1834 / 196 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

niens und Portugals zu mischen. Uebrigens erklärte der Red— ner, daß er den Grafen Grey gern unterstuͤtzt haͤtte, wenn es ihm moͤglich gewesen waͤre, und fuͤhrte als Beweis an, daß er die Armen⸗ Bill, die derselbe eingebracht habe, unterstuͤtzen wolle, weil er diese Maßregel billige. Nachdem der Herzog seine Rede beendigt hatte, uͤbernahm es noch der Lord⸗-Kanzler, seinen Freund, den Grafen

Grey, gegen einige Angriffe des Ersteren zu vertheidigen und

zugleich die Erkläͤrung abzugeben, daß er (der Lord-Kanzler) nicht seine Entlassung genommen habe, weil er seinen Souve— rain in dieser Krisis nicht verlassen wolle und daß uͤberhaupt alle Mitglieder des Ministeriums, mit Ausnahme des Grafen Grey und des Lord Althorp, im Amte geblieben seyen.

Oberhaus. Sitzung vom 19. Juli. Der Marquis von Londonderry richtete einige Fragen in Bezug auf das Ministerium an den Lord⸗-Kanzler, da Graf Grey nicht zugegen war; namentlich wuͤnschte er zu wissen, ob das Ministerium ganz aufgeloͤst sey, was nach der Eichen, des Lord Althorp's im Unterhause fast der Fall zu seyn scheine, und wer in diesem Fall mit der Bildung eines neuen Ministeriums vom Köoͤ— nige beauftragt worden waͤre. Den letzteren Theil der Frage wollte der Lord⸗-Kanzler nicht beantworten, auf den ersten aber versicherte er auf das Bestimmteste, daß Niemand weiter, außer Graf Grey und Lord Aithorp, feine Ent— lassung genommen, und daß der edle Marquis die Aeußerung des Kanzlers der Schatzkammer im Unterhause falsch verstanden habe, denn dieser haͤtte nicht gesagt, daß noch vier andere Mit— glieder des Ministeriums ausgeschieden seyen, sondern nur, daß diese vier Individuen sein Benehmen bei dieser Gelegen— heit gebilligt hatten; wenn derselbe aber wirklich gesagt habe, daß das Ministerium so gut als aufgeldsst sey, so habe er sich im Irrthum befunden, denn wenn dies der Fall waͤre, so wuͤrde er (der Lord⸗Kanzler) doch gewiß nicht das Gegentheil versichern.

Unterhaus. Sitzung vom g. Juli. In der Erwar— tung, daß die foͤrmliche Resignation der beiden Minister, Grey und Althorp, an diesem Abend dem Hause wuͤrde mitgetheilt werden, versammelten sich große Volksmassen an allen Zugängen des Hauses und wenige Minuten nach der Eroͤffnung der Thuͤ— ren war die Gallerie ganz gefuͤllt. Das Haus selbst war zahl— reicher als jemals einer ] fruͤhen Stunde. Lord Palm er⸗ ston legte eine Abschrift des Quadrupel⸗Traktates vor und be⸗ merkte, daß die verzoͤgerte Vorlegung desselben nur durch eine zufällige Auslassung in demselben, nicht aber durch die Portu⸗

iesische Regierung, die durchaus keine Schwierigkeiten bei der

atificirung gemacht habe, verursacht worden sey. (Hoͤrt, hört!) Hierauf folgte die tiefste Stille. Lord Althorp erhob sich und redete das Haus folgendermaßen an:

„Ich muß um Entschuldigung bitten, wenn ich die Aufmerk— samkeit des Hauses in Anspruch nehme, da ich ihm nur eine Mit- theilung zu machen habe, die meine eigene Person betrifft. Ich habe die Erlaubniß Sr. Majestaͤt zu dieser Mittheilung erbeten und erhalten. Als die Entscheidung des Kabinets uber die Erneuerung der Irlaͤndischen Zwangs -Bill n, verlangt wurde, stimmte ich fuͤr dieselbe, jedoch mit Weglassung der Artikel uͤber die Kriegs⸗ gerichte. Ich hoffe, ich werde nicht noͤthig haben, hier zu sagen, daß ich dies mit dem größten Widerwillen that, und daß nichts, als die Ueberzeugung von der absoluten Nothwendigkeit in diesem . mich dazu vermmocht haben wuͤrde. Privat- und vertrauliche

ittheilungen des Lord - Lieutenants von Irland an einzelne Mitglieder der Regierung brachten jedoch den Gegenstand in der letzten Woche wieder vor das Kabinet. Zu die⸗ ser Zeit schlug mein sehr ehrenwerther Freund, der Seere— iair von Irland, vor, dem ehrenwerthen und gelehrten Herrn (O'Con⸗ nell) zu sagen, daß uber die Bisl noch berxathen werde. Ich sah darin nichts Boͤses, aber ich bat ihn, die aäußerste Vorsicht in feiner Mittheilung zu beobachten und auf keinen Fall sie selbst zu machen. Nach den gngefuͤbrten Mittheilungen des Lord⸗Lieutenants von Ir⸗ land war ich geneigt, zu glauben, daß die drei ersten Artikel der Akte, welche sich auf die Versammlungen in den nicht in zlufruhr⸗ Zustand erklärten Theilen von Irland beziehen, nicht wesentlich noth⸗ wendig seyen, und daß sie aus der neuen Bill weggelassen werden konnten, ohne den Frieden Irlands zu gefaͤhrden. Unter dleser Vor⸗ aussetzung wiedersetzte ich mich der Erneuerung dieser Arti- kel. Meine sehr ehrenwerthen Freunde, die Mitglieder fuͤr Inverneß, Cambridge, Edinburg und Coventry stimmten darin mit mir überein. Das Kabinet entschied jedoch gegen uns, und wir hatten die Wahl, ob wir dieser Entscheidung beistimmen oder das Ministerium auflösen wollten. Wir hielten es fur unjere Pflicht, beizustimmen. Nach der sorgfaͤltigsten Erwägung bin ich uͤberzeugt, daß wir, nach der unvollkommenen Kenntniß, die wir von dem hatten, was vorge⸗ gangen war, Recht handelten. Ich fuͤhlte indeß, daß ich unter sol⸗ chen Umstaͤnden, wahrend die Maßregeln das Haus passirten, in große Verlegenheit gerathen würde. Als ich aber am letzten Donnerstag bir Mittbeilung, welche mein sehr ehrenwerther Freund, der Se⸗ et'tare für Irland, dem ehrenwerthen und gelehrten Herrn gemacht, und zwar damals zuerst die Beschaffenheit derselben erfuhr, da hielt ich es für hoöchstwahrscheinlich, daß die Schwierigkeiten, in die ich gerathen würde, unüberwindlich seyn würben. Die Debatte am Montag Abend über die Motion des ehrenwerthen und gelehrten Herrn bestätigte dies und überzeugte mich, daß ich die Geschdͤfte der Regierung in diesem Hause, weder mit Vertrauen auf mich selbst, noch mit Nutzen für das allgemeine Wohl leiten könne. Ich schrieb daher an jenem Abend an Lord Grey, und ersuchte ihn, meine Entlassung bei Sr. Maj. einzureichen, die auch von Sr. Maj. huldreich angenommen wurde. Ich bin von meinen sehr ehrenwerthen Freunden autborisirt, zu erklaren, daß sie den Schritt, welchen ich gethan, billigen und ihm folgen werden. Es wuͤrde mich sehr betruͤben, wenn der Gang, den ich bei dieser Gelegenheit befolgt, von meinen Landsleuten sollte gemiß⸗ billigt werden, aber noch mehr sollte es mich kranken, wenn dieje⸗ nigen Mitglieder dieses Hauses ihn nicht gutheißen wurden, die so roßes Vertrauen in mich geht und deren ununterbrochene Unter— ien mich in den Stand setzte, eine Stellung zu behaupten, wo— u mich außerdem meine Fahigkeiten so wenig berechtigten. (Gro⸗ er Beifall) Es mochte vielleicht noch nöthig seyn, hinzuzufuͤgen, ich, bis zur Ernennung meines Nachfolgers, noch fortfaͤhre, die gewöhnlichen bffentlichen Geschaͤfte zu verwälten.“

