1834 / 212 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

daher voraus, daß Sie alle hinlaͤnglich vorbereitet sind, auf eine Pruͤfung der vorliegenden Bill einzugehen.“

Der Redner fagte nun Einiges uͤber den geschichtlichen Ur— sprung der Armen-Gesetze; er wollte denjenigen nicht beistimmen, die das Uebel allein aus der von Heinrich VIII. anbefohlenen Aufhebung der Moͤnchsorden und Beschlagnahme des Kirchen— Eigenthums herleiteten, gab jedoch zu, daß diese Maßregel mit dazu beigetragen habe, daß unter Elisabeth's Regierung ein Ge— setz erlassen werden mußte, wodurch der Bevölkerung eine Taxe zu Gunsten der Armen auferlegt wurde.

Man meint“, fuhr der Reoner fort, „daß, wenn der Arme seine Anspruͤche auf Unterstuͤtzung Seitens der Kirche wirder erwer— ben könnte, die Schwierigkeit mit einem Mal gehoben seyn würde; nichts aber scheint mir schäͤdlicher, nichts dem Interesse der Armen selbst widerstrebender, als wenn nian behauptet, es müsse ein regel⸗ mäßiger Unterstüßungs⸗-Fonds vorhanden seyn, auf den sich die Ar— men derlassen konnten. Das unter Elisabeth gegebene Gesetz hatte, wenn auch keinen posttitswen Vortheil, doch auch keinen besonderen Nachtheil zur Folge. So lange es Grundsatz war, nur den (htper— lich oder geistig Kranken zu unterstützen, war die Fuͤrsorge fur die Armen nicht nächtheilig. Aber jene unseligen Worte in dem Gesetz, wodurch den Aufsehern die Befügniß ertheilt wird, Maßregeln zu

ergreifen, um die Armen zur AÄrbeit anzuhalten, v9rursachten alles

spottere Unheil, weil man sie so auslegte, daß man den Armen Arbeit verschaffen, und, wenn keine zu inden wäre, sie ernähren muͤsse Man darf den Magistraten des Landes diese Auslegung bes Gesetzes nicht Schuld ge⸗ ben, denn sie hatten die ausgezeichnetsten Autoritten des Landes fuͤr sich, wie unter Anderem den im Jahre 179 von Herrn Pitt vorgeschlagenen Plan. Darin war der merkwürdige Grundsatz aufgestellt, daß jeder Arme sammt seiner Familie auf eine behagliche Verpflegung und Unterhaltung in seinem eigenen Hause Anspruch habe, und daß er, um ordentlich auskommen zu koͤnnen, mit einer Kuh, einem Schwein und anderer gesunder und angemessener Nahrung versorgt werden müsse. Gelächter Auf diese Weise wurde der einzig vernünftige Grungsatz, daß der Mensch nach Verhaͤttniß seiner Arbeit unterhal⸗ ten und nach Verhaͤltniß wen den muͤsse, gaͤnzlich mißverstanden.“ .

Der Lord-Kanzler setzte darauf nochmals weitläufig aus ein— dnder, wie nachtheilig es sey, wenn der Arme sich auf einen vom Staat oder von den Kirchspielen aufzubringenden permanenten Fonds verlassen koͤnne, und glaubte, daß es selbst in Faͤllen, wo der Mensch nicht durch seine eigene Schuld leide, die er aber

doch vorhersehen und fur die er also etwas unruͤckle⸗ gen konne, wie Krankheit und Altersschwaäͤche, räͤthlicher sey, die Unterstuͤtzung des Armen und Nothleidenden der

Privat Personen zu uͤberlassen, als von Staatswegen dafür zu sorgen; als eine der schlimm⸗ sten Folgen des letzteren Systems hob er namentlich die vielen unuͤberlegten Heirathen unter jungen Leuten hervor, die in der Zuversicht eingegangen wurden, daß ihre Kinder, wenn die Zahl derselben auch noch so groß ware, und sie selbst, wenn sie nicht mehr auskaͤmen, aus jenem Fonds unterstuͤtzt werden wurden. ÜUm nun allen diesen Uebein abzuhelfen, meinte der Lerd— Kanzler, sey es noͤthig, ein gleichfoͤrmiges System in die Ar— men Unterstuͤtzung zu bringen, und diesen Zweck werde die beabsichtigte Einrichtung eines Eentral⸗Armen⸗Departements am besten erfuͤllen.

London, 25. Juli. Graf Grey scheint seinen Wohnsitz in Howick nehmen zu wollen; wenigstens wurde in den letzten Tagen alles Mobiliar aus dem bisher von Seiner Herrlichkeit bewohnten Hause in Berkeley⸗Sauare nach jenem Ort hin geschafft. x .

