den hatten; gegen die Motion des Oberst Evans hatte der Red— ner daher auch besonders das einzuwenden, daß die Annahme derselben der Gesetzlichkeit jener Zahlungen eine zweite parlamen—⸗ tarische Bestäͤtigung ertheilen wuͤrde. Herr Hume pflichtet dieser Ansicht bei, obgleich er, wie er sagte, fruͤher fuͤr die Bill gestimmt habe, kraft deren diese Zahlungen aus Politik (Gelaͤchter) bewilligt worden seyen; er erklaͤrte sich uͤberzeugt, daß Rußland die Bedingungen, unter denen ihm die Zahlungen garantirt worden, nicht erfuͤllt habe, und fragte, ob die Differenzen zwischen Belgien und Holland nicht laͤngst ausgeglichen seyn wuͤrden, wenn Holland nicht durch Ruß— lands geheimen Einfluß zum Widerstand aufgemuntert worden ware; es lasse sich dies zwar nicht geradezu beweisen, aber es sey dach allgemein bekannt. Der Oberst Evans nahm hierauf seine Motion zuruͤck, mit dem Bemerken, daß er in der naͤchsten Session eine Gelegenheit zu finden hoffe, sie wieder vorzubrin⸗ gen, daß er aber damit keinesweges das geringste Mißfallen uͤber die von Lord Palmerston befolgte Politik habe kundgeben wol—
len, da er dieselbe vielmehr, namentlich in Betreff der Pyrenaͤi⸗
schen Halbinsel, hoͤchlichst billige.
London, 13. Juni. Vorgestern gaben Ihre Majestaͤten in Windsor ein großes Diner, zu welchem die Herzogin von Kent, die Prinzessin Vieteria, der Prinz George von Cam— bridge, der Fuͤrst und die Fuͤrstin von Hohenlohe-Langenburg und mehrere andere hohe Personen eingeladen waren, und ge— 66. ginnen Sie mit Ihren Gaͤsten dem Pferde Rennen zu
Mon liest im Scotsman unter der Ueberschrift: „Die Times und das Ministerium“ Folgendes: „Wir moͤchten die Times fragen, was denn Graf Grey oder irgend ein Minister n seinen Umstaͤnden Besseres bewirken konnte, als er gethan. Die Zeit ist nicht mehr, wo ein Ministerium das Haus der Gemeinen und der Nation nach seinem Willen lenken koͤnnte. Jedes Ministerium, das jetzt regieren will, muß das Volk zu⸗ friedenstellen und doch auf einen guten Fuß mit dem Koͤnige und dem Oberhause bleiben; und nachdem wir Alles gelesen, was die Times uͤber die Sache geschrieben, koͤnnen wir doch nicht entdecken, wo die Maͤnner oder die Maßregeln zu finden seyn moͤchten, welche diese drei Erfordernisse auch nur halb so gut ver⸗ einigen würden, wie es Graf Greys Kabinet gethan hat und ferner thun wird. Man stelle eine Tory⸗Administration auf, und augenblicklich wird die Empoͤrung uͤber das Koͤnigreich hin—⸗ schreiten; eine Radikal⸗Regierung, und die Formen von Koͤnig, Lerds und Gemeinen werden in einer Session verschwinden. Es ist thoͤricht und bösartig, redliche und faͤhige Minister zu schmaͤ⸗ hen, weil sie nicht Unmogliches bewirken, und platte a sie in heftigen und veraͤchtlichen Ausdruͤcken zu verurtheilen, ohne besserere Maßregeln an ihrer Statt zu bezeichnen. Die Unwissenheit ist groß, welche das Vereinigte e wn noch verfinstert, und die Times und viele andere Blaͤtter benutzen die Macht, die sie dadurch erhalten, wie es ihnen gerade beliebt; aber es kommt der Tag, wo das Volk gleich vernuͤnftigen We— sen denken und urtheilen wird, und von dem Augenblicke an, wird es mit der Herrschaft solcher maͤchtigen Anmaßlinge zu Ende seyn.“ =
Als gestexn in Cambridge die Parlaments-Wahl beendigt und Herr Spring Rice als das gewählte Mitglied proklamirt war, erschien dessen Gegner, Sir E. Sugden, der nur 29 Stim⸗ men weniger gehabt hatte, auf dem Wahl⸗-Geruͤst, und zeigte un⸗ geachtet seiner Niederlage die beste Laune und Zufriedenheit. Er Kußerte gegen seine Freunde, daß er manche Siege gesehen habe, die nicht so glaͤnzend gewesen, als diese Niederlage.
