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in jedem Bezirke, man intriguirte, man erhitzte sich fuͤr
oder gegen Jackson, das heißt, fuͤr oder gegen seinen Kandidaten. Wlle Geschaͤfte waren eingestellt; die Fabrikanten
und die angesehensten Kaufleute der Stadt, saͤmmtlich Anti⸗ Jacksonisten, hielten ihre Laͤden bis Mittag geschlossen, um die Regelmaͤßigkeit der Wahl-Lperationen zu sichern. Diese haben am Sten begonnen; alle Buͤrger von New-JYork, die 21 Jahr alt und geborne oder naturalisirte Amerikaner sind, haben das Recht, zu stimmen; jeder Stimm-settel enthaͤlt den Namen des Wahlers, seine Wohnung, sein Alter und den Namen des Kan⸗ didaten, dem er seine Stimme giebt; andere Formalitaͤten sind nicht zu erfüllen. Die Wahl Urnen haben drei Tage lang offen gestanden, und gestern Abend erst ist die Wahl beendigt gewesen; aber in dem Augenblicke, wo ich dieses schreibe, kennt man das Resultat noch nicht, weil man noch nicht in allen Bezirken mit der allge⸗ meinen Zaͤhlung zu Ende ist. Bis jetzt haben die Anti⸗Jacksonisten eine Majorität von 1300 Stimmen; aber man weiß, daß in den Be⸗ zörken, deren Stimmen man noch nicht kennt, die Meinung dem Praͤsidenten guͤnstig ist. Der Ausgang dieses großen Kampfes ist also noch ungewiß.“ — Ein hiesiges Abendblatt will wissen, daß die Wahl zu Gunsten des Herrn Lawrence, Kandidaten des Praͤsidenten, ausgefallen sey, indem derselbe unter 35,909 Stim⸗ men eine Majoritäͤt von 150 bis 200 Stimmen gehabt habe. Diese Nachricht scheint aber nur auf einer Hypothese zu beruhen, da nach dem „Sully“ kein Schiff weiter aus New⸗York in Frank⸗ reich angekommen ist.
Straßburg, den 6. Mai. Unsere Stadt ist fortgesetzt der Schauplatz der traurigsten Unordnungen. Es ist nun außer Zweifel, daß in dem Kampfe zwischen Soldaten des 19ten leich- fen Infanterie⸗Regiments einerseits, und Buͤrgern und Artille— risten andererseits, die Erstern der angreifende Theil waren. Daß man den Ausruf: Es lebe der Konig, nieder mit den Re— publikanern! vernahm, ist zatz, in der Ordnung; unbegreiflich aber ist es uns, daß man die Soldaten schaarenweise die Stadt mit dem Ausrufe: Nieder mit den Buͤrgern! durchziehen ließ, waͤhrend man doch hier noch nie den Schrei ver⸗ nahin: Nieder mit den Soldaten! und bis jetzt Buͤrger⸗ schaft und Besatzung im besten Vernehmen standen. Ge— stern Abends hatte wieder ein sehr beunruhigender Auflauf statt. Das 19te Infanterie⸗Regiment hatte die Weisung, seine Kaserne nicht zu verlassen, allein die Kanoniere wollten auf dem Wege des Duells Genugthuung haben; viele Buͤrger der niedern Staͤnde gesellten sich zu ihnen; es wurde ganz eigentlich auf die Soldaten des 19ten Regiments Jagd gemacht; alle Versuche der Polizei, die Unordnung zu hemmen, waren vergebens, die Polizei⸗Kommissarien und ihre Diener wurden ausgezischt und mit Steinen geworfen. Einzelne Offiziere des 19ten Infanterie⸗
Legiments wurden bis in die naͤchsten Haͤuser verfolgt; ein Bataillons-Chef dieses Regiments wurde gemißhandelt, ei— nem Adjutanten desselben, der den Saͤbel zog, wurde der— selbe entrissen und er erhielt damit einen Hieb in den Kopf; blutend wurde er hinweggefuͤhrt. Diese letztern Auftritte hatten an der Kaserne des 19ten Infanterie-Regiments statt, welche die aufgeregte Masse stuͤrmen wollte, was jedoch durch das feste und kluge Benehmen der Artillerie⸗Lhefs verhindert wurde. Viele Verhaftungen haben heute stattgefunden. Wir sind sehr besorgt fuͤr diesen Abend. — Die gestern angezeigte Vergiftung scheint keineswegs ein Werk des Zufalls, sondern eine Privat— rache gewesen zu seyn, die mit der Politik nichts gemein hat; die Sache wird gerichtlich untersucht.
Polen.
Warschau, 7. Mai. Ueber die Feier des 4. Mai's mel— den die hiefigen Blätter nachträglich noch Folgendes: „Im Laufe des Tages uͤberreichte die hiesige Israelitische Gemeinde dem Fuͤrsten Statthalter, als Ausdruck ihrer freudigen Gefuͤhle, ein auf weißem Atlas in Gestalt der Gesetzes-Tafeln gedrucktes Gedicht in Hebraͤischer Sprache mit Polnischer Uebersetzung da— neben, verfaßt von Abraham Stern und uͤbersetzt von Johann Gluͤcksberg. Am folgenden Tage, den Hten, gab der Fuͤrst Pas kewitsch noch in den Zimmern des Schlosses ein glaͤnzendes Di— ner, zu welchem viele angesehene Personen beiderlei Geschlechts eingeladen waren. Als der Toast auf das Wohl des Kaisers und Koͤnigs ausgebracht wurde, ertoͤnte eine Salve von 101 Kanonenschuͤssen aus dem auf der Schloß-Terrasse aufgestellten Geschuͤtz. Der Garten des Schlosses war von einer großen Volksmenge angefuͤllt.“
Hen ts ch l gn d.
