1834 / 197 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

als in diesem Jahre. Die Emigranten stroͤmen zu Tausenden nach Canada. Einzelne Familien nehmen 100 bis 1000 Sove— reings mit.

Nieder ln

Amsterdam, 11. Juli. In den Coursen der Hollaͤndi⸗ schen, Oesterreichischen und Ruͤssischen Stagts-Papiere hat sich waͤh⸗ rend der verwichenen Woche wenig Veranderung gezeigt; dies war indeß mehr der Fall mit den Spanischen und Amerikanischen An⸗ leihen und besonders mit den zproc. Perpetuellen, welche von 72 pCt. auf 69 fielen, sich wieder bis 717 pCt. hoben und zuletzt neuerdings auf 69 pCt. wichen; die zproFe. und ausgestellten Spanischen Obli⸗ gationen und Cortes-Bons folgten langsam diesen Bewegungen, die, ohne politische Ursachen, nur der Spielsucht der Börse zu Ant⸗ werpen zuzuschreiben sind. Von den Amerikanischen Fonds gingen Mexikanische erheblich zuruck, wahrend auch Obligationen von Co⸗ lumbien und Peru weichend blieben; dagegen stellten Brasilianische sich bedeutend hoher, konnten sich jedoch auf dem hoͤchsten Stand von 81 pCt. nur kurze Zeit behaupten, und wurden wieder auf 8Soz pt. zurüͤckgedraͤngt. Der Geld-Cours hat sich nicht geändert; Leihungen werden zu 2 und Prolongations-Geschaͤfte zu 3 oCt. Zinsen abgeschlossen. Polnischer Weizen blieb, auch am gestrigen Getraide⸗- Markt in dem bisherigen vernachlaͤssigten Zu⸗ stand? für rothen Weizen fanden sich einige Spekulanten, welche die vorigen Course selbst etwas überboten und mehrere Geschaͤfte ab⸗ schlossen. In Preußischem Roggen siel nichts vor; von braunem Roggen gingen einige Partieen ohne Preis- Erhohung von der Hand. Hafer wurde zwar billiger abgelassen, fand aber dennoch keine Ab⸗ nehmer. Die bekannt gewordenen Preise sind: fuͤr 124. 126pfuͤnd. bunten Polnischen Weizen 185 190 Fl, fuͤr 126. 128pfuͤnd. Rostocker dito 160. 165 Fl., fuͤr 126 . 127. 128pfuͤnd. Holsteinschen 130. 18* Fi; fuͤr 123pfünd. Mecklenburger Roggen 125 Fl, fuͤr 121. 12*. 125pfuͤnd. Rheinischen dito 122 130 132 Fl; fuͤr 99 101pfuͤnd. Friesische Winter⸗-Gerste 75.79 Fl.

Belg ten.

Bruͤssel, 12. Juli. Die Repraͤsentanten, Kammer beschaͤf⸗ tigt sich fortwährend mit dem Gesetz⸗Entwurf uͤber die Getraide— Einfuhr.

9. Phare liest man: „Von allen Seiten ziehen fortwaͤh⸗ rend Truppen nach dem Lager von Brasschaet, wo auch eine große Artillerie⸗Abtheilung erwartet wird.

Binnen einigen Tagen erwartet man zu Antwerpen ein Fahrzeug aus England, welches die zu der Eisenbahn zwischen Brüßssel und Mecheln noͤthigen metallenen Werkstuͤcke uͤberbringt, da diese in Belgien selbst nicht herzustellen waren.

, h.

Dresden, 12. Juli. Ihre Koͤnigliche Hoheit die Prin— zessin Maria, Frau Gemahlin Sr. Königlichen ehen des Prin⸗ zen Mitregenten, ist heute von Marienbad wieder hier eingetroffen.

Munchen, 19. Juli. (Allg. Ztg.) Sicherm Vernehmen zufolge, ist der Herr Geheimerath v. Klenze beauftragt, als Koͤ⸗ niglicher Commissair nach Nauplia die Befehle zu uͤberbringen, welche Se. Maj. der Koͤnig ruͤcksichtlich der Dissidien im Innern der Regentschaft zu erlassen geruht haben. Was die architekto⸗ nischen Leistungen anbelangt, welche vom Herrn Geheimenrathe v. Klenze gefordert und gewuͤnscht werden, so hat sich derselbe, wie mah hort, in dieser Beziehung durchaus noch nicht verpflich⸗ tet, irgend einen bestimmten Auftrag der Regentschaft anzuneh⸗ men. Er will erst an Ort und Stelle sich aͤberzeugen, ob alle lokalen, finanziellen und personlichen Verhaͤltnisse von der Art sind, daß seine Mitwerbung zu einem so großen, ernsten und fuͤr den Ruf eines Mannes, wie hoch derselbe auch gestellt seyn mag, ntscheidenden Unternehmen, wie die Wieder-Erbauung von Athen und die Erbauung seiner Königsburg ist, wirksam seyn könnte.

Herr A. Lufft, der bekanntlich, nachdem er aus dem Rhein Bayeßischen Unterthansverbande seinem Verlangen gemäß ent— assen worden, die Stelle als provisorischer Untersuchungsrichter n Bein erhielt, hatte sich vor einigen Tagen in den Rhein— treis zurüͤckbegeben, um seine Verhaͤltniss⸗ daselbst vollends zu prdnen. Er ward jedoch am 7. Juli zu Neu adt verhaftet und mach Frankenthal gebracht. Als Ursache seiner Verhaftung wird angegeben, er habe Schriften von Siebenpfeiffer an einen Buch⸗ hinder in Kandel mit der Weisung gesendet, dieselben, wenn er sie nicht gebrauche, nach Weißenburg zu schicken,

