1834 / 191 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 12 Jul 1834 18:00:01 GMT) scan diff

daher die schnelle Zuruͤckkunft um so erfreulicher, als es uns zu der Hoffnung eines guten Erfolgs des fuͤr unsere Stadt so äu— herst nuͤtzlichen Erwerbszweigs berechtigt.

Kiel, 4. Juli. Es ist hier vor Kurzem eine „Königlich Schleswig⸗Holstein⸗Lauenburgische Gesellschaft fuͤr die Samm⸗ lung und Erhaltung vaterländischer Alterthuͤmer“ zusammenge— treten, deren Statuten von Sr. Majestaͤt dem Koͤnige bestaͤtigt worden sind. Die Sammlung von Alterthuͤmern, welche diese Gesellschaft herbeizuschaffen gedenkt, soll öoͤffentliches Eigenthuin werden und als eine Pertinenz der Kieler Universitaͤts-Biblio—⸗ thek angesehen werden; die Direction des Fonds ad usus pu- hlicos hat der Gesellschaft eine Summe von 500 Rthsrn. zur ersten Einrichtung angewiesen, die Koͤnigl. General⸗-Post-Direc⸗ tion hat ihr fuͤr Portokosten bei dem hiesigen Post-Comtoir ei⸗ nen Kredit bis zum Belauf von 200 Rbthlrn bewilligt, und die Direction der Sammlung Nordischer Alterthuͤmer in Kopen— hagen hat ihr eine bedeutende Anzahl von Doubletten als Grund— lage der Sammlung geschenkt. er Vorstand dieser Gesellschaft besteht aus 9 Mitgliedern und hat in Kiel seinen Sitz. Eine hierauf bezuͤgliche „Einladung“ haben unterzeichnet die Herren 9 elne ün, Professoren Falck, Flor, Ratjen, Twesten und

aff.

Gestern hielt die Gesellschaft fuͤr Schleswig-Holstein-Lauen⸗ burgische Geschichte ihre diesjaͤhrige Haupt-Versammlung im größeren akademischen Höoͤrsaale. Es wurde vom Praͤsidenten, Etatsrath Falck, der Jahres-Bericht des Vorstandes verlesen, woraus hervorging, daß die Societaͤt in dem verwichenen Jahre sowohl an Personal- als an literarischer Ausruͤstung erfreulich zugenommen hat. Von dem ur Geschichte des Landes Dith— marschen herauszugebenden Diplomatar ist schon der groͤßte Theil gedruckt, so daß das Werk im bevorstehenden Herbste erwartet werden kann.

Muͤnchen, 6. Juli. Se. Majestaäͤt der Koͤnig wohnte am 3. Juli zu Wuͤrzburg einem in dem Musik-Institüte des Pro— fessors Fröhlich veranstalteten Konzerte bei, empfing die Aufwar— tung der Behoͤrden und des Landwehr⸗-Offizier-Corps, und setzte am 4ten Morgens die Reise nach Bruͤckenau fort.

Ihre Majestaͤt die verwittwete Koͤnigin Karoline traf am 5. Juli Abends von Regensburg in Nuͤrnberg ein, nahm am andern Morgen die Aufwartung der Koͤnigl. Generalitaͤt und . . mn an, und reiste um 11 Uhr Vormittags nach Wuͤrz— urg ab.

Der Herzog August von Leuchtenberg ist aus Italien hier eingerroffen.

Der Königl. Bayerische Bundestags-Gesandte, Herr von ö. ist am 4. Juli auf seinen Posten nach Frankfurt zuruͤck gereist.

Der Ober⸗Ceremonienmeister, Graf von Sandizell Excellenz, und der Geheime Rath und Leibarzt, Dr. von Walther, werden Ihre Majestät die regierende Koͤnigin nach dem Seebade Sche— veningen begleiten.

Der Landtags-Abschied fuͤr die eben beendigte Staͤnde⸗Ver— sammlung enthaͤlt die Allerhoͤchste Genehmigung fuͤr die Be— schluͤsse der Kammern uͤber folgende Gesetz-⸗Entwuͤrfe: Festsetzung einer permanenten Civil⸗-Liste; die Behandlung neuer oder revi— dirter Gesetzbuͤcher; die Vindication der Gerichtsbarkeiten; die buͤrgerlichen und politischen Rechte der Griechischen Glaubens— Genossen; die Vervollstaͤndigung der im Rhein⸗-Kreise geltenden gesetzlichen Bestimmungen in Bezug auf Brandstiftungen; die Steuer⸗Nachlaͤsse; die Wiederherstellung der Festung Ingolstadt; Abänderung des §. 114 im Grundsteuer-Gesetz; Maximum der Kreis-Umlagen; Errichtung einer Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank; allgemeine Brand⸗Versicherungs⸗Ordnung; Erbauung eines Kanals zur Verbindung der Donau mit dem Rheine; Bi— bliothekbau; einige Abaͤnderungen der Verordnung vom 17. Mai 1818 uͤber die Verfassung und Verwaltung der Ge—

meinden; Gesetz uͤber die Ansaͤssigkeit und Verehelichung; Zollwesen. Der Abschied schließt mit den Worten: „Indem

Wir Unsern Staͤnden diesen Abschied ertheilen, und das, was sie mit unermuͤdeter Anstrengung in einer verhaͤltnißmaͤßig kur— zen Zeit geleistet haben, dann den zweckfoͤrderlichen Gang und die würdige Haltung der Verhandlungen im Allgemeinen uͤber— blicken, finden Wir mit der vollsten Zufriedenheit die am Schlusse Unserer Thron-Rede ausgesprochene Erwartung, daß dieser Land— tag sich unter allen ruͤhmlich auszeichnen werde, auf das schoͤnste erfullt. Derselbe hat, an dem geheiligten Bande zwischen Koͤnig und Volk unverruͤckt festhaltend, die seit so vielen Jahrhunder— ten bewaͤhrte, fuͤr Unsre Krone und Unser Herz unschaäͤtzbare acht Bayerische Denkart und Sitte neuerlich beurkundet, und mit Erwiederung gleicher, dem wahren Wohle aller Unsrer Un— terthanen gewidmeten Gesinnung und dankender Anerkennung der Uns und Unsrem Koͤniglichen Hause bewiesenen Treue, Er—¶ gebenheit und Anhaͤnglichkeit versichern Wir wiederholt Unsere Lieben und Getreuen die Stande des Reichs Unserer Koͤniglichen Huld und Gnade, womit Wir denselben stets gewogen verbleiben.“

Der Nuͤrnberger Magistrat hat auch die Thiere unter sei— nen Schutz genommen; in einer Bekanntmachung erklart er: die schweren und empöͤrenden Mißhandlungen, welche sich Viele gegen Thiere, besonders ihre Hausthiere erlauben, uͤbersteigen die Graͤnzen des Eigenthumsrechts, entwuͤrdigen die Menschheit und gehoren deshalb zu denjenigen Handlungen, welche die Po— lizei-Behoͤrde zu verbieten und zu bestrafen hat. Wer von nun an einer Hhenhie, oder Quälung seiner Thiere sich schul— dig macht, soll mit einer Strafe von 1 bis 3 Thalern, nach Um— staͤnden mit Arrest von 1 bis 3 Tagen, belegt werden.

