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Goldmann 1, Emmerling 1, und Hirsch 1 Stimme. Da hier— auf der durch Seimmenmehrheit gewählte Direktor, Abg. von Gagern, erklärte, die auf ihn gefallene Wahl nicht annehmen zu können, und sich hieruͤber verschiedene Ansichten erheben, nament— sich auch daruber, ob in der heutigen Sitzung uͤber diese Ange— legenheit diskutirt werden konne, so stellt der Praͤsident die Frage: Will die Kammer sogleich zur Diskussion uͤber die Frage eingehen, ob die von dem Abg v. Gagern geschehene Ablehnung der Wahl eines staͤndischen Direktors der Staats- Schülden— Tilgur gs Kasse anzunehmen sey, welche mit 32 gegen 7 Stim— men bejaht wurde, worauf die Kammer in oͤffentlicher Sitzung zur Diskussion uͤber die Ablehnung selbst eingeht, und sodann in geheimer Sitzung mit 27 gegen 11 Stimmen den Beschluß faßt, den Abg. von Gagern von der auf ihn gefallenen Wahl zu entbinden. In Folge dieses Beschlusses wird zu einer neuen Wahl geschritten, wobei der Aba. Emmerling mit 23 Stimmen als Direktor gewählt wurde. Zum Stellvertreter des landstän— dischen Direktors wurde hierauf der Abg. Reh mit 26 Stimmen erwaͤhlt. Da der ertoählte Substitut die Kammer ersuchte ihn wegen seiner Geschafts-Verhaͤltnisse ꝛc. von dieser Wahl zu ent— binden, so wird ber diesen Antrag sogleich abgestimmt und mit 21 gegen 17 Stimmen beschlossen, demselben keine Folge zu geben. Zrim Kontroleur und Substituten desselben wurden Qber⸗Fin anzrath Kleinschmidt und Oberappellations-Gerichts— Sekrenair Heumann, als durch neue Wahl zur Fortsetzung ihrer Fun tionen berufen, einstimmig anerkannt.
Darm stadt, 31. August. Heute war Se Excellenz der bisherige Vice Gouverneur der Bundesfestung Mainz, der Kaiserl. Koͤnigl. Oesterreichische Feldmarschall-Lieutenant Graf Mensdorf, hier, um sich bei dem Großherzoglichen Hofe zu be— urlauben. Se. Excellenz geht nunmehr auf seinen Posten als Kommandirender nach Böhmen ab.
Nach den neuesten Berichten ist der religidse Schwärmer, Peter Hermann von Offenbach, in seiner Genesung so weit vorangeschritten, daß seine Entlassung aus dem Hospitale bald zu erwarten steht.
Schweiz.
Basel, 28. Aug. Die hiesige Zeitung meldet: „Der 26. d. ist von vielen Buͤrgern der Stadt als eine freudige Er— innerung, nämlich an die Trennung, gefeiert worden mit Freu— denschuͤssen, Musik, Gesang und festlichem Mahle, was wohl am besten die einfaͤltigen Geruͤchte von Wiedereroberungsplanen nie— derschlagen kann. — Allein was auch Gutes und Gedeihliches aus jener Trennung fuͤr uns moͤge entstanden seyn, wir unserer— seits vermoͤgen nur mit schmerzhaftem Gefuͤhle eines Tages zu gedenken, an welchem in der obersten Bundesbehoͤrde eine Unge— rechtigkeit sanctionirt wurde.“
Es hat nun das Obergericht des Kantons Aarau in seiner Sitzung am 26. Aug., auf den Grund des §. 170 des Straf Ge— setzbuchs, den Pfarrer Welti in dreifacher Beziehung: da naͤm— lich seine Brandstiftungen außer den angezuͤndeten auch andere Gebaͤude ergriffen, da er dieselben fuͤnfmal geflissentlich wiederholt, und dabei zwei Menschen das Leben eingebuͤßt, — des Todes schuldig befunden, und demgemaͤß denselben in Bestaͤtigung des einstimmigen Urtheils des Bezirksgerichts in Baden, einstimmig seines Amtes entsetzt, und zur Strafe des Schwerdtes, der Straf— art im Kanton Aargau, verurtheilt.
Genf, 18. August. Ein hiesiger Privatmann, der fuͤr reich galt, hatte kurzlich ein Haus bauen lassen. Dasselbe war schon ganz fertig und sollte von Miethleuten bezogen werden, als man erfuhr, daß der Eigenthuͤmer Bankerott gemacht habe. Alsbald stuͤrzte ein Haufe von Arbeitern und Meistern, die an dem Bau Theil genommen hatten und noch nicht bezahlt worden waren, auf das Haus zu, und rissen das von ihnen Ausgearbeitete oder Gelieferte weg; der nahm seine Fenster und Thuͤren, jener seine Laden, Andere nahmen ihr Eisenwerk, ihre Dachrinnen, ihre Spiegeln u. s. f. Die Pluͤnderung war vollstaͤndig; die Be— hörden konnten kaum eine gaͤnzliche Zerstoͤrung des Hauses ver— hindern.
1
Der Graf von Syrakus, Statthalter von Sicilien, segelte am 13. August auf der Fregatte „Koͤnigin Isabelle“ von Nea— pel nach Palermo ab.
Man spricht von zwei im Kirchenstaate zusammenzuziehenden Corps, eines bei Fuligno unter General Resta, das andere, aus Schweizern bestehend, bei Rom.
d ah ie n.
Madrid, 17. August. Folgendes ist der Inhalt des von dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten den Cortes vor, gelegten Vertrages mit Nord-Amerika: Art. 1. J. M, die Koͤnigin⸗-Regentin verpflichtet sich im Namen und als Stelloer— treterin J. M. Donna Isabella II., an die Vereinigten Staa— ten als BVerguͤtigung fuͤr deren Reclamationen die Summe von zwölf Millionen Realen in einer oder je nach dem Wunsche der Regierung der Vereinigten Staaten verschiedenen Inseriptionen einer ewigen Rente auf das große Buch der konsolidirten Schuld Spaniens mit Fproc. jährlichen Zinsen zu bezahlen. Diese In— scription oder Inscriptionen werden dem Muster oder Formular gleichen, von welchem gegenwaͤrtigem Vertrage eine Abschrift beigelegt ist, und sie sollen vier Monate nach Auswechselung ihrer Ratificationen in Madrid an die Person oder Personen ausgeliefert werden, welche zur Empfangnahme von Seiten der Regierung der Vereinigten Staaten, die die erwähnten Inscriptionen oder ihren Betrag unter die dazu berechtigten Reklamanten nach ihrem Wohlbesin— den vertheilen wird, ermächtigt seyn werden. Art. 2. Die Auszahlung der Zinsen der erwähnten Inscriptionen soll in Pa⸗ ris alle sechs Monate geschehen; das erste Semester soll sechs Monate nach Auswechselung der Ratificationen dieser Ueberein⸗ kunft ausgezahlt werden. Art. 3. Kraft der im Art. 1 fe stge⸗ setzten Bestimmungen erklären die hohen Kontrahenten gegensei⸗ tig, alle Reclamationen, wessen Rechtsgrundes und Ursprunges si6s seyn moͤgen, welche einer von beiden gegen den andern seit dem 22. Febr. 1819 bis zum Datum der gegenwartigen Ueber— einkunft macht, fuͤr erledigt und getilgt, und entsagen densel— ben. Art. 4. Die Regierung der Vereinigten Staaten wird sechs Monate nach Auslieferung der Ratificationen dieser Ueber— einkunft dem bevollmächtigten Minister Ihrer kathol. Maj. in Washington auf dessen Begehren ein Verzeichniß der von Sei— ten Amerikanischer Buͤrger gen die Spanische Regierung er— hobenen Reclamationen mit Angabe ihres Betrags übergeben, und drei Jahre darauf, oder wo moglich fruͤher, authentische Abschriften aller Dokumente, auf welche sie gegruͤndet sind. Art. 5. Gegenwärtige Uebereinkunft soll ratifizirt, und die Ratificationen nach sechs Mongten, von der Unterzeichnung an gerechnet, oder wo möglich fruͤher, in dieser Hauptstadt ausge— wechfelt werden u. s. w. Madrid, den 17 Febr. 1834.