In den letzten Tagen ist eine neue Bittschrift von den Be— wohnern von Sidney in Neu-Holland angekommen, um die Einfuͤhrung eines Kolonial⸗Parlaments zu verlangen. Sie stuͤtzen sich darauf, daß die Zahl der freien Bewohner der Kolonie 40,000 uͤbersteige, und daß sie die Kosten ihrer Administration ausschließend aus eigenen Mitteln bestreiten, indem im Jahre 1833 ihre Einnahmen 146,000 Pfund und alle Ausgaben fuͤr Civil⸗ und Justij⸗Administration nur 119,000 Pfund Sterling betragen haben; daß diese ihre Einkuͤnfte von einem Rathe von 15 Personen verwaltet werden, welche ausschließlich von der Krone ernannt werden, und die daher die Wuͤnsche der Be⸗ wohner der Kolonie nicht zu r , haben. Allein die Regierung ist noch nicht eng dieses Verlangen zu genehmi— gen. Die Kolonie bezahlt allerdings ihre Civil⸗Administration, allein die Garnison und die Kosten der Straf⸗Kolonie fallen England zur Last und betragen 162,000 Pfd. jährlich. Die Ko— lonisten erklaͤren zwar, daß sie damit nichts zu thun haben, daß die Straͤflinge nicht im Interesse der Kolonie, sondern in dem von England, ausgeschickt werden, und daß sie daher die Kosten derselben nicht zu tragen haben. Allein auf der andern Seite sind die Sträfünge den Kolonisten von unberechenbarem Vor⸗ theil; sie liefern ihnen uͤber 209, 9000 Arbeiter, denen sie nichts als ihre Nahrung zu bezahlen haben, was bei dem Ueberflusse von Land und Lebensmitteln in gar keinen Betracht kommt, während in einem so duͤnn bewohnten Lande als Neu⸗-Suͤd— Wales Arbeiter nur zu sehr hohen Preisen gefunden werden koͤnnen. Der Lohn eines freien Handwerkers in Sidney be— traͤgt 100 Pfd. St. jahrlich, und der eines Hirten oder Acker— knechts 20 — 30 im Innern, so daß man den Vortheil, den die Kolonisten von der Straf⸗-Kolonie ziehen, zu nicht weniger als 6 — 800,000 Pfd. Sterl. jaͤhrlich anschlagen kann. Uebrigens nimmt in Folge der Maßregeln, welche das Gouvernement ge⸗ troffen hat, die Zahl der freien Einwanderer so schnell zu, daß die Straf⸗Kolonie bald eine völlige Nebensache werden und Neu— Suͤd⸗Wales eine Administration erhalten muß, wie die der uͤbri⸗ gen Kolonieen. Die Haupt⸗Maßregel, welche zu dieser Vermeh⸗ rung der Auswanderung fuͤhrt, ist eine Ordonnanz, nach der seit zwei Jahren kein Land mehr unentgeltlich von dem Lokal— Goudernement hergegeben werden darf, sondern alles zu verge⸗ bende Land in oͤffentüicher Auetion und nie unter 5 Shill. per Acre verkauft werden muß. Der Ertrag dieses Verkaufs wird ausschließlich dazu verwendet, freie Auswanderer nach der Kolo— nie zu schicken; die Regierung schießt ihnen dazu 20 Pfd. St. vor, welche sie nach ihrer Ankunft im der Kolonie in monatli⸗ chen Raten zuruͤckbezahlen muͤssen. Die Zahl der im letzten Jahre so ausgeschickten Personen betrug 1530, und wird im lau— fenden mehr als 20060 betragen, und da ein Theil derselben nothwendig Land in der Kolonie ankauft, so muß sich der Fonds, der zum Ausschicken neuer Ansiedler bestimmt ist, in ei— ner rasch steigenden Progression vermehren, und die Kolonie, welche dadurch eine fleißige Bevoͤlkerung erhält, gewinnt dabei nicht weniger als England, das sich auf diese Art ohne Kosten eines Theils seiner uͤberfluͤssigen Bevölkerung entledigt, wahrend sich das Beduͤrfniß Englischer Waaren in der Kolonie in einer noch weit größern Proportion erhebt, indem jeder Bewohner der— . . fuͤr 109 Pfd. St. Englische Waaren jaͤhrlich verbraucht.
wird noch erwartet.
ergeben, daß allerdings
In demselben Maße daher, als fuͤr England die
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Westindischen Kolonieen weniger vortheilhaft werden und ihr Han— del mit dem Mutterstaate abnimmt, in demselben Maße wird Neu Holland diese Luͤcke ausfuͤllen. Die Aussuhr von England nach Neu⸗Suͤd⸗Wales und Van⸗Diemensland betrug im Jahre 1833 uͤber 500, (00 Pfd. Sterl. und nimmt jahrlich um mehr als 100,000 Pfd. zu. Die Maßregel, daß kuͤnftig kein Land in der Kolonie mehr unentgeltlich gegeben werden solle, verbreitete Anfangs große Unzufriedenheit bei einem Theile der Bevslkerung, der bisher auf die Leichtigkeit, hier neue Landstriche um sonst zu erhalten, spekulirt hatte; aber der bessere Theil derselben sah bald ein, daß diese Maßregel ihren Laͤndereien einen um so groͤßerer Werth gab, und ist vollkommen damit einverstanden. Es war unumgaͤnglich nothwendig, den Mißbraͤuchen, die fruͤher stattge— funden hatten, ein Maß und Ziel zu setzen, denn die Habgier der Kolonisten hatte weder Maß noch Ziel, und die Folge der ungemessenen Freigebigkeit der Regierung war, daß unendlich viel mehr Land weggegeben wurde, als bebaut werden konnte, so sehr, daß im Jahre 1831, vor der neuen Ordonnanz, im Gan— zen W766, g33 Acres vertheilt und nur 225,ü812 bebaut waren,
Das Dampfschiff „Dundee“, vom Capitain Wishart befeh— ligt, hat dieser Tage die Reise von London nach Dundee und wieder zuruͤck, die Ruͤckfahrt noch dazu gegen ungüunstiges Wet— ter, in drei Tagen und 11 Stunden zuruͤckgelegt; die ganze Laͤnge dieser Fahrt beträgt uber 50 Englische Meilen
Irlaͤndische Blaͤtter berichten, daß in einigen Theilen von Irland die Kartoffeln selten und theuer werden, und daß einige Karren, mit Mehl beladen, von armen Bauern angegriffen wor— den seyen.
Riede rl an de
Aus dem Haag, 15. Juni. Se. Majestaͤt der Koͤnig
trafen gestern Nachmittags hier ein, der Prinz von Oranien
Der Herzog Bernhard von Sachsen Weimar ist nach Lon— don abgereist.
Däne m a d. Kopenhagen, 14. Juni. (Han burger Korrespon— dent.) Die beiden Hollaͤndischen Kriegsschiffe liegen noch auf der Rhede vor Kopenhagen, wo der junge Prinz Friedrich Heinrich von
Oranien gestern seinen vierzehnjährigen Geburtstag feierte, der von der Festung mit Salutschüͤssen begruͤßt wurde; heute speist der Prinz bei dem Prinzen Christian auf dessen Landsitze Sor— genfrei. An dem langen Verweilen der Hollander ist der Um— stand schuld, daß der Eingang in die Ostsee durch eine Sand— bank, Drogden, insoweit versperrt ist, daß große Linienschiffe nur daruͤber gehen konnen, nachdem sie sich durch Ausladen eines Theils ihrer Kanonen erleichtert haben, weshalb der „JZeeuw“ 40 Geschuͤtzstuͤcke und 1100 Kugeln hat ausladen muͤssen. Dies ist natuͤrlicherweise eine zeitraubende Operation; doch ist diese Sandbank, die den Handelsschiffen keine Schwierigkeiten in den Weg legt, fuͤr die Vertheidigung Kopenhagens von großer Wich— tigkeit, indem sie einem etwanigen Angriffe von Außen her ein Thermopylaͤ entgegensetzt, welches, gehoͤrig vertheidigt, nur mit sehr großen Aufopferungen forcirt werden kann.
