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Eil nech Oldhem in Bewegung zu setzen, brach er auf und legte den Marsch bis Oldham, eine Strecke von 9 Englischen Meilen, in kaum zwei Stunden zuruͤck. Hier angekommen, be— gaben sich die vom Marsch ermuͤdeten Soldaten in eine Schenk— stube und fanden dort eine Person von anstaͤndigem Aeußern, die sie zum Trinken aufforderte und ihnen eine Handvoll Geld— stuͤcke anbot. Außerdem sollen in Oldham noch mehrere Versu— che gemacht worden seyn, die Soldaten mit Geld zu gewinnen,“
Das Geschworenen-Gericht zu Oldham hat die beiden Ar— beiter Isherwood und Donnely, welche von der Fabrik des Herrn Thompson aus einen anderen Arbeiter, Namens Bent— ley, der zu dem Handwerker-Verein gehoͤrte, erschossen, des unabsichtlichen Todtschlags schuldig befunden. Waͤhrend der Sitzung der Jury waren die Straßen von Oldham mit Men⸗ schenmassen angefuͤllt und das Militair unter die Waffen ge— treten. Am Dienstag verklagte ein Schmied, Namens Robert Ste— vens, einen Irluͤnder, John Harrigan, bei der Polizei, weil dieser hm, da er an der Prozession der Handwerker-Vereine den Tag vorher nicht hatte Theil nehmen wollen, mit Thaͤtlich— keiten zu Leibe gegangen war. Stevens sagte, er sey Mitglied ter Vereine, aber er habe eine starke Familie und deshalb sey er am Montage lieber an seine Arbeit gegangen, statt sich der Prozession anzuschließen. Als er nun am andern Tage fruͤh wieder in die Werkstatt seines Brodherrn sich begeben, haͤtten ihm John Harrigan und Andere, die dort arbeiteten, mit Dro— hungen zugesetzt, weil er am Montage gearbeitet; er haͤtte je⸗ doch seine Arbeit ruhig bis 8 Uhr forrgesetzt, dann sey er fruͤh— stuͤcken gegangen, und auf dem Ruͤckwege haͤtten ihm Harrigan und 6 seiner Kameraden aufgepaßt, ihn bei den Armen gepackt und geschworen, sie wollten ihn aufknuͤpfen; schon hatten sie an⸗ gefangen, ihn mit Stricken festzubinden, da sey er durch eine Kraft-Anstrengung ihnen entwischt und nach Hause gelangt. Der Angeklagte würde zu einer Geldbuße von 5 Pfund oder, wenn er diese nicht zahlen koͤnne, zu zweimonatlicher Zuchthaus⸗ Strafe verurtheilt.
. Globe stellt in Bezug auf die letzten Beschluͤsse der Bruͤsseler Regierung einige Betrachtungen an, in denen er seine oft schon bei anderen Veranlassungen ausgesprochene Vermitte⸗ lungs-Lehre wiederholt. Die Verweisung mehrerer Journalisten und Briefsteller aus Bruͤssel, heißt es unter Anderem, koͤnne man in Ansehung ihrer oft bethaäͤtigten Luͤgenhaftigkeit ganz wohl recht— fertigen; und es sey anzunehmen, daß andererseits auch noch be— stimmte Thatsachen und ein offenbarer Zusammenhang der Ver⸗ urtheilten mit den Bruͤsseler Unruhen dieser Maßregel des Mi⸗ nisteriums zum Grunde lagen. Hoffentlich werde dasselbe zu seiner Zeit die Motive dieser Verweisung publiciren. Die Ruhe Europas konne von solchen Schreiern zwar nicht abhängen, al— lein ihr Zusammenhang mit den aufwieglerischen Zeitungs-Schrei⸗ bern in Paris und London sey immer ein Gegenstand, der die Aufmerksamkeit der Regierung dieser drei Lander erheischt.
Es sind fruher einige Details uͤber die Revolution gegeben worden, die in dem Staate Sindiah, dem letzten unabhängi—⸗ gen Gouvernement im Innern der 9Ostindischen Halbinsel, aus— gebrochen ist. Sie war durchaus militairisch, indem die Wittwe des letzten im Jahre 1817 verstorbenen Sindiah ihre Ar⸗ mee durch Zuruͤckhaltung des Soldes und andere ungerechte und unpolitische Maßregeln mißvergnuͤgt gemacht hatte. Die Truppen setzten ihren Adoptiv- Sohn auf den Thron, und wie zu erwarten war, wurde er in wenigen Tagen der Spiel— ball einer siegreichen und gierigen 546 Der Radschah fiel unter die absolute Direction eines Korporals eines der Garde⸗Regimenter, Hakim Singh, der die Minister in Ge— genwart des Sindiah verhaftete, und der Radschah und sein mi— litairischer Aufseher intriguirten beide bei den verschiedenen Ar— mee⸗Corps; es erfolgte ein Treffen in den Straßen von Gwa⸗ lior zwischen der Garde und der Artillerie und den uͤbrigen
degimentern, am Ende ging die Artillerie zu den uͤbrigen Trup— pen mit 400 Kanonen uͤber, und die vier Regimenter, welche allein geblieben waren, loten sich auf. Aber die Regierung ist nur aus den Haͤnden einer militairischen Partei in die einer anderen gefallen, und die gänzliche Aufloͤsung des Staats und seine Unterwerfung unter die Ober-Aufsicht der Compagnie ist keinem Zweifel unterworfen. Die Englaͤnder haben Truppen von Agra an die Graͤnze geschickt, um alle Corps, welche die Graͤnze überschreiten wurden, zu entwaffnen. Die regelmaßi— gen Trußpen von Sindiah bestehen aus 30,000 Mann, seine Einkuͤnfte etwa aus 10 Millionen Rthlr. In derselben Zeit, als der natürliche Gang der Dinge der Compagnie den Besitz dieses Gebietes vorbereitet, befreit sie ein Zufall von ihrem ein— zigen bedeutenden Gegner in ihrer unmittelbaren Nahe: Run⸗ dschit Singh, König von Lahore, ist durch einen Schlag— Anfall auf einer Seite gelaͤhmt worden, den man dem Miß brauch stimulirender Mittel zuschreibt. Er war im Begriff gewesen, eine Armee von 36,600 Mann nach Afghanistan zu schicken, um sich der oͤstlichen Provinzen dieses zerruͤtteten Lan— des vollends zu bemächtigen, wahrend sein Alliirter, Schah Schudjah, einen Einfall von Suͤden her unternehmen sollte. Die Existenz des Reichs, das er geschaffen hat, beruht allein auf sei⸗ nem Leben und seiner Energie, und der Fall seiner Macht muß mit dem Sinken seiner Krafte gleichen Schritt halten, um so mehr, als seine bestandigen Kriege und seine schlechte finanzielle Abministration die Huͤlfsmittel des Landes erschoͤpft haben. Der 4alteste jeiner drei Soͤhne ist ein Idiot, keiner derselben besitzt die Eigenschaften des Vaters, und die Nation der Sikhs wird sich wahrscheinlich unter ihnen wieder in die Menge kleiner Re— publiken aufloöͤsen, die sich vor Rundschit Singh um den Besitz der Obermacht stritten.
