greiflich zu machen, daß obiges hier nur als Ausnahme in An— wendung gekommen, erwartet man nun die Verfugung, daß alle Franzoͤsische Reisenden in Niederland so zu behandeln sind, wie die Niederländischen in Frankreich, und daß aus Belgien gar keine Franzosen werden zugelassen werden, oder Pässe dorthin Die angeordnete Aufsicht soll nicht fruchtlos
erhalten konnen. geweser. und verschiedene von jenen Leuten sollen angehalten und äber die Graͤnze gebracht seyn?“ ;
— — Am sterdam, 24. Mai. Der guͤnstige Stand, den dit Staats⸗Papiere während der letzten Wochen angenommen haben,
hat sich in der azgelaufenen nicht bloß behauptet, sondern sich all.
gemein noch verbessert. Von vieser allgemeinen Preis- Erh hung sind auch die Spanischen Fonds nicht ausgeschlossen gewesen, ob⸗
leich die Nachrichten aus der Pyrenaͤischen Halbinsel keinesweges don der Art sind, daß sie ein unbedingtes Vertrauen zu Spanischen Fonds erwecken durften; von diesen Effekten stellten sich die Cortes—⸗
Bons vornehmlich höher, doch an den juͤngsten Boͤrsen⸗-Tagen war
die Stim nung dafür wieder etwas flauer. — Im Laufe dieser Wo⸗ sche war der Umsatz am Getraide⸗Markt wieder etwas lebhafter wie ewdhnlich; sowohl Polnischer als rother Weizen wurde durch Ber prau cher und Spekulanten eifrig abgenommen, ohne daß solches jedoch eine Preis Verbesserung Kzerbeifüͤhrte. Auch für Roggen, wovon viel Vorrath war, zeigte sich mehr Neigung zum Einkäufen und mehrcke Partien wurden abgenommen. Nach Gerste war Frage, und auch Hafer ging zu den letzten Preisen bei Particen in andere Haͤnde. Die gestern gezahlten Preise sind für 128pfünd al⸗ ten weltzbunten Polnischen Weizen 212 Fl., für 127 128pfuͤnd. neuen dito 208 z608 Fl, für 126 127pfuͤnd bunten 190 188 Fl, fuͤr 128pfuͤnd. jäͤhrigen rothen Schlesischen 165 Fl., fuͤr 1289füͤnd. neuen Rostocker 153 Fl; fuͤr 121pfüͤnd. alten Stettiner Roggen 133 FI, für 119. 130. 121pfuͤnd, neuen Preuß. Pommerschen Tito 122 127 129 Fl., für 125 fund. neuen Pommerschen 136 l., fur 125vfünd neuen Rheinischen 135 Fl; fuͤr 195pfünd. neut Winter⸗ Gerste 83 Fl für 1926fuͤnd., dito Sommer⸗Gerste so Fl; für 76 Sa blpfuünz, dicken Hafer 50. 50. 73 Fl. nach Güte, für sopfüͤnd. Futter ⸗ Hafer 61 Fl. ;
ü Belgien.
ꝛ Brü ssel, 23. Mai. Hatte eine Kommission zur Abfassung einer Adresse an den Kö— nig ernannt, um ihm den Ausdruck der schmerzlichen Stimmung, in die sich dieselbe durch den Tod des jungen Prinzen versetzt fuͤhlte, an den Tag zu legen. In der Sitzung vom 23. d. stat— tete Hr. Devaux uͤber den Beschluß, den die Kommission in die⸗ ser Beziehung gefaßt hatte, Bericht ab und las die von derselben entworfene Adresse vor, die folgender Weise abgefaßt war: „Sire, — Ein ungluͤckliches Ereigniß hat Ew. Majestät und Hoͤchstderen erhabene Gemahlin in tiefe Trauer versetzt. Der göͤttlichen Vorsehung Hat es gefallen, den jungen Prinzen, an dessen Wiege die Freude und die Hoffnung erwartungsvoll standen, wieder zu sich zu ru— fen. Von dem allgemeinen Schmerze durchdrungen, möchte die Kammer der Repraͤsentanten, als Auslegerin der oͤffentlichen Ge— sinnung, fuͤr einen so großen Kummer nach Worten des Trostes suchen, wenn sie nicht fühlte, daß es in solchen Augenblicken kei⸗ nen oder nur geungen giebt fuͤr das Herz eines Va— ters und einer Mutter. Seitdem das Geschick Eurer Majestͤt mit dem Belgiens verknuͤpft ist, haben uns abwechselnd glückliche wie unglückliche Ereignisse getroffen. Gluͤcklich oder ungluͤcklich, hat das Volk seine Gefühle mit dem seines Königs harmenisch gesehen. Ihre Freude, Sire, war auch die seinige, Ihre Sorgen auch die seinigen, und im—⸗ raer inniger, immer mächtiger ist das Band geworden, das Koͤ⸗ nig und Volk vereinigt. Vielleicht ist der Anblick solcher Ein— tracht in etwas fähig, die Bitterkeit des Geschicks, das Ew. Masjestät getroffen, zu vermindern. Mochte er im Stande seyn, einigen Trost in Ihrem Schmerze, Sire, aufkommen zu lassen und das Herz einer so tief erse ütterten Mutter zu beruhigen. Voͤllig troͤsten in solcher Bekuͤmmerniß kann freilich nur die göttliche Allmacht, die auch die tiefsten Wunden heilt!“ — Diese Adresse wurde von den 68 Deputirten, die gegenwärtig raren, einstimmig angenommen. Hierauf wurden die Mitglie⸗ der der Deputation, welche dieselbe dem Koͤnige uͤberreichen wird, durch das Loos bestimmt. Herr D Huart bestieg alsdann die Rednerbuͤhne, um sich über einen Gesetzes⸗Vorschlag verneh⸗ men zu lassen, der fruͤher von dem Minister des Innern der Kammer gemacht war und eine Pensions-Bewilligung an meh rere im Kampfe fuͤr die Unabhaͤngigkeit des Vaterlandes verwundete Krieger und Wittwen gefallener Buͤrger be— zweckte. Nach einigen Debatten uber die von mehreren Seiten in Zweifel gezogene Wuͤrdigkeit der betreffenden Per so⸗ nen, wurde die Proposition des Ministers genehmigt. Der Ju— stizMinister erhob sich darauf und erinnerte an den von ihm der Kammer vor einiger Zelt vorgelegten Gesetzes-Entwurf, wonach eine Vermehrung des Personals einiger Gerichtshoͤfe cintreten sollte. Bei der gegenwaͤrtig vorhandenen geringen An⸗ ahl Juristen sey nur ein einziges Gericht versammelt und der Mer de ren cho dieserhalb nicht im Stande zusammenzutreten. Es ware mithin von großer Wichtigkeit, daß die zur enen seines Vorschlages ernannte Kommission ihre Arbeit beschleunigte. Nach einem furzen Wortwechsel zwischen dem Minister und errn Polléenus, der die Zoͤgerung zu rechtfertigen suchte, wandte ich die Diskussion zu einigen andern ebenfalls seit längerer Zeit in Anregung gebrachten Propositionen, die den Kommissionen zur Untersuchung vorliegen, und Herr Legrelle nahm im Laufe der Debatten Veranlassung, eine Erleichterung der Fremden Naturalisation in Belgien in Vorschlag zu bringen. Hier— gegen erhob sich Herr Du mortier und lobte die Beschluͤsse der andern Kammer, welche es den Fremden erschwerten, Belgische Aemter zu erlangen, da die Verwaltung derselben keinesweges gewinnen könne, wenn sie Ausländern allzu leicht anvertraut
wuͤrde.