Der Lord erhielt wahrend seiner Rede wiederholten Beifall, und als er endigte, erneuerte sich derselbe mit großem Enthusias— mus. Nun nahm Herr Littleton das Wort: ;

„Niemand in diesem Hause“, sagte er. „befindet sich in einer peinlicheren Lage, als ich. Ich habe zwei Irrthümer begangen, ein Mal, indem ich dem ehrenwerthen und gelehrten Herrn (O'Con— nell), ohne die Sanction des Premier⸗-Ministers, eine Mittheilung machte, und dann, daß ich Vertrauen in Jemand setzte, der sich des⸗ sen so unwürdig gezeigt hat. (Hort, hort) Ich bin jetzt völlig Kͤberzeugt, daß es fuͤr mich und vielleicht auch fuͤr meine Freunde im Minsisterium das Beste gewesen waͤre, sol le th als ich erfuhr, daß die angeführten Artikel der zwangsbill nicht hinweggelassen werden konnten, mein Amt niederzulegen. Ich werde nie die Beküͤmmerniß vergessen, welche ich empfand, als ich jene Nachricht erhielt, aber ich Köerlegte, daß meine Resignation, in dieser Beziehung und zu dleser Zeit, einen maͤchtigen Einfluß auf das Benehmen Anderer haben und viellcicht eine Aufloͤsung des jetzigen Ministeriums herhei⸗ führen möchte. Ich will es güfrichtig gestehen, ich hatte nicht Muth genug, einen Schritt zu thun, der mit dieser Gefahr verbun⸗ den war. (Lauter Beifall Ich heschloß daher, zu thun, was, wie ich hoffe, nicht schimpflich war (Beifall), und meine Meinung hieruͤber

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zu kompromittiren, obgleich dieselbe eine feste und entschiedene war, und die Annahme eines Betragens zu unterlassen, welches ein Mi⸗ nisterium beleidigen koͤnnte, a dessen Grundsaͤtzen ich in der Haupt⸗ sache völlig uͤbereinstimme. (Hort, hort! Möge das Hauͤs mir die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß ich auf dem Wege, den ich ungluͤcklicherweise eingeschlagen, nur den Wunsch hatte, den Frieden eines Landes (Irlands) zu befoͤrdern, welches bestaͤndig, seit meinem ersten Eintritt in das öffentliche Leben, mein waͤrmstes Mitgefuͤhl erregte (großer Beifall) und für das ich damals einiger⸗ maßen verantwortlich war.“ (Lauter Beifall.)

Herr O'Connell bemerkte hierauf, die so eben gemachten Mittheilungen seyen von dem Hause auf die ihnen gebuͤhrende Weise aufgenommen worden, und wenn irgend Jemand den sehr ehrenwerthen Herrn wegen des von ihm befolgten Verfah— rens tadeln wolle, so mochte er lieber, daß uͤber ihn (O Connell) ein doppelter Tadel ergehe, als daß der geringste Vorwurf den sehr ehrenwerthen Herrn treffe. Er sey jetzt vollkommen uͤber— eugt, daß der ehrenwerthe Herr ganz aufrichtig gegen ihn ge— e an habe. Er wolle sich bei dieser Gelegenheit nicht recht— fertigen, aber Alle wuͤrden sich erinnern, daß seine Landsleute seit dreißig Jahren das unbegraͤnzteste Vertrauen in ihn ge— setzt haͤtten, und er muͤsse der verworfenste Mensch seyn, wenn er einen anderen Gedanken habe, als den, ihre Frei— heit und Interessen zu vergroͤßern. Er sehe vollkommen ein, daß der sehr ehrenwerthe Herr und der edle Lord voͤllig Recht gehabt, indem sie die Erneuerung der angefuͤhrten Artikel zur Erhaltung des Friedens in Irland fuͤr durchaus nothwendig er— achteten. Er (O'Connell) habe damals nach der ihm er— theilten Nachricht gehandelt, und er sey so besorgt, wie irgend Jemand fuͤr die Fortdauer einer auf so“' libera— len Prinzipien gegruͤndeten Verwaltung, wie sie den vier Kabinets-Ministern eigen seyen. Sie besaͤßen sein ganzes Ver trauen und auch das des ganzen Landes. (Lauter Beifall.) Er nahm nun seine Motion auf Vorlegung der Korrespondenz zuruͤck, Lord Althorp erklaͤrte noch, daß er vorhin bloß von sich selbst gesprochen und von dem Benehmen, welches seine sehr ehrenwerthen Freunde mit ihm in Uebereinstimmung in Betreff der Zwangs-Bill beobachtet haͤtten; er muͤsse jedoch noch hinzufuͤgen, was Graf Grey im Oberhause wahrscheinlich schon gesagt haben wuͤrde, naͤmlich, daß mit seiner Abdankung die ganze jetzige Verwaltung aufgehoͤrt habe.

Unterhaus. Sitzung vom 10. Juli. Das Haus nahm heute gar keine Berathungen vor, sondern vertagte sich auf den Antrag des Herrn Hume bis zum Montag, um abzuwarten, welche Nachfolger die ausgeschiedenen Kabinets⸗-Mitglieder erhal— ten wurden. Eine Motion, die Herr Hume am Tage vorher angekuͤndigt hatte, auf eine Adresse an Se. Majestaͤt, um uͤber den Zustand des Landes Aufschluͤsse zu erbitten, nahm derselbe heut zuruͤck, indem er erklaͤrte, daß er diesen Antrag nur in der Meinung gemacht habe, daß das Ministerium ganz aufgeloͤst sey und vollig neu zusammengesetzt werden solle, wahrend er jetzt eines Bessern belehrt sey.