Niederlande.
Aus dem Haag, 26. April. Die erste Kammer der Ge— neralstaaten ist am 2ästen und 25sten d. M. versammelt gewe— sen und hat sich mit den von der zweiten Kammer bereits ge— nehmigten GesetzEntwuͤrfen in Bezug auf den Civil⸗Kodex und die Finanzen beschaͤftigt.
In der Mitte der naͤchsten Woche erwartet man die Schlie— zung der gegenwaͤrtigen Session. Mehrere Mitglieder der zwei— zen Kammer haben bereits die Residenz verlassen.
Aus Herzogenbusch wird gemeldet, daß Se. Königliche Ho— heit der Prinz von Oranien am gestrigen Tage die Musterung der ersten Brigade der ersten Armee-⸗Division in der Nähe von Loon⸗opzzand vornehmen wollte.
Belgien.
Bruͤssel, 2s. April. In der gestrigen Sitzung der Re— präsentanten-Kamm er wurde die Berathung uͤber die Be— richte der Möinister des Innern und der Justiz fortgesetzt. Der Minister des Innern nahm zuerst das . um die Be⸗ schuldigungen der Qpposition zuruͤckzuweisen. Man werfe, sagte er, der Regierung Schwaͤche vor; man solle aber doch nicht ver—
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gessen, daß die jetzige Verwaltung, seit sie am Ruder sey, alle ihre Anstrengungen darauf gerichtet habe, die Macht und den Einfluß der Regierung zu vermehren. Wenn man nichts thue, um der Verwaltung mehr Krast zu verleihen, so solle man ihr doch wenigstens ihre Schwaͤche nicht zum Vorwurfe machen. Um den Vorwurf der Unthaͤtigkeit bei den Ereignissen vom 5. und g. April von sich abzulehnen, kam der Minister noch einmal auf den von ihm abgestatteten Bericht zu— ruͤck und erzaͤhlte noch einmal Alles, was die Regierung gethan habe, um die Pluͤnderung zu verhindern. Das theilweise Ge— lingen des aufrührerischen Unternehmens schrieb er hauptsaͤchlich dem Umstande zu, daß die Emeute um S Uhr Morgens — einer fuͤr solche Unternehmungen ganz ungewoͤhnlichen Stunde — be—⸗ gonnen worden, wo ein Theil der oberen Beamten, von den Anstrengungen der vorhergegangenen 24 Stunden ermuͤdet, noch geschlafen habe. Nachdem der Minister aus einander gesetzt hatte, wie schwierig es, nachdem die Aufruͤhrer einige Zeit lang ungehindert Alles verwuͤstet hatten, gewesen sey, ihnen Einhalt zu thun, sagte er: „Neben jenen materiellen Verhinderungen gab es noch andere, welche ich moralische Verhinderungen nennen mochte. Die Unordnungen wurden unter dem Rufe: „Es lebe der König! Nieder mit den Orangisten!“ begangen, und ich habe mir durch den Augenschein den Beweis verschaffen koͤnnen, daß es gefährlich gewesen seyn wuͤrde, diejenigen, welche die Verwuͤstungen anrichteten, mit Gewalt aus einander u treiben.“ (Allgemeines Murren.) Nach einigen allgemeinen Ker ngen uͤber die Verweisungs-Maßregel verließ der Mi— nister die Rednerbuͤhne. (Bei Abgang der Post dauerte die Sitzung noch fort.)
Der Zufluß der Zuschauer in der Repraͤsentanten⸗Kammer war gestern und vorgestern sehr groß. Lange vor der Sitzung fuͤllte die Menge schoͤn die Tribunen. Die oͤffentliche Aufmerk— samkeit ist mit diesen Debatten, die den Gegenstand aller Un⸗ terhaltungen bilden, so beschaͤftiget, daß Jeder denselben beiwoh—⸗ nen moͤchte. Auch muß man gestehen, daß seit den Zeiten des Kongresses nichts Aehnliches vorgekommen ist, was so allgemein die Spannung erregte.
Die mit der Pruͤsung des Gesetz' Entwurfes uͤber die Eisen⸗ bahn von Antwerpen bis Koͤln beauftragte Kommission des Se— nats ist, wie es scheint, fast einstimmig daruͤber einig geworden, die Annahme dieses Entwurfs mit Vorbehalt leichter Modifica— tionen vorzuschlagen. Der Bau der Bahn durch die Regierung ward bejahend entschieden.
Mon hat wieder drei der Pluͤnderung und Verwuͤstung am 5. und 6. April beschuldigte Individuen verhaftet.
Aus Loͤwen schreibt man, daß das oͤffentliche Ministerium die Absicht hat, die Haupt-Urheber der Unordnungen, welche dort am 7. und 8. April statthatten, gerichtlich zu verfolgen.
Die Advokaten bei dem Appellatlonshofe von Gent haben eine Consultation unterzeichnet, worin sie beweisen, daß das Gesetz vom 28. Vendem. J. VI. nie auf domieiliirte Fremde angewendet worden sey.
Deutschland.
