1834 / 248 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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entgehen koͤnne, und die Quotidienne prophezeit uns den end— ichen Sieg des Don Carlos, nachdem Spanien erst die Bahn der Republik durchlaufen. Ein solcher Weg koͤnnte allerdings zu ei— nem solchen Ziele führen; dies floßt uns aber gerade die Hoff— nung ein, daß, wenn es in Spanien Leidenschaften giebt, die zur Republik treiben, es auch an einer einsichtsvollen Regierung nicht fehlen werde, die sich uͤberzeuge, daß dies eben nur ein Umweg wäre, um die frühere Ordnung der Dinge wiederherzustellen. Die Quotidienne weint, daß die Koͤnigin Christine sich jetzt etwa in derselben Lage befinde, in der Ludwig XVI. sich bei der Einbe— rufung der General⸗Staaten befunden habe, nur mit dem großen Unterschiede, daß Ludwig XVI. legitimer Köͤnig gewesen, und sich auf positive Gesetze, auf traditionnelle Gebräuche habe stüz— zen koͤnnen. Unserer Ansicht nach haͤngt es indessen ganz von der Koͤnigin Christine ab, daß der Vortheil auf ihrer Seite sey: sie muß nur aufrichtig die von den Umstaͤnden gebotene Re— form wollen, und nicht Ludwig XVI. nachahmen, der sich heimlich den Reformen widersetzte, die er of fen annahm: sie muß die Spanische Revolution leiten, nicht aber ihr hemmend in den Weg treten. Ludwig XVI. sah das alte Gebäude der Monarchie seiner Vorfahren mit tiefer Besorgniß und wider seinen Willen zusammenstuͤrzen; er gab den Anforderungen des Landes nach. Heute findet gerade das Zegentheil statt- Christine muß sich uͤberzeugen, daß die Re— ferm ihre alleinige Buͤrgschaft ist, und daß ihr Loos, wie das ihrer Tochter von derselben abhängt. Es ist daher wahrschein“ lich, daß, wenn sie nur feste und einsichtsvolle Maͤnner zu Rathe zieht, die Excesse der Reformatoren keine weiteren Folgen haben werden. Ohne Zweifel bietet jede politische Wiedergeburt große Schwierigkeiten dar, und wir wollen uns nicht dafuͤr verbuͤrgen, daß die Spanische Regierung uͤber alle Hindernisse, die sich ihr entgegenstellen, siegen werde; wir glauben aber, daß ihr solches mit dem festen Willen, dem Lande die Freiheit zu geben, und mit dem Entschlusse, den Legitimisten wie den Republikanern in gleichem Maße Widerstand zu leisten, gelingen muͤsse. Wir wer— den diese Hoffnung nicht eher aufgeben, als bis die groͤbsten Mißariffe der Spanischen Regierung uns dazu zwingen.“

In Marseille erscheint seit kurzem ein neues republikani— sches Blatt, unter dem Titel: „Der Proletarier.“

Großbritanien und Irland.

London, 30. Aug. Lady Brougham ist bereits in Brighton; Lord Brougham wird Ende des kuͤnftigen Monats dort erwartet.

Das Leben des verstorbenen Lord Glentworth, aͤltesten Sohns des Grafen von Limerick, soll fuͤr nicht weniger als 185,000 Pfd. versichert gewesen seyn. =.

Vom I15ten bis 21sten d. M. incl. sind aus London 6123 Unzen Goldmuͤnzen nach New⸗York, 465 Unzen Goldmuͤnzen nach Porto, 12,7060 Unzen Silbermuͤnzen nach Hamburg und 7830 Unzen Silbermuͤnzen nach New-York ausgefuhrt worden;

Im Laufe des gegenwaͤrtigen Monats sind in Liverpool

nicht weniger als 900 Schiffe 300 vom Auslande und der Rest aus Irland und kuͤstenwaͤrts eingelaufen. Die Decks sind gedraͤngt voll, und der Handel Liverpools ist in schneller Zu⸗ nahme. ( Auch hier hat die kuͤrzlich erfolgte Freisprechung des Pariser National großes Aufsehen gemacht; alle Englische Blaͤtter be— schäfrigen sich mit diesem Siege der Franz. Presse, und der Globe kann nicht umhin, die große Un l et von Mahßregeln zu tadeln, deren Mißlingen fuͤr die Regierung so uͤberaus demuͤ—⸗ higend sey. .

Der Morning-Herald hat von seinem Korrespondenten in Paris erfahren, daß er ein Memorial zur Befreiung des im Rerker zu Pampelong sitzenden Herrn Mitchell an den Briti— schen Gesandten in Madrid gesandt hat, aber bis jetzt noch ohne Antwort geblieben ist. Dinte, Feder und Papier waren dem Herrn Mitchell von seinem liberalen Kerkermeister ver weigert orden, und es hieß in Bayonne, daß er von einem Obersten Ssma Ceinem zurückgekehrten Spanischen Fluͤchtling, mit dem M. in einem fremden Lande einen Streit gehabt) denuncüiirt worden sey. .

Es hieß gestern an der Voͤrse, daß Herr Rothschild im Be⸗ ariff stehe, der Spanischen Regierung folgenden Vorschlag zur Anerkennung und Liquidation der Cortes-⸗Bons zu machen. Das Kapital und die fälligen Interessen der Cortes Bons sollen in zwei gleiche Theile, ein jeder auf 75 pCt. reducirt, getheilt werden; der eine Theil soll active, der andere passive Schuld seyn, und jahrlich soll eine halbe Million der passiven Schuld getive Schuld werden, bis die ganze passive Schuld erloschen ist. Um die Spa⸗ n sche Rezierung zur Annahme dieses Vorschlags zu bewegen, soll die Bedingung hinzugefuͤgt worden seyn, daß sich jeder In⸗ haber von 10090 Pfd. Cortes-Bons verbindlich machen will, in je— nem Falle 100 Pfd. zu der Spanischen Anleihe, welcher die Spanische Regierung bedarf, zu unterschreiben.

