1834 / 195 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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zusammen 41,583 Ctr. geladen hatten. Aufwaͤrts gehend fuh— ren hier vorbei nach Mainz 7 Schiffe mit 24,651 Ctr., nach Mannheim 5 Schiffe mit 138,895 Ctr, nach Frankfurt 3 Schiffe mit 8519 Ctr. und nach Koblenz à Schiffe mit 8225 Ctr. Es sind demnach im Ganzen von Holland kommend hier vorbeige⸗ fahren 19 Schiffe mit 55,090 Etr, also mehr vorbeigesahren als hier geloͤscht worden 15,507 Ctr., wahrend in dem Monate Mai 6850 Ctr. mehr hier geloͤscht als vorbeigefuͤhrt wurden. Verladen wurden hier aufwärts nach Mainz 16,394 Ctr., nach Mannheim 14,135, nach Frankfurt g9iß, nach dem Main 7691, nach der Lahn 215, in Summa 42,260 Ctr., d. i. 10,375 Ctr. mehr als im Monat Mai. Der Verkehr in dem hiesigen Hafen war in den fünf ersten Monaten dieses Jahres fol⸗ ender: 1. An Waaren sind angekommen: a) im Freihafen an

olonialWaaren und andern Stuͤckguͤtern 272,154 Ctr., b) im freien Verkehr an Stuͤckguͤtern 145,499 Ctr., e) im Freihafen und im freien Verkehr an Holz, Brettern, Dachschie fern, Erde aller Art, Eisen, Getraide und Mehl, Mineralwasser, Salz, Steinen aller Art, Gries und Steinkohlen ꝛc. 164,017 Ctr., mithin in Summa S881, 670 Ctr. 2. Aus der Stadt und aus den Lager— häusern sind versendet worden: a) im Freihafen an Stuͤckgütern 61,926 Etr., b) im freien Verkehr desgl. 79,737 Ctr., e) im Freihafen und freien Verkehr an Eisen, Getraide, Gries und Steinkohlen, so wie verschiedenen Gegenstanden S8, 456 tr., zusammen aiso 230,119 Ctr. Es sind demnach mit Hinzufuͤgung obiger 881,670 Ctr. waͤhrend jenes fuͤnfmonatlichen Zeitraums in Koͤln 1,111,789 Ctr. Waaren angekommen.“

Die Fabriken und gewerblichen Etablissements im Re— gierungs-⸗Bezirk Trier und namentlich in den Kreisen Saar⸗— enn Ottweiler und Saarlouis erfreuen sich fortwäh—⸗ rend eines guten Absatzes und beschaͤftigen eine angemessene Ar— beiterzahl. Auch in den Kohlengruben herrscht rege Betrieb— samkeit, und der Schiffbau auf der Saar zu Merzig wird thaͤtig betrieben. .

In dem Marktflecken Heidekrug bei Memel sind in der Nacht vom ten auf den 6öten d. M. 8 Wohnhaͤuser mit allen Nebengebaͤuden ein Raub der Flammen geworden. Leider hat bei dieser Feuersbrunst auch ein Tilsiter Kaufmann, der zu— faͤllig dort uͤbernachtete, sein Leben eingebuͤßt.

Literarische Nachrichten.

Recueil des traitès de commerce et de navigation de la France avec les puissances éirangères, depuis la paix de Westphalie en 1648, suaivi du recueil des princi- pau traités de mème nature conelus par les puissan— ces étrangères entire elles depuis la méme époque, par M. le Comte de Hauterive et M. 1e CGhevalväter de Cussy. lere Partie. Vol. ler XVIII et 525 pages; IIeniUe Partie. Vol. Ier 522 pages. S. Paris, chez Rey et Gravier. 1834.

Die Herausgabe dieser Sammlung ist eine verdienstliche, den Staatsmännern und Diplomaten nicht nur, sondern auch dem Han⸗ dels⸗-Publikum höherer Sphaͤre gewiß willkommene Unternehmung. Aehnliches, aber in engerem Bejzuge auf Großbritanische Han— dels⸗-Diplomatik, war schon im Jahre 1827 durch Lewis Hert⸗ slet geleistet worden, als er seine complete collection ot the 1treafies and conventions and recipe ocal re sulations al resent existing between Great Britain and Faraign powers ete. in drei Oktav-Baͤnden zu London herausgab. Das vor uns liegende Franzoͤsische Werk ist in doppelter Ruͤdksicht vollstandiger und zu allgemeinerem Gebrauche geeignet. Erstlich beschrankt es sich nicht auf noch in Kraft bestehende Vertrage, eine Di⸗ stinetion, deren richtige Anwendung im einzelnen Falle Kontrovers seyn kann, und wodurch jedenfalls manche, auch aus notorisch un⸗ gültig gewordenen Traktaten historisch zu entnehmende Belehrung und Erlaͤuterung ausgeschlossen wird. Zweitens werden unz hier, außer den von Frankreich mitgeschlossenen Handels- und Schiff⸗ fahrts-Vertraͤgen, in einer zweiten Abtheilung auch die von allen andern Nationen unter sich geschlossenen Traktate dieser Art mitge⸗ theilt. Als Anfangspunkt i der Westzhaͤlische Friede Schöpfer oder wenigstens Vorbereiter des neueren Staaten und Voͤllerrechts⸗ Systems zweckmäßig angenommen. Die amtliche Qualitat der Franzdsischen Herausgeber begruͤndet fuͤr Authenticitaͤt der mit⸗ getheilten Aktenstuͤcke, so weit selbige Franzoͤsischen Ursprungs Rind, eine eben so guͤnstige Praͤsumtion, als der Englische sie fuͤr sich hat; denn Gräf Hauterive ist Subdirektor der Archive und Kanzleien im Franzdsischen Ministeriam der Auswaͤrtigen Ange⸗ jcgenheiten, und auch Chevalier Cussy = jetzt Konsul hat fräher eine ähnliche Anstellung daselbst gehabt. .,