London, 11. Juli. Vorgestern hielt der Koͤnig ein Lever im St. James-⸗-Palast, nachdem vorher mehrere Kabinets-Mini— ster geheime Audienzen bei Sr. Majestaͤt gehabt hatten. Bei dem Lever wurden dem Koͤnige mehrere Adressen und Petitionen zu Gunsten der herrschenden Kirche uͤberreicht. Dann ertheilten Se. Masjestäͤt dem Grafen Grey, den Lords Althorp, Melbourne und John Russell und dem Lord-Kanzler Audienz und ernann— ten den Statthalter der Prinz-Eduardͤs-Inseln, Herrn Aretas Young, zum Baronet. Herr Cutlar Fergusson wurde Sr. Ma— jestaͤt durch Lord Althorp als neu ernannter General-Advokat vorgestellt. Da der Konig gleich nach dem Lever nach Schloß Windsor zuruͤckkehrte, so wurde das Diner, welches der Mar— quis von Lansdowne Sr. Majestaͤt in LansdowneHouse geben . abgesagt. Der Marquis leidet seit einiger Zeit am

odagra.

Der Premier⸗-Minister, Graf Grey, und der Kanzler der Schatzkammer, Lord Althorp, haben am sten d. M. um ihre Entlafsung nachgesucht, die ih— nen von Sr. Maj. dem Könige bewilligt worden ist. Dieses unerwartete Ereigniß und seine moͤglichen Folgen geben unseren Blaͤttern zu den manigfaltigsten Betrachtungen und Ver⸗ muthungen Stoff; wir wollen es versuchen, hier dasjenige zu— sammenzustellen, was die meiste Begruͤndung fuͤr sich zu haben scheint. Die Thatsache der Resignation wurde von allen Blaͤt— tern gleichzeitig am 9. d. M. mitgetheilt; waͤhrend jedoch die Oppositions, und namentlich die Tory⸗Blaͤtter sich schmeichelten, daß mit den Personen sich auch die Prinzipien der Regierung andern duͤrften, erklaͤrten die mit den Verhaͤltnissen des Mini— steriums mehr vertrauten Blatter, wie der Globe und der Courier, sogleich, daß nicht sowohl ein politisches als ein rein persoͤnliches Moment die Resignation der beiden Mini— ster herbeigefuͤhrt habe. Die Erklaͤrungen, welche darauf am g. Abends Graf Grey im Oberhause und Lord Althorp im Unterhause uͤber die Sache abgaben (Vgl. die Parlaments-Verhand— lungen), bestaͤtigten auch diese Ansicht vollkommen. Zugleich wurde bekannt, daß der Koͤnig nach Lord Melbourn, dem bis— herigen Minister des Innern, gesandt habe, um ihn uͤber die Bildung des neuen Kabinettes zu befragen und . dieselbe wie es sich am naͤchsten Tage zeigte foͤrmlich aufzutragen, was als der buͤndigste Beweis gelten konnte, daß in dem leitenden Prinzipe der Regierung keine Aenderung vorgehen wuͤrde. Ein Tory Blatt wollte zwar erfahren haben, daß sich der Herzog von Cumberland zum Könige begeben habe und daß auf die Vor— stellungen Sr. K. Hoheit auch nach Sir Rob. Peel geschickt worden sey, doch haben die ministeriellen Blaͤtter dieser Anzeige auf das Bestimmteste widersprochen. Der Globe erklärt vielmehr in seinem neuesten Blatte: „Lord Mel— bourn fahrt in der Vollziehung des ihm von Sr. Maj. gewor— denen Auftrages zur Bildung eines neuen Kabinets ruͤstig fort und es sind die gegruͤndetsten Hoffnungen auf einen guͤnstigen Erfolg vorhanden. Der Lord ist ein Mann, in dessen Verstand und Discretion alle Mitglieder der vorigen Verwaltung das hoͤchste Vertrauen gesetzt, und es darf von seinen bekannten Ge— sinnungen und Ansichten vorausgesetzt werden, daß er bemuͤht sey, ein Kahinet zu bilden, das, dem Prinzipe nach, demjenigen des Grafen Grey so ahnlich sieht, als es die Umstaͤnde und die Beschaffenheit der Parteien nur irgend gestatten. Von einer Zulassung von Mitgliedern der Tory-Partei ist, wie allgemein versichert wird, durchaus nicht die Rede. Gewiß ist, daß Lord Melbourn sie nicht einladen wird; auch koͤnnten sie, wie es scheint, eine Einladung, selbst wenn sie gemacht wuͤrde, consequen⸗ ter Weise gar nicht annehmen. Ja, wir glauben sogar, daß sie auch in dem Falle, daß dem Lord Melbsurn die Bildung des Kabinettes nicht gelaͤnge, weder wuͤnschen, noch daran denken, das Ruder des Staates zu uͤbernehmen.“ Der Albion (ein Tory⸗-Blatt) giebt uͤber die bisherigen

Bemuͤhungen des Lord Melbourn folgende Aufschluͤsse: „Bei

seiner ersten Unterredung, die derselbe mit Sr. Majestaͤt nal der Resignation des Grafen Grey hatte, theilte der Lord dhe Könige bloß den genauen Inhalt der Korrespondenz zwisch dem Lord,Löoeutenant von Irland und dem Britischen Kabingh mit. Bei einer zweiten Zusammenkunft befahlen darauf Senn Majestaͤt dem edlen Viscount, nach seinen besten Kraͤften dien Kabinet entstandenen Luͤcken auszufuͤllen, damit fuͤr jetzt die Nolj wendigkeit einer volligen Rekonstruirung desselben vermith werde. Waͤhrend des ganzen gestrigen Tages (am (hto war Viscount Melbourn rastlos bemuͤht, den Wuͤnsch Seiner Majestaͤt zu entsprechen, doch sah er sich 6. am Abend genoͤthigt, dem Koͤnige zu berichten, daß ihm bis dahin nicht moglich gewesen, ein Arrangemga

wie das gewuͤnschte, zu Stande zu bringen. Seitdem ersM

ren wir, daß Herr Stanley und Graf von Ripon (Lord Gön rich) sich zu Sr. Maj. nach Windsor begeben haben und Mn