Die Nachrichten aus Westindien, berichtet die Mor— ning-Post, sind nicht guͤnstig. In St. Christeph (St. Kitts) hatten die Neger unbedingte Freiheit verlangt, Tumult erzeugt, Fen Gouverneur gesteinigt und solche Gewaltihaͤtigkeiten began— gan, daß es noͤthig befunden wurde, um militairische Hülfe nach Antigua und Barhadoes zu senden, Man befuͤrchtete, daß aͤhn⸗ liche Aufstände auf den andern Inseln startfinden und die Trup⸗ pen in Westindien nicht zahlreich genug seyn duͤrften, um sie zu unterdrücken. Der Marquis von Sligo duͤrfte eine schwere Aufo auen.

fe , , Barbadoes-Zeitungen bis ultimo Juli erhalten. Es bestanden dort Uneinigkeiten zwischen dem Geöu— verneur und der gese gebenden Versammlung, wegen der neuen Polizei⸗Bill und das Haus war vertagt worden. Man erwar⸗ Tte, daß die StreitigkEiten beseitigt werden würden; der Gou— verneur war jedoch nichts weniger als populair, doppelt brkla— genswerth in der gegenwartigen Krlsis. Es waren Nachrichten von ausgebrochenen Unruhen eingetroffen, Und die Fregatte Bel⸗ videra und eine Kriegs-Brigg, die in der Bay lag, abgesandt worden.

Wir haben Zeitungen von dem Vorgebirge der guten Hoffnung bis zum s8. Juni erhalten. Das Interessanteste, was sie melden, ist, daß die Deputation von der Gesellschaft zum Erforschen des suͤdlichen Afrikas, welche die Sanction der Re— gierung hat, abzureisen im Begriff stand, um den Zweck der Zesellschaft zu erreichen.

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Brüssel, 30. August. Der hiesige Cassationshof hat einen fur das Belgische Fuhrwwesen wichtigen Ausspruch gethan. Er hat naͤmlich entschieden, daß der Artikel 5 des Kaiserlichen De— tretes vom 6. Juli 1866, welcher festsetzt, daß diejenigen Unter— nehmer, die keine bestimmte Relais haben, sondern in gewissen Entfernungen, und ohne wenigstens sechs Stunden zu warten, ihre Passagiere anderen Unternehmern uͤbergeben, der Zahlung

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einer Abgabe an die Postmeister unterworfen sind, nicht auf die⸗ enigen Unternehmer anwendbar ist, deren Diligencen kleine Tagereisen machen, und deren Passagiere nur deshalb den Wa— gen verlassen, weil sie einen anderen Weg einschlagen wollen.

Der Belge enthält Folgendes: „Einer der Maͤnner, welche sich in den Kaͤmpfen fuͤr unsere Revolution ausgezeichnet haben, der Capitain von Crehen, der mit einer von dem Obersten Le— carlier kommandirten Expedition nach Portugal abgegangen war, hat auf dem Schlachtfelde, dicht bei dem Fort Faro, das Kreuz des Thurm- und Schwerdt-Ordens erhalten, und ist zum Capi— tan erster Klasse befoͤrdert worden. Er wird in einigen Tagen mit dem Oberst Lecarlier hier eintreffen.“

In Antwerpen wird morgen das neu erbaute Theater er— oͤffnet werden.

Der in Liverpool erbaute Dampfwagen fuͤr die Eisenbahn wird in den ersten Tagen des Septembers hier erwartet. Dieser Wagen ist nur fuͤr den Transport der Reisenden bestimmt; ein groͤßerer, der Waaren transportiren soll, wird erst im Laufe des Monats Oktober eintreffen.

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 29. August. Der ständische Ausschuß hat erklärt, die von verschiedenen Mitgliedern gemachten Antraͤge auf Prorogirung des Reichstages wegen Ausbruchs der Cholera nicht in Erwägung ziehen zu können, da, dem Grund-Gesetze ge— maß, die Maßregel der Prorogation nur vom Koͤnige direkt ausgehen kann. Ein großer Theil der Repraͤsentanten ist in— zwischen von hier abgereist, und taglich entfernen sich noch meh— rere derselben.

Dem Vernehmen nach, steht nun der diesseitige Gesandte bei Sr. Maj. dem Koͤnige der Franzosen im Begriff, seine Wie— der-Abreise nach Paris anzutreten.

Beim Adelstande des Reichstages hat Graf Froͤlich auf eine Vorstellung bei Sr. Maj. wegen Aufhebung aller noch im Lande stattfindenden Cholera⸗Sperren angetragen.

Es finden hier jetzt taglich, und zwar auf Kosten der Koͤ— nigl. Privat⸗Schatulle, Vertheilungen von warmen und nahr— haften Speisen statt, und zwar zunächst unter die armen Be— wohner der suͤdlichen Vorstadt, die am Meisten von der Cholera bedroht zu seyn scheinen.

Gothenburg, 30. Aug. Unter den hier angekommenen Aerz⸗ ten befinden sich auch zwei aus Berlin. Die Cholera ist hier bereits so sehr im Abnehmen, daß man jeden Tag ihr voͤlliges Aufhoͤ— ren erwartet. Dagegen wuͤthet sie auf den Scheeren-Inseln, wohin sich der Landes Hauptmann von Gothenburg zur Inspi— zirung begeben hatte, auf ganz unerhörte Weise. Ein Kuͤster im Kirchspiel Romelanda bei Kongelf hatte die Cholera und war dem Tode nahe, als der Blitz, ohne zu zuͤnden, ins Zimmer schlug und die beiden an seinem Bette e, Toͤchter toͤdtete, wahrend er selbst auf der Stelle gesund ward.

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Hannover, 1. September. Eine Eingabe des Sir Au— gustus d'Este, Sohnes Sr. Koͤnigl. Hoheit des Herzogs von Sussex, in der Sitzung der zweiten Kammer am 27. August, mittelst welcher eine Abhandlung des Staats-Raths Kluͤber, die Standes- und Familien-Rechte desselben betreffend, und ein bei dem Koͤnigl. Ministerium eingebrachtes Memorial in Abschrift uͤberreicht waren, wurde auf den Antrag des Herrn Schatz-⸗Rath Stuͤve zur Relation des Herrn General-Syndikus uͤberwiesen.

Das heute ausgegebene Blatt der Gesetz⸗ Sammlung ent, haͤlt eine Verordnung vom 27. August 1834 uͤber die gegen— seitige Aufhebung des Abzugs- oder Abschoß-Rechts zwischen Hannover und der Schweizerischen Eidgenossenschaft.

