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scheine, sondern in seiner Ausuͤbung die Graͤnzen anzuerkennen habe, welche den Fortbestand vorhandener, von der Regierung aufrecht erhaltener Einrichtungen verbuͤrgen Wenn es schon der 8§. 143 der Verf Urk. als eine allgemeine Verpflichtung der Landstaͤnde instelle, durch Verwilligung von Abgaben fuͤr die Aufbringung des ordentlichen und auferordentlichen Staats⸗Bedarfs zu sorgen, und diese allgemein ausgesprochene Verbindlichkeit durch den 8. 144 ore nähere Festsetzung vermittelst der Anordnung erhalte, daß bei dem Voranschlage der Ausgaben deren Nothwendigkeit oder Nuͤtz⸗ ichkeit gezeigt werden solle, hierin aber auf die verschiedenen Vor— aussetzungen, von welchen bei der Steuer-Verwilligung ausge—
gangen werden solle, ganz ausdruͤcklich hinweise; fo werde en dadurch eine besondere Klasse von Ausgaben herausge steüt, welche, indem ihnen der Charakter von nothwendigen
beigelegt werde, andere Normen, um sie als solche zu erken⸗ erforderten, so daß von verschiedenen Voraussetzungen
bei der Peuͤfung des Staatsbedarfs, je nachdem die eine oder die
andere Art der Ausgaben in Frage solle. Ofenbar wuͤrden nun aber diese verschiedenen Voraussehun— gen, als von einander abweichend, nicht mehr erkennbar seyn, wenn ar deren Anerkennung die subjektive Uemberzeugung in gleich um— asender Bedeutung die Grundlage zu bilden häben und keine der⸗ se ben liegende, an und fuͤr sich ke nd Regel zur Richtschnur zu nehmen seyn sollte. Die Voraussetzung des Vorhandenseyns ei— er solchen Regel sey daher durch die Verfassungs Urkunde begruͤn—⸗ det, und wenn es mithin darauf ankomme, zu bestimmen, welche
usgaben von der Staͤnde-Versammlung als nothwendige zu be-
machten seyen, so koͤnne es einer allseitigen , nicht entge⸗
en, daß weder solchen Ausgaben, welche auf Vorschriften beruhten,
halte, wie solche nach
rung all gemeinfr Grundsaͤtze uͤber das landsiaͤndische Veew gigungs⸗ recht. Dergleichen allgemeine Grundsaͤtze, ohne Anwendung auf spezieller? Falle, sind, nach Ansicht des Ausschusses, zur Diskussion und Beschlußnahme in der Stärde-Versammlung nicht geeignet, weshalb auch der Ausschuß sich zu einer Erdͤrterung derselven nicht veranlaßt sehen kann. Die Staͤnde⸗Versammlung theilt den Wunsch, im Einverstaͤndnisse mit bober Staats-⸗Regierung, das unzertrenn⸗ iche Wobl des durchlauchtigsten Landesfürsten und des Vaterlandes zu vefordern, und hat auch bisher, was nach Inhalt der landsän— dischen Verhandlungen nicht bezweifelt werden kann, nach gewissen⸗ haster Ueberzengung die Hindernisse zu entfernen gesucht, welche rinem solchen Einverstaͤndnisse entzegenstehen konnten. Die vorlie— gende Erbffnung enthalt keine Peopösition, und giebt demngch dem Wusschüffe keine Veranlassung zu besondern Antraͤgen. Kassel, den 30. August 18831. Eberhardt.“
In der Sitzung der Staͤnde vom 2. September wurden bie S5. 1 bis 19 des Volks-Schulgesetzes diskutirt und mit ver— shiedenen Modificationen angenommen. Der Präsident ver— kuͤndete ferner, daß die Vertreter der Standesherren, die HH. v Goddäus, v. Stark II. und Bahr, gegen die in Bezug auf den §. 95 der Gemeinde-Ordnung gefaßten Beschluͤsse die ange— Eindigte Standesstimme eingelegt haͤtten, Nach einer kurzen Debate ward unter Verwerfung eines Amendements des Hrn. W epperinann, wonach die Standesstimme vorher zur Pruͤfung n enen Ausschuß verwiesen werden sollte, beschlossen, dieselbe zugleich mit dem emendirten Entwurf der Gemeinde- Ordnung an die Staats-Regierung gelangen zu lassen. Die Sitzung ward um 7 Uhr Abends geschlossen.
— — Dresden, 5. Sept. Auf der Ruͤckreise aus den Bähmischen Baͤdern ist am 31. August Se. Durchl. der aͤltest rägierende Herzog von Anhalt hier angekommen, und am z2ten M. wieder von hier abaereist; ferner trafen am Aten d. M. J. K. H. die verwittwete Frau Erb⸗Großherzogin von Mecklen⸗ Durg- Schwerin, nebst JJ. Hoheiten dem Prinzen Albert und der Prinzessin Helene von Mecklenburg ⸗ Schwerin hier ein und sind heute wieder von hier weiter gereist; endlich ist gestern Nach⸗ mittag auch Se. K. H. der Großherzog von Sachsen“ Weimar hür angekommen und im Hotel de Pologne abgestiegen, heute früh aber wieder von hier nach Muskau in der Nieder Lausitz aß aereist. — Gestern ward, zur Feier des Jahrestages der Con stiturions-Uebergabe, Vormittags in den hiesigen Kirchen Got— sd ienst gehalten. Mittags waren die saͤmmtlichen Landes Deputirten zur Tafel bei Sr. Majestaͤt dem Koͤnige und der Königl. Familie in das Sommer Hoflager zu Pillnitz eingeladen; Abends Farte dieselben der Praͤsident der ersten Stande ⸗ Kam⸗ mer, Herr von Gersdorf, zu einem Diner auf Findlaters Wein berg eingeladen, Von wo selbige Abends 10 Uhr in erleuchteten Gondeln mit Musik, Begleitung und unter Abbrennung eines, von dem Artillerie Corps laͤnas dem Wege auf der Elbe aufge— st llten prachtvollen Wasser⸗Feuerwerks in die Residenz zuruͤck⸗ kehrten.
