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Jugend, sihr wuͤstes Treiben, ihr Unglaube und ihre verworrenen Änfichten in Sachen der Politik und? Religion sind dem Mangei des Religions- Unterrichts zuzuschreiben, der auf den Englischen iir igen einen so heilfamen Einfluß ausuͤbt. Eben dasselbe läßt sich von der Franzbsischen Juzend sagen, die den ersten Au— genblick einer politischen Revolution ergriff, um hervorzustüͤrzen und jedes Emblem der christlichen Religion, die sie nur Aberglauben nennt, herabzureißen. Mögen die edlen Lords uber den Charakter und die Wirkungen der Unterrichts-Anstalten in unserem Lande und auf dem Kontinent nicht nach spekulativen Meinungen, sondern nach wirklichen Resultaten urtheilen. Man vergleiche die irregelei⸗ teten jungen Leute in Frankreich mit der herrlichen Jugend unseres Landes, kin sich eben so sehr durch ihre Talente und Faͤhigkeiten, als durch ihre sittliche, religibse und intellektuelle Bildung aus—⸗ zeichnet, und frage sich dann, ob das unterrichts-System in Eng⸗ er oder auf dem Kontinent den Vorzug verdient.“ (Hoͤrt!) Der Redner machte dann noch bemerklich, wie bei einer neu⸗ lichen Gelegenheit die aufblühende Generation ihre religidͤsen Gesinnungen kundgegeben, wie sich die aͤlteren Magister aus verschiedenen Gegenden des Landes, 2000 an der Zahl, versam⸗ melt hätten, um den Ansichten der Opposition vollkommen bei⸗ zupflichten; er sagte, daß er zwar suͤr viele Dissenters, mit de⸗ nen er persoͤnlich bekannt sey, die groͤßte Achtung hege, des halb aber unmoglich die herrschende Resigion ihnen zum Opfer brin— gen konne, und schloß mit folgender Bemerkung: „Man oͤnnte uns sagen, daß die Verwerfung dieser Bill Ew. Herr⸗ lichkeiten mit dem Unterhause in Collision bringen wuͤrde, aber um Gluck sehe ich wenigstens, daß dadurch kein Zwiespalt zwi— 66. diesen Hause und den Ministern Sr. Majestaͤt entstehen kann. (Hort) Nach den Aeußerungen des edlen Viscounts, der an der Spitze des Ministeriums steht, bin ich dies zu sagen berechtigt. So leid es mir uͤbrigens auch thut, wenn eine von einer großen Majoritaͤt im Unterhause angenommene Bill von Ew. Herrlichkeiten verworfen werden muß, so haben Ew. Herrlichkeiten doch, wenn sie den Religtons-nterricht rein erhalten wollen, keine andere Wahl, als diese Bill u verwerfen.“ (Hort, hoͤrt?) Der Erzbischsf von Canter—⸗ ury erklaͤrte, daß er alle heute gehaltenen Reden, mit Aus— nahme der ersten (der des Grafen Radnor), mit großem Ver⸗ gnugen gehoͤrt habe, selbst die des edlen Viscounts, der zwar fuͤr die zweite Lesung der Bill stimmen wolle, aber doch, wie es scheine, in versoͤhnlichem Geist, bloß mit Ruͤcksicht auf eine fer⸗ nere Erürterung der Maßregel und um ein freundschaftliches Arran⸗ gement herbeizufuͤhren; lieber freilich, meinte er, wuͤrde er den edlen Viscount sich ganz unumwunden gegen die Bill haben aussprechen hoͤren, was auch gewiß ein fuͤr den Premier⸗Mini⸗ ster Englands angemesseneres Verfahren gewesen ware. Dann bekaͤmpfte der Redner zwei von dem Grafen Radnor aufgestellte Behauptungen, erstens, daß die Un iversitaͤten nicht die Bildung von“ Geistlichen fuͤr die Anglikanische Kirche bezweckten (Graf von Radnor: „Ich sagte bloß, die Universitäͤten seyen nicht ausschließlich theologische Seminarien!“), und daß der Un⸗ terricht zu Oxford nicht theologisch sey. (Graf von Radnor: „Ich sagte, nicht streng theologisch.“ Dagegen suͤhrte der Erz⸗ hsschof an, daß in jedem Kollegium eine Kapelle fuͤr den Got— tesdienst nach den Gebräuchen der Englischen Kirche erbaut und daß die Kollegien vermoge der Uniformitats⸗ Akte als Theile der herr⸗ schenden Kirche anerkannt worden, daß die Universitaͤt zu allen Zeiten, sowohl vor Abwerfung des Jochs der Roͤmischen Kirche, als nachher, mit Ausnahme einer kurzen Periode, die wohl Nie— mand werde als Muster aufstellen wollen, mit der Kirche ver— bunden gewesen sey, und daß deshalb auch die Dissenters nie— mals an der Universitaͤt haͤtten Theil haben wollen, außer jetzt, zo es ihnen freilich um weitere Zwecke zu thun ware, denn sie strebten bloß deshalb nach der Zulassung, zu den Universitäten, um die an denselben bestehenden Vorschriften nach ihrem Sinn umzumodeln und den Charakter derselben zu verschlechtern, am Ende aber die herrschende Kirche ganz zu stuͤrzen. Zum Be⸗— weis, wie eifrig die theologischen Studien jetzt an den Univer⸗ sitaͤten grtrießen wuͤrden, las der Redner einen langen Brief von einem Inspektor eines der Haupt⸗Kollegien in Oxford vor, wor— in der theologische Kursus auscinandergeseßzt warz in diesem Kursus, fagte er, sey Alles enthalten, was fuͤr ein Mitglied der Englischen Kirche wunschenswerth sey, und was eine treffliche Grundlage fuͤr die ausgedehntere Kenntniß bilde, die von denen gefordert werde, welche sich wirklich dem Kirchendienst wid nieten. Auch vertheidigte er den Gebrauch, die minoren— nen Zoͤglinge zu Andachtsübungen anzuhalten, und versicherte, daß der Gottesdienst an den Universitaͤten fleißig besucht werde. Endlich suchte er zu zeigen, daß es nach der Annahme dieser Bill den Universitälen immer noch sreistehen wurde, die Dissen, ters von den atademischen Würden auszuschließen, daß die Bill also ganz unndoͤthig sey, denn sie hrauchten nur den