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Verbrechen, selbst uber die hoͤchsten, gegen Koͤnig und Staat, zu richten haben, so moͤgen sie wenigstens das gewoͤhnliche ge⸗ richtliche Verfahren beobachten und dem Angeklagten einen An⸗ walt gewaͤhren.“
Die Morning --Post enthaͤlt felgende Betrachtungen aber das Verfahren des Secretairs fuͤr Irland, in Bezug auf die Irlaͤndische Zwangs-Bill: „Gestern ging das Geruͤcht, daß Hr. Littleton seine Entlassung als Secretair fuͤr Irland einge— eicht habe, und daß dieses Amt jetzt zur Dispesition des Gra⸗ sen Grey stehe. Ob dies wahr sey, oder nicht, wissen wir nicht; aber o viel ist gewiß — und darin stimmen wir voͤllig mit Hrn. O Connell Iberein — daß Hr. Littleton seine Entlassung einreichen sollte nd daß sie dann angenommen werden mußte. Der Fall ist fol⸗ gender: Hr. Littleton benachrichtigte vor einiger Zeit Hrn. O Connell, und die Benachrichtigung war ganz freiwillig — daß er, obgleich Zwangsbill erneuert werden solle, beschlossen habe, daß die
an 6 sten Artikel weggelassen und weder die Klausel gegen die Ha⸗ ens - Corpus-Akte, noch diejenige uͤber aufruͤhrerischezusammenkuͤn te wieder bestätigt werden sollten. Diese Nachricht war eben so will⸗ nmen als unerwartet. Der ehrenwerthe Herr und der sehr ehrenwerthe Secretair schienen sehr zufrieden mit einander, und einige Wochen lang war die Opposition des Hrn. O Connell ge—⸗ gen die Maßregeln der Minister, wenn auch nicht ganz zuruͤck⸗ enommen, doch wenigstens beträchtlich gemildert. Vor einigen Tagen erfuhr indeß das Mitglied fuͤr Dublin, daß Herr Ättlseton das ihm aus eigenen Antriebe gegebene Versprechen nicht zu halten vermoͤge, und daß Lord Grey entschlossen sey, die Maßregeln unverändert und in ihrer ganzen fruͤheren Kraft wieder einzuführen. Lord Grey hat seitdem dies gethan, und Herr O'Connell verlangt nun von Herrn Littleton, und nicht ohne Grund, wie wir glauben, daß er sein Amt niederlege, da r, der amtliche Chef der Irlaäͤndischen Regierung, nicht im Stande sey, seine im Namen der Regierung freiwillig eingegan— gene Verpflichtung zu erfüllen. Herr Littleton soll, wie gesagt, auf die Aufforderung des gelehrten Herrn durch Eingabe seiner Entlassung geantwortet haben, und man schien gestern nur dar— über zweifelhaft zu seyn, ob sie angenommen worden sey oder nicht. Am 30. v. M. fand in Exeter Hall die angekündigte Versamm— lung, zur Berathung uͤber die Anlegung einer neuen Kolonie in Auftralien, statt. Sie war sehr zahlreich und man bemerkte mehrere Parlaments-Mitglieder und angesehene Kaufleute der Eith, so wie eine große Anzahl sehr elegant gekleideter Damen, ie großen Antheil an dem Gegenstande zu nehmen schienen. Der Praäͤsident der Versammlung, Herr Wolvich Whitemore, eröffnete die Verhandlungen mit einer Rede, worin er unter anderm sagte, daß die erste Frage sey, ob fuͤr England eine Noth⸗ wendigkeit vorhanden, ein ausgedehnteres Kolonial⸗System als bas jetzige anzunehmen. Es sey hinreichend aus der Geschichte bekannt, daß alle Staaten, auf einer gewissen Stufe, es fuͤr noͤthig gefunden haͤtten, sich durch Gruͤndung von Kolonieen eine Er⸗ eichterung zu verschaffen. „Fuͤr England,“ sagte der Redner, „ist die se Thatsache erwiesen durch das Daseyn von Amerika und wuͤrde noch ferner bestätigt durch einen beständigen Strom von Aus— wanderern, der täglich unsere Kuͤsten verläßt, und sich nach Parlaments⸗Berichten jahrlich auf 50, 00 Seelen beläuft, und in einem Jahre sogar bis auf 100,000 stieg. Ich nehme daher an, daß wirklich die Nothwendigkeit einer Ausdehnung des Fölonial⸗ Systems vorhanden ist. Es scheint mir zedoch, daß unser bisheriges Kolonial- System einen großen Man⸗ gel habe, indem durchaus fuͤr die verschiedenen Klassen ber Gesellschaft nicht gehörig gesorgt ist. Kapitalisten wan— bern aus, ohne sich mit Arbeitern zu versehen, die erst ihre Kapitalien einträglich machen koͤnnen; waͤhrend auf der andern Selte die Arbeiter auswandern, ohne sich auf irgend eine Weise mit Kapitalisten zu vereinigen, indem sie sich ganz auf die Ar⸗ beit verlassen; aber sie richten, aus Mangel eines Systems, ih— ren Weg nicht immer nach den passenden Orten. Es fragt sich nun, ist diesem Uebel nicht abzuhelfen? und wie kann dies ge— schehen? Ich schlage zu diesem Zwecke vor, alles wuͤste Land zu einem maͤßigen Preise zu verkaufen und das daraus geloͤste Geld auf die Auswanderung der ärmeren Klasse, die gern sich zu Arbeitern verdingen wird, zu verwenden. Durch die Ausfuhrung dieses Plans wuͤrden die Mangel der Colonisation gehoben und Per— enen aus allen Klassen der Gesellschaft an einen Ort verpflanzt werden, wo sich ihnen ein weites Feld fuͤr ihre Thätigkeit eroͤff— net. Kommt der Plan des Ausschusses zur Ausfuhrung, so wird Australien, statt einer oͤden Wildniß, seinen Rang einnehmen unter den Nationen der Welt und rivalsirt vielleicht einst an Glanz und Masjestaͤt mit dem mächtigen Reiche, aus dem seine Kinder entsprossen sind.