Frankfurt a. M., 3. Sept. Heute Morgen ruͤckten die hier und in der Umgegend garnisonirenden Bundestruppen, das fie Kaiserl. Koͤnigl. Oesterreich. Landwehr-Bataillon des 35sten Linien⸗Regiments, Baron Fleischer, unter Lommando des Ma⸗ sor Baron von Feldeck, das Koͤnigl. Preuß. Bataillon des 40sten nich Regiments unter dem Kommando des Major von Kbͤli⸗ chen, und das Frankfurter Linien Bataillon unter dem Kom— mando des Major Decken — in Parade aus und stellten sich am Grindbrunnen auf. Der zum Festungs-Kommandanten der Bundes, Festung Mainz ernannte Herr General⸗Major Baron Hiret de Bihain uͤbergab hierauf das Ober⸗Kommando saͤmmt— cher Truppen dem seit vorgestern aus Bregenz hier eingetroffe, nen Herin General-Major von Wissiak. Eine große Anzahl Zaschauer fand sich ein, um dieser Parade beizuwohnen, und laemein bewunderte man die schoͤne Haltung der vereinigten
Truppen.
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O esterreich. Wien, 30. August. Der nach Paris bestimmte Tuͤrkische
komme, ausgegangen werden
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dem Fuͤrsten Metternich und ist auf morgen zu dessen Tafel nach Baden geladen.
Ueber Livorno melden Briefe aus Alexandrien vom 27. Juli, daß die Ruhe in ganz Syrien wieder hergestellt sey, ohne daß noch viel Blut geflossen ware. auf der Ruͤckfahrt nach Alexandrien begriffen und werde stuͤndlich daselbst erwartet. Uebrigens zeigen diese Briefe eine neue Cala mität fuͤr Aegypten an: die Pest war nämlich in Alexandrien auf eine beunruhigende Weise zum Vorschein gekommen.
/ 6 Wien, 1. Sept. Ihre Majestaͤten der Kaiser und die Kaiserin sind am 39. August Nachmittags um 1 Uhr von Poys— dorf, wo Allerhoͤchstdieselben uͤbernachtet hatten, in Bruͤnn ein— getroffen und mit dem herzlichsten Jubel empfangen worden. Ihre Majestaͤten sti in d J Aufenthalte eing.
1 Naj egen in dem zu Ihrem Aufenthalte einge—
richteten Landhause ab, wo Allerhoͤchstdieselben von dem Landes— Gouverneur und den uͤbrigen ersten Autoritäten empfangen wurden, worauf dem bewaffneten Buͤrger-Corps die Ehre zu Theil wurde, vor der Wohnung Ihrer Majestaͤten vorbeidefili⸗ ren zu duͤrfen. Allerhoͤchstdieselben zeigten sich an den Fenstern der versammelten Volksmenge, die beim Anblick des geliebten Herrscherpagres in unbeschreiblichen Jubel ausbrach.
Die Wiener Zeitung enthält wiederum ein Verzelchniß von Beförderungen bei der Armee. Der General-Masor von Cometti ist zum Feldmarschall⸗LZieutenant ernannt worden.
Aus einer Kundmachung der K. K. obersten Hof -Post-Ver— waltung, datirt Wien, den 8. Aug., entlehnen wir hier Folgen— des: „Die K. K. Oesterr. Staats-Verwaltung hat beschlossen, zwischen Triest und Korfu, anstatt der bisher auf einmal im Laufe jeden Monats beschränkten Post-Packetbootfahrt, zwei derlei Fahrten in jedem Monate einzuleiten, und dieselben zugleich bis Patras, im Koͤnigl. Griechischen Gebiete, auszudehnen. Diese Packetböte segeln von Triest in der Regel am 1sten und 16ten, von Patras aber am 8ten und 2lsten jeden Monats ab, und halten sich in dem Hafen von Korfu jedesmal wenigstens 36 Stunden auf. Mit diesen Packetbootfahrten, die von Triest aus bereits am 1. Januar d. J. begonnen haben, und seither regel— mäßig stattfinden, werden nebst Briefen, Zeitungen, Geldern und Packeten auch Waaren und Reisende befoͤrdert.
Schweiz.
Zürich, 29. August. Der Vorort theilt den Staͤnden fol— gende Noten der Englischen und Franzoͤsischen Gesandtschaften, betreffend die ihnen kommunikcirte Erklaͤrung der Tagsatzung we— gen der fremden Fluͤchilinge, zur Kenniniß mit:
„M) Der Unterzeichnete, Sr. Großbritanischen Maijestaͤt bevoll⸗ maͤchtigter Minister bei der Schweizerischen Eidgenossenschaft, hat das vom Aten 1. M. datirte Schreiben des eidgendssischen Vororts empfangen, wodurch ihm ein Auszug des Protokolls vom 22. Juli, enthaltend die Billigung durch die eidgensssische Tagsatzung der⸗ jenigen Erwiederungen, welche der eiögenbisische Vorort am 24. Juni letzthin den benachbarten Deutschen Staaten und Sardinien, betreffend den Aufenthalt fremder Fluͤchtlinge in der Schweiz, ge— geben hat, uͤbermittelt wurde, und er saͤumt nicht, den Iahalt je— nes Schreibens zur Kenntniß seiner Regierung zu bringen Der Unterzeichnete hat kurzlich von Sr. Majestaͤt Regierung eine De⸗ vesche empfangen, in welcher deren Zufriedenheit uͤber die Aus. sicht auf eine freundschaftliche Beilegung der jenes Gegenstandes wegen zwischen der Schweiz und den benachbarten Staaten obage— walteten Anstaͤnde ausgesprochen wird; da dieselbe nunmehr giuͤck— lich zu Stande gekommen ist, so darf er nicht zweiseln, daß die vorgedachte Mittheilung der Britischen Regierung zu um so groͤßerer Befriedigung gereichen werde, als sie auf augenscheinliche Weise die zwischen den verbuͤndeten Kantonen und dem eidgendssi— schen Vorort gluͤcklich bestehende Eintracht beurkundet, womit die Aufrechthaltung aller derjenigen Vortheile, welche die Schweiz als unabhaͤngiger ünd neutraler Staat genießt, so wesentlich verbunden ist. Der Unterzeichnete ergreift diese Gelegenheit, Sr. Excellenz dem Herrn Buͤrgermeister Hirzel, Praͤsidenten des Staats-Raths des voroͤrtlichen Standes Zuͤrich, die Versicherung seiner hohen Werthschaͤtzung darzubringen. Bern, 7. August 1834.
