1834 / 205 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Großbritanien und Irland.

London, 18. Juli. Lord Duncannon's Erhebung zur Pair— Wuͤrbsge ist in Folge der nach Herrn Burke benannten Parla— ments-Akte nothwendig geworden, nach welcher von den drei Staats-Secretairen nicht mehr als zwei zu gleicher Zeit im Un— terhause sitzen koͤnnen. Da nun der Staats⸗-Secretair fuͤr die auswärtigen Angelegenheiten, Lord Palmerston, und der Staats⸗ Secretair fuͤr die Kolonieen, Herr Spring Rice, Mitglieder des Unterhauses sind, fo konnte Lord Duncannon, als Staats, Se— cretair fuͤr das Innere, nicht darin verbleiben. Der Graf von Besborough, der dem Lord Duncannon dereinst seine Titel und

Wuͤrden hinterlaͤßt, ist uͤbrigens bereits 77 Jahr alt, so daß Letz⸗ terer doch wahrscheinlich bald ins Oberhaus gelangt ware.

Hiesige Blatter bemerken, daß Lord Althorp es nicht noͤthig habe, sich einer neuen Wahl in Northampton zu unter— werfen, wein die von ihm eingereichte Entlassung nicht angenom— men worden und daher sein Verbleiben im Amte nicht als ein neuer Eintritt in dasselbe angesehen werden koͤnne.

Aldborough in der Grafschaft York, dessen Besitz den Her⸗ zog von Neweastle vor der Annahme der Reform ⸗Bill ermäch⸗ tigte, 2 Mitglieder fuͤr den Ort selbst und 2 fuͤr Boro ughbridge ins Unterhaus zu senden, und Stockbridge in Hampshire, wo der Marquis von Worcester ehemals die Parlamentswahlen in

seiner Gewalt hatte, sollen naͤchstens versteigert werden, weil sie

fuͤr die Besitzer jetzt nicht mehr den fruͤheren Werth haben. Man glaubt, daß Aldborough 50 60,900 Pfund weniger, als es vor fuͤnf Jahren noch gebracht hatte, und Stockbridge unge— faͤhr die Halfte des fruͤheren Werthes bringen wird.

Der Landsitz des Grafen von Ripon, Nocton-⸗Hall, s Mei⸗ len suͤdöstlich von London, ist am 16ten d. sammt aller. Kostbar⸗ keiten und Kunstschätzen, die er enthielt, ein Raub der Flam⸗ men geworden; er soll nur zu 7000 Pfund versichert seyn.

Die durch den Tod des r. Robert Blair erledigte Pro— fessur der praktischen Astronomie auf der Universitaͤt Edinburg hat Herr Thomas Henderson erhalten, der ehemals als Astro—⸗ nom am Kap angestellt war.

Die Zusammenrottungen der hiesigen Schneidergesellen ha⸗ ben endlich ihre Endschaft erreicht; es ist eine Verssͤhnung zwi— schen ihnen und den Meistern, zur Zufriedenheit beider Theile, bewerkstelligt worden.

Die Times enthalt ein Schreiben aus Tripolis vom 5. Juni, das von einem dortigen Beamten herruͤhren soll, und wo— rin wieder die äͤrgsten Beschuldigungen auf den Britischen Kon⸗ sut, Herrn Warrington, gehäuft werden. Die Scheiks aus dem Innern und der Regent von Fezzan hatten ein starkes Heer zu⸗— sammengebracht, um dem in der Festung belagerten Ali Pascha Entsatz zu bieten. Der Empoͤrer Mehmed, welcher Jenen bela— gerte, war geschlagen worden, und der Franzoͤsische Konsul, Herr Schwebel, hatte darauf eine friedliche Uebereinkunft zwischen al— len Theilen zu Stande gebracht und fuͤr die Insurgenten eine Amnestie ausgewirkt, wofuͤr er selbst die Buͤrgschaft uͤbernahm. Allein der Empoͤrer Mehmed steckte sich nun hinter Herrn War— rington, der sich bis dahin scheinbar neutral verhalten hatte, und auf dessen Rath soll Mehmed die in sei⸗ ner Gewalt befindlichen Gefangenen haben hinrichten lassen. Als ganz gewiß wird behauptet, daß Herr Warrington durch falsche Zeugen schwere Anklagen gegen Herrn Schwebel vorge— bracht ünd vermittelst einer Kriegs⸗Sloop in diesem Sinn nach Malta berichtet und ein Britisches Geschwader zum Schutze Mehmeds von dort verlangt habe. Zu gleicher Zeit soll in Form eines Protestes eine heftige Erklaͤrung Mehmeds nicht allein ge— gen den Franzoͤsischen Konsul, sondern auch gegen dessen Nation erschienen seyn. Herr Schwebel, so wird in diesem Schreiben schließlich versichert, habe dies Alles durch eine Kriegs-Brigg nach Toulon gemeldet, und es stehe nun dahin, wie die Engli— sche und die en, ,. Regierung sich uͤber das Benehmen ih— rer gegenseitigen Konsuln vergleichen wuͤrden.

In den letzten hier eingegangenen Nord⸗Amerikanischen Zeitungen wird unter Anderem gemeldet, daß sich in Otaheiti Fer Amerikanische Schiffs⸗-Capitain, Charles Spooner, von dem Wallfischsänger „Erie“ aus Newport, mit einer Eingeborenen, Miß Kingatara Oruruth, der Tochter eines Otahaitischen Haͤupt⸗ lings, die gehoͤrig taͤtowirt war, habe trauen lassen.

Vom Schwanenflusse wird unterm 15. Februar gemel— det: „Es ist eine Heerde wilden Rindviehs, ungefaͤhr 200 Stuck, am Murray⸗Fluß entdeckt worden. Als man namlich den Ein⸗ gebornen ein Gemaͤlde zeigte, auf dem sich Rindvieh befand, gaben sie zu verstehen, daß sie solche Thiere wild schon gesehen hätten, und Herr Norcott, der Ober-Aufseher uͤber die eingebor— nen Staͤmme, ließ sich darauf von ihnen fuͤhren, um die Heerde aufzusuchen, die man auf einer schoͤnen Grasweide antraf; sie bestand meist aus Kuͤhen und Kaͤlbern, und man glaubt, daß sie von einer fruͤheren Niederlassung herruͤhrt.“

Deutsch land.

Dresden, 21. Juli. Ihre Majestaͤt die Koͤnigin von Wuͤrttemberg, sowie Se. Durchlaucht der Erbprinz von Sachsen— Altenburg nebs Gemahlin, sind gestern Abend gegen 11 Uhr von Teplitz hier eiffgetroffen.

