1834 / 138 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

pfung des dortigen Aufstandes viel beigetragen haben soll. Die Ankündigung der Ankunft dieses Regiments erregt bei der jetzi— gen Stimmung der Gemuͤther mancherlei Besorgnisse, da der Soldat nach einem erfochtenen Siege sich leicht zum Uebermuth . laßt; übrigens versichert man uns, daß die gesammte Beso zung Lyons verandert werden wird, um die Regimenter . außer Beruͤhrung mit der dortigen Buͤrgerschaft zu dringen. Am gestrigen Sonntag, Abends, war Muste— rung eines Theils der hiesigen Truppen bis zur Zeit des Zapfen— str eich um sie von befuͤrchteten Unerdnungen abzuhalten. Ein neuer Frevel ist kei uns vorgefallen: In der Nacht vom letzten Frei⸗ tag zum Sonnabend erhielt ein Soldat des Artillerie-Trains auf öffentlicher Straße einen Pistolenschuß; die Kugel drang in den Untarleib, so daß man fuͤr das Leben dieses Militairs fuͤrch— tet; der Urheber des Verbrechens konnte noch nicht ausgekund⸗ schaftet werden. Die Wahlen der Offiziere und Unteroffiziere unserer National-⸗Garde sind in vollem Gange, sie fallen meistens im Sinne der Opposition aus.

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Großbritanien und Irla— Parlaments-Verhandlungen. Oberhaus. Sitzung vom 12. Mai. Nachdem von mehreren Seiten Bittschriften verschiedenen Inhaltes uͤberreicht waren, unter denen wir zwei dem Grafen von Durham uͤbersandte, welche eine Unterstuͤtzung der Sache der Dissenters bezweckten, namhaft machen, erhob sich der Lord Kanzler, um dem Hause eine Petition von derselben Tendenz vorzulegen, welche von 48,900 Bewohnern der Stadt Glasgow und der Umgegend derselben unterzeichnet war. Der Lord erinnerte daran, daß uͤber denselben Gegenstand und von derselben Einwohnerschaft im vorigen Jahre eine Bitt— schrift eingegangen waͤre, welche nur 15,0090 Unterzeichner ge— zaͤhlt habe. Hieraus koͤnne man, wie der Redner dies beson— ders hervorhob, deutlich ersehen, wie schnell das Interesse an der in Anregung gebrachten Frage, ob die Beschwerden der Dissenters von dem Hause in Erwaͤgung zu ziehen seyen, sich allgemein verbreite. „Die Sache ist zu weit gediehen“, sagte der Minister, „als daß man jemals hoffen konne, diese Stimmen, die so wiederholt, so laut und so allgemein an die Gerechtigkeit und an die Vernunft der Vertreter der Nation appellirt, wuͤrden sich zum Schweigen bringen lassen!“ Er seinerseits versichere, daß ihn der Grundsatz religioͤser Toleranz stets leiten werde, und somit konne er sich mit dem ersten Punkte der Bittschrift, nach. welchem das Haus um Untersuchuug der Beschwerden der Dissenters, nicht allein in Schottland, sondern im ganzen vereinigten Koͤnigreiche, ersucht werde, nicht anders als durchaus einverstanden erklaͤren. Der zweite Theil der Bittschrift enthalte dagegen ein Anliegen, das er sich kaum verstaäͤudlich inachen koͤnne. Das Haus wuͤrde namlich hierin gebeten, Maßregeln zu ergrei— fen, um die Einheit von Kirche und Staat aufzuheben, die we— ser mit den Rechten, welche den Menschen uͤberhaupt zukaͤmen, noch mit den Geboten der heiligen Schrift vertraͤglich waͤre. Aus der weiteren Auseinandersetzung dieses Punktes gehe hervor, daß man eigentlich nicht die Aufloͤsung des Bandes zwischen Kirche und Staat wünsche und bezwecke, als vielmehr eine Aufhebung aller Vor— rechte, die das Bestehen einer herrschenden Kirche moglich mach— ten (CHoͤrt!! Der Staat solle sich gar nicht um die Formen der Kirche bekuͤmmern, die religioͤse Erziebung des Volkes muͤsse dem Volke selbst uͤberlassen bleiben; daß hieße denn, wie der Lord-Kanzler erkläͤrend hinzufuͤgte, jeder sehe, wie er's treibe, sorge selbst fuͤr seine religiose Bildung, oder gar, jeder habe in sich seine Kirche und jeder Haufe von Menschen, die sich zu gleich viel welchen Grundsaͤtzen gemeinschaftlich bekennen, sey eine Kirche. (Gelaͤchter und hoͤrt!! Nicht bloß mit Mißfallen, sondern mit großem Erstaunen, fuhr der Kanzler fort, habe er diese offenherzig mitgetheilten, irrthuͤmlichen Ansichten vernommen, die mit sei— nem Denken und Fuͤhlen im entschiedensten Widerspruch staͤn— den, und er hebe diesen Punkt der Petätion um so mehr her— vor, um dem Hause zu zeigen, wie leicht es ihm sey, das Ver— kehrte dieser Meinung in ein en, Licht zu stellen. Allerdings habe der Mensch in seinem kreatuͤrlichen Daseyn Beduͤrfnisse, die er selbst, jeder fuͤr sich, befriedigen koͤnne; dazu gehoͤre Essen und Trinken und anderweitige physische Bedingungen der leib— lichen Existen; Hunger und Durst muͤsse ein jeder sich selbst stillen; allein wenn das Individuum ein geistiges Beduͤrfniß fuͤhle, so trete es dadurch schon nothgedrungen aus seiner Ein— zelheit als Besonderer heraus und gehöre zu einer geistigen Ge— meinschaft, wenn er die Befriedigung desselben sich verschaffen wolle. Dies gelte fuͤr jeden Einzelnen jedweden Standes. Was nun aber insonderheit die unteren Klassen der Gesellschaft be— traͤfe, so sey es eine Laͤcherlichkeit sonder gleichen, zu waͤhnen, das Volk werde fuͤr eigene Erziehung und fuͤr religiose Bildung selbst sorgen. Hier seyen die Beduürfnisse des geistigen Lebens vielmehr erst zu erwecken, und wer sie erwecke, namlich Maͤnner von Bildung, die der Staat dazu beriefe, muͤsse die Befriedi⸗ gung derselben auch leiten und vollfuͤhren. Das könne aber nicht anders geschehen, als wenn der Staat, wie es bisher ge— schehen, mit der Kirche eintraͤchtig Hand in Hand gehe. Die mit den Interessen des Staates verwachsene Kirche werde aber die herrschende genannt, und somit sey die Nothwen⸗ digkeit der Existenz einer solchen klar erwiesen. Wenn sich die Bittsteller auf die ersten Zeiten des Christenthums beriefen, wo keine äußere Kirche bestand, ein Begriff, der vom Stifter der Religion wie von den Aposteln gar nicht aufgestellt sey, so liege das außer allem Zusammenhange mit den Formen der Gegenwart. Schon als historisches Ergebniß muͤsse eine herr⸗ schende Kirche als vorhanden angesehen werden, und es sey nach dem, was er bereits auseinandergesetzt, uͤberfluͤssig die Nothwen— digkeit einer Erhaltung derselben nachzuweisen. Daß es gerechte Klagen der protestantischen Dissenters gebe, schloß der Minister, wolle er am wenigsten verhehlen. Dies seyen Uebelstaͤnde fuͤr die Dissenters und fuͤr die herrschende Kirche zugleich. (Hort!) Dazu gehoͤre vor allen Dingen das Mißverhaͤltniß, daß der Dis— senter nach den Gebraͤuchen der Anglikanischen Kirche getraut werden muͤsse, statt die Copulation in seiner eigenen Kirche voll— ziehen zu lassen. Eben so sey die mangelhafte Fuͤhrung der Li— sten in Betreff der Geburten, der Todesfalle und der Heirathen ein Uebelstand, bei dem die Dissenters wie die Anhaͤnger der herrschenden Kirche gleich stark betheiligt seyen. Man gehe je— boch damit gegenwärtig um, beiden Uebelständen ein fuͤr allemal abzuhelfen, Der Erzbischof von Canterbury bemerkte, er wuͤrde nicht ein Wort uͤber diesen Gegenstand gesagt haben, wenn die Dissenters bloße Duldung gefordert haͤtten; da sie es sich aber einkommen ließen, die herrschende Kirche anzugreifen, so muͤsse er sich ihren Forderungen widersetzen; wenn sie nur großere Sicherheit und Beschuͤtzung ihres Eigenthums verlangt haͤtten, so wuͤrde er die Petition unterstuͤtzt haben; sie gingen aber in ihren Anmaßungen so weit, ihre Vorschlaͤge seyen so uͤbermuͤthig, daß er kaum begreife, wie so achtbare Leute sie haͤt— ten unterzeichnen konnen. „Wie kann“, fuhr er fort, „fuͤr die Vorbereitung einer reinen Religion in allen Theilen des Koͤnig—