Kassel, 3. Sept. In der Sitzung der Stände vom 1sten September wurde der Entwurf zur Städte- und Gemeinde— Ordnung revidirt und mit verschiedenen Modificationen und Zusaͤtzen in geheimer Abstimmung mit 135 gegen 5 Stimmen angenommen. Zu F. 95 hatte der Ausschuß in Bezug auf die Rechte Sr. Durchl. des Landgrafen von Rotenburg, so wie der Standesherren und des ehemals reichsunmittelbaren Adels, eine neue Fassung vorgeschlagsn, welche angenommen wurde. Die Vertreter der Standesherren protestirten gegen diese Fassung, als die Rechte ihrer Vollmachtgeber verletzend und erklärten eine Standesstimme einlegen zu wollen. Auch Hr. v. Schenk, als Vertreter des ehemals reichsunmittelbaren Adels, gab seinen Dis— sens zu Protokoll. Der Landtags -Kommissar, Herr Regie— rungs- Rath Koch, erklaͤrte, die Gemeinde⸗Ordnung werde in der jetzt beliebten Fassung die Sanction nicht erhalten können Nun wurde das Gesetz zur Verhuͤtung der in dem prozessualischen Ver— fahren wahrgenommenen Maͤngel revidirt und unter Verwerfung eines Amendement des Hrn. Eberhardt, wonach gegen Beweis— Interlokute ausnahmsweise die Appellation zulaͤssig seyn sollte, in ge— heimer Abstimmung mit 30 gegen 10 Stimmen angenommen. Ferner berichtete Herr Eberhardt uͤber die in der Sitzung vom 29. August gemachte Mittheilung der Staats- Regierung, betreffend die in Bezug auf einzelne Beschluͤsse uͤber das Budget und insbesondere den Militair-Etat zwischen Staats-Regierung und Staͤnde⸗Versammlung obwaltenden Differenzpunkte. In dem Berichte waͤren keine besondere Anträge gestellt, da die Mit— theilung der Staats-⸗Regierung nicht bestimmte Vorschläge, son— dern nur allgemeine Grundsaͤtze enthalte, auf die hier naͤher ein— zugehen nicht geeignet seyn möchte. Herr Ministerial-Direktor Meisterlin erklärte, daß er in dem verlesenen Bericht eine Aufforderung erblicke, noch spezielle Vorlagen uͤber die obwalten— den Differenzpunkte, besonders uber den Militair-Etat zu ma— chen, und würden daher soiche Vorlagen in den nächsten Tagen erfolgen. Die Versammlung beschloß, das Praͤsidium zu ermaͤch⸗ tigen, diese Vorlagen, sobald sie eingingen, zur Beschleunigung der Sache direkt an den Budget-Ausschuß zur Begutachtung zu uͤberweisen.

Darm stadt, 31. August. Die Großherzogl. Hessische Zeitung giebt folgende nähere Nachrichten uͤber den religioͤsen Schwaͤrmer Peter Herrmann von Offenbach: „Dieser neue Bußprediger, der vor kurzem in Offenbach auftrat, durch seine Reden an das versammelte Volk, namentlich seine schimpsenden Ausfaͤlle auf die Geistlichkeit, bereits Aergerniß gab und noch weit großere drohete, wenn durch diesen stets sich steigernden ex— altirten Zustand seine stille Monomanie allmaͤlig in eine wuͤthende uͤberginge, was nach der Ansicht der Aerzte zu befuͤrchten war, wurde, nachdem man ihn vergebens wiederholt aufgefordert, seine offentlichen Reden einzustellen, als offenbar Geisteskranker in die Landes⸗Irren⸗-Anstalt nach Hofheim gebracht, wie ihm dieses gleich— falls bei jenen Aufforderungen und Warnungen angedeutet wor— den war, wenn er seine gefährlichen und Aergerniß gebenden Vortraͤge nicht unterließe. Herrmann hat solche Aufmerksamkeit erregt, sein Auftreten als neuer Apostel ist so vielfach in öffentlichen Blaͤttern besprochen worden, daß es un—