Göttingen, 8. Mai. Die Gesellschaft der Wissenschaften hat eine Aufgabe aus der aͤltern Deutschen Geschichte gestellt, deren Preis an dem im Jahre 1837 bevorstehenden Jubiläum der Georg-Augustus-Universitaͤt von der historisch-philologischen Klasse der Societät zuerkannt werden wird. Die von der Klasse vorgeschlagene und auf Antrag des Kuratoriums von des Koͤnigs Majestät genehmigte Aufgabe ist: „Eine auf selbststaͤndige Quellen⸗ Forschung gegruͤndete Darstellung der Geschichte, eines Theils, des Alt-Sächsischen Volks von dessen erstem Hervortreten auf Deutschem Boden an bis auf die Gruͤndung des Herzogthums Braunschweig-Luͤneburg und die Abfassung des Sachsen-Spie— gels, an dern Theils aber, der Geschichte der Slavischen Stamme, welche sich ehemals im Osten und Norden des jetzigen Deutschlands bis zur Elbe, Saale und Rednitz ausstreckten, allmaͤlig aber besiegt und'germanisirt wurden. Beide Theile dieser Aufgabe sind zwar durch die Geschichte eng verbunden, da indeß die fuͤr die wissenschaftliche Loͤ⸗ sung des zweiten Theils unerlaͤßliche Kenntniß der Slavischen Sprache immer zu den Ausnahmen auf Deutschem Boden gehoͤrt, so ist eine Bewerbung um den einen oder den andern Theil der Auf— gabe und mithin eventuell eine Theilung des Gesammtpreises, welcher aus tausend Thalern Landesmuͤnze 1 wird, in zwei gleiche Theile zulaͤssig, und es wird daher auch aus diesem Grunde jedem Bewerber um den Gesammtpreis die Theilung seiner Abhandlung in zwei Abtheilungen, die Saͤchsische und die Slavische, zur Bedingung gemacht. (Das Naͤhere in Be— zug auf diese ie d e. enthaͤlt die Hannoͤversche Zei— tung vom 10. Mai.)
München, 6. Mai. In der heutigen Sitzung der Kam— mer der Abgeordneten wurde die Berathung uͤber die Revision des Gemeinde-Edikts fortgesetzt. Dem §. 70 soll nach dem Ent— wurf der Regierung ein Zusatz beigegeben werden, wonach es dem Staate unbenommen ist, die Function eines Stadt-Com⸗ missairs den Buͤrgermeistern gegen ein mit denselben zu treffen— des Uebereinkommen auf Aerarial⸗-Kosten zu uͤbertragen, wo und so lange er es fuͤr angemessen erachtet. Dieser Zusatz war be—
reits im Referat und im Ausschusse abgelehnt worden, weil sich die truͤgen, meinde, gehen wuͤrde.
beiden Stellen durchaus nicht mit einander ver— indem der Buͤrgermeister dem Verdacht der Ge— daß er im Solde der Regierung sey, nicht ent— Vor dem Beginne der Diskussion suchte der
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Minister des Innern diese Besorgnisse zu beschwichtigen, und auf den Fall, daß die Versammlung nicht beruhigt wuͤrde, brachte er selbst die Modification ein, daß die Regierung diese Uebertragung nur auf eine gemeinsame Bitte des Magistrats und der Gemeinde⸗Bevollmaͤchtigten solle vornehmen duͤrfen. Hier⸗ aus muͤßten sich die wohlwollenden Absichten der Regierung wohl von selbst ergeben, die bei der Sache kein besonderes In— teresse als die Verminderung der Kosten habe. Gegen den Ver— dacht, daß die Regierung hierdurch Einfluß auf die Angelegen— heiten der Städte bekommen wolle, aͤußerte er sich entschieden. Der Abg. Zinn sah gleichwohl die Unabhaͤngigkeit der Magi— strate gefaͤhrdet, und richtete an den Minister die Frage, ob die Re— gierung beabsichtige, solchen Buͤrgermeistern, die zugleich Stadt— Commissaire seyen, auch die Leitung der Gemeinde⸗Wahlen zu uͤber—⸗ lassen, worauf von Seiten des Minister-Tisches erwiedert wurde: ja, wenn der Buͤrgermeister stabil sey, im anderen Falle nein. Uebrigens erklaͤrte hierauf der Minister, daß die Regierung nichts dagegen habe, wenn ein Antrag gestellt werde, daß die Buͤrgermeister, welche Stadt Commissaire seyen, gar keine Wah— len zu leiten haben sollen. Die Abgeordneten Vetterlein, von Anns, Hagen, Gletzle und Dippel sprachen fuͤr die Ansicht der Regierung, folglich fuͤr Vereinigung der bei— den Aemter, weil das Interesse der Regierung mit dem der Gemeinden zusammenfallen muͤsse, und eine laͤstige Kontrolle des Magistrats dadurch beseitigt werde. Ganz entgegenge— setzter Meinung dagegen waren v. Rudhart, Schwindel, Heinzelmann und Willich. Der Magistrat muß zwar nach ihrer Behauptung einen freien Spielraum haben, aber der Staat muß die Kontrolle fuͤhren. Wenn der Buͤrger— meister sich selbst als Commissair kontrollire, so sey es gleich Null. Der K. Commissair ist ein heterogenes Mitglied des Magistrats. Das Buͤrgermeister-Amt verwandelt sich dann in ein K. Kom— missariat, und die Bande zwischen ihm und den Buͤrgern sind gelost. Auch die Modification des Ministers verbessere die Sache nicht. Der Abgeordnete Platner hält die Vereinigung beider Stellen besonders in großen Staͤdten fuͤr unraͤthlich und unausfuͤhrbar. Schwindel und Willich sprechen gegen die Vereinigung beider Stellen auch aus dem Grunde, weil Ge— ruͤchte von geheimer Polizei und Denuneigtion, durch welche die Redefreiheit ganz erstickt und auffallende Aengstlichkeit in oͤffent— lichen Gespraͤchen erzeugt werde, im Volk verbreitet seyen. Der Staats⸗Minister, Fuͤrst Wallerstein, erklärte, die Regierung habe bei ihrem Vorschlag die gute Absicht gehabt, die Kosten der Stadt-Kommissariate zu mindern, und zugleich den fruͤher geaͤußerten Wuͤnschen mehrerer Staͤdte um Vereinigung dieser Function mit dem Buͤrgermeister-Amt zu entsprechen. Die noch bestehende Kontrolle waͤre dann die, daß der Buͤrgermeister, als Königlicher Stadt-Commissair, das etwaige Königliche Veto gegen allenfallsige Magistrats - Beschluͤsse einlege. Seine E'des Ministers) vorgeschlagene Modification beweise uͤbrigens, daß die Regierung die Wohlthat der Vereinigung den Staͤdten nicht aufdringen wolle. Er verwahrt sich sodann mit Waͤrme gegen den Verdacht, als koͤnnte die Regierung in den Buͤrgermeistern Aufpasser und Angeber beabsichtigen. Hlerzu wuͤrde sie andere Leute finden konnen. Lieber wolle sie den Zusatz fallen lassen, als solch' einem Verdacht sich aussetzen. Bayern kenne keine geheime Polizei. Konig und Minister schauderten vor diesem Wort zuruͤck. Zu einem solchen Institut fehle es an Mitteln; es vertrage sich nicht mit dem Deutschen Charakter; es sey nicht noth— wendig. Wohl moͤge es eine geheime Polizei geben; aber sie finde sich nur da, wo man verbrecherische Umwaͤlzungen im Sinne habe, wo man Aufruhr und Mord beabsichtige, wo man Dolche gegen Fuͤrsten wetze. Aber die Regierung trete Aufwieglern im offenen Kampf entgegen, und brauche keine geheime Polizei, man uͤbe sie viel⸗ mehr oͤffentlich! Er fordere die hohen Staats-Beamten in der Kammer auf, zu sagen, ob je ein Auftrag geheimer Spionirerei an sie gelangt sen? v. Rudhart und Graf v. Seinsheim vernei— nen diese Frage; Ersterer mit dem Beisatze: solch einen Antrag wuͤrde er mit Verachtung zuruͤckgewiesen haben. Dr. Schwin⸗ del entgegnete: des Ausdrucks „geheime Polizei“ habe er sich nicht bedient, aber gesagt habe er: Denuncianten gebe es al— lenthalben, und das getraue er sich vor der Welt zu beweisen. Bei der Abstimmung wurde die Modification des Ministers mit 52 gegen 46 Stimmen verneint, dann die Amendements der Abgeordneten Zinn und Weinmann angenommen, zuletzt aber der Zusatz des neuen Gesetzes zu 5. 70 des alten mit 55 gegen 45 Stimmen verworfen, und sonach die fakultative Vereinigung des Staats-Kommissariats mit dem Buͤrgermeister— Amte abgelehnt. Die Berathung wurde unterbrochen, und der Vortrag des zweiten und vierten Ausschusses uͤber den Ge— setz Entwurf den Festungsbau von Ingolstadt betreffend, von dem Abgeordneten von Utzschneider verlesen. Nach demselben ist eine Majorität von 9 Stimmen aus den beiden zusammengetre— tenen Ausschuͤssen fuͤr die unbedingte Annahme des Entwurfs, drei Stimmen beantragen die Verwilligung der bereits im Jahre 1831 ausgesetzten 7 Millionen bis zur Staͤnde⸗Versammlung von 1837, welche uͤber die neue Dotation beschließen solle, zwei Stim— men endlich sind fuͤr die Dotation, mithin fuͤr Weglassen des Steuer⸗Beitrags.