De vor uns liegende erste Lieferung des auf 8 Baͤnze in zwei Abthellungen berechneten Werks enthalt Vol. L. der ersten, und Poi. J. der zweiten Abtheilung. Daß die Herausgeber die suceessive Erscheinung beider Abtheilungen, deren erste die Verträge Frank⸗ reichs, die zweite aber die Vertrage fremder Maͤchte unter einan⸗ der liefert, varallel laufrn lassen, scheint sehr zweckmäßig. Denn da beide ihren Gegenstand in alphabetischer Ordnung behandeln, so erhält man nun eine stets gleichzeitig fortschreitende Uetzersicht des= selben für den ganzen Umfang des neueren Staaten-⸗Systems. Auch ist es zugleich als Vollstandigkeit und Naum -Ersparung zu loben, paß von solchen Stagts-Vertraͤgen, welche nur theilweise mit Han⸗ del und Schifffahrt sich beschaͤftigen, guch nur die betre fenden Ar⸗ ikel unb Klauseln auszugsweise mitgetheilt werden, daß serner alle Verträge nur unter der Rubrik eines Paeiszenten ganz oder im Auszuge aufgenommen sind, und bei dem zweiten, oder den llehri. Zen, nur darauf zurückgewsesen wird. Ebenso ist es zu billigen daß Ee Herausgeber jene zahlreichen Spezial-Verträge kleinerer Nach— bar⸗-Staaten uber kleinen Graͤnz-Verkehr oder ganz lokale oder transttorische Handels⸗-Interessen ganz von ihrem Piane ausschlossen, weil gebßere Vollstaͤndigkeit in diesem Punkte, ohne erheblichen Nutzen, das Werk zu einem uͤbermäßigen Umfange hatten gusdeh— nen muͤssen Endlich ist bei jedem Staate dem Abdrucke oder Auszuge seiner einzelnen seit dem Fahre Iz ns geschlossenen Trakta⸗ ten jedesmal eine räarze historische Uebersicht seiner, vor jener Epoche, besonders in Bezug däf Frantrcich, etwa schon stattgefundenen han— delspolitischen Verhaäͤltnisse zweckmäßig vorausgesenzeg.

Im ersten Bande der ersien Abtheilung finden sich nun die Ver⸗ traͤgs Frankreichs mit Anhalt-Bernbirrg, Oesterreich, Baden, Bahern, Belgien, Brasilien, Daͤnemari, belben Sieilien, Aegypten, Spanten, den Vereinigten Staaten von Nord⸗Amerika und Frankfurt.

Der erste Band der zweiten Abtheilung enthält die Vertegdge Anhalt-Bernburg's mit Hesterreich, beiden Steilien, Frankreich, Naffau und Preußen; Anhalt-Köthens mit Desterreich, Frank— reich und Preußen; Anhalt-Dessau's mit Oesterreich, Daͤne⸗ mark, beiden Sizilien, Hannover, Mecklenburg-Schwerin, Preußen, Sachsen und den Hanseestaͤdten; Qesterreichs mit den Anhaltschen Haͤusern, Haden, Bayern, Brasillen, Krakau, Danemark, beiden Sieilien, Spanien, Sardinien, Nord-Amerika, Frankreich, Großbri⸗ tanien, Holland, den Jonischen Inseln, Marokko, Mecklenburg⸗ Schwerin, Modena, Nassau, der Ottomanischen Pforte, Portugal, Preußen, R ßland und Polen, S. Marino, Sachsen, Sch weij, Tos⸗ kana, Trivolis, Tunis und den Hanseestaͤdten; Badens mit Oesterreich, Bayern, Daͤnemark, beiden Sieilien, Frankreich, Hessen-Darmstadt,

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Holland, Preußen, Rußland, Schweiz und Württemberg; Bayerns mit Oesterreich, Baden, beiden Sicilien, Frankreich, deiden Hessen, Holland, ysenburg, Nassau, Parma, Preußen, Rußland, Sachsen⸗ Koburg, Hildburghausen, Meiningen, Weimar, Schweiz und Wurt⸗ temberg; Bel giens (einschließlich aller Niederländischen Verträge aus der Periode 1814 1830) mit Brasilien, Co⸗ lumbien, Daͤnentark, beiden Siecilien, Spanten, Frankreich, Großbri⸗ tanien, beiden Hessen, Mexiko, Nassau, Preußen. Sardinien, Schwe⸗ den und den Hanseestaͤdten; Brastliens mit Desterreich, Belgien, Daͤnemark, Großbritanien, Holland, der Ottomanischen Pforte, Por⸗ tugal, Rio de Plata, Preußen und den Hansestäͤdten; Braun⸗ schweigs mit Sesterreich, Daͤnemark, Frankreich, Hannover, Hes⸗ sen⸗Kassel, Lippe, Nassau, Oldenburg, Preußen, Sachsen, Sachsen⸗ Weimar, Schweden und den Hansestaͤdten; Chinas mit Rußland; Colum biens mit Belgien, Nord-Amerika, Großbritanien, Holland, Peru, Rio de Plata; Krakau's mit Rußland, Oesterreich und Preußen; Dänemarks mit Anhalt-Dessau, Oesterreich, Baden, Helglen, Brasilien, Braunschweig, beiden Sicilien, Spanien, Nord-Amerika, Frankreich, Großbritanien, Hannover, Hessen⸗Darm⸗ stadt, Holland, Marokko, beiden Mecklenburgs, Nassau und Olden⸗ burg; der Schluß dieser Rubrik blelbt dem zweiten Bande dieser Abtheilung aufgespart. .