Die Angriffe der Times gegen das Ministerium, besonders aber gegen den Lord⸗Kanzler, werden immer heftiger und, erbit⸗ terter; namentlich sind es die Irländische Zwangs- und die Ar—⸗ men⸗Bill, die ihr Stoff zu diesen Diatriben geben. So stimmt sie unter Anderem dem Lade vollkommen bei, den die Konser⸗ vativen im Oberhause uͤber Lord Brougham wegen seines incon—⸗ sequenten Benehmens mit Hinsicht au die drei bekannten Klau— seln der ersteren Bill ergehen ließen. Am ten d., sagt sie, habe der Lord? Kanzler diese Klauseln, welche die Unterdrückung auf⸗ ruͤhrerischer Versammlungen in Irland bezwecken, noch aufs eifrigste vertheidigt, und am letzten Donnerstage habe er sie ganz veraͤchtlich behandelt und gesagt, er ware sie immer schon gern los gewesen, weun es nur angegan— gen waͤre. Eine so handgreifliche Inconse quenz !, faͤhrt das genannte Blatt fort, „ein so widernatuͤrlicher Leichtsinn in politischen Grundsätzen, eine so merkwuͤrdige Hintansetzung aller öffentlichen Schicklichkeit, ist noch nie von einem. Mann an den Tag gelegt worden, wenn er wußte, daß die Blicke seiner Zeit⸗ genossen auf ihn gerichtet seyen, und daß seine Handlungen auf die Sittlichkeit der Gesellschaft einwirken muͤßten. Die Drei—⸗ stigkeit, womit Lord Brougham ganz unhaltbare Behauptungen ausspricht, ergoͤtzt seine Feinde und macht, daß diejenigen seiner Freunde, die noch an ihm hängen, üͤber ihn erröͤthen, Weiß denn Se. Herrlichkeit nicht, daß ein Mitglied des Kabinets (die Times scheint hierunter den Lord⸗Kanzler selbst zu verstehen) lich mit der groͤßten Beredtsamkeir anstrengte, den Marquis von Wel— lesley zum Widerruf seiner Anempfehlung jener Klauseln zu he— wegen, die eben dieses Mitglied spaͤterhin im Parlament fuͤr wesentliche Klauseln erklaͤrte, obgleich es jetzt wieder für aut findet, sie aufzugeben? (In einer Anmertung zu dieser Stelle fuüͤgt die Times hinzu: „Seit wir dies geschrieben, ha⸗ ben wir eine neue Rede Sr. Herrlichkeit kennen gelernt, worin er, wenn wir ihn recht verstehen, den aufgegebenen Klauseln wleder Achtung bezeugt.“ Weiß er nicht auch, daß der König selbst jenes Kabinet als aufgeloͤst betrachtete, von dem im Par— lament freilich erklärt wurde, es sey nicht aufgelöst worden? Sagte nicht Graf Grey ausdruͤcklich, er sey ganz und gat gegen jene Mittheilung gewesen, die der Irländische Secretair mit Lord Althorp's Genehmigung, aber ohne Wissen Lord Grey 's, an Herrn O Connell machte? Und doch behauptete der gelehrte und beredte Lord am Donnerstag Abend mit großer Emphase, Graf Grey sey nur dadurch verletzt worden, daß Herr Littleton in jener Mittheilung so weit gegangen. Unter allen diesen Inconsequenzen und Indiscretionen ergiebt sich wenigstens fo viel als unzweifelhaft, daß die Minister, wenn es nicht zu jenen Enthuͤllungen gekommen waͤre, die Zwangs⸗Bill mit all den tyrannischen Klauseln, die sie jetzt als unndthig anerkennen, durchs Parlament getrieben haͤtten.“ Was den anderen An⸗ griffspunkt, namlich die Armen⸗Bill, anbelangt, so äußert sich die Times in einem ihrer letzten Blätter daruͤber folgendermaßen: „Stets war es Grundsatz unserer Staatsverfassung, der im All. gemeinen auch in der Praxis immer befolgt wurde, daß das Volk sich so viel als moͤglich selbst regieren und seine Angelegen— heiten selbst ordnen muͤsse, und Niemand vertheidigte das Prin⸗ zip, daß das Volk nur durch seine Repräsentanten im Parlament besteuert werden duͤrfe, eifriger als Lord Brougham. In unserem ge⸗ sellschaftlichen Zustande hat auch die harte ste Tory⸗Verwaltung sich niemals Eingriffe in dieses Recht erlaubt. Einer auf. „reine alte Whigs“ reduzirten Kabinets⸗Versammlung war dieser muth⸗ willige und abgeschmackte Streich vorbehalten. Die Tories lie—

Mildherzigkeit von

ßen uns unsere Municipal⸗ und Provinzial⸗Verwaltung, unsere

der Nachfrage nach Arbeit beschaͤftigt

Grafschafts-Gerichte und unsere Corporation

Magistrate und anderer Bezirks- und Orts

einheimischen Institutionen uͤbrig bleiben, Mitglieder unferes jetzigen Ministeriums tions- Manier beharren, und wenn das P regel genehmigt, wodurch die Personen ler Einwohner von England und Wales zur

gestellt werden. Von solcher Beschaffenheit Bill des Lord-Kanzlers, und wenn sie erstreckt, die sich auf die Unterstuͤtzung der wird sie doch ein raubung, jegliche Eingriff in die Eigenthums-Rechte.

66h 0 Verletzung der persoͤnliche

auf die Unterstuͤtzung der Armen aufgehoben so gut beiseitzesetzt werden, wenn es sich u zum Unterhalt der Reichen handelt, T Kirchspiels-Besteuerung ist den gewunden; warum

3568 te

soll die Nation

auf Frankreichs Beispiel berufen, erwiedern

in Frankreich gelebt haben, sehr wohl wisse besteht, was irgend wie der persoͤnlichen F

kannte Dinge sind.

Lord Walsingham hat nach dem Beispie des Grafen von Guildford, seine Pfruͤnde gegeben, die nun dem Pfarrer von Crawley, liegt, verliehen worden ist.

chung des Accise⸗Wesens hat das Gutachten

Jahren direkt in das Zoll-Amt fließen, als

spart werden koͤnnten.

ventions Frage in etwas entschiedenerem Ton jeder Zweifel daruͤber, ob Don gekom;mmen, nunmehr so ziemlich zum Schwe

fragt man sich, was nun folgen soll. Zunaäͤch ten wir nichts Gutes. Ohne ins Einzelne

Verhaͤltniß zu beiden

demselben Beziehungen gestalten werden.

das Recht hatte, Don Carlos ben, weil seine Gegenwart

physischen Macht entbloͤßt, Portugals gefährlich war,

sich seiner offenen Bekriegung der

diß sich in Freundschafts vortheilhaft

daselbst,

se kann es auch

desselben herbeifuͤhren wurde. Wenn wir al

so koͤnnen wir wohl im Uehrigen jagen, wir unter den jetzigen Umstanden in Bezug

SVelg ten. Bruͤssel, 26. Juli.

Ehren-Legion, und Hrn. Firmin Nogier,

ernannt.

Sch weden umd Nor )

Hauptstadt zu verweilen. Kronprinz dem jungen Niederlande einen Besuch ab.

che gebracht worden. die Silber-Auswechselung zu 144 gerstand dagegen; der Bauernstand gab

Sch ill.,

man dies, wie hie sige Blätter opferungen des bekannten Mitgliedes Ander danken, der, seinem persoͤnlichen Interesse Gewicht seiner (Stimme den Bauernstand zu 144 und fuͤr die Festsetzung von 123 S Deutschlan d.

Kassel, 29. Juli. Der Geburtstag

des Kurfürsten wurde gestern in unserer S aufrichtigsten Gefuͤhlen treuer Anhaͤnglichkei feiert. nister, das diplomatische Corps, Präsidenten und Vice-Praͤsidenten der S die hoͤheren Militair- und C'ivil⸗Behoöͤrden nen von Auszeichnung an Bellevue, wobei die erhabene unter chrerbietiger und herzlicher,

sten Gemahls aussprach.

unter Militair-Musik der Ehrentag des wurde. ꝛr derer Liebe und Ehrfurcht des in der Ferr vaters gedacht und die feurigsten Wuͤnsche nes hohen Hauses stete Wohlfahrt unter M I ausgebracht.