Stuttgart, 4. Juli. Der Kronprinz von Wuͤrttemberg ist von seiner Reise wieder gluͤcklich zuruͤckgekehrt. In Reut— lingen, wo er zuletzt uͤbernachtete, wurde er sestlich begruͤßt. Der Prinz besuchte auch die neuentdeckte Erpfinger Hoͤhle, die kuͤnf— tig nach ihm „Karlshoͤhle“ genannt werden wird.

Frankfurt a. M., 6. Jult. In der Ober-Post⸗Amts— Zeitung liest man: „Ueber die Deutsche Politik herrschen zu Paris fast eben so verwirrte und unrichtige Ansichten, als uͤber die Deutsche Literatur. Die Stimmfuͤhrer des Publikums, die Journalisten, sollten sich bemuͤhen, Vorurtheile zu verdrängen und irrige Meinungen zu widerlegen. Aber sie sind blinde Blin— denleiter, und wer ihnen glaubt, ist betrogen. Allerdings ist das Deutschland, wie es nach dem Untergang der alten Reichsverfas⸗ sung den herbeigefuͤhrt zu haben die publicistisch gebildeten Franzosen gewiß reut aus den Bestimmungen der Bundes— akte ven 1815 und der Schlußakte von 1820, so wie aus dem nun achtzehnjaͤhrigen Wirken der Bundesversammlung hervorge— gangen ist, ein viel zu komplicirtes Staatsgebaͤude, als daß fremden Tagblattschreibern, wie entschieden auch ihre Einsicht in

Beurtheilung innerer Angelegenheiten, ein verstandiges, aus kla— P sada's Abwesenheit im Norden,

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rem Erkennen hervorgegangenes Urtheil auch nur angemuthet werden koͤnnte. Die Deutsche Bundesverfassung, deren etwaige Incohaͤrenzen in dem gesunden Sinne des Volks und dem klu— gen Einverstaͤndnisse der Regierungen ihr Korrektiv finden, muß der Auslaͤnder, will er sie anders verstehen, ernstlich studiren. Und wie viele Franzosen giebt es wohl, die das Beduͤrfniß gefuͤhlt, sich uͤber die Natur der Deutschen Staats-Einrichtungen aufzuklaͤren, und an die rechte Quelle gegangen sind, um sich zu belehren. Gewiß ist, daß von solchem Streben in den Pariser Blaͤttern keine Spur zu finden ist. Vielmehr verraͤth sich in denselben die tiefste Befangenheit. Zwei Dinge kann man an der Seine nicht vergessen: daß seit Richelieu die Fran— zoͤsische Politik an den kleineren Deutschen Fuͤrsten Stuͤtzpunkte gefunden, und daß seit Napoleon die Rheingraͤnze gesichert schien. Wie mit dem Jahr 1815 eine neue Aera begonnen und Franzoͤsischer Einfluß an Deutschen Hoͤfen nicht laͤnger an der Tagesordnung; wie es seitdem ein Rheinpreußen giebt; wie ein Eroberungs-Krieg nicht in dem Geiste der Zeit, und darum vorerst, und wer weiß wie lange noch, die Diplomatie die Hauptrolle spielt, die Feder das Schwerdt in der Scheide haͤlt; wie unter solcher Konjunktur leidenschaftliche Ausfaͤlle auf fremde Regierungen keinen Eindruck mehr machen; das Al— les uͤbersehen die Pariser Journalisten entweder unbewußt, oder aus dem zureichenden Grunde, daß sie doch den Zweifel an der Fortdauer des Europäischen Friedens nicht ganz durfen einschla— fen lassen, weil sie sonst bald aufhoͤren wuͤrden, Leser zu finden. An Belegen zu der vorstehenden Behauptung von der Ignoranz der Pariser Publizisten, wenn sie von Deutschen Angelegenhei— ten sprechen, fehlt es nicht, und wir werden es uns zur Pflicht machen, von Zeit zu Zeit damit aufzuwarten.“

Schweiz.

Neuchatel, 1. Juli. Die Buͤrgerschaft von Valangin hielt heute ihre dreijährige, periodische Versammlung. Es fand ein ungeheurer Zusammenfluß von Buͤrgern zu diesem schoͤnen Feste statt, das von dem heitersten Himmel beguͤnstigt wurde. Ueber 6000 Personen draͤngten sich um die Tribuͤne, wo die vom Volke erwaͤhlten Magistratspersonen erschienen, um Rechenschaft abzulegen uͤber den Antheil, welchen die Buͤrgerschaft an den wichtigen Ereignissen der drei letzten Jahre genommen. Ein— stimmiges Beifallrufen empfing sie, so wie den Bericht des Schatzmeisters und die Rede des Ober-Buͤrgermei sters. Der Ruf: „Es lebe der Konig! es lebe die Buͤrgerschaft!“ ertoͤnte jeden Augenblick aus den dichtgedrängten Reihen eines Volkes, das gluͤcklich ist, durch seinen Muth und seine Biederkeit sich den Schutz eines Koͤnigs, der es liebt, und freier Institutionen, auf die es mit Recht vertraut, erhalten zu haben. Die Versammlung war noch nie so zahlreich; 601 junge Leute kamen, um den Buͤr— gereid zu schwoͤren. Und unter diesem ungeheuren Zusammen— fluß von Buͤrgern aus allen Theilen des Landes nicht ein Ver— such, die Ordnung zu stoͤren; der vollkommenste Einklang herrschte uͤberall. Alle hatten nur ein Gefuͤhl, die Liebe zu dem Koͤnige ö. den National-Institutionen und das Gefuͤhl der wahren

reiheit.