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„2) Der, Unterzeichnete, Sr. Großbritanischen Maj, bevoll— maͤchtigter Minister bei der Schweizerischen Eidgenossenschaft, in— dem er auf die Note verweiset, welche er unterm Zten des l. M. an den eidgendssischen Vorort zu richten die Ehre hatte, soll nun— mehr, den so eben von Viscount Pal merston empfangenen Auftraͤgen gemaͤß, der Schweizerischen Regierung die aufrichtige Zufriedenheit (satisfaction) zu erkennen geben, womit Sr. Maj. Regierung die befriedigende Erledigung der Anstaͤnde vernommen hat, welché sich zwischen der Schweiz ünd einigen ihrer Nachbar-Staaten erhoben hatten. Bei Handhabung der Unabhaͤngigkeit der Schweiz, wie Großbritanien es seyn muß, wesentlich interessirt und uͤberzeugt, daß diese Unabhaͤngigkeit am krdftigsten dadurch gesichert werde, wenn die Schweiz die Verhaͤltnisse eines freundschaftlichen Wehl⸗ vernehmens mit allen denjenigen Maͤchten, deren Gebiet an die Eid⸗ genossenschaft graͤnzt, so lange als es nur immer moͤglich ist, auf recht erhaͤlt, freut sich Sr. Maj Regierung wahrzunehmen, daß die jungsten Erdrterungen zuletzt auf eine fuͤr alle betreffenden Theile befriedigende Weise ihre Endschaft erreicht haben. Der Unterzeich— nete, indem er die Auftrage seiner Regierung ganz in denjenigen Ausdruͤcken erfuͤllt, in denen dieselben ihm uͤbermittelt wurden, er— greist mit Vergnuͤgen diesen Anlaß, dem Hrn. Huͤrgermeister Hir— el, Praͤsidenten des Staatsraths des vordrtlichen Standes Zuͤrich, die Versicherung seiner hohen Werthschaͤtzung zu erneuern. Bern, 21. August 1833. D. R. Morier“
„Bern, 7. August 1831. Der Botschafter Sr. Maj. des Koͤnigs der Franzosen hat die Note erhalten, durch welche Se. Exc. Herr Hirzel, functionirender Buͤrgermeister, Praͤsident des Staatsraths des Kantons Zurich, als Bundes-Direktoriums, ihn von dem Aus— zuge des Protokolls von der Sitzung vom 22. Juli, worin die Tag— satzung die Sache der auswaͤrtigen Fluͤchtlinge abgehandelt, in Kenntniß gesetzt hat. Er hat sich beeilt, sie seiner Regierung zuzu— senden, die darin mit Vergnuͤgen die Versicherung finden wird, daß dieser lange Streitpunkt von nun an durch die den Antworten des Vororts auf die Reeclamationen mehrerer benachbarten Regierungen ertheilte Zusimmung als geendigt angesehen werden kann. Er er⸗ greift mit Vergnuͤgen diese Gelegenheit, Sr. Exc. den Ausdruck sei⸗ ner hohen Achtung zu erneuern.
(Unterz) H. v. Rumigny.“
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Rom, 23. Aug. (Allg. Ztg.) Der seden Monat hier eintreffende Spanische Courier ist den 19ten d. angekommen, und soll wichtige Depeschen mitgebracht haben. Privat-Briefe schildern den Zustand von Madrid, als die Cholera ausbrach, so wie die Graͤuel bei der Ermordung der Kloster-Geistlichen, deren Zahl auf einige 90 angegeben wird, mit grellen Farben. Von Don Carlos schien man wenig zu wissen, glaubte aber, ungeach— tet seiner Fortschritte in den Baskischen Provinzen, an keinen gluͤcklichen Ausgang seiner Sache, da die Anhaͤnger der Regie— rung im uͤbrigen Spanien zu maͤchtig sind — Unter den hier angekommenen Portugiesen befindet sich der Erzbischof von Evora, Fortunato da S. Bonaventura, welcher, um der Rache seiner Gegner zu entgehen, in Fischertracht Portugal verlassen hat. Der Papst hat diesen Praͤlaten aus seiner Privat-Kasse unter—
Mehmed Ali sey deshalb bereits
rere reiche Privat ⸗ Per sonen wollten, behufs einer schnellern Verbin, dung mit Neapel, Dampfwagen in Enaland bauen lassen, welche wie dort, auf den gewohnlichen Chausseen regelmaͤßige Fahrten machen sollten. Aber auch hier setzte sich die engherzige Ansicht entgegen, daß durch dieses Unternehmen die Post, die Fuhrleut— die Wirthe zc. zu großen Schaden leiden wuͤrden, und soinit wird es unterblelben. — Die Witterung ist diesen Sommer
tend eine Wärme zwischen 25 bis 30 Grad Réaumur. Die Getraide⸗Aerndte ist im ganzen Kirchenstaate befriedigend ausge, fallen. Der Wein steht gut und verspricht ein vortrefflichez Produkt. Nur das Oel hat durch das Wetter gelitten, und ist beinahe um 100 Prozent im Preise gestiegen. Die Regierung hat hierauf in der Ueberzeugung, daß noch Oel genug im Vor, rath vorhanden sey, und daß reiche Wucherer durch Aufkauf diese Theurung hervorgebracht, welche der wenig bemittelten Klasse der Bevoͤlkerung hauptsaͤchlich zur Last faͤllt, die Einfuhr 9. Oels frei gegeben, dahingegen auf die Ausfuhr einen Zoll gelegt.
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Spa:rien.
