1834 / 139 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

am.

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haben, sie dadurch zu befestigen, daß sie entweder apostolische Kom⸗ missionen ernannten, um die noͤthig gewordene Reform der Ordeng⸗ Geistlichkeit vorzubereiten oder zu verwirklichen, oder daß sie die Cortes zusammenberiefen, um den Uebertreibungen eines uͤbelverstan⸗ denen Eifers oder einer uͤbelverstandenen Froͤmmigkeit ein Ziel zu setzen, oder endlich, daß sie die Kbnigl, Kammer ge uftrantẽn die Pfruͤnden zu verschmelzen, zu unterdrücken oder zu vermindern; und indem Ich in ihre ruhmvollen Fußstapfen treten will, verordne Ich im Namen Meiner vielgeliebten Tochter Isabella 1, Folgendes: Es soll unverzüglich eine Junta gebildet werden, die aus Welt⸗ und Ordens -Geistlichen, die durch ihre Tugenden, ihre Kennt⸗ nisse und ihre aufrichtige Anhaͤnglichkeit an die Legitimität em⸗ pfehlenswerth sind und aus Laien besteht, die mit der Frömmigkeit, Reife und Erfahrung die solide Kenntniß der Kronrechte eine Kenntniß, welche . ist, damit diese Rechte nicht angegriffen werden verbinden. Diese Junta wird den, gegenwartigen Zu⸗ stand des ganzen Spanischen Gebietes, insoweit er die Form und die Angelegenheiten des Kultus und seiner Diener betrifft, unter⸗ suchen. Alle Autoritaͤten muͤssen dieser Junta die zur Erfuͤllung der ihr aufgelegten Berufs-Arbeiten nöthigen Aufklaͤrungen und Erleichterungen liefern. Die Junta wird Mir, indem sie sich nach dem Vorstehenden richtet, den Plan zu Verbesserungen, die sie fur dienlich halten wird, vorschlagen, und fuͤr diejenigen, welche die Er⸗ maͤchtigung des heiligen Stuhl erheischen, wird die Junta die mit den gebräuchlichen Formen versehenen Gesuche vorlegen. Sie wird als Grundlage ihrer Arbeiten jene Instruction nehmen, die Sie Mir vorgelegt haben, und in welcher Mein Wille sich ausgedrückt findet. Aranjuez, den 22. April. Unterz. Die Königin.“ (Folgen die Na» men der Mitglieder der Junta und die Instruction.)

4c Rei.

Briefe aus Konstantinopel vom 15. April (in der Times) melden, daß wieder 4800 Mann nach Siwas in Asien abgegan— gen waren, um zu dem großen Lager unter Reschid Mehmed Pascha zu stoßen. Der Sultan hatte den von Achmed Pascha in St. Petersburg abgeschlossenen Vertrag ratificirt und diesem auf Lebenszeit zur Belohnung die Einnahme der Distrikte Boln und Gastamboli in Klein⸗Asien bewilligt. Unter den Stipula— tionen dieses Vertrages befindet sich die Bestimmung, daß nach dem Abzuge der Russischen Truppen aus der Moldau und Wa— lachei auch nicht die mindeste Veränderung in der Verwaltung jener Provinzen stattfinden und die Quarantainen an der Do— nau unter alleiniger Russischer Aufsicht bleiben sollen. Mit Mehmed Ali herrschte äußerlich ein scheinbar gutes Einverneh— men; wenigstens hatte der Sultan ein Schreiben an ihn ge— richtet, um ihn und Ibrahim zu der Vermaͤhlung der Sultanin Salicha einzuladen. Ibrahim Pascha befand sich in den war— men Baͤdern bei Akra. Die neuesten Berichte aus Alexandrien waren vom 20. Maͤrz und meldeten, daß der Pascha fortwaͤhrend mit der Regeneration Aegyptens beschaͤftigt war.

Der Morning-Herald meldet aus Konstantino— pel, daß die in der Tuͤrkei zu errichtende Miliz aus 300,000

dann bestehen, und daher mit den 100,000 Mann regulairer Truppen eine ansehnliche Macht bilden werde. Lange Zeit duͤrfte aber vergehen, ehe sie vollig enrollirt, bewaffnet und ein— exerzirt ist. Man glaubte, daß die Tuͤrkische Flotte erst am Hten

dai dem Anfange des Tuͤrkischen Sommers in See ge— hen werde; auch hieß es, daß die Flotte in diesem Jahre Tunis und Tripolis nicht besuchen duͤrfte.

