1834 / 120 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Recht der Ober -Herrschaft in Anspruch genommen; aber wenn dies geschah, so war es eine Usurpation, und die Englaͤnder nen— nen es selbst so. Behauptet England jetzt, ein solches Recht zu haben? (Hört, hoͤrt! Wer regiert Irland jetzt? Wer giebt Gesetze fuͤr Irland? Hort, hoͤrt! von Seiten der Irlaͤndischen Mitglieder.“ Das Parlament des Vereinigten Foͤnigreichs. (Beifall.) Nicht das Englische Parlament, sondern das Parla⸗ nent des Vereinigten Königreichs; und wer will behaupten, daß Irland nicht genugend darin repräsentirt sey? (Hoͤrt! und Ge⸗ sächter.. Das Englische Parlament hat selbst durch ein Gesetz vom Jahre 1783 erklaͤrt, daß England keine Herrschaft aber Irland ausuͤben solle, und es ist also lächerlich, etwas wi— derlegen wollen, was niemals behauptet worden ist.“ Sodann stimmte Herr Spring Rice in die Bewunderung ein, die Herr O'Eonnell der Revolution von 1782 gezollt hatte, aber aus an— dern Gruͤnden, denn, sagte er, die großen Maͤnner, die sich in ener blutlosen Revolution ausgezeichnet, hatten fuͤr ein streng gesetzliches Recht gekämpft, fuͤr das Recht, daß sie den Gesetzen des Britischen Parlaments nicht zu gehorchen brauchten, weil sie nicht in demselben repräsentirt waren. Er zeigte ferner, wie schlecht das Irlaͤndische Parlament gewesen sey, das fortwährend fuͤr sich selbst Gelder von dem Lande gefordert habe, und setzte die Vortheile auseinander, die fuͤr Irland aus der legislativen Union beider Laͤnder hervorgegangen seyen. Als der Redner seinen Vortrag beendigt und sich unter rauschendem Beifall nie⸗ dergelassen hatte, trug Herr O Connor auf die Vertagung der Debatte an, der Sprecher bemerkte jedoch, daß er erst die Frage stellen muͤsse, ob Jemand das Amendement des Herrn Spring Rice unterstüͤtzen wolle. Herr Tennent erhob sich zu diesem

Zweck, so daß Herrn O Connor's Absicht, am folgenden Tage zuerst zu sprechen, vereitelt wurde. Am Schluß der Sitzung kam es noch zu einer kurzen Debatte bei Gelegenheit der drit, ten Lesung einer Bill, wodurch eine Sinekure, das Amt des Clerk of the pipe in Schottland, eines Schatzkammer⸗Secre⸗ tairs, abgeschafft werden soll. Herr Hume und Herr Wal—⸗ lace lobten nämlich das Benehmen des Herrn Mur— ray, der diese Sinekure freiwillig abgegeben hatte, und Letzte⸗ rer ging dabei so weit, daß er sagte, sein gelehrter Freund habe sich dadurch um Schottland fo verdient gemacht, daß er gewiß bei einer Reise durch dieses Land noch mit groͤße⸗ rer Ehrerbietung uberall empfangen werden wuͤrde, als selbst Se. Masestät Wilhelm JIV., und er wuͤnschte, die Krone waͤre so willig, auf allen Ueberfluß zu verzichten, wie sein gelehrter Freund. Dies veranlaßte den Kanzler der Schatzkammer zu der Bemerkung, daß diese Erwähnung des Königs höoͤchst un⸗ gerecht und unnsthig gewesen sey, und daß Schottland gewiß der Ansicht des Redners nicht beipflichten wuͤrde (man ruft von mehreren Seiten: Nein, nein), um so mehr, als Se. Masestaͤt sich stets zu Oofern fuͤr sein Volk bereit gezeigt und namentlich auf einen' großen Theil seiner erblichen Einkünfte Verzicht ge— seistet habe! Herr Wallace erklärte nun selbst, daß er sich nur durch die Lebhaftigkeit seines Dankgefuͤhlÿ fuͤr Herrn Murrays Benehmen zu jener allerdings ungeziemenden Aeußerung habe fortreißen lassen.

Unterhaus. Sitzung vom 24sten. Die Debatten äber die Motion des Herrn O Connell wurden fortgesetzt, und zwar ließ sich zuerst Herr Tennent vernehmen, der den Antrag des Herrn Spring Rice auf eine Adresse an den Konig unter, stuͤtzte. Gegen ihn sprach Herr O Connor und diesen grif⸗ fen wiederum die Herren Littleton und Barron an. Die heftigen Ausfaͤlle dieser beiden Mitglieder gegen den vorigen Redner gingen indeß fuͤr ihn verloren, da er sich schon aus dein Hause entfernt hatte. Herr Ruthven, der sodann an die Reihe kam, um fuͤr den O Connellschen Antrag zu sprechen, schien aber— mals eine so lange Rede in Bereitschaft zu haben, daß er um 12 Uhr darauf antrug, die Debatte bis zum folgenden Tage aus⸗ zusetzen, um dann freieren Spielraum zu haben; deswegen stellte denn Lord Althorp, als er in die Vertagung der Debatte willigte, dabei die Bedingung, daß das ehrenwerthe Mitglied seinem Vortrage vernuͤnftige Gränzen setzen moͤge, was Herr Ruthven auch ver— sprach. Es wurde darauf noch die Bill wegen der fremden Werbungen zum zweitenmale verlesen, und Herr Grant trug darauf an, daß das Haus die buͤrgerliche Gleichstellung der Ju⸗ den mit den uͤbrigen Britischen Unterthanen in einem Ausschusse in Erwägung ziehen solle. Dieser Antrag wurde von Herrn Johnstoöne unterstuͤtzt, wogegen Sir R. Inglis bemerkte, er sich der Einbringnng einer darauf bezuͤglichen Maßregel schon auf der Schwelle widersetzen werde. Als zur Abstimmung geschritten wurde, ergaben sich 53 fuͤr und 8 Stimmen gegen den Antrag, derselbe ward also mit einer Majoritaͤt von 44 Stimmen genehmigt und die Berathung daruͤber auf den fol— genden Tag angesetzt.

