1834 / 114 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

viel groͤßer, denn im Jahre 13s betrug die Zahl der Schuͤler in beiden 4738, und jetzt betragt sie 15,231, also eine Vermehrung von 1 zu 3 und dar⸗ über. Nun auf Manchester zu kommen. Ohne Hinzurechnung von Salford und den anderen Flecken befanden sich im Jahre i813 in Manchester nur 15 Wochen-Schulen, die von 2628 Kindern besucht waren; jetzt sind daselbst 21 Schulen, von 106,090 Kindern und daruͤber besucht. Die Sonntags-Schulen haben sich in Manchester und Bedfordshire in gleichem Verhältniß vermehrt, denn im Jahr 1313 belief sich die Zahl der Zöglinge in beiden Arten von Schulen nur auf S000, wogegen sie im Jahre 1833 auf 24,490 gestiegen war. Es scheint mir also bedeutende Gefahr dabei zu seyn, wenn man die freiwillige Unterstuͤtung dieser Schulen in eine gezwungene Unterhaltung derselben verwandeln wollte, so⸗ bald man bedenkt, welche große Wirkung die freiwilligen Bemuͤ— hungen schon auf die Zunahme der Unterrichts-Mittel ausgeübt ha⸗ ben. Man kann wohl Schulen anpflanzen, man kann die Pflan⸗ zungen durch erzwungene Abgaben bewaͤssern, aber daraus folgt noch nicht, daß diese Pflaͤnzlinge auch Wurzel schlagen werden, ich meine, daß die Aeltern ihre Kinder in die Schulen schicken werden, um sie dort unterrichten zu lassen, wenn die Schulen auf solche Weise ge⸗ Riftet und erhalten werden. Da aber freiwillige Bemuhungen nicht Ales vermögen, so scheint es mir augemessen, daß man zu Huͤlfe kommt, damlt sie die ersten Hindernisse uͤberwinden können. Dieser Plan wurde befolgt, indem dem Unterhause anemosphlen ward, eine Summe von 26,069 Pfund zur Unterstuͤtzung von Schulbauten zu bewslligen, jeboch unter der Bedingung, daß dies Geld nur solchen Personen gegeben werden sollte, die schon selbst Summen zu Schul⸗ zwechen verwendet hätten und fuͤr die Ruͤckzahlung der ihnen vorge⸗ schossenen Gelder Büͤrgschaft leisten konnen. Das Unterhaus bewil⸗ ligte diese Summe und fuͤgte vor Kurzem noch eine gleiche hinzu, und gewiß ist niemals Geld besser angewandt worden, als dieses.“

London, 18. April. Die Koͤnigin hielt gestern Cercle im

St. James-Palast, bei welcher Gelegenheit der neue Spanische

Gesandte, Marquis von Miraflores, Graf von Florida Blanca, . 11111 * 216 ] 8 *. 1 1. 160 von Flor a B aneg, . s 2 s 2 . 6 2. f auf Vorurtheile, theils aber auf die Ueberzeugung aruͤndet, daß

Ihrer Majestät vorgestellt wurde.

Ueber die Vorfaͤlle in Oldham theilt die gestrige Morning-⸗

Chroniele Folgendes mit: „Zu unserem Leidwesen muͤsse wir erfahren, daß in Oldham eine RNuhestoͤrung staͤttgefunden hat, bei der ein nsch ums Leben gekommen ist. Wir geben . Lesern einen Bericht, der an Ort und Stelle geschrie— ben ist. Arbeiter-Verein eingedrungen war und zwei Individuen verhaf— tet hatte, die Veranlassung, daß ein Theil des Volks den Ent— schluß faßte, die beiden Gefangenen am naͤchsten Tage zu befreien, und als man an einer Fabrik in der Nahe von Oldham vorbei kam, wurde aus der Loge des Portiers ein Schuß abgefeuert, worauf ein Angriff gegen die Fabrtt erfolgte, bei welchem ein Mann getoͤdtet wurde. Bei der jetzigen Stimmung des Volks ist es sehr zu bedauern, daß man sich unnoͤthiger Weise ein— mischte. Obgleich wir nicht glauben, daß unser Korrespondent uns absichtlich falsch berichten wuͤrde, so hat er doch gewiß seine Nachricht aus keiner lauteren Quelle geschoͤpft; denn es scheint kaum moͤglich, daß Jemand muthwillig aus einer Portier-Loge auf eine voruͤberziehende Menge feuern sollte, und es ist zu vermuthen, daß die Bewohner der Fabrik zuerst durch Bedrohung ihrer Sicherheit von Seiten der Menge gereizt worden sind. Es wird eine Todtenschau gehalten werden, und dann muß Alles aus Licht kommen. Vorweg uͤber die Sache abzuurtheilen, wäre vorschnell, da wir nicht wissen, auf welche Autorität gestützt die Konstabler oder deren Diener handelten. Soviel ist jedoch unbestreitbar, daß der Versuch, die Gefangenen zu befreien, eine Verletzung der Gesetze war.“ Heute fügt das genannte Blatt hinzu: „Wir haben von Oldham Nachricht uͤber die gerichtliche Untersuchung, welche am Mittwoch eingeleitet wurde. Man nahm zwei der Raͤdelsfuͤhrer ins Verhoͤr. Die Untersuchung bezog sich aber nur auf die gegen die Fabrik des Herrn Thompson veruͤbten Gewaltthätigkeiten und warf kein neues Licht auf die vorhergegangenen Vorfaͤlle. Indeß scheint unsere Vermuthung uͤber den Anlaß zu dem Ueberfall der Thompsonschen Fabrik richtig gewesen zu seyn.“

In einem von der United Service Gazette mitge— theilten Schreiben aus Malta heißt es: „Dem Vernehmen nach sollen naͤchstens 400 Marine-Soldaten von Oberst Par⸗ ker's Artillerie auf dem „Thunderer“ von England hier eintref— fen. Man fluͤstert sich zu, daß diese Truppen zu einem Angriff auf Tripolis bestimmt seyen, und in der That koͤnnte sich Eng— land eben so gut dieses Landes bemaͤchtigen, wie Frankreich Algier in Besitz genommen hat.“