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Berlin, 19. Mai. Aus Muͤnster schreibt man unterm 10ten d. M.: „Die hiesige Königliche Akademie schreitet auf der durch die Statuten ihr vorgezeichneten Bahn in geregelter Fe— stigkeit und erneuerter wissenschaftlicher Regsamkeit vorwaͤrts, und berechtiget zu immer schoͤneren Erwartungen. Unter den Studirenden herrscht ein ernster, wissenschaftlicher Sinn, der von ihren Lehrern mit theilnehmender Liebe gepflegt und gelenkt wird. Fern von dem wuͤsten uͤbermuͤthigen Getreibe, wie es leider noch auf manchen, besonders Suͤddeutschen Hochschulen herrscht, guf welchen Juͤnglinge, kaum der Schulzucht entwachsen, lieber alles andere, als sich selbst regieren moͤchten, empfehlen sich die hier Studirenden eben so sehr durch ihre sittliche Fuͤhrung uͤber— haupt, als auch insbesondere durch eine bescheidene sinnige Haltung, wie sie die wahre Wissenschaft und der wich— tige Beruf, dem sie sich widmen, erheischt. Mit Recht erfreut sich deshalb auch die hiesige Anstalt der allgemeinen Anerken— nung, und, von dem Rufe, in welchem sie auch bei dem benach— barten Auslande steht, mag die jährlich wachsende Zahl der Fremden zeugen, die aus Hannover, Oldenburg, Sachsen u. s. w. heruͤberkommen, um hier ihre wissenschaftliche Laufbahn fortzu— setzen. An der hiesigen Akademie befinden sich jetzt im Ganzen 19 Lehrer, 7 an der theologischen und 12 an der philosophischen Fakultaͤt, von denen bereits die Mehrzahl durch schriftstelle“ rische Leistungen sich um die Wissenschaft verdient gemacht haben. Fuͤr dieses Sommer -Semester sind im Ganzen 51 Vorlesungen angekuͤndiget, 14 an der theologischen, die uͤbri— gen an der philosophischen Fakultaͤt, die Vorlesungen und prakti— schen Uebungen im theologischen und philologischen Seminar nicht mit eingerechnet. Im Laufe des verflossenen Winter⸗Se— me sters hat die theologische Fakultat folgenden verdienten Mäͤn— nern die theologische Doktorwuͤrde zuerkannt und das Ehrendi— plom uͤberreicht am ten Februar dem oͤffentlichen ordentlichen Professor der Theologie, Pfarrdechanten ad St. Ludgerum und Domprediger Georg Kellermann; am 8. Februar dem Bischofe von Muͤnster, Kaspar Maximilian Freiherrn Droste zu Vischering, dem Bischofe von Kalamata und Weih- ⸗Bischof zu Muͤnster, Klemens August, Freiherrn Droste zu Vischering, und dem Dom-Probste und General— Vikar des Fuͤrst-Bisthums Ermland, Martin Fotschky. Kurz vor dem Schlusse des Winter-Semesters am 13. Maͤrz wurde auf der akademischen Aula zum erstenmale auch eine oͤffentlicht Promotion abgehalten. Bernhard Joseph Hil— gers, zu Dreiborn im Herzogthum Juͤlich im Jahre 1803 gebo— ren, welcher nach Vollendung der theologischen Studien auf der Universitaͤt zu Bonn in das Priester-Seminar zu Koͤln getreten, und nach Empfang der heiligen Weihe zum Vikarius zu Muͤnstereifel ernannt war, jetzt aber Pastor zu Siegburg ist, wurde nach vor— her wohlbestandenem Examen rigorosum zur oͤffentlichen Disputa— tion zugelassen, die mehr als zwei volle Stunden währte. Im Anfange dieses neuen Semesters fanden bereits zwei oͤffentliche Promotionen statt. Am 3. Mai wurde Konrad Martin, aus Geismar in der Provinz Sachsen, der das Gymnasium zu Heiligenstadt mit dem Zeugnisse Nr. 1. verlassen und hierauf zu München und Wuͤrzburg Theologie, und zu Halle insbesondere die Orientalischen Sprachen unter Gesenius studirt hatte, nach rühmlichst bestandenem Examen rigorosum und nach oͤffentlich ge— haltener Disputation, zum Licentiaten und Doktor der Theolo— gie creirt,.) Am 1gien dieses Monats erwarb sich dieselbe Wuͤrde Johann Engelbert Reber, Priester und Repetent im erzbischoͤf—

633 ist dieser P omotion bereits in der Nr. 130 der Staats⸗

in Nurmahal und Aleidor voruͤbergefuͤhrt werden.

6 lichen Seminar zu Koͤln. Referent, der Zeuge dieser akademi— schen Feierlichkeiten war, fand sich nicht wenig angezogen durch den wissenschaftlichen Ernst, mit welchem die einzelnen Theses controversae von den jungen Akademikern in fließender Lateinischer Sprache durchgegangen wurden, und wuͤnschte der Anstalt Gluͤck, die so hoffnungsvolle Juͤnglinge dem Staate und der Kirche erzieht. Auch die hiesige philosophische Fakultat hat das jus promovendi. sie darf aber nach den Statuten von der Ausuͤbung dieses Rech tes erst dann Gebrauch machen, wenn diese Fakultät durch die Errichtung noch einiger Lehrstuͤhle ihre gehörige Ausdehnung er— halten hat. Wir konnen zu den edlen Bemuhungen des um den Flor der hiesigen Akademie so hoch verdienten Kurators, Herrn Ober,Praͤsidenten Freiherrn von Vincke Excellenz, die zuver— sichtliche Hoffnung hegen, daß dieses Ziel nicht mehr fern seyn, und daß so endlich unsere so hoffnungsvoll aufbluͤhende Anstalt auch eine wuͤrdige äußere Stellung gegen ihre Schwester⸗Anstal— ten gewinnen werde.“

Am Sten d. M. gegen Mittag entstand in den Forsten „der Standesherrschaft Muskau in Schlesien bei der druͤckendsten Sonnenhitze ein Feuer, welches bei einem heftigen Sturme binnen 4 Stunden so schnell um sich griff, daß gegen 1000 Mor— gen Kiefern⸗Holz verbrannten. Der Schaden ist sehr bedeu— tend, da es meist starkes Holz von 30 bis 50 Jahren war.

. —— mmm

. Königliche Oper.

Ein von Bewunderung fast trunkener Vertheidiger der undra— matischen Opern⸗-Musik ) sagt rund heraus es sey unklug, einen Dperntext genau durchzulesen; und in gleichem Sinne behaupten sehr viele der jetzigen Musik-Liebhaber man muͤsse von den Worten und dem dramatischen Inhalte der Qper ganz absehen, auch sey die Dichtung gleich guͤltig und dergestalt Nebensache, daß nur das Talent 6 Tonkuͤnstlers uͤber Werth, Wirkung und Dauer einer Oper ent ch elde.

Ist dies gegruͤndet so koͤnnte man, um das schwierige Ausspre— chen der Worte und die vielen Konsonanten los zu werden, alle Noten nach Ut, Re, Mi, Fa, Sol, La, Si absingen und etwasbloß über jede Nummer schreiben man ißt, man trinkt, man liebt, man spricht vom Kettenhunde Nero, man stiehlt Loͤffel, man pruͤgelt sich, man verfuͤhrt ein Frauenzimmer u. derg!l mehr. Auch haͤtten die Directionen hierbei den Vortheil, daß das Honorar fuͤr die Poe— ten ganz wegfiele, und die Zuhdrer nicht vier Groschen, sonbern kaum vier Pfennige für das kurze im Lapidarstyl geschriebene Opern Recept zu zahlen brauchten.

Ernsthaft gesprochen, erweifet die Natur und die Geschichte der Kunst, daß keine Oper bleibenden Werth behält und behalten kann, sobald Melodie und Worte, ganz willkürlich an einander geleimt oder uͤbereinander gepappt sind, und daß auch der groͤßte Tonkuͤnstler der Nemesis nicht entgeht, wenn er einen schlechten Text wahlt oder den Dichter nur wie einen untergeordneten Zwangs Arbeiter betrachtet.