London, 25. April. Vorgestern hielt der König ein Ka— pitel des Bath-Ordens, bei welcher Gelegenheit der General— Lieutenant Sir Herbert Taylor mit den Insignien des Groß— kreuzes bekleidet wurde. Knieend nahm der General den Or— dens-Stern in Empfang und kuͤßte die Hand des Monarchen, nachdem derselbe ihm das Band um die rechte Schulter gelegt hatte. Der General⸗Major Sir Alex. Wallace erhielt die In⸗ signien eines Commandeurs. An demselben Tage war ein glaͤn— zeudes Lever bei Sr. Maj. im St. James-Palaste, zu welchem auch die fremden Gesandten eingeladen waren. Da gerade St. George-Tag war, so sah man die Ordens-Ritter im vollen Kostüm. Nachdem die Audienzen voruͤber waren, versammel— ten sich die Ritter des Hosenband⸗Ordens im Palaste der Koͤni— gin Anna, um sich vereint nach dem St. James-Palaste zu ver— fuͤgen, wo ihnen Se. Majestaͤt ein Diner gab. Um acht Uhr erschien der Koͤnig im Banquet⸗Saale. Der Oberaufseher und der Schatzmeister des Koͤniglichen Hauses, sowie der Vice⸗Kam⸗ merherr nebst dem Lord Steward, gingen vorauf, die Herzoͤge von Cumberland und Gloucester, der Marquis von Camden sammt allen Ordens⸗Rittern, dem Ober⸗-Kammerherrn und allen äbrigen Gaͤsten folgten Sr. Majestaͤt in den festlich dekorirten Saal, waͤhrend ein Musit⸗-Thor der Garde das National- Lied „God save the King,“ spielte.

Gestern Abend besuchten Ihre Majestaͤten das Drury⸗lane Theater. Der Ober, Constabler stand an der Spitze einer Eh— ren⸗Wache vor dem Eingange zur Königlichen Loge, die mit ele—⸗ ganten Draperieen geschmuͤckt zar. Eine Abtheilung der Garde zu Pferde begleitete den Zug der Königlichen Equipagen, deren Zahl sich auf neun belief. Der Konig erschien in der Marine— Üniform, mit dem Hosenband⸗Orden geschmuͤckt, Prinz Georg v. Cambridge, ebenfalls in Uniform und mit dem Band des Guel— phen⸗Ordens giert, war dicht an seiner Seite. Von sieben bis beinahe zwölf Uhr wohnten die hohen Herrschaften der Darstel— lung der „Lästerschule“ von Sheridan bei, auf die noch eine Posse „Simpson und Compagnie“ folgte. Zum Beginn und zum Beschluß wurde „God save the King' gesungen, zwischen heiden Stücken „Rule Britannia.“ Man erinnert sich nicht,

; 488 . den Koͤnig seit lange so heiter wie am gestrigen Abend gesehen zu haben, und man zieht daraus den Schluß, daß die Petition des Handwerker-Vereins nicht einen allzu unguͤnstigen Eindruck auf die Stimmung Sr. Majestaͤt gemacht haben muͤsse.

Die heutige Sitzung des Unterhauses begann mit dem Vortrage des Herrn Ruihven zu Gunsten der O'Connellschen Motion in Bezuͤg auf die Aufhebung der Union zwischen Groß— britanien und Irland, und es hatte allen Anschein, daß die De— batte uͤber diefen Gegenstand auch heute noch nicht beendigt werden wuͤrde

Der Courier tadelt das von Herrn Spring Riꝑee in Be— zug auf die O'CLonnellsche Motion beobachtete Verfahren und sagt: „Das heißt, unserer Ansicht nach, Herrn O'Connell Waf— fen in die Hand geben? Warum soll die Frage uͤber die Auf⸗ hebung der Union nicht eben so frei und offen eroͤrtert werden, wie jede andere? Und warum will man zu einer ahnlichen Un— terzeichnung von Glaubens-Artikeln in der Politik noͤthigen, wie es in der Religion geschieht?“

Am 24sten d. hieit das Comité des Geheimen Raths, welches eine Petition an den Koͤnig wegen der Verleihung eines Freibriefes an die Londoner Universität begutachten soll, seine erste Sitzung. Außer den Kabinets-Ministern Grey, Lansdowne, Ripon, Mel— bourne u. A. waren auch die Erzbischoͤfe von Canterbury und York, der Bischof von London, der Lord-Kanzler und Graf El⸗ don zugegen. Dr. Lushington setzte in einer Rede aus einander, wie wenig die beiden älteren Landes-Universitaͤten bei ihren rei— chen Dotationen, ihrem allbewaͤhrten Ruhm und der Frequenz ihrer Schuͤler zu befuͤrchten haͤtten, von einer erst aufbluͤhenden Anstalt uͤberfluͤgelt zu werden. Das Recht, das theologische Doktor-Diplom zu ertheilen, muͤsse außerdem denselben vorzugs— weise verbleiben, und es koͤnne Niemanden einfallen, diese Gerechtsa⸗ me, welche aus der engen Verbindung jener alten Hochschulen mit der Geistlichkeit der herrschenden Kirche ganz naturgemäß hervorgehe, irgendwie anzutasten. Dagegen sey es fuͤr viele Studenten der juristischen und der medizinischen Fakultät der Londoner Univer—⸗ sitaͤt ein laͤngst gefuͤhltes Beduͤrfniß, der kostspieligen Reise nach Oxford und Cambridge behufs der Erlangung eines akademischen Grades, der ihnen die Ausuͤbung ihrer Wissenschaft gestattet, uͤberhoben zu seyn. Wie die Sicherheit und das Interesse der herrschenden Kirche dadurch betheiligt werden koͤnne, sey nicht gut einzu ehen, und wenn die Frequenz der Londoner Universi⸗ taͤt in Folge der Gewaͤhrung eines Freibriefs steige, so koͤnne das unmoͤglich zum Nachtheil des Landes gereichen, denn mit der allgemeineren Verbreitung der Intelligenz, die sich daraus ergebe, muͤßten auch alle Bande, die Staat und Kirche aufrecht halten, an Festigkeit gewinnen. Wer uͤberhaupt das allgemeine Wohl des Landes beruͤcksichtige, koͤnne es auch nicht einmal fuͤr nachthei⸗ lig halten, wenn die Londoner Hochschule mit denen zu Oxford und Cambridge wirklich zu wetteifern anfinge. Die Zahl der Studenten in London sey ubrigens noch so unbedeutend, daß die beiden Veteraninnen vor der Hand nichts zu fuͤrchten haͤtten; 1823 befanden sich auf jener 623, im folgenden Jahre 630, im Jahre 1830 nur 5365 Studirende, und in den drei letzten Jah⸗ ren zahlten wir 433, 441 und 480 Mitglieder der Londoner Uni— verstiüt. Der Lord-Kanzler machte den Einwand gegen den Redner, daß, wenn man einen heilsamen Wetteifer unter den Hochschulen des Landes durch die Gewährung eines Frei— briefes an die Londoner Anstalt hervorzurufen bezwecke, sich kein Grund auffinden ließe, warum das King's-College, so wie die St. Thomas,, Guy's-, St. Bartholomäus und andere me— dizinischen Schulen nicht ebenfalls sich des Vorrechts erfreuen soll⸗ ten, die Doktor⸗-Wuͤrde zu ertheilen. Je mehrAnstalten vorhanden wären, auf denen die Promotion moͤglich sey, je mehr wuͤrde der Werth der akademischen Würden sinken, eine Bemerkung, zu der die Schottischen Hochschulen den Beweis lieferten. Die u Edinburg und Glasgow ertheilten Grade würden uͤberall re— hettiet allein eine auf St. Andrew erlangte Wuͤrde dieser Art koͤnne durchaus nicht zur Auszeichnung des damit Beladenen die⸗ nen. ( Gelaͤchter) Schließlich erhob sich noch Sir C. Wetherell und hielt eine stundenlange Rede im Interesse der Cambridger Universität, in der er sich manche Ausfélle erlaubte, welche die Londoner Anstalt mit ihren noch duͤrftigen Anpflanzungen im Gebiete der Wissenschaft in ein komisches Licht stellen sollten. Das Comité vertagte sich dann auf den nächsten Sonnabend;

