1834 / 245 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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ein ausfuͤhrlicher Bericht uͤber den gegenwartigen Zustand des Armenwesens im Allgemeinen und uͤber die moͤglichen Verbesse— rungen verlangt.

Herr O'Connell hat wieder ein sehr langes Schreiben, da— tirt aus Derrynane-Abtei vom 25. August, an das Irlaͤndische Volk erlassen, welches er als das erste einer neuen Reihe solcher Briefe ankuͤndigt, und das folgen dermaßen bezinnt: „Landsleute! Wir sind wieder bei einer großen Krisis in den Angelegenheiten unseres Landes angelangt: es steht wieder einmal in Eurer Macht, einen großen Schritt auf dem Wege der Freiheit vor— mwärts zu thun. Wenn wir mit der ruhigen und besonnenen Kanblatiekeit zu Werke gehen, die uns bei fruheren Gelegen— heiten aluͤcklichen Erfolg verschafft hat, so ist unser Sieg gewiß. Genen wir dagegen der Leidenschaft oder Rachsucht Raum, er— schoͤpfen wir uns in unvernuͤnfti zer Hitze und Erbitterung, so wreen wir den Sieg unseren Feinden in die Hände spielen und den aufkeimenden Hoffnungen unseres Landes einen itoͤdtlichen Schlag versetzen.“ Er erwaͤhnt darauf der in Dublig unter dem Vorsis des Lord Winchilsea gehaltenen protestantischen Ver— ammtung, die er mit allen moglichen Schin pf⸗ und Spott-Na— men b legt, und der er Schuld giebt, daß sie die Aufregung in Jiland von neuem geweckt habe. Als ganz besonders abge— schmackt und abscheulich hebt er folgende von Lors Winchilseg in jener Versammlung aufgestellte Behauptungen herver: „daß nicht der geringste Theil des jetzt im Besitz der protestanti— schen Kirche befindlichen Eigenthums jemals den Katholiken gehort habe, daß die Katholiken sich niemals buͤrgerlicher Frei— heit erfreut hatten, und daß noch niemals ein katholisches Volk fleißig und wohlhabend gewesen sey.“ Er meint, dieser Unsinn wuͤrde gar keiner Erwaͤhnung verdienen, wenn nicht vor auszusehen ware, daß nun auch die Orangistischen Orgien in Ulster wieder beginnen und manche Ermordungen von Katholi— ken aus Bigotterie stattfinden wurden. Um dem Geist des Oran— gismus Widerstand zu leisten, giebt er zweierlei Mittel an, ne— gative und affirmative. Als die ersteren bezeichnet er das Ab— lassen von allen Ruhestoͤrungen und Gewaltthaͤtigkeiten, wobei er wiederum, wie fruͤher schon, einen Jeden, der an den Ver— brechen der Weißfuͤßler irgend einen Antheil nehmen wird, für den größten Verräther an seinem Vaterlande erklart. Was die affirmativen Mittel betrifft, so sagt er, er habe anfangs gedacht, daß man den Orangisten-Logen „Irlaͤndische Logen“ entgegensetzen sollte, und er habe sich schon im Geiste daruͤber gefreut, zu sehen, wie gegen eine jede der ersteren immer zwanzig der letzteren entstehen wurden, aber dann habe er sich erinnert, daß die Orangisten Logen offenbar gesetzwidrige Vereine seyen, und daß sie also nicht nachgeahmt, sondern vielmehr durch die Gesetze unterdruͤckt werden mußten. Er schlaͤgt daher vor, lieber in jeder Irlaͤndischen Grafschaft einen „liberalen Klubb“ nach Art derjenigen, die schon in den Grafschaften Monaghan und Meath bestaͤnden, zu errichten, und, so wie fruͤher in

den katholischen Verein, einen Jeden in, denselben auf⸗ zunehmen, der 1 Shilling monatlich beitraͤgt, und von zwei Mitgliedern empfohlen wird. Er selbst will dann

in Dublin, wie er hofft, noch vor dem Monat November, ei— nen liberalen Haupt-⸗Klubb organtsiren, von dem alle übrige ge— leitet werden sollen. Hierauf erklärt er sich fuͤr einen Anhänger des jetzigen Ministeriums, weil er sich uͤberzeugt habe, daß Ir⸗ lands Interessen init denen der jetzigen Verwaltung identisch seyen, und er spricht den Wunsch aus, daß auch das Irlaͤndische Volk sich so benehmen möͤchte, daß dem Ministerium keine Ver— legenhent bereitet, sondern vielmehr noch großere Stärke verlie⸗ hen würde. Dagegen fordert er das Volk auf, alle seine Kraͤfte Zegen die Orangisten zu richten, da alle Mittel, die man ver— sucht habe, dieselben zu versohnen, erfolglos geblieben seyen. Als Hauptzweck und Grundsatz der sogenannten liberalen Kusbs giebt er demnaͤchst an, daß sie Alles aufbieten muͤßten, un die auf dem Lande veruͤbten Gewaltthaͤtigkeiten zu verhin— dern und zu bestrafen; als den zweiten, daß sie das Gesetz aufs strenaste gegen die Mitglieder der OrangistenLogen in Kraft zu Drin en und deren Verbrechen zur Bestrafung zu ziehen suchen muͤßten; als den dritten, daß sie auf die gesetzliche, friedliche und verfassungsmäßige Abschaffung des Zehnten hinzuwirken, Peti— tionen zu diesem Zveck zu sammeln und den passiven Wider⸗ stand gegen den Zehnten zu vermehren suchen sollten; als den vierten, daß sie alles Mögliche anwenden mußten, um bei den Wahlen echte Freunde Irlands ins Parlament zu bringen, und Is den funften endlich, daß sie die Wiedereinführung eines eige— nen Parlaments in Irland befoͤrdern helfen mußten.