über die National-Besteuerung einbuͤßen konnen. die in der Einfuͤhrung eines allgemeinen Centralisatiotus⸗Systems einen Segen fuͤr die Nation erblicken wollen und sich wohl gar

Aufsicht, welche das Accise Amt uber die Einnahme vor

Halbinsel zu beohachten haben, fuͤr sich seibst sprich

tages das Gutachten uͤber das neue Munz Regler . Ritterschaft und Adel erklaͤrten sich fuͤr

en, den Schutz der Behoͤrden, unsere

großen Juries und unsere Kirch spiels⸗Kollegien; schwerlich aber wird einer dieser alten Grundzuͤge unserer gesellschaftlichen und

wenn die Haupt— in ihrer Centralisa— arlament eine Maß— Taschen al— Verfuͤgung und un—

und

ter die Kontrolle von drei neuen unve antwortlichen Beamten

ist diese Lieblings— much nur auf Dinge Armen beziehen, so

Beispiel liefern fuͤr segliche Tyrannei und Be—

n Freiheit, jeglichen

Der Grundsatz, welcher his— her in Betreff der Bestenerung des Volkes galt, ist mit Hinsicht

und kann nun eben m die Besteuerung Kontrolle über die

Kirchspielen aus den Haͤnden nicht eben so die Kontrolle

Denjenigen,

wir, daß alle, die n, daß dort nichts reiheit hnlich sähe,

nichts, was sich einer Kontrolle des Volks uͤber die Obrigkeiten naͤherte, kurz, daß dergleichen Schutzwehren dort ganz unhe— In der That vertragen sie sich auch nicht

2

mit der Centralisation, und ein gesellschaftlicher Zustand von der Art, wie in England, ist in Frankreich gar nicht vorhanden.“

seines Schwagers, in Winchester auf— welches dicht dabei

Die im vorigen Jahre ernannte Kommission zur Untersu⸗

abgegeben, daß die

66 meßre⸗

ren Aräkeln fuͤhrt, obschon diese Einnahmen selbst seit einigen

überstuͤssig aufageho

den werden und dadurch allein 106,010 Pfund des Jahres er—

Die Times fangt jetzt an, sich uͤber die Spanische Inter—

e auszusprechen; in

einem ihrer letzten Blaͤtter heißt es in dieser Hinsicht: „Da Carlos wirklich in Spanien an—

igen gebracht ist, so öst wenigstens fuͤrch— daruͤber einzugehen,

was dieser oder jener Traktat vorschreiben oder rechtfertigen mag, wollen wir nur bemerklich machen, daß, je nach dem Wachsthum oder dem Verfall der constitutionnellen Sache auf der ganzen Halbinsel, in Spanien sowohl als in Portugal, der Einfluß Groß⸗ britaniens auf beide Laäͤnder zunehmen oder schwinden wird, und seine

mehr Wenn nun aus Portugal obgleich fuͤr die Sicherheit Spaniens und

Handels oder minder Großbritanien zu vertrei— von aller

nicht strafhar seyn,

constitutionnellen Regierung in Spanien in den Weg zu stellen, daß es so klar wie der Tag ist, daß sein Sieg uͤber diese Regierung und seine Befestigung auf Spaniens Thron auch den constitutionnellen Thron von Por— tugal unendlich gefährden und zuletzt vielleicht die Vernichtung

so wirklichen Krieg,

ein Uebel, das wir zu allererst depreziren wuüuͤrden, ausnehmen,

daß die Politik, die auf die Pyrenaͤische .

Se. Maj. der Koͤnig der Franzosen hat den Grafen d'Aerschot zum Commandeur des Ordens der

Belgischen Gesandt—

schafts-Secretair zu Paris, zum Ritter des nämlichen Ordens

wegen.

Se. K. Heheit der Kronprinz

Vorgestern ist bei den verschiedenen Staͤnden des Reichs—

Reglement zur Spra—

Priester- und Buͤr— hiernach den Aus—

schlag, indem er sich ebenfalls dagegen erklärte, und zwar habe bemerken, lediglich den Auf—

s Danielsson zu ver⸗ entgegen, durch das gegen die Annahme chill. entschied.

Sr. Koͤnigl. Hoheit tadt uberall mit den t und Verehrung ge—

Ihre Koͤnigl. Hoheit die Kurfürstin vereinigte die Mi— die Generalitaͤt,

so wie den taͤnde⸗Versammlung, und mehrere Perso⸗

Ihrer Fuͤrstlichen Tafel im Schloß Landesmutter Allerhoͤchstselbst Zustimmung wesenden die Wuͤnsche fuͤr die Wohlfahrt Ihres Durchlauchtig— Die Offiziere der verschiedenen Corps versammelten sich in verschiedenen Lokalen zu Festmählern, wobei

aller An⸗

Landesherrn gefeiert

In andern buͤrgerlichen Kreisen wurde mit nicht min⸗

1e weilenden Landes⸗ fuͤr Seine und Sei— usik und Becherklang

und

wer, Wittwen und der ; de selbststaͤndige Familien bilden, 470 Menschen. Kirchlich Verhaältnisse. Von der Bevölkerung Wuͤrttembergs b

Kiel, 26. Juli. dänis. . uuf frage des Kopenhagener Magistrats entschieden, daß ein Daͤni—

Die Daͤnische Kanzlei hat auf eine An⸗

scher Unterthan, welcher in einem fremden Staate Grund-Eigen⸗

thum hat und mit ß diefes Staates unterworfin ist, deshalb doch nicht von der Waͤhlñ barkeit ausgeschloffen werden könne, wenn sein inländisches Grund, Eigenthum und seine uͤbrigen Eigenschaften ihm sonst darauf Anspruch geben. Eben so wenig kann dieses Recht einem sonst Qualificirten bloß deshalb verweigert werden, weil er eiwa mit einem fremden eden dekorirt ist, oder von einer fremden Re⸗ gierung einen Rang beigelegt erhalten hat. Dasselbe duͤrfte auch in den Herzogthuͤmern zur Anwendung kommen.

Weimar, 30. Juli. Am 22sten d. M. Abends stuͤrzte zu Rastenberg im Amte Buttstedt ein solcher Regenguß herab, daß das Wasser aus dem Haidengrunde hinter der Hasselmuͤhle, aus den Schluchten der Sandstein-Bruͤche von Billrode herein, durch das schoͤne Muͤhlthal, von den Finner-Hoͤhen und den Bergklůf ten der hohen Almose mit wildem Geiöͤse dahin fluthete. Das Lossa-⸗Fluͤßchen trar uͤber seine Ufer und wurde zum Strom, der alles mit sich fortriß, was in seinem Wege lag, Stege, Bruͤcken, Thuͤrgestelle, große Balken, Ackergeräthe und andere Gegen— stände; aus den Staͤllen der nahen Haäͤuser konnte das Veh kaum gerettet werden. Die wohlthaͤtige Mineral⸗Quelle wurde verschwemmt, auf den Feldern erblickte man beklagenswerth⸗ Verwuͤstungen. Der Muühldamm, von welchem zwei M'ͤhlen abhaͤngen, wurde aufgewuͤhlt und zerrissen, so daß der Still stand der Muͤhlen einen empfindlichen Mangel an Mehl befuͤrch— ten laͤßt.