Vor einigen Tagen schon verbreitete sich hier das Geruͤcht von einem Bundniß zwischen den Hofen von England, Frank⸗ reich, Spanien und .. zur Herstellung des Friedens in dem letzteren Lande. Die Times, die Morning Chronicle und der Courier legen der Angabe Glauben bei und zweifeln nicht an der Richtigkeit derselben. Das letztgenannte Abendblatt behauptet dabei, der Zweck dieses Buͤndnisses gehe dahin, Dom Miguel (die Morning Chroniele fuͤgt hinzu: Don Carlos) mit Waffen Gewalt aus Portugal zu vertreiben; weiter beabsich— tige man nichts; das Prinzip der Nicht-Intervention sey von dem Ministerium Grey bei seinem Regierungs-Antritt als lei⸗ tender Grundsatz fuͤr die auswärtige Politik Englands anerkannt worden, und so werde die Regierung sich nicht anmaßen wollen, den Kabinetten von Lissabon Und Madrid vorzuschreiben, welche Minister von ihnen an die Spitze ihrer resp. Regierungen zu stellen seyen. Es bezieht sich diese Aeußerung des Courier auf eine von einigen hiesigen Journalen verbreitete Angabe, der Englische Gesandte in Lissabon, Lord Howard de Walden, habe Versuche gemacht, den Minister Silva Carvalho zu stuͤrzen und den Herzog von Palmella zum Premier-Minister zu machen. Die Times will wissen, der Courier, welcher mit dem von den Ministern der vier Machte unterzeichneten Vertrag nach Lissa⸗ bon abgefertigt sey, habe am 22sten London verlassen und sey gestern von Plymouth am Bord des Damosschiffes „Counteß of Pembroke“ in See gegangen.

Wir haben New-Horker Zeitungen bis zum 15. Maͤrz erhalten. Sie sind noch immer mit Debatten uͤber die alte Streit—⸗ frage angesuͤllt, und Herr Webster hatte angezeigt, daß er am 17. dem Senate eine Bill vorlegen wuͤrde, welche den Freibrief der Bank erweitert und die Restauration der Depositen-Gelder vorschreibt.

Laut Briefen aus Laguayra vom 27. Februar war der Englische Bischof von Barbadoes in Caraccas gewesen und hatte den dortigen Englischen Begraͤbnißplatz eingeweiht. General Paez, alle Minister, der Gouverneur und viele Damen hatten der Feierlichkeit beigewohnt, und das einfache, aber wuͤrdevolle Betragen des Bischofs alle Herzen gewonnen. In Buenos— Ayres hat die Regierung von allen Auslaäͤndern, die sich zu ver— heirathen wuͤnschen, Beweise, daß sie noch unverheirathet waren, verlangt. Im Jahre 1833 waren 7 Englische, 91 Amerikani— sche und 47 Brasilianische Schiffe in Buenos⸗-A1Ayres eingelaufen.

Das Canton-Register hat aufgehoͤrt zu erscheinen, in— dem alle Auslaͤnder den Befehl erhalten haben, Canton zu ver— laffsen und entweder nach ihrer Heimath oder nach Macao, so— baid ihre Geschaͤste beendigt sind, zuruͤckzukehren.

Niederlande.

Aus dem Haag, 25. April. In der gestrigen Sitzung der zweiten Kammer der Generalstagten war die öffentliche Dit. kussidn uber die neuen Finanz-Gesetz⸗Entwuͤrfe an der Taget— ordnung. Dieselben betreffen bekanntlich die voͤllige Einlbͤsung der 6proc. Obligationen, die Verwendung der dem Schatze zu Gebote stehenden Mittel und die Umtauschung der umlaufenden Schatzkist⸗Billette. Eilf Redner ließen sich daruͤber vernehmen, worauf sich der Finanz-Minister erhob und die Bemerkung machte, daß jene drei Gesetz - Entwuͤrfe mit dem eigentlichen Geld-Interesse des Landes gar nichts zu theilen hatten, indem es dem ͤffentlichen Schatze auch nicht einen Heller einbringen oder kosten wuͤrde, die Gesetze moͤgen nun angenommen werden oder nicht. Verstaͤrkung des oͤffentlichen Kredits im Auge. Da dieselbe keine Bewilligung zu außerordentlichen Ausgaben verlange, so scheint es ihm nichts weniger als zeitgemäß, daß man sich bei dieser Gelegenheit in politische Betrachtungen einlasse. Wie weit die Regierung davon entfernt sey, die finanziellen Kraͤfte des Landes noch mehr in Anspruch zu nehmen, wurde unter Anderem schon daraus hervorgehen, daß sie binnen einigen Tagen die General— staaten zu prorogiren und nicht eher wieder als im Monat Oktober zusammen zu berufen denke. Nachdem die Berathung ge— schlossen war, fand die Abstimmung uber die einzelnen Gesetz Entwuͤrfe statt und der erste wurde mit äß gegen 8, der zweite ebenfalls mit gegen 8 und der dritte endlich mit 32 gegen 22 Stimmen angenommen. an die Reihe, durch den die Regierun autoristrt werden soll, auch im Juni d. J. den Antheil der gin der Staatsschuld