sern Lesera interessant seyn duͤrfte, folgende Nachrichten uͤben diesen religioͤsen Schwärmer aus guter Quelle zu vernehmen Peter Herrmann von Offenbach, ein junger Mann von 25 Ich ren, seines Standes ein Landwirth, wurde den 12. August 3 ins Hospital Hofheim aufgenommen. Sein Vater, ebenfal Landwirth, starb bereits vor 9 Jahren, von welcher Zeit an sein Sohn die Besorgung der Landwirthschaft uͤbernahm und ihr seit— dem mit vieler Thaͤtigkeit vorstand. Er genoß allgemein den Ruf eines braven, ehrsamen und fleißigen Burgers, der sich durch Be, triebsamkeit fortwährend in einem gewissen Wohlstand erhielt. Er besuchte die Schule bis zu seinem 14ten Jahre und soll sich al Knabe durch ein aufgewecktes Temperament und Lernbegierde ausge⸗ zeichnet haben. Seine Aeltern sollen deshalb selbst langere Zeit den Gedanken gehabt haben, ihm eine hoͤhere literarische Ausbildung geben zu lassen. Spaͤter wurde jedoch bestimmt, daß er den B; trieb der Landwirthschaft seines Vaters uͤbernehmen sollte. Von Jugend auf fleißig zur Kirche und zu Religions Uebungen angehal ten, scheint er in seinem Junglings-Alter durch den Ümgang mit Pietisten und Sektirern allmaͤlig sehr exaltirte und schwaärmeri— sche Begriffe in religiösen Dingen gewonnen zu haben, die uͤber, haupt in seiner ganzen Familie Wurzel gefaßt haben sollen. Ven Natur mit einem wohlklingenden Sprach-Organ begabt und nich ohne einiges Redner-Talent, das ihm in seinen Ausdruͤcken un Geberden einen gewissen Grad von Gewandtheit verlieh, fin) er an, schon seit mehreren Jahren in dem Kreise seiner Familie und naͤheren Bekannten Vortrage uber religiöͤse Gegenstaͤnde zu halten, welche ihm nach und nach einigen Ruf verschafften. So kam es, daß allmaͤlig die Zahl seiner Zuhörer sich vermehrte, so daß sie sein Zimmer nicht mehr fassen konnte, und er nun, um dem inneren Triebe, der ihn draͤngte, zu folgen, seinen Hof zu seinem Auditorium wahlen mußte. So erzählt Herrmann selbst den Folgegang seines nachherigen offentlichen Auftretens Inzwischen war Herrmanns eigenthuͤmliche Geistesrichtung seine religiͤse Schwaͤrmerei bereits wirklich in Krankheit uͤber, gegangen oder bis zur Krankheit, einer religiösen Monomonie, gesteigert. Wahrscheinlich ist, daß hierzu nicht nur die ganze Erziehung und die uͤbrigen erwähnten psychischen Einwirkungen, vielleicht auch die das Gemuͤth eines reli— gios gesinnten Menschen aufs heftigste erschuͤtternden poli— tischen Ereignisse der neuesten Zeit, die Veranlassung gaben, son— dern daß auch eine gewisse körperliche Disposition, erbliche An— lage, große Reizbarkeit des Blut, und Nervensystems und dar, aus entstehende krankhafte Affectionen der Leber und des Gehirns zur allmaligen Entwickelung dieser Geisteskrankheit mitwirkte Sobald Herrmann am zweiten Sonntag nach Ostern eine Vision hatte, welche ihn eine dunkele Wolke am Himmel sehen ließ, worin er, nach deren allmaͤliger Zertheilung, einen feuerrothen Schein wahrnahm, den er, indem er immer dunkeler wurde, als das leibhaftige Blut Jesu Christi erkannte, sobald er von dem Au— genblicke an sich geistig verklärt und vom heiligen Geiste durch! drungen fuͤhlte und nun von Gott dazu berufen zu seyn glaubte, die Menschheit zu bekehren und zu einem gotkseeligen Lebens. wandel zu ernahnen, sobald konnte an einer solchen Steige⸗ rung seiner Schwärmerei bis zur wahren Verstandeszerruͤttung nicht mehr gezweifelt werden. Kein Wunder, daß er nun, von dieser fixen Idee beherrscht und in dem festen Glauben an die Wahrhastigkeit jener Vision, die lediglich als ein krankhaftes Produkt seiner aufgeregten Einbildungskraft anzusehen ist, von dem wachsenden Beifalle ermuntert, oͤffentlich auftrat, redete, wie ihn seine excentrischen Religions-Begriffe und seine aufgeregte Geistesthätigkeit eben reden ließen, und mit einem wahren Ze⸗ loten Eifer die Menschen aus dem Suͤndenpfuhl zu erlssen suchte. Daß dieser Mann, der die oͤffentliche Aufmerksamkeit in so hohem Grade in Anspruch nahm, nach einmal gewonnener Ueberzeugung, daß er wirklich geisteskrank sey, in ein Irrenhaus aufgenommen wurde, um hier wo moͤglich allmaͤlig wieder zu genesen, war gewiß die heilsamste Maßregel, welche hier getrof— fen werden konnte und wofuͤr Herrman selbst, der bereits ruhi— ger und . werden anfaͤngt, sollte seine Genesung gluͤcken, der Staats-Regierung den groͤßten Dank zollen wird.“

Schweiz.

Die Allg. Zeitung enthält unter der Ueberschrift: „von der Donau, 21. August“, die nachstehenden Betrachtungen: „Die billigste Forderung an eine Lehre ist, daß sie folgerecht sey Die Radikalen haben den Vorzug vor den Liberalen, daß sie, wenn sie Feuer legen, wollen, daß es brenne. Der Nouvel— liste Vaudois vom 12ten d. weiset in einem scharfgedachten Artikel die Unmoͤglichkeit nach, durch die Tagsatzung zur Re— vision des Schweizerischen Bundes-Vertrages zu gelangen, und, da sie in den Jahren 1832 und 1833 diese Arbeit sich dennoch auferlegt hat, die nicht geringe Verlegen— heit, in welche sich die Tagsatzung nothwendig eingeklemmt be— findet. Es giebt zwei Systeme der Revision, sagt er, die sich gegenuͤber stehen, das durch die Tagsatzung und das an— dere durch einen konstituirenden Volks-Ausschuß. Diejenigen, welche das erste System vertheidigen, sind gezwungen, zu bes haupten, daß die Schweizer unter sich kein Volk bilden, daß der Bundes Vertrag nicht eigentlich die Schweizer verbinde, son bern 22 souveraine Staaten, an Große verschieben, aber an Un— abhängigkeit gleich, daß er folglich kein organisches Band sey, sondern ein gewöhnliches Buͤndniß, ein Allianz Vertrag, in wel=⸗ chem jeder der 22 Staaten gleiche Stimme habe, der also nicht umgeaͤndert werden koͤnne ohne Zustimmung jedes einzelnen, und wo die Revision unmöglich werde, weil eine einzige Stimme schon zureiche, sie zu verhindern, eine einzige also gegen die Mehrheit von 21 Recht behalten und sie unterwerfen koͤnne. Die andern, welche den Volks-Ausschuß wollen, gehen von dem Satze aus, daß die Schweizer unter sich ein Volk ausmachen, und sie folgern hieraus, daß in der Gesammtzahl der Schwei— zer die Souoerainetaͤt ruhe; daß der Bund nicht zwischen den einzelnen Theisen des Landes, sondern zwischen den Buͤrgern gemacht sey und organisch dieselben durchziehe und zusammen halte, welches auch die Verwaltungs-Formen der Massen seyen, in welche sich die Buͤrger-Gesammtheit theilt; daß folglich dem im Verhaältnisse zur Volkszahl vom Volke selbst gewählten Ausschusse allein es zukomme, im Organism der Vereinigung aller Schweizer unter sich Veraͤnderungen vorzunehmen; daß in diesem Falle die Mehrzahl, nicht aber die Minderzahl entscheibe, folglich dieser Gang allein, der Volks Souverainetät gemäß, ver— nuͤnstig und moglich sey. Diese Ansicht ist folgerecht. Die Unmoͤglichkeit, auf dem anderen Wege zur Reviston zu kommen, hat sich thatsaͤchlich erwiesen. Dreizehn Kantone stimmten fur diese Revision, sechs dagegen, ein paar nur bedingungsweise. Die Minderzahl siegte ob; denn die Tagsatzung, eben weil sie den Bund nur als einen Vertrag zwischen den 22 Staaten an⸗ sehen darf, kann keinem derselben ein Bundesjoch auflegen, das er nicht tragen will. Wir haben sonach durch die Mehrzahl der Kantone das Erkenntniß der Unerlaͤßlichkeit der Revision, in

