1834 / 168 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Tuilerieen einen großen Einfluß auf unsere Regentin ausuͤbt, und wenn dies so bleibt, so ist es sehr wahrscheinlich, daß es wirklich zu einer Verbindung zwischen der jungen Elisabeth und dem Heroge von Montpensier kommen wird. Die Antipathie, welche unser Hof zur Zeit Ferdinands gegen Alles zeigte, was aus Frankreich kam, ist seit dem Ableben dieses Monarchen ganz verschwunden. Der Marquis von Las Amarillas ist noch stets der Mann der Regentschaft; er ist es, der jetzt in Spanien regiert; er besitzt einen energischen Charakter, und sein System besteht darin, eine aufgeklärte oligarchische Regierung mit Repraͤsentativ-⸗Formen zu begruͤnden, wenn es naͤmlich der Aristokratie gelingt, in dieser Zeit noch die Herrschaft in Spanien in Haͤnden zu behalten. Uebrigens ist Herr von Las Amarillas ein vertrauter Freund des

Herzogs von Wellington, und es heißt, daß ihm neulich von

Sr. Gnaden konservative Grundsaͤtze in der Politik anempfoh— len worden seyen. Die Aussöhnung des Herrn Martinez de la Rosa mit dem Grafen von Torreno hat wirklich stattgefunden; man glaubt, daß Herr von Torreno gegen den 24. Juli das Portefeuille der Finanzen erhalten werde. Die Regierung rechnet darauf, daß ihr ein Gesetz uber die Ma— jorate, deren Verkauf sie unter der Bedingung einer außeror— dentlichen Steuer zum Besten des Schatzes gestatten will, große Hüulfsquellen eroͤffnen werde. Alle Proceres, die nicht den Ca— stilischen Titel haben, sollen durch die Koͤnigl. Ernennung, durch die sie jene Wuͤrde erhalten, zugleich mit dem Herzog-, Mar— quis, Grafen- oder Freiherrn-Titel beliehen werden. Der Mar— quis von Las Amarillas wuͤrde, sagt man, zum Granden von Spanien mit dem Herzogs-Titel erhoben und Herr Martinez de la Rosa zum Marquis ernannt werden.“

De tung al.

Lissabon, 24. Mai. Der Kampf ist beendigt, man hat sich zu schlagen aufgehört, das Schicksal von Dom Miguel und Don Carlos ist aber noch unentschieden. Der Erstere sah, wie aus guter Quelle versichert wird, den letzten Anstrengungen seiner Truppen bei Asseiceira, vom linken Tajo⸗Ufer aus, durch ein Fernrohr zu, und eilte dann nach Santarem zuruͤck, dessen Raͤumung beschlossen wurde. Die von dort abziehenden Armee— Reste haben den Weg von Evora und nicht denjenigen von El— vas genommen. Sey es, daß sie diese Festung nicht mehr vor ihren Verfolgern zu erreichen hofften, oder sey es, daß die bei— den Prinzen dort eingeschlossen zu werden und mit ihren Por— tugiesischen und Spanischen Gegnern zu kapituliren genoͤthigt zu seyn fuͤrchteten, und es daher vorzogen, die Richtung von Evora