Zweibruͤcken, 1. Mai. (Allgemeine Zeitung.) Ueber den mißgluͤckten Versuch zur Befreiung des Dre. Wirth kann ich Ihnen nun aus den zuverlaͤssigsten Quellen ausfuͤhrlichere Mit— theilungen machen, welche mehrere, uͤber diesen Vorfall zeither in die offentlichen Blaͤtter uͤbergegangene Nachrichten zu berichti— gen geeignet sind. Zunaͤchst scheint es der Beachtung nicht ganz unwerth, daß die gegen das Urtheil des hiesigen Appellations— Gerichtes kurz vor dem Ausbruche der Unruhen in Lyon und Pa— ris eingelegte Cassation von dem Verurtheilten unmittelbar nach eingetroffener Nachricht von Unterdruͤckung dieser Aufstaͤnde zuruͤck— genommen wurde; ganz zuverlaͤssig ist ebenfalls, daß zu Straß— burg eine Subscription fuͤr Wirths Befreiung stattfand, die ziemlich ergiebig ausfiel. Am 22sten v. M. setzte der Koͤnigl. Gendarmerie-Lieutenant Neumann, in Folge der Requisition des Königlichen General-Prokurators, den Hr. Wirth in Kenntniß, daß er in derselben Nacht nach seinem Straf-Orte (Kaiserslau— tern) gebracht werden wuͤrde. Die Stunde der Abfahrt war gegen 1 Uhr in der Nacht bestimmt, wurde aber, da man Nach— richt erhielt, daß dieselbe bekannt geworden, auf 11 Uhr Abends verlegt. Beim Einsteigen in den Wagen, in welchem sich au— ßer Dr. Wirth der Brigadier Sartorius von der Koͤniglichen Gendarmerie und der obenerwaͤhnte Lieutenant Neumann als Eskorte befanden, ersuchte Wirth den Letzteren wiederholt und angelegentlichst, sich doch auf die rechte Seite des Wagens zu setzen, was dieser indessen — vielleicht gerade, weil er darum besonders angegangen wurde — abzulehnen fuͤr gut fand. Bis und durch Homburg ging die Fahrt ganz ruhig und ungestoͤrt von statten, und nicht der geringste verdächtige Umstand ward bemerkt. Eine kleine halbe Stunde jenseits dieser Stadt je⸗ doch, naͤchst dem sogenannten Bruchhofe, wo die Straße etwas bergan steigt und deshalb langsamer gefahren werden mußte,
fiel plotzlich ein vorher trotz des Mondscheins unbemerkt geblie bener Mensch den Pferden in die Zuͤgel, feuerte eine Pistole au den Kutscher ab, und bemuͤhte sich, den Wagen von der Straß in den Chaussee⸗Graben hinab zu lenken. Augenblicklich gen nun Neumann und Sartorius aus dem Wagen, und wu den sofort mit 8 bis 10 Schuͤssen von ruͤckwaͤrts empfangen, von welchen jedoch keiner traf, einige aber auf den Wagen selbs
und zwar auf die rechte Seite desselben gerichtet waren. Der Ober Lieutenant Neuman sprang sogleich vor zu den Pferde
rr und versetzte dem dieselben aufhaltenden Individuum — in we chem er den relegirten Studenten Kurz von Zweibruͤcken erkanng einen Säͤbelhieb in den Hals, so daß derselbe in den Chausset Graben stuͤrzte, zugleich wendete er den Wagen wieder gegen die Straße, um das Umfallen desselben zu verhuͤten. Waͤhren dessen aber schnitt Kurz im Chaussee⸗Graben kniend die Stan des Sattel-Pferdes mit einem großen Messer oder Dolche dur Eben wollte Lieutenant Neumann einen zweiten Sabelhieb . diesen augenscheinlichen Anfuͤhrer der Bande fuͤhren, als aba
spran.
mals 8 bis 10 Schuͤsse auf ihn und den Brigadier Sartoriu .
und zwar in einer Entfernung von 5 bis 6 Schritten, von dei inzwischen herangekommen 16 bis 20 uͤbrigen Meuterern al
gefeuert wurden, und Neumann sich am rechten Arme verwun
det fuͤhlte, Dem Brigadier Sartorius hielt einer von det Bande auf kaum drei Schritte eine Pistole gegen den Kopf um
druͤckte ganz ruhig ab, doch ging die Kugel bloß durch den Czach
des Brigadiers, welcher seinerseits auch einen der Angrei
mit einem Saͤbelhiebe verwundete. üs Neumann i, fen fuͤhlte, rief er dem Brigadier Sartorius zu, nicht vom VW. genschlage zu weichen, . aus der Chaise zu lassen,
worauf Letzterer bewegungslos seinem Platze sitzen blieb. ; gungs ne n
Von diesen Schuͤssen ward indesse
das Sattelpferd, dessen Straͤnge ohnedies bereits abgeschnitt waren, am Hinterfuße verwundet, und riß sich nun auch von 1 mit den Vorderfuͤßn⸗ in den Mantel des Lieutenants Neumann, und stuͤrzte so fam. Zugleich ging das andere Pfen,
(von der Aufhalte) los, verwickelte sich
diesem in den Chaussee⸗Graben. von den vielen Schuͤssen scheu geworden, mit dem Wagen durch dem indessen Sartorius im schnellsten Laufe folgte. Waͤhren dessen richtete sich Neumann wieder auf und versetzte dem Kur,
welcher sich in der Zwischenzeit ebenfalls wieder erhoben hatt
mit der linken Hand noch zwei Saͤbelhiebe in den Ruͤcken, de derselbe abermals mit dem Ausrufe:; Jesus Maria! zusammen stuͤrzte; worauf sich die uͤbrigen Meuterer eilends zuruͤckzogen.