Die aͤuslaͤndischen geographischen Eigennamen sind im Ganzen korrekter gegeben, als man in Franzoͤsischen Werken zu finden ge⸗ wohnt ist? doch fehlt es immer nicht an einzelnen Unrichtigkeiten, z. S. P. J. v. 1. b. 28 Battenstedt statt Ballenstedt. Unbegreiflich aber ist der sonderbare Irrthum, welcher P. II. v. 1. p. S. die Be⸗ hauptung erzeugt hat, es sey in dem zwischen Preußen und Daͤne⸗ mark geschlossenen Vertrage vom Jahre 1818 die zur Begrundung des Blokade⸗Zustandes eines Hafens erforderliche Anzahl vor demsel⸗ ben stationirter Kriegsfahrzeuge auf 3wanz ig bestimmt worden statt zwei, wie Art. 1s des Herti hc wirklich besagt. Ein Druck⸗ fehler kann es kaum seyn, da die Zahl mit Buchstaben ausgedruckt is; wie kaͤme der Setzer dazu, deux mit vin zt zu verwechseln? Noch weniger freilich begreift man, wie den geschaͤftserfahrenen Her⸗ ausgehern eine Angabe entschlüpfen konnte, deren nothwendige Un— richtigkeit so klar beim ersten Blicke sich darstellt? .

Eerliner Börse.

Den 14. Juli 183(. Amtl. Fonds- und Geid-Cours- Vettel. (Hrensfss. Cour.)

F 7. . ] 7, frre / ald. / // / / / / / / ·

St. Schuld- Sch. A4 995 99 Grosshz. Fos. do. A 102 Pr. Engl. Anl. 1853 63tpr. Pfaudbr. A 1014 Pr. Engl. Anl. 22.3 IJHomm. do. A 1065 1053 Pr. Engl. Obl. 30. A 955 953 Kur- u. Neum. do. A 1065 Prüm. Sch.d.Seeh. 585 38 Selilesische do. A 106 Kurm. Obl m. l. CG A 99 98 Rkst. C. d. K- u. X. 692 Nenm. Int Sch. do. A S8 98 IZ. Sch. d. K. -u. R. 70 Berl. Stadt - Obl,. A 993 993

Königsh. do. A 98 Holl. vollw. Duk,. 177 Elbing. do. AY 98 Neue do. 187 18 Danz. do. in Th. 37 Friedriehsd'or .. 137 133 Woestpr. Pfandbr. A 101 Disconto.. ... —1 3 4

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 9. Juli.

Niederl. wirkl. Schuld 52.9. 55 do. 9716 Ausg. Schuld 14. Kanz- Bill. 233. 453 Amort. 915 313 7A. Kuss. (v. 1831) 973 Preuss. Hrämieu-Scheine 1037. do. AS Anl. —. Oesterr. 985. 58 Span. 711. 33 83. z ö.

Antwerpen, 8 Juli.

Span. 53 70. Ziasl. 19 Metall. 100.

Hamburg, 12 Juli.

Oesterr. 53 Metall. 1007. A3 d0. 914. Bank- Actien 1286. Russ. Engl. 102. Kuss. Holl. 95z. Met. imhn Hlamb. Cert. 965. Preuss. Hrüm. Scheine 115. Holn. 1513. Dän. 715. Iloll. 53 —. 213 511. Spun. 33 A6. A3 58.

Wien, 9 Juli. 33 Met. 99 19. A3 904. Bunk -Actien 1259 Loose 2u 100 FI. —. Hart. Obl. —. Neue Anleihe v. 1834 568.

Königliche Schau spiele.

Dienstag, 15. Juli. Im Opernhause: Don Juan, Oper in 2 Abth., mit Tanz. Musik von Mozart. (Dlle. Grosser: Donna Anna, als letzte Gastrolle.)

Mittwoch, 16. Juli. Im Schauspielhause: Zum ersten⸗ male: Das letzte Abenteuer, Lustspiel in 5 Abtheilungen, von Bauernfeld.

Der Anfang dieser Vorstellung ist um 7 Uhr.

Königstädtisches Theater. Dienstag, 15. Juli. Graf Schelle, Peosse in 3 Akten, von L. Angely. Hierauf: Staberl als Freischuͤtz, Parodie mit Ge— sang in 3 Akten. Mittwoch, 16. Juli. Der Pirat, Oper in 2 Akten. Musik von Bellini. (Dlle. Haͤhnel: Imogene, als letzte Rolle vor ih—⸗ rer Urlaubsreise.)

Neueste Nachrichten.

Paris, 8. Juli. mit den Ministern des Innern, des oͤffentlichen Unterrichts und

Gestern arbeitete der König in Neuilly

der auswaͤrtigen Angelegenheiten. Der Koͤnig und die Koͤnigin der Belgier reisten um 1 Uhr nach Poissy ab, um sich auf dem Dampfboot einzuschiffen, das sie nach Rouen und Havre bringen el hen da werden sich Ihre Majestaͤten nach dem Schlosse Eu egeben.

Herr Dupin hatte den Tag nach seiner Ankunft aus Eng— land in Paris die Ehre, von dem Koͤnige, der Koͤniglichen Fa— milie und dem Könige der Belgier empfangen zu werden.

Gestern fruͤh hatte der Oesterreichische Botschafter eine lange Konferenz mit dem Admiral Rigny im Ministerium der aus— waͤrtigen Angelegenheiten.

Das Journal des Débats meldet aus Madrid vom 29. Juni: „Die Königin und die Minister sind nach La Granja abgegangen, und es soll ein doppelter Sanitaͤts-Kordon um diesen Ort gezogen werden. Man hat hier die groͤßte Furcht vor der Cholera. Don Domingo de Torres, ehemaliger Inten— dant der Armee, ist zum General-Direktor der Renten und Herr Villalbe, der im Jahre 1829 Secretair des Herrn Martinez de la Rosa war, zum Unter-Secretair im Ministerium der aus— waͤrtigen Angelegenheiten ernannt worden. Die Waͤhler von

Madrid haben ihre Arbeiten noch nicht beendigt; sie haben Hrn. Gargollo, ehemaligen Direktor des Tilgungs⸗Fonds, zum Proku— rador gewaͤhlt.“