der Koͤnig, den man heute im St. James-⸗Pallast erwartet haz

nicht nach der Stadt kommen wuͤrde.“ Die Tim es, wos

in der letzten Zeit mit großer Animositaͤt gegen das Greyst

Ministerium aufgetreten, bleibt sich auch bei der jetzigen 6

genheit in sofern treu, als sie ihren Unwillen daruͤber ausspriss daß sich mit der Resignation des Grafen Grey und des an Althorp nicht auch alle uͤhrige Minister als ausgeschieden trachten und daß namentlich Lord Brougham das Gegeng, hiervon im Oberhause foͤrmlich erklaͤrt hat. Eine erzwungns Zusammensetzung, meint dieses Blatt, wie sie bij statt gefunden, sey durchaus nicht mehr moͤglich, und! sey daher besser, eine Ausrottung mit Stumpf und Gi und eine voͤllig neue Organisation, als eine theilwi neue Besetzung vorzunehmen, mit der doch immer nur ein In werk zu Stande kommen koͤnne, das dem Orkane der jetz Zeit schwerlich lange zu widerstehen im Stande sey. Das m . Kabinet muͤsse durchaus liberaler seyn, als das des Grafen Gn und jeden noch so entfernten Tory-Einfluß gaͤnzlich unterdruͤch! Der Marguis von Landsdowne sey darum auch nicht der Mann, n

den das Land mit Vertrauen blicken koͤnne; viel zu wenig nh schlossen in seinen Handlungen wuͤrde er, als Premier-⸗Minisn nichts anders als ein sogenanntes Coalitions-Kabinet herbessl ren, welches an sich ein Unding waͤre. Die Mornin Chronicle erklaͤrt sich fuͤr Lord Durham, den auch die Tin

zu unterstuͤtzen nicht abgeneigt seyn wuͤrde. Der Courier!

gegen meint, daß Lord Althorp zu bewegen seyn moͤchte, )

Stelle des Premier-Ministers zu uͤbernehmen, fuͤr die sich Gh

Grey wegen seines vorgeruͤckten Alters nicht mehr geeignet hi

Doch der Morning Herald bekaͤmpft eben so wie die Tim diesen Gedanken, da, nach dem Ausdrucke der Letztern, ju

andere Gutsbesitzer aus Northamptonshire sich eben so gut ah Lord Althorp zu einer solchen Stelle eignen wuͤrde.

gend eine Ankuͤndigung uͤber die Zusammensetzung des nein Ministeriums erwartete. Der Marquis von Londonden meinte, man solle sich, wie das Unterhaus, so lange vertagr

bis eine Verwaltung zu Stande gekommen sey, und nicht h

mit den Verhandlungen uͤber die Armen-Bill fortfahren, wo gen Graf Grey bemerkte, daß die genannte Bill von gröͤh

Wichtigkeit sey, und daß es sich dabei um keine Partei Frn handle. Hierauf erhob sich der Lord-Kanzler und sagte, m

koͤnne von dem edlen Grafen, wenn er sich auch dazu erbon habe, nicht verlangen, daß er mit der Bill weiter vorschreih solle, und nachdem sich noch einige andere Lords hatten verneh men lassen, willigte Graf Grey ein, die Motion auf die zwelN Lesung der Armen-Bill um einige Tage auszusetzen, nachdem de Haus noch vorher die Gruͤnde des Grafen Malmesbury geg die Bill angehoͤrt haben wuͤrde.

Der Courier sagt, das Antwortschreiben des Koͤnigs 4 die vom Grafen Grey eingereichte Entlassung, die Se. Majest annahmen, sey in einem so guͤtigen und herablassenden Tonen gefaßt gewesen, wie noch nie ein Souverain zu einem siin Unterthanen gesprochen habe. ö

Der Globe sagt: „Aus der Rede des Grafen Grey! giebt sich, daß er die Leitung der Armen-Bill beibehalten n weil dieselbe nicht fuͤr eine streng ministerielle Maßregel g Der Herzog von Wellington hat erklaͤrt, daß er die Maße unterstuͤtzen werde.“

Der Lord⸗Kanzler, die Lords Melbourne, Althorp und Hi land und die Herren Spring Rice, C. Grant und Ellice hahn gestern haͤufige Konferenzen mit einander; der Lord⸗Kanzler su tete auch dem Grafen Grey einen Besuch ab.

Der Koͤniglich Saͤchsische Gesandte, Baron Gerstorf, von hier nach Dresden abgereist.

Der Spanische Gesandte ist von Paris, wohin er sich der vorigen Woche unerwarteter Weise begeben hatte, hieth zuruͤckgekehrt.

Der Fuͤrst Talleyrand, der Bayerische Gesandte und? Oesterreichische Geschaͤftstraͤger, Herr von Hummelauer, konfet ten gestern mit dem Staats-Secretair fuͤr die auswärtigen M gelegenheiten.

Graf Bathurst wurde vor einigen Tagen von einer scht ren Krankheit befallen und ist noch nicht ganz hergestellt. .

Das Linienschiff „Asia“ mit dem Admiral Parker am Bu ist von Portugal in Portsmouth angekommen. .

Der Admiral Napier hat bei dem am Dienstag in Pott mouth ihm zu Ehren veranstalteten Diner die Absicht geaäͤußt

als Kandidat fuͤr die Parlaments-Wahl in Plymouth auss .

treten. Der Lord „Advokat fuͤhrte am Mittwöch den Capitain C negie aus Leith bei dem Kanzler der Schatz⸗Kammer ein, Sr. Herrlichkeit von den Zehn⸗Pfund-Insassen des Distr Leith als Anerkennung der Dienste, die Lord Althorp der form⸗Sache geleistet, begleitet von den Gluͤckwuͤnschen von A0, Einwohnern, eine reich verzierte Tabatiere zu uͤberreichen. Die Lords des Schatzamtes haben bekannt gemacht, daß

zur Einfuhr aus China erlaubte Thee auch in Neweastle gell Durchsetzung der Zehnten-Bill gelegen, und er erbat sich daher

det werden duͤrfe. .

Die Thee, Ladung, welche bekanntlich aus Danzig nach! verpool eingefuͤhrt wurde, wird jetzt zur Exportation zum oͤffeh lichen Verkauf ausgeboten. Es ist dies die erste Thee⸗Auctitz die in Liverpool stattgefunden hat.

Die Russische Brigg „Carolina“ ist mit 200 Spanisch Fluͤchtlingen von Lissabon in dem Hafen von Portsmouth an kommen. Da den Fluͤchtlingen aber die Erlaubniß zu lan verweigert wurde, so ist das Schiff wieder abgesegelt, wie heißt, nach Lissabon zuruͤck. Die „City of Edinburgh“ ist gleit falls von Lissabon angekommen, mit mehreren Englaͤndern h Bord, die Dom Pedros Dienste verlassen haben. K

Aus Rom wird gemeldet, daß Lord Arundel daselbst it 8sten Jahre seines Alters mit Tode abgegangen ist.