Lieutenant Neumann eilte nun auch seinerseits dem Wagen nach,
den er in der Entfernung von einer halben Viertelstunde vom
Platze wieder einhelte, und zu welchem auch der Kutscher, de
inzwischen das losgerissene Pferd wieder aufgefangen hatte, zu ruͤckkam. Die Fahrt ward nun gegen Bruchmuͤhlbach langsam
förtgesetzt, doch feuerte von der Höhe herab noch ein Trupp der
Meuterer die Gewehre auf den Transport, sedoch in 4am
Entfernung und ohne Jemand zu be mfg! ö. und , hierauf in eiligster Flucht zuruͤck. Alles hier Erzaͤhlte geschah übrigens fast gleichzeitig und war das Werk weniger Minuten Von einem der ersten gegen den ‚ , war Wirth selbst an der Schulter
getroffen worden, und
wenn auch die durch das Vordeck gedrungene Kugel ihre Kraft! so weit verloren hatte, daß sie ihm . 3 eine . n. . sachte, so konnte doch Wirth augenblicklich, und im ersten Schmerʒ der erhaltenen Wunde, deren Leichtigkeit unmöglich beurtheilen,; zudem vernahm er den Befehl, sein Entweichen aus dem Wogen . um jeden Preis zu verhindern, und einige Minuten spaͤter lie
ihm das Durchgehen des Pferdes hiezu keine Zeit m
sein Gichtuͤbel ihn bekanntermaßen 3 seit ,, leichten Gebrauche seiner Fuͤße hindert. Daß Wirth also — wie einige Blaͤtter erzählt haben — ausdruͤcklich verschmaͤht habe zu
entfliehen, ist unwahr, er hatte hiezu wirklich weder Zeit nech
Gelegenheit. auf dem uͤbrigen Wege ganz schweig sam, nen Unwillen uͤber die Feigheit der Angreifer aus, die zig gegen zwei so schnoͤde die
Gefängniß abgeliefert ward — ohne
ͤ weitern sonstigen Zufall schnell zuruͤck gelegt. Iuenthalt un
ten das Loch, welches die in den Wagen gedrungene Kugel auf
der rechten Seite desselben gemacht hatte, worauf Wirth? erwir ;
derte: „Sicher hat der Schuß Ihnen gegolten, da Sie gewoͤhnlich
rechts zu sitzen pflegen. Wirths Wunde ist, wie schon erwaͤhnt, un
i . Auch Nen⸗ . a der Kno icht verletzt wurde, wenigstens nicht gefährlich, und . af, .
bedeutend, eine bloße Kontusion am Schulterblatte. manns Wunde im rechten Oberarm ist, daß dieser ausgezeichnete Offizier
in laͤngstens drei Wochen
wieder hergestellt und dienstfähig seyn werde; der Mantel 4
eben so der dei
det esich ebenfalls mi (Graubruͤndten) ereignet, ohne jedoch das Dorf selbst zu beschaͤ—
digen . gerade in der Richtung des Dorfes sich loszuloͤsen.
selben ist von mehreren Kugeln durchloͤchert Kutschers. Der Brigadier w ;
ausgezeichneter Bravour und Geistesgegenwart benommen, er.
hielt bloß einen leichten Streifschuß von einer unter dem r Arme durchgegangenen Kugel; durch den Czacko nnr aber zwei Kugeln, und durch den Mantel“ vier oder fuͤnj Die Thaͤter sind bereits groͤßtentheils bekannt. Am 22sten Nachl⸗ gegen 12 Uhr kamen ihrer sechs mit einem berelts gefänglih eingezogenen Kutscher aus Zweibruͤcken ĩ ? Wirthshause an; fuͤnf von ihnen . einer blieb vor der Thuͤre mehrere Individuen von Homburg ein, so daß di , Versammelten sich zwischen 20 und 30 bell a n , f. gegen eine kleine Stunde im Wirthshause stuͤrmten dieselben, als eine Chaise von Homburg kommend vor—
begaben sich in das Gast—
beiführ, auf ein gegebenes Zeichen aus dem Hause hinaus, ven dann die Schuͤsse fielen . Der Kutscher spannte schnel
welchem, kaum 300 Schritte entfernt, die sich 36 , wiederholten. um, und nach Verlauf von nicht ganz einer Bier ; 3 n, auf der Straße 0 6 a. agen Angekommenen setzten si r zen eili von dannen. Außer e ccni ,, n, Leute von Homburg als verdächtig eingezogen; gewisser Marschall aus Zweibruͤcken, . wurde, sind wahrscheinlich uͤber die fernte Franzoͤsische Graͤnze entkommen. Alle lose Menschen, und größtentheils bekannte scheint deshalb kaum einem Straßburg gesammelte Geld zu der den Kosten der Flucht verwendet wurde. Karlsruhe, 7. Mai.