Folge davon zwei Tagsatzungsbeschluͤsse, welche die Nevision an—

befehlen, und andererseits den Grundsatz, daß der Bundes ver⸗ trag ein Pakt zwischen 22 freien, unabhaͤngigen Staaten ey, der ohne Zustimmung aller nicht geandert werden konne. Der Liberalismus geht im Kreise herum, und der Radikalismus hat Recht, wenn er ihn auslacht. Es giebt aber, wie uͤber⸗ ü, so auch in der Schweiz eine dritte Klasse von Men⸗ schen, die weder zur liberalen, noch z schwöͤren, und welche den eigentlichen Kern, die ungehenre Mehrzahl der Nation bilden was wollen diese? = Sie wollen Ruhe und Achtung für das Gesetz; sie wollen nicht, daß die ge— rechte Wachsamkeit fuͤr die Aufrechthaltung der Verfassung in unablaͤssigen Angriff auf ihr Bestehen ausarte; daß die unver— staͤndige Eitelkeit einiger Larmer und Soͤldlinge der Propagan— ben die Schweiz um die Achtung von außen und um die Ord— nung im Innern bringe, Was ist dꝛeser großen Mehrzahl der Schweizerische Bund ? 3 Fed eral vom 12ten antwortet sehr Ysichtig: Eine Vereinigung souverainer Staaten, an Rechten gleich, an Macht und Vermoͤgen ungleich, nach eigener Wahl unter sich zur Aufrechthaltung ihrer Unabhaͤngigkeit verhunden, wovon jeder seine Eigenthuͤmlichkeiten, seine Religion, Sitten und Satzungen bewahrt, und nicht aͤndern will,

der Nutzen hiervon einleuchtet, souverain, mit

als bis ihm de ra: Einem Wort, im vollen Sinne, aber jeden Augenblick bereit,

Gut und Blut an die Vertheidigung des Landes zu setzen.

Diese Mehrzahl, das eigentliche Mark und Leben der Schweiz, will nicht, was die Radikalen wollen. Wenn diese gegen die Liberalen Recht behalten, so sind sie dagegen im vollen Unrecht gegen die wahren Schweizer, die gar nicht den Wunsch haben, ihre Natur zu veraͤndern, aus einer Staaten Vereinigung ein einziger Staat, ein mächtiges Volk, wie die Reformer sagen, ein' drohendes, wie diese meinen, zu werden und alle Gefah⸗ ren dieser herausfordernden Rolle zu ubernehmen, sondern die das richtige Gefuͤhl haben, daß die Schweiz gerade in ihrer Gestaltung als Gruppe souverainer Kantone die Gewaͤhrleistung fuͤr ihre Hauptaufgabe finde, ein friedliches und gluͤckliches Volk zu seyn; daß in den Epochen, wo der That nach der Kan— tonalwille zum Schweigen gebracht und die Schweiz als ein Ganzes in den Europaͤischen Verhaͤltnissen erschien, z. B. zur Zeit des Franzoͤsischen Kaiserthums, sie in Abhaͤngigkeit von außen war und die Folgen davon tragen mußte; daß der Weg der Centralisation abermals nur zu der Abhaͤngigkeit fuhren wuͤrde, welche das Journal des Debats in seiner eitlen Po⸗ litik schön mehr als Einmal geruͤhmt hat und die jeder echte Schweizer von sich stoͤßt. Daß der Radikalismus auch in der Schweiz seine Werkstuben aufschlage, die Freiheit der Presse mißbrauche, die Jugend des Vaterlandsgefuͤhls zu berauben und in heimathlose Umtriebler zu verwandeln bestrebt sey; daß er gerne die gesammte Schweiz als Werkzeug benuͤtze, das ist natürlich und folgerecht; daß er auf Volks-Versammlungen dringe, ist eben so natuͤrlich, denn wer den Zweck will, muß die Mitel wollen; daß man nur durch den Volksausschuß zur Revision des Bundes gelangen konne, hat keinen Widerspruch in sich, wenn auch darin die Hoffnung der Radikalen sich geräͤuscht finden wuͤrde; daß endlich die Tagsatzung, insofern sie liberalisirt, ja und nein sagt, damit nicht zu Stande komme, ist abermals wahr, und zwar, trotz ihr, zuin Heile der Schweiz wahr. Aus dem Allem geht hervor, daß in dieser Frage nur die Radikalen und ihre eigentlichen Gegner folgerecht denken und handeln. Das ist der Fall hier auf dem Felde der Republik, wie sonst auf demjenigen der Monarchie; in beiden sind sich die Freunde der Ordnung Verwandte, in beiden sind auch die Radikalen Gesellen, in bei— den endlich sind die Liberalen und Doktrinairs die Dupes ihrer selbst und der Andern.“

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Zufolge der in Bordeaux erscheinenden Election ware Nach— stehendes der von der Finanz-Kommission in ihrer ersten Siz— zung vorgelegte Entwurf zu einem Gutachten uͤber den Reduc— tions-Entwurf der auswaͤrtigen Schuld: „1) Die Kommission glaubt, daß der Schatz jetzt unmoglich die Zinsen der Reduction zu 5 pCt. zahlen kann; sie glaubt, daß die Reduction auf ein Drittel festgestellt werden mußte. 2) Sie wuͤnschte, daß die

passive Schuld auf eine bestimmte Weise geordnet werde, daß

sie z. B. in eine Anzahl gleicher Serien geheilt werde, welche

in einer bestimmten Anzahl von Jahren zum Zinsen⸗Genuß kom— men wuͤrden, um sie nicht ad libitum zu lassen. Die Konimis—

sion glaubt, daß die Regierung die erste Ziehung der ausgesetz⸗

ten Schuld wenigstens auf 5, 8 oder 19 Jahre aufschieben koͤnne, um nicht so rasch den Betrag der Schuld zu vermehren.

