1834 / 185 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Aus einem Bericht der hiesigen geographischen Gesellschaft geht ,. daß die sammtlichen Nachrichten, welche der ungluͤck⸗ liche Lander auf seiner zweiten und letzten Expedition nach Afrika gesammelt hatte, durch zwei seiner glücklich zuruͤckgekehrten Ge⸗ faͤhrten, den Marine-Lieutenant Allan und Herrn Laird, gerettet worden sind.

Aus einem Verzeichniß von den 37 einzelnen Wahlen, die seit den allgemeinen Parlaments⸗Wahlen statigefunden haben, er⸗ giebt sich folgendes Verhaͤltniß der drei Parteien, Tories, Whigs und Radikalen, zu einander: Radikale wur -en fuͤnf gewählt, To⸗ ries 12 und Whigs 20. Die Masoritaͤt der Whigs uͤber die Tories betrug aiso 8, uͤber die Radikalen 15 und uͤber ihre Geg— ner zusammengenommen 3. Unter den 37 erledigten Parla⸗ ments-Sitzen waren 30 von Whigs, 5 von Tories und 2 von Radikalen eingenommen gewesen. Die Tories haben also um 7 Mitglieder und die Radikalen um 3 an Staͤrke gewon— nen. Der Globe haͤlt dies fuͤr keinen großen Beweis von ei⸗ ner im Lauf der beiden letzten Jahre eingetretenen Reaction zu Gunsten irgend eines der beiden Extreme, wenn man die Mittel in Betracht ziehe, die von den Konservativen aufgeboten wuͤr— den, um ins Parlament zu gelangen.

Gestern wurde ein anstaͤndig aussehender junger Mann, der sich James Steward nannte, aber seine nähere Adresse anzuge— ben sich weigerte, verhaftet und vor den Polizei⸗Richter Burrel zum Verhoͤr gebracht, indem man ihn beschuldigte, im Unterhause Huͤte und Schirme der Parlamenis-Mitglieder gestohlen zu ha— ben. Als sich namlich Herr Perry gestern Nachmittag im Un— terhause befand, wurde er darauf aufmerksam gemacht, daß Je— mand mit seinem Schirm davongehe. Er folgte ihm, nahm ihm denselben ab und hieß ihn gehen; allein ein dazugekommener Bote ersuchte Herrn Perry, er moͤge den Arrestanten nicht lau— fen lassen, da seit etwa zehn Tagen mehreren Mitgliedern ihre Huͤte und Schirme gestohlen worden seyen, und er klage ihn hiermit an. Der Beklagte betrug sich bei dem Zeugen⸗-Verhoͤr sehr unverschaͤmt und sagte zu seiner Vertheidigung, daß er beim Eintritt in den Saal mit einem Hut und Schirm versehen ge— wesen, und nur in Hinsicht des Schirmes habe er sich geirrt. Wenn der en, darauf Anspruch mache, so gebe er ihn zuruͤck und bitte um Verzeihung. Was den Hut betreffe, so sey kein einziger gesetzlicher Beweis gegen ihn vorhanden, denn der Hut habe weder einen Namen noch ein Zeichen, und er fordere Jeden auf, wer es auch sey, auf einen Hut ohne eines der ange— führten Zeichen zu schwoͤren. Wuͤrde er wohl, mit Gelde in der Tasche, einen alten Hut stehlen? Es sey, nach seiner Meinung, eine der absurdesten Anklagen, die er in seinem Leben gehoͤrt. Herr Burrel sagte ihm darauf, er moͤge versuchen, eine Jury u uͤberreden, seine Erzählung zu glauben. Er halte ihn des

erbrechens fuͤr uͤberfuͤhrt. Der Beklagte sollte eben hinausge— fuͤhrt werden, als eine neue Anklage gegen ihn erhoben wurde, weil er an demselben Nachmittage einen anderen Hut im Comité Saale des Unterhauses gestohlen haben sollte, und der Bote berichtete, daß in den letzten Tagen mehrere Huͤte von Parlaments-Mit— gliedern abhaͤnden gekommen, und Niemand konnte sich erklaͤren, wo sie geblieben seyen. Der Gefangene meinte, es muͤsse hier wohl ein Irrthum obwalten, aber er sah ein, daß es jetzt von wenigem Nutzen fuͤr ihn seyn wuͤrde, noch irgend Etwas zu sa— gen. Er wurde fuͤr schuldig erklart. ; Vom 6ten bis 12ten d. M. sind aus London ausgefuͤhrt worden: 3628 Unzen Goldmuͤnzen nach Hamburg, 4800 Unzen Goldmuͤnzen nach Calais, 10,598 Unzen Silbermuͤnzen nach Rio⸗-Janeiro, 29, 275 Unzen Silbermünzen nach Hamburg, S049 Unzen Silbermuͤnzen nach dem Britischen Westindien, 9000 Unzen Silbermuͤnzen nach Petersburg, 2000 Unzen Sil⸗— bermuͤnzen nach NewYork, S285 Unzen Silbermuͤnzen nach Calais und 160,000 Unzen Silber in Barren ebenfalls nach Calais.

Die letzten hier eingegangenen Bengalischen Zeitungen enthalten die Nachricht, daß der Koͤnig der Birmanen, seine Ge— mahlin, der Hof und das ganze Land mit der Feier großer öͤf— fentlicher Festlichkeiten beschaͤftigt seyen, die à9 Tage dauern soll— ten, und deren Veranlassung nichts weiter war, als daß dem ein— zigen Kinde des Koͤniglichen Paares die Locher zu den Ohrrin— gen gestochen worden waren. Getraide⸗Durchschnittspreise in vergangener Woche.

Woͤchentl. Sechswoͤchentl. Zoll. Weizen .. 48 Sh. 19 P. P. 9. J 39. J 7 * 9 gf , ; . Roggen. . 32 * 2 * Bohnen.. 37 * ö Erbsen . 41 : 3

Bruͤssel, 29. Juni. ist heute nach Paris

Der Köoͤnig

abgereist

„Man behauptet“, sagt der Eclair, „daß während des Aufenthalts des Königs zu Paris eine Konferenz in Betreff des Verfahrens statthaben werde, das seine Regierung, dem Koͤnige von Holland gegenuͤber, der sich bestimmt gegen jede Wiederauf— nahme neuer Unterhandlungen erklärt hat, beobachten soll.“

Im Phare von Antwerpen liest man; „Die Handelsleute und Rheder unserer Stadt haben an die Repraͤsentanten-Kam— mer eine Bittschrist gerichtet, worin sie den fortschreitenden Ver— fall der Belgischen Handels-Marine, welche durch die Hinder— nisse, die sie erleidet, noch mehr gefährdet wird, schildern. Un— ter der vorigen Regierung, sagen sie, zählte der Hafen von Ant— werpen 120 Schiffe; hiervon sind ihm nur noch 39 uͤbrig, und von 78 Schiffen, welche im Jahre 1833 in den nämlichen Ha— fen, von den Kuͤsten Frankreichs kommend, eingelaufen sind, fuͤhr—⸗ ten nur 8 die Belgische Flagge. Die Bittsteller finden die Ur— sache dieses Verfalls in den gegenwartigen Mauth⸗Gesetzen.“

In der Umgegend von Termonde beschaͤftigt man sich mit den vorläͤufigen Arbeiten zur Anlegung der Eisenbahn.