“ (Großer Beifall. Der Redner be— merkte noch, daß dieser Vorschlag durchaus nicht als ein Gegen— and der Speculation zu betrachten sey, man erwarte und wuͤnsche davon keine pecuniairen Vortheile. — Nachdem einige Redner mehr im Allgemeinen das Wort genommen, trug Hr. Hutt auf die Resolution an, daß es zum Gedeihen einer neuen Kolonie nothwendig sey, alles wuͤste Land, ohne Ausnahme, fuͤr Gemein⸗ Gut zu erklären und den Einzelnen, nach einem unparteiischen und gleichmäßigen Systeme gegen Bezahlung zu uͤherlassen. Der Eapitain Gowan unterstuͤtzte diese Resolution und bemerkte, der Plan scheine dem vormaligen Kolon ial⸗Secretair so außer⸗ ordentlich, daß er erklart habe, Niemand mit gesundem Verstande koͤnne so etwas unternehmen, ohne einigen Privat⸗ SHewinn dabei zu beabsichtigen. (Nein, und einige Verwirrung.) Der Redner sprach sehr vortheilhaft über das gesunde Klima von Australien. Viele seiner Soldaten in Indien seyen dorthin gegan— en, um ihre Gesundheit wiederherzustellen, und sie hatten es sammit⸗ lich vorgezogen, da zu bleiben. Herr P. Scrope bemerkte, daß s wuͤnschenswerih sey, das aus dem Land-Verkaufe geloͤste Geld auf die freie Ueberfahrt junger Leute beiderlei Geschlechts aus der arbeitenden Klasse, die auswandern wollten, zu verwenden. err Wilks unterstuͤtzte diese Resolution und sagte, er freue sich, u sehen, daß man auf die haͤusliche Bequemlichkeit der Koloni— en Ruͤcksicht genommen habe. Es gebe keine Zufriedenheit, wo sich nicht die häuslichen Freuden fanden, keine Gluͤckseligkeit, wo das Weib fehle, keine Beweggründe zum Fleiße und zur Maͤßigkeic, o man den Antrieb der ehelichen und aͤlterlichen Zaͤrtlich keit vermisse. Hr. Hansen war der Meinung, daß von den Gegenden der Erde, Relche zu den Britischen Besitzungen gehören und noch ohne Ei⸗ enthümer sind, die Suͤdkuͤste von Australien die geeignetste Stelle ur Gruͤndung einer neuen Kolonie nach den Grundsätzen der geantragten Resolutionen sen. Der Ort, wo diese Kolonie zu ründen sey, unterscheide ich von jeder anderen Gegend Austra⸗ ens durch die leichte Verbindung mit dem Innern, selbst vor der Anlegung von Straßen. Ein vom Capitain Sturt entdeckter Fluß ergieße sich nach einem Laufe von zusend Englischen Meilen im Gebiete dieser Kolonie ins Meer. eildem er diesen Theil von Australien besucht habe, sey ein Fuer Fluß in der Naͤhe der Encounter-Bai entdeckt worden, and Capitain Sturt gebe eine sehr guͤnstige Schilderung von dem Lande zwischen der Muͤndung dieses Flusses und dem St.
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Vincents-Golf. Das Land werde auf der einen Seite von
Bergketten, auf der andern von Seen begraͤnzt. Der Boden wurde vom Alluvium der Seen und dem Schutte der Berge gebildet. Ein solcher Boden vergelte vollig die auf seine Kulti— virung verwendete Muͤhe. — Die Resolutionen wurden einstim— mig angenommen. Gold- und Silber⸗Ausfuhr vom 13ten bis 19ten v. M. aus London: 4672 Unzen Goldmuͤnzen und 7660 Unzen Silbermuͤn— zen nach Hamburg, 252 Unzen Goldmuͤnzen nach Madeira, 04 Unzen Silverniünzen nach dem Britischen Westindien und 3159 Unzen Silbermünzen nach Canton. Zeitungen aus Barbadoes berichten, daß der Gouver— neur dem Hause der Repraäsentanten eine Bill vorgelegt habe, um das Recht der Eigenthuͤmer, ihre Sklaven zu bestrafen, auf die Gerichtspersuwnen der Staͤdte zu uͤbertragen. Sie wurde seboch nicht angenommen, weil sie nicht anwendbar sey, so lange die Gerichtspersonen kein sestes Gehalt bezogen, sondern auf die
Gebuͤhren angewiesen seyen. Dies koͤnne jeboch, so wuͤnschens— werth es auch sey, in dieser Session nicht mehr abgemacht; werden. ö. Getraide⸗Durchschnittspeeise in vergangener Woche. Woͤchentl. Sechswoͤchentl. oll. . 9 Sh. 6 w. 1 G tb d, n h, 8 . d ö J . Nen 37 * 9 * 36 5 15 6 6 5 Bohnen. . 37 9 8 w 66 Gen i 5 — é 9
NM eder l ande. Aus dem Haag, 7. Juli. Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz
Friedrich, so wie der Herzog Bernhard von Sachsfen⸗ Weimar
und der Britische Geschäftstraͤger am hiesigen Hofe sind heute
nach Rotterdam abgereist, um hier die Ankunft Ihrer Maje⸗
staäͤt der Koͤnigin von Großbritanien zu erwarten.
Es ist jetzt der Bericht der Provinzialstaͤnde von Suͤd⸗ und Nord-Holland im Druck erschienen, und es geht daraus hervor, daß der Zustand dieser Provinz fortwährend bluͤhender wird. Der unter den Einwohnern herrschende Geist wird als vorzug— lich gut geruhmt. Kuͤnste und Wissenschaften machen Fortschritte; beson ders ist man mit den Leitungen der musikalischen Schulen
empfohlen wird.
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Bruͤssel, 7. Juli. Herr Descaine, ein Belgier, hat so eben zu Paris das ihm von dem Könige der Franzosen aufge— tragene Bilbniß der Koͤnigin der Belgier vollendet. Es ist in gan— zer Figur, von mehr als natuͤrlicher Groͤße und von der gluͤck⸗ lichsten Wirkung. Die Königin traͤgt auf dem linken Arm den jungen Prinzen, welcher bie linke Hand nach einem Vluͤrhen— zweige, der von einer antiken Vase herabhaͤngt, ausstreckt, waͤh⸗ rend die Rechte auf der Schulter seiner Mutter ruht. Obgleich der Maler fast ohne Modell malte, so ist die Aehnlichkeit der Königin doch vollkommen.
Die Bierbrauer von Lowen wollen der Repräͤsentanten-Kam— mer eine Bittschrist vorlegen, worin sie um Herabsetzung der Biersteuer von 1 Fr. auf 70 Cents fuͤr das Hektoliter nach su⸗ chen. Sie fuͤhren an, die Bierbrauerei sey ein Gewerbe, das nur die Produkte des Bodens verarbeite, und das Bier gehöͤͤre zu den nothwendigen Lebens-Beduͤrfnissen, nichtsdestoweniger
seyen der Thee, der Kaffee und Taback, obgleich der Gesundheit
nachtheilig, weit geringer besteuert, und sie hitten daher, die ih— rem Gewerbe zu erlassende Summe auf die fremden Produkte
zu uͤbertragen.
Die Staͤnde von Limburg haben so eben uͤber die Bittschrift
des Herrn Cudell, Friedensrichters zu Hasselt, entschieden, das
derjenige, welcher Abgaben in der Stadt Mastricht entrichtet, doch Waͤhler in Belgien seyn koͤnne .