dissentirenden Studenten einem Examen uͤber die 39 Glaubens-Artekel zu un⸗ terwerfen und das Bestehen dieser Pruͤfung zur Bedingung des zu verleihenden Grades zu machen; dem wuͤrden und koͤnnten sich dann die Dissenters doch nicht unterwerfen, und sie wuͤr, ben sich daruͤber beschweren, daß man nur Spott und Hohn mit ihnen treibe. Der Lord-Kanzler, der hierauf das Wort nahm, bemerkte, daß sich die edlen Lorös, die so eben gesprochen, ammtlich, vielleicht bloß mit Ausnahme der erlauchten Kanzler der beiden Universitaͤten, von der Sache entfernt Und benselben Irrthum begangen hätten, den sie seinem edlen Freunde, dem Grafen von Radnor, vorgeworfen; denn es handle sich hier nicht darum, ob es zweckmäßig sey, den Verband zwischen der Diszi⸗ plin der Universitaͤten und der herrschenden Kirche aufzuloͤsen, sondern ob den Dissenters erlaubt werden solle, sich an der ei— nen Universitaͤt immatrikuliren zu lassen, wie es ihnen bereits an der anderen verstattet sey, und an beiden zu promoviten; dlese beiden Fragen, meinte der Redner, seyen so verschieden, daß Einer, der heute die zweite Lesung der vorliegenden Bill unterstuͤtze, sich morgen ohne Inconsequenz einem Plan ur Veraͤnderung der Disziplin der herrschenden Kirche wider— setzen koͤnne. Er fuuͤhrte nun die Frage auf den rein praktischen Gesichtspunkt zuruͤck, naͤmlich auf die BVeschwer de, daß Personen, die mit gutem Gewissen, nicht nur ohne alles Interesse, sondern gegen ihr Interesse (hort, hort), von den Grundsaͤtzen der herr schenden Kirche abwichen, einzig und allein deshalb von, einem der schaͤtzbarsten Buͤrgerrechte ausgeschlossen (hort, hoͤrt!) und genöthigt wuͤrden, ihre Bildung, oft mit großen Kosten, in frem⸗ den Ländern zu suchen, also sich gewissermaßen ins Exil zu be⸗ geben. Wenn es sich, darum handelte, sagte er, die Dissenters zu den Seminar ⸗ Stellen und zu Universitäts, Aemtern, mit de— nen Emolumente und Kuratelen verbunden waͤren, zuzulassen, bann würde er nicht nur darauf, antragen, daß die Bill erst uͤber sechs Monat zum zweiten Male verlesen, son⸗ dern sogar, daß daruͤber zur vorläufigen Frage geschritten werde, welches der parlamentarische Gebrauch sey, eine unangemessene abstrakte Frage zu beseitigen. Uebrigens stimmte
der Ansicht des Premier⸗-Ministers bei, daß ein guͤtli⸗ . Ver eich . Dissenters mit den Universitaͤten wuͤnschens— werther gewesen waͤre, nicht als ob er fuͤrchte, daß die Univer—
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sitaͤten Oxford und Cambridge der Bill, wenn sie durchginge, uͤberhaupt nicht gehorchen wurden, sondern weil er besorge, sie moͤchten dies zwar zum Schein thun choͤrt, hoͤrt!), aber doch Mittel aufzufinden wissen, um die Dissenters von den akademi— schen Graden auszuschließen.
„Wenn Oxford sich nur in Betreff der Immatriculation mit Cambridge auf gleichen Fuß setzen wollte“, führ der Redner fort, „und wenn an beiden Universitͤten den Medizinern die Promotion erlaubt wurde, ohne die Unterzeichnung der 39 Artikel von ihnen zu fordern, dann waͤre die Haupt-Beschwerde beseitigt. Ich mache einen Unterschied zwischen Medizinern und Jurtsten, denn obgleich ich weiß, daß ein Jurist, wenn er die Magister Würde besitzt, schon drei, statt fuͤnf Jahre nach seiner Zulassüng zu einem der juristi⸗ schen Kollegien als Advokat auftreten darf, so ist dies doch eine bloße Privat-Anordnung der juristischen Kollegien, die sie morgen des Tages dͤndern koͤnnen (Beifall), und es durfte nur festgesetzt werden, daß ein siebenjaͤhriger Universitaͤts⸗Besuch, der auch zur Erwerbung des Magister-Grades erforderlich ist, einen Rechts⸗Kan⸗ didaten ohne akademischen Grad zum Genuß derselben Privilegien, wie den Magister, berechtigen solltrle. Was dagegen die Zulassung zu den Seminar-Stellen anbetrifft, so habe ich mich mehr als ein mal dagegen ausgesprochen. Diese Benesizien sind allein fuͤr Mit⸗ glieder der herrschenden Kirche gestiftet (hört, hoͤrt!); die Indivi⸗ duen, welche die Fonds dazu vermachten, hatten das Recht, jed— wede Einschraͤnkung in der Vergebung dieser Stellen festzusetzen, und die Dissenters haben eben so wenig Ursach, sich uͤber die Äus— schließung von diesen Emolumenten zu beschweren, wie sie daruͤber klagen koͤnnten, daß sie an irgend einer milden Privat-Stiftung keinen Theil haͤtten“
Der Lord-Kanzler aͤußerte sich sodann etwas ironisch uͤber die von dem Herzoge von Wellington gegebene Auslegung von dem Sinn der Einheit zwischen Kirche und Staat und meinte, dieselbe sey wohl auf England, auch auf Irland anwend— bar, aber nicht auf Schottland, denn jeder Presbyterianer halte es fuͤr einen Glaubens-Artikel, daß der Koͤnig keine Gewalt uͤber die Schottische „Kirk“ habe, und auch auf Irland wuͤrde sie schlecht passen, wenn man der Autorität des Bischofs Warburton folgen wollte, der zuerst uͤber den Verband zwischen Kirche und Staat geschrieben und behauptet habe, die Staats-Religion sey immer die Religion der Majorität (hoͤrt, hoͤrt!), und verhalte sich aber bekanntlich in Irland die Zahl der Mitglieder der An— glikanischen Kirche zu der Zahl der Andersglaͤubigen wie 1 zu. Auch uber die Behauptung des Herzogs, daß man durch die Noͤthigung zur Unterzeichnung der 30 Artikel nur eine Buͤrg— schaft dafür haben wolle, daß der Student einer Anglikanischen Familie angehoͤre, nicht daß er selbst schon von den Wahrhenen der in jenen Artikeln enthaltenen Glaubens Lehren uͤberzeugt sey, zog der Lord-Kanzler her und glaubte, der edle Kanzler der Uni— versitaͤt Oxford wurde am Ende doch wohl nicht viel danach fraͤ— gen, ob der Student zu einer Anglikanischen oder zu einer Dis— senter-Familie gehoͤre, wenn er nur die Z39 Artikel unterzeichne; erst wuͤrden sie verschlungen und dann verdaut. (Allgemeines Gelaͤchter.) Dann wandte sich der Redner an den Grafen v. Carnarvon und sagte:
„Der edle Graf, der heute Abend zum erstenmal zu Ew. Herr— lichkeiten gesprochen hat, gefiel sich in einem ausgearbeiteten Lob⸗ salm auf die Welsheit Orfords und schleuderte auf die Deutschen Universitäͤten ein Anatbema uber das andere, weil sie keine Test-Eide hätten. Nun sind diese Test-Eide erstens nicht die geringste Buͤrg⸗ schaft gegen die Zulassung von Atheisten, denn der Eid gilt nur fuͤr den gewissenhaften Menschen; dieser wird also nur dadurch ausge⸗ schlossen, wahrend der Schurke, dessen Gewissen wie mit einem gluͤ—⸗ henden Eisen ausgebrannt ist, so viel Test-⸗Eide, als man ihm vorle⸗ gen will, ruhig gi e g chen wird. Durch den Test⸗Eid wendet man sich nur an die schmutzigen Leidenschaften des Menschen, an seinen Eigennutz, an seine Geldgier, an seine Eitelkeit, und er wird gern, wie einmal ein Solcher erklaͤrte, 69 statt 39 Artikel unter jeichnen. (Beifall und Gelaͤchter Die Deutschen Professoren, gegen die der edle Graf seine Schmaäͤhungen gerichtet hat, wür= den eben so bercitwillig, wie der gewissenhafteste Geistliche, jeden Test⸗Eld schwören, den ihnen die Unbversitaͤt auflegen mochte. Bellaͤufig muß ich uͤbrigens sagen, daß mir die Art und Weise, wie hier vom Auslande gesprochen worden ist, nicht ge⸗ fallen will. (Hort! von den ministerlellen Ednken.) Es mag Man⸗ che geben, die uns abstreiten werden, daß wir die inaͤchtigsie Nat on der Welt seyen; Manche werden leugnen, daß wir die weiseste Na— tion seyen; Manche, daß wir als Nation die groͤßte Portion Auf⸗— richtigkeit besaͤßen; aber Niemand kann es bestreiten, daß wir unter allen Volkern der Welt am leichtesten mit uns selbst zufrieden sind. (Hbrt! und Gelaͤchter. Es ist ohne Zweifel sehr angenehm, in dem zu eigenem Verbrauch gebrauten Lope zu schwelgen und das suße Getränk bruͤhwarm zu verschlingen. (Gelächter) Aber der Deut⸗ schen nicht zu gedenken, so kann unser eigenes Vaterland Gelehrte genug aufweisen, die sich an keinen Test Eid kehrten. Ich brauche nur an unseren beruͤhmten Philosophen David Hume zu erinnern.“
Hierauf machte der Redner noch bemertlich, daß die Dis— senters doch zu den hoͤchsten Staats-Aemtern gelangen konnten, daß einer seiner eigenen Vorgänger ein Dissenter gewesen, und daß es also hoͤchst ungereimt sey, sie von den akademischen Wuͤr— den ausschließen zu wollen. Auf den Einwurf, daß die Dissen— ters sich doch selbst Unterrichts-Anstalten gründen und an den— selben zu Doktoren creiren lassen mochten, erwiederte er, daß das Beisptel der Londoner Universitaäͤt zeige, wie es ihnen dann er— gehe, denn gleich waͤren die gelehrten Corporationen von Oxford und Cambridge bei der Hand und protestirten dagegen, daß einer solchen Universitat ein Freibrief verliehen werde, kurz, sie woll— ten ihnen alle Moglichkeit abschneiden, zu akademischer Bil⸗ dung und zu akademischen Wuͤrden zu gelangen. Schließlich versscherte der Redner, daß auf der Londoner Universität ein sehr religioͤser Sinn herrsche (hoͤct, hoͤrt!), und sprach die feste Ueberzeugung aus, daß die Sache der Dissen— ters doch endlich siegen werde.“ (Beifall) Obgleich nach Been— digung dieser Rede allgemein der Ruf: „Zur Abstimmung!“ er— scholl, ließ sich doch der Bischof von Exeter nicht abhalten, noch einen sehr langen Vortrag gegen die Bill zu halten, in dem er jedoch fast nur die von den vorigen Rednern gegen diese Maß— regel hervorgehobenen Grunde wiederholte und weitlaͤufiger aus— spann. Er citirte am Schluß seiner Rede mehrere von Dissen— ters eingereichte Bittschriften, aus deren Ausdruͤcken er aufs Deutlichste nachwetsen wollte, daß es denselben nur auf den end- lichen Umsturz der herrschenden Kirche abgesehen sey, weshalb er das Haus beschwor, sich nicht verblengen zu lassen und sich nicht zum Werkzeug der Vergiftung jener Brunnen der Weisheit und Tagend herzugeben. (Das Resultat der Abstimmung, die Ver— werfung der Bill mit 187 gegen 85 Stimmen, ist schon gestern mitgetheilt worden.)
Oberhaus. Sitzung vom 4. August. Der Graf v. Radnor kündigte an, daß er zu Anfang der naͤchsten Session eine Bill einbringen werde, wodurch das Alter festgesetzt werden sollte, in welchem man dazu aufgefordert werden konne, die 39 Glaubens-Artikel der Anglikanischen Kirche zu unterzeichnen (hört, hoͤrt! und den zur Aufnahme an den Universiitaͤten erforder— lichen Eid zu leisten. (Hoͤrt) Die Armen-Bill ging sodann durch den Ausschuß. Der Bericht daruͤber soll am Donnerstag abgestattet werden und die dritte Lesung am Freitag stattfinden. Der Bischof von Exeter erklaͤrte uͤbrigens, er werde bei der dritten Verlesung auf die Weglassung derjenigen Artikel antra⸗
gen, die sich auf die Alimentation unehelicher Kinder be, ziehen.