3) Sie wuͤnschte uͤberdies zu wissen, ob die Zinsen der aktiven

Schuld zu Madrid oder im Auslande gezahlt werden sollen. Die Kommission würde es gern sehen, wenn dirse Zahlungen in Spanien geschaͤhen, denn die Spanier wuͤrden sich dann gewoͤh— nen, sie als eine wirklich nationale Schuld zu betrachten.

mit der aktiwwen Schuld verbindet, unnuͤtz sey, denn man darf. nur tilgen, wenn man aufhoͤrt, Anleihen zu machen; im entgegengesetzten Falle sind die Mittel truͤgerisch. 5) Sie gaubt, daß man von der aufgeschobenen Schuld, die in Folge der Umwandlung von 1831 schon im Umlauf sey, haͤtte sprechen sollen, denn diese muͤßte als von besonderer Beschaffen— heit seyend betrachtet werden. 6) Die Kommission wuͤnschte, daß das Ministerium sich uͤber die Zuruͤckzahlung der Englischen, durch die Vertraͤge von London im Jahre 1828 creirten Schuld ausgesprochen hatte; dieselbe hatte vielleicht zum Course von 60 pCt. aus dem Umlauf gezogen werden koͤnnen. 7) Sie wuͤnscht, daß die in Frankreich durch den Vertrag vom 30. Dezember 1829 anerkannte Schuld ein Gegenstand neuer Unterhandlungen werde; der Vertrag selbst gebe hierzu Veranlassung. 8) Der Termin ven 18 Monaten fuͤr die Auswechselung der neuen gegen die alten Obligationen ist zu lang; 9 bis 12 Monate sind mehr als hinreichend. 9) Die Kommission wuͤnscht zu wissen, ob, statt der Anleihe von 400 Millionen der Schatz sich nicht mit einer geringeren Summe begnuͤgen koͤnne, denn es ist noͤthig, sich bei Operationen dieser Art so viel als moͤglich zu beschraͤnken. 10) Sie billigt die Grundlagen des Entwurfs, aber sie fuͤrch— tet, daß, wenn die Reduction nur die Halfte betragt, die Cor— tes in zwei oder drei Jahren sich genoͤthigt sehen, von Neuem die 5pCtigen Obligationen der aktiven Schuld auf ZpCtige zu reduciren und dies wuͤrde eine neue Reduction von zwei Fuͤnf— tel seyn. Die Kommission glaubt, daß man ein spezielles und deftnitives Arrangement vorziehen muͤsse.“

In einem Schreiben aus Bayonne vom Absten d. heißt es: „Nach zahlreichen Märschen und Gegenmaͤrschen ist die Navarresische Faction beinahe dicht an unsere Graͤnze gedrängt, und wird von 10 bis 12,000 Mann der Truppen der Königin eingeschlossen, und es ist nicht wahrscheinlich, daß die Karlisten einer solchen Macht Widerstand leisten werden; da das Terrain es ihnen aber schon so oft moglich gemacht hat, ihren Feinden zu entwischen, so muͤssen wir das Resultat abwarten. Soviel

zur radikalen Fahne

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Sie glaubt, daß das halbe Procent zur Tilgung, welche man

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ist indeß gewiß, daß Don Carlos, von dem 5. Bataillon beglei⸗ tet, lebhaft von Lorenzo verfolgt wird. Letzterer marschirt in aller Eile auf Eugia, wo der Infant sich am 2ä4sten befand. Zu⸗ malacarreguy wird von einer starken Division unter Anfuͤhrung Rodil's in der Richtung von Ronceval und Espinal verfolgt. Rodil hat auf mehreren Punkten während seines Marsches viele Personen verhaften lassen. Das Gefecht, welches, mehreren Journalen zufolge, am 22sten bei Lequeitio stattgefunden haben sollte, bestaͤtigt sich nicht. Die Briefe aus San Sebastian, wo man leichter Nachrichten von dem Kriegs⸗Schauplatze haben kann, melden nichts von einem Gefechte.“

Port n gal.

Lissabon, 11. August. Die Neugier, welche die Erbͤffnung der Cortes und vorzuͤglich die Eroͤffnungs-Rede des Regenten erregt hatten, ist befriedigt, und die Regierungs-JZei— tung liefert uns bereits diese Rede, woruͤber man hier scherz— haft bemerkt hat, daß die drei Eingangs-Perioden allein den Umsang einer mäßigen Englischen Thron-Rede hatten. Bei Beurtheilung des Styles dieses Aktenstuͤcks, dem der mittel— Europaäische Geschmack eine große Weitschweifigkeit, mitunter Bombast, und ein zu starkes Hervorheben dessen, was die von den Azoren abgegangene Expedition betrifft, vorwerfen möoͤchte, durfte indeß der unparteiische Richter nicht den Portugiesischen National⸗Geschmack in Anschlag zu bringen unterlassen, der hin⸗ sichtlich des Styls, so wie mancher Sitten und Gebräuche, oft noch an die langen und nahen Beruͤhrungen erinnert, welche diese Nation mit den Mauren und mit Ostindien hatte. Was aber den Inhalt der Eroͤffnungs-Rede betrifft, so faͤllt derselbe im Allgemeinen so aus, wie man ihn hier erwartete. Die Re— gentschafts-Frage wird der Entscheidung der Cortes anheimge— stellt, freilich mit einem Tone von Zuversicht, der wohl in der Ueberzeugung seinen Grund hatte, daß die Cortes dringend den Regenten ersuchen wuͤrden, die Regentschaft ins der bisherigen Weise fortzuführen. Hinsichtlich der Verhältnisse zum Roͤmi— schen Stuhle uͤberraschte gewissermaßen, nach allen bisherigen Vorgängen, die aͤußerst versoͤhnliche Suprrache, die in dem be— treffenden Paragraphen herrscht. Es ist dies offenbar eine Art von Erwiederung auf die pathetische Aufforderung, mit der die letzte Anrede des Papstes in Betreff der Lage der Portugiesi⸗ schen Kirche schloß, und welche den verirrten Sohn reuig in die Arme seiner liebenden und verzeihenden Mutter zuruͤckzueilen aufforderte. Man sieht, die jetzt in Portugal herrschende Par⸗ tei will sich Rom gegenuͤber den Schein der Maͤßigung ge— ben; der aber bald folgende heftige Ausfall gegen das Moͤnchswesen, und der angekuͤndigte feste Entschluß, die Abschaffung dieses Instituts aufrecht zu halten, so wie die Ankuͤndigung, daß der hohere Klerus kuͤnftig seine Besoldung aus den Staats-Kassen beziehen werde lassen wohl kaum ei— nen Zweifel uͤbrig, daß die Politik Dom Pedro's, oder vielmehr seiner Rathgeber, in Portugal unveraͤnderlich die Vernichtung des politischen Einflusses Roms im Auge hat, welches wohl schwerlich dem jetzigen Beherrscher jenes Koͤnigreichs den Titel des „Allergetreuesten“, wenn selbiger noch zu verleihen waͤre, ertheilen duͤrfte. Hoͤchst auffallend mußte es ferner seyn, daß der Regent, wo er von der kuͤnftigen Verheirathung der jungen Koͤnigin spricht, von der Voraussetzung ausgeht, daß ihr derein— stiger Gemahl ein fremder Prinz seyn werde. Bekanntlich stellt das Portugiesische Grundgesetz als Regel auf, daß eine Koͤnigin von Portugal nur einen Eingeborenen heirathen duͤrfe. Jede Abweichung von dieser Regel bedurfte ver Zustimmung der Cor— tes. Die Charte von 1836 hat jene grundgesetzliche, bisher im—⸗ mer heilig gehaltene Bestimmung in keiner eise modifizirt. Indem nun Dom Pedro die verfassungsmaͤßig erst von den Cor— tes zu entscheidende Frage, ob uͤberhaupt die Königin einen Frem— den heirathen duͤrfe, gewissermaßen als entschieden annimmt, scheint er den Befugnissen jener Versammlung foͤrmlich vorzu— greifen, wobei wohl die geheime Absicht zu Grunde liegen duͤrfte, eine foͤrmliche Diskussion uͤber diesen delikaten Punkt selbst zu umgehen, und die Berathung vom Anfange ab allein auf die bloße Regulirung der Bedingungen zu fixiren. Eine dieser Tage erschienene Verfuͤgung schreibt endlich vor, vorlaufig jedem hiesigen Mönche, der die Berechtigung zu seiner Kompetenz nicht verloren hat, 13 Milreis (ungefähr 18 Rthlr. Preußisch) sofort auszuzahlen. Die zum Betteln genbthigten, aus den Kloͤstern vertriebenen Moͤnche singen an, ein Gegenstand des oͤffentlichen Mitleidens zu werden. An der moͤglichsten Zerstreuung des Materials aller Moͤnchskloͤster⸗-Etablissements wird zugleich eifrig gearbeitet. Bibliotheken, Thurmuhren u. s. w. werden meist den Staͤdten geschenkt, um sie auf diese Weise auch beim Besitze von Kloster-⸗Eigenthum zu betheiligen.