Nachrichten aus Portugal zufolge, hatte Dom Pedro in

zösten v. M. einen heftigen Krankheits-Anfall gehabt, war je— doch wieder genesen. . .

Die Nachrichten aus Lissabon, die bis zum 21sten v. M. reichen, lauten im Ganzen guͤnstig fuͤr die Regierung, ohne et⸗ was Neues von Belang zu bringen. Die Minister gewinnen an Popularitaͤt. Die Aufloͤsung des Freiwilligen-C'orps in Lis— sabon, welche sich dieser Maßregel nicht unterwerfen wollten, scheint man aufgegeben zu haben. Ein Circular zeigt den frem⸗ den Konsuln an, daß in der Hauptstadt und anderen Theilen Portugals einzelne Cholerafaͤlle vorgekommen seyen.

Nord⸗Amerikanische Blätter aus New-Ypork vom stzten stellen den uͤber die Bank-Frage entstandenen Streit als beendigt dar. Zwei Respolutionen wurden von Herrn Clay dem Senate vorgelegt; die eine erklärte die Gruͤnde des Praͤsidenten, die ihn veranlaßt hatten, der Bank die Regierungs⸗Deposita zu entziehen, suͤr ungenuͤgend, die andere verordnete die Zuruͤckgabe der Depositen an die Bank. Die erste Resolution wurde mit 1U14 gegen 102, die zweite mit 118 gegen g8 verworfen. Der Praͤsident hat also den Sieg davongetragen. Dagegen ist jetzt wieder ein neuer Streit dadurch entstanden, daß der Senat durch eine Resolution vom 29. Maͤrz das Verfahren des Gene— ral⸗Postmeisters und seiner Unter-Beamten bei einer gewissen von den Englischen Blaͤttern nicht naͤher bezeichneten) Gelegen— heit mißbilligt. Der Praͤsident wird sich nun der unter seiner Verantwortlichkeit handelnden Beamten annehmen muͤssen.

Die hier eingegangenen Bombay-Zeitungen enthalten eine Proclamation des Vice⸗Koͤnigs von Goa und bemerken da⸗ bei, daß der Vice⸗Koͤnig ein naher Blutsverwandter der beiden feindlichen Prinzen des Hauses Braganza sey. In dieser Pro— clamation erklaͤrt er sich von freien Stuͤcken fuͤr die Sache Donna Maria's und der constitutionnellen Charte. Als die Pro—⸗ clamation in Goa publizirt wurde, verbrannten die dortigen Truppen, 5h00 an der Zahl, Dom Miguel's Portrait und ga— ben die groͤßte Freude uͤber die Regierungs-Veraͤnderung zu er— kennen. Es war eine Kriegs-Brigg mit einem kleinen Truppen— Corps unter dem Capitain de Gama von Goa abgesegelt; Letz— terer hatte den Befehl, die Regierung von Demaun zu uͤber— nehmen, da der Gouverneur dieser Kolonie noch auf Seiten Dom Miguels war. Man zweifelte nicht an der baldigen Un— terwerfung desselben.

—— London, 11. Juli. Waͤhrend ich in meinem letz— ten Schreiben die Haltbarkeit des Grey'schen Ministeriums dar— zuthun suchte, ließ ich es mir nicht traͤumen, daß in demselben Augenblicke Graf Grey und Lord Althorp ihre Stellen nieder— gelegt haͤtten. Indessen war ich nicht der Einzige, welcher in dieser Unwissenheit schwebte: das ganze Parlament ahnete nichts

davon; denn obgleich jener wichtige Schritt schöen am Morgen

Heute war das Oberhaus gedraͤngt voll, weil man] E(schehen war, versammelten sich am Abenze doch die Pairs von

beiden Seiten des Hauses, in der vollen Erwartung, daß Graf Grey sowohl das dritte Verlesen der Zwangs-Bill, als das zweite der Armen Bill vorschlagen wuͤrde, und Alles war nur darauf gespannt, wie das Haus den letztern Vorschlag aufnehmen wuͤrde. Das Erstaunen war daher ohne Graͤnzen, als der Graf mit dem Gesuch erschien, beide Vorschlaͤge aufschieben zu duͤrfen, mit der Versicherung, daß unuͤberwindliche Umstaͤnde ihn zu dieser Forderung noͤthigten. Natuͤrlich wurden sogleich tausend Muth— maßungen und Geruͤchte rege, worunter die wahrscheinlichsten die waren, daß das Ministerium aufgeloͤst sey. Am folgenden Abend verschwanden indessen alle Zweifel, indem beide genannte Minister, der eine im Oberhause und der andere im unteren, die Schritte bekannt machten, die sie gethan, und die Gruͤnde, welche sie dazu bewogen. Diese beruheten, wie sich vermuthen ließ, hauptsaͤchlich auf der unzeitigen Vertraulichkeit, welche der Irlaͤndische Secretair, Herr Littleton, gegen den Feuerbrand QConnell bewiesen, und den daraus entsprungenen Folgen, dem Verlangen O Connells, daß alle Briefe des Lord -Lieutenants in Bezug auf die Zwangs-Bill dem Hause vorgelegt werden moͤch— ten, und der Unterstuͤtzung, welche ihm die Tories dabei ertheil— ten, Umstaͤnde, die freilich jedem Laien unangenehm genug fuͤr die Regierung erschienen, aber doch nicht von der Art, daß sie zur Aufloͤsung des Kabinets fuͤhren muͤßten. Es waren aber noch andere Umstaͤnde damit verknuͤpft, welche niemand außer dem Kabinette wissen konnte. Nachdem naͤmlich das Kabinet auf die einstimmigen Berichte aller Irlaͤndischen Beamten, und besonders des Lord Lieutenants, beschlossen hatte, die wangs⸗Bill in der Gestalt, wie sie wirklich vors Oberhaus gebracht worden, zu erneuern, erhielt Graf Grey einen Brief vom Lord-Lieutenant (welchem von hier aus geschrieben worden war, daß die parlamentarischen Verhältnisse es wuͤnschenswerth machten, daß derjenige Theil der Bill, weicher sich auf das Verbieten oͤffentlicher Versammlungen bezieht, gestrichen werde), des Inhalts, daß, wenn es dem Kabi— nette nutzen koͤnne, er versuchen wolle, sich ohne diesen Theil des Gesetzes zu behelfen. Der Graf, bei welchem der Glaube an die unerlaäßliche Nothwendigkeit dieser Klaufel einmal uner— schuͤtterlich fest zu stehen schien, und wahrscheinlich auch belei— digt, daß irgend eine mit dem Ministerium verbundene Person, sich ohne sein Wissen auf solche Weise eingemischt hatte, schrieb sogleich an den Lord-⸗Lieutenant zuruck, daß er doch ja diese Nachgiebigkeit nicht zeigen moge, und brachte ihn auch wirklich dahin, daß er seine fruͤhere Ansicht von der Nothwendigkeit dieser Klausel aufs entschiedenste wiederholte. Inzwischen aber hatten doch Lord Althorp und die uͤbrigen Minister, welche im Unterhause die meiste Arbeit auf sich haben und dies wohl voraussahen, wie viel es ihnen kosten wuͤrde, die Hindernisse, die ihrer warteten, zu uͤber⸗ winden, das Kabinet vermöcht, die Sache noch einmal zu uͤber— legen. Herr Littleton war kein Mitglied desselben; aber da ihm