Mehreren Nachrichten zufolge, soll in Griechenland die Zwistigkeit mit den Mainotten beigelegt seyn. Hlättern koͤnnte es scheinen, daß uͤberhaupt nichts vorgefallen. Sie melden heute, daß Oberst-Lieutenant von Ott in der Maina ahne Hinderniß gelandet habe, worauf, da die Mainotten zur Zerstoͤrung ihrer Thuͤrme nur dem Erscheinen einer bewaffneten Macht entgegen gesehen, dieselben theils zerstoͤrt, theils in Wohn⸗ häuser umgewandelt und ihre Waffen abgeliefert worden ꝛc. Diese Nachrichten scheinen sich auf die westliche Gegend der Maina zu beziehen, wo die maäͤchtigste Mainotten⸗Familie, die Möauromichalis, mit der Regierung eng verbunden, ihre Thuͤrme schon fruͤher abgebrochen und ihre Waffen eingeliefert hatte. Der eigentliche Kampf waͤre demnach auf die oͤstliche Landschaft beschraͤnkt gewesen, wo der Major Winter, von Nauplia kom— mend, operirt hat. Denn daß dort in der That gefochten wor— den, darin stimmen alle Nachrichten uͤberein, und davon zeugt much die tiefe Trauer, in welche eine sehr achtbare hiesige Fami— lie, die des Herrn Ober⸗Medizinal⸗Raths von Koch, versenkt wor⸗ den ist, welche in jenem Kampfe einen Sohn, einen jungen und hoffnungsvollen Offizier, verloren hat. Er wurde zuerst durch zie Hand, und als er weiter vordrang, durch die Brust geschos— sen, doch setzen die Nachrichten bei, daß der Kampf durch die Däazwischenkunft anderer Truppen zum Vortheil des Koͤniglichen Nüitairs entschieden wurde. Was dann spaͤter in jenen Ge— genden geschehen sey, darüber fehlen bis jetzt die Nachrichten, doch hat die Sache bei dem bekannten Charakter der außer ih— en Gebirgen unbedeutenden Mainotten und bei der Ruhe des rigen Griechenlands wohl in keinem Falle eine ernsthafte Be—

deutung.

Bamberg, 11. Juli. Das diesjährige Volksfest wurde von dem heitersten, schoͤnsten Wetter beguͤnstigt, und wuͤrde wohl nes der herrlichsten Feste geworden seyn, wenn auch das Ar— rangement der einzelnen Festpartieen selbst den Beguͤnstigungen der Natur die Wage gehalten hätte. Es herrschte auf dem Fest— platze beinahe dasselbe bewegte Leben, wie bei den Voltsfesten in Nurnberg, die in dieser ö sich vor vielen ruͤhmlich auszeichnen. Dieser Geist der Freude wuͤrde aber in noch viel hüh'rem Grade gewaltet haben, wenn alle Theile des Festes so schön geordnet gewesen wären, wie im vorigen Jahre. Allein Dies fehlte; einzelne Theile, 3. B. Turnier, Karoussel u. s. w. unterblieben ganz; und die uͤbrigen waren (wie ganz besonders das Theater) bei Weitem nicht mit jener Pracht, Pracision und dem Aufwande veranstaltet, wie fruuͤher. Ueberhaupt hatte man im vorigen Jahre mit zu Vielem auf einmal angefangen, so zu

Nach Muͤnchener

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sagen seine Krafte uͤberboten, durch unzweckmaͤßige technische Einrichtungen bedeutende Passiva erzeugt, die man in diesem Jahre durch eine nicht weise Oekonomie (da sie auf Kosten der Schoͤnheit des Festes geschah) zu decken suchte.

ĩ Schweiz.

Der Vorort hat den Staͤnden folgende zwei diplomatische Aktenstuͤcke mitgetheilt:

J. An Ihre Ercellenzen, den Herrn Buͤrgermeister und Stagads- Rath des eidgendbssischen Vororts Zurich. Der unterzeichnete K. K Oesterreichische außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister hat sich beeilt, seinen Allerhoͤchsten Hof in Kenntniß der Note zu setzen, welche der eidgendssische Vorort un⸗ term 21. Juni an ihn gerichtet hat. In Folge dieser Mittheilung hat derselbe den Auftrag erhalten, gegen Ihre Excellenzen, den Herrn Buͤrgermeister und Staats-Rath des Freistaats Zurich, eidge⸗ noͤssischen Vorortes, Namens Sr. K. K. Majestaͤt die volle Aner⸗ kennung der in dieser Note ausgesprochenen voͤlkerrechtlichen Grundfaͤtze zu aͤußern, deren treus Anwendung die Fortdauer freundschaͤftlicher Verhaͤltnisse zwischen der Schweiz und, den Nachbar- Staaten zu sichern geeignet ist Diese Verhaͤltnisse ungestoͤrt zwischen Ihrem Reiche, und einem Lande beste⸗ hen zu sehen, an dessen Wohl Allerhoͤchßdieselben lebhaften Antheil nehmen, und dem Oesterreich ununterbrochene Beweise des freund— schaftlichsten Wohlwollens gegeben hat, ist Sr. K. . Mgjestaͤt auf⸗ richtiger Wunsch. Mit besonderer Zufriedenheit werden Allerhoͤchst⸗ dieselben sonach, in der zu erwartenden allgemeinen Anordnung der

von dem hohen Vororte aufgestellten Grundsaͤtze von Seiten der

Kantons- Regierungen, die Buͤrgschaft der innern Wohlfahrt der Schweiz sowohl, als eines das Europaͤische Interesse so nahe berüh⸗ renden Ruhestandes erkennen. Indem der Ünterzeichnete sich dieses Auftrages feines Allerhoͤchsten Hofes entledigt, ergöeift er die Gele— genheit, Ihren Excellenzen dem Herrn Buͤrgermeister und Staats⸗ Rathe die Versicherung seiner ausgezeichnetsten Hochachtung zu er⸗ neuern. Zuͤcich, den 7. Juli 1834 (gez.) Graf v. Bom belles.“

II. Schreiben St. Majestaͤt des Königs von Sardi⸗ nien. „Karl Albert, von Gottes Gnaden Koͤnig von Sardinien, Cypern und Jerusalem, Herzog von Savoyen, Genug, Montferrat u. s. w., Fuͤrst von Piemont ze. Liebwertheste und Groß maͤchtige Freunde, Verbuͤndete und Eidgenossen. Es ist uns sehr angenehm gewesen, die Abgeordneten zu empfangen, die Ihr uns durch Euer Schreiben vom sten d. M. angekuͤndigt habt. Die Art und Weise, wie Herr von Laharpe, Alt-Praͤsident des Staats⸗Raths des Kantons Waadt, und Herr Rigaud, Alt-Syndikus des Kantons Genf, sich dieser Sendung entledigten, hat noch den Werth derselben in unsern Augen erhoͤht. Die Gesinnungen, welche sie gegen uns ausdruͤck⸗ ten, stimmten vollkommen mit unsern eigenen Wuͤnschen und mit der aufrichtigen Theilnahme uͤberein, womit wir sowohl fur die Gesammt-Eidgenossenschaft, als fuͤr jeden einzelnen Stand erfuͤllt sind. Dlese Abgeordneten werden Euch ohne Zweifel berich⸗ ten, wie sehr wir uns daruͤber zufrieden bezeugt haben. Indeß ma⸗ chen wir uns ein Vergnuͤgen, durch Gegenwaͤrtiges die Versiche⸗ rung zu wiederholen, wie sehr wir unsererseits aufrichtig wuͤnschen, mit der Schweiz unausgesetzt ein gutes Vernehmen und freundnach⸗ barliches Verhaͤlttniß zu unterhalten. Indem wir Euch schließlich unserer Achtung und unseres besonderen Wohlwollens versichern, bitten wir Gott, daß er Euch, Liebhwerthe und Großmaͤchtige Freunde, Verbuͤndete und Eidgenossen, in seine heilige und wuͤrdige Obhut nehme. Chambery, den 28. Juni des Gnadenjahres 1831, unserer Regierung im Aten Jahre.