zu nehmen, von wo aus sie vielleicht sich schmeichelten, noch, von

den ihnen treu gebliebenen Truppen begleitet, ein Englisches Kriegsschiff zu gewinnen. Jedenfalls kann der Widerwille Dom Miguels, sich der Großmuth seines Bruders Dom Pedro anzu— vertrauen, vollig gerechtfertigt erscheinen, wenn man sieht, wie das amtliche Blatt des Letztern den Prinzen, vor welchem Lissabon als vor seinem Herrscher sich während fünf Jahre beugte, jetzt kurzweg als Miguel Maria do Patrocinio, gewesenen Infanten von Portugal, qualisicirt. Der wichtigste Punkt in den hiesigen Beziehungen duͤrfte jetzt das Benehmen des Siegers gegen die besiegte Partei bleiben, insofern davon die Aussicht auf eine endliche Beruhigung Portugals oder auf die Verlaͤnge— rung der inneren Zerwuͤrfnisse dieses Königreichs abhaͤngt. Naäͤhme man die Ausdruͤcke der von Dom Pedro zu Cartaxo erlassenen Proctamation woͤrtlich, so schiene freilich jene Frage entschieden, und ein voͤlliges Vergessenheits- und Verschmelzungs— System gesichert. Aber ich gestehe gern, daß, wenn es sich, in der Pyrenäischen Halbinsel, bei inneren politischen Zwisten von wahrhaftem Vergessen des Vergangenen durch den Sieger han— delt, mich immer ein gewisser Unglaube anwandelt, und ich, um mein Urtheil zu bilden, stets die Tharsachen abwarte. Nun hat war die Chronica, in Bezug auf die obenerwähnte Amnestie— Proclamation von Cartaxo, den Dom Pedro als den wuͤrdigen Nachkommen Heinrichs 1V. von Frankreich (wahrscheinlich hatte der Genealoge der Chronica die verstorbene Koͤnigin Joa—⸗ quima Carlbtta von Bourbon dabei vor Augen) gexrie— sen; wenn man aber noch in einem der neueren Blaͤtter der Chronica ein Dekrer sieht, wonach die Offiziere der Armee Donna Maria's in vier Kategorieen eingetheilt werden, je nach— dem sie gleich mit der Expedition Dom Pedro's nach Portugal kamen oder erst zu verschiedenen spaäͤteren Zeitpunkten uͤbertra— ten; wenn in den Ernennungs-Dekreten zu Civil-Aemtern stets die von der, gefallenen Regierung erlittenen Verfolgungen als Haupt -Verdienste den Befoͤrderten angerechnet werden; wenn man endlich hier noch vor etlichen Tagen eine gute Anzahl An— gestellter bei der offentlichen Bibliothek aus dem offiziell angege— benem Grunde absetzte, daß sie der Donna Maria nicht hinläng— lich anhaͤngig seyen, so moöͤchte man doch fast glau— ben, daß dem Schreiber in der Chronica die politische Linie, welche Heinrich IV. gegen die Anhänger der unterworfe— nen Ligue befolgte, bei Abfassung seines Artikels nicht so ganz gegenwärtig gewesen. Doch die Billigkeit erheischt, die AbfFassung desjenigen Dekreis, wodurch der Proclamation von Cartaxo eine gesetzliche Form ertheilt werden wird, und die Art der Aus— führung jenes Dekrets abzuwarten, bevor man entschieden uͤber das Benehmen der Portugiesischen Regierung in dieser Hinsicht aburtheilt. Die Augen Europas sind jetzt auf jenes Benehmen gerichtet. Niemand wird in Abrede stellen, daß, als Dom Mi— Zuel vor sechs Jahren auf einem Britischen Kriegs-Schiffe zu Tissabon landete, ein Portugiese, ohne darum fuͤr einen schlech— ten Patrioten zu gelten, der Meinung seyn konnte, daß ein an Ort und Stelle befindlicher Prinz in der Krast des Alters fur ein durch Parteiungen zerrissenes Volk einen besseren Souverain, als eine noch im Kindes-Alter besindliche, jenseits des Atlanti— schen Oceans verweilende Prinzessin verspreche Ehrenmaͤnner und erprobte Patrioten, wie Graf Barbacena, General Povoas, General Lemos und viele Andere, sprachen sich damals fuͤr Dom Miguel aus, dessen Regierung der Beurtheilung der Nachwelt unterliegt, und der jedenfalls seine Fehler schwer genug büßt. Wer wollte nun jenen Maͤnnern ein Verbrechen daraus machen, daß sie eine Sache, der sie Treue geschworen, nicht also⸗ bald verlimßen, als Großbritanien, welches allerdings das Schick— sal von Portugal zu bestimmen scheint, pöötzlich in Folge eines Minister⸗-Wechsels seine Gunst von einer Partei auf die andere uͤbertraͤgt. Unbezwetfelt haben nicht die 6500 Mann, die in Porto landeten, Portugal erobert und Dom Miguel gestuͤrzt. Dies Resultat gehört dem zwar indirekt gebliebenen, aber darum nicht minder wirksamen Einflusse Großbritaniens an. Der rich— tige und gesunde Sinn des Englischen Volks wird selbst beur— theilen, ob es die Ehre Englands, die hier mit dem wohlver— standenen Interesse seiner Politik zusaͤmmenfaͤllt, nicht erheischt, jeder selbst verdeckten politischen Reaction gegen die Individuen in Portugal einen Damm entgegenzusetzen.

) Dieses Dekret ist spaͤter, am 27. Mai, erschien en, und befin⸗ det sich schon ausführlich in Nr. 162 der Slant Zeitung. n

682 ,

Berlin, 17. Juni. Die im heute ausgegebenen 11ten Stuͤcke der Gesetz⸗Sammlung unter Rr. 1524. enthaltene Aller— höchste Kabinets-Ordre an die Staats-Minister Freiherrn von Brenn, Muͤhler und General-Lieutenant von Witzleben, be— stimmt, daß künftig bei der Berechnung der Gehalts- und Pen— sions-A Abzuͤge eines aktiven oder penstonirten Offiziers, so wie aller Militair- und Civil-Beamten, die Beitrage zur Wittwen— Kasse von dem Gehalte oder der Pension vorweg in Abzug gebracht, und daß erst von dem Ueberreste die gesetzlich zulaͤssi⸗ gen Abzuͤge fuͤr die Glaͤubiger berechnet werden sollen.

Die Königsberger Zeitung meldet aus Danzig vom 12ten d. M.: „Ihre Koͤnigliche Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin sind gestern Abends um 7 Uhr im besten Wohlseyn und unter dein allgemeinen Jubel der Einwohner hier eingetroffen und im Gouvernements-Gebäude abgetreten. hoͤchsten Herrschaften erregen durch ihr huld,volles Benehmen ei— nen allgemeinen Enthusiasmus. Bei dem Einzuge Ihrer Koͤnig⸗ lichen Hoheiten war die ganze Volksmenge der hiesigen Stadt und ihrer Umgegend in Bewegung, und der aus freiem Antriebe hervorgegangene Frohsinn hat den unter den Einwohnern herr— schenden guten Geist bekundet. Die Langgasse, der Lange⸗Markt und Langgarten waren festlich geschmuͤckt, die meisten Haͤuser mit Festons und Blumenkraäͤnzen bis zu den hoͤchsten Giebeln verziert. Von den verschiedenen Thuͤrmen weheten eine Menge Fahnen mit den Preußischen und Bayerischen National-Farben. Auf der Motlau waren von beiden Seiten der Bruͤcke Schiffe geankert, mit allen moͤglichen Flaagen und Wimpeln ver— ziert und die Raen mit Matrosen besetzt, die bei der Ueberfahrt

Ihrer Koͤniglichen Hoheiten ein jubelndes Hurrah ausbrachten.