Dresden, 28. April. In den Berathungen der ersten Kammer uͤber mehrere noch unerledigte Punkte des mit der Ober-Lausitz verhandelten Partikular-Vertrags, gab besonders §. 10, der einige besondere Institutionen dieser Provinz um— faßt, zu einer längeren Debatte Anlaß. Die zweite Kammer hatte auf Wegfall dieses Paragraphen angetragen, und die An— sicht ausgesprochen, daß weder in der Verfassungs-Urkunde, noch in den der Ober-Lausitz ertheilten Koͤniglichen Zusicherun— gen ein Grund der Nothwendigkeit enthalten sey, um dieser Provinz eine Regierungs-Behörde und einen Gerichtshof zwei— ter ita] zu gewähren; daß eine solche Bestimmung fuͤr eine Provinz nicht sstattfinden koͤnne, die zu einem unter Einer Verfassung vereinigten constitutionnellen Staate gehöre, und die Regierung dadurch beschrnkt werde, wenn man kuͤnf— tig das Centralisations-System unter Aufhebung der Pro vinzial-Behoöͤrden ergreifen wolle, so wie ferner auch das in diesem Paragraphen erwahnte Vorschlags-Recht in der Verfas— sungs-Urkunde des Köonigreichs Sachsen nicht begruͤndet, vielmehr ihr ganz entgegen sey, da der Konig alle Rechte der Staats-Ge— walt nach §. 4. in sich vereinige, das unbeschränkte Recht der Ernennung der Staats-Diener aber zu diesen Rechten gehoͤre. Die erste Kammer beharrte hingegen, auf Antrag ihrer Deputa—⸗ tion, bei ihrer fruͤheren Ansicht, daß die Bestimmungen dieses Paragraphen der Verfassungs-Urkunde nicht widerstreiten, und beschloß, mit Ruͤcksicht auf die durch den Traditions-Receß garan— tirte Provinzial⸗Verfassung der Ober⸗Lausitz, so wie in der Mei— nung, daß auch in andern constitutionnellen Staaten Pro— vinzen mit separaten Provinzial Einrichtungen bestaäͤnden, die Beibehaltung des 5. Zum Schluß ihrer Berathung uͤber den ganzen Vertrag kam sie uͤberein, folgenden Antrag in die ständische Schrift aufzunehmen: „daß die hoöͤchste Genehmigung dieses Vertrags mit dem Vorbehalt erfolgen moge, daß in dem §. 69. erwahnten Fall (eines Ausscheidens der Ober-Lausitz aus ihrem constitutionnellen Verbande mit den uͤbrigen Landestheilen des Königreichs) alle Verhältnisse der Ober-Lausitz zu den alten Erblanden, mit alleiniger Ausnahme des von der Ober-Lausitz alsdann zu uͤbernehmenden verhältnißmäßigen Theils der gemein— schaftlichen Landesschulden, aufgeloͤst werden sollten.“ — Die zweite Kammer bewilligte in ihrer fortgesetzten Berathung des Ausgabe-Budgets den zu den Kosten des Leipziger Krimi— nal- und Polizei Amtes mit 1590 Rihlrn angegebenen Betrag, so wie 1400 Rihlr. fuͤr Armen-Unterstuͤtzung mehrerer Ortschaften und fuͤr Waisen-Versorgungs-Anstalten.
Kassel, 11. April. (Allgemeine Zeitung.) In der heutigen Sitzung unserer Staͤnde ist die Staats— Regierung mit zwei Stimmen (fuͤnfundzwanzig gegen dreiund— zwanzig) uͤberstimmt worden. Gerade so viele neue Mitglieder waren heute der Versammlung zugetreten. Die Sitzung selbst war lebhaft und nicht ohne Interesse. Sehr gut sprach der im Glanze fortwährender Popularität sich bewegende Praͤsident fur den Antrag der Regierung — aber die zwei Stimmen mußten entscheiden. Gegen den Antrag berichtete Hr. v. Baumbach gte, Sehr interessant ist in solchen Diskussionen immer, das Spiel des kleinen Getriebes mannigfacher Interessen zu beobachten. Der Praͤsident, gewiß nicht im Geruch, als beguͤnstige er die Staats-Regierüng ungebuͤhrlich, hatte sich suͤr ihren Antrag aus— gesprochen und mit praktischen Gruͤnden seine Meinung be— gruͤndet; dessen ungeachtet praͤvalirte die entgegengesetzte Stim⸗ mung. Es handelte sich um einen Gegenstand vom allgemein sten Interesse, um die einstweilige Abanderung des jetzt bestehen— den Unfangs-Termins der Militair-Pflichtigkeit. Die Majoritaät beliebte als solchen das 19te Lebensjahr, die Regierung das 20ste Jahr. Es ist dabei vielleicht nicht unwichtig, hier gleich — be— vor wir im Ganzen darauf zurückkommen — zu bemerken, daß die Sache, im Zusammenhang mit gewissen Anklagepunkten be— trachtet, eine besondere Wichtigkeit fuͤr diejenigen erhielt, die sich
nehmen wuͤrden.
noch fortwährend mit ihrer Feindseligkeit gegen den Vorstand des Departements des Innern eine wohl zu Ende gehende Qual und Unruhe bereiten. Sollte denn die Ruhe, mit der er selbst, sein Kommissar und die dabei etwa in seinem Sinne Betheilig⸗ ten sprechen und die völlige Unvorbereitetheit anderer fur die Re⸗ gierung Sprechenden, nicht wenigstens jeden Wohldenkenden überzeugen koͤnnen, daß die Regierung wenigstens mit großer
Redlichkeit allen Diskussionen ihren ungehemmten Lauf laßt
— ja, daß ein wenig mehr Vorbereitetheit von ihrer Seite, von' Seiten der in ihrem Sinne Redenden, vielleicht der Sache selbst foͤrderlicher wäre? Freilich wuͤrde an naiver Geradheit und Offenheit dabei immer eingebuͤßt werden. Vertreter der Regierung war uͤbrigens ganz besonders lebendig, tüchtig und gewandt. Es ist doch wirklich etwas Achtunge wer— thes und Braves um so ruhiges, Deutsches Gewaͤhrenlassen. Viel Politik kommt dabei freilich nicht vor; zu lernen ist da— bei freilich — wo Alles so transparent zu durchschauen und nur von der einen Seite betrieben wird — viel — wenn man einmal uͤber Deutsches, und zwar Kleindeutsches oͤffentliches Ge— schaͤftebetreiben sich erleuchten will. Wie leicht wuͤrde sich Alles, z. B. das durch zwei Stimmen Ueberstimmtwerden, andern las⸗ fen, wenn man nur einige Sorgfalt darauf wenden wollte und nicht in dieses redliche Gehenlassen verliebt wäre; — am Ende wird man sich doch, um viel Zeit, Muͤhe und Hindernisse zu ersparen, die kleine Sorge und Muͤhe nehmen muͤssen. Braunschweig, 23. April. Am 25sten d. M. hat Se. Durchlaucht der regierende Herzog die Stiftung eines Braun— schweigischen Haus- Ordens, unter dem Namen eines „Ordens
. des Loͤwen“, und eines damit verbundenen Verdienst⸗
reuzes vorgenommen. Zu gleicher Zeit sind vier Ernennungen zu Großkreüzen, neun zu Commandeurs erster Klasse, drei zu Tommandeurs zweiter Klasse und acht zu Rittern jenes Ordens; ferner neun Ernennungen zum Verdienstkreuz erster und zehn zum Verdienstkreuze zweiter Klasse publici worden. kreuzen wurden ernannt: der Geheime Rath und Hof⸗Jaͤgermeister Graf von Veltheim, der Geheime Rath Freiherr von der Geheime Rath Schulz und der Ober-Jägermeister Freiherr von Sierstorpff.