Zuͤ6r ich, 1. Juli. Die (bereits mitgetheilte) Antworts— Note des Vororts ist gleichlautend an saͤmmtliche Gesandten, so⸗ wohl an die der Deutschen Staaten, als an den Gesandten von Sardinien. Durch dieselbe wurde den Wuͤnschen dieser Maͤchte entsprochen, so daß auch sofort alle hemmenden Paß⸗Verfuͤgun⸗ gen zuruͤckgezogen werden. Man hat nun Grund, zu hoffen, daß auch die freundschaftlichen Verhaͤltnisse derselben mit der Schweiz voͤllig wiederkehren. Sehr merkwuͤrdig war die Sitzung unsers großen Raths, in welchem die gemaͤßigte freisin⸗ nige Partei einen vollkommenen Sieg uͤber die Radikalen er— fochten hat, die jetzt freilich, thaͤtig wie sie sind, wieder alle Mit— tel in Bewegung setzen, den sehr gefaͤhrdeten Einfluß wieder zu gewinnen. Nicht, daß nun Alles mit einem Male entschieden waͤre. Es wird der gegenseitigen Siege noch mehrere geben. Aber wichtig ist diese bedeutende Niederlage der Radikalen waͤh— rend des ganzen großen Rathes bei allen Haupt-Abstimmungen darum, weil sie als Wendepunkt des bereits uͤber den Gipfel hinaus vorgeschrittenen radikalen Systems anzusehen ist. Auf der Tagsatzung wird diese Ansicht noch viel mehr vorherrschen, und Bern wohl mit Basel-Landschaft und theilweise Luzern in der Minderheit bleiben.

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Rom, 26. Juni. (Allg. Ztg.) Nachrichten aus Nea— pel besagen, daß der Vermählung des Prinzen Leopold mit der Tochter des Koͤnigs der Franzosen noch große Hindernisse ent— gegenstehen. Man behauptete sogar schon, diese Verbindung sey ganz ruͤckgaͤngig geworden, was jedoch der Fall nicht ist.

In dem Konsistorium vom 2lsten d. sind außer vier Kar— dinaͤlen noch 19 Bischoͤfe in verschiedene Theile der katholischen Christenheit ernannt worden. Auch mehrere Ernennungen von Staats⸗Beamten wurden bekannt gemacht Der Papst hat er— klaͤrt, sechs Kardinaͤle in Petto zu behalten. In dem heutigen Konsistorium erhielten die Eminenzen Canali, Bottiglia und Po— lidori den Kardinalshut aus den Händen des Papstes.

Schon seit mehreren Tagen geht die Sage, daß der Papst gesonnen sey, eine allgemeine Amnestie zu erlassen, welche eine große befreundete Macht anempfohlen habe. Manche Familien wuͤrden sich hierdurch gluͤcklich fuͤhlen, die Ihrigen wieder in ih— rer Mitte zu sehen, und mancher junge Mann, der eine etwa— nige jugendliche Uebereilung durch alle Leiden der Verbannung auf fremdem Boden lange und theuer gebuͤßt hat, wuͤrde seinem Vaterlande wiedergegeben werden.

Die Roͤmer glauben, Dom Miguel werde zu ihnen kom— men, ohne daß man jedoch andere bestimmte Nachricht haͤtte, daß er Rom zu seinem Aufenthalte gewählt habe. Als sicher hatte man die Ankunft von Don Carlos angesagt, was aber durch die Nachrichten aus England vorerst widerlegt wird.

Spanien.

Die Times enthaͤlt Folgendes aus Madrid vom 21. Juni: „Quesada erreichte, ungeachtet seines zuruͤckstoßenden We— sens und seiner daraus folgenden Unpopularitaͤt bei der Armee, den Gegenstand seines Ehrgeizes durch seine Ernennung zum Ober-Kommando der Garde zu Fuß, wodurch er ohne Zweifel einen großeren Einfluß auf die Koͤnigin-Regentin zu haben glaubt. Hierin findet er sich wahrscheinlich getaäͤuscht, da neue Interessen bei Hofe entstanden sind, seitdem er ihn verlassen hat, und die er nicht so leicht uͤberwinden wird. Das Amt eines General-Capitains von Alt-Castilien, welches Quesada, zugleich mit dem Kommando der Operations-Armee, verwaltete, ist dem Don Jose Manso, welcher provisorisch, während Que— den Geschaͤften vorstand,

verliehen worden. Die Wuͤrde eines Vice⸗Koͤnigs vo

Navarra ist dem General Sarsfield ohne Ersatz dafuͤr abgenom men und, nebst dem Kommando der Armee, dem General Rohl! uͤbertragen, der, wie man hofft, in der Unterdruͤckung der In surgenten bessere Fortschritte machen wird, als seine zahlreichen Vorgänger. Die Truppen, welche er mit sich fuͤhrt, sind ohn Zweifel in vortrefflichem Zustande; aber ungluͤcklicherweise sin die Ursachen der Unzufriedenheit noch so stark, wie jemals, un es ist kein leichtes Geschaͤft, ein ganzes Volk zu bezwingen, man die Bewohner dieser noͤrdlichen Provinzen als in einen Zustande unfreiwilliger Unterwerfung betrachten kann. Wir di; fen uns nicht schmeicheln, daß die Vertreibung des Don Carles von der Halbinsel irgend eine große oder unmittelbare Wirkum auf die Beruhigung dieser zerruͤtteten Provinzen uͤben werde . Man sagt, daß den Infrnen der Insurgenten Bedin, gungen angeboten seyen, und daß eine oder mehrere Pe. sonen den General Redil, begleiten wurden, die ermich,. tigt seyen, mit ihnen auf die Grundlage der Annerkennung . rer alten Vorrechte zu unterhandeln. Es ist auch vorgeschlagen. daß der Oberst Caradoc, der sich noch in Madrid aufhaͤlt, un! sich von Seiten der Englischen Regierung in dem Hauptqua,, tiere des Generals Rodil in Portugal befand, von unserer R gierung aufgefordert sey, als Vermittler bei den Insurgen n aufzutreten, und es ist nicht zu bezweifeln, daß dies versoͤhnen;. Verfahren, verbunden mit dem negativen Vortheil, daß er, ohn. fuͤr einen Feind gehalten zu werden, sich in das Lager des 3. malacarreguy begeben kann, den Weg zu einer allgemeinen Au. soͤhnung bahnen wird. Die Regierung ist jedoch noch nicht W lens, mit den Rebellen unter anderen Bedingungen, als der unbedin / ten Unterwerfung, zu unterhandeln; indeß hat Gen. Rodil einen ses⸗ faͤhigen Rathgeber bei sich in der Person des General Cordon,