Dänemark.

Kopenhagen, 28. Juni. Die Kjöbenhavnspost theilt uͤber den Plan des Kommerz⸗Rathes Neumann in Stet— tin, wegen Verbindung dieser Stadt und Kopenhagens durch Dampfböte, Folgendes mit:; „Nach den Resultaten der in Stet, tin abgehaltenen Versammlung Preußischer Actionaire wird die Fahrt nunmehr binnen fe. ihren Anfang nehmen. So er—⸗ freulich es ist, daß dieses Unternehmen durch Actien-Zeichnungen hiesiger Handelshäuser zuerst in Gang gesetzt ist, eben so bekla—

enswerth mochte es erscheinen, daß dessen Ausfuͤhrung haupt— ächlich den Anstrengungen, die man sich Preußischer Seits ge— geben, gedankt werden muß, indem z der Actiongire in Stettin und Berlin angesessen sind. Unter diesen Umstaͤnden, und da die Hauptleitung der Angelegenheit nunmehr nicht von hier, sondern von Stettin aus stattfinden durfte, fragt es sich, ob sich wegen Beförderung Daͤnischer Briefe mit dem neuen Dampf—

756 boote unter annehmbaren Bedingungen eine Vereinbarung wird treffen lassen; bei dem ruhmwuͤrdigen Bestreben der Post⸗Direc⸗ tion, den Forderungen der Zeit in Betreff der Beschleunigung des Briefwechsels zu entsprechen, laͤßt sich indessen jedenfalls er— warten, daß ihrerseits nichts versaͤumt werden wird, um zu die— sem Zwecke auch das gedachte Unternehmen fruchtbar zu machen.“ Ueber die beruͤhmte Runen-Inschrift zu Runamo in Blek—

king, die schon zu den Zeiten des Saxo Grammaticus und Wal—

demars J. unlesbar befunden wurde, hat nun Professor Molbech, eines der Kommissions-Mitglieder, welche vor Kurzem eine Un— tersuchung an Ort und Stelle unternahm, einen Bericht in die Daͤnische Literatur-Zeitung einruͤcken lassen. Professor Finn Magnussen hat seit jener Untersuchung lange vergebens sich be— muͤht, zu einer Deutung der Inschrift zu gelangen. Endlich ver— fiel er auf den Gedanken, die Runen nicht in der gewoͤhnlichen Richtung zu lesen, sondern umgekehrt von der Rechten zur Lin— ken, und glaubt nunmehr im Stande zu seyn, eine zusammen— haͤngende Inschrift, in der Sprache des alten Nordens und in dem unter dem Namen Fornyndar⸗lag bekannten Metrum liefern zu koͤnnen. Dem Vernehmen nach, soll die Inschrift selbst von

ausdruͤcklich hinzu, daß jene Inschrift auf einen Stein eingegra— ben worden sey, und doch sind bisher die Altnordischen Sprach— forscher nicht im Stande gewesen, die räthselhaste Runenschrift zu entziffern Das Naͤhere wird in den Schriften der Gesell— schaft der Wissenschasten bekannt gemacht werden.

ö , .

Kiel, 28. Juni. Vom 2bsten d. an liegen die Wahl-Listen fuͤr den zweiten staͤdtischen Wahl-Bezirk Hoistein (Stadt Kiel) an fuͤnf verschiedenen Orten der Stadt zur Einsicht aus. In diesem Distrikte ist die Zahl der Wahlberechtigten 35tz, die Zahl der Waͤhlbaren 173. Zur Vergleichung mit diesen Zahlen moͤ— gen noch folgende Angaben dienen: Im Wahl-Bezirke der Stadt Kiel giebt es Hausbesitzer mit einem Grund-Eigenthum unter 1000 Rthlr. Cour. Brand⸗-Kassen⸗Werth 187; desgleichen mit ei— nem Grund-Eigenthum von 1000 Rthir. bis unter 2000 Rthlr. Cour. 191. Von der Wahlberechtigung werden durch besondere Umstaͤnde ausgeschlossen 33, desgleichen von der Waͤhlbarkeit ö. Am 18ten d. hielt das Wahl-Kollegium des zehnten staͤdti— schen Wahl-Distrikts suͤr Schleswig auf dem Rathhause in Töonningen eine erste Zusammenkunft. Am folgenden Tage wur— den auf dem Rathhause und beim Wahl-Praͤsidenten, dem Buͤr— germeister Muͤller, die Wahl -Listen zur Anschauung ausgelegt. Nach denselben finden sich fuͤr Toͤnning 37 Waͤhlbare und 6tz Wahlberechtigte, fuͤr Garding 19 Wählbar und 33 Wahlberech— tigte. Im zweiten laͤndlichen Wahl⸗Distrikte in Holstein, Wahl— Ort Heide, duͤrfte sich die Zahl der Wahlberechtigten auf circa 280, die der Waͤhlbaren auf circa 90 belaufen. In der-Wahl— Klasse der adeligen und groͤßeren Gutsbesitzer Holsteins befinden sich, dem Vernehmen nach, circa 89 Wahlberechtigte, Die In⸗ sel Sylt hat keinen einzigen Waͤhlbaren und vielleicht zwei oder drei Wähler. Eben so wird es sich mit Foͤhr verhalten. Es sind Landschaften, deren Nahrungs-Betrieb mehr Stadt⸗Gewerbe als Ackerbau ist. Die Sylter und Foͤhringer, die Phoͤnizier unsers Landes, leben mehr von der See, als vom Lande.

Oldenburg, 2s. Juni. Ihre Koöͤnigl. Hoheiten der Groß— herzog und die Großherzogin von Baden haben bei dem am iüten d. gebornen Sohne unseres Großherzogs, welcher in der Taufe die Namen Alexander Friedrich Gustav erhaͤlt, die Pa— thenstelle uͤbernommen.

Hannover, 2. Juli. Durch eine Bekanntmachung des Koͤniglichen Finanz-Ministeriums vom 25sten v. M. ist, zur Aus fuͤhrung der durch das Staats,-Grundgesetz bestimmten Vereini⸗ gung der Koͤniglichen und der Landes-Kassen, Verfuͤgung getrof— fen worden. ö ö.