Kurz
bedeutenden Zuwachs an Denkmaͤlern erhalten. Schon im vo—
rigen Jahre hatten Hoͤchstdieselben beschloffen, die aufopfernde
Wagen gerichteten Schuͤse
Auch war er waͤhrend des Vor ö. gangs selbst und dar- Sta ( und drückte 9 se. jedoch nicht geschehen 2 5t s ich ei zwin Wo wärde der Vorort sich dann vezantaßt fehen, sogleich eine Flucht ergriffen hatten.“ Im Bruchmuͤhlbach angelangt, wurde Extrapost , , n ö. . Weg bis Kaiserslautern — wo Wirth fruͤh 5 Uhr ins Central! r g : iese ertheilt, Wohnungen fuͤr sie zu miethen. Diese Auftrage wur—
Beim Aussteigen aus den jedoch dieser Tage wieder zuruͤckgenommen, indem jene Ge—
dem Wagen zeigte Lieutenant Neümann, d
m 184 . Ner dessen verwundete Arm in Bruchmühlbach nur mit einem Schnupftuche von den Brigadier Sartorius verbunden worden war, dem Delinquen⸗
befunden hatten,
die zu
sind bereits sechs junge und ein welcher ebenfalls erkannt kaum fuͤnf Stunden ent ⸗ ind ganz mittel⸗ augenichtse; es Zweifel unte: worfen ! Lug . in
.
und den r, Wirth um keinen Prei
1
ö
Treue, welche die ,, Buͤrger dem Markgrafen Georg Friedrich in der Schlacht bei Wimpfen am 6. Mal 1622 bethaͤ— tigt haben, durch ein Denkmal an der Ruhestaͤtte Ihrer erlauch‚ ten Vorfahren zu ehren. Dieses Monument wurde gestern feier lich eingeweiht. Zugleich ward damit ein anderes fertig und aufgestellt, welches die Feier nicht wenig erhohte, nämlich zwei große Chor⸗Fenster mit Glas⸗Gemaͤlden, worauf die Wappen der Stamm⸗Muͤtter des Hauses Baden vom 11ten bis 19ten Jahr— hundert abgebildet sind.
Darmstadt, 7. Mai. In der heutigen Sitzung unserer weiten Kammer uͤberreichten die Regierungs- Commissaire, Oberst Uyncker und Kriegsrath Fabricius, das Militair-Budget fuͤr die nächste Finanz-Periode und mehrere Vorschlaͤge fuͤr Gehalts—
Verbesserungen der Capitaine, Lieutenants und Unter⸗ Offiziere
bei saͤmmtlichen Waffen-Gattungen und in steigenden Verhaͤltnis—⸗ sen nach dem Maße der Dienstzeit. Sodann wurde vom Ab— geordneten Emmerling uͤber die Adresse auf die Rede des Frei— herrn von Hofmann, welche eine Thron-Rede vertreten hatte, und in Allerhochstem Auftrage gehalten worden war, berichtet. Am Schlusse der Adresse ist der unterthaͤnigste Gluͤckwunsch we— gen der Vermählung Sr. Hoheit des Erbgroßherzogs ausge— druckt, von welchem Ereignisse die Rede des Freiherrn v. Hof—
mann keine Nachricht gab.
— — Frankfurt a. M, 10. Mai. Lebhafter Handel, starke umsaͤtze und steigende Course charakterisirten die heute schließende Roche. In den Oesterreichischen und Hollaͤndischen Fonds — als welche bereits einen hohen Standpunkt erreicht hatten — war die Steigerung nicht so bedeutend, als bei den Spanischen, die vornehm⸗ lich er Gegenstand der Speculation zu bleiben bestimmt scheinen. Die von Wien und Amsterdam taͤglich hoher gekommene Notirung
ad Veranlassung zu ansehnlichen Einkaͤufen in Metalliques, Actien und Integralen, sowohl gegen baar, als auf Zeit. Am belehtesten war die Freitags -Boͤrse; es wurden an derselben sehr namhafte Ge⸗ schaͤfte zu hoͤher gehenden Preisen gemacht Der Uebersluß an Comptanten und der Mangel an effektiven Stuͤcken wirkten sichtlich zusammen, so daß man die meisten Papiere billiger auf fixc Liefe⸗ rung, als gegen baar haben konnte. — Das Gesuch nach Spani⸗ chen Fonds war am 9. Mai so anhaltend, daß die proc. Rente eine Besserung von 13 pCt. erfuhr, die 3proe. um 1 pCt., und das unverzinsliche Papier um 1 à pCt. hoher ging. — Im Praͤmlen⸗ Geschuͤft wurde Einiges gemacht; man gab ä *, pEt, um Spro. Metalligues ultimo dieses I bari beziehen zu koͤnnen; auf Actien be- jahlte man 18 Fl. pr. Stuͤck, um solche medio Juli d. J. zu 1519 empfangen zu können. Auf Integrale gab man zu 30 auf- Ende Mal * pCt. Praͤmie. Preußische Praͤmien⸗ Scheine und Polnische Loose folgten der steigenden Bewegung an der Berliner Bbrse und blicben am Ende der Woche sehr begehrt. — Im Wechsel-Handel ereignete sich nichts Neues; die meisten Devisen blieben unverandert auf den fruͤheren Coursen. Wien und Paris aller Sichten waren anhaltend gefragt. Diskonto 22 pCt. — Nachschrift. Heute sind, in Folge der hoͤheren Notirung, welche von Paris und Am⸗ sterdam einging, saͤmmtliche Fonds noch mehr gestiegen. Man zahlte zuletzt fuͤr zpröc. Metalliques 99 z, Actien 1554.
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Zurich, J. Mai. Die Neue Zuͤricher Zeitung mel— det: Gleichzeitig mit den neuesten Noten bringt das voroͤrtliche Rundschreiben an die Staͤnde auch eine confidentielle Mitthei— lung des eidgenoͤssischen Geschaͤftstraͤgers in Wien, welche uͤber die Natur der vorlaufig angekuͤndigten Vorsichts- und Beschraͤn— kungs⸗Maßnahmen sehr bedenkliche Andeutungen enthalt. Nach diesen waͤren die angraͤnzenden Regierungen vorlaͤufig schon dahin uͤbereingekommen, so wie der angesetzte Termin erfolglos abgelaufen ware, dann durch Abschneidung der Communica— tion, namentlich der Zufuhr von Produkten, solche Maßnah— men zu ergreifen, „welche ihren Zweck nicht verfehlen wuͤr⸗
den.“ Indem der Vorort diese Mittheilung an die Stande
4 J.
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veruͤbten Schandthat und H
Die Schloßkirche zu im ö nach Ancona und Loretto abgereist. hat durch, Se, König! Hoheit den 5 e ,, ö
richtet, spricht er die Hoffnung aus, daß die Entschließungen
des Kantons Bern von einer Art sehn werden, um die Nach— bar-Staaten uͤber ihre Besorgnisse zu beruhigen. Sollte dieses was sich nun in Kurzem zeigen muß
außerordentliche Tagsatzung einzuberufen. Sicherem Vernehmen nach, hatten mehrere der fremden Ge⸗ sandten in Bern bereits nach Zuͤrich geschrieben und Auftrage
sandten schrieben: sie wuͤrden vor der Hand in Bern bleiben, weil die dortige Regierung sich dem Ansinnen und den Wuͤn— schen ihrer Hoͤfe gefuͤgt habe.