unterhaus. Sitzung vom 2. August. Die Verhand lungen uͤber die Irlaͤndische Zehnten-Bill und uͤber die Bill n Betreff der Irlaͤndischen Kirchenguͤter wurden im Ausschusse fortgesetzt und beendigt; der Bericht uͤber beide Bills sollte an Montag abgestattet und am Dienstag zur dritten Verlesung 9 selben geschritten werden. ö
Unterhaus. Sitzung vom 4. August. Herr Hume legte eine Petition aus Unter-Kanada vor, die gegen gewiffe von der Regierung angeordnete Maßregeln war. Dies gab dem Se, cretair fuͤr die Kolonieen, Herrn Spring Rice, Gelegenheun, auf den Brief des Herrn Hume an einen Einwohner von Ka nada, Herrn Mackenzie, aufmerksam zu machen, der vor einige Zeit von der Times mitgetheilt wurde, und aus weichem Herr Spring Rice folgende Stelle vorlas: „In den Angelegenheͤten Kanada's steht eine Krisis nahe bevor, die mit der Freiheit und Unabhaͤngigkeit der Kolonie endigen und sie von der unheilbrin genden Herrschaft des Mutterlandes und von der Tyrangei eine kleinen und veraͤchtlichen Faction in jenem Lande befreien durfte.“ Der Minister fragte, ob eine solche Sprache, wenn sie von einen Unterthan der Kolonie gefuͤhrt worden ware, nicht eine Verse⸗ gung wegen Hochverraths hätte nach sich ziehen muͤssen. Har Hume aber entgegnete, er sey bereit, jeden Satz jenes Briefes zu vertheidigen, obgleich ihn die Presse zum Gegenstande der schaͤndlichsten Verleumdungen gemacht habe; die angefuͤhrte Stelle sagte er, beziehe sich auf die Maßregeln des ehemaligen Krlonial Secretairs Herrn Stanley, nicht auf die Herrschaft Großbritz— niens in seinen Kolonieen; nichtsdestoweniger aber mochte er (der Redner) den Kanadiern zurufen, was er den Irlaͤndern gesagt habe: „Wenn Ihr nicht die Abstellung großer und anerkannte Mißbraͤuche erlangt, so wird Widerstand eine Tugend.“ Herr Spring Rice erwiederte, fuͤr ein Parlaments- Mitglied, daz in seiner Wohnung vollkommene Sicherheit genieße, sey es wahr. lich kein ehrenvolles Geschaͤft, den Einwohnern einer entfernten Kolonie Maßregeln des Widerstandes anzurathen und hinter dem Ofen hinaus zum Aufruhr zu hlasen. Dies veranlaßte Herrn Hume zur Bemerkung, daß er erst neulich auf offenem Felde zu Gunsten der Minister ins Horn gestoßen und ihnen damit gewiß einen sehr wesenilichen Dienst geleistet habe. Da mit en digte diese Debatte. In derselben Sitzung legt‘ Sir Robert Vyvyan dem Hause eine Bittschrift des Reprasentanten-Hauset von Barbadoes vor, worin diese Kolonie sich beschwert, daß die den Kolonisten fuͤr die Emancipation der Sklaven hewülligte Entschaͤdigung von 20 Millionen viel zu gering sey, und zugleich verlangt, daß die Summe nach der Zahl der Koyse und nicht nach dem Werthe der Sklaven veriherlt werden sell. Herr Spring Rice sprach sein Bedauern daruͤber aus, daß diese Sache, nachdem sie laͤngst vom Parlamente geschlossen sey, noch einmal vorgebracht werde, und erklärte sich gegen die Pe tition. Der uͤbrige Theil der Sitzung wurde mit Verhandlun— gen des Subsidien-Ausschusses hingebracht.
London, 5. August. Graf Grey hat sich gestern fruͤh mit seiner Familie zu einem Besuch bei Sr. Majestät nach Wind, sor begeben.
In der heutigen Sitzung des Oberhauses erstattete der Lord-Kanzler den Bericht uͤber die gegen die Wahlberechti gung von Warwick gerichtete Bill und erklärte, daß die Zeugen— Verhoͤre keinen Beweis gegen Warwick geliefert hätten, weshalb denn, auf seinen Antrag, die Bill verworfen wurde. Hierauf erhob sich der Marquis von Londonderry, um seinen Antrag in Bezug auf die auswärtigen Verhaͤltnisse zu machen. Er aͤu— ßerte sich uͤber die Belgischen Angelegenheten, uber die Bese— zung von Ankong und äber die Occupation von Algier und gäh den Ministern Schuld, daß sie die freundschaftlichen Verhaͤlt nisse Englands zu Rußland zerstoͤrt haͤtten, was, wie er meinte, auch zu einem Bruch mit Preußen und Oesterreich fuͤhren duͤrst. Ueber die Regierung Ludwig Philipps erging sich der Redner in sehr heftigen Aeußerungen; sie habe, sagte er, mehr eigenmaͤch tige Verordnungen erlässen, als die Karl's R., und bewiesen, daß Frankreich nur durch Gewalt regiert werden koͤnge; se
unterhalte 60,000 Mann Truppen in Paris und regiere wie Napoleon. Dann fragte er, ob der Quadrupel-Tratm etwa den Frieden in Portugal hergestellt habe, und oh
man den Infanten Don Carlos nicht als den legitimen Throm erben in Spanien anerkennen wolle. In letzterer Hinsicht fuͤhrte er an: daß jede politische Bewegung in Spamen seit 150 Jahren doch wenigstens den Grundsatz habe hestehen lassen, daß nur die maͤnnlichen Erben des Herzogs von Anjon und kein anderer Zweig der Bourbons den Thron besteigen durften, (Hier wurde der Bericht uͤber diese Sitzung wegen Abgangs da Post abgebrochen.) .
Im Unterhause wurde heute die Bil wegen Einhegunz der Gemeindefelder mit 34 gegen 14 Stimmen verworfen.
Der Herzog von Wellington und 21 andere Pairs haben einen Protest gegen die Auslassung der bekannten Klauseln aus der Zwangs-Bill unterzeichnet. Andererseits enthalten die Hei tungen einen Protest des Lord Holland gegen die Verwerfung der Bill in Betreff der Zulassung der Dissenters zu den Um versitaͤten.
Nach der Versicherung der Tory-Blätter wuͤrde der Herzöz von Wellington mit seinem Anhange alles Mögliche anwenden, um die Verwerfung der Irlaͤndischen Zehnten-Vill im Oberhaus herbeizuführen.
Dem Observer zufolge, wuͤrde das Parlament am 19. Au gust prorogirt werden. „Das Unterhaus“, sagt dieses Blatt, „wird seine Geschaͤfte naͤchsten Mittwoch beendigen, und di Lords werden dann noch Zeit genug haben, um die vom Unier— hause an sie gelangten Bills zu Ende zu bringen. Kurz vor dem Schlusse seder Session pflegen die ministertellen Mitglieder dez Unterhauses ein gemeinschaftliches Mittagsmahl zu halten. Dit— ses Diner ist zum naͤchsten Sonnabend bestellt.“
Die Morning Chroniele, die seit dem letzten Kabinett, wechsel in näherer Verbindung mit dem Ministerium zu stehen scheint, nennt die Herren Franckland Lewis, John Lefevre und Nichols als die drei Individuen, welche die Regierung zu Kom missarien des neuen Eentral-Armen-Departements ernannt habe. Der Globe und der Courier behaupten zwar, daß diese Er— nennung noch nicht stattgefunden habe, halten jedoch die Be— zeichnung jener drei Herren zu diesem Amt fuͤr wahrscheinlich.
