1834 / 261 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

J h ö ö .

Koͤnigl. Preis von 12,000 Fr. abgehalten. Pferde dazu angemeldet worden.

Gestern fand hier ein Duell statt, das einen besonders traurigen Ausgang nahm. Nachdem einer der Kaäͤmpfenden sein Pistol abgefeuert und anscheinend gefehlt hatte, stellte er sich hin, um auf sich schießen zu lassen, und erhielt, nachdem lange auf ihn gezielt worden war, einen Schuß in den Kopf, der ihn sogleich todt zu Boden streckte. Einige Augenblicke darauf stuͤrzte auch sein Gegner zur Erde, und gab sogleich seinen Geist auf. Die zuerst abgeschossene Kugel war ihm durch den Arm in die Brust gedrungen; aber er hatte dessenungeachtet Kraft und Kaltbluͤtigkeit genug gehabt, seinen Gegner richtig ins Auge zu fassen. Man sagt, daß beide Gegner durch einen doppelten und gegenseitigen Ehebruch zu diesem Duell veranlaßt worden seyen.

In Poitiers wurden am Tten d. die Sitzungen der dort ,, Versammlung von Gelehrten, Aerzten und

aturforschern oder des sogenannten „wissenschaftlichen Kongresses“ eroͤfnet. Es hatten sich dazu aus allen Gegenden Frankreichs 176 Personen eingefunden. Herr von Caumont wurde zum Praͤsidenten und die Herren Boncenne von Poitiers und Julien von Paris zu Vice⸗Praͤsidenten erwaͤhlt. In Bahoyne wird naͤchstens ein neues ministerielles Blatt unter dem Titel „l'Echo de la Péninsule“ erscheinen.

Es sind bis jetzt 5

Großbritanien und Irland.

London, 13. Sept. Man schreibt aus Dublin vom 10. Sept.: „Die Aufregung in Irland gewinnt ein eigenthuͤmliches Ansehen. Wahrend das Gesetz gegen politische Versammlungen in Kraft war, hoͤrte man nichts als Klagen uͤber den Verlust der constitutionnellen Rechte, jetzt, da dieser Theil der Zwangs Bill verworfen ist, bedienen sich unsere Politiker nirgends des Rech— tes, das sie so ungestuͤm verlangt haben. O'Connell begnuͤgt sich fuͤr jetzt mit der Aufregung durch die Presse, und die Konserva⸗ tiven folgen seinem Beispiele. Heut erschien sein zweiter Brief an Lord Duncannon, den Minister des Innern, in dem Pilo— ten. Briefes lautet folgendermaßen: „„Meine Klage, so wie die des ganzen Irlaͤndischen Volkes, ist, daß Sie noch den ersten Schritt zu ihun haben, um letzterem die Gerechtigkeit und die Vortheile zu verleihen, wonach es allein strebt. Es beklagt sich, daß die Whigs vier Jahre im Amte gewesen sind, ohne diesen ersten Schritt gethan zu haben, und daß sie, statt eine radikale Ver⸗ aͤnderung, die zur Erreichung dieses Zweckes nothwendig ist, vorzunehmen, nur einen Namen geaͤndert haben, ohne irgend einen Theil des Systems zu verandern. Ich glaube, Sie zu kennen, mein Herr. Die Meinung, welche ich von Ihnen habe, mag durch das hoͤfliche Betragen, welches ich bestaͤndig von Ih— nen erfahren habe, selbst waͤhrend ich von mehr als einem Ih⸗ rer Kollegen angegriffen wurde, mit bestimmt werden. In Gen, genwart des Irlaͤndischen Volkes danke ich Ihnen; es kann da⸗ her nicht meine Absicht seyn, Sie zu beleidigen, wenn ich, am Schluß dieses Schreibens, mich an Sie persoͤnlich wende und