Fuͤr diese Ansicht haben wir einen Gewährsmann, der alle jene

widersprechenden Meinungen aufwiegt. Gluck sagt: So viel auch ein Tonkuͤnstler Anlagen besißt, so wird er doch niemals eine andere als mittelmäßige Musik machen, wenn der Dichter nicht einen Enthu— siasmus in ihm erweckt, ohne welchen die Produkte aller Kuͤnste schwach und aͤrmlich sind. Indem Gluck so den Dichter hoher stellte als die ubrigen Komwponisten, indem er an ihn und sein Werk glaubte, hob er sich selbst und schrieb Opern, wo Toͤne und Worte lebendig ineinander— greifen und fuͤr die Ewigkeit untrennbar verbunden sind. Er hatte, sagen Manche, Gluck bei der Wahl seiner Texte; wir be— haupten, es war nicht bloß Gluͤck oder Zufall, es war auch tiefe Weisheit, und bewies die Kraft, ein großes zusammengesetztes n f werk in seiner Totalitdät und zugleich in allen einzelnen Theilen aufzufassen, zu erkennen und zu gestalten. Us Spontini seine Laufbahn begann, fehlte es so wenig als jetzt an Opernbuchlein, und er schrieb an 20 Opern vor der Cirali Auf dhnliche Weise hätte er 40 schreiben und den Ruf einer un— ermeßlichen Produktivität begruͤnden koͤnnen; aber diese Stern— schnuppen und Raketen wuͤrden nach kurzem Glanze verschwunden und vergessen gewesen seyn, ohne Licht und Waͤrme zu hinterlassen. So wie Gluck's großere Laufbahn mit der Iphigenia in Aulis, be— ginnt die Spontini's mit der Vestalin.

Selbst diejenigen, welche leugnen daß das vorgesteckte hohe

Ziel von ihm erreicht worden sey, muͤssen zugeben er habe Kraft des Charakters und musikalische Begeisterung gezeigt, indem er den Beifall des Tages verschmaͤhte und die Kunst aus höherem Stand- punkte betrachtete. Denn das Große zu wollen (sagt ein altes Wort), ist mehr, als das Geringe vollbringen. Schreibt man fer— ner die Wahl der Texte nicht der Weisheit und Begeisterung, son— dern lediglich dem Glücke zu, so gehbrt Spontint wenigstens zu den gluͤcklichsten Tonkuͤnstlern. Wir erkennen gern den Werth der idyllischen und häuslichen Kreise an, und wollen keinesweges mit Leiermdäͤdchen und Schweizermaͤdchen, mit Fischermaͤdchen und Foͤr— stertoͤchtern Haͤndel anfangen; aber es bedarf Lieder und Chöre hoͤ— heren Tones (altioris indaginis), wenn drei Welttheile der Schau— platz der Handlung sind, wenn das Roͤmerthum in der Vestalin, Spaniens Große im Cortes, das Macedonische Reich in der Olym— pia, das Deutsche in der Agnes von Hohenstaufen, die Feenwelt Nurmahal, 1. Angenommen, daß Spontini durch musikalische ünd kritische Eroberer aus der Haͤlfte dieser Besitzungen vertrieben wurde, er bliebe doch ein Po— tentat und eine Hguptmacht in der musikalischen Welt. . Daß der Dichter der Olympia die Nachrichten von einem gewaltsamen Tode Alexanders benutzte, können wir nicht tadeln; ja der Geschichtschreiber darf wuͤnschen, daß eine Tochter des großen Koͤnigs vorhanden gewesen wäre, um der wildbewegten, in sich zer— rissenen Welt die Ruhe wieder zu geben. Sobald man (und dies ist nothwendig) an die ernsten, großen Thatsachen glaubt, und die Worte nicht bloß fuͤr einen Rahmen oder Canevas hält, wird man die Musik begreiflich finden und den Maßstab verwerfen, wonach diejenige Oper die beste ist, aus welcher sich die meisten Cotillons fuͤr die Winter-Baͤlle arrangiren lassen. Weil nun aber That, Wort und Musik in der Olympia zusam— mengehdrt, mußte jeder es doppelt beklagen daß die bisher zum Grunde gelegte Uebersetzung in einem Maße ungeschickt, untreu, unverstcndlich und holprig war, daß sie selbst die der Armide noch uͤbertraf. Beide Opern sollten ganz neu übersetzt werden, und so— wie Herr Rellstab fuͤr die Armide einen preiswürdigen (hoffentlich nicht vergeblichen) Anfang gemacht hat, sind mehrere Musikfreunde, insbesondere Herr Professor Raupach, bemuͤht gewesen, den Text der Olympia an sehr vielen Stellen wesentlich zu verbessern. Am 17ten d. M. wurde diese Oper nach langer unterbrechung zum erstenmale wieder gegeben. Einen kurzen Bericht uͤber die Darstellung behalten wir uns, insofern der uns zugemessene Raum es gestattet, bis nach einer zweiten Auffuͤhrung vor.

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Stendhal über Rossini 50. Meteorologische Beobachtung.

1834. Morgens Nachmitt. Abends Nach einmaliger

188. Mat. 6 Uhr. 2 Uhr. 10 Uhr. Beobachtung.

, ., 330, 3 Par. 6 16 334, 1 Par Quellwärme 7, 9 R. uftwarme 12, R. 6, * 11,5 0 R. ; Thaupunkt 6 55 R. . . o R. * 99 0 * Flußwärme 15,5 R.

Zeitung Ecwähnaäng zeschehen

Auswürtige Börsen. Amaterdam, 14. Mai. Niederl. wirkl. Schuld 5. 53 do. 963. Auugesetzte Schuld Kanz - Bill. 23. 44 3 Amort. 895. 318 732. uss. (v. 1836) hreuss. Prümien- Scheine 98. do. 48 Anl. isz. Oesterr. 9j; Span. II. 33 45. 9

3. 9. ö

Antwerpen, 13. Mani. Span. 55 72. 38 46. . 169. Nenp. 90. Metull. 101. Wien, 14. Mai. 583 Met. 9957. 233 52. 43 895. Bank-Actien 1271. Loo 100 5 200. Har. Gl, sigus. Ig g

33 Königliche Schauspiele— Dienstag, 20. Mai. Im Opernhause: Olympia, roh Oper in 3 Abth., mit Ballets. Musik von Spontini. (Ma Schroͤder-Devrient: Statira, als Gastrolle. Dlle. H. Eltz wird hierin tanzen.) .

ges 1 Rthlr. 10 Sgt. c.