Im Gouvernements -Gebaͤude wurde Ihre Königliche Hoheit die Frau Kronprinzessin durch mehrere weiß gekleidete, mit den Na— tional-Farben von Preußen und Bayern geschmuͤckte Maͤdchen empfangen und Hoͤchstderselben ein Gedicht uͤberreicht. Außerdem waren zum Empfange des hohen Paares die Generale und saämmt— liche Offiziere der Garnison, die anwesenden Chefs der Landes— Kollegien und die Vorstaͤnde der Geistlichkeit und der Stadt in dem Hofe dieses Gebaͤudes versammelt. Abends war die Stadt und besonders die oben bezeichneten Theile derselben erleuchtet, und die Volksmasse bewegie sich bis spaͤt in die Nacht hinein in den Straßen, ohne die geringste Unordnun! zu veranlassen. Schließ— lich ist noch zu bemerken, daß der Chef der Kaiserl. Russischen Marine, Fuͤrst Mentschikoff, mit den Dampfschiffen „Ischora““ und „Herkules“ und dem Lugger „Oranienbaum“ auf der hiesi— gen Rhede angekommen ist, um die Befehle der hohen Gaäͤste seines Hofes entgegen zu nehmen; außerdem besinden sich noch vier Kriegsfahrzeuge in der Ostsee, um Ihre Königl. Hoheiten auf der Fahrt von Memel nach Petersburg zu begleiten. Die innere Einrichtung der erwaͤhnten hier befindlichen Schiffe laßt in Betreff der Eleganz und Bequemlichkeit nichts zu wuͤnschen uͤbrig.“ .

Ihre Kaiserliche Hoheit die Prinzessin von Oranien ka—

men am 13ten d. M. mit der Prinzessin Sophie Koͤnigl. Hoheit

auf Ihrer Reise nach Weimar durch Duͤsseldorf. Ihre Kaiserl. Hoheit hatten in Krefeld übernachtet, gedachten in Hagen zu Mittag zu speisen und in Arnsberg uͤber Nacht zu bleiben.

Am 14ten d. M. hielt die unter dem Protektorate Sr. Königl. Hoheit des Kronprinzen stehende Gesellschaft fuͤr Pommersche Geschichte und Alterthumskunde zu Stettin, in Abwesenheit ihres Prasidenten, des Wirkl. Ge— heimen Rathes und Ober⸗-Präsidenten, Herrn v. Schöoͤn— berg Excellenz, unter dem Vorsitze des Regierungs-Vice⸗Praͤ⸗ sidenten, Herrn Muller, ihre zehnte zahlreich besuchte Ge— neral-Versammlung. gehalten uͤber die Leistungen der Gesellschaft in dem verslossenen Jahre, über das Rechnungswesen derselben, uber die Neihe der Pommerschen Geschichten seit Bugenhagen, uͤber die Bibliothek des Stettiner Zweiges der Gesellschaft. Dem Gebrauche gemaͤß wechselte das Sekretariat und wurde fuͤr das naͤchste Jahr dem Professor Boͤhmer uͤbertragen. Mit besonderem Danke wurde der ansehnlichen Schenkung von 5 800 Pommerschen Manuskrip— ten und Buͤchern gedacht, welche in echt vaterlaͤndischem Sinne die Gebrüder Herren v. Loͤper auf Stramehl, Wedderwill und Stoͤlitz bei Labes, aus den von ihrem Vorfahren, dem wuͤr— digen Negierungs-Rath Samuel Gottlieb Loͤper (S 1778) gesam— melten Bibliotheken, im Laufe d. J. der genannten Gesellschast, als Pflegerin der Pommerschen Geschichte, und namentlich dem Stettiner Zweige derselben uͤbergeben hatten. In dieser Schenkung befindet sich auch der v. Dregersche literarische Nachlaß, aus welchem Dregers bekannter Codex Pomeraniae dipl. ein Auszug ist. Die Feier beschloß ein , e, Mahl, bei welchem unter dem Gesange der von L. Giesebrecht gedichteten und von Oelschlaäͤger komponirten Lieder verschiedene Toaste ausgebracht wurden: auf das Wohl Sr. Majestät des Königs, Sr. Königl. Ho— heit des Kronprinzen, der Provinz Pommern, der Gesell— schaft, ihres verewigten Stifters, des W. G. R. und Ober⸗-Praͤsi⸗ denten Dr. Sack, ihres zeitigen Praͤsidenten, des W. G. R. und Ober— Praͤsidenten, Herrn von Schönberg, und der edlen Geschenkgeber, der Herren von Loͤper. Die Gesellschaft besteht seit 19 Jah— ren und hat im Allgemeinen den Zweck, nicht mit Alterthuͤmelei die Zeit zu vertreiben, sondern durch Rettung und Sammlung geschichtlicher Quellen aller Art, und durch Abfassung und För— derung von Monographieen eine gruͤndliche Geschichte der Pro— vinz Pommern vorzubereiten. Sie hat eine eigene Zeitschrift: Die Baltischen Studien, und lieferte bis zum Jahre 1831 Jah— res Berichte, welche sie naͤchstens fortzusetzen gedenkt. Ihre Samm⸗ lungen in Stettin und Greifswald, denn sie zerfaͤllt in zwei Abtheilungen, deren beide Ausschuͤsse in den genannten Städten ihren Sitz haben, sind fuͤr die kurze Zeit ihres Bestehens an— sehnlich genug. Das in der Provinz in Archiven und Biblio— theken vorhandene Material zu einer Geschichte Pommerns ist sehr reich und anziehend, und groͤßtentheils schon gesammelt und geordnet, so daß ein tuͤchtiger Historiker, den seine Neigung zu diesem Stoffe fuͤhrte, und der längere Zeit bei demselben aus— dauerte, eine ergiebige Aerndte halten koͤnnte.

