1834 / 172 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

bestätigte sich; auch hieß es, daß den Auslaͤndern der Detail— handel verwehrt werden sollte. Einer Washingtoner Zei— tung zufolge, hatte der Senats-Ausschuß fuͤr die offentlichen Ländereien anempfohlen, den aus Hesterreich nach Nord⸗ Amerika hinuͤbergebrachten 235 Polen in Illinois oder Michivan Land⸗ strecken zum Anbau anzuweisen.

Niederlande.

Aus dem Haag, 18. Juni. Das Handelsb lad berich— tet aus der Provinz Seeland: „Mit verdoppelter Wachsamkeit wird hier auf die Belgier geachtet, welche unsere Graͤnzen uͤber⸗ schreiten und unter dem Vorwande, bei den Landleuten, welche ie Graͤnzen unseres Gebiets bewohnen, Arbeit nehmen zu wol— len, in dasselbe eindringen. Schon vor geraumer Zeit sind von Regierungswegen an die Civil⸗- und Militair-Behoͤrden die noͤthi⸗ gen Befehle erlassen worden, um diesen die Ruhe unserer Mit— buͤrger beeintraͤchtigenden Mißbraͤuchen entgegenzutreten; sedoch scheint die Bedeutung jener Befehle von Seiten unserer ehema— ligen Bruͤder verkannt worden zu seyn, und so hat es sich erge— ben, daß in dieser Woche zehn bis zwoͤlf Personen, alle Belgier, in und in der Nahe der Gemeinde Koewacht arretirt, und unter Eskorte nach Goes transportirt worden sind.“

Dasselbe Blatt meldet, daß der Verfassung zufolge am ersten Dienstag des Monats Juli, und also am 1. des nächsten Monats, die Provinzial⸗Staͤnde in den Hauptstaͤdten der Pro— Yinzen sich versammeln werden. Nach Anleitung des Art. 144 des Grundgesetzes werden dieselben sich auch mit der Wahl der Mitglieder zur zweiten Kammer der Generalstaaten beschaͤfti⸗ gen, welche die Sitze des alljaͤhrlich austretenden Drittheils jener Kammer einzunehmen bestimmt sind. Die Zahl der austreten den Mitglieder belaͤuft sich auf 19.

Das Journal de la Haye enthaͤlt einen laͤngeren Arti— kel, in welchem dasselbe dem Handels blatte Vorwuͤrfe daruͤ⸗ ber macht, eine Angabe aus Deutschen Blattern uͤber die strenge Fremden⸗-Polizei an den Hollaͤndischen Gränzen (s. No. 165 der St. Ztg.) in seine Spalten aufgenommen zu haben, ohne dersel⸗ ben eine Widerlegung hinzuzufüuͤgen. Das Journal de la Hape fuͤhrt dann seinerseits an, daß allerdings in den festen Platzen an der Hollaͤndischen Graͤnze Paß⸗Visitation stattfindet, erklärt dies aber aus der politisch schwierigen Lage, in der sich Holland gegenwaͤrtig befindet, und welche eine Beaufsichtigung der Reisenden um so noͤthiger mache, als die Intriguen aus der Fremde sich fortwaͤhrend fuͤhlbar zeigen. Daß aber ein Fremder nur eine Nacht an jenen Orten zubringen duͤrfe, und alle an— dere Bestimmungen ahnlicher Art erklaͤrt das Journal, ebenso, wie die vom Journal de Paris verbreitete Nachricht von der willkürlichen Zuruͤckweisung Franzoͤsischer Reisenden fuͤr unge— gruͤndet. Nur ein Franzose sey an der Hollaͤndischen Graͤnze uruͤckgewiesen worden, derselbe habe aber auch an der Belgischen Gränze dasselbe Schicksal gehabt.

Rel gien.

Bruͤssel, 17. Juni. Der Koͤnig ist gestern Nachmittags um 5 Uhr, aus Paris zuruͤckkehrend, wieder in der hiesigen Hauptstadt eingetroffen.

Der Senat ist auf den 26sten d. M. wieder einberufen worden.

D än em ar k.

Kopenhagen, 17. Juni. Bereits am 14ten d. sind das Königl. Niederl. Linienschiff „Zeeuw“ und die Brigg „Snel⸗ heid“ von hier nach Kronstadt abgesegelt, so daß die Schwie⸗ rigkeiten fuͤr das erstere, uͤber die Droogden zu kommen, geho⸗ ben zu seyn scheinen.

Donnerstag ging die Kutterbrigg „To Soͤstre“, Capitain Thurs, nach der West-Kuͤste von Groͤnland ab. Man weiß nicht anders, als daß es das erste Schiff ist, das für Privat⸗Rech⸗ nung nach Grönland ausgeruͤstet worden. Mit demselben sind außer der Besatzung, der durch siebenjährigen Aufenthalt auf jener Kuͤste so erfahrne Herr Kall nebst zehn Mann abgegan⸗ gen, die bei den, dort zu machenden Anlagen fuͤr Fischfang und Handel bleiben sollen.

Deutsch land.

Munchen, 16. Juni. Se. Majestaͤt der Koͤnig haben Sich wiederum auf einige Tage nach dem Lustschlosse Berg am Starnberger See begeben.

Als letzthin die Getraidepreise durch den unerhoͤrtesten Wu⸗ cher so hoch getrieben waren, hatten Se. Maj der Koͤnig befoh— sen, daß von den Rent⸗-Aemtern Dachau, Freising und Erding ein Quantum von 600 Scheffeln Getraide verkauft, und der Tarif der hiesigen Backer und Mehlhaͤndler (die wegen ihres neulichen Verfahrens eine strenge Ahndung trifft) nach dem Weizenpreis von 15 Fl. rectificirt werde, um welchen Preis der Weizen auf. den Koͤniglichen Niederlagen zu haben sey. Zur allgemeinen Freude besuchten Se. Majestaͤt der Koͤnig die vorge— strige Schranne, wo Allerhoͤchstderselbe sich bei den Land⸗ leuten nach ihren Verhaͤltnissen auf die freundlichste Weise erkundigte. Eines so großen Vorraths auf einer Schranne (6954 Scheffel) erinnert man sich kaum. Die Preise sind um die Haͤlfte gefallen, so daß der Weizen 13 und der Roggen 9g Fl. kostete. Die Maßregeln der Regierung sind um so dan⸗ kenswerther, als bei einer solchen Theuerung, und der im Allgemeinen großen Noth der untern Klassen, Besergnisse gehegt werden mußten. Den Berichten zufolge, steht das Getkaide in den unterlaͤndischen Gegenden (der Korn-Kam— mer des Landes) gut; dem fetten schweren Boden hat die lange Trockenheit nicht Eintrag gethan; nur wo leichter oder sandiger Boden ist, wird es eine sehr mittelmäßige, und in den Kolonieen um Muͤnchen fast gar keine Aernte geben. Doch ist der Vorrath des alten Getraides ungeheuer zu nennen.