(unterz) Jose de Heredia. C. P. Van⸗Neß.“
1004 Die den Cortes ebenfalls vorgelegte Instruction fuͤr den Spanischen Botschafter in Rom, erlassen am 23. Februar 1834, in Bezug auf die Anerkennung der Donna Isabella lautet solzendermaßen: „Ihre Majestaͤt die Koͤnigin⸗ Regentin befiehlt mir, an Ew. Excellenz eine Abschrift der auf Königlichen Befehl an den Mini⸗
ster Ihrer Maj. in Wien gerichteten Devesche zu schicken, in der Ab.
sicht, welche aus dem Dokumente selbst erhellt: eben diese Depesche ist dem Inhalte und der Form nach mit der, welche an die Minister Ihrer Majestaͤt bei den Hofen von Berlin und St Petersburg ge— schickt worden ist, fast gleichlautend. Ihre Majestaͤt hofft, daß die⸗ ser mit so vieler Loyalitaͤt und guter Absicht gethanene Schritt der Art von Unentschiedenheit, welche einige Maͤchte in Bezug auf die Anerkennung der Königin gezeigt haben, um so eher ein Ziel setzen werde, ünd hofft gleichfalls, daß die erlauchte Regierung Seiner Heiligkeit auf keine laͤngere Zeit das, was zugleich die Ge⸗ rechtigkeit, Vernunft und polttische Konvenienz erfordern, verschie⸗ ben wird. In der an Ew. Exc, von dem Kardinal-Staats-Seecetair unter dem 39. Nov. 1833 erlassenen Note hieß es unter Anderm: „„Se. Heil. behalten es sich vor, zu weiteren Erklaͤrungen zu schrei— ten, bis Sie besser von den Entschlüssen unterrichtet seyn werden, welche in dieser Angelegenheit andere Höfe nehmen moͤchten, von denen sie sich nicht trennen können, ohne zuvor die Beweggruͤnde zu erwaͤ— gen, welche diese Hofe, wie Se. Heil. wissen, verhindern, die Sue⸗ cessionz- Ordnung anzuerkennen, welche man jetzt an die Stelle der alten in der Spanischen Monarchie gebraͤuchlichen eingefuͤhrt hat“ Diese Ausdrücke beweisen, daß die Regierung Sr Heil keinen hin⸗ reichend richtigen Begriff von den Gesetzen und Gebraͤuchen Spa— niens ruͤcksichtlich des wichtigen Punktes der Thronfolge Ordnung bat, und, wenn gleich dieser Gegenstand rein national, und so zu agen, von häuslicher Natur ist, so kommt doch viel darauf an, die irtigen Vorstellungen uͤber einen so wichtigen Gegenstand zu berich⸗ tigen. Kelnesweges hat man jetzt die Thronfolge⸗Ordnung geandert, indem man eine neue Ordnung an die Stelle der früheren setzte; im Hegenthelle, man hat die wiederhergestellt, welche so alt ist, wie die Monarchie selbst; welche in Aragonien, in Navarra, in Castilien, in allen den verschiedenen Staaten, aus denen sich unsere Ration bildete, in Kraft Und Guͤltigkeit war; welche in unsern Gesetzbuͤchern, die nur dem durch Herkommen Eingefuͤhrten eine gesetzliche Sanc⸗ tion geben, aufgezeichnet ist; welche bestaͤndig in Spanien beobachtet wurde, indem die Frauen den Thron erbten, wenn im gleichen Grade keine Mannsperson vorhanden war, und ohne jemals vermoͤge ihres Geschlechts ausgeschlossen worden zu seyn Die neuere Erbfolge⸗Ord⸗— nung ist die, welche nan erst zu Anfange des vergangenen Jahrhun— derts einfuͤhren wollte; sie ist aber den Gesetzen, Gebräuchen und Gefuͤh⸗ len des Spanischen Volkes so sehr zuwider, daß man nur mit großer Schwierigkeit und mit Widerspruͤchen in unsere Gesetzbuͤcher ein fremdes Gesetz aufnehmen konnte, welches die alte Thronfolge Ordnung aͤnderte; ein Gesetz, welches so wenig in unserem Boden wurzeln konnte, daß es auch nicht ein einzigesmal beobachtet, und bald hernach auf den Cortes von Madrid von 1789 abgeschaßft wurde. Im Jahre 1830 befahl Ferdinand II. feierlich, den Beschluß der erwähnten Cortes ruͤcksichtlich der Thronfolge⸗Ordnung zu promul— giren, einen Beschluß, den man um so weniger als eine Neuerung betrachtete, als er das ehrwuͤrdige Gepraͤge hohen Alterthums an sich trug, indem er, so zu sagen, nur die Wiederherstellung des Ge— setzes der Partida ist, welches seit schon sechs Jahrhunderten be— staͤndig in Spanien beobachtet wurde. In Uebereinstimmung mit dem Haupt-Grundsatze des Spanischen Rechtes, welcher, in Er⸗ mangelung eines Sohnes, und mit Vorzug vor den Seitenlinien, die Töchter der Koͤnige zur Thronfolge beruft; und um einen ur— alten Gebrauch zu befolgen, der weislich eingefuͤhrt ist, um die Thronfolge-Ordnung schon beim Lehen des regierenden Mongr⸗ chen sicher zu stellen, versammelten sich die Cortes des Reichs im Monate Junius des vergangenen Jahres, und erkannten die erstge= borne Tochter Ferdinands VII. als Prinzessin von Asturien an, und schwuren ihr als Thron Erbin in Ermanglung eines Sohnes; wobei zu bemerken ist, daß in feierlicher, aus Praͤlaten der Kirche, aus Granden des Reichs, aus Prokuradoren der Staͤdte und Flecken be— siehender Versammlung, auch nicht der leiseste Zweifel in Hinsicht des unbestrittenen Rechts erhoben wurde, welches die erlauchteste Prinzessin Donna Isabella ll, gegenwaͤrtig unsre Königin, deren Name schon die Spanier an eine der glorreichsten Regierungen ihrer Ge⸗ schichte erinnert, an der Thronfolge hatte. Wenn ungluͤcklicher Weise jene treulosen Einfluͤsterungen das Uebergewicht behalten haͤt⸗ ten, und wenn Ew. Exc. glauben sollten, daß sie auch nur einen Schatten von Zweifel bei der dortigen erleuchteten Regierung ha— ben erregen koͤnnen, so ist es Ihre Pflicht (und so erwartet es die Koͤnigin' Regentin von Ihrem Eifer), so falsche Behauptungen zu bestreiten, und srei und offen die Beschaffenheit der Ansichten der Spanischen Regierung auszusprechen. Gerecht in ihrem Ur⸗ sprunge, loyal in ihrer Absicht, nuͤtzlich in ihren Resultaten, be