Der General der Infanterie und kommandirende Ge— neral des 7. Armee-⸗Corps, Baron von Muͤffling Excellenz, ist am 10ten d. M. nach einer langeren Abwesenheit wieder in Muͤnster, und der neuernannte Ober⸗Praͤsident der Rhein⸗-Pro— vinz, Herr von Bodelschwingh-Velmede, am 11ten Nachmit— tags in Koblenz eingetroffen. Der bisherige Ober-Praͤsident, Herr von Pestel, war Tags zuvor nach dem Bade Schwalbach abgereist. ;

; Am 5ten d. M. beging der evangelische Kantor und Schullehrer Postel zu Parchwitz sein 50jahriges Dienst-Jubi— laͤum. Nachdem er am fruͤhen Morgen von seiner Familie und seinen zahlreichen Schuͤlern festlich begruͤßt worden, empsing er die Gluͤckwuͤnsche der Orts-Behoͤrden, wie auch viele schriftliche Gratulationen, von denen mehrere mit werthvollen Geschenken

Die

Es wurden verschiedene Vorlesungen

Warschau

begleitet waren. Nachmittags um 3 Uhr fand die Haupt- Feier statt und zwar in der Schulstube des Jubhilars. Nach Absingunn eines Psalms hielt der Superintendent Kohler eine Rede, worm er die Verdienste des Jubeigreises, namentlich in Hinsicht auf die vielen, von seiner Schule ausgegangenen Lehrer, so wie auf die Verbesserung des Kirchen⸗Gesanges heraushob; er sch müͤckt ihn darauf mit den Insignien des ihm von des Koͤnigs Maj,

staͤt Allergnaͤdigst verliehenen allgemeinen Ehrenzeichens, un

segnete ihn ein. In gemuͤthlicher Heiterkeit wurde der Fesitz⸗ beschlossen.

Bei dem gestrigen hiesigen Wettrennen passirten 4m Wagen und 260 Reiter das Brandenburger und Potsdamer Thor, und 255 Wagen und 149 Reiter das Hallesche Thor.

In einem Schreiben aus Danzig vom 10 ten in de Elbinger Zeitung liest man. „Ein Danziger Holzhaͤndle ist so eben nach Polen abgereist, um daselbst große Quantitz— ten Holz einzukaufen, indem an ein hiesiges Handlungshau eine Bestellung auf circa 2000 hoͤlzerne, hier bereits abzubin, dende Haͤuser eingegangen ist, die von hier uͤber Toulon nah Algier verschifft und dort zur Erbauung einer neuen Stadt oder Vorstadt angewandt werden sollen. Aller hier vorraͤthige und so eben ankommende Zink ist zu hohem Preise fuͤr die Russstz Krone aufgekauft worden.“

Meteorologische Beobachtung. Morgens Nachmitt. Abends Nach einmaliger 16. Juni. 6 Uhr. 2 Uhr. 19 Uhr. Beobachtung.

Luftdruck 33 14,« 7 Par. 332, s Par. 331,7 war. Duellwarme 73 98. Luftwaͤrme 13,9 R. 21,2 0 R. 13,2 0 R. Thaupunkt 10,60 R. 9,7 0 R. . Dunstsaͤttg. 82 pCt 5 pCt. Wetter.. . heiter. truͤbe.

Wind W. SS.

Wolkenzug

1834.

ae mm, = e .

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slußwärme 15,5 9R. Bodenwärme 13,6 R. Ausdünst. O0, 2787 9

Niederschlag 0.9 3 27h.

Den 17. Juni 1834. Amtl. Fonds- und Geld- Cours-gettel. (Aren /. Chur

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g Flärofehr Has. da. 4 101 Oetpr. Pfandbr. A 109 1063 101

Hannun. 60. 4 Kur- u. Num. d3. A 1067 106 105

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or . 958 583

St. Schuld- Sch. 4 Pr. Engl. Aul 18.5 r Engl. Anl. 22. 5 Pr. Engl. Ohl. 30. 1 Prüm. Sch. d. Sech. Kurm. Obl. m. I. C 4 Neum Int. Sch. do. kerl. Stadt- Ohl. A 99 König sb. da. . Fibing. do. 983 ene do. Danz. do. iͤdn Th. 37 1E riedriehsd aur. . 131 13 wwentnpr. Pfandhr! A] vilegne, ü / fre r /s Cir

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Wechsel- Gours.

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dito London Haris Wien in 20 Lr. ... Augsburg Breslau Leipzig Frankfurt a. M. W X. l'etershurg

150 161. 100 ThI. 100 Thl.

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Auswärtige Amater dam, 12. Juni.

Niederl. wirkl. Schuld 52. 3 do. O73, Ausgesetzte Sccmuld 14. Kann -Bill. 23. AI 3 Amort. 9Lz. 338 7a, Russ. (v. 1831) 9) breuss. Prämien- Scheine —. G0. AZ Aut. D- Span. 77 33 8.

Frank furt a. M., 14. Juni.

Oesterr. 53 Metall. 100143. 100 n. A8 923. 92. 18 237. Br Bank- Actien 18357. 1535. Hart. - Obl. Loose zu 100 Fl. 210. Br. Holl. 53 Obl. v. 183: Loose 65. G55. Preuss. Prüm. Scheine Br. 58 Span. Rente 7A. 745. 383 do. perp. Sr. M..

Paris, 11. Juni. 53 Rente pr. coumpt. 106. fin cour. 106. 2. 78. fin cour. 78. 20. 38 Neap. pr. eompt. 95. 20. 95. A0. 3 Spun. Rente 77. 33 MI. Cortes 349. Belg. 9oz. Ausg. Span. Schuld. 172, Warschau, 13. Juni. Pfandbr. 95. uss. Assign. 1844. 5. Häart.-Ohl. Königliche Schauspitele.

Mittwoch, 18. Juni. Im Opernhause: Olimpia, große Oper in 3 Abth., mit Ballets. Musik von Spontini. (Mad. Schroͤder⸗Devrient: Statira, als Gastrolle.) .

Preise der Plaͤtze: Ein Platz in den Logen des ersten Nam ges 1 Rthlr. ꝛc.

Im Schauspielhause: Spectacle demande: 1) Michel Per rin, on: L'espion sans le savoir, vaudeville en 2 actes, par Serihe. 2) Le Lorgnon, vaude ville fantastique en 1 acte, par Scrihe.

2109 35 * 9 24.

1393.

9533. 953.

70

37 pr. compt.

106.

Königstädtisches Theater.

Mittwoch, 18. Juni. Hinko, der Stadtschultheißen⸗Sohn

von Nuͤrnberg, Schauspiel in 5 Akten, mit einem Vorspiel: „der juͤngere Sohn“, von Charlotte. Birch-Pfeiffer.