als Irlaͤndischer Secretair vorzuͤglich die Durchsetzung der Maß—

gel uͤberlassen werden mußte, so war es natuͤrlich, daß Lord

l ihm die freudige Hoffnung mittheilte, daß in der Bill wohl nichts erneuert werden dürfte, als diejenigen Punkte, wodurch ie nächtlichen Gewaltthaten auf dem Lande verhindert werden ollten und wogegen selbst O Connell nichts einwendet. Herrn E. war gerade jetzt an dieses Mannes Friedfertigkeit bei der von Lord A. die Erlaubniß, denselben mit der Nachricht beruhi— gen zu duͤrfen, daß man uͤber die Zwangs-Bill noch nicht zur Entscheidung gekommen sey. Er ging aber weiter, und sagre ihm so viel, daß er selbst und auch Lord A. nachher zu ihrer eigenen Entschuldigung sich auf jene Korrespondenz mit dem Lord Lieutenant beziehen mußten. Als aber nun O'Connell am Montag seinen Entschluß ankuͤn— digte, den folgenden Mittwoch auf die Vorzeigung jener Korre— spoöndenz antragen zu wollen, und trotz der Versicherung des Lord Aithorp, daß es Privat-Briefe seyen, die es höchst unan— gemessen seyn wuͤrde, zu produziren, Sir Robert Peel dem Herrn D Connell Recht gab, so hielt er es fuͤr seine Pflicht, seine Stelle niederzulegen. Unstreitig waren mit dieser Korrespondenz Dinge verknüpft, welche den innern Zustand des Kabinets auf eine un—⸗ ngenehme, und vielleicht fuͤr die Ruhe Irlands schaͤdliche Weise

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aufgedeckt haben wurden; aber Lord Althorp, dessen Lage im Unterhause durch Herrn Stanley's Ausscheiden und Uebertritt zur Opposition seit Kurzem viel peinlicher geworden war, be— nutzte auch wahrscheinlich gern eine so günstige Gelegenheit, um sich mit Ehren davon los zu machen. Ein aͤhnliches Gefuͤhl wirkte wahrscheinlich auch beim Grafen Grey, welcher im Kabi— nette selbst, bei den Irlaͤndischen Angelegenheiten, fast einen eben so heftigen Widerstand zu besiegen hatte, als im Parlamente, und dessen geradem Sinne besonders die Intriguen verhaßt seyn mußten, welche einige seiner Untergebenen gegen ihn leiteten, und er folgte darum schnell dem Beispiele seines Freundes. Auch muß Beider Entschluß unerschuͤtterlich fest gestanden haben, da der Koͤnig so wenig zoͤgerte, in einem so kritischen Zeitpunkte ihre Resignation anzunehmen. Indessen ist keiner von den uͤbri⸗ gen Ministern ihrem Beispiele gefolgt, und der Konig hat sich noch mit Niemand anderm berathen, als Lord Melbourn, dem Minister des Innern, welcher seit Dienstag mit Unterhandlun— gen zur Erneuerung des Kabinettes beschaftigt ist. Die Tories zeigen weder Hoffnung noch Lust, in diesem Augenblick an die Stelle der Whigs zu treten, und ich bin uͤberzeugt, daß unter den obwaltenden Umstaͤnden nichts als die gaͤnzliche Unmoͤglichkeit, ein Whig-Kabinet zu bilden, den Koͤnig bewegen wird, sie zu berufen und sie veranlassen koͤnnte, dem gefährlichen Ruf zu ge— horchen; so daß meine im letzten Briefe ausgesprochene Ansicht, trotz aller dieser Vorfaͤlle, doch wahr bleibt. Was aber die Bildung des Whig-Kabinets schwierig macht, ist eben jene Zwangs⸗ Bill. Das Publikum weiß nun einmal, welche von den bis he⸗ rigen Ministern fuͤr die Auslassung der vielbesprochenen Klausel waren oder nicht; und wenn letztere, so lange dieses nicht be⸗ kannt war, sich der Mehrheit ihrer Kollegen unterordneten, koͤn⸗ nen sie es jetzt nicht mehr, während die, welche sich unter dieser Mehrheit befanden, auch nicht wohl ihre Ansicht aufopfern koͤn⸗ nen. Diese Maßregel muß aber, gleichviel, ob mit oder ohne diese Klausel, in gegenwaͤrtiger Sesslon noch durchgesetzt werden, eben so wie die Zehnten-Bill, uͤber welche gewiß auch verschie⸗ dene Ansichten im Kabinette geherrscht haben, die jetzt, da es einmal zur Aufloͤsung gekommen ist, auch ausgeglichen seyn wol— len. Doch ist vielleicht die Sache in diesem Augenblicke schon entschieden. O Connell hat seinen Antrag inzwischen zuruͤckge— nommen, und das Unterhaus hat sich auf den Vorschlag des Herrn Hume bis Montag vertagt. Das Oberhaus aber ver— sammelt sich diesen Abend, wo Graf Grey versprochen hat, die zweite Verlesung der Armen-Bill vorzuschlagen, indem er folche als keine Regierungs-Maßregel betrachtet. Auch hat ihm der Herzog von Wellington seine Unterstuͤtzung dabei versprochen. Der Quadrupel⸗Allianz-Traktat ist zwar dem Parlamente vor— gelegt, aber noch nicht besprochen worden. Nachschrift. g uhr Abends. Das Oberhaus war diesen Abend versam— melt, aber da sich noch immer Niemand darstellte, um die zu Stande gekommene Bildung des neuen Ministeriums anzuzei⸗ gen, so wurden alle Geschaͤfte, und darunter guch die Armen— Bill, verschoben. Ein Geruͤcht behauptet, der Konig habe Hrn. Stanley fragen lassen, ob er sich geneigt fuͤhle, mit mehreren seiner vorigen Kollegen wieder in das Kabinet zu treten.

Niederlande.

Aus dem Haag, 10. Juli. Se. Majestaͤt der Koͤnig sind heute Mittags aus dem Lustschlosse Los nach der Residenz gekommen.