London, 18. April. Nach dem, was unsere Zei— tungen hinsichtlich der Vorfaͤlle in Oldham (bei Manchester) be⸗ richten, koͤnnte ein Auslaͤnder leicht glauben, daß wir auch un— sere Emeute, obgleich nur im Kleinen, gehabt haben. Indessen, so wenig erfreulich unsere Trades - Unions seyn moͤgen, so ist doch jener Vorfall eher beunruhigend, als das Gegentheil; denn wenn die Unionen fo fest verschworen und so verzweifelt wären, als ihre Organe uns glauben machen wollen, und es auch oft den Anschein hat, so wuͤrde der Aufstand nicht durch ein Haͤuflein Dragoner, und zwar ohne Schwerdtstreich beige⸗ legt worden seyn, die Gewerke des nahen Manchester und der vielen andern Fabrikstaͤdte, welche in jener Gegend so dicht bei einander liegen, wuͤrden ihnen vielmehr zu Huͤlfe gekommen seyn, und es ware wohl auch ein Lyoner Aufstand versucht wor— den. Wie sich die Sache aber verhaͤlt, ist das einzige Neue und Auffallende an derselben, ihr Ursprung, insofern naͤmlich der Aufstand dadurch entstanden, daß zwei Polizei⸗Diener eine inions-Versammlung uͤberfallen und sich ihrer Buͤcher und anderer Papiere nebst zweier Mitglieder bemaͤchtigt hatten. Denn so sehr auch im Ganzen das Britische Volk an hohe Ach— tung vor dem Gesetze ge. ist, und nicht selten ein großer Haufen sich durch ein Paar Polizei⸗Diener mit ihren Staͤben zer— streuen und seine Raͤdelsfuͤhrer verhaftet wegfuͤhren laͤßt, so sind doch auch die Versuche, Gefangene gewaltsam den Haͤnden der Polizei zu entreißen, nichts gar Seltenes, eben so wenig als die Erstuͤrmung und Zerstoͤrung einer Fabrik durch aufgebrachte und mißleitete Arbeiter. Indessen muͤssen doch dergleichen Ausbruͤche in Zeiten, wie die gegenwartige, mehr als gewoͤhnlich erschrecken, und denjenigen, welche zur Ergreifung strenger Maßregeln gegen die Vereine rathen, Gruͤnde an die Hand geben, ihre Vorstel— lungen zu bestaͤrken. Freilich giebt es auch noch immer sehr viele, die da meinen, die bestehenden Gesetze seyen hinreichend, alle gewaltthaͤtigen Ausbruͤche zu verhindern oder doch zu bestra—⸗ fen, daß man höͤchstens strengere Vorkehrungen treffen und auf bie Bewegungen der Vereine aufmerksamer seyn, aber die Krankheit in diesem Kreis gebannt austoben lassen solle. Selbst die Regierung berechtigt durch ihr Stillschweigen zu der Ver— muthung, daß sie auch dieser Meinung sey. Inzwischen aber laßt sich nicht leugnen, daß die häufigen stets zahlreicher loer— denden Versammlungen der Arbeiter, bei welchen sie die toll— kuuͤhnsten Reden vernehmen, die immer zunehmende Organisation, in welcher sie zusammen wirken lernen, und die Menge aufruͤh⸗

464 nem, anderthalb oder 2 Penning unter ihnen circuliren, die ar— beitenden Klassen fuͤr die Ruhe des Staates immer gefaͤhrlicher machen. Dabei ist auch nicht zu uͤbersehen, daß fast diese ganze Klasse, entweder gegen alle Religion gleichguͤltig, oder als Juͤnger Thomas Paines, Taylors und Carliles, jede positive Religion sogar verachten, oder endlich Nonkonformisten sind, und folglich einen starken Beweggrund mehr haben, eine Verfassung anzufein— den, die eine ihnen verhaßte Kirche in sich schließt, zu der sich der groͤßte Theil ihrer ihnen als Tyrannen dargestellten Brod— herren bekennen. Ueber die Deportation der sechs in Dorsetshire verurtheilten Tagloͤhner toben sie fuͤrchterlich, haben aber bis jetzt ihre Wuth nur ausgesprochen und ausgeschrieben. Vielleicht um diese Wuth nicht zu erhohen, hat die Regierung es veranstaltet, daß der Prozeß einiger Andern zu Exeter, welche eines aͤhnli— chen Vergehens angeklagt sind, um eine Session verschoben wor— den ist. Vorgestern empfing der König eine Adresse von dem Londoner Stabtrath, worin dieser Se. Maj bat, der Londoner Uni— versitaͤt das verlangte Privilegium zu gestatten; zu gleicher Zeit wurde dem Monarchen eine Bittschrift von der Universitaͤt Ox— ford uͤberreicht, und zwar gegen eine solche Gestattung, wenig— stens gegen das Recht, gleichnamige Ehrengrade mit den alten Universitaͤten gewaͤhren zu durfen. Der Koͤnig empfing beide sehr gnaͤdig, verwies sie aber an den Geheimen-Rath, von wel— chem die Sache nach rechtlichen Grundsaͤtzen entschieden wer— den soll. Der Einspruch der Oxforder Universitaͤt scheint sedoch mehr selbstsuͤchtig, als billig, da sie zu fuͤrch— ten scheint, daß manche ihre hohe Schule nicht besuchen durften, wenn sie die gewohnlichen akademischen Grade in Lon— don erlangen koͤnnten. Sie sollte aber bedenken, daß mit hoͤchst

Diesem zufolge war der Umstand, daß man in einen

rerischer Flugschriften und Zeitungen, welche allen Gesetzen zum Tren ungesten nde daher um den geringen Preis von ei⸗

wenigen Ausnahmen diese Grade keinen andern Werth haben, als den die oͤffentliche Meinung damit verbindet, die sich theils

solche ein Zeugniß von dem Talente der Besitzer sind; und wenn demnach die hiesige Universitäͤt sich den Ruf erwerben sollte, daß