(gez Karl Albert.“

Fial n

Neapel, 26. Juni. Die Eruptionen des Vesuvs haben in der letzten Woche einen beunruhigenden Charakter angenommen. Ein breiter Lavastrom ergießt sich seit einigen Tagen in der Richtung des schon so oft heimgesuchten Torre del Greco und ist nur noch zwei Miglien von den ersten Haͤusern dieses bluͤhenden Staͤdtchens entfernt. Unstreitig hat man seit dem Jahre 1822 keinen Ausbruch gesehen, der sich mit diesem an Dauer und Staͤrke messen koͤnnte. Man hoͤrt selbst in Neapel die Detona— tionen deutlich, wie einen entfernten Kanonendonner, und die Masse der von Minute zu Minute ausgeworfenen, gluͤhenden Steine, der mehrere Miglien lange Feuerstrom, dessen dunkle duͤstere Farbe sich im Meere wieder spiegelt, bilden den schoͤnsten Kontrast mit dem klaren Lichte des Mondes und der ruhigen Groͤße der Landschaft im Allgemeinen.

Die Akademie der schoͤnen Kuͤnste in Neapel hatte den Ab— schied des Adonis von Venus zum Gegenstande eines Bildes gewählt, fuͤr dessen gelungene Ausfuͤhrung dem Kuͤnstler ein Platz als Lehrer des Kolorits bei derselben als Preis dargeboten wurde. Fuͤnf junge Maler haben sich um diesen Preis bewor— ben, ihre Bilder sind seit einigen Tagen vollendet, aber die Ex— position derselben ist auf Befehl der ginnta dell' istruzione pu— hlica als der Moral und den guten Sitten gefaͤhrlich, verboten worden!!

Der Marquis Zappi, Herr Sarli, Beide aus Bologna, und wegen ihres Antheils an din letzten revolutlonnairen Bewegun— gen aus den Paͤpsilichen Staaten verbannt, und Graf Ceretti aus Ankona, der sich in demselben Fall befindet, haben von der Neapolitanischen Regierung die Erlaubniß erhalten, zu Neapel zu wohnen, wo sie bereits angelangt sind.

Neapel ist seit einiger Zeit das Stelldichein der Gluͤcksritter nicht allein von Europa, sondern auch von Asien geworden. So hat unter Anderen ein unter dem Namen Nadir Bey fuͤr einen Aegyptischen

Obersten und Adjutanten Mehmed Ali's sich ausgebender Aven—

turier in einem der ersten Hotels an 5000 Fr. im Hazardspiele gewonnen, wurde aber ploͤtzlich unsichtbar, als er einige Abend später das Sechsfache dieser Summe auf sein Ehrenwort verlor, und ist seit dieser Zeit nicht wieder zum Vorschein gekommen. Die neue Gesellschaft, welche den beruͤhmten Barbaja in der Entreprise des Theaters San Carlo ersetzt hat, macht bis setzt keine glaͤnzenden Geschaͤfte, und ihre Actien verlieren, wie die der meisten andern Associationen, an 29 Prozent. Inzwi— schen werden Versuche gemacht, dem Geschmacke des hiesigen Publikums eine bessere Richtung zu geben, und Don Juan, die Hochzeit des Figaro, Robert der Teufel und mehrere andere

Gpern des Deutschen und, Franzoͤsischen Repertoirs werden ein⸗

studirt, wie man indessen allgemein uͤberzeugt ist, ohne Hoffnung eines gluͤcklichen Erfolgs.

Spanien.

Briefe aus Vigo melden, daß Llorente, Deputirter der letz⸗ ten Cortes, und Acevedo, ehemals politischer Chef in Asturien, kurzlich aus ihrem Exil zuruͤckgekehrt sind und wahrscheinlich zu Procuradoren oder Mitgliedern der Spanischen Kammern fuͤr die Provinz Tuy wuͤrden erwählt werden. Ihre Gegner bei der Wahl sind der Marquis des. Valladores und Ballesteros, der bekannte ehemalige Finanz-Minister Ferdinand VII. Man sagt, daß der Portugiesische Gesandte in Madrid beauftragt worden ist, von der Spanischen Regierung die Entfernung ei— nes Secretairs der Spanischen Gesandtschaft zu Lissabon, des Herrn Campuzano, zu verlangen, der sich einige Zrit unter Dom Miguels Regierung in Lissabon aufhielt und sich keine Muͤhe

gab, seine der jetzigen Portugiesischen Regierung feindliche Grund— saͤtze zu verbergen.

Portugal.

Lissa bon, 24. Juni. Bei den neuen Wahlen fur die Munizipalitaͤt von Porto haben die Minister den Sieg da— von getragen; die jetzigen Munizipalitaͤts, Mitglieder sind gan lich von ihrer politischen Farbe. Durch diesen Sieg ermuntert, haben sie versucht, einen neuen zu erringen, und zwar durch di . Entwaffnung der hiesigen Freiwilligen, die ihnen nicht befreun det sind. Das Unternehmen war sehr schwieriger Art. Dit Anzahl der Freiwilligen belief sich auf 19,000 Mann, und die Garnison der Linien-Truppen war hoͤchstens 4000 Mann start, wovon die Minister nur 2000, naͤmlich die Fremden, als Leut ansehen konnten, auf die sie rechnen durften. Da also mit Ge— walt nichts geschehen konnte, so wurde es zunaͤchst mit Guͤt— versucht. Generat Gama Lobo, ein Vertrauter der Minister unter dessen Befehl die bewaffnete Macht der Hauptstadt steh, wurde damit beauftragt. Er erließ einen Befehl, wonach di.

