legte der Lord⸗-Kanzler zwei Bills vor, wovon die eine gegen das System der Pluralitaͤten und die andere gegen die Abwe— senheit der Geistlichen von ihren Pfruͤnden gerichtet war. „Beide Bills“, sagte er, „haben die Genehmigung der Regierung erhal— ten; die erste soll einen der groͤßten Mißbraͤuche in der herrschen⸗ den Kirche aufheben; die zweite ist gegen ein nicht minder nach theiliges Uebel gerichtet, das sich in die bischoͤfliche Kirche erst seit ihrer Trennung von der kathoitschen eingeschlichen hat, denn diese kannte nichts der Art. Die Abwesenheit der Geistlichen von ihren Stellen ist dem gemeinen Recht und dem Geist des kanonischen Rechtes entgegen und ruͤhrt nur daher, daß hin und wieder einzelne Geistlichen von dem Aufenthalt auf ihren Pfruͤn— den dis pensirt wurden. Dieser Mißbrauch hat zwei sehr uͤble Folgen gehabt; erstens hat er eine Masse von Parlaments-Ge— setzen uͤber diesen Gegenstand veranlaßt, und zweitens hat er dazu geführt, daß jener Dispens auch bewilligt wurde, wenn gar kein vernuͤnftiger Grund dazu vorhanden war. Das Ge— setz sagt, der Geistliche solle sich auf seiner Pfruͤnde aufhalten und die Dispensation davon ihm nur dann ertheilt werden, wenn er irgend ein anderes Amt bekleide, wodurch es ihm un— moͤglich werde, bestaͤndig in seiner Pfarre zu wohnen. Nun sind die Kaplane nach dem Gesetz zu seschem Dispens berechtigt. Es giebn aber eine große Menge von Kaplanen, fuͤr die Edel— leute, fuͤr die Richter, fuͤr den General-Prokurator und den Ge— neroi-Anwalcg sür die Mitglieder der Königlichen Familie u. s. w. Jeder Ober Richter hat 6 Kaplane; ich selbst habe deren sechs. Wir koͤnnen uns also gewiß uͤber den Mangel an geistlichem Bei— stande nicht beklagen, und es ist unsere eigene Schuld, wenn
wir denselben nicht gebrauchen. Während aber das Ge— ses damit, daß es die Dispensationen auf solche Aem— ter beschraͤnkte, eben beabsichtigte, daß nur Wenige die—
selben erhalten sollten, haben sich diese Kaplanstellen so vermehrt, daß ein Jeder, der eine Pfruͤnde bekommt, auf jenem Wege auch zu einem Dispens gelangen kann. Die Folge davon war, daß die Ausnahme zur Regel wurde. Die vorgelegten Bills soilen daher alle fruͤhern Gesetze in Bezug auf die Pluralitaͤten und die Abwesenheit von den Pfruͤnden aufheben und widerru— sen und ein einziges, einfaches, konsequentes und zweckmaͤßiges Gesetz an deren Stelle setzen, des Inhalts, daß keiner Person, die in Besitz einer geistlichen Wuͤrde ist, fernerhin die Beklei— ding mehrerer Pfruͤnden und die Abwesenheit von einer dersel— den gestattet seyn soll. Diese Bestimmung ist vielleicht zu um— fassend, und wenn Ew. Herrlichkeit beliebt, so koͤnnte wohl mit Ruͤcksicht auf die hoheren Wuͤrdentraͤger der Kirche eine beson— dere Ausnahme darin aufgenommen werden, da dieselben aus verschiedenen Gruͤnden, wie unter Anderem deshalb, weil sie den Pärlaments-Sitzungen beiwohnen muͤssen, nicht immer auf ihren Pfarren leben koͤnnen. Ich werde auf diesen Theil der Bili nicht so hartnäckig bestehen, daß ich sie darum, weil Ew. Herr— lichkeiten vielleicht eine solche Veraͤnderung daran vornehmen moͤchten, ganz aufgeben sollte; im Gegentheil, ich werde die Bill in keinem Fall fahren lassen. Die Bill setzt sest, daß alle Pfarrer, Pastoren und andere niedrigere Geistliche sich auf ihren Pfründen aufhal— ten sollen, mit Ausnahme zweier Monate im Jahre, unter der Strafe, eine Geldbuße zu entrichten, die dreifach so viel betra— gen soll, als ihre Pfruͤnde in der Zeit, wo sie abwesend waren, einbrachte. Erlaubniß zur Entfernung soll ihnen nur ertheilt werden, wenn sie krank sind, wenn sie als Zeugen aufgefordert werden, und wenn die Krankheit oder der Tod eines ihrer Ver— wandten auf eine Zeit lang ihre Anwesenheit an einem anderen „rte erheischt. Auch ist in der Bill festgesetzt, daß auf jedem Dispens der Grund der Abwesenheit angegeben werden muß. Ew. Herrlichkeiten werden sehen, daß diese Bill mit der groͤßt— möglichen Sorgfalt, vielleicht mit größerer, als irgend eine in den letzten 15 Jahren eingebrachte Bill, abgefaßt worden ist. Die andere, die Pluralitaͤten- Bill, legt die Axt an die Wurzel des Uebels. Sie bestimmt, daß Nie— mand, zwei Pfrunden bekleiden soll, wenn die eine davon mehr als 209 Pfund sährlich einträgt. Auch ist festgesetzt, daß, wenn Jemand eine Pfrände hat, die weniger als 200 Pfund einbringt, in welchem Fall er also berechtigt seyn wuͤrde, noch eine zweite daneben zu bekleiden, diese zweite nicht mehr als 109 — 1560 Pfund einbringen darf, und daß sie mit seiner anderen Pfruͤnde zusam— menstoßen muß, oder daß wenigstens die Kirche der einen Pfarre nicht uͤber 5 Englische Meilen von der Kirche der anderen ent— fernt seyn darf. Diese Ausnahme ist nur deshalb in die Bill aufgenommen worden, weil es so sehr viel kleine Pfruͤnden, wenn ich nicht irre, uͤber 4000, im Lande giebt. Ich ging von dem Grundsatz aus, daß, wenn eine Pfruͤnde bedeutend genug sey, um einen Pfarrer zu ernähren, dieser auch die geistlichen Functionen darauf verwalten muͤsse. Man moͤchte vielleicht meinen, daß diese Bill die Wirkung haben koͤnnte, die Zahl der Personen, die sich fuͤr die Kirche bilden, zu vermin— dern. Ich buͤrge aber dafuͤr, daß dies nicht der Fall seyn wird. Die einzige Ausnahme in der Bill ist zu Gunsten der Praͤben— darien uo Canonici gemacht, denen es erlaubt seyn soll, neben ihren Praͤbenden und Kanonikaten kleine Pfruͤnden von nicht mehr alz 100 Pfund Einkuͤnften zu erwerben.