In diesen Tagen ist im hoͤchsten Gerichte ein Urtheil von großct Wichtigkeit gefällt worden. Der bekannte Magister Lind— berg hatte namlich schon vor einigen Jahren einen jungen Pre— diger, Namens Wisby, der in einer von ihm herausgegebenen Rede einige Saͤtze der Augsburgischen Konfession angefochten hatte, als ehrlosen Meineidigen und falschen Lehrer verketzert, so daß es dem Letztern von der Daͤnischen Kanzlei auferlegt wurde, sich durch eine gerichtliche Belangung des Injurianten zu rech t⸗ fertigen. Das Ober ⸗Gericht erklaͤrte sich fuͤr inkompetent, die Rea⸗ litat der Sache zu beurtheilen, mortificirte aber nichts— destoweniger die beiderseitigen kraͤnkenden Aeußerungen, und verurtheilte den Magister Lindberg in eine Geldbuße. Dieser im hoͤchsten Grade befremdende Spruch war an das hoͤchste Gericht appellirt, und nun hat dieses sich erstens fuͤr kompetent erklaͤrt, uͤber die Ausdehnung der Lehrfreiheit und das Verstaͤndniß des Prediger-Eides zu entscheiden, und zugleich durch Verurtheilung des Herrn Lindberg, und die einseitige Mortification der von ihm gebrauchten ehrenruͤhrigen Beschuldi— gungen an den Tag gelegt, daß nicht jede ins Augsburgische Symbolum aufgenommene Satzung fuͤr die Daͤnische Geistlich⸗ keit bindend ist.
An einem der letzten Abende brach in einem Pulvermaga— zin des Friederichswerker Raketen-Corps ein Feuer aus; durch die hoͤchst ruͤhmenswerthe Geistesgegenwart und Kuͤhnheit der Arbeiter ward aber alles Pulver aus dem brennenden Hause gerettet, und so die Verheerung verhindert, womit dieser Un— gluͤcksfall so augenscheinlich drohte.
; Deutssch land.
Dresden, 17. Juni. Die zweite Kammer ging in ih— rer Sitzung vom 26sten v. M. zur Berathung uͤber das Ein— nahme⸗Budgetuͤber. Der Staats⸗Minister v. Zesch au nahm zuerst das Wort, um sich im Allgemeinen daruͤber auszusprechen, wie es in der Absicht und dem Wunsche der Regierung liege, die Staats-Beduͤrfnisse auf solche Weise aufzubringen, daß moͤg— lichst gleiche Prinzipien und Grundsaͤtze dabei angewendet wuͤr— den. Insbesondere, bemerkte er, werde die Regierung ihre Auf— merksamkeit darauf richten, daß die Verwaltung der Regalien und Domainen auf eine moͤglichst zweckmaͤßige, sichere und ein— fache Weise stattfinde. Auch glaube er aussprechen zu koͤnnen, daß, soviel die Kuͤrze der Zeit seit dem Eintritt der Verfassungs “ Urkunde es moͤglich gemacht habe, bereits verschiedene Zweige der Verwaltung verbessert worden seyen. Was die direkten Steuern anbetreffe, so sey vielfach die Aeuße⸗ rung ausgesprochen worden, daß sie unverhaͤltnißmaͤßig hoch seyen und die Erhebungen, welche in andern Staaten stattfaͤnden, uͤber⸗ schritten. Er glaube deshalb, es werde nicht uninteressant seyn, wenn er in Bezug auf mehrere Deutsche Staaten das Ver— haͤltniß angebe, in welchem dort die direkten Steuern zu dem gesammten Staats-Einkommen staͤnden. Diese Mittheilung werde im Vergleich zu einigen Staaten die Steuern in Sachsen sich etwas hoͤher herausstellten; es liege dies aber in einem Umstande, der fruͤheren Zeiten ange— hoͤre, nämlich darin, daß im Verhältniß zu den mei— sten Deutschen Staaten das Vorhandenseyn an Domainen im Koͤnigreiche Sachsen gering sey. Was- nun das Verhaͤltniß der Domainen in anderen Staaten anbetreffe, so ergebe sich, daß im Oesterreichischen Staate 1 der gesammten Staats⸗-Einkuͤnfte die Domainen abwerfen, in Preußen , in Bayern 3, in Wuͤrt— temberg , in Baden , in Kurhessen , in Hannover, wo sehr bedeutende Domainen seyen, noch in einem hoͤheren Verhaͤltnisse als in Baden, in Sachsen aber schwanke das Verhältniß zwi⸗ schen und 3. In Hinsicht der Grund-Steuer sey das Verhältniß in Oesterreich zu , in Preußen zu, excl. der Klassen Steuer, welche
zum Theil wohl den Grund-Steuern beizuzaͤhlen seyn mochte, in
Bayern z, in Wuͤrttemberg , in Baden ebenfalls g, in Sachsen ahn zwischen R und ü, nech der Grundsteuer fuͤr die Jahre 1833 Der Abgeordnete Richter (aus Zwickau) bestieg darauf z Rednerbuͤhne, um, wie er sagte, der in allen constitutionnelh Staaten uͤblichen Sitte gemaͤß, das Einnahme Budget dazu j benutzen, um allgemeine Ansichten uͤber das Verfahren oder R System der gegenwaͤrtigen Staats Regierung auszusprechen. D Redner hob sodann besonders hervor, daß noch nicht alle Gemel, den des Landes eine geordnete Verfassung erhalten, daß die G meinde Srdnung nicht constitutionnell durchgefuͤhrt sey und h, sonders die Dorf⸗Gemeinden der seit Jahrhunderten entbehrt Verfassung noch immer ermangelten. Ferner wies er darm hin, wie es ein bekannter constitutionneller Grundsatz so daß die Oeffentlichkeit der Verwaltung auch die Geftin lichkeit der Justiz zur Folge haben muͤsse, hierin hn noch nichts zur Befriedigung der Wuͤnsche geschehen sey. 6 wurde jedoch von dem Vice-Präͤsidenten unterbrochen, in nach §. 83 der Verfassungs Urkunde darauf antrug, den Renn zur Ordnung zu verweisen, weil er von dem vorliegenden r rathungs-Gegenstande abgewichen sey. Nach einigen Eroͤrtenm gen hieruͤber verzichtete der Abgeordnete Richter selbst aufn fernere Wortfühkung, worauf das Deputations, Gutachten ssy bie Staats- Einkuͤnfte vorgelesen wurde. Unter dem Etat hh Staats- Forsten belief sich die Summe der Ein nahme auf Sag Rihlr., die sich, nach Abzug der fuͤr diese Posirion bestehennn Ausgaben, auf den Rein-Ertrag von 428,999 Rihlr. verringn Der Etat der Jagd-Nutzungen gewahrt als Rein-Ertrag h Summe von S787 Rthlrt., die Einkuͤnfte der Rent-Aema 78,959 Rthlr. Die Kammer erklaͤrte sich mit diesen Posicionz saͤmmtlich einverstanden.