Wie an Freiburg, so hat die Franzoͤsische Regierung auch an Basel das Begehren gestellt, die 6 bezeichneten Individuen, gegen welche der Lyoner Gerichtshof Vorfuͤhrungs-Befehle er— saffen hat, falls sie sich auf Stadt Baseler Gebiet zeigten, sofort verhaften und an Frankreich ausliefern zu lassen. Die Baseler
Regierung hat geantwortet, daß, ehe dem Ansinnen der Franzoͤ—
sischen Regierung entsprochen werden koͤnne, zu wissen noͤthig sey, welcher Verbrechen die genannten Individuen angeklagt seyen, weshalb man bitte, die nähere desfallsige Angabe zugehen zu lassen.
Unlaͤngst hatte sich ein Felsensturz bei dem Dorfe Felsberg
Jetzt aber droht eine hundert Mal großere Felsenmasse Schon seit
14 Tagen bröckeln kleinere Steinbloͤcke herab. Die Bewegung
der Felsen hat sich bereits auf die Strecke von mindestens 600
Fuß ausgedehnt, die Kluͤfte haben sich im Allgemeinen um meh⸗
auf der ; „in rere Fuß erweitert und einige Vordermassen sich schon um 25
f dem Vruchhofe Fuß gesenkt. Die bedrohten Einwohner sind daher schon darauf
stehen; alsbald traf ö bedacht, sich mit ihren Habseligkeiten in die benachbarten Ge— trafen nog meinden zu retten.
H
Rom, 26. April. Die Nachrichten aus den Provinzen lauten fuͤr die Regierung ganz befriedigend, und Unruhen, die in mehreren Staͤdten ausgebrochen seyn sollten, haben sich als leere Erdichtungen gezeigt.
Der Marschall Bourmont hat uns gestern verlassen, um den Sommer in Ober-Italien und der Schweiz zuzubringen, er will, wenn Umstaͤnde es nicht verandern, zum Herbste wieder hierher zurückkehren.
Der Direktor der Franzoͤsischen Akademie, Herr Vernet, ist nach dem Neapolitanischen abgereist, um bei Capua den großen Manoeuvres beizuwohnen, wozu er vom Koͤnige bei seiner hiesi— gen Anwesenheit eingeladen worden.
Der Paͤpstliche Pro⸗Nuncius in Lissabon, Monsignore Curli, ist in Neapel angekommen und wird naͤchstens hier erwartet. Dagegen ist der Geschaͤftsfuͤhrer der Donna Maria von Portugal, err de Migueis, fruͤher Secretair des Marquis von Funchal, Wenn man in einigen Blaͤttern las, die Paͤpstliche Regierung habe ihn gezwungen, sein Wappenschild abzunehmen, so war es ein Irrthum, da er niemals das Wappen von Portugal vor seinem Hause gefuͤhrt
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hat und uͤberhaupt nicht als diplomatischer Agent von der hiesi⸗ gen Regierung anerkannt war, sondern nur interimistisch die kirchlichen Angelegenheiten des Theils von Portugal besorgte, uͤber den sich die Gewalt der Donna Maria erstreckte. Neapel, 26. April. Zur Beschleunigung des Prozeßgan⸗ ges ist durch eine Koͤnigl. Verordnung vom 19ten v. M. der oberste Kriminal-Gerichtshof von Principato citeriore in zwei verschiedene Kammern abgetheilt worden, deren jede ihre beson— deren Raͤthe, ihren Staats-Anwalt und ihren Kanzler hat.
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In einem von der Times mitgetheilten Privat-Schreiben aus Madrid vom 24. April heißt es unter Anderem: „Da man in Aranjuez zu glauben anfaͤngt, daß der Minister der Gnaden und der Justiz, Herr Garelly, dasjenige Kabinets-Mit— glied sey, welches sich jetzt am meisten des Vertrauens der Köni— gin erfreue, so hatte Ihre Majestaͤt, vielleicht um einen allge— meinen Eindruck, der zum Nachtheil des Herrn Martinez de la Rosa ausgelegt wurde, zu berichtigen, die Absicht kund gegeben, vor den Geburtstags⸗-Festlichkeiten die Hauptstadt noch einmal zu besuchen, um der Vorstellung eines von ihrem Kabinets— Chef verfaßten Lustspiels, das dessen Lieblingswerk ist, beizuwoh— nen. Wenn Garelly im Rathe der Koͤnigin stiege, so wuͤrde, glaubt man, auch der Graf von Torreno einen Platz in dem Kabinet erhalten, wenn er auch nicht, so lange Martinez de la Rosa Minister ist, einen bedeutenden Einfluß erlangte. Der Koͤ— nigin und dem Lande wuͤrde am besten gedient seyn, wenn sich Torreno's Kraft mit dem unbefleckten Ruf Martinez de la Rosa's vereinigte, aber es ist sehr zweifelhaft, ob dieser Wunsch in Erfuͤllung gehen duͤrfte. Unterdessen ist es erfreulich, zu sehen, daß die Vorbereitungs-Maßregeln zur Einberufung der Cortes getroffen werden. Es heißt, die Verordnung, wodurch der Tag der Zusammenberufung anberaumt wer— den wuͤrde, solle naͤchsten Sonntag erscheinen, wahrend zu Aranjuez die Gratulations-Cour auf Anlaß des Geburtstages stattfinden werde. Die diplomatischen Verhaͤltnisse zwischen den Hoͤfen von Lissabon und Madrid sind endlich durch eine oͤffent— liche Ankuͤndigung in der Hofzeitung offiziell anerkannt worden, so daß der Portugiesische Gesandte die kleine Abtheilung des diplomatischen Corps, die am Geburtstage zum Handkuß zuge— lassen werden soll, vermehren wird. Die Zahl belaͤuft sich nur auf sechs, naͤmlich die Repraͤsentanten Englands, Frank— reichs, Schwedens, Daͤnemarks, Portugals und der Vereinigten Staaten.“
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Konstantinopel, 12. April. Folgendes ist das Wesent— lichste von dem, was der Moniteur Ottoman (wie gestern erwaͤhnt) in Erwiederung auf einen Artikel des Journal de Francfort uͤber die Verhältnisse der Insel Samos sagt: Man blickt mit Bedauern auf die Zeit vor der Revolution zuruͤck, wo bloß ein Tuͤrkischer Aga auf der Insel residirte, der von dem Rath der Alten abhing, denn diesem war die innere Verwal— tung anvertraut, und der die Samier vor den Plackereien der Kandiotischen, Rhodischen und anderer Tuͤrken schuͤtzte, die sich von Zeit zu Zeit in Samos einfanden. Dann erinnert man daran, daß die Insel damals nur 200,000 Piaster an den Groß— herrn zahlte, und fuͤgt hinzu, daß sie gern 400,000 hätte zahlen