Der Vorsitzende der neulich erwähnten Versammlung der Spanischen Fonkes-Inhaber, Herr Ths. Weeding, erhielt folgen äs Schreiben aus dem auswärtigen Amte vom 26bsten v. M.: „Im Aoftrage von Lord Palmerston melde ich Ihnen den Em⸗ pfang Ihres Schreibens vom 21sten d., worn Sie Seiner Herrlich kent den Dank der Versammlung Spanischer Fonds⸗In⸗ Faber in Londen mittheilen, und Lord Palmerston wuͤnscht, daß Sie den Betreffenden seine beste Erkenntlich keit fuͤr ihre sehr e sreuliche Resolution bezeugen mochten. Ich habe Ih⸗ nen und den andern Inhabern zu versichern, daß es an keiner Bestrev ung von Seiten der Regierung Sr. Majestaͤt fehlen soll, um den gerechten Forderungen der Inhaber die Unter— staͤtzung zu leihen, die unter den besondern Umstaͤnden, deren Lord P. in der Unterredzang erwähnt, welche er mit der Depu— tation zu halten die Ehre gehabt, angemessener Weise gegeben werden kann, und er tragt mir auf, hinzuzufuͤgen, daß er einen besondern Courier nach Madrid mit den Denkschriften absenden wird, welche Sie ihm jetzt übermacht haben, und daß er dem. gemäß dem Herrn Villiers Instructionen ertheilen wird. Ich hin n n,, ,

An der gestrigen Boͤrse ging die Rede, daß ein Wechsel der Lissaboner Bank auf ein hiesiges großes Handelshaus, zum Be⸗ traje von 40,900 Pfund, der der Bank don England zur Dis⸗ kontirung vorgelegt wurde, von dieser zurückgewiesen worden sey, bloß um dir Ausfuhr von Contanten Schranken zu setzen. Im Pabl-kum glaubt man aber, daß dieser Zweck damit nicht er⸗ reicht und die Diskontirung anderwaͤrts leicht bewerkstelligt wer⸗ den duͤrfte.

Das allgemein geachtete alte Handelshaus der Gebruͤder Hicks zu Eastington in der Grafschaft Gloucester, das seit ä0 Ja)ren besteht und einen sehr ausgedehnten Wollhandel trieb, Fat sich fuͤr bankerott erklaren muͤssen, eine Nachricht, die unter der hiesigen Kaufmannschaft großes Bedauern erregte; die Passiva desseiben sollen sich auf 8) 90,0060 Pfund belaufen. Heute Nachmittag versammelten sich seine hiesigen Glaͤubiger im Hause Dis Anwalis Herrn Heathcote, um sich uͤber die von ihnen zu nehmenden Maßregeln zu berathen. Es soll beschlossen worden yn, drei der Gläubiger nach Eastington zu senden, um die naͤ⸗ heren Umstaͤnde des Bankerotts zu untersuchen. Uebrigens ist der Wollhandel dadurch nur wenig gehemmt worden.

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Der Admiral der weißen Flagge, Herr George Palmer, ist am Schlagflusse gestorben.

Lord John Hay, der Commandeur der Fregatte „Castor“, ist gefaͤnglich eingezogen worden und soll vor ein Kriegs-Gericht gestellt werden.

Der Capitain des Dampfschiffes „Star“ wurde dieser Tage

von der Themsen Polizei zu der reglementsmaͤßigen Sirase von 5 Pfund verurtheilt, weil er zwischen der London-Bruͤcke und dem Lime-House schneller gefahren war, als nach dem gesetzlich bestimmten Verhältniß von 5 Meilen in einer Stunde. Man hält diese Gelbstrafe fuͤr Capitains oder Maschinenmeister, die jenes Gesetz uͤberschreiten, nicht fuͤr hoch genug.

Ein trauriger Ungluͤcksfall ereignete sich am 23sten v. M. bei Dover. Die Fregatte „Castor“, Capt. Lord John Hay, welche der Koͤnigin zur Eskorte bei ihrer Ruͤckkunft von Hol— land gedient hatte, war von Sheerneß nach Portsmouth beor— bert worden und segelte dahin am Morgen des 27sten zwischen 5 und 6 Uhr ab; durch irgend ein Versehen stieß die Fregatte auf den Regierungs-Kutter „Camaͤleon“, Lieut. Pratbent, der dort vor Anker lag, und zwar mit solcher Gewalt, daß er so— gleich untersank; von der aus 17 Mann bestehenden Besatzung sind nur 2 Matrosen und 2 Jungen gerettet worden.

Eine Anzeige bei Lloyds von Seiten des Departements der auswaͤrtigen Angelegenheiten besagt, daß, der Asiatischen Cholera wegen, Schiffe, welche aus den Haͤfen an der Themse und wei— ter bis nach Spithead und Portsmouth hin in den Roͤmischen Staaten anlangen, einer Quarantaine von 14 Tagen unterwor— fen werden sollen; die Waaren, welche dieselben uͤberbringen, un— terliegen einer 2Itäͤgigen Reinigung im Lazareth.

Dem Sir Robert Grant, dem bekannten Verfechter der Emancipation der Israeliten, welcher zum Gouverneur von Bom— bay ernannt ist, haben mehrere Englische Juden, an deren Spitze sich die Herren Goldschmidt und Rothschild befinden, eine präch— tige silberne Vase als Zeichen ihrer Dankbarkeit fuͤr seine Be— muͤhungen zu Gunsten ihrer Glaubensgenossen uͤberreicht.

Am 27sten v. M., um 10) Uhr Abends, wurde in Chiche— ster, zum vierten Male seit kurzer Zeit, ein ziemlich starker Erd— stoß verspuͤrt, der drei bis vier Sekunden anhielt. Schaden ver— ursachte er nicht. Auch in Goodwood und Arundel aͤußerte sich dasselbe Phaͤnomen, doch nicht in so starkem Maße.

Aus allen Gegenden des Landes gehen die erfreulichsten Nachrichten uͤber die diesjaͤhrige Aerndte ein; zwar ist sie der Quantitaͤt nach nicht so gut ausgefallen, wie in einigen der letz— ten Jahre; aber die Qualitaͤt des Getraides ist ausgezeichnet. In Großbritanien thut ein trockner Sommer der Aernde selten Schaden; feuchte Jahre sind ihr hier bei weitem gefaͤhrlicher.

Der diesjährige Weizen ist der Qualität nach so verschieden, daß der Preis desselben auf dem Markte zu Uxbridge schon von Il bis 56 Schilling fuͤr den Quarter variirte.

In Barbadoes haben einige Differenzen zwischen dem Gouverneur und der Kolonial Versammlung in Betreff einer neuen Polizei -Bill stattgefunden, und das Haus ist von Erste— rem bis zum 22. Juli vertagt worden; man hoffte indeß, daß der Zwist ohne Schwierigkeiten beigelegt werden wuͤrde.

Die neuesten Nachrichten aus Hayti schildern den Zustand dieser Stadt als sehr im Sinken. Von der fruͤher 60,060 star— ken Einwohnerzahl sind kaum noch 5600 uͤbrig, mit Einschluß der dort stationirten Truppen. Von den vielen prachtvollen Ge— bäuden, welche es dort giebt, fallen die meisten in Trummer, sogar die Straßen werden nicht gehoͤrig unterhalten.