Muͤnchen, 25. April. Die heutige Sitzung der Kammer der Abgeordneten eroͤffnete ein Vortrag des Abgeordneten von Rudhart, als Referenten des ersten Ausschusses uͤber den Gesetz Entwurf, die Vervollstaͤndigung der im Rheinkreise geltenden Bestimmungen in Beziehung auf Brandstiftungen betreffend. Man erfuhr daraus, daß der Ausschuß die Annahme des Ent— wurfs, weicher den, durch eine Luͤcke in dem Franzoͤsischen Stras⸗ Gesetzbuch beguͤnstigten, muthwilligen Braundstiftungen zu steuern beabsichtigt, mit zwei Modificationen beantragt. uͤber den Gesetz⸗Entwurf, die Revision des Gemeinde-Edikts be— treffend, von dem Abgeordneten Grafen v. Drechsel, als Referenten des dritten Ausschusses, Bericht erstattet. Der Vortrag war sehr aus—
Der militairische
ö. ⸗ *
gczeichneten Rang ein. SForischritte.
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Zu Groß⸗ Schleinitz, 1
Nachher ward
. lösen, nachdem man nun von der Bestimmung des General Church auf den Gesandtschafts⸗Posten am Kaiserlich Russischen Hofe entschieden abgekommen zu seyn scheint. Die Frau Her⸗ öpögqin von Berry hat, Briefen aus Gratz zufolge, diese Stadt R'rlassen, um sich nach Brandeis in Boͤhmen, wo sie in der— Nahe ihrer Kinder und Verwandten ihren einstweiligen Wohn— slitz nehmen will, zu begeben. e Fr Herzogin kuͤnftigen Sonnabend den 26sten d. in Baden bei Wien entteffen, und am folgenden Tage (Sonntag) hierher kommen, um unserer Kaiser⸗Familie einen Besuch zu machen und den ihr an diesem Tage bestimmten Platz an der Familien⸗Tafel einzu⸗ nehmen. — Von einer Reise Ihrer Majestaͤten des Kaisers und deer Kaiserin ist fuͤr dieses Jahr keine Rede. Allerhoͤchstdiesel⸗ hen werden nur Ihre Familien-Herrschaften besuchen, einige Zeit ie Heilquellen Badens gebrauchen und zu Ende des Sommers wieder hier in Ihrer Residenz eintreffen, Unfere diessährige Gemalde-Ausstellung wird sehr zahlreich
besucht; auch hat der Hof und der Verein zu Unterstützung der schoͤnen Kuͤnste (unter des Fuͤrsten von Metternich Praͤsidium)
benrächtliche Einkäufe gemacht., Unter den ausgestellten Gegen⸗
ständen nehmen wieder Fritz Gourmann s Thierstuͤcke einen aus—
Dieser junge Kuͤnstler macht erstaunliche
Schweiz.
Bern, 22. April. Ueber die Polen sagt jetzt der Schwei— zerische Beobachter: „ Eine neue, ernste Aufforderung zur Pere s⸗ soll von der Regierung an diese Fluͤchtlinge erlassen wer— en, und es ist zu hoffen, daß ein Gefühl von Erkenntlichkeit und Ehre sie veranlassen werde, dieser Aufforderung Genuͤge zu leisten. Sie sollen einsehen, daß es Pflicht der Ehre und der Dankbarkeit fuͤr sie ist, ein Land zu verlassen, welches so viel fljͤr sie gethan hat, welches ihre Entfernung verlangt, welches
nichts mehr suͤr sie thun kann, und fur welches ihre Gegenwart die groͤßten Verlegenheiten bereits erzeugt hat und noch erzeugen muß. Sie muͤssen einsehen, daß ihre Entfernung auf eine oder die andere Weise unvermeidlich ist — daß es ihnen jetzt noch gestattet ist, ihre Abreise frei anzutreten, daß aber die oben er—
waäͤhnte Aufforderung die letzte seyn wird, und daß sie sich die Folgen einer allfaͤlligen Nichtbeachtung derselben selbst zuzuschrei— ben haben wurden.“
In einem andern hiesigen Blatte liest man: „Dem Vernehmen nach, haben bereits zwei der am Savoyer-Sug bethei— ligten Polen Paͤsse verlangt. Hingegen wimmelt es in den Ar— kaden von Italiaͤnern und andern Fluͤchtlingen. Auch Sieben— pfeiffer ist wieder in Bern. Wahrend der kritischen Tage, wo
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die Verwirklichung ihrer Hoffnungen erwarteten, sah man zur Poyoststunde jene Fluͤchtlinge schaarenweis vor dem Post-Vureau auf die Nachrichten harren, welche so entscheidend auf ihr Schick—
suͤhrlich im Allgemeinen, und die Annahme des Entwurfs mit . sal einwirken mußten.“
vielfachen Modificationen empfohlen, dabei aber der besondere Antrag gestellt, daß das auf diese Weise revidirte Gemeinde— Edikt in einem Gusse uͤberarbeitet, und somit ganz vollstaäͤndig eingefuͤhrt werden moͤge. An der Tagesordnung sind der An— trag der Abgeordneten Foliot und Riegg, auf Aufhebung oder Milderung der Verordnung hinsichtlich der Quarta fuͤr die Ar— men und Schulen, und der Antrag des Abgeordneten Rabel, auf Vorlegung eines Kultur⸗Gesetzes. Die Berathung war bei Abgang der Post noch nicht eröffnet.
Nachrichten aus Triest zufoige, ist das 7Jte Koͤnigl. Griechi— sche Infanterie⸗Bataillon am 18. April daselbst auf 13 Fahr—⸗ zeugen nach Griechenland eingeschifft worden.
Speyer, 21. April. Die Speperer Zeituna be— richtet Nachstehendes: „Wir vernehmen aus Quelle folgende Nachricht, die wir mittheilen, ohne indessen
deren Einzelnheiten verbuͤrgen zu wollen: Als der in letz— ter Instanz zu zweijähriger Gefangnißstrafe verurtheilte Dr. Wirth von Zweibruͤcken nach dem Central Gefaͤng—
niß in Kaiserslautern gebracht werden sollte, ward plotzlich, in der Gegend von Bruchmuͤhlbach, der Wagen von ungefaͤhr 16 Personen (zur Nachtzeit) uͤberfallen; das eine Pferd an demsel— ben stuͤrzte, von einer Kugel getroffen, nieder, der Gendarme— rie⸗LZieutenant Neumann, der sich zur Wehre setzen wollte, ward durch einen Schuß am Arme verwundet, und ein gegen ihn ge— zuͤckter Doch glitt bloß an seinem Tschako ab. Dr,. Wirth, der auf solche Weise befreit werden sollte, lehnte nicht nur dieses mit aller Bestimmtheit ab, sondern sprach sich mit der ihm edge— nen Energie gegen das Unternehmen aus, mit dem Beifuͤgen,
er werde sich nicht fruͤher aus dem Gefaängniß entfernen, als zu.