Die Abreise Sr. Koͤnigl. Heheit

ist noch immer auf unbe stimmte 18. Jun

München, 26. Jult. des Krenprinzen nach Wien l Zeit verschoben, obgleich Se. Koͤnigl. Hoheit schon am n der Oesterreichischen Kaiserstadt erwartet wurden.

Stuttgart, 21. Juli. Ihre Koͤnigl. Hoheit die Herzozin von Nassau, geborne Prinzessin von Wuͤrttemberg, ist heute unt dem Namen einer Grasin von Koöͤnigstein auf der Neise nach Triest, wo sie die Seebaͤder gebrauchen wird, durch unsere Stadt ge kommen. Sie ist bei' Sr. Koͤnigl. Hoheit dem Prinzen Fiĩ— drich, Hoͤchstihrem Bruder, abgestiegen, der seit wenigen Tagen wieder in unsere Mauern zuruͤckgekehrt ist.

Ueber die Bevolkerüng des Koͤnigreiches Wuͤrntem, berg enthalten die Wuüͤrttembergischen Jahrbuch er den nachstehenden Artikel: „Die Bevsoͤlkerung des Koͤnigreichs Wr temberg wird auf zweierlei Wegen ermittelt: alle zehn Jahre durch Zaͤhlung und jahrlich durch Berechnung des Zu wachses un Abganges. Die jahrlichen Tabellen enthalten Geburten und Ww desfaälle, Aus- und Einwanderung und den Umzug im Lande; die zehnjaͤhrige Liste außer der Zahl der ortsangehoͤrigen Einwohr ner auch die Altersklassen, den Familienstand, die kirchlichen Ver⸗ hälrnisse und die anwesende Einwohnerschaft einzelner grdßertt Orte. 4. Stand der Bevölkerung. Die Ergebnisse der auf den 1. November 1832 veranstalteten Zahlung sind in Kur zem folgende: Größe der Bevoͤlkerung: Das Königreich hatte am 1. November 1832 768. 365 männliche und So), 78 weibliche, zusammen 1,578,147 Einwohner, wovon auf den Neckar- Kreis 38,783, den Schwarzwald-Kreis „21,3830, der Jaxt-Kreis 353, 125, den Donau-Kreis 364,409 Einwohner kom men. Altersklassen. Von der ganzen Bevoͤlkerung waren unter 6 Jahren alt 223,243, oder von 1600 Einw. 1432, uͤber 60 Jahre alt 122,835, oder von 1000 Einw. 78. Der Schwer wald Kreis hat im Verhaͤltniß zur Bevoͤlkerung die meisten Kn der, die wenigsten der Donau⸗Kreis, wo die Halfte schon im ersten Lebensjahre wieder stirbt. Die meisten alten Leute von 60 Jahren und daruͤber leben im Donau⸗Kreis (59 59 auf 10) Tinw. ), die wenigsten im Schwarzwald-Kreis (nur is auf 10h0 Einw. sind uͤber 60 Jahre alt). Die wis fenpflichtige Mannschaft (Alters⸗Klasse Tabelle) besteht in 71,86 Koͤpfen oder in der männlichen und 4 Procent der ganzen Bevoͤlkerum Verhältniß der Geschlechter zu einander. Das wei liche Geschlecht ist in W. um 41,417 Einwehner staͤrker als da

männliche. Auf je 1060 Einw. der Bevoͤlkerung kommen 48

9 3 90

mannlichen und 513 weiblichen Geschlechts. Am meisten ist di

weibliche Geschlecht im Donaukreise, am wenigsten im Schwar waldkreise vorherrschend. Familienstand. am 1. November 1832 502,382 (oder es bestanden Ehen), Wittwer lebten 30,151, Wittwen 52,613, geschieden we

nisse nicht angegeben werden.) Personen eine Ehe; auf eine Familie, mit Zurechnung der Win Geschiedenen, die in der Reg

kennen sich zur evangelisch⸗lutherischen Confession 1,ů 981,283,

reformirten 1333. Die Zahl der Katholiken ist 481,376; ande

ren christlichen Religions Parteien sind zugethan 380; Juden ben in W. 10,670. Die Protestanten betragen 685 pCt. dt Vevoͤlkerung, die Katholiken 302. Die meisten Protestanten ki der Neckar-Kreis, namlich 407,08 oder g3 pCt. seiner Bevoͤ rang; der Donau Kreis dagegen nur 126,654 oder 35 pr, D meisten Katholiken leben im Donau⸗Kreis, 235,603 oder G65 p

seiner Bevölkerung; im Neckar-Kreis nur 28,160 oder 6 pCt. DJ messten Juden wohnen in den Ober ⸗Aemtern Horb non, , . Ort Eine Beyhs

haben Auf den Neckar-Kreis kommp Schwarzwald -Kreis zwoͤlf un brei Dorfer, auf den Jaxt-Kreis sechs Siaͤdte, auf di Dorf. Die fuͤnf größten Stül uͤberhaupt sind: Stuttgart mit 51,869 Einwohnern Leinschließlt 6 Weiler mit 35,921 E.), um Dichtigkeit del Bevölketung. Im Durchschnitt leben nach den Ergebnissh der Volkszählung auf Einer Quadratmeile 43904 Menschen;! Neckar-Kreis 7193, Schwarzwald⸗Kreis 4805, Jaxt⸗-Kreis 35 Boönau Kreis 3289. Von den einzelnen Ober, Aeintern haben dicht Bevoͤlkerung: Kannstadt 14, 8.216 E. auf eine Q. Meile, Eßline 16,239 E., Waiblingen 10,099 E.; die duͤnnste: Muͤnsingen 191 Es muß jedoch bemerkt werden

Kuͤnzelsau 1040, Neresheim 1022. einzelner Staͤdte. und daruͤber

gentheim 1061, anwesende Bevoͤltlkerung kerung von 3000 Einwohnern Städte und vier Doͤrfer. solcher Staͤdte zehn, auf den

Donau⸗Kreis 6 Staͤdte und 1 der zum Stadtgebiete gehoͤrigen

mit 14,533 EJ, Reutlingen mit 11,0h09 E., Heilbronn m 10,240 E., Ludwigsburg mit 10053 E.