In Sachen des Buchdruckers Lejeune gegen Libry Bagnano hat heute der hiesige Gerichtshof entschieden, daß dem Antrag auf Bestellung eines Curatels für Libry keine Folge zu geben sey, indem ein im Auslande gefaͤlltes Urtheil in den diesseitigen Landen keine Rechtskraft habe.

8 mn

Bruͤssel, 10. Juli. In einem Antwerpener Blatte liest man: „Es ist noch immer die Rede von dem Austritte des Generals Evain, der, wie man sagt, mit den meisten seiner Kol— legen im Ministerium fortwaͤhrend in Mißhelligkeiten lebt. Heute versichert man, ohne es jedoch verbuͤrgen zu können, daß der Ge— neral von Vaudoncourt, Kriegs-Minister in Italien unter Na— poleon, in Belgische Dienste treten werde und zum Nachfolger des General Evain ernannt sey. Herr von Vaudoncourt ist ein Mann von großen Verdiensten und erprobter Rechtschaffenheit. Napoleon schätzte diesen tapferen Krieger sehr hoch, der durch mehrere ausgezeichnete Werke uͤber die Taktik und die Geschichte der letzten Feldzuͤge des Kaisers bekannt ist. Wenn durchaus ein Fremder erforderlich ist, um Belgien in militairischer Bezie⸗ hung zu verwalten, so wuͤrde schwerlich eine gluͤcklichere Wahl getroffen werden konnen, als die, welche man uns ankuͤndigt.“

Der Bericht der Handels-Kammer zu Antwerpen uͤber den, von dem Central⸗Ausschusse amendirten Entwurf zu einem Korn— Gesetze, sucht den geringen Vortheil der vorgeschlagenen Maßre— geln fuͤr das Interesse des Ackerbaus und den sehr uͤblen Ein— fluß, welchen sie dagegen auf den Handel und die Wohlfahrt der Konsumenten ausuͤben wuͤrden, darzuthun.

Die Galeasse „le Pégase“, Herün Egide van Regemortel in Antwerpen gehörend, ging am 25. Maͤrz von Lissabon nach Antwerpen unter Segel und wurde am 14. April von einem heftigen Sturme uͤberfallen, der die Masten uͤber Bord warf, und dem Schiffe ein Leck verursachte, worauf es dem Steuer nicht mehr folgte. In dieser hoffnungslosen Lage wurde es am andern Tage von dem Capitain Woodhouse, welcher den Ameri— kanischen Dreimaster „George Clinton“ von London nach New— York fuͤhrte, bemerkt. Er steuerte sogleich auf den „Pégase“ zu und nahm die Mannschaft desselben auf sein Schiff, die ohne dieses gluͤckliche Zusammentreffen gewiß im Meere umgekommen waͤre. Von der Ladung des „Pégase“, die aus Salz, Kork, Rohr und Orangen bestand, ist nichts gerettet worden. Nur zwei Kabeltaue und einige andere zum Schiffe gehörige Gegen— staͤnde wurden an Bord des „George Clinton“ gebracht. Die Mannschaft wurde in den letzten Tagen des Mai in New-Hork ans Land gesetzt.

Deutschland. Juli. Handels-Berichte aus London be—

Bremen, 13. merken: „Ein Artikel, entstellt aus einem Bombay⸗Journal genommen, hat die Runde in den Deutschen Zeitungen gemacht, nach welchem die Abnahme hoher Zoͤlle einen Einfluß auf den

Werth von Indigo haben sollte. Die Sache verhalt sich, wie folgt: Die Regierung der „„Praͤsidentschaft Bombay““ wuͤn— schend, dem Handel des Hafens von Bombay eine größere Wich⸗ tigkeit zu geben, hat sich um die Aufhebung einiger Transit— Zoͤlle im westlichen Indien, die bisher von tributairen, aber sonst unabhaͤngigen Indischen Fuͤrsten erhoben wurden, bemuͤht. Bei Opium, das zu Lande von Matla nach Bombay fuͤr den Han⸗ del mit China kommt, ist dieses wichtig, nicht aber fuͤr Indigo, der von Jessore zé, so wie von Benares, Tirhout ꝛc, leichter und ohne Zoͤlle stußabwaͤrts nach Kalkutta geht, als zu Lande

der dortigen Kathedrale,

nach Bombay. Ein Blick auf die Charte wird zur Er klaͤrung

dienen. Im westlichen Indien, und folglich in der Praͤsident⸗

schaft Bombay, wird kein Indigo gewonnen. Der Umstand, daß Faktoreien fuͤr Rechnung von Fallitmassen verkauft werden, kann auf den Anbau des Indigo's keinen Einfluß haben.“

Kassel, 12. Juli. In der gestrigen Sitzung der Staͤnde brachte Herr Hahn eine Beschwerde gegen die Kasseler Zeitung zur Sprache, welche eine Rede des Präsidenten entstellt haben sollte. Ferner beschwerte er sich uͤber den Censor, welcher einem andern Blatte eine Stelle aus derselben Rede gestrichen habe. Herr Henkel nahm den Letzteren in Schutz, indem er bemerkte, daß dieser freilich die in beglaubigter Form erscheinenden Ver⸗ handlungen der Staͤnde nicht streichen dürfe; wohl aber sey das—⸗ jenige, was dieser Form ermangele, wenn es auch uͤber staͤndi— sche Angelegenheiten berichte, der Eensur eben sowohl wie alles Andere unterworfen. Was die Kasselsche Zeitung betraf, so er— klaͤrte der Praͤsident selbst, daß er den Bericht derselben, dem Sinne nach, vollkommen treu befunden habe. Es ward demnach beschlossen, zur Tagesordnung uͤberzugehen.