Gent, 22. Maß. Heute hatte eine allgemeine Versamm⸗ lung der Baumwoll⸗Fabrikanten statt. Die von Bruͤssel zuruck. gekehrten Deputirten statteten darin einen höͤchst interessanten Bericht ab, nach dessen Verlesung beschlossen watd, in dem an⸗ genommenen System zu . e. und auf der Nothwendigkeit zu bestehen, in Betreff unserer Mauth das nämliche System, wie Frankreich, einzufuͤhren, da kein anderes Mittel fur Le met gehalten wurde, die Industrie vor dem ihr drohenden Schlage a retten. Zu diesem Ende schritt man zur Ernennung von 5 Hild ledern, die der Deputation beigeordnet wurden, um sich am Ihsten d. nach Bruͤssel zu begeben.
Freie, Stadt Krakau.
Krakau, 23. Mai. Das in Gemaͤßheit einer Verord⸗ nung der außerordentlichen Kommission der drei hohen Schutz. mächte von Bem dirigirenden Senat eingesetzte Comitè zur Rec tificirung der bäuerlichen Zinsen, mit der Absicht, dieselben zu vermindern, wird, wie man glaubt, spätestens in vier Wochen feine Arbeit beendigt haben und sich dann mit dem Nachweis der in den verflossenen Jahren zum Vortheil der emancipirten Gemeinden auf den National⸗
uͤtern vorgestreckten Gelder, die
Die Kammer der Repraäsenkanten
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von den nen eingeführten Zinsen abgezogen werden sollen, be— schaͤftigen. Aus diesen Zinsen soll ein perpetueller Fonds gebil— det und derselbe allein zur Verbesserung der Lage dieser Bauern verwendet werden, entweder indem ihnen bei Hagelschlag, Feuers bruͤnsten und Viehsterben daraus Unterstuͤtzungen zufließen, oder indem, wenn die Fonds ansehnlicher waͤren, ihre Wohnungen bequemer und zweckmäßiger eingerichtet, oder endlich indem sie . Industrie Und zur Aufsuchung anderer Erwerbsquellen ne— en dem Ackerbau aufgemuntert werden sollen. „Auf diese Weise“, sagt die hiesige Zeitung, „konnen die emancipirten Landgemeinden des Krakauer Gebiets, wenn sie es selbst an Thätigkeit nicht fehlen lassen, unter der Obhut ihrer väterlichen Regierung mit der Zeit zu einem Grade des Wohlstandes ge— langen, von dem sie bis jetzt keine Vorstellung hatten.“
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Deu tsch land.
Nürnberg, 24. Mai. Se. Königl. Hoheit der Kren— prinz von Württemberg ist unter dem Namen eines Grafen v. Teck, von Baireuth ko]mmend, in Begleitung des Geheimen Legations Raths v. Trembley und des Freiherrn v. Hardegg, gestern hier eingetroffen, und wird bis zum 26sten hier verweilen.
Frankfurt a. M., 25. Mai. Die diesmaligen Pfingstfeier⸗ tage, welche hier, nach einer alten Sitte unserer Voraͤltern, vier Tagt gefeiert werden, und welche, da das Wetter hierzu so sehr guͤnstig war, viele Fremde aus unseren Nachbarstaͤdten , konnte diesmal ganz besonders dem unbefangenen
eobachter das treue Bild eines herzlichen und frohen Volks Festes vor Augen stellen, und nicht das Geringste ist vorgefallen, was eine unangenehme Stoͤrung der offentlichen Ruhe auch nur befürchten ließ.
Sester reich.
Wien, 8. Mai. (Nürnberger Korrespondent.) Der Kaiserhof befindet sich schon seit mehreren Tagen zum Land ⸗ Auf⸗ enthalte in Schoͤnbrunn. Nur am Montage kam er in die Burg, um im Hofgarten dem reizenden Fruͤhlingsfeste beizu—
wohnen, wobei es sehr froͤhlich herging und viel getanzt wurde. — Die Herzogin von Berry hat ihren Aufenthalt in Wien un,
erwartet verkürzt. Sie wohnte am zweiten Tage ihrer Ankunft nicht einmal dem ihr zu Ehren bereiteten Familien-Souper bei, sondern eilte nach Brandeis zu ihrer Familie. Von da begiebt sie sich nach Karlsbad, kommt aber im Juli nach Wien zuruͤck, und nimmt einen längeren Aufenthalt in Baden.
Schweiz.
Zürich, 265 Mai. Den neuesten Nachrichten ibo er⸗ warten die fremden Gesandtschaften nach dem Abzuge der Fremd
linge, welche die Ruhe von Savoyen gestoͤrt, neue und für die
Schweiz befriedigende Instructionen ihrer Hofe. Der Sardi— nische Here . antwortete der Regierung von Waadt auf ihre Vorstellungen unter Anderem: „Ich muß mich fuͤr jetzt darauf beschraͤnken, den Augenblick aus allen Kräften zu beschleunigen, wo, allen Aussichten nach, in der allernaͤchsten Zeit, diese Be— schraͤnkungen mit der Ursache wegfallen werden, die sie hervor
riefen.“ — Die Badische Regierung hat auch den Kanzleien der
Staͤnde der Schweiz anzeigen lassen, daß Reisende, mit Päͤssen ihrer betreffenden Behsrden versehen und vom Badischen Ge— sandten in Bern visirt, nun, wie fruher, ungehindert das Groß⸗ herzogthum betreten können, so daß demnach die fruͤhere Paß⸗ verfuͤgung aufgehoben ware. z
Die bei dem Savoyerzug betheiligten Fluͤchtlinge reisen freiwillig allmaͤlig ab, so wie sie von der Franzoͤsischen Ge— fandtschaft Pässe erhalten. Die Abreise der sammtlichen Fluͤcht⸗ linge konnte nämlich nicht auf einmal geschehen, sondern nach Anordnung der Franzoͤsischen Gesandtschaft immer eine gewisse Anzahl von zwei zu zwei Tagen. ̃
Die Münchener politische Zeitung berichtet aus der nordwestlichen Schweiz, 17. Mai: „Als ziemlich gewiß darf man annehmen, daß der famoͤse Propaganden-General Ramorino in Biel (Kanton Bern) dermalen sich aufhaͤlt, versteht sich in= cognito.“
JraleceOen.