Bel der in der ersten Kammer am 15ten d. M. statt— gefundenen Berathung uͤber den Gesetz-Entwurf wegen der Organisation der Gelehrten-Schulen aͤußerte sich Se. Koͤnigliché Hoheit der Prinz Johann folgendermaßen: „Es ist bereits so viel Gediegenes uͤber den uns zur Be, rathung vorliegenden Gegenstand gesprochen worden, daß ich mir nur noch einige wenige Erinnerungen erlauben will. Es ist durchaus nothwendig, sich hier recht auf den Standpunkt der politischen Gesetzgebung zu stellen. Der Herr Dr. Großmann wuͤnscht einen Plan fuͤr das gesammte Schulwesen vorausgestellt zu sehen. Die Gesetzgebung darf aber nicht allein von einem allgemeinen Plane ausgehen, sondern sie muß vor allen Dingen das Bestehende beachten, pruͤfen und verbessern. Eine Idee muß ihr hier⸗ bei allerdings vorschweben, aber diese Idee ist keinesweges selbst ein Gesetz. err Dr. Heinroth wuͤnscht Bestimmungen uͤber die innere Organisation der Schulen; ich billige zwar das, was dabei von der großen Wichtigkeit der Erziehung gesagt worden ist, allein gegen den gemachten Antrag muß ich erinnern, daß die innere Organisation nicht Gegenstand der Gesetzgebung, son⸗ dern nur der Verwaltung ist. Mit der Deputation bin ich zwar im Materiellen einverstanden, glaube jedoch, daß, wenn man ihr folgte, zu Vieles aus der Verordnung in das Gesetz kommen wuͤrde. Man meint zen dies geschehe hauptsaͤch⸗ lich der Sicherstellung gegen Abänderungen wegen, allein die innere Organisation der Schulen eignet sich nun einmal nicht fuͤr ein Gesetz. Es ist uͤberhaupt eine der schwersten constitution⸗ nellen Aufgaben, zu unterscheiden, was in das Gesetz und was in die Verordnung gehoͤrt. Es lassen sich hier weniger feste Kriterien geben, als man dem richtigen Ueberblick zu ver⸗ trauen hat. und es bleibt stets bedenklich, die Gesetzgebung zu

ö

Verwaltung auszudehnen; Sache der Ge— setzgebung ist es, eigentlich nur Rechtssaͤtze aufzustellen und von der Ausfuhrung so viel aufzunehmen, als davon stabil ist. Die Rechtsfrage, um die es sich bei dem vorliegenden Gesetze handelt, ist die, an welche Bedingungen die Befug— niß, Maturitaͤts-Zeugnisse zu ertheilen, geknuͤpft werden solle. Hierzu gehort nun naͤchstdem, was der Gesetz-Entwurf ent— hält, die Bestimmung uͤber die Lehr-Gegenstaͤnde, nicht aber dasjenige, was die Deputation uͤber die Disciplin und das Verhaͤltniß aufzunehmen beabsichtigt.“ Dr. Heinroth be— merkte dagegen: „Ich kann mich durchaus nicht von der Ueberzeugung trennen, daß auch die innere Organisation der Schulen, wenn schon bloß im Allgemeinen, Gegenstand der Ge⸗ setzgebung seyn muß; denn eben die Aufstellung der allgemeinen Norm oder Verfahrungsweise ist die Sache des Gesetzes.“ Dr. Großmann erwiederte: „So sehr ich die Ansichten Sr. Koͤniqdl. Hoheit ehre, so kann ich doch nicht umhin, mich fuͤr die Meinung des Heren Hofraths Heinroth zu erklaren. Man lese nur das Nassauische Gesetz uͤber die Organisation des Sch ul⸗ wesens, wo das Alles genau bestimmt ist. Dagegen weht in un— serem ganzen Gesetze ein für unsere Schulen hoͤchst bedenklicher Geist des naturhistorischen Realismus; man will Naturgeschichte und Naturwissenschaften in großem Umfange unter die Lehrgegen— staͤnde aufgenommen wissen. Mag es seyn, daß viele Gelehrte Ffters nur aus Vorliebe fuͤr ihr Fach diese Meinung theilen, aber das kann keinen Grund fuͤr die Gesetzgebung abgeben. Sachsen verdankt die Tuͤchtigkeit seiner Gelehrten dem klassischen

sehr auf Kosten der

Studium; soll es aber der Geist jenes Realismus seyn, in wel⸗

chem man unsere Schulen kuͤnftig regieren will, so muß ich ge⸗ stehen, daß ich dieses Gesetz fuͤr den Untergang unserer Schulen und überhaupt der Kultur halte. Dr. v. Ammon ließ sich darauf in nachstehender Weise vernehmen:

„Die von einer hohen Kammer zur Begutachtung vorliegenden Gesetz Entwurfs angeordnete Deputation, deren Mitglied zu seyn ich die Ehre hatte, fand sich bewogen, in der Einleitung zu ihrem Berichte 5 Praäͤliminar-Punkte zur Sprache zu bringen: 1. Die Frage uͤber die Maͤngel unserer gelehrten Schulen uberhaupt. 2) Die Bemerkung, ob und in wiefern hier eine hohe Staats⸗Regierung einzuschreien sich veranlaßt sehen musse? 3) Welche Effekte und Garantieen von diesem Einschreiten zu erwarten seyen ? 4) Welche ständische Rechte hierbei in Erwägung kommen? 3) Ob in Bezie⸗ hung hierauf strenge oder milde Maßregel zu wuͤnschen seyen? Der erste Punkt, die in unseren gelehrten Schulen vorhan⸗ denen Mängel und unvollkommenheiten ketreffend, ist an sich unfreundlicher Natur fuͤr Jeden, der uberhaupt nicht gern tadelt. Er ist indessen thätsaͤchlich nachgewiesen, durch hielfache öffentlsche Klagen bestaͤtigt und von mehreren kun⸗ digen Schulmaͤnnern unseres Vaterlandes selbst mit ruͤhmli⸗ cher Offenheit eingeraͤumt. Ich will daher sofort zu den Ursa—⸗ chen dieser Gebrechen übergehen, weil von der richtigen Diagnose einer Krankheit immer zugleich auch die richtige Heilart angedeutet wird. Es sind aber nach meinem Ermessen diese Ursachen zunaͤch st keineswegs in dem Zuruͤckstehen unserer gelehrten Schulen gegen an—⸗ dere im Auslande zu suchen. Diesen Vorwurf habe ich bei einer andern Gelegenheit schon von unseren Volksschulen abgelepnt und muß ihn auch von unseren gelehrten Unterrichts-Anstalten abzuwen⸗ den mich bemuͤhen. Sie sind namlich noch immer im Auslande mit Recht geachtet; es gehen aus ihrer Mitte fortdauernd viele tuͤchtige Jünglinge fuͤr alle Zweige der Wissenschaften hervor; unter ihren Tehrern zeichnen sich Mehrere durch anerkannte Talente und schrift⸗ stellerisch! Verdienste aus; und Saͤchsische Pädagogen und Phi⸗ lologen werden im Auslande jetzt, wie sonst, gesucht, ge⸗ schaͤ‚ht und vorgezogen. Ich darf das nicht verschweigen, um einem ehrwürdigen Stande das gerechte Selbstgefühl mit zu bewahren und zu erhalten, welches ihn in seinem muͤhsamen und schweren Berufe fuͤr vielfache Entbehrungen entschaͤdigen muß. Man kann auch die pflegenden und erhaltenden Behorden der ge lehrten Schulen fur keine Vernachlaͤssigung derselben verantwortlich machen. konnten; sie haben zum Theil dem öffentlichen Unterricht bedeutende Spfer gebracht; sie haben die Lehrer auch mit Wohlwollen und Achtung behandelt. Aber waͤhrend die äußern und innern Beduͤrfnisse dieser Lehr⸗ Anstalten mit jedem Jahre zunahmen, nahm das Gemein Vermdgen ab; der Krieg, die steigenden Ausgaben, große Schuldenlasten haben die oͤf⸗ fentlichen Aerare erschoͤpft, und die Zahl der frommen Stiftungen, auf bie man sonst mit einiger Zuversicht rechnen konnte, hat sich na⸗ mentlich fuͤr diese Institute ungemein vermindert. So blieb bei leerem Seckel vielen Kollatur-Behdrden nur noch der gute Wille uͤbrig. Der alte Name mancher Schulen glänzt nun oft wie eine Spiegelflaͤche in der Arabischen Wuͤste aus der Ferne; Kargvanen kommen herbei, ihren Durst aus diesen Musenquellen zu loöͤschen, und sie sinden nur gluͤhende Sandhuͤgel. Hierzu kam noch die un leugbar zu große Zahl der gelehrten Schulen. Nicht genug, daß die größeren Städte des Landes aus Bedürfniz und Ruhmliebe gelehrte Schulen anlegten, bald folgten ihnen auch die mittleren and kleineren Staͤdte.« Ich nenne hier nur Hain, das sonst einen Hederich in seiner Mitte hatte, und Marienberg, das nun edenfalls aus der Reihe der gelehrten Schulen verschwünden ist.— Sie zehrten sich unter einander felbst auf, wie eine dicht: Tannen. saat, welche verdorren muß, weil sie sich nicht ausbreiten kann. Ich fuͤrchte nicht, daß dieses Gleichniß hinken werde, und darum kann ich auch nicht wuͤnschen, daß wir uns uͤber seinen Sinn und seine Beutung irgend eine patriotisch scheinende Illusion machen mogen. Andere Staaten Deutschlands haben diesel be Erfahrung gemacht. Sonst fand man fast in jeder kleinen Stadt einen halblateinischen Mann und einen halbgriechischen, einen Lector oder Organist; nun war die Schule fertig, die Zahl der Scholarchen oft größer, als die der Lehrer, und es konnte nicht anders seyn, weil sich der Staat um das Schul⸗ wesen wenig beküͤmmerte, sondern froh war, wenn ein Nath oder eine Gemeine ihm diese Last abnahm. Das ist nun aber anders gewor⸗ den, der Staat hat seine Pflichten und darum auch seine Rechte erwogen, der alte Hain wird gelichtet, das uͤberstaͤndige Holz ge⸗ schlagen und eine neue Pflanzung begonnen. Ich sehe nicht ab, wie das zu tadeln ist. Doch brachte die neue Zeit den gelehrten Schulen auch ein neues Uebel, ich meine die Schwierigkeit, den ge⸗ steigerten Forderungen der wissenschaftlichen Kultur ein Genuͤge zu leisfen. Sonst hieß es: Deutsch zur Nothdurft, Latein und Grie⸗ chisch so viel als moglich, ein Specimen in Persen, oder eine wohlgeformte Chrie zum Abschiede. Nun war der neue Studio sus fertig. Von neueren Sprachen, Geschichte, Mathematik, Na⸗ turlehre, schönen Wissenschaften und Kuͤnsten war nur selten die Rede. Das hat sich sehr geandert. Die akademische Ju⸗

end beginnt nun das Studium der Philosophie mit den Anti ogien der reinen Vernunft und den hoͤchsten Aufgaben des menschlichen Geistes. Der Theolog wird nun in eregetischen Vor- lesungen nicht allein mit Griechischen und Hebraͤischen, sondern auch mit Arabischen und aramaͤischen Wurzeln gespeist und mit dem Sans⸗ krit zum Nachtische bewirthet. Dem Rechtsgelehrten wird eine Summne historischer, kritischer, philofophischer, kanonischer und prak⸗ tischer Kenntnisse angesonnen, von welchen sonst nicht die Rede war. Der junge Historiker kümmert sich nun weniger um Zahlen und That⸗ fachen, als um den Geist der Geschichte, der hoch in den Wolken fliegt. In allen Fakultaͤten ist der Unterricht so gesteigert, potenzirt und' erwätert, daß der junge Hochschuͤler nicht mehr weiß, wo er an⸗ fangen und wo er endigen soll. Ist er nun nicht gehörig vorbereitet, so inuͤssen die armen gelehrten Schulen alle Sünde und Schuld tragen. Und doch können sie nichts dafuͤr, daß die Wissenschaften so conäentrirt, so hochgespannt, so vielseitig gespaltet, so reich und un- erschöpflich sind; sie kbnnen bei ihrem unterrichte die Gesetze der Natur! und der' unerbittlichen Continuität nicht überspringen; sie foͤnnen nicht lauter Rekruten von 123 301ßen zum akademischen Heere

Sie haben im Ganzen gethan, was sie bei ihren Kraͤften

kurzstmmigen oft noch tuͤchtige Soldaten werden. So viel scheint also klar zu seyn, daß sich der immer so berühren, wie es

dieser doppelte Hörizont nicht neu geregelt und bemessen ist. Ich bitte hierbei nur in Beziehung auf die Schul⸗Disęiplin den wich— tigen Ümstand nicht zu uͤbersehen, wie wenig hier die Lehrer oft von der häuslichen Erziehung unterstuͤtzt werden. Sonst he den Familien unleugbar mehr aͤußere Pietaͤt, mehr Ehrerbietung und

reunung. Wie sich das Alles geaͤndert hat, darf ich

gesellige Zers ; Kein Wunder, wenn nun die liebe Jugend ihr dssent—

nicht sagen. liches Schulleben mit einem recht kraͤftigen gen Bescheidenheit, einem fruͤhreifen Stolz sprüchen und Forderungen, mit einer romantischen, meyßt— schen, oft schon politischen Exaltation beginnt, die sie n genug aus ihrer Bahn herguswirft, und eben so sehr ihre wis⸗ finschaftliche als sittliche Bildung erschwert. Aus solchem grunth Holze plöoͤtzlich junge Merkure zu bilden, ist eine Aufgabe, die men In die Vorsteher gelehrter Schulen gerechter Weise nicht stellen kam obschon die Nichkloͤsung derselben objektiv zu den Uebeln gehör, die man ihnen zur Last legt. Ich breche hier ab, ohne noch in Wort von dem unbefugten Zudringen derer zu dem wissenschafts⸗ chen Leben zu sprechen, die weder durch ihre Talente, noch durch ihre Stellung, noch durch die Mittel zu dieser Ehre berufen sind Hier wäre vielleicht eine neue anthologische Methode sehr an shre Stelle. Doch das mag genug seyn zur Diagnose der Krankhetz, die wir in gemeinschaftlichs Kur nehmen sollen. Das wuͤrde z dem zweiten Satze führen, dem ich nicht vorgreifen darf.“