Madrid, 24. August. Die Hof⸗Zeitung enthalt fol gendes (gestern unter Neueste Nachrichten erwahnte) Dekret:
„Ueberzeugt, daß die Sicherheit und Ruhe dieses Königreiche es erheischen, daß man auf eine kraftvolle Weise gegen den Partef— geist und die verabschenungswuͤrdigen Interessen einschreite, welch den Buͤrgerkrieg in einigen Provinzen naͤhren, und in der Absicht zu verhindern, daß man Waffen und Kriegs-Munition zur Verprh⸗ viantirung der rebellischen Spanier in den noͤrdlichen Hafen auz— schiffe, und so im Voraus die Uebel zu verhuͤten, welche durch he— sagte Verproviantirung erzeugt werden koͤnnten, habe ich im Namen meiner vielgeliebten Tochter Isabelle 14. und nach dem Gutachten meiner im Conseil versammelten Minister verordnet, wie folgt: ö
Kriegs-Vorraͤthe vermittelst der Einfuhr aufstellen, sollen deren noch andere bestimmtere und kraͤftigere erlassen werden, welche auf die ganze Ausdehnung der Kuͤsten vom Cap Finisferre bis zur Muͤndung der Bidassoz in Anwendung kommen. Art.? Die Schiffe der Königl. Marine, die Bote der Kuͤstenwaͤchter und die uͤbrigen Spanischen Fahrzeuge sollen in Verbindung mit den Kriegsplaͤtzen, den Forts und den Land-Batterieen mit offener Ge— walt verhindern, daß irgend eine Gattung besagter Gegenstaͤnde ausgeschifft werde, da dieselben nur in der einzigen Absicht hierher gesandt werden, das Feüer des Buͤrgerkrieges in diesem Köͤnigreicht zu naͤhren. Art. 3 Jedes Schiff, das in einem Umkreise von sechs Meilen der oben besagten Kuͤsten betroffen wird und sich anschicken möchte, eine Ausschiffung von Kriegs-Munition zu bewerkstelligen, soll feindseliger Absicht fur verdaͤchtig gehalten werden. Demzufolge soll seine Ladung in Beschlag genommen, und die Waff.n und Kriegs-Munition, die es geladen hat, sollen bis zur weitern Ent— scheidung sammt dem Schiffe zuruͤckgehalten werden Mein Mini— ster der auswärtigen Angelegenheiten soll unverzuͤglich alle Bot— schafter, Gesandten, diplomaätische Agenten und Konsuln der frem— den Nationen, die bei meiner vielgeltebten Tochter akkreditirt sind von dem gegenwaͤrtigen Dekrete in Kenntnitz setzen, damit den ge troffenen Anordnungen die noͤthige Publicitaͤt gegeben werde, und diejenigen, die demselben zuwiderhandeln, keine Unwissenheit vor schuͤtzen koͤnnen. fehle denjenigen, die es angeht, mittheilen, damit mein Königl. De— kret seine schnelle und voͤlllge Wirkung erKalte. Unterzeichnet von der Hand der Koͤnigin. St. Ildefonso, 21. August 1834. Auf Befehl der Koͤnigin: A. D. France. Martinez de la Rosa“ Die Spanischen Blatter sind in ihren Ansichten über die Minister verschieden. Die Revista und das Eco erlauben sich manchen Tadel, besonders gegen Hrn. Moscoso; die Ab eja aber, bisher das heftigste Oppositionsblatt, hat kuͤrzlich ihre Re— dactien gewechselt, und legt ein neues politisches Glaubensbe— kenntniß ab, in welchem sie sich fuͤr eine Vertheidigerin der Mi, nister, und Bekämpferin der Preß-⸗Mißbraͤuche erklaͤrt; sie ist det. halb bereits mit dem Observador und mit dem Mensagere in Händel gerathen, und aus der bisherigen Verschiedenheit in
einzelnen Ansichten, die in den Blaͤttern ausgesprochen wurden, scheint sich nun ein heftiger Parteikampf zu bilden Ware man aber geneigt zu glauben, daß die
Abeja unter ministeriellem Einflusse geschrieben wurde, so
muͤßte man auch eine bevorstehende Dimission Toreno's anneh—
men, denn er ist der einzige Minister, welchen sie angreift. Sie
hält zwar im Ganzen noch ihr Urtheil uͤber seinen Finanz Plan
zuruͤck, berechnet aber, daß das Defizit von 325,286, 90 Realen
welches er vorlegt, sich auf die Summe von 100,724, 5ß? Rea,
len reduziren lasse, wodurch die neue Anleihe, welche der Mi
nister vorschlaͤzt, entbehrlich wuͤrde. — Wie man uͤbrigens eine aktive Intervention der fremden Mächte in Spanien aufnehmen
wuͤrde, davon zeugen auch folgende Worte des in Barcelona er—
scheinenden amtlichen Blattes el Vapor vom 19ten: „Ehe wir
die Schmach dulden, auf unserem Boden eine andere Fahne ent
falten zu sehen, als die Spanische, laßt uns unseren häuslichen
Groll auf dem wankenden Altare der National-Unabhaͤngigkeit
aufopfern!“ Eine Portugiesische Intervention scheint darum
nicht wahrscheinlich; sie wuͤrde das Spanische National-sGefuͤhl
beleidigen, und Dom Pedro's Freibeuter wuͤrden wohl nicht mit
offenen Armen empfan zen werden. Auch ist in der Thron⸗Rede, welche Dom Pedro bei Eroͤffnung der Cortes am 15 hielt, keine Andeutung von einer Truppensendung nach Spanien.
— Ueber die Bewegungen, welche in Madrid bei Gelegen—
heit der Hinrichtung des Musikers vom Regimente,„Prinzessin“ statt
gefunden haben, geben jetzt Franzosische Blätter nachstehende
Details: Vom 17. August. Heute Mittag um 12 Ühr war
die Puerta del Sol mit Miliz⸗Soldaten in Uniform bedeckt, und die
verschiedenen Gruppen beschaͤftigten sich nur mit der Hinrichtung,
die am andern Tage stattfinden sollte, und mit Plaͤnen, um sich
dem Abmarsche des 3Zten Bataillons des Regimentes „Prinzessin“
zu widersetzen, welches sich auf Befehl der Regierung nach Bur—
gos begeben sollte, um den Kern der Reserve zu bilden, die auf
Befehl des Kriegs-Ministers organisirt werden soll. Die Grup pen verursachten nicht allein den Behörden, sondern allen friedlieben⸗
den Leuten einige Besorgniß; alles beschraͤnkte sich indeß auf lebhaftz Unterhaltungen, die von Zeit zu Zeit durch die Ankunft einager Kavallerie-Patrouillen unterbrochen worden, welche die Hauypt⸗
stadt nach allen Richtungen durchzogen. Eine ungeheure Men—
schenmenge drängte sich auf der Puerta del Sol; aber um 24
Uhr war der Platz gaͤnzlich veroͤdet. Um 3 Uhr sollte das Ba—
taillon des Regimentes „Prinzessin“ abmarschiren; der groͤßte
Theil der Einwohner Madrids schlaͤft um diese Stunde, und die
Straßen sind leer. Zur bestimmten Stunde verließ auch wirklich
das Regiment „Prinzessin“ seine Kaserne, und nahm seine Rich—
tung nach dem Segovien-Thore, um Madrid zu verlassen. Da—
selbst angekommen, mußte es Halt machen, weil einige Personen
ihm vorangeeilt waren, und mit Gewalt das Thor geschlossen
hatten. Der Oberst nahm das Wort, und forderte das Volk
auf, das Thor wieder zu oͤffnen, wenn es auch nur geschähe, um
Gesandte, Mustapha Neschid Bey, hatie gestern eine Audienz bei
stuͤtzt und versprochen, auch in Zukunft fuͤr ihn zu sorgen. — Meh—
das Bataillon, welches er kommandire, nicht zu kompromättiren—
sehr bestaͤndig, und außer einigen Regentagen haben wir anhal=
Artikel 1. Außer den Gesetzen und Verordnungen, welcht das allgemeine Verbot der Waffen, Munition und anderer
Art 3 Die uͤbrigen Minister werden meine Re—
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Nach einer sehr ruhigen Eroͤrterung nahm das Volk Vernunft
„, öffnete das Thor, und das Regiment verließ Madrid, ohne
die geringste Ruhestoͤrung. Das Volk beschraͤnkte sich auf den Ruf: Es lebe die Freiheit! Es lebe das Negiment „Prinzessin!“ — Zu bemerken ist, daß sich
dem Volke viele Miliz Soldaten in Uniform be—
unter ö = ) fanden, weil sie an demselben Tage der Bestattung eines ihrer
Offiziere beiwohnen wollten. Die Regierung ergriff augenblick⸗ sich die nothwendigen Maßregeln sehr starke Patrouillen durch⸗ streiften die Straßen die ganze Nacht hindurch, und der Gene— Quesada durchzog selbst an der Spitze eines zahlreichen 2s Madrid nach allen Richtungen. — Vom 18. August.