Rom, 10. Mai. (Allgemeine Zeitung) Der Eng— lische Globe sagte kurzlich seinen Lesern, die zwischen einem Mit⸗ gliede der Königlichen Familie von Neapel und einer Tochter des Königs Ludwig Philipp beabsichtigte Vermählung habe den Vatikan in Bestuͤrzung versetzt, der sich dadurch aus seinem Nach⸗ barstaate heruͤber von der Gefahr des Liberalismus bedroht glaube. Abgesehen davon, daß die große Mehrzahl der Unterthanen Sr. Heiligkeit mit deren , . aufrichtig zufrieden ist, laͤßt sich schwer begreifen, woher diese . kommen sollte. Denn sey auch der Ursprung der Franzoͤsischen Regierung, welcher er wolle, so darf man gegenwartig doch annehmen, daß sie der revolutionngiren Propaganda entsagt habe; und was den König von Neapel an— langt, so sind, welches immer sein Geschmack im Privat; Leben seyn mag, seine politischen Gesinnungen und die Bande, die ihn an die Prinzipien der Ordnung knüpfen, allzu wohl bekannt, als daß die . dieser Prinzipien von seiner Seite etwas u besorgen hätten. Sagt man aber, man fuͤrchte eine politische
llianz, welche Frankreichs Obergewalt in Italien herbeifuͤhren duͤrfte, so ist nicht wohl einzusehen, wie ein solches Ereigniß von einem einfachen Ehe-Vertrage abhaͤngen konnte. Allianzen dieser Art sind, zumal heutzutage, nur insofern dauernd, als sie auf gegenseitige Lander, Interessen fußen. Ware das Koͤnig— reich beider Sicilien, wie Portugal in der Nachbarschaft eines zu fuͤrchtenden Staates gelegen, so moͤchte es in Frankreich eine Stuͤtze suchen; aber, gelegen wie es ist, wuͤrde weder seine Handels⸗Wohlfahrt, noch sein politischer Ein⸗ fluß durch eine enge Verbindung mit jenem Lande etwas gewin— nen. Offenbar waͤre ihm unter allen Großmaͤchten England der nützlichste Allitrte. Will man einwenden, daß die Fürsten oft von den Interessen der Völker unabhängige Familien-Interessen haben, so ist dies hier nicht der Fall; im Gegentheile haben hin⸗ sichtlich Spantens beide Familten sehr entgegengesetzte Interessen, denen gemäß sie bisher auch handelten. Dabei ist es durchaus unwahrscheinlich, daß sich der König von Neapel uͤber seine ei⸗ genen Interessen verblende, denn kein Fuͤrst in Europa verwen⸗ det mehr Zeit auf die Staats-Grschäfte und untersucht mit gröͤ⸗ ßerer Aufmerksamkeit die Beduͤrfnisse seines Volkes. Kurz, die Vermählung des Vicekönigs von Sicillen mit einer Tochter Lud— wig Philipps wurde fuͤr Europa keine wichtige Folge nach sich ziehen. Tir kei.
Konstantinopel, 6. Mat. (Oesterreichischer Be⸗ obachter.) An 1sten d. M. hat das feierliche Verloͤbniß der
Tochter des Sultans, Prinzessin Saliha, mit Halil Pascha statt—⸗ gefunden. Die Verlobungs - Geschenke wurden vor der Feierlich⸗
P
keit aus dem Palaste des Seriaskers in das Serail von 8 stantinopel gebracht, und bald darauf wurde die Ceremonie Verlobung im Saale, wo der Mantel des Propheten ausbemg wird, vollzogen, wobei der Kislar - Agassi die Stelle der Pn zessin, und der Seriasker⸗Pascha die des kuͤnftigen Schwe fohnes des Großherrn vertrat. Die feierliche Trauung sollte
Verordnung hinsichtlich der an in
ker⸗Pascha eine eigene ;
Tage stattfindenden Festlichkeiten erschienen.
Dem von Seiten des Statthalters von Trapezunt gegen z Rebellen Tahir Aga von Irize abgeschickten Mirimiran, Ahn Pascha, ist es gelüngen, letztere Stadt ohne Schwerdtstreich zunehmen, wodurch dieser Aufstand als gedämpft betrachtet m den kann. Tahir Aga soll nach dem Distrikt Ophi entf seyn, wo seine Familie viele Anhänger hat.
Der Königl. Niederlaͤndische Geschäͤftstraͤger, Herr Gath van Testa, welcher waͤhrend der Abwesenheit des Botschash Baron van Zuylen van Nyevelt die Geschäfte der Niederlin schen Gesandtschaft beit der hohen Pforte gefuͤhrt hatte, is, Baron van Zuylen seither ein andere Beftimmung erhalten definitiv zum Geschaͤftstraͤger bei der hohen Pforte ernannt m den, und hat in dieser Eigenschaft am 6ten Morgens dem Wesir seine Kreditive überreicht. Der unlaͤngst in Konstantinopel angekommene Koͤnigl en dinische Geschäftsträger, Conte Filippi, ist am 1. Mai nag ner sechstägigen heftigen Krankheit mit Tode abgegangen, n Tags darauf feierlich zur Erde bestattet worden. Der hall Rath, Hr Chirico, hat die provisorische Leitung der Gesth der Sardinischen Gesandtschaft uͤbernommen. . — Die Allgemeine Zeitung berichtet aus Korfun
1. Mai: „Man schreibt aus Konstantinop el, daß bi Armee Ibrahim Pascha's große Veraͤnderungen im Persyn besonders in dem hoheren, vorgenommen, und eine neut M location anbefohlen worden sey. Man will dieser Namn wichtige Gruͤnde unterlegen und glaubt, daß mehrere Milt Chefs in geheimen Verbindungen mit Osman Pascha hen, da dieser seit seiner Entweichung Alles aufbiete, die Aegyptische Armee Mehmed Ali abwendig zu machen. scheint gewiß, daß Letzterer nicht ohne Besorgniß ber die Mn seiner Truppen ist, daß er geheime Agenten im Lager hält,; von dem Geiste der Offiziere und Soldaten genau unterrit u seyn, und daß er fuͤr noͤthig erachtet hat, die men Hlegůiz nes Kommandanten zu versetzen und die Truppen viel als möglich zu beschaͤftigen. Zu diesem Ende sind M sche angeordnet