br. Großmann entgegnete: „Ich kann mich nur dem, was der geehrte Sprecher hinsichtlich des Mangels an den nn thigen Geldmitteln in manchen Staͤdten, und hinsichtlich de Gebrechen der häuslichen Erziehung unserer Jugend gesagt hi, anschließen. Allein was die angebliche Ueberzahl der Gelehrinm, Schulen in unserm Lande betrifft, so muß ich fragen, auf hie viel Seelen der Bevoͤlkerung der geehrte Sprecher eine Schu rechnet, ob auf 50,000, 100,000 oder 150,000? und von welcher Zeit er spricht, wo die Schulen nicht mehr genuͤgt haben sollen! Was aber die Ueberfuͤllung der Schulen mit untauglichen Sulh— jekten betrifft, so frage ich wieder: welches sind die Tauglichen) sind es die Vornehmen, die Reichen? Welches sind die uUnten— scheidenden Merkmale der Tauglichkeit? Soll man sie nach den Grundsaͤtzen des Spaniers Huarte oder nach denen der Gal— schen Phrenologie beurtheilen?“ Der Prasident erklzn hierauf die Sitzung, welche schon uͤber die festgesetzte Zeit hin aus gedauert habe, fuͤr aufgehoben.

Leipzig, 23. Juli. Der durch seine architektonischn Werke beruͤhmte Dr. Christian Ludwig Stieglitz, Probst de Domstiftes zu Wurzen, feierte hier gestern sein juristisch Doctor Jubilaͤum und hatte sich dabei einer sehr lebhafin Theilnahme, sowohl unserer Behoͤrden als seiner Mitbuͤrger, z erfreuen.

t Der hiesige Buchhaͤndler W. Engelmann hat unter dem Titel „Deutsche Jahrbuͤcher“ eine neue Zeitschrift fuͤr literarisch Kritik angekuͤndigt.

Frankfurt a. M., 21. Zu unserem groͤßten Bedauern mussen wir die gewiß jeden Freund der

und Ergeiz, mit An—

naturhistorischen Reisenden Ruͤppell auf seinen letzten Reisen ij Afrika gesammelten naturhistorischen und anderen Gegenstaͤndn

Holland an der Franzoͤsischen Kuͤste bei Boulogne verungliͤtz ist. Unter anderem Verluste von hohem Werthe befinden stz auch die fuͤr unsere Stadt-Bibliothek bestimmt gewesenen Ahls sinischen Antiquitaͤten und Muͤnzen.

Schweiz. Zuͤrich, 19. Juli.

tanden, Bestand und und Organisation der Landwehr.

und Freiburg schließen, es seyen kurzer Frist zu organisiren, um eine unparteiische Inspection abzuhalten

der Gefandte von Neuenburg: Ohne ser Antrag lediglich aus einem gen seinen Stand geflossen; der selbe

sodann uͤber

Zweifel

naͤher vertraut sey, bedauern, daß er außer Stand sey, nahm Aufschluͤsse zu ertheilen. daß Reuenburg, seit es in den Bund getreten, seiner militairischen Pflichten nicht zuruͤckgestanden sey. Da mj die Behauptung, daß seine Milizen gaͤnzlich desorganisirt sehn sich auf bloße Suppositionen gruͤnde, so erklaͤre er, daß, w Neuenburg sich niemals weigern werde, eine ordentliche eidgendss Inspection seines Kontingents zu bestehen,

in Erfuͤllu

er sich gegen eine auß ordentliche und ausnahmsweise angeordnete verwahre. Sch affhün sen wollte uͤber den Antrag von St. Gallen zur Tagesordnung scht ten; Zürich und Bern den Entscheid uͤber den Antrag von Win zuerst abwarten; allein keine dieser Ansichten wurde unterstuͤtzt / nachdem man von mehreren Seiten bemerkt hatte, daß fuͤr ] Anordnung eidgenoͤssischer Inspectionen keine bestimmten Kiss ordnungen und Fristen seyen, wurde forderung an den Stand Reuenburg beschlossen, sein Kontis gent zu reorganisiren; dagegen stimmte Basel-Stayt, 1 Schwyz, Unterwalden und Wallis behielten das Protokoll oft In Hinsicht einer schon jetzt anzuordnenden Inspection wan die Stimmen gleich getheilt. , wurde auf den Ant von Reuenburg beschlossen, die Berathung hieruͤber noch auss schieben, bis die Gesandtschaft im Stande sey, uͤber den oll lichen Bestand des dortigen Kontingents bestimmte Auskunft s ertheilen. Italien.

Turin, 12. Juli. Gestern ist hier in Italiaäͤnischer an Franzoͤsischer Sprache das Königl. Patent vom 26sten Apt publszirt worden, wodurch der König seinen Vetter, den . zen Eugen von Savoyen-Carignan, als Prinzen von Koni chem Gebluͤt anerkennt und erklart. Florenz, 12. Juli. In dem kuͤrzlich bekannt geworden Handels ⸗Traktat unserer Regierung mit der Pforte ist unter derm auch festgestellt worden, daß unter keiner Bedingung n gegenseitigen Ünterthanen des einen und des andern Staat: Sklaven gemacht werden konnen. Neapel, 4. Juli. Die hiesige Zeitung publizirt den 3 eines unterm 18ten Nov. v. J. abgeschlossenen und . 18ten Juni d. J. ratifizirten Traktates der diesseitigen Reg

Urung mit der des Bey von Tunis uͤber die Behandlung der j

stellen, da sich das Wachsthum nicht uͤbereilen laͤßt und gerade die Schul-Horizont und der akademische nicht

seyn sollte, und daß also auch die Klagen über unreife Jünglinge in den Höbrsaͤlen nicht aufhoͤren koͤnnen, hedor

herrschte in

Untctordnung, weniger Poeste und Römanliebe, weniger Luxus un

Egoismus, einer maß.

Juli. (Frankfurter Journah

Wissenschaften betruͤbende Meldung machen, di . ein Theil von den durch unseren verdienstvollen Landsmann vnn

in 7 Kisten auf dem Transporte zur See von Livorno nit

In der Sitzung der Tagsatzung vonn 16ten d. war Gegenstand der Berathung der §. 12 der Tu Ausruͤstung des eidgen. Bundes ⸗Heel Bei Anlaß dieser Berathun hatte St. Gallen den Antrag gestellt, welcher von Bern, zern, Solothurn, Appenzell, Aargau, Waadt, Basellandschs lebhaft unterstuͤtzt würde, die Tagsatzung moge! Neuenburgs Kontingent und Reserve binn diesel⸗ Hierauf erwieden sey di besondern Wohlwollen sey ihm unerware und muͤsse er daher, da er persoͤnlich mit Militair⸗Sachen nich

Indessen mache er darauf auf merlsa

von 16 Standen eine

genseitigen Unterthanen, die sich in dem einen oder dem andern Staate eines Vergehens schuldig machen. Auch ein Handels Vertrag ist zwischen beiden Regierungen abgeschlossen worden.