zwecken sie einzig mit der Huͤlfe und dem Schutze des Himmels den Thron Isabella II. auf feste und dauerhafte Grundlagen auf— zurichten, indem man ihn auf die alten Grund⸗Gesetze stellt, welche in vergangenen Jahrhunderten der Nation so viel Heil und Ruhm verschafften, und deren Vergessen die Ursache so vielen Uebels und Unglücks wurde. Das monarchische Prinzip, die Stuͤtze des Frie⸗ dens und der Ruhe des Reichs, weit entfernt, auf diese Weise beein— traͤchtigt zu werden, wird man als den gesetzmäßigen Ursprung al⸗ ler heilsamen Reformen betrachten, als die Quelle, aus der die Wohl thaten, welche das Volk genießen soll, entspringen, kurz, als die Grundlage des Gebäudes der Monarchie, welche die Dauer dessel— ben sichern soll. Bei dem Zustande, in welchem sich die Nation be⸗ findet, bei so vielen eingetretenen Enttaͤuschungen wuͤnscht Spanien, aus eigener Erfahrung überzeugt, daß nichts mehr als Unordnung und Zugellosigkelt der wahren Freiheit zuwider ist, nach den vergangenen Erschuͤtterungen unter dem schuͤtzenden Schatten des Thrones auszuruhen, indem es in seinen weisen Grundge— setzen zu gleicher Zeit eine Sicherstellung der Rechte und Praͤ⸗ rogative des Monarchen und der Rechte und Freiheiten des Volks erblickt. Wenn es ein erreichbares Mittel giebt, die Ruͤckkehr ver⸗ gangener Uebelstaͤnde zu vermeiden, so besteht ez darin, mit Festig⸗ keit und guter Absicht den geraden Weg des Gesetzes zu betreten, und das Koöͤnigthum davor zu schuͤtzen, daß man unter seinem Na⸗ men Mißbraͤuche einfuͤhre, welche es Gefahren aussetzen, wie wir es in unfern eigenen Tagen zu beweinen hatten. Die Grundsaͤtze, die Ansichten, das Betragen der Spanischen Regierung wird nicht nur nichts enthalten, was gegen die zur Ausrechthaltung der Euro⸗ paͤsschen Gesellschaft bestimmifen Grundsaͤtze gerichtet ware, sondern sie werden im Gegentheile (das beabsichtigen und wuͤnschen sie) das hoͤchste Gut, dse Ruhe von Europa befdrdern, indem sie die Ord⸗ nung und Ruhe in der Halbinsel sichern, was nie stattfinden koͤnnte, wenn man den entgegengesetzten Weg einschluͤge. Auf diesen Punkt richte ich insbesonder Ew. Excellenz Aufmerksamkeit; denn, wenn es gleich keineswegs wahrschesnlich ist, daß sich Jemand einbilden koͤnne, daß sich das monarchische Prinzip mehr befestigen wurde, wenn die Partei des Praͤtendenten siegte (eine Voraussetzung des Unmoͤglichen bei der Entschiedenheit und dem Charakter der Spa⸗ nier), so muß man doch laut, und ohne Furcht sich Luͤgen gestraft zu sehen, es aussprechen, daß der blutige Triumph jener Faction die Revolution in Spanlen nur verewigen wuͤrde.“
In dem Bericht uͤber die auswaͤrtigen Angelegenheiten Spa— niens, den der Minister Martinez de la Rosa den Cortes abge— stattet, hat sich bei den Uebersetzungen der meisten auslaͤndischen Blaͤt⸗ ter ein Fehler eingeschlichen. Der Minister hat namlich nicht gesagt, daß er den verschiedenen Gesandten an einigen Hoͤfen die In— struction ertheilt, sich nach ihren Posten zu begeben, sondern vielmehr, daß er sie ermächtigte habe, von dem ihnen im Vor— aus ertheilten Urlaub Gebrauch zu machen (que salieran à usumn de las licencias que va de antemuno tenian).
Die unsinnigen Maßregeln, durch welche die Gouverneure
der Provinzen das Vordringen der Cholera verhuͤten wollen
versetzen das Land in eine schlimmere Lage, als selbst ein offen⸗ barer Belagerungs-Zustand herbeifuͤhren koͤnnte. So z. B. be— fiehlt der Civil⸗Gouverneur von Segovia, daß, sobald sich inner— halb eines Umkreises von sechs Leguas um San Ildefonso ein verdaͤchtiger Krankheits-Anfall zeige, das Haus oder die Straße
vermauert, alle Einwohner derselben vertrieben, und, so wie die, die mit ihnen in Beruͤhrung kamen, an einem abgesonderten
Orte einer Quarantaine von wenigstens 20 Tagen unterworfen werden sollen. Die direkte Verbindung zwischen Burgos und
Madrid uͤber Lerma und Aranda ist noch immer unterbrochen,
man muß den Umweg uͤber Valladolid und Segovia machen; die Franzoͤsische Post geht uͤber Saragossa und Jaca, so daß Briefe und Journale von Madrid erst nach 14 Tagen in Paris ankommen. Aus Toledo schreibt man, daß dort taglich und in bedeutender Anzahl Menschen verschwinden, welche sich an die zahlreichen Banden anschlteßen. Welche Aussichten ver sprechen solche Zustände fuͤr die Zukunft?