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reichs gesorgt werden, wie kann dieselbe in enge Gassen und abgelegene Dorfer eindringen, wenn es keine herrschende Kirche giebt, die sich die Sorge dafur angelegen seyn laͤßt? Wo soll der Arme das Evangelium hören, wenn nicht Personen abge— schickt werden, die es ihm predigen? (Hoͤrt!! Zweifelsohne vermag in manchen Faͤllen die Froͤmmigkeit Einzelner, besonders in einem so reichen Lande wie dieses, in religioser Hinsicht sehr viel, aber wie soll der Religions-Unterricht in den dunn bewohn— ten Bezirken des Landes verbreitet werden? Diese wuͤrden nicht nur in religioͤser, sondern auch in sittlicher Beziehung in der groͤßten Unwissenheit verbleiben. Aber mrotz dieser Unwissenheit, ist das religidse Beduͤrfniß, das Gefuͤhl unserer eigenen Schwaͤche und unserer Abhaͤngigkeit von einer hoͤheren Macht so stark in dem Menschen, daß er um desto geneigter seyn wuͤrde, den er— sten besten Glauben, der ihm gepredigt wuͤrde, er moͤchte ver— nuͤnftig oder irrig seyn, g es e, und dadurch in einen gei— stigen Zustand gerathen koͤnnte, der fast eben so schlimm waͤre, als wenn er gar nichts von Religion wuͤßte. (Hort! Die herr⸗ schende Kirche bietet aber das ungefaͤrbte Licht der wahren Re— ligion dar, sie ist eine unfehlbare Zuflucht fuͤr den aufrichtigen Christen, dem es mit der Religlon Ernst ist. Ich weiß nicht, wle sich Jemand herausnehmen kann, etwas fuͤr goͤttliche Wahrheit auszugeben, was nicht als Offenbarung vom Himmel gekommen ist. Aber die Dissenters haben sich auf das erste Zeitalter der Kirche berufen, um ihre Argumente zu unter— stuͤtzen. Nun srage ich aber, ob es nicht stets eine Kirche gab, die als die herrschende galt, und ob nicht stets die Andersglaͤu— bigen als Haͤretiker betrachtet wurden? Waͤre dies nicht der Fall gewesen, wie wuͤrde es dann jetzt mit dem Ehristenthum stehen? Angenommen, es wollten nun alle Sekten in diesem Lande darauf Anspruch machen, die wahre christliche Kirche zu seyn, wo sollte sich dann der unwissende Forscher Raths erholen und Wahrheit finden? Wenn nun die herrschende Kirche zer— stoͤrt wuͤrde, was wuͤrden die Dissenters thun, und wie wuͤrde fuͤr die religioͤse Bildung gesergt werden? Selbst jetzt, wenn man die Beschwerden der Dissenters als Zeugniß gelten lassen will, ist nicht einmal Aufmunterung genug fuͤr Geistliche vor⸗— handen, selbst jetzt giebt es nicht Andachtshaͤuser genug; wie wuͤrde es erst seyn, wenn man ein freiwilliges Religions— System einfuͤhrte? (Hort, hoͤrt? Aber ich muß noch einen an— dern Punkt beruͤhren, der mir große Besorgniß erregt: es ist die Sprache, die sich die Dissenters mit Hinsicht auf die herrschende Kirche erlauben. Ich kann kaum begreifen, was an dieser Ver—

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änderung in den Gesinnungen der Dissenters Schuld ist; ihre