Zufolge Ausschreibens desselben Ministeriums vom 28sten v. M. sind, gemäß Bewilligung der Staͤnde, die bisherigen Steuern bis dahin fortzuerheben, daß die neuen Steuer-BGesetze im Laufe des Rechnungs-Jahres 1833 eingefuhrt werden konnen. Die Steuern sind einstweilen wie bisher nach Conventiones— Muͤnze zu entrichten. Die Zahlung kann in einheimischer oder in fremder Conventions-Muͤnze geschehen, jedoch mit der Be⸗ schraͤnkung, daß Zweigutegroschenstuͤcke von fremdem Gepräge nur dann zulaͤssig sind, wenn die Beträge eines Kontribuenten zusammen fuͤr den Monat oder an sich weniger als drei Gute⸗ groschen ausmachen; außerdem kann aber auch Hannoversches Courant oder Preußisches Courant, naͤmlich Thaler, Achtgute— groschen- und Viergutegroschenstuͤcke, mit einem Agio von acht Pfennigen auf den Thaler, statt der Conventions-Muͤnze einge— zahlt werden. [. .

Der Koͤnigliche Staats- und Kabinets-Minister v. Ompteda ist von Wien direkt uͤber Frankfurt a. M. und Rotterdam nach London zuruͤckgekehrt. ö.

Die General-Steuer-Kasse hat unterm Ihsten v. M. be— kannt gemacht, daß die am 6ten bereits eroͤffnete Anleihe ge— schlossen sey. Spanien.

Madrid, 14. Juni. Der Franzoͤsische Konsul in Barcelona druͤckt sich in seinem letzten Berichte folgendermaßen uͤber die Folgen des Prohibitiv-Systems aus, das Spanien im Jahre 1826 ein— gefuͤhrt, seitdem entwickelt und mit großer Strenge verfolgt hat: „Die Einfuhr fremder Produkte nimmt seit der Einfuͤhrung dieses Systems täglich in allen Spanischen Häfen ab. Das Verbot aller Baumwollenzeuge, der gewohnlichen Tuͤcher, und mehre— rer Arten von Seidenzeugen, hat den einheimischen und na— mentlich den Catalonischen Fabriken das Monopol des Spa— nischen Marktes gegeben. Die Catalonische Industrie hat sich daher von Barcellong aus schnell uͤber die ganze Provinz ausgebreitet; Manresa, Sallent, Tarrasin und die Gegend von Girona besitzen jetzt große Etablissements an Spin— nereien, Webereien und Faͤrbereien, die jedoch noch nicht alle Bestellungen befriedigen koͤnnen. Andere Fabriken aller Art werden in den Gebirgen errichtet, besonders wo das Was⸗— ser die Anwendung großer mechanischer Agentien erlaubt, und die Kapitalien bieten sich im Ueberfluß zu allen diesen Unterneh⸗ mungen an. Die Regierung hat ein ausgebreitetes System neuer Straßen entworfen, um durch sie die Entwickelung des Landbaues und der Fabriken, welche sie durch den Tarif von 1826 hervorrufen wollte, zu unterstuͤgen. Der Hauptzweck die— ser neuen Straßen ist, die Provmzen Granada und Malaga mit den Provinzen im Centrum, und die oͤstlichen Provinzen mit den westlichen zu verbinden. Die große Straße, genannt de la Cabrillas, die von Barcelona uͤber Tortosa durch Suͤd—⸗ Aragonien und Neu-Lastilien fuͤhren soll, ist ihrer Vollendung nahe, und wird mit der Solidität gebaut, welche alle oͤffentliche Arbeiten in Spanien auszeichnet; sie wird durch eine Aetien—

Gesellschaft gebaut, deren Interessen durch einen Theil des Er,

Saxo Grammaticus woͤrtlich citirt werden, ja, dieser fuͤgt sogar

trags der Posten garantirt sind. Ein Handelshaus in Bar— cellona, das schon zwei große Baumwollen-Spinnereien besitzt hat eine Gießerei fuͤr Dampf-Maschinen gegruͤndet, liefert seit einem Jahre Maschinen, und wird eine Prämie von 60,999 Piaster erhalten, sobald es die Bedingungen vollends erfuͤllt hat, welche die Regierung dabei gemacht hatte. Der Man— gel an Steinkohlen war bisher ein Hinderniß fuͤr die Entwik, kelung der Industrie; aber die Regierung hat angefangen, den Fabrikanten die Erlaubniß zu ertheilen, die ihnen noͤthigen Kohlen ohne allen Zoll einzufuͤhren. Uebrigens ist die Qu. lität der Spanischen Produkte weit entfernt, der Zunahme der Quantitäten zu entsprechen, und die Ursache dieser Zunahme, das Prohibitiv-System, ist an sich ein hinlaͤngliches Hindernij aller Vervollkommnung der Fabrikate; mehrere Fabriken haben z. B. die Erlaubniß verlangt, Baumwollen-Garne unter No. s einzufuͤhren, aber umsonst. Die Spanischen Produkte sind nich nur mittelmaͤßig, sondern auch sehr theuer, was die unvermeid ; liche Folge des Douanen-Systems ist, das zu gleicher Zeit di Fabriken und den Ackerbau beguͤnstigen will. Daher sind di Fabrikstädte der Kuͤste genoͤthigt, ihre Lebensmittel mit groß Kosten im Innern zu suchen, indem im Jahre 1826 alle Ein. fuhr von Korn, Reis, Mehl und Gemuͤse durchaus verboten wurde, um den Produkten von Castilien einen Absatz zu ver schaffen; ebenso ist die Vieh-Einfuhr fast gänzlich abgeschn⸗ ten, daher der Arbeitslohn seit 6 Jahren um wenigstens 20p6. gestiegen ist. Man hat ebenso die Einfuhr der Jumel-Baum wolle aus Aegypten verboten, und alle andern fremden Baum wollen mit 33 pCt. Zoll belegt, um den Bau der Spanische Baumwolle von Montril zu befoͤrdern, was natuͤrlich den Preis der Kotonnaden eben so erhoͤht hat, und es den Fabriken in Catalonien um so schwerer macht, gegen die Contreband! zu konkurriren. Die Fabrikstaͤdte sind daher genoͤthigt, den acke⸗ bauenden Provinzen einen Theil der Vortheile abzutreten, den sie durch ihr Monopol erhalten, und der Käufer bezahl am Ende alle diese Monopole durch den hohen Prei der Waaren, die er verkauft, daher hat das Prohibitivsystem he der Masse der Nation großes Murren erregt, allein das Gon vernement verfolgt den eingeschlagenen Weg mit vieler Behar lichkeit, und die täglich zunehmende Ausdehnung der Fabriken macht es immer schwieriger, von dem eingefuͤhrten System ch zuweichen. Die Fabrikanten rufen aus England und Frankreft eine Menge Maschinenbauer, Aufseher von Spinnereien, Fah ber u. s. w. nach Spanien, und in kurzer Zeit werden alle Fa briken, deren das Land bedarf, eingefuͤhrt seyn, obgleich ihn Vervollkommnung noch beträchtliche Zeit und Opfer erfy dern wird.“

Portugal.