Dr. Kurz, Redacteur der „Zeit“, hat seine Strafzeit auf der Festung Wuͤlzburg uͤberstanden und befindet sich gegenwaͤrtig hier. Er wird demnächst nach Griechenland abreisen.

Sigmaringen, 12. Juni. Heute ist die Staͤnde-Ver— sammlung, in Abwesenheit Sr. Hochfuͤrstl. Durchlaucht, durch den Regierungs-Praͤsidenten v. Huber feierlich eroͤffnet worden. Derfelbe hat als vorzuͤgliche Berathungs, Gegenstaͤnde mehrere Beriraͤge mit auswärtigen Staaten, die Organisation der Lan— des- Finanzen und ein Steuer⸗-Gesetz bezeichnet.

Frankfurt a. M., 18. Juni. Ihre Kaiserl. Hoheit die Frau Großfürstin Anna von Rußland ist unter dem Namen ei— ner Gräfin von Romanoff nebst Gefolge und Dienerschaft hier angekommen.

6 er ret .

Wien, 11. Juni. Se. Durchl. der Herzog von Lucca ist nach Baden abgegangen und wird sich von da nach Lucca be—

geben. ; Heute unterzeichnen die Konferenz-Minister das Schluß⸗

70 protokoll, und im Laufe der Woche werden die meisten Wien

verlassen.

Aus dem Oriente ist nichts Neues eingegangen. Die Nach— richt, daß ein Russisches Armee Corps in Persien eingeruͤckt sey, wie ein Korrespondent der Allgemeinen Zeitung aus Belgrad schreibt, gehoͤrt in die Kategorie der Erfindungen. Eben so we— nig Glauben verdienen die Mittheilungen des Messager des Cham— bres uͤber die angeblich projektirte Anleihe Mehmed Ali's, denn so viel man hier weiß, hat Mehmed his jetzt kein großes Ver— langen gezeigt, irgend ein Darlehen aufzunehmen.

Wien, 14. Juni. Die hier zur Konferenz versammelt ge— wesenen Deutschen Minister wohnten vorgestern einem großen Mittagsmahle bei Sr. Durchl. dem Fuͤrsten Metternich bei,

Der Großherzogl. Badische Minister, Herr von Reizenstein, ist nach Karlsruhe, der Königl. Niederlaͤndische Minister des Auswaͤrtigen, Baron Verstolk von Soelen, nach dem Haag und der Koͤnigl. Preuß. Geh. Justizrath, Graf von Alvensleben, nach Berlin zurückgekehrt.

Se. Durchlaucht der Landgraf von Hessen Homburg ist nach Salzburg abgereist.

Der diesseitige Botschafter in London, Fuͤrst Paul Ester— hazy, ist auf Urlaub hier eingetroffen.

Waͤhrend der Abwesenheit des auf Urlaub nach St. Peters⸗ burg gereisten Russischen Botschafters am hiesigen Hofe, Herrn von Tatistschew, leitet der Fuͤrst Gortschakow interimistisch die Geschaͤfte der Kaiserl. Russischen Legation.

Schweiz.

Zürich, 11. Juni. (Zurich er Zeitung.) In der gestern stattgehabten Sitzung des neu ergaͤnzten Land-Raths von BaselLandschaft wurde Herr Aenishänsli zum Praͤsiden— ten, Herr Stephan Gutzwiller, bisheriger Praͤsident, zum Vice⸗ Praͤsidenten erwählt. Die drei bei Erneuerung des Regierungs⸗ Rathes ausgefallenen Mitglieder desselben, die Herren Plattner, bisheriger Praͤsident, Meier und Blarer, sind wieder gewaͤhlt worden. Praͤsident wurde Herr Meier.

1 n Chambery, 10. Juni. Der König, der wahrend seiner

hiesigen Anwesenheit uͤberall das Beste an Vieh und sonstigen Erzeugnissen kaufte oder belohnte, zeigte sich sehr einfach und uthulich, wodurch die guͤnstige Stimmung des Volks noch er— oͤht wurde. Auch das Militair verdiente wegen seiner schoͤnen Haltung bemerkt zu werden. In Thonon und Evian bedauert man sehr, daß der Koͤnig seinen fruͤhern Vorsatz, zwischen dem 12sen und 15ten dahin zu kommen, nun wahrscheinlich nicht aus— fuͤhrt. Was auch noch zu der guten Stimmung des Volks bei— trug, war die Ankunft der Staats-Raͤthe Rigaud und

de la Harpe von Genf und Waadt, welche eintrafen, um den Koͤnig in der Naͤhe ihrer, Landes-G8ränze zu

bekomplimentiren, wie dies seit alten Zeiten so herkoöoͤmmlich ist.

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Jedermann sah in diesem Schritte der Schweizer Regierungen

nicht etwa eine ihrer unwürdige Kriecheret wie es die Fran⸗

zoͤsischen und Deutschen Radikal-Blaͤtter der Schweiz nennen werden sondern einen Akt der Klugheit und der althergebrach— ten Sitte; und da die beiden Abgesandten sehr wohlwollend vom Koͤnige aufgenommen wurden, so laͤßt sich hoffen, daß die von Sardinien gegen die Schweiz begonnenen Conrcitiv⸗Maß⸗ regeln, wo nicht gleich ganz aufgehoben, doch gemildert und verkuͤrzt werden duͤrften. Dabei aber gewinnt Savoyen wesent lich, das fuͤr die natuͤrlichen Erzeugnisse seiner noͤrdlichen Pro— vinzen den besten Markt in Genf und in den verschiedenen See⸗ stabten Waadts hat, also durch eine Sperrung gegen dieselbe unendlich mehr verlieren wurde, als diese zwei Schweizer ⸗Kan⸗ tone, die ihren Bedarf tuͤnftig von Frankreich her beziehen koͤnn— ten, das ihnen auf jeden Fall offen bleibt. Daher ist es auch erklaͤrlich, daß unsere Savoyischen Landwirthe und Getraidehaͤnd⸗

ler bei der Furcht der angedrohten Coärcitiv- Maßregeln große

Quantitäten von Getraide nach dem Genferischen Carouge ge⸗

bracht und dort in Magazinen niedergelegt, und daß die See⸗ barken von der Savoyischen Kuͤste Thonon, Eoian 2c. verlassen haben, um sich nach Genf und den Waadtlaͤndischen Seerrten zu begeben, von wo aus sie ihre Fracht⸗Gewerbe forttreiben koͤnnen, was ihnen in ihren Haͤfen verboten seyn wuͤrde, wenn jene Maßregeln zur Ausfuͤhrung kamen.