Man schreibt aus Namur: „Ein Sohn der Wittmwe DBul—
tat aus Castillon ward von einer bedeutenden Schwaͤche befallen,
und die Verwandten behaupteten, er sey behext. Am 2bsten
lt, nach dem Hause des
8
Juni kam eine. Betilerin, 6 Jahr a use de jungen Mannes, und diese sollte ihn in seinen jetzigen Zustand
versetzt haben. Da sie sich damit einverstanden erklärte und zu—
gleich ihn zu heilen ver prach, so wurde sie im Hause behalten; sedoch am anderen Tage, als sie ihr Versprechen nicht zu erfuͤl— len vermochte, nachdeim sie stark gemißhandelt worden, wieder fortgejagt. Die vermeintliche Hexe ist wahnsinnig, und die Ver⸗ wandten des jungen Bultat sind auf dem besten Wege, es eben— falls zu werden.“
Sch weden und Norwegen.
Stockholm, 4. Juli. Folgendes ist die (kuͤrzlich erwahnte) Anzeige, welche der Freiherr Anckarswärd mehreren hiesigen Zei— tungen, in Bezug auf die ihm von Sr. Maj. bewilligte Au— dienz, unterm 27. v. M. zugesandt hat:
„Da mir von verschiedenen Mitgliedern der vier, jetzt am Reichstage versammelten Reichs-Stände angesonnen worden, bei Sr. Maj. um Vorlassung der Deputation zu ersuchen, welche im Auftrage der ubrigen Buͤrger die unterthänigen Bittschriften
in Betreff einer gewüunschten Nepraͤsentations-Aenderung zu über. geben wuͤnschte, so suchte und erhielt ich sogleich fuͤr mich selhst Zutritt bei Sr. Maj., wobei ich meiner Kommittenten unter th aͤ⸗
J.
nigstes Verlangen gehorsamst vorstellte. Se. Maj. geruhten mit gewohnter Guͤte, meiner unterthänigsten Vorstellung Gehoͤr zu ge ben; fuͤhlten sichaber durch Ihrelleherzeugung von dem, was die constitution⸗
nellen Formen fordern, gehindert, die unterthänigsten Petitionen auf die sem Wege entgegenzunehmen; und da die bezweckte Depu—
tation solchemnach ihr Ziel verfehlt haben wurde, so wurde die verlangte Vorlassung nicht bewilligt, und gnaäͤdigst zu erkennen gegeben, daß Se. Majestaͤt ubrigens mit gnadigem Wohlwollen seden empfangen wurden, der einzeln, auch in dieser Hinsicht, seine Denkweise vor Sr. Mej. zu äußern wunschte; und erach— teten Se. Maj, daß die in Rede stehenden Petitionen, überein- stimmend mit den im Grund-Gesetze vorgeschriebenen Formen, dem Constitutions-Ausschusse, oder dem Staats Sceeretair fuͤr das Innere zur Vortragung im Staats⸗Nathe einzureichen sehen. Hierdurch veranlaßt, habe ich an die Kammer-Expedition die 33 mir anvertrauten Petitionen aus den Staͤdten Gothenburg, Karlshamn, Kalmar, Westerwik, Christianstad, Halmstad, Lid⸗ koͤging, Mariestad, Wennersborg, Alingsos, Warberg, Sträng— nas, Boros, Sköfde, Nora, Fahlköping, Westeros und Köping, und aus den Provinzen West-Gothland, dem nördlichen Theile Westmannlands, Wermland und dem kleineren Theile Ost Goth⸗ lands und Suͤdermannland uͤbergeben und ist mir aus der Kam— mer-Expedition ein Empfangschein nachstehenden Inhalts ertheilt worden:
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—— — —
„„Daß der Oberst und Ritter des Koͤnigl. Schwerdt-Or— dens, Herr Freiherr Karl Hindrie Anckarswaͤrd, heute Sr. Kz— nigl. Maj. durch Ihre Kammer-Expedition 33 Stuck verschie, dene unterthäͤnige Gesuche, daß Se. Maj. geruhen moͤchten, in der durch das Grundaesetz gebotenen Ordnung dem Schwedischen Volke eine zweckmäßige und mit den gesellschaftlichen Verhalt— nissen der gegenwartigen Zeit uͤbereinstimmende Repraͤsentation zu bereiten, eingereicht hat und daß diese Gesuche, gemäß dem mir von dem Herrn Staats-Secretair fuͤr die Kammer-Angele genheiten gegebenen Befehl, der Hof⸗Kanzler-Expedition uͤbergeben worden, wird hiermit auf Verlangen bezeugt. Stockholm, den 26sten Juni 1834.
Ex officio, J. B. Berndes, Registrator.““
„Ich habe mich verpflichtet gehalten, den Bittstellern Re— chenschast von der gegenwaͤrtigen Lage der großen Angelegenheit zu geben, und empfinde uͤbrigens eben so lebhaft, wie jeder ven ihnen, das Niederschlagende in der Vorstellung, daß man in die— ser, für Schwedens Gedeihen und Gluͤck so einstußreichen Sache, wahrscheinlich von der Mitwirkung der Stände des Reiche nichts Anderes zu erwarten hat, als was die bekanntgemachien Berathungen im Constitutions-Ausschusse zu hoffen berechtigen.“
* .