— Ein Bordeauxer Blatt (6 Election) aͤußert: „Ma— drid befindet sich in einem traurigen Zustande; es ist wahrschein— lich, daß eine Katastrophe nicht fern ist. Man bemerkt uͤberall, sowohl bei den Liberalen, als bei den Karlisten, Symptome ei ner Aufregung, und dessenungeachtet beharrt die Regierung in einer unbegreiflichen Sorglosigkeit. Der Karlismus erhebt sein Haupt mehr als jemals, und in den Provinzen verhaͤlt es sich eben so. Die Partei der Insurgenten vermehrt sich täglich und man sagt heut, daß sie sich Avila's bemaͤchtigt habe. Es gibt keine Provinz, welche nicht ihre Banden haͤtte, die das Land verwuͤsten; und welches Gegenmittel hat die Regierung ge— gen dies Alles? eine hoͤchst tadelnswerthe Unempfindlich keit. Von den Cortes aufgefordert, bedient sie sich der Ausfluͤchte, um uͤber den wahren Zustand des Innern nichis
mitzutheilen, was sowohl die Proceres als die Prokuradoren
sehr mißgestimmt hat, und diese Unzufriedenheit hat sich auch nach außen hin verbreitet. selbst die wahren Christinös. Die Desertion beginnt in der Garnison von Madrid; etwa 860 Mann sind verschwunden, und sie sind ohne Zweifel zu den Karlisten gegangen. Einige Kaval— leristen von der Stadt-Miliz scheinen diesem Beispiel gefolgt zu seyn. Man weiß nicht, wie dies enden wird, allein offenbar bereiten sich wichtige Ereignisse vor.“
— Ein Franzoͤsisches Abendblatt enthaͤlt in einer Nachschrift Folgendes: „So eben erfahren wir, daß ein hiesi⸗ ges Handlungshaus einen Courier erhalten hat, der am 2bsten aus Madrid abgegangen war. Die Depeschen melden noch durch aus nichts von ausgebrochenen Unruhen; aber der Korrespondent berichtet, daß einige Gährung in der Hauptstadt herrsche, und daß er, wenn Unruhen ausbrechen sollten, einen außerordentli— chen Courier absenden wuͤrde. Dann auf die Finanz-⸗Angelegen heiten uͤbergehend, äußert sich der Briefsteller folgendermaßen: „„Die Finanz⸗Kommission wird noch ungefaͤhr 8 Tage brauchen,
bis sie ihren Bericht vollendet hat; aber man weiß jetzt schon, daß sie fast einstimmig (mit Ausnahme von 2 oder 3 Stimmen)
Jedermann klagt die Minister an,
die Reduction nicht allein billigt, sondern sogar wuͤnscht, daß
solche noch bedeutender seyn moͤge, als Toreno verlangt.
Sie
fuͤrchtet, daß, wenn man die Schuld nur um die Halfte reducirt,
die Kammern binnen kurzem genoͤthigt seyn wuͤrden, aus den 5 proc. Zproc. zu machen, was einer neuen Reduction von ztel Auffallend ist es, daß kein Mitglied der
gleich kommen wurde. Kommission den Vorschlag gemacht hat, die National“ und Kloͤster-⸗ũHuͤter zu verkaufen, um durch deren Ertrag die Schul— den Spaniens zu bezahlen.““
— Die Sentinelle des Pyrenées vom 26. Aug. meldet
Nachstehendes:
19 Personen daran; dagegen herrschen Faulfieber und Lungen— Krankheiten. Briefe aus Granada vom Sten melden das Auf hoͤren der Cholera daselbst. — In Siguenza sind alle jungen Leute unter die Insurgenten eingeschrieben, nur die verheirathe— ten Maͤnner bleiben zuruͤck. In Lequeytio haben die Karlisten sich mit zwei vierpfuͤndigen Kanonen verschanzt. Das Hand
lungshaus Jaen in Pampelona, dessen Chef nach Frankreich ge flohen ist, hat sich fuͤr insolvent erklaͤrt. — Zu Bilbao hat ein
gewisser Vallo mit 2 Mill. Realen fallirt. — Jemand, der von
St. Sebastian kommt, erzaͤhlt von hoͤchst traurigen Ereignissen Er versichert, daß die Truppen der Koͤnigin zu Segura fuͤnf Haäuser oder Meierhoͤfe des Herrn Lardizabal, welcher mit seiner Familie nach Bayonne geflohen ist, angezuͤndet haben. Auch bestätigt er die Nachricht von dem Brande des Hauses des Mar— quis von Valdespina. Dagegen haben die Karlisten, unter An— fuͤhrung von Lavale und Iturizzi, die Eisenwerke bei Egbar und Tolosa niedergebrannt.
„Briefe aus Madrid vom 16ten sprechen von der Abnahme der Cholera. An dem genannten Tage starben nur
Man darf sich uͤber diese beklagenswerthe
Parteienwuth nicht wundern, indeß ist es zu bedauern, daß die
Diener der Regierung sich solcher Excesse schuldig machen.“
— Folgendes ist der letzte in Baponne eingegangene
Bericht aus Spanien: „Am 20. kam Don Carlos in Navarra an und setzte am naͤchsten Tage seinen Escarra fort. Er war von vier Bataillonen Guipuzcoanern und
u Leiria Weg nach
Biscayern und 2 Compagnieen Navarresischer Guiden begleitet,
Fruͤh am Morgen des 23. verließen die Truppen, unter Anfuͤh—
rung des General Rodil, in drei Kolonnen getheilt, Tolosa, um
Don Carlos zu verfolgen. Zu derselben Zeit war Zumalacarre— guy mit vier Bataillonen Navarresen, zwei Bataillonen Alavesen und einem Bataillon Guipuzcoaner in Navarra, scharf bewacht
von den Kolonnen Lorenzo's und Ora's. Das gefeierte Bild der Jung, frau, welches sich darin befand, wurde nach Arpeitia gebracht. Einigt der angesehensten Männer aus der Nachbarschaft sind mit De ⸗
taschements von 150 bis 200 Mann nach Roncesvalles, San ⸗
guesa, Sos und andern Doͤrfern gesandt, um die Bewohner
vor den Requisitionen der Karlisten zu schuͤtzen.
Das weiße
Pferd, welches fuͤr Don Carlos bestimmt seyn sollte, und dessen . Kauf eine der Ursachen zur Klage gegen Hr. da Cruz, den Por“=
tugiesischen Ex⸗Consul, war, und ihn zwang, Bayonne zu ver—
laͤsfen, ist aus den Ställen des Hotels St. Etienne verschwun⸗ den und wird hoͤchst wahrscheinlich jetzt schon von dem Prinzen
geritten.
— Das Journal des Pyrenées Orientales enthaͤlt Folgendes: „Die letzten Nachrichten aus Valencia sind vom 2tèn d. und melden, daß die Cholera von Lucar aus ihre Ver. wuͤstungen bis nach jener volkreichen Stadt ausgedehnt hat. Der
Mittelpunkt der Karlistischen Verschwörung befand sich ebenfalls in dem erstgenannten Orte. Der General-Capitain hat das Uebel bei der Wurzel angegriffen, indem er die Verschwoͤrer ver—
haften und transportiren und mehrere von ihnen erschießen ließ.