Neapel, 5. Juni. (Allgemeine Zeitung.) Die Ver⸗ suche des Kabinets von Madrid, die diplomatischen Verbindun— gen mit dem Hofe von Neapel aufs Neüe anzuknuͤpfen, sind bis jetzt fruchtlos geblieben, und der Posten des zum Gesandten in Berlin bestimmten Barons Antonini ist noch immer nicht be⸗ setzt. Es scheint unbezweifelt, daß Sardinien, Neapel und Lucca einen gemeinschaftlichen geheimen Traktat unterzeichnet haben, mittelst dessen diese drei Staaten gegen die Succession des Spa— nischen Throns in weiblicher Linie nicht allein foͤrmlich und fei— erlich protestiren, sondern sich auch wechselseitig verbinden, ihre gegenseitigen Rechte gegen jeden Angriff zu verwahren.

Der Franzoͤsische Gesandte in Rom, Latour-⸗Maubourg,

ist hier angekommen, und wird mit seiner Familie den groͤßten

Theil des Sommers in Neapel zubringen.

Schon zur Zeit der drei Julitage, und besonders nach der Thron-Besteigung des jungen Königs, war der Plan, eine Art Nationalgarde zu Fuß und zu Pferde unter dem Namen Guardia d'onore e Guardia civica zu bilden, besprochen wor— den, und jetzt werden die noͤthigen Maßregeln getroffen, um sie ins Leben treten zu lassen. Der große Eifer der jungen Leute von Stande in der Hauptstadt, sich in die Guardia d'onore aufnehmen zu lassen, hatte in der letzten Zeit sehr abgenommen, und trotz der reichen und geschmackvollen Uniform, trotz der Auszeichnung dieses Corps durch den Konig, zaͤhlte man kaum 40. Der junge Fuͤrst hat nun, um die Luͤcken auszufuͤllen, zu einem ziemlich gewalrsamen Mittel seine Zuflucht genommen, und dadurch Stoff zu manchen haͤmischen Bemerkungen gegeben. 250 der reichsten Eigenthuͤ⸗ mer, meist Adelige und wohlhabende Kaufmanns⸗-Soͤhne, die mit ihren Pferden auf den Promengden paradirten, sind von dem Köͤnige selbst als geeignet in diese Garde einzutreten bezeichnet worden, und zugleich hat man ihnen bedeutet, sich ja nicht ein— fallen zu lassen, ihre Pferde zu verkaufen, indem sie in diesem Falle einer Geldstrafe von 800 Ducati (ungefähr 950 Rthlr.) unterliegen wurden.

Noch hat man keine Nachrichten von der Expedition gegen Marokko, die indeß, wie man allgemein hofft, ein eben so gün— stiges Resultat, als jene gegen Tunis im verflossenen Jahre zur Foige haben, und den stets wiederholten ungenuͤgsamen Forde⸗ rungen jenes Raubstaates wieder auf eine Zeit lang ein Ende machen wird. Eine Sardinische Flottille hat sich mit der Nea⸗ politanischen zu diesem gemeinschaftlichen Zwecke vereinigt.

Die hiestge Rente ist fast al Pari, und bei der so wohlge⸗ ordneten Finanz⸗Verwaltung des Königreichs, bei seinen außer⸗

ordentlichen Ressourcen waͤre es gar nicht unmoͤglich, daß sie die sen Preis bald uͤberstiege. Die Bank Associationen und ander Gesellschaften fallen täglich mehr in der Gunst des Publikunz Die meisten derselben haben sich nun vereinigt, um die Regle der hiesigen Douanen mit einer bedeutenden Vermehrung dez letzten Pachtpreises von der Regierung zu übernehmen, allein se haben einen gefährlichen Nebenbuhler am Fuͤrsten Torlonia, de mit Empfthlungsbriefen vom heiligen Vater versehen ist, und sich durch seine eigene gewinnende Persoͤnlichkeit die Gunst deß Koͤnigs zu erwerben wußte. Wie verlautet, wird sich dieser Ri, mische Rothschild mit der Enkelin des Fuͤrsten Paterno, einer Paris erzogenen, reizenden Sicilianerin, der jungen Fursn Bauffremont, ehelich verbinden, und in der Folge seine Residen zwischen Neapel und Rom theilen. . Spanien.

Die Times enthaͤlt folgende zwei Privat-Schreiben il den Stand der Dinge in Spanien, wie sie sich zu Ende des vorn und zu Anfang des laufenden Monats gestaltet hatten. „Madrid, 31. Mai. Die steigende Unpopularität Quesada un Norden des Kriegs-Schauplatzes giebt der Vermuthung uh der Hoffnung Raum, General Rodil werde seine Truppen nt der Nord-Armee verbinden und zum Ober⸗-Befehlshaber bein Heeres-Abtheilungen erngnnt werden, um sich in dieser Gegen neue Lorbeern zu erkaͤmpfen. Rodil ist beim Heere außerorz c lich beliebt, und jedenfalls wuͤrde diese Veränderung in . Kommando auf die Operationen im Norden einen guͤnsigh Einfluß uͤben. Die Freude der Geld⸗Spekulanten, die st aus dem Stande der politischen Angelegenheiten ganz natuͤst erklaͤrt, wurde heute an der Boͤrse durch das Fallissement de Hauses Carrasco etwas niedergedruͤckt, dessen Speculationen m Staats-Papieren seit einiger Zeit schon Besorgniß erregiez,

Inzwischen ergiebt sich das wirkliche Deficit nicht q so bedeutend, wie man es Anfangs schaͤtzte. Im Lan

des Tages schlug man es auf 40 Millionen Realen q nach näherer Untersuchung betraͤgt es jedoch nicht mehr, ö. 200,900 Dollars. Es hieß, Herr Carrasco wolle sich an n Regierung wenden oder in Estremadura und im Innern Polu, gals, wo er viele Verbindungen hat, sich Huͤlfsquellen zu oͤffnn suchen, allein nach der oͤffentlichen Erklärung des Banu. tz scheint jede dieser Maßregeln zu späͤt zu seyn, oder doch niht sicheres Vertrauen zu erwecken.“ . Aranjuez, 2. Juni. In meinem letzten Schreiben vin zisten v. M. meldete ich Ihnen nur, daß Don Carlos die Hh insel verlassen habe. Jetzt bestaͤtigt es sich auch, daß an dim selben Abend, 26sten Mai, an welchem die Convent zwischen dem General- Lieutenant Lemos auf der eine, und Terceira nebst Saldanha auf der andern Sein abgeschlossen wurde, ein aͤhnlicher Vertrag zwischen den Vorn giesischen Marschällen und Herrn Macpherson Grant, der i diesem Augenblick der Bevollmaͤchtigte des Spanischen Praten, denten zu seyn scheint, zu Stande gekommen ist. Der er ste At tikel dieses Vertrages verbindet Don Carlos, nebst seiner Fam lie und seinem Gefolge Evora zu verlassen und sich in Alda Gallega am 30. Mai einzuschiffen. Der zweite versichert die Um verletzbarkeit des Infanten; der dritte enthalt eine Verfüͤquny nach welcher seine bewaffneten Anhaͤnger in Santarem gefangi bleiben sollen, und in dem vierten Artikel verpflichtet sich die Pur