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Konstantinopel, 6. August. Der Moniteur Otto— man meldet in seinem offiziellen Theile: „Die Einnahme der Kopf-Steuer findet nach der neuen Finanz-Anordnung zweimal im Jahre, am Ruzi-Kassim oder St. Demetriustage, und am RuztsHizir oder St. Georgstage, statt. Von je einem Piaster diefer Steuer erhaͤlt der Kadi einen Para, und dies bildet das wesentliche Einkommen dieser Richter. Nun traf es sich oͤfter, daß noch vor der Zeit der Einnahme des Karadsch ein Kadi durch einen andern ersetzt wurde. In solchen Faͤllen ergaben sich Strei— tigkeiten, wem jene Bezuͤge gebuͤhrten, dem Abtretenden oder selnem Nachfolger. Eine Kaiserliche Verordnung bestimmit jetzt, daß die Tantieme zwischen beiden je nach Maßgabe der bisheri— gen Dienstzeit eines jeden vertheilt werde. Dieser Beschluß hat volle Zustimmung des Groß-Mufti und der Kadileskiers er— halten.“

In dem nichtoffiziellen Theile des Moniteurs werden die Fortschritte geruͤhmt, welche der Ackerbau, unter der besonderen Beguͤnstigung des Sultans, seit einem Jahre in der Umgegend Konstantinopels und auf mehreren Punkten Anatoltens, nament— lich in der Gegend von Brussa, gemacht habe. Weite Strecken, die fruͤher ungebaut lagen, seyen jetzt mit Getraide bedeckt, und wiewohl die diesjährige Trockenheit den Aerndten in der Quan— titaͤt geschadet habe, so werde dieser Unfall die Ackerbauer nicht abschrecken. Auch die Industrie hat sich der Aufmerksamkeit und Aufmunterung der Regierung zu erfreuen. Besonders wird der zunehmende Flor einer vor 18 Monaten in Konstantinopel ge— gruͤndeten Fabrik von rothwollenen Muͤtzen (Fes), wie sie die Tuͤrken seit Abkom]mmen des Turbans tragen, hervorgehoben, die bereits monatlich 4500 Stuͤcke liefere und bald gegen 15,000 werde liefern koͤnnen. Bisher hatten die Fabriken von Tunis fast ausschließlich diesen Artikel produzirt, den man in Frankreich und Italien, namentlich was die Farbe betrifft, nie in derselben Vollkommenheit verfertigen konnte. Noch beabsichtigt die Regie⸗ rung eine Tuch⸗Fabrik für den Gebrauch der Armee zu errichten.