Donnerstag, 19. Juni. Auf Begehren:

Lumpacivagabundus, oder: das liederliche Kleeblatt, Zauber⸗Posse

mit Gesang in 3 Akten, von J. Nestroy. Musik von A. Muller. Markt⸗Preise vom Getraide. ;

Berlin, den 16. Juni 1833 Lande: Roggen 1 Rthlr., auch 29 Sgr.;

große Gerst 5 PR. . auch Rthlr.

Sonnabend, den 11. Juni 1831.

Das Schock Stroh 9 Rthlr. 3 Sgr., auch ? Rthlr.; der Cent⸗

ner Heu 1 Rthlr. 5 Sgr., auch 29 Sgr.

Redacteur Cotta.

Gedruckt bei A. W. Hayn

OQesterr. 977. S8

57. 575 do. A8 Anl. &.

fin cout.

Der boöͤse Geist

Preußische

Allgemeine

tants⸗-Zeitung.

X 168.

, .

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Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Im Bezirke der Koͤnigl. Regierung 1 Duͤsseldorf ist der bisherige zweite Kaplan an der tathclischen Kirche zu Elberfeld, Oberrhe, als Pfarrer nach SEchlebusch versetzt worden.

Abgereist: Der Oberst und Fluͤgel⸗-Adjutant Sr. Majestaͤt des Kaisers von Rußland, Fürst Beloselsky, nach Dresden. Der Kaiserl. Russische Wirkliche Staatsrath und Kammer⸗ . herr, außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister am Königl. Sardinischen Hofe, von Obreskoff, nach Turin.

wr, Her Kaiserl. Russtsche Wirkliche Staatsrath von Tengo— hborski, nach Danzig.

Zeitungs-Nachrichten. Ausland.

Rußland.

ddessa, 30. Mai. Der General- Gouverneur von Neu⸗ Rußland und Bessarabien, Graf von Woronzoff, ist am Zoösten d, von hier nach Bessarabien abgereist. Der Militair⸗Geuverneur von Kiew und General-Gouver— neur von Podolien und Volhynien, Graf von Lewascheff, ist auf seiner Reise aus Podolien nach Kiew hier durchgekommen. Der Marschall Marmont wohnte am 23sten d. einer Trup⸗ pen⸗Musterung bei, die auf einer großen Ebene außerhalb der Ringmauern stattfand. Am folgenden Tage hatte ihm zu Ehren der Graf Woronzoff in seiner Wohnung einen glanzenden Ball veranstaltet, der bis spät in die Nacht hinein dauerte. Am 27. reist der Marschall in Begleitung des Generals Grafen Witt nach den Militair⸗-Ansiedelungen des Gouvernements Cherson ab, bon wo er in einigen Tagen hierher zuruͤckkehren wird. Das hiesige Journal enthält eine ausfuͤhrliche Beschrei⸗ bung des unweit Kertsch unter den Ruinen der alten Akropolis von Mirmikione gefundenen Sarkophags. Die Nachrichten, welche aus Bessarabien, aus dem Gouver⸗ nement Cherson und aus den meisten Gegenden des Gouverne— ments Ekaterinoslaff uͤber die diesjährige Aerndte eingehen, lau— n fortwaͤhrend gunstig; der letzte Regen hat in der Umgegend on Odessa die besten olsen ge) abt. Aus Taganrog und aus der Krimm schreibt man, daß die Hetraide⸗Preise dort wieder gestiegen sind; dies hat einige Trans⸗ orte von hier dorthin veranlaßt; auch waren daselbst mehrere it Getraide befrachtete Fahrzeuge von der Donau angekommen.

Frankre mich.

Paris, 11. Juni. Der Erzbischof von Aix hat unterm Ezsten v. M. an die Pfarrer und Amtsverweser seiner Discese nn Rundschreiben erlassen, worin in Bezug auf die bevorstehen— zen Wahlen folgende Stelle vorkommt: „Es wird nächstens eine llgemeine Deputirten⸗Wahl stattfinden. Ich habe geglaubt, den hochachtbaren Klerus der Discese Aix hiervon im Voraus be— hachrichtigen zu muͤssen, damit das Verhalten der Herren Geist— lichen bei e Gelegenheit sich uͤberall gleich bleibe, und nicht twa einer von ihnen daruͤber in Ungewißheit sey, was er zu un habe. Die zu beobachtende Richtschnur ist sehr einfach. ir alle, die wir uns die Diener der Religion nennen, wollen nz darauf beschränken, von Gott zu erstehen, daß er uͤberall en Waͤhlern eine gute Wahl einfloͤße. Unsere Rolle bei den BRahlen muß sich hierauf beschraͤnken. Wir wuͤrden nicht wei— r gehen koͤnnen, ohne unsere Pflichten zu verletzen. Sie erden es daher sergfaͤltig vermeiden, mein Herr, Sich öäuf irgend eine Weise unter die Parteien zu mischen, ie sich etwa bilden moͤchten, um diese oder jene Wahl urchzusetzen. Je mehr wir uns ich kann es Ihnen nicht st genug wiederholen von allen weltlichen Angelegenheiten ntfernt halten, um so mehr werden wir in den Augen der Voͤl— ran Achtung und Vertrauen gewinnen, und um so fruchtbrin— inder wird unser heiliges Amt seyn.“ Der Garde natio— wein in Marseille erscheinendes Blatt) begleitet dieses Schrei— n mit folgenden Bemerkungen: „Das Cirkulare des Erzbi— hofs von Aix zeugt von jener christlichen Liebe und Menschlich— it, die aus einem wahrhaft religiösen Sinne entquillt. Es ist icht das erstemal, daß wir die Anspruͤche dieses ehrwuͤrdigen braͤlaten auf die hohe Achtung des Publikums herausheben. Bollte Gott, daß alle Mitglieder der hoͤheren Geistlichkeit von enselben Gesinnungen beseelt wären, und daß wir nicht erst öthig hatten, so ganz wider unsern Willen aus einem benach— rien Kirchsprengel ein Muster zu Instructionen fuͤr die Die—