tugiesische Regierung, fuͤr den Unterhalt derselben so lange zu

sorgen, bis sie ohne Gefahr entfernt werden koͤnnen. Diese Pra liminarien wurden von Terceira, Saldanha und Herrn Gram unterzeichnet, und von Evora Monte, wo sie abgefaßt waren, dem Don Carlos, der sich in Evora selbst aufhielt, übersam— In seiner Erwiederung bat der Infant um einige Modisteati nen, indem er den Wunsch aussprach, den Bischof von Lern, vier oder fuͤnf Generale, und sechs oder acht Priester mitzunch men. In Betreff der 300 Offiziere und 600 Soldaten, die böß zuletzt seiner Fahne treu geblieben sind, bat er, man moͤchte ihnch Paässe nach ihrer Heimath ausstellen, oder wenigstens einen weniger ungesunden Ort, als Santarem, zu ihrem Aufenthalt ho stimmen. Auf die erste dieser modificirenden Bedingungen gih gen Terceira und Saldanha ein; die Bitte um Entfernung die Spanischen Gefangenen aus Santarem wurde abgeschlagen.“

Ooöschon sich nun die Angelegenheiten der Pyrenäischen Halbinm,

in Folge der neuesten Ereignisse, in einem guͤnstigen Lichte zei, so steht doch keinesweges die Beruhigung der Nord-Propihzn Spaniens als eine unmittelbare Folge der Einschiffung des In fanten zu erwarten. Die Volker von Biscaya und Navar

kämpfen weit mehr fuͤr lokale Interessen, die sie besonders 1

der Befreiung von Conscribirung und Besteuerung sehen um

festzuhalten suchen, als fuͤr den Infanten, und Zavala und Il malacarreguy werden für den Sohn des Don Carlos eben Vielleicht wird a

lebhaft, als fuͤr ihn selbst zu fechten wissen. die Portugiesische Regierung von unserer Seite die Auffahzp rung ergehen, zur Beruhigung Spaniens uns Gleiches mit Gl chem zu vergellen und ein Huͤlfs-Corps zu stellen. Wenigsien glaubt man, daß der Sendung des Englischen Lbersten Caradu der im Haupt-Quartiere des General Rodil eine beobachtende Rolle gespielt hat, und der sich jetzt nach Portugal begeben hel aͤhnlicher Zweck zum Grunde liege.“

Die Allgemeine Zeitung enthaͤlt unter „Paris,! Juni,“ die nachstebenden Betrachtungen:

„Die Angelegenheiten der Pyrenaͤischen Halbinsel sind jetzt weit vorgerückt, daß man den gegenwartigen Zustand als den Vue boten einer Krisis ansehen muß, und daß es also der Muͤhe lohnt einige Daten anzufuͤhren, welche zur Beurtheilung spatener. Chehh nissẽ dienen koͤnnen. Die Schwierigkeiten, welche der Einfuͤhrnn eines dauerhaften politischen Systems in Portugal entgegenstehlh sind durch die Gefangennehmung der beiden Praͤten denten, Don Miguel und Don Carlos, noch nicht beseitigt. Mehrere Festungel sind noch von den Truppen des Ersteren besetzt und die Zerstreuun ber Haupt-Armee wird die absolutistischen Guerillas vermehrth Dle naäͤchste Folge hiervon ist, daß die Spanischen Truppen böf erst mit der Gewinnung und Besetzung von Elvas, Campb mayor u. s. w. beschaͤftigt sind, und nicht gegen die Spanischil Karlisten gebraucht werden koͤnnen. Der vierfache Allianz⸗Tra tat ist von Dom Pedro noch nicht in der verlangten Form ratlfieltl und die Verzoͤgerung dieser Föͤrmlichkeit hat wahrscheinlich cine tieferen Grund als den Infanten-Titel, welcher in der Ein leitun dieses Traktats dem Praͤsendenten Dom Miguel gegeben ist, obgleich Dom Miguel sowohl als Don Carlos durch Dekrete ihrer Nebih= duühler ihres Ranges beraubt sind. Das Dekret Dom Pedro's zun Nachtheile des Englischen Handels⸗Monopols und die Steenge, u welcher er die Britischen Sfsiziere in seinem Dienste behandelt, be weisen, daß Dom Pedro Thatsachen aufstellen will, welche im Vb aus gegen die Praͤtension einer Britischen Vormundschaft, insofet man sie aus jeßem Traktate ableiten wollte, protestiren. Aber wa die fernere Richtung der Politik Dom Pedros betrifft, so schein er felbst so wenig als seine Freunde daruber bis jetzt ins Klare ge kommen zu seyn. Die Absonderung der Portugiesischen Armee ö zwei Kommandos, das eine unter dem Herzog von Terceira, daß ll bere uünter dem General Saldanha, ist von' Bedentung, denn hh