Königstädtisches Theater.

Dienstag, 20. Mai. ;

von Bellini. (Olle. Hähnel wird, von ihrer Urlaubsreise si ruͤckgekehrt, hierin wieder auftreten. ;

ö Neueste Nachrichten.

Paris, 13. Mal. Gestern arbeitete der Konig mit den Praͤsidenten des Minister-Raths, mit den Ministern der Fina zen, des Handels und des öffentlichen Unterrichts.

Die Einwohner von Amboise haben auch eine Adresse g den Konig eingesandt, worin sie Sr. Majestaät ihre Ergebenhe⸗ bezeugen und ihren Unwillen über die Emeuten im Monat Aftj kundgeben.

. Der tunicipal-Rath der Stadt Clermont-Ferrand hat an 6ten d einen Beschluß gefaßt, wodurch derselbe sein Erstaunng

daruͤber ausdruͤckt, daß der Pairs-Hof erklaͤrt habe, es haͤtzz vom 10. bis 14. April Unruhen dort stattgefunden, da doch d

stoͤrt worden sey. und dem Pairs-Hofe zugeschickt worden. Der Graf Pozzo di Borgo hat gestern fruͤh Depeschen au London erhalten, und fast alle Mitglieder des diplomatischa Corps haben vorgestern Couriere an ihre verschiedenen Hoͤfe ch gefertigt. ĩ Der General⸗Masor Fleury, der das Geniewesen in Cyan befehligt, ist zum General-Lieutenant ernannt worden. Dem Courrier de Lyon vom 10ten d. zufolge, sind da

rection verhaftet worden. Bei mehreren derselben wurden Waf fen gefunden. Dieses Blatt behauptet, der neulich von einer Schildwache in Lyon erschossene Gefangene habe diese ungeblhr

ster zu entfernen, durchaus nicht Folge leisten wollen.

Es hat sich hier das Geruͤcht verbreitet, daß aus Madrid die Nachricht eingetroffen sey, es wären dem Traktate der vier dachte zwei Zusatz-Artikel hinzugefuͤgt worden, deren Unter. , w. der Portugiesische Gesandte verweigert hätte; dieser

ges verzögert. Im Courrier frangais liest man: „Die Spanische An

unter den Kapitalisten zu seyn. Haͤuser hatten sich dem Baron Rothschild angeschlossen, um den Madrider Kabinet Vorschlaͤge zu machen; in dem Augenblick aber, wo diese Vorschlaͤge im Gange waren, machte das Haus Rothsch

erbietungen, die auch angenommen wurden. Als dies hier be

die sich mit dem Rothschiloschen Handelshause zu Paris verge sellschaftet hatten, und es kam zu einem voͤlligen Bruch zwischen beiden Theilen.“

Das Mémorial des Pyrénées leitet die faͤlschlich⸗ Nachricht von der Einschiffung des Don Carlos aus dem Um

dels Courier sich nur so lange in Bayonne aufgehalten habe, als er forderlich war, um die Pferde zu wechseln; die Eil desselben habe zu jenem Geruͤcht Anlaß gegeben. Dieser Courier war uͤbrigens von den Karlisten an der Spanischen Granze nur aufgehalten

franca hatte er ein starkes Schießen gehort, und man glaubt

den Truppen der Koͤnigin stattgefunden

die Waffen gegen Don Carlos ergriffev haben, eine vollstaͤndig Amnestie bewilligt wird, wenn sie sich binnen 30 Tagen bein

Auf dem hiesigen Lloydschen Kaffeehause ist ein Prival

es unter Anderem heißt: „Rodil und Villaflor operiren fort

sich unmoglich noch lange halten. Torrijos ist in Barcelona angekommen. Einige Eifersuchl, hat bisher den Abschluß der es scheint, daß die die Juli-Dividende Sorge zu tragen. Wahrscheinlich wird vor der Zusammenkunft der Cortes gar keine Anleihe abge— schlossen werden. e

Anleihe verhindert, allein

die Stelle des Herrn Imaz genannt. Die 'junge Königin is von einer leichten Unpäßlichkeit befallen.“ ; .

Heute schloß Hproc. Rente pr. compt. 105. 60. sin eum 105. 75. proc. pr. Compt. 79. 55. sin cour. 79. 70. pro- Neap. pr. compt. 96. 9h) sin cour. 96. 80.

Rente 737. Zproc. do. 445. Cortes-Obl. 291.

Fproc. Belg. 99. 5proc. Rom. —. zproc. Belr

6463. 6465. Preuß. Praͤm. Sch. 555. 4proc. Anl. 3. G. proc. Span. Rente 71. 70. Zproc. do. perp. 45. 45.

1.

Redaeteur Cotte /

Dunstsaͤttg. 80 pCt 49 pCt. 87 pCt. Bodenwärme 12,6 9 R. Wetter... heiter heiter. Regen.. . n

Rind.... S8. S. S Ausdünst. 0, 132 Rh. Wolkenzug S. Niederschlag 0, 77 Rh.

Gedruckt bei A. W. Hayn.

rng g .

Preise der Plaͤtze: Ein Platz in den Logen des ersten Ra!

Norma, Oper in 2 Akten. Misss

Ruhe der Stadt Clermont nicht einen einzigen Augenblick ge . Diese Erklärung ist einstimmig angenommns

Zeitungs-Iachrichten. Ausland.