zu bezahlen, welcher, dem Budget zufolge, eigentlich auf Belgien

übergehe. Dieser Gesetz- Entwurf erregte besonders lebhafte De= batten, indem die Oppofsition es fuͤr durchaus unzulaͤssig erklärte, daß Holland noch laͤnger Verpflichtungen erfuͤlle, welche auf Bel= gien uͤbergegangen seyen. zac meinten jedoch, daß dies unumgaͤnglich noͤthig sey, wenn man den Staats -Credit nicht beeinträchtigen wolle. Ziemlich allge⸗˖

mein sprach sich inzwischen, und zwar nicht bloß auf Seiten der

Opposition, der Wunsch aus, daß die Regierung Alles, was in

ihren Kraͤften stehe, thun moͤge, um endlich ein Arran— ; u Stande zu bringen und dem ge—

gement mit Belgien genwaͤrtigen provisorischen Zustande ein Ende zu machen. Auf eine Verminderung des Heeres wurde abermals mit fer Waͤrme angetragen. Herr Donker Curtius meinte, die Erwar— tungen der Generalstaaten seyen zwar getäuscht worden; daran sey jedoch nicht die Regierung, sondern England und Frankreich schuid, wie dies aus deren Verlangen hervorgehe, die Unterhand—

lungen nicht eher wieder anknuͤpfen zu wollen, als bis die Zu⸗ stimmung der Nassauischen Agenten zu der Abtretung des Thei

les im Luxemburgischen erfolgt sey. Der Finanz-Minister setzte auseinander, wie unthunlich es waͤre, den Belgischen Antheil der Staatsschuld nicht verzinsen zu wollen. Die Obligationen dieser Staatsschuld seyen nicht 9 in den Niederlanden, son— dern in ganz Europa verbreitet, und Belgien wuͤrde in einer solchen Nichtverzinsung bloß den Vorwand finden, sich aller Verpflichtungen quitt zu erklaͤren. Schließlich wurde der be—

treffende Gesetz Entwurf ebenfalls, und zwar von 47 gegen 6

Stimmen, angenommen.

Belgien.

Bruͤssel, 25. April. Zu der gestrigen Sitzung der Re—

präsentanten-Kammer hatte sich fruͤhzeitig eine so große Menge von Zuhsrern eingefunden, daß noch vor Eroͤffnung der Sitzung die Thuͤren geschlossen und nur nach Maßgabe der Herausgehenden neue Zuhörer eingelassen wurden. Alle Mini— ster und ungefaͤhr 75 Repraͤsentanten waren gegenwaͤrtig. An der Tagesordnung war die Erdͤrterung der Berichte der Mini— ster des Innern und der Justiz. Der erste Redner, der sich vernehmen ließ, war Herr . von Brouckere. Er er— innerte im Eingange seiner Rede an die Worte, wel— che der Konig im vergangenen Jahre, als die Kam— mer bei Gelegenheit der in Bruͤssel, Antwerpen und Gent stattgehabten Unruhen ihm eine Adresse habe uͤberreichen lassen, an die Deputation gerichtet habe. Se. Majestaͤt haͤtten damals versichert, daß Seine Regierung die energischsten Maßregeln ge— troffen habe, um der Erneuerung solcher Ausschweifungen vor— zubeugen. Das Ministerium habe jene Versicherung auf eine hoͤchst unvorsichtige Weise Lügen gestraft. Es habe nicht allein keine Maßregeln angeordnet, sondern, wenn auch unfreiwilligerweise, die Ausschweifungen befoͤrdert. „Wenn man Ihnen, meine Herren“, fuhr er fort, „gesagt haͤtte, daß während Ihrer Abwesenheit eines Sonntags, beim herrlichsten Wetter, 16 Haͤuser zerstoͤrt und gepluͤndert werden; und 2500 Mann Truppen, um 8 Uhr Morgens beginnen wuͤr⸗ den, um erst um 8 Uhr Abends zu endigen; wenn man Ihnen gesagt haͤtte, daß die Proscriptions-Listen im Voraus publicirt werden wuͤrden, mit genauer Bezeichnung derjenigen Haͤuser, mit denen man zuerst beginnen muͤsse wenn man Ihnen das Alles erzaͤhlt hatte, so wuͤrden Sie denjenigen, der ein so ab— scheuliches Programm vor Ihnen entwickelt haͤtte, fuͤr einen lächerlichen Propheten gehalten, Sie wuͤrden die Achseln gezuckt und den Kopf abgewendet oder geglaubt haben, daß er den Verstand verloren haͤtte. Und dennoch ist ein solches Programm Punkt fuͤr Punkt ausgefuͤhrt wor— den.“ Der Renner bemerkte, daß, wenn man zu Argwohn geneigt waͤre, man nothwendig auf ein Einverstaͤndniß der Re—⸗ gierung schließen muͤsse, so weit wolle er aber nicht gehen, ihn haͤtten die letzten Ereignisse in seiner Ueberzeugung bestaͤrkt, daß es eigentlich gar kein Ministerium gaͤbe. Wie koͤnne das auch anders seyn, da an der Spitze des wichtigsten Departements, des Kriegs⸗Ministeriums, ein Mann stehe, der nicht zum Conseil ge— hoͤre, und der ganz wie der gewoͤhnlichste Beamte Befehl er— halte. Das Verfahren der Administration und die Rolle, welche sie die Soldaten habe spielen lassen, . um Erroͤthen gebracht. Ein hoͤherer Offizier habe acht

age na ob 3 mit seinen Truppen abgesandt worden sey, die Pluͤnderun⸗ gen zu beguͤnstigen oder zu verhindern. (Sensation. Herr de Smet: „Das ist schimpflich!“ Die Kammer habe sich uͤber den Bericht der Minister auszusprechen; aber sie muͤsse bedenken, daß das Ausland sie beschuldigen koͤnne, gegen diejenigen Still— schweigen beobachtet zu haben, welche die Pluͤnderungen geduldet haͤtten. Er verlange keinen Alt der Strenge. Ein Tadel gegen die Unthaͤtigkeit und Nachlaͤssigkeit des Ministeriums, und die National-Ehre sey gerettet. Zu der Frage wegen der Verweisungen abergehend, gestand Herr von Brouckäre, daß er vor zwei sen seyn wuͤrde, ob das dell vom 28. Vendemiaire noch guͤltig

waͤre. Durch das Gesetz uͤber die Auslieferungen sey aber jeder

Die Regierung habe dabei nichts weiter, als diet

Es kam sodann der Gesetz⸗Entwurf

Herr Donker Curtius und Herr Lu.