Sprache ist eine ganz neue gegen sonst, da früher sehr talentvolle Dissenters, deren n fe. Ew. Herrlichkeiten wahrschein— lich kennen, die Nothwendigkeit einer Staats-Kirche zu— gaben, und ich weiß nicht, wodurch man neuerdings ent— deckt hat, daß eine solche Institution ihren Grundsaͤtzen und ihrer Wirkung nach ungerecht und schriftwidrig ö (Hoͤrt, hoͤrt! Der Graf Fitz william wunderte sich dar— über, daß der Lord-Kanzler das Bestehen einer herrschenden Kirche fuͤr nothwendig halte, und daß er glaube, die Dissenters wurden mit der im Unterhause vorgeschlagenen Maßregel in Be— zug auf ihre Trauungen zufrieden seyn, so lange sie genoͤthigt waͤren, die Aufgebote auch in den bischoͤflichen Kirchen publici— ren zu lassen. Auf die Bemerkung des vorigen Redners, daß man nicht begreifen koͤnne, wo die Animosttät der Dissenters gegen die herrschende Kirche herruͤhre, erwiederte er, daß es noch nicht vier Jahre her sey, als im Unterhause alles Moͤge liche aufgeboten worden, um die Dissenters von Corporations— und andern Aemtern auszuschließen; man habe ihnen damals gesagt, sie seyen nicht faͤhig, die Stelle eines Alderman oder ei— nes Stadtraths zu bekleiden. Der Lord-Kanzler machte dar— auf bemerklich, daß doch irgend eine Veranstaltüng hatte getrof⸗ fen werden muͤssen, um die beabsichtigten Heirathen zwischen Dissenters und Mitgliedern der Englischen Kirche zur oͤffentli— chen Kenntniß zu bringen. Daß eine solche Veranstaltung noth⸗ wendig sey, konne nicht geleugnet werden, denn wenn nur

die Bekanntmachung in einer Kapelle oder einem Bethause er-!

forderlich waͤre, so wuͤrde es zum Beispiel der Tochter oder Schwester des Grafen Fitzwilliam, sehr leicht seyn, eine geheime eheliche Verbindung einzugehen, wenn sie zu den Dissenters überginge. Der Erzbischof von Canterbury fuͤgte hinzu, daß man es zwar fruͤher einmal versucht habe, statt des Aufbietens die Namen der Brautleute an die Kirchthuͤren anzu— schlagen; aber dieser Gebrauch habe im ganzen Lande einen sol— chen Anstoß erregt, daß die Zahl der Heirathen sich danach bin— nen einem Jahre um die Hälfte oder zwei Drittel vermindert habe. Der Graf von Haddington äußerte sein Erstaunen daruͤber, daß die vorliegende Bittschrift von 50,000 Unterthanen des Koͤnigreichs habe unterzeichnet werden koͤnnen; er wollte je⸗ doch bei genauerer Durchsicht gefunden haben, daß dieselben Namen mehr als einmal darunter geschrieben seyen. Der Lord-Kanzler gab zu, daß dies vorkommen koͤnne, wies je⸗ doch nach, daß die Petition wenigstens von 40,000 Individuen unterzeichnet sey. Die Bittschrift wurde sodann auf die Tafel des Hauses niedergelegt.

uͤnterhaus. Sitzung vom 9. Mai. Die von Lord Al— thorp eingebrachte Bill zur Verbesserung der Armen-⸗Gesetze wurde heute zum zweitenmale verlesen, und zwar ward die zweite Verlesung derselben, ungeachtet der vielen dagegen erhobenen Wi⸗ derspruͤche, mit der bedeutenden Majoritaͤt von 319 gegen 20 Stimmen genehmigt. Doch laͤßt sich aus den da— bei gepflogenen Debatten vorhersehen, daß in dem Aus— schusse, dem die Bill noch zur Begutachtung uͤbergeben wer— den muß, wesentliche Modificationen damit vorgenommen werden duͤrften. Der Haupt-Vorwurf, den man der Bill macht, war, daß sie durch die Errichtung einer unabhaͤn⸗ gigen, aus drei Personen bestehenden Behoͤrde, welche das ganze Armenwesen des Landes leiten soll, den einzelnen Gemeinden die Fuͤrsorge fuͤr ihre Armen, die ihnen bisher oblag, aus den Haͤn⸗ den nehme und dadurch die Beruͤcksichtigung der fuͤr jede Loka— lität verschieden sich stellenden Erfordernisse einer guten Armen— pflege schwieriger als unter dem gegenwartigen System mache; mehrerer anderer Ungelegenheiten, welche durch eine solche ohere Direction fuͤr das ganze Land hervorgerufen wuͤrden, nicht zu

gedenken. In der heutigen Debatte uͤber die Bill tra— ten gegen dieselbe besonders der Oberst Evans und Sir Samuel Whalley, Mitglieder fuͤr London, auf. Der

Erstere schlug eine Resolution vor, durch welche erklart wuͤrde, „daß allerdings eine Verbesserung der jetzigen Armen⸗Gesetze noth⸗ wendig sey, daß aber kein Vorschlag die Genehmigung des Hau⸗ ses erhalten werde, durch welchen den zum Unterhalt der Armen⸗ Beisteuernden die Verfuͤgung uͤber die Verwendung ihrer eige⸗ nen Beitraͤge entzogen werden solle.“ Sir Samuel Whalley

dagegen beantragte als Amendement die zweite Verlesung der vorliegenden Bill in sechs Monaten, und wies, indem er die Bestimmungen derselben durchging, deren Unzweckmaͤßigkeit ein—

zeln nach. Nachher sprachen noch mehrere Mitglieder des

sey. Beschluͤsse in diesen Sinne wurden in einer nachfolgenden

und gegen die Maßregel, äußerten sich ab, die zu ausgedehnte Gewalt der oberstt Armen? Kommission und fuͤr eine nochmalige Erwägung de Bill ein dem Ausschusse. Am Schluß der Debatte erklaͤrte s Lord Althorp, nachdem er auf mehrere Aeußerungen der Gag ner geantwortet hatte, bereit, jede einzelne Bestimmung der Bl in dem Ausschusse genguer Pruͤfung zu unterwerfen, un glaubte, daß ein solches Verfahren nur dazu dienen werde, al gemeinere Zufriedenheit mit der Bill zuwege zu bringen, da di, felbe, wie er sich Außerte, bis jetzt besonders außerhalb des Hun ses fehr schief und einseitig beurtheilt worden sey. Am Schl der Sitzung wurde noch ein Beschluß gefaßt, durch welchen de bereits mitgetheilten Bestimmungen 4proc. Annuitäͤten Gesetzeskraft beigelegt wird.

Sitzung vom 12ten Mai. Lerd Althorp zeigte heun an, daß er die Ansetzung des Ausschusses uͤber die Bill un Verbesserung des Armenwesens auf den 14ten beantragen um dann zugleich einige Veränderungen in derselben vorschlagn werde.“ Sonst bot die heutige Sitzung nichts von allgem nem Interesse dar, da nur Lokal-Angelegenheisen zur Sprach

kamen.

Hauses fuͤr fast alle gegen

8 .