bitte, daß die vakante Stelle in der Kings Bench nicht mit ei⸗ ner unfähigen Person, welche politische Ansichten sie auch haben moͤge, besetzt werde, sondern mit einem in seinem Fache geschick⸗ ten Rechtsgelehrten mit einem tuͤchtigen Advokaten, der von Allen wegen seiner Rechtlichkeit und Unparteilichkeit geachtet wird, mit einem Mann, der nie seine Kniee vor der Gewalt beugte oder sich selbst der orangistischen Partei durch die Gewalt oder Energie seiner Aufregung verdächtig machte, sondern der zugleich niemals die ruhige, aber feste Erklarung li— beraler und gerechter Grundsaͤtze gescheut hat. Solche Maͤnner sind unter den Katholiken und Protestanten Irlands zu finden. Glauben Sie mir, Sie und Ihre Kollegen stehen jetzt vor dem Richterstuhle des Irländischen Volks; fast alle wirklichen Feinde Irlands haben sich von ihrem Posten zuruͤckgezogen; Sie bilden setzt substantiell ein neues, zeigen Sie, daß es auch ein besseres Ministerium ist. Ich habe die Ehre, u. s. w. Daniel O Connell.“ Am 3. September wurde vor den Lancaster-Assisen ein Pro— zeß entschieden, der in ganz England Aufsehen gemacht hat. Die Verhandlung vor der Jury dauerte zehn Tage Fvom 23, Au⸗ gust bis 3. September). Die Advokaten waren Sir J. Scar⸗ fett, um 600 Guineen Honorar und 50 Pfund Diaͤten fuͤr den Tag zur Fuͤhrung der Sache gedungen, und Herr Pollock. Je— der dieser Herren hatte noch drei Advokaten als Gehuͤlfen zur Seite. Der Handel betraf die Guͤltigkeit eines Testaments. John Marsden kaufte im Jahr 1785 das Landgut Hornby in Tancaster und bewohnte es bis an seinen Tod 1826. Er starb un⸗ verheirathet. Admiral Tatham, jetzt der Klaͤger, war sein näch— ster Verwandter und gesetzlicher Erbe. Das Gut tragt 5000 Pfd. St. jährlich ein. Es fand sich aber ein Testament, worin Marsden seinen Vetter Tatham der mit ihm nicht gut gestanden und ihn, wie es scheint, nie auf Hornby besucht hatte und dessen ganze Familie von der Erbschaft ausschloß, und einen entfernteren Verwandten, John Lister, nach desfen Ableben aber den John Wright, Sohn des Mars— denschen Gutsverwalters und Geschäftsfuͤhrers, zum Univer⸗ sal⸗Erben einsetzte. Der Vater Wright selbst war zum Testa⸗ ments-Vollzieher mit 1000 Pfund jaͤhrlichen Gehalts er— nannt. Admiral Tatham griff das Testament an, auf den Grund, daß Marsden bloͤdsinnig und unfaͤhig gewesen, seine Angelegen⸗ heiten selbst zu ordnen, und darum auch nicht im Stande, rechts— guͤltig zu testiren. Das Fuͤr oder Wider dieser Behauptung konnte nur durch Zeugen ausgemittelt werden, die den Verstor— benen oft gesehen und gesprochen hatten. Es wurden deren sehr viele vernommen; die Aussagen waren ungemein verschieden; zwar wurde allgemein zugegeben, daß Marsden ein scheuer Son— derling gewesen, dabei aber wollten manche Zeugen in ihm einen ausgemachten Narren und bloͤdsinnigen Menschen erkannt haben, wahrend andere, eben so ehrenwerthe, ihre Ueberzeugung dahin aus— sprachen, daß Marsden Verstand genug gehabt habe, um ein Testa⸗ ment zu machen. Der Prozeß dauerte in verschiedenen Instanzen von 1877 bis 1834 und ist nun, nach zehntaͤgiger Verhandlung von der Jury zu Gunsten des Beklagten entschieden worden. Das Testament ist fuͤr guͤltig erklärt. Admiral Tatham hat das Zu— sehen, Herr Scarlett aber seine 1100 Pfd. Deserviten und Dia ten in Sicherheit. Unter den Zeugen, deren 110 abgehoͤrt wur— den, war auch Dr. Lingard, der beruͤhmte Geschichtschreiber. Seine Aussage war: „Ich habe immer in Hrn. Marsden nur das Werkzeug des Hrn. Wright gefunden; der Geschaͤftsfuͤhrer konnte mit seinem Herrn alles machen, was er wolle.“ Hier— nach ist wohl anzunehmen, daß Wright fuͤr sich und seinen Sohn gesorgt haben wird. Allein die Nachweisung einer partiellen Verstandesschwaͤche, die gerade zureicht, ein Testament unguͤltig zu machen, ist eine so schwere Sache, daß man der Jury nicht verdenken kann, wenn sie gegen den Klaͤger entschied. Die Times enthaͤlt Nachstehendes: „Die von den Spa— nischen Ministern vorgeschlagenen Maßregeln, um das Land aus