folge Urtheils. — Er befindet sich nun wirklich im Central-Ge— faͤngnisse zu Kaiserslautern.“
Denselben Vorfall berichtet der Rheinbayer nach einem Privat-Schreiben aus Homburg vom Isten d. folgen derma—
ßen: „Gestern in der Nacht wurde Dr. Wirth, in Begleitung
des Gendarmerie⸗Lieutenants Neumann und eines andern Gen— darmen, in einem Wagen von Zweibruͤcken in das Central-Ge—
faͤngniß zu Kaiserslautern abgeführt. Zwischen hier und Bruch⸗
muͤhlbach brachen gegen 16 Individuen aus einem Versteck her— vor und empfingen den Wagen mit Flintenschuͤssen, wobei eines der Pferde niederfiel und Herr Neumann am Arme verwundet wurde. Dieser und der andere Gendarm sprangen aus dem Wa— gen, und beide griffen die Meuchelmoͤrder — wie sie Dr. Wirth nannte — mit dem Säbel an, worauf dieselben, eben so feige
als verrucht, saͤmmtlich die Flucht ergriffen. Einer davon erhielt Es soll ein gewisser Kurz, ein Wirth, der, wie es heißt, ebenfalls verwundet wurde, blieb ruhig im Wagen
drei Hiebe und wurde erkannt. . relegirter Student aus Zweibruͤcken, gewesen seyn.
sitzen, der sodann von Einem Pferde weiter gezogen wurde.“
Aus Frankenthal erfahrt man, daß gestern daselbst (während
der Anwesenheit der aus Griechenland angekommenen Truppen)
in Folge von Wirthshaus-Streitigkeiten mehrere Personen ver⸗
wundet wurden.
Frankfurt a. M., 24. April. (Schwäb. Merkur.) Die Bekanntwerdung des im Verlauf unserer Oster⸗Messe gefaßten
Senats-Beschlusses, den Beitritt Frankfurts zum großen Deut—
schen Handels-Verein betreffend, hat bereits ihre guten Fruͤchte getragen. Die sonst hier feil haltenden Sachsen und Thuͤringer
nämlich, die ihre Standorte gekündigt und sich nach Offenbach
uͤbergesiedelt hatten, haben dieselben neuerdings in Miethe ge⸗
nommen, jedoch unter der Bedingung, dafuͤr nur eine Prämie so lange zu zahlen, bis sie dieselben wirklich wieder in Besitz
Oester reich. Wien, 22. April. (Schlesische Zeitung.) Im Laufe dieser Woche wird der Fuͤrst Karadja seine Ruͤckreise nach Muͤn— chen antreten. Es heißt, daß derselbe von Muͤnchen aus nach Paris gehen werde, um den Fuͤrsten Suzzo, der als Koͤnigl. Griechischer Gesandter nach St. Petersburg kommen soll, abzu—
glaubhafter
( Basel, 21. April. (Schw. Merkur.) Das in der Welt wegen Engherzigkeit und schmutzigen Eigennutzes neuerer Zeit so sehr verschrieene Basel hat in voriger Woche durch sein ge— setzliches Organ, den hiesigen Stadt Rath, wieder einen thatsaͤch— lchen Beweis geliefert, daß es ein so Lebloses Urtheil nicht ver— dient, und daß innerhalb seiner Mauern noch Maͤnner leben, denen echte Freisinnigkeit und Edelmuth nicht fremd sind. Be— kannilich hat während unserer Unruhen eine große Zahl theils Schweizerischer, theils auslaͤndischer Einwohner sich innig an die Sache Basels angeschlossen und mit der hiesigen Buͤrgerschaft alle Muͤhen und Gefahren getheilt. Herr Prof. Peter Merian, einer der geachtetsten Burger Baselis, machte daher schon im vorigen Jahre den eben so gerechten, als
und wohlwollenden Vorschlag, allen diesen Einwohnern das
hiesige Buͤrgerrecht unentgelilich zu ertheilen. Bei naͤherer Un— tersuchung dieses Vorschlags wurde nicht fuͤr räthüich erachtet, demselben in seinem ganzen Umfange Folge zu geben, jedoch setzte der Stadt⸗Rath fuͤr die Buͤrger⸗Aufnahme so billige Bedingungen fest, wie sie wohl in keiner andern Schweizerstadt unter äͤhnli— en Umstäͤnden gestellt worden wären. Unbescholtener Charak— ker, eheliche Geburt oder Legitimation, ein genügender Erwerb, Entsagung des fruͤhern Buͤrgerrechtes und das Bekenntniß des prötestantischen Glaubens befähigen oben besprochene Ein— vwohner im Allgemeinen zur Aufnahme in die Buͤrger— schaft. Solche derselben nün, welche sich durch freiwillige, wichtige und besonders gefährliche Dienstleistungen ausge— zeichnet haben, erhalten das Buͤrgerrecht unentgeltlich; an— dere bezahlen dafuͤr 2 — 3600 Franken, je nach Maßgabe ihrer bewiesenen Theilnahme an dem hiesigen Gemeinwesen. Es ver—
diese Suinme eingeschlossen sind. Die gesetzliche Taxe, welche fsuͤr das hiesige Buͤrgerrecht zu entrichten ist, beträgt 1600 Fr. 110 Fl.) mit Ausschluß der Frau und Kinder, welche besonders dafuͤr zu bezahlen haben. Im Auslande erscheinen vielleicht diese Zugeständnisse als unbedeutend, wer aber weiß, wie unfrei—
—
irtheilungen ist, und wer die Schwierigkeiten kennt, die man namentlich in Basel fruͤher fand, wenn man Bürger dieser Stadt werden wollte, der wird in dem erwaͤhnten hhlusse des Baseler Stadt-Rathes einen Beweis von ungewoͤhn— licher praktischer Freisinnigkeit finden. Wir bedauern nür, daß diese Behörde es fuͤr noͤchig gehalten hat, eine Bestimmung bei— psufuͤgen, die unseres Beduͤnkens im i9gten Jahrhundert haͤtte füglich wegbleiben konnen; es ist diejenige, welche sich auf das Religions Bekenntniß bezieht. — Seit 4 Tagen wird auf dem hiesigen Rathhause der noch aus den katholischen Zeiten herruͤh— rende Kirchen-Schatz des hiesigen Muͤnsters, in Monstranzen und einigen andern kirchlichen Geräthschaften bestehend, dem Pu— bl.'kum gezeigt. Da diese Kostbarkeiten seit Jahrhunderten in dunklen Gewölben geruht, und nur wenige Auserle— sene das Gluͤck hatten, dleselben wahrend dirser langen Neihe von Jahren zu sehen, uͤberdies auch die uͤbertriebensten Vorstellun gen von ihrem inneren Werthe gemacht werden, so begreift sich leicht der große Zudrang von Einheimischen und Auswaͤrtigen, um diese Wunderdinge zu beschauen. Es ist aber namentlich die katholische Bevslkerung des Elsasses, die in Masse herbeistroͤmt und die Heiligthuͤmer anstaunt. Dieser sogenannte Schatz fällt in die Theilung, und sein innerer Werth wird auf 16, 000 Fr. geschaͤ t. (Hierin scheint die kurzlich dem Journal des Ober- und Rieder-Rheins zugestoßene Mystificatien, nach welcher es gemeldet hatte, in Basel sey ein ungeheurer Schatz in einem Gewölbe gefunden worden, ihre Erledigung zu finden.)