worden, welche im Frieden die Zeit aussll und den Soldaten zerstreuen; indessen konnte es seyn, daß Mittel nicht anschlge, und man sich gezwungen sähe, ernstliche Beschaͤftigung anzuweisen. In die sem Falle ni der Sultan neuerdings in einen Kampf gezogen werden, n gezwungen seyn, sich gegen seinen rebellischen Vasallen zu n theidigen. Man scheint aber darauf in Konstantinopel gi ü seyn, und waͤhrend man sich in der Stille Muͤhe giebt,“ Arabische Armee unter die Fahnen ihres e n 9 zuruck ufuͤhren, werden die Ottomanischen Streitkraͤfte zu M ser und zu Lande moͤglichst verstaͤrkt. Kommt es wieder einem Bruche zwischen dem Sultan und Mehmed Ali, so fuͤr den Einen oder den Andern eine ernstliche n, n vermeidlich, und Jeder spielt um seine Existenz. Der Suh wie Mehmed Ali machen sich daruber keine Illusionen; Bel suchen daher sich in der Fremde Freunde zu erwerben oder erhalten. Die Armee Mehmed Alr's, sonst der Ottemanssch überlegen, ist nicht mehr ganz zuverlässig; das Mißtraun welches ste ihren eignen Fuͤhrern einfloöͤßt, kann daher allein schlecht disciplinirten und kriegsunerfahrnen Tuͤrtischen Tu pen einige Gluͤcks⸗Thancen versprechen. Sieht sich Mehmed n anlaßt, das Schild zu erheben, so droht ihm mehr , du Meuterei als durch Krieg, und es kommt Alles darauf an, die Treue seiner Truppen sich im Felde besser als im Frie erprobt. Jedenfalls steht dann dem Orient eine gaͤnzliche wälzung bevor, die nach der gemachten Erfahrung wahrend letzten Feindseligkeiten zwischen Mehmed Ait und dem herrn, von den allerwichtigsten Folgen auch fuͤr Europa muß, denn keine der Maͤchte, welche fuͤr einen oder den ann der Kämpfenden Partei nimmt, kann, wie es bisher gesta blos Zuschauer bleiben, und ihre Theilnahme auf gute schläge beschraͤnken. Daß es also dann zu einer thatigen h nahme Europa's kommen muͤßte, wird Jeder e . det etwas von den Europaäͤischen und Orientatischen Verhaͤltns unterrichtet ist, und die Engagements kennt, die in der len Zeit zwischen verschiedenen Hoͤfen eingegangen worden sind.
Vereinigte Staaten von Nord Amerike
New-⸗York, 24. April. Die mehrmals erwahnte d schaft des Gouverneurs des Staats New-⸗York an die gis gebende Versammlung lautet ihrem wesentlichen Inhalte folgendermaßen: „Seit meiner letzten Mittheilung an die gislatur beim Beginn der gegenwärtigen Session sind die legenheit und Noth, die auf den ande O hen lat so groß geworden, daß ich es fuͤr meine Pflicht halte, Ihre] merksamkeit auf diesen ., hinzulenken. Obgleich wußte, daß die Bank der Vereinigten Staaten sehr ploͤtzlich ren Kredit einzuschraͤnken begonnen, noch ehe die Regierung nen Beschluß in Bezug auf die Deponirung der ffentli Fonds gefaßt hatte, und daß diese Einschraͤnkung sich schon! Millionen Dollars fuͤr die Monate August und Septen belief, als der Schatz Secretair ihr die 3 der Neglern entzog, so hatte man doch, da diese Maßregel der Nothwem keit nur auf die den Interessen der Bank und des Hand uberhaupt am meisten zusagende Art und Weise ausgefuͤhrt t den sollte, keinen Grund, zu glauben, daß dieser Umstand d benutzt werden wurde, um einen panischen Schrecken zu n breiten und den Geschäften einen toͤdtlichen Streich zu versen— Doch es ist am Tage, daß seit der Zuruͤcknahme der Depos dieses Institut den Orts Banken gegenuber eine solche Stellung am nommen hat, daß diese letzteren dem Handel nicht diejenigen Erleich tungen gewähren konnten, welche so nöthig sind, um um Handelsleuten, die sich in neue Verbindlichkeiten einlassen n len, Vertrauen zu erzeugen. Wenn man die ungeheuren Rel thuͤmer und die unermeßlichen ,,. des Landes in tracht zieht, die sich nach Außen hin durch einen stets zunehm den Wohlstand offenbaren, was der mittlere Wechsel⸗Cours bemel und die im Innern denselben Anblick darbieten, reiche Aerndte mäßige Preise und bluͤhende Manufakturen, so wird es ga unmèglich scheinen, daß die jetzige Krisis durch eine Maßren verursacht worden seyn sollte, die eine Veraͤnderung des Depo der oͤffentlichen Fonds zum Resultat hatte. Ohne Zweifel die Verlegenheit, in der sich der Handel befindet, aus der nichtung alles Vertrauens entstanden; dagegen wuͤrde es schw halten, zu zeigen, daß dieser fein ne ih, Zustand die non wendige Folge der von der Regierung getroffenen Maßregel sel
Ha rn ablehnen oder zuruͤ 22 Mai vollzogen werden, und es war von Seiten des Senn
lassen hatten, an den Tag brachte. Nach den fruͤ iich ungefahr 15
Vielmehr ist er dte natuͤrliche Folge der Stellung, in welche sich die Bank versetzt hat — r Te hend Stellung, die ihre Ver— theidiger weder damit rechtfertigen koͤnnen, daß sie dieselbe als eine gerechte Repressalte bezeichnen, noch damit, daß sie als Zweck derselben angeben, die Orts⸗Banken iu noͤthigen, daß sie Staats⸗ ͤ geben mußten. Im Monat
ezember 1830 fing die Bank an, ihre Kreditir ungen und ihre Circulation sehr schnell zu erweitern; sie setzte dies System bis um Monat Mai 1832 fort, zu welcher Zeit diese Erweiterung syrer Kreditirungen sich auf 28 Millionen Dollars und die Er—
weiterung ihrer Circulation auf mehr als 4 Millionen belief.