“ Lord Bexley ver sicherte, daß er diesen Maßregeln seine ganze Aufmerksamkeit schenken wolle, nur erinnerte er den Lord⸗Kanzler daran, daß das System der Pluralitäten nicht erst in der bischoͤflichen Kir⸗ che entstanden, sondern daß es ein Vermaͤchtniß von der katholi— schen Kirche sey, da dieser Gebrauch vor der Reformation in weit größerem Umfange bestanden habe und noch jetzt in katho⸗ ischen Ländern eben so wie in England bestehe; er gedachte des Kardinals Wolsey, der neben seinen anderen hohen Aemtern noch das Er biethum York und die Bisthuͤmer Worcester und Winchester be— kleidete. Auch der Marquis von Bute und der Graf von Radnor erklärten ihre Zufriedenheit uͤber die Einbringung dieser Bills und bemerkten, daß sie schon vor 2 Jahren die von dem Erzbischof von Canterbury eingebrachte Bill uber die Pluralitäten unterstuͤtzt hatten, die ein Eingestaͤndniß des vorhandenen Uebels von Seiten der Geistlichkeit gewesen, die aber deshalb im ine e r durchgefallen sey, weil sie nicht weit genug gegangen. Lord Wyn ford äußerte dagegen, daß, wenn diese Bills durchgingen, die Geistlichen der herrschenden Kirche in ihren Einkuͤnften weit schlechter Eisent seyn wurden, als Lie Geistlichen der Dissenters. Die beiden Bills wurden sodann zum erstenmal verlesen und zum Druck ver or nen r Unterhaus. 6 vom 16 Mai. Sir E; Knatch⸗ bull erhob sich, um auf die zweite Lesung seiner Bill zur Ver— besserung der jetzigen Bier-Gesetze anzutragen. Er bemerkte da, hei, daß er die Bill so einzurichten gesucht habe, daß die Uebel des jetzigen Systems abgestellt wurden, ohne daß die Armee daruntär' litte; der Haupt-Inhalt der Bill sey der, daß derjenige, welcher einen Bierladen eröffnen wolle, eine Bescheinigung von 6 Einwohnern seines Kirchspiels, die 10 Pfund Steuern zahlen, beibringen müsse, daß er eine Person sen, der in solches Privilegium ohne Nachtheil übertragen werden könne, und daß derjenige, welcher in offenen Laͤden oder
3578 vor der Thuͤr Bier schenken wolle, eine ahnliche Empfeh— lung haben muͤsse; ferner setze die Bill fest, daß die Polizei die Bierlaͤden besuchen solle, wenn sie geöffnet, und eine halbe Stunde, nachdem sie geschlossen worden, um sich zu uͤberzeugen, daß die gesetzlichen Vorschriften erfullt seen. Die von einigen Sekten erhobene Frage, ob man nicht gestatten sollte, daß die Bierlaͤden so lange geöffnet blieben, wie die Wirthshaͤuser, wollte der Redner hier nicht ersrtern, weil sie, seiner Meinung nach, zu weit fuͤhren wurde. Lord Althorp erklaͤrte, daß er die zweite Lesung der Bill unterstuͤtzen werde, und daß er die ihm noͤthig scheinen⸗ den Modificationen derselben im Ausschusse vorschlagen wolle. Bei der Abstimmung ergab sich eine Majorität von 157 gegen 27 Stimmen fur die zweite Lesung der Bill. Hierauf beantragte Herr Parker die Ernennung eines besondern Ausschusses, um die Anspruͤche Britischer Unterthanen auf Entschaͤdigung von Seiten der Daͤ— nischen Regierung fuͤr Verluste, die sich aus dem Jahre 1807 herschrieben, zu pruͤfen und dem Hause darüber Bericht zu er—
statten. Lord Althorp widersetzte sich Anfangs dieser Motion,
da sich aber das Haus derselben sehr guͤnstig zeigte und es sich im Laufe der Debatte ergab, daß nicht die Daͤnische, son— dern die Englische Regierung diese Entschaͤdigungen zu zah— len haben wurde, so versprach er zuletzt, daß die erfor— derlichen Maßregeln zur Auszahlung der den Betheiligten gebuͤhrenden Summen getroffen werden sollten, und Herr Parker nahm daher seinen Antrag zuruͤck. Demnaͤchst rxich— tete Lord Sandon eine Frage in Bezug auf Englands Ver— häͤltnisse zu Suͤd⸗Amerika an die Regierung, werauf Lord Pal— merston erwiederte, daß bie Englischen General-Konsuln in Chili und Peru die noͤthigen Instructionen erhalten hatten, um mit diesen neuen Staaten über einen Handels-Traktat zu unter—
handeln, und daß der Gesandte, ber in Begriff sey, nach Bue⸗
nos-Ayres unter Segel zu gehen, den Auftrag habe, ahnliche Unterhandlungen mit dem Staat Montevideo anzuknüpfen; auch versicherte Lord Palmerston, daß die Regierung alles Moͤgliche aufbieten werde, um dem Sklavrnhandel in Montevideo ein Ende zu machen.
London, 17. Mai. Der Koͤnig gab vorgestern ein großes Diner im St. James Palast; unter den dazu eingeladenen Gaͤsten befanden sich auch der Herzog Ferdinand von Sachsen-Koburg und der Fuͤrst von Leiningen. Gestern Nachmittags hesuchten Ihre Masestäten den Herzog von Cumberland in Kew und kehr— ten dann nach Windsor zuruͤck.
Der Oesterreichische Botschafter, Fuͤrst Esterhazy, hatte ge— stern in Begleitung seines ersten Gesandtschafts⸗Secretairs, des Herrn Hummelauer, eine Unterredung mit Lord Palmerston im auswärtigen Amte. Auch der Fuͤrst Talleyrand und der Mar⸗ quis von Miraflores statteten gestern dem Staats / Secretair fuͤr die auswärtigen Angelegenheiten einen Besuch ab.