Freiwilligen von jenem Tage an, anstatt die Waffen nach Hause sich

zu nehmen, sie in den Kasernen lassen sollten, und wuf diese Weise wollte die Regierung sich ihrer bemächtigen. Zwei Ba,

taillone fingen an, die Waffen zu übergeben, die andern merkten Eg

aber die Absicht, weigerten sich, und zwangen diejenigen, die se schon abgeliefert hatten, sie wieder zu holen; diese brachen die Kasernen-Thuͤren ein, und bemeisterten sich der Waffen wieder. Die Aufregung war groß; der groͤßte Theil der hiesigen Bevü,. kerung nahm fuͤr die Freiwilligen Partei. Die Minister, um ihr. Portefeuilles zu retten, mußten nun nachgeben, und kamen mit Gam Lobo uͤberein, daß er die Regierungs-Maßregel fuͤr eine von ihm per soͤnlich ausgegangene Akte ausgeben sollte. Ihm wurde also das Kom mando abgenommen, wofuͤr er reichlich enischaͤdigt worden istt. Die Unruhen in den Provinzen dauern fort. Politische Mord, thaten, Raͤuberbanden u. s. w. sind an der Tagesordnung. Coin bra hat sich dabei besonders ausgezeichnet. Auch hier vergeht fast keine Nacht, ohne daß unsere Straßen solche Auftritte dc Schreckens darbieten. Der General Dom Alvaro du Cort Dom Miguels Gouverneur von Madeira, hat am ten d. in s— ner Insel und dessen Archipelagus, Donna Maria proclamitt. dieses ist eine Folge der Convention von Evora⸗Monte. In ganzen Reiche wird die Einziehung der Moͤnchs-Kloͤster in Krast gesetzt. Jeder Moͤnch der reichern Orden, der kein politischet ö Vergehen sich hat zu Schulden kommen lassen, betömmt als Er . satz monatlich 12 Milreis (20 Thaler Pr. Crt. ); ist er aber uͤber ( 70 Jahr alt, 18 Milreis (30 Thaler Pr. Crt.) die Beitel⸗Mönm che erhalten nur von jenen Summen. Werden sie aber angt⸗ stellt, so geht jene Pension ein. Die Zahlung derselben finde bei den Praͤfekturen statt. Die Cholera hat sich von Neuem in der Hauptstadt gezeigt. ö

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Der Morning Herald enthalt solgende Nachricht aus Lissabon vom 21. Juni uͤber die Uebergabe von Madeira „Gestern brachte uns die Portugiesische Kriegssloop „Amelia“, welche Madeira vor acht Tagen verließ, die erfreuliche Nachricht, daß die Uebergabe ohne irgend einen ernstlichen Widerstand, unter allgemeinen Aeußerungen der Freude stattgefunden habe. Aus den Berichten von Madeira erhellt, daß am 1. Juni Nachmit— tags eine Kriegssloop mit der blauen und weißen Flagge auf die Fregatte „Dom Pedro“, die schon einige Tage auf der Hoͤhe der Insel sich befand, lossteuerte. Als sie sich der Fregatte na herte, machte sie Signale, und gleich darauf feuerten beide Schiffe Salutschuͤsse ab. Dies belebte die Hoffnungen det an der Kuͤste befindlichen Constitutionnellen, denn es hatten sich schon Geruͤchte verbreitet uͤber die großen Huͤlfsmittel, welche Dom Miguel und seinen Anhängern noch zu Bebote stäͤnden. Alles blieb jedoch in dem Zustande der Ungewißheit und peinl chen Unruhe, bis am solgenden Tage Nachmittags die Fregatte sich dem Lande naͤherte und durch das Sprachrohr anzeigte, daß der Krieg beendigt sey, Dom Miguel und Don Carlos sich in Evora ergeben und ihre saͤmmtlichen Truppen die Waffen nieder. gelegt haͤtten“ Der Gouverneur wollte Anfangs dieser Nach ö richt keinen Glauben beimessen, und weigerte sich, die fuͤr ihn bestimmten Depeschen in Empfang zu nehmen. Viele aus den Volke hatte man uͤberredet, diese Nachricht sey eine bloße Erfin . dung, Dom Miguel dagegen wirklich im Besitz von Lssabon, und einige Constitutionnelle wurden von denen, welche diese Nachrich

ten verbreiteten, auf der Straße insultirt. Der Englische Konsul überredete jedoch endlich den Gouverneur, wenigstens die Dey schen anzunehmen, und am 3ten wurden dieselben mit einer

Waffenstillstands-Flagge an das Land geschsckt und dem Gouver neur uͤbergeben, worauf er ein Censeil berief, in welchem be schlossen wurde, am anderen Tage die Koͤnigin und die Chart . zu proklamiren. Dies wurde dem Tommandeur der Fregann . nebst einer Einladung, am folgenden Morgen um 10 Uhr ant. Land zu kommen, mitgetheilt. An demselben Nachmittage brach ten schon einige Soldaten auf den Straßen und oͤffentlichen . Platzen der Koͤnigin und der Eharte „Viva's-.. Dlesen wider setzten sich jedoch einige Compagnieen Jaͤger, die von den Mön . chen dazu aufgehetzt wurden, so daß waͤhrend der Nacht eine betraͤcht

liche Aufregung herrschte, doch kam es zu keinen ernstlichen Auftritten.

Am folgenden Morgen (4. Juni) kam der Befehlshaber de Fregatte ans Land, allein der Gouverneur weigerte sich, die K nigin und die Charte zu proklamiren, indem er die Aufregunn einiger Truppentheile, welche die Nachricht nicht glaubten, vor schuͤtzte, und bat um einige Tage Aufschub, damit er die Trup— pen hierzu vorbereite. Da hiergegen Einwürfe gemacht wurden, so wollte der Gouverneur das Kommando einem Brigadie übergeben, der es jedoch nicht annahm. Der Befehlshaber da . Fregatte protestirte hiergegen und kehrte an Bord zuruck. Ein Major, Namens Abreu, stellte darauf dem General vor, daß, wenn die Verzoͤgerung aus der Furcht vor den Truppen en. stehe, so wolle er sich fuͤr sein eigenes Corps und fast fuͤr alle ubrigen verbürgen, und er wolle sie nicht nur von der Wahrheit dei Nachrichten uͤberzeugen, sondern sie auch zur Anerkennung der Koͤnigin bewegen; und wirklich brachte er sein eigenes, so wie das vierte Jaͤger-Regiment auf seine Seite. Als dies am Mor gen des Ften in der Stadt bekannt wurde, nahm die Volks, Bewegung zu, und da zugleich mehrere Offiziere ernstlich in den Gouverneur drangen, sich endlich zu entscheiden, so sandte dieser wieder an den Fregatten-Commandeur. Es war jetzt Mittag. Das Volk wurde ungeduldig; man hoͤrte in verschiedenen Stadt— theilen „Viva's“ und um 2 Uhr war das Freudengeschrei allge— mein; die ganze Stadt Funchal war voll lebhafter und enthu siastischer Fröhlichkeit, uͤberall sah man blaue und weiße Fahnen, und man hoͤrte nichts, als den Ruf: „Die Koͤnigin und die Charte!“ Um 2 Uhr wurden die Kanonen der Forts abgeseuert, der Commandeur der Fregatte kam wieder ans Land, allein dat Volk in seinem Enthusiasmus wollte ihm nicht erlauben, seinen Fuß auf die Erde zu setzen, sondern trug ihn auf den Schultern nach der Festung hinauf. Die Schiffe salutirten wieder und von