Berichte aus Rio Janeiro von 21. Juni melden, daß das Gesetz, welches die Verbannung des Dom Pedro aus Bra— silien ausspricht, von dem Senate verworfen worden ist. Ue— brigens war Alles ruhig im Lande und die Aerndte von Taback und andern Gegenstaͤnden sehr reichlich ausgefallen.

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Aus dem Haag, 29. August. Gestern Abend haben Ihre Koͤnigl. Hoheiten die Prinzessinnen Friedrich der Nieder— lande und Albrecht von Preußen das Hollandische Theater mit ihrer Gegenwart beehrt.

In dem Fort Lillo hat am 2lsten d. eine Veraͤnderung der Besatzung staitgefunden. Der Geburtstag des Königs wurde dort im Angesichte der Belgier recht glaͤnzend gefeiert.

Das Handelsblad meldet aus Bahonne vom 22. d. M., daß der junge Cholin, ein Karlistischer Parteigänger, dessen Vater ein Freund von Mina gewesen, zu Mondagavia 19 Peseteros mit ihren Pferden zu Gefangenen gemacht habe. In Pampe— lona und Vittoria soll unter den Christinos der Mangel an Le— bensmitteln sehr groß seyn und namentlich soll es an dem erst, genannten Orte seit laͤngerer Zeit schon an Fleisch fehlen.

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Bruͤssel, 29. August. Die Reparatur-A Arbeiten an der St. Gudula -Kirche hierselbst, bekanntlich eines der aͤltesten und schoͤnsten Gothischen Bau⸗Denkmale, haben sowohl im Innern als am Aeußern des Gebaͤudes unter der Leitung einer eigenen Com— mission begonnen. Ein Theil der prächtigen Glasmalereien wird ven dem Maler Caprannier restaurirt, und soll diese Arbeit be— reits zu den September-Festlichkeiten beendigt seyn.

Herr Snäts, Direktor der Handels-Abtheilung des Mini— steriums des Innern, und Mitglied der zur Abschließung eines Handels Trakiates mit Frankreich eingesetzten Kommission, ist ge— stern, mit Instructionen und der Belgischer Seits in Vorschlag zu bringenden Basis der Unterhandlungen versehen, nach Paris abgereist. Der Praͤsident der Kommission, Herr von Meule— naere, wird wahrscheinlich durch sein neues Amt (er ist bekannt— lich Minister der auswärtigen Angelegenheiten geworden) daran verhindert werden, nach Paris zu gehen.

Der Minister des Innern soll sich jetzt eifrig mit dem Pro— jekt beschäftigen, eine Akademie der Kuͤnste fuͤr Belgien in Bruͤs— sel einzurichten.

Der Magistrat von Antwerpen hat fuͤr die Feier der bevor— stehenden September⸗Festlichkeiten die Summe von 6000 Franken ausgesetzt.

Deut schl an d.

Ham burg, 1. Sept. Der Köoͤniglich Preußische Gesandte bei mehreren Norddeutschen Hoͤfen und freien Staͤdten, Herr von Haͤnlein, ist von seiner Badereise hierher zuruͤckgekehrt.

w Wäien, 28. August. Reschid Bey Efendi, Gesandter der hohen Pforte bei Sr. Maj. dem Koͤnige der Franzosen, ist aus Konstantinopel hier eingetroffen.

Linz, 25. August. Am 20sten d. M. sind Se. Königliche Hoheit der Herzog von Modena nebst Gemahlin und Kindern,

Hoheit der Erzherzog Maximilian von Este aus Ebenz weler hier eingetroffen. Am 22sten erfolgte auch die Ankunft des un— ter dem Namen eines Grafen von Werdenfels reisenden Kron— Nachdem saͤmmtliche hohe Herrschaften die hiesigen Sehenswuͤrdigkeiten in Augenschein genommen, sind selbige, mit Ausnahme des Erzherzogs Maximilian von Este, am 23sten von hier abgereist, und zwar die Kurfuͤrstin von Bayern nach Munchen, der Modenesische Hof jedoch und der Kronprinz von Bayern nach Wien (wo dieselben bereits einge—

troffen sind).

prinzen von Bayern.

Spanien.

Madrid, 19. August. In der gestrigen Sitzung der Proceres⸗-Kammer wurden an die Stelle der Bischoͤfe von Val— ladolid und Burgos, die sich unter dem Vorwande, daß die Cho— lera in ihren Dioͤcesen ausgebrochen sey, zuruͤckgezogen haben, te Bischoͤfe von Majorka und Cordova zu Mitgliedern der Kom— mission ernannt, die sich mit der Pruͤfung des der Kammer vor, gelegten Gesetz Entwurfes, wodurch Don Carlos von der Thron, folge ausgeschlossen wind, zu beschaͤftigen hat.

Die heutige Hof-Zeitung enthaͤlt eine Koͤnigl. Verord,

nung, durch welche Don Jose Valera, Marquis de la Paniega, an die Stelle des Marquis von Viluma, der eine andere Be— stimmung erhalten hat, zum CivilGouverneur der Provinz Cor—, dova ernannt wird.

Aus eben diesem Blatte geht hervor, daß sich Ihre Ma— jestaͤt die verwittwete Königin und ihre Tochter Donna Isabella im besten Wohlseyn zu St. Ildefonfo befinden.