Der Globe versichert, es befaͤnden sich in einem Hollaͤndi⸗ schen Hafen zwei fuͤr Don Carlos angekaufte Dampfschiffe, das „United Kingdom“ und das „Albatroß“; zwei andere, der San muel Cunard“ und der Lulworth“, seyen mit Geschuͤtz, Flinten und Munition schwer beladen, welche Gegenstäͤnde auf die bei— den erstgenannten uͤbergeladen werden sollten, aus der Themse
nach Holland abgegangen, und der Capitain Elliott, der fruͤher in Dom Miguels Diensten gestanden, und Capitain Mingage,
zer noch in Englischen Diensten stehe, haͤtten sich eingeschifft, um ͤ zen Befehl uͤber die beiden Schisse zu übernehmen. Der Globe, der einen von der Morning Chronicle mit⸗ getheilten Artikel aus Madrid (s. Spanien), worin gemeldet wäcd, daß die verwittwete Koͤnigin von Spanien Frankreichs Huͤlfe in Anspruch genommen habe, ebenfalls giebt, fügt demsel⸗ ben folgende Bemerkungen hinzu: Die lurze Hindentung auf diesen Punkt, die in der letzten Thron-Rede des Koͤnigs der Franzosen vorkommt, und der Inhalt des Quadrupel / Traktates selbst lassen wenig Zweifel uͤbrig, daß man, wenn es noͤthig waͤre, wirt same Maßregeln ergreifen wurde, um einer wilden und nutzlosen Insurzection ein Ende zu machen, die, ohne die geringste Aussicht auf endlichen Erfolg, die Halbinsel nur in ei— nein endlosen Zustande der Aufregung und Verwirrung erhal⸗ ten und das furchtbarste Unheil uͤber die Spanische Nation bhrin⸗ gen wuͤrde. Welchen Anspruch aber auch Spanien vermöge des AQuadrupel Traktats haben mag, eine Intervention zu fordern, so haben wir doch Grund, zu glauben, daß Frankreich sich sehr ungern einmischen wird, und gewiß nicht anders, als wenn es von der Angemessenheit, dem Gesuch Folge zu leisten, und von der Zustimmung aller ubrigen Mitkontrahenten des Traktats fest sberzeunt ist, und im schlimmsten Falle hoff n wir, daß eine bloße Kundgebung des Entschlusses, sich einzumischen, hinreichen wird, um Alles, was noͤthig ist, zu bewirken, oder daß die voͤllige Unfaͤhikeit zum Widerstande die Einmischung wenigstens alles Blutrecgießens üͤberheben wird. Ohne Zweifel hat der letzte unsinnize Versuch zu Madrid diesen wichtigen Entschluß schneiler herbeigeführt, indem er gezeigt hat, daß eine langere Fortdauer des Krieges in den vier Provinzen die Pläne. der Mißmüthigen von beiden extremen Parteien beguͤnstigen muͤßte, und zwar, wie gewohnlich, zunaͤchst zum Nachtheil alles desjeni⸗ gen, was zwischen beiden steht, woraus dann spaͤter ein Kampf zwischen ihnen selbst entstehen wuͤrde, der, wie er auch enden nöchte, zu nicht viel weniger als zur gaͤnzlichen Aufreibung der Nation fuͤhren müßte.“
An der hiesigen Boͤrse hat der starke Fall, den die Fonds, besonders die Spanischen, in Paris erlitten, keinen sonderlichen Eindruck gemacht, da man hier diesen Fall bei weitem mehr der uͤberttlebenen Speculation, als den angekuͤndigten Spanischen
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men verehrt, auf eine des milden und gerechten Koͤnigs wuͤrdige Weise. Frhr. v. Arnim ließ an diesem Tage immer so viele alte, duͤrftige Maͤnner speisen, als sein Koͤnig Jahre zählt, und wohnte stets selbst dem Feste bei. Wiewohl dieses Jahr laͤngere Zeit und noch immer von hier entfernt, ließ er dennoch den Ar— men auch diesmal die Freude bereiten. In seinem Auftrage wurden gestern Mittags 64 Manner im Saale des Hrn. Koͤh— ler vor dem Rheinthore festlich bewirthet.
Am 1. d. haben J. K. H. die verw. Landgraͤsin von Hes⸗ sen⸗Homburg und J. Durchl. die verw. Herzogin von Anhalt— Dessau am Großherzoglichen Hofe einen Besuch abgestattet. — Se. Durchl. der regierende Landgraf von Hessen-Homburg ist vorgestern hier eingetroffen und heute fruͤh wieder abgereist. Leipzig, 4. August. (Leipz. Ztg.) Ein ausgezeichneter Kuͤnstler, Herr Bonaventura Genellt aus Berlin, der nach zwölfjäͤhrigem Aufenthalte in Rom im Jahre 1832 nach Leipzig gekommen, hat jetzt sein juͤngstes Werk (Zeus und die Europa, nach Moschos) vollendet, das als eine großartige Erscheinung in dem Gebiete der antiken oder mythisch-symbolischen Kunst selbst von denen mit hohem Interesse betrachtet wird, die in der Kunst das christlich-⸗zomantische Element vorziehen.
Hamburg, 7. August. Laut Berichten aus Cuxhaven hat die Englische Brigg „Gipsey“, Capit. Brown, mit den Spanischen Flüchtlingen am Bord, diesen Morgen die dortige Rhede verlassen. . ö;
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Wien, 2. August. (Schlesische Zeitung.“ Dem Ver— nehmen nach, beabsichtigen Se. Majestaͤt der jungere König von Ungarn in den nächsten Tagen eine kleine Reise nach dem im Ober⸗Oesterreichischen Traunviertel gelegenen — seiner romanti— schen Lage wegen bekannten — Staͤdtchen Gmunden, woselbst auch Se. Koͤnigl. Hoheit der Herzog von Modena erwartet wird. — Der Kaiserl. Koͤnigl. Oberst- Lieutenant Prokesch Ritter von Osten, hat dieser Tage seine Ernennung zum Kaiserl. Königl. außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister bei Sr. Majestät dem Koͤnig von Griechenland erhalten und wird in einigen Wochen nach Nauplia abreisen. Der bisher bei der Kaiserl. Gesandtschaft in Rom angestellt gewesene Herr von
Finanz-Maßregeln zuschreibt. Heute sind indessen die Course, auf die Nachricht, daß Spanien um eine Französische Interven— tion nachgesucht, auch hier gewichen, wiewohl Manche glaubten, daß dies nur eine guͤnstige Wendung herbeiführen könne.