Spanien.

Madrid, 9. Juli. (Galign. Mess.) Die Furcht vor der Cholera hat sich in Madrid sehr vermindert, wo sie in der That auch nis sehr allgemein war, indem das Volk durchaus nicht an das wirkliche Dasein derselben glauben wollte, und die Vorkehrungen gegen die Verbreitung der Cholera anderen Mo— tiven zuschrieb. Eines dieser Motive, denen die Volksmeinung diese Vorsichtsmaßregeln zuschreibt, ist ein Geruͤcht, dem wahr— scheinlich mehr Bosheit als Wahrheit zum Grunde liegt. Eine andere, von dem Argwohn eines Theiles der Bevoͤlkerung her— ausgefundene Ursache ist der vorausgesetzte Mangel an gutem Willen von Seiten der Regierung, die Cortes einzuberufen. Die Strenge, womit Personen aller Staͤnde verhindert werden, sich der Koͤnigl. Residenz zu naͤhern, und der mehr oder minder starke Widerwille, den man ganz offen gegen den Aufenthalt der Gesandten Englands und Frankreichs in der hiesigen Residenz gezeigt hat, gab diesen Geruͤchten eine gewisse Wahrscheinlichkeit. Vor Allem war das Volk daruͤber erstaunt, daß Herr Martinez de la Rosa, dem so sehr daran liegen mußte, mit dem diplomatischen Corps in Verbindung zu bleiben, wegen der bestaͤndigen und taglichen Bemuͤhungen der Herren von Rayneval und Villiers, ihn von dem hohen Interesse zu uͤberzeugen, welches ihre Regierungen, so wie sie selbst an der Wohlfahrt Spaniens nehmen, nicht Alles anwende, die Hindernisse und Kränkungen hinwegzuraäumen, welche besonders Herrn von Rayneval betroffen haben und bei seinen Besuchen zu St. Ildefonso noch betreffen, und denen Herr Villiers nur dadurch entgangen ist, daß er zu Madrid blieb. Herr Martinez de la Rosa wird vorzuͤglich getadelt, weil er dem Beamten, den man hier Mahor Domo Mayor nennt, gestattet hat, sich das Recht der Anordnung der Mili— tair- Operationen zur Bildung der Sanitaͤts-Kordons an— jzumaßen. Wegen dieses Umstandes argwoͤhnt man, daß in der That ein nur diesem Beamten und seinen Kol— legen bekannter Beweggrund vorhanden gewesen seyn muß; und da seitdem, entweder in Folge der ihm gewordenen Mitthei— lungen oder aus anderen Gruͤnden, die Strenge der Vorsichts— Maßregeln, insofern sie nicht St. Ildefonso betreffen, vermindert worden ist, so glaubt man, daß eins der ersten Motive, welche zu ihrer Annahme fuͤhrten, und worauf ich am Anfange hindeu— sete, aufgehort habe, und daß der neue Zustand der Dinge keine fernere Verzoͤgerung der Versammlung der Cortes, die wahrschein⸗ lich am 24. Juli stattfinden wird, rechtfertige. Die Namen von sanmtlichen in den Provinzen erwaͤhlten Deputirten sind jetzt, mit Ausnahme von Navarra, Asturien und Galizien, bekannt. Die heutige Post bringt ohne Zweifel die Nachricht von der Wahl in den beiden letzteren Provinzen. In Bezug auf Navarra läßt sich noch nicht mir derselben Bestimmtheit urtheilen. Es ist indeß nicht unmoglich, daß die zu Pampelona versammelten Behoͤrden dieses Koͤnigreichs eine Wahl zu Stande gebracht haben, wie es zu Bilbao und Vittoria der Fall war. Die große Mehrheit der erwählten Deputirten hegt liberale Gesinnungen von noch entschiedenerem Charakter, als die von der Mehrheit des gegenwaͤrti⸗ gen Ministeriums ausgesprochenen; aber die eigentlich sogenannte

Bewegungs—-Partei ist sehr gering. Wenn nicht unvorhergesehene Er—

eignisse eintreten, so wird der Graf von Toreno, der ganz vor— zuͤglich der Repräsentant der eben erwaͤhnten Gesinnüngen ist, einen großen Einfluß in beiden Kammern ausuͤben. Er wird hoͤchst wahrscheinlich das Ministerium, zu dem er gehoͤrt, modi— sieiren und selbst Chef desselben werden. Man ist sehr begierig, die Ver⸗ haͤltnisse kennen zu lernen, welche zwischen ihm und dem Regierungs— Rath, d. h. dem Grafen von las Amarillas, welcher das einflüß— reichste Mitglied desselben ist, stattfinden werden. Dieser Re— gierungs-Rath hat dem setzigen Ministerium verschiedene Bemer— kungen mitgetheilt, die ebenso wenig beachtet wurden, wie aͤhn— liche unter dem Zea'schen Ministerium, und die Beschwerden uͤber diesen Gegenstand wurden nur unterdrückt, um die Verlegenheit der Regierung nicht zu vermehren; dies Benehmen, welches im Publikum nur wenig bekannt ist, ist bei weitem das ehrenwer— there, da das Ministerium bei Allem, was es aus eigenem An— triebe gethan, nur sehr wenig Scharfsinn entwickelt hat, und gaͤnzlich der Vorsehung verpflichtet ist fuͤr die Erfolge, welche die letzten zwei Monate ausgezeichnet haben. Man erwartet mit großer Ungeduld Nachrichten uͤber die Ankunft des Generals Rodil in den insurgirten Provinzen. Die Verstaͤrkungen, welche er mit sich fuͤhrt, konnen und muͤssen die Lage der Dinge daselbst wesentlich veraͤndern; aber es ist nicht wahrscheinlich, daß die Verstaäͤrkung, die man, obwohl uͤbertrieben, auf 10,00 Mann angiebt, hin⸗ reichen wird, um diesem ungluͤcklichen Kriege ein Ende zu machen. Andere Maßregeln, zu denen jedoch die Regierung bis jetzt wenig Neigung zu haben scheint, muͤssen ergriffen werden, um das Land zur Ruhe zu bringen, wo die Vertheidigung der Rechte des Don Carlos nur einen Vorwand zur Insurrection abgiebt. Die Beibehaltung ihrer Privilegien (iienos) war und ist noch bei der Masse der Bevoͤlkerung der einzig wahre Grund des Widerstandes. Die Loͤsung dieser schwierigen Frage kann allein diesem Kriege ein Ende machen. Es ist ohne Zwei— fel schwierig, solche widerstreitende Interessen zu vereini— gen. Dies ist Sache der Cortes; allein man hat Grund zu fuͤrchten, daß diese Versammlung den Gegenstand unter dem Einflusse einer zu uͤbertriebenen National-Eigenliebe verhandeln, und dadurch verleitet wurde, einen gefahrbringen— den Gang zu befolgen. Unter den wichtigen Fragen, welche den Cortes vorgelegt werden sollen, wird die in Bezug auf die Fi— nanzen, die dringendste von allen, den ersten Platz einnehmen. Der unbegreifliche und ungluͤckliche Vertrag, welchen Herr Al— lende zu Paris abgeschlossen hat, wird einer hoͤchst strengen Un— tersuchung unterworfen werden. Man wird den Minister auf— fordern, zu erklaͤren, warum er so harten Bedingungen von Seiten des Herrn Rothschild seine Genehmigung ertheilt, zu einer Zeit, wo ihm so gemäßigte Anerbietungen aus ver— schiedenen Gegenden gemacht worden seyen. Graf Toreno wird diesen Vertrag um so weniger unterstuͤtzen, als er schon die Ge— hehmigung zessen igen Theils des Finanz-Kontrakts verweigerte er noch nicht vollzogen war, als er ins Ministerium trat. Zumalacarreguy's Bulletin vo0n der Schlacht am 18. Juni hat im Geheimen in Madrid zirkulirt. Es zeigt offenbar, daß die— ses Gefecht, das Resultat der Ueberraschusng, nur durch die feh— lerhaften Anordnungen des Anfuͤhrers der Koͤnigl. Armee her— heigefuͤhrt wurde. Es scheint gewiß, daß die Infurgenten sehr bedeutende Geldsummen erhalten haben. Sie scheinen dem Ge— . einen sehr energischen Widerstand leisten zu wollen. ö epillas, der nach Navarra gegangen war, ist wieder in Alt— Castilien, wie man sagt, bei Sepulveda, erschienen. Es heißt auch, daß Merino sich mit dem Ueberreste seines Corps mit ihm