daß die Verwuͤstungen, in . der Regierung

haͤtten die tapfern

den Ereignissen erklaͤrt, daß er durchaus nicht wisse,

ahren noch im Zweifel gewe⸗

zöyeifel uͤber diesen Punkt beseitigt. Der Art. 128 der Consti⸗ nution sichere den Fremden Schutz fuͤr ihre Personen und Ei—⸗ genthum zu. vorbehaltlich der durch das Gesetz festgestellten Aus— nahmen. Die se Ausnahmen seyen nun aber durch das Gesetz iber die Auslieferungen geregelt. Herr Pir son sagte, er wun⸗ dere sich nicht über das, was geschehen sey; von Seiten eines Ministeriums, in das er niemals Vertrauen gesetzt, sey er auf Alles gefaßt. Seiner Ansicht nach, haͤtten einige Gendarmen hmhingereicht, um derm ganzen Unfug zu steuern. Der Justiz— Rinister suchte die Gesetzmaäßigkeit der Maßregel zu beweisen, ünd bemuͤhte sich zu dem Ende besonders, darzuthun, daß das JGesetz vom 28. VEndemiaire, Jahr VI., noch in Kraft sey. Der Minister berief sich in dieser Hinsicht auf die Meinung des Herzogs von Broglie, der bei Erörterung des Gesetzes uͤber hbdle ' politischen Flüchtlinge in der Franzoͤsischen Deputir— ten Kammer die fort dauernde Guͤltigkeit jenes Gesetzes dargethan habe. Sodann berief er sich auch auf die eigenen Aeußerun gen der Herren von Brouckäre, Ernst, Gendebien, Polleur g und Jullien, welche noch im August v. J. die Guͤltigkeit des Gesetzes vom 18. Vendemiaire nicht in Ab— rede gestellt hätten. Andere Redner haͤtten auch das Verwei— sungs-Recht als unbestreitbar zugegeben; aber sie schoͤpften es nicht aus dem Gesetze vom Jahre VI., sondern aus dem 272. Art. des Straf- Gesetzbuch es. Andere, wie Herr Seron, haͤtten ebenfalls das Recht anerkannt, ohne zu sagen, wo sie es herlei— teten. Was früher allgemein fuͤr recht anerkannt worden sey, koͤnne jetzt nich mit einer Male unrecht seyn, und er hoffe daher, daß die Kammer in dem Verfahren des Ministeriums nichts zu tadeln finden werde. Zuletzt sprach sich noch Herr Ernst sehr ener— gisch gegen das Mꝛäinister um aus. Er versicherte, daß am 5ten April 20 Mann himgereicht haben wuͤrden, um den abscheulichen Pluͤnderungen vorzubeugen, und daß also das Ministerium we— gen seiner S*. chr rn! im hoͤchsten Grade strafbar sey. Die Verweisungen erklärte er fuͤr gesetzwidrig, da der Art. 4 des Grundgesetzes und der Art. 128 der Constitution sich jeder Ver— weisung durch mint sterielle Verordnung widersetzten. Die Frem— den mußten wie die Einheimischen durch die Tribunale gerichtet werden. Die Sitzung wurde aufgehoben und die Fortsetzung der Debatte auf den folgenden Tag verschoben.

In der gestrigen Sitzung des Senates erklaͤrte Herr v. Baillet, daß die Mehrheit der Mitglieder des Senats sich da— hhin entschieden hätte, es sey nicht noͤthig, daß der Senat einen besondern Schritt in Betreff der Ereignisse vom 5. und 6. April ‚; thue; daher schlage er vor, daß dem Vorschlage, eine Adresse an

.

den Konig zu richten, keine Folge gegeben werde. Die Propo— ssition des Herrn Baillet ward angenommen.

In der heutigen Sitzung des Appellations Hofes haben die Debatten in Betreff der gegen den Beschluß des Gerichtes zu Antwerpen in der Verbannungs-Sache des Herrn Cramer von dem General⸗Anwalt eingelegten Appellation begonnen.

Die Bedienten des Fuͤrsten von Ligne sind gestern in Be— treff der Plünderung des Hotels ihres Herrn verhört worden.

Nachdem sie mit den Pluünderern konfrontirt worden, haben sie erklaͤrt, nur einen einzigen derselben zu erkennen. Dieser ist ein

Baͤckergeselle, den ste mit der Zertruͤmmerung eines der Wagen

des Fuͤrsten beschäftigt sahen. .

. Aus Audenarde meldet man vom 22. April: „Waͤhrend

der Nacht vom 20. zum 21. April begaben sich die Soldaten nach der Slation du penple, um den dortigen Posten abzuloͤ— sen; sie waren sehr erstaunt, die dort aufgestellte Schildwache nicht zu finden. Bei weiterer Nachsuchung fanden sie die Waf— fen und die ganze Militair⸗Equipirung derselben an den Ufern

der Schelde, und der Boden war stark mit Blut getränkt; ver⸗ schiedene Gerüchte s. ses Soldaten in Umlauf.“

K .

DresUden, 26. April. Die erste Kammer beschaͤftigte sich in ihrer Sitzung vom 22sten d. mit der Berathung uͤber den ferneren Bericht der von ihr erwaͤhlten Deputation zur Begutachtung des init der Ober-Lausitz verhandelten Fire tub! Vertrags. Die zweite Kammer ertheilte in ihren fortge— setzten Budget Verhandlungen zur Fortbewilligung der beantrag⸗ ten 5h00 Thlr. als jährlichen Beitrag zur Lokal-Polizei fuͤr die Stadt Dresden aus der Staats-Kasse ihre Zustimmung. Sie bewilligte ferner die Summe von 3000 Thlrn. als Beitrag zur Dresdener Straßen⸗Beleuchtung und 500 Thlr. fuͤr die Feuer⸗ SPsch-Anstalt dieser Stadt. Dagegen beschloß sie, die zur Dresdener Armen ⸗Versorgung geforderte Summe von 14,400 Thlrn. in Wegfall zu bringen, indeß fuͤr das Jahr 1834 die Summe von 1ää0g Thlrn,, so wie S8i0h Thlr. fuͤr das Jahr 1335 wie auch für das Jahr 1836, zu diesen Zwecken transito⸗ risch zu bewilligen.