Der Vice⸗Admiral Sir Richard King ist in Sheerneß an der Chelera gestorben.
Der bekannte Lustspieldichter, Herr Sheridan Knowles, hat London verlassen, um sich uͤber Lwverpool nach New-HYork zu be— geben . ; ; .
Die von Herrn Kemble dirigirte Schauspieler-Gesellschaft gedenkt im Herbst eine Reise nach dem Kontinent zu machen und in einigen Städten von Deuischland und Holland Vorstel— lungen zu geben. J
Aus New-York sind Zeitungen bis zum 3. Juli hier ein— gegangen; sie bringen die Nachricht, daß der Praͤsident der Ver⸗
emigten Staaten Herrn John Forsyth an die Stelle des Herrn M'Lane, der seine Entlassung genommen, zum Sta ats /Secretair,
und Herrn Woodbury an die Stelle des Herrn Roger B. Ta—
ney, dessen Wahl von dem Senat verworfen worden war, zum Secrctair des Schatzamts ernannt habe.
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Aus dem Haag, 4. August. Se. Majestaäͤt der Koͤnig werden uͤbermorgen in Tilburg erwartet, um am Tten die Trup⸗ pen im Lager von Ryen und am Sten ein anderes Corps auf der Achtschen Heide nicht weit von Eindhoven in Augenschein zu nehmen. J
Die Staats-Courant berichtet aus St. Petersburg, daß das Niederlandische Lintenschiff „de Zeeuw“ vor seiner Abreise
von der Kaiserlichen Familie, so wie dem Kronprinzen und der Kronprinzessin von Preußen, bestiegen un besichtigt wurde. Der Kaiser stellte diejenigen Offiziere, die mit der Medaille zum An— denken an die Vertheidigung der Antwerpener Citadelle geschmuͤckt waren, Seiner erhabenen Gemahlin vor, und auf Sein Verlan— gen wurden die Holländischen Volkslieder gespielt, die Se. Ma— sestͤt mit unbedecktem Haupte anhoͤrte.
Selgien.
Brussel, 5. August. JJ. MM. sind gestern nach Flan— dern abgereist. In Gent werden Hoͤchstoieselben bis naͤchsten Mittwoch verweilen.
J Unser Ministerium ist neu organisirt. Außer dem Justiz— Mainister Herrn Lebeau und dem Minister des Innern, Herrn Rogier, sind auch der Finanz Minister, Herr Duvivier, und der interimistische Minister des Auswärtigen, Graf v. Merode, ausgeschieden. Der heutige Moniteur enthaͤlt bereits die aus Gent vom ten d. M. datirten Koͤniglichen Verordnungen, wo— durch Herr de Theux de Meylandt zum Minister des Innern, der Gouverneur von West-Flandern, Herr von Muelenare, zum Minister des Auswärtigen, Herr Ant. Ernst, Mitglied der Re— braäͤsentanten-Kammer, zum Justiz-Minister, und der Baron w. Huart zum i e, Hm ue ernannt wird. — Der Staats— Minister, Graf v. Merode, bleibt Mitglied des Conseils. ö 12 Muͤnchen, 3. August. Den neuesten Nachrichten aus ; Italien zufolge, trifft Ihre K. Hoheit die Herzogin von Leuch— . ienbsrg init Ihrer Tochter, der Prinzessin Theodolinde, am 2ö. August zu Muͤnchen ein. Am vergangenen Donnerstag ist ein Courier aus Nauplia, . welches derselbe am 15. Juni verlassen hatte, hier eingetroffen. Es herrscht jetzt selbst in der Maina Ruhe. Die fruheren Be— J
kichte, daß dort 80 Mann geblieben seyn sollen, waren sehr
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( rtrieben; der Verlust betragt kaum zwanzig Koͤpfe. Karlsruhe, 4. August. Ihre Königl. Hoheiten der Prinz und die Prinzessin von Wasa mit Hoͤchstihrer Prinzessin Toch— ter sind vorgestern Mittag von Baden hier eingetroffen, und haben Ihr Absteige-Quartier in dem Großherzoglichen Schlosse genommen. Hoͤchstdieselben haben gestern einer großeren Fami— lientafel beigewohnt, und hierauf in Gesellschaft der Großher— / zzölichen Ʒynilie 6 Hof Theater mit einem Besuche beehrt. Nach der Abendtafel sind Ihre Koͤnigl. Hoheiten noch spät nach
Darmstadt abgereist. L Darm sta dt, 4. August. (Großh. Hess. Ztg.) Der 3. August, das Geburtsfest Sr. Maj. des Koͤnigs von Preu— Ben, ist nicht nur allen Preußen, sondern auch vielen Tausenden anderer Deutschen ein Tag der Feier. Auf die mannigfaltigste Weise wird darum dieser Tag in- und außerhalb Preußen stets Pestlich begangen. Hier feierte ihn schon seit Jahren der Koͤnigl. Preußhische Geschaftsträger Frhr. v. Arnim, In welchem unsere Stadt einen wahren Menschenfreund und Wohlthaͤter der Ar—
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Stahl wird ihn als Secretair begleiten. — Die zur Pruͤfung des neuen Radetzkyschen Reglements niedergesetzte Militair— Kommission hat ihre Arbeiten beendigt und ihr Referat hieruͤber bereits Seiner Masestaͤt dem Kaiser vorgelegt. Es soll dieses, soweit das neue Reglement seine Auwendung auf die Infanterie betrifft, die volle Billigung der Kommission ausspre— chen, hinsichtlich dessen Einführung bei der Kavalierie aber we— niger gunstig lauten. Ohne Zweisel wird in diesem Sinne auch der Beschluß abgefaßt werden und unserer Armee demnach wich— tige Veranderungen bevorstehen. — Aus Siebenbuͤrgen er— hält man hier fortwährend gute Nachrichten hinsichtlich des dor— tigen Landtages. Se. Majestäͤt der Kaiser hat unter den vorge— schlagenen Kandidaten Hrn. Nobtsa (von der kathol. Religion) zum ordentlichen Landtags-Praͤsidenten erwählt. Die Liste der von dem Landtage in Vorschlag gebrachten Kandidaten fuͤr Be— setzung der Gouvernements-Chargen soll bereits hier einge— troffen seyn und mehrere derjenigen Namen, welche das gegen— waͤrtige Gouvernement bilden, enthalten. Schweiz.