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Stab , Einige Personen befuͤrchteten heute irgend einen Ausbruch des fffentlichen Unwillens. Die Garnison blieb in ihren Kasernen
ensignirt; Patrouillen durchzogen fortwährend Madrid, und die Ruhe ist nicht gestoͤrt worden. — Am Morgen um 10 Uhr wurde der ungluͤckliche Musiker aus seinem Gefaͤngnisse nach senem auf eine traurige Weise berühmten Platze de la Cebada gefuͤhrt; auf demselben Platze wurden der ungluͤckliche Riego and so viele andere Opfer hingerichtet. Der Verurtheilte war ein kraftvoller Mann von ungefaͤhr 35 Jahren und noch schoͤn, obgleich er seit drei Tagen der Todesangst preisgegeben war. Er saß auf einem Esel und war mit einer Art von Blouse be— fseidet; auf dem Kopfe trug er eine gelbe Muͤtze mit einem gre— ßen weißen Kreuze auf derselben. Zu beiden Seiten des Esels gingen zwei Kapuziner, die fur den Verurtheilten beteten, und ihn ihre Gebete Wort fuͤr Wort wiederholen ließen; dann folgten zwei Aguazils, zwischen denen der Nachrichter ging; eine Abtheilung Linien-Truppen schloß den Zug. Auf dem Platze de sa Cebada angekommen, setzte sich der Verurtheilte auf das Schaffott nieder, und wenige Augenblick später war er nicht mehr. Vor dem Schaffotte waren mehrere Schwgdronzn Ka— vallerie aufgestellt, welche nach der Hinrichtung die Moͤnche und den Nachrichter eskortirten, und die Ordnung aufrecht erhielten.“ — Im Observador liest man: „Drei wichtige Gegenstaͤnd
sind den Cortes zur Berathung vorgelegt, namlich: Die Aner— kennung und Verminderung der Schuld, das Gesetz uͤber die Thronfolge und das Straf-Gesetzbuch. In Betreff des erstern Entwurfs sind die Meinungen eben so verschieden, als die Per⸗ sonen und Interessen, die sie zu vertheidigen haben. Diese An—⸗ gelegenheit kann unter zwei verschiedenen Gesichtspunkten betrach— tet werden, namlich jenem der Gerechtigkelt und jenem der Noih— wendigkeit oder großeren Nuͤtzlichkeit. Ziehen wir die Gerech— tigkeit und Wuͤrde der Nation in Erwägung, so ist diese Frage, so zu sagen, entschieden. Die Darleiher haben mit Kenntnaß des' Resultates gehandelt, das ihre Operation haben wuͤrde, wenn sie besiegt wuͤrden. Das Dekret der Cortes ist in ganz Europa bekannt gemacht worden, und sie koͤnnen nicht vorgeben, in der Unwissenheit gewesen zu seyn. Was die Nuͤtzlichkeit und Nothwendigkeit betrisst, wuͤrde die Nation, wenn die Cortes die seit 1323 bis jetzt gemachten Anleihen, ob— gleich sie auf ein Gesetz der Gerechtigkeit begruͤndet sind, nicht anerkennen, im Auslande das Geld finden, dessen sie bedarf, um aus ihren ersten Verlegenheiten zu kommen? Dles ist eine Frage, die wir nicht zu enischeiden wagen, ohne weitere Angaben zu haben. Nichtsdestoweniger sagen wir, daß die Nation, aestuͤzt auf ein Gesetz der Gerechtigkeit und auf die puͤnktliche Erfuͤllung der durch sie eingegangenen Verbindlichkeiten, durch die Wirkung dieses Beschlusses in den Augen des ruhiger gewordenen Europa's mehr Ruf und Kredit erlangen wird, weil sie zeigen wird, daß ihre Dekrete und Beschluͤsse unabaͤnderlich sind, welche Hinder— nisse sich ihrer Erfuͤllung auch entgegenstellen mogen.“
Die Times enthalt ein Privat-Schreiben aus Madrid vom 22. August, worin es unterm Anderm heißt: „Das einzige Mitglied der Finanz⸗Kommission, welches bis jetzt maͤnnlich ge⸗ nug gewesen ist, seine Ansicht uͤber den Plan des Grafen To⸗ reno in Anwesenheit aller uͤbrigen Mitglieder auszusprechen, ist Herr Aguirre Solarte, und seine Ansichten sind die eines Mannes von persoͤnlicher Rechtschaffenheit und von politischem Scharf— blick. — Es ist uͤbrigens merkwuͤrdig genug, daß, obgleich die Kommission weiter als je davon entfernt ist, unter sich einig zu seyn, der Minister doch noch nicht im Stande gewesen ist, ein einziges Mitglied derselben fuͤr seine Meinung zu gewinnen. Die Verschiedenheiten der Meinung in der Kommission, deren Zahl urspruͤnglich fuͤnf bis sechs war, scheinen jetz auf zwei zusammen geschmolzen zu seyn; aber diese beiden Meinungen sind dafur nun auch desto unversoͤhnlicher. Mit Ausnahme ei— nes der Mitglieder, welches entschlossen ist, nur von sich selbst Rath anzunehmen, sind die Meinungen der Kommission jetzt ganz genau bekannt. Fuͤnf Mitglieder, an deren Spitze sich Florez Estrada befindet, sind fuͤr die uneingeschraͤnkte Anerkennung der ganzen Cortes-Schuld, und eben so fuͤr die gänzliche Zuruͤckweisung aller seit der Aufloͤsung der Cortes kontrahirten Anleihen. Drei Mitglieder dagegen wollen nicht allein die Cortes-Schuld, sondern auch alle uͤbrigen seit 1323 im Auslande abgeschlossenen Anleihen anerkannt wissen; auf welche Seite sich nun auch das neunte Mitglied wenden mag, so bleibt die Majoritaͤt immer gegen die