Als ein Beispiel von dem Eifer und der Ausdauer der Britischen Seeleute führt die Times an, daß kuͤrzlich ein Schiff von bloß 24 Tonnen Last, die „Circe“, mit nur 3 Mann am Bord, die Reise von England nach dem Vorgebirge der guten Hoffnung gemacht habe; es fuhr am 2. August v. J. von Dept⸗ ford ab, erreichte am 12ten Scilly, am 2lsten Madeira, am 23sten die Kanarischen und am 30sten die Inseln des gruͤnen Vorgebirges. Am 16. September ging es wieder unter Segel, passirte am 6. Oktober die Linie, wandte sich dann nach der Suͤd-Amerikanischen Kuͤste hinuͤber, beruͤhrte Abrolhas und er— reichte am 39sten Isle de Grand. Am 3. November langte es zu St. Sebastian an und blieb daselbst 19 Tage. Von da machte es die Fahrt uͤber den Atlantischen Ocean und erreichte am 1. Januar Elisabeth⸗Bay auf der Afrikanischen Kuͤste, wo es 18 Tage verweilte. Am 7. Februar kam es in Saldanha— Bay und in den ersten Tagen des März am Kap an.
Die hier eingegangenen Caraccas-Zeitungen vom 23. Marz enthalten ein Dekret, wodurch allgemeine Religions⸗Freiheit verbuͤrgt wird; in der Einleitung ist auf einen Artikel in der Verfassung Bezug genommen, durch welchen Fremde aus allen Landern nach Venezuela eingeladen werden, und es wird daraus die Folgerung gezogen, daß, da die Religions Freiheit ein Theil der buͤrgerlichen Freiheit sey, auch sie durch die Verfassung nicht nur den Eingebornen von . sondern auch allen Aus⸗ ländern, die nach der Republik kaͤmen, gesichert werde. Die ses Dekret ist vom 18. Februar datirt. . denheit erregt zu haben, und nur Ein Fall wird erwähnt, wo sich ein Geistlicher demselben widersetzte, gegen den sogleich ein Prozeß eingeleitet wurde.
— — London, 16. Mai. Die Minister hatten gestern wieder einmal gegen einen jener Reformations-Vorschlaͤge zu kaͤmpfen, welche die Whigs sonst so oft vor das Parlament gebracht und der Nation als ein unentbehrliches Rettungs-Mittel vor ministerieller und parlamentarischer Tyrannei angepriesen hatten. Es wurde namlich der Vorschlag gemacht, daß die Mitglieder des Unterhauses in Zukunft auf drei Jahre, statt auf sieben ge— wählt werden sollen, damit dieselben durch die Lange der Zeit nicht zu unabhangig von ihren Kommittenten wuͤrden. Es be⸗ durfte' nichts weiter, um diesen Verschlag zu unterstuͤtzen, als die Gruͤnde zu wiederholen, welche ehemals Graf Grey, Lambton, Brougham, Macintosh, Lord John Russel und andere Whigs mit so vieler Beredtsamkeit vorgebracht hatten. Auch kam sehr wenig Neues zum Vorschein, mit Ausnahme dessen, daß man es den Ministern als ein argumentum ad hominem deducirte, wie Maͤnner, welche mit ihrer Administration in Verbindung staͤnden, an solchen Orten nicht wieder gewählt werden koͤnnten, wo sie vorher gewaͤhlt worden waren, und daß wahrscheinlich viele jetzige Deputirte, welche ihren Sitz den Nonkonformisten zu verdanken hatten, wohl nicht wieder gewählt werden, wenn das Parlament jetzt aufgelbst wuͤrdũe. Die Tories, die sonst die, sen Punkt so oft zu vertheidigen gehabt, uͤberließen jetzt kluͤglich diese Muͤhe ihren Gegnern, und begnuͤgten sich bloß damit, daß sie mit ihnen stimmten, und ihnen so suͤr den Augenblick den Sieg uͤber Diejenigen verschafften, welche keinen Theil an der Regierung, und folglich fuͤr den Augenblick keine Gruͤnde haben, sich konservativ zu zeigen, und daher sich fuͤr jetzt auf Kosten der Minister populair machen koͤnnen. Diese hatten denn auch auf ihrer Seite eigentlich nichts Neues fuͤr die Vertheidigung des jetzigen Standes der Verfassung in diesem Punkte zu sagen. Sie fuͤßten vorzuͤglich darauf, daß das Parlament, oder doch die Regierung, bei der Durchsetzung der Reform⸗Vill sich verpflich⸗ tet haͤtte, fuͤr's Erste keine Veranderungen mehr in der Verfas⸗ fung vorzunehmen; und da man noch keine Zeit gehabt, die volle Wirkung jener Bill zu erproben, und auch die Nation die ge⸗ forderte Neuerung nicht verlange, indem nicht eine einzige Bitt⸗ schrift darum eingereicht worden, so saͤhen sie keinen Grund, fuͤr jetzt von jenem Versprechen abzugehen. Auch scheint es nicht — wie der Courier richtig bemerkt — daß das Haus zu unab— haͤngig vom Volke ist, wenn man 1835 Mitglieder für einen sol, chen Vorschlag stimmen sieht, und die Minister nur mit Huͤlfe der Tories eine Mehrheit von 560 erlangen koͤnnen. —
Es scheint allgemeine Zufrie⸗
Vorgestern nahm das Unterhaus die Bill fur die Verbesserum des Armenwesens im Ausschusse vor, und entschied nach vielen Debatten fuͤr die Annahme der ersten Klausel, welche die An, stellung einer Kommission von drei Mitgliedern bestimmt, unter
deren Aufsicht die Bestimmungen des neuen Gesetzes in Aus. Die Debatten waren, im Ver
uͤbung gebracht werden sollen. i, u der lächerlichen Wuth der Times, höoͤchst gemaͤßigt, und die Opposition unbedeutend. nister dem Geschrei der Journalisten und der dadurch erregte Opposition einiger Gemeinden so weit nach, daß sie die Gewa
der Kommissarien einigermaßen zu beschraͤnken gedenken; wie e .
ihnen überhaupt als Verwaltung gleichguͤltig seyn kann, ob dies Herren großere oder geringere Macht haben; doch sind sie fre lich mit allen anderen unbefangenen Staats maͤnnern überzeugt daß die besten Armen-Gesetze dem jetzigen Unwesen kein Eng machen konnen, wenn nicht eine kräftige kontrolirende Gema!