der ihn als Chef seines Stabes begleitet. Dieser Cordova wa bekanntlich waͤhrend des Zea'schen Ministeriums Gesandter hi Dom Miguel und kehrte, nach dem Tode Ferdinand's Vll., a, geblich, weil er nicht mit den noͤthigen Instructionen verfehn sey, von Coimbra nach Madrid zuruck. Die Straße nach rabanchel war heut Nachmittag sehr lebendig. Das Terrain in der Naͤhe der Koͤnigl. Residenz zu Vista-alegre eignet sih ungemein gut zu einer Musterung, die wegen der außerorden lichen Hitze erst spät abgehalten wurde. Um 6 Uhr trafen di Königin und die Koͤnigin-Mutter in einem offenen von ach Maulthieren gezogenen Wagen ein, nur von der Waͤrterin die jungen Koͤnigin begleitet. Die Koͤnigin-Regentin war, wie in mer, auf die moglich einfachste Weise gekleidet, aber die klein. Isabella trug eine Tiara von Brillanten und schien die Begruͤßunge) und Vivas, welche sie empfing, als der Hof langs der Front hing

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fuhr, mit großer Lebhaftigkeit anzuerkennen. Der Ruf: „Es lebe di. Koͤnigin-Regentin!“ wurde indeß weit haufiger gehort, als ir, gend ein anderer, sowohl von den Vornehmen, als von de Menge, so daß den Nachrichten, als sey die Koͤnigin-Regentin in der Popularität gesunken, kein Glaube zu schenken ist. Den Wagen der beiden Königinnen folgte der des Infanten Don Francisco, der seine Gemahlin und seine beiden aältesten Soͤhne bei sich hatte, aber der Infant Don Sebastian, Sohn der Prim zessin von Beira, erschien nicht. Die Sonne war untergegan— gen, ehe sich die Linie in Compagnieen aufgestellt, um vor der Koͤnigin und dem glaͤnzenden Gefolge, das, mit Rodil an der Spitze; den Koͤniglichen Wagen umgab, vorbeizumarschiren, und lange, ehe das Geschaͤft des Tages vollendet war, zeigten die Feuer auf den Hohen von Carabanchel, daß Vorbereitungen getroffen waren, die Nacht im Freien zuzubringen. Fruͤh am Morgen wird die Armee ihren Marsch nordwärts beginnen, und? nach dem Ansehen der Leute auf dem Felde zu urtheilen, kann man erwarten, daß sie den Ruf, welchen sie wegen schneller

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Maͤrsche und strenger Mannszucht waͤhrend des kurzen, aber glaͤnzenden und erfolgreichen Feldzuges in Portugal erworben haben, sich erhalten werden. Der Eintritt Toreno's in das Ka. binet ist, wie zu erwarten stand, durch so haͤufige Sitzungen der Minister bezeichnet, wie bisher ohne Beispiel war. Noch it der Gegenstand dieser taglichen und naͤchtlichen Berathungen nicht bekannt, aber es ist kein Zweifel, daß es Toreno gelin;. gen wird, seinen Kollegen einen Theil seiner Energie mitzuthei; len, deren Mangel vielleicht der groͤßte Fehler des Premier⸗Me nisters, Martinez de la Rosa, ist. Die erwartete Ernennung Carnero's zum Unter-Secretair fuͤr die auswärtigen Angelegen . heiten und Yriarte's zu demselben Amte im Finanz-Departement traͤgt bedeutend bei zu dem Vertrauen auf die Staͤrke der Re— gierung. ö von Havanna zuruͤckgekehrt, wo er Alles gethan hat, was in seiner Macht stand, um die Handels-Verbindungen zwischen den Spanischen Juseln Cuba und Portorico und den Vereinigten .

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Yriarte ist so eben in der Wuͤrde eines Intendanten .

Staaten zu erleichtern, woraus man schließen kann, daß er, un— Ober- Aufsicht Toreno's, ein besseres und frei res System in Bezug auf die Handels -Verhaͤltnise Spaniens zu anderen Nationen Europa's aufstellen wird. Der Wahlbezirk von Madrid hat bereits die ihm durch das nigliche Statut und das reglementarische Supplement uͤbertrage⸗ nen Pflichten erfullt und 12 Waͤhler ernannt, die mit ihren Kol legen aus den anderen Bezirken gemeinschaftlich die 5 Prokurg⸗ doren zu wählen haben, durch welche die Provinz Madrid in den Cortes vertreten werden soll. Die Proceres-Liste hat einiges Murren erregt, besonders unter dem Handelsstande und unter den geborenen Granden, unter dem Ersteren, weil Keiner von dieser Koͤrperschaft zu jener beneideten Wuͤrde erhoben worden ist, und unter den Letzteren, weil sie sich unter emporgekommene

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Soldaten und andere Maͤnner von gestern mischen und von ih, bere gLeeschlossen haben, der

nen uͤberstimmen lassen sollen. Die Cholera ist leider in de Festung Gibraltar zum Ausbruch gekommen.“

In einem von Franzoöͤsischen Blättern mitgetheilten Schreiben aus Madrid vom 23. Juni heißt es: „Der Ge⸗ neral⸗Major Don Louis Fernandez de Cordova, fruͤher Spani scher Gesandter in Portugal, ist zum Commandeur einer Divi sion der Armee des General Rodil ernannt worden und soll au genblicklich aufbrechen, um seiner Bestimmung entgegenzueilen. Der große Gegenstand des allgemeinen Interesses sind jetzt die nahe bevorstehenden Wahlen. Hier, so wie in Barcellone, schmeichelt sich die Regierung, und das nicht ohne Grund, daß nur auf solche Personen die Wahl fallen wird, die durch ihre Einsicht und Vaterlandsliebe bekannt sind. Man glaubt, daß in Madrid einige unserer bedeutendsten Kaufleute, darunter die Herren Juan Domingo Valmaceda und Joseph Gargollo, bei weitem die Stimmen-Mehrheit davontragen werden; diese bei den Genannten zeichnen sich aus durch Beweise der Anhaͤnglich;⸗ keit, die sie der Koͤnigin gegeben haben, und durch den Edel— muth, womit sie die Regierung in Geld-⸗Verlegenheiten unten stuͤtzten. Der Letztere, ein erklaͤrter Freund eines wohlorganassir⸗ ten öffentlichen Kredit-Systems, zeigte einen streng rechtlichen Charakter in seinen Bemuͤhungen, die Intriguen zu enthuͤllen,

und verdienen Meine ganze Erkenntlichkeit.