Kopenhagen, 6. Juli. Aus Odensee wird Folgendes gemeldet: „Im Kirchspiel Norup, an der Nordseite von Fyen, hat man neulich einen Riesenhuͤgel aufgegraben, worin man ein Riesenzimmer (Jettestue) oder eine Grabkammer gefunden, de— ren Boden und Seitenwaͤnde aus schweren gehauenen Feldstei— nen bestanden, und die so geräumig war, daß vier Personen aufrecht darin sitzen konnten. Der einzige Aschenki ug, der darin war, bestand aus Thon, und er fiel zusammen, als er an die Luft kam. Als etwas Ungewoͤhnliches bemerkte man dabei, daß er rechts vom Eingange und also nicht gegen Osten, sondern ge— gen Süden stand. In der Naͤhe jenes Grabhuͤgels befinden sich noch mehrere, die wahrscheinlich gleichen Alters mit ihm sind
und die man nächstens ebenfalls untersuchen wird.“ . . Hannover, 7. Juli. (Hannov. Ztg.) Der wichtigste Gegenstand, mit welchem sich die Staͤnde-Versammlung in die— sen Tagen beschaͤftigte, war das Budget der Ausgaben fuͤr das Rechnungsjahr vom 1. Juli 1834 bis dahin 1635. An und fuͤr sich schon ist die Prüfung und Bewilligung der Ausgaben und Einnahmen das wesentlichste Recht der Staͤnde; allein hier wurde wegen der Vereinigung der Kassen zum ersten Mal das Budget des ganzen Staats-Haushaltes vorgelegt, wahrend fruͤherhin die Verwendung der Gelder aus der General- Kasse den Staͤnden nicht mitgetheilt wurde. — Die Gesammt-Aus— gabe des Königreichs betraͤzt nach diesem Budget 6,061,910 Rehlr Courant, nämlich 1) fuͤr das Kabinets-Ministertum 146,223 Rthlr.; 2) fuͤr die Deutsche Kanzlei in London 14,343 Rthlr.; 3) fuͤr die Land Drosteien 110,529 Rthlr.; 4) fuͤr die Aemter 529,476 Rthlr.; 5) fur die allgemeinen Stände und fuͤr die Provinzialstaͤnde 77, 235 Rihlr.; 6) fuͤr das Ministerium der aus— waͤrtigen Angelegenheiten 72,771 Rthlr; 7) fuͤr das Kriegs-Mi
nisterium 1,952,136 Rthlr.; 8) fuͤr das Justiz-Ministerium 211,729 Rthlr.; 9) fuͤr das Ministerium der geistlichen und Un— terrichts⸗-Angelegenheiten 97, 975 Rihlr.; 10) fuͤr das Ministerium des Innern 895,054 Rthlr.; 11) fuͤr das Ministerium des Han⸗ dels 38,0987 Rthlr.; 12) fuͤr das Finanz-Ministerium 197, 153 Rthlr.; 13) fuͤr den Passiv-Etat 1,350,963 Rihlr.; 14) für den Pensions-Etat 118,z68 Rthlr.; 15) kuͤnftig wegfallende Ausga— ben 219,943 Rthir. Diese Summen sind jedoch bis jetzt nur provisorisch, indem alle in den Haupt-Ausgabezweigen begriffene Gehalte und Pensionen gesetzlich mit den Ständen darch Regulative festgesetzt werden, wie dies mit dem Militair⸗ Etat bereits geschehen ist, und, diese Regulative dann
. Tor 155899 519 MG io r o soslon 8 * Niob der ständischen Verwilligung zur Norm dienen sollen. In die Budget sind nur die Kosten fuͤr die Hauptzweige der einze ne 2 opS on vrRCGPOftB6οOr 1 oi wer iol! Y 5 va isitrt . Ministerien angegeben, aber eine spezielle Nachweisung je
Grundgesetz im §. 141 vor. „Die Anschläge fuͤr die einzelnen
Haupt Dienstzweige, heißt es dort, werden dergestalt als eir
Ganzes betrachtet, daß die Verwendung und Vertheilung der für jeben Haupt-Dienstzweig im Ganzen bewilligten Summe
virrümmitn 3 tre Fon der Ministerj vy ö ber Bestimmung des betreffenden Ministerlal Departements uͤber
ö 8 . c. ; . . 6 ö M onrmowdt'er ,, ö, , 1a n wirt D, 11 10 f⸗ rn die Verwend ung nur 1411 diesen Söaupt
8.
14. enstziweig und hne Uebel 161 reitung Des ganzen Rrledbits der mit
x ; ,,,, kö G, den Standen vereinbarten Regulative stattfindet.“ Diese Ein
* 1
richtung hat viel Zweckmäßiges. Die Ausfaͤlte bei einzelnen Po⸗ sten koͤnnen dann durch Ersparung bei anderen sofort ohne alle Stoͤrung des Dienstes gedeckt werden, ohne daß man die naͤchst?. Versammlung der Stände erst abwarten muͤßte. Auch wird bei der speziellen Verwilligung jede einzelne Ausgabe, der Sicherheit wegen, bei der Veranschlagung leicht etwas erhoht berechnet und
das Budget dadurch gesteigert. Zuletzt ist bei specieller Bewill.
gung, wenn nur einmal bewilligt ist, fuͤr eine weitere Ersparung
gar kein Reiz vorhanden, und alle freie Selbstthatigkeit unter druͤckt. Ein Haupteinwand gegen diese vom Grund-Gesetz vorge schrtiebene Einrichtung koͤnnte nur seyn, daß dacurch den Mini
stern zu viele Willkuͤr in der Anordnung gelassen wuͤrde. Allein diese Willkuͤr ist nicht nur innerhalb fester Gränzen beschraͤnkt, sondern außerdem muͤssen die Rechnungen der General Kasse und aller dazu gehörenden Neben⸗Kassen den Ständen später zur Ein⸗ sicht vorgelegt werden, so daß die Art der Verwendung der Sum
men im Einzelnen ihnen dennoch bekannt wird. Es fragt sich dabei nur, wie weit die Vorlegung der Spezialität in der Ver,
anschlagung der einzelnen Haupt-Dienstzweige gehen solle. Dies
—
ist offenbar eine Frage uͤber ein Mehr oder Weniger, und daher lafsen bestimmte Grundsaͤtze sich nicht aufstellen; allein es scheint
doch, daß diese Spezialität durch die natuͤrliche Verschiedenhei
Doch . — 263
der Gzegenstände am zweckmaͤßigsten bestimmt werde. — Was die
Summen des Budgets betrifft, so theilt unser Koͤnigreich mit der
ubrigen Staaten des neuern Europa's das Schicksal, daß die Kosten für den Passiv-⸗Etat und fuͤr das Militair bei weitem die uͤberwie— . gen?sten sind. Die Koslen des Militair-Etats sind in voriger Sitzung mit den Standen berathen und festgesetzt worden. Der Passiv— Etat besteht 1) aus den Zinsen der Schulden der bisherigen General: Kafse 193,718 Rthlr; 2) aus Zinsen der Schulden aus der bisherigen Steuer-Kasse 819, 132 Rihlr.; 3) aus Ren, ten auf die General-Kasse 13, 8h Rthlr.; 4) aus Renten auf bie Steuer-Kasse 3752 Rthlr.; 5) aus jährlicher Dotirung des Tilgungs-Fonds fuͤr die älteren und neueren Landes-⸗Schulden 320,555 Rihlr. — Das Budget der Ausgabe fuͤr 18 wurde ohne wesentliche Aenderung von den Standen genehmigt, indem sie dasselbe für jetzt noch mehr als ein provisorisches betrachteten,
da die Regulative noch nicht festgesetzt waren.