über die ortlichen Armen-Aufseher die Ober-Aufsicht fuͤhrt. Du .
setzige Aufsicht der Friedensrichter hat sich mehr nachtheilig als vorthei haft erwiesen, da die Herren aus leicht begreiflichen Gruͤnden es fin immer mit dem trotzigen Armen gegen den sparsamen Gemeinde Beamten halten. Hert Walter, ein Parlaments- Mitglied, um einer der Haupt⸗Eigenthüͤmer der Times, soll sich in dieser Eigen schaft besonders als Freund der Armen gezeigt, und daruͤbn mit Lord Althors, welcher gleichfalls in der Grafschaft Buch ein Friedensrichter ist, in persoͤnlichen Konflikt gerathen seyn was allgemein als der Grund der Feindseligkeit angesehen wirh welcher die Times bei ihren unziemlichen Angriffen auf dies Bill und den niedrigen Persoͤnlichkeiten gegen Lord Althorp lil tet. Herr Walter hat sogar noch eine eigene Flugschrift gegn die Maßregel drucken lassen. Die weitere Berathung uͤber die selbe ist indessen bis nach Pfingsten verschoben, wo dam überhaupt noch die wichtigsten Sachen zu entscheioen sind, wie über den Zehnten, die Kirchen- Steuer, die Ki chen- Reform (wenn anders nicht diese bis naäͤchstes Jahr verschoben wird), die Registratur der Ehen, Geburten und Todesfalle. Ueber beide letztere hat Herr Brougham, Bru der des Großkanzlers, eine Maßregel vorgeschlagen, welche al gemeine Zufriedenheit zu erregen scheint; und er hat versprochen, auch eine wegen der Schließung der Ehebuͤndnisse an der Stell derjenigen dog, n en, welche durch Lord John Russell im Namen der Regierung vor das Unterhaus gebracht worden, aber weil sie den Nonkonformisten, denen eigentlich damit ge dient werden sollte, so sehr mißfallen, wieder zuruͤckgenomm n worden ist. Von der Einfuͤhrung kleiner Gerichtshoͤfe in den Provinzen, welche Lord Brougham dieses Jahr wieder vor daß Parlament zu bringen versprochen, hoͤrt man immer noch nichtt, und die Abschaffung der Verhaftung wegen kleiner Schulden, worüber die Regierung eine Maßregel vorzuschlagen versprochen, ist so lange liegen geblieben, bis cin Gegner der Regierung, ein Rechtsgelehrter, Namens Pollok, die Sache in Haͤnden ge— nommen, und eine Bill in dieser Beziehung vorgeschlagen hat. Lord Brougham hat uͤberhaupt viel von seiner Thaͤtigkeit verlo— ren, und verliert täglich mehr an oͤffentlicher Achtung, durch den hochfahrenden, tollen, alles verspottenden Ton, den er jetzt so oft in den Debatten annimmt, und der die Wirkung starker Ge— traͤnke seyn soll. In den Debatten von gestern Abend uͤber die von Lord Wynford vorgeschlagene Bill fuͤr die strengere Feier des Sonntags ist wieder ein Beispiel davon zu finden. Dies ist
nun die dritte Bill, welche seit der Verwerfung der hypermysti⸗
cistischen Maßregel des Sir A. Agnew dem Parlamente vorge= legt worden ist, naͤmlich zwei im Unterhause und eine im Ober—
häuse, aus welchen allen doch wohl endlich eine befriedigendt Maßregel hervorgehen wird. — Die Handwerker-Vereine haben aus Rache wegen der entschiedenen Sprache, welche die Times bei einigen Gelegenheiten gegen sie gefuͤhrt, ihren Mitaliedern aufs strengste verboten, diese Zeitung zu lesen, oder auch nut
ein Wirths- oder Kaffeehaus zu besuchen, wo man sie haͤlt Man sieht daher jetzt in den Fenstern vieler solcher Haͤuser von der gemeineren Klasse eine Karte mit der Aufschrift: „Hier werden die Times nicht gehalten!“
Belgien.
Brussel, 18. Mai. Marschalls Grafen von Aerschot zufolge, wird der wegen des Ablebens des jungen Prinzen, die Trauer auf einen Monat anlegen.
Der Moniteur hat seit einigen Tagen eine Polemik mit dem Courrier angeknuͤpft, welcher letztere behauptet, die Regie rung habe die Absicht gehabt, Herrn Cabet bei seiner Einschi“⸗ fung nach England verhaften und nach Frankreich bringen zu lassen. Das offizielle Blatt erklaͤrt dies wiederholentlich fuͤr eine
Unwahrheit.
Das Belgische Schiff „Mercure“ ist zu Konstantinopel un
ter der National-⸗Flagge angekommen, und weder auf der Fahrt, noch bei seiner Ankunft daselbst beunruhigt worden.
Dänemark.
Kopenhagen, 17. Mai. (Hamb. Korr.) Der Prim Friedrich wird den Sommer auf Island zubringen. Im Herbstt wird die Fregatte „Galathea“ ihn wieder abholen, und er wird dann, wie es heißt, in Fridericia sich niederlassen. Zu dem Ende ist der Hofbau⸗Inspektor, Etats-Rath Koch, schon dahin abge—⸗ gangen, um ein Lokal fuͤr Se. Koͤnigl. Hoheit einzurichten.
Der Prinz Wilhelm von Hessen-Philippsthal-Barchfeldt, General in Daͤnischen Diensten, wird, dem Vernehmen nach, die sen Sominer die Bäder in Kissingen und Gastein besuchen.
Sein Durchl. Verwandter, der Prinz Wilhelm von Hessen Kassel, wird dagegen, als Gouverneur von Kopenhagen, vermuth⸗ lich diesen Sommer hier bleiben.
Der vormalige Hber-Praͤsident der Stadt Kopenhagen, Ge heimerath Moltke, ist in den Grafenstand erhoben worden.
Die kuͤrzlich aus Westindien zuruͤckgekehrte Kriegs-Brigg
„Alerte“ hat den Gouverneur unserer dortigen Kolonie mit nach Europa gebracht. Er ist vorläufig nach London gegangen, und wird von da das Achener Bad besuchen.
Die Gesellschaft der Wissenschaften hat den Capitain Bend
an der Militair⸗H
Gotha zum auswaͤrtigen Mitgliede ihrer mathematischen Secw tion ernannt.
Die Wettrennen und Wettfahrten bei Wiburg werden dieses Jahr am 20sten und 21sten Juni im Beiseyn Sr. Majestaͤt des Königs stattfinden.