er Gottes zu holen.“ Der Courrier frangais kommt heute noch einmal auf e Wahl⸗Umtriebe zuruͤck und sagt in dieser Beziehung: „Es egt in dem Charakter despotischer Regierungen, daß sie Jeden s einen Feind behandeln, der ihrem Willen nur den geringsten Biderstand entgegensetzt. So erblickte auch die Restauration in u verschiedenen Oppositions⸗Maͤnnern in der Kammer nichts als jerschwoͤrer und Verraͤther, so daß sie zuletzt nur noch von ei— gen hundert Starrkoͤpfen umgeben war, die Frankreich zur zernunft zu bringen versprachen, aber den Sturz des Thro— es u hren Die Verblendung der Minister ist gegen— aͤrtig nicht minder groß. Wir wuͤnschen, daß man bei Zei— n einlenken moͤge, damit nicht gleiche Fehler gleiche Resultate fern. Leider ist aber hierzu wenig Aussicht vorhanden. Viel— ehr ist noch zu keiner Zeit die Intrigue kuͤhner aufgetreten, e Bestechung schamloser getrieben worden, die Gewaltthaͤtigkeit ffenbarer gewesen. Nicht bloß einzelne Individuen, sondern nze Einwohnerschaften werden in dieses Netz gezogen. Oert— cht Beduͤrfnisse allein entscheiden uͤber die Wahl des Deputir—

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Berlin, Donnerstag den 19ten Juni

2 ,

1834.

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ten. Verlangt Ihr einen Kanal, sollen Eure Straßen verbessert, Eure Haͤfen vergroͤßert werden? stimmt fuͤr den ministeriellen Kandidaten. Wollt Ihr, daß die Unter-Praͤfektur nach dem

auptort Eures Bezirks verlegt werde? stünmt fuͤr den ministe⸗ riellen Kandidaten. Beduͤrft Ihr eines Civil- oder Handels—⸗ Tribunals, ist es Euch um eine Zubuße zur Errichtung einer Bibliothek oder einer milden Stiftung zu thun? stimmt fuͤr den ministeriellen Kandidaten. Aber man begnuͤgt sich nicht bloß die Waͤhler zu bestechen, man sucht sie auch einzuschuͤchtern. Unabhängige ehemalige Deputirte, die zugleich Beamte sind und bei den bevorstehenden Wahlen als Kandidaten der Opposition auftreten, werden abgesetzt, damit jeder Staatsdiener es erfahre, daß er sich allein durch ein Votum zu Gunsten des ministeriellen Kandidaten sein Amt sichern koͤnne. Diesem Zustande, an dem die politische Gleichguͤltigkeit vieler Wähler zum Theil mit Schuld ist, muß ein Ende gemacht werden, denn wenn er noch laͤnger dauerte, so koͤnnte die Nation zuletzt ihr Heil in jenen aäͤußersten Mitteln suchen, wohin man es ohne Gefahr nie kommen las— sen darf.“

Der Graf Dubotdéru, Pair und General-⸗Major unter der Regierung Karls X, ist kuͤrzlich auf seinem Schlosse Kerdreho, im Departement des Morbihan, wohin er sich nach der Juli— Revolution zuruͤckgezogen hatte, mit Tode abgegangen.

Großbritanien und Irland.

Parlaments-Verhandlungen. Oberhaus. Siz— zung vom 10. Juni. Diese Sitzung ging mit dem Verhoͤr von Zeugen und mit der Ueberreichung einiger Bittschriften zu Gunsten der herrschenden Kirche hin. Gegen 5 Uhr vertagte sich das Haus schon wieder.

Unterhaus. Sitzung vom 10. Juni. In der Mor— , . wurden die Verhandlungen uͤber die Armen-Bill im

usschuß fortgesetzt. Es war die Aöste Klausel an der Reihe, wodurch die Kommissarien ermächtigt werden, daruͤber zu ent— scheiden, welche Unterstuͤtzung huͤlfsbeduͤrftigen Personen außer— halb des Kirchspiels-Arbeitshauses gewaͤhrt werden soll. Herr P. Scrope bekaͤmpfte diese Bestimmung und schlug als Amen⸗ dement vor, daß die Kirchspiels-Vorsteher die Befugniß behalten sollten, nach ihrem Gutduͤnken kranke oder altersschwache Arme, Wittwen, Waisen und uneheliche Kinder ihres Kirchspiels außer— halb des Arbeitshauses zu unterstuͤtzen, weil dieselben, da sie an Ort und Stelle befindlich waren, besser wissen muͤßten, wer einer Unterstuͤtzung wirklich beduͤrftig sey, als die in London befindlichen Armen⸗Kommissarien. Durch die obige Klausel, meinte er, wuͤrde ein armer Arbeiter, wenn er erkrank e oder durch andere Gruͤnde außer Stand gesetzt wuͤrde, seine Familie zu erhalten, statt daß ihm mit einer temporairen Unterstuͤtzung aufgeholfen werden konnte, sogleich, vielleicht mit einer großen Familie, ins Arbeitshaus ge⸗ trieben werden, und wer weiß wann wieder daraus zuruͤckkehren (hoͤrt!); auch sey die Klausel auf einen ganz falschen oͤkonomi⸗ schen Grundsatz gebaut, denn es wuͤrde mehr Kosten machen, wenn man eine ganze Familie noͤthige, Schutz im Arbeitshause zu suchen, als wenn man sie in ihrer eigenen Wohnung unter— stuͤtze, denn im Arbeitshause wuͤrde sie sich nicht um Beschaͤfti⸗ uns bemuͤhen koͤnnen und also dem Kirchspiel viel laͤnger zur last fallen; noch eine andere schlimme Wirkung wuͤrde die Maß— Sitten, wenn sie aus kaͤmen daselbst mit allem und wuͤrden dadurch de—