sie mit der Ertheilung ihrer Diplome eben so sorgfaͤltig, oder

wohl noch sorgsaltiger zu Werke geht, als Oxford und Cam—

bridge, ihre Titel, gleichviel, ob gleichlautend oder nicht, eben so X ä 2

sehr werden geachtet werden, als jene. Indessen wenn die Londo— ner Universitaͤt das Recht erhaͤlt, Diplome zu ertheilen, so muß unser Kings-College, welches ohne den Namen einer solchen doch eben so gut eine Universität ist, als die andere, ebenfalls die— ses Recht empfangen. Dann ware aber gewiß wuͤnschenswer— ther, was die Professoren dieses Coll'ges wuͤnschen, daß Lon⸗ don zu einer Universitäͤt erhoben, und die Diplome weder von dem einen noch von dem andern Institut, sondern von eigends hierzu bestellten Kollegien ertheilt werden moͤchten. Dieses wuͤrde zu einem edlen Wetteifer zwischen beiden fuͤhren, und den Ver— dacht entkernen, daß man die Erlangung der Diplome zu leicht mache, um die groͤßte Anzahl der Studirenden anzulocken. Auch giebt es hier bereits seit vielen Jahren andere vortreslliche me— dizinische Schulen, welche durch diese Einrichtung ihr Recht mit erhielten. Am Dienstag Abend machte Lord Althorp die Vor— schlaͤge, daß die Entrichtung der Zehnten in England und Wa— les aufhoͤren, und dagegen ein gewisser Zins an die Eigenthuͤ— mer entrichtet werden solle, welchen der Besitzer des Landes nach gewissen Regeln an sich zu kaufen, berechtigt seyn soll. Diese Vorschläge wurden einstimmig angenommen, wobei jedoch jedem Mitglied das Recht bleibt, gegen die einzelnen Bestimmungen, wodurch dieses große Werk ausgefuͤhrt werden soll, zu stimmen. Auch wird die Bill zu großen und langen Debatten Anlaß ge— ben. Nachschrift. Gestern Abend legte Lord ö. dem Hause die auf den Zehnten Bezug habende Bill vor. Seine Verschlaͤge hinsichtlich der Kirchen-Steuer ver— schob er; dagegen entwickelte er den Plan der Regierung in Bezug auf die jetzt so verderblich wirkenden Armen-⸗Gesetze, welcher fast einstimmig mit Beifall aufgenommen ward. Er gruͤndet sich gaͤnzlich auf die Vorschlaͤge der desfalls ernannten Kommission, und wird wahrscheinlich mit wenig Veranderungen durchgeführt werden. Oberst Williams machte seinen Vor⸗ schlag zu einer Adresse an den Koͤnig, worin die Zulassung der Nonkonformisten zu den Studien und Diplomen der Landes— Universitäten erbeten werden sollte, nahm aber seinen Vorschlag zu Gunsten des von Herrn Wood gemachten zuruͤck, welcher den— selben Zweck unmittelbar durch das Parlament erlangt wissen will. Auch erhielt derselbe durch eine Mehrheit von 185 gegen 44 Stimmen die Erlaubniß, eine Bill zu diesem Ende ins Haus bringen zu durfen. Die Frage ist nun wieder einmal: „Was werden die Lords thun? Noch im vorigen Jahre verwarfen sie die Bill zur Emancipation der Juden, obgleich oas Unterhaus dieselbe durch wenigstens eine eben so große Mehrheit angenom— men hatte; werden sie es auch mit dieser Bill so machen? Zu Oldham, wie zu Manchester herrscht große Gaͤhrung unter den Arbeitern; aber da die Beamten wach sind und eine bedeutende Militair Macht an der Hand haben, so ist man uͤber den Erfolg ruhig. Die Untersuchungen uͤber die neulichen Vorfaͤlle haben bereits angefangen.

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Aus dem Haag, 19. April. Ihre Maiestaäͤten, so wie JJ. KK. HH. der Prinz von Oranien und Prinz Friedrich der Niederlande nebst Hoͤchstihren Gemahlinnen, sind von Am— sterdam wieder hier eingetroffen.

Schon seit einiger Zeit beschaͤftigt sich die zweite Kammer der Generalstaaten fast ausschließlich mit der Berathung uͤber eine von der Regieruug beantragte Revision der Artikel 7 und 8 des Handels-Gesetzbuches und uͤber die Finanz-Verhaͤltnisse des Landes. In der Sitzung vom 1sten d. M. wurden in Bezug auf die letztere Angelegenheit drei (bereits erwähnte) Gesetz⸗Ent— wuͤrfe vorgelegt, einer uͤber Abloͤsung der noch restirenden 6proc. Obligationen zum Belaufe von 5,909,000 Gulden aus der An— leihe des Jahres 1831, ein anderer wegen Einloͤsung der gleich— falls 6 pEt. tragenden Schatzkist-Billette zum Belaufe von 9, 800, )00 Gulden gegen Ausgabe von Schuldscheinen fuͤr glei⸗ ches Kapital mit 4 pCt. Zinsen, und ein dritter Gesetz-Entwurf wegen Fuͤrsorge fuͤr die volle Zinszahlung der National-Schuld, welche fuͤr das mit dem letzten Juni d. J. zu Ende gehende Halbjahr geleistet werden muß. Dieser letzte Gesetz-Entwurf ist durch den Umstand hervorgerufen, daß bei dem am 22sten Dezember vorigen Jahres den Generalstaaten vorgelegten und von denselben gebilligten Voranschlage der Staats-Ausgaben fuͤr das Jahr 1834, die Summe der Renten zum Belaufe von S, 400, )00 Gulden, welche dem bekannten, bis jetzt von Holland noch nicht angenommenen, Traktate vom 15. . 1831 zufolge, Belglen von der Hollaͤndischen alten Staatsschuld zu übernehmen hat, nicht mit in Betracht gezogen ist. In den beiden vorhergehenden Jahren ist diese Summe von Holland bezahlt worden, und der jetzt eingebrachte Gesetz-Entwurf mo— tivirt die Zahlung fuͤr das mit dem Juni endende Halbjahr da— durch, daß, da die Angelegenheit noch nicht geordnet sey, das Reich aber eventuell der bisher uͤbernemmenen Last enthoben