Aus den Korrespondenz-Nachrichten, welche die Times s ihren letzten Blaͤttern aus Portugal mittheilt, heben wir nog Folgendes hervor:

„Lissabon, 9. Juni. Von den vielen Miguelisten, welch bereits in der vorigen Woche nach Lissabon zuruͤckgekehrt sin, wurden etwa sechs, die sich fruͤher durch ihr Benehmen sehr ven haßt gemacht hatten, bei ihrer Landung vom jenseitigen Ufer de Tajo, von dem Volk ermordet; es befanden sich darunter zwe Moͤnche und ein Individuum, das sich vieler Verbrechen schi dig gemacht hatte, und das nun von der Hand des Sohnes einc seiner Schlachtopfer gefallen seyn soll. Die Equipage des Gr fen San Lorenzo wurde vorgestern Abend unweit seines Wohn hauses zu Belem verbrannt, und auch einige andere Persone sind insultirt worden, so daß die Regierung einen sehr geschaͤns ten Befehl an die Provinzial-Behoͤrden hat erlassen muͤssen, di Wiederkehr solcher Auftritte zu verhindern; zugleich wandt sie sich in einer Aufforderung an die guten Gesinnungen der Beyl kerung, und ersuchte sie, allen fruͤheren Hader zu vergessen un sich gegenseitig als Mitglieder einer einzigen großen Famil zu betrachten. Mit den bevorstehenden Wahlen der Deputit ten zu den Cortes wird der große Kampf der Parteien begin nen, indem eine jede sich die Majoritaͤt wird verschaffen wolle Die hiesigen Parteien spalten sich in Ultra-Liberale und gem ßigte Liberale; alle aber behaupten, daß es ihnen eben so seh— wie den anderen, darum zu thun ist, die Wohlfahrt ihres U terlandes zu begruͤnden. Es ist nur ein Kampf um die Gewa zwischen denen, welche jetzt im Besitz derselben sind, und dene welche danach streben; bis jetzt ist es noch unmoglich sich e richtiges Urtheil daruber zu bilden, auf welche Seite die Wa schaale sich neigen wird. Was das Haus der Pairs anbetriss so sprach ich in meinem letzten Schreiben die Meinung aus, da aller Wahrscheinlichkeit nach, die getreuen Pairs allen denen die durch das neulich erlassene Dekret ausgeschlossen sind, aber in Lissabon blieben, als die Befreiungs⸗Armee am 24. Juli e ruͤckte erlauben wuͤrden, in ihrem Hause Sitz und Stimme zu nehmen aber selbst dann sind noch 24 da, die auf keine Nachsicht rechm koͤnnen, weil sie sich mit Dom Miguel entfernten und bei lh blieben, naͤmlich die Herzoge von Cadaval und Lafoens, die Ma quis Alvito, Borba, Alegrete, Vagos, Tancos und Olhao, Grafen Almada, Carvalhaes, da Ponte Mesquitella, Barbacen— Soare, Lapa, Ega, Louzao, Cintra, die Viscounts von Asse und Balsemao, und die Bischoͤfe von Algarbien, Beja, Coimht und Vizeu. Es wuͤrden sich noch andere Bischsfe in derselbt Lage befinden, wenn sie nicht gestorben waren. Eben so sm auch sechs der oben genannten Pairs in der letzten Zeit mit Tol abgegangen; da es jedoch ihre Sohne ebenfalls mit Dom M guel hielten, so ist es mehr als wahrscheinlich, daß auch sie an geschlossen bleiben werden, und ich glaube mich nicht zu irren wenn ich die Meinung hege, daß die jetzigen Minister, w sie sich eine Majorität in den Cortes sichern, sich wahrscheinli durch eine neue Creirung so vieler Pairs, als die genannte Za betraͤgt, im Oberhause werden zu stärken suchen muͤssen,“ sey denn, daß sie sich mit den jetzt vorhandenen Pairs ohne dil Alternative zu verstaͤndigen wußten. Im Wein -Lande hat sich?d ministerielle Partei vermehrt, weil die Minister die Douro⸗Con pagnie aufgehoben haben. Vor achtzehn oder neunzehn Tag kam, wie man mir erzaͤhlt hat, ein in Dom Miguels Diensth stehender Englaͤnder, der sich Capitain Courtney nannte, mit“ ner Botschaft von Dom Miguel in Lord Howard de Walden Wohnung an, und Se. Herrlichkeit faßte in Folge dessen den B schluß, das Koͤnigliche Linienschiff „Nimrod“ nach Setubal, de Capitain Richards und den Lieutenant Henry von der Koͤnigl chen Marine mit Boten nach Alcacer do Sal und Hein Grant nach Evora zu senden. Kaum war jener Herr angelanf als er sich unter dem Vorwande, daß er einen Freund in irge einem anderen Stadttheile besuchen wolle, bei Sr. Herrli keit auf eine kurze Zeit die Erlaubniß ausbat, sich aus dess Hause entfernen zu duͤrfen; dies wurde ihm aber nicht gestatt sondern er mußte sich mit Herrn Grant nach Evora zu ruͤckli geben. Spaͤterhin kam er mit Don Carlos nach Aldea Galleg! und von da begab er sich in Gesellschaft des Major Wylde, di