Die Hof-Zeitung vom 1tzten enthält den Bericht des See⸗Ministers Don J. Vasquez Figueroa an die Cortes über den Zustand der Spanischen Marine. Der Minister beginnt damit, darzuthun, mit welchem Widerstreben er die Verwaltung eines ganzlich zerruͤtteten Departements uͤbernommen habe, das noch mehr zerruͤttet sey, als es der verfallene Zustand des Rei— ches selbst hätte erwarten lassen. Er zeigt, daß die Kuͤsten, we— gen Mangel einer Seemacht, den Einfaͤllen der Afrikanischen Seeraͤuber ausgesetzt seyen, und schreibt den Verlust der Ameri— kanischen Provinzen derselben Ursache zu, namlich dem Verfall der Spanischen Marine. Die Ereignisse des Krieges von 186 bis 1814, die Vercheidigung von Cadix, die Schlachten von Chiclana und Albuhera zeigten den großen Nutzen einer Ses, macht, sey sie auch noch so unbedeutend; dennoch besitze Spanien setzt nur zwei und zwanzig Segel, obgleich es im Jahre 1818, als er (der Minister Figueroa) zum zweitenmale Minister war, fuͤnf und sechzig besessen haͤtte. Der Bericht erwahnt dann des Versuches im Jahre 1818, die Flotte durch den Ankauf von acht Russischen Schiffen zu ergaͤnzen, die indeß auch zu Grunde gegangen waͤren, ohne mehr als die uͤbrigen zu nuͤtzen. Das Wun— derbarste bei diesem schnellen und unabwendbaren Verfall sch, daß jeder Zweig der offentlichen Wohlfahrt waͤhrend dieser Pe— riode sich vermehrt habe, selbst mitten in dem Ungluͤck der Na— tion haͤtten der Ackerbau, die Bevoͤlkerung und die Einkuͤnfte zugenommen, die Marine allein zeige Symptome des aͤußersten Verfalls. Der Minister las dann einen traurigen Bericht uͤber die Unvollstaͤndigkeit und den Verfall der Arsenale und den Mangel der noͤthigsten, zur Ausruͤstung eines Schiffes erforder lichen Dinge, uͤber den Mangel an See-⸗Offizieren, Matrosen, Schiffbauern und aller Klassen von Seeleuten. Man gebe den Mangel an Fonds als die eigentliche Ursache dieses gänzlichen Verfalles an. Die gaͤnzliche Vernachlässigung der Marine erhelle zur Genuͤge daraus, daß bis zum Jahre 1828 der Staat mit der Summe von 300 Mill. Realen ruͤckständig geblieben sey, die auf die Marine haͤtten verwendet werden sollen. Die Seemacht Spa— niens bestehe jetzt aus folgenden Schiffen: Zwei Schiffe von 7 Kanonen, der, Guerrero“ und „Soberano“, ersteres 1755, letzteres 1771 erbaut, seyen mit dem „Heroe“ von 88 Kanonen dem Feinde abgenommen worden und von geringem Werth; vier Fregatten, von 40 bis 50 Kanonen, deren eine, die „Restauracion“, im Jahre 1826 vom Stapel gelaufen; eine andere, die „Perle“, 1789 gebaut. Drei Korvetten, zwei von 34 und eine von 2 Kanonen. Sieben Brigantinen, drei von 22 Kanonen und vier von 20, 16, 14 und 5 Kanonen. Acht Schooner. Der heran sey im PVegyiff, den Heroe! in Fhßg n ersetzen, so daß der „Guerrero“ fuͤr den Dienst zu Hause ausgeruͤstet werden muͤsse. Die drei Arsenale Spa— niens seyen zu Caracca, Ferrol und Carthagena, und be— durften sämmtlich der Reparaiur, was etwa 3,422,799 Realen kosten wurde, das zu Havana nicht mitgerechnet. Es gebe 615 See-Offiziere, wovon 300 außer Dienst seyen, Alle aber kein Gehalt erhielten. Das Koͤnigliche Corps der Marine Artillerie habe 241 Offiziere, von denen einige zu entlassenen Bataillonen der Land-Artillerie und Infanterie gehoͤrten. Das Corps der Piloten zahle 80 Mann, der Schiffbauer 30, Wundaͤrzte 60 und der Civildienst 297 Mann. Die Kosten auf allen Europaäischen

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uͤberzeugt habe, wenig geleistet werde.

Madrid, 19. August. (Morning Herald.) Kaum hatte ich am vorigen Sonntag meiné Briefe geschlossen, als die Straßen von Madrid ein Ansehen von Unruhe gewannen, wel— ches, da es gegen die Gewohnheit des Volkes ist, große Bestuͤr— zung verursachte; ich sah jedoch keinen Grund zu weiterer Beun— ruhigung, indem ich wohl wußte, daß vorbereitete Ereignisse sel— ten oder nie hier stattfinden. Ein Soldat von dem Regimente „Princeza“, der uͤberführt war, an der Ermordung der Moͤnche am 17. und 18. Juli Theil genommen zu haben, sollte am fol— genden Tage hingerichtet werden, und seine Kameraden, so wie die Urbanos (Stadt-Milizen) glaubten, die Regierung habe, nach— dem sie dem in eine Karlistische Verschwoͤrung verwickelten Lot—

sen Soldaten hinrichten zu lassen, der ein wohlbekannter Patriot

mit dem Altarkelche in die benachbarte Schenke gegangen sey, um seinen Wein daraus zu trinken, und sich dessen zu ruͤhmen, was er bereits gethan habe und noch thun wolle. Die Urbanos

sich dann in Gruppen, wahrend sie heftige Reden ten und drohten, die Koͤnigin, die Minister und die Garden zu siuͤrzen, mit dem Regimente „Princeza“ gje— meinsame Sache zu machen, den Soldaten zu befreien, und dann aus ihrer Mitte eine Regierung einzusetzen. Ich glaube, daß hierbei nur die ungebildetere Klasse der Urba— nos betheiligt gewesen ist, denn es sind sehr achtungswerthe Maͤnner in diesem Corps, die ihre Pflicht als Buͤrger⸗Soldaten 9 gut kennen, um sich in dergleichen thoͤrichte Handlungen oder Verbrechen einzulassen. Ich weiß nicht, welches die Folgen ge— wesen seyn wuͤrden, wenn die Minister ihrer eigenen Ungeschick—

ferner die verwittwete Kurfuͤrstin von Bayern und Se. Koͤnigl.

Meeren belaufen sich auf 36,552, 550 Realen, wofuͤr, wie er sich

terie⸗Direktor Estefani das Leben geschenkt, nicht das Recht, die⸗

sey, der bloß einen oder zwei Moͤnche erschlagen habe, und nut

fingen an, sich in den Straßen zu versammeln und vertheilten fuuͤhr⸗

lichkeit uͤberlassen gewesen waren; aber zum Gluͤck fuͤr die Ruhe von Madrid war Quesada interimistischer General-Capitain, und