Ordnung und Ruhe an,

bie man nach dem Tode Ferdinands Vll. anwandte, um von der Verlegenheit des Schatzes Nutzen zu ziehen und die Koͤni⸗ gin Mutter in laͤstige und druͤckende Verbindlichkeiten zu ver—

wickeln.“

Das Journal des Dbats meldet unter Madrid vom 23. Juni: „Das Rodilsche Armee⸗Corps hat seine Bewe⸗ gung gegen die insurgirten Provinzen begonnen. Es wuͤrde schwer seyn, den Enthufiasmus zu schildern, den die Ankunft bieses Generals und eines Theils der Truppen, die ihn begleite⸗ ten, in der Hauptstadt erregte. Seit langer Zeit hatte sich kein ähnlicher Ausbruch der allgemeinen Freude in unseren Mauern gezeigt, und was wir fuͤr unmoglich halten wuͤrden, waren wir nicht Augenzeugen davon gewesen es schien sogar, als wuͤrde diese Begeisterung selbst von den Karlisten getheilt. Mitten un— ter den öoͤffentlichen Freudenbezeigungen, zu denen die Gegen⸗ wart Rodils in unseren Mauern Anlaß gab, sah man Urbanos und Koͤnigliche Freiwillige, Cristinos und Karlisten auf einen Augenblick vereinigt, und man haͤtte in diesem Moment verge— bens nach den Spuren der uns noch zerfleischenden Buͤrgerzwi⸗ stigkeiten suchen koͤnnen. Die Truppen fanden sich durch den ihnen zu Theil gewordenen Empfang aͤußerst geschmeichelt, und nach ihrer Haltung, nach dem Eifer, den sie fuͤr die Vertheidi— gung ihrer jungen Koͤnigin zeigen, so wie nach dem Vertrauen, das ihnen der erfolgreiche Feldzug in Portugal eingefloͤßt hat, zu urtheilen, koͤnnen die undisziplinirten Schaaren Zumalacarre— guh's den von Rodil gefuhrten Truppen unmoͤglich Widerstand leiten. Die Ernennung des Grafen von Toreno hat einen guͤn— stigen Einfluß auf unsere Boͤrse gehabt, und Alles laßt glauben, daß es seinen Talenten und seiner Geschicklichkeit gelingen wird, Spaniens Kredit wiederherzustellen, den die fruͤhere Regierung dadurch zum Wanken gebracht hatte, daß sie sich hartnaͤckig wei— gerte, allen Verbindlichkeiten Genuͤge zu leisten; auch ist der Vertrag, den die Regierung so eben mit den Herren von Roth— schild abgeschlossen hat, hier um so guͤnstiger aufgenommen wor— den, als man darin schon einen ersten Schritt auf dem neu betretenen Wege gethan sehen will.“

Unter den Nachrichten, welche das Journal de Paris aus Madrid vom 23. Juni enthaͤlt, befinden sich folgende Neu— igkeiten: „Ungeachtet der guten Folgen, welche der freie Verkehr in allen von der Cholera heimgesuchten Landern Europas gehabt hat, ist von Seiten unserer Regierung doch der Befehl erlassen worden, um alle Staͤdte Andalustens, wo diese Krankheit herrscht, Sanitäts- Kordons zu ziehen. Zu Sevilla und Badajoz hat diese Maßregel weit mehr Unheil angerichtet, als die Krankheit

selbst. In Timblegua hat man fuͤr die aus Cordova und Andu⸗ jar kommenden Reisenden eine Quarantaine errichtet. Im

Theater zu Barcelona soll es bei Gelegenheit eines Gesanges,

der von dem Parterre gefordert wurde, zu einigen Unruhen ge— kommen seyn. Die Regierung ist uͤber das Auftreten eines

Vereins, der sich den Namen Isabelinos beilegt, nicht ganz ohne Besorgnisse. Das Ministerium hat anbe— sohlen, daß eine Kommission mit der Anfertigung eines Gesetz— Entwurfs über die Verantwortlichkeit der Richter beauftragt werden soll. Praͤsident dieser Kommission ist Herr Garcia Her— reros, ein allgemein geachteter Mann. Es geht das Geruͤcht, daß der Graf von Toreno ein Manifest erlassen werde, worin er die Nation von den guten Absichten der Regierung, die In— teressen aller Buͤrger mit einander in Einklang zu bringen, be— nachrichtigen wolle. Man setzt große Hoffnungen auf den Pa— triotismus dieses Ministers. Gebe der Himmel, daß man sich nicht täusche. Es ist jetzt gewiß, daß die Cholera in Murcia ausgebrochen ist. Fuͤr die Division des General Rodil, die

S000 Mann und zwei Batterieen umfaßt, und uͤbermorgen nach

Navarra abgeht, sind 00 Wagen in Requisition genommen worden.“

Die Sentinelle des Pyrenses giebt folgende Nachricht von der Spanischen Graͤnze vom 1. Juli: „Fuͤnf— hundert Insurgenten haben sich mit ihren Waffen dem General Itiarte zu Corranza ergeben und um die Amnestie nachgesucht. Die Behoͤrden von Murcia haben am 17. Juni einen Befehl erlassen, wonach alle uͤbelgesinnte Personen, welche beunruhigende Nachrichten uber den Gesundheits-Zustand der Bevoͤlkerung ver⸗— breiten, als faktische Storer der oͤffentlichen Ruhe betrachtet wer— den sollen. Zumalacarreguy hat, in seiner Eigenschaft ais Ober— Befehlshaber, die Stadt Bergara zur Uebergabe auffordern las— sen. Vor Kurzem näherten sich zehn Franzoͤsische Ueberlaͤufer den Vorposten der Königlichen Truppen zu Irun und wurden zweimal auf die uͤbliche Weise angerufen; da aber nur die Ant— wort „France“ erfolgte, so wurde Feuer gegeben, und zwei der Ueberlaäufer erhielten Wunden. Das Haus des Genernl Mina zu Coruna wird zu seiner Aufnahme im Stande gesetzt.“

Portugal.