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Folgendes ist

Ehre zu erzeigen Sr. Kaiserl, Maiestaͤt, dem Herzog von Braganza, . Regenten iin Namen der Koͤnigin, die beiliegenden Dokumente, wel⸗ ge'die Proclamatign der Senhorg Donna Maria 11. Koͤnigin von

Ihrer Majestaͤt und der constitutionnellen Charte geleisteten Eid der Treue enthalten,

ö eigniß gefeiert wur kwi Jisel und von Porto Santo ist, die jetzt anfangen, die Segnungen

befiehlt dem Gouverneur der Inseln Madeira und Porto Santo zu

ö Funchal und Santa⸗Cruz, vorgelegt worden sind, worauf Antwor⸗ un erfolgen, welche die Zufriedenheit des Kaisers, so wie die Mei⸗ nung ausdruͤcken, die er immer von der Loyalitaͤt der Bewohner die⸗

noch, dem genannten Gouverneur sein Mißfallen zu erkennen zu

2b. Juni.

dieser Zeit an ging Alles xegelmäͤßig, froͤhlich und gluͤckich von atten. Als die „Amelia“ die Insel verließ, hatten die Freu— mugungen vier Tage gedauert, und währten noch in der,

6 Act fort. Der Gouverneur von Madeira hatte in sei—, nen Depeschen, welche die Versicherung der Treue gegen die

Königin und die Charte enthielten, die Unklugheit begangen, sich bei der Unterzeichnung des Titels „Graf von Madeira“ zu bedienen, der ihm von Dom Miguel verliehen worden war, wes⸗ alb er von dem Regenten getadelt und ersucht wurde, sich kuͤnf⸗ da nicht eines Titels zu bedienen, der ihm nicht zukomme. die Depesche des Gouverneurs Alvaro da Costa

und Dom Pedro's Antwort: . ö Erlauchtester Senhor! Ich ersuche Ew. Excellenz, mir die

sortugal und Algärbien und der dazu gehdrigen Länder, so wie den

vorzulegen. Alle diese Handlungen sind gemaͤß fim Koͤnigl, Befehl vom 15 Mal vollzogen worden. Es befindet n dabei vie Unterwerfungs-Atte der Camgra, bei welcher Hand⸗ lung ich mit dem Bischof der Didcese gegenwartig war, und die Eides⸗ seistung der Eivil- und Militair⸗Behdrden und der Truppen. Das Ab⸗ Ineln des Schooners gestattet nicht, die Uebersendung der Dokumente der eigen Lammern der Provinz; aber ich bitts Bw, Ercellenz. St, Kaiserl. Majestaͤt zu versichern, daß die erfreuliche Proclamation der Königin ohne die geringste Unterbrechung der oͤffentlichen Ruhe siattfand. Es wuͤrde schwer seyn, den ungemeinen Beifall, die Freu⸗ kenbejeugungen und Festlichkeiten zu beschreiben, womit dieses Er⸗ f de, das so denkwüͤrdig fuͤr die Bewohner dieser

zu genießen, welche die Kaiserliche Großmuth Allen ertheilt, die das kllck haben, unter dem Syssem liberaler Institutiensn der Mo narchle und unter dem Schutze der. Regierung Sr. Kaiserl Maje⸗ Fat zu leben. Funchal, den 8. Juni 1854. r Graf von Madeira.“

Antwort Dom Pedros. . „Der Herzog von Braganza, Regent im Namen der Koͤnigin,

noticihren, daß ihm die Dokumente in Beziehung auf die Proela⸗ natlon Ihrer Allerglaͤubigsten Maiestaͤt, der Senhorg Donna Marig L und die Eidesleistung mehrerer Behörden und der Camqras von

ser Inselgruppe gehegt hat, die sich der Aufmerksamkeit Sr. Kaiserl. Masisaͤt'so würdig gezeigt haben, durch die Ruhe und die gute Fröͤnung, welche sie bei dLieser großen politischen Verand— rung bewahrten, nachdem sie so lange auf barbarische Weise unterdruͤckt worden waren. Se. Kaiserliche, Maiestat befiehlt auch

achen üͤber die Ungebührlichtelt, sich bei der Unterzeichnung eines Taäcls zu bedienen, der eben so illegal und ephemer ist, wie die Re⸗ gierung, welche ihn verliehen, und der vollig aufgehoben wurde urch die Akte der Regierung Ihrer Allerglaͤubigsten Majestaͤt. Dies wird' ihm zur Warnung mitgetheilt, damit er sich in Zukunft keine Titel anmäße, die er nicht berechtigt ist, zu fuͤhren. Palast Queluz, Bento Pereira do Carmo.“*“

Griechenland.

Nach dem uͤber die Errichtung der Tribunale erschienenen Dekrete erhält jede Eparchie wenigstens Ein Friedensgericht, je⸗ der der eilf Kreise Year) und daneben jede bedeutende Handelsstadt ein Han— delsgericht, das ganze Koͤnigreich außerdem 2 bis 3 Appellations⸗ hoͤfe E iecus) und ein Ober ⸗Appellations⸗-Gericht oder einen Areo—⸗

ein Gericht erster Instanz (ia 9!

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Berlin, 17. Juli. Man meldet aus Bromberg unterm 10ten d.: „Der Verkehr in Wolle ist im Monat Juni sehr lebhaft ge— wesen, doch klagen die Schaͤferei⸗Besitzer uͤber den geringen Ertrag der letzten Wollschur. Die Preise der feinen und mittelfeinen Wolle waren den vorjaͤhrigen gleich; die grobe Wolle hingegen ist um 20 pCt wohlfeiler geworden. Die Fabrication der Tuchmacher in den Staͤdten des Bromberger Regierunas Bezirks hat sich im Juni auf die geringe Summe von 8383 Stuͤck Tuch, Stuͤck Boy und 10 Stuͤck Multum beschraͤnkt; dagegen gewinnt die erst im vorigen Jahre begonnene Glas Fabricatton in Uscz, Chodziesener Kreises, eine erfreuliche Ausdehnung, und beschaͤf— tigt gegenwartig schon uͤber 100 Aebeiter. In Schoͤnlanke ist der Grundstein zu einer neuen katholischen Kirche gelegt wor— den. Die Resultate der Wirksamkeit des Gendarmerie⸗Insti— tuts im Bromberger Regierungs-Bezirk waͤhrend des Jahres 1833 zeugen fuͤr den großen Nutzen desselben. Es wurden naͤm— lich von den Gendarmen uͤberhaupt 3143 Arrestationen vorge— nommen; die Zahl der durch die Gendarmen gemachten Anzei⸗ gen von Defraudationen belief sich auf 5519. Noch immer klagt man im Brombergschen uͤber den haͤufigen Schaden, den Woͤlfe anrichten, die man noch nicht ganz vertilgen kann. Neuer— dings sind wiederum 17 junge Woͤlfe getoͤdtet worden. Die Viehseuche im benachbarten Koͤnigreiche Polen hat, nach amtli— chen Mittheilungen, endlich aufgehört, und es sind daher die angeordnet gewesenen Graͤnzsperr-Maßregeln wieder aufgehoben, was unstreitig eine Steigerung des wechselseitigen Verkehrs zur Folge haben wird.“ ö

Am Jten d. M. Nachmittags zog uͤber Gebersdorf und Wiesau in der Grafschaft Glatz ein starkes Gewitter, wel—⸗ ches durch außerordentlichen Hagelschlag in kurzer Zeit alle Feld— fruͤchte vernichtete und alles Obst herabschlug. .