militairischen Attache 's der hiesigen Gesandtschaft, nach Lissabn

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und nahm sein Logis in Reeve's Hotel, wo er sich sehr sorgfaͤl⸗ tig zu Hause hielt, indem er vorgab, daß er sich vor der Wuth des Volks fuͤrchte, eigentlich aber, wie es sich jetzt ergeben hat, bloß um nicht erkannt zu werden; indeß auch dies gelang ihm nicht. Dieser Capitain ist namlich Niemand andert, als ein ge— wisser Herr Hawkins, der fruͤher zu Porto unter den Lanciers der Koͤnigin diente und, wenn ich nicht irre, wegen ungebuͤhr— lichen Betragens kassirt wurde, worauf er bei Dom Miguel Dienste nahm. Lord Howard de Walden soll sehr unwillig dar— uͤber gewesen seyn, daß dieser Herr sich bei Sr. Herrlichkeit fuͤr etwas ausgeben wollte, was er nicht war, und soll ein Gesuch desselben, wor— in dieser um Schutz bat, aus folgenden drei Gruͤnden zuruͤckgewiesen haben, weil Jener im Widerspruch mit der Britischen Anwer— bungs-Akte in fremde Dienste getreten sey, weil er einem Usur— pator gegen die rechtmäßige Regierung des alten Verbuͤndeten von Großbritanien gedient habe, und weil er, als ein Betruͤger, auf keinen Glauben Anspruch machen koͤnne. Herr Garrett, der zum Portugiesischen Gesandten in Belgien ernannt ist, steht im Begriff, nach Bruͤssel abzugehen. Dieser Herr ist ein gebildeter und einsichtsvoller junger Mann, der schon einige Werke geschrie— ben hat; er befand sich unter denen, die mit nach Terceira gin— gen und ihrem Vaterlande dort, so wie zu Porto, als Freiwil— lige dienten; seine politischen Ansichten sind natuͤrlich durch und durch liberal. Ein Londoner Morgenblatt berichtete neulich, saͤmmt— liche Schottische Fuͤsiliere unter Oberst Shaw, mit Ausnahme von 9) Mann, seyen bei Leiria desertirt. Dies ist durch— aus ungegruͤndet; nicht ein Einziger derselben desertirte, und gestern sah ich das ganze Corps, das auf seinem Marsch nach Porto hier eingetroffen ist; es sind lauter tuͤchtige Leute.

Das hte Jaͤger-Regiment ist mit seinem tapferen Oberst Xavier

hier angelangt, um hier in Garnison zu verbleiben; es wurde heute fruͤh von dem Regenten gemustert. Was das Geruͤcht anbetrifft, daß die hiesige Regierung bei der Ratification des Quadrupel-Traktats eine Veraͤnderung darin vorgenommen habe, so bestand die einzige Abweichung darin, daß die hiesige Regie— rung das Indemnisations-Dekret nicht ganz zuruͤcknehmen, keine weitere Zugestaͤndnisse, als in der Amnestie enthalten sind, be— willigen und nicht zugeben wollte, daß Dom Miguel seinen In— fanten-Titel beibehalten sollte; in jeder andern Hinsicht ist der Traktat ganz als abgeschlossen zu betrachten.“

Lissabon, 14. Juni. Hr. Mendizabat, Finanz-Agent der hiesi— gen Regierung in England, gedenkt in der naͤchsten Woche nach London zuruͤckzukehren. Dom Pedro und die Koͤnigin begegnen ihm mit der groͤßten Zuvorkommenheit; er speiste vorgestern bei ihnen; auch die Herzoge von Terceira und von Palmella gaben ihm Diners, kurz, alle Parteien scheinen sich zu beeifern, ihm zu zeigen, daß sie die großen Dienste zu wuͤrdigen wissen, die er der Portu— giesischen Nation geleistet hat. Der Hauptzweck seiner Reise hierher war, von der hiesigen Regierung jetzt, da das Land frei ist, fernere Buͤrgschaften fuͤr die allmäͤlige Tilgung der Portu— giesischen Schuld in England zu erlangen und verschiedene Rath— schlaͤge in Betreff mehrerer Verbesserungs-Maßregeln an die Hand zu geben, die man vornehmen möchte, um Engländer und andere Auslaͤnder zur Ansiedelung in Portugal zu verlocken, und sie zu bewegen, einen Theil ihres Brache liegenden Kapitals hier anzu— legen, um sowohl sich selbst als diesem Lande neue Quellen des Reichthums zu eroͤffnen.“

Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.

New-⸗York, 1. Juni. In dem Hause der Repraͤsentanten sagte Herr Adams bei den Verhandlungen uͤber die fremden Ge— sandtschaften, daß er es fuͤr unnoͤthig halte, einen Gesandten nach Rußland zu senden, dagegen sey es in Großbritanien durchaus nothwendig, denn ein bloßer Geschaͤftstraͤger sey nicht geeignet, sich einem Britischen Staats-Minister gegenuͤber zu stellen und so mit ihm zu sprechen, wie es einem freien Amerikaner zustehe. In Nord-Amerika koͤnne man freilich nicht einen solchen Unter— schied machen zwischen einem wirklichen Gesandten und einem bloßen Geschaͤftstraͤger. Letzterer koͤnne mit dem Staats-Secre— tair der Vereinigten Staaten fast eben so unterhandeln, wie ein Minister. Ganz anders verhalte es sich in Eng— land. Ein bloßer Geschäftsträger werde dort nur als eine sehr unbedeutende Person betrachtet, wahrend ein Minister immer eine Person von hohem Stande, großen Verbindungen, bedeutendem Gehalte und ausgedehntem Einflusse und Macht sey. „Dies hangt allerdings“, fuhr der Redner fort, „zum Theil von dem Charakter der Individuen ab, denn ich habe Geschaͤfts— traͤger gekannt, die wuͤrdig gewesen waͤren, Gesandte zu seyn, während diese oft nicht ein Mal zu einem Geschaͤftsträger taug— ten. Wenn wir aber die Mittel bewilligt haben zur Erhaltung eines Gesandten ersten Ranges am Britischen Hofe, so sollten wir auch einen solchen Gesandten dort haben und nicht mit ei— nem bloßen Geschaͤftstraͤger oder Legations-Secretair abgespeist werden. Nicht Einer unter Zehnen von Letzteren wuͤrde es wa— gen, einem Britischen Staats Minister gegenuͤber zutreten und ihm die Wahrheit zu sagen, wie er es thun würde, wenn er mit ihm auf gleichem Fuße staͤnde. Dies ist der Standpunkt fuͤr unseren Gesandten in St. James, um nicht als ein Suppli— kant oder Gunst-Erschleicher zu erscheinen. Wir bezahlen fuͤr einen Gesandten des ersten Ranges, daher sollten wir auch ei— nen solchen haben. Ich weiß nicht, ob das letztere der Fall ist,

denn wenn der jetzt eingefuͤhrte Gebrauch beibehalten wird, so

haben wir in der That gar keinen Repraͤsentanten in London, indem man bei den bisherigen Erfahrungen nicht wissen kann,

ob nicht der nächste Gesandte, den man nach England sendet, bloß auf ein oder zwei Monate nach London und dann nach Bath