Kassel, 7. Juli. In der Sitzung der zweiten Kammer der Stände vom 27sten v. M. fuͤhrte die Tagesordnung zur
Diskussion des von Herrn Wippermann uͤber die Kosten der Provinzial Regierungen erstatteten Berichts. war der Vorschlag enthalten, die Provinzial-Regierungen und die Kreis-Aemter aufzuheben und staͤlt deren den ganzen Staat in echt Bezirke nach der durch die Verfassungs-Urkunde §. 63 angegebenen Abaraͤnzung einzutheilen, und einem jeden solchen Bezirke einen Bezirks-Direktor vorzusetzen, dem zur Aushulse und Unterstuͤtzung ein Assessor zur Seite staͤnde und dem außer— dem noch ein Secretair und ein Repositar oder Probator unter— Als Gehuüͤlfen des Bezirks-Direktors sollen so viele Verwaltungs-Beamte instituirt werden, als sich in dessen Bezirke Justiz⸗-Aemter befaͤnden, in deren Sprengel jedesmal ein solcher eamter wohnhaft seyn und dessen Ernennung, wenigstens in der Folge, aus den daselbst angesessenen Personen erfolgen sollte. Die Kosten dieser Einrichtung waren im Ganzen auf 59,896 Rihlr. veranschlagt; die Staats-Negierung aber, der das Projekt mitgetheilt worden war, hatte in ihrer Antwort wendigkeit ober Zweckmäßigkeit einer richtung der Verwaltungs- Behörden anerkannt, auch er man schon seit längerer Zeit Arbeiten zu diesem Zweck eingelei— et habe, jedoch bemerklich gemacht, daß so leichten Kaufs von richt abzukommen sey, und daß man erst dann ent— schieden Hand an's Werk legen koͤnne, wenn die landstaͤndischen Arbeiten Raum und Muste an etwas Anderes, namentlich an die Verwaltung, ernsthaft zu den— ken. Der Ausschuß hatte deshalb bean die laufende Finanz-Periode noch auf die einstweilige Fortdauer der Provinzial-Regierungen und Kreis-Aemter zu gruͤnden. — Schwarzenberg aber nahm das oben mitgetheilte Projekt als Vorschlag auf, und wollte der Staats-Regierung fuͤr die Verwaltungs-Behoͤrden nur die Summe verwilligt ben, die noͤthig sey, wenn die projektirte Einrichtung der Be—
zirksraͤthe ins Leben trete, und die er etwas hoͤher als der Aus, schußbericht berechnete. — Herr Geheimerath Hassenpflug
Frage uͤber die kuͤnftige Einrichtung der Verwal—
tungs-Behoͤrden sey durchaus verschieden von der Budget-Frage, und muͤsse deshalb auch getrennt von dieser behandelt werden.
Es koͤnne der Staͤnde-Versammlung das Recht nicht zustehen, die Re—
gierung durch die Verweigerung der fuͤr die gesetzlich be hoͤrden erforderlichen Verwilligungssumme zu einer Veränderung in der Verwaltung indirekt zu zwingen; denn dieses wuͤrde ein Eingriff in die Rechte der Regierung seyn, üustehe; vielmehr koͤnne der, durch Uebereinkunft der Staats,
Regierung und der früheren Staͤndeversammlung einmal festge
setzie Normal- Etat einseitig weder von der Staͤnde-⸗Versammlung, noch von der Staats-Regierung, sondern eben so wie ein auf verfassungsmäßige Weise zu Stande gekommer Uebereinkunft beider, der Staats-Regierung und der Staͤnde— Versammlung, abgeändert und aufgehoben werden. Staats ⸗Regierung
In dem Bericht
geordnet wurden.
ar die Noth⸗ Veranderung in der Ein—
der Sache und Gesetzgebungs⸗ gestatteten, auch
agt, die Verwilligung fuͤr
seinen eigenen
stehenden Be—
der die Verwaltung allein
Gesetz nur durch
1 Auf diesem Grund satz
widerstreitender Wippermann zungsrecht der Stände durchaus unbeschraͤnkt und dieselben da— bei nur an ihre Ueberzeugung gebun glaubte, daß nach dem Grundsatz: qui jure suo utitur, neminem.
der auch in dem neulich hier verlesenen Ober-Appella— Herichts-Erkenntniß, anerkannt sey, die Staͤnde in der Ausübung ihres Verwilligungs— rechts durchaus an keine andere Ruͤcksicht, als an ihre Ueber— zeugung gebunden seyn konnt n der Collegialitaͤt der Provinzial-⸗Regierungen einen Schutz ge— gen Willkuͤr und koͤnne daher nicht fuͤr deren gaͤnzliche Aufhe— bung stimmen; glaube aber, daß der Geschäfts-Umfang gest die Regierungen zu Marburg und Fulda aufzuheben, was er hiermit be, antragen wolle. — Hr. v. Baum bac zen fuͤr einmal gesetzlich bestehende Behörden erfolgen muͤßten; die Srände⸗Versammlung sey nicht befugt, solche Behoͤrden durch Verwei⸗ and Erforderlichen umzustuͤrzen; sie könne Herr Wippermann hielt
Hr. Manns
betreffend,
Uebrigens er gerade
h lil. glaubte, Verwilligun—
gerung des zu ihren nur Exsparungen eintreten lassen. die Pro vin ial Regierungen nicht fuͤr gesetzlich bestehende Behör⸗ ich das Organisations-Edikt von 1821 schaffen, das nur eine Verordnung, nicht ein Gesetz sey. — Herr Henkel machte darauf aufmerksam, daß es sich hier um einen schluͤpfrigen Punkt, namlich um die Frage handle, ob die Stande⸗Versammlung durch ihr Verwilligungs-Recht die Staats— u einer neuen Organisation der Verwaltung zwin— „ob die Staäͤnde nicht vielmehr verpflichtet seyen, enden Behoͤrden zu v und bezuͤgliche
den; dent sie
Regierung
llen der Ver⸗ Er wolle sich hier uͤber die Frage selbst nicht aussprechen und stimme vielmehr fuͤr den Antrag des — Der Praͤsident stellte hierauf die Frage: Soll! die Staats-Regierung ersucht werden, bei der Vorlegung des näͤchsten Etats auf eine Veranderung der Verwaltungs-Behoͤrden bejaht und somit die An—
Ansichten warden durch Gruͤnde
fassungs „Urkunde unterstuͤtzt.
Ausschusses.
Bedacht zu nehmen? Dieses wurd traͤge der Herren Schwarzenberg und Manns verworfe gen der Ausschuß-⸗Antrag angenommen.
Nach heute eingegangenen Lootsen— Nachrichten ist das Schiff „Betsey“, welches die Spanischen Portugal nach Deutsch
Hamburg, 10. Juli.
Fluͤchtlinge a d bringt, in Kuxhafen
angekommen.
Darmstadt, 4. Juli. Nach einem Gesetz-Entwurf, wel— chen der Großherzogl. Ministerialrath
ihrer heutigen
— —
Sitzung vorlegte, soll das Gesetz März 1824, die Erhebung des Chaussee-Geldes be— treffend, kaͤnftighin, und zwar vom isten Januar 1835 an, auch auf saͤmmtliche Provinzialstraßen d
Kammer i
s Großherzogthums ausge— Die Regierung wurde alsdann die Unterhaltung auch dieser Gattung von Straßen uͤbernehmen und dadurch den ; eine fuͤhlbare Erleichterung verschaffen. — einen andern Vortrag unterrichtete der Herr Regierungs-Com— missair die Kammer uͤber den Stand der damaligen Provinzial— die theils sehr weit vorgeruͤckt, theils ganz
dehnt werden.
Gemeinden
straßen⸗Bauten, vollen det sind. . 6 m
Der Morning-Herald enthalt folgende Korrespendenz— Nachrichten über Persien aus Konstantinopel: ist ein Tartar hier eingetroffen, der Briefe aus Tabris bis zum 23. April mitbringt, die neuere Nachrichten aus Teheran Der Schach mar so vollkommen wiederhergestellt, daß al in der Woche seinen Die Frage über die Persische Thron— Buͤrgerkrieg des Schachs aut erklart, sie wuͤrden es sich nicht gefallen lassen, daß man se uͤberginge und ihren Neffen, Mohammed Mirza, auf den In dem Augenblick, wo der ehrwuͤrdige Schach
„Aus Persien
er wieder zwei bis drei ungen nachgehen konnte. schwerlich
denn die
agdbelusti⸗
entschieden zahlreichen
— —
Thron erhoͤbe.