Muͤnchen, 14. Juni. Die Kammer der Abgeordneten e schaͤftigte sich heute mit dem Gesetzes-Entwurfe in Betreff w Erbauung eines Kanals zur Verbindung des Rheins mit hn Donau. Bei der Diskussion uͤber diesen Gegenstand wun— der Großartigkeit der zu Grunde liegenden Idee, die von m serm an Monumenten, die er der Nachwelt hinterläßt, sch so reichen Monarchen ausgegangen war, die freudigste Ann kennung ungetheilt und einstimmig im vollsten Maße p Theil; und wenn De. Schwindel einige Bedenken geaͤußf hat, hauptsaͤchlich daruͤber, ob wir bei unsern Gewerbe,, Inh strie⸗ und Handels-Verhaͤltnissen diejenigen Vortheile durch dn Kanal wirklich erlangen werden, welche man erwarten mis, wenn man das Werk beginnen und durchfuͤhren wolle, so gesch es wohl nicht so sehr in der Absicht, sich gegen das Unternzh men zu erklaren, als vielmehr in der Ueberzeugung, daß n Aeußerung dieser Bedenken dem projektirten Werke silt nur nuͤtzlich seyn werde. Auf die des Gegenstandes ul kommen wuͤrdige Diskussion folgte unter einigen, von dem zwe ten, dritten und vierten Ausschusse gemeinschaftlich begutachten Modificationen die Zustimmung zu dem ganzen Gesetzes⸗-Entwuß mit Stimmen-Einhelligkeit, und mit allgemeiner Freun, Die beschlossenen Modificationen sind: 1) die Worte, dut welche der Entwurf das Ministerium der Finanzen ermaͤchtig der Actien-Gesellschaft mit dem vierten Theile der fuͤr die Au fuͤhrung ermittelten Actien⸗Summe als Actionnair beizutreten, s bald die Gesellschaft durch eine angemessene Zahl von Subsen benten sich gebildet haben wird, sollen dahin abgeändert werden daß der Beitritt des Staats in der gedachten Weise statt finde sobald die Gesellschaft durch die Abnahme von . Drittheilen des ganzen Actien-Fonds (welcher beilduß acht Millionen Gulden betragen wird) sich gebildet habt wird; 2) in dem Artikel, welcher der Actien⸗Gesellschaft fuͤr h Erhebung von Kanal-Gebuͤhren nach einem von der Gesellsch festzusetzenden Tarif ein Privilegium auf 99 Jahre unter Bedingung ertheilt, daß diese Tarifsaͤtze ein Drittheil der Landfratz ten fuͤr die gleiche Wegstrecke nach dem Durchschnitts⸗Preise iht gegenwartigen Standes nicht uͤbersteigen, sollen die Worte: nach di Durchschnirts Preis⸗ ihres gegenwärtigen Standes“ weggelast werden; 3) der Eingang des Entwurfs soll da, wo von g Richtung des Kanals die Rede ist, mehr allgemein in der l gefaßt werden, daß der Kanal seine Richtung „von der Den bei Kellheim im Thale der Altmuͤhl und der Sulz nach Nan markt, von da nach Nuͤrnberg und durch das Regnitzthal ij Bamberg“ nehmen wird. Der Zweck dieser letzten Modisicm geht dahin, dem Bau⸗Unternehmer in der Anlage und Richtt des Kanals einen freieren, den Verhaͤltnissen entsprechenmm Spielraum zu lassen. =
Muͤnchen, 14. Juni.
Die (juͤngst erwähnten) Streitigkeiten wegen der Honnen zwischen der National, Garde und dem Militair hat der Kö durch ein neuestes, auf die Vorstellung des hiesigen Buͤrger / fizier Corps erlassenes Reskript dahin geschlichtet, daß von nn an von Seiten der Militair-Wachen und Posten dem —
sen we Sold
„Worte eines Glaͤubigen,.“
und selbst unter den Wassergräben fort, die man uͤber das Moos
der Woche fast taglich in den nahen Doͤrfern. elne Guͤter, sondern auch ganze Ortschaften wurden ein Raub
d n r h . das Daseyn einer Mordbrenner-Bande schließen will.
der Brod-Preise in einigen Alt-Bayerischen Marktflecken unku— hige Auftritte vorgefallen, wobei Gewaltthatigkeiten gegen Baͤk—
Angelegenheiten, Graf v. Beroldingen, wird bis naͤchsten Don⸗
vom 14. Juni enthält den Anfang der neuen Organisation des
interessante Diskussion ist in unserer ersten Kammer dieser Tage
mmann zu Darmstadt,
geschmuͤckten Kursale, gehalten, wobei unter dem Donner der
bereits an Zweitausend. Unsere Stadt gewinnt durch schoöͤne
mann Backhaus, Joh Huske, Georg Schulz, Karl Methfessel, Aug.
2
Der weithin sich erstreckende Brand des Dachauer Torf— dooses dauert noch immer fort, obschon aus den naͤchsten Land— erichten 80 Arbeiter aufgeboten sind, die vor Rauch fast er— scken. An manchen Stellen brennt das Feuer 8 Schuh tief
Bedeutende Feuersbruͤnste folgen sich seit ei—
begann. Nicht nur ein⸗
u leiten
zer Flammen. Dieses beunruhigt das Publikum, welches auf
Wie berichtet wird, so sind in Folge der schnellen Erhohung
ker ꝛc. veruͤbt wurden. Stuttgart, 16. Juni. Der Minister der auswaͤrtigen nerstagz von Wien hier zuruͤck erwartet. . Von Großherzoglich Hessischer Seite ist als Stations Con— trolleur zu dem Haupt-Zoll-Amte in Heilbronn ernannt der Zoll⸗ Inspektor Roͤtzel, bisher in aͤhnlicher Eigenschaft in Hanau. Karlsruhe, 15. Juni. Des Großherzogs Koͤnigl. Hoheit ist heute Nachmittag nach Baden abgereist, von wo aus Der⸗ selbe morgen nach Eberstein und uͤbermorgen nach Rippoltsau ur Brunnen-Kur sich begiebt. Ihre Hoheiten der Erb-Groß— erzog und der Prinz Friedrich, so wie auch Se. Hoheit der Markgraf. Maximilian begleiten den Großherzog. Das Großherzogliche Staats- und Regierungs-Blatt
Schul- und Unterrichtswesens: namlich 1) die landesherrliche Verordnung uͤber die Volksschulen, und 2) die Vollzugs⸗Ver⸗ ordnung des Großherzoglichen Ministeriums des Innern uͤber die Schul⸗Ordnung und den Lehr-Plan des Volksschulwesens.