London, 13. Mai. Vorigen Freitag gab Ihre Masesh die Koͤnigin im St. James-Palast einen Staats-Ball, zu def die fremden Botschafter und Gesandten mit ihren Tuna in und mehrere hundert Personen vom hoͤheren und niederen A eingeladen waren. Säͤmmtliche Staats-Zimmer waren bei diesn Gelegenheit geoͤffnet; getanzt wurde im Saal der Koͤnigin Ann und im Thronsaal. Am Ende des Haupt-⸗Ballsaals war ein Platform errichtet, auf welcher sich karmoisinene, in Gold gestich Sitze fuͤr Ihre Majestaͤten, die Koͤnigliche Familie und die

ahl: ir Ges. . ; i itzen aus kon : mahlinnen der Gesandten befanden; von diesen S ö nn vier Maͤchten geschlossenen Traktats wird stuͤndlich aus Spanien

man die drei Hauptzimmer uͤberschauen. Der Ball begann n 10 und dauerte bis 3 Uhr Morgens. Nachdem der Koͤnig n Sonnabend noch mehreren Ministern und dem Baron unn Mahrnholtz, Kammerherrn des Herzogs von Braunschweig, In dienz erthellt hatte, kehrten Ihre Masestäten wieder nach Win sor zuruͤck. Morgen will die Koͤnigin einer Deutschen Opern Vorstellung beiwohnen.

Postmeister, von hier nach Paris abgegangen; ob er dort i . amtlicher Qualitat auftreten wird, ist nicht bekannt, doch schein

es, daß man an einer schnelleren Verbindung zwischen den bi

den Hauptstaͤdten von Frankreich und England eifrigst arbeitet

Am 10ten d. M. hatte eine Deputation des vereinigten & mité's der Dissenters eine Konferenz mit Lord Althorp uͤber y ren Angelegenheiten und uͤber die von der Regierung beabsch tigten Maßregeln zur Aufhebung der auf den Andersglaͤubignn lastenden Bedruͤckungen. Die Deputation erklaͤrte sich fuͤr ein liberalere Behandlung der Dissenters, als die Regierung ihnen zu Theil werden lassen will. Lord Althorp dagegen äußerte seim Verwunderung uͤber diese Erklarung, glaubte, daß die Regierum alles Moöͤgliche gethan habe, und sagte, daß zu großeren Con sionen von Seiten derselben keine Hoffnung sey. Die Deputin ten meinten, daß solchen precairen und partiellen Verbesserungen als die Regierung beabsichtige, der jetzige Zustand vorzuziehen

Versammlung des Comité's gefaßt. I.

Man spricht von einem Zwiespalt zwischen dem Ministes Stanley und Lord John Russell, der zu einem ernstlichen Wort wechsel Anlaß gegeben haͤtte. .

Die Morning-Post behauptet, daß die Majoritaͤt da Kabinets-Minister, den Grafen Grey an der Spitze, auf di Aufhebung des von Dom Pedro erlassenen Zoll⸗Dekrets bestehen wuͤrde; an der Spitze der entgegengesetzten Partei stehe Lor Palmerston.

Die Morning-Post sagt: „Es freut uns, eines Umstan des erwähnen zu koͤnnen, der sehr zur Ehre des jetzigen Min steriums gereicht. Es hat den Beschluß gefaßt, Herrn Gu eine Pension zu bewilligen, und denselben autorisirt, sogleich Al Pfund aus dem Schatz zu beziehen. Dieses ausgezeichnete Ind viduum war stets ein politischer Gegner der jetzigen Minister,

Der Graf von Burlinton ist am Freitag in seiner Woh nung in Piccadilly mit Tode abgegangen. Er hatte ein Altt von 81 Jahren erreicht. Sein Enkel, Lord Cavendish, erbt od Titel und Besitzungen des Verstorbenen.

Am 8. d. hielt die Bibel-Gesellschaft fuͤr das In- und Au land unter dem Vorsitze des Lord Berley ihre jaͤhrliche Sitzun Aus dem Berichte geht hervor, daß die Gesellschaft 5090 Filin Institut zaͤhlt, davon 3400 in Großbritanien und Irland, sie die Bibel in 121 verschiedenen Sprachen hat drucken lasen, und mit dem Drucke derselben in noch Z36 andern Sprachen schaͤftigt ist, daß sie seit ihrem Bestehen im Jahre 1804 13 Mil und im Laufe des vorigen Jahres g00, 006 Bibeln vertheih seit i 804 2 Mill. Pfd. Sterl. ausgegeben, und daß sich die von jaͤhrige Einnahme auf 85, 893 Pfd. Sterl., also auf 8400 ps Sterl. mehr als im vorangegangenen Jahre belaufen hat. Meß rere ansehnliche Summen waren anonym eingegangen, außerden 1000 Pfd. Sterl. Legat von Mrs. Hannah More.

Die Widersetzlichkeit der Schneidergesellen scheint ihre Ende nahe zu seyn, da es bald unmoglich werden wird, die n thigen Fonds zur Unterstuͤtzung der Arbeitslosen aufzutreibe! Zuerst wurden zu diesem Zweck 10 Sh. woͤchentlich fuͤr Jed! ausgesetzt, aber schon in der zweiten Woche mußte die Summ auf 7 Sh. 6 D. herabgesetzt werden. Eine große Menge R Unionisten zog sich darauf zuruͤck, und man fand es noͤthig, del Uebrigbleibenden zu erlauben, daß sie fuͤr ihre Privat-Kundeh im Haufe arbeitelen. Am verwichenen Sonnabend sind alt jene versprochenen 7 Sh. 6 D. nicht mehr ausbezahlt wordeh und eine Menge von Familien der arbeitenden Klasse befind! sich daher jetzt in der größten Duͤrftigkeit. Das Comitsè der Lond⸗ ner Schneidermeister hat die Resolütionen, welche am 28sten v. Mi einer allgemeinen Versammlung gefaßt wurden, nochmals nebst einen alphabetischen Namens-Verzeichnisse aller Londoner Meiste welche denselben beigetreten sind, publiciren lassen. Zugleit zeigte das Comités an, daß ihm bedeutende Unterstuͤtzungen gessossen und aus mehreren Theilen des Landes Erklärungen gekommen seyen, welche jene Beschluͤsse vollkommen billigen um Nachahmung des Beispiels versprechen. In Leeds haben 6 saͤmmtliche Inhaber der Tuchfabriken, welche zu den bedeutend sten der Siadi gehoren, dahin erklärt, daß sie keinen Arbeit. mehr anstellen werden, der nicht bewiesen habe, vor dem 12th d. M. aus dem Handwerker Verein ausgetreten zu seyn. .

Bis jetzt ist noch keine Bestaͤtigung uͤber die zuerst von Globe (. nach einer telegraphischen Depesche aus Bayonne gemeldete Ein schiffung des Infanten Don Carlos nach England hier eing⸗ gangen, und es scheint demnach diese Angabe in das Reich de Erdichtung zu gehören, obgleich hiesige Blatter ausdruͤcklih darauf hindeuten, daß diese Erdichtung nicht Englischen Ursprungs sey. Anlangend die Portugiesischen Angelegenheiten, so ist alle

ber die Redüutlon ö ar eir. jedoch unbedeutendes. Weichen der Portugiesischen Fonds n ö . zumal, da mit dem „Afrikan“ keine Privat-Briefe gekom—

Schiffs⸗Mannschaft, es sey kein weiteres Treffen vorgefallen;

. . Angaben moͤchte man indessen zu schließen vermocht seyn,

am 20 Januar gewuͤthet und großen Schaden angerichtet, indem die staͤrksten Bruͤcken hinweggerissen waren.