E., und Leutkirch 2386 E. daß diese Vergleichung der Dichtigkeit der Bevoͤlkerung daru

keine ganz vollständig richtigen Resultate gewahrt, weil der a

genommene Flaͤchen-Inhalt auf aͤlteren Berechnungen beruhl welche von den Ergebnissen der Landesvermessung, so weit s bereits bekannt geworden, in der abweichen.“

Verehelicht warn 251, l9

Regel mehr oder wenig

6. ö

Bezug auf dieses Eigenthum den (Gesetzen

Darmstadt, 25. Juli. In der gestrigen Sitzung der veiten Kammer der Stande erfolgte eine Mittheilung des Froßherzogl. Staats; Ministeriums, wonach des Großherzogs Loöͤnigl. Hoheit sich bewogen gefunden hat, dem dirigirenden Staats-Minister, Freiherrn du Thil, fuͤr die Dauer des gegen⸗ wärtigen Landtags die Vollmacht zu ertheilen, die der Staats— Regierung vorzulegenden Beschluͤsse der Staͤnde-Versammlung zus den Händen der damit beauftragten Deputationen in Em—

pfang zu nehmen, wenn des Großherzogs Koͤnigl. Hoh. selbst

diese Deputationen anzunehmen sich verhindert sähe, und die jedes⸗ mal an ihn zu richtenden Anfragen der Kammer uͤber die Aller— soͤchste Erlaubniß hinsichtlich der an Se. K. Hoh. abzusenden— zen Deputationen, nach vorher eingeholter Allerhochster Ent⸗ schließung, zu beantworten. In derselben Sitzung wurde auf

den Antrag des Abg. Glaubrech auf Milderung der Rhein-Hessi—

schen Strafgesetzgebung beschlossen, die Staatsregierung zu er— sachen, bis zur Vorlage eines allgem inen Kriminal⸗-Gesetzbuches einstweilen ünd noch während der Dauer des Landtags einen

Gesetzes- Entwurf vorzulegen, wonach in der Provinz Rhein-Hes⸗

sen in allen Kriminalfällen den Beschwornen die Frage zu stellen ist, o mildernde Umstaͤnde vorliegen, und, im Falle der Beja—

hung dieser Frage, der Assisenhof ermaͤchtigt erklart wird, eine

geringere Strafe als die gewohnliche nach einer festzustellenden

Abstufung auszusprechen; wodurch ferner die Gerichte ermaͤchtigt

werden, den Art. 463 des Straf⸗-Gesetzbuches in allen zuchtpoli— zeilichen Fallen, in welchen mildernde Umstaände vorliegen, selbst

wenn ein Schaden von mehr als 25 Franken verursacht worden

ist, anzuwenden.

Fra nkfurt. a. , Herr Dr. Eduard Ruͤppell, der verdiente Reisende und Naturforscher, ist vorgestern von sei—

ner letzten Reise (nach Abyssinien) hier wieder eingetroffen.

Der Drofessor der abendlaͤndischen Sprachen an der Uni⸗ versitaͤt Marburg, t. T. Kuͤhne, ist vor einigen Tagen im 76. Jahre seines Alters mit Tode abgegangen.

Am 2östen d. M. zwischen 1—2 Uhr Nachmittags fiel in

der Umgegend des Koͤniglich Bayerischen Landgerichts Hilders

ein starker Wolkenbruch, welcher die ganze Umgegend vom Rhoͤn—

gebirge an bis zum Ausflusse des Ulsterfluͤßchens in die Werra

unterhalb Vacha bei Philippsthal auf eine Strecke von

IU 12 Stunden den von ) Stunden breiten Ulstergrund

unter Wasser setzte.

8 Die gewaltigen Fluthen, die saͤmmtliches Futter, Fruͤchte und viele Gebaäulichkeiten wegschwemmten und mit sich fuͤhrten, warfen sich mit erdruͤckender Gewalt auf die Bruͤcke bei Buttlar, von welcher sie 4 Bogen bis auf den Grund weg— rissen. Als der Eilwagen daselbst ankam, stand der ganze Ort unter Wasser, so daß selbst nicht einmal ein reitender Bote, um Ec— kundigungen einzuziehen, abgefertigt werden konnte. Am 27. Morgens stand das Wasser noch in außerordentlicher Hoͤhe; nichtsdestoweniger gelang es nun, durch reitende Boten sich Ge— wißheit zu verschaffen, daß mit Huͤlfe von Vorspann und Tag— ohnern, welche den Wagen an den gefaͤhrlichsten Stellen vor dem Umsturz sichern mußten, bei Geisa muͤhselige Passage er— zwungen werden konnte. Auf diese Weise setzten die Wagen ih— ren Weg fort. Auf den Bericht des Orts-Vorstandes von Butt— lar an die Ober⸗Bau-Behoͤrde in Eisenach trafen bereits der Baurath Sartorius und der Hauptmann Bartsch von Eisenach

an Ort und Stelle ein, und veranlaßten sofort die noͤthigen

Vorkehrungen, um vermittelst einer Norhbruͤcke die Communica—

on wieder herzustellen. Die Noth im ganzen Ulstergrund ist

Frankreich genossenen Wohlthaten durch unruhiges und Beleidigungen jeder Art gegen den Koͤnig und die Mi—

schr groß.

Schweiz. ö Zurich, 26. Jult. (Schweizer Blätter) In der Sitzung der Tagsatzung am 22. Juli eröffnete der Bundes⸗Praͤ— sident, daß der Artikel des Traktanden-Cirkulars, betreffend die vor einem Jahre bewaffnet in Masse in den Kanton Bern ein—

, if

. gedrungenen Polnischen Fluͤchtlinge, als bereits faktisch erledigt, Procen pznias. T sss Reat Proc habe man einmal der Königl. Franzoͤsischen Regierung zu ver—

keiner weitern Behandlung beduͤrfe. Dieses erwuͤnschte Resultat

danken, welche, ungeachtet dieselben Menschen sruͤher die in Betragen

nister vergolten haͤtten, dennoch aus wohlwollender Ruͤcksicht fuͤr die Schweiz sich entschlossen habe, denselben nochmals den Eintritt in Frankreich zu gestatten; andererseits habe dazu mit— gewirkt, das Handeln von Bern, welches, nachdem es einmal,

ö J zu gefallen, sich erklart hatte, dem Willen der ,, ,, h . uͤbrigen Staͤnde nicht entgegen seyn wollen, diese Erklaͤr ren 1öt7, und unverehelicht l, 284, zusammen 1,ů 73, 0ä7. (Vm z 6. gegen seyn zu wollen, diese Erklaͤrung 100 im Auslande sich selbstständig aufhaltenden Orts- Augehtl. ich erfuͤllte. gen Stuttgarts konnten die Familien- und kirchlichen Verha h Im Durchschnitt kommt auf 6.

durch seine gegen die Polen angeordneten Maßnahmen getreu— Somit fiel dieser Gegenstand, welcher zu unange—

nehmen Eroͤrterungen und Bitterkeiten führen konnte, aus der

Berathung hinweg.