oder Bristol geht, oder das ganze Land oder auch den Kontinent durchreist, oder gar wegen haͤuslicher Angelegenheiten sogleich nach Hause zuruͤckkehrt. Ich wuͤnsche, daß man einen solchen Gebrauch abschaffe. Wenn derselbe daher entstanden ist, daß unsere Regierung zu sparsam in den Bewilligungen fuͤr di— plomatische Agenten gewesen, so vermehre man die Besoldung, und gebe ihm eine Stellung, die ihn faͤhig macht, den Stand— punkt einzunehmen, der seines Landes wuͤrdig ist. Er muß ein Mann seyn, dem Keiner in der Welt uͤberlegen ist, der Koͤni— gen ins Antlitz blickt und der ihnen entgegentreten kann, wie Jedermann dem Anderen in dem gewohnlichen Kreise der Gesell— schaft. Was die Nothwendigkeit eines Gesandten am Hofe zu Pe— tersburg betrifft, so ist dies ein Gegenstand, womit ich so vertraut bin, wie irgend ein Mitglied des Hauses und ich sehe nicht, daß irgend ein Umstand vorhanden ist, der mehr als die Gegenwart eines Geschaͤftstraͤgers an diesem Hofe verlangte. Ein solcher ist schon dort. Ich begreife nicht, warum wir einen Gesandten dort haben wollen. In Großbritanien sollten wir dagegen nie ohne einen ordentlichen Repräsentanten seyn. Waͤre auch kein anderer Grund dazu vorhanden, so ist es schon ein Gegenstand der Ruͤcksicht, die beide Staaten sich schuldig sind. Auch wuͤrde es gar nicht auffallen, wenn Großbritanien, nach dem Stande der Dinge seit zwei Jahren, seinen Gesandten von hier abberiefe, besonders, wenn die dortige Regierung es als

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nicht wahrscheinlich betrachtete, daß wir bald einen Ge— sandten an jenem Hofe haben dürften.“ Nachdem Herr Adams seine Rede beendigt, fanden noch einige Debatten uͤber diesen Gegenstand statt, und unter Anderen sagte Herr Archer, es habe ihn nicht wenig uͤberrascht, daß gerade Herr Adams an der Nothwendigkeit, bestaͤndig einen ordentlichen Gesandten am Hofe zu St. Petersburg zu halten, zweifle. Haͤtte irgend ein anderes Mitglied hierüber Zweifel . so wuͤrde er dasselbe zu Herrn Adams geschickt haben, der am geeignetsten sey, diese Zweifel zu heben. „Mit welchen Regierungen“, sagte der Red⸗ ner, „sollen wir denn diplomatische Verbindungen unterhalten, wenn nicht mit den ersten Mächten der Welt und unter diesen mit derjenigen, mit der wir seit der Gruͤndung unserer eige⸗ nen Regierung in, freundschaftlichen Verhaͤltnissen stehen? Auf welche Macht blickten wir bestaͤndig bei unsern auswaͤrtigen Haͤndeln als auf einen sichern Freund? Es war Rußland, setzt die groͤßte Macht der Welt und der wahre Mittelpunkt aller diplomatischen Verhaͤltnisse Europas. Und konnte ein Mann, der unser Land an jenem Hofe repräsentirt hat, behaupten, es sey nicht noͤthig, daß die Vereinigten Staaten ordentlich daselbst repräsentirt wuͤrden? Ich kann jetzt, vermoͤge meiner Verbin— dungen mit dem Staats,-Departement, dem Hause erklaren, daß es die Absicht des Praͤsidenten ist, noch während der jetzigen Session einen Gesandten fuͤr England und einen fuͤr Rußland zu ernennen wenn sich nicht unterdessen etwas in den oͤffentli— chen Interessen ereignen sollte, wodurch es unnoͤthig würde.“

Ein sehr achtbarer Mann, der 74 Jahre zu Gamartown lebte, erwahnt des merkwuͤrdigen Umstandes, daß die Heuschrek⸗ ken in großer Menge alle 17 Jahre und zwar immer dm 25sten Mai erscheinen. Er erinnerte sich ihres Erscheinens am Z6sten Mai 1766, wo er 6 Jahre alt war, und beobachtete seitdem dasselbe am 25sten Mai 1783, 1800 und 1817. Beim Pfluͤgen oder unter den Ufern kann man ihre Löcher sehen, worin sie sich zum Erscheinen am naͤchsten 25sten Mai vocbereiten. Ein— zelne, hin und wieder aus ihren Loͤchern hervorgekrochene Deuschrecken kehren stets dahin zuruͤck, um sich dem ganzen Schwarm anzuschließen.

Berlin, 5. Juli. Die gesammten Mitglieder des Handels⸗ sandes der Stadt Koblenz, denen sich auch Se. ee , der General der Kavallerie und kommandirende General des '8ten Armee⸗Corps Herr von Borstell, Se. Exc. der Herr General⸗ Lieutenant Aster, Kommandant von Koblenz und Ehrenbreitstein, der Herr Ober-Praͤsident der Rhein-Provinz, der Herr Regie⸗ rungs-Vice-Praͤsident Fritsche uud andere höhere Beamte an— schlossen, versammelten sich am 29sten v. M. daselbst zu einem Festmahle, um die Einsetzung der von Sr. Majestat dem Kö— nige dieser Stadt verliehenen Handels-Kammer auf eine feier, liche Weise zu begehen.

Es wird aus Naumburg geschrieben, daß die Chaussi= rung der bis jetzt fast grundlosen Straße nach Jena nunmehr hoͤchsten Orts genehmigt sey. Die Straßen- Linien sind bereits abgesteckt, die Ünterhandlungen wegen Entschaͤdigung der Grund— Besitzer, uͤber deren Grund und Boden die neue Straße gefuͤhrt wird, im vollen Gange, und so wird der Straßenbau felbst noch im Laufe dieses Jahres beginnen. Außer den bedeutenden Vor— theilen, welche diese Einrichtung fuͤr den Handel und jede Art der Communication darbietet, erhalten dadurch viele brodlose Einwohner Gelegenheit zu nützlicher und eintraͤglicher Beschaͤf⸗

tigung.

ö Der Verwaltungs-Rath des Kunst Vereins fuͤr die Rheinlande und Westphalen macht in den offentlichen Blaͤttern bekannt, daß die von ihm veranstaltete Kunst-Ausstellung einge—⸗ tretener Hindernisse wegen erst am 6. Juli d. J. im Gallerie, Saale der Koͤnigl. Kunst-Akademie zu Duͤsseldorf eroͤffnet werden konne.

Haupt⸗Momente neuerer Finanz, und Polizei-Gesetzgebung des Auslandes, so weit selbige den Handel betrifft.