geringe Harmonie, welche zwischen diesen beiden Heerfuͤhrern herrschz

s, so viel ich weiß, vorzuͤglich in der Verschiedenhett ihrer polttt= n Ansichten gegründet. Der erstere repraͤsentiet die Militair⸗ arte, welche gern Dom Pedro am Ruder sieht und einen großen hinsluß hat. da der Hexjog in einer militairischen Laufbahn, sen e? rurch Gluck oder Talent, wirklich in kurzer Zeit eine Reputation erwarb, wovon man in Europa setzt wenige Beispiele sieht. Sal⸗ zanha dagegen wänscht sobald als moglich die constitutionnelle Re rung Donna Maria's in Gang zu bringen, und ez liegt ihm bielieicht wenig Taran, daß Dom Peder in diesem Falle die Regent= haft behalte. Man muß ubrigens beiden die Gerechtigkeit wider⸗ „hren lassen, daß fie; das Beste des Landes wünschen, obgleich sie hon verschiedenen Ansichten nicht mur der Gegenwart, sondern auch ner zukunft, in welcher das Sch icksal der ganzen albinsei begriffen sst, ausgehen. Es ware zu weitlaͤuftig, mich hierüber einzulassen, aber yon dieser Seite betrachtet, sind die Umst ande noch nicht reif ge⸗ sug, um der einen oder der andern Partei das Uebergericht zu ge⸗ ben Eben so verwickelt sind die Spanischen Angelegenheiten. Alles, was man dort zu sehen glaubt, ist nur Schein, ein über⸗ munchtes Glab, wic man zu sagen pflegt. Der erste günstige Ein druck des Kdͤniglichen Stäotuts, blos durch die endliche Gewißheit „ner Versammlung der Cortes vergnlaßt, hat zen Ueberlegungen uber die Redingungen vdiese⸗ Institution Platz gemacht. Eine fleine, aber sehn gehaltvolle Flugschrift, welche so eben von einem Gpanier in, Marseille herausgegeben worden, enthält fast Alles, paß die mit der Geschichte ihres Landez nur halbwegs bekann⸗ ten Spanier von dem neuen unföormlichen Machwerk des Her In Martinez de la Rosag denken, und stimmt mit, dem vor— treflichen, Artikel des gelehrten Vlardot über die Spani⸗ schen National. Versammlungen in einer neuen Franzdsisthen Zeit— schtift vdllig überein, ie c erscher, nacht geblendet, haben seit 30090 Jahren die in jenem Lande als national anerkannten Rechts Formeln so sehr aus, den Augen ge⸗ scht, daß in einem Zeitpunkte, in welchem man diese Allmacht nicht mehr fuͤr hinlaͤnglich. halt, die einander ohnehin widersprechenden Akte uͤber die Thronfolge, welche seitdem stattgefunden haben, alle zseich zweifel haft erscheinen; und wenn man irgend eine Verhand— ung, an welcher eine wirklicte National-Vertretung Theil genom⸗ mien hat, auffuchen wollte, um das Recht Fsabellens zu begruͤnden, so konnte inaih sie nirgends als in der Constitution von 1812 finden. Hie die Gemuͤther heutzutage in Spanien gestimmt sind, ware es helleicht das erste Interesse der 6daigin, daß ihre Vormuͤnder diesen National-Akt wieder zu Ehren brachten, und in diesem Falle hatten die neuen Cortes zugleich ein eigenes Interesse, die Thronfolge zu pertheidigen. Aber weil man mehr Lu die Gewalt als auf das Recht rechnet, so hat man nur den vorthéilhaften, nicht den kuli Theil aon gehommen. Die Folge davon ist, daß weder die Königin noch die Cortes auf einen sichern Grund bauen; ob das monarchi⸗ Ische System dabei, verliert oder gewinnt, das, wird die Zeit lehren. Das jetzige Ministerium sucht zwar dem E chlage vorzubeugen; ich weiß bestinmt7 daß man Alles aufgeboten hat, um den Grafen Torreno, den man als das Haupt der kuͤnftigen Opposition ansieht, zu sich zu ziehen, und ich habe einige Ursache, zu glautzen, daß die Nachricht von dem, glücklichen Ausgange dieser Unterhandlungen sich naͤchstens bestaͤtigen wirs. Ich begreife in der That nicht, wie hie Spanischen Libecalen die parlamentarische Thätigkeit, welche der Graf im Jahre 1821 zugleich mit Martinez de la Rosa und Moschso gegen mehrere National- Freiheiten geäußert hat, so wie die Lebensart des Grafen, welche ihn mehreren Versüͤhrungen zu— gaͤnglich macht, und endlich seine Finanz⸗Negociationen so sehr ver⸗ gissin haben, um auf diesen Mann ihre Hoffnung zu bauen. Tritt (e lins Ministerium, so kommt die Enttaͤuschung noch zu rechter Zelt. Die Nothwendigkeit neuer und bedeutender Finanz-unter⸗

handlungen denn die Spanische Regierung lebt, so zu sagen, bis

jetzt nur von einem Tage auf den andern is wahrscheinlich die

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ursache, warum Torreno seine ünabhangig keit aufopfert. Unterdessen macht der oͤffentliche Geist täglich Fortschritte.

t : Ich habe glaub— würdige Briefe aus Va adolid gesehen, denen zufolge man selbst in diefer Provinz (Alt⸗-Castilien ) mit der größten Frkeiheit spricht, taͤhrend die Nationalgarde bereits 13,000 Mitglieder zahlt. In Gitalonien geht die Organisation derselben ebenfalls vorwärts; die sropinz kann 9,09 Vertheidiger ihrer Freiheiten aufstellen. Der Geist, welcher dort herrscht, hat eiwas Raͤthselhaftes und voͤllig Probinz ales an sich. Llauder giebt sich fuͤr liberal. und einen stren⸗ gen Vertheidiger der Koͤnigin aus, aber in der That übt er, mit Wissen und Billigung seiner Landeleute, den groͤßten Despotismus uz; er behandelt die Spanier aus allen uͤbxigen Provinzen mit Harte, und duldet nicht einmal den Aufenthalt der zuruͤckkehrenden Emiqgristen; hingegen die auz der Provinz Gebuͤrtigen, ohne Un⸗ ferschied der Meinungen, sind sicher, gute Aufnahme zu finden. Sollte dabel die Absicht zum Grunde liegen, eine g ößere Einigkeit, im Falle man sich gendthigt saͤhe, ein bloßes Provinzial-System anzu⸗ nehmen, zu sichern und zugleich die Fonds der Provinz bloß fuͤr den Gebrauch der Eingeboenen aufzubewahren? Wird dieses System sich guch auf andere Provinzen ausdehnen? Hier hangt diese Frage mit ver über die weiteren Entschluͤsse der Karlistischen Häuptlinge in den noͤrblichen Provinzen zusammen, deren Betragen in diesem Augenblick nicht minder raͤnhsel aft ist Denn jetzt, da sie foͤrm⸗ lich organisirt sind, schien fuͤr sie der Zeitpunkt gekommen zu seyn, gegen die geschwaͤchten Truppen der Königin, ehe sie nene Verstaͤr⸗ kungen erhaltkn, elnen entscheidenden Schlag zu versuchen. Dessen— ungeachtet herrscht eine voͤllige Stille, nur gehen Geruͤchte von ei— ner Ungbhaͤngigkeits-Erklaͤrüng, die sich jedoch mit dem blinden Gehorsam gegen Don Carlos, welchen das absolutistische Prinzip voraussetzt, wenig vertragen In Madrid ist man von der Schwie⸗

Reit, sie zu unteriochen, hinlänglich überzeugt; man begreift, daß Nan zu diesem Ende drei stusenweise Truppen⸗Linien, wovon die eine sie von der Franzoͤsischen Graͤnze abschnitte, aufstellen, und das

and voͤllig militairisch besetzen muͤßte, welches Alles man ohne tine bewaffnete Macht von (60,000, Mann nicht leicht ausfuͤhren onnte. Die Liberalen finden das nicht unmöglich, wenn man nur die National-Garden aller uͤbrigen Provinz n bewaffnen und gegen den Kriegs-Schauplatz hintreiben wollte. England und Frankreich müßten dazu Geld und Waffen verschaffen; das Erster hat der Spa⸗ nischen Regierung wirklich 24,9909 Gewehre aus dem Tower zu ei⸗