ö Die Neue Züricher Zeitung bringt folgende Akten— tuͤcke:

l. „Sr. Exc. dem Herrn Amts-Buͤrgermeister und Praͤsiden⸗ ten des dirigirenden Vororts der hohen Schweizerischen Eidgenes— senschaft zu Zurich. Hochwohlgeborner Herr, insonders hochgeehr— teler Here Amts-Buͤrgermeister und Praͤsident! Aus dem Ant⸗ vwort-⸗Schreiben, womit wir von Ew. Exc. unter dem 2asten v. M. beehrt worden sind, haben wir die von dem eidgendssischen hohen Vororte ausgesprochene Anerkennung des in Absicht auf die in der Schweiz befindlichen Fluͤchtlinge diesseits angerufenen voͤlkerrechtli⸗ chen Grundsatzes mit um so lebhasterem Vergnuͤgen entnommen, alz nach unserer bereits ausgesprochenen Ueberzeugung dessen gegen⸗ eltige tecue Festhaltung als eine wesentliche Bedingung ungelldrter Fortdauer des freundschaftlichen Verhältnisses zwischen Nãäch barstaaten zu betrachten 1st. Je aufrichtiger un ser Wunsch ist, dieses freundnach⸗ barliche Verhältniß zwischen Wuͤrttemoerg und der Schweiz stets ungetrübt zu erhalten, desto angelegentlicher sehen wir nun einer uͤbereinstimmenden Anwendung der durch den h Vorort ausgespro— chenen Grundsaͤtze von Seiten der Kantons-Regierungen entgegen, welche auch wie, unter Mitwirkung der h. Tagsatzung, zuversicht⸗ lich erwarten zu können nicht zweifeln. Indem wir dem Ausdrucke dieser Erwartung die Versicherung hinzufügen, daß die Eidgenos⸗ senschaft uns stets bereit finden wird zu Allem, waz geeignet 1 ge⸗ uͤtzt auf gegenseitige Achtung voͤlkerrechtlich begruͤndeter Verpflich⸗ tungen, das gute Einvernehmen mit derselben zu befestigen, aufs eifrigste mitzuwirken, ergreifen wir die gegenwartige Veranlassung, um Ew. Excellenz die Versicherung unserer ausgezeichnetsten Hoch⸗ achtung zu erneuern. Stuttgart, den 14. Juli 1834.

Koͤnizl. Wuͤrttemberg. Ministẽrium der auswaͤrtigen Angelegenheiten. (gez. Graf von Beroldingen.“

I. „„An JJ. EE., die Herren Buͤrgermeister und den Staats⸗— Rath des eidgendssischen Vorortes Zurich. Der unterzeichnete Kd⸗ niglich Bayerische Resident bei der Schweizerischen Eidgenossenschaft hat seiner Zeit nicht gesaͤumt, das geehrte Schreiben FJ. EE. der Herren Buͤrgermeister und des Staats Rathes des eidgendssischen Vororts Zurich vom 2Asten v. M., in Betreff des Aufenthaltes fremder Fluͤchtlinge in der Schweiz, seinem Allerhoͤchsten Hofe vor— zulegen, welcher aus den darin gedͤußerten vöolkerrechtlichen Grund— saͤtzen mt besonderem Vergnuͤgen den Grund geschdpft bat, auf die elwuünschte Fortdauer der freundschaftlichen Verhaͤltnisse mit der Schweiz ju rechnen und daher auch nicht bezweifelt, daß die Kan—

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tons-Regierungen zur allgemelnen Anwendung jener vjdͤlkerrechtli= chen Grundsaͤtze aus gleichen Rucksichten mitwirken werden. In— dem der Unterzeichnete ꝛc. Zuͤrich, 22 Jult 1834.

(gez.) Freiherr von Hertling.“

ö Venedig, 21. Juli. Nach einer sehr langen Abwesenheit ist vorgestern Monsignor Jacopo Monico, Kardinal-Patriarch von Venedig, aus Rom hierher zuruͤckgekehrt. Eine große An— zahl festlich geschmuͤckter Barken war demselben entgegengefah— ren und der laute Jubel der Einwohner zeugte von ihrer außer— ordentlichen Liebe zu ihrem ersten Seelsorger.

Dem Giornale di Lucca zusolge, hat der Papst dem Kardinal Gamberini den Befehl ertheilt, die verschiedenen Ge, setze, Dekrete, Bullen und Reglements, welche in den Paͤpslichen Staaten noch Guͤltigkeit haben, zu sammeln und dergestalt zu klassifiziren, daß sich daraus, nach vorangegangener sorgfaͤltiger

Untersuchung, Revisign und Verbesserung, ein foͤrmlicher Civil—

und Kriminal-Kodex der Roͤmer herstellen lasse.

Ein trauriges Ereigniß hatte kuͤrzlich zu Stradella in Piemont statt. Ungefähr um 6 Uhr des Morgens sahen einige Personen, welche sich außerhalb der Kirche zusammenge— funden hatten und eben in die Messe gehen wollten, wie Moͤr— tel und Steine von dem Thurme herabgefallen waren. Inner— halb weniger Minuten fiel ein großer Theil des Bewurfes herab, und kurz nachher stuͤrzte die ganze Gemeinde aus der Kirche, schreiend und das Bild des Schreckens auf ihren Gesichtern. Nach wenigen Sekunden erbebte die Eide und der Thurm stuͤrzte ein, in seinen Sturz noch ein halbes Haus und die Haͤlfte der Kirche verwickelnd. Drei Kinder wurden in dem Hause ge— toͤdtet, 15 Personen wurden unter den Truͤmmern der Kirche begraben. In den ersten Augenblicken des Schreckens hielt die Furcht die Einwohner von der Annaherung an den Schauplatz der Zerstoͤrung zuruck; nachher aber wurden mehrere Personen unter den Truͤmmern hervorgezogen und durch schnellen Beistand gerettet. Unter andern fand man ein kleines Maͤdchen noch am Leben. Es hatte sich in ein Kamin gefluͤchtet und war 8 Stun— den darin geblieben, bis sie endlich aus ihrer gefährlichen Lage befreit wurde.

Nachrichten aus Jaffa vom 19. Juni zufolge, ist in Sy⸗ rien unter den Einwohnern des Libanons eine Verschwoͤrung entdeckt worden, bei der die Landleute gemeinschaftliche Sache mit den Tuͤrken gegen die Aegyptier machten. Die Insurgenten sollen die Aegyptischen Truppen uͤberfallen, ihres Proviantes sich bemaͤchtigt haben und bis Jerusalem vorgedrungen seyn, von wo sie jedoch durch die Truppen der Citadelle zuruͤckgeschlagen wor— den. Ibrahim, heißt es, sey mit zwei Corps von 7000 Mann gegen die Rebellen marschirt. Aus Alexandrien wird ge— schrieben, daß bei dem Aegyptischen Heere, jo wie bei der Flotte eine außerordentliche Thaͤtigkeit wahrgenommen werde.