Am joten d. M. ist der Herzog von Richmond, Genet ten arretirten Personen saßen noch im Gefaͤngniß, ohne vor

von der Ernennung des Herrn Raikem zum General-Prokura—

genommen.

Angelegenheiteß, Grafen Cronstedt, zum Commandeur-Großkreuz

Form, bei Sr. Maj. um Entlassung desselben aus dem Staats⸗ Rathe und von seinem Amte einkommen moͤchten.

bei, nebst der Kadetten-Korvette „Nayaden“ nordwaͤrts abgese⸗

ten ernannt.

dings das Dampfboot „African“, welches den Tajo am 7. d. Uhr Morgens verlassen, mit Regierungs-Depeschen, die so—⸗ gleich weiter befoͤrdert wurden, am 11. d. zu Plymouth ange⸗ songt. In Folge dessen meldete der gestrige Courier, es habe die wichtige Nachricht uͤberbracht, daß Dom Miguel die ihm angetragenen Bedingungen angenommen habe, und mit der Britischen Fregatte „Stag“ nach England unter— weges sey. In seinem Börsen-Berichte war jedoch diese Angabe lediglich als unverbuͤrgtes Geruͤcht bezeichnet, und heute Mittag berichtete dasselbe Blatt, bis jetzt habe sich jene Nachricht nicht bestaͤtigt, vielmehr halte die Regierung die ihr zugekomnuenen Depeschen sehr geheim. In Folge dessen trat so—

mer waren. Zu Plymouth versicherte man, nach Aussage der Förigens muͤsse der „Afrikan“ hoͤchst wichtige Nachrichten uͤber— kracht haben, da er nicht einmal zu Porto habe anlegen duͤrfen, weshalb man von einem angeblich stattgehabten zweiten Besuche des Lord Howard de Walden in Santarem den guͤnstigsten Er— olg vermuthete. Aus allen diesen schwankenden und widerspre—

daß sich allerdings etwas Bedeutendes, aber noch nichts Ent— scheidendes ereignet. Ein anderes Geruͤcht, welches vor einigen Tagen in Um— lauf war, daß söch bei der Ratification des angeblichen Quadru— Allianz-⸗Vertrages in Madrid Schwierigkeiten erhoben haͤtten, sst ebenfalls bis jeßt weder bestaͤtigt noch widerlegt worden, und die Times bemerkt, der erwaͤhnte Vertrag habe am gten d, da— selbst ratificirt werden sollen und diese Nachricht koͤnne hoͤchstens heute hier eingetroffen seyn.

Im Globe liest man: „Die Ratification des zwischen den

erwartet, und von Lissabon aus ist in derselben Beziehung eine Depesche mit dem Dampfboote „Pembroke“ unterweges.

Wir haben Nachrichten aus der Insel Mauritius bis zum 5. Februar empfangen. Ein fuͤrchterlicher Orkan hatte daselbst

Die vor 6 Mona—

Gericht gestellt worden zu seyn.

ö Brüͤssel, 13. Mai. Der Eclair sagt, daß die Nachricht

tor beim Cassationshofe grundlos sey. Herr Levoir ist am 11ten Mai wieder zu Antwerpen an— = Weschluß ĩ j nuck gekommen; der Verbannungs-Beschluß gegen ihn ist zuruͤck—

Das Minister-Conseil hat sich vorgestern zweimal und gestenn Morgens von Neuem versammelt. Diese Konferenzen sollen, wie man versichert, mit einer von London angekommenen diplomatischen Nachricht in Verbindung stehen.

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 9. Mai. Unterm 174en v. M. haben Se. Maj. den Contre-Admiral und Chef der Verwaltung der See—

des Schwerdt⸗Ordens ernannt.

Die Aftontidning vom 1sten d. meldete, es verlaute, daß der Constitutions-Ausschuß mit 10 gegen 9 Stimmen auf die verschiedenen, wider den Staats-Secretair Herrn Skogman von Stände⸗Mitgliedern vorgebrachten Beschwerden zu begutachten beschlossen habe, daß die Staͤnde, gemaͤß S. 107 der Regierungs—

D n m g rk. Kopenhagen, 10. Mai. Das Linienschiff „Dronning Maria“ ist am sten d. die Festung Kronberg (im Sunde) vor⸗—

gelt. Es war vorher bei Humlebeek vor Anker gegangen, weo— hin Se. Königl. Hoheit Prinz Friedrich Karl, Christian mit Suite von Jaͤgerspriis gekommen war und sich eingeschifft hatte, um auf dem Linienschiffe die Reise nach Island zu machen.

Von der aus Westindien zuruͤckgekehrten Koͤniglichen Brigg „Alert“, Capitain Zahrtmann, ist der Koͤnigl General-Gouver— neur unserer Westindischen Inseln, General-Major v. Scholten, am 25sten v. M. in England ans Land gegangen, und gedachte, seiner Gesundheit wegen nach Achen zu reisen, wohin sich seine Familie schon sruͤher begeben hat.

F ole n. Warschau, 13. Mai. Se. Masestgt der Kaiser haben das Mitglied des Admistrations-Raths im Königreich Polen, Ge— neral Lieutenant Nautenstrauch, zu Hoͤchstihrem General⸗Adjutan—⸗

Der Vorsteher des Hospitals zum Kindlein Jesu, Graf Joseph Kwilezki, ist zum Mitglied des General-Conseils der wohlthätigen Anstalten in Warschau ernannt worden.

In Plozk wurde der Tag der Volljährigkeit Sr. Kaiserli— chen Hoheit des Großfuͤrsten Thronfolgers durch Gottesdienst in der Kathedrale, und durch ein glaͤnzendes Diner gefeiert, welches der dort kommandirende General der Kavallerie, Baron Kreutz, den Militair und Civil Behoͤrden gab. Abends war die Stadt illuminirt.

So eben ist hier ein Verzeichniß der Gemälde im Druck erschienen, die sich in der Gallerie und in den Zimmern des Willanowskischen Palastes befinden und Eigenthum des Grafen Alexander Potozki sind.