nem bestimm len Preise vorgeschossen, und sie sind bereits an Bord

Eines dem Staate angehbrigen Fahrzeugs eingeschifft. Eine noth⸗ bendige Bedingung waͤre freilich die einhellig- Stimme einer re⸗ pektabeln National Vertretung zu Gunsten der Eoͤnigin, in welchem Falle die aufgestandenen Provinzen als Rebellen und, Abtruüͤnnige hon der grogen Spanischen Familie erscheinen, und viel von ihrer sioralischen, Kraft verlieren würden. Das andere Mittel, zu welchem 9 die Ninister hinneigen, ist eine Franzöͤsische Intervention, und man scheint wirklich Anstalten dazu zu treffen. Bie Liberalen sind dtesen Mittel sehr abgeneigt, weil man es wahrscheinlich auch Legen sie gebrauchen würde. Diese Frage uͤber das Interventions⸗ Recht ist fur constitutionn elle Regierungen bei weitem schwieriger, als , unumschrankten, und kann nar unter Bedingungen ausgeübt ö die iu , zu westldͤuftig ware, von denen aber n den Mächten der QuadrupelAlignz nur England, und viel̃= , In eresse Dom Pedro einige Begriffe zu haben . Die Franzbsischen Journale sprechen immer in dem herge⸗ n, Tone und nach, der alten RNout n, einer natürlichen Vor⸗ 9 6 Frankreichs über Spanien und Englands uͤber Portugal, 7 . mne⸗ welche erst dann ein Ende nehmen wird, wenn die bei⸗ , ,. der Halbinsel guf die einc oder die andere Art dahin ö. , gen politischen Korper zu bilden. Eine Episode, oder fan ö. Farce, . die Einfaͤlle des Graeioso in den Spani— 4. 67 . bilden die Umtriebe derjenigen, welche Von CKar⸗ . , , . oder Lima und Dom Pedro ngch Brasilien n, . doch davon ein andermal. Augustin Arguelles hat ö ß der „Pastete“ seiner ehemaligen Kollegen ö irh g' n selbst von der Kunst ist. Ich habe seine . . gelesen, in welcher er, um die Nichtigkeit des ge⸗ . Qeputirten von der Audienz von Sevilla im Jahre 1828

gten Todes-Urtheils darzuthun, beweist, daß die Eortes nicht

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zu viel gethan haben; aber in Spanten klagt man sie von Seiten der Ultra-Liberalen vielmehr an, daß sie zu wenig gethan haben, um die Constitution zu vertheidigen; indessen entwaäͤlt die Broschuüͤre einige merkwuͤrdige Thatsachen aus der damaligen Diplomatik.! Nachschrift. Ich habe Briefe aus Madrid bis zum 2 Juni; an diesem Tage war der Eintritt Torreno's noch nicht entschieden.“

Portugal.

Lissabon, 23. Mai. Don Carlos und Dom Mi⸗ guel's Schicksal ist entschieden. Englische Kriegs, Schiffe fuͤh— ren sie von dem Boden der Pyrenäischen Halbinsel weg, und mit ihnen die alte politische Constitution derselben, fuͤr deren unveränderte Aufrechthaltung jene Prinzen die Fahne aufgesteckt hatten. Die Zukunft wird es lehren, ob, bei diesem Wechsel von Ebbe und Flut, der in den großen Social⸗Kämpfen die Bestrebungen der entgegengesetzten Parteien zu begleiten pflegt, das Gluͤcksrad auch nicht noch die gegenwärtig besiegte Partei dereinst wieder emporhebt. Fuͤr jetzt kann man aber freilich sich nicht verbergen, daß die Partei der Neuerer voͤllig gesiegt hat, und daß die derselben zunächst drohenden Verlegenheiten und Befahren nur aus ihren eigenen Zerwuͤrfnissen und aus der Schwierigkeit, aus den Materialien des umgestuͤrzten politischen Baues ein neues und dauerhaftes Gebäude aufzufuͤhren, erwach— sen koͤnnen. Ein guter Theil des Unmuths der besiegten Par— tei richtet sich ubrigens jetzt gegen ihre bisherigen Häupter, deren Persoͤnlichkeit sie mit Bitterkeit den Verfall ihrer Sache zuschreibt.

ö . 1 w * . . . 6 8 , 2 Die Spanischen Herrscher, von ihrer All⸗ Mir, als vollig kaltem Beobachter, scheinen diese dem Ungluͤcke

machte Vorwuͤrfe zum Theil ungerecht und jedenfalls hart. Don Carlos ererbte nur Anspruͤche auf ein vom Gegner voͤllig okkupirtes Reich. Er hat allerdings bisher nicht die Art von Muth bewaͤhrt, die Napoleon bei der Expedition von Elba, Joa— chim Murat, im naͤmlichen Jahre, und die Herzogin von Berry in der Vendée zeigten. Aber man hat Don Carlos in Portu— gal hinlaͤnglich, um ihn beurtheilen zu können, in der Nahe ge— sehen, und kein unbefangener Beobachter stellt hier in Abrede, doß, wenn dieser Prinz in ruhigen Zeiten den unbestrittenen Thron seiner Vorfahren bestiegen hätte, die Geschichte wahr— scheinlich ihn den milden und wohlmeinenden Regenten zugezaͤhlt hätte. Selbst Dom Miguel, hatte er unter solchen Verhälinis— sen den Thron bhestiegen, wuͤrde, wenn auf die Sitten, Gebraͤuche und bisherige Verfassung Portugals die gebuͤhrende Ruͤcksicht genommen wird, unter den Fuͤrsten des Hauses Braganza, von der unparteiischen Geschichte nicht auf eine andere Linie als ver— schiedene seiner Vorfahren gestellt worden seyn. Das widrige Schicksal beider Fuͤrsten wollte nur, daß sie zur Vertheidigung ihrer Sache in einem Zeitpunkte berufen wurden, wo die Fuͤh⸗ rung des Ruders ganz ausgezeichnete Charaktere erheischte; und der Haupt-Vorwurf, der ihnen mit einiger Billigkeit gemacht wer— den konnte, durfte sich darauf beschraͤnken, daß sie vielleicht die Gefahr der Zeit nicht früͤh genug einsahen, und zu lange saͤum— ten, mit Beseitigung der Hofleute, solchen Piloten ihr ausschließ— liches Vertrauen zu schenken, die den Sturm zu bestehen die Geschicklichkeit und die Kraft hatten. Große und durchgrei— fende Veranderungen in den Einrichtungen des Landes bereiten sich ubrigens jetzt von Seiten der hiesigen Regentschaft vor, die dazu nur den Augenblick des endlichen und vollstaͤndigen Sieges erwartete. Allerdings wird kein praktischer, mit den hiesigen Verhaͤltnissen vertrauter, und nicht in abstrakten Theorieen be— fangener Staatsmann in Abrede stellen wollen, daß die Admi— nistration und die Finanz-Verwaltung Portugals, wenn die Staats⸗-Maschine nicht zun Stillstande gelangen solle, einer Re— form bedurften, welche die Abtrennung Brasiltens vom Mutter— lande, die alle Finanz- und Handel- Verhaͤltnisse dieses letzteren so tief beruͤhrte, allein schon Unumgaͤnglich machte. Es ist aber nur zu sehr zu befuͤrchten, daß die bevorstehenden Umwandlun— gen bei einem Volke, welches zum Theil fuͤr Neuerungen so wenig empfaͤnglich ist, von Mannern geleitet, die von den, allen Regierungen so verderblichen abstrakten Theorieen beherrscht sind, weder mit der gehörigen Mäßigung noch mit Umsicht eingeleitet werden duͤrften, und daß die naͤchste Cor⸗ tesVersammlung, unter dem ersten Eindrucke des Partei-Sie— ges gewählt, und in der Pairs-Kammer, durch den Ausschluß der bisherigen Anhaͤnger Dom Miguels, eines wesentlichen Wi— derstands-Elements beraubt, sich selbst uͤber das von ihr vorge— steckre Ziel fortreißen lassen wird. Portugal wird es lange noch zu bedauern haben, daß nicht zwischen den gemäßigten Fractio— ien beider Parteien ein Abkommen getroffen werden konnte, so lange der Sieg noch schwankend war. Freilich hat es die Ge— schichte der letzten 5 Jahre in der Pyrenaͤischen Halbinsel zur Genüge bewiesen, wie schwer dort solche Partei⸗Abkommen sind; nicht weil etwa die Neigung, fur seine Meinungen zum Mar— tyrer zu werden, dert großer als anderswo wäre, sondern weil die allzurege Einbildungskraft und die daher entspringende Nei— gung zu Illusionen, die Gefahr nie eher erkennen ließ, als bis der Abgrund dicht vor den Fuͤßen sich befand, und die Lage ver— zweifelt geworden war. Haͤtte die Partei Dom Miguels das viele Millionen Crusaden betragende Kirchen-Silber vermuͤnzt, und die Kron-Juwelen, die reichsten Europa's, verpfaͤndet, so