X. Berlin, 305. Juni 183.

Ero britan nien. Als sehr wichtige, zur Begründung künftiger Britisch⸗Französischer Handels⸗Gesetz gebung gehörige Aktenstücke werden nit Recht die beiden kürzlich zu London offiziell publieirten Berichte der Britischen Mitglieder jener gemischten Kommission betrachtet, welche im Jahre 1831, vom Britischen Ministerium des Handels und dem Französtschen Finanz-Ministerium unter Baron Louis, zur Untersu— chung der gegenseitigen Kommerzial-Verhältnisse beider Nationen, nie⸗ dergesetzt worden war. Der erste (von den Herren G. Tilliers und Bowring) ist datirt vom 28. November 1832; der zweite (von Hrn. Bowring allein vom 1. Januar 1831. Man sieht daraus, wie sehr (ine gründliche Reform des Prohibitiv- und Restrikti—-Systems der Französischen Zoll-Gesetzgebung den politischen und staatswirthschaftli⸗

chen Ansichten des Baron Louis entsprach; man steht aber auch aus den für die Englischen Kommissarien ertheilten Instrurtionen des Hrn. Powlet Thompson, wie richtig das Englische Ministeriun die Schwierigkeiten beurtheilte, welche einer folgerechten Durchführung je⸗ ner Ansichten in Frankreich fürs erste noch in den Weg treten dürften. In der That verließ Baron Louis, bald darauf das Ministerium, und ist bekannt, wie wenig seine Nachfolger, bis etwa auf die allerneueste Zeit, in seinem Sinne verführen. Unmittelbare Folge davon war, daß die Französischen Mitglieder jener gemischten Kommission (Fr ville und Duchatel) bald von aller Theilnahme an derselben zurückgezogen wurden, und nur die Britischen ihre Bemühung zur Aufklärung des Gegenstandes und Untersuchung seiner faktischen Grundlagen, so weit es unter diesen Umständen möglich war, einseitig fortsetzten. Die jetzt . legen für Gründlichkeit, Unpartheilichkeit und Ver— dienstlichkeit ihrer Arbeit ein sehr günstiges Zeugniß. Dieselbe erstreckt lich ungefähr über alle Artikel der beiderseitigen Tarife. Bei dem für den vorliegenden Gesichtspunkt wichtigeren, wird jede in Folge künfti⸗ ger Reformen etwa mögliche Leistung und Gegenleistung, mit eben so viel Sachkunde als Gewissenhaftigkelt analysirt. Wie viel Stoff Bri⸗ tischer Gegenleistung vorhanden sey, ergiebt sich schon aus der nach amtlichen Quellen festgestelltcen Tharsache, daß von der ganzen in Eng? and stgttnndenden Europäischen Einführ die Französische J beträgt, dieses Sechstel aber zwei Siebentel der ganzen Britischen Zoll? Ein? nahme von der Europäischen Einfuhr gewährt; ergiebt sich außer— dem aus staatswirthschaftlicher Würdigung des Britischen Systems der Ausfuhr⸗Zölle, besonders beim Steinkohlen-A1rtikel. m Allgemeinen darf, nian behaupten, daß zur Aufklärung der öffentlichen Meinung Englands und Frankreichs über das kommerzielle und industrielle Ver? hältniß beider Lander, wie es ist und wie es seyn könnte, durch Fer— öffentlichung dieser Berichte ein großer Schritt vorwärts geschehen ist.

Im Zusammenhange mit dieser Angelegenheit steht, näher oder serner, die interessante Parlaments-Debatte, welche Über die Zoll⸗ Regiproeitäts- Akte am 5ten d. M. im Britischen Unterhause stattfand. Dieselbe ist schon in Nr. 163. der Staats -Zeitung d. 96

ausführlich mitgetheilt worden, worauf wir zur Vermeidung unnöthi⸗ ger Wiederholung zurückweisen.

Eben so finden unsere Leser bereits in Nr. 175. der Staats- Zei tung eine Erörterung der wichtigen Maßregeln, welche das Britische Gouvernement nehmen zu müssen geglaubt hat, um durch möglichste Aufhebung innerer Beschränkungen des freien Verkehrs in Sstindien, die temporgiren Nachtheile und Krisen auszugleichen, mit welchen das plötzliche Eingehen vieler dortiger Kompagnie Etablissements, in Folge der die Verhältnisse der Ostindischen Kompagnie modifieirenden Parla- ments⸗Akte den Indischen Handel bedrohete. Es gehört dahin die Ab— schaffung der inneren Zölle auf Indigo, die Erklärung des Hafens von Bom bay zum Freihafen, die Anlegung mehrerer großen Landstraßen ꝛc.

; rankreich. Der Moniteur vom 3Zten d. M., Nr. 154, publi⸗ zirt das von den Kammern genehmigte Sinnahme-Budget pro 1835. Die darin in Bezug auf Vertauschung sewsffet Einfuhr⸗Verbote gegen Eingangs- Zölle und andere Gegenstände der Douanen Gesetzgebung provisorisch sanktionirten Regierungs⸗-Fakustäten sind dieselben, welche wir bereits in unserm Art. IX. (Staats⸗Zeitg. Nr. 157) namhaft mach— ten. Nut fehlt unter den zur Einfuhr zu verstattenden Gegenständen das Wollgarn, bezüglich auf welches die von der Kommission der Deputirten Kammer in Vorschlag gebrachte Erlaubniß bei der Debatte durch ein Amendement beseitigt worden war.

Dieselbe Nummer des Moniteurs publizirt sodann, mittelst Königl. Ordonnanz vom 2ten d. M., den ersten vorläufigen Gebrauch, welchen die Regierung von jenen ihr verliehenen Fakultäten zu machen für gut findet. Es ist der wesentliche Inhalt dieser Ordonnanz bereits in der Stgats⸗Feitg. Nr. 160. a. c. mitgetheilt worden, worauf wir hier zu⸗ rückweisen, und nur zur Vervollständigung noch Folgendes bemerken:

I) Es ist durch dieselbe der Gegenstand noch keinesweges, auch selbst nur provisporisch, erschöpft worden. Vielmehr bevorwortet der ein⸗ leitende Ministerial⸗Bericht ausdrücklich, „daß die Entscheidung über mehrere andere gleichartige Punkte schon in der Vorberei— tung begriffen sei, und eine zweite Ordonnanz nicht lange auf sich warten lassen werde; man unterdessen aber nicht geglaubt habe, diese erste länger zurückhalten zu müssen.“