Vor einigen Tagen hat eine furchtbare Feuersbrunst dat beim Schlosse Friederichsburg in einer wunderschoͤnen Gegend belegene freundliche Städtchen Hillerbd heimgesucht. 46 Haͤuser sind eingeäͤschert und uͤber 100 Familien ohne Obdach, von de— nen sast keine ihre Effekten hat retten koͤnnen. Es ist sogleich ein Comité von den angesehensten Buͤrgern zusammengetre⸗
ten, um die Vertheilung der zu erwartenden milden Beitrage
Indessen gaben doch die Me
Einer Bekanntmachung des Hof Königl. Ho
ochschule und den Professor Olufsen an der Universitaͤt zu inlaͤndischen und den Professor Hausen in
an diese Nothleidenden zu besorgen. Eine aͤhnliche Aufforderung ist hier in Kopenhagen von ein Paar Maͤnnern ergangen, die sich des offentlichen Vertrauens erfreuen.
Deutschlan d. Weimar, 21. Mai. Der Großherzog und die Frau Groß⸗ herzogin, K. K. Hoheiten, haben gestern in Begleitung Sr. Hg acht, des Prinzen Ernst von Hessen-Barchfeld, eine Reise uber Oldisleben nach Allstedt angetreten und werden da einige Tage verweilen.
. Hildburghausen, 17. Mai. In der Dorf-Zeitung vird darauf aufmerksam gemacht, daß die Milch von einer pok— kenkranken Kuh bei Menschen die natuͤrlichen Blattern erzeugen
könnte; es soll ein solcher Fall kuͤrzlich in Wechmar bei Gotha
rorgekommen seyn.
Munchen, 15. Mai. Die Kammer der Abgeordneten er— ledigte heute nach einer dreitägigen Berathung die von der Koͤ— niz Staats⸗Regierung vorgelegten General⸗Finanz⸗Rechnungen (mit Ausschluß der Militair-Rechnungen) der Jahre 1833 bis ist, sammt den damit in Verbindung gebrachten Anträgen des zweiten Ausschusses und der einzelnen Kammer- Mitglieder. Sie erhob das Ausschuß-Gutachten, daß gegen diese Rechnun— gen keine Crinnerung zu machen sey, mit 98 gegen 10 Stimmen zu ihrem Beschlusse. Die Minoritäaͤt war nur deshalb anderer ö Unslhn, weil in den erwahnten Rechnungen auch Ausgaben fuͤr die Pinakothek vorkommen, von welchen dieselbe glaubte, daß
.
sie, obwohl sie die Position im Etat nicht uͤberschritten, nicht anerkannt werden konnten, so wie dergleichen Ausgaben im Jahre 1831 von der Kammer der Abgeordneten nicht anerkannt wor— den seyen. Dem weiteren Antrage des Ausschusses: „Es moͤge das Anerkenntniß auch auf die in den Jahren 1837 bis 183 vorgekommenen (von der Kammer der Abgeordneten im Jahre 1831 beanstandeten) Ausgaben fuͤr die Pinakothek, das Kabi— nets-Sekretariat und das Odeon ausgedehnt werden“, ertheilte die Kammer mit 75 gegen 33 Stimmen, gemaͤß einer von Dr. Schwindel vorgeschlagenen Modification, in folgender Gestalt ihre Zustimmung:; „Die in den Jahren 18437 bis 183 vorgekommenen Ausgaben fuͤr die Pinakothek, das Kabi— nets Sekretar at und das Odeon beruhen fuͤr immer auf sich.“ Ven den uͤbrigen Beschluͤssen sind noch zu erwähnen: 1) der ¶Beschluß (mit 72 gegen 32 Stimmen), die Staats-Regierung zu bitten, daß sie die Inittative zur gesetzlichen Vereinigung der Stempel⸗ und Tax⸗-Gefaͤlle in Eine Abgabe ergreife; 2) der Be— schluß (mit 83 gegen 13 Stimmen), die Staats-Regierung um . Aushebung des Lotto, als einer die Moralitaͤt untergrabenden Abgabe, zu bitten; 3) der Beschluß Cmit 99 Stimmen gegen Eine), die Staats-Regierung um Beschleunigung des Vollzugs jener Bestimmung der Zoll-Ordnung zu bitten, wonach alle Bruͤcken-⸗ und Pflaster-Zoͤlle auf den auf Staats-Fonds unter— haltenen Straßen aufgehoben sind, und den Staͤdten und Maͤrk— ten fuͤr den diesfallsigen Verlust eine Entschaͤdigung verheißen ist; 4) der Beschluß (mit g3 gegen 46 Stimmen), welcher die Herstellung einer Besoldungs⸗-Statistik der Pfarreien aller Kreise bezweckt, um hiernach die Mittel zur Erhoͤhung auf Congrua berathen zu koͤnnen 5) der Beschluß (mit 93 gegen 2 Stim— men), welcher die Errichtung eines Emeriten-Fonds resp. einer Pensions-Anstalt fuͤr die katholische Geistlichkeit bezielt; endlich 6) der Beschluß (einstimmig), die Staats-Regierung um baldige Vollendung der im Landtags-Abschiede von 1831 verheißenen Recherche und Pruͤfung der Klerikal-Abgaben zu bitten.
München, 17. Mai. Die heutige Sitzung der Kammer der Abgeordneten war bloß der Erstattung von Vortragen ge— wvwidmet, und zwar: 1) des zweiten Ausschusses uͤber die von der Staats-Regierung vorgelegten Militair-Rechnungen; 2) des drit— ten Ausschusses über den Gesetz-Entwurf, die allgemeine Brand— Versicherungs-Anstalt betreffend; 3) des ersten Ausschusses, uͤber den Antrag, die allgemeine Anwendung der 55 1 und 2 des Kap. XIV. der Augsburger Wechsel-Ordnung betr.; 4) desselben Ausschusses uber den Antrag, die bauliche Unterhaltung der Pfarr⸗ und Benefiziat⸗Gebäude belangend. Auch wurde der Beschluß uber die General-Finanz-Rechnungen vorgelesen. — Die der Berathung uͤber die Finanz-Rechnungen von dem Abgeordneten Willich uͤbergebenen, von der Kammer in dieser Form zuruckgewiesenen Antraͤge be— zweckten: 1 Beschleunigung der politischen Untersuchungs-Pro⸗ zesse; 2) Vorlage eines Gesetz⸗ Entwurfs zur Niederschlagung politischer Untersuchungen; 3) Verbot der Bildung politischer Senate bei den Gerichten; 4) Einleitung von Untersuchungen gegen solche Gerichte, welche einen politisch Angeschuldigten ver— urtheilt haben, der nachher vom höchsten Gerichtshofe freigespro—
chen wurde; 5) Untersuchung und Verurtheilung Rhein-Bayeri—
am Schluß
6
scher Unterthanen nur durch Rhein-Bayerische Richter; 6) Zu— ruͤckverlegung des Cassationshofes nach Rhein-Bayern, indem bei dem Appellations-Gerichte zu Zweibruͤcken eine dritte Sec— tion gebildet wurde; 7) Vollziehung der verfassungsmäßigen Be— stßiümmung des Preß-Edikts, wonach nur politische Zeitungen der TLensur unterworfen sind.