obgleich er ein schlechter General ist, so ist er doch un vergleich lich im Unterhandeln mit dem Volke und den genauen Maßstab fuͤr seine militairischen Talente giebt die Unterdrückung eines kur⸗ zen Aufstandes. Bei der ersten Nachricht von diesem Laͤrm ent— fernte er das Regiment „Princeza“ aus Madrid und gab. dann den Militair⸗-Kommandanten so bestimmte Befehle, daß die Re⸗ volutionnaire, wenn sie irgend einen Schritt gethan, es wuͤrden theuer haben bezahlen muͤssen. Der Tagesbefehl, den ich gelesen, feutete dahin, wenn eine Gruppe von Personen Gewalt zu brau— chen drohe und auf die an sie ergangene Aufforderung nicht aus— einander gehe, so solle sie mit dem Bajonet angegriffen und, im Falle des Widerstandes, Feuer auf sie gegeben werden; ferner daß, nachdem die Urbanos durch die Trommel zu den Waffen gerufen, diejenigen Mitglieder dieses Corps, wel— che noch herumstreiften, verhaftet und wenn sie etwa sich wider⸗ setzen wollten, gleich anderen Unruhestiftern erschossen werden sollten. Die ganze Garnison war unter Waffen, und die Artil⸗ serie und Kavallerie in Bereitschaft gehalten, und wenn eine ein— zige gewaltthaäͤtige Handlung begangen ware, so hätten die Re⸗ Holuttonnaire und die Urbanos bald gefunden, daß sie es mit einem Mächtigeren zu thun haben. Die Kunde von den erlas— senen Befehlen verbreitete sich bald in Madrid, und da Quesada als ein Mann bekannt ist, der nicht mit sich scherzen läßt, so war es erstaunlich, wie schnell der Eifer der Urbanos sich legte und ihre kriegerische Hitze verrauchte. Im Laufe weniger Stunden begaben sie sich saͤmmtlich in ihre Wohnungen und statt das Ge⸗ faͤngniß zu erbrechen und eine neue Regierung einzusetzen, be— fanden sie sich am Abend im Pardo. Nicht eine einzige Stoͤ— rung fand am Sonntage statt und die Execution wurde eine Stunde fruͤher als gewohnlich vollzogen, so daß nur sehr we—

nige Personen bei der Hinrichtung gegenwaͤrtig waren, und dieses Ereigniß, von dem man so viel gefuͤrch— tet hatte, ging, fast ohne bemerkt zu werden, voruͤber.

Die Finanz⸗Kommission hat noch nichts entschieden. Es werden taglich Zeugen verhoͤrt und Dokumente gepruͤft und Toreno sieht ein, daß er sich nicht in den Haͤnden von Freunden befindet. Der Ausschuß ist anti-Franzoͤsisch und es sollte mich nicht uͤber— raschen, wenn er ein noch ungerechteres Verfahren befolgt, als das in Bezug auf die perpetuelle Rente vorgeschlagene. Die Wirkung, welche der Plan Toreno's in London und Paris her— vorbringt, wird bestimmt auf die Entscheidung des Ausschusses Einfluß haben. .

Konstantinopel, 6 August. Das neueste Blatt der Tuürkischen Zeitung (Tekwimi Wekaji) vom 29. Rebi— Elewwel meldet die Ernennung Namik-⸗Pascha's zum außeror— dentlichen Gesandten in London in nachstehender Weise: „In einem der vorigen Blätter haben wir gemeldet, daß Mustafa Reschid Dey Efendi zur Befestigung des freundschaftlichen Ver— nehmens Gesandter am Franzoͤsischen Hofe geworden sey. Da nun des Großherrn gnaͤdiger Wille ist, daß an den mit der ho— hen Pforte eben so eng befreundeten Englischen Hofe gleichfalls ein Gesandter abgehe, so haben Se. Hoh. den schon fruͤher in dieser Eigenschaft in London gewesenen und seitdem wieder heim— gekehrten zweiten Mirlewa (General) von den Mirlewa's der Garden, den hochbegluͤckten Namik Pascha, zum zweitenmal mit dieser Wuͤrde bekleidet. Derselbe wird in diesen Tagen seine Reise antreten.“

In derselben Zeitung liest man: „Nach alter Gewohn— heit wird der Geburtstag des Propheten (Milad) mit Gottes— dienst und Vorlesung in der Moschee gefeiert. Als nun die frohe Zeit der erhabenen Geburt zur allgemeinen Kunde gelangt und der zwoͤlfte Tag des gegenwärtigen Monats Rebi-Elewwel, ein gesegneter Sabbat-Tag, herangekommen war, begaben sich saͤmmtliche Groß-Wuͤrdenträger und Ulema's nach der Moschee des hoͤchstseligen Sultans Ahmed des Ersten dem die Erde wohlthue welche erhabene Moschee der Sultan, unser Herr, zur Feier des Tages erkoren hatte. Wahrend nun die Magna— ten der Ankunft Sr. Hoheit entgegenharrten, fuhr der Sultan auf seiner herrlich geschmuͤckten Gondel aus dem Ufer „Serai— Istauros“ nach dem Serai von Topkapu (des Kanonenthors). Die obenerwähnten Wesire, welche das Gluͤck haben, an Fest— und Feiertagen dem Kaiserlichen Steigbuͤgel nahe zu seyn, der Seriasker, der Pascha-Schwiegersohn (Chalil), der Kapudan— Pascha und Ferik⸗-Pascha, fuͤhrten den Zug an. Zu beiden Sei— ten der Koͤnigsstraße (Scharah) machten die Truppen Front und schaarten sich die im Schatten der Großherrlichen Gnade leben— den ubrigen Bewohner Konstantinopels. Als der erlauchte Herr— scher erschien, ging der Zug vorwaͤrts. In der Moschee ange— langt, begruͤßte der Sultan aus dem Fenster derselben das drau— ßen versammelte Volk mit huldreichen Blicken. Nachdem Se. Hoheit die Predigt und die Vorlesung sammt Segensspruch an— gehoͤrt und Ehren -Kaftans nebst andern Geschenken ausgetheilt hatten, geruhten Hochdieselben, die Versammlung aufzuloͤsen (wortlich: machten derselben ein moschus-duftendes Ende).“