Die Folge von dieser eben so uͤbermaͤßigen als plötzlichen Ver—
mehrung eines eingebildeten Kapitals war Anfangs, daß die ver⸗ schiedenen Orts⸗Banken zu einer gleichen Liberalitaͤt aufgemun—
tert wurden, dann, daß die Industrie und der Unter nehmungs— geist ihre Graͤnzen uͤberschritten. Es ist eine wichtige Thatsache, daß von dieser Zeit an die Geschaͤfte mit dem Auslande, der in—
nere Handel und Gewerbfleiß, die Speculationen auf Staats Effekten, Grundstuͤcke und Produkte aller Art nach einem Maßstabe
betrieben wurden, wovon man bis dahin keine Idee gehabt hatte. Das Kontrahirungs-System, womit die Bank gleich nach dieser Ausdehnung ihres Kredits hervortrat, hatte kaum seine Wirkun⸗ gen zu zeigen begonnen, als das Zoll-Gesetz vom Juli 1832 die unheilvollen Folgen der uͤbertriebenen Unternehmungen, in die sich der Landwirth, der Fabrikant und der Handelsmann einge— eren Gesetzen erhob New⸗York von den fremden Waaren einen 36. i. , Millionen Dollars betrug, und zu dessen Ent— richtung sich der Einfuͤhrende durch Ausstellung von Bbligatio— nen auf lange Sicht verpflichtete; diese Bons waren zuweilen euf 18 Monate Zeit ausgestellt. Da die Waare im Allgemei⸗ nen immer bald nach ihrer Ankunft verkauft wurde, so ist es klar, daß der von der Regierung bewilligte Kredit dem Einfuͤh— renden so lange, bis die Zoll⸗Obligationen fällig waren, statt ei⸗ nes dem Belauf der Zoöͤlle gleichkommenden Kapitales galt. Bis dahin aber schaffte ihm eine neue Einfuhr einen neuen Kredit, und dergestalt war stets ein eingebildetes Kapital von ungeheu— tem Belauf im Handel beschaͤftigt. Das Gesetz vom Juli 1832 reducirte die Zoͤlle bedeutend; das von 1833 bewirkte eine noch großere Reduction des fingirten Kapitals der Einfuͤhrenden, in dem es die Dauer des Kredits abkuͤrzte, eine große Anzahl von Artikeln ganz zollfrei einließ und von mehreren anderen augen— hlickliche Baarzahlung des Zolls anordnete. Dieses Gesetz trat am 4. März 833 in Kraft. Hieraus ergiebt sich, daß, da im verflosssnen Jahre die im Jahre 1832 ausgestellten Zoll-Ver— schreibungen fällig wurden und die Geldnoth sich durch die Noth— wen digkeit, die Zölle nunmehr gleich baar zu entrichten, noch ver— mehtte, der Einführende die vollständige Realisirung des eingebildeten Kapitals, das ihm die lange Kreditirung der Regierung erzeugt hatte, und die fuͤr die Einfuhr des laufenden Jahres zu entrichtenden Zoͤlle erschwingen mußte. Man hat berechnet, daß in Folge die—
ses Gesetzes die im Handel angelegten Kapitalien sich um 12 bis
13 Millionen verminderten. Der gedruͤckte Zustand, in den un— ser Wechsel⸗Lours auf das Ausland gerieth, obgleich derselbe ein guͤnstiges Zeichen von der Lage des Landes im Allgemeinen seyn mag, verhinderte auch die Beziehung beträchtlicher Summen aus
Europa, die man als Ertrag des Verkaufs von Staats-Effekten und Waaren zu fordern hatte. Diese Ursachen, so wie die von
der Bank vorgenommene Einschraͤnkung ihrer Kreditirungen, eine Operation, di vom Monat August bis zum Dezember eine Summe von fast 10 Millionen Dollars außer Circulation brachte, nd mehr als hinreichend, um die jetzige Krisis zu erklaren. Nach den letzten Debatten im Kongreß, nach dem Ton der Bank— nn, nach der Sprache ihrer Partei in den oͤffentlichen Versammlungen, nach den Mansͤvern, welche die Bank unter— nimmt, kurz nach Anzeichen, die zu sicher sind, als daß man sich darin irren sollte, zu urtheilen, scheinen die Bemuͤhungen der Bank gegen die Geld-Institute und Interessen des Staates New⸗York gerichtet zu seyn. Unter solchen Umstaͤnden halte ich es fuͤr eine dem Staat obliegende Pflicht, alle seine Kräfte an— juwenden, um diese Anstalten in ihrem Kampf zu unterstuͤtzen und seine Buͤrger vor jeder Bedruͤckung zu bewahren. Die In— stitute, welche der Sigat enthalt, sind zu seinem Gedeihen noth— wendig; unsere Mitbuͤrger sind alle, zu welchen Klassen sie auch gehören mogen, zur ackerbau⸗,, handel oder gewerbtreibenden, bei ihrer Een und Dauer gleich interessirt. Fuͤr das beste Mittel zur Abhuͤlfe der Uebel, die schon vorhanden sind, so wie derjenigen, die uns noch drohen, wenn die Bank das Kapital zuruͤckmeht, welches sie in diesem Staate ausstehen hat, halte ich die Negociirung einer neuen Anleihe zum Belauf von ä oder 5 Mil‚ livnen Dollars. Es wuͤrde dann leicht werden, die Huͤlfsquellen der New. Yorker Banken zu vermehren, indem man ihnen diese Fonds liehe, ohne daß der Staat dabei eine Gefahr zu befuͤrchten haͤtte; dies wuͤrde fuͤr sie ein hinreichender Ersatz seyn fuͤr das ihnen von der Bank der Vereinigten Staaten entzogene Kapital. Ich muß ihnen uͤbrigens die Gerechtigkeit widerfahren lassen, zu erklären, daß dieser Rathschlag nicht von ihnen aus, geht; bis jetzt haben sie sich mit einer Geschicklichkeit aufrecht erhalten, die ihnen zur Ehre gereicht, und sie setzen vollkomme— nes Vertrauen in ihre jetzigen Huͤlfsmitiel, es moͤge kommen was da wolle; mein Vorschlag hat jedoch zum Zweck, allen Klas— sen eine augenblickliche Erleichterung zu gewähren, den Markt unserer Ackerbau, und Fabrik-Erzeugnisse wieder zu heben und dem Handel im Allgemeinen wieder Kraft und Lebendigkeit zu verleihen.“
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Berlin, 29. Mat. Der Allerhoͤchsten Huld Sr. Majestaͤt des Koͤnigs verdankt Charlottenburg die Erhaltung eines Insti— tuts, dessen bisherige Wirksamkeit sich nicht nur auf die nahe Hauptstadt und auf die Provinz, sondern auch auf das Ausland erstreckte. Die Cauersche Erziehungs-Anstalt wurde im Jahre 1818 durch einen Verein von Lehrern hier in Berlin ge— rundet und im Jahre 1826 nach Charlottenburg verlegt. Der n fechehnic ht e, Wirksamkeit gien erreichte Zweck der An⸗
alt war: Knaben von dem fruͤhsten Alter an bis zu der Reife, welche die Schule ihnen geben kann, fuͤr jede Berufsart zu er— ,. zu unterrichten. Da jedoch diese ausgedehnte
estimmung neben den mannigfaltig erweiterten Eùn rh n gen des öoͤffentlichen Schulwesens keinem allgemeinen Beduͤrfnisse mehr r entsprechen schien, und da unguͤnstige Zeit Ereignisse bemerklich gemacht hatten, wie unsicher die langere Dauer eines so großen Privat⸗-Unternehmens sey, so loͤste sich die Anstalt in ihrer bisherigen Verfassung zu Ostern d. I auf. Se. Maje⸗ ät der König aber haben Allergnaͤdigst geruht, in Anerkennung
er bisherigen Leistungen der Anstalt, das Fortbestehen derselben
nach einem modificirten Plane fest zu begruͤnden, indem laut Allerhoͤchster Kabinets⸗ Ordre vom Ztèn v. M. dit Gebtude des Instituts als Staats, Eigenthum uͤbernommen und zwei Lehrer
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aus Stagts⸗Fonds besoldet werden sollen. Die Anstalt wird ei⸗ nem vielfach empfundenen und besonders fuͤr Berlin als wesent⸗
lich erkannten Beduͤrfnisse dadurch entgegen kommen, daß sie als
ein Progymnasfium organisirt wird, welches Sohne gebilde⸗
ter Aeltern vom ersten schulfaͤhigen Alter an bis zu der Stufe erzieht und unterrichtet, wo sich die kuͤnftige Berufsbildung ent— scheidet. Zu groͤßerer Gemeinnuͤtzigkeit wird ein mäßiger Pen—⸗ sionssatz — nicht uͤber 250 Rthlr. jährlich — festgesetzt werden. Die näheren Bestimmungen werden aus dem zu . d, n ins Leben tretenden vollstaͤndigen Organisations, Plane zu erse— hen seyn.