Ein Circular der Genexal-Zoll-Direction vom zten d. M., mit⸗

telst dessen die Königl. Ordonnanz von gleichem Datum den Zoll—

Aemtern zugefertigt wurde, enthält über Ausführung derselben,

in Bezug auf einzelne darin benannte Gegenstände, die nachfol⸗

genden Bestimmungen;

a) Twiste. Das Einfuhr-Verbot cessirt vom 1. Sept. d. J. an für die Nummern, an den Eingangsplätzen, in den Ver⸗ packungen und Gewichts-Verhältnissen, und gegen Erlegung der Eingangs-Abgabe (8 Fr. p. Kilogr.), welche die Ordon⸗

nanz bezeichnet. Nr. 145. metrischsn Systems wird dabei gleich erklärt der Englischen Nr. I70. und der Alt⸗Französischen Nr. 180; das Verhältniß des Englischen Pfundes zum Küllo⸗ ramm wird durch den Dezimalbruch H,485 ausgedrückt. zenn gleich alle Nummern über 143. (M. S.) zulässig, und keiner höheren ern n, als diese unterworfen sind, soll doch, aus statistischen Rücksichten, jede eingehende Quantität nach den angegebenen Nummern registrirt, die Angabe aber nicht weiter verifieirt werden als nöthig ist zu verhindern, daß keine Nummer unter 143. sich einschleiche. Jedes ein⸗ gegangene und verjollte Packet erhält einen Stempel, und wird nur durch diesen nachher zur Circulation im Innern gerechtfertigt, Ueber Form und Anwendung des Stempel bleibt die Bestimmung noch vorbehalten, wird aber jedenfalls vor dem 1. September erfolgen. ;

b) Kaschmir-Shawls. Alle in Europa nachgemachten blei⸗ ben verboten, und bei den jetzt zur Einfuhr erlaubten Indi⸗ schen wird eine geringere Werth-Declaration als 50h gr. p. Stück (Behufs der ad val. Verzollung mit 26 pCt.) nicht

,, y ö

e Baumwollene,. Spitzen. Ihre jetzt gestattete Einfuhr hebt die große für die Zoll⸗Amter bestandene e, m ihrer Unterscheidung von den Zwirnspitzen, mit denen sie auf gleichem Eingangszoll (5 pCt. ad val.) gesetzt sind. Die Zoll⸗ Beamten haben aber große Vorsicht anzuwenden, daß unter ihrer Firma keine Tülle sich einschleichen.

d) Ro ke Foulards. Alle übrigen bleiben den Bestimmungen

der Note 398 des Tgrifs unterworfen.

e) Neue Kleidungsstücke waren früher einzuführen verbo⸗ ten, insofern es der Stoff war, aus dem sie verfertigt sind. Jetzt sind sie, unter gewissen durch die Ordonnan; bestimmten Ümständen, gegen einen Singangszoll von 3 pCt. ed val erlaubt, Gewissenhafteste Erwägung, ob jene Umstände in ein— jelnen Fällen vorhanden sind, wird den Beamten sehr ernst⸗

lich K w

t Ankerketten. Der künftige Zoll wird, nach der analogi— schen Bestimmung der Ordonnan, s6 55 Fr. pr. 100 Kilogr. betragen. Die bisher schon üblich gewesene Bejeichnung und Einregistrirung der zur Ausrüstung eingehender Schiffe ge⸗ hörigen Ankerketten wird auch jetzt beibehalten.

s) Uhren und Uhrwerke. Den Beamten wird große Vorsicht gegen zu niedrige Werth⸗Declaration eingeschärft, und even tuell der Gebrauch ihres gesetzlichen Ankaufsrechts für den deklarirten Werth. Semilorene ꝛc. Uhren sind vorläufig bei 14 n ehe ö . . ,, und alle Uhr— gehäuse, sobald die Werke dabei, als Accessorien der letzteren, nicht als Gold- oder Silberarbeit. ö *

h) Bei Kupfergespinnst auf Seide,

; und Juchten, wird nichts weiter ju bemerken gefunden, und . ) wegen genauer Unterscheidung der chromates de plomh

et de botasse von ähnlichen chemischen Präparaten auf eine frühere Instruction verwiesen.

kl) Unter Prgis soll die beim Pressen der Tabackskarotten zu— rückbleibende Gilt gren als Heilmittel gegen die Räude des Wollviehes ein Handelsartikel lediglich verstanden wer? den; nicht etwa Tabacks-Fabrications-Sauce.

) Bei China-Extrakt wird näher bestimmt, was darunter zu verstehen sey: nämlich nicht etwa Chinin, sondern das chemisch bewirkte Präcipitat gekochter Chinarinde.

m) Die Verzollung der fremden Rum, Arrack und Tasia (100 Fr. Pr. Hektoliter) wird näch Hektoliter der Gesammtfüfstgkeit, müicht etwa des darin enthaltenen Alkohols, geschehen.

n) Die einzige Roh seide, deren Ausfuhr nach der neuesten Ordonnanz noch verboten bleibt, ist die in Cocons. Der Aus— fuhrzoll gefärbter Seiden ist gegen sonst um 2 Et. ver= mindert, und die Exportation der Flockseide nicht mehr, wie sonst, auf bestimmte einzelne Ausgangsstätten beschrankt.

) Durch die Verminderung des Tonnen geldes für Französsschen. aus Großbritanischen Häfen in Europa kommende Schiffe ist Art. A der Ordonnanz vom 16. Juni 1532 modistzitt!

P) Alle durch die neue Ordonnanz züm Eingange verstattete und an sich transitfähige Gegenstände können auch auf die Entrepoté im Innern dirigirt werden, jedoch Rum, Arrack und Tafia nur in Flaschen und Krügen.

Der Moniteur vom 381. Mai Nr. 151 enthält in 13 Artikeln ei Gesetz zur Regulirung der Schifffahrts-Abgaben auf der Unter-Seine unn ihren Nebenflüssen. Dieselben werden als Vegel für die Bergfahrt auf 2 Ets, für die Thalfahrt auf 2 Cts. br Tonne ad 1000 Kilogr. und 6 5 , i . i, Erörterung einiger nahmen von dieser Regel, und der bei Aichung der hierhergehöria Schiffsgefäße zu beobachtenden Prozedur. n , . Der Moniteur vom 26. Mai Nr. 146 publizirt in 6 Artikeln da Gesetz über die Bank von Frankreich, desfen bereits während en Diskussion in den Kammern durch unsern Art. VII. (St. 3. Ni. 96) Ermahnung geschah,, Es wird danach der bagre Reserbe- Fonds des Ustituts auf 19 Mill. Fr. bestimmt, und jeder Abzug an der jährlichen Dividende des Netto⸗-Gewinnes aufgehoben, in sofern nicht etiva nöthig um den Reserve-Fonds bis auf jene Summe voll zu erhalten; es wird ferner die durch Art. 16 des Statuts vom 18. Februar 1808 der Bank ertheilte Plfandnahme⸗Berechtigung auf alle Franzjösische Staatspapiere,/

auch die nicht in bestimmten Terminen rückjahlbaren, ausgedehnt; es