Der Rebellen⸗Anfuͤhrer Carnice wurde bis nach Aragonien ver— . folgt, und da er nicht in Catalonien eindringen konnte, so zer,
streute er seine Truppen in den Waͤldern von Estrella. Von dem
Augenblick an hat sich die Straßenraͤuberei organisirt, und dies,
im Verein mit den Gesundheits-Maßregeln, hat alle Verb indun—
gen mit Estrella abgeschnitten. Die Cholera hat sich bereits von (
Valencia aus nach Albayda, Allia, Tera, Alcoy, Alchorf, Almo— rady, Alcera, Calloso de Segura, Cabral, Crevillente, Cofuentes, Cullera, Dolores Elche, Novelda Mura, Orichuela, Rafal, Rosales, San Miguel de Galenes, San Felippe la Oleria, Benigarno, Torrente, Alzaneta, San Fulgenito, Cascacente und Succa verbreitet. In Elche befanden sich 2116 Kranke, und Novelda, eine kleine Stadt, hat 400 seiner Ein— wohner verloren. Der Ausbruch der Cholera in Tarragonien ist von der oberen Junta von Catalonien auf offizielle Weise bekannt gemacht worden. Inmitten der aͤngstlichen Stimmung wurde ein Aufstand in Barcellona versucht. Es erschienen meh—
rere Haufen von Personen, die größtentheils bewaffnet waren,
in dem Stadtviertel der Munieipalitaͤt, sie wurden aber durch die herangezogenen Truppen schnell auseinandergetrieben. So eben geht die offizielle Nachricht von dem Ausbruche der Cho— lera in Saragossa ein.“
Fort ug al,
In einem Privat-Schreiben aus Lissabon (im Temps) heißt es: „Ich werde sobald die Verlegenheit der jungen Köͤ— nigin bei der Stelle der Rede ihres Vaters an die Cortes nicht vergessen, wo von ihrer zukunftigen Vermaͤhlung die Rede ist; diese Verlegenheit ward vorzuͤglich durch die Blicke aller Anwe— senden, die sich in jenem Augenblick nach der Tribune richteten, auf der sie saß, verursacht. In ihrer sittsamen und zugleich wuͤrdigen Miene lag etwas Hinreißendes, dem gewiß Niemand widerstehen konnte. Ein Zwischenfall von einiger Wichtigkeit hat ein wenig die Ceremonie gestoͤrt. Zu der fuͤr die Eroͤffnung der Cortes angezeigten Stunde pflanzte die Franzoͤsische Station im Tajo die Portugiesische Flagge auf und gruͤßte durch das Feuer aller ihrer Batterieen. Die Englische Station blieb waͤh— rend dieser Zeit in einer gaͤnzlichen Unthätigkeit. Dom Pedro, erstaunt uͤber dieses Schweigen, ließ an Lord Howard de Wal— den schreiben, um die Ursache davon zu erfahren, und damit die— ses Vergessen wieder gut gemacht werde. Das Schreiben kam dem Botschafter auf der Tribune des Certes-Saales zu, wohin er sich mit dem diplomatischen Corps begeben hatte. Se. Exc. besprach sich nach Empfang desselben einige Augenblicke mit dem Admiral Gage, und der Befehl ward an die Englische Escadre gesandt, die Portugiesischen Farben aufzupflanzen. Aber zur all— gemeinen Verwunderung folgte kein Gruß der Artillerie auf diese Demonstration.“
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Die Boͤrsen-Halle meldet aus Veracruz vom 30. Juni: „In politischer Hinsicht sieht man jetzt etwas klarer, als vor einem Monate. Santana wird die Foͤderal⸗Regierung aufrecht erhalten, zieht aber jetzt die vernuͤnftig denkenden und rechtlich handelnden Menschen mehr an sich, denn die Demagogen hatten es zu arg getrieben, und die Republik war mit einer furchtbaren Reaction bedroht, wenn Santana nicht kraͤftig eingegriffen
und dem nun klar gewordenen schrecklichen Unwesen des Kon-
gresses in Mexiko Einhalt gethan, so wie in den verschiede— nen Staaten es dahin gebracht hatte, daß das Volk die zu de— magogischen Governadoren und Kongresse verjagte und vernuͤnf— tigere Leute an ihrer Stelle einsetzte. Dieses ist in den Staa— ten Veracruz, Guanajuato und Mexico geschehen, so wie sich auch, außer den Hauptstaͤdten, alle uͤbrigen großen Staͤdte in den Staaten Puebla, Mechoacan, Oajaca und Guadalaxara in gleichem Sinne erklärt haben. Queretaro ward ohne Wider— stand von den Regierungs-Truppen eingenommen, und man hofft, daß dasselbe bald auch mit S. Luis der Fall seyn wird, so sehr auch der jetzige Governador droht und schimpft. Nur in Puebla sieht es schlecht aus, und dort ist Blut geflossen. Der Gover—
nador und der dasige Kongreß haben der Foͤderal⸗-Regierung
nicht gehorchen wollen, sondern sich mit 1500 Mann Milizen und fast 30 Kanonen in der Mitte der Stadt befestigt.
nige Punkte in der Stadt genommen, welches aber beiden Par— teien viele Menschen gekostet hat, und es sieht noch gar nicht danach aus, als ob der Sache bald ein Ende gemacht werden konnte. In Mexiko hat sich das Volk am 14ten d. auch ausge— sprochen, naͤmlich fuͤr den Plan von Cuernavaca, fuͤr den es jetzt die Mode ist, sich zu erklaͤren, und von welchem ich Ihnen eine Abschrift beilege. —̃ mez Farias eingesetzte Ayuntamiento (den Stadtrath) abzudan— ken, und an seiner Statt das von demselben im Juni 1833 ab— gesetzte Ayuntamiento wieder zu installiren.
massen durchzogen die Straßen von fruͤh bis Abend und schrieen: „Es lebe die Religion und der erlauchte Praͤsident Santana!“ Dabei waren aber alle Laͤden und Magazine offen, und Carga— doren mit Geld und Waaren gingen ungestoͤrt durch die versam⸗
melte Menge. Außer dem rasenden Lärm der Glocken und Ra— keten stoͤrte nichts die oͤffentliche Ruhe. Der Enthusiasmus fuͤr
Santana ist sehr groß, und wenn er nur seinen Plan redlich!