— Die diessaͤhrigen Pferde⸗Rennen in Schlesten, verbun⸗ den mit einer Thierschau, — die zweiten seit dem Bestehen des betreffenden Vereins, — werden ain 30. und 31. Mai uͤnd am 2. Junt bei Breslau abgehalten. Am ersten Tage finden 6, und am zweiten 5 Pferde⸗Rennen, so wie das Vorreiten der Campagne⸗Pferde statt; am Montag den 2. Juni erfolgt die Thierschau, worauf am folgenden Tage die Verloosung der ge— kauften Pferde, so wie die Wahl neuer Mitglieder an die Stelle der statutenmaͤßig aus dem Direktorium ausscheidenden, vor sich geht. Der Verein macht bei der Publication dieser Anordnun— gen bekannt, daß Ihro Durchl. die Frau Fuͤrstin von Liegnitz mittelst hohen Erlasses vom 16. d. M. einen silbernen Pokal als Preis fuͤr die dortige Rennbahn auszusetzen die Gnade ge— habt hat. Der Sieger empfaͤngt (nebst den Einsaͤtzen à 5 Fr. d'or) den gedachten Pokal, muß denselben jedoch im naͤchsten Jahre satzfrei durch ein Pferd vertheidigen, und erhaͤlt erst nach drei⸗ maligem Siege, ohne Reihefolge der Jahre, den Pokal als Ei— genthum. Die Frau Fuͤrstin hat sich jedoch vorbehalten, dem einmaligen Besitzer, wenn er gezwungen wird, den Pokal abzu— geben, eine Erinnerung an dessen Besitz zu verleihen.
— 22 . mr
Königliches Schauspie l.
Herr Becker, vom Theater zu Frankfurt a. M, der kurzlich hier in einer Reihefolge von Gastrollen aufgetreten, ist einer derjenigen Schguspieler, die nicht mit dem augensölicklichen Genuß, den sie , , abgefunden werden duͤrfen. Berlins Theater- Freunde ennen ihn seit länger als 1A Jahren; sehr jung und fast unent⸗ wickelt kam er am Schlusse des Jahres 1819 zum erstenmale zu uns; seine jugendlich frische, schlanke Gestalt, ein gewisser Ernst und ein nicht zu verkennendes Gefühl sorachen gefaͤllig an, obgleich der rauhe, wenig biegsam? Ton seiner Stimme ihm eben nicht guͤnstig war. Im Frühjahre 1830 besuchte er unsere Buͤhne zum zweitenmale; damals, vom Dresdener Theater kommend und, wie es hieß, von Ludwig Tieck freundlich belehrt und geleitet, gefiel er außerordentlich und gewann vornehmlich in der Barstellung des Don Gutierre in Calderon's Arzt seiner Ehre die volle Hoch⸗ achtung der Kunstkenner. Aber auch damals entging dem schaͤrfe⸗ ren Beobachter eine gewisse Ungeschmeidigkeit in der Aussprache und eine Zigrlichkeit, um nicht zu sagen Geziertheit, in sei⸗ ner ganzen Erscheinun nicht; ja, man kam auf den Gedanken, daß er die Deutsche Sprache nur schulmaͤßig erlernt haben müsse, und daß sie nicht seine Muttersprache gewesen seyn könne. Und so ist es; denn, wie glaubwürdige Leute versichern, ist Herr Becker gebo⸗ ren und aufgewachsen in Mainz in der Zeit, als diese Stadt in Französischem Besitz war, und hat seinen ersten Unterricht, wenn nicht lediglich allein, doch mehr durch das Medium der Fran⸗ zdsischen Sprache, als der Deutschen, empfangen; in seiner ersten Ri
ugend mehr Franzdͤsisch als Deutsch sprechen lernen; Welt und
Menschen mehr im Franzoͤsischen Kleide gesehen; kurz, er ist als Kind und Knabe von einer Franzoͤsischen Bonne genaͤhrt und ge⸗ lehrt worden. Erwaͤgt man dies, so ist es bewundernswerth, dis u welchem Grade der Geschmeidigkeit er jetzt die Deutsche Sprache n seiner Gewalt hat; aber zugleich erklart dies auch die Bestimmt⸗ heit, die Präesston seiner Aussprache, und die Freihelt von allen den kleinen Nachlaͤssigkeiten, in die der in Deutscher Sprache geborne und erzogene Schauspieler, selbst bei aller Aufmerksamkeit auf sich, so oft verfaͤll Genug, um unsern Mann vorldufig kennen zu lernen; ehe wir ihn in die eigentliche Kun stsphäre begleiten, das heißt, in den Theil derselben, in welchem bei seinem diesmaligen dritten Besuche sich uns zu zeigen ihm beliebt hat, oder ihm nach Umstäͤnden vergönnt werden konnte! Seine erste Rolle war der Po sa in Schillers Don Carlos. Mit dem guͤnstigsten Vorurtheil fuͤr Alles,
was Herr Becker an Talent und Bildung vor A Jahren entfaltet
und ihm eingefloͤßt hatte, ging der Schreiber diefes Aufsatzes ins Schauspielhaüs, jedoch auch nicht ohne die Erinnerung an die Zu⸗ gabe, die jene Franzoöͤsische Erziehung seiner Bildung beigemischt, und erwartete darum hier einen sehr ausgearbeiteten, ja körrekten Posa, aber nicht den idealen, von allem conventionellen Maß freien, dessen schbne Natur ihn zwar vor aller wahren unschicklichkeit bewahrt, dessen Adel der Natur ihn aber auch aller Sorge vor Verletzung der Etiquette und der Hofsitte uͤberhebt, und der sich frei und mu⸗ thig den Eingebungen seines Gefühls und der Begeisterung des Au— genblicks uͤberlassen kann. So hat er ihn auch wirklich gefunden: einen einsichtigen, vielgeuͤbten, bemessenen Schauspieler und beson⸗ ders trefflichen Redner, aber nicht den Posa des Dichters, dessen Darsteller frellich, wenn er dem Phantasiebilde entsprechen soll, an Gestalt nicht unaͤhnlich dem Apoll von Belvedere, und an Geist, wie die Apostel am Pfingsttage sprechen muß. So weit wol⸗ len wir indeß unsere Forderungen nicht treiben; aber die billigste Ermaͤßigung derselben bleibt immer, daß Waͤrme, freier unauf⸗ haltsmer Fluß der Rede und Schwung der Begeisterung dem Darsteller des Posa nicht fehlen durfen, am wenigsten vor dem Koͤnige. Auch in der Scene des vierten Akts entding uns, bei aller Trefflichkeit der Declamation und Action des Gastes, doch der eigentliche tragische Ton, der uͤberhaupt so selten ist; Fleck be⸗ saß ihn im hoͤchsten Maße, Iff land bei Reichthum und Vielseitigkeit seines darstellenden Talents gar nicht; die Bethmann bei schwa⸗ chen Organen erhob sich zu ihm in fast wunderbarer Weise; mens „ita inolem. — Rebenstein, sonst eben geistig kein außerordent⸗ lich begabter Mime, hatte außerordentliche tragische Momente — unserer gegenwaͤrtigen Schauspieler und Schauspielerinnen nicht zu gedenken, da wir Alle taglich erfabren, in welchen von ihnen der wahre tragische Geist, der durch keine Kunst, am wenigsten durch eine Manier erworben werden kann, lebt und webt. — Nach dem uͤberweltlichen pi gefiel es unserm Gast, sich in einem recht bestimmten weltlichen Kreis, ja in einer gewissen anomalen