werden koͤnne, die Uebernahme der Zahlung nur als eine vor— läufige zu betrachten, jedenfalls aber zur Sicherung det Staats „Kredits unerläßlich sey. Die Berichte der Kom— missionen der zweiten Kammer, welche mit der Untersuchung der drei Gesetz-Entwuͤrfe beauftragt waren, sind gedruck und unter die Mitglieder der Kammer vertheilt worden In Bezug auf die volle Zins-Zahlung der Staatsschuld wirß in den Berichten die Nuͤtzlichkeit dieser Maßregel anerkannt, zu⸗ gleich aber darauf aufmerksam gemacht, daß durch die Ueber, nahme dieser Zahlung bereits in den beiden letzten Jahren die Finanzen sehr gelitten und daß fuͤr die Zukunft eine Fortdauer derselben ganz unmöglich sey. Man konne sich also n. wohl bewogen finden, noch die am letzten Juni d. J. faͤlligen halh' saͤhrigen Renten der Staatsschuld zum Vollen zu bewilligen, halte sich aber verpflichtet, die Nothwendigkeit dringend votzu stellen, welche ein Aufhoͤren der bis jetzt getragenen BVelastun erheische. Zugleich wurde bei dieser Gelegenheit der allgememe Zustand des Landes in Anregung gebracht, und besonders eine Vermin derung der Armee durch Entlassung der Schuttereien in ihre Heimat als wünschenswerth dargestellt, da man nach der Uebereinkunft von 11Iten Mai nicht einsehe, wie die Gefahr fuͤr das Land so drin⸗ gender Art seyn koͤnne, daß so große Opfer zum gaͤnzlihen Ruin der Finanzen erfordert werden. Die Erwiederung br

Regierung auf die Kommisssons-Berichte der Kammer ist in

Laufe diefer Woche in einer Druckschrift unter die Kamm Mitglieder vertheilt worden. Fuͤr den Anfang der näaͤchstn Woche erwartet man den Bericht der Central-Kommission übe diese Finanz-Angelegenheiten, warauf dann die Berathungen daruͤber in der zweiten Kammer gleich folgen werden. An or Annahme des Gesetz-Entwurfs wegen der vollen Zinszahlun wird nicht gezweifelt, dagegen erwartet man langwierige Ven handlungen über die Gesetz-Entwuͤrfe in Betreff der Umwande lung der 6pCtigen Obligationen.

Amsterdam, 19. April. Die politischen Ereignisf, welche in letzter Woche in Frankreich stattaefunden baben, hattz zwar einigen Einfluß auf den hiesigen Fonds-Markt, doch bel ne tem nicht so stark, wie dergleichen beunruhigende Volks- Bewegun⸗ gen erwarten ließen. Der geringe Geschäfts⸗-⸗Umfang kann jthat als ein Grund betrachtet werden, weshalb die Schwankungen nich größer waren, indem solche von 2 und zproc. Hollaͤndischer mit licher Schuld kaum ) pCt. betrugen und nur verhaͤltnißmaͤßig uf die Syndikat-Obligationen und Russische Rubel-Anleihen gentit haben. Die Course der Spanischen Fonds wichen etwas mehr, det erholten sie sich wieder auf die jüngsten Nachrichten, welche Anti zu der Aussicht einer Regulirung der Finanzen dieses Reiches gehn Grüechische, Brasilianische und Süd -Amerikanische Effekten sind in unbedeutendem Handel preishaltend geblieben. Der Geld-Cont sieht jetzt wieder auf 2 pEt bei Leihungs— und Prolongation— Geschäften. Am Getraide⸗Markt beschraͤnkte sich gestern der A satz von Polnischem und rothem Weizen wieder nur auf die Cu sumtion; Preußischer und getrockneter Roggen blieben ohne Handch neuer brauner Roggen wurde mit einer geringen Preis-Erhöhnm bei kleinen Partien abgenommen. Mit Gerste war es stell, eben ß wie mit schwerem Hafer; Futter⸗Hafer wurde hoch gehalten. Fyl— gende Prrise sind angelegt, fuͤr 125pfuͤnd. schoͤnen alten bunten Po nischen Weizen 240 Fl., für 131pfuͤnd neuen Psdäᷣerschen 16 I,

fuͤr 131psünd. neuen Rheinischen 180 Fl., fuͤr 122pfuͤnd. neuen Ho

steinischen Roggen 122 Fl., fuͤr 122 125pfuͤnd. Muͤnsterschen dit 1265. 128 Fl., füͤcr 119. 125. 124fuͤnd. inlaͤndischen Roggen 116 kö. 135 Fl., für 11395uͤnd. neue Holsteinische Gerste 108 Fl, fuͤr Hh pfuͤnd. neue Friesisthe Winter-Gerste 76 Fl., fuͤr 85. Spfuͤnd. feint Friesischen Hafer 75. 80 Fl.

Belgien.

Bruͤssel, 19. April. Der Beschluß des Minister⸗Consels vom 6ten d. ist, in Erwägung, daß die Umstände, welche dem selben veranlaßten, aufgehoͤrt haben, zuruͤckgenommen worden.

Die Gräfin von Latour-Maubourg, Gemahlin des Fran sischen Gesandten, ist gestern Morgen an den Folgen der En bindung gestorben.

Die Gendarmerie schritt gestern, im Beiseyn eines Frieden sichters und eines Polizei-Kommissarius, zu einer Haus suchum bei allen den Personen, welche aus Belgien verwiesen wordnm sind, um diejenigen zu verhaften, welche dem gegen sie erlassenm Beschlusse nicht Folge geleistet hätten. Sie fanden, mit Au nahme des Herrn Barril, dem der Minister noch eine litze Frist gestattet hat, keinen einzigen. Der gegen Herrn Lelens erlassene Verweisungs⸗Befehl ist zuruͤckzenommen worden.

Die Zahl der bis heute verhafteten Personen, die der Thel nahme an den Pluͤnderungen beschuldigt sind, beträgt schon 13

Schweden und Norwegen. ]

Stockholm, 19. April. In hiesigen Blaͤttern liest man: „Das Geruͤcht von der Resignation des Justiz-Ministers Graftn Rosenblad erhalt sich, doch wird nicht mehr der Graf Hamill, sondern der Staatsrath Poppius als sein wahrscheinlicher Nich folger bezeichnet. Hiermit wird die Ernennung des Hof Kin, lers Baton Schulzenheim zum Staatsrath und die des Stuuh, Secretairs für die geistlichen Angelegenheiten, Hrn. von Han mansdorff, zum Hof⸗Kanzler kombinirt.“

Das große Zoll-Comité setzt seine Arbeiten fort. Der hlchs wichtige Grundsatz eines festen Zolles auf Getraide hal ben Sieg davon getragen, wiewohl die Zoll, Abgabe fuͤr jekt ho ziemlich hoch verbleibt.

Pole n.