. Frankfurt a. M, 256. Avril. Saͤmmtliche hier gang⸗ bare Effekten erfubren im Laufe dieser Woche eine merkliche Besse⸗ rung im Cours. Obschon man einigemale flaue Notirung von Wien hatte, so zogen doch die Oesterreichischen Fonds an, weil der Mangel an Stücken die Ankaͤufe gegen baar und die Versendungen nach Außen kein Weichen . Es fehlen hauptsaͤchlich die zproc. Metalliques, welche in ansehnlichen Posten nach Amsterdam gageschict werden. Am 24. April wurden solche pe. Mitte Mai um Ey pCt. niedriger, als pr. comptant verkauft. In a4proc. Metalli⸗ axzues und Actien war gestern und heute viel Begehr. Weniger Um—= saͤtze fanden in den Hollaͤndischen Papieren statt; doch folgten auch se der steigenden Bewegung. Desto lebbafter war der Handel in Syanischen Fonds; es wurden starke Partieen davon sowohl vr. Kassa, als auf Zeit zu rasch steigenden Preisen eingethan. Die vvrocentige Rente stieg vom 21. bis 25. April von 63 auf 653, die . gdror. von 42 auf 435. Der Handel in Preußischen, Badischen, (. Bayerischen Dbligationen veschraͤnkte sich auf wenige umsaͤtze zu unveränderten Preisen. Das haare Geld ist im Ueberfluß am Platz; Prolongationen und Depots macht man zu pCt. Gute Diskonto⸗ Briefe sind zu 2* vCt. willig zu plaäciren. Von Wechseln auf . fremde Plaͤtze waren gegen Ende der Woche Amsterdam und Pgris ES ziemlich gesuücht; auch Lyon und Augeburg k. S. und Wien 2 Monat blieben in Frage.

e ere n ch.

. Wien, 25. April. Der Königl. Griechische außerordent— lche Gesandte umd bevollmächtigte Minister, Fürst Konstantin . Laradja, hat am 1sten d. die Ehre gehabt, Sr. Majestaͤt dem . Kaiser die Thron-Besteigung Sr. Majestaͤt des Königs Otto zu notifieiren und ein darauf bezuͤgliches Schreiben Hoͤchstdesselben zu sͤbergeben. Er ist so dann Ihrer Majestat der Kaiserin und der gesammten Kaiserlichen Familie vorgestellt worden und hat, da sein Auftrag er füllt ist, am 22sten d. seine Abschieds⸗Audien⸗ jen bei beiden Majestäten erhalten.

5 15nd.

Berlin, 30. April. Am 2isten d. M. feierte der Land⸗ und Stadtgerichts⸗Direktor Hoͤpner zu Stolpe sein funfzig⸗

sind über das sonderbare Verschwinden die

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saͤhriges DienstJubilͤum. Schon am Vorabend des Jubel⸗ Festes wurde das Zeichen zum Beginn der Feier durch das Auf— ziehen der Koͤniglichen Flagge an einem vor dem Ressourcen⸗ Hause von der Kaufmannschaft errichteten Mastbaume gegeben; ihm folgte unmittelbar die laute Ankuͤndigung des gelen durch Kanonenschuͤsse der Schuͤtzen-Gilde; in kurzer Zeit war die ganze Stadt zum Theil recht glaͤnzend erleuchtet, und ein zahlreicher Zug von Einwohnern aller Staͤnde be— gab sich unter Fackelschein zu der Wohnung des Jubilars, wo diesem die ersten Huldigungen durch eine Abend⸗-Rusik gebracht wurden. Am fruͤhen Morgen des 2lsten ertoͤnte der erste Gruß von der Schul-Jugend in feierlichem, von Instrumental-Musik begleiteten Gesange; ihm folgten die Glückwuͤnschungen der saͤmmtlichen Civil? und Militair-Behorden, der Corporationen und einzelnen Stande. Der Buͤrgermeister uͤberreichte ein Gra— tulations- und Danksagungs-⸗Schreiben der staäͤdtischen Behoͤrden. Ein ähnliches Schreiben ging von dem Magistrate zu Kolberg, der Vaterstadt des Jubilars, ein. Die Mitglieder des Land- und Stadtgerichts und die uͤbrigen Justiz-Beamten der Stadt verehrten demselben einen silbernen, reich vergoldeten Pokal; einen ahnlichen Pokal, mit den Emblemen der Rechtspflege, des Handels re. geziert, uͤberreichte eine Deputation der Kaufmannschaft nebst ei⸗ nem Gedichte, und die Schuͤtzen-Gilde bezeigte ihre Theilnahme ebenfalls durch ein Gedicht und durch Ueberreichung eines sil— bernen, mit kunstreich gearbeiteten Fruͤchten gefuͤllten Korbes. Mittags versammelte sich in dem Ressourcen Saale eine Gesell⸗ schaft von 125 Personen zu einem Festmahle, bei welchem der Herr General-⸗Major von Arnim den ersten Toast auf das Wohl Sr. Majestaͤt des Königs ausbrachte. Der zweite Toast galt Sr. Koͤnigl. Hoheit dem Kronprinzen; den dritten Toast auf den Jubelgreis selbst, uͤbernahm der Herr Geheime Justizrath Koͤhne, der zugleich als Stellvertreter des am persoͤnlichen Er— scheinen behinderten Ober-Landesgerichts,-Chef-⸗Praͤsidenten Herrn Alsleben zu Köslin, im Auftrage des Herrn Justiz-Ministers Excellenz, dem Jubilar verkuͤndigte, daß Se. Majestaͤt der Koͤ— nig Allerhoͤchstdero Wohlgefallen an dem langjährigen verdienst— lichen Wirken des treuen Beamten durch dessen Ernennung zum Geheimen ii sratz und durch die Verleihung der Schleife zum Rothen Adler-Orden Zter Klasse zu bezeigen geruht hätten. In herzlichen Worten sprach der Jubilar seinen Dank aus und verließ darauf, von tiefer Ruͤhrung ergriffen, den Saal, kehrte jedoch nach einiger Zeit, von einem allgemeinen Jubel— Rufe begruͤßt, zuruͤck und verweilte bis zum späten Ende des Mahles. Die Schuͤtzen-Gilde hatte in ihrem Lokale gleichfalls ein Mittagsmahl und einen Ball veranstaltet. Damit aber das Fest zugleich auch dem Duͤrftigen in dankbarer Erinnerung bleibe, wurden nicht allein die Stadt-Armen auf Kosten des Handels standes reichlich bewirthet, sondern der Armen-Kasse von der wohlthaͤtigen Hand eines ungenannten Gebers 200 Rthlr. in Staats-Schuld-Scheinen und von der israelitischen Gemeinde 25 Rthlr uͤberwiesen. .