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aus dieser irdischen Welt in die Ewigkeit wandert, wo nicht noch eher, wird die eine Halfte von Persien gegen die andere im Kampf entbrennen. Wenn England die Persische Macht unter seiner Vormundschaft befestigt, so kann es dem Unheil vorbeugen. Ich wiederhole es, Großbri— tanien muß sein Augenmerk unverzuͤglich auf den Osten richten, oder seine theuersten Interessen werden bald fuͤr immer verloren seyn. Das kleine Britische Militair-Detaschement aus Indien befand sich noch immer zu Teheran, und es war ganz unent— schieden, was endlich aus demselben werden sollte. Schabe wäre es, wenn der Moment ungenutzt voruüͤberginge, denn die Perser sind ein gelehriges Volk, und es könnte sehr bald eine schsne Armee disciplinirt seyn.“
(* . k Berlin, 12. Juli. Das heutige Militair-Woch en blatt publizirt das nachstehende Allerhöchste Reskript an das Kriegs⸗Ministerium: „Ich habe vor 25 Jahren den beiden Re⸗ gimentern, welche aus den Bataillonen sormirt worden sind, die an der denkwuͤrdigen Vertheidigung von Colberg im Jahre 1897
. 46 6. . 1 9 . , ü Theil genommen haben, in Anerkennung ihres dabei bewiesenen
standhaften Heldenmuthes, eine Fahne mit der Inschrift: „Col—
und mit ihnen die Inschrift zerstoͤrt. Da Ich aber diese wohl— erworbene Auszeichnung den Bataillonen gern dauernd erhalten sehen moͤchte, und das feste Vertrauen hege, daß sie, so wie in den spaͤtern glorreichen Feldzuͤgen, auch bei jeder neuen Veranlassung den vor den Feinden des Vaterlandes errungenen Ruhm der Tapferkeit und standhaften Treue behaupten werden: so habe Ich beschlossen, jenes Andenken zu erneuern, und ihnen zu dem Ende die von Meinen Toͤchtern und Schwiegertschtern und von Meiner Gemahlin, der Fuͤrstin von Liegnitz, und zwar fuͤr das 2te und Fuͤsilier-Bataillon des 2Tten Garde-Regiments zu Fuß (fruͤher 1stes Bataillon des Colbergschen und Füsilter-Bacaillon bes Leib- Infanterie, Regiments) von der Erbgroßherzogin von
Mecklenburg Schwerin und der Prinzessin Friedrich der Nieder⸗
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lande Koͤnigl. Hoheiten, fuͤr das 1ste Bataillon des Kaiser
Alexander Grenadier⸗Regiments (fruͤher Leib-Grenadier-Batail—
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fanterte⸗Regiment) von Meiner Schwiegertochter, der Prinzessin
Wilhelm Koͤnigl. Hoheit und von der Fuͤrstin von Liegnitz
Yten Infanterie⸗Regiments (genannt Colbergsches) von der Kron— prinzessin, der Prinzessin Karl und der Prinzessin Albrecht Koͤ—
Verleihung. Berlin, den 20. Mai 1834. (gez.) Friedrich Wilhelm.“ Beg n⸗ ) . 2 * 1116.
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Arzt Linderer für die Uebersendung eines Exemplars seiner un— längst erschienenen Schrift: „Die Lehre von den gesammten Zahn-Operationen“, die kleine goldene Medaille zustellen zu lassen geruhet. j
— Aus Koblenz schreibt man unterm 7Jten d. M.: Ihre Durchlaucht die Herzogin von Nassau ist heute, von Koͤl koin— mend, hier angelangt, und wird morgen die Reise nach Bibe— rich fortsetzen. Ihre Majestaͤt die Königin von Bayern wird am 12ten d. M. auf Ihrer Reise nach Scheveningen hier er— wartet. — Ihre Excellenzen der General der Kavallerie und kom—
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mandirende General des Sten Armee-Corps von Borstell, und don 1383 5 jon 291 en . d . 1 2 . der General-Lieutenant Aster, Kommandant von Koblenz und!
Ehrenbreitstein, sind heute mit dem Dampfooote von hier nach Koͤln abgereist. — Die Achener Zeitung vom Tten d. enthalt das Pro
gramm zu den am 4. und 6. August auf der Brander Haide bei Achen abzuhaltenden Pferde Rennen. Es werden uberhaupt drei
Rennen um die Preise von 50, E90 und 2 Fr. d'or statifinden v o8 ea . ö * * . . . ‚. 4
des Reg. Bez. Achen itt eigenen Landpferden zi gehen. Die Preise bestehen bei viesen beiden Rennen in einem sistbernen Po— kale und einem vollstandigen Reitzeuge; Jeder Koakurrent legt
n,. 5 d , 3 ö ö j e , überdies einen Thaler ein und die hierdurch aufkommende Summe wird dem zweiten Sieger zuerkannt. Auch bei den drei ersten . ie on kenn d oy 5 Fi . 2 4
Rennen hat jeder Theilnehmer ein Eintrittsgeld
von re Fr. d'or, 5 Fr. d'or und 5 Fr. d'or) zu entrichten, das dem ten Sieger zufallen soll.