regel haben; Leute von guten Noth in's Arbeitshaus muͤßten, moͤglichen Gesindel zusammen

moralisirt; sie faͤnden vielleicht Gefallen am Muͤßiggan— ge, und so wuͤrde das ganze Land endlich von rmen überfuͤllt werden. (Hort! Lord Althorp behauptete dagegen, daß die Klausel nicht die Wirkung haben wuͤrde, die ihr der vorige Redner unterlege, denn es sey ja nicht gesagt, daß die Unterstaͤtzung außerhalb der Arbeitshaͤuser verweigert, sondern nur, daß sie einer gehoͤrigen Kontrole unterworfen werden solle, und fuͤr die Ausuͤbung dieser Kontrole seyen die Armen-Kom⸗ missarien uͤberdies dem Parlamente verantwortlich; was die Kranken, die Waisen und Wittwen anbetreffe, die auf eine tem— poraire Unterstuͤtzung in ihrer Wohnung Anspruch machten, so waͤre daruͤber eine eigene Klausel eingefuͤgt, und uͤbrigens ge— denke man auch, mit den Arbeitshäusern eine solche Verbesse⸗ rung vorzunehmen, daß fuͤr Niemanden mehr eine sittliche Ge— fahr damit verbunden seyn wuͤrde, wenn er in ein solches Haus kaͤme, denn bei ihrem jetzigen Zustande freilich nehme es ihm nicht Wunder, wenn der ehrenwerthe Herr sein Bedenken uͤber die Aufnahme von Frauen und Kindern in dieselben aͤußere; uͤber— haupt aber seyen diejenigen sehr im Irrthum, welche glaubten, daß die vorliegende Bill nicht eben so sehr darauf berechnet sey, die Lage der Armen zu verbessern, als den Kirchspielen Erleich— terung zu gewähren. Herr Cobbett unterstuͤtzte das Amende— ment und meinte, man wolle wahrscheinlich das abscheuliche Schottische Armen-System, unter dem alle Armen vor Hunger stuͤrben, auch in England einfuͤhren, und es sey nur darauf ab— gesehen, die Armen-Taxe herabzusetzen. Herr Whitmore gab dem Mitgliede fuͤr Oldham hierauf zu bedenken, daß die Vortheile einer solchen Herabsetzung ja nicht allein den Reichen, sondern eben so sehr den Mittelklassen zu Gute kaͤmen, die von dieser Taxe nicht weniger bedruͤckt seyen. Herr Philips war der Meinung, daß die besprochene Klausel besonders in großen Fabrikstaͤdten von den schlimmsten Folgen seyn wuͤrde, weil die Tageloͤhner, ehe sie ins Arbeitshaus gin— gen, erst alle ihre Geraͤthschaften und Werkzeuge verkaufen wuͤr— den; wenn sie dann gar nichts mehr besaͤßen und einmal im Arbeitshause wären, hatten sie auch gar keine Aussicht, wieder herauszukommen, denn das hoͤchste, was sie dann außer dem Ar— beitshause wuͤrden erhalten koͤnnen, waͤre ein Penny auf den Tag; es wuͤrde also drei Jahre dauern, ehe sie sich davon ein Bett kaufen koͤnnten, Werkzeuge aber, um sich damit ihren Le— bens-Unterhalt zu verdienen, koͤnnten sie sich gewiß nie wieder verschaffen. Lord Althorp bemerkte hierauf, daß fuͤr solche Faͤlle in der naͤchsten Klausel der Bill gesorgt sey, und fuͤgte noch hinzu, daß ja auch festgestellt sey, daß die Armen-Vorsteher in dringenden Fallen auf ihre eigene Hand handeln könnten,

wenn sie nur binnen 14 Tagen den Armen⸗Kommissarien in der Hauptstadt von ihrem Verfahren Rechenschaft ablegten. Als es zur Abstimmung kam, wurde das Amendement mit einer Majo⸗ ritäͤt von 148 gegen 40 Stimmen verworfen. Herr Cobbett wollte darauf noch als Amendement vorschlagen, daß der Mann niemals von seiner Familie getrennt werden solle, wenn er in ein Arbeitshaus aufgenommen wuͤrde, und daß man den gehaͤssigen Gebrauch aufheben solle, solchen Armen das Haar abzuscheeren und besondere Abzeichen zu geben; da aber bereits 3 Uhr her— angekommen war, so mußte er seinen Antrag auf das naͤchste Mal verschieben. In der Abend⸗Sitzung wurde zunaͤchst ein neues Wahlausschreiben fuͤr Edinburg erlassen, weil Herr Aber— cromby, Mitglied fuͤr diese Stadt, das Amt eines Muͤnz-Mei— sters im Ministerium angenommen hat. Dann erhob sich Sir S. Whalley, um seinen Antrag auf Abschaffung aller direkten Steuern zu machen; er sprach aber, wie es schien wegen Un— paͤßlichkeit, so leise, daß man nur hin und wieder eine Stelle aus seinem Vortrag verstehen konnte. So beschwerte er sich un⸗ ter Anderem uͤber den Druck, womit die direkten Steuern auf denen lasteten, die sich Wagen, Pferde von guter Qualitat, so daß also die Pferdezucht beeintraͤchtigt werde, und Bedienten hielten. Thoͤricht sey es, meinte er, ein Pferd darum zu be— steuern, weil es eine gewisse Groͤße uͤbersteige, und man habe es dadurch so weit gebracht, daß man jetzt Klepper in England finde, die Schottlaͤndische Rage, die nicht viel groͤßer seyen, als eine Neufundlaͤndische Dogge. Die