Berichtigung. Im gestrigen Blatte der Staats-ei— tung, S. 800, Sp. 2, Z. 27 lies: „unnöͤthig“, statt: „noöth— wendig!

. Gestern Nachmittag wurde, nach dem Wunsche Ihrer Koͤ— nigl. Hoheit der Prinzessin Louise, Wittwe des verstorbenen Fuͤrsten Radziwill, in der hiesigen Garnison-Kirche von den Mit— gliedern der Sing-Akademie und der Koͤnigl. Kapelle vor einem ziemlich zahlreichen Auditorium eine geistliche Musik aufgefuͤhrt, wovon die Einnahme theils fuͤr den Orchester-Wittwen? Fonds, theils zur Unterstuͤtzung fuͤr diejenigen Bewohner des Staͤdt— chens Pinne, im Regierungs-Bezirt Posen, die im April und Mai dieses Jahres von einer verheerenden Feuersbrunst heimgesucht worden, bestimmt war. Die Solo-Partieen hatten bereitwilligst mehrere ausgezeichnete Gesangs-Kuͤnstler unserer Hauptstadt uͤbernommen. Es wurde zunaäaͤchst Haydn's Cantate „die letzten Worte Christi am Kreuz“, dann ein Krucifixus von Lotti, und zuletzt der Auferstehungs-Chor aus Goethes „Faust“

mit eingelegtem Choral von der Composition des verewig— ten Fuͤrsten Radziwill aufgefuͤhrt. Fuͤr die heiden ersten

Compositionen sprechen bereits die Namen der Meister, denen sie ihre Entstehung verdanken. Dem groͤßeren Publikum min—⸗ der bekannt war die dritte, die sich vorzuͤglich durch geistreiche Instrumentation und energischen Rhythmus auszeichnete und die ganze Auffuͤhrung wuͤrdig und erhebend beschloß. Der tiefe Eindruck, den dieses Musikstuͤck auf die Versammlung hervor— brachte, war nicht zu verkennen, und es wurde gewiß in Man— chem der Wunsch rege, das ganze Werk, von dem uns hier ein so herrliches Fragment gegeben wurde, kennen zu lernen. Die Violoncell-Soli wurden von dem Koͤnigl. Kammer-Musikus

rechten, oder vielmehr die rechten Wege eingeschlagen; obgleich die neisten nur den einen von beiden betreten können, oder betreten wol— len, und dadurch in Wahrheit auf halbem Wege stehen bleiben. Erstens gehört naͤmlich zur kuͤnstlerischen Ausbildung, ein treff licher Lehrer und das fleißige Hoͤren ausgezeichneter Musik. Beides findet sich nur in den größten Städten. Zweitens gehort dazu eine mannigfaltige Praxis ünd das Auftreten in bedeutenderen Nollen Dies wichtige Förderungsmittel kann jungen Saͤngerinnen sast nur auf den Buͤhnen zweiten und dritten Ranges zu Theil werden. Diejenigen nun, welche bloß den letzten Weg einschlagen, und sich bei solchen Buhnen anstellen und beschaftigen lassen, gerathen trotz aller praktischen Brauchbarkeit leicht in unkuͤnstlerische, unaustilg⸗ bare Irrthümer, entbehren vorzeitig einen kenntnißreichen Lehrer und glauben oft, weil sie erste Saͤngerinnen in Städten zweiten Ranges sind, auch auf den ersten Buhnen Europas diese Stelle zu verdienen. Dieje⸗ nigen, welche umgekehrt die Hauptstadt nicht verlassen, leben zwar wenn Gleichguͤltigkeit und Laͤssigkelt es nicht hindern) unter steter Aufsicht und Leitung vorzüglicher Meister, und berichtigen ihre Urtheile durch fleißiges Anhbren des Vollendeten; aber sie gelangen in der Regel erst nach Jahren zu einigen gusgezeichneten Rollen und bleiben in vielseitiger Praxis oft so zuruͤck, wie jene in kuͤnstlerischer Erkenntniß. . Jedem, der es mit der Kunst ernstlich meint, ist zu wuͤnschen daß feinen Lehrjahren auch Wanderjahre folgen mögen, um so die Meisßterschaft zu erringen. Denn kein kuͤnstlerischer und wissenschaft⸗ licher Beruf wird jemals ganz begriffen und ausgefuͤllt, sobald der Lehrling wie ein Pilz an dem Boden haften bleibt, wo er aufge⸗ wachsen ist; sobald er nichts sieht, hoͤrt und weiß, als was auf die⸗ ser einen gegebenen Stelle bequem an ihn kommt. Handwerker, welche wandern, Studenten, Künstler, Gelehrte und Geschaͤftsmaͤn⸗ ner, welche reisen, erhalten Gelegenheit ihre Blicke fuͤr Natur, Kunst und Wissenschaft, fuͤr Sitten und Einrichtungen, fuͤr Ver⸗ fassung und Verwaltung, fuͤr Staat und Kirche zu schaͤrfen, zu er⸗ weitern und zu berichtigen. Daher haben verstandige Vaͤter, Vormuͤnder, Lehrer, Behoͤrden, Vorgesetzte und Regierungen nicht allein dies Bildungsmittel erlaubt, sondern auch befoͤrdert, und sich keineswegs dadurch abschrecken lassen, daß Einzelne dasselbe nicht zu benützen verstanden und ohne Fruͤchte in die Heimath zu— růckkehrten 6 0

Meteorologische Beobachtung.

1834. Morgens Nachmitt. Abends Nach einmaliger 16. Juli. 16, Beobachtung.

, j ; J 4 Luftdruck. 338, 18 Par. 337,73 Par. 337,7 s Par. Quellwärme 7,99 R.