Imstand, fuͤgt man hinzu, habe die Ratifizirung des Vertr.

leihe scheint ein bedeutender Anlaß zu Ranken und Zwistigkeite n Mehrere Franzoͤsische Banquier zu London der Spanischen Regierung weit vortheilhaftere An

kannt wurde, entstand große Unzufriedenheit unter den Banquier?

stande her, daß ein fuͤr das Haus Rothschild abgefertigter Han

daher, daß dort ein Treffen zwischen den Insurgenten und habe. Die Ren

zondo eine Proclamation erlassen, worin allen Militairs, welcht

Schreiben aus Aranjuez vom ten d angeheftet worden, worin

wahrend in Verbindung mit einander, und Dom Miguel kam Die Wittwe des Generals

die sich unter den Spanischen Banquiers bemerklich macht,

Regierung Mittel gefunden hat, fuͤr

Nicht mehr Herr Remisa, sondern Herr

proc. Span

Frankfurt a. M., 16. Mai. Oesterr. 5proc. t. . 2 ; . stte e nr n n , sicherte hierauf, daß es nicht seine Absicht sey, die Leidenschaf—

190. 4proc. 916. gur. 2Iproc. 545. 1proc. 233. Br. Bank⸗ Aktien 1560. 1558. Part. Obi. 139. Loose zu 100 G. 206. Br. Holl. 5proc. Obl. von 1832 956. 95 . Poln. .

ö ö.

e ma,

Allgemeine

Preußische Staats⸗-Zeitung.

ö Amtliche Nachrichten.

o ni h

9 agen.

. Se. Majestaͤt der Koͤnig haben den Adel des Stadtrichters

in Nordenburg, Wilhelm G

ottfried, des Amtmanns und

NRitterguts / Besitzers auf Rogalwalde, Theodor Samuel, und

ots Oekonomie⸗-Kommissarius und Guts-Inspektors auf adelig

Adler / rden vierter Klasse und

Se. Masestaͤt der König

ser van Sanderen zu Arth, Bande zu verleihen geruht.

Angekommen: on Chwoschtschinsky, von

.

ö ö paris, 13. Mat. ten⸗Kammer waren die Herren

43

rung beleuchteten. Der Erstere

Gehlweiden, Karl Gottlob, Gebruͤder Horn, imgleichen des Geconde⸗Lieutenants im 3ten Infanterte⸗Regimente, Julius Jdolph Horn, zu erneuern geruht.

Ge. Masjestaͤt der Koͤnig haben dem Buͤrgermeister Trom— peter zu Altena, im Regierungs-Bezirk Arnsberg, den Rothen

dem Ober-⸗-Landesgerichts-Kanz—⸗

ten Schirrmacher zu Koͤnigsberg in Pr. das Allgemeine Cchrenzeichen zu verleihen geruht.

haben den beiden Hollaͤndischen

unterthanen, Wilhelm Müller zu Doesburg und dem Schif

die Rettungs-Medaille mit dem

Der Kaiserl. Russische General-Masor

St. Petersburg.

.

In der gestrigen Sitzung der Deputir—

Sarnier-Pages und Thiers

f fader F sie Bei ane edner ie im Laufe der Debatte uͤber die selbst wieder 11 Personen als? = ie beiden letzten Redner, die im Laufe er D 5 . Theilnehmer an, der letzten Insu zuschuͤsse fuͤr das Kriegs-Ministerium das System der Regie

bestieg die Rednerbüͤhne, um na—

r 82 —— ——

nentlich eine fruͤhere Beschuldigung des Herrn Thiers, daß die

haltenen Reden an den letzten Schuld gewesen, zuruͤckzuweisen.

K

gemacht, à Jahre aber hätten n die in à Stunden gemacht wor der Redner bei diesen

lautes Murren unterbrochen „Die Frage, die ich hier eroͤr ernsthaft, als daß man mich be

mehr Anspruch zu haben, als Meine Meinung ist, daß, wen sprechungen gehalten worden wäͤ zar nicht stattgefunden haͤtten;

. 56

das glaube ich Ihnen gern. 1 Landes seyn mag, so behaupte ich, daß an eine dauernde Ruhe

worden, um den gewohnlichen Tribut zu Zahlen; bei Vila ö nicht zu denken ist, wenn sich die Regierung nicht unausgesetzt

3 5

wuͤnsche, daß die Minister das ine Veranderung in der Regier Andere, vorzuͤglich seit ich geseh Revolution getragen hat. Ich

gend einem Bataillon der Karlistischen Armee stellen den moge, das sie zu verlangen b. . 2 s an der Aufrichtigkeit dieses Wunsches nicht zweifeln, wenn Sie

erwägen, wie freimuüͤthig die Opposition noch kuͤrzlich den Zweck, den sie versolgt, eingestanden hat. ster d. nern, der hierauf das Wort nahm, wies zunaͤchst die Behaup⸗ tung der Opposition zuruͤck, daß die gegenwaͤrtige Diskussion durch die Minister veranlaßt worden sey; er meinte, die April⸗

Ereignisse hätten eine so in die

Worten von den

lich und mehrmals beleidigt und der Aufforderung, sich vom Fen Pperesse und die von der Oppositions-Partei in der Kammer ge

inruhen in Lõoon zum Theil mit Niemand, meinte er, koͤnne

sich wohl daruber täuschen, daß die Minister selbst durch ihr beklagenswerthes System jene Unruhen herbeigeführt haͤtten; im Jahre 130 habe man dem Lande die schoͤnsten Versprechungen

icht hingereicht, um eine Charte, den, zu vervollstaͤndigen. Als Centris durch wurde, fuhr er also fort: tere, ist, wie mir scheint, zu i der Behandlung derselben sto

ren sollte; ich glaube vielinehr auf Ihre Aufmerksamkeit um so

ich der Minoritaͤt angehoͤre. die dem Lande gegebenen Ver— ren, die letzten Unruhen in Lyon diese Versprechungen sind aber

cht nur nicht gehalten worden, man hat uns vielmehr jede Hoffnung genommen, sie jemals in Erfuͤllung gehen zu sehen. Anstatt unsere Versassung zu ergänzen, hat man Gesetze zur Beschraͤnkung derselben verlangt; die Preßfreiheit ist verstuͤm⸗ melt, das Associgtions⸗Recht unterdruͤckt worden. Erinnert ein sol⸗ ches Verfahren nicht an Hrn. v. Polignac? Ja, m. He, es sitzen im Conseil Maͤnner, die eben so unpopulair sind, wie dieser. Meh⸗ rere Stimmen: „Sie sind unpopulair!“) Was auch die Zukunft meines