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ö , Gaͤste von nah und fern sind herbeigekommen, um sich im mu— sikalischen Schauspiel dieser Buͤhne sehen und hoͤren zu lassen. Der Gast aus der Naͤhe ist Mad. Schodel. Das Wort Gastin will uns schlechterdings nicht in die Feder; zwar ist nach Deutschemin Idiom die Kunst generis feminini, aber nicht ver Kunstgeist, und ohne hierbei an die Frage zu denken, ob die Henne oder das Ei eher sey, wird man doch wohl einraͤumen, daß ohne Kunstgeist niemals eine Lunst moͤglich gewesen seyn kann. Auch die Musen, die freilich als Frauen gebildet, werden, machen dagegen keinen Einwand; denn wer hat sie also gebildet? Die Alten, die aͤltesten Alten, die mythischen, die, wie die Goͤtter, Gesetze gegeben haben, nach deren Grund man nicht fragen muß. Aber wenn man einmal vorwitzig fragen wollte, mußte man sich doch mit der Antwort, daß die Mujen Toͤchter des allvermdͤgenden Zeus und des Gedaͤchtnissez sind, vollkommen be— gnugen; die Mutter (das Gedaͤchtniß) ist bei den Musen das Heringste; Erfindung ist ihr Recht und ihr Gebiet, und da das Gedaͤchtniß nichts erfindet, von wem anders als vom Vater koͤnnten sie die Gabe zu erfinden bekommen haben. Man hat also gar nicht unrecht, wenn man die Gunst der Musen nicht als ein Mut⸗ tergut, sondern als ein Vatergut ansieht. Genug, um wieder zur Sache, vom Allgemeinen zum Besonderen, oder, wenn man lieber will, vom Großen zum Kleinen zu kommen. Der Gast, Ma— dame Schodel, ist jedem Theaterfreunde, der nicht bloß diesseits der Köͤnigsbruͤcke, sondern auch jenseits derselben nach den scenischen Freuden laͤuft, wohlbekannt, und Allen, denen sie wirklich, nicht obenhin, wohlbekannt ist, werden auch in ihrer ersten Erscheinung auf der Koͤniglichen Buͤhne das wohlbekannte Schaͤtzbare wiederge— funden haben, aber, wenn sie ein Bild der Pamina in der Zauberflöte, wie es unsers Erachtens seyn muß und nicht anders seyn kann, im Kopfe mithrachten, dies Bild nicht wiedergefunden haben. Ja, wenn Paming eine sentimentale oder gar uͤbersentimentale Theater⸗

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nen, die sie schon sonst, wie denen, die sie zum erstenmale gesehen und gehört haben. Aber unsers Erachtens ist Pamina keincsweges ein modernes sentimentales, sondern ein rein kindliches, im besten Sinne des Worts, naives Naturkind, dem alles (Gemachte fremd ist und dem selbst der allerdings vorher wohleingeübte Ge— sang wie von selbst aus freier Brust fließen muß. Unsere Buͤhne besitzt gegenwaͤrtig in Dlle. Grünbaum eine solche Pamina, die das, was in der Vorschule zur Kunst wohlgelernt und geübt seyn muß, wohlgelernt hat, aber in den Vorhallen es zuruͤcklaßt und in der Scene nur das schoͤne Wesen zeigt, bei dem Alles, auch das muͤhsam Gelernte, wie freie Gabe der Natur erscheint. Mad. Devrient ausgenommen, als sie vor eilf Fahren zum erstenmale als Wilhelmine Schroder unsere Buͤhne betrat, erinnert sich Ref., der schon der ersten Vorstellung der Zauberssbͤte in Berlin beigewohnt, keiner Pamina, die so sein Ideal zu verkoͤrpern und zu beseelen ge— wußt hat, als Dlle. Grünbaum. Die Gaͤste aus der Ferne be⸗ treffend, so koͤnnen wir uns in unserem summarischen Berichte sehr kurz fassen. Herr Poöͤck, vom Theater zu Prag, erwies sich gleich in seiner ersten Erscheinung als Figaro in Barbier von Sevilla nach der Rossinischen Musik nicht nur als der Barpßiers di quäsita, wie er, was man auch gegen den richtigen Weg Rossini's mit Recht einzuwenden haben mag, dem geistreichen Schöpfer desseiben vor— geschwebt haben muß, sondern auch als ein in allem Hetracht merkwuͤr⸗ diges Individuum; und eine tuͤchtige Individualität ist immer mehr werth, als was nach allgemeinen Geschmacksregeln geformt worden. Die Volubilitaͤt seiner Zunge haͤlt mit der Kunstfertigkeit seines Gesanges gleichen Schritt; die ungemeine Lebendigkeit, die aäͤußer— lich waltet, kommt sichtlich aus dem eigenen kräftigen Innern her— aus, und Alles, was er in Spiel und Gesang thut, scheint nur ein freier Ausfluß einer nicht gemeinen Natur. Dabei mogen Fehler gegen die Regel mitunterlaufen, die lassen sich verbessern; einem so reichen Talent wird es nicht schaden, hier und da einmal weniger zu thun, einer so maͤchtigen Natur wird es ein Leichtes seyn, sich hier und da . maͤßigen und der ungemeinen Kraft auch die A nmurh zu verleihen. In aller Kunst ist das Erste und Letzte ein gluͤckliches Naturell; die Kunst muß sich desselben bemächtigen, aber nicht seine Graͤnzen uͤberschreiten; Alles, was es in der Mitte lernt, muß das Naturell nur reinigen und laͤutern; dann giebt sich die An⸗ muth von selber; doch immer muß das Bedruͤckende dem Anmuthigen vorgehen, nur aus vollendeter Kunst, sagt unser Dichter-Meister, blicket die Anmuth hervor. Das Raͤmliche, nur nach Beschaffenheit der Rolle modifizirt, muͤssen wir von den bisher geleisteten andern Rollen des ehrenwerthen Gastes, dem Don Juan und dem Mahomet in der „Belagerung von Ko— rinth“ gussagen. Ueber Demois. Luer, ebenfalls ein Gast des Prager Theaters, koͤnnen wir unfer Urtheil noch kuͤrzer dahin zu⸗ sammendraͤngen, daß sie sich sowohl in der Desdemona in „Othello“ als in der Donna Anna in „Don Juan“ und Pamyra in der „Be⸗ lagerung von Korinth“ als eine mit einer zwar nicht starken und in allen Tonen wohllautenden, aber fleißig geübten und im Geschmack der Italiaͤnischen Manier in musikalischen Figuren und Coloraturen gewandten Saͤngerin erwiesen hat Von einer innern kraͤftigen Faͤ⸗ higkeit zu dramatischer Darstellung, ja auch nur von einer Rei— gung dazu, haben wir wenig oder nichts vernommen; aber es giebt Leute genug, die mit einer solchen musikalischen Faͤhigkeit vollkom⸗— men zufrieden sind, ja nichts Anderes zum Ohrenschmaus begehren.

Kunst-Nachrichten.

Verzeichniß der antiken Denkmaͤler im Antiquarium des Koͤ⸗ nigl. Museums zu Berlin. Erste Abtheilung: Gallerie der Vasen. Entworsen von Konrad Levezow, Direktor des Antiquariums des Koͤnigl. Museums 2c. Mit 24 Kupfertafeln. Berlin, in der Druckerei der Koͤnigl. Aka— demie. 1834.