durchfuͤhrt und das Foͤderal-System nicht angreift, so mochte es ihm moglich werden, eine dauerhafte Ruhe zu begruͤnden.“ Folgendes sind die obenerwaͤhnten Artikel des sogenann— ten Pronunciamento von Cuernavaca, vom 25. Mai 1834: „I) Daß ihr (der Erklaͤrenden oder Pronunciados) Wille in offnem Widerspruche mit den Gesetzen und willkuͤrlichen Dekre— ten steht, welche uber religibse Reformen und die Duldung der maurerischen Sekten erlassen worden, so wie mit den uͤbrigen Verfuͤgungen, welche die in der allgemeinen Verfassung und den besonderen der Staaten vorgeschriebenen Schranken uͤberschrei— ten. — 2) Daß es eben diesem Willen und der Einwilligung des Volkes gemäß ist, indem der allgemeine Kongreß und die besonderen Legislaturen nicht anders als in Kraft der Befugnisse, welche ihnen ihre verschiedenen Verfassungen ᷓ handeln durfen, daß alle von ihnen erlassenen Gesetze und Bestimmungen, welche notorisch aus jenem Kreise heraus— treten, fuͤr nichtig, werth‚, und wirkungslos, und ais waͤ— ren sie von irgend einer Privatperson ausgegangen, zu erklaͤren
sind. — 3) Daß das Volk ehrerbietigst die Schuͤtzung dieser ge⸗ rechten und gesetzmäßigen Grundlagen von Sr. Exc. dem Herrn Praͤsidenten der Republik, Don Ant. Lopez de Santana, fordert, als der einzigen Autoritaͤt, bei der sich jetzt die Moglichkeit, sie zu verleihen, findet. — 4 Das Volt erklärt, daß die Abgeord⸗ neten, welche Theil an der Sanction der gedachten Gesetze und Dekrete genommen, seinem Vertrauen nicht entsprochen haben;
und erwartet, daß sie demnach, wie die uͤbrigen Beamten, welche
sich bestrebt haben, die Beschluͤsse dieser Art n ,. sich r die gegen ⸗
ihrer Posten entschlagen und so wenig wider als f wärtige Manifestation einschreiten werden, bis die Nation, neu
repraͤsentirt, sich gemaͤß der Verfassung und in der fuͤr ihr Wohl m, , Weise reorganisirt werden wird. — 5) Daß zur Be⸗ hauptung der Verfuͤgungen, welche Se. Exc. der Herr Praͤsident in Uebereinstimmung mit den hier ausgesprochenen Gedanken er⸗ lassen wird, ihm die kräftigste Mitwirkung der hier versammel⸗
zen Macht angeboten wird.“
Die Truppen der Regierung haben die Vorstädte inne, und auch ei⸗
Das einzige, was geschah, war, das von Go⸗
Große Menschen⸗
vorschreiben,
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gönn le g itz. d.
Berlin, 5. Sept. Aus Koͤnigsberg schreibt man un— term 31 sten v. M.: „Se. Majestaͤt der Konig besuchten vorge— stern Morgens noch das Kaiserl. Russische Dampfschiff „Ischora“ und die dasselbe begleitende Kriegsbrigg. Mittags war große Tafel bei Sr. Majestaͤt, zu welcher, außer dem Koͤnigl. Hofe, der Fuͤrst von Warschau und viele andere fremde Offiziere, des— gleichen die hoͤheren Militair- und Civil-Personen, so wie die hier zahlreich anwesenden Gutsbesitzer, eingeladen waren. Nachmittags geruheten Allerhoͤchstdieselben, den Geheimen Kommerzien, Rath Richter auf seinem Landsitze in Zudit— ten mit einem Besuche zu beehren, wahrend fuͤr die Koͤnig— lichen Prinzen und viele der anwesenden hohen Gaͤste eine Elends jagd in der Bludauer Forst veranstaltet war. Gestern Mor— gen wogten schon von Tagesanbruch an die Bewohner Königsbergs zu Wagen, zu Roß oder zu Fuß zum Koͤnigsthor hinaus, um einem imposanten militairischen Schauspiel beizuwohnen. Nicht mit Unrecht glauben wir versichern zu koͤnnen, daß die Menge der Zuschauer an Anzahl das ganze versammelte erste Armee— Corps uͤbertraf. Dieses war auf dem großen Exercier-Platze aufgestellt, und nachdem Se. Masestaͤt, begleitet von den Königl Prinzen, den andern Hoͤchsten und Hohen Personen und der Generalitaͤt, die Fronte unter dreimaligem Hurrahruf herunterge— ritten waren, ließen Allerhoͤchstdieselben die Truppen bei sich vorbeidefiliren, worauf die Hoöchsten Herrschaften zwischen 9g und 19 Uhr Morgens wieder zur Stadt zuruͤckkehrten. Am Nach— mittag und Abend ward der Stadt das Gluͤck und die Ehre zu Theil, Se. Masjestaͤt den Koͤnig und die Koͤnigl. Familie in dem schoͤnen Lokale der Loge zu den drei Kronen zu einem Thee zu empfangen. Nachdem Se. Majestaͤt bei Ihrer An— kunft um 4 Uhr von dem Ober-Buͤrgermeister und den Depu— tirten des Magistrates und der Stadtverordneten empfangen worden, geruhten Allerhoͤchstdieselben einige Zeit in dem geschmack— voll dekorirten Saale zu verweilen, und begaben sich dann durch den in vollem Blumenschmucke prangenden Garten nach einem festlich gezierten Boote, um einer Lustfahrt auf dem Schloßteiche beizu— wohnen. Das Koͤnigliche Boot, um es so kurz zu bezeichnen, wurde von einer großen Menge größerer und kleinerer begleitet; Mitglieder der Liedertafel in einem, das Musik-Corps des fuͤnf— ten Infanterie⸗ Regiments in einem zweiten Boote fuhren hin— terher, so daß abwechselnd Musik und Gesang waͤhrend der gan— zen Fahrt ertoͤnte. Alle, sowohl Privat- als oͤffentliche Garten, mit denen der Schloßteich umkränzt ist, waren mit Menschen gefuͤllt, und Musik-Choöre ließen sich in mehreren derselben hoͤren. Auch die Schloßbruͤcke und die daran stoßenden Straßen waren mit Zuschauern besetzt, und so ging die Fahrt um den ganzen Schloßteich beim schoͤnsten Wetter laͤnger denn eine Stunde her— um, und mitten durch die Musik und mitten durch den Gesang bahnte von den Ufern her das laute Hurrah der Einwohner Koͤnigsbergs, die be⸗ geistert waren, Ihren geliebten Landesvater wieder unter sich zu sehen, sich einen Weg. Nach beendigter Fahrt entfernten sich Se. Ma— sestat um 6 Uhr. Doch nicht sollte die Freude des Tages da— mit aufhören. Allmaͤlig bei einbrechender Dämmerung ward ein Garten nach dem andern illuminirt; eine unzählige Masse von Lampen umgab die Einfassungen des Schloßteiches, und dar— uͤber erhoben sich Pyramiden und Ehrenpforten in blendendem Glanze, und aus der dunklen Fluth verdoppelte sich der Zauber— schein. Die Schloßteichbruͤcke, mit ihren Boͤgen bis zum Niveau des Wassers selbst erleuchtet, machte einen wunderbaren Effekt; und am andern Ende ihr gegenuber bildeten die illuminirten Fluͤgel der Windmuͤhle am Roßgaͤrtschen Thore einen frei in der Luft schwebenden brillantenen Stern. Da begann eine zweite Wasserfahrt, woran abermals Se. Masestaͤt so wie alle hier an— wesende Hoͤchste Herrschaften Theil nahmen, und derselbe Jubel erneute sich ungeschwächt wieder. Obgleich die Stadt mit Frem— den uͤberfuͤllt ist, so hat doch bisher uͤberall die groͤßte Ruhe und Ordnung geherrscht. Die Freude des Tages ist durch keinen Ungluͤcksfall und durch kein sonstiges unangenehmes Ereigniß gestoͤrt worden. — Heute Morgen gegen 7 Uhr sind Se. Köͤ— nigl. Hoheit der Prinz Wilhelm mit dem Dampfboote „Ischora“ von hier nach Petersburg abgereist. (um 127 Uhr hatte das Dampfboot bereits Pillau passirt.)“
— Nachrichten aus Elbing zufolge, wurden Se. Majestaäͤt der Koͤnig auf Allerhoͤchstihrer Reife von Königsberg nach Star— gard am Zten September Nachmittags in jener Stadt erwar— tet. Se. Majestaͤt wollten die Nacht vom 3Zten zum 4ten in Marienburg zubringen.