— In den Haͤfen des Regierungs-Bezirks Köslin langten im vorigen Monate, die Bootsfahrten zu Stolpmünde ungerech— net, 360 Schiffe und 40 Boͤte an, und 25 Schiffe und 21 Bote verließen dieselben. Die Rhede bei Leba besachten 4 Schiffe. Die Haupt-Einfuhr-Artikel vom Auslande bestanden in Häring, Thran, Steinkohlen, Brucheisen und Kolonial⸗Waaren. Nach
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Nor Ys 3 — * * * fer Ge s ĩ ** ö em Auslande wurden 185 Klafter Brennholz, Leinwand, 3236 C ò-kRSCEo ö . e , . X 6 Scheffel Reggen ꝛc. verschifft. , e m mee, Königliche Oper. Weigl's „Schweizer-Familie“, welche am 9ten d. M. auf
dem Koͤnigl. ODpern⸗-Theunter gegeben ward, hatte sich einst des groͤß— ten und allgemeinsten Beifalls zu erfreuen, wahrend jetzt so Man⸗
cher behauptet: Text und Müsik stamme aus einer schwaͤchlichen, senti⸗
Allecdings gient es eine kraͤnkliche Sentimentalität, welche man bis⸗
weilen irrig fuͤr eine erhöhte und verklaͤrte Gesundheit gehalten —
hat; es giebt aber, so wie in der Sittlichkeit, so auch in der Kunst, einen Stand einfacher natuͤrlicher Unschuld, welcher erst dann ver⸗ kannt und verhoͤhnt wird, wenn die Augen lediglich durch eine Art von künstlerischem Suͤndenfall aufgegangen sind. Meisterhafte Idllen haben mähr Werth, als bombastische
goͤdien, und Thebkrit ist ein groͤßerer Dichter als Seneka. Der
„Werther“ bleibt (trotz der damit perwandten Ausartungen) eir immerdar zu bewunderndes Werk; und selbst der „Siegwart“ steh in der Geschichte der Dichtkunst auf gesunderen Fuͤßen, als etw „der todte Esel“ von Jules Janin. Gewiß waͤre es ein Zeichen der Ueberspannung und Ueberbildung, wenn Gestalten, wie „Em⸗— meline“ und „Pamina“, nicht mehr verstanden, sondern fade und unbedeutend gescholten wurden. Oemotselle Gruͤnbaum giebt die letztere Rolle voctrefflich, und strebt in der ersteren ihren großen Vorgangerinnen (Madame Milder und Madame Schechner-Waa— gen) auf loͤbliche Weise nach. Ueberhaupt hat ihre Stimme waͤh rend des letzten Jahres so sehr an Kraft gewonnen, daß in dieser Beziehung keine weitere Steigerung noͤthig erscheint. Um so mehr wird sie sich gewiß bemühen, auch fernerhin die fur starke Stimmen schwierigste Aufgabe zu 1d sen, das heißt, sie wird überall an dem milden Wohllaute fenhalten und alle Aostufungen bis zum Pianis⸗ simo hinab (ohne Umsetzen der Stimme) ausbilden. Denn „als der beste Freund“ darf man behaupten, es sey ein groͤßerer Triumph
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on. 607 *õ gsys io Ron ö. ü * ö 4 J berg 1807“ verliehen. Die Zeit hat indeß die Fahnenflagaen
lon) von der Kaiserin von Rußland Masestät, suͤr das 1ste und 2te Bacgillon des Sten Infanterie⸗Regiments (genannt Leib⸗In⸗
Durchlaucht, und fuͤr das lste und 2te (aus dem 2ten Bataillon des Colbergschen Regiments formirt) und Fuͤsilier⸗Bataillon des
nigl. Hoheiten uͤberreichten neuen Fahnenbaͤnder verliehen, Dem Kriegs-Ministerium ertheile ich hierdurch Nachricht von dieser!
2 2 * 5 d 8. ⸗ — Se. Majestaͤt der Koͤnig haben dem hier ansaässigen Zahn⸗
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aber dies soll nur dadurch geschehen, daß er das Höchste leistet wa die Rolle und der Charakter erfordert. Wollte ** hingegen Ther
nahme und Beifall erzwingen durch vorlautes Wesen, Schreich un Heraustreten aus dem kuͤnstlerischen Maße, so wäre er eben kein
ind . he Nennen für R 36 und den Veschluß soölten noch zivei einfache Mennen für Landleute
Künstler mehr, sondern ein Charlatan und an maßlicher Pfuscher
bindung. Manche Schauspielerinnen und Sänge
Buͤhne die eigentlich undankbaren Rollen sind, weil sie gar h bis in die Reaton der wahren Kunst und Poesie hineinreichen.
im welcher man ihn vo nicht selten den Reiz der Darstellung und den
— h ; . y. dͤfster gewechselt würden. So haben die Demossell mentalen Zeit her über welche man sich gluͤcklickerweise ehosben habe. . j 5 3 . So haben die X e motsel / h glück itcherwen . und Lenz sich verdienten Beifall als „Agathe“ und „o— nna⸗ ben, zugleich aber den Wunsch erweckt, sie ein ander mal als „
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und „Agathe“ zu hoͤren.
gewissen Stellen sich au dal gewiß ihren Grund großtentheils darin, daß sie hiedurch Bei— fall gewinnen wo len. Abgesehen davon, daß dieser Beifall fast im mer nur von Unkundigen ausgeht, wahrend die Verstandigen sich verletzt fühlen, beruht jenes Urtheil haaptsaͤchlich darauf daß leider tagtaglich wei sehr wichtige Grundsaͤtze oder Regeln ni bert e en * ; r t
Harmonie nur da, wo selbst der Schein von Gewa und erschoͤͤpfender Anstrengung vermieden wird.
sfuͤr eine Kuͤnstlerin, wenn sie diese Worte in der Schweijzer-Familie! ——
so weich unz klangvoll singt, daß den schweigenden Zuhzrern Thrä⸗— nen in die Klugen treten, ais wenn sie am Schlusse einer gewaltigen Bravour-Arie Haͤnde aller Art in Bewegung setzt. .
Es sey erlaubt, an dieser Stelle (ohne nähere Bezeichnung ein⸗ zelner Personen und Aufführungen) einige Bemerkungen in all ge— meinerer Form auszusprechen, wozu jeder Musikfreund aus seiner eigenen Erfahrung leicht Beispiele auffinden wird.
) Viele Saͤnger und Saͤngerinnen nehmen nicht eher eine Rolle zur Hand, als bis sie ihnen von der Sirection zugeschickt wird. Dies ist eine durchaus irrige Methode, denn sie macht die eigene Kunstbildung von gar vielen Zufaͤlllgkeiten abhängig, bringt sie auf einen sehr beschraͤnkten Kreis zurück, und ist ein trauriges Zeichen daß es an dem innern Eifer fehlt, welcher keines daßeren Anstoßes bedarf. Jeder Schauspieler und Sänger, welcher sich uͤber das Äl⸗ lergewohnlichste erheben will, muß auch von solchen Kunstwerken Kenntniß nehmen, welche durch die Mode des Tages, oder durch an⸗— dere unzulaͤngliche Gruͤnde von der Buͤhne verdrängt sind; er muß. weiter in die Kunstgeschichte zuruͤcksehen, als Leute, welche bloß zum Zeitvertreibe einmal die Oper besuchen. Ueberhaupt sollten junge Sanger und Saͤngerinnen schon im Voraus alle diejenigen Rollen Einüben, in welche sie kuͤnftig einzuruͤcken hoffen. Denn, nicht al⸗ lein wird jede Direction sich freuen, wenn sie auf diese Weise etwa entstehende Lücken rasch ausfuͤllen kann, sondern die Gunst des Publikums wendet sich auch mit Recht denen zu, welche, anstatt tausend Schwierigkeiten und Einwendungen zu erheben, die Hand bieten, um Wuͤnsche zu befriedigen und Hindernisse aus dem Wege zu raͤumen. Hiezu kommt, daß nur derjenige im Stande ist einem ausgezeichneten Känstler in seinen Leistungzen genau zu folgen und von ihm zu lernen, welcher selbst die Rolle durch eige⸗ nes Studium bereits kennt, also im Stande ist jeden Vorzug, jede Abweichung, jede Schwierigkeit, jeden Mangel herauszuhbren. 2) Noch immer wird die Aussprache vön vielen Saͤngern und Sängerinnen zu sehr vernachlaͤssigt, ein Fehler, der in dem Maße 9g dßer und unerträglicher erscheint, als man wahrhaft dramatische Dpern auffuͤhrt. Zum Theil entsteht derselbe ohne Zweifel daher, daß man Vokale und Konsonanten nicht angemessen behandelt. Es ist namlich keinesweges hinlaͤnglich, zu wissen daß jene toͤnen und diese nicht tsnen; man muß auch bedenken, daß jene beim Singen stcker und laͤnger toͤnen, als beim Sprechen, mithin die Konsonan= ten (was die Meisten nicht gehdorig beruͤcksichtigen) weit eher ver— deckt werden und weit leichter verschwinden, als in der bloßen Rede. Klingen nun uͤberdies die Vokale nicht rein, schwebt das a zum e und a, das e zum o und d, das o zum 8 und u, so hat die Verwir— rung und Undeutlichkeit den hoͤchsten Gipfel erreicht. Auf den rech ten Weg kommt man nur dadurch zuruͤck, daß man 1 die Vokale rein und voll ertönen laͤßt, 2) die Konsonanten beim Singen sch ar fer ausspricht und mehr hervorhebt, als im Gespraͤche. Einige Saͤnger legen, um deutlicher zu werden, den Konsonanten diejenige Zeit zu, welche si⸗ den Volglen abnehmen; dies Verfahren ist aber durchaus irrig, wels das musikalische Klingen hierbei wesentlich verliert, ohne daß an Verstaͤndlichkeit etwas Erhebliches gewonnen wird. Wenn man singt geben, nehmes, und das stumme n durch Gaumen und Nase her— ausdruͤckt, so ist dies noch schlimmer, als wenn man gar nicht hört, ob von geben oder nehmen die Rede ist. Die Konsonanten můssen also, ohne daß man die immerdar den Vokalen zukommende 3äit verkuͤrzt, mit hoͤchster Schnelligkeit, uns aufs Bestimmt? ste beieichnet werden, und das, was beim Sprechen icrig und übertrie ben waͤre, ist hier erst das Rechte und Verstaͤndliche. .