. Unser Postwesen bleibt gegen andere Staaten nicht zuruͤck, uund es haben in neuerer Zeit wesentliche Verbesserungen und organische Verfuͤgungen dabei stattgehabt. Die Ober-Post— Aemter sind vermehrt, der Personalstand erhoht, und die Fahr— Post-Taxe neu regulirt worden. Der Köͤnigl. General⸗Post⸗Ad⸗ ninistrator, Freiherr von Lippe, hat sehr vieles in dieser Bezie— hung gethan. Die Besoldungen der Post-Beamteten sind ver— hältnißmaͤßig hoch, und die äußeren Aemter so gut als die Cen— tralstellen bedacht.
Neuerdings sind die strengen Juden-Mandate von 1810 und 1813 in Erinnerug gebracht, und deren genaue Vollstrek— kung angeordnet worden, wodurch dem in mehrfacher Beziehung gefaͤhrdenden offenen und verdeckten Hausirhandel gesteuert, und zahllosen Unterschleifen vorgebaut wird.
— In einem Schreiben aus Munchen im Schwäbi—
schen Merkur heißt es: „In Bezug auf einige Notizen der Leipziger Zeitung bemerken wir zuerst, daß die Nachricht von den in Bayern ergriffenen Maßregeln in Betreff der Verban—⸗ nung aller ledigen Schweizer, Polen und Franzosen eine Er— findung ist. Eben so verhält es sich mit der Angabe von einem gefundenen Briefe, die die juͤnst gemeldeten militairischen Maß—⸗ regeln veranlaßt haben sollte. Auch sind hier nicht alle altdeut⸗ schen Trachten strenge verboten, sondern nur den Studenten ge— wisse burschenschaftliche Auszeichnungen untersagt.“ — Der Rheinbayer , n. aus Speyer vom 7ten Mai: „Das Franzoͤsische Gouvernement hat, wie wir erfahren, den auf seinem Gebiete angelangten fuͤnf Fluͤchtlingen, welche bei dem Befreiungs-Versuche des Dr. Wirth betheiligt sind, Paͤsse nach Calais gegeben. Zwei der verhafteten 5 (nicht 9) Indivi—⸗ duen, nämlich Simon und Zimmermann, sind wieder auf freien Fuß gesetzt worden.“
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579
Frankfurt a. M., 20. Mai. An der hiesigen Boͤrse hatte man heute die Nachricht, daß der General Lafahette in Paris mit Tode abgegangen sey.
Schweiz.
Bern, 16. Mai. Ueber die kritischen Verhaͤltnisse, in welche unsere Radikalen die Schweiz versetzt haben, aͤußert sich die Bund- ner Zeitung folgendermaßen: „Jahrhunderte lang genossen wir das Gluͤck, in beneideter Ruhe und Anspruchlosigkeit unsere Frei— heit zu genießen; seitdem aber das Maulheldenthum an die Stelle jenes stillen Bewußtseyns einer verdienten Unanmastbarkeit getre— ten, seitdem wir des Schwatzens gewohnter als des Schaffens geworden, und unser Aller Ehre durch seine Nachsicht in die Willkuͤr weniger politischer Windmuͤller gegeben, sind wir in die traurige Lage gerathen, wo die Machte des Auslandes, bis— her unsere befreundete Nachbarn, uns — ein ganzes Volk — gleichsam mit einer politischen Aechtung, mit einem rechtlosen Zustand bedrohen, wie sich schwerlich in den Jahrbuͤchern der Weltgeschichte ein zweites Beispiel findet. Traurige Lage, wo unser Zorn und Schmerzgefuͤhl nur gegen uns selbst gerichtet seyn kann, wo krampfhaft die Hand vom Schwerte, mit dem sie die Unbill raͤchen mochte, zuruͤckbebt, weil das gute Recht, das allein dem an Zahl Schwaͤchern den Sieg zu verleihen ver— mag, in dieser Sache nicht unbedingt uns zur Seite steht!“
—
8tall nn
Mailand, 13. Mai. Gestern ist hier Ihre Maj die Erzherzogin Herzogin von Parma eingetroffen und im Koͤnigl. Palast bei ihrem Erlauchten Oheim, dem Erzherzoge Vice⸗Koͤnige, abgestiegen.
Spanten.