Anerkennung der seit 1823 kon— trahirten Schulden. Man ist jetzt fest uͤberzeugt, daß die Ma— spritat der Kammer in dem Sinne der Majorität der Kemmis⸗— sion stimmen wird, und wenn man ja dem Dringen der Regie— rung in etwas nachgeben sollte, so wird man sich hoͤchstens zu der Zahlung von Ein Fuͤnftheil verstehen. Ein sehr bekann— ter Agent des Hauses Aguado ist kurzlich in Madrid angekom— men, und es ist natuͤrlich, daß alle seine Bewegungen genau be— wacht werden. Man fangt an zu argwoͤhnen, daß der Zweck seiner Mission darin besteht, die Masoritaͤt in der Prokurado— ren⸗Kammer durch Bestechung zu gewinnen. Wenn dies wirk— lich sein Zweck ist, so kann man mit Bestimmtheit voraussagen, daß er gänzlich scheitern wird.“
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— — Madrid, 25. August. Die Nachrichten, welche die Regierung heute vom Kriegs-Schauplatze erhalten hat, lau— ten nicht sehr guͤnstig. Rodil fangt an, den Sieg zu bezweifeln, oder wenigstens hält er das Ende des Kampfes fuͤr sehr entfernt. Die Lage der Regierung wird besonders dadurch sehr kritisch, daß die oͤffentlichen Kassen ganz leer sind, und doch soll man 20,060 Mann in Navarra naͤhren, kleiden und besolden. Die Regierung sucht in ihrer Verlegenheit uͤberall eine Boͤrse, die sich oͤffnen moͤchte, aber bis jetzt scheinen alle Versuche dieser Art vergehens gewesen zu seyn. Die Finanz⸗Kommission war heute versammelt, und wird morgen wieder zusammenkommen. Bis setzt sind alle Sitzungen ohne Resultat gewesen; der Berichter— statter ist noch nicht ernannt, und doch sagt man heute allge— mein, daß ein Plan beinahe einstimmig angenommen worden sey. Es soll nämlich beschlossen seyn, daß man keine andere als die Cortes-Anleihen anerkennen wolle (?); auf diese Weise wuͤrde sich die Kommission gegen den Entwurf des Grafen Toreno, aber noch mehr gegen das Interesse der Besitzer Spanischer Papiere, erklä— ren. Es scheint gewiß zu seyn, daß Herr von Rayneval im
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Namen seiner Regierung dem Spanischen Kabinette Vor, stellungen gemacht hat. Die Minister behaupten aber, daß die Kammer allein das Recht habe, uͤber den Entwurf des Finanz-Ministers zu entscheiden. Am kuͤnftigen Mitt— woch oder Donnerstag wird die Finanz-Kommissson defini—⸗ tiv ihren Bericht abstatten. — Die Koͤnigin bewohnt noch immer St. Ildefonso. Man versichert, daß die Cholera anfange, sich daselbst zu zeigen. In den Provinzen richtet diese Krank— heit große Verwuͤstungen an; in Valladolid sterben täglich 150 Personen.
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Konstanttinopel, 12. Auaust. (Schlesische Zeitung.) Die Verproviantirung der Flotte, so wie uͤberhaupt die deutli— chen Zeichen von dem Willen des Sultans, den Insurgenten in Syrien beizustehen, haben aufgehoöͤrt. Was diese Sinnes-AUen— derung des Sultans veranlaßt hat, wird von verschiedenen An— sichten verschieden behauptet. Gewiß ist, daß Rußland durch sei— nen Geschäftstraͤger gleich anfangs der Pforte erklären ließ, daß, im Fall sie zu Gunsten der Insurrection in Syrien eine De— monstration machen wolle, und dadurch in die Lage versetzt wuͤrde, Huͤlfe zu beduͤrfen, sie keine zu erwarten habe, indem nur der Fall eines Angriffes auf die Tuͤrkei in defensiver Stellung Ruß— land zur Huͤlfe verpflichte, eine Unterstuͤtzung der Insurgenten aber als ein offensiver Schritt betrachtet werden muͤßte. Auch liefen neuere Nachrichten aus Syrien ein, welche zeigten, daß Mehmed Ali keinesweges mittellos, vielmehr noch immer Herr einer wohlgeuͤbten tapfern Armee sey und daß die Insurgenten schon anfingen, sich zu unterwerfen, und dies erst scheint den Sultan wieder friedlich gestimmt und die Gegenbefehle erwirkt zu haben. — Uebereinstimmende Briefe melden nämlich, daß Mehmed Ali am 2. Juli mit der Flotte in Jaffa angekom⸗ men ist, woselbst er eine Unterredung mit dem Sohne des Fuͤr— sten der Drusen, Emir Beschir, hatte, welche das erwuͤnschteste Resultat gehabt haben soll. Es scheint dem listigen Pascha ge— lungen zu seyn, die tapfern Drusen von der Theilnahme an der Insurrection abzubringen und von den Samarianern zu tren— nen, so daß vor der Hand nur diese zu bekaämpfen sind, nach deren voͤlliger Bezwingung wohl auch die Drusen Erfahrungen machen dürften, welche sie ihre bereitwillige Unterwerfung auf Zusagen ohne Garantie bereuen lassen. Ibrahim Pascha hat sich ju seinem Vater nach Jaffa begeben und Beide sind hierauf mit einem neuen zahlreichen Heere gegen Naplus, dem Haupt— sitze des Aufstandes, aufgebrochen. Die Kunde von diesem An— zuge und dem Zurüͤcktreten der Drusen bewog unterdessen den größten Theil Samarias, selbst auch die Bewohner von Na— plus, ihre Unterwerfung anzubieten, ohne jedoch die Waffen