hätte sie einen ganz anderen Widerstand als sie gelei⸗ stet, ihren Feinden entgegensetzen koͤnnen. Die Sache

schien indeß nie dringlich genug; und jetzt wird wohl ein Theil jenes Silbers mit dazu verwandt werden, die fremden Lieferan— ten, welche Dom Pedros Heer mit dem Noͤcthigen versahen, zu bezahlen: die Kron-Juwelen aber ist Dom Miguel in diesem Augenblick zu Evora beschaͤftigt, nach Jerenkar, an einen Abgeord— neten Saldanhas auszuhändigen. Unter den hier vorherzu— sehenden Umwandlungen duͤrfte uͤbrigens die groͤßte dem Klerus und der Roͤmischen Hierarchie bevorstehen. Der Streit zwischen beiden und der jetzt obsiegenden Partei war in der letzten Zeit ein wahrer Kampf auf Leben und Tod geworden. Ein ganz neuerliches Dekret der Regentschaft gebietet jeden mit den Waf⸗ fen in der Hand ergriffenen Geistlichen sofort zu erschießen, und ein in den juͤngsten Nummern der Chronica eingeruͤckter Regie— rungs Erlaß belobt einen Juiz da Forn, weil er einen in diesem Falle befindlich gewesenen Abt ohne Zögern dieser Strafe unter— worfen habe.

Lissabon, 2. Juni. Die hiesige Chronica vom 28. v. M. zeigt an, daß Dom Pedro und Donna Maria in Kurzem eine Reise nach Porto machen werden; dasselbe Blatt vom 29sten stellt die dem Dom Miguel zu Theil gewordene Behand— lung als das Resultat einer Bestimimnung der Quadrupel⸗-AUllianz und nicht als die Folge der Unterhandlung zu Evorg dar, die nur eine Uebereinkunft wegen der zurückbleibenden Miguelisti— schen Truppen zum Zwecke hatte. Die von Dom Miguel un⸗ terzeichnete Erklärung lautet: „Um dem von den beiden Mar⸗ schällen, dem Herzoge von Terceira und dem Grafen von Sal— danha, Namens ihrer Regierung aufgestellten Verlangen nach— zukommen, erkläre ich, daß ich niemals, weder direkt noch indi— rekt, mich in die politischen Angelegenheiten dieser Koͤnigreiche oder ihrer Dependenzien mischen werde.

Evora, den 27. Mai 1834. Dom Miguel.“

. Dem, aus dem Palaste das Necessidades unterm 25sten v. M. ergangenen Dekret wegen Aufhebung der Moͤnchs-Hrden geht ein sehr langer Bericht des Ministers der geistlichen Ange , . und der Justiz voran, und das Dekrer selbst lautet, wie folgt:

„Auf den Bericht des Ministers u. s. w. und mit Zuziehung des Staatsrathes, finde ich für gut, im Namen der Koͤnigin zu dekreti= ren: Art. 1 Alle Kloͤster, Munster, Kollegien, Hospicien, oder was immer fur Anstalten von Mönchen der regelmäßigen Orden in Por⸗ tugal, Algarbien, den benachbarten Inseln und Portugiesischen Ge⸗ bietstheilen, von jeder Benennung, Institutlon oder Regel sind von nun an aufgehoben. Art. 2. Alle Guter dieser Klöster u. s. w. sind den National- Bomainen einverleibt. Art. 3. Die heiligen Geraͤthe und Srnamente, die zum Gottesdienst angewendet worden, werden zur Verfugung der resp. Ordingrien gestellt, um unter diejenigen Kirchen ihrer Sprengel, welche deren äm meisten bedürfen, vertheilt zu werden. Art. . Jeder der Mönche der aufgehobenen Klöͤster u. w. soll eine jährliche Pension zu seinem Unterhalte erhalten, falls er nicht ein gleiches oder groͤßeres Einkommen durch ein Benefiz oder eine dͤffeniliche Anstellüng, bezieht. Ausgenommen davon sind a) Die, welche die Waffen wider den legitimen Thron oder wider die Na— tional-Freiheit gefuͤhrt. p) Die, welche ihr Amt im Beichtstuhl oder auf der Kanzel zu Gunsten der Usurpation gemißbraucht. () Die, welche Beneficien oder öffentliche Anstellungen von der Ne⸗ glerung des Üsurpators angenommen. ) Die, welche ihre Mitbuͤr⸗ ger wegen deren Treue gegen den legitimen Thron und die consti⸗ rutionnelle Eharte angegeben oder unmittelbar verfolgt haben, Die, welche die Truppen des Ufurpators begleitet. . Die, welche bei der Herstellung der Autoritaͤt der Koͤnigin, oder seitdem, in dem Disirlkte, wo sie residirt, ihre Kloͤster, Muͤnster u. s. w. verlassen daben. Art. 3. Alle diesem entgegenstehende Gesetze und Verord⸗ nungen sind abgeschafft. Döoöm Pedro, Herzog v. Braganza.