War sch au, 20. April. Am Donnerstag empfing det Feld marschall Fuͤrst Paskewitsch nach seiner Rückkehr von St Pu tersburg die Gluͤckwuͤnsche der Regierungs-Mitglieder, Generale Beamten und Offiziere.

Im Dziennik Powszechny liest man: „Unsere Gy richts Ordnung wurde im Jahre 1808 eingefuhrt und hat seitden verschiedene Veränderungen erfahren. Eine systematische Din, stellung der Geschichte unseres Gerichtswesens, die erste Einsh rung desselben, feine Entwickelung und allmälige Umgestaltun umfassend, war daher, sowohl um des praktischen Nutzens us len, als im Interesse der Jurisprudenz, sehr zu wuͤnschen. Il sofern ist es eine äußerst erfreuliche Nachricht, daß der Unter⸗ Prokurator am Apellationshofe des Koͤnigreichs Polen / Herr August Heilmann, sich“ dieser Arbeit unterzogen haf und daß? sein Werk unter dem Titel: „Ueber das C= richtswesen im Koͤnigreich Polen“, das sich schon ö der Presse befindet, in der ersten Hälfte des Juni in der Drul

kerei der Regierungs- Kommission' der Justiz erscheinen win,

Diese Schrift enthaͤlt die naͤhere Geschichte der Einführung, di ersten Anfangs und der Veraͤnderungen des gewöhnlichen un des administrativen Gerichtswesens, nach den drei Epochen 9. dem Grund⸗Gesetz des , Warschau bis zum Grun Gesetz des Königreichs Polen und den Reichstags⸗-Göesetzen, 96 ; da bls zu dem diefem Königreich verlichenen drganischen Stn tut und von diesem bis auf die Gegenwart. Außerdem ee man darin ein allgemeines Bild von den gewoͤhnlichen und Kb⸗ ministrativ. Gerichten, ein Kapitel uͤber die Institution der

niglichen Prokuratoren und der General- Prokuratur. eine Dar⸗ stellung der inneren Verhaͤltnisse aller Gerichte und eine Abhand— lung uͤber die Oeffentlichkeit der gewöhnlichen Gerichts⸗Verhand⸗ lungen. Diese Arbeit ist großentheils das Resultat vielsjaͤhriger

raxis in der Civil-R, Administrativ- und Kriminal⸗Rechtspflege ind wird von großem Nutzen fuͤr das Land seyn.“

Dee ut sich land.

Karlsruhe, 19. April. Das Großherzogl. Staats- und Regierungs- Blatt vom 17ten enthaͤlt folgende landesherrliche Perordnung, welche mit dem 1. Mai d. J. in Vollzug tritt:

„Leopold, von Gottes Gnaden Großherzog von Baden, Herzog ron zahringen. In Erwaͤgung der durch Gescḱ vom 11. Juli v. 35 inzctretenen Zoll⸗Erhbhung und der Unvertraͤglich eit der Fortdaner enger Bestimmungen der in Zoll und Handelssachen im Jahr 1826 mit der Schweizerischen Eidgenossenschaft abgeschlossenen provisori⸗ hen , mit dieser Zoll⸗Erhbhung; nachdem Wir der

chweißzerischen Eidgenossenschaft anheim gestellt haben, die erwahnte sicbereinkunft unter den von Uns nothwendig erachteten Modifica⸗ zonen im liebrigen fortdauern zu lassen oder unter Beobachtung der yertraasmaͤßigen Aufkuͤndigungsfrist davon abzugehen, hahen Wir he schlossen und verordnen hier, wie folgt: „Art. 1. Kaffee, Zucker Und Gewürze, unverarbeitetes Leder, KGordugn, Saffign und Eohlleder, sodann Fabrikate aus Seide, Floretseide, Baumwolle, GPolle, Leinen, vermengt, oder aus mehreren dieser Stoffen beste⸗ dend; neue Kleidungsstuͤcke, so wie Leder⸗Fabrifate, unterliegen beim Eingang aus der Schweiz dem gesetzlichen Zoll, ohne Ruͤcksicht auf nit Quantitat, in der sie eingeblacht werden. Art. 2 Die Schwei⸗ cker -RWeine durfen nach dem ersten Ablaß nur in den Haupt-Zoll⸗ Statsonen Waldshut, Zollhaus am Randen und Konstanz, gegen zm durch die Uebereinkunft vom Jahr 1825 ermaͤßigten Zoll, zuge⸗ lnfen werden. Art. 3. Alle durch vorstehende Artikel nicht abge— inderte Bestimmungen der provisorischen Uebereinkunft sind, wie bisher, zu beobachten. Unser Finanz-⸗Ministerlum ist mit dem Voll— zug dieser Unserer Verordnung beauftragt, und hat den Anfangs⸗ Termin derselben zu bestimmen. Gegeben in Karlsruhe, in Unserm Iroßherzogl. Staats-Ministerium, den 12. April 1831. Leopold.“

Oesterre ich.

ͤ Wien, 16. April. (Schlesische Zeitung.) Wie man öoͤrt, wird hier demnaͤchst eine Militair-Kommission, zu deren Mitglieder mehrere ausgezeichnete Generale einberufen wurden, pusammentreten, um die von dem General Radetzky zur Einfuͤh— ung bei der Armee vorgeschlagenen Neuerungen zu pruͤfen und lber ihre Zweckmaͤßigkeit zu berathen.

Die Minister-Konferenzen werden nach einer kurzen Unter— brechung nun wieder eifrigst fortgesetzt. Vorgestern war in der Wohnung des Großherzogl. Badischen Ministers Herrn von Rettzenstein eine Konferenz, der durch eine Unpaͤßlichkeit verhin— dert ist, das Zimmer zu verlassen.

. Ueber Triest haben wir Nachrichten aus Nauplia bis zum 15. Mäͤrz. Außer der Meldung, daß Koͤnig Otto eine Reise nach Athen unternommen, aber schon in seyn werde, enthalten sie jedoch nichts von besonderem Interesse. Allenthalben herrschte die vollkommenste Ruhe.

.