auszuliefern. Sonach ist zu erwarten, daß diese Verhaͤlt—⸗ nisse, welche aufs neue einen gefaͤhrlichen Zuͤndstoff fuͤr
einen Krieg im Orient liefern konnten, bald wieder gaͤnzlich ge— ordnet seyn werden. — Der Griechische Gesandte, Herr Zogro— phos, hat dem Groß⸗Wesir endlich seine Kreditive uͤberreichen köͤn⸗ nen, bei dem er wegen dieses Anlasses gestern eine feierliche Au— dienz hatte und aufs zuvorkommendste aufgenommen wurde. An demfelben Tage stattete er seine ersten Besuche bei den Pforten⸗Mi—⸗ nistern ab. — Die Angelegenheiten von Samos sind vollständig beendigt, und der Logothet Lykurg hat sich mit seinen Anhäͤn— gern von der Jasel entfernt. — Aus Erzerum ist die Nachricht eingegangen, daß es den vereinten Maßregeln einiger benachbar— ten Paschas gelungen ist, den an der großen Karawane kurzlich veruͤbten werthvollen Raub zu restituiren. Auf welche Weise, ist noch nicht mit Sicherheit zu erfahren. — Die Pest macht fortwaͤhrend beunruhigende Fortschritte und in gleichem Grade nimmt die Stockung in dem Handel überhand; eine nothwendige Folge hiervon, in Ruͤcksicht des dadurch veranlaßten Geldman— gels, ist die Besserung des Tuͤrkischen Geldes, so, daß man 1 Gulden Conv. M. mit nur 387 Para bezahlte. 8
Briefe aus Korfu sprechen (wie die Allg. Zeitung berich— tet) fortwährend unguͤnstig uͤber die Lage Ibrahims; er soll alle erdenkliche Muͤhe haben, sich nur in Palaͤstina zu behaupten, besonders da unter seinen Truppen Unzufriedenheit herrsche. Ein bedeutendes Corps Infanterie, welches er zur Verfolgung der Insurgenten abgeschickt habe, sey in der Gegend von Nazareth Fernichtet und großentheils gefangen genommen worden. Er selbst wage sich nicht in die Gebirge. Die Drusen waͤren da— durch nur dreister geworden, und wenn Ibrahim nicht bald von seinem Vater Verstärkungen zugefuͤhrt bekomme, so werde er auf den Ruͤckzug nach Aegypten denken muͤssen. Bekanntlich ist in— dessen (was man in Korfu noch nicht zu wissen schien) ein Con⸗ voi mit Träappen aus Alexandrien bei Jaffa vor Anker gegangen. Die Lage Ibrahims muß dadurch sehr verbessert werden; es ist nun abzuwarten, welchen Gebrauch er von der erhaltenen Verstaͤr⸗ kung machen wird, um eine Meinung uͤber den Ausgang des Krieges in Asien fassen zu koͤnnen; denn kann er nicht gleich jetzt der Insurgenten Herr werden, so ist es zweifelhast, ob es je der Fall seyn wird, und nicht abzusehen, welche Complicationen der Aufstand der Syrier noch nach sich ziehen kann. Das Auslau— fen der Franzoͤsischen Escadre aus Toulon unter solchen Umstaͤn⸗ den erweckt allerlei Bedenklichkeiten auf dem hiesigen Platze, und man halt mit den Geschaͤften inne, obgleich sonst der gegenwaͤr⸗ tige Moment sehr guͤnstig fuͤr Speculationen mit Kriegs-Mate— real erscheint, und denen großen Gewinn verspricht, die den Arabern dergleichen zuführen wurden. Mehmed Ali soll die besten Bedingungen beim Ankaufe von Gewehren machen; seine Agenten treiben sich viel in den noöͤrdlichen Haͤfen herum, und kaufen Alles zusammen, was sie nur im geringsten fuͤr brauchbar halten. Daraus sollte man schließen, daß die Fabri— cation von Waffen in Aegypten nicht so bedeutend ist, wie die Journale sie darstellten. Fast eine ähnliche Bewandmniß scheint es mit der Heeresmacht des Pascha's zu haben, da er jetzt uͤberall gewaltsame Aushebungen betreibt, und ohne die mindeste Ruͤck— sicht auf Tauglichkeit und Lokalitaͤt nur die Cadres der Regi— menter wieder anzufuͤllen sucht.
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Berlin, 7. Sept. In der Sitzung der geographischen Gesell⸗ schaft vom 6. Sept. theilte Herr Prof. Reinganum die neuesten Nachrichten uͤber den Missionair Guͤtzlaff mit, insbesondere uͤber die auf Leben und Wissenschaft bezuͤglichen schriftstellerischen Versuche, die derselbe in Chinesischer Sprache fuͤr China her— ausgiebt, und von welchen vier Hefte mit der Angabe ihres Inhalts vorgelegt wurden. — Herr Dr. Maͤdler las eine Abhandlung uͤber Barometer-Variationen, legte Witterungs« Tableaus vor und richtete eine darauf bezuͤgliche Anfrage an die Gesellschaft, welche zu mehreren Eroͤrterungen Gelegenheit gab. — Herr von Gruber trug eine Schilderung der Wallachen
in Siebenbuͤrgen vor. — Herr Professor Dove theilte den In—
halt einer gedruckten Abhandlung über den Weinbau in Preu“ ßen mit und knuͤpfte daran einige Bemerkungen. — Herr Pre— mier⸗Lieutenant von Canstein uͤbergab seine Karte über die Verbreitung der nutzbarsten Pflanzen als Geschenk.
— Auf der vereintenyFriedrichs-Universitäͤt H allůe-Wit— tenberg sind in dem Zeitraume vom 12. Januar bis 12. Juli d. J. 13 Kandidaten der Medizin und 4 Kandidaten der Phi— losophie promovirt worden.