Joaq. Antonio v. Aguiar.“

MNachstehendes ist das Dekret wegen Aufhebung der Wein⸗ Compagnie:

Machdem ich die Berichte der Minister des Innern und der Finanzen in Erwägung genommen, und mit Zuziehung des Staats—⸗ Raths, finde ich fr gut, im Namen der Kdͤnigin zu dekretiren: Art. J. Alle Privilegien, Autoritaͤten, Praͤrogativen und Immuni⸗ täten von jeder Art und Benennung, welche der Wein- Compagnie des Ober-Duero und der Verwaltungs⸗Junta derselben von der Zeit ihrer Errichtung bis diesen Tag verliehen worden, sind aufgehoben. Art 2. Demnach wird die freie Verfugung uͤber ihre Weingarten und Weine den Änbauern vom Ober- und Ünter-Duero, so wie in allen andern Theilen dieser Königreiche, zuruck ertheilt. Art 3. Alle bisher bestandene Auflagen auf die Weine von Porto, mit Ausnahme des Subsidio Literario und der Verbrauchs-Abgaben in der Stadt Porto und deren Distrikt, so wie der Abgabe von 12500 Reis von der Pipe bei der Ausfuhr von dem Foz des Duero, sind aufgehaben. Art. . Das Subsidio Literario soll, wie an jedem andern Orte, durch den General-Einnehmer und seine Untergebenen erhoben wer⸗ den. Art. 5. Die Verbrauchs-Abgaben sind auf dieselbe Weise zu erheben, die von der Ausfuhr aber am Zoll-Amte der Stadt Porto nach den Manifesten zu entrichten, welche von den Verkaͤufern und Ausfuͤhrern bei den fur solche Faͤlle verordneten Strafen vorzu⸗ legen find. Art. 6. Die Compagnie soll innerhalb eines Monats die Actionaire versammeln, um sich mit ihnen uͤber die Abmachung der Rechnungen, die Verwendung ihres Eigenthums und ihre An⸗ gelegenheiten zu berathen. Art. 7 Alle Verordnungen und Vor⸗ schriften, welche diesem Dekrete entgegenstehen, werden so, als waͤ⸗ ren sie ausdruͤcklich darin aufgeführt, aufgehoben u. s. w. Aus dem Palaste das Necessidades vom 30. Mai.

Dom Pedro, Herzog von Braganza. Bento Pereira do Carmo.

Jozé da Silva Carvalho.“

Folgendes ist der kurze Inhalt des Dekrets aus demsel— ben Palaste vom 28sten v. M. zur Einberufung der allgemeinen Cortes der Portugiesischen Nation. Die Einleitung besagt, wie die Occupation des größeren Theiles des Reiches durch die Re— bellen die Ausfuͤhrung des Dekrets vom 15. August 1833 ver— hindert habe. „Aver nachdem die goͤttliche Vorsehung“, heißt es weiter, „der Wille der Nation und die Tapferkeit des Hee— res, woruͤber den Ober-Befehl zu haben Dom Pedro sich zum Stolz anrechnet, Ordnung und eine legitime Regie⸗ rung hergestellt, befiehlt derselbe im Namen der Königin, daß sogleich zu den Wahlen der Abgeordneten nach den im August is'6 festgesetzten Formen geschritten werden soll. Der 15. August d. J. ist fuͤr die Koͤnigl. Sitzung zur Er— oͤffnung der Kammern bestimmt.“ Das Dekret verfügt hier— auf weiter, daß nur diejenigen Pairs Sitz in dem 9Oberhause haben sollen, welche ihren Eiden auf die constitutionnelle Charte treu geblieben sind, und welche die Vorstellung an Dom Miguel, die dessen Usurpation vorangegangen, nicht unterzeichnet haben. Denen, welche dies gethan, werden, als solchen, die freiwillig auf ihre Privilegien verzichtet, ihre Befugnisse entzogen. Die Faͤlle derjenigen, welche der Sache der Legitimitaͤt am 24. Juli 1835 beigetreten, so wie eines Pairs, der ausgewandert ist, sollen den Cortes vorgelegt werden, damit solche uͤber deren Kompetenz entscheiden.“

Der Kriegs-⸗Minister, Gen. A. J. Freire, am 29sten d. M. mit einem Auftrage an das Heer abgesandt, berichtet aus Estre⸗ moz vom 30sten v. M, an den Minister do Carmo, daß er mit dem Marschall Saldanha nach Azareija, dem Hauptquartier des Herzogs v. Terceira, drei Stunden von Evora, abgegangen sey, und fuͤgt uͤber das, was er ausgerichtet, mehrere Dukumente bei, worunter auch die oben mitgetheilte Erklaͤrung Dom Miguels und einige andere (bereits gestern unter London erwaͤhnte) Aktenstuͤcke.

Der Kriegs-Minister meldet ferner:

„Hr. Vasconcelhos wurde sogleich nach Evora gesandt, um alle Juwelen u s. we entgegenzunehmen. Hierauf sollte er nach Elvas gehen, wo die dort aufvewahrten zu sichern sind. Was die militairi⸗ schen Anordnungen betrifft, sind die beiden Marschaͤlle uͤber Folgendes üͤbereingekommen: Evora wird heute (30. Mai) durch die Truppen des Maͤrschalls Saldanha besetzt. Die legitime Regierung wird in Elvas proklamirt werden, und der Brigadier Bento da Franga wird morgen fruͤh drei Infanterie⸗Corps, zwei Reiter⸗Schwadronen und eine Artillerie⸗Brigade beordern und die Proclamatlon erlassen, waͤh= rend die Garnison die Waffen streckt. Die Truppen werden mor⸗ gen fruͤh anfangen, nach ihren verschiedenen Bestimmungen aufzu⸗ brechen. Der Infant geht nach Sines, begleitet von dem Lancier⸗ Regiment der Königin. Don Carlos kommt Sonntag in Aldeg Gal⸗ lega an, begleitet von einer starken Reiter⸗Abtheilung und dem Hauptmann Jervis. Die Truppen in Evora wurden diesen Morgen ohne Unordnung aufgeldst. Ungeheure Haufen Soldaten von allen Waffen und Benennungen, Milizen und Landvolk, ziehen alle Augenblicke durch alle Straßen, jeder nach seiner Heimath ozer den angewiese⸗ nen Depots. Einige verlangen, in Dienst zu gehen, darunter sind viele Rekruten im Depot zu Elvas, welche dem Regiment Nr. 1 beigesellt werden, bis Sr Maj. Wille bekannt ist. Ein Depot Rei⸗ terei wird in Evora formirt. Es ist Vieh von allen Arten dort. Ich gehe morgen nach Evora, wo ich mit Marschall Saldanha, der schon dort ist, und den folgenden Tag mit dem Herzoge von Terceira die ndͤthigen, Maßregeln für die Sicherheit der südlichen Provinzen, die Vertheilung der Truppen in den uͤbrigen Provinzen, und die Herstellung der. Ordnung treffen und die Veraͤnderungen, welche Se. Kaiserl. Maj für rath sam erachten mochten, sichern werde. Ich kann nicht schließen, ohne der Fähigkeit und dem unermüdlichen Eifer der beiden Marschaͤlle Gerechtigkeit wiederfahren zu lassen, denen es gelungen ist, die Trup⸗

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