Darmstadt, 12. Juni. (Allgemeine Zeitung.) Eine
Das Gemeinderaths-Mitglied, Herr E. E. Hoff— jetzt Abgeordneter zur zweiten Kammer der Staͤnde, bekanntlich in eine Untersuchung verwickelt, die leicht seinen Ausschluß zur Folge haͤtte haben koͤnnen, machte bei dem Ministerium die Denunciation, daß der Geheime Rath, Freiherr von Breidenstein, vom Großherzoge schon seit laͤngerer Zeit zum lebenslaͤnglichen Mitgliede der ersten Kammer ernannt, stuͤher zu einer Gefangniß-Strafe verurtheilt worden sey und folglich in Folge des Art. 60 der Verfassungs-Urkunde aus der Kammer treten muͤsse. Die Sache verhalt sich, wie man aus guter Quelle vernimmt, wie folgt: Im Jahre 1814 schon hatte sich Freiherr von Breidenstein, ein wegen seiner Kenntnisse so⸗ wohl, als wegen seines Charakters allgemein geachteter und ausgezeichneter Mann, in einem Schreiben an einen Schulzen etwas staͤrk uͤber die Regierung, die Beisteueruug des Adels zc. betreffend, ausgedruͤckt. Dies gab Veranlassung zur Klage und Freiherr von Breidenstein, der so wenig eine Strafe vermuthete, daß er an gar keine Vertheidigung gedacht, ward von dem Ge— richtshofe, wenn wir nicht irren, zu vier Wochen Arrest verur— theilt. Er appellirte, versaͤumte aber auch hier, wohl aus glei⸗ chem Gefuͤhl, die gesetzlichen Fristen und Vertheidigung, so daß der oberste Gerichtshof das Urtheil bestaͤtigte. Die Strafe wurde jedoch niemals vollzogen, da sie der damalige Großherzog aus Hoͤchsteigener Veranlassung aufhob. Die Sache hatte so wenig Berücksichtigung und Aufmerksamkeit gefunden, daß sie bis jetzt nie erwahnt, nie im entferntesten zur Sprache gebracht wurde. Frhr. von Breidenstein erschien schon auf dem ersten Landtage von 1820 in der zweiten Kammer. Er war selbst einer der thaͤ— tigsten Mitarbeiter an der Verfassung und folglich auch an dem Art. 60, vermoͤge dessen man ihn jetzt, nach 14 Jahren, auf dem sechsten Landtage ausschließen will, nachdem er allen Land tagen beigewohnt, stets eine Zierde der Kammer, selbst einmal zweiter Praͤsident der zweiten Kammer war, und nun schon seit Jahren eines der ausgezeichnetsten Mitglieder der ersten Kammer ist. Man soll sich deshalb uͤber die Art jener Ange— berei — uͤber die uberhaupt nur Eine Stimme im Publikum herrscht, wenn man auch uͤber die Sache selbst verschiedener Meinung seyn koͤnnte — in der hohen Kammer allgemein mit Indignation ausgesprochen haben. In diesem Sinne war auch, wie man hort, der von Sr. Durchl. dem Fuͤrsten von Solms⸗ Lich erstattete Ausschuß-Bericht abgefaßt, der, die Sache gruͤnd⸗ lich erbrternd, sich fuͤr den Frhrn. v. Breidenstein aus sprach, und namentlich von der Ansicht ausging, daß, da der Frhr. von Breidenstein einmal von der Kammer als vom Großherzoge er— nanntes lebenslaͤngliches Mitglied aufgenommen worden sey, diese nun gar nicht mehr kompetent ware, nach dem Art. 60 seinen Ausschluß zu verfuͤgen. So duͤrfte also diese, ohnedies seit 18 Jahren vershrte Sache keine andere Folge haben, als den schon so vielfach besprochenen Art. 60 der Verfassungs-Urkunde wieder von einer neuen Seite zur Sprache gebracht zu haben.
Wiesbaden, 14. Juni. Der heutige Geburtstag unseres Landesfuͤrsten wurde durch Gottesdienst, festliche Parade der hiesigen Garnison, und ein Mittagsmahl von 200 Gedecken, ausschließlich fur die Beamte, Offiziere und einige Honoratio— ren der anwesenden Badegaͤste in dem zu dieser Feier festlich
vorgekommen.
Kanonen Sr. Durchl. dem Herzoge ein passender Toast ausge— bracht wurde. — Die Zahl der anwesenden Badegaͤste betraͤgt
neue Bauten und durch Erweiterung von neuen Anlagen und sorgfaͤltige Unterhaltung der bestehenden täglich mehr an An⸗ nehmlichkeit und Bequemlichkeit, was die zahlreichen Kurgaͤste dankbar anerkennen.
— — Frankfurt a. M., 17. Juni. Folgendes ist die Bekanntmachung, welche der Verein zur Unterstuͤtzung der in der Schlacht bei Belle-Alliance invalid gewordenen Deutschen Krieger für den morgenden Tag vorbereitet hat:
„Der unterzeichnete Verein bringt zur offentlichen Kenntniß, daß er, dem Sinne seiner Stiftung gemaͤß, beschlossen hat, heute, am Jahrestage der Schlacht bei Belle- Alliance (is. Juni 1813), eine Vertheilung von Sechs Hundert Dreißig Gulden oder 360 Rthlr. Preuß. Cour. eintreten zu lassen. Achtzehn Invaliden, deren Namen unten verzeichnet sind, erhalten jeder 20 Rthlr Preuß. Cour. als Unterstuͤtzung fuͤr 1831.
Frankfurt 4 M., den 18. Juni 183.