Die Gallerie der antiken Gefaͤße im Antiquarium des Königl. Museums, welche durch die Huld Sr. Majesfaͤt des Königs so reich mit Monumenten jeder Art und Herkunft ausgestattet ist, daß sie in mehr als einer Beziehung selbst vor den reichen Sammlungen Ita— liens den Vorrang behauptet, war dem Kenner des Alterthums schon laͤngst durch die Untersuchungen bekannt, welche ausgezeich⸗ nete Forscher, wie Boͤckh, Hirt, Welcker, Ottfried Muller, Gerhard und Andere theils einzelnen Monumenten derselben, theils den Ge— fäßen von Vulei uͤberhaupt, deren die Königl. Sammlung eine aus— gewaͤhlte Anzahl darbietet, gewidmet haben. Indessen fehlte es bis— her noch an einer leitenden Anweisung, durch welche sowohl dem hiesigen Freunde antiker Kunst die üebersicht und Benutzung der mehr als anderthalb Tausend Monumente enthaltenden Gallerie erleichtert, als auch dem auslaͤndischen Forscher der Gesammt⸗In⸗ halt derselben durch moͤglichst genaue Angabe der Bedeutung, Form, Große, Fabrik und des Fundorts jedes Denkmals mittheilbar würde. Beiden Beduͤrfnissen wird durch das eben so ausfuͤhrliche als leicht überschauliche Verzeichniß des Herrn Prof. Levezow vollkommen ent— sprochen, und somit dem nahen wie dem sernen Alterthumsfreunde eine reiche Quelle zu mannigfachem Studium und Genusse erdffnet.

Indem wir uns nun eine genauere Darlegung des in diesem Werke

Geleisteten an einem angemesseneren Orte vorbehalten, koͤnnen wir jedoch nicht umhin, auch hier schon beipflichtend auf die Grundsaͤtze aufmerksam zu machen, welche der Herr Verfasser sowohl bei der Anordnung der Monumente wie bei der Erklärung und Beschrei⸗ bung derselben festgehalten hat. Obgleich naͤmlich in Hinsicht der ersteren das gegebene Lokal und die geschmackvolle Einrichtung des Ganzen mehr als eine Schwierigkeit darboten, ist es dennoch durch eine weise Benutzung des Raumes moglich geworden, die Monu— mente vorzugsweise nach ihren verschiedenen Stylen aufzustellen. So durchwandelt denn hier im kleinen Raume der Beschauer fast alle Epochen Hellenischer Kunst, so weit uns dieselben in den ein— fachen Malereien der Tdpfer erkennbar sind; und selbst dem unge— übten, in der Regel nur nach Anmuth suchenden Auge des Lieb— habers wird in diesen zusammenhaͤngenden und sich einander vorbe⸗ reitenden Folgen von Denkmaͤlern die Bedeutsamkeit der Gefaͤße all' egigiana, der Zeugen aͤltester Kunstuͤbung, wie der spaͤteren Apu⸗ lischen und Lucanischen, neben den strengen Gestalten des hiera— tischen und der ernsten Schönheit des vollendeten Styls, anschau— lich und interessant. Wie aber der Herr Verfasser bei der Anord—⸗ nung der Monumente einer Vermischung des üngleichartigen moͤg— lichst vorbeugte, so hat er in der Erklaͤrung und Beschreibung der Gefäße alles von der Hand gewiesen, was eine besonnene Kritik bis jetzt noch nicht als probehaltig erkennen konnte.

Wir finden demnach bei einer nicht geringen Anzahl von Mo— numenten, und namentlich von Lucanischer und Apulischer Herkunft, statt einer mehr oder weniger hypothetischen Deutung eine genaue Beschreibung des Dargestellten, und dies nicht selten mit Hinwei— sung auf manchen conventionellen Zug, welcher den antiken Vasen— Malern durch die Beschraͤnktheit des Raumes wie der Mittel ge— boten war. Auf diese Weise erhaͤlt das noch ungeuͤbte Auge des Schaguenden eine sehr wuͤnschenswerthe Anleitung, den oft nur mit wenigen Linien angedeuteten Gedanken des antiken Kuͤnstlers vor der Hand nur erst vichtig zu sehen, was, wie jeder Kenner ein— r wird, hei Gegenstaͤnden antiker Kunst, zumal in einem ver— haäͤltnißmaͤßig bisher so wenig durchforschten Zweige derselben, kei⸗ nesweges immer so leicht ist. Ebenso hat der Herr Verfasser, statt die uͤberaus mannigfaltigen Formen der Gefäße mit den hoöͤchst problematischen antiken oder den völlig ungenügenden Italtäni— schen Namen zu bezeichnen, es vorgezogen, bei jedem BSenkmale auf die entsprechende Nummer der beigefuͤgten siebenzehn Tafeln zu verweisen, welche nicht weniger als dreihündert und fünfzig Va— sen⸗Formen im verkleinerten Maßstabe enthalten: ein Verfahren, welches in der That, so wie die genauen Copien der Vasen-In— schriften, die wir auf sieben Tafeln finden, sicherer als jede Nomen⸗

elatur die Anschauung und Beurtheilung der Gefaͤße erleichtert, zu⸗

Liebhaberin ware, dann haͤtte sie vollauf Genuͤge gethan allen de—⸗ mal

mal hiermit die genauesten Angaben über Große, Fabrik und Fundort, so wie uͤber die gelehrten Bearbeitungen jedes einzelnen Monumentes verbunden sind ; Diese Andeutungen moͤgen vor der Hand genügen, um den Kenner wie den Liebhaber antiker Kunst auf ein Werk aufmäerksam zu machen, welches den wuͤrdigsten Arbeiten ahnlicher Art vollkem— men gleich steht, und wahrscheinlich nicht wenig beitragen wird, den seit einigen Jahrzehnden so mannigfach angeregten Sinn für antike Vasen⸗Malerei auch bei uns einheimischer zu machen, als er es bisher gewesen zu seyn scheint.

J. A. 1.

Meteorologische Beobachtung.