Griechenland.
Nauplia, 7. Febr. (Allge neine Zeitune Gestern ö gie, hier und in dem ganzen Kdaigreiche der . 4 e, . Sr. Majestãt des Koͤnigs und der Regentschaft gefeiert. Un K, Uhr des Morgens hegab sich der König, begleitet von den Mitgliedern der Regentschaft, nach der Kathedral-Kürche des
Auf dieser Tour wird die Fraun
die Propagandisten von den Ereignissen in Loen und in Paris
weisen
steht sich von sich selbst, daß Weiber und unmündige Kinder in
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ebig man im Durchschnitt in Schweizer-Staͤdten mit Buͤrgerrechts⸗
Be⸗
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heiligen Georg, wo das diplomatische Corps, die Mitglieder der Synode und alle Civil- und Militair⸗Beamten versammelt wa⸗ ren. Der Metropolitan von Argolis, im Gefolge seiner Geist— lichkeit, empfing den König am Eingange der Kirche und hielt nach dem Tedeum eine passende Rede. Gegen 11 Uhr begab
sich der Koͤnig zu Pferde an den Ort, wo er zum er— stenmal landete. Das diplomatische Corps, die Staats—
Secretaire, die Synode, die Civil- und Militair-Autoritaͤten, die verschiedenen Corporationen, das ganze Volk von Nauplia und der Umgegend erwarteten den Konig dort. Nachdem der Metropolitan von Argolis die gebräuchlichen Gebete beendigt hatte, sprach Herr Orphanides, einer der Demogeronten von Nauplia, eine dem Gegenstande angemessene Rede. Hierauf lud Herr Riga Palamides Se. Majestäͤt ein, den Grundstein zu einem Denkmale zu legen, welches man auf diese fuͤr Grie— chenland so merkwuͤrdige Stelle zu setzen beschlossen hat. Der Konig wandte sich dann an die Gemeinde und antwortete in Griechischer Sprache folgendermaßen: „Mit dem groͤßten Vergnuͤgen nehme Ich Theil an der Gruͤndung dieses Denkmals, welches die treuen Einwohner von Nauplia dem Andenken die— ses Tages errichten. Solches wird ein beständiges Merkmal der Liebe der Grtechen gegen Mich seyn und die schönste Beloh— nung aller Meiner Anstrengung fuͤr ihr Gluͤck bilden.“ War vor— her schon die Freude dieses Tages groß, so war nun, als das Volk seinen Koͤnig die Landesspraͤche reden horte, der Jubel gräͤn— zenlos. Unter Anderem unterschied sich das gestrige Fest von fruͤheren in der strengsten Beobachtung des äußeren Anstandes und des gesitteten Betragens, in einer Art von feierlicher Hal— tung, wozu jeder Einzelne beitrug, und die man fruͤher hier nicht kannte. Der Eindruck dieses Festes hat die Hoffnungen und die Wuͤnsche der Ruhestoͤrer und der feilen Intriauenschmiede ganzlich niedergeschlagen und höffentlich auf lange Zeit zerstort. — Die Ruhe, welche Griechenland seit der gefaͤnglichen Ver— haftung der Haupt-Theilnehmer der letzten Verschwoͤrung genießt, hat einen so stabilen Charakter angenommen, daß man glauben sollte, der gegenwärtige Zustand existire schon seit uralter Zeit. Es herrscht hier eine Zufriedenheit mit der Regierung, wie man sie in unsern bewegten Tagen in keinem andern Lande mehr an— trifft. Laßt sich auch bisweilen eine klagende Stimme vernehmen, so ist es eine vereinzelte, da es a mit dem besten Willen nicht inoglich ist, alles Allen recht und genehm zu machen. Die große Masse des Volkes befindet sich wehl, und wie der Landmann seine Lage richtig gefaßt und erkannt hat, beweist, daß, sobald er sich von Einzelnen mit Unrecht oder Gewalt bedroht sieht, er ruhig antwortet: die Zeiten der Willkuͤr sind voruͤber, wir haben einen Koͤnig. Keine Gefahr fuͤrchtend, schlaͤgt er ab, wozu er sich rechtlicher Weise nicht verpflichtet glaubt, weil er die feste Ueberzeugung gewonnen hat, daß die Regierung ihn gegen jede unbechtliche Zumuihung schuͤtzt. Es ereignen sich dergleichen Beispiele nicht selten. Dieses Vertrauen hat auch schon die wohlthätigsten Wirkungen hervorgebracht Die Si— cherheit der Straßen ist im ganzen Lande hergestellt. Das Corps der Gendarmen, das ganz aus Griechen, meist aus ehe— maligen Palikaren besteht, thut vollkommen seine Schuldigkeit, und die Bauern sind ihnen uͤberall behuͤlflich, die Missethäter einzufangen. Welche gedeihlichen Fortschritte der Sinn fuͤr Ge— setz und Recht täglich macht, wurde neulich bei der Vollzie— hung einer Hinrichtung sehr klar an den Tag gelegt. Der Delinquent, ein Moͤrder, bat sich, als er auf dem Geruͤste des Fallbeils stand, die Erlaubniß aus, eine Rede an das Volk halten zu dürfen. Sie wurde ihm sogleich gegeben. „Nehmet ein Beispiel an mir (sagte er mit erhobener ruhiger Stimme), und verletzet niemals Gesetz und Recht. Bedenket, daß die Zei— ten der Willkuͤr und der Gewalt vorüber sind in Griechenland, daß wir einen Koͤnig haben, der jeden Missethäter zu bestrafen weiß, und dessen schutzende Hand uber alle Buͤrger wacht. und froͤhlich gehe ich zum Tod, da ich eine gerechte Strafe leide, und zum letzten Trost wurde es mir gereichen, wenn mein Bei— spiel hinreichte, daß ich der Letzte waͤre, der auf eine solche Weise stirbt. Verzeiht mir, Mitbuͤrger, meine That und lebet gerecht“ Alle riefen, wir verzeihen dir, und er starb heitern Muthes, einen tiefen Eindruck bei allen Gegenwaͤrtigen hinterlassend. Wären aber auch die Griechen ein weit weniger fähiges Volk, als sie wirklich sind, so mußten sie doch das Gluͤck ihres jetzigen Zustandes lebendig fuͤhlen, und ich nehme keinen Anstand, die Behauptung aufzustellen, daß, so weit uns auch die Geschichte Griechenlands bekannt ist, es niemals eine, das Beste des Vol— kes und des Landes so allein beabsichtigende Regierung gehabt, als die Regentschaft, welche gegenwartig das Land im Ramen des Koͤnigs Otto beherrscht.