— Die heute hier eingegangene Kölnische Zeitung giebt
bereits am 1. September, nach einer ihr gemachten telegraphi— schen Mittheilung, die in Berlin am 31. August eingegangene Nachricht von der am 26sten v. M. erfolgten Ankunft Sr. Ma— jestaͤt des Koͤnigs in Koͤnigsberg
— Die Provinzial-Gewerbschule zu Muͤnster beschloß am 3isten v. M., nachdem an den drei vorhergegangenen Tagen die offentlichen Pruͤfungen uͤber die verschiedenen Lehrfaͤcher im Schul-Lokale abgehalten worden waren, das 12te Jahr ihres Bestehens durch einen feierlichen Akt auf der Aula. Nach einer von dem Direktor der Anstalt, Professor Waldeck, gehaltenen Rede, worin er den sehr befriedigenden Zustand der Schule darstellte, erfolgte die Vertheilung der Preise. Zugleich wurden auch bei der vor sechs Jahren in Muͤnster errichteten und eben— falls erfreulich bluͤhenden Sonntagsschule fuͤr Handwerker, deren Lehrfaͤcher Linear, und Handjeichnen, Schoͤnschreiben, Recht— schreiben, Entwerfen von Aufsaͤtzen und Rechnen sind, Beloh—⸗ nungen und Belobungen ertheilt.
— Der Holzhandel auf der Saale hat fortwährend seine fruͤhere Lebhaftigkeit. Die Holzwaaren kommen vom Thuͤringer Walde herunter nach dem an der Saale belegenen Salinen— und Badeorte Kosen. Am Palm-Sonntage wird hier alljaͤhrlich ein sehr besuchter Markt gehalten, der sich aber durch seine Stille und Ruhe als durch die ansehnlichen Geschaͤfte auf demselben auszeichnet. Von da wird das Holz die Saale herab gefloͤßt und auf bestimmten Holzplaͤtzen verkauft, wobei sich ganz besonders die Stadt Weissenfels durch schwunghaften Betrieb dieses Geschaͤfts auszeichnet. Die wohlhabende und geachtete Corpora— tion der dortigen Holzhaͤndler hat nach einer jetzt aufgestellten
Berechnung jährlich von Koͤsen aus nach Weissenfels abgefloͤßt: 1A,200 St. Bauholz das Stuͤck a7 Rthlr., also S, i060 Rtl. — Sgr.
32,009 ⸗ Roh-⸗ u. Bauholz a 2Rtl. 15 Sgr. 80,000 — * 22,500 ⸗ Mittel⸗Bauholz a? — 45,009 — 16,000 ⸗ schwaches dergl. 2 1 / 15 15,9000 ⸗ —
5,000 ⸗⸗ Hangelbaume a— / 15 2,500 ⸗ —
S8, 0002 Klein ⸗Bauholz a—⸗ 20 333 160 *
500 Bohlen E30 — 415 990 — 3,000 / Bretter , 18, 000 ⸗ —
980 ⸗Schwarten a 8 ⸗ — 7, Säo⸗ 1,500 ⸗ Dachlatten a 4 ⸗ 15 6,750 ⸗ —
woraus sich die jährliche Summe von. . 233, 823 Rtl. 10 Sgr.
ergiebt, die mit geringen Abweichungen auch als die Durch- schnittssumme der letzten sechs Jahre angesehen werden kann.
— Der 29. August war der zweite fuͤr die dies jaͤhrigen Pferde⸗Rennen bei Stralfund bestimmte Tag. Es fanden uͤber haupt noch vier Rennen statt, namlich 1) Rennen um die von Sr. Königl. Hoh. dem Kronprinzen ausgesetzte silberne Schale: Pferde aller Lander; doppelter Sieg. 2 Rennen um den von sem Vereine ausgesetzten Preis von 106 Fr. dor fuͤr Pferde in Neu⸗Vorpommern oder Ruͤgen geboren, im ungestoͤrten Besitze der Zuͤchter; einfacher Sieg. 3) Rennen um den von dem Ver⸗ eine ausgefetzten silbernen Becher; Pferde jedes Alters und Lan⸗ des; einfacher Sieg. 4) Privat Rennen um einen Einsatz von 10 Fr. d'or für auf dem Kontinente geborne Zjaͤhrige Pferde.
Im ersten Rennen liefen 4 Pferde. Sieger blieb in beiden Läufen die „Johanna“ des Barons C. v. Maltzahn⸗ Sommers ⸗ dorf. Ihr zunächst kam der „Alexis“ des Grafen von Plessen⸗ Ivenack, den sie im ersten Laufe Um drei, im zweiten nur um eine Kopflänge schlug. Im zweiten Rennen liefen von sechs angemeldeten Pferden nur fuͤnf. Den Sieg errang der „Alcides“ des Herrn von Owstien-Quilow, der gleich nach dem Rennen fuͤr eine bedeutende Summe verkauft werde. — Bei dem dritten Rennen ritten Herren. Von 10 anger ieldeten Pfer⸗ den liefen jedoch nur 5, voͤn denen der „Brownlock“ des Herrn Paul Ebers in Berlin, das einzige trainirte Pferd „n diesm Fennen, den Steg davon trug. Bei dem vierten nd hit ten Rennen liefen 10 Pferde, als die erforderliche geringsüe An. zahl, damit das Rennen uͤberhaupt zu Stande komme. Von diesen machten sich sedoch nur 6 den Sieg streitig, den zulegt nach einem hartnaͤckigen Kampfe der „Alba“ des Barons von Biel-Zierow erstritt. Hiermit waren die Rennen ge— schlossen.