Eben dieses Blatt sagt: „Wir wissen ganz bestimmt, daß Herr von Toreno sich bitter uͤber das Uebelwollen und die außerordentliche Leichtglaäͤubigkeit beschwert, womit die seit eini—

ger Zeit außerhalb Spaniens umlaufenden Geruͤchte, nach denen

der Spanischen Regierung so ohne allen Anlaß die Absicht ange— dichtet wird, die seit 1833 creirten 3- und 5proc. Renten redu— ciren zu wollen, wechselsweise verbreitet und aufgenommen worden sind. Dieser Minister hat seinen Freunden die ausdruͤckliche Ver, sicherung gegeben, daß er alle Dekrete Ferdinands Vll, denen diese Renten ihre Entstehung verdanken, respektiren wuͤrde, und daß uͤber— dies seine Grundsaͤtze in Betreff des Kredits aus der feierlichen Erkla, rung, die er in der Cortes Versammlung von 1829 abgegeben, hinrei—⸗ chend bekannt und also uͤber allen Zweifel erhaben waren. In der That verdankte man seiner damaligen Erklarung die Aner— kennung der Hollaͤndischen Schuld, die, wenn man den guͤnsti— gen Zustand in Betracht zieht, in dem sich das Land damals be— fand, unter weit nachtheiligeren Bedingungen kontrahirt wurde, als die spaͤteren Anleihen. Hr. v. Toreno kann seine Grundsaͤtze seit dem Jahre 1826 nicht gaͤnzlich geaͤndert haben; vielmehr muͤssen seine Ansichten uͤber Finanz⸗Sachen, durch Studien und Erfahrung gereift, nur noch fester und unerschuͤtterlicher gewer den seyn.“ Nachdem dieses Blatt sodann geaͤußert hat, daß die Erfuͤllung der eingegangenen Verbindlichkeiten das beste Mittel fuͤr ein Land sey, um seinen Kredit aufrecht zu erhalten, wie es mit Frankreich im Jahre 1815 der Fall gewesen sey, welches damals nicht nur eine bei weitem groͤßere Schuld gehabt habe, als Spanien, sondern auch noch die Lasten einer Kriegs-Contribution von 1800 Millionen Fr. habe tragen muͤssen, behauptet es, daß die Geldmittel Spaniens unermeßlich seyen. Es meint, durch Ein— fuͤhrung von Ordnung und Regelmäßigkeit in Spaniens Finanz Verwaltung konnten die jahrlichen Einkuͤnfte auf 80 Millionen Realen gebracht werden, und da sich die gewoͤhnlichen Ausgaben des Landes nur auf etwa 500 Millionen Realen beliefen, so wurde ein bedeutender Ueberschuß bleiben, mit dem nicht nur die Verpflichtungen der jetzigen Schuld, sondern noch andere erfuͤllt werden koͤnnten, indem die Zinsen der jetzigen Schuld nicht mehr als 2060 Millionen Realen betrugen; die Königliche Anleihe, die sich auf 300 Millionen Realen beläuft, sey durch allmaͤlige Tilgung um mehr als die Hälfte reducirt worden. Das ge— nannte Blatt schließt mit der Aeußerung, daß solche Data wohl geeignet seyen, den Inhabern Spanischer Renten Vertrauen ein— zufloͤßen, und daß die Geruͤchte von der Reduction der 3 und 5pCts. nur von den Feinden der constitutionnellen Regierung ausgegangen seyn koͤnnten.

In der Sentinelle des Pyrenées liest man: „Da die Spanische Regierung anbefohlen hat, daß jedes Klost er, wel— ches von dem sechsten Theil seiner Mitglieder verlassen worden, geschlossen werden solle, so hat sie vor Kurzem den Brigadier Jaureguy zur Schließung des Klosters von Aranzazu ermächtigt. Die Moͤnche hatten ihn um 4 Stunden Zeit zu den noͤthigen Vorbereitungen gebeten, und 39 derselben benutzcen diese Frist, um zu den Insurgenten uͤberzugehen.

In einem Privat-Schreiben aus Madrid vom 29. Juni heißt es: „In dem Dorfe Vallegas, anderthalb Meilen von Madrid, sollen zwei Personen von der Cholera befallen worden

seyn, und einem Gerücht zufolge, hatte sich die Krankheit auch schon in der Hauptstadt gezeigt. Der Schrecken ist allgemein. Ueber Es ist eine völlige Aus⸗

9h00 Personen haben Paͤsse verlangt. wanderung. Selbst die beltebtesten Mitglieder des diolomatischen Corps duͤrfen den doppelten Sanitaͤts-Cordon, der um La Gran— ja gezogen ist, nicht passiren. Diese Maßregeln haben allge— meine Unzufriedenheit erregt, und da ein Theil der Madrider Garnison zur Bildung des Sanitäts-Cordons erforderlich ist, so fuͤrchtet man, daß es in der Abwesenheit der Regierung un—

moglich seyn wird, die oͤffentliche Ruhe aufrecht zu erhalten. Et scheint, daß die Koͤnigin auch in La Granja nicht bleiben, son⸗

dern sich nach einem noch abgelegeneren Ort, nach Rio-Frio, zuruͤckziehen wird. Toreno und der Infant Don Franeisco sind in Madrid geblieben. sehr zweifelhaft, ob die Zusammenkunft der Cortes an dem be— zeichneten Tage wird stattfinden koͤnnen; die Deputirten aus den nicht angesteckten Provinzen werden sich nicht einfinden, und die Sanitaͤts Cordons werden die anderen von Madrid abhalten. Die Wahlen sind liberaler ausgefallen, als die Minister, To— reno ausgenommen, es wuͤnschen. Man kann erwarten, daß Toreno bald an Martinez de la Rosa's Stelle treten und von der Koͤnigin beauftragt werden wird, ein liberaleres Kabinet zu bilden. Die Madrider Wähler berathen sich heute unter—

einander; sie haben bereits Herrn Gargollo gewählt und wer den wahrscheinlich noch den

Marquis Gandarra und den ehemaligen Redakteur des vor eiiiger Zeit unterdruͤckten „Boletin do Comercio“, Herrn Firmin Caballero, wahlen. Ein Dekret vom Lästen dieses Monats verleiht den Proceres den Titel Excellenz, erklaͤrt mit der Hinzufuͤgung, daß sie nur von ihres Gleichen, also von

der Proceres-Kammer, gerichtet werden koͤnnen, und befiehlt,

daß sie, wenn sie in corpore, vor dem Souverain erscheinen, uber ihrem Proceres-Kostüm sollen.“

fin cour. 94. g95. 5proc. Span. Zproc. do. 473. Cortes 383. Ausg. Span. Schuld 9

199. Belg. 9h).

Frankfurt a. M, 11. Juli. Die Koͤnigin von England Ob und welche Empfangs

wird heute Abend hier erwartet.