Die Stadt Hultschin, im Regierungs-Bezirk Oppeln, welche sich kaum von den zwei in den Jahren 1831 und 18335

betroffenen Bränden einigermaßen erholt hatte, ist am 1äten d.

*

abermals von einer Feuersbrunst heimgesucht worden, welche aä0 Scheunen und 14 Wohnhaͤuser in Asche legte. Ein Maͤd— chen ist in den Flammen umgekommen und dessen Mutter, die es zu retten versuchte, in Folge der vielen Brandwunden am J

Berichtigungen. Im gestrigen Blatte der St. 3 S ß , , u, gn n ,. l. „Jreland? S. 485, Sp. 1, Z. I9 statt „nur“ J. „nun“; Sp. 3, 3. 16 statt „fuͤr' l. „sey“, und Zeile 0 muß das Wort „nicht“ wegfallen.

Meteorologische Beobachtung.

Morgens Nachmitt. Abends Nach einmaliger 6 Uhr. 2 Uhr. 10 Uhr. Beobachtung.

; k Luftdruck. 331,74 Par. 332, 01 Dar. 352, 2 Par. Quellwärme h, 0 9 R. Luftwaͤrme 10, 9 R. 16322 R TI1,„0 R. gwcmme a. 0 ; Thaupunkt 53,10 R. 6, 10 J. . 6, 60 gi Fiußwarme 9, O 2 R.

1834. 29 April.

Dunstsaͤttg 65 pCt. 45 pCt. 71 pCt. Bedenwärme 8,9 9 R.

Wetter. rn. heiter heiter. .

Wind . SSW. SS O. SSO. Ausdünst. 0, * 2 Rö. SSD. Miederschlag ,o 0 1 Rh.

Wolkenzug

Aus würtige Börsen. . Amsterdam, 25. April Niederl. wirkl. Schuld 50. 58 de. g6 Ausgesetzte Sehuldũ —. kanz-Bill. 22. 45 Amort S9. 5358 723. Runs. (v. 1823) 10. (v. 1831) 955. 53 Span. 673. 38 4it. ; tiamhburg, 28. April.

Oesteorr. 53 Met. 933. 43 do. 89 ank - Actieu 1245. Kuns. Enzl. 101. Russ. Holl. 335. Met., in Hwumb. Cert. 941. Lreuss. Prämien- Scheine 1083. Poln. 1231 Dän. 711. Holl. 5 3 935. 213 a8. Span. 338 4603. 48 473.

Wien, 24. April.

3 875. Part. Ghl. 135 Loose zu 16 FI. 1983. t. F eters kurg, 23. April.

Land. 3 Mon 193. Ha mh. 3 Man. 53. 4. Silb-HKnh. 359. Kop.

63 Inseript. 128. do. in Silb. 1142. 58 (Y i831 u. 33) 953.

Königliche Schauspiele.

Donnerstag, 1. Mai. Im Schauspielhause: Die Tochter der Luft, mythische Tragoͤdie in 5 Abth', von E. Raupach. (Neu einstudirt.·)

Freitag, 2. Mai. Im Opernhause: Fernand Cortez, große Oper in 3 Akten, mit Ballets. Musik von Spontini. (Mad. Schröder-Devrient: Amazily als Gastrolle. Dlle. H. Elsler wird hierin tanzen.) .

Im Schauspielhause: 1) Le roman d'une heure, comédie en 1 ace et en prose, par lloffman. 2) La premièdre re- présentalion de: Michel Perrin, ou: PEspion sans le savoir. vaudeville nouveau en 2 actes, du théätre du Gymnase, par Mẽles ville.

53 Met. 97.

Köͤnigstädtisches Theater.

Donnerstaa, 1. Mai. Zum erstenmale: Maria Tudor, Drama in 3 Abth., nach dem Franzssischen des Victor Hugo, von M. Tenelli. Erster Tag (in einem Akt). Der gemeine Mann. Zweiter Tag (in einem Akt). Die Koͤnigin. Dritter Tag (in zwei Akten). Welcher von Beiden? (Die neuen De— corationen im ersten Akt: das Ufer der Themse, dem Tower ge— genuͤber; im zweiten Akt: Gemach der Königin in Westminster; im dritten Akt: Vorhalle zu den Gefängnissen des Towers und der Trauersaal im Tower, sind saͤmmtlich vom Decorations-Ma—⸗ ler Herrn Antonio Sacchetti, neu engagirtem Mitgliede dieser Buͤhne, gemalt. Die Kostuͤme sind neu.)

Freitag, 2. Mai. Auf allgemeines Begehren (in Englischer Sprache): Douglas, oder, der edle Sc. Schauspiel in 3 Akten, von Hr. Hume. Hierauf: Nach Sonnenuntergang, Lust— spiel in 2 Akten, von G. Lotz. Zum Beschluß: Das Duell, oder: Wer steckt jetzt in der Kiste? Posse mit Gesang in 1 Akt.

Personen: Capitain Sureshot, Major Foxchase, Roger, Herr Verdrießlich Corpulent, Demoiselle Julie Packfest Rorh— brust, Schweizerische Spielzeug⸗Verkaäuferin, Samuel Musket. (Saämmtliche Charaktere werden von dem jungen Burton allein ausgefuhrt.

Rene he,,

Paris, 24. April. Vorgestern hatten der Kaiserl. Oester⸗ reichische Botschafter, der Herzog von Decazes und der Baron Rothschild Audienzen bei Sr. Majestaͤt. Gestern arbeitete der Koͤnig mit dem Praͤsidenten des Conseils und den Ministern des Innern, der Justiz und der auswärtigen Angelegenheiten.

In der gestrigen Sitzung der Pairs-Kammer uͤber—

brachte ein Bote der Deputirten-Kammer den von dieser Kam—

mer neuerdings veraͤnderten Gesetz⸗Entwurf uͤber die Masorate. Hiernächst berichtete der Herzog von Choiseul uͤber den Gesetz-Entwurf, wodurch ein Zuschuß zu den geheimen Ausga— ben des Ministeriums des Innern und der Polizei verlangt wird. An der Tagesordnung waren jetzt verschiedene Bitt— schriften Berichte, vor deren Abstattung der Baron Pasquier den Praͤsidentenstuhl an den Baron Sguier abtrat, um seiner⸗ seits den Vorsitz im Schoße der Kommission zur Instruirung des Prozesses gegen die Theilnehmer an den letzten Unruhen zu fuͤhren. Am Schlusse der Sitzung setzte die Versammlung ihre Berathungen uͤber den Gesetz-Entwurf in Betreff der Un— terstuͤtzung der in Frankreich anwesenden politischen Fluͤchtlinge fort. Nachdem die beiden Artikel dieses Entwurfes erst einzeln angenommen worden, ging das ganze Gesetz mit 75 gegen 39 Stimmen durch. Dann genehmigte die Kammer noch die beiden Gesetz-Entwuͤrfe, welche den Ministern des Krieges und der Marine fuͤr 1834 außerordentliche Zuschuͤsse bewilligen, den er— steren mit einer Majoritaͤt von g93 gegen 9, den letzteren mit 93 gegen 6 Stimmen.