C
Ihnlan n
Berlin, 1. Mai. Aus einem kuͤrzlich erschienenen Be— richte uͤber die Resultate der Verwaltung der Koͤnigl. Straf— und Besserungs-Anstalt zu Lichtenb urg (Regierungs-Bezirk Merseburg) wahrend des Jahres 1833 entnehmen wir Folgen— des: Am Schlusse des Jahres 1832 befanden sich in dieser für die Provinz Sachsen bestimmten Anstalt 53ß Straf-Gefangene, worunter 489 männliche und 147 weibliche. Im Jahre 1835 wurden 442 Straf-Gefangene eingeliefert, worunter 309 männ— liche und 133 weibliche, so daß also im Ganzen 1073 Verbrecher im vorigen Jahre detinirt gewesen sind. Der Abgang betrug 8, von denen 42 starben. Mithin befanden sich am letzten Dezember vorigen Jahres in der Anstalt 6350 Personen, und zwar 478 maͤnnliche und 162 weibliche, wovon 22 zu lebenswieriger, die uͤbrigen aber zu mehr oder minder lan— ger Zuchthaus-Strafe verurtheilt sind. Unter den im vo— rigen Jahre detinirt gewesenen 1078 Verbrechern waren 373 ruͤckfaͤllige, worunter 2 Frauen, von denen die eine gegenwärtig die 18e Zuchthaus-Strafe erleidet. Durch die Beschaäftigungz
Gerne
der Straf⸗Gefangenen, exkl. der fuͤr die Oekonomie noͤthig ge⸗— wesenen Arbeiten, ist fuͤr die Anstalt eine Baar-Summe von
21,326 Rihlr. 10 Sgr. 5 Pf. eingekommen, so daß ein jeder der arbeitsfahigen 605 Straͤflinge, die durchschnittlich in der Anstalt waren, 35 Rthlr. 21 Sgr. 8 Pf. jährlich oder 3 Sgr. 2 Pf. täglich verdient hat. Der Gesammt Betrag der Admini— strations-Kosten belief sich auf 32,559 Rihlr. 16 Sgr. 7 Pf., mithin a Person auf 5 Rthlr. 5 Pf. Nach Abrechnung des obigen Verdienstes der Arbeitsfähigen, aber mit Hinzurechnung der General-Kosten, kommen mithin die Unterhaitungs-Kosten fuͤr jeden Verbrecher im Durchschnitte jährlich auf 17 Rthlr. 7 Sgr. oder täglich auf 1 Sgr. 5 Pf. zu stehen.
— Berichtigung. Im gestrigen Blatte der St. Zeit. S. 488, Sp. 3, 3. 48 st. „Agenten“ l. „Ag naten“.
— 0 e mr Königliche Oper.
Mit der zweiten Auffuͤhrung des „Othello“ ist das erste Drittheil der Rollen der Madame Schroͤder-Devrient bereits beendigt. Durch
zahlreichen Besuch und lauten Beifall hat das Publikum sich aufs Bestimmteste fuͤr die Kuͤnstlerin ausgesprochen:; was jedoch nicht hin⸗ dern kann, die anziehende Frage uͤber die Nuͤplichkeit und Schaͤd⸗ 6 Gastrollen⸗Spiels im Allgemeinen noch einmal ins Auge 3 1 .
Die Gegner desselben sprechen, durch die theuere Bezahlung des Gastspiels wird eine so ungeheure Menge Geld nutzlos vergeu⸗ det, daß man dafuͤr die groͤßten Kuͤnstler fuͤr immer gewinnen koͤnnte. Der einheimische fleißige Sanger oder Schauspieler erhalt in einem Fahre oft nicht so viel, als der Gast in einem Monate. Spielt oder singt dieser schlecht, so ist der Verlust offenbar und unleugbar; aber auch die groͤßten Einnahmen, welche der kunstbegabte Gast herbei⸗ zieht, bieten nur einen Schein-Gewinn, weil das Haus in den Zwi⸗ schentagen, wo er nicht auftritt, leer bleibt, und nach seiner Abreise die Ermattung und Uebersattigung des Publikums nur zu sichtbar wird. Hierzu kommt, daß jedes Gastspiel eine Menge von Proben und Anstrengungen u. s. w. nach sich zieht, die den Gang der kuͤnstlerischen Aufgaben unterbrechen, ohne dauernde Fruͤchte zu tragen. Ja, trotz aller Bemuhungen, bleibt in der Regel Gesang und Spiel des Ga⸗ stes so fremdartig und ohne Zusammenhang und Uebereinstimmung mit dem Uebrigen, daß nur der oberflaͤch liche Liebhaber an der Er⸗ scheinung des Neuen Vergnuͤgen finden kann, nicht aber der Ken⸗ ner. Ueberhaupt spielt oder singt jeder Gast entweder schlechter, oder besser als der angestellte Kuͤnstler; in jenem Fall ist es thoͤricht, ihn auftreten zu lassen, im letzten vernuͤnftig, ihn anzustellen, Unbrauch⸗—⸗ bare aber zu entlassen. ö
Auf dies und Aehnliches laßt sich erwiedern: das Schauspiel darf keinesweges vorzugsweise wie eine Geld-Speculation betrachtet werden; man soll hier so wenig, wie beim Anschaffen eines Gemaͤl⸗ des oder einer Bildsaͤule, fragen: was bringt sie ein? sondern: was ist sie werth? Und wenn das Theater Zuschuͤsse bedarf, so hat man bloß zu erwaͤgen, daß selbst in den Zeiten hoher Bildung und gro⸗ ßer Liebhaberei, keine Kunst-Anstalt irgend erheblicher Art sich ohne außerordentliche Beisteuern zu erhaltn im Stande war. Nur die Frage darf also aufgeworfen und soll beantwortet werden: ob man die gewohnlichen und die außerordentlichen Einnahmen gut ver⸗ wendet? ö.