— Durch den Allerhöͤchsten Landtags-Abschied vom 24. Ok— tober 1828 ist auf den Antrag der Stande der Provinz Sach— sen die Einrichtung von Lehr-Anstalten fuͤr Taubstumme bei den Schullehrer⸗Seminarien zu Erfurt, Weißenfels, Halberstadt und Magdeburg in der Art genehmigt worden, daß jede dieser Anstalten jahrlich zu den General⸗Kosten die von der Provinz nach der Seelenzahl aufzubringende Summe von 1000 Thalern eimpfängt, und daß außerdem die zur Unterhaltung der unvermoöͤgenden Zoglinge erforderlichen Kosten von den Kreisen, denen sie an ehoren, her gegehen werden. Dem jedesmaligen Direktor des Seminars ist auch die Direction des Taubstummen-⸗Instituts uͤbertragen, und sind diesem zwei eigens fuͤr den Taubstummen-Unterricht vor— gebildete Lehrer und eine Lehrerin zum Unterrichte der Madchen in weiblichen Arbeiten zur Seite gesetzt. Die auf diese Weise organisirten Taubstummen⸗Anstalten sind seit der Mitte des Jah res 1829 ins Leben getreten, und haben die reichsten Fruͤchte getragen. Schon ist eine bedeutende Zahl von taubstummen Kindern gehorig ausgebildet aus den Anstalten entlassen. Sie haben sich Sprache und Schrift zum Theil in einem ausgezeich— neten Grade zu eigen gemacht, sind mit den gemeinnuͤtzigen Kenntnissen des Lebens gleich Vollsinnigen bekannt, und haben durch Erlernung einer Kunst oder eines Handwerks das sichere sittel fuͤr ihr selbststaͤndiges Fortkommen gewonnen. Gegen— waͤrtig zahlt das Taubstummen-Institut in Erfurt 25, das in Weissenfels ebenfalls 25, das in Halberstadt 23 und das in Magdeburg 27 Zöglinge. Im Ganzen werden also 160 Zöglinge, und zwar 16 Knaben und 54 Madchen, in den 4 In stituten erzogen und unterrichtet. Die Unterhaltungskosten fur Obdach, Wartung, Pflege, Kleider, Waͤsche u. s. w. betrugen beim Institute zu Magdeburg 80 Rtihlr. jahrlich fuͤr den Kopf, bei dem in Halberstadt und Weissenfels 70 Rihlr. und bei dem in Erfurt 55 Rthlr. Es ist jedoch moͤglich geworden, vom lau— fenden Jahre ab diesen Satz verhäͤltnißmaäͤßig zu ermaͤßigen.
Kunst⸗Nachrichten.
Antiquarische Notizen aus Rom.
Seit mehreren Wochen ist die von den Herren Campana; durch die Ausbeute ihrer im letzten Winter auf dem Boden von Volci fortgefuͤhrten Ausgrabungen gebildete Vasen-Sammlung hier ausgestellt. Seit dem ersten gluͤcklichen Erfolg, den jene beruͤhmten Hetruskischen Entdeckungen dem Prinzen von Canino gewährten, erinnert man sich keiner so ergiebigen Ausbeute an schoͤnen und wohlerhaltenen bemalten Thon-Gefaͤtzen, obwohl al— lerdings die sparlichere Erscheinung wahrhaft neuer Darstellun— gen der mehrfach ausgesprochenen Meinung Raum laßt, daß auch den unterirdischen Vorräthen Hetruriens eine nahe Erschop— fung bevorstehe. Die Campanarische Sammlung ist reich an athletischen Minerven-Bildern, Herkules-Thaten, bachischen Zuͤgen und anderen gefeierten Darstellungen jenes antiken Bil— derkreises, dagegen ungewohnliche Mythen verhaͤltnißmaͤßig eben so selten sind, als die Zeichnungen der vollendetsten Kunstmanier Drei Gefäße werden mit Recht fuͤr die Hauptzierden der Samm— lung erkannt. Das eine ist eine schlanke Amphora, fast 27 Pal⸗ men hoch, unversehrt, schoͤnsten Firnisses und vorzuͤglicher Zeich nung; sie stellt Hektors Abschied von Priamus und Hekuba dar, wie die Inschriften lehren. Die zweite zeigt den Thracischen Sänger Thamyris unter Personen, in denen die Freude uͤber das Gelingen seines Gesanges personifizirt ist ( ονιν )
Das dritte und groͤßte jener Gefäße ist eine Amphora mit schwarzen Figuren und dem aus einer vorzuͤglichen Vase des Berliner Museums bereits bekannten Kuͤnstlernamen des Exekias. Brettspielende Helden sind auf der einen Seite dargestellt, durch die Inschrift als Achilles und Ajax bezeichnet; auf der Ruͤckseite ist die Ausruͤstung der Dioscuren vorgestellt. Dem Vernehmen nach, wird dieses ausgezeichnete Denkmal in den Privat-Besitz Sr. Heil. uͤbergehen.
Zur angestrengteren Fortsetzung der Volcentinischen Ausgra— bungen fordern die Herren Campanari, deren Grabungsrecht in 3 Jahren abgelaufen ist, durch das Anerbieten auf, die Kosten und den Gewinn der siebenmonatlichen Grabungen des nächsten Win ters auf Actien zu stellen. Der Betrag jeder Actie soll 25 Karolin seyn, ohne die Ausgrabungs-Kosten von etwa 39 Scuadi auszu— schließen; die wuͤnschenswerthe Zahl der Actien ist auf 20 fest— gesetzt. Der Roͤmische Gelehrte Herr Visconti wird die Direc— tion dieser Angelegenheit ubernehmen.
Eine Anzahl vorzuͤgliche Marmor-Statuen, welche his jetzt bei dem Kunsthaͤndler Capranesi käuflich war, ist ven dem Prin zen Borghese angekauft worden.
Rom, 24. August 1834. G.
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Meteorologische Beobachtung.
1834. Morgens Nachmitt. Abends Nach einmaliger 6 Septbr 6 Uhr. ni h Beobachtung
Luftdruck. 336, o var. zb, Par. 3386, m gor Huethp arme 9,2 5 R. Luftwarme 15,3? R. 20,72 V. 14,72 V. BZzrußwärme 16,8 * Thaupunkt 12.33 R. 12,6 3 R. ö Dunstsaͤttg. 77 pCt. da pCt. 62 pCt. Bodenwärme 135,0 8 R. Wetter.... neblig. hett, . . J ** Sw. W. Uusdünst. 0, LO s Dih. . SW. — Niederschlag O, O * 8 Rh.
Wolkenzug
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Königliche Schau spiele.
Montag, 8. Sept. Im Schauspielhause: Konig Konradin, historische Tragoͤdie in 5 Abth. und einem Vorspiele, von E. Raupach.
Dienstag, g. Sept. Im Opernhause: Don Juan, Oper in 2 Abth., mit Tanz. Musik von Mozart. (Hr. Pöck: Don Juan; Mad. Schodel: Donna Anna, als Gastrolle.)
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Köonigstdtisches
Montag, 8. Sept. Der boͤse Geist Lumpacivagabundus, oder: Das liederliche Kleeblatt, Zauberposse mit Gesang in 3 Akten. Musik von A. Muͤller.
Dienstag, g. Sept. Die Reise auf gemeinschaftliche Kosten, Posse in 5 Akten, von L. Angely. Hierauf: Die Ochsenmenuett,
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aner,
Sinaspiel in 1 Akt