837 Briefe aus Elisondo, vom 14. Juli, welche die , de France mittheilt, enthalten m gr ff uͤber die Ankunft des Don Carlos in Spanien: „Kaum hatte Karl VL. die Franzoͤsische Graͤnze uͤberschritten, als ein so allgemeiner Ausbruch der Freude unter der Spanischen Bevölkerung erfolgte, daß in allen Doͤrfern Freudenfeuer angezuͤndet und alle Glocken zur Feier dieses großen Ereignisses gelaͤutet wurden. Am 9g. Juli war der Konig in einem kleinen Dorfe des Thals von Bastan angekommen und von da begab er sich nach Elisondo, wo er am 10. fruͤh Morgens anlangte; man suchte die Nachricht von seiner Ankunft den Morgen uͤber verborgen zu halten und setzte bloß die Praͤsidenten der Junten davon in Kenntniß, aber sie kam bald an den Tag, und es zeigte sich sogleich der lebhaf— teste Enthusiasmus, der seitdem nicht einen Augenblick nachge- lassen hat; Karl V. wohnte am 12ten einer kirchlichen Feier bei, die mit einem Tedeum zu Ehren seiner gluͤcklichen Ruͤckkehr schloß. Von allen Seiten draͤngte sich das Volk nach Elisondo; über das ganze Land hin sah man Freudenfeuer-Flammen; der Horizont strahlte von den erleuchteten Doͤrfern wieder; die Be— wohner, geschmuͤckt wie an einem Festtage, brachten die ganze Nacht unter Tanz und Musik hin; Zumalacarreguy, von der Ruͤckkehr Sr. Masestaͤt benachrichtigt, war herbeigeeilt. Noch an demselben Tage verließ der Koͤnig in Zumalacarreguy's Beglei— tung Elisondo und begab sich in das nicht weit davon entfernte Hauptquartier. Dieser einmuͤthige Empfang, den ein wahrhaft nationaler Koͤnig bei seinem Volke fand, war von aͤcht loyaler Art und laͤßt sich nicht beschreiben; nur die, welche Spanien kennen, werden die Lebhaftigkeit und Energie dieser Demonstra— tionen begreifen. Der Operationsplan, den man jetzt angenom— men hat, besteht darin, unverzuͤglich vorzuruͤcken. Es ist die Ab⸗ sicht des Koͤnigs, den General Rodil sogleich anzugreifen und ohne Aufenthalt auf Madrid loszumarschiren. Alles ist schlag⸗ fertig; 17,000 Mann, gehoͤrig organisirt und vollstaͤndig bewaff— net und equipirt, konnen sich jetzt in Marsch setzen. Dabei sind die Guerillas noch nicht mit eingerechnet. Rodil, dessen Streitkraͤfte man bedeutend uͤbertrieben hat, bedarf großer Anstrengungen, um seine Truppen in den Stand zu setzen, einen Feldzug zu beginnen; sie sind im klaͤglichsten Zustande und vollkommen stra— pazirt; die meisten Offiziere sind der Koͤnigin abgeneigt und be— reit, beim geringsten Antrieb die Sache des Koͤnigs zu um— fassen. Das Land, welches diese Truppen besetzt halten, ist von den Einwohnern selbst, die den Feinden keine Huͤlfsquelle lassen wollten, fast ganz verwuͤstet worden. Man fuͤhlte es vorher, daß die Ankunft des Don Carlos das Signal zur allge— meinen Befreiung seyn, und Alles war darauf gefaßt, daß das Land bei seinem Erscheinen auf Spanischem Gebiet wie von einem elektrischen Schlag erschuͤttert werden wuͤrde; nirgends werden seine treuen Unterthanen unthaͤtig bleiben, und es ist leicht vorauszusehen, daß der Feind, auf so vielen Punkten zu— gleich angegriffen, vor Schrecken außer Stande seyn wird, seine Streitkraͤfte zu sammeln. Die ersten Worte des Koͤnigs bei sei— ner Ankunft waren: „„Wir muͤssen auf Madrid losmarschiren, ohne unterweges Halt zu machen; wir muͤssen immerfort vor— ruͤcken, ohne hinter uns zu sehen und mit Neben- Gefech—⸗ ten die Zeit zu verlieren. Zu Madrid ist die Regie— rung; deshalb muͤssen wir im Sturmschritt nach a⸗ drid eilen.““ Es verdient, noch bemerkt zu werden, daß Don Carlos kaum in Elisondo angekommen war, als er die Nachricht von der Aufloͤsung des Englischen Ministeriums er— hielt, die ihm durch Estafette von London aus gemeldet wurde und am 13ten in Spanien eintraf. Man kann sich denken, wie sehr er dadurch in dem Gedanken bestärkt wurde, so schnell als möglich zu handeln; jetzt hoͤrte man uͤberall nichts als: „Vor— waͤrts! dorwarts ertoͤnen. Es ist daher wahrscheinlich, daß es dem Feinde, trotz aller Versuche, nicht gelingen wird, den Krieg vom Innern des Landes entfernt zu halten, denn die Absicht des Don Carlos ist, ihn uͤber das ganze Land auszu— dehnen. Als Karl V. in Elisondo ankam, nahm er so— gleich einige Ernennungen vor, worunter folgende die Bedeu— tendsten sind: Der Graf von Villemur ist zum interimistischen Kriegs-Minister ernannt, Zumalacarregu) zum Chef des Gene— ralstabes und Ober⸗Befehlshaber der Armee, Benito Eraso zum zweiten Commandeur. Nachschrift. Ein Brief, den wir so eben empfangen, meldet, daß ein Armee-Corps von Rodil's Trup— pen in einiger Entfernung von Pampelona unermeßlichen Verlust erlitten hat und gaͤnzlich zersprengt worden ist.“ Folgendes ist die Proclamation, welche Don Carlos, der Gazette zufolge, an die Armee erlassen hat: „Soldaten! Meine Wuͤnsche sind endlich erfullt; ich bin bei Euch! Lange sehnte sich mein Herz nach diesem Augenblick; Ihr kennt meine bestaͤndigen Bemuhungen, dies Ziel zu erreichen. Mein vaͤterliches Herz gefallt sich mit fußer Genugthuung in der Be— trachtung Eurer ruͤhmlichen Thaten, die auf die spaͤteste Nachwelt übergehen werden. Freiwillige und Soldaten! Eure Leiden, Eure Ausdauer, Eure Liebe zu Euren rechtmäßigen Koͤnigen und zu mei⸗— ner Königlichen Person werden von allen Rationen bewundert, die eine so heldenmuͤthige Hingebung nicht genug preisen köoͤn⸗ nen. Laßt uns also alle zusammen, ich an Eurer Spitz e, laßt uns dem Siege entgegen eilen! Er ist mir freilich schmerzhaft um des Spanischen Blutes willen, das er kostet; ich moͤchte es gern sparen, und deshalb fordere ich alle diejenigen auf, die man verleitet oder hintergangen hat, unter meinem Koͤnigsman— tel Schutz zu suchen, auf meine Stimme zu hoͤren und die Waffen niederzulegen. Wenn sich aber wider meine Erwartung hartnaͤckig Verblendete vorfinden sollten, so wuͤrden sie als Empdrer gegen meine Koͤnigliche Person behandelt werden muͤssen. Ich werde eben so streng seyn gegen diejenigen, die in der Empdͤrung beharren, als nach sichti gegen diejenigen, welche aufrichtige Reue zeigen. Und Ihr tapferen und getreuen Krieger, die Ihr jetzt um Euer Ober— haupt, um Euren Vater versammelt seyd, erhaltet die strengste Manngzzucht in Euren Reihen, gehorcht Euren Befehlshabern aufs Puͤnktlichste. Die Macht beruht auf Discsplin und Gehorsam, und bei der Macht ist der Sieg, den Gott der gerechten Sache vorbe⸗ haͤlt. Generale, Offiziere, Freiwillige und Soldaten! Ich weiß Eure unermeßlichen Dienste zu schaͤtzen, und Euer König wird sie belohnen. In meiner Koͤniglichen Residenz zu Elisondo, 12. Juli. 2 ö. z Carlos.“ Die Sentinelle des Pyrenées enthaͤlt folgende Nachrichten von der Spanischen Graͤnze: 361 ö welche, 30 oder 40 an der Zahl, sich an der Pyrenaͤen⸗ Straße angesiedelt hatten, haben die Weisung erhalten, innerhalb 24 Stunden ihren Aufenthalt zu verlassen. In der Nacht vom Jten verbrannte ein Haufe , , drei Soldaten von der Armee der Koͤnigin lebendig auf der Bruͤcke von Santa Gracia, einen Buͤchsenschuß von Pampelona entfernt. Am sten erlitten drei andere dasselbe Schicksal, eine Viertelmeile von Puenta la Reyna, und noch vier andere etwa in derselben Entfernung von Estella. Zumalacarreguy hat diese Executionsart gewahlt aus Rache, weil die Truppen der Koͤnigin einige verwundete Karlisten, die sie in einem Dorfe fanden, ermordeten. Es ist auch wahrscheinlich, daß