ndividualitaͤt . eigen, naͤmlich als ein in orie sorgloser Eng⸗ aͤnder in dem Lustsplel, die Gebruͤder Foster. Wir baben auch hier den geübten Kuͤnstler und den lebendigen Schauspieler vollauf an⸗ erkannt, aber auch den Englaͤnder im Franzbsischen Kostüm ge— funden; unser Stawinsky giebt ihn ganz naturlich, wie ein sorg⸗ loser Lebemann in aller Zeit und unter allen Nationen erscheint; wir wollen damit zufrieden seyn, aber auch die Kunst des . Gastes ehren, der . umor in dieser ihm geldͤufigen Franzdͤsischen Art und Weise so trefflich und so wirksam darzustellen wußte. — Wir übergehen die schon bei seinem ersten Besuche ge⸗ gebene Rolle in dem, cinem Englischen nachgebildeten Lustspiele: „Stille Wasser sind tief“, denn in diesem Bereich kann man nur das Naturell eines Schauspiclers, und seine im Allgemeinen geübte Bildung pruͤfen, und diese ist uns ja genugsam bekannt; aber dessen⸗ ungeachtet muß ausgezeichnet werden der, wenigen Schauspielern in dem Grade des Affektes und durch Beherrschung des Affektes so charakteristische Ausdruck in der letzten Seene dieses trefflichen Lust⸗ spiels, aus dessen Gattung wir viel zu wenige auf unserer Bühne se⸗ ben. Eine bedentendere Erscheinung war sein Beaumarchais in Gö⸗ thes Clavigo; dieses Schausphel ist freilich veraltet, nicht in dem frivolen Sinn, daß man nur das Neueste fuͤr das Bessere halt, sondern weil es, wie Gbthe selbst in seiner Biographie es berichtet, ein Produkt eines da⸗
maligen Zeit⸗Ereignisses, und die dramatische
ihm ihren rechten Dolmetscher
Composition desselben⸗ die Folge ciner gesellschaftiichen Konventenz, die Arbeit von acht Tagen war. Wer . in der Zeichnung eines ehrgeinigen oder sentimentalen Schwächlings und vollends in der Zeichnung des Carlos das Kberschwengliche Genie (Gothe war damals ein Juͤngling) verkennen kann, mit dem ist es unwürdig, zu streiten. Benüg,“ den Scenen, worn Beaumarchais erscheint, hat Herr Becher das vollstãndige Gewicht gegeben; und darum fehlte ihm auch nicht die Wirkung einer solchen anfanglichen Zurückhaltung der inneren Leldenschaftlichkeit und dann ihrer unaufhaltsamen Explosion. Zu be⸗ dauern ist es, daß der Vorßellung elnes Göthischen Stüq es die siete, beharrliche Sorgfalt feblt, daß, wenn es einmal zufaͤllig in Scene gesetzt wird, wir Hauptrollen, wie die des Clavigo, in gaͤnzlich unangemessenen, ja widrigen Händen vor unsern Augen und Ohren sehen müsten. Die letzte Rolle des Herrn Becker war der Fiesko in dem bekannten Schsũerschen Schauspiel. Es hieße, Eulen nach Athen tragen, wenn wir den ursprünglichen kolossalen Genius Schillers, wie er in diesem Schauspiel sich manifestirt, jetzt noch mit irgend iner Nachrede begleiten wollten; aber in Bezug auf unsern gegenwaͤrtigen Darsteller des Fiesko it es nicht unzeitig, zu erwähnen, daß der jugendliche Schillersche Vortrag und seine bilderreiche Sprache an gefunden baben. Doch das erschdpft in dieser Rolle seinen Werth nicht; seine ganze Persdnlichkeit, seine Politur und Gewandtheit, die Sicherheit und der Taft in allem dem, was er spricht und thut, beweisen einen Schauspieler, der das ihm von der Natur verliehene Talent noch immer mit Verstand und Fleiß, und wie es seinem Naturell gemäß ist, mit großer Wir⸗ kung und namentlich hier seine Suade am rechten Orteè zu getrau⸗ chen weiß. Daß er den Fiesko mit dem vollstimmigen Beifall ei⸗ nes zahlreichen Publikums gegeben hat, würde, so viel oder wenig auch auf die laͤute Anerkennung Werth zu legen seyn mag, gat nicht zu erwähnen noͤthig seyn, wenn es nicht noch immer Leute genug gaͤbe, die das , ,, wenn es sich nur recht vorlaut macht, für die Stimme des Publikums nehmen. Vorlaut hat es sich auch diesmal gemacht, aber auch so ungeschickt.⸗ wie es freilich von der geringen, nicht denkenden und nicht fühlen⸗ den Minorennitaͤt des i,. nicht anders zu erwarten ist; — luͤcklicherweise macht sie nicht das Publikum. Der Verfasser die⸗ es Auffatzes kann schließlich sein Bedauern nicht unterdrücken, daß Herr Becker bei seinem diesmaligen Besuch nicht den Don Gu⸗ tlerre im Calderonschen „Arzt selner Ehre“ wiederholt hat, für Kunstkenner, freilich nicht für jene vorerwaͤhnten frivolen Mino⸗ rennen, wäre dies eine erwuͤnschte Gelegenheit gewesen, fuͤr die Kunst ersprießliche Vergleichungen anzustellen; denn wie Herr Ben⸗ ker vor vier Jahren, so hat Herr Rott vor zwei Jahren, als da= maliger Gastspieler, den Gutierre mit wahrer Metsterschaft gegeben und es würde meistens nur darauf hinauslaufen, die Abweichungen des Einen von dem Andern als Verschiedenheiten ibrer Indipi— dualitaͤten und ihres Bildungsganges anzudeuten.