wogen, wenn man stillschweigend die Bedingung einge— gangen waͤre, ihr keinen anderen Tuͤrken als einen blo— ßen Aga zum Chef zu geben; vaß sie aber im Gegen—
theil von einem Pascha, das heißt von einem Griechischen Fuͤrsten, regiert werde und dessen Luxus bestreiten solle, indem ihr zugemuthet worden, allein die Kosten fuͤr die Festge— lage desselben zu erschwingen und die Kreaturen, die den neuen Hof bilden wurden, zu ernaͤhren und zu bereichern. Darauf folgen heftige Beschuldigungen gegen die Person des Fuͤrsten Wogorides. In Folge des, wenn auch ziemlich unbedeutenden Antheils, den die Insel Samos an der Griechischen Revolution genommen hat, ist sie, wie es immer nach einer von einer klei— nen Anzahl vollbrachten Revolution zu geschehen pflegt, unter die Zuchtruthe eines gewissen Lykurgs gefallen, zu dem sich der Bischof, ein Mann, der durch seine Kaͤuflichkeit und Lieder— lichkeit den Priesterstand schaͤndet, dann ein gewisser Lachana, der Eapitain Stamati, Mitschuldiger und Beschuͤtzer aller Seeräuber, die so lange Zeit jene Gegenden beunruhigten und sich noch hin und wieder dem Europaͤischen Handel fuͤhlbar machen, und einige andere minder bedeutende Men— schen gesellt haben. Diese Koterie brandschatzt die Insel und raubt ihr jährlich an 2 Millionen Piaster. Man kann sich den— ken, daß, wenn ein Tuͤrkischer Aga als Chef dorthin geschickt wor— den wäre, sie sich leicht desselben bemächtigt und unter seinem Na— men fort regiert hätte. Dieser Plan ist nun vereitelt; das An— sehen und der Gewinn des Lykurg und seiner Anhaͤnger muͤssen naturlich vor dem festen Willen eines aufgeklaͤrten Mannes ver— schwinden, der nur der gesetzlichen Macht die Verwaltung in die Haͤnde gegeben wird. Daher jene Sehnsucht nach der Vergan— genheit, jenes Anpreisen der alten Verwaltungs-Form, gegen die sich doch eben diese Menschen erhoben, und jene Wuth gegen die Person des Fuͤrsten, dessen Wahl natuͤrlich diesen kleinen Tyrannen, deren Reich nun zu Ende geht, sehr furchtbar seyn muß. Aber man gehe in die Dörfer, man frage das Volk, wie es denkt, und es wird ant— worten, was es schon in Masse und ganz oͤssentlich gesagt hat, daß es von der mit der Blokade beauftragten Flottille seine Be— freiung erwartet. Was bringt ihm denn diese Flottille eigent— lich? Eine Verwaltung, wovon Folgendes die Grundzuͤge sind: Die Central-Behoͤrde einem Munizipalrath anvertraut, der nach den im Lande geltenden Formen gewählt, mit der allgemeinen Ver— waltung bekleidet werden und frei uͤber alle Angelegenheiten des Landbaus, des Handels und des Kultus entscheiden soll; statt aller Abgaben ein jaͤhrlicher Tribut von 400,000 Piastern; Be— freiung der Insel von Truppenlast; ein unter den Glaubensge— nossen der Samier gewaͤhltes Oberhaupt, dem die Sicherheits— pflege, der Schutz der allgemeinen Interessen und die Ausferti⸗ gung der Schiffspaͤsse obliegen soll. Diese von dem Sultan octrbyhirten Zugestaäͤndnisse haben die Einwilligung und den Bei— fall der drei Maͤchte erhalten. Dies sind die Uebel, welche der Sultan den Samiern mit seiner Flotille uͤbersendet, dies die Buͤchse der Pandora, die das Journal de Franecfort uͤber diese ungluͤckliche Bevoͤlkerung schon ausschuͤtten sieht. Samos, erwiedert man, soll 400,000 Piaster zahlen, statt daß es fruͤher nur 200,000 zu entrichten hatte; aber man sagt nicht, daß die Samier zur 3 des fruͤheren Tributs ihre Weine zu 19 Pa— ras die Gkka verkauften, und daß sie dieselbe jetzt zu 60 ver— kaufen, und so in gleichem Verhaͤltniß ihr Oel und alle ihre uͤbrigen Produkte, weil der Europäische Handelsstand in Folge des allmaͤligen Herabsinkens des Geldwerthes in der Tuͤr— kei seine Gebote erhoͤht hat. Der setzige Tribut betragt daher in der That nur ein Viertel oder Fuͤnftel des fruͤheren, und statt dem Samischen Ackersmann eine vermehrte Last
aufzulegen, gewaͤhrt er ihm vielmehr eine große Erleichterung. Man fuhrt an, daß die Bevoͤlkerung nur aus 40,660) Seelen bestehe, daß sie nur vom Landbau lebe, und daß der Boden nicht sehr fruchtbar sey und kaum so viel hervorbringe, daß die Ein— wohner einen Tribut von 400,000 Piastern erschwingen koͤnn— ten. Niemals aber war die Bevoͤlkerung staͤrker als Jetzt, und wenn dies Land so arm waͤre, daß es die jetzige Contribution nicht zahlen koͤnnte, wie war es denn im Stande, die fruͤhere zu ent— richten, die in Betracht des verschiedenen Werthes der Produkte und der Muͤnze unendlich draͤckender war? Und doch sehnt man sich nach jener Zeit zuruͤck und schmaͤht auf die kommende. Im Durchschnitt gewinnt die Insel Samos in gewohnlichen Jahren 18 bis 20 Mill. Piaster aus ihren Produkten. Die Bevoͤlkerung wird also statt aller Steuern?2 bis 2 pCt. von ihren jahrlichen Einkünften entrichten. In welchem Lande der Welt ist ein Buͤrger so gerin— gen Abgaben an die Regierung unterworfen? Wir ksnnen diese Behauptungen durch Zahlen beweisen und jeden Widerspruch siegreich bekaͤmpfen. Man giebt zu, daß man sonst Plackereien von Seiten der Tuͤrken aus Kandien, Rhodus und anderen Or— ten ausgesetzt war, die von Zeit zu Zeit voruͤbergehend auf der Insel verweilten. In Zukunft ist dergleichen nicht zu fuͤrchten, weil die Insel durch die neue Organisation von allen Truppen— Durchzuͤgen und Besatzungen befreit wird, und weil nur der Fuͤrst oder dessen Stellvertreter die Autoritaͤt des Großherrn da— selbst vertreten soll. Was aber soll man zu der Voraussetzung sagen, daß Samos das Geld zu