Bei seiner Entfernung aus Portugal hat Dom Miguel fol— gende Proclamation an seine Armee erlassen: „Soldaten! Die Tapferkeit, die Ihr immer gezeigt habt, so oft Ihr aufgefordert wurdet, fuͤr Meine Krone zu fechten, die Treue, die Ihr mitten in dem schwierigen Kampf, in den wir verwickelt waren, fuͤr Meine Person bewieset, machen Euch des groͤßten Lobes wuͤrdig Seitdem jedoch die

drei großen Maͤchte, England, Frankreich und Spanien, in Ue—

bereinstimmung mit der Lissaboner Regierung, einen Traktat ab— dahin abzielt, Mich zur Entsernung

aus diesem Koͤnigreich zu noͤthigen, wuͤrde die Fortdauer des Krieges nur zu unnuͤtzem Vergießen des Mir so theuren Portugiesischen Blutes fuͤhren. Diese Ruͤcksicht allein bewegt Mich, Euch zu verlassen. Die Verträge und Anordnungen, die aus diesem Beschluß hervor—

gehen, sind abgeschlossen und werden Euch baldigst mitgetheilt werden; Ihr werdet dann erfahren, was fuͤr Eure Sicherheit ausgemacht worden ist. Nicht der Mangel an Vertrauen zu Euch hat Mich zu diesem Verfahren veranlaßt, sondern die Ueber— zeugung von der Unmoͤglichkeit, den Entschluß der uns entge⸗ genstrebenden Maͤchte zu besiegen, und der Wunsch, unserem

theuren Vaterlande das Unheil zu ersparen, dem es durch die

denwart fremder Waffen ausgesetzt seyn wuͤrde. Ich habe Ursache, von Eurer Mannszucht und von Eurem Gehorsam ge—

gen Meine Person, so wie von der Liebe, die Ihr Mir stets bewiesen habt, zu hoffen, daß sich die Truppen in' dieser Krisis

wie Portugiesen benehmen werden, die es werth sind, ihrem Koͤnige zu gehorchen; deshalb empfehle Ich Euch nochmals wofuͤr Ich die Commandeurs und Offiziere aller Grade verantwortlich mache. Ihr wer— det eingedenk seyn, daß Ich von Euch keine Handlung der Schwache verlange, sondern nur Resignation, indem Ihr

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der Uebermacht weicht, die sich in Folge des obenerwaͤhnten Traktates anschickt, dieses Land zu uͤberschwemmen. Ihr werdet diese Gruͤnde, welche die Klugheit an die Hand giebt, um Un⸗ gluͤcksfaͤllen vorzubeugen, welche die Leiden dieses Landes aufs Hoͤchste steigern wuͤrden, nach Gebuͤhr zu wuͤrdigen wissen. Noch einmal empfehle Ich Euch Ordnung und Resignation an. Seyd versichert, daß Ich Eure Tapferkeit, Eure Ausdauer und Eure Treue niemals vergessen werde. Traget also durch Euer Benehmen zum Wohl unseres geliebten Vaterlandes bei. Im Palast von Evora, 27. Mai 1854. (gez) Miguel.“

