroͤffnete der Minister der auswärtigen Ange— indem er der Versammlung die nachstehende die Unr «hen in der Hauptstadt machte: „Nach⸗ r kürzlich erst die traurige Pflicht oblag, die Kammer pan dem in Kenntniß zu setzen, was sich in der zweiten Stadt des Koͤnigreichs zugetragen, habe ich heute die Genugthuung, hr melden zu koͤnnen, daß in Lyon das Gesetz Insurgenten, in allen ihren Verscha sch in vollkommener Aufloͤsung.

Schauplatz die Hauptstadt gewesen, so erinnere ich die Fammer in der Kuͤrze daran, daß man uns eine Schlacht ver— sprochen hatte, und daß man nur Mordthaten begangen hat. Sogar die Person des Kronprinzen ist bedroht gewesen; meh— fire Offiziere der National-Garde und der Linie haben bei Er— Rilung ihrer Pflicht das Leben verloren. icht in naͤhere Details ssommen bekannt sind;

Aber in dem In,

Paris, 15. April.

gen heiten, i lung uͤber

Die Zeit wird lehren,

esiegt hat. egriffen, befinden

nzungen an L, die er n betrifft,

ein, da sie mir nur noch unvoll— ich muß aber jetzt schon der Kam— mer sagen, daß die Rational, Garde und die Linien Truppen n Eifer und Hingebung füuͤr die verfassungsmaßige Monarchie sewetteifert haben, daß der National⸗Charakter sich durch die edel⸗ näthigsten Handlungen im schoͤnsten Lichte gezeigt hat; daß aber urch den traurigsten Kontrast derselbe National-Charakter in her Person jener Rasenden herabgewuͤrdigt worden ist, indem hieselben, aufgeregt durch die unseligen Lehrsaͤtze, welche man seit so langer Zeit verbreitet, versucht haben, die Hauptstadt densel⸗ zen Greueln preiszugeben, deren fuͤrchterlicher Schauplatz L Unter diesen ernsten Umständen, m. H., berat ple Regierung uͤber die Maßregeln, welche sie den Kammern vor— je ernster aber die Umstaäͤnde sind, im so mehr wird es der Kammer in ihrer hohen Weisheit ein— leuchten, daß die Regierung jenen Maßregeln alle die Nuhe und Ueberlegung zuwenden muß, welche der Zustand des Landes er— fordert.“ Die Kammer begab sich hierauf (wie bereits gestern pore nach den Tuilerieen, wo der Ba— ron Pasquier folgende Anrede an den Konig hielt: „Sire, Die Pairs⸗Kammer hat einstimmig das Beduͤrfniß empfunden, Ew. Majestät bei einer so ernsten Gelegenheit den Ausdruck ihrer unveränderlichen Anhaänglichkeit zu erneuern. Schon mehr als ein Mal hatte die Verirrung der Factionen Wenn der Fanatismus derselben noch icht erschoͤpft ist, wenn ihre verbrecherischen Bestrebungen neuer— dings ans Licht gekommen sind, so bezeigt wenigstens ihre frucht— bse und blutgierige Wildheit mehr als jemals ihre Ohnmacht. Wes dieselben auch versuchen moͤgen, Sire, sie werden nie we— der den buͤrgerlichen Muth der National-Garde, noch den un— erschrockenen Eifer der Armee, noch die feste Anhaͤnglichkeit der großen Staats-Koͤrper, und besonders nicht die der Pairs-Kam— mer ermuͤden, die ein so tiefes Gefühl der Vaterlandsliebe und du gesellschaftlichen Pflicht an Ew. Majestaͤt knuͤpft.“ . Der Koͤnig antwortete: Die Pairs? Kammer hat Mir hiervon in allen Krisen, nelche wir zu bestehen gehabt, Beweise gegeben. Diese letzte it eine große Lehre fuͤr alle Diejenigen, die so oft die verbre— herische Kuͤhnheit gehabt haben, die schmerzlichen Auftritte, de⸗ ken Zeugen wir gewesen, zu erneuern. Dem Muthe und der Uudauer unserer tapfern Armee und unserer braven National— arde verdanken wir es wiederum, von den Gefahren, die uns bedrohten, befreit zu seyn; sie haben sich dessen, was Frankreich pon ihnen erwartete, wuͤrdig gezeigt; Ich habe sie mit Meiner nzen Macht unterstuͤtzt, und Ich hege die Zuversicht, daß durch hie Mitwirkung und unter dem Beistande der Nation unsere nstitutionen vor jeder Beeintraͤchtigung gesichert seyn werden. Dieser Schritt der Pairs-Kammer wird die Staͤrke der Regie— lung noch vermehren, eine Starke, die in einer Zeit so noth— wendig ist, wo die Factionen sich auf alle Weise bewegen und niemals die strafbare Hoffnung verlieren, die Kalamitaͤten zu er⸗ sruern, welche wir in diesem Augenblicke beklagen. Aber diese hoffnung wird zu Schanden gemacht, und die Erwartung Frank— machs wird nicht getaͤuscht werden. Ich bin tief geruͤhrt von den Gesinnungen, welche die Pairs-Kammer fuͤr Meine Person 1 . a3, und Ich en, daß sie immer auf diejeni⸗ ö. ö ge, welche Ich fuͤr sie hege, und die recht auf— an hat bemerkt, daß Herr Dupin, als er der Kammer n den König vorlas, in der Stelle: „so wie unse—⸗ Mitwirkung zu allen gesetzlichen Maßregeln“, das t gesetzlich ganz besonders betonte. as Journal des Debats giebt (wie oben der Minister)