Die Allgemeine Zeitung enthaͤlt nachstehende Privat, Mittheilungen: . „Rom, 8. April. Die ganze Unterhaltung in unseren Ge— selschaften dreht sich jetzt um den Aufenthalt und die Abreise des Königs und der Koͤnigin von Neapel. Man behauptet, die Königin werde von Neapel aus nach Genua die Reise auf ei— ner Fregatte machen, um ihre Familie in Turin zu besuchen. Vor ihrer Abreise haben Ihre Majestäten noch Balle bei dem Franzoͤsischen Minister, Marquis Latour— Maubourg, und bei dem Gesterreichischen Botschafter, Freiherrn v. Luͤtzow, mit ihrer Ge⸗ g—enwart beehrt. Der Koͤnig hat sich wöhrend seiner Anwesenheit sehr mit dem Paͤpstlichen Militair beschaftigt; er besuchte die Lasernen und ertheilte manchen Rath hinsichtlich auf dessen Or⸗ ganisation und Verpflegung. Der Baron Rothschild ist aus Neapel hier angekommen, und seine Gegenwart giebt nun sogleich zu Vermuthungen Anlaß, die aber wohl ohne Grund sind. Indessen wurde er hier von den Personen des Ministeruums mit vieler Auszeichnung empfangen, und wird im Laufe dieser Woche nach Neapel zuruͤckkehren, wohin auch Don Alexander Torlonia geht, der dort den Pacht des Taback— DVe.rkaufs fuͤr das ganze Kaͤnigreich uͤbernommen hat. Der Marschall Bourmont will sich im Paͤpstlichen Staate ankaufen, und hat angefragt, ob man ihm die ehemaligen Farnesischen Be— sitzungen an der Graͤnze von Toscana uͤberlassen wolle. Diese Besitzungen wurden fruher von der Paͤpstlichen Regierung dem letzten Beßsltzer Fuͤrsten Chigi abgekauft, um den Schleichhandel¶ der von dort aus getrieben wurde, zu verhindern. Der Rus⸗ sische General v. Merder, Erzieher des Großfuͤrsten, welcher sei— ner Gesundheit wegen nach Italien gekommen war, ist hier ge— storben. Seiner Beerdigung wohnten alle hier befindlichen Rus⸗ sen und ein Bataillon Paͤpstlicher Truppen bei. . NMeapel, 5. April. Gestern wurde die Ruhe der Haupt— sadt durch ein ungewoͤhnliches, betruͤbendes Ereigniß gestoͤrt. Von einem einfachen Wortwechsel zwischen einem Gendarmen und einem Soldaten der hier in Garnison liegenden Sieilischen Regimenter kam es zu Thaͤtlichkeiten, an welchen sodann meh—⸗ rer: Kameraden der beiden Parteien Theil nahmen. Zuletzt entbrannte ein hitziger Kampf zwischen den Marine-Soldaten, den Gendarmen und den Sicilianern, und ohne die kraͤftigen Maßregeln der Polizei und des Platzkommando's haͤtte dieses reigniß das gerade in einem der bevoͤlkertsten Theile Nea— pels, im Hafen⸗Quartiere, stattfand, die traurigsten Folgen ha— ben koͤnnn. Alle Laden in jener Straße wurden geschlossen, und erst nach zwei Stunden gelang es den Behoͤrden, die Wü— thenden auseinander zu bringen und die Schuldigen zu verhaf— ten. Von beiden Seiten wurden einige und zwanzig Soldaten mehr oder weniger gefährlich verwundet, und drei blieben auf der Stelle todt. Die Energie und der gute Geist der uͤbrigen Besatzung von Neapel bei dieser Gelegenheit koͤnnen nicht ge— nug geruͤhmt werden; ihr hat man es hauptsaͤchlich zu danken, daß die Scenen der Unordnung sich nur auf eine Straße be— schränkten, und jeder Versuch zu einer Erneuerung derselben er— solglos seyn wurde.“

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Konstantinopel, 29. Marz. Folgendes ist der (gestern erwaͤhnte) amtliche Bericht uͤber die Dampfung des Aufstandes in Bagdad: „In seinem unserer fruͤheren Berichte machten wir bereits die Mittheilung, daß der Scheik des Stammes Dscherba in der Umgegend von Bagdad einen Volkshaufen aus den Staͤm— men Aschire und Kabile an sich gezogen und durch seine feindli— chen Streifereien die Verbindung zwischen Bagdad und der

uptstadt des gleiches unsicher gemacht und aufgehoben hatte. ., Asis Aguiah Efendi, zweiter Defterdar und Muhase— edschisi von Anatolien, sollte, einem vom Großherrn erhaltenen

14 Tagen wieder zuruͤck

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Auftrage gemaͤß, sich nach jener Gegend hin verfugen, um den Grund der Beschwerden, welche jene Stamme als die Ursache ihres Aufstandes angaben, zu untersuchen und durch Fortraͤumung jedes Vorwandes zu Unruhen die Ordnung wiederherzustellen. Der Gouverneur von Bagdad, Ali Riza Pascha, stattete jedoch der Regierung inzwischen einen Bericht ab, nach welchem die Beilegung der Zwistigkeiten bereits erfolgt war. Aus diesen Depeschen, die zugleich die Beweggruͤnde und den Ursprung des