Zuͤr ich, 2. August. Die Tagsatzung behandelte in ihrer Sitzung vom 31. Juli die Frage wegen Bezahlung der Occu— pations-Kosten im Kanton Schwyz. Im Allgemeinen war hier die fuͤr die Zutunft wichtige staatsrechtliche Frage zu eroͤrtern, wer die Kosten zu tragen habe, wenn in einem Kanton ohne Verlangen desselben aus hoͤhern eidgenoͤssischen Ruͤcksichten eine Intervention eintritt, und in einem solchen eine große bewaff— nete Macht aufgestellt und langere Zeit gelassen wird, ohne daß ein sichtbarer Feind oder das Maß der Widerstandskrafte eine solche fortdauernde Occupation oder eine so bedeutende Truppen— masse fordert. Es ist jetzt ziemlich erwiesen, daß der Zug nach Kuͤßnacht von der Sarner-Konferenz nicht beabsichtigt, sondern unter augenblicklichen Veranlassungen das unbesonnene Werk einer Partei in Schwyz war, und daß „060 Mann mehr als hinrei— chend gewesen wären, um der Occupation von Kuͤßnacht ein schnelles Ende zu machen. Anstatt dessen wurden 106,900 Mann verwendet und circa 10 Wochen in einem Laͤndchen gelassen, das nicht mehr als circa 30,000 Einwohner hat.
Spangen.
Madrid, 25. Juli. (Times.) Waͤhrend Estefani, der reiche Lotterie⸗Direktor, zum Tode verurtheilt wurde, weil er die Leitung einer Karlistischen Verschwöͤͤrung zum Umsturz der Re— gierung uͤbernommen hatte, ist ein noch gefährlicheres Komplott im entgegengesetzten Sinne entdeckt worden, worin eine Anzahl von Personen verwickelt ist, von denen einige durch kuͤhne und verwegene Handlungen der Welt bekannt sind, denen indeß nicht die Geldmittel zu Gebote standen, wie dem Estefani und seinen Genossen. Der betannteste unter den Verhafteten ist der alte Palaforx, der erst vor wenigen Tagen zu einem Grande von Spanien, mit dem Titel eines Herzogs von Saragossa, erhoben wurde. Es ist indeß klar, daß, wenn er wirklich schuldig ist, er bei dem jetzigen Zustande seiner Geistesfaͤhigkeiten nur ein Werkzeug in den Händen Anderer gewesen ist, um, im Fall des Mißlingens, sich mit dem Schilde seiner fruͤheren Po— pularitaͤt bedecken zu koͤnnen. Nächst diesem ist der bekannteste der General Don Juan van Halen, der schon so oft eine Rolle als Verschwoöͤrer gespielt hat, Uund der die Leiden, welche er in einer benachbarten Straße in den Kerkern der Inquisition erdul— dete, noch nicht oder schon ganz vergessen zu haben scheint. Ro— mero Alpuente, welcher sich auch in Haft befindet, verdient gleich— falls vor Anderen erwaͤhnt zu werden, weil er durch die Ueber— zeugung geleitet worden, daß die Partei, deren Fuͤhrer er in der Deputirten-Kammer zu seyn hoffte, nicht Willens sey, sich so schnell vorwaͤrts zu bewegen, wie seine Gefährten außerhaib. Der Zweck dieser neuen Verschwoͤrung scheint gewesen zu seyn, sich der Person der Königin zu bemächtigen, und zwar in dein Augenblick, wo sie in der Halle der Cortes die Sesston ersfssnete, sie, bevor diese das neue System beschworen, und dann die Constitution von Cadix zu protlamiren. Die fröhliche Volksmenge, welche gestern die Ankunft Ihrer Majestaäͤt begruͤßte, ahnete wahrscheinlich nicht, welche Gefahr uͤber dem Haupte derselben schwebte. Unmittel— bar nach der Koͤnigl. Sitzung verließ dee Koͤnigin die Haupt— stadt und ging nach ihrer Residenz in Rio Frio in dem Gua— darrama.- Gebirge, um daselbst Quarantaine zu halten, ehe sie sich zu ihrer Tochter nach La Granja begiebt.
— In einem von demselben Blatte mitgetheilten Briefe aus Madrid vom 2s. Juli heißt es: „Die Verschwoͤrung bil— det noch immer den einzigen Gegenstand der Unterhaltung. Es sind etwa dreißig Personen verhaftet, und fast alle aus den hoͤ— heren Staͤnden. Der Verdacht, auf den mehrere derselben ver—
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haftet sind, ist so schwankend und unbestimmt, wie moͤglich. Zu den Namen Palafox, van Halen und Romero Alpuente, kann ich jetzt nach Calbo de Rozas hinzufuͤgen, der vielleicht besser als einer in der Revolutions-Geschichte Spaniens bekannt ist. Seine Verbindung mit Palafox datirt sich aus dem Jahre 1808, wo er unter diesem General Eivil-Intendant von Saragossa war, und, wie man sagt, alle die beruͤhmten Proclamationen schrieb, von denen der neugeschaffene Her— zog so lange den Ruhm eingeaͤrndtet hat. Naͤchst Calbo ist der wichtigste der General Llanos, der bei Ermordung der Mönche an der Thuͤre des Franziskaner-Klosters stand, nicht, um die Moͤnche zu schuͤtzen, sondern, um Jedem, der nicht mit einem Mord⸗Instrumente versehen war, den Eintritt zu verweh⸗— ren. Es sind auch mehrere Schriftsteller verhaftet, wie Espron— ceda und Albarito, beide Theilnehmer an einer der verbotenen Zeitungen, El Siglo, und der Letztere soll Secretair bei den Versammlungen der revolutionnairen Junias gewesen seyn. In seinem Hause soll man eine Anzahl Papiere gefunden haben, worunter einige mit sympathetischer Dinte geschrieben waren, aus denen hervorgehen soll, daß noch eine Anzahl bis jetzt un— bekannter Personen darin verwickelt ist. Man nennt auch Don Jose Garcia Vilatta und Senor Olavarria, einen Kauf— mann aus Bahonne, wo seine Familie sich noch aufphaͤlt. Die beiden Quiroga's sollen auch schon in Salabero verhaftet seyn. Die Verhaftung des General Palareg, von der so viel gesprochen wurde, ist noch zweifelhaft. Wenn er und General Quiroga indeß nicht seit gestern Abend verhaftet sind, so haben sie sich wenigstens aus dem Staube ge— macht. Senor Nunez Arenas befindet sich schon in Haft. Li— nan soll auch unzufrieden seyn mit der jetzigen Regierung. Die Nachrichten aus den Provinzen sind nicht von der guͤnstigsten Art, und der Umstand, daß auf zahlreiche Briefe, welche fogleich nach den Ereignissen des 17ten mit der Post in entfernte Theile Spaniens versandt wurden, noch nicht die erwarteten Antwor— ten eingegangen sind, tragt nicht dazu bei, die oͤffentliche Mei— nung zu beruhigen. Man weiß, daß zu Valencia ernstliche Un—