Luftwärme 13,2 9 R. 20,6 R 15, R. Flußwärme 18,9 9 R. Thaupunkt 11,5 R. 10, R. 11,7 0 R. Bodenwärme 14, 1 0 R. Dunstsaͤttz S9 pCt. 46 pCt. 75 pCt. Nusdünst. 0, o 9 6 Rh. Wetter.. halbheiter. heiter. halbheiter. Niederschlag , o 1 6 Rh. ii n,, SW. W. W. Nachmittags 7 Uhr et⸗ WNW. ] was Regen.

Wolkenzug

Eerlin er Börse. Den 17. Juli 1834. ,,,,

Amtl. Fonds- re . , , , reer, . I, e, eld.

, s, , ,

St. Schuld- Sch. 4 99 99 Grofshz. Fos. do. A 102 pr. Engl. Anl. 1835 O6tpr. Pfandhr. A iJoJ. Pr. Engl. Anl. 22.5 Homm. do. A 1066 Pr. Engl. Obl. 30. A 955 953 Kur- u. Neum. do. 2 106 Prüm. Sch. d. Seeh. 585 58 Schlesische do. 106 kKurm. Obi m. l. C 99 8 RKkst. C. d. . u. X 69 Neum. Int Sch. do. A 98 98 Z.. Sch. d. . u. N. 70 Berl. Stadt- Ob. A 99) 99) Käönigsb. do. 98 Holl. vollw. Du. 174 Elbing. do. A 98 Neue lo. 183 18 Danz. da. in Th. 37 Friedrichsd' or.. 13 13 Westpr. j'fundhr. 101 100 IDisconto... . 1—1 3 4 = oa ee, ee e. * .

pag ( αινιοσύ-soxas). Alle Unterthanen, Civil, Militair, Geistliche sind diesen Gerichten unterworfen.

aus dem Friedensrichter, dem Secretair und zwei Adjunkten;

das Gericht erster

Das Handelsgericht wird aus einem Praͤsidenten, zwei Richtern, einem Secretair und vier Assessoren gebildet, von denen der Praͤsident ein Jurist seyn muß; die uͤbrigen sind Kaufleute des Ortes, Das Appellations⸗ Gericht hat einen Praͤsidenten, fuͤnf Richter, einen Assessor, einen Staats-Prokurator, einen Substituten und Secretair. Der Areopag hat einen

fünf Richter, einen Staats-Prokurator, Substituten und Se⸗ cretair.

we r i h d.

Vera-Cruz, 18. Mai. (Böͤrsenhalle,.) Wir muͤs— sen Ihnen leider melden, daß die kaum hergestellte Ruhe in un— serid Lande aufs neue gefaͤhrdet erscheint, indem der groͤßten⸗ theils aus Usra⸗ Demokraten zusammengesetzte Kongreß mit sol— cher Leidenschaftlichkeit und Ruͤcksichtslosigkeit seine Reform⸗Maß⸗ regeln betreibt, daß nicht allein der Pra sident Santana, sondern auch die Geisllichkeit und ein großer Theil des Volkes sich gegen seine Beschluͤsse erklaͤrt haben. Der Kongreß hatte sich, ohne ein Konkordat mit dem Papste, das Patronat der Kirche angemaßt, da aber saͤmmtliche Bischoͤfe und Kanoniker sich diesem widersetz— ten, so wurden sie lebenslaͤnglich verbannt und ihre Renten kon—

sfiscirt. Darauf erklaͤrten die Miliz und das Volk von Puebla,

daß sie die Verbannung ihres Bischofes und des geistlichen

Kapitels nicht erlauben, auch uͤberhaupt nicht zugeben wollten,

daß die Regierung sich in die kirchlichen Angelegenheiten mische. Dieses Beispiel wurde von Jalapa und einigen an—

deren Städten befolgt, und nur, wenn der Kongreß sein Ge— setz widerruft, glauben wir, daß ein neuer Buͤrgerkrieg ver— mieden werden konnte. Leider aber zeugen die letzten Maßregeln des Kongresses noch von solcher Hartnäckigkeit, daß man wohl Ursache hat, besorgt zu werden, denn am 10ten d. M. nahm er dem Präsidenten den Ober-Befehl uͤber die Miliz und erklaͤrte, daß solche nur von den resp. Gouverneuren der Staaten Befehle zu erhalten haͤtte, und heute bringt der Englische Gesandtschafts⸗ Courier die Nachricht, daß der Kongreß auf unbestimmte Zeit seine Sitzungen eingestellt habe. Beides sind constitutionswidrige Maßregeln. Die Regierung hat unter diesen Umstaͤnden den Abgang der Kondukta nicht erlauben wollen, und hier ist in Folge dessen der Geldmangel so groß, daß Wechsel auf Mexiko nur zu 12pCt. Diskonto unterzubringen sind. Daß der Handel sowohl hier als in Mexiko wieder gaͤnzlich unterbrochen ist, wird natuͤr— lich erscheinen, um so mehr, wenn wir hinzufügen, daß hier das

Vomito (gelbe Fieber) auch bereits wieder mehrere Opfer hinge— rafft hat. Der Handelsstand der Hauptstadt hat in der vo—

rigen Woche der Regierung wieder eine Summe von 409,900 Vicster darleihen muͤssen, wozu derselbe groͤßtentheils durch das persoͤnliche Vertrauen zu dem neuen Finanz⸗Minister, D. Xavier v. Echeverria, bewogen wurde.

C m m -

Das Friedensgericht besteht Instanz aus einem Praͤsidenten, wenigstens

rei Richtern, einem Staats-Prokurator, einem Substituten, einem Secretair, vier Assessoren.

Praͤsidenten, einen Vice-Praͤsidenten,

Herrn Moritz Gantz sehr schoͤn auf dem Instrumente des ver— evigten Fuͤrsten Radziwill vorgetragen, womit die Prinzessin Louise K. H. diesem ausgezeichneten Virtuosen ein Geschenk zu machen die Gnade gehabt hat. .

Königliche Oper.