fangene Karlisten erschießen lassen. Die Generale Espartero, Benedikto, Bedoya und Iriarte kehnen am 9gten, mit etwa i500 Mann, nach Bilbao zuruͤck. Das einzige Resultat ihrer Expedition ist das Wegnehmen von 120 Gewehren, die sie in einem Dorfe fanden. Die Karlistischen Landleute kehren, wegen der Mais⸗Aerndte, in ihre Wohnungen zuruͤck, und sind zugleich bemuͤht, ihre Gewehre und andere Waffen zu verbergen. Waͤh⸗ rend die Truppen der Koͤnigin auf der Seite von Guernica mandvrir⸗ ten, eilten Simon Torre, Luqui, Sopelano und Castor, an der Spitze von 2200 Insurgenten, in die Nachbarschaft von Balsameda, wo die kleine Barnison, welche Iriart‘ dorthin gelegt, sich auf ein Bataillon zuruͤckzog, welches das Vordringen der Karlisten ver⸗ hindern sollte. ie Insurgenten griffen oe Truppen der Koͤni⸗ gin wiederholt mit großer Entschlossenheit an, wurden aber zu— ruͤckgeschlagen. In diesen Gefechten hatten die Trarphen der Koͤ⸗ nigin 3 Todte und 16 Verwundete; der Verlust auf der ande⸗ ren Seite war weit groͤßer. Der Marsch Rodils nach Navarra hat die Kämpfer der Königin in der einen Previnz entmüthigt, da sie eine Unterstuͤtzung von 3009 bis 4000 Mann erwarteten. Sie sehen jetzt kein Ende dieses Krieges, der jeden Tag mehr um sich greift.“ B raf li n.