Feierlichkeiten von Seiten der hiesigen Behörden angeordnet wor

den sind, daruͤber verlautet nichts. Ihre Majestaäͤt wird im Rus⸗ sischen Hofe absteigen.

Frankfurt a. M., 11. Juli. Oesterr. 5proc. Metal. 1905 160 . 4proc. 97. gr. 23proc 543. Br. 1proc. 23 Br. Bank⸗Actien 1556. 1543. Part.⸗„Obl. 140. 1393. Loose zu 1600 Gulden 2097. Br. Preuß. Praͤm⸗Sch. H76. 571. do. 4proc. Anl. 943. g. Holl. 5proc. Obl. von 1832 953. 953. Poln. Loose 668. 6554. 5proc. Span. Rente 729. 72. perp. 48. 48.

Redacteur Cotte?.

Gedruckt hel A W. Hayn.

Unter diesen Umständen hält man es fuͤr

sie fuͤr unverletzlich,

den Mantel ihrer Wuͤrde tragen

Zproc. do.

Allgemeine

Berlin, Mittwoch den 16ten Juli

Amtliche Nachrichten. r öhnil des Tages

Des Koͤnigs Majestät haben den bisherigen außerordentlichen professor in der philosophischen Fakultät der Universitaͤt zu Bres— äüu, Dr. E. J. Scholz, zum ordentlichen Professor in gedach— ter Fakultät Allergnaͤdigst ö. ernennen und die fuͤr solchen aus— gefertigte Bestallung Allerhoͤchstselbst zu vollziehen geruht.

Des Koͤnigs Majestaͤt haben den bisherigen Kreis-Physikus Dr. J. A. H. Nicolai zum Medizinal⸗Rath und Mitglied des NMedizinal-Kollegiums der Provinz Brandenburg zu ernen—

ö .

nen und die desfalls ausgefertigte Bestallung Allerhoͤchstselbst zu vollziehen geruht. Des Koͤnigs Majestaͤt haben dem Baron Nataniel von Rothschild den Charakter als Geheimer Kommerzien-Rath bei— julegen und das daruͤber ertheilte Patent ner e g zu bollzichen geruht. e

Se. Majestaͤt der Koͤnig haben dem Gallerie-Inspektor Ternite den Charakter als Hofrath zu verleihen geruht. Se. Majestäͤt der König haben dem Schullehrer Schw er— ner zu Schönwiese, im Regierungs-Bezirk Königsberg, das Allzemeine Ehrenzeichen zu verleihen geruht.

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Zeitungs⸗Nachrichten. d

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Praris, 9. Juli. Vorgestern Abend hatten der Herzog Decazes, der Sicilianische Botschafter und der Brasiltanische Heschäftsträger die Ehre, von Sr. Majestät dem Koͤnige in Reuilly empfangen zu werden. Gestern arbeiteten Se. Maje— zt noch mit dem Eonseils-Praͤsidenten und dem Minister des Innern, und um 9 Uhr Abends traten Hoͤchstdieselben, in Be— leitung der Koöͤnigin und der Prinzen und Prinzessinnen, so se des Ministers des oͤffentlichen Unterrichts, die Reise nach em Schlosse Eu an, von wo JJ. MM. am naͤchsten Sonn⸗ ag (13ten) in Neuilly zuruͤckerwartet werden. .

Der Koͤnig hat unterm 5ten d. M. das nachstehende Rund chreiben an die Bischoͤfe des Landes erlassen: „Mein Herr zischof, Frankreich steht im Begriff, die Jahrestage des 27, 28.

nd 29. Juli 1830 festlich zu begehen, und bei dieser National⸗ Feier gebührt seine erste Huldigung dem Andenken der Buͤrger, se bei der Vertheidigung der Gesetze und der Freiheit fielen. Wir glauben, der wuͤrdige Dollmetscher seiner Wuͤnsche zu seyn, enn wir fuͤr diese ruhmwuͤrdigen Schlacht-Opfer die Fuͤrbitte n Anspruch nehmen, welche die Kirche jedem in ihrem Schoße estorbenen Christen bewilligt. In dieser Absicht werden Sie saher am 27sten d. M. in allen Kirchen Ihres Sprengels ein Lodtenamt halten lassen und zu diesem Behufe mit Denen, die B angeht, die noͤthigen Verabredungen treffen.“

Ein hiesiges Blatt ruͤgt den in diesem Schreiben herrschen—

en Ton, indem die Worte: „Sie werden ein Todtenamt halten ssen“, so ziemlich einem Befehle gleichsaͤhen; die Zukunft werde ald lehren, ob die Geistlichkeit einem solchen Befehle Folge zu eben geneigt sey. Am vorigen Sonntag gab der Kaiserl. Russische Botschaf— er zur Feier des Geburtstages seines Souverains ein glaͤnzen— es Diner, welchem sammtliche Minister, so wie das ganze diplo— zatische Corps beiwohnten.