ruhen stattge funden haben und daß Versuche gemacht worden sind, dem blutigen Beispiele der Hauptstadt zu folgen; aber,
Dank der Festigkeit des General-Capitains Valdes, der Poͤbel wurde augenblicklich in Furcht gesetzt; zwei von den Raͤdelsfuͤh⸗ rern, wovon einer der Sohn des bekannten Bertrand de Lis wurden ergriffen und auf der Stelle erschossen. Dieses Verfah⸗ ren hat vielen unschuldigen Personen das Leben gerettet. Es wird im Observador bestaͤtigt, daß Don Earlos schon in Navarra angekommen sey, nachdem er sich 35 Stunden in Bayonne in dem Hause eines gewissen Detroyat aufgehalten. Ich habe gehoͤrt, daß der Praͤtendent von dem beruͤhmten Grafen v. Espaßa, der das Ober-Kornmando uͤbernehmen soll, begleitet ist. Unter den Schlachtopfern des Blutbades am 17ten befinden sich Don Juan Artigas, Professor der Philosophie an dem Jesuiter-Kol— legium und vielleicht einer der ausgezeichnetsten Kenner des Arabischen in Europa; Pater Elola, Professor der Rhetorik und Pater Casto Fernandez, der mehrere Jahre Professor der Mathematik, so wie Superior der Kollegien zu Valencia und Sevilla war, außer 13 anderen, die saͤmmtlich Manner von glaͤnzenden Faͤhigkeiten oder großen Hoffnungen waren. Die Uebriggebliebenen sind jetzt zerstreut und mehrere von ihnen . . 4 gehen, wo 9 ohne Zweifel die Gastfreund—
nden werden, die ihre Verd r . ; h rdienste und ihr Ungluͤck mit
Madrid, 28. Juli. Das Diario de Avisos enthält folgende Vekanntmachung: „Se,. Exc. der General⸗Capitain der Provinz Madrid hat, unter den Anordnungen fuͤr die oͤffentliche Ordnung und Ruhe, Folgendes festgesetzt: Madrid wird durch Koͤnigl. Befehl in vier große Militair-Abtheilungen getheilt, die mit J., II., III. IV. bezeichnet werden. Jede diefer Abtheilungen wird von einem General befehligt und umfaßt zwei bis drei Comandancias, in welche die Hauptstadt fruͤher getheilt war ohne die bekannten Graäͤnzen dieser Comandancias zu verandern Ueberall werden Jafanterie- und Kavallerie-⸗Patroulllen errichtet. In dem Falle, daß Lärm entsteht, darf kein Offizier, Sergeant, oder Soldat uber die Straßen gehen; jeder soll bei seinem Eorps bleiben und diejenigen, welche sich nicht bei dem Hause des Com- mandanten der Abtheilung, in welcher sie wohnen, befinden sol⸗ len dableiben, wo sie sind, bis sie hoͤheren Befehl erhalten Alle Piquets oder Militair-Patrouillen sollen sämmt⸗ liche Personen, die, wie Landleute gekleidet und mit Schnurrbarten versehen sind, verhaften und, wie groß auch ihre Anzahl seyn mag, in das öffentliche Gefaͤngniß fahren, dessen Alcalde fuͤr sie einstehen und einen Empfang-Schein mit der Angabe der Zahl der Verhafteten ausstellen foll. Sie bleiben bis auf weiteren Befehl, der Verfuͤgung des General. Capltains uͤberlassen, sie mogen Milttair⸗Personen seyn oder nicht. Solche Personen, die mit Waffen oder als Militair-Couriere er scheinen und nicht die Uniform des Armee-Corps oder der Stadt. Mil wozu sie gehoren, tragen, werden mit derselben Formalitaͤt in die offentlichen Gefaͤngnisse abgeliefert und zur Disposition des Ge⸗ neral-Capitains gestellt, denn von dem Gebrauch der Waffen ist das Tragen der Uniform, die dazu berechtigt, unzertrennlich.
Belli do.“
Dasselbe Journal theilt einige unbedeutende Verord— nungen zur Erhaltung der Reinlichkeit in den Straßen mit.
. — Die Morning-Chroniele vom 5. August, welche in einer zweiten Auflage den obigen Auszug aus dem Diar o de Avisos mittheilt, enthaͤlt auch folgende ihr auf außere edentli⸗ chem Wege zugekommenen Privat-Nachrichten aus Madrid vom 28. Juli: „Ich kann Ihnen melden, daß ge rern Abend im Conseil beschlossen worden ist, von Frankreich die unmittel— bare Vollziehung des Quadrupel-Traktates, so woie die so fortige Intervention einer Französischen Armee zur Unterwerfung des Don Carles zu fordern. Es ist demgemaͤß an den Herzoä von Frias in Paris der Befehl ergangen? bei der Fran ät 368 F in Pe is der Befehl ergangen, bei der Franzoͤsischen Re— gierung die eben bezeichnete Requisition zu machen. Die Ent— scheidung wird schnell und in vollkommener Uebereinstimmüng mit den Wuͤnschen des Spanischen Kabinets erfolgen. — Wenn Dom Miguel noch nicht in Catalonien st,ů S it doch nicht zu bezweifeln, daß er die Absicht hat, reichlich mit Geld versehen, Genua zu verlassen, und in Cata⸗ lonien zu landen. Dies wird ihm nicht schwer werden, da die Kar ißtssch Partei in jener Provinz, wenn sie sich auch der Kuͤsten noch nicht bemeistect hat, doch zu jeder Zeit eine Diver— sion nach den von Dom Miguel bezeichneten Punkten machen kann, um seine Landung zu decken. Ihre Hauptmacht steht in der Naͤhe von Tortosa. — Palafox wird, wie es heißt, in we— nigen Tagen in Freiheit gesetzt werden. General van Halen wird gleichfalls freigelassen, aber mit der Weisung, Spanien auf immer zu verlassen. Personen von geringerer Bedeutung wer⸗ den gleichfalls aus der Haft entlassen und damit die Verschwo⸗ rung zu Ende seyn. — Die Koͤnigin ist in Rio Frio, um dort
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