resche verlassen haben,

legen hat (Sensation);

ieg zu erringen. (gez Armand Marrast.“

Die Verordnung in Bezug auf Herrn Mie lautet folgen— „Der Minister, Staats-Secretair des Innern, in Betracht, daß der Herr Mie, Drucker, uͤberfuͤhrt worden ist, den Gesetzen und Reglements in Betreff des Buͤcherdruckens zu— wider gehandelt zu haben, und daß er sich dieserhalb Vorurthei— lungen zugezogen hat; nach Einsicht des Artikels 12 des Ge— setzes vem 21. Oktober 1814 verordnet; Herrn Mie wird zuruͤckgenommen. Art. 2. wird ihm untersagt, irgend einen Gebrauch von seinen Pressen zu machen, die noͤthigenfalls versiegelt werden sollen. Der Polizei-Praͤfekt ist mit der Vollziehung der gegenwaͤrtigen Verordnung beauftragt.

Paris, 16. Aprtl. Der Koͤnig hat heute Herrn Chapuis, den Obersten der 4ten Legion der National⸗Garde, der am 14ten einen Schuß im Arm erhielt, mit einem Besuche beehrt.

Herr Baillot, der Sohn des Deputirten, ist an der erhal— tenen Wunde gestorben.

Der National bemerkt in Bezug auf den gegen den Her— zog von Orleans gerichteten Mord-Versuch: diẽsem angeblichen Mord-Versuch als von einer laͤcherlichen Er— findung sprechen hoͤren; koͤnnten wir doch dasselbe von der Nie— dermetzelung der 966 Aufruͤhrer sagen!“

In einem Hause in der Straße Transnonain, worin sich einige Insurgenten hartnaͤckig vertheidigt hatten, wurden, nach— dem die Truppen eingedrungen waren, die Einwohner saͤmmtlich niedergemetzelt, sogar Weiber und Kinder wurden nicht verschont. Die Zeitungen fuhren Namen, Alter und Stand der Getoͤdte— ten an; man findet darunter ein Kind von 5 Jahren.

In der Pairs-Kammer wurden gestern die Berathungen uͤber den Gesetz- Entwurf wegen der Stellung der Offiziere der Land- und See⸗Macht bis zum Sten Artikel fortgesetzt. Laufe derselben uͤberreichte der Großsiegelbewahrer dem Praͤsidenten nachstehende Koͤnigl. Verordnung:

Nach Einsicht des 28sten Artikels der Verfassungs⸗Ürkunde, der die Verbrechen des Hochverraths und des Angriffs auf die Sicherheit des Staats vor die Pairs-Kammer ver⸗ weist; in Betracht, daß auf mehreren Punkten des Landes und na⸗ mentlich zu Lyon am 9. und 10. April u. und 12. April u.

gemeldet worden) in cor dermaßen:

hr diese Pflicht auferlegt. Das Drul⸗

ker⸗Patent des

(gez.) Thiers.“

„Wir haben von

Ludwig Philipp.

f; zu St. Etienne . Parls an den Tagen und 14. April Attentate gegen die Sicherheit des Staates veruͤbt worden, deren Urheber, sie moͤgen nun ein— zeln, oder in Folge eines Buͤndnisses gehandelt haben, von oder zu bestrafen sind; haben Wir verordnet und verordnen hiermit: Art. 1. Der Pairshof wird Die von Paris abwesenden Pairs sind gehalten, sich unverzuͤglich hier einzufinden, wenn anders sie keinen

rer redlichen dem Pairshofe

hiermit zusammenberufen.

rechtlichen Behinderungs-Grund anzugeben haben. Art. 2. Dieser Justizhof soll sofort uber diejenigen Individuen richten, die als An⸗ stifter, Befoͤrderer oder Mitschuldige der oberwaͤhnten Attentate ver⸗ haftet worden, oder noch verhaftet werden möchten. Art. 3. Der⸗ selbe hat sich, was die Instruirung des Prozesses betrifft, an diejeni⸗ en Formen zu halten, die bisher von ihm beobachtet worden sind. Art. 4. Unser General⸗-Prokurator beim hiesigen Königl. Gerichts— hofe, Herr Martin (Deputirter des Departements des Nordens), wird die Functionen eines General-⸗Prokurators beim Pairshofe ver⸗ richten und die Herren Chegaray, Unser Prokurator beim Tribunale erster Instanz zu Lyon, und Franck⸗Earré, Substitut unseres Gene⸗ ral⸗Prokurators beim hiesigen Königl. Gerichtshofe, werden ihm assistiren. Art. 5. Der ÄArchivarius der Pairs⸗Kammer und sein Adjunkt sollen als Gerichts-Schreiber fungiren. Art. 6. Unser Großstegelbewahrer ist mit der Vollziehung der gegenwartigen Verordnung beauftragt. Gegeben zu Paris, 15. April 1834. (Gez.) Ludwig Philipp. (Contrasign. C. Persil.

Nachdem der Präsident der Versammlung angekuͤndigt hatte, daß sie sich, dieser Verordnung gemäß, am folgenden Tage Mit— tags 12 Uhr als Justizhof zu constituiren habe, und daß die Session geheim seyn werde, wurde die Sitzung aufgehoben.

In der Deputirten⸗Kammer wurden gestern drei neue Gesetz⸗-Entwuͤrfe eingebracht. Der erste, den Herr Persil mit— theilte, enthaͤlt die Bestimmung, daß Jeder, der unbefugter Weise im Besitze von Waffen oder Krigs⸗Munition ist, sofort vor Ge⸗ richt geladen und mit einer einmonatlichen bis zweijährigen Haft, so wie mit einer Geldbuße von 16 bis 1000 Fr. belegt, fer⸗ ner, daß Jeder, der bei einem Volks⸗Aufstande mit bewaffne⸗ ter Hand ergriffen wird, insofern er von denselben noch keinen Gebrauch gemacht, 9 5 bis 10jaàͤhriger Zwangs ⸗Ar⸗ beit, in so fern er aber bereits davon Gebrauch gemacht, zum Tode verurtheilt werden, endlich, daß Jeder, der unbewaffnet bei der Errichtung von Barrikaden, Verschanzun—⸗ gen u. s. w. behuͤlflich gewesen, eine 5 bis 10jährige Gefaͤngniß⸗ strafe erleiden soll. Die beiden anderen Gesetz-Entwuͤrfe legte der Kriegs-Minister mit einer Rede vor, in welcher er zu beweisen sich bemuͤhte, daß es unter den obwaltenden Umstaͤnden unmoͤglich sey, die Armee mit dem 1. April d. J. von 360,000 auf 356,400 Mann zu reduciren. Er verlangte demnach, daß die Kammer zur Aufrechthaltung jenes Bestandes nicht bloß fuͤr das laufende Jahr einen Nachschuß von 14,014,090 Fr. bewillige, sondern ihm zugleich auf sein Budget fuͤr 1835 eine Erhohung von 22, 448,060 Fr. gewaͤhre.

Auf die in der vorgestrigen Sitzung der Deputirten⸗Kam⸗ mer abgegebene Erklarung des Herrn Köchlin, in welcher dieser Deputirte behauptete, daß man ihm luͤgenhafterweise Aeußerun⸗ gen uͤber eine Insurrection in Befort in den Mund gelegt habe, erwiedert der Messager: „Wir unsererseits sind von einer großen Anzahl Deputirter zu der Erklaͤrung ermaͤchtigt, daß jene luͤgenhaften Thatsachen wirklich von Herrn Koͤchlin erzaͤhlt wor— den sind, daß mehrere ehrenwerthe Deputirte sie aus seinem Munde vernommen und den Journalen mitgetheilt haben, und daß es wirklich Herr Köͤchlin war, der ein Exemplar der repu— blikanischen Proclamation der Unteroffiziere des 52sten Regi⸗ ments gezeigt hat. Dies Alles ist mehr als 100 Deputirten persoͤnlich bekannt, und wir sind uͤberzeugt, daß dieselben unsere Aussagen noͤthigenfalls bestaͤtigen werden.“

Herr Marchand Dubreuil, Praͤfekt des Depts. des Ain, der sich, ungeachtet des an alle Praͤfekten erlassenen Befehls, sich unverzuͤg⸗ lich auf ihre Posten zu begeben, noch in Paris aufhielt, wurde vorgestern Adend von einer Patrouille als ein Verdächtiger ver— haftet. Nach geschehener Anzeige an den Minister des Innern befahl dieser zwar, ihn sogleich frei zu lassen, sandte ihm aber zu gleicher Zeit seine Entlassung zu. Herr Marchand Dubreuil, der nur einige Tage laͤnger ln Paris geblieben war, um sich zu verheirathen, gerieth uͤber diese Verfuͤgung des Ministers so in Verzweiflung, daß er sich erschoß. ;

Die der Regierung fruͤher zugegangenen telegraphischen De⸗ peschen, worin gemeldet wurde, daß am 13ten bereits Alles in Lyon beendigt gewesen sey, erweisen sich jetzt als fallch. Der Moniteur enthaͤlt folgenden Bericht vom 15ten d. M.: „Die Regierung hat heute zweimal telegraphische Depeschen aus Lyon erhalten. Gestern Abend ist Alles vollstaͤndig beendigt gewesen. Die bestaͤndigen Gefechte, welche man liefern mußte, die Besez⸗ zung der Vorstaͤdte durch die Aufruͤhrer, haben es verhindert, daß die Mittheilungen so haͤufig und so ausfuͤhrlich waren, als man es wohl haͤtte wuͤnschen koͤnnen. Am Sonnabend den 12ten d. waren die Vorstadt la Guillotière und die vorzuͤglich⸗ sten Stadt-Viertel von den Empoͤrern befreit. Diese Nachricht kam am Sonntag in Paris an. Es waren blutige Gesechte in der Sankt Johannis-Kirche und auf mehreren wichtigen Punkten geliefert worden; man hoffte, daß dies der Schluß senes unheilvollen Kampfes gewesen seyn wuͤrde. Indessen fuh⸗— ren die Aufruͤhrer, welche vermuthlich durch falsche Nachrichten aufgeregt waren, fort, sich in Fourvieres und in der Rothkreuz— Vorstadt zu schlagen. Sonntag den 13ten schlug man sich in Fourvidres, Casati und in St. Georges. Am Montag den 14ten, also gestern, haben die Truppen St. Georges und die Rothkreuz—

WVorstadt besetzt, Lon und die Vorstaͤdte sind jetzt ganz in die Gewalt der Behoͤrden und der Gesetze zuruͤckgekehrt. So haben

also fuͤnf Tage lang bestaͤndige Gefechte gegen einen Feind stattge—⸗ habt, der, ohne viel Gefahr für sich selbst, unsern tapfern Soldaten viel Schaden zufuͤgen konnte. Diese haben mit bewundernswuͤr⸗ diger Hingebung und Muth ihre Pflicht erfuͤllt. Die Gene— rale haben eine Vorsicht und eine Festigkeit entwickelt, die uͤber alles Lob erhaben sind. Der Praͤfekt hat auf edle Weise ihre Anstrengungen getheilt. Ungluͤcklicherweise ist das Blut in Stroͤmen geflossen, und die durch das schwere Geschuͤtz angerich— teten materiellen Verwuͤstungen sind bedeutend. Das sind die Fruͤchte der unsinnigen Lehren, welche seit drei Jahren gepre— digt werden. Gluͤcklicherweise koͤnnen wir indeß melden, daß die Seiden-Arbeiter, deren Sache man zu vertheidigen vorgab, keinen großen Antheil an den Unruhen genommen haben. Be— sonders sind es politische Aufwiegler und eine ziemlich bedeu— tende Anzahl Fremder gewesen, welche an diesen traurigen Ta— gen die haun , gespielt haben. Die Aufruͤhrer hatten dig

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