Die gestrige Sitzung der Deputirten-Kammer eroͤff— nete der Graf Mollien mit dem uͤblichen vierteljaͤhrigen Be— richte uͤber den Zustand des Tilgungs-⸗Fonds. Herr Dubois— Ayms trat darauf mit einer neuen Proposition hervor, des we— sentlichen Inhaltes, daß hinfuͤhro Riemand mehr zu einem be— soldeten Amte in der Verwaltung oder im Justizfache solle be— foͤrdert werden duͤrfen, wenn er nicht zuvor die der Reihefolge nach unmittelbar hinter diesem Amte befindliche Stelle bekleidet habe; ausgenommen von dieser Bestimmung sollen allein die Mi— nister, so wie diejenigen ihrer Bureau⸗Beamten, die nicht einem besonderen Verwaltungsfache angehoͤren, und die Gesandten

seyn. Nachdem die weitere Entwickelung dieses Antrages auf den naͤchsten Sonnabend angesetzt worden, beschaͤftigte

die Kammer sich mit dem Gesetz⸗Entwurfe, wodurch dem Mini— ster des Innern eine Summe von 400,000 Fr. zur Unterstuͤz= ung der Opfer der letzten Unruhen bewilligt werden soll. Herr

runelle, der Maire von Lyon, benutzte diesen Anlaß, um die an diesem Orte angerichteten Verheerungen zur Sprache zu bringen. Er besorge, aäͤußerte er, daß die Lyoner Einwohner— schaft nicht von demselben Dankgefuͤhle gegen die Truppen be— seelt seyn werde, das ohne Zweifel das n. Land fuͤr dieselben. empfinde; die ungluͤckliche Stadt sey gewissermaßen mit Sturm genommen worden; das grobe Geschuͤtz habe den meisten Scha— den angerichtet, und zwar in dem Interesse des gesammten Lan— des; es sey also auch billig, daß das ganze Land den angerichte—

ten Schaden ersetze; geschähe dies nicht, so wuͤrde die Folge da—

von seyn, daß die Lyoner Fabrikanten in Masse auswanderten, um die Schweiz oder Savoyen mit den in ihrem Gewerbe erlang— ten schoͤnen Erfahrungen zu bereichern; man solle ja nicht ver gessen, daß das Schicksal von mehr als 19 Departements mit dem— jenigen von Lyon auf das Engste verknuͤpft sey; er zweifele hier⸗— nach keinen Augenblick, daß man einer Stadt zu Huͤlfe kommen werde, deren Lage jetzt von der Art sey, daß das Vertrauen des Auslandes zu ihr sobald nicht zuruͤckkehren mochte. Es sollte darauf uͤber den obenerwähnten Gesetz-Entwurf abgestimmt wer— den. Zuvor aber verlangte ein Mitglied des Centrums das Wort, um sich gegen die Eroͤffnung der auf der Tages— ordnung stehenden Debatte uͤber das Gesetz wegen Be— strafung der von Franzosen in der Levante begangenen Verbrechen zu erklaren, indem diese Debatte uͤber ein Gesetz, das 77 Artikel habe, zu viel Zeit fortnehmen mochte. Der Großsiegelbewahrer bemerkte hierauf, daß der betreffende Entwurf urspruͤnglich nur aus 34 Artikeln bestanden, daß aber die Kommission nicht weniger als ä3 hinzugefuͤgt habe. Herr Mauguin außerte, es sey sonnenklar, daß man die Session nur moöglichst rasch zu Ende bringen wolle, damit die naͤchsten allgemeinen Wahlen noch nach den alten Wahl-kListen vor sich gehen koͤnnten, in welche eine Masse von Wählern sich im vori— gen Jahre aus Nachlaͤssigkeit nicht hätten eintragen lassen; er halte es fuͤr seine Pflicht, dem Lande diesen Kunstgriff der Re— gierung zu denunciren. Herr von Salvandy entgegnete, die Majoritaͤt der Kammer habe dem Lande gute Gesetze gegeben, und sie brauche sich daher vor ihren natuͤrlichen Richtern nicht zu fuͤrchten. „Auch wir“, replicirte Herr Mauguin, „haben uns nicht zu scheuen, vor den Waͤhlern zu erscheinen. Das Land mag über uns richten. Wir wollen, wie Ihr, die oͤffentliche Ordnung und die Freiheit; aber wir wollen auch die Gesetzlich— keit, und Ihr strebt nur nach der Aristokratie.. Diese letztere Aeußerung erregte gewaltiges Murren in den Reihen der mini— steriellgesinnten Deputirten. Nach einigen Bemerkungen des Herrn Pataille beschloß die Versammlung, die Debatte uber den oberwähnten Gesetz-Entwurf nicht zu eiöffnen. Das Gesetz uͤber die 00,000 Fr. fuͤr die Opfer der letzten Unruhen ging mit 237 gegen 20 Stimmen durch. Nachdem sodann der Mi— nister des Innern einen Gesetz Entwurf von oͤrtlichem In— teresse vorgelegt hatte, wurde die Debatte uͤber das Budget des Finanz ⸗Ministeriums eroͤffnet. Die Kapitel 1 bis g wurden nach einander angenommen Einige Mitglieder der linken Seite beschwerten sich dabei uͤber die große Uebereilung, womit das Budget votirt werde. Die Kammer entschied jedoch mit großer Majoritaͤt, daß die Diskussion uͤber das Finanz-Budget fortge⸗ setzt werden solle, und genehmigte hinter einander die Kapitel 106 bis 13 ohne weitere Debatten. Da indeß der Praͤsident be— merkte, daß waͤhrend dessen sehr viele Deputirte der linken Seite den Saal verließen, so erklärte er, als man beim 13ten Kapitel angelangt war, die Sitzung fuͤr aufgehoben. In der heuti— gen Sitzung wurde die Debatte forigesetzt; um 4 Uhr, bis wohin dieser Bericht reicht, war man bis zum 19ten Kapitel gekommen.

Ein hiesiges Blatt will wissen, daß Herr Humann gleich