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Kassel, 14. Mai. Die Sammlung von Gesetzen ꝛc. fuͤr Kurhessen enthält folgende Gesetze: „Von Gottes Gnaden Wir Friedrich Wilhelm, Kurprinz und Mitregent von Hessen ꝛ36 21 haben uns gnaͤdigst bewogen gefunden, auf den Antrag Unseres Gesammt⸗Staats⸗Ministeriums und mit Zustimmung, der getreuen Landstaͤnde Folgendes zu bestinmen. 8. 1. Ein Drittheil der nach Vorschrift der Vergrdnung vom 28. Dez 183 in der Provinz Hangu und den Kreisen Fulda ünd Huͤnfeld von der Zoll-⸗Behoͤrde festgestellten Nachsteuer-Betraͤge soll, mit Ruͤcksicht auf die früher daselbst angeordnete Aversionäl-Steuer, denjenigen Steuerpflichtigen erlassen werden, welche bis zum 1. Juni d. J. die anderen zwei Drittheile vollstaͤndig bezahlt haben werden. 82. Ge⸗ gen diejenigen Restanten, welche innerhalb der gedachten Frist jene zwei Drittheile nicht entrichten, haben die Rentereien der betreffen⸗ den Bezirke die exekutive Beitreibung der ihnen hiermit zur Erhe⸗ bung uͤberwiesenen vollen Nachsteuer-Beträge, so wie fon von den Zoll⸗Behörden festgestellt sind, zu verfugen und durch das ihnen zustehende Unter-Personal vollziehen zu lassen. Unsere Behörden und Alle ꝛ. Urkundlich ꝛe. Gegeben zu Wilhelmshoͤhe am 19ten

96.5

„Von Gottes Gnaden Wir Friedrich Wilhelm, Kurprinz und Mitregent von Hessen 3. :. haben, in der Absicht, das Muͤnzwesen auf eine den Verkehrs-Verhaͤltnissen angemessene Weise zu ordnen, auf den Antrag Unseres Gesammt-Staats-Ministeriums und mit Zustimmung der getreuen Landstaͤnde Folgendes verfuͤgt 8 1 Der Ein- und zwanzig Gulden⸗-Fuß, worin die Mark fein Silber zu vierzehn Thaler ausgebracht wird, ist, der gesetzliche Muͤnzfuß fur Kurhessen, in welch ein alle groben Münzen, einschließlich der Vier⸗ Groschenstuͤcke, genau ausgepraͤgt werden sollen. 5. 2. Die der⸗ malen noch coursirenden Kurhessischen , ,, an Ein⸗Gu⸗ tegroschen, Zwei und Ein-Albusstücken sollen vorlaufig vol“ Gültigkeit haben, und als dem Ein- und zwanzig⸗Guldenfuße gleich⸗ stehend angesehen werden. 3. Verbindlich eiten, welche nach dem Jahre 1786 in Niederhessischer ediktmaͤßiger . eingegangen sind, werden als im Ein⸗ und zwanzig⸗Guldenfuße ab geschlossen betrachtet. §. 4. In den Landestheilen, in welchen bisher der 24⸗Gulden⸗Fuß üblich war, wird der Kurhessische Thaler (s. ss. 1 und 2) gleich⸗ gestellt J Gulden 45 Kr. 5. 5. Die Kronen⸗Thaler duͤrfen da, wo Thaler⸗Rechnung uͤblich ist, nicht höher als zu 4 Rthlr. 13 g96r., da aber, wo Gulden-Rechnung uͤblich ist, wie bisher, nicht höher als zu? G. 42 Kr. angenommen werden. 5. 6 In allen Faͤllen, in welchen Kronen-Thaler in ganzen oder Theil-Stuͤcken in hoͤhe⸗ rer als der vorstehend bestimmten ,, ausgegeben werden, ist der Empfaͤnger stets berechtigt, das nach der Redüction auf die ge= setzliche Geltung zu wenig Empfangene nachzufordern, und es sind alle hiergegen eingegangenen Verabredungen nichtig, vorbehaltlich der bei eintretender Taͤuschung zur Anwendung kommenden Bestra⸗ fung. Die Behörden und Alle, die es angeht, haben sich hiernach zu ächten. Urkundlich Unserer hoͤchsteigenhaͤndigen Unterschrift und 3 J Staatssiegels gegeben zu Wilhelmshöhe, am 3ten

ai 1834.“

dünchen, 13. Mai. Der Muͤnchener Zeitung zu— folge, wird Ihre Mej. die Koͤnigin in diesem Sommer wie— der das Bad Kissingen besuchen.

Dem Rheinbayer zufolge, haben fuͤnf Personen, welche nach dem Versuch zur Befreiung des Dre. Wirth nach Frankreich ent— flohen, von der dortigen Regierung Paͤsse nach Calais erhalten. Zwei der Verhafteten, Simon und Zimmermann, sind wieder auf freien Fuß gesetzt worden.

Stuttgart, 12. Mai. Heute feierten wir das Erinne— rungs-Fest an unsern Schiller wiederum auf der Silberburg. Selten sah man dieses Fest mit so inniger Theilnahme der Ge— bildeten aller Stande begehen; es war ein neuer, erfreulicher Beweis des gediegenen Sinnes der hiesigen Einwohner. Die Mitwirkung der hiesigen Sänger-Gesellschaften und der Mit— glieder der Koͤnigl. Hof-Kapelle erhohte nicht wenig den Glanz dieser wahrhaft vaterlaͤndischen Feier.

Darmstadt, 14. Mai. (Frankfurter Journal.) Gestern sollte in der zweiten Kammer unserer Staͤnde-Versamm— lung die Frage uͤber die Guͤltigkeit der Wahl des dritten Wahl— Bezirks der Provinz Starkenburg zur Entscheidung gebracht werden. Es handelte sich naͤmlich von der Erwaͤhlung des Ab— geordneten E E. Hoffmann und der Anerkennung ihres gesetz— lichen Werthes. Zwei bedeutende Meinungs-Verschiedenheiten suchten sich in dieser Beziehung geltend zu machen: die eine lief darauf hinaus, daß vorerst uͤber die formelle Guͤltigkeit der frag— lichen Wahl, ganz unabhaͤngig von der am ten d. M. durch das Hofgericht gegen Hoffmann angeordneten Untersuchung, abgeurtheilt werden muͤsse; die andere dagegen bestand darin, daß, in Ueber— einstimmung mit Art. 87 der Verfassungs-Urkunde, der letztere Umstand bei Entscheidung uͤber des Gewaͤhlten Zulaͤssigkeit zu— gleich mit in Erwägung gezogen werden muͤsse. Die um diese beiden Punkte sich drehende hitzige Diskussion fuͤhrte Jo wenig zu einem allseitig befriedigenden Resultate, daß funfzehn Mitglieder der Kammer auf ihr Stimm⸗ Recht bei Beurtheilung der vorliegenden Frage beharrlich verzichteten. Als eine Fortsetzung des gestern so scharf hervorgetretenen Mei— nungs⸗-Zwlespaltes war die heutige Sitzung zu betrachten, In dem Augenblick, wo der Abg. Trommler eine Protestation in Bezug auf die gestrigen Vorfälle, namentlich wegen der verwei⸗ gerten Abstimmuüngen, vortragen wollte, zeigten sich sogleich in der Versammlung die Symptome der heftigsten Gaͤhrung. Meh— rere Mitglieder erhoben sich fast gleichzeitig, behauptend, daß, in Gemaͤßheit der heutigen Tagesordnung, der Abg. Trommler nicht berechtigt sey, die gestrigen Vorfaͤlle wiederholt zur Sprache zu bringen. Der geregelte Gang der Debatte hoͤrte als⸗ bald auf; unverstaͤndliche, sich durchkreuzende Ausrufungen,