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Berlin, 6. Sept. Ueber den Aufenthalt St. Majestät des Koͤnigs in Königsberg enthalt die dortige r lg ihren neuesten Blattern Folgendes: „Am Sonntage den zisten v. M. fand im Infanterie Lager beim Dorfe Lauth militairt— scher Gottesdienst unter freiem 4 statt. Se. Majestaͤt der Koͤnig, so wie die . anwesenden Prinzen und Prinzes⸗ sinnen des Koͤniglichen Hauses und der Feldmarschall Fuͤrst von Warschau wohnten demselben bei, gingen nach dessen Beendigung, umgeben von einer wogenden frohen Menschenmasse aus allen Staͤnden, durch die Zeltgassen nach dem großen Offizier⸗Speisehause und nahmen dort ein Dejeuner ein, welches der kommandirende General, Herr General-Lieutenant v. , veranstaltet hatte. Bei dieser Gelegenheit aͤußerten Se. Majestaͤt wiederholt die Allerhoöͤchste Zufriedenheit mit den Truppen, so wie mit der Ord— nung und Einrichtung des Lagers, und geruhten sodann, mit ge— fuͤlltem Glase auf das Wohl des 1sten Armee⸗-Corps zu trinken. Kaum ward dies, durch den Herrn General⸗Lieutenant v. Natz— mer verkuͤndet, bei den vor dem Hause in dichten Gruppen ver— sammelten Offizieren und Soldaten bekannt, als ein dreimali— ges Lebehoch dem besten Koͤnige aus treuer dankerfuͤllter Brust in die Luͤfte drang. Se. Majestaͤt fuhren sodann noch nach dem Kavallerie⸗Lager bei Palmburg, wo mittlerweile eben— falls militairischer Gottesdienst abgehalten worden war, und aͤußerten auch hier die Allerhoͤchste Zufriedenheit. Die in der Stadt stehenden Truppen-Abtheilungen wohnten dem Gottes— dienste in der Schloßkirche bei. Am Abend dieses Tages war bei dem Herrn Ober⸗Praͤsidenten Ball, den Se. Maj. der Koͤnig und die anwesenden Prinzen und Prinzessinnen des Koͤnigl. Hauses durch Ihre Gegenwart verherrlichten. Am 1. Sept. ward in den Morgenstunden vor Sr. Maj. ein Corps⸗Mandͤver nach ei⸗ ner Allerhoͤchst genehmigten Dispositien auf dem großen Exer⸗ zir-Platze ausgefuͤhrt. Abends begaben sich Se. Masestät, die Prinzen und Prinzessinnen und der Fuͤrst von Warschau nach dem Infanterie-Lager, wohnten dem großen Zapfenstreich bei und sahen sodann von dem Balkon des Offizier⸗Speisehauses einem Feuerwerk zu, welches auf dem jenseitigen Ufer des Lauth— schen Sees von der Artillerie des 1sten Armee⸗Corps ausgefuͤhrt ward; gleichzeitig verbreiteten einige hundert laͤngs der Fronte und den Flanken des Lagers in Erdhuͤgeln eingegrabene brennende Theer— tonnen eine magische Beleuchtung uͤber dasselbe und uͤber die wogende Masse von vielen tausend Menschen. Am 2. Sept. ward ein Corps-Mandͤver im ausgedehnten Sinne mit einem durch einige Bataillons und Escadrons markirten Feinde von Kalthof und Devau uͤber den großen Exerzir-Platz, Neudamm, die Schottischen Haͤuser gegen Tropitten und Mandeln ausge— fuͤhrt. An beiden Tagen beguͤnstigte das schoͤnste Wetter Bewegungen der Truppen, eine zahlreiche Menge von Zu— schauern begleiteten sie auf den Fluͤgeln. Am Schlusse letzten Mansvers geruhten Se. Majestaͤt der Koͤnig, Allerhoͤchste Zufriedenheit mit dem Zustande und der Ausbit— dung des 1sten Armee-Corps, sowohl der Linie als Landwehr, gegen den kommandirenden General, Herrn General-Lieutenant von Natzmer, auszusprechen, mit dem gleichzeitigen Be— fehle, den saͤmmtlichen Truppentheilen zu eröffnen, daß in Folge dieser Allerhoͤchsten Zufriedenheit die diesjährigen großen Ue— bungen schon jetzt beendigt und saͤmmtliche auswaͤrtige Truppen nach einem allgemeinen Ruhetage in die verschiedenen Garniso⸗ nen, und die Landwehr in die Heimath zuruͤckkehren sollen. Al— lerhoͤchstdieselben begluͤcken unsere Stadt und unsere Provinz mit Hoͤchstdero erfreuender Gegenwart noch einen Tag laͤnger, indem die Ruͤckreise Sr. Majestaͤt des Koͤnigs und der Königl. Prinzen und Prinzessinnen nunmehr erst den 4. September an— getreten werden wird.“

Der am X. Februar d. J. hierselbst verstorbene Geheime Legations-Rath Balan hat den Kriegern, die in den Feldzuͤgen von 1813, 1814 und 1815 verstuͤmmelt worden, oder den Hin— terbliebenen der in diesen Feldzuͤgen Gefallenen, testamentarisch die Summe von 200 Rthlr. ausgesetzt, welche an das Koͤnigl Kriegs-Ministerium (Abtheilung fuͤr das Invalidenwesen) zur weiteren Vertheilung gezahlt worden ist.

Aus Bergen auf der Insel Ruͤgen meldet man als eine besonde rs merkwuͤrdige Erscheinung, daß sich auf Rugen seit dem Fruͤhjahr ein großer Schwarm von Storchen (gegen 109), ohne, wie es die Natur mit sich bringt, sich gepaart und genistet „a haben, aufhaͤlt, welcher jetzt, wo die Jungen der regelmäßig dort nistenden Stoͤrche ausgeflogen sind, deren Nester eingenommen hat, und jetzt am 24. August noch bruͤtet. O6 die Jungen noch groß und flugrecht, oder ob die Alten, wenn die . des Abzugs kommt, sie verlassen werden, wird die Zeit lehren.

Nachrichten aus Koblenz zufolge, war die Mosel in der Nacht vom 31. August zum 1. September ploͤtzlich um einen Fuß gestiegen; man maß dieses unerwartete Anschwellen star ken Gewittern oder Wolkenbruͤchen an der Franzoͤsischen Ober— Mosel bei.

Berliner Börse. Den 6. September 1834.

Amtl. Fonds. und Geld-Cours- Zettel. (Hrn, /d. Co.) 7. II. ,. mm eld. St. Schuld- Sch. A 99 99 Grasshy. Fos, do. 4 102 Pr. Engl. Anl. 8.8 Cstpr. Pfandhr. 4 101 Pr. Engl. Anl. 22. bomm. do. 4 lo8z hr. Engl. Obl. 30.4 9345 91 (Kur- u. Neum. du. A 1063 106 Prüm. Seh. d. Seeh. 571 871 Schlesische do. 4A 1065 Kurm. 90 bl. m. l. C. A 99 kRRkst. C. d. K-u. N. 72 ö Neum. Int. Sch. do. A 98 Z. - Sch. d. K. u. R 1 72 ö. Berl. Stadt- Obl. A4 997 . ͤ Königsb. do. A 983 IHoll. vollw. Duk. . 12 Elbing. do. 1 985 Neue do. 18 18 Danz. do. in Ih. 37 EKriedriehsd'or .. 13 / 13 Westpr. Pfandbr. R 100 IDisconto. .... 3 4“ e a me Wechsel- Cours. een, ,. . sM lc. ö, 250 El. IHRuræ. 2d) ö 250 Fl. 2 At. 140. H,,, 300 Mk. Kurz 282 a 300 Mk. 2 Mt. 1513 , 1181. 3 Mt. 6 211 300 Fr. 2 Mt. si sI, J 1 w 150 Fi. s2 Mt. i034 . mönnn, ,,, 100 Th. Z Mt. 997 99 Leipzig wd KJ 100 Thl. 8 Tage 1031 636 Fränkfüärt n. M w,, 100 I. 2 Mt. 1033 102 öl,, 100 Rb. 3 Woch. 367 d 600 FI. Kurs ö.