Nachdem Madame Schrdͤder⸗-Devrient Berlin wieder verlassen hat, sind fuͤr den Augenblick die Mittel, echt dramattsche Opern zu geben, leider sehr beschraͤnkt; indessen haben wir die erfreuliche Aus⸗ sicht, daß unsere jungen Sängerinnen immer mehr in die groͤßern Rollen hineinwachsen, sich dazu ausbilden und daruͤber vertragen werden Denn es ist fuͤr jede des Guten so sehr viel zu thun, und das Publikum weiß jede in ihrer Art so zu schaͤtzen und anzuerken— nen, daß far Rollen-Neid gar keine genügende Veranlassung ist und hoffentlich Burney widerlegt wird, welcher in dieser Beziehung sagt ): „Es scheint eben so unmdglich zu seyn, daß zwei Saͤnger oder Saͤngerinnen von gleichen Vördiensten mit gleichem Gluůͤcke die Buͤhne betreten konnen, als es unmdglich ist, daß zwei Perso⸗ nen auf einem Pferde reiten konnen, ohne daß einer hinten sitzt.“

Will man aber mit den vorhandenen Kraͤften so viel ausrich— ten, als moͤglich, dann muß zwar keine militairische, wohl aber eine musikalische Subordination eintreten, und die gemeinsame Ober⸗ Leitung nicht durch willkuͤrliche Einfaͤlle gestoͤrt werden. Die Ka⸗ binets-Ordre, mit welcher Friedrich 11. Einfälle der Marg derb zu⸗ ruͤckwies, ist bekannt,

z. B. Mathison **): „unter Lully's Regiment waren die Sängerinnen nicht sechs Monate lang mit Heiserkeit geplagt, noch die Sanger viermal in der Woche betrunken. Sie wurden ganz anders angeführt und an—

Taͤnzerinnen, denen es um den Vortanz zu thun war, die Vorstel—⸗ lung einer Oper vier Wochen aufgeschoben haͤtten“

Gleich ernst benahm sich Handel. Als die beruͤhmte Saͤngerin Cuzzoni eine Arie in seiner Oper Otto nicht singen wollte, sagte er “**). „Ich weiß wohl, Madame, daß Sie ein wahrer Teufel sind; aber ich will Ihnen zeigen, daß ich Beelzebub, der oberste der Teufel, bin.“ Hierbei faßte sie der sehr starke Mann um den Leib ö sie zum Fenster hinaus zu werfen, wenn sie nicht ge—

orche.

Obgleich Haͤndel auf diese Weise seinen Willen durchsetzte, und auch Spohr Aehnliches wagen duͤrfte, wurden wir doch Mannern, wie Weber und Spontini, nicht gerathen haben, gegen große Saͤngerin—⸗ nen dasselbe zu versuchen. Sicherer fuͤhrt es zun Ziele, wenn in solchen Faͤllen dem Kapellmeister eine andere Saͤngerin als Sekundant zur Seite steht, welche faͤhig ist, die zuruͤckgewiesene Rolle zu üͤberneh⸗ men. Solche Doppelsaͤnger (Doubluͤren) und Spielgeld (nur nicht in zu kleinen homdopathischen Dosen verschrieben) kann man als Universal-⸗Medizin gegen die meisten Krankheiten und melancholi⸗ schen Beschwerden der Buͤhnenkuͤnstler anempfehlen.

Demoiselle Grosser, welche bereit war, die „Olympia“ zu uͤber⸗ nehmen, ohne deren Huͤlfe die „Euryanthe“ vielleicht nicht gegeben und „der Templer und die Juͤdin“ so wie „Don Juan“ nicht wie⸗ derholt worden waͤren, zeigte sich hierdurch als eine so ruͤstige Stell⸗ vertreterin und Doppelsaͤngerinn, daß ihr zunaͤchst Niemand Brauch⸗ barkeit absprechen kann. Ob sie dereinst den großen Saͤngerinnen wird beizuzaͤhlen seyn, hangt naturlich von der ferneren Ausbildung ihrer Stimme und ihres Spiels ab. Zeither hat sie mit Erfolg den

Leben Händels, S. 25. ) Ehrenpforte, 1680. , „** Hiller, Leben berühmter Tonkünstler. 119.

und alle Kapellmeister, welche Großes zu Stande brachten, zeigten sich mehr oder weniger streng. So erzaͤhlt

gehalten, und man sah damals nicht, daß zwei Sängerinnen die sich um die Hauptverson im Spiele gezankt, oder daß ein Paar

; Hr ed /s C wars V h, Wechsel- Cours. Hir e, F ec. .

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. A utwerpen, 11 33 A5. Tinsl. 183. Cortes 36 ; Metall. 101.

wien, 12 Juli.

58 Met. 9g. A8 90. Bank- Actien 1283 J.. Nene Anteihe v. 183A 5663.

. Span. 5 6A 98. Nenb. 89

1909 F]

Loose zn

1

. w Königliche Schauspiele.

Freitag, 18. Juli. Im Schauspielhause: Der Barbier von Sevilla, komische Oper in ? Abth. Musik von Rossini. (Dlle. Lenz: Rosine. Herr Hammermeister: Figaro.)

Sonnabend, 19. Juli. Kein Schauspiel.

Sonntag, 20. Juli. Im Schauspielhause: Der Freischuͤtz, Oper in 3 Abth. Musik von C. M. von Weber. ;

In Charlottenburg: Der arme Poet, Schauspiel in 1 Akt, von Kotzebue. Hierauf: Der Degen, dramatischer Scherz in 2 Abth., von E. Raupach. Und, zum erstenmale: Nachbar— liche Freundschaft, Posse in 1 Akt, von L. Angely.

Montag, 21. Juli. Im Schauspielhause: Zum erstenmale wiederholt: Das letzte Abenteuer, Lustspiel in 5 Abth., von Bauernfeld. Hierauf: Die Brandschatzung, Lustpiel in 1 Akt, von Kotzebue.

Königs städtisches Theater.

Freitag, 18. Juli. Zum erstenmale wiederholt: Der Vetter aus Bremen, oder: die drei Schulmeister, komische Oper in 1 Akt, von Th. Koͤrner. Musik von Girschner. Vorher: Der Hagelschlag, Lustspiel in 1 Akt, von A. vom Thale. Zum Be— schluß: Der Hofmeister in tausend Aengsten, Lustspiel in 1 Akt, frei nach dem Franz., von Th. Hell.

Sonnabend, 19. Juli. Kein Schauspiel.

Sonntag, 20. Juli. Raoul der Blaubart, Oper in 3 Ak— ten, nach dem Franz. Musik von Gretry. Vorher: Giluͤckskind und Unaluͤcksvogel, Lustspiel in 1 Akt, von L. Angely.

k 250 FI. Kurz 1A k w. 11 JJ z0 Mk. Kurr. . nee,, 300 Mk. 2 Mt. 1515 JJ 16t, n,, 6 257 kJ , 1 ö w. 2 Mt. 101 k 150 F.. 2 Mt. 106643 ';, k . . Q 99 1 .. 100 Th. 8 Tage 103 Frank furt a. M. W...... 100 Fl. 2 At 1631 Petershure J 100 Rh. 3 W oeh w. 39. . Kur ö . K z Auswärtige Börsen. Amster dam, 12. Juli Niederl. wirkl. Schuld 51135. 58 do. 97 Ausg. Schuld —. kanz - Bill. 223 A3 Amort. 907. 333 7375 Kuss. (v. 1831) 9753 Preuss Hrämien- Scheine do. AS Anl. —. Oesterr. 974. 533 Span. 67. 33 A7. Juli

Bras. 79. Belg.

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