In dem Umstande, daß der Herzog Decazes vor der Abreise es Koͤnigs noch eine Audienz bei Sr. Maj. hatte, wollen Ei— ige die Bestätigung seiner Ernennung zum General-Gouverneur on Algier finden; Andere versichern dagegen, daß es erst nach

er Ruͤckkehr des Monarchen zu einem definitiven Entschlusse bmmen werde. Der Kriegs-Minister will durchaus dem Mar— hall Molitor diese Stelle zuwenden. Sollte gleichwohl Herrn

ecazes der Vorzug gegeben werden, so wuͤrde, wie man versi— Hhert, der General Damremont, der gegenwärtig die Ste Mili— gic-Division (Marseille) befehligt, das Militair⸗-Kommando in lgier erhalten. Der heutige Temps enthaͤlt uͤber diesen Ge—

nstand eine ihm communicirte Note, worin es heißt: „Der Lrtikel, den der Temps gestern uͤber die Kolonie Algier publi— rte, war unrichtig. Der Kriegs-Minister hat dem Koͤnige gnen Bericht und Entwuͤrfe zu Verordnungen uͤber die Orga— kisirung der Civil-Verwaltung von Algier vorgelegt, und zwar ih dem Sinne der Afrikanischen Kommission. Unter diesen Ver⸗ ordnungen befand sich auch eine uͤber die Ernennung des Gou— verneurs. Dem von dem Conseils-Praͤsidenten vorgeschlagenen Landidaten stellten aber 6 Minister einen andern gegenuͤber, r ihre einmuͤthige Zustimmung hatte. Jeder Theil unter— fützte! den seinigen mit gleicher Beharrlichkeit. Da Herr bult den Kandidaten seiner Kollegen eben so wenig mochte, As diese den Kandidaten des Premier-Ministers, so war es un⸗—

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möoͤglich, sich zu verständigen, und die Ernennung mußte auf— Fschoben werden. Niemand hat sich daher der Wahl eines Gou— werneurs an sich widersetzt; nur uͤber die Person ist man un— nig gewesen, so daß man auf einen Augenblick sogar eine Ka— binets-Frage daraus machte. Unbegreiflich ist nur, daß der ent— stheidende Wille des Koͤnigs sich nicht zu Gunsten des einen oder z anderen Kandidaten offenbart, oder daß er nicht andere an cken Stelle verlangt hat.“

Die Kommission des Pairshofes entwickelt seit einigen Ta— n eine ungewohnliche Thätigkeit in dem Verhoͤr der in Folge cr April-Unruhen gefaͤnglich eingezogenen Personen; es heißt, 5 in diesen Tagen mehrere der Verhafteten, worunter auch err Plagniol, wieder auf freien Fuß gesetzt werden wuͤrden.

Der Stadt-Rath des Seine-Departements hat fuͤr die dies— Uhrige Feier der Juli-Revolution die Summe von 115,500 Fr. willigt, die namentlich zu Unterstuͤtzungen fuͤr die Armen, zur

9.

Aussteuer von 12 durch die Revolution verwaisten jungen Maͤd—

thet, ist seinem Ende nahe.

chen fit? zur Erleuchtung der staͤdtischen Gebäude verwandt wer— den soll.

Das Geruͤcht, daß die gesetzlich anberaumte Frist zur Um— schmelzung der alten Gold- und Silbermuͤnzen prolongirt werden wuͤrde, hat den Finanz-Minister veranlaßt, durch die Praͤfekten bekannt machen zu lassen, daß jene Frist unwiderruflich auf den 1. Oktober d. J. anstehe, und daß die gedachten Muͤnzen von diesem Zeitpunkte ab bis zum 30. November zu 5 Nenn⸗ werthe nur noch in den oͤffentlichen Kassen, und bis zum 31. Dezember in den Muͤnz⸗Anstalten angenommen werden wuͤrden.

In Bourges, im Departement des Cher, ist auf Anlaß der städtischen Behoͤrde ein naturgeschichtliches, Kunst- und Antiqui— taͤten⸗Kabinet errichtet worden.

Die unermeßlichen Waldungen in den Bezirken St. Quen⸗ tin und Vervins, die dem verstorbenen Prinzen von Condé ge— horten, sollen am 283sten k. M. meistbietend verkauft werden.

Nach dem Eindruck zu urtheilen, den der gestrige Artikel des Journal des Debats uͤber die Spanischen Finanzen auf die hiesige Böorse hervorgebracht hat, muß der Kredit dieses Blattes im Sinken seyn; die Versicherung desselben, daß Spanien un— ermeßliche Huͤlfsquellen besitze, reichte hin, daß die Spanischen Fonds an der gestrigen Boͤrse herunter gingen.

Ein Privat⸗-Schreiben aus Bayonne vom 3. Juli enthält Folgendes: „Der Buͤrgerkrieg, der jenseits der Pyrenäen wuͤ— Durch einen Courier haben wir Nachrichten aus Vittoria erhalten, wonach 2000 Mann von der Avant-Garde des Generals Rodil mit der Post dort eingetroffen und nach einem Aufenthalte von wenigen Stunden nach Navarra und Alava aufgebrochen waren. Binnen wenigen Tagen geden— ö. e, die Nachricht von der Niederlage der Insurgenten zu er halten.“

Der Courrier frangais will wissen, die Regierung habe die Nachricht erhalten, daß die Englische Flotte, welche zuletzt auf der Rhede vor Nauplia Anker geworfen hatte, nach Malta zuruͤckgekehrt sey.