Der zur Unterstuͤtzung in der Schlacht bei Belle⸗-Alliance invalid gewordener Deutscher Krieger hierselbst bestehende Verein. Georg v. St. George, Praͤsident. Alerander Bernus. Pfarrer Bohn, Dom-⸗Kapitular. Ober⸗Hofprediger Breidenstein zu Homburg. Georg Brentano⸗-Laroche. Dr. Kirchner, Konsistorial⸗Rath.
. Vertheilung für 183.
Johann Schulz, Christoph. Schulz, Friedr. Lehmann, Peter Janscheid, August Sattler, Joh. Fischer, Georg Schneider, Her—
Schönfeld, Aug. Schulz, Fr. Siemon, Daniel Sieper, Martin
herzogl. Badische Minister bei der Eidgenossenschaft, Herr von Dusch, welcher dem Herrn von Reitzenstein hier beigegeben war, ist nach Zuͤrich zuruͤckgekehrt, um dem Vororte im Namen der an die Schweiz graͤnzenden Deutschen Staaten Eroͤffnungen zu machen und, wie verlautet, eine Note zu uͤbergeben, welche wohl als ihr Ultimatum zu betrachten ist. von Dusch unwirksam bliebe, sollen CosrcitivMaßregeln eintreten. Die Schweizer-Regierungen mußten aber ihre Interessen schlecht beherzigen, wenn sie es so weit kommen ließen. ohne sich der Inkonsequenz blozzustellen, leicht alle Klagen besei⸗ tigen, wenn sie nur offen, ohne Rückhalt handeln wollten. — Herr von Guaita, welcher in eigenen Auftragen der Stadt Frankfurt hierher geschickt war, ist nun wieder dahin zuruͤckgereist. Er wird seine Kommittenten wohl am besten uͤber den Gang der hiesigen Konferenzen belehren koͤnnen, da er Gelegenheit hatte, den Verhandlungen zu folgen. nenden Gesinnungen der hier versammelten Minister, so wie davon uͤberzeugt haben, daß man individuellen Interessen, in so⸗ fern sie nicht auf Kosten der Gesammtheit exploitirt werden, keineswegs zu nahe zu treten dachte, daß aber sich im Schoße der Konferen; unverhohlen das aufrichtigste Bestreben kund that, dem Bunde so viel moglich Kraft zu verleihen, was denn doch nur durch die genaueste Beachtung der Bundes-Verhaͤltæisse ge— schehen kann und geschehen wird.
getretene neue Jahr der Hedschra (1250) haben die Tuͤrkischen Schoͤngeister nach alter Sitte mit Gluͤckwuͤnschen in Prosa und Versen begruͤßt, die natuͤrlich den Sultan zum Hauptgegenstand haben. Die Tuͤrkische Zeitung Tekwimi Wekäji (Tageblatt der Ereignisse) citirt in ihrer so eben erschienenen Sösten Num⸗ mer mehrere mit einer Art von kabbalistischer Kunst aus dem neuen Datum herauskalkulirte Spruͤche, welche saͤmmtlich fromme Wuͤnsche enthalten, z. B. von dem Dichter Aini Efendi: „Nach Wort und Deutung sprech ich aus des Jahres Zahl; Zwoͤlfhun— dertfunfzig ist ein frohes Festesmahl.“ „Punktirt und punktlos (d. h. mit und ohne die diakritischen Punkte der Buchstaben) gebe ich zwei Jahreszahlen an; in jedem Jahr sey froh und glücklich unser Chan!“ debib Efendi lautet: „Dem Schah Mahmud bring Freud) und Gluͤck dies neue Jahr;“ der des Muderris Rifet Efendi: „Gluͤck bringe Mahmud Chan ein jedes Jahr!“ Abdurrahman Efendi aus Bagdad brachte Folgendes heraus: eine Gluͤcks-Epoche;“ Talib Efendi, einer der Seeretaire des Di— wans: „Dem Schah Mahmud gesegne Gott dies Jahr;“ ein Anderer wieder: „Gott mache dieses Jahr zum gluͤcklichsten dem Schah u. s. w. Mahmud koͤnnte beinahe von sich sagen; „Ich esse Luft, mit Wuͤnschen vollgestopft. — Die obengedachte Zei— tung enthaͤlt ferner folgenden Artikel in Bezug auf die gegen die In— selamos genommenen (bereits erwähnten) kriegerischen Maßregeln: „Wie allbereits in der 49sten Nummer dieser Zeitung gemeldet worden, hatte es der Hohen Pforte gefallen, den Rajas der In— sel Sisam (Samos) eine geziemende und wohlthaͤtige Verfas— sung zu geben, und Istiftaki Bey war zum Bey der erwaͤhn— ten Insel ernannt und bestaͤtigt worden. sagten Rajas jeder Zeit der erhabenen Pforte in unterthaͤnigem Gehorsam zugewendet sich zeigten, so haben doch der Logufti (Logothet) dieser Insel und einige Andere, aus der Klasse der Volkshaͤupter, vor einigen Jahren zum Verderben der Unter— wuͤrfigen und Armen, und zur Beraubung des Besitzthums der schwächeren Rajas sich verbuͤndet. bereien dieser Leute, kein erheblicher Schaden geschehe, desglei— chen, damit auch die schwaͤcheren Bewohner vom Gehorsam nicht abstaͤnden und abgeschreckt werden moͤchten, ist Vorstellung, Huͤl⸗ febegehr und Aufforderung zu Daͤmpfung des Aufruhrs an die hohe Pforte ergangen. England, Frankreich und Rußland haben dem Großherrlichen Willen ihre Zustimmung gegeben. in die Schranken des Gehorsams zuruͤckzubringen, ist Hassan Bey mit den zur Großherrlichen Flotte gehörigen Kapudan— Schiffen, deren Zahl bekannt ist, als Befehlshaber dorthin abge— schickt werden.“
Steinecke, Fr. Schmidt, Fr. Strahl.“
695
Oesterreich. . Wien, 9. Juni. (Allgemeine Zeitung.) Der Groß—
Falls die Mission des- Herrn
Sie koͤnnten,
Er muß sich von den wohlmei—
y — — Konstantinopel, 27. Mai. Das vor Kurzem ein⸗
Ferner von demselben
Der Spruch des
„Dies neue Jahr ist
Obgleich nun die be—
Damit nun durch die Raͤu—
Auch die Gesandtschaften der drei Maͤchte
Um nun die besagte Insel
In lan d.