1834. Morgens Nach mitt. / Abends Nach einmaliger 2 Septbr. 6 uhr. 2 niht. 10 uhr. Beobachtung. Luftdruck. 338,23 Par. 337, 9 8 ar. 337, 1. Par. Quellwärme 9, 28 R. Luftwäͤrme 13,2 R. 19,7 4 R. 15,0 R. Fiußwarme 17, R. Thaupunkt 12, R. 12,5 R. 12,73 R. Bodenwärme 15,6 3 R. Dunstsaͤttg 95 Ct. 56 pCt. Sz pCt. Ausdünst. 0, 12 1 Rh Wetter heiter. heiter. halbheiter. Niederschlag O 223 Rh Wind ..... SB. SW. SW. Machts darauf um A uhr Wolkenzug SW. Gewitterregen.

Auswärtige Börsen. Amsterdam, 29. August. Niederl. wirkl. Schuld 81 53 do. 97. Ausg. Sehuld Kaux- Bill. 21 4. A3 Amort. 89. 318 71. Runs. (v. 1831) 961. Preunz. Erämien- Scheine 101. do. A8§8 Anl. 7 Gesterr. 97

dz Span. 355. 33 25 Antwerpen, 28. August. 38 217. Zinsl. 95. Cortes. 33. Hamburg, 1. September. Oesterr. S3 Metall. Os. Az do. So. Bank-Actien 1232. Russ Engl. 100z. Russ Holl. 935. Met. in Hamb. Cert. 95z. Preuss. Eräm. Scheine 112. Poln. I303. Din. 71. Holl. Ig 95. 218 A893. Span. 3 223. I 309. .

9 ö. . . August.

ons. 335 pr. compt. S95. Belg. 98. Span. 55. A5. 38 25. Mon, zr di, vs de, det, , bn e, ü, ire ,, Columh. 283. Mex. A0.

Wien, 29. August.

A8 885. Bank-Actien 1238.

Span. 53 352.

53 Met. os 1833 da]

Neue Anleihe v.

Königliche Schauspiele.

Donnerstag, 4. Sept. Im Schauspielhause: Hamlet, Prinz von Daͤnemark, Trauerspiel in 5 Abth., von Shakespeare, nach Schlegels Uebersetzung. (Hr. Rott wird in der Rolle des Ham, let wieder auftreten.)

Freitag, 5. Sept. Im Opernhause: Die Familien Capuletti und Monteccht, Oper in 4 Abth., mit Tanz. . von Bellini, (Dlle. Lutzer: Giulietta; Mad. Schobel: Romeo, als Gastrollen.)

König städtisches Theater. Donnerstag, ä. Sept. Die Reise auf gemeinschaftliche Ko— sten, Posse in 5 Akten, von L. Angely. Hierauf: Der diplo— matische Schneider, Posse in 1 Akt, von Fr. Meier. Freitag, 5. Sept. Zum erstenmale: Pachter Feldkuͤmmel.

Lustspiel in 5 Akten, von Kotzebue.

Neueste Nachrichten.

J Paris, 28. August. Vorgestern Abends wurden die Ge— sandten von Spanien, Preußen, Rußland und Oesterreich in St. . 6 . . arbeiteten Se. Majestaͤt n Ministern des Handels, der Marine und d ffe Unterrichts. ö Von der Reise des Koͤnigs nach dem suͤdlichen F ich 2 . en h ist 7 Rede mehr. ĩ ö err von Talleyrand wird, wie es heißt, in den ersten Ta— gen des September Paris verlassen ö. ö Herr Thiers wird heute hier zuruͤckerwartet. ö Die Kommission des Pairs⸗-Gerichtshofes hat gestern die Freilassung von 62 Individuen, die der Theilnahme an den April⸗ Unruhen angeschuldigt waren, verfuͤgt. ; Herr Carrel hat den Entschluß gefaßt, die Redaction des , 9 . sich, wie man versichert, mit einer Geschichte des Konsulats beschaͤftigen, die aus zwei Ban den in Oktav bestehen soll. ö K Die Franzoͤsische Flotte im Oriente wird in Navarin uͤber⸗ wintern, wo ein Depot von See⸗-Vorraͤthen mit ausdruͤcklicher Ermaͤchtigung der Griechischen Regierung errichtet werden soll. Der Almanach von 1830“, sagt der Ami de ln Re li⸗ gion, „giebt die Zahl der Sterbefaͤlle von Franzoͤsischen in Ak— tivitat stehenden Geistlichen in jenem Jahre zu 1015 an; der von 1834 zahlt 1114 auf. Priesterweihen fanden 200 weniger

statt. Am auffallendsten erscheint jedoch die betrachtliche Ver— minderung der Zöglinge in den Seminarien. Im Lahr 3 zaͤhlte man in diesen Anstalten gz64 Theologen? 3171. Philoss, hen und 19,770 Zoͤgli e gn ich, ne, ,, p d 19,770 Zöglinge fuͤr die kirchlichen Schuler **

2Alt2 Philosophen und 13,825 Zöglinge in den klöle * en C e,, rien. Asso in vier Jahren eine Verminderun? von ge, r dividnen n ö Die heutigen Blaͤtter stellen sammtli Betrachtungen uͤber die Thron⸗Rede Dom ö ö 1. bats sagt: „Wir finden die Eroͤffnungs Rede des Herzogs von Braganza ganz angemessen. Es waͤre schwer, mit größerer De⸗ scheidenheit 6 von einem Unternehmen zu sprechen, dessen Glan auf den Anfuͤhrer, wie auf seine Krieger, zuruͤckfaͤllt. Wir 1. len uns, diese neue und feierliche Erklaͤrung Dom Pedro's wo⸗ durch die Verleumdung Luͤgen gestraft wird, anzunehmen.“ Er hat den Thron seiner Tochter nicht, wie Einige behaupteten deshalb aufgerichtet, um ihn selbst einzunehmen. Möge es ihn . ihn im Frieden auf weise und freie Institutionen zu J er ihn im Kriege der Usurpation und Des potie Nach der Gazette de Toulouse wird Gener is pensionirt und durch den ö . Spanische Karlistische Fluͤchtlinge treffen ununterbrochen in Bordeaux und auf der ganzen Pyrenäen ⸗Graͤnze ein. Auch viele Spanische Familien kommen an, welche die Furcht vor der Cho⸗ lera . . Vaterlande vertrieben hat. ö as Wetter war gestern unguͤnstig, 81 g telegraphische Depesche ,,. f mend s a 6363 . wo Don Carlos zulebt uͤbernachtet 5 und in welcher Richtung hin er angeblich von Rodil verfolgt vird. Die Korrespondenz Nachrich⸗

Jahr hingegen zeigt die Liste nicht mehr als 17 3

. 24 16*