Dede Morning-Herald vom 16. d. theilt ein Privatschrei— ben aus Madrid vom Hten d. M. mit, aus welchem wir, mit Uebergehung dessen, was bereits mehrfach zur Kunde gebracht ist, folgende Notizen entheben: „Es verlautet das Geruͤcht, daß Dom Miguel den Quadruple⸗-A1llianz⸗Traktat anzunehmen geneigt sey und unter der Bedingung der Sicherstellung seines Ranges, einer Apannage und einer Amnestie fuͤr seine sämmtlichen An— hänger zur Abdankung sich bereit erklärt habe. Don Carlos da— gegen weigert sich hartnäckig, in die Verzichtung auf den Thron einzuwilligen. Im Fall seiner fortgesetzten Weigerung hat die Regierung so sichere Maßregeln getroffen, um sich seiner Person zu bemaͤchtigen, daß diese nahe Aussicht auf Beendigung des traurigen Dilemmas, in das unser Land verfallen ist, und auf baldige Beruhigung beider Koͤnigreiche der Halbinsel eine allgemeine Heiterkeit verbreitet hat. Die Fonds sind hier um anderthalb Procent gestiegen; die vierprocentige Anleihe steht heute auf 56 Die neue Anleihe ist dagegen noch nicht abgeschlossen. Soviel ich hoͤre, hatten die fuͤnf Pariser Banquiers die besten Offerten gemacht, allein ihre Forderung, daß ihnen bereits die Juli⸗Di— vidende bezahlt werde, ward die Ursache, daß die Regierung die mit ihnen angeknuͤpften Verhandlungen abbrach. Nach anderen Aussagen liegt jedoch der Grund, warum der Ausgang den Er— wartungen bis jetzt nicht entsprach, vornehmlich darin, daß man erfuhr, Aguado sey mit im Spiele und leite die Ansichten der Pariser Banquiers, und da man weder auf direktem noch indi— rektem Wege mit diesem hier sehr gehaßten Mann in Verhand— lung treten mag, so zerschlug sich das Ganze. — Wir hoffen bald Neues von Quesada zu erfahren, der, wie es heißt, mit verstaͤrkter Macht Zumalacarreguy anzugreifen gedenkt, um die letzte Scharte auszuwetzen. Man sagte jedoch, er solle des Kom— mandos der Nord-Armee enthoben werden und Rodil an seine Stelle kommen. Es scheint, daß die Cortes zum Juli zusam— menberufen werden, wahrscheinlich werden jedoch ihre Sitzungen erst im September oder Oktober eroͤffnet, weil es unmoͤglich seyn durfte, sie während des Juli und August bei der furchtbaren Hitze in Madrid zu halten. Herr Muscosso, der neue Mini— ster des Innern, ist aus Galizien hier angelangt, auch der Ge— neral Quiroga traf aus Frankreich hier ein.“
In einem Schreiben unter dem ten von demselben Korrespon— denten heißt es, daß die Herren Rothschild der Regierung zur Bestreitung ihrer vorläufigen, dringendsten Beduͤrfnisse eine Summe unter der Bedingung angeboten hätten, daß man die intendirte Anleihe durch ihre Agenten abschließen ließe. Das Anerbieten sey in gleicher Weise abgelehnt, wie die vor einigen Monaten von Herrn Aguado gemachte ähnliche Offerte. Allem Anschein nach werde der Finanz⸗Minister bei dem fruͤher gefaß— ten Entschlusse beharren, vorlaͤusig 2 Millionen Pfund Sterling aufzubringen, eine eigentliche Anleihe jedoch vor der Zusammen— berufung der Cortes, und ehe Maßregeln getroffen seyn wuͤrden, das Finanz⸗System auf einen besseren Fuß zu bringen, nicht ab— zuschließen. Der Brief schließt mit der Betheuerung von dem wachsenden Vertrauen des Spanischen Volkes zu den liberalen Formen seiner jetzigen Regierung.
Portugal.
Der Morning-Herald enthaͤlt ein Privat⸗-Schreiben aus Lissabon vom 5ten d. M., nach welchem damals in der Residenz— stadt das Geruͤcht verlautete, daß in Santarem eine Verschwoͤ— rung entdeckt sey, an deren Spitze der General Lemos und der Graf Barbacena gestanden haben sollten. Man hezweckte die Uebergabe des wichtigen Platzes, und viele Kanonen, sagt man, seyen zu diesem Behuf schon vernagelt worden. Kurz nach der Entdeckung des Komplottes soll der Graf Barbacena entflohen seyn; der General Lemos, heißt es, ist erschossen worden Außer⸗ dem bestätigt das Schreiben, daß Bandeira durch Uebermacht gezwungen wurde, sich nach der Suͤd⸗Kuͤste Algarbiens zuruͤckzu— ziehen. „Die Miguelisten“, heißt es weiter, „haben Alca— cer da Sol verlassen und man will mit Bestimmtheit wissen, daß von St. Ubes Truppen ausgeruͤckt sind, um jenen Platz zu besetzen. Ich muß jedoch einen Irrthum berichtigen, dem man in dieser Beziehung allgemein Glauben geschenkt zu haben scheint. Man sagte, es seyen constitutionnelle Truppen von Alcacer suͤdwaͤrts nach Alcanova zu aufgebrochen, um eine Verbindung mit Bernado de Sa moͤglich . machen Es ist jedoch eine Thatsache, daß seit dem ungluͤcklichen Gefecht, welches vor einigen Monaten hei Alcacer statifand, als Dom Miguels Heer von diesem Platze Besitz nahm, die Truppen der Koͤnigin ihn nicht wieder genommen haben. Zu dem zweiten gegen Bandeira ausgefuͤhrten Angriffe verließen, wie ich als sicher angeben kann, ? bis 3000 Miguelisten Alcacer, und auch die letzten auf St. Ubes bezuͤglichen Bewegungen wurden haupt— sächlich von einem Truppen-Corps unternommen, das von diesem Platze ausruͤckte und nach der Vollendung der Operation wie—⸗ derum ruhig von demselben Besitz nahm. Doyle's Entfernung vom Generalstabe ist noch immer der Gegenstand des Tages⸗Ge—⸗ sprächs in unserer Hauptstadt. Aus welchem Gesichtspunkte man auch dies Ereigniß betrachten mag, jedenfalls wirft es einen
haͤnger seiner Sache, der so vielfache Beweise seines Eifers an den Tag legte, keine Gefahr im Kampfe scheute und selbst in einer langen und grausamen Gefangenschaft die groͤßte Probe seiner Treue lieferte, auf solche Weise zu stra⸗; fen suchte. — Nach Algarbien ist ein Dampfboot abge⸗ gangen und wir werden hoffentlich bald uͤber die Lage des wackeren und so schmählich vernachlässigten Bandeira Nachricht erhalten. Die Königliche Familie befindet sich jetzt in Cintra, da' der Palast von Necessidades einer Reparatur unterworfen ist. Stuͤndlich erwarten wir eine nahere Nachricht von der Ein⸗ nahme Figueira s.“
Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.