welche nur durch die Gesticulation der Redner einigen Sinn erhielten, traten sofort an deren Stelle. Der Praͤsident mußte zweimal von der Klingel Gebrauch ma— chen, bevor es ihm gelang, den Sturm zu besch woͤ⸗

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ren und die Diskussion wieder in die Bahn der Ordnung zu— ruͤckzufuͤhren. Es ward nicht weniger als zwei Stunden daruͤber diskatirt, ob dem Abg. Trommler in dem unterstellten Falle das Wort zu gestatten sey oder nicht. Mehrere Abgeordnete glaub— ten, mit Hinwetsung auf die Geschaäͤsts-Oronung, darauf vernei— nend antworten zu muͤssen. In dem entgegengesetzten Sinne sprachen E. S. Hoffmann, v. Gagern u. A., mit Bezugnahme auf analoge Vorgange früherer Landtage. Endlich gelang es dem Abgeordneten, Grafen Lehrbach, aus diesem Labyrinthe von Meinungen einen Ausweg zu sinden, der die weitschichtige Dis⸗ kussion wieder auf den Punkt zuruͤckfuuͤhrte, von wel⸗ chem man ausgegangen war; namlich der Abgeordnete Trommler erhielt das Wort. Dies war das Schluß; Re⸗ sultat des angefachten heftigen Kampfes, der in seiner Entstehung, wie in seiner Forifuͤhrung, so manche bedauerliche Ausbrüche aufgeregter Leidenschaften veranlaßte. Auf den Abg. Mohr machte die Scene, in welcher er mitzuhandeln sich vorge— setzt hatte, einen so tief verwundenden Eindruck, daß er plotzlich unwohl wurde und sich wegbegeben mußte. Alle diese Einzel— zuͤge geben ein deutliches Bild von der großen Spaltung, welche in der kaum zusammengetretenen Kammer herrscht, und welche von dem Abg. Trommler unumwunden eingestanden wurde. Der Unparteiische moͤge nun beurtheilen, ob die Elemente, aus welchen die neue Kammer zusammengesetzt ist, einige Garantieen fuͤr die Zukunft darbieten, und ob es den gemäßigten Mitglie— dern gelingen werde, den weiteren Verhandlungen eine den all— gemeinen Landes⸗Interessen entsprechende Richtung zu geben.

Oe st e rt ert ch!

Wien, 6. Mai. (Schlesische Zeitung.) Gestern ha— ben Se. Majestaͤt der Koͤnig von Ungarn Ihre Sommer ⸗Resi⸗ denz im Lustschlosse von Schoͤnbrunn bezogen.

Aus Livorno schreibt man, daß der Koͤnig von Wuͤrttem⸗ berg dort im Laufe dieses Sommers erwartet werde, indem er den Gebrauch der Seebaͤder auf einige Zeit beabsichtige. Zu gleicher Zeit hoͤrt man aus Karlsbad in Boͤhmen, daß die Koͤ— nigin von Wuͤrttemberg in diesem Bade⸗-Orte einige Wochen in diesem Sommer zuzubringen entschlossen seyn soll.

Aus Bucharost'ist die Nachricht hier eingegangen, daß die beiden neu ernannten Hospodare zu ihrer Investitur nach Kon⸗

April 1834.

stantinopel zu kommen wirklich eingeladen worden sind, und in

Folge dessen bereits die Reise nach der Tuͤrkischen Hauptstadt zu Land uͤber Silistria angetreten haben. Bis Ende des Monats Mai gedenken dieselben wieder zuruͤck zu seyn, um ihre hohen Posten fuͤr Lebensdauer einzunehmen. Vermuthlich werden dann erst die Feierlichkeiten in Jassy und Bucharest stattfinden.

Triest, 8. Mai. Heute fruͤh wurde das vor wenigen Tagen aus Alexandrien eingetroffene Griechische Merkantilschiff „Demetrio“, Eapitain G. Tambocchi, im Lazarethe St. Therese ein Raub der Flammen. Die Ladung bestand aus 580 Ballen Baumwolle, 275 Colli Gummi arab, und Weihrauch, und 131 Barili Perlmutter, wovon nur ein geringer Theil gerettet wurde. Eine Compagnie Koͤnigl. Bayerischer Truppen, zu dem vorge— stern von hier abmarschirten, vom Oberst-Lieutenant von Albert kommandirten Bataillon des 11ten Linien-Regiments gehöͤrig, war noch Zeuge dieses bedauernswerthen, aber imposanten Schau⸗ spiels ͤm 8 Uhr verließ diese Compagnie das Lazareth, und wird morgen auf Wagen ihrem Bataillbn nach Laibach folgen. Eine Abtheilung der vom Hauptmann Schnitzlein kommandirten Batterie Artillerie hat bereits am Hten d. das Lazareth verlassen, befindet sich aber noch hier, um in Gemeinschaft mit der noch nicht von der Quarantaine befreiten Abtheilung in 8 Tagen ih— ren Ruͤckmarsch nach Bayern anzutreten. Die dagegen von da— her kuͤrzlich eingetroffenen 130 Mann Koͤnigl. Griechischer Er⸗ gaͤnzungs-Truppen wurden heute eingeschifft.

Schweiz.