Rio-Janeiro, 20. April. Folgendes ist die Rede, mit welcher (wie bereits erwähnt) die Regentschaft im Namen des Kaisers Dom Pedro II. die dritte Sitzung der gesetzgehenden Gewalt eroͤffnet hat:

„Erhabene und sehr wuͤrdige Repraͤsentanten des Volks. Ihre Versammlung kann der Regentschaft, welche im Namen des Kaisers Dom Pedro des Zweiten handelt, nur sehr erwuͤnscht seyn; denn da dieselbe erkennt, daß das Schicksal Brasiliens von den Berathungen dieser Versammlung abhängt, so erblickt sie in Ihrer Weisheit und Ihrer Vaterlandsllebe den Schutz und die Buͤrgschaft derjenigen Verfassung, welche uns auf eine fuͤr den Thron, den Frieden und die oͤffentliche Wohlfahrt des Kaiserreichs so gluͤckliche Weise regiert Das gute Einverstaͤndniß und die Freundschaft zwischen dem Kaiserthume und den verschiedenen Staaten der alten und neuen Welt, welche die Regentschaft ungeschmalert aufrecht zu erhalten wuͤnscht, ohne jedoch der Wurde der Nation Eintrag zu thun, haben keine Aen— derung erlitten. Da dle jehige politische Verfassung durch (ine Revolution eingefuͤhrt wurde, so war es nicht moglich, daß nicht theilweise Unruhen in den Provinzen ausbrachen, und die Partei, welche das System und den Einfluß, welcher 1831 von dem Volke abgewiesen wurde, . wuͤnscht, hat diese Unordnungen beden⸗ tend vermehrt. Die bffentliche Meinung und das Wohl des Landes verlangen gebieterisch, daß dlesen verbrecherischen Hoffnungen ein Ziel gesetzt werde. Die Regentschaft, fest entschlossen, den geheilig⸗ ten Auftrag, den man ihr anvertraut hat, zu vollziehen, hat nicht gezoͤgert und wird nicht zögern, die Pflichten zu erfuͤllen, welche ihr das außerordentliche Vertrguen, mit welchem sie durch die Stimmen der Repräsentanten der Nation bekleidet wurde, auferlegt, und sie hat heute das Vergnuͤgen, anzeigen zu können, daß trotz der beschraͤnkten Mittel, welche der Regierung zu Gebote stan⸗ den, trotz der Hindernisse, auf welche sie mit jedem Schritt bei der Erlassung ihrer Gesetze stieß, dennoch die Ruhe in Bra⸗ silien wiederhergestellt it, mit Ausnahme der Unruhen, welche leider noch in Fernambuco und Alagoas dauern, aher bald beschwich= tigt seyn werden. Freiheit kann nicht mit Ungestraftheit und mit Verletzung der Gesetze bestehen, und wenn die constitutionnellen Rechte jedes Buͤrgers beachtet werden muͤssen, so ist nicht weniger erforderlich, daß die Gesetze aufrecht erhalten werden, und daß die ausführende Gewalt die Macht habe, sie durchzusetzen. Nur so koͤnnen die Rechte des Kaisers, die Sicherheit des Einzelnen sowohl als des Staats und die Erhaltung der gesellschaftlichen Verfassung verbürgt werden. Befestigung des Staats-Kredits nach Innen und Außen, Bewilligung der zum Dienste des Staats erforderlichen Gelder, Annahme von Maßregeln, welche der Zustand der Circul!« tionsmittel erfordert, das sind die Gegenstaͤnde, auf welche sich Ihre Sorgfalt hinwenden muß. Die Regentschaft kann nicht umhin, die Aufmerksamkeit der Versammlung auch auf die Nothwendigkeit hinzulenken, hinreichende Streitkraͤfte zu Wasser und zu Lande zu unterhalten, um jeden Angriff, welcher gegen die Sicherheit und die ungbhaͤngigkeit des Reichs und gegen den Thron unsers erhabenen Kaisers Dom Pedro ll gerichtet seyn sollte, abzuwehren. Die Minister und, die Staats- Secretaire werden Ihnen ihre Berichte und die Beduͤrfnisse ihrer Departements vorlegen. Sie werden Ih⸗ nen ausfuͤhrlich die Geschaͤfte darlegen, die sie behandelt haben. Die Sitzung ist erbffnet. Francisco de Lima e Silva. J. Branhos Moniz.“

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Berlin, 25. Juli. In der Provinz Schlesien sind im Jahre 183 bei den Koͤniglichen . 9 sations falle vorgekommen, wo die Erlaubniß zum Auf— gebot und zur Trauung in evangelischen Kirchen von Katholiken nachgesucht worden, deren fruͤher eingeschrit— tene Ehe getrennt worden war und deren zweite Ehe von der Geistlichkeit ihrer Konfession des entgegenstehenden Dogma we— gen nicht eingesegnet werden konnte. Es wurden daher 19 ka— tholische Maͤnner mit katholischen Frauen, 30 katholische Männer mit evangelischen Frauen und 32 evangelische Manner mit ka— tholischen Frauen in evangelischen Kirchen verbunden.

Das vierte Nieder⸗Schlesische Musik⸗-Fest soll am 6. Aug. d. J zu Carolath durch eine große Musik-Auffuͤhrung unter der Mitwirkung vieler geschaͤtzten Dilettanten begangen werden.

Nach den uͤber den Schaafvieh-Bestand und die Woll⸗Productisn Schlesiens aufgenommenen amtlichen Listen wurden im Jahre 1833 in Schlesien 2,282,728 Schaafe gezahlt; von welchen 27,751 Ctr. einschüͤrige und 11,808 Ctr. zweischuͤrige, uͤberhaupt also 39,559 Ctr. Wolle gewonnen wurden

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Königliches Schauspiel.

Eine höoͤchst merkwuͤrdige Gabe dieser Buͤhne ist das neue Ori— inal⸗Schauspiel der Madame Charlotte Birch -Pfeiffer, .

ie Guͤnstlinge. Wir kennen seit laͤnger als eilf Jahren diese Frau als eine schr resch begabte, nur auf Kosten der Weiblichkeit fast zu reich begabte Schauspielerin, und wenigstens gab uns das— jenige, was sie bei ihrer ersten Erscheinung auf dieser Buͤhne im Fruͤhjahre 1823 leistete, ein Recht, sie als eine Art Amazone, oder was man unter dem Lateinischen Worte Virago versteht, zu bezeich— nen; bei ihrem zweiten Besuche im Herbste 1830 zeigte sich diese Eigenschaft gemilderter, aber nicht zu ihrem Vortheil, kurz, naätun ram si furen expelles ete. Die Maͤnnlichkeit schien zu innig mit ihrem Naturell verwachsen zu seyn, als daß das Bestreben, sie zu baͤndigen, der Kunst einen Gewinn zu bringen vermocht haͤtte; das Studium blieb Studium, und gelangte nicht zur Kunst, nur zur Kuͤnstelei; was wir fruͤher, zwar nicht als ein schoͤnes weibliches, aber doch als ein außerordentliches Naturell bewundert hatten, war ein halbes geworden und die angezwungene Haͤlfte des Weiblichen paßte nicht zu der naturlichen des Maͤnnlichen; jedoch trat uͤberall ein geistreiches und intellektuelles Wesen hervor. Inzwischen hatte die Schauspielerin sich der dramatischen und, wenn wir nicht irren, auch der Roman⸗Schriftstellerei zugewendet; aus der ersten ist auf dieser Buͤhne unseres Erinnerns nur ein einziges Produkt. „die

Barbarei zu vollziehen, um jeden Versuch zur Aussoͤhnung un—

vereinigt habe.

die Karlisten-Anfuͤhrer das Volk von Navarra zwingen, .

moglich zu machen. Zur Vergeltung hat die Regierung 5b ge—

Taube von Cerdrons“, wenigstens nicht mit folgereichem Beif vorgestellt worden; aber auf der Koͤnigstaͤdter bann das r l