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In einer Privat-Korrespondenz der Times aus Konstan— tinopel vom 8. Juni heißt es: „Die Krisis in der Tuͤrkei ist sehr nahe und verdient die ernstlichste Aufmerksamkeit. Herr Ruͤckmann, der fruͤhere Russische Agent zu Nauplia, der jetzt als Geschaͤftstraͤger in Konstantinopel fungirt, erhielt in voriger Woche noch einen Agenten zu seinem Beistande, der mit einer besonderen Mission hier ankam, und Herr Butenieff soll noch vor Ende dieses Monats als Botschafter hierher zuruͤckkehren. Was die Zukunft des Tuͤrkischen Reichs anbetrifft, fuͤr den Fall, daß es zu keiner Invasion kame, so herrschen darüber zwei sehr von einander abweichende Ansichten. Die Einen behaupten, daß eine Regenerirung der Turkei mioͤglich sey, und daß sich durch die Einfuͤhrung von Schulen und durch die Wiedereinrich⸗ tung von Munizipial⸗ Behörden die Civilifation wuͤrde ver, breiten lassen, waͤhrend Andere, die ihre Meinung auf lange Erfahrung und Bekanntschaft mit dem Eharak⸗ ter der Türken stuͤtzen, eine Verbesserung des setzigen Zustandes fuͤr unmöglich halten, wenn nicht das ganze gesell— schaftliche Gebäude bis in seine Grundvesten erschuͤttert wuͤrde. Nach ihrer Ansicht wuͤrde der von der Regierung jetzt angenom⸗ mene Plan nur dazu dienen, einen Militair⸗Despotismus in den Provinzen zu begruͤnden, vermoͤge dessen jeder Pascha in Friedens, zeiten eine noch tyrannischere Herrschaft aus äben wuͤrde, als fruͤher. Die Aussichten fuͤr die diesjaͤhrige Aerndte in der Tuͤrkei kann man gut nennen, namentlich in Macedonien, wo die Aussaat in die— sem Jahre bedeutender war, als jemals, weil der Pascha im vorigen Jahre das Getraide gut bezahlt hatte. Der Sultan hat eine große Truppen-Macht bei Sivas in Klein, Asien zu⸗ sammengezogen und sie unter das Kommando des ehemaligen Groß⸗ Wesirs, Redschid Pascha, gestellt, der von Ibrahim Pascha in der Schlacht bei Koniah gefangen genommen wurde und vor Begierde brennt, diese Schmach zu raͤchen. Einige glauben, diese Streitmacht solle dem Pascha von Bagdad zu Hülfe eilen, dessen Unwissenheit und Ohnmacht so groß sind, daß sogar die halbe Stadt von Arabern regiert wird und alle umwohnende Stamme ganz unabhangig sind; Andere aber behaupten, und nicht ohne Wahrscheinlichkeit, daß man sie gebrauchen wolle, um von den beiden festen Plaͤtzen Orfa und Rakka Besitz zu nehmen, die den Euphrat beherrschen, und die der Aegyptischen Regie⸗ rung sehr in die Augen stechen. Die Bezirke um diese Platze waren die ersten, welche Ibrahim Pascha vor zwei Jahren im Norden von Syrien eroberte; es hieß, sie gehörten zum Pascha⸗ lik Diarbekir, und so wurden sie zurückbehalten. Nach dem Ra— mazan im Februar dieses Jahres publizirte die Pforte ein Ver— zeichniß der Paschaliks, in deren Besitz sie Mehmed Ali und Ibrahim Pascha bestaͤtigte; Diarbekir aber verlieh sie einem An⸗ deren. Orfa und Nakka sollen fuͤr Ibrahim Pascha von großem Nutzen seyn, weil sie ihn in den Stand setzen, die Einfälle der Arabischen Stamme abzuhalten, und statt fie nach zweijaͤhriger Hecupation wieder abzugeben, verlangte er, als dies neulich von ihm gefordert wurde, daß ihn die Pforte foͤrmlich damit belehnen sollte. Darauf erfolgte ohne Weiteres eine abschlaͤgige Antwort, und jetzt behauptet man nun, daß diese beiden Plaͤtze ein Zank⸗ apfel werden koͤnnten. Gutunterrichtete Personen, welche ver si⸗ chern, daß im Anfange dieses Jahres Agenten von Mehmed Ali im Persischen Meerbusen angekommen seyen und behauptet haͤtten, die Pforte sey mit Mehmed Ali dahin uͤbereingekommen, daß er im Laufe dieses Jahres Bagdad und dessen Dependen⸗ zien in Besitz nehmen solle, scheinen zu glauben, daß ihm Orfa und Rakka unentbehrlich seyen, um uͤber den Euphrat zu gebie⸗ ten und die Karavanen zu beschuͤtzen, vielleicht auch, um Bag— dad unter dem Aegyptischen Joch zu erhalten; sie halten daher einen Bruch zwischen Redschid Pascha und Ibrahim Pascha, in den auch Rußland, England und Frankreich verwickelt werden koͤnnten, fuͤr unvermeidlich. Unter den jetzigen Um⸗ stͤnden wurde, so weit die Reisenden dabei betheiligt sind, die gute Politik der Aegyptischen Regierung den Handeltreibenden am Euphrat, wo die Boͤte gewoͤhnlich ohne Gnade von den Ara— bern gepluͤndert werden, zu großem Vortheil gereichen, denn un— ter Ibrahim Pascha's Regierung wagt es kein Araber, auf der Landstraße zu rauben. Im Paschalik Skodra hat sich eine Association gebildet, um sich der neuen Truppen; Aushe⸗ bungen, die jetzt auf Befehl des Sultans vorgenommen wer— den, zu widersetzen. Fuͤr dee außerordentlichen Festlichkeiten, welche der Sultan bei Gelegenheit der Vermaͤhlung feiner Toch⸗ ter veranstaltete, giebt man zwei Gruͤnde an: erstens, weil es ihm dadurch möglich geworden sey, fuͤr sich und seine Tochter unge⸗ heure Geschenke aufzubringen, fuͤr die sich nachher freilich die Paschas durch Erpressungen an den Rajahs entschaͤdigen werden, und dann, weil es ihn in Stand setzte, eine Anzahl von Großen des Reichs um sich zu versammeln, und sie uͤber einige wichtige poli⸗ tische Gegenstaͤnde um Rath zu fragen. Mehmed Alis Agent, Habib Efendi, ritt nicht in dem feierlichen Zuge mit, weil er sich ge⸗ weigert hatte, seinen Batt nach der vom Sultan eingefuͤhrten Node zustutzen zu lassen und die neue Uniform zu tragen. Ehe ich diesen Brief schließe, muß ich noch erwähnen, daß in den letzten vierzehn Tagen uͤber 129 Schiffe von allen Nationen im

hiesigen Hafen anlangten, ein Zeichen, daß es mit dem Handel

sehr gut steht; da der Wind sich nach Suͤden gewendet hat, so konnten viele derselben, die bis dahin vor den Dardanellen lagen, hierher gelangen. Das Geruͤcht von bedeutenden Un— ruhen, die in Erzerum ausgebrochen seyn sollten, mochte wohl , r. 366 n beruhen n noch daher schreiben, daß

rzlich in jener Gegend einige Ruhestoͤrungen ĩ aber bald unterdruͤckt wurden.“ . .

Griechenland.

Das Muͤnchener Tagblatt vom 5. Juli meldet: Ein Schreiben aus Na uplia vom 1. Juni, welches vorgestern hier ankam, berichtet, daß der Prozeß des Kolokotroni am folgenden Tage beendet werden sollte; daͤs Tribunal schien sich auf Seite der Angeklagten zu neigen. In der Maing ist schon ein Tref⸗ fen vorgesallen, ünd zwar zum Nachtheil der Bayern; bis jetzt haben wir erfahren, daß von Letzteren sehr viele verwundet und 14 Gemeine geioͤdtet wurden; Gberlieutenant Mann wurde ge—

fangen. Die Mainotten sind ein wildes, fanatisches Volt, Wei⸗ ber und Kinder fochten. Im Peloponnes und in Rumelien scheint es unruhig zu werden. (Briefe von neuerm Datum er— wähnen dieses letzteren Umstandes nicht, sie berichten vielmehr, daß bereits ein großer Theil der Maina unterworfen worden . nach allen Aeußerungen, nicht ohne vieles Blutver⸗

.

Berlin, 11. Juli. Nachdem Se. Kaoͤnigl. Hoheit der Kron— prinz von Seiten des Direktoriums des Huͤlfs-Vereins fuͤr Pferde⸗Zucht und Pferde⸗Dressur zu Ankkam um die Ueber⸗ nahme des Protektorats dieses Vereins unterthaͤnigst ersucht worden, haben Hochdieselben an den Vorsitzenden das nachfolgende huldreiche Schreiben zu erlassen die Gnade gehabt:

„Indem Ich Ihnen fuͤr die Uebersendung des dritten Jahres-Berichts des Huͤlfs-Vereins fuͤr Pferde⸗Zucht und Pferde⸗Dressur aufrichtig danke, benachrichtige Ich Sie gleich⸗ zeitig, daß Ich die Mir angetragene Stelle als Protektor des gedachten Vereins mit Vergnuͤgen annehme.