dem Luxus dieses Fuͤrsten werde hergeben muͤssen? Man kann freilich die rechtlichsten Leute und die besten Handlungen verleumden, aber solche Verleumdungen fallen nur auf ihren Urheber zuruͤck. Unsere Stellung gestattet uns nicht, uns in Lobes-Erhebungen uͤber den Fuͤrsten von Sa— mos, Herrn Stephan Wogorides, zu ergehen; auch ist derselbe in dem Vertrauen des Sultans und seiner Regierung zu hoch gestellt, als daß unsere Worte ganz unparteisch erscheinen duͤrf— ten; aber hunderttausend Stimmen in Konstantinopel werden bereit seyn, seiner Einsicht, seiner Menschenliebe, seiner Uneigen— nuͤtzigkeit und seiner unerschuͤtterlichen Treue die gebuͤhrende Hul— digung zu spenden. Der Sultan hat ihm das Fuͤrstenthum Sa— mos nicht als eine Geldbelohnung, sondern als eine Ehrenbezei— gung anvertraut; es wird ihm sogar Kosten verursachen, statt ihn zu bereichern, eben so wie es mit den hohen Staats—
Aemtern in England der Fall ist. So etwas ist frei— lich fuͤr das Gemuͤth eines Lykurg unbegreiflich, der seine ephemere Macht nur zur Anhaͤufung unermeßlicher Reich—
thuͤmer benutzt hat. Bedarf es endlich noch eines Umstan— des, um die feige Luͤgenhaftigkeit der Anklage und die Schaͤndlichkeit der Bedruͤcker, die sich nicht scheuen, die theuer— sten Interessen ihres Vaterlandes ihrem Ehrgeiz und ihrer Hab— sucht zum Opfer zu bringen, in ihr volles Licht zu setzen, so ist es folgender. Die Samier, die durch die bewaffnete Macht des Lykurg und seines Anhanges verhindert werden, ihre Mei— nung zu aͤußern, haben es bis jetzt weder gewagt, dem Sul— tan ihre Dankbarkeit fuͤr die von ihm empfangene Wohlthat zu bezeigen, noch auch den Wunsch auszusprechen, daß ihnen ein Aga lieber waͤre, wie es in dem angeblichen Schrei— ben der Samier heißt. Waͤre dies wirklich der Wunsch der Einwohner gewesen, so wuͤrde die Pforte nicht gezoͤgert haben, ihnen einen Tuͤrkischen Aga zu bewilligen; sie schickte ihnen ei— nen solchen im Jahre 1830, der ihnen dieselben Privilegien uͤber⸗ brachte, welche Samos vor der Revolution genoß. Eben dieser Lykurg aber, der heute so thut, als ob er darin eine Garantie gesehen haͤtte, die man nun der Bevoͤlkerung raube, weigerte sich damals, ihn zu empfangen. Glaubt Lykurg jedoch, daß er, wenn auch eine solche Gewalt wirklich auf der Inset wäre eingesetzt worden, noch lange seinen Despotismus und seine Pluͤnderungen haͤtte verfolgen koͤnnen? Der Volkshaß und die Pflichten der Behoͤrde, die das oͤffentliche Interesse zu vertheidigen hat, wuͤr— den ihm bald das Schicksal jenes alten Tyrannen von Samos, des Polykrates, bereitet haben, der sich, wie er, in eine feste Burg einschloß und die Menschen zu betruͤgen und mit ihrem Leben zu spielen verstand; ausgeliefert von denen, die er bedruͤckt hatte, starb er unter der Hand des Satrapen einer be— nachbarten Provinz. Lykurg hingegen schickt sich jetzt im Stil— len zur Flucht an; er scharrt sein Geld zusammen und wird da— mit Samos den Ruͤcken kehren.“
Unter den vermischten Nachrichten enthaͤlt der Moniteur Ottoman eine sehr lobende Beurtheilung des im vorigen Jahre erschienenen Englischen Werks „die Tuͤrkei und ihre Huͤlfsquellen“ von David Urquhart.
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Berlin, 13. Mai. Die Koͤnigl. Regierungen der Provinz Sachsen hatten vor einiger Zeit, nach der Anweisung des Herrn Geheimen Staats-Ministers von Klewiz Exeellenz, den Kreis— Landraͤthen und Kreis-Baubedienten empfohlen, angelegentlich dafur zu sorgen, daß die bei dem Abtragen von Huͤgeln, bei Anlegung neuer oͤffentlicher Straßen, bei der Grundlegung neuer Gebaͤude ꝛc. zum Vorschein kommenden alten Denkmale vater— laͤndischer Geschichte, nicht entweder aus Unkenntniß oder aus Ungeschick der Arbeiter zerstoͤrt werden und somit fuͤr immer ver— loren gehen, vielmehr, da dergleichen Alterthümer in den zur Aufbewahrung solcher Gegenstaͤnde bestimmten offentlichen Samm— lungen am vortheilhaftesten Platz finden, von jedem in ihrem Verwaltungs-Bezirke aufgefundenen Denkmale des Atterthums dem mit der Koͤnigl. Universitaͤt Halle-Wittenberg verbundenen Thuͤringisch-Saͤchsischen Verein fuͤr Erforschung des vaterländischen Alterthums Nachricht zu geben, damit dieser wegen der genauern Untersuchung der aufgefundenen Gegenstaͤnde und wegen eventueller Erwerbung derselben fuͤr seine Sammlungen mit dem Eigenthuͤ— mer oder Finder in Unterhandlung treten koͤnne. Diese Ver— fuͤgung hat sich bereits mehrmals wohlthaͤtig gußert und wird ohne Zweifel von den besten Folgen seyn. Das archäologische Museum des genannten Vereins ist aber außerdem seit Kurzem durch den Mineralogen Herrn Sack zu Halle auf eine ausge— zeichnete Weise ausgestattet worden, indem dieser seine groͤßten— theils von ihm selbst am Rheine ausgegrabenen Roͤmischen Al— terthuͤmer (bestehend ia Geraͤthen von Knochen und Metall, in Fragmenten schoͤner Gefaͤße von terra sigillala und Glas, in irdenen Figuren, GWmmen, Cameen und 119 Roͤmischen Muͤn— zen) dem Verein auf Widerruf uͤberlassen hat. Der Verein hofft diese schaͤtzbare Sammlung demnaͤchst durch Kauf fuͤr im—⸗ mer an sich zu bringen.
— Der Herr Erzbischof von Koln, Graf Spiegel zum Desenberg, hat am gten d. M. die Reise von dort nach Berlin angetreten.
— Zur Uebersiedelung eines Theils der Bevoͤlkerung des Eichsfeldes in die Provinzen von Ost- und Westpreußen sind im Jahre 1833 im Ganzen 387 Familien und 37 einzelne Personen von den Behoͤrden abgefertigt worden; davon sind 54 Familien und 5 einzelne Personen in Folge geänderter Entschlee—