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Wissenschaftliche Nachrichten.
Archaͤologisches Institut in Rom.
Am 21. April, als am Gründungstage Roms, hielt das unter dem Schutze Sr. Königl. Hoheit des Kronprinzen von Preußen seit dem Jahre 1829 bestehende Institut für archdologische Korrespon⸗ denz, in dem von seinem Genergl⸗-Seeretair, Herrn Geheimen Lega⸗ tionsrath Bunsen ihm vergunstigten Lokal auf dem Kapitol, seine Jahressitzung. In Abwesendeit des General⸗Secretairs ward der ährliche Bericht über Zustand und Leistungen der Anstalt ven dem dirigirenden Secretair, Prof Garb ard, verlesen und naͤchstdem von dem Archinar Des Inst Wweern Legationsrath Kestner, über den , seiner Bibliothek und sonstigen Sammlungen Bericht erstattet. .
Die Kupferwerke und Druckschriften, welche das Institut mit besonderer Beziehung auf die neuesten Entdeckungen antiker Denk⸗ mäler ans Licht stellt, haben, hhuptsaͤchlich durch die Thaͤtigkeit des Herrn Dr. Pa nofka, dirigirenden Seeretairs in Paris, ihren un⸗
estoͤrten Fortgang; Abbildungen der beiden im vorigen Jahr bei Forneto entdeckten Wandmalerelen, eine forgfaͤlttze von Hrn Geh. Rath Bunsen veranstaltete Karte der durch eyklopische Bauwerke berühmten Umgegend Rietis und des Fucinosees, endlich ein ausfuͤhrlicher Bericht desselben Gelehrten uͤber die Fortschritte der antiquarischen Literatur fuͤr Aegyptisches Alterthum, Itälische Topographie und Griechisch⸗Etrus⸗ kfische Vasenkunde sind die wichtigsten Ergebnisse der neuesten Liefe⸗ rungen. Außerdem hat das Institut so eben zwei neue Centurien auserlesener Gemmen⸗Abdruͤcke veranstaltet, deren Originale in den letzten Jahren zum Vorschein kamen, und hauptfächlich an ge schnittenen Steinen Etruriens wiederum vorzüglich reich sind. Indeß hat die Thätigkeit des Instituts sich allmählig so vielseitig au sge= dehnt, daß die literarisch-artistischen Bekanntmachungen desselben nur fuͤr einen Theil seiner Leistungen anzusehen sind. Des großen Vortheils zu geschweigen, welchen der durch das Institut gefundene Mittel⸗ punkt antiquarischen Verkehrs dem . Forscher nicht weniger als dem reisenden Beschauer klassischer Srte darbtetet, machen sich die regelmäßigen Sitzungen und die bereits nicht unbetraͤchtlichen Sammlungen des Instituts tagtäglich ersprießlicher. In den woöchent⸗ lichen Versammlungen, welche vom November bis gegen Ende des Aprils ununterbrochen gehalten zu werden pflegen, draͤngen sich die archdologischen Ergebnisswt des Tages, Fragen und Betrachtungen aus dem Gebiete antiquarischer Thätsachen, Mittheilungen und Be⸗ obachtungen jeder , , n, dr n , seit der lange vermißte Mittelpunkt fuͤr sie gefunden ist, nicht weniger ergiebig und regelmaͤßig a als Rom selbst seit ,. Zeit eine Schatzkammer und zugleich eine sichtende Tenne fuͤr die von allen Seiten zufließenden Bemerkungen und Thatsachen archaͤologischen Bereichs darzubieten pflegt. Andererseits haben die aus mannigfachen Geschenken gebildeten Vorraͤthe des Instituts an Buͤchern, Abfor⸗ mungen, Zeichnungen und Denkmaͤlern eine um so großere Bedeu⸗ tung erhalten, je dringender und je haͤufiger von strebenden Alter⸗ thumsfreunden der Wunsch geaͤußert und bethätigt wird, ihre jen⸗ seits der Alpen begonnenen Studien des klassischen Alterthums durch einige Jahre Roͤmischer Studien zu vervollstaͤndigen. Diesen, denen Gehalt und Gebrauch Römischer Bibliotheken nicht leicht genügend sind, bildet die neu entstandene Römische Bibliothek des archdologt⸗ schen Instituts eine laͤngst gewünschte Zuflucht; daß dieselbe ihnen bei jedwedem Geschick des Instituts auch kuͤnftig verbleibe, dafur ist durch den festgestellten Grundsatz gesorgt, daß die Sammlungen des Instituts als ein unverdußerliches Eigenthum der Stadt Rom an⸗ gesehen, angewandt und fortgesetzt werden sollen.
Das töaͤtige Woblwollen anzudeuten, mit welchem Kunst⸗ und Alterthumsfreunde Römischen Aufenthalts diesen dankenswerthen Stiftungen des Instituts begegnen, genugt es, theils auf die von den Herren Bunsen, Fea, Gerhard, Kellermann, Kestner u. A. dem Institute gehaltenen Vortrage, theils auf die mehrfachen Mit- theilungen n , . Forscher aufmerksam zu machen, unter denen neuerdings der Bericht des Obersten della Marm ora uͤber die Ausbeu⸗ te seiner Reisen nach Sardinien und den Balearischen Inseln und die Mittheilung der Denkmäler sich auszeichnen, welche der Englaͤn⸗ der Hoskins waͤhrend ciner zweijäͤbrigen bis zum sechsten Kata— rakten fortgesetzten Reise durch Aegypten und Nubien jammelte. Unter dem neuesten Zuwachs der Sammlungen des Instituts sind vorzüglich die von Sr. Maj. dem Könige der Franzosen geschenkten Prachtwerke, die Deseription de LEgynte und Viscontis Monogra— phie zu erwaͤhnen; naͤchstdem ansehnliche Geschenke in Buͤchern, Abfor⸗= mungen und Denkmäler von Selten des Prinzen Borghese, des Grafen von Bearday, des Marquis von Northampton, des Dr. Rott, des⸗ gleichen mehrerer Deutschen Gelehrten und Verleger, vorzuͤglich der Herren Marcus und Weber in Bonn.
Der vielfach anerkannte Vortheil der Sitzungen wie der Samm—⸗ lungen des Instituts veranlaßte im verflossenen Vierteljahr eine neue
Reihe regelmäßiger Versammlungen, welche, von dem Gebrauch der