Colberg, 10. a. B34. gez Friedrich Wilhelm, Kronprinz. An den Grafen, Hrn. v. Schwerin⸗Putzar ö. Putzar.“ 2

Nach einer hier eingegangenen telegraphischen Nachricht aus Koblenz ist Ihre Masestaͤt die Koͤnigin von Großbritanien gestern Nachmittag um 3 Ühr im besten Wohlseyn dort einge—⸗ troffen, und wollte heute Ihre Reise uͤber Rheinstein und Wies baden fortsetzen.

Wissenschaftliche Nachrichten.

Zur Berichtigung des Friedland Wallen steinschen Prozesses.

Unter der ueberschrift „Wallenstein, wenn auch kein Hochverräther, dennoch ein Verräther“, i aus einem, zu Weißense erscheinenden Blatte in mehrere andere offentliche Blaͤt—⸗ ter ein Aufsatz uͤbergegangen, in welchem, mit Berufung auf ein handschriftliches Tagebuch eines Adjutanten des Herzogs Bernhard von Sachsen Weimar, welches sich auf den Bibliotheken zu Gotha und Meiningen befindet, die in F. Foͤrster's Biographie Wallensteins versuchte Freisprechung des Herzogs von gil di ut in Zweifel gezogen wird. Seit mehreren Jahren bemüht, die Ge— schichte Wallensteins aufzuklaͤren, versaumte der Unterzeichnete nicht, die genannte Handschrift an Ort und Stelle einzusehen. Jenes Ta⸗ gebuch fuhrt folgenden Titel

„Des Durchlauchtigsten Fuͤrsten und Herrn, Herrn Bern— harden des Großen, Herzogen zu Sachsen, Jülich, Kleve und

Bergt c. Höͤchst- Preiswuͤrdigsse Heldenthaten, welche derselbe nach ibdtlichem isnng des Glorwuͤrdigsten Königs der Schwe—

den, Gustavi Adolphi, bis an Sein Seel. Ende von a0. 1632 bis

16s9 verübet, wie solche von Herrn Johann Christophen von der

Gruͤn Seel. bei Höchstgedacht Sr. Fürstl. Durchlaucht gewefenen

General⸗Adjutanten mit allem Fleiß aufgezeichnet und aus dessen

studium (?) verfaßt worden.“

Da bereits der fleißige und gewissenhafte Rhese in seiner Bio graphie des Herzogs Bernhard diese Handschrift benutzt hat, durfte ich nicht erwarten, besonders neue Auftläͤrungen zu Rin? den, auch versicherte mir Herr Professor Uckert in Gotha, daß er in dem genannten Tagebuche nichts bemerkt habe, wodurch ein Ver— dacht gegen Wallensteins Treue begruͤndet werde; dieselbe Ansicht theilté Herr Bibliothekar Bech stein in Meiningen, deffen Gefaͤl⸗ ligkeit ich die Mittheilung der Handschrift selbst verdankte. Diefes Tagebuch enthaͤlt nicht, wie ich vermuthete, irgend eine Korrespon= Hire chen Wallenstein und Bernhard sondern nur allgemeine Gerichte in derselben Weise, wie sie das Theatrum Europäum mit= theilt. Die einzige bezuͤgliche Stelle in jenem Tagebuche heißt:

„äUnterdessen verhaͤngte der liebe Gott, daß der Herzog von Friedland, welcher eine lange Zeit im Reiche tyrannisirt und gewuͤthet, Sich seiner wohlverdienten Strafe naͤberte, denn Geiz ünd Ehr⸗ geiß, fremdes Gut und Blut zwang Ihn, daß er sein zornig stolzes Gemuͤth nicht mehr verbergen konnte, sondern trachtete dem Flö⸗ mischen Kaiser nach der Cron des Königreichs Boͤhmen und weil 16 n er daruber degradirt und entsetzet worden Calso erst nachdem er fuͤr vogelfrei erklart worden warß, wollte er mit etli— chen Ihm beipflichtenden Offieieren und Regimentern zu den Evan= gelischen stoßen, suchte und begehrte derowegen nicht nur allein bei Chursachsen, sondern auch bei Ihro Fürstl. Gnaden Herzogen Bernharden eine Conjunction. Dieser aber als ein hoch verstaͤndiger Fuͤrst wollte dem Handel nicht trauen :c.“

Ausführlicher und mit Aktenstücken belegt, wurde bereits in der Biographie Wallensteins (S. 276 u. f.) diese Verbindung Wallen«⸗ steins mit Herzog Bernhard erbrtert, und hat jenes Tagebuch die dort ausgesprochene Ansicht in keiner Weise zu widerlegen oder auch nur zu berichtigen vermocht.

F. Föͤrster.

Meteorologische Beobachtung.

183. 6 Nachmitt. Abends Nach einmaliger 10. Jult. 6 Uhr. 2 uhr. 10 Uhr. Beobachtung. i . 336, 8 . 0 . 11 Quellwärme 8, 0 9 R.

Luftwaͤrme 18, 2 R. 19,92 RN. 14,8 M , g,, ma. an n, 15,0 3. 103 5. 9, 5. Flußwärme 19,7 9 R. Dunstsaͤttg. 587 pCt. 32 pCt. E68 pCt. Bedenwarme 14, 1 o R. 2 . ir, n 2 Hacdcan G, ,, gn Wind ..... W. W. W. . Wolkenzug N. Niederschlag O.

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 5. Juli. Niederl. wirkl. Schuld SI. 83 do. 973. Kanz-Bill. 23 4. Span. 83 663. 38 A). Linsl. Is.

Antwerpen, 8 Juli. Span. SF 6. 33 4653. Zinal. 171. Neap. 90. Belg. os].

ö m fee n,, * RM. 8. Juli. ;

esterr. S3 Metall. 1990, . 100,9. A8 91. 91. 218 Sa. Br. 18 233. br Pans. Actien 1533 * 152. Fart. rr reer, ki. Loose zu 1090 Fl. 200. Br., Holl. S8 Obi. v. 1832 95. 98z. Pon. Loose 66. 68z3. Preuss. Prüm. Scheine 573. S873. do. 48 An 9a. kr. S3 Span. Rente 71. 70z. 33 do. perß. . M..