Der Preis des Gastspiels fuͤr große Kuͤnstler laͤßt sich so wenig vorweg festsetzen, als der Preis alle: andern Dinge; was dem Einen schon zu theuer erscheint, haͤlt der Andere noch fuͤr billig, und wer das Meiste bietet, mit dem kommt der Vertrag zu Stande. Da— durch, daß ausgezeichnete einheimische Kunstler ebenfalls im Aus⸗ lande Gastrollen geben, gleicht sich übrigens der Geldgewinn aus, welcher fremden Kuͤnstlern hier ju Theil wird. Ermattung und Gleichgültigkeit des Publikums enistehen am ersten, wenn es ohne Wechsel und Auffrischung immer dasselbe von denselben Personen sehen und hoͤren soll; wogegen jedes Gastspiel zur Vergleichung auffordert und schon deshalb ins Theater treibt. Ist das Repertoir reich, und wird Jahr aus Jahr ein der gehdrige Fleiß angewandt, so zieht das Gastspiel keine großen, außerordentlichen Anstrengungen nach sich. Eben so wenig siört der tuͤchtige Gast die Harmonie des Splels; sondern erweiset nicht selten, daß dasjenige, was man bis⸗ her dafur gehalten, sehr unharmonisch und mangelhast gewesen sey.
Ohne Gastspiel und Kunst-Reisen, ohne das Verschiedenartige und Mannigfaltige zu sehen und zu pruͤfen, bleibt der Kuͤnstler und Kri⸗
tiker när zu leicht einseitig,ä und wird beherrscht von Gewohnheiten und Vorurtheilen. Allerdings soll man stets die Trefflichsten fur Schausptel und Oper festzuhälten suchen, doch hangt dies keines⸗ weges immer allein von der Direction ab; und eher ließe sich zu große Milde gegen das Mittelmaͤßige, ja Unhrauchbare rügen, wenn
dies einmal zur Stelle ist. Jedenfalls erscheint es loͤblich, wenn di Directionen vor dem Abschließen neuer Vertrage die Stimme de Publikums hören und beruͤcksichtigen; ja es ist zu billigen, daß sie selbst einem minder Begabten erlauben, in dem Falle einmal als Gast die Buͤhne zu betreten, wo man das Zuruͤckweisen desselben, ohne Zustimmung des Publikums, mißdeuten oder unreinen Nehben— gruͤnden beimessen koͤnnte.
Aus diesen, leicht weiter auszuspinnenden Reden und Gegen reden geht schon zur Genuͤge hervor, daß sich die Frage über Nuͤtz—⸗
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lichkeit und Schaͤdlichkeit des Gastspiels keinesweges, und so wenig als irgend eine wahrhaft lebendige Frage, mit einem abstrakten In oder Rein beantworten läßt; sondern daß Ort, Zeit und Person, daß Gruͤnde und Gegengruͤnde fuͤr jeden einzelnen Fall mit Unbe⸗ sangenbeit geyruͤft werden muͤssen, um eine angemessene Entschei— dung herbeizuführen.
Ob in dem vorliegenden Falle der Vertrag uͤber das der Madame Schroder-Devrient gan; zu billigen sey, oder nicht, hängt wesentlich davon ab, was sie noch waͤhrend ihres Ar singen wird. Wir wissen sehr wohl, daß sie durch die großen Anlagen und ihrer Kunst auch uͤber mittelmäßig tionen einen glaͤnzenden Schein verbreiten und die Zuhd ßen kann; ja wir haben gesehen, daß sie selbst Anna Bol stuͤmperhafte Machwerk Dontjetti's, aufrecht halten konnte; abe Aufgaben dieser Art sind in Wahrheit für eine solche Kuͤnstlerin zu gering, und wir muͤssen zu ihrem Besten und zum Besten aller 3u hbrer wuͤnschen, daß weder freie noch aufgezwungene Wahl sic lan— ger in solchen Bahnen festhalte. So gewann einst auch die Milder im „Waisenhause“, dem „Augenarzte“ u. s. w. (damals sogenannte huͤbsche Musik, jetzt vergessene Opern) großen Beifall; aber bald erkannte man in Berlin ihren wahren Beruf, und trotz alles Ta⸗ dels, den man im Einzelnen uber sie aussprechen darf, verdient es Anerkenntniß und ungetbeiltes Lob, daß sie das Edelste und Groß—⸗ artigste aller dramatischen Musik in Beethoven, Cherubini, Gluck, Mojart, Salieri und Spontini zum wesentlichen Inhalt ihres Strebens und ihrer Darstellungen machte, und seitdem niemals mehr dem Einbruche des Verkehrten und dem Gotzendienste mit dem Mittelmäßeigen foͤrderlich war. Dieser großartige Beruf ist heute augenscheinlich der Madame Schroder Devrient von der Natur zugewiesen, wogegen jeder andere nur untergeordnet und ih rer unwuͤrdig erscheint. Sollten wir also (durch wessen Schuld es auch geschähe) nicht mindestens noch Armide, Euryanthe und Sta⸗ tira von ihr wiederholentlich singen Loren, so mußten wir bekennen, daß leider unsere Wüͤnsche und Hoffnungen nur zur Halfte in Er fuͤlung gegangen waren 8 — 0
Meteorologische Beobachtung 1834. Morgens Nachmitt. Abends Nach einmaliger 30 April. 6 Uhr. 2 Uhr. 10 Uhr Beohach tung
Luftdruck. 333 os Par. 335.5 0 Par. 334,1 Par. Auelhvarme 6, s R Luftwaäͤrme 4 9. 9 R tin RTI, 2 Rt ßwärnie 1), 03 Taupunkt 4 S8, R K 3,27 R. C 9,3 R nen , Dunstsaͤttg 90 pCt. 50 pCt. 89 pCt. Bodenwärme 9,0 9 R. Wetter. .. halbheiter. heiter. Lezegen. rusdünst. O, 0 t n, SDO. SW . 3 * Wolkenzug . 1S2* Niederschlag 0), 1 12 Rh
Auswärtige Börsen.
Amsterdam, 26 April
Niederl. wirkl. Schuld 50ng. 53 do. 986 Ausgesetzte Schuld Knnz-Bill. 2. 413 Amort. z. 313 721. Kuss. (v. 18531) 95 k'reuan. I'rämlen- Scheine — 43 do. 587. Ocsterr. 964. 53 Span 681. 33 411.
Antwerpen, 25 Anril. 44. Meinl. 899]! Neap. S7.
Span. 53 68. 38 Tinsl. 1513.
Bras. Jdꝝ.
Wien, 26. April. 568 Met. 913. 48 875. Bank- Aetien 1243. Loose au 1 MI.