In Ihren Augen,

mit der Verbesserung der Lage der Volksmassen beschäftigt. Ich

Land so verwalten moͤgen, daß ungs-Form niemals noͤthig wird,

gierungs- Junta in Navarra hatte am 21. April zu El denn ich scheue eine solche Veränderung eben so sehr wie jeder

en, welche Fruͤchte uns die letzte wuͤnsche, daß die Franzoͤsische

Nation auf gesetzlichem Wege all' des Gluͤckes theilhaftig wer—

berechtigt ist, und Sie konnen

„Der Minister des In—

Augen springende Lehre fuͤr Je—

dermann enthalten, es sey so leicht, die Urheber dieser Ereignisse und die naheren und entfernteren Ursachen, welche dabei mitge⸗ wirkt, zu erkennen, daß eine Erdͤrterung derselben gar nicht erst

noͤthig gewesen wäre; indeß, fügte er hinzu, wenn sich das Mi—

Preßfreiheit angreife, weil er

Regierung, . bald einsehen wuͤrde, daß sie sey; dies erheische eine

.

. ĩ. 9 or ten aufzuregen, wie denn uͤberh . durch die Presse, noch von der . (.

Erwiederung.

nisterium auch die größtmögliche Zuruͤckhaltung vorgenommen Bangueri wird als Kandidat fuͤr das Finanz-Ministerium' an habe, so sey es doch ben so entschlossen, auf jeden Vorwurf, der ihm von seinen Gegnern gemacht werde, augenblicklich zu

antworten; nun habe man ihm aber vorgeworfen, daß er die

gesagt, die Presse muͤßte doch

wohl frei seyn, da man sich derselben habe bedienen. koͤnnen, um zu den Waffen aufzurufen, und man habe hinzugefuͤgt, daß die wenn sie sich nur

gewissenhaft pruͤfen wollte, selbst an Allem Unheil Schulo Herr Thiers ver—

aupt die Minister niemals, weder Rednerbuͤhne herab solche Worte,

die in blutige Handlungen haͤtten ausarten koͤnnen, uͤber das

Land geschleudert, sondern vielmehr Alles gethan härten, um Blut⸗

vergießen zu verhindern.

nige Erklärungen abzugeben.

(Beifall im Centrum.) SJern vermeiden“, fuhr der Reöner fort, „auf Einzelnheiten ein— uugehen; da man sich aber daruͤber beschwert hat, daß man keine „afizielle Aufschluͤsse erhalten habe, so sehe ich mich gendchigt, ei=

„Ich wuͤrde es

Man schreibt die letzten Unruhen

Berlin, Mittwoch den 2lsten Mai

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—— ————

1834.

der Stimmung der Gemuͤther und namentlich dem Unbehagen der arbeitenden Klasse zu. Gewissen Leuten freilich ist es zweck— dienlich, zu behaupten, daß die Regierung nicht im Stande sey, die arbeitende Klasse gluͤcklich zu machen; aber die Wahrheit ist, daß man diese Klasse als Mitschuldige in ein allgemeines

Komplott hat hinein iehen wollen; zum Gluͤck ist sie, ver« möge ihres gesunden Sinnes, gegen die Stimme der

Anarchisten taub geblieben Die gerichtliche Untersuchung wird

ergeben, daß die Anarchisten in allen Ständen, in allen Klassen

uͤber ganz Frankreich ein Komplott organisirt hatten. Diese

Leute, denen keine Erfahrung zur Lehre dient, die um jeden

Preis Gerschwöͤrungen anzetteln wollen, haben uͤberall um sich

gegriffen; damit will ich sedoch nicht sagen, daß uͤberall vollkom⸗ mene Eintracht und gutes Vernehmen unter den Verschwoͤrern geherrscht habe. Nein, im Gegentheil, ich koͤnnte Ihnen Schil⸗ derungen machen, uͤber die Sie schaudern wuͤrden, ich koͤnnte Ihnen zeigen, wie die Anarchie immer wieder zur Anarchie führt, wis diese Leute, denen es doch um gegenseitige Verstaͤn—

digung hätte zu thun seyn sollen, sich einander der Feigheit, des Verraths beschuldigten. Wenn es unter ihnen einen Mann von Talent giebt, so wird er ihnen verdächtig und ist ein Aristokrat. Wenn er mehr Einsicht hat, als sie, wenn er ihnen sagt, daß; es noch nicht die rechte Zeit zum Handeln sey, so kla— gen sie ihn der Feigheit an. So fangen diejenigen, die gern den Staat zersteischen mochten, damit an, sich un— ter einander selbst zu bekriegen, und lehren uns, wie sie mit Frankreich umgehen wuͤrden, wenn sie es zu regieren hätten. Ich wiederhole es, nicht eine allgemeine Uebereinstim— mung war es, sondern ein anarchischer Wirrwarr. (Sehr gut!) Ich sage, es war ein Komplott aller Parteten, aller Farben. Jeder stieß an dem Rade, wie es ihm gerade bequem war; man bediente sich der Vereine, und wenn diese ein so großes Geschrei erhoben, so geschah es, weil sie wußten, daß ihnen bald das Herz geknickt werden würde. Schon seit langer Zeit suchte man ir— gendwo einen Punkt zum Angriff auf die Regierung. Zu Pa— ris hatte man eine treu ergebene National-Garde, eine zahlreiche Garnison, eine einmuͤthige Verwaltung und die beruͤhmtesten Ge— nerale aus der Kaiser-Zeit gegen sich, und man wußte, daß es unter diesen Umstaͤnden schwer seyn wuͤrde, etwas auszurichten. Man gab daher einer unserer gewerbtreibenden Staͤdte den trau— rigen Vorzug. Es war dies ein Punkt, erlauben Sie mir, es zu sagen, wo man unter der arbeitenden Klasse die Theilnahme