Nom, 10. Juli. (Allg. Ztg.) Der verlaͤngerte Aufent— halt Dom Miguels zu Genua, nachdem er unserer Regierung seine nahe Ankunft angezeigt hatte, hat vieles Erstaunen erregt. Wirklich scheint der Prinz nun nicht vor dem Herbste nach Rom kommen zu wollen. Manche glauben zwar, er wolle nur die heiße Jahrszeit voruͤbergehen lassen; viele Andere aber vermuthen dahinter einen ganz andern Grund. Die Aufhebung aller Kloͤ— ster in Portugal und die Einziehung ihrer Guͤter habe, behaup— ten diese, die Geduld des Paͤpstlichen Stuhls erschöͤpft, und man stehe jetzt auf dem Punkte, die Donnerkeile der Kirche ge— gen Dom Pedro und seine Minister zu schleudern. In diesem Falle ware es nun nicht schicklich, daß Dom Miguel sich zu Rom befaͤnde, wenigstens nicht in dem Augenblicke, wo die Excom— munication ausgesprochen wuͤrde. Ich gebe ihnen diese Erklaͤ— rung der Sache, ohne sie zu verbuͤrgen. Gewisse Personen schmeicheln sich zwar mit der Vorstellung, eine solche Maßregel sey unmoͤglich, und gruͤnden ihre Meinung auf die persoͤnlichen Neigungen des Papstes und auf die Nothwendigkeit, dem Geiste des Jahrhunderts nachzugeben, und die Machte nicht zu reizen; aber die also Argumentirenden zeigen nur, wie wenig sie den Geist der Romischen Kirche studirt haben, die sich auch durch die groͤßten Unfälle nie entmuihigen laßt. Sie sollten nur an Pius VilI. denken, der sich nicht fuͤrchtete, Napoleon im Hoͤhe⸗ punkt seiner Große zu excommuniciren.

Neapel, 19. Juli. Das beruͤhmte Rosalienfest in Palermo konnte am 11ten d. nicht Statt finden, und wurde bis zum 26sten verschoben, da den Tag vorher das dazu bestimmte Feuerwerk durch Unvorsichtigkeit in die Luft flog und von sechzig Arbeiern zehn das Leben verloren und eben so viele verwundet wurden. Die ganze Koͤnigl. Familie war in Palermo, so wie Tausende von Neapolitanern und Fremden des Festes wegen nach Palermo gegangen waren. Es ist bekannt, daß dieses Fest, das drei Tage wahrt, mit beispiellosem Prunk begangen wird)).

Gestern Abend hatten wir hier ein seltenes und vracht— volles Schauspiel. Nachdem der Vesuv seit 4 bis 5 Tagen kein Lebenszeichen mehr von sich gegeben hatte, erfolgte gestern Abend 10 Uhr ein furchtbarer Ausbruch desselben, wie ein solcher seit langer Zeit nicht zu sehen war. Die Lavastroͤme waren sehr be— deutend, und die Flammen und Feuersaͤulen, die der Berg aus— warf, von ungeheurer Hoͤhe und Breite.

Spanien.

Madrid, 19. Jult. Die Hof-Zeitung vom gten d. M. enthaͤlt ein langes Dekret der Koͤnigin-Regentin, in welchem eine regelmaßigere Ablieserung der Zehnten und der ersten Fruͤchte eingeschärft wird, da es taglich schwieriger wird, fuͤr den Unter— halt der Geistlichkeit zu sorgen; und was noch schlimmer ist, der National-Schatz kann nicht mehr auf die wichtigen Ein— kuͤnfte rechnen, die er fruͤher aus den geistlichen Contributionen zog, wonach drei Viertel durch die Regierung unter den Na— men von Tercios, noveno, escusado, espalios. u. s. w. abge— zogen wurden. Die Madrider Zeitungen vom 14ten dieses

Monats sind mit mehr oder weniger heftigen Artikeln gegen die Geistlichen, Moͤnche und geistlichen Beamten, welche des Karlismus beschuldigt werden, angefuͤllt. Der

Kampf um Aemter ist an der Tagesordnung. Das allgemeine Gespräch vor einigen Tagen war die angebliche Entdeckung einer Verschwoͤrung in Galizien, deren Zweck war, den General Mina zum Diktator zu proklamiren. Sie soll von einem Oberst-Lieu— tenant verrathen seyn und zur Verhaftung von funfzig Perso— nen gefuͤhrt haben. ;

Folgendes ist der Auszug eines in Franzoͤsischen Blättern enthaltenen Schreibens aus Madrid vom 19. Juli: „Es ist noch nicht bekannt, wie viel Spanische Granden in der Kammer der Proceres sitzen werden. Nach der allgemeinen Meinung werden es ungefähr 46 seyn. Der Justiz-Minister

) Eine Beschreibung desselben besindet sich im „Magazin fuͤr

l die Literatur des Auslandes“ vom 23. Juli d. J.

hat einen Königl. Commissair ernannt, der sich unverzüglich nac Navarra begeben wird, um alle diejenigen, welche an der In⸗ surrection in sener Gegend Theil genommen haben, vor Gericht— zu ziehen. Er ist autorisirt, die Urtheile, welche gegen die schul digen Parteien ausgesprochen sind, zu vollziehen. Reisende, wel che gestern von Burgos kamen, sagen aus, daß ein blutiges. Treffen zwischen den Insurgenten von Castilien und den Trup⸗ pen der Königin auf der Straße von Burgos nach Madrtd stattaefunden habe. Sie zahlten 144 Todte von der Partei der Insurgenten und nur einige von den Truppen der Koͤnigin. Man versichert, daß Merino, der wieder erschienen ist, an der Spitze der Insurgenten stand; doch stimmt seine Gegenwart bei diesem Gefecht nicht mit den letzten Nachrichten uͤber ihn, er mußte denn das Vermoͤgen der Ubiquität besitzen. Nach den letzten Nachrichten aus Soria sollen Merino, Cuevillas und Basilto an der Spitze von 1000 Mann in Agreda eingezogen, seyn, indem die Stadt keinen andern Schutz hatte, als ihre Stadt Miliz. Man weiß jedoch, daß der Oberst Albrien (el Manco, der Einhaͤndige) den Insurgenten mit einer hinreichend starken Macht, um sie anzugreifen, auf dem Fuße folgt. Es sollen starke Desertionen zu Gunsten des Don Carlos stattgefunden haben, aber nach den bei uns eingegangenen Nachrichten beläuft sich die ganze Zahl derselben nur auf dreißig Veiter, welche zu dem abgesandten Corps gehöͤren. Nachdem Don Carlos durch Burunda passirt war, kamen seine Truppen und die der Koͤn gin bei Salinas de Oro einander zu Gesicht, und es ist sünd lich ein Treffen zu erwarten. Die' fanatischen Landleute erheben sich in Masse, Um sich dem Praͤtendenten anzuschließen, Und Alles, was sie beduͤrfen, sind Flinten. Der Bischof von Pam— pelona ist auf Befehl des General Carrera verhaftet und so⸗ gleich in das Hauptquartier des General Rodil abgesuͤhrt wor— den.