Folgendes ist die neueste Note des Deutschen Bundestages an den Vorort: „An die hochlobliche Eidesgenossenschaft der Schweiz. Hoch⸗ achtbare Herren! Besonders liebe Freunde und Nachbarn! Die Deutsche Bundes⸗-Verfammlung hat die Erwiederung des eidgen?s⸗ sischen Vororts vom 15. Marz d. J. auf das an die gesammte Eid⸗ genossenschaft gerichtete Ansinnen des Deutschen Bundes wegen Aus⸗ weisung aller Flüchtlinge fremder Nationen, welche direkt oder in- direkt zur Storung der Ruhe der Nachbarstagten gewirkt haben, zu empfangen die Ehre gehabt. Es sind auch demnaͤchst von der Re⸗ gierung von Oxestreich, Bayern, Württemberg und Baden der Bun⸗ des-Versammlung Mittheilungen geschehen, welche ihr die Ue⸗ berzeugung gegeben haben, daß auf die von diesen hohen. Re⸗ gierungen in derselben Angelegenheit und nach denselben leiten⸗ den Grundsaͤtzen der Schweizerischen Eidg offenschaft gemachten Erbffnungen gleichlautende Erwiederungen ergangen sind. Die Re⸗ . der genannten Staaten haben nothwendig hierin Anlaß

nden?muͤffen, den Deutschen Bund sowohl mit dem Gesichts, punkte, aus welchem allein sie den Inhalt dieser Erwiederung des hohen Vororts betrachten können, als auch mit den weiteren Schrit⸗ ten bekannt zu machen, zu welchen sie sich, um eine genuͤgende Er⸗ füllung ihres, auf völkerrechtlichen Grundfaͤtzen beruhenden, Begeh— rens zu erreichen, gendthigt sehen. Der Deutsche Bund theilt nicht nur vollkommen die Ansicht der genannten vier Höfe uͤber den In⸗ halt der jenseitigen Erwieberung, eine Ansicht, wesche der hohe eidgendssische Vorort aus den mittlerweile dahin gelangten Ant⸗ wokts Noten der Hofe von Wien, Munchen, Stuttgart und Karlsruhe ersehen haben wird, sondern derselbe ist auch, im Interesse der Gesammtheit des Deutschen Bundes, so wie in jenem der einzelnen, hierbei zunaͤchst betheiligten, Bundesglieder verpflichtet, für den Fall, daf, wider alle bessere Er⸗ wartung, von dem hohen Vororte das wiederholte Ansinnen der Deutschen Nachbar-Staaten eine entsprechende Aufnahme nicht fin⸗ den sollte, die Ausführung derjenigen Maßregeln, zu welchen sich die letzteren gegen die Schweiz gendthigt sehen wuͤrden, in ihrer vollsten Ausdehnung und mit aller Kraft zu unterstuͤtzen. Der Deutsche Bund hat es den freundschaftlichen Beziehungen, in wel⸗ chen berselbe zu feiner großen Genugthuung bisher mit der Schweiz gestanden hat, und welche dauernd und ungetrübt zu erhalten sein lebhaftester Wunsch ist, schuldig zu seyn geglaubt, durch die Bun⸗ des⸗-Versammlung, als sein verfassungsmaͤßiges Organ, diese offene und unumwundene Erklarung zu geben, um den hohen Vorort uͤber seine Gesinnungen und seine Entschluͤsse nicht in Zweifel zu lassen.

Frankfurt 4. M, den 1. Mat 1834. Der Deutsche Bund re. ꝛc. (gez) von Nagler.“

ig ten.

Ankona, 2. Mai. (Allgem. Zeitung.) Erst gestern erfuhr man hier, durch einen Tagesbefehl des Generals Cubieres an die Besatzung, die Aufstaͤnde zu Lyon und Paris und deren Unterdruͤckung. Bei diesem Anlasse entstand im Quartiere des Lazareths ein Streit zwischen den Soldaten und den Unteroffi⸗ zieren des ersten Bataillons des 66sten Regiments, welcher ernst⸗ lich haͤtte werden koͤnnen, wenn man nicht von obenher sogleich Maßregeln getroffen haͤtte. ) Das Offizier-Corps desselben Re— giments richtete eine Gluͤckwuͤnschungs-Adresse an den Koͤnig Ludwig Philipp, und druͤckte sein Bedauern aus, daß es nicht in Frankreich sey, um seine Anhaͤnglichkeit fuͤr den Thron und die Charte beweisen zu koͤnnen. Uebrigens wurde auch gestern der Namenstag des Königs hier mit großen militairischen und kirchlichen Festlichkeiten begangen.

Spanien.

Madrid, 6. Mai. Madrider Blaͤtter enthalten Notizen uͤber ein Zusammentressen, welches am 30. April zwischen einem Corps der Spanischen Invasions-Truppen unter General Rodil und 660 Miguelisten bei Gouveag Statt gefunden. Die Spa— nier wurden von dem General Carondelet kommandirt; sie dis— locirten den Feind, und erwarben sich die vollkommene Zufrie— denheit ihres Fuͤhrers. General Rodil hat in Folge jenes Tref fens sein Hauptquartier in Gouvea aufgeschlagen. ;

Die Nadrider Zeitung enthaͤlt folgendes bereits kurz erwaͤhnte Dekret: ;

„Bei Meiner lebhaften Sorgfalt, den Thron Meiner Erlauchten Tochter gegen den offenen Widerstand und die geheimen. Umtriebe der unrechtlichen und meineidigen Menschen zu befestigen, welche den verwegenen und verbrecherischen Plan gefaßt haben, ihn zu un⸗ tergraben und damit Meine Tochter wenn sie das Alter der Groß⸗ jaͤhrigkeit erreicht haben wird, den Thron auf unzerstsrbaren Grund—⸗ lagen befestiget und durch heilsame und weise Reformen, welche der allgemeine Zustand der Kenntnisse und jener der Nation gebie⸗ terisch fordern, erweitert empfange, habe ich ungufhdrlich über die Mittel nachgedacht, deren Anwendung zweckdienlich ware, damit ünsere heilige Religion die seit den Zeiten der Apostel in den Herzen der Spanier eingewurzelt ist, ohne daß die Sophismen so vieler durch ihren Hochmuth verblendeter Sektirer, oder die Unter⸗ nehmungen der Gottlosigkeit. das Gefühl derselben schwaͤchen konnten ihren urspruͤnglichen Glanz wieder erlange, der durch die Mißbraͤuche, welche die Jahrbunderte, der Krieg und die buͤrgerlichen Zwistigkeiten herbeisührten, verdunkelt wo den ist. Bas allgemeine Patronat der Kirche Spaniens, das Mir übertragen ist; der besondere Schutz des heiligen Conciliums von Trient, den Meine Regierung sich zur Ehre rechnet, und die innige eberzeugung, daß die katholische, apostolische und. Roͤmische Relt⸗

ion, welt entfernt, der buͤrgerlichen Gewalt zu schaden, ihre fe⸗ 6 Stütze ist, machten Mir dies zur Pflicht. In Betracht, daß Meine Erkauchten Vorgaͤnger sich mit dem edeln Beruf beschaͤftigt

Vergl. damit die in Nr. 131 der Staats⸗Zeit. befindlichen

direkten Nachrichten aus Ankong.