Laufbahn im

sinden konnte, welche man suchte, denn dort herrscht ein Indu— striezweig vor den ubrigen vor; tausend, dreißigtausend Arbeiter konnten zur Verständigung gebracht werden. Wenn es in einer Stadt mannigfaltige und verschiedene Gewerbe giebt, so kann eine Arbeiter-Klasse ohne die andere handeln; wo aber ein Gewerbe vorherrscht, ist es viel leichter, sich der Verzweigungen desselben zu bedienen, um die arbeitende Klasse in Bewegung zu setzen. Zahlreiche Stimmen: Sehr wahr!) Deshalb entschied man sich fuͤr Sæyon. Diese Stadt lag dicht an der Gränze und nicht fern von einem Lande, wo die Anarchisten, ich meine nicht die Franzoͤãsischen, sondern die Europäischen, den Plan hatten, eine Umwaͤlzung herbeizu⸗ fuüͤhren. Sie kennen alle, meine Herren, das Unternehmen gegen Sa— vohen; gleichzeitig damit sollte eine Bewegung zu Lyon vor sich gehen. Man wußte, daß der Februar, in der Handwerker-Sprache die todte Jahreszeit genannt, mehr Aussicht zum Gelingen darbot; und Sie wissen auch, daß damals wirklich eine Stockung in den Geschaͤften eintrat. Man suchte die Arbeiter zu gewinnen, aber es gelang nicht. Die Presse wollte der arbeitenden Klasse ein⸗ reden, daß sie nicht allein durch Zeit, Arbeit und allgemeinen Wohlstand im Lande einen hoheren Arbeitslohn erhalten koͤnne, sondern daß ihr eine andere Regierungs-Form, kurz, die

Republik dazu noch besser verhelfen wuͤrde. Die Re—⸗ gierung bemerkte diesen verkehrten Versuch, und wenn sie die oͤffentliche Freiheit nicht so gern haͤtte schonen

wollen, so wurde fie Gesetze zur Sicherheit fuͤr die Gesellschaft von Ihnen gefordert haben; es wurde ihr selbst von rechtlichen Maͤnnern zum Vorwurf gemacht, daß sie dies nicht gethan, aber sie ist fest überzeugt, daß man bei dem freien Systeme, das wir angenommen, das Uebel klar an den Tag kommen lassen muß, damit Jedermann erst einsehe, daß ein Gegenmittel noth thut. Und hier sey es mir vergoͤnnt, dem Praͤfekten des Rhone-De— partements das ihm gebührende Lob zu spenden, denn nicht nur durch Ehrenzeichen, fondern auch durch den Beifall der Kam— mern belohnt man diejenigen, die sich fuͤr das Wohl des Landes aufopfern. (Sehr gut! Der Präfekt sah das Unheil im Fe— bruar so gut wie wir, und er sagte sich: Hier haben wir einen

Volks-Irrthum; die Arbeiter bilden sich ein, daß sie durch Coa—

litionen den Fabrikanten Gewalt anthun und sie zur Bezahlung eines hoheren Arbeitslohns werden zwingen koͤnnen; das ist ein Irrthum; die Vorsehung hat die menschliche Gesellschaft mit einer so göttlichen Harmonte eingerichtet, daß keine Klasse die andere thyrannisiren kann. Es war nicht zu bezwei— feln, daß, wenn die Fabrikanten sich passiv verhielten und den Arbeitern, sobald sie nicht arbeiten wollten, keinen Lohn zahl— ten, diese auch bald ihre Ohnmacht einsehen und an die Arbeit zurückkehren wuͤrden. Die Regierung dachte eben so; und sie täuschte sich nicht. Die Arbeiter gaben der Vernunft Gehoͤr, erkannten ihren Irrthum und beeilten sich, ihre Arbeit wieder zu beginnen; ja, sie wollten denen, die sie gezwungen hatten, acht Tage lang muͤßig zu gehen, sogar den Prozeß machen. Sie sahen ein, daß sie in diesen acht Tagen mehr Geld verloren hat— ten, als sie durch die traurige Erhohung des Lohns gewonnen haben wuͤrden; ich sage traurige Erhohung, weil die Folgen der— selden fuͤr unsere Industrie hoͤchst unheilvoll gewesen seyn wuͤr— den, denn die Preise unserer Fabrikate waͤren dadurch uͤber die Maßen gestiegen und der Absatz ins Ausland wäre uns vielleicht versperrt worden. Sie sehen also, daß die Regierung, einem Volks-Irrthum gegenuͤber, der wohl ernstliche Folgen hätte haben koͤnnen, mit Milde und Mäßigung verfuhr und eine Reibung zu vermeiden wußte. Aber im April standen die Sachen anders; wir hatten es nicht mehr mit der arbeitenden Klasse, sondern mit der abscheulichen Anarchie zu thun, die wir seit vier Jah—

ren bekämpfen; sie war auf dem Platze, sie hatte sich aus allen Gegenden Frankreichs versammelt, sie hatte sich in den Reihen jener Fremdlinge rekrutirt, denen wir eine so hochherzige Gasfreund⸗ schaft gewährten, und deren Undank dereinst von der Geschichte gebrandmarkt werden wird, denn niemals war Frankreich edel⸗ muͤthiger, und niemals ward ihm fuͤr seine Opfer ein schlechecrer Lohn. Jetzt galt es nicht eine bloße Schilderhebung der Anar⸗ chie, nein, es galt einen Angriff auf die Rechtspflege Einen Umstand giebt es, der uns bei dem Zustande unserer Sitten und bei der Erschuͤtterung aller unserer Institutionen zur Ehre ge— reicht, indem er beweist, daß wir noch einen festen Glauben an etwas bewahrt haben, ich meine unsere Achtung vor der Justiz und ihren Urtheilsspruͤchen. Nun wollte aber die Anarchie hee April mit einem Attentat gegen einen Ge— richts hof beginnen, mit einer Verletzung des Heiltgthums der Justiz, wie wir sie selbst in unseren schlimmsten Tagen nicht gesehen. Da ertheilte ich Befehle, die ich gern zur Kenntais der Kammer und Frankreichs bringen wurde, wenn das in Verwal— tungssachen noͤthige Geheimniß mich nicht daran verhinderte— Ich sagte dem Präfekten: Entfernen Sie sich nicht von der disher beobachteten Mäßigung; aber wenn die Rechtspflege an—

gegriffen wird, so unterdrücken Sie jedes etwanige Attentat mit der aͤußersten Energie; so sehr ich Ihnen im Februar anempfoh⸗