Er fuͤllt zwei Spalten desselben und der Schluß dieses

genommen.

1060

seiner gegenwaͤrtigen Finanznoth zu befreien, haben unter den Franzoͤsischen Inhabern Spanischer Papiere große Unruhe ver— ursacht, wie Ünsere Leser aus der dem Koͤnige zu St. Cloud überreichten Petition ersehen haben werden. Die Angelegenheit droht dem guten Einverständniß zwischen dem Franzoͤsischen Volke und ihren Nachbaren jenseits der Pyrenäen ernstliche Storung, und es muß jedem einleuchten, daß die Forderungen der Fonds— Inhaber sich auf keine Weise mit dem unredlichen und deshalb unhaltbaren Entwurf des Spanischen Ministers vereinbaren las— sen. Den in der Franzoͤsischen Petition enthaltenen Beschwerden muß abgeholfen werden. Als Ferdinand die von den Cortes in seinem Namen kontrahirte Schuld nicht anerkennen wollte, da war nur eine Stimme des Tadelns uͤberall, und was er that, ist nicht er— laubt, jetzt zu wiederholen. Die constitutionnelle Regierung war eine Regierung de facto, und daher mußte Ferdinand's Regie— rung nach Recht und Billigkeit die Handlungen jener in An— gelegenheiten dieser Art anerkennen und namentlich, wenn, wie es hier der Fall war, Auswärtige dabei betheiligt sind. Das System, welches der Regierung Ferdinands gestattete, so zu han— deln, ist von ganz Europa verworfen worden. Es moͤchte aller⸗ dings einem sogenannten Liberalen angenehm klingen, wenn man ihm sagte. „Bezahle die Cortes-Bons und weigere Dich, die Anleihen Ferdinands anzuerkennen“, aber seder redliche Mann,

wie auch seine politische Meinung seyn mag, wird sagen: „Be⸗ zahle Beides.“ Derselbe Schluß, der sich auf die Gesetze gruͤn⸗ det, welche die Regierungen de facto betreffen, ist auf beide an—

zuwenden und nach den durch ganz Europa anerkannten Grund— saͤtzen der Billigkeit muß diese Frage festgestellt werden, wenn selbst der vorliegende, Frankreich betreffende Fall nicht so maͤchtig durch jeden Mann von billigen Grundsaͤtzen unterstuͤtzt wuͤrde. Aber es sey uns noch erlaubt, zu bemerken, daß ein Bankerott, wie der von dem Grafen Torend vorgeschlagene, eine Bergubung, wie die von dem Finanz-Comité empfohlene, uns keine Alterna— tive fuͤr die beste Befoͤrderung des Interesses von Spanien zu gestatten scheint. Ueberdies sind die Huͤlfsquellen des Landes keinesweges so schlecht, um selbst nur einen Vorwand fuͤr irgend etwas dieser Art darzubtieten.“

Vor einigen Tagen wurde auf Veranlassung der Kontra— henten der Spanischen Anleihen von 1821 und 1823 bekannt gemacht, daß Spanische Bons, im Belauf von 70 420 Pfd., die in der Bank von England deponirt waren und der Spani— schen Regierung gehoren, am Dienstag den Herren Ricardo und Comp. uͤberliefert worden seyen. Dies gab Veranlassung zu einer großen Anzahl von Muthmaßungen. Die Times sagt nun: „Diese Bons sind den Herren Ricardo zur Sicherheit der von den Herren Ardouin und Comp. zu Paris der Spanischen Regierung gemachten Vorschuͤsse uͤbergeben.“

ü t g i n.

Bruͤssel, 14. Sept. Der heutige Moniteur enthaͤlt Folgendes: „Am 16. November 1833 hatten Hollaͤndische Sol— daten eine Heerde Schafe von g0 Stuͤck, welche einem Land—

manne zu Sevenum (Belgien), Johann Thyssen, gehoͤrten, weg⸗

Der Hirt desselben, welcher seine Schafe zwischen

den Doͤrfern Sevenum und Deurne weiden ließ, war mit sei—

ner Heerde aus Unachtsamkeit uͤber die Graͤnze gegangen, und zwei in der Naͤhe befindliche Hollaͤndische Soldaten hatten den Hirten und seine Heerde hinweggefüuͤhrt. Der Hirt ist freige— lassen, aber die Heerde oͤffentlich zu Aster verkauft worden. Als die hiesige Regierung hiervon Kenntniß erhielt, verlangte sie, auf diplomatischem Wege, die Ersetzung dieses Verlustes, und das Kabinet im Haag hat Befehl ertheilt, dem Eigenthuͤmer eine angemessene Entschaͤdigung zu geben.“

Bei der am 21. Juni auf Befehl des Ministers des In— nern festgesetzten Preisbewerbung fuͤr Flamaͤndische Poesie er— hielt von 32 Konkurrenten die Schrift Nr. 16 den ersten und Nr. 14 den zweiten Preis Die Eroͤffnung der Zettel, welche die Namen und Devisen der Konkurrenten enthielten, geschah in Gegenwart des Ministers des Innern und ergab als Verfasser der ersteren Abhandlung Herrn Ch. Ledeganck zu Eecloo, Stell— vertreter des Friedensgerichts im Kanton Capryck; die zweite war von Franz Joseph Blieck aus Wervicg, Notariats⸗Kandidat zu Bruͤffel. Bei der Preis-Bewerbung fuͤr Franzoͤsische Poesie er— hielt Herr Peter van Esschen, Arzt zu Bruͤssel, den ersten, Herr Raimand Mahaudon zu Enghien den zweiten Preis.

Dänemark.

Kopenhagen, 12. Sept. Se. Majestät der Konig haben den Geheimen Konferenzrath und Kanzler Cay Lorenz Freiherrn v. Brockdorff von seinen Functionen als Kurator der Universi— taͤt Kiel, Chef des Schleswig-Holsteinischen Sanitaͤts-Kollegiums und Oberaufseher des Kieler Schullehrer⸗-Seminars und der da⸗ mit verbundenen Anstalten, entlassen, und dem stellvertretenden Kurator und außerordentlichen Regierungs-Bevollmaͤchtigten bei der Kieler Universitaͤt, J. F. Jensen, diese Functionen wiederum uͤbertragen.

Kiel, 10. Sept. Der Ausfall der gestern beendigten Ab— geordneten⸗Wahl fand bei der gesammten Einwohnerschaft un— serer Stadt einen so großen und ungetheilten Beifall, daß sich eine sehr große Anzahl Buͤrger und Einwohner vereinigte, den gewaͤhlten Abgeordneten und Stellvertretern persoͤnlich ihre Ge⸗ fuͤhle zu erkennen zu geben. Es bildete sich zu dem Ende ge— stern Abend nach 8 Uhr von einem oͤffentlichen Lokale am Markte aus ein feierlicher Zug, dem sich uͤber tausend Menschen an— schlossen. Unter Begleitung eines Musik-Corps begab der Zug sich zuerst zu dem nahe gelegenen Hause des Justizraths und Professor Hegewisch, welchem, nachdem er tiefbewegt die Be— gluͤckwuͤnschung einer Deputation von Waͤhlern, Nicht⸗Waͤhlern und Studierenden empfangen, als „dem Mann der Wahl des Volks“ ein dreimaliges Lebehoch gebracht wurde.

Kiel, 11. Sept. So eben verbreitet sich in der Stadt die unerwartete Kunde, daß der ö Hegewisch die Wahl zum Abgeordneten nicht angenommen hat.

ö

Hannover, 13. Sept. (Hamb. Korr.) Aller Wahr— scheinlichkeit nach steht die Vertagung unserer Staͤnde⸗Versamm⸗ lung nahe bevor. In der Lage, in welcher unsere Regierung sich gegenwärtig dadurch befindet, daß der projektirte Zoll-Verband zwischen Braunschweig und Hannover in der Braunschweigischen Stände⸗Versammlung vor deren Vertagung nicht zur Erledigung gekommen ist, tritt auch bei ihr die Nothwendigkeit ein, diese hoͤchst wichtige Angelegenheit, unserer Staͤnde⸗Versammlung ge— genuͤber, vorlaͤufig ausgesetzt seyn zu lassen, und da die Bera— thungen uͤber die proponirten Veranderungen des direkten

Steuer-Systems in beiden Kammern beendigt sind, so lie— gen vor der Hand keine wichtige und eilige Sachen mehr Es wird sich jetzt nur lediglich noch darum handeln,

vor.

Die beabsichtigte Einrichtung einer Wittwen-⸗RKasse fuͤr di

falls vor der Hand ausgesetzt werden muͤssen. Die deshalb nie. dergesetzt gewesene Kommission hat zwar ihren Bericht erstattet, und in erster Kammer ist derselbe auch schon einmal zur Berg. thung gestellt, die zweite Kammer hat sich aber bis jetzt noch nicht damit

Vorzug verdienen: sich darnach sehr hoch stellen werden. die jetzt Angestellten eine große Haͤrte darin, wenn

deren Faͤlle wird es viele geben eine Pension zusichern solle

darauf hatten.

Dresden, 15. September. (Leipzig er-Zeitung.) Wi erfreueten uns waͤhrend der letzten Wochen der Anwesenheit S. Königlichen Hoheit des Großherzogs von Weimar, der auth diesmal das Polnische Hotel zu seinem Absteige-⸗Quartier gewaͤhl, aber die Bedienung aus dem Königlichen Marstall angenommen hatte. Er kam von den Baͤdern aus Teplitz, machte sogleit nach seiner Ankunft eine Seitenreise in die Lausitz, wo er de von dem Besitzer selbst neuerlich mit Dichtung und Wahrhet beschriebenen Gartenanlagen von Muskau und von da daß Kloster Mariastern und Budissin besuchte, und am 7ten Sen tember gerade noch zeitig genug ankam, um den Prof. Reichan in die Luft steigen zu sehen, und unserer Schroͤder-Devrien als Romeo seinen ungetheilten Beifall zu geben. Am 8. Sep tember war große Familientafel in Pillnitz. Abends wohnte n

ter bei und besah dann das Mengsische Museum mit vielem Wohlgefallen beim Fackelscheine. So wechselten auch an da folgenden Tagen Befuche in den reizenden Umgebungen uns rer Stadt mit sorgfaͤltiger Beschauung der Museen um Kunst- Sammlungen, Besprechungen mit interessanten Maͤn nern und Frauen, mit Besichtigung der Atteliers mehrerr Kuͤnstler und wiederholter Theaterschau in schneller Aufeinander, folgen mit einander ab, wobei er uͤberall eine seltene Gedaͤcht nißkraft und Sach-Kenntniß bewies, auch Vergleichungen mi ,, gesehenen Kunstwerken, besonders in St. Petersburg anstellte.

Tharand blieb nicht unbesucht. mälde⸗Gallerie, was er an Zeit gewinnen konnte. Das nun in

Denkwuͤrdigkeiten und Armaturen aus der Sächsischen Vorzeit

und betrachtete, neuerrichtete Canaletto-Gallerie auf der Bruͤhl'schen Ter, rasse, wo er auch wiederholt die Gemälde‘ und Gewerbe, Ausstellung in Augenschein nahm. Wenn er aus Mangel an Zeit nicht alle bedeutende Kuͤnstler in ihren Kunstwerkstaͤtten he suchen konnte, so sah er doch bei Vogel von Vogelstein seine neuesten, durch seine Anwesenheit in London sehr be reicherten Portrait-Zeichnungen, und fand ihn eben mit der Portraitirung des Ober-Hofpredigers von Ammon beschaͤftigt, er brachte lange bei Professor Friedrich zu, dessen geniale An,

ten, gewann einen Ueberblick von Professor Retzsch's geistreicht neuen Umrissen zum Faust und von dessen genialem Album, sah Roͤßler und besuchte Professor Rietschel in auch die fuͤr

lern, wo er das Denkmal

Modell der sitzenden Koͤnigs-Statue sah. Den St jaͤhrigen Saäaͤnger der Urania, Tiedge, besuchend, rief er viele alte Erinnerungen zuruͤck. Von dem Kaiserl. Russischen Go sandten, dem Herrn v. Schroͤder, und von dem Kaiserlic Oesterreichischen Gesandten, dem Grafen Colloredo, geruhte diplomatische Diners anzunehmen, und wohnte, nachdem ( das Mittagsmahl beim Prinzen-Mitregenten eingenommen hatte, noch am Abend vor seiner Abreise einem glaͤnzenden

der Prinz Friedrich und mehrere Mitglieder der Kon. Familie ge kommen waren, und dort Abschied nahmen.

wo sie einige Zeit bei Ihrer Majestäͤt der verwittweten Koͤnigin in Tegernsee zu verweilen gedenkt.

Leipzig, 15. Sept. Se. Durchlaucht der Landgraf von mend, hier durch nach Ratibor in Schlesien gereist. Munchen, 14. Sept. Die Abreise Ihrer Majestaͤt der verwitt⸗

Karl von Oesterreich wird sonach am 20sten d. stein eintreffen.

und Professor Seuffert, der seit einiger Zeit den Staatsdienst verlassen hatte, durch Koͤnigl. pellations⸗Gericht des Unter⸗Main⸗Kreises ernannt worden.

stern hier festgenommen worden seyn.

daß eine Vereinigung uͤber die abweichenden Beschlus . bei der Kammer uͤber verschiedene Regierungs⸗Propositis⸗ nen in den stattfindenden Konferenzen bewirkt wird; daß

das durch die vorlaͤufig in Suspenso bleibende veraͤnderte Ein · richtung des indirekten Steuer ⸗Systems sich ergebende Defizit durch Anleihen gedeckt werden muß, kann wohl kaum zweifelhif; seyn; ein nothwendiges Uebel, dem jedoch nicht auszuweichen ist.

Civil-Dienerschaft wird unter den vorhandenen Umständen eben.

beschaͤftigen koͤnnen. Es ist schwer, sich daruͤber ein Urtheil zu erlauben,. ob die Kommifssions/Vorschlaͤge vor den RegierungsPropositionen den . der Schein ist gegen sie, weil die Beitrͤʒ Es liegt in der That fl sie ihrn Wittwen durch einen Gage-Abzug von ghz. bis 109 pCt. denn

die sich nicht hoͤher belaufen wird, als diejenige, welche sie gleich ihren Vorgaͤngern nach den bisherigen Einrichtungen im Weg der Gnade erwarten durften, wenn die Wittwen auch kein Rech

der Vorstellung von der Emilia Galotti im Koͤniglichen Thon .

Von K. Lustschloͤssern sah er Sedlitz, wo ihn der K nig mit einem Gastmahl bewirthete, und die ganze Koͤnigl. Fa milie anwesend war, und das Jagdschloß Moritzburg mit seinnn Fasanerieen und reizenden Umgebungen. An einem schoͤnen Morge⸗ fuhr er nach Weißtropp, um dort die kostbaren Marmorbilder von Thorwaldsen und Canova, so wie die großartigen Anlagen und Aussit ,- ten vom gastfreundlichen Hause des Herrn von Kraus zu sehen. Auch . Taͤglich widmete er der Gr

allen seinen Gallerieen vollendete historische Museum mit seinen

ließ er sich vom Inspektor ausfuͤhrlich erklaren, begleitet zugüich von dem aus Erlangen anwesenden Professor Boͤttiger, erfreute. sich der zweckmäßigen Einrichtung des gruͤnen Gewoͤlbes unter dem Major v. Landsberg, warf einen Blick auf die Mu mien und Aegyptischen Alterthuͤwmer im Antiken-Museum. nebst noch andern Sammlungen auch die

sichten aus Pommern und Boͤhmen eine kleine Gallerie bilde

seinen Attelier auf der Terrasse, umringt von talentvollen Schl Friedrich Au gusts in Dresden bereits in Erz gegossenen Standbilder de Gerechtigkeit und Milde mit großer Theilnahme, sowie de;

Balle beim Koͤnigl. Preußischen Gesandten, Hrn. von Jordan, bis nach Mitternacht bei, wohin auch Se. Majestaͤt der Koͤnig,

Den 14. Mittag; trat der Großherzog mit seinem Gefolge die Ruͤckreise uͤber Lei⸗ zig an, nachdem er am fruͤhen Morgen die immer noch zahlreich besuchte große Trink-Anstalt des D. Struve mit besonderer Auf merksamkeit besucht hatte. Gestern haben auch Ihre K. Ho heit die Prinzessin Augusta ihre Herbstreise uͤber Prag un; Linz und das Salzburgische Gebirge nach Bayern angetreten,

Hessen-Rotenburg ist heute, von Rotenburg an der Fulda kom

weten Koͤnigin Karoline und Ihrer Königl. Hoheit der Frau Erf⸗— herzogin Sophie von Oesterreich nach Tegernsee wurde auf den 26. Sept. verschoben. Se. Kaiserl. Hoheit der Eher zo Fran

M. in Bieder .

Sicherm Vernehmen nach ist der vormalige Abgeordnet Handschreiben zum Rathe am Ap. Der Verfasser eines Brand- und Drohbriefes soll vorge⸗

Oldenburg, 12. September. Die schon laͤnger beabsich⸗ tigte, bisher durch verschiedene Hindernisse verzoͤgerte Reise un ers Großherzogs und Gemahlin, Königl. Hoheiten, ist diesen Morgen 8 Uhr erfolgt. Die Reise geht uͤber Hannover, Braun⸗ schweig, Leipzig nach Weimar, vielleicht auch nach Berlin.

Frankfurt a. M., 15. Sept. Gestern sind hier Se. Koͤ⸗ lich Hoheit der Erbgroßherzog von Hessen und der Kaiser— lich Oesterreichische Gesandte in Griechenland, Ritter Prokesch von Osten, eingetroffen.

Oe st erreich.

Brunn, 11. Sept. Se. Majestaͤt der Kaiser, Ihre Kais. Hoheiten die Erzherzoge Franz Karl und Ludwig, Se. Koͤnigl. oheit der Kronprinz von Bayern begaben sich gestern Morgens nebst dem Kais. Russischen General, Fuͤrsten Gortschakoff, dem Tuͤrkischen Gesandten Namik Pascha und der uͤbrigen Beglei⸗ tung in das Lager bei