Berlin, 20. Juni. Ueber die Anwesenheit JJ. KK. HH. des Kronprinzen und der Kronprinzessin in Danzig, geht uns nunmehr auf direktem Wege folgende Mittheilung von dort zu: „Unsere Stadt und deren Umgegend ist seit dem 1Iten d. M. durch die begluͤckende Anwesenheit Sr. Koͤnigl. Hoheit des Kronprinzen und Ihrer Koͤnigl. Hoheit der Frau Kronprinzessin in die lebhafteste Freude versetzt worden. IJ. KK. HH. wurden an dem gedachten Tage Nachmittags auf Hoͤchstihrer Reise nach St. Petersburg, an der Graͤnze von Westpreußen, von den Deputirten des Neustaͤdtischen Kreises an einer geschmuͤckten Ehrenpforte empfangen, und geruhten, in dem dazu erbauten und zweckmäßig eingerichteten Laubgezelte ein Mahl anzunehmen. Ein Deputirter der Koͤniglichen Regie⸗ rung zu Danzig hatte die Ehre, den hohen Reisenden eine Reise— karte zu uͤberreichen, auf welcher der ganze Weg durch den Danziger Regierungs⸗-Bezirk mit den Umgebungen auf 2 bis 3 Meilen hin verzeichnet, auch die noͤthigen Andeutungen uͤber die Verhaͤltnisse und Merkwuͤrdigkeiten der einzelnen Orte genau angegeben wa— ren. In allen Ortschaften, durch welche die hoͤchsten Herrschaf— ten fuhren, waren Ehrenpforten errichtet, an welchen die Schul— Jugend unter Anfuͤhrung ihrer Lehrer Blumen streuten. In Reustadt nahm Ihre Koͤnigl. Hoheit die Kronprinzessin einige der Ihr dargebrachten Kraͤnze freundlich an. In Koliebken wurde der Prinzessin ein Kranz von Bernstein und Muscheln, beides, wie die See es dort ans Land spuͤlt, uͤberreicht und huld— voll angenommen. In Oliva, beim Eintritt in den Danziger Land-Kreis, empfingen zwoͤlf festlich gekleidete Maͤdchen, Toͤchter anwohnender Gutsbesitzer, das hohe Paar mit einer geeigneten Anrede, und uͤberreichten ein Gedicht. Eine berittene Ehren— Garde von Olivaer Buͤrgern und Landleuten erhielt die Erlaub— niß, unmittelbar dem Reisewagen zu folgen und die hohen Herr— schaften bis nach Danzig * geleiten. Hunderte von Wagen und viele Tausende von Fuüßgaͤngern fuͤllten den Weg von Oliva bis zur Stadt und uͤberall ertoͤnte ein frohes Hurrah von den Zu— schauern, die eine ununterbrochene Gasse bis zu den Thoren bil— deten. Zum Theil aus weiter Ferne waren Landleute herbeige⸗ eilt, um den geliebten Koͤnigssohn, so wie seine erlauchte Ge— mahlin, die gan ersten Mase diese Gegenden besucht, zu sehen und zu begruͤßen. In der Stadt und Vorstadt waren auf dem Wege der hohen Reisenden alle Häuser vom obersten Giebel bis
mehreren Kindern auf das Herablassendste. 6 war große Parade, welche auch von J. K. H. der Frau Kron⸗
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Haͤuser mit Baͤnken) mit frischen Blumenkränzen geschmückt. Bon vielen Giebeln wehten Flaggen mit den Preußischen und Bayerischen Farben. denkwuͤrdigen Hagelsberge war das Schuͤtzen-Corps in Parade mit seinen schoͤnen Fahnen aufgestellt. gruͤnen Bruͤcke lagen zwei dreimastige Schiffe des Kaufmanns Pantzer, jedes mit mehr als 190 Flaggen verziert und bis in die Spitzen der Masten von festlich gekleideten Matrosen besetzt Gegen 7uͤhr Abends verkuͤndete der laute Jubelruf der vor den Thoren ver— sammelten Menge die Ankunft des gefeierten Fuͤrsten⸗ Paares, welches nun langsam die Straßen durchfuhr und uͤberall die lauten Zei⸗ chen der Freude und Huldigung mit herablassender Freundlich⸗ keit aufnahm. Kommune zur Aufnahme der hohen Reisenden und des Gefolges hatte einrichten lassen, empfingen 24 weißgekleidete und mit schwarzen und blauen Schleifen geschmuͤckte Jungfrauen JJ. KK. HH. und uͤberreichten ein Gedicht, das von J. K. H. der Frau Kronprinzessin wohlwollend aufgenommen wurde. Der Ober-Praͤsident der Provinz Preußen, Herr von Schoͤn, der kommandirende General, Herr von Natzmer, der Regierungs— Praͤsident Rothe, die Deputirten der Stadt und viele andere angesehene Personen, worunter der Herr Fuͤrstbischof von Erm⸗ land und der Bischof von Kulm, begruͤßten darauf ehrerbietigst die hohen Reisenden, welche mehrere der Anwesenden fuͤr den Abend zu sich einluden. Menzikoff, Admiral der Kaiserl. Russischen Flotten, welcher, nach einer drittehalbtaͤgigen Fahrt, Tags zuvor auf dem Dampfboote „Ischora“ von St. Petersburg in Fahrwasser eingetroffen war und von seinem erhabenen Monarchen den Auftrag hat, von Memel aus JJ. KK. HH. und Hoͤchstdero Gefolge nach Pe⸗ tersburg hinüber zu fuͤhten. — Am 12ten Morgens hatten die Vorsteher des Kinder- und Waisenhauses das Glück, die Lehrer und 150 der Zöglinge ihres Instituts dem erlauchten Fuͤrsten— paare vorstellen zu duͤrfen.