Franzoͤsische Blatter geben auch folgendes aͤltere Schrei⸗ ben aus Madrid vom 12. Juli: „Carnicer zieht sich mit dem Reste seiner Partei nach Kastilien zuruͤck, und General Rodil hat 800 Mann von seinem Corps zur Verfolgung dieses Karlisten Chefs abgesandt. Eine Compagnie der Sicherheits Garde soll bei Buitrago von Basilio geschlagen seyn. Man versichert, daß das von Ferrar kommandirte Kavallerie⸗Regiment Segovia verlassen hat, um sich in die Nähe von 9Osina zu bege ben, wo Merino wieder erschienen ist. Wie man sagt, wird die Koͤnigin in den Gaͤrten von Vista Alegre den Proceres und Procuradores ein großes Diner geben. Diese Gärten werden mit siebzigtausend Lampen erleuchtet. Den Paͤpstlichen Nuntius sieht man hier nicht gern. Man versichert, daß die Jesuiten, Klöoͤster im Koͤnigreiche aufgehoben werden.“

Der Morning Herald enthalt ein Privat Schreiben aus Madrid vom 17ten d. M., worin es unter Anderem heißt: „Es ist ein hoͤchst merkwuͤrdiger Umstand, daß Zun . ala carreguy, jetzt Anfuͤhrer der Insurgenten, bisher immer ein er⸗ klaͤrter Liberaler war, Rodil dagegen, welcher jetzt die Truppen der Koͤnigin kommandirt, ein entschiedener Royalist, ein hart— naͤckiger Ferdinandist, und vor einem Jahre bereit, einen Jeden, der von einer Constitution sprach, zu erschießen. Die Haͤlste der constitutionnellen Anfuͤhrer besteht aus Anhängern des ver— storbenen Koͤnigs, und wenn Don Carlos sich nur in Spanien gezeigt haͤtte, so wuͤrden sie diejenigen zur Hinrichtung fuͤhren, die sie jetzt in den Kampf fuͤhren, und diejenigen anführen, wel che sie jetzt bekampfen. Es geht hier ein Geruͤcht, daß zwischen Spanien und Portugal ein Schutz, und Trutz⸗Buͤndniß abge— schlossen werden soll. Wie ich hoͤre, ist Herr Delavas zum Ge⸗ sandten in Brasilien und Herr Soler, einer der fruͤheren Her— ausgeber der Revista, zu seinem Secretair ernannt. Man er⸗ wartet täglich einen schoͤn zu Havre gelandeten Courier, welcher die Rattfficirung des Traktats wegen der von den Vereinigten Staaten an Spanien gemachten Forderungen uͤberbringt.“

Die Sentinelle des Pyrenées meldet unterm 22sten d. M., daß Don Manuel Gurrea, welcher in Folge der Amnestie nach Spanten zuruͤckkehrte, in seinen Rang als Oberst der Ka— vallerie wieder eingesetzt und dem Corps des General Rodil bei gegeben ist.

Griechenland.

Nauplia, 15. Juni. Wir haben endlich eine sehr wich tige Ministerial-⸗Veränderung erhalten, welcher das Land seinen vollsten Beifall geschenkt hat. Herr Maurokordato., Minister des Auswärtigen, des Koͤniglichen Hauses und der Marine, so wie Praͤsident des Ministerrathes, ist dieser Functlonen ent— hoben und zum bevollmächtigten Minister an den Hoͤfen von Berlin und Muͤnchen ernannt. An seine Stelle ist Herr Rizo Nerulos, bis jetzt Nomarch der Cykladen, gekommen. Dieler Mann von erprobter Redlichkeit ist allgemein in Griechenland geliebt und geachtet. Er besitzt viel Talent, und ist als Schrisr— steller durch verschiedene Werke vortheilhaft bekannt. Die Praͤ— sidenten-⸗Stelle ist vorlaufig Herrn Kolettis, dem Minister des Innern, als dem aältesten Minister im Dienste, uͤbergeben. Das Ministerium der Marine ist bis zur Ernennung eines eigenen Ministers dem Kriegs-Minister. Herrn v. Lesuire, provisorisch uͤbertragen.

Durch eine K. Verordnung ward fuͤr alle Offiziere, Unter— offiziere und Soldaten, welche den Griechischen Befreiungskrieg mitgemacht haben, eine Denkmuͤnze gestiftet. Auf der einen Seite erblickt man das Griechische Kreuz mit dem Herzschilde, wie solches in dem K. Wappen enthalten, und auf der anderen befindet sich die Inschrift: Otto J., Kaͤnig von Griechenland, den heidenmuͤthigen Vertheidigern des Vaterlandes. Die Medaille wird an einem blauen Bande auf der linken Brust getragen. Fuͤr die Offiziere ist sie von Silber, fuͤr die Unteroffiziere aus Bronze, und fuͤr die gemeinen Soldaten und Matrosen aus Ei— sen. Es sind folgende Rechte mit dem Besitze jener Medailie verbunden: bei den Gemeinde Wahlen treten die Inhaber dersel— ben vor den Hoͤchst-Besteuerten in die Wahl Versammlang; sie duͤrfen ohne Einholung besonderer polizeilicher Bewilligung Was— fen tragen; bei allen Feierlichkeiten in der Gemeinde nehmen sie den Ehrenplatz unmittelbar nach den Gemeinde-Behoͤrden ein; endlich sind sie von allen Natural-Dienstleistungen fuͤr allgemeine Staatszwecke und Staats-A,nstalten befreit.

Durch eine andere Koͤnigl. Verordnung werden die Pensie—⸗ nen bewilligt, welche den Invaliden und den Wittwen und Wa— sen aller derjenigen Soldaten ausbezahlt werden, welche in dem Kampfe fuͤr die Griechische Freiheit auf dem Schlachtfelde ge— blieben sind. Dieser Pensions-Etat soll von dem 20. Januar 1833 beginnen, und die Ruͤckstaͤnde werden jetzt nachbezahlt. Diese Anordnungen haben allgemeine Freude (reegt, und die Nation erkennt diese Wohlthat mit Dankbarkeit an. Naͤchstens wird eine Verordnung erscheinen (sie ist bereits schon dem Drucke uͤbergeben), durch welche allen Soldaten, welche suͤr die Griechische Freiheit gefochten, Ländereien zugetheilt werden. Dadurch werden die Forderungen der Palikaren auf die nutz lichste und entsprechendste Weise befriedigt. Durch diese Fuͤr⸗

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