Aufstandes mittheilten, ging Folgendes hervor: Der Scheik des Stammes Dscherba hatte zur Zeit einer fruͤheren Insurrection in Bagdad, die im Jahre 1831 stattfand, unter der gegenwaͤrti⸗ gen Regierung gedient und war von derselben mit Wohlthaten uͤberhaͤuft worden. In der Meinung, seine fruͤher geleisteten Dienste koͤnnten ihm das Recht geben, sich Alles zu erlauben, und ihm das Privilegium, ungestraft zu bleiben, zusichern, vergaß er die Pflichten der Erkenntlichkeit und der Unterwerfung unter die Autoritaͤt, welcher er so viele Gnadenbezeigungen zu danken hatte. Er nahm an einer Art Verschwoͤrung Theil, zu welcher Zehir Oglu, einer der Haͤuptlinge in Bassora, Asis Agha, Mussellim in derselben Stadt, Masraf Mehmed Effendi, der kurz zuvor aus Bagdad entstohen war, Halid Pascha, Oglu Mehmed Pascha und einige Andere weniger bedeutende Maͤn— ner sich vereinigt hatten, welche ihn durch glanzende Verspre— chungen dahin brachten, gemeinsame Sache mit ihnen zu machen. Auch YJahia Pascha, der Gouverneur von Mosul, hatte ihm allem Anschein nach versprochen, die Ausfuͤhrung seiner verraͤthe— rischen Plane zu befördern, und hierauf gestuͤtzt, ruͤckte er mit einem zahlreichen Heere, das er mit Huͤlfe seiner Genossen zu— sammengebracht hatte, gegen Bagdad vor. Der Wesir Ali Pa—⸗ scha, eln Mann, der bei jeder Gelegenheit eine seltene Thaͤtig— keit und Treue bewiesen hat, handelte mit eben so vieler Ener— gie, als Klugheit. Fast zu gleicher Zeit bemächtigte er sich des Zehir Oglu und des Halid Pascha Oglu, beorderte den Asis Agha nach Bagdad, wohin sich dieser, der dem Befehle sich zu widersetzen nicht wagte, sofort begab; er ließ nun Masraf Meh— med, Effendi des Stammes Bentlam, in dessen Mitte derselbe sich zuruͤckgezogen hatte, verjagen und noͤthigte ihn, sich nach Kur— distan zu fiuͤchten. Der Scheik selbst, der sich von den gegen ihn abgeschickten Truppen uͤberall bedraͤngt, geschla— gen und von den Seinigen verlassen sah, suchte flie— hend die Wuͤste zu erreichen. Yahia Pascha, der, in der Furcht, entdeckt und entlarvt zu werden, seinen Posten in Mo— sul lnger zu behaupten nicht fuͤr rathsam hielt, sah ebenfalls in einer schleunigen Flucht sein letztes Heil und schloß sich mit vier oder fuͤnf Begleitern an den Scheik. Sogleich bestimmte Ali Pascha den vormaligen Begler-Beg von Mosul, Said Pascha, vorlaͤufig zum Nachfolger des YJahia Paschg und betrieb die Be— staͤtigung desselben bei der Regierung. Durch eine Großherr— liche Verordnung wurde Said zum Gouverneur von Mosul er— nannt und sein Stellvertreter mit der Investitur beehrt. So wurde die Umgegend von Bagdad von den Aufruͤhrern schnell gesaͤubert und die Ruhe wieder hergestellt. Man hofft, daß es den Truppen, die Ali Pascha zur Verfolgung des Scheiks ab— sandte, gelingen werde, sich seiner Person zu bemächtigen.“

Im Moniteur Ottoman liest man: „Ueber die Ankunft des ÄAegyptischen Obersten Idris Bey zu Konstantinopel, so wie uͤber die guͤnstige Aufnahme und die Gnadenbezeigungen, deren sich derselbe am Hofe Sr. Hoheit zu erfreuen gehabt, haben wir bereits fruͤher eine Mittheilung gemacht. Kurze Zeit nach ihm kamen der Arabische Oberst Hussein Bey und der Brigade-Ge— neral Selim Bey aus Aegypten nach einander in unserer Haupt— stadt an, die enblich auch noch den Ober-Besehlshaber der Aegyp— tischen Flotte, Osman Bey, in ihren Mauern sah. Jeder von ihnen erhielt eine Audienz bei dem Sultan und wurde in dem in Aegypten erlangten Grade bestätigt. Selim und Osman wurden zu Paschas ernannt und außerdem jener zum Brigade— General der regulgiren Trupaen, dieser zum Divisions-General erhoben. Se Hoheit beehrte sie selbst mit den Insignien ihrer neuen Wuͤrden und ließ ihnen eine Summe Geldes an— weisen. Aegyptische Offiziere verschiedenen Ranges, Ba— taillon⸗ Chefs, Majore, Capitaine, Lieutenantt, haben sich einzeln und ohne mit den obgedachten Commandeuren in Verbindung zu stehen, in unserer Hauptstadt zahlreich eingestellt, alle von dem Wunsche beseelt, in der Armee Sr. Hoheit zu dienen, einem Wunsche, den man ihnen gewahrt hat. Idris und Hus sein waren in ihrer Jugend von dem Statthalter von Aegypten als Sklaven angekauft, wurden wie seine eigenen Kinder gehal— ten und erfreuten sich seiner besonderen Gunst. Selim, der von Mehmed Ali ganz vorzuͤglich beguͤnstigt wurde, war durch eine glanzende Heirath ein Mitglied seiner Familie geworden und besaß sein unbedingtes Vertrauen. Osman wgr ebenfalls durch verwandtschaftliche Bande an das Interesse Mehmed Ali's ge— knuͤpft; er war nach Ibrahim die machtigste Person im ganzen Lande. Es ist erklärlich, daß der Schritt dieser Vertrauten des Aegyptischen Paschas die Gemuͤther sehr beschaͤftigt; ihre Unter— werfung unter die Ober-Hoheit des Sultans giebt zu den ver— schiedensten Vermuthungen Anlaß. Der gute Ruf, der Osman und Selim voraufging, hat sich wahrend ihrer Anwesenheit in Konstantinopel durchaus nicht geschwächt. Sie haben ihren Uebertritt im gesetzmaͤßigsten Sinne und voͤllig befriedigend erklaͤrt und gelten fuͤr kluge, faͤhige und treue Unterthanen. Der Statthalter von Aegypten, aͤußern dieselben, hat uns lange Zeit in dem Glauben gehalten, daß er nie den Wunsch und den Plan hege, das Band der Un— terthaͤnigkeit, das ihn an den Großherrn knuͤpft, zu zerreißen. Wir haben immer gewaͤhnt, wir dienten mittelbar dem Sultan, wenn wir unter des Statthalters Befehlen staͤnden; deshalb er— fuͤllten wir mit allem Eifer unsere Pflicht, da wir einmal vom Schicksal, dem alle Sterblichen unterthan sind und dessen Wechsel zu den Geheimnissen des ewigen Regierers der Welt gehoͤren, in jenes Land und in die Dienste Mehmed Ali's gesuͤhrt waren. Die verdruͤßlichen Ereignisse des vorigen Jahres unterlagen nicht unserer freien Pruͤfung; vielmehr waren ie fuͤr uns in ein Dun⸗ kel gehuͤllt, dessen Schleier zu luͤften die Subordination nicht erlaubte. Furcht vor der Strafe, die dereinst das Schicksal uͤber ihn verhängen mochte, und Besorgniß fuͤr sein zukuͤnftiges Leben hienieden und jenseits, haben dem Statthalter jedoch die Nothwendigkeit vorgestellt, zur Pflicht der treuen Unterthaͤ⸗ nigkeit zuruͤckzukehren, und er hat seitdem von Seiner Hoheit eine Amnestie erhalten. Seine Verwandten und viele seiner Offiziere fuͤhlten dasselbe Beduͤrfniß, sich unmittelbar die Gnade des Großherrn, die sie unwissender Weise verscherzt ha— ben, zu erflehen, und hegten den festen Glauben, der Ruhe des Gewissens und der Gluͤcksguͤter eines ewigen Lebens nicht eher theilhaftig werden zu koͤnnen, als bis sie die sichersten Beweise einer vollständigen Verzeihung von Sr. Hoheit erhalten haͤtten. Deshalb gaben sie Alles in Aegypten auf, Rang und Ehre,; Hab und Gut: deshalb warfen sie sich in die Arme ihres Souve— rains und haben seine Gnade und seinen Schutz erhalten. Der groͤßte Theil der Aegyptischen Beamten bekennt sich zu denselben Gefuͤhlen und naͤhrt dieselbe Hoffnung. Die erste Belohnung