Die Gazette des Tribunaux theilt nunmehr das Schrei— ben mit, das Paganint in Bezug auf sein Abenteuer mit Miß Watson bekannt gemacht hat. Der erste Theil dieses Schrei— bens enthalt bloße Recriminationen gegen Herrn Watson. „Ich komme jetzt“, heißt es dann weiter, „auf die Beschuldigung zu sprechen, daß eine Liebschaft Miß Watson bewogen habe, mir nach Boulogne zu folgen. Da diese junge Person mir große Anlagen zur Musik zu haben schien, die ihr Vater nicht geltend zu machen wußte, so machte ich ihr den Vorschlag, meine Elevin zu werden, und versicherte ihr, daß sie es nach dreijaͤhrigem Studium weit genug gebracht haben wuͤrde, um sich durch ihr Talent eine unabhängige Stellung und die Mittel zu ver— schaffen, ihrer Familie, vorzuͤglich ihrer ungluͤcklichen Mutter, nuͤtz⸗ lich zu werden. Meine Anfangs verworfenen, dann wieder mit großem Danke angenommenen Vorschlaͤge, hatten schließlich keinen Erfolg. Ich verließ England, indem ich Herrn Watson meine Anerbietungen fuͤr seine Tochter erneuerte. Letztere, welche nicht 16, sondern 18 Jahr alt ist, hatte sich bereits dem Theater ge— widmet, wo sie auf einigen Succeß hoffen durfte; aber die ei— gennuͤtzigen Absichten ihres Vaters, der die Zukunft der Gegen— wart aufopferte, vertrugen sich besser mit dem Aufenthalte der Miß im vaͤterlichen Hause, wo ihr ihre Mitwirkung bei Con⸗ zerten durch die unwuͤrdigste Behandlung entgolten, und ihr die schwerste Hausarbeit uͤbertragen wurde, dergestalt, daß ihre Lage ärger als die der niedrigsten Magd war, indem sie den Befehlen der Maitresse ihres Vaters, Miß Wells, uͤberall gehorchen mußte. Der vielen Plackereien und Aerger— nisse endlich muͤde, verließ sie, um sich denselben zu entziehen, das väterliche Haus, und stellte sich, eingedenk der ihrem Vater von mir gemachten Vorschlaͤge, freiwillig unter den Schutz des Mannes, von dessen Rathschlaͤgen und Wohlwollen sie eine bes— sere Zukunft erwarten durfte. Ich habe Miß Watson nicht entfuͤhrt, wie ihr Vater mich dessen zu beschuldigen wagt; haͤtte ich diese strafbare Absicht gehabt, so wuͤrde mir nichts leichter gewesen seyn, denn waͤhrend Watson im Gefaͤngnisse war, aus welchem meine Freigebigkeit ihn gezogen hat, war seine Tochter frei und oft allein, da Miß Wells haufig das Haus verließ, um den Gefangenen zu besuchen. Aber Miß Watson war ge— wiß, in mir den Beschuͤtzer, den sie suchte, und den Beistand, den ihr Vater ihr verweigerte, zu finden. Als ich ihr diesen Beistand an— bot, folgte ich einem wohlthatigen und hochherzigen Impulse, der, statt des Tadels und elender Beschuldigungen, das Lob aller recht— schaffenen Leute, die eine gute Handlung . wuͤrdigen wissen, verdient. Diejenigen, die darin nur lockere Absichten und schimpf— liche Gesinnungen erkannt haben, bemitleide und verachte ich. Koͤnnen Sie hiernach im Ernste glauben, m. H., daß eine junge Person, die von ihrem Vater und einer Fremden, welche auf sie kein Recht hat, gemißhandelt wird, die Last einer so unwuͤrdi— gen Existenz bestaͤndig ertragen soll? Ist Miß Watson nicht zu entschuldigen, daß sie einen Aufenthalt der Unordnung und Sit— tenlosigkeit geflohen ist? Und begreifen Sie nicht, daß Herr Watson, als er in Begleitung seiner Mitschuldigen, der Miß Wells, hierher kam, um seine Tochter zu reklamiren, der oͤffentli⸗ chen Moral auf das Schamloseste Hohn sprach, unter dem Vor— geben, daß er seine väterlichen Rechte geltend machen wolle. Um schließlich dieser betruͤbenden Angelegenheit ein Ende zu machen, verkuͤndige ich laut, daß mein Betragen tadellos, meine Absichten redlich, uneigennuͤtzig und den Begriffen der Sittlichkeit und Re— ligion, die dem Unterdruͤckten Schutz und Beistand verheißen, entsprechend gewesen sind. Auch truͤbt nichts mein Gewissen bei dem, was sich hinsichtlich jenes jungen Mädchens, das wohl ein anderes Schicksal verdient haͤtte, zugetragen hat. Im Uebrigen fuͤhle ich mich stark genug, um uͤber Alles obzusiegen, was ÜUn— redlichkeit und Bosheit noch gegen einen Mann versuchen moͤch— ten, um dessen Leben einiger Ruhm mit niedrigem Ver folgungs— Geist zu streiten scheint, ohne daß es diesem jemals gelungen wäre, seinen Muth zu beugen. Empfangen Sie ꝛc. (Gez. ) Nicolo Paganini.“

Großbritanien und Irland.

Parlaments-Verhandlung en. Oberhaus. Siz— zung vom 8. Juli. Nachdem die Bittschrift, in welcher (wie gestern unter London erwahnt) Worte aus einer vom Grafen Grey im Parlament gehaltenen Rede angefuͤhrt waren, als ein Verstoß gegen die Privilegien des Hauses zuruͤckgewiesen wor— den war, erklaͤrte Graf Grey, daß er die Erwägung des Be— richts uͤber die Irlaͤndische Zwangs-Bill bis auf morgen verscho— ben zu sehen wuͤnsche, woruͤber der Herzog von Buckingham sein Erstaunen kund gab, weil gar kein Grund fuͤr ein solches Ver—⸗ fahren angegeben werde; selbst ein Verzug von 24 Stunden, meinte er, sey bei einer Maßregel, die man als unerläßlich fuͤr die Sicher⸗ heit und den Frieden des Landes ausgebe, von der groͤßten Wich⸗ tigkeit, zumal der Termin, mit dem die vorige Bill ablaufe, so nahe sey. Der Graf Grey versicherte, daß er seine Gruͤnde zu diesem Vorschlag habe, die er jedoch jetzt nicht mitthei— len konne; uͤbrigens aber wuͤrde er gewiß auf keinen Aufschub antragen, wenn er glauben koͤnnte, daß ein Nachtheil daraus erwachsen wuͤrde, und er wolle hinzufuͤ— gen, daß er deshalb nicht weniger von der Nothwendigkeit durchdrungen sey, daß diese Bill in ihrer jetzigen Gestalt mit allen ihren Bestimmungen durchgehen muͤsse. Der Antrag wurde hiernach angenommen. Eben so beantragte der Premier— Minister auch einen Aufschub in der auf heute angesetzten zwei⸗ ten Lesung der Armen-Bill, mit dem Bemerken, daß er morgen den Tag nennen werde, bis zu welchem er diese Maßregel aus— gesetzt wuͤnsche. Hierauf erhob sich der Graf v. Malmesbury und sagte, er befinde sich nun in einer seltsamen Lage, da er gestern angezeigt, er wolle in Betreff der zwei— ten Lesung dieser Bill mit einer Motion hervortreten, und er haͤtte nur gewuͤnscht, daß der edle Graf ihn fruher von der Aenderung seines Entschlusses benachrichtigt haͤtte, damit auch er sich danach hatte richten koͤnnen. Graf Grey er— klaͤrte, daß er erst heute fruͤh es fuͤr nothwendig befunden habe, die zweite Lesung der Bill auszusetzen, und daß ihn der edle Graf daher wohl entschuldigen werde, besonders wenn er hinzu— fuͤge, daß er wahrscheinlich Donnerstags oder Freitags auf die zweite Lesung antragen werde. Hiermit war der Graf v. Mal— mes bury zufrieden, meinte jedoch, er wisse noch nicht, ob er dann auch seine auf heute angekuͤndigte Motion wuͤrde machen konnen.