len habe, jede Kollision sorgfaͤltig zu vermeiden, so sehr empfehle ich Ihnen setzt, mit Energie zu versahren, wenn das Heiligthum der Justiʒ bedroht werden sollte. (Sehr gut!! So kam es zu der Kollision. Wir wußten, daß man sich das Versprechen de

geben hatte, das nuͤtzliche, heilsame Gesetz gegen die Vereine (Mur

ren auf den beiden aäͤußersten Seiten), dessen Ohnmacht man Ihnen verkuͤndigt hatte, und das, wie man sagte, keinen Erfolg haben wurde, nicht in Ausfuͤhrung kommen zu las⸗ sen. Sie sollten aber, meine Herren, vor Ihrer Trennung noch die Genugthuung haben, zu sehen, daß dies Gesetz wohl von Wirkung ist, daß es der Anarchie schon das Herz gebrochen, daß es das Uebel fast in seiner Wurzel zerstoͤrt hat. (Stimmen in den Centris: „Sehr gut!“ Zur Linken: „Es wird doch stets ohnmaͤchtig bleiben. Wohlan, verletzen Sie dieses oon— mächtige, unausfuͤhrbare Gesetz, und ich mache mich anheischig, es in Ausfuͤhrung zu bringen.“ (Stimmen zur Linken: „ber nur vermoͤge der 360,000 Mann, die Sie zu Ihrem Schutze fordern.“ Herr Thiers ließ sich nun auf eine nähere Ausemn, andersetzung der Lyoner Exreignisse ein, wobei er stets darauf hinausging, daß die Unruhen nicht von der arbeitenden Klasse hergeruͤhrt und keinen industrtellen, sondern einen politischen Zweck gehabt, daß sie auf den Umsturz der jetzigen Regierungs— Form abgezielt hatten. „Da“, sagte er, „kam es leider zu dem traurigen Blutvergießen; die Behoͤrden säumten nicht, ihre Pflicht zu thun; auch die Armee that die ihrige; sie hat das Land gerettet; es giebt Wahrheiten, die man unverholen sagen muß; das Vaterland beruht nicht nur in dem, was man das Gebiet diesseits des Rheins und der Alpen nennt; das Va— terland beruht auch in der offentlichen Ordnung, in den Gesez— zen, in den Institutionen, in der Erhaltung der oͤffentlichen Ruhe. Man vertheidigt, wenn man die Gesetze beschuͤtzt, sein Vaterland ebensowohl und mit gleicher Ehre, als wenn man den Boden am Rhein oder an den Pyrenaͤen vertheidigt. (Lebhaf— ter Beifall.) Jedermann hat bei dieser Gelegenheit seine Pflicht gethan. Der Kampf dauerte mehrere Tage. Man hat gesagt, es sey dies von dem General so berechnet gewesen. Nein, meine Herren, es war eine bloße militairische Pflicht; der Feind stand geschuͤtzt hinter Barrikaden, und sollte der General etwa Einen nach dem Anderen von seinen braven Soldaten fallen sehen, da ihm bessere und sicherere Mittel zu Gebote standen? Es wurde freilich bedeutender Schaden angerichtet, aber ist das Vaterland nicht da, um ihn zu ersetzen? Wuͤrde es nicht den Tod einiger Hunderte von Soldaten noch mehr bedauern? (Be— wegung. Herr v. Puyraveau: Und die Frauen, die Kinder, die Greise, die friedlichen Buͤrger, die dabei ums Leben gekom— men!) Die Regie nig will Niemanden taäͤuschen, sie hatte, ich er— klare es, den Befehl gegeben, Gewaltmittel anzuwenden, wenn die oͤffentliche Ordnung gefaͤhrdet wuͤrde. Freilich koͤnnen Ku geln in Haäͤuser fallen, wo sich Frauen befinden; Unschuldige kön nen ums Leben kommen; aber wenn Sie die Zahl derselben uͤber— treiben, sehen Sie nicht ein, daß diese Uebertreibung auf Ihre Haͤupter zuruͤckfaͤllt, und daß dies Ungluͤck denen beizumessen ist, die unsere Städte in ein Schlachtfeld verwandelt ha ben? Wir wuͤrden geschwiegen haben, wenn man nicht all dies Unheil der Politik der Regierung zuschreiben wollte; nun muͤssen wir die Wahrheit sagen, wir muͤssen sagen, daß es den Tag nach dem Ausbruch der Juli-Revolution schon die Pflicht der Regierung war, sich zu mäßigen. Es ist die Pflicht jeder Regierung, das Prinzip, aus dem sie hervorgegangen, nicht zu mißbrauchen; alle Regierungen sind nur deshalb unter— gegangen, weil sie diese Wahrheit nicht anerkannt haben. War aber etwa die Freiheit in Gefahr, die Wahlfreiheit, die Preß freiheit?“ Der General Bertrand mit Nachdruck: „Sie ha— ben sich ihr widersetzt!“ (Bewegung. Herr Thiers: „Nach Außen wie nach Innen, uͤberall war die Juli-Revolution siegreich; aber die Regierung wurde sogleich gewahr, daß sie dieselbe zuͤ geln muͤsse. Man hat gesagt, sie hatte den Leidenschaften etwas mehr nachgeben sollen. Glauben Sie aber, daß diejenigen, welche die Republik wollen und es selbst auf der Rednerbuͤhne eingestehen, durch irgend ein Opfer zu befriedigen gewesen wären? Fur sie gab es nur Eine Befriedigung, namlich Schwachheit und Nachsicht, damit sie ungehindert zu ihrem Ziel gelangen konne.“ Herr Odilon

Barrot: „Es giebt noch ein anderes Mittel.“ Herr Thiers: „Ich bitte den ehrenwerthen Herrn, der mich unterbricht, das Mittel zu nennen, wodurch die Anhänger der Republik zufrie— denzustellen seyn durften; er wird dem Lande damit die größte Wohlthat erweisen.“ (Beifall im Centrum) Herr Odilon

Barrot: „Wenn die Regierungen durch Schwaͤche untergehen, so gehen sie auch durch Gewaltthaͤtigkeit unter.“ Herr Thiers: „Man darf uns nicht der Gewaltthätigkeit ze

hen; zu Lyon, zu Paris war die oͤffentliche Ordnung nich—