Gleiche Ruͤge wie das unzeutliche Aussprechen, verdient eine andere, damit in Verbindung stehende Angewoͤhnung, namlich den Ton unten anzusetzen und ihn dann erst nach seiner wahren Intong— tion zu heben. Mit Recht sagt ein Kunstverstndiger: 7 „D Singlehrer widmen diesem Uebelstande nicht Aufmerkfsamkeit genng; nur ein- oder zweijährige uachtsamkeit, und alle fernere Huͤlfe 1st in dieser Hinsicht umsonst!“ ;
3) Die Begriffe von Haupt- und Nebenrollen, von dankbaren v nd undankbaren Rollen, entöghren nicht alles Grundes, aber selten w.‘ den sie genugend aufgeklaͤrt und entwickelt. In einem wahrhaft dramatischen Kunstwerk hat zuvdrderst jede Perfon ihr eigen thümli« ches, selbststaͤndiges und erfreuliches Leben, und je nachdem ste richtiger aufgefaftt und angemessener behandelt wird, teitt lie mehr
6. Die e
oder weniger bervor. Wir haben z. B. den Don Juan schon so ge⸗ hort, daß Anng, Elvire oder Zerline, daß Don Juan oder Lepoö ello, a Hogar der Comthur, der Silberblick des Ganzen zu seyn schien Erst wenn Alle gleich ausgezeichnet sind, und jeder seine natärli che Stelle wieder einnimmt, ist die Darstellung im Ganzen, wie in
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den ein zelnen Theilen voll kommen, und Keiner verliert, son dern AllQ« gewinnen durch diese Harmonie. Wir finden es allerdings naturlich, 589 8 mers 812 8 59 On 2. 6 sᷣ 2 . k wenn jeder Mitspielende die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken sucht
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Hiermit steht eine neumodige, gar wunderliche Ausicht in Ver⸗ indung, R rinnen erheben naͤm ich laute Klase, wenn man ihnen eine minder liebenzwürdige oder
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n. , Rolle zu thettt ĩ als würde dadurch ihre eigene
Tugend und Liebenswürdigkeit, oder die der Zuschauer zu Grund . 13 * 8 . . n * ö 2
gerichtet. Gilt dieser Widerspruch den Unwuürdigkeiten und G ren eln
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welche (ein Zeichen der hoͤchsten Ausartung der Kunst) besonders von Paris aus die Buͤhne uͤberschwemmen, so sind wir danist vol lig und von ganzem Herzen einverstanden. Oefter aber get er Den vor aus Eitelkeit,, Ziererei und einem Mangel an Einscht in das rechte Wesen der Kunst. Alsdann ist er eben so verkeyrt, als wenn ein Geschichtschrelber, aus ahnlicher Ursache, allt tadesnswerthen Charaktere in seinen Darstellungen überspringen und sich und feine Leser in lauter Lobenswuüͤrdigkeit und Liebenstwürd P. ztti aer
digkeit uͤbersaͤttigen
wollte. Eher laͤßt sich erweisen, daß die ordinairen, zaͤrtlichen and tugend haften Liebhaber und Liebbaberinnen, die edlen Mürter und
ie fleißigen Tochter (unbeschadet ihres sonstegen Werthes)
Ron rn nile 5a Jer 22 3 Jeder Kuͤnstler hat allerdings seine ei zene Natur und Rich
rzugsweise beschaͤftigen soll;
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Werren 6 16 Wettetsfer e
. 1 vie eur Seh Sszrve R 7 7 9 dö6 so wie zur Schärfung des Urtheils beitragen, wenn manck?⸗ Rolle
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2 Wi sr Ce Rrtndn ö — Dic, Erfab zung, daß fast alle Sanger und Saͤngerinnen an f hoͤchst unangenehme Weise uͤderschreien
2 22
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Erstens namlich sollte ein Saͤnger auf der Bühne niemal?
1 böchsten Ton singen wollen, den er etwa bei hinansteigendem Solfeggiren am Fortepiano herausbringen kann. Dieser böchste Ten 1 inmer ein unnaturlicher, erkunstelter, und thut (außer! 16 7
bloßen Schuluͤbung) allemal eine unangenehme und etlankende Wirkung. Zweitens, sollt! ein Sanger niemals die letzte und hdd ste ihm zu Gebote stehende Kraft geltend machen 2 . diese aͤußerste Kraft faͤllt zusammen mit 1 berspannung . Karrikatur. In allen Werken der Kuünst * n, .
ni wie imn allen
ltsamkeit, Zwang
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dandl in des Lebens ; si Jg 8 d Handlungen des Lebens, zeigt sich Schönheit, Anmuth und
vermieden wir So lange die vo
handene Krast nicht groͤßer ist, als der augenblickliche Bedarf 9 Kraft so lange die vorliegenden Aufgaben nicht mühelos und mi Leichtigkeit und Sicherheit geloset werden, kann von kuͤ 171 p 5I nr
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Fetis über Musik, von Blum. S. 165