— Am 29sten v. M. Nachmittags gegen 2 Uhr brach in dem, im Luͤbe ner Kreise des Regierungs⸗-Bezirks Liegnitz gele⸗ genen, zur Herrschaft Kotzenau gehoͤrigen Dorfe Krebsberg, in einer Bauerwohnung, auf eine bis jetzt noch nicht ermittelte Weise, ein Feuer aus, welches bald bei dem starken Ostwinde mit solcher Schnelligkeit um sich griff, daß in unglaublich kurzer Zeit in dem genannten Dorfe und in dem dicht angränzenden Dorfe Groß-Kotzenau 16 Bauerhoͤfe, so wie 16 Haͤuser und 7 Gebaͤude des herrschaftlichen Vorwerks Charlottenthal, ein Raub der Flammen wurden, in denen auch eine Frau ihr Leben verlor. Durch diese Feuersbrunst haben einige funfzig Familien ihr Obdach und (mit Ausnahme des gluͤcklich geret— teten Viehs) den groͤßten Theil ihrer Habe verloren. Der Land— rath des Luͤbener Kreises, . von Schweinitz, und der evan—
Verzeichniß der Vorlesungen,
welche im Winter 1833 in der Königlichen Thier— arznei⸗Schule gehalten werden.
1) Herr Ober⸗Stabs⸗-Roßarzt und Professor Naumann wird taglich von 11 — 12 Uhr uͤber specielle Pathologie und Therapie und Mittwochs von 2 — 3 Uhr uͤber Hufbeschlag Vorlesungen halten.
2) Herr Professor und Privat⸗Docent an der Universitaͤt, Dr.
mel. Reckleben, wird Mittwochs und Sonnabends von 11 —12 Uhr über die Knochen-Lehre der Hausthiere, und an denselben Ta⸗ gen von 1 — 2 Uhr uͤber gerichtliche Thierheilkunde und Veteri⸗ nair⸗Polizei, ferner Montags, Dienstags, Donnerstags und Freitags von 1 — 2 Uhr uͤber spezielle Pathologie und Therapie der Krank⸗ heiten des Rindviehes und der uͤbrigen Hausthiere, mit Ausnahme des Pferdes, Vorlesungen halten. 33 Herr Professor Dr. med. Gurlt wird uͤber Anatomie der Hausthiere taglich von 1 — 2, uͤber vathologische Anatomie Dien⸗ stags, Mittwochs und Sonnabends von 2 — 33 Uhr, Vorlesungen halten. Derselbe wird die praktischen Uebungen in der Zootomie taglich, Vormittags, und — mit Ausnahme des Mittwochs und Sonnabends — aüch Nachmittags leiten. Unter seiner Leitung ge schehen die Sectionen der gefallenen Thiere, bei welchem derjenige . ere mn getz seyn wird, in dessen Krankenstall das Thier ge— allen ist.
) Herr Professor Dr. med. Hertwig wird die praktischen Uebungen im Krankenstalle taglich von 8 — 10 Uhr Vormittags und von 4 — 5 Uhr Nachmittags leiten; ferner taglich des Mor— gens von? —8 uhr Vorlesungen und Repetitionen uͤber spezielle Thirurgie und Operations⸗Lehre halten; auch wird er die im Kran⸗ kenstalle vorkommenden chirurgischen Operationen verrichten und unter seiner Leitung verrichten lassen.
3) Herr Apotheker und Lehrer Erdmann wird Dienstags,
Donnerstags und Sonnabends von A — 6 Uhr uͤber Chemie und Pharmacie Vortrage und Repetitionen halten und den praktischen Unterricht in der Apotheke täglich ertheileu. 6) Herr Kreis⸗Thierarzt und Repetitor Spinola wird taͤg— lich von 19 = 11 Uhr den praktischen Unterricht im Hunde⸗-Kran⸗ kenstall ertheilen, und Dienstags, Donnerstags und Sonnabends von 3— Uhr uͤber spezielle Pathologie und Therapie der Krankheiten des Pferdes, und Mittwoch von 3 — 5 und Donnerstags von. 2 — 3 Uhr uͤber gerichtliche Thierheilkunde und Veterinair-Polizei Repetitio nen halten. ;
7) Herr Kreis⸗Thierarzt und Repetitor Erdt halt Montags und Freitags von 35 — 5 Uhr Repetitionen über spezielle Pathologie und
herapie der Krankheiten des Rindviehes und der ubrigen Hausthiere mit Ausnahme des Pferdes. Ferner wird derselbe dem Herrn Pro fessor Gurlt bei Leitung der zogtomischen Uebungen assistiren.
8) Herr Professor Dr. phil. Stdrig wird uͤber Exrterieur-Zuͤch⸗ tung und Pflege der Hausthiere, mit Ausnahme des Pferdes und Schafes, Montags, Mittwochs und Freitags von 3 — 4 Uhr Vor— lesungen halten.
9) Herr Professor Burde haͤlt zweimal woͤchentlich in noch zu bestimmenden Stunden Vortraͤge über die Proportionen der Theile des Pferdes, und der damit verwandten Gegenstaͤnde.
10) Der Thierarzt und Vorsteher der Schmiede, Herr Mul⸗ ler, wird die Uebungen in der Instructions-Schmiede taglich von 2— “ Uhr leiten. Sonnabends von 2 — 3 Uhr wird derselbe über die dem Hufschmidt nöͤthigen Kenntnisse Vortraͤge halten, und die Lehre vom Hufbeschlag repetiren.
Die Vorlesungen fangen den Ende Maͤrz k. J. geschlossen ;
Zur Untersuchung von Thieren, die nur zu diesem Zwecke nach der Schule gebracht werden, sind die Stunden von 8 — 16 Uhr Vor— mittags und von 4 — 5 Uhr Nachmittags, so lange das Tageslicht solches gestattet, bestimmt; kranke Thiere aber finden zu jeder Zeit, fo weit es der Raum erlaubt, in der Anstalt Aufnahme.
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Oktober an, und werden
Meteorologische Beobachtung.
183 * Morgens Nachmitt. Abends Nach einmaliger Septbr 6 Uhr 2 Uhr. 10 uhr. Beobachtung. Luftdruck. . 338,“ Par. 357, 8 6 Par. 337,8 0 Par AQuellwärme 9,2 R Luftwaͤrme 9, 0 * R. 19,7 R. 1A, 6 52 R. 2 . Thaupunkt 7, oo Ft. 9,1 6 R. iG, R. Flußwärme 16,8 3 R. Dunstsaͤttg. 853 pCt. 13 pCt. 7A pCt. Bodenwarme 15,0 6 R.
Wetter. halbheiter heiter. e Wind. . WSW. BSW. BSW. Ausdünst. 0, (827 Nh, Wolklenzug! — SW. — Pꝛiederschlaz 9.