New-Hork, 24. April. In der letzten Botschaft, die der Praͤsident an den Senat gerichtet hat, und die in der Sitzung vom 2isten d. verlesen wurde, sagt derselbe unter Anderem „Ich raͤume unbedingt ein, wie ich es schon fruher gethan, daß die Legislatur die verfassungsmäßige Befugniß hat, durch ein Gesetz den Ort oder die Orte zu bestimmen, wo das öffentliche Geld oder anderes Eigenthum niedergelegt werden soll, und die⸗ jenige Anordnung uͤber die Verwahrung oder Zuruͤckziehung des⸗ selben zu treffen, die sie fuͤr gut findet. Auch nehme ich für die vollziehende Gewalt kein Recht auf die Verfugung uͤber das oͤffentliche Eigenthum oder den Schatz, noch irgend eine Be— fugniß, sich darein zu mischen, in Anspruch, außer wenn sie gesetzlich dazu autorisirt worden. Ferner fordere ich in keiner Weise das Recht der Ober-Aufsicht über diejenige Person, der solches Eigenthum oder solche Baarschaft anvertraut worden, falls dieselbe nicht ein Beamter ist, dessen Anstellung, der Verfassung und den Gesetzen gemäß, dem Praͤsidenten allein
oder in Gemeinschaft mit dem Senate zusteht, und fuͤr dessen Verhalten er verfassungsmaßig verantwortlich ist.“ Diese letzte Botschaft war ein Supplement zu der am
Tten von dem Praͤsidenten eingesandten und sollte diese, die in einem sehr heftigen Tone abgefaßt war, einigermaßen mil⸗ dern und vor Mißdeutungen bewahren. Dessenungeachtet trug Herr Poindexter, nach Verlesung der Botschaft, auf folgende Beschluͤsse an: „1) Durch Uebersendung der Botschaft vom 17ten d., die der Praͤsident als Protest der vollziehenden Gewalt gegen einen vom Senat gefaßten Beschluß in dessen Tagebuch eingetragen haben wollte, hat der Praͤsident sich ein Verfahren zu Schulden kommen lassen, welches die Verfassung nicht autorisirt, und das durch den wechselseitigen Austausch von Mittheilungen, welchen die Erfuͤllung amtlicher Obliegenbeit zwi⸗ schen der gesetzgebenden und der vollziehenden Gewalt erforder⸗ lich macht, gerechtfertigt wird. 2) Der Praͤsident hat sich in dem erwähnten Dokument Befugnisse in Beziehung zu dem Senate angemaßt, welche die Verfassung nicht autorisirt, und die in ihren Folgen geeignet sind, den Einklang zu stoͤren, der zwischen den koobrdinirten Abtheilungen der Central— Regierung bestehen soll, die Rechte des Senats zu beeintraͤch ti⸗ gen, ihn in der oͤffentlichen Meinung herabzusetzen und seine' ÜUnabhaͤngigkeit zu vernichten, indem seine Rechte und Pflichten der Kontrolle des hoͤchsten Regierungs-Beamten unterworfen wurden. 3) Die Mittheilung eines solchen Dokuments nebst der es begleitenden Erklaͤrung ist eine offenbare Verletzung der verfassungsmaͤßigen Rechte und Vorrechte des Senats, und kann von diesem Körper nicht entgegengenommen werden, ohne daß derselbe die rechtmaͤßige Gewalt aufgiebt, die ihm durch die Ver— fassung uͤbertragen worden, um die Freiheit der Vereinigten Staaten zu sichern und deren Wohlfahrt zu fordern, und zu de— ren Bewahrung die Mitglieder sich durch einen heiligen Eid ver⸗ pflichtet haben. 4) Dieses Aktenstuͤck kann also von dem Senat nicht entgegengenommen werden.“ Nach einer langen Debatte vertagte sich der Senat, ohne daß er zu einer Entscheidung ge⸗ kommen war.
Das Repraͤsentanten-Haus ist jetzt mit einem Beschluß be⸗ schaͤftigt, wodurch die in der letzten Zeit von dem Senat ange⸗ nommenen Resolutionen getadelt werden sollen.
In New-⸗Jork ist ein sogenannter Unions-Ausschuß zusam— mengetreten, der einen Bericht herausgegeben hat, worin ver— sichert wird, daß die 19 Privat⸗Banken der Stadt New-⸗NYork fuͤr nicht weniger als 157 Millionen Dollars Noten ausgegeben haben, während sie zusammen nicht mehr als 1,650,000 Dollars in Kasse gehabt hatten.
Die Legislatur des Staats New⸗York, die ihre Sitzungen nicht in dieser Stadt, sondern in Albany haͤlt, hat eine Anleihe zu Gunsten der Privat⸗-Banken des Staats autorisirt.
Aus allen Gegenden der Vereinigten Staaten werden fort— während Vorstellungen in Bezug auf die Zuruͤcknahme der De— posita aus der Bank an den Kongreß eingesandt. Die Denk— schrift des Volks-Konvents von New⸗Jersey, der sich, angeblich ohne Unterschied der Parteien, zu Trenton versammelt hatte, ist in sehr heftigen Ausdruͤcken abgefaßt; es heißt darin: „Die Buͤrger unseres Staats waren im vollen Besitz aller Segnungen des Wohlstandes und eilten mit raschen Schritten auf der Bahn des Gewerbfleißes und gluͤcklicher Unternehmungen vorwärts, als ihre Fortschritte plotzlich durch den uͤbelberathenen Versuch der vollziehenden Gewalt gehemmt wurden. Der traurige Schlag hat alle Klassen der Gesellschaft getroffen, und seine schlimmen Folgen machen sich in dem gedruͤckten Zustande unserer Ackerbau— Interessen, in der Einstellung der Fabrik-Geschäfte und in der gänzlichen Vernichtung alles Vertrauens im Handel und Wandel bemerkbar; und waͤhrend Alle die unheilvollen Wirkungen dieser von der Exekutiv-Gewalt auf eigene Verantwortlichkeit ergriffe⸗ nen Maßregel fuͤhlen, zeigen sich dieselben unter der arbeitenden Klasse in ihrer ärgsten Gestalt, indem sie dem Armen auch das Wenige, was er hat, noch nehmen.“
ton, George-Town und Alexandrien, haben ihre Baarzahlun, gen eingestellt und wollen ihre Geschaͤfte reguliren. Die wich— tigsten Ünternehmungen, als Kanäle, Eisenbahnen und derglei⸗ chen, sind bei dieser Krisis ins Stocken gerathen, und sowohl der Handels-Kredit als die Industrie sind in ihren Grundla— gen erschuͤttert. In New-NYork jedoch fangt das Vertrauen wieder an, etwas zuruͤckzukehren; auch ist wieder mehr Geld am Platz, so daß die Fonds ein wenig gestiegen sind.
Am g. d. fand zu Boston eine große Volks Versammlung statt, in welcher das Comité, das von den Buͤrgern dazu er— nannt war, ihren Protest vor die Regierung zu bringen, en Bericht abstattete. In dieser Versammlung ward beschlossen: „daß, wenn auch die Geldnoth, unter der das Gemeinwesen litt, als man sich das letzte Mal versammelte, etwas nachgelassen habe und guter Grund zu der Hoffnung vorhanden sey, daß die Geschaͤfte unter Einfluͤssen, die Niemand zu kontrolliren vermöge, allmälig wieder etwas von ihrer natuͤrlichen Lebhaftigkeit gewin— nen wurden, man doch so lange, als der wahnsinnige Versuch der vollziehenden Gewalt ungehindert bleibe, so lange, als das Geld des Volkes dazu dienen solle, das sinkende Ansehen einer
Schatten auf Dom Pedro's Charakter, daß er einen treuen An—
politischen Partei zu unterstuͤtzen, statt den gesunkenen Kredit
Mehrere Banken im Distrikt von Columbien, zu Washing⸗
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