Auf der Vorstadt neben dem geschichtlich Zu beiden Seiten der
Im Gouvernements-Hause, welches die Stadt⸗
Unter ihnen befand sich auch der Fuͤrst
Die Kronprinzessin erkundigte sich nach den Verhaͤltnissen der Anstalt und unterhielt sich mit Von 9g bis 10 Uhr
prinzessin mit Höchstihrer Gegenwart beehrt wurde, Um 12 Uhr wurden die Militair- und Civil-Behoͤrden, so wie Depu⸗ tirte der Ritterschaft, die Konsuln von Rußland, Oesterreich, Groß⸗ britanien, Frankreich, den Niederlanden, Daͤnemark, Belgien u. f. w. von JJ. KK. HH. zur Cour vorgelassen. Beide erhabene Personen unterhielten sich sehr huldreich fast mit allen Anwesenden und nahmen die Einladungen fuͤr den 12ten zu einem ihé dansant im Artushofe Seitens der Stadt und zum 13ten zu einem Feste auf zwei dazu eingerichteten Schiffen im Ha⸗ fen Seitens der Kaufmannschaft an. Als der Vorsteher der Aeltesten der Kaufmannschaft, Kommerzien-Rath Heidfeld, bei dieser Einladung bedauerte, daß die Anwesenheit der Kaiserl. Russischen Schiffe die Kaufmannschaft wahrscheinlich des Gluͤckes berauben wuäͤrde, die hoͤchsten Herrschaften auf der Hafen⸗ Schaluppe in die See zu fuͤhren, sagte Se. Koͤnigl. Hoheit der Kronprinz: „Nein, nein, wir fahren mit Ihnen, Es wuͤrde fuͤr mich nur verletzend seyn, in einem Hafen der Staaten mei— nes Vaters nicht auf einem Schiffe der Unterthanen Sr. Mal. des Koͤnigs eine Lustreise machen zu konnen.“ Um 2 Uhr fuh⸗ ren Ihre Koͤnigliche Hoheiten nach Oliva, wo Hoͤchstdieselben von Sr. Durchlaucht dem Fuͤrstbischof von Ermland empfan— gen wurden. Zu bedauern war es, daß an diesem Tage das Wetter nicht so guͤnstig war, als Tages zuvor, und daß die reizende Aussicht von dem Karlsberge, den der Fuͤrst von Neuem festlich hatte schmuͤcken lassen, nur eine kurze Zeit lang genossen werden konnte. Um so schoͤner war das Abend— fest, das die Stadt im Artushofe veranstaltet hatte, und zu wel⸗ chem außer dem hohen Fuͤrsten⸗Paare auch der Prinz Adalbert sich einfand. Ihre Koͤnigliche Hoheit die Frau Kronprinzessin ließ sich mehrere Frauen der Stadt vorstellen, unterhielt sich mit ihnen huldvoll, und eroͤffnete hiernaͤchst den Ball mit dem Ober-Buͤrgermeister, Geh. Regierungs-Nath von Weickhmann, dessen Gemahlin die Ehre hatte, mit des Kronprinzen Koͤnigl. Hoheit zu tanzen. Ihre Koͤnigl. Hoheit die Frau Kronprinzessin verließ um 11 Uhr, Se. Koͤnigl. Hoheit der Kronprinz gegen 12 Uhr die Versammlung. — Am 13ten Morgens hatten die Vor—⸗ steher des Spend⸗ und Waisenhauses das Gluͤck, die Lehrer und 140 der Zöglinge ihrer Anstalt der Kronprinzessin vorzustellen. Auch hier erwiesen sich J. K. H. auf die gewohnte huldvolle Weise. Üm halb 10 Uhr geruhte Se. K. H. der Kronprinz, der Grund— steinlegung des Gymnasial-Gebäudes, zu dessen Neubau Se. Masestaͤt der Koͤnig 10,000 Rthlr. aus Ihrer Chatoulle anzu— weisen geruht haben, beizuwohnen. Der dazu bestimmte Platz war durch die angestrengten Arbeiten der Bau⸗Be⸗ amten schon einige Tage vorher zu diesem Behufe vorbe— reitet und angemessene Einrichtungen waren getroffen worden, um die Feier auf eine wuͤrdige Weise begehen zu koͤnnen. Nach dem Liede: „Lobet den Herrn, den maͤchtigen ꝛc.“ hielt der Konsistorial-Rath, Pastor Bresler, eine der Feier entsprechende Rede, worauf Se. Koͤnigl. Hoheit der Kronprinz den mit einer goldenen und silbernen Kapsei gefüllten Grundstein eigenhändig schloß und vermauerte. Höchstdieselben schlugen mit 3 Schlaͤgen auf den Grundstein und sprachen: „Diesen Bau segne Gott!“ worauf der Ober-Buͤrgermeister Seiner Majestaͤt dem Koͤnige ein Lebehoch brachte, dem ein tausendfaches Hurrah folgte. Ein zweites Lebehoch, gleichfalls von dem Ober⸗Buͤrgermeister ausgebracht, galt dem Kronprinzen, worauf S. K. H nach aber mallgen 3 Schlagen mit dem Hammer der Stadt Danzig ein Lebehoch brachten. Nach dem Liede: „Nun danket alle Gott“ druckte der Direktor des Gymnasiums noch im Namen der An— stalt den Dank derselben aus, und der Prinz ließ sich die Lehrer der Anstalt vorstellen. Hiermit schloß diese Feier. JJ. KK. HH. besichtigten darauf die Pfarrkirche, die Trinitatis Kirche und die neüen Kasernen auf dem Bischofsberge. Mit— tags war bei Sr. K. H. dem Kronprinzen große Tafel, zu wel— cher, außer mehreren angesehenen Militair, und Civil⸗Beamten, auch die beiden Bischoͤfe und mehrere Kaufleute mit ihren Frauen gezogen wurden. Gegen 5 Uhr trafen die hoͤchsten Herr— schaften auf den beiden zu Ihrem Empfange festlich ge— schmuͤckten und mit einander verbundenen Schiffen „Ma⸗ rianng“ und „Union“ im Hafen von Neufahrwasser ein. Das ganze Meeres Ufr war von Wagen und Men— schen bedeckt. Ein lauter Jubelruf bezeichnete die Ankunft. Auch hier unterhielten sich beide hohen Herrschaften mit Vielen der Anwesenden und sahen der Versenkung eines vom Stapel lau⸗ fenden großen Faschinen⸗-Stuͤcks an der nördlichen Mole des Ha— fens, welche aus großen Feldsteinen erbaut wird, zu. Der Re— gierungs⸗Baurath Petersen hatte die Ehre, den Bau⸗Plan des Hafens zu uͤberreichen und zu erlaͤutern. Lange unterhielt sich 87 Koͤuigl. Hoheit der Kronprinz mit dem Schiffs-Capitain Elaaßen, welcher auf dem Schiffe „Marianna“ ver 8 Monaten mit 150 Polen nach Amerika abgegangen war, aber in Ports—
zu den Beischlaͤgen (aus Sandstein gefertigte Vorbauten der
mouth seine unruhigen Passagiere hatte entlassen muͤssen. Nach