Unterhaus. Sitzung vom 8. Juli. Indem Herr Ward (wie ebenfalls gestern unter London gemeldet) den Be⸗ richt des, zur Erwägung der besten Art und Weise, authentische Listen uͤber die Abstimmungen im Hause zu erhalten, niederge— setzten Ausschusses vorlegte, rekapitulirte er die von dem Aus⸗ schuß in Berathung gezogenen und verworfenen Plaͤne und setzte dann denjenigen näher auseinander, den der Aus— schuß dem Hause zur Annahme anempfahl. „So lange“, sagte er, „die Mitglieder in dem Gebaͤude zusammen⸗ kommen, in welchem jetzt die Debatten gepflogen werden, ist es unmoͤglich, den Plan auszufuͤhren, den der Ausschuß fuͤr den besten hält. Dieser Plan besteht darin, daß die Ja's und Nein's beide das Haus verlassen und sich in zwei Zimmer an den beiden gegenuͤberliegenden Enden desselben zuruͤckziehen und daß, wenn sie wieder hereintreten, ihre Namen von zwei an beiden Thuͤren postirten Secretairs des Hauses laut genannt und von einem Andern zu Papier gebracht werden sollen. Da nun aber diese Methode fuͤr jetzt nicht anwendbar ist, so hat es der Ausschuß für das Zweckmäßigste ge— halten, daß sich diejenigen Mitglieder, welche die Minoritaͤt bilden, so, wie es jetzt uͤblich ist, in das Vorzimmer begeben, und daß dann, nachdem die Namen der im Hause befindlichen aufgezeichnet worden, die Namen der Minoritaäͤt in der oben bezeichneten Weise gesammelt und niedergeschrieben werden. Von dem Uebelstande, der mit der jetzigen Art der Anfertigung dieser Listen verknuͤpft ist, brauche ich wohl nicht erst zu sprechen. Fort— während erscheinen in den Zeitungen Proteste von einzelnen Mitgliedern Een die Ungenauigkeit dieser Listen, und ich habe oft S bis 9 Schreiben an einem Tage gefunden, worin derglei⸗ chen Irrthuͤmer berichtigt wurden. Der Herausgeber der Times wird mit solchen Gesuchen so sehr bestuͤrmt, daß in dieser Zeitung immer⸗ wahrend Bemerkungen daruͤber erscheinen. Ich las neulich darin: „„Wir haben es nun schon bis zum Ueb erdruß wiederholt, daß wir mit Anfertigung dieser Listen nichts zu schaffen haben; warum findet das Haus kein Mittel, diese Unregelmaßigkeit zu verbessern?““ Und ich denke auch, warum nimmt das Haus nicht eine Methode an, um authentische Listen zu erhalten? Ich hoffe, Sie werden meinem Vorschlag Ihre Zustimmung geben, und ich trage dem⸗ nach darauf an, daß das Haus den Bericht in Erwägung ziehe und den darin anempfohlenen Plan mit dem Be— inn der naͤchsten Session in Wirkung treten lasse.“ Sir 66 Peel protestirte gegen diesen Vorschlag und meinte, man muͤsse es jedem Mitglied aͤberlassen, nach seiner Ansicht zu stimmen, und wenn seine Konstituenten uͤber das von ihm beob— achtete Verfahren in Zweifel waren, so hatten sie Gelegenheit genug, sich Gewißheit zu verschaffen; er sah keinen Vortheil bei der taͤglichen Bekanntmachung der Listen und glaubte, es wuͤrde dies nur zu einer Vervielfältigung unndthiger Abstim— mungen fuͤhren; er bemerkte, daß der groͤßte Theil des Be— richts nur den Zweck habe, die Unzulaͤssigkeit der verschiedenen Vorschlage darzuthun, und daß der zuletzt empfohlene mit solchem Bede nnn empfohlen worden sey, daß das Haus ihn hoffentlich nicht genehmigen werde. Als es jedoch zur Abstim⸗ mung kam, wurde der Antrag des Herrn Ward mit 76 gegen 32 Stimmen angenommen. Letzterer schlug darauf vor, daß der Plan schon in dieser Session versucht werden möchte, und auch dies wurde genehmigt. Ein Antrag des Oberst Williams auf Abschaffung der sogenannten Königl. Vermaͤhlungs-Akte, um den Mitgliedern der Koͤnigl. Familie ihre naturlichen Rechte wiederzuge⸗ ben und die Aussicht zu gewinnen, daß die Englische Regierung steis unter rein Englischem Einfluß stehen wuͤrde, ward auf die Bemerkung des General-⸗Anwalts, daß dem Hause wohl jetzt noͤthigere Maßregeln vorlagen, und daß es ein Irrthum sey, zu glauben, daß