Frankfurt a. M., 13. Juli. In der O ber⸗Post⸗ Amts-Zeitung liest man: „unsere schoͤne Stadt, so recht im Herzen Europas gelegen, scheint von der Natur eigens dazu bestimmt, das Rendezvous aller Voͤlker zu seyn. Ueberblicken wir unsere taͤglich erscheinenden Fremden-Blaͤtter, so konnten wir, wie einst bei der Universitaͤt Bologna, die Menge der Besuchenden und Reisenden fuͤglich nach Nationen klassifiziren. Kein Land sendet aber mehr Reiseliebhaber, als die Britischen Inseln. Rheinauf, Rheinab, Bergauf, Bergab, in allen Gasthoͤ⸗ fen, in Baͤdern und auf Landstraßen sieht man die ernsten und ehr⸗ baren Physiognomieen der Briten. Kein Punkt, den man ihnen als merkwuͤrdig, historisch pittoresk bezeichnet, bleibt von ihnem— unbesucht, und sieht man auch auf der Oberflaͤche dieser kal⸗ ten Zuͤge kein Zeichen einer Theilnahme an dem, was die schoͤne Natur bietet, so mochte man sich darum sehr irren, wenn man daraus den Schluß ziehen wollte, als seyen diese wandelnden Gestalten unempfindlich gegen erhabene Eindrücke. Heute sendet uns England auch seine Koͤnigin; ein selte— nes Ereigniß! Der Zug, der uns die Koͤnigin bringt, ist je— doch ein anderer, als der, welcher Ihre Unterthanen auf Reisen fuͤhrt: Die Deutsche Fuͤrstentochter sehnt sich, nach langer Abwe⸗ senheit, die Gauen des Vaterlandes wiederzusehen, die Luͤfte zu athmen, welche ihre Kindheit umspielt. Sie sey uns hoch willkom⸗ men auf ihrem Wege nach dem heimathlichen Sachsenland, und moͤge es Ihr gefallen, auch unsere Stadt und Gegend auf einige Tage mit Ihrer Anwesenheit zu erfreuen. Wahrend wir die Kö— nigin von Großbritanien und Irland noch erwarteten, langt be⸗ reits eine zweite Koͤnigl. Frau, die regierende Königin von Bayern, in Begleitung Sr. Hoh. des Erbgroßherzogs von Hessen und bei Rhein und der Frau Erbgroßherzogin Mathilde K. Hoheit hier an. Die hoͤchsten Herrschaften nahmen Ihr Absteige⸗ Quar⸗ tier auf Ihrer Durchreise von Aschaffenburg nach Bieber ich im Gasthaus zum Roͤmischen Kaiser.“

. Frankfurt a. M., 12. Juli. Die Umsaͤtze in Dester— reichischen ¶nd Hoöllaͤndischen Fonds waren im Laufe dieser Woche von keinem Belang, wobei denn auch die Course derselben faßt sta— tiongir blieben. Die Speculationslust schlen ganz erstorben, und nur kleine Posten, wozu gerade Auftrag von auswärts da war, war= den realisirt oder angeschafft Von Amsterdam und Wien kamen ebenfalls fast unveraͤnderte Notirungen, so daß von Feiner Seite eine Anregung sich ergeben wollte. In den Spanischen Papseren ging es merklich lebhafter zu; die Schwankungen waren be eutend; zproc. Rente, welche anfangs der Woche bis auf 68 gesunken war, erreichte bald wieder den Cours von 72; eben so variirten die 3proc— zwischen 16 und 184, die Spanische unverzinsliche Schuld Engli. scher Emisston zwischen 177 und 185 pCt. Die taͤgliche Notiz die⸗ ser der Speculation und Agiotage vorzugsweise ausgesetzten Fonds haͤngt durchaus von den jedesmäligen neuesten Courfen von Paris, Amsterdam und Antwerpen ab. In Praͤmien wurde nicht vitl ge⸗ macht, da solche bei den starken Schwankungen allzu theuer sind. In neuen Wiener Loosen ging nur wenig um, es fehlte an Auftraͤ⸗ gen; Preußische Staats- Schuldscheine waren gesucht; man zahlte dafür 100, ja 101. Auch von Polnischen Lobsen wurden einige Posten zu steigenden Preisen eingethan. Im Wechsel⸗Geschaͤft war es sehr still. Die Course sind meist nominell, weil nichts gemacht wird. Diskonto⸗Papier wurde zu 3 pCęt verkauft. Nach sch rift. Heute, am Sonnabend, hielten sich Oesterreichische uͤnd Holl aͤndi⸗ sche Fonds bet geringem Geschaͤft auf. der gestrigen Notirung, Sra⸗ nische aber gingen, in Folge der niedrigeren Course von Paris, be⸗ deutend zuruck. .

Oe st err e i ch.

Vien, 10. Juli. Die heutige Wiener-Zeitung ent— halt in Franzoͤsischer und Deutscher Sprache den vollstaͤndigen Inhalt einer zwischen Sr. Kaiserl. Koͤnigl. Apostolischen Maje⸗ staͤt und Sr. Majestaͤt dem Koͤnige von Danemark abgeschlosse⸗ nen Handels- und Schifffahrts“ onvention, von der die Aus— wechselung der Ratifications-Urkunden am Isten Juni d. J. stattgefunden hat. ö

Die Agramer politische Zeitung vom 5. Juli meldet: „Als Verfolg der im Blatte unserer Zeitung Nr. 48 verspro⸗ chenen weiteren Nachrichten in Hinsicht des von den Tuͤrkisch⸗ Kroatien bewohnenden widerspenstigen Bosniern in der Nacht vom 10ten zum 11ten v. M. auf unser Gebiet unternommenen frevelhaften Ueberfalles, koͤnnen wir aus authentischer Quelle berichten, daß dort wieder vollkommene Ruhe herrscht. Unsere jenseitigen Graͤnz⸗Nachbarn scheinen ihr tollküͤhnes Unternehmen nicht nur als ein Vergehen anzuerkennen, sondern sind jetzt, in Folge der gegen sie ernstlich vorbereiteten Maßregeln, von einem panischen Schrecken ergriffen, indem dieselben zu alsogleicher Bitte um Nachsicht wegen der wohlverdienten Strafe schritten, und sich durch ihrerseits abgesandte Unterhändler zur Ruͤckstel⸗ lung des geraubten Viehes und zu jedem Schaden ⸗Ersatz anhei⸗ schig machten. Es gab dies letzte Ereigniß den Geschwaͤtzigen so viel Stoff zu Erdichtungen und lächerlichen Uebertreibungen, daß wir uns fuͤr verpflichtet halten, das Wahre an der Sache durch den Inhalt dieser wenigen Zeilen an den Tag zu legen. Se. Excellenz der Herr Banus befindet sich nunmehr, seit dem 29sten v. M. von der Bosnischen Graͤnze wieder zuruͤckgekehrt, in unserer Hauptstadt.“

e gt e n.

Rom, 2. Juli. In dem geheimen Konsistorium, welches Se. Heiligkeit Papst Gregor XV. am 23. Juni im Palaste des Vatikans gehalten hat, wurden mehrere Erzbischoͤfe und Bi⸗ schoͤfe praͤkonisirt, darunter Herr Franz Xaver Luschin, bis heri⸗ ger Bischof von Trient, als Roͤmisch-katholischer Erzbischof von Lemberg; Msgr. Gabriel aus dem Graͤflichen Hause della Genga (Neffe des verstorbenen Papstes Leo XII.), als Er bischof von Ferrara; Herr Emerich Osegovich, Priester aus der iöcese von Agram, als Bischof von Zengg und Modrussa; Herr Joseph Lonovics, Priester aus der Diöcese von Erlau' und Domherr als Bischof von Csanad; Herr Michael