ungleiche Vertheilung der Steuern, bemerkte er weiterhin, be—

wege viele Personen mit starken Familien, sich auf den Konti— nent zu begeben und dort ihre Einkuͤnfte zu verzehren. Um diese Ungleichfoͤrmigkeit zu vermeiden, wollte er, daß alle Leute angeben sollten, wie viel Grund und Boden sie besaͤ— ßen, und wie viel Zinsen sie zahlten; auf diese Weise wuͤrde der Werth ihres Eigenthums leicht zu ermitteln seyn; wenn dann dieses und alles in Fonds ,, Eigenthum besteuert wuͤrde, so werde Keiner sich uͤber großere Lasten zu beschweren haben, als der Andere. Hierauf war denn auch der Antrag des Redners gerichtet, den Herr Cobbett unterstuͤtzte. Herr Robin son trug dagegen als Amendement auf Ernennung eines besonderen Ausschusses an, um zu untersuchen, ob es angemessen sey, eine Revision und eine solche. Veraͤnderung mit den Steuern vorzunehmen, die dazu geeignet ware, den arbeitenden und pro⸗ duzirenden Klassen Erleichterung zu gewähren und den Druck der oͤffentlichen Lasten durch eine gleichmaͤßigere Vertheilung der⸗ selben zu vermindern, so daß die Zinsen der Staatsschuld und die füͤr den Staatsdienst erforderlichen Abgaben, nach Bewerk— stelligung jeder nur möglichen Reductian, mit dem geringsten Nachtheil fuͤr die Industrie und die Verbesserung des Landes aufgebracht werden koͤnnten. Da sich jedoch nur 40 Mitglieder im Hause befanden, obgleich es noch nicht sechs Uhr war, so wurde die weitere Debatte uͤber diesen Gegenstand auf Mitt— woch vertagt.

Oberhaus. Sitzung vom 11. Juni. In dieser Siz⸗ zung wurden wieder bloß Bittschriften uͤberreicht, besonders meh— rere, worin um Aufrechthaltung der herrschenden Kirche, aber auch eine von Sheffield, worin um Aufhebung aller Beschräͤn— kungen, die auf der freien, oͤffentlichen Religions-Uebung lasten, gebeten wird.

Unterhaus. Sitzung vom 11. Juni. In der Mor— gen-Sitzung nahm Herr Clay bei Ueberreichung einer Bitt— schrift zu der Aeußerung Gelegenheit, daß es zu beklagen sey, daß man nicht wisse, inwiefern die Ansichten der Minister mit denen uͤbereinstimmten, die einer erlauchten Person in Bezug auf die Kirchen⸗Reform zugeschrieben wuͤrden; in der Rede, auf die er hier hindeute, sey die Meinung ausgesprochen, daß die herr— schende Kirche keiner Reform beduͤrfe, und man habe neulich be— haupten gehort, daß dieser Ausspruch sich wie ein Lauffeuer durch die Grafschaft Somerset verbreitet und daselbst eine völlige Eingenom⸗ menheit gegen jede Veranderung in den Institutionen der herrschen, den Kirche erzeugt habe; wenn die Rathgeber der Krone dieselbe Ansicht hegten, so wuͤrde es ihm, als einem aufrichtigen Freunde der Kirche, sehr leid thun, denn er glaube, daß nichts mehr geeignet waͤre, eine Trennung zwischen Staat und Kirche herbei afuͤhren als ein ungluͤcklicher Versuch, sich denjenigen kirchlichen Nefor⸗/ men zu widersetzen, welche selbst ihre besten Freunde fuͤr unbe— dingt nothwendig hielten. In der Abend⸗-Sitzung wurde zuvoͤr— derst ein neues Wahl⸗Ausschreiben fuͤr die Grasschaft Wexford ver⸗ ordnet, um an die Stelle des zum Baron befoͤrderten Herrn Robert Carew ein anderes Parlaments⸗-Mitglied zu wahlen. Dann wurde die von Herrn Hardy eingebrachte Bill hinsichtlich religioͤser Versammlungen zum dritten Male verlesen. Ueber die vom Ausschusse berathene und dem Hause von neuem vorgelegte Bill aͤber die Grafschafts-Coroners entspann sich eine kurze De— batte, indem der Hberst Davies die Gebühren fuͤr ein? Tod— tenschau von 30 auf 20 Shilling und fuͤr Reisekosten des Co— roners von 1 Sh. 6 Pee. auf 9 Pence sfuͤr die Meile herab— gesetzt wissen wollte. Die erste Reduction wurde mit 68 gegen 17 Stimmen angenommen, die andere mit 87 gegen 51 Stim— men verworfen. Hierauf beschloß das Haus mit einer Masori— tat von 70 gegen 42 Stimmen die Ernennung eines Ausschusses zur Untersuchung der Lage der Handstuhl⸗Weber. Die Bill we— gen buͤrgerlicher Gleichstellung der Juden erhielt die dritte Le— sung und passirte.

Oberhaus. Sitzung vom 12. Juni. Nachdem die aus dem Unterhause eingebrachte Bill wegen buͤrgerlicher Gleich⸗ stellung der Juden zum erstenmale verlesen worden war, uͤber— reichte der Lord-Kanzler eine mit 6200 Unterschriften verse— hene Petition der Stadt Edinburg zu Gunsten dieser Sache mit der Bemerkung, daß Ihren Herrlichkeiten niemals eine beach— tenswerthere Bittschrift vorgelegt worden sey Choͤrt! hoͤrt!); unter den Unterzeichnern derselben befaͤnden sich die achtbarsten Per sonen, mehrere Aerzte und Professoren, saͤmmtliche Mitglie⸗ der des Stadt-Raths, Iz an der Zahl, die gewiß die echten Re— praͤsentanten der Gesinnungen der Stadt Edinburg seyen, weil sie, nicht mehr wie fruͤher, sich unter einander selbst wählten,