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fuͤr das von ihnen abgelegte Glaubens-Bekenntniß wird zwei felsohne von andern bald begleitet werden, die sie ihren Talen— ten zu verdanken haben, und welche die Regierung des Groß⸗ herrn Maͤnnern von soichem Charakter reichlich und freudig zu— kommen laͤßt.“

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Berlin, 24. April. Das Direktorium des Schlesischen Vereins fuͤr Pferderennen und Thierschau zu Breslau macht in den dortigen oͤffentlichen Blaͤttern bekannt, daß Se. Königl. Hoheit der Prinz Karl Hoͤchstihre Entschließung zu erkennen gegeben haben, einen Preis fuͤr das sebesmalige Rennen bei wie hier

Breslau auf der Bahn auszusetzen. Derselbe besteht, n in Berlin, in einem silbernen Pferde auf einem Fußgestell von gleichem Metall, das der Sieger (außer den Einsätzen zu 15 Fr. d'or) fuͤr ein Jahr erhaͤlt. Sein Name wird auf dem Fuß gestell eingegraben. Im naͤchsten Jahre muß er den Preis vertheidigen, oder Reugeld zahlen. Um aber, bei etwaniger Ab⸗ gabe des Kleinods im nächsten Rennen, dem voriger r

ein Andenken an dessen Besitz zu gewaͤhren, empfängt

eine Medaille mit einer bezuͤglichen Inschrist zum Eigenthume.

ELiterarische Nachrichten.

La Russie et la Pologne. kK. Berlin chez Nauck, libraire, Vis eonsilii expers mole ruit sun. .

Der Verfasser dieser historischen Skizze hat zweierlei zu unternommen. Erstlich die Thorheit der sogenannten L unserer Zeit, insofern sie Pol ens häufige Ansrengu Unabhängigkeit mlt einem Kampfe fuͤr bürgerliche Fr rem Sinne zu verwechseln und eine Ausdehnung der? liberaler Ideen und Institutionen davon zu e warten Zweitens, daß Rußland seinen Theil von Polen m zung s-Recht besitze, und dieses ein vollkommenes Re jedes andere; besondes wenn, wie im vorliegenden Falle

rung keinesweges aus selbstfuͤchtiger Vergrößerung -Beglerde,

willtürlichem Mißbrauch der Staͤrke gegen die Schwache hervorge— gangen sey, sondern vielmehr aus wohlbefugter Selbstvertheidig ung ünd' als schließliches Refultat eines langen, nicht vom Ersberer be gonnenen, gleichsam ein

B. 3 ö nia FELSiꝗltusse Hisi0 ; 18

gegenseitigen Vernichtungskampfes, also Gottesurthel, welches zum moralischen Rechte endlich auch die phy⸗ sische Uebermacht gefuͤgt. Es ist begreiflich, daß zur Führung die fes doppelten Beweises der Verfasser sich veranlaßt finden mußte, auf die Al tere Geschichte beider Volker zurückzugehen, und in die⸗ ser vorzugsweise seine Argumente aufzusuchen. Er verhehlt uͤber⸗ haupt nicht seine Vorliebe fuͤr altgeschichtliche Begrundung oder Bestreitung moderner Thatsachen; er spottet über jene Neneren, „welche die Weltgeschichte, statt mit der Sa oͤpfung nach 1. B. Mo⸗ sis, mit Zersthrung der Bastille beginnen lassen!“ Wir können diese Knsicht uur billigen; versteht sich mit Verwahrung gegen ihre Aus— schweifung in ein entgegengesetztes Extrem. ; . Der Verfasser theilt seine Unterjuchungen in zwei Abschnitte. Der erste behandelt Polens innere und aͤußere Geschichten vom soten Jahrhundert bis zum Ende des 17Jten. In einem kurzen An⸗ haͤnge werden dann noch einige Hauptmomente ihrer ferneren Ent wickelung bis zum letzten Jahrzehnt des 13ten Jahrhunderts mehr angedeutet als erbrtert. Der zweite beschaͤftigt sich mit einem Abriß Russischer Geschichten von Rurik bis auf Peter den Gro⸗ ßen; das Reuere wird auch hier auf wenigen Seiten, mehr reflek⸗ tirend als erzaͤhlend, nachtraͤglich abgefertigt. Der Erste Abschnitt „11 Pologne ist dem Beweise gewidmet, daß Polen von jeher ein dun⸗ kles Chaos arisokratischer Feudal-A Anarchie gewesen sey, unfaͤhig einer ihm felbst oder dem ubrigen Europa zum Heile gereichenden politi⸗ schen Selbstäͤndigkeit; der zweite Abschnitt Russie“ sucht vor⸗ nehmlich festzustellen, daß Rußland gegen Polen von jeher im Stande gerechter Nothwehr sich befunden, in solchem Kampfe aber die nachherige Suprematie ehrlich gewonnen, und sie als vollkem⸗ men rechtsbegruͤndet betrachtet zu sehen billigen Anspruch habe. Wir wollen unseren Lesern von des Verfassers Art und Weise dieser dop⸗ pelten Beweirfuͤhrung eine konzentrirte Uebersicht geben. tn Baku. Rach flüchtigem Hinolick auf den dichten Nebel, welcher die aͤltete Slaven-Zeit bedeckt, finden wir (S. 1 12) r Ursachen, welche, nachdem 2 ĩ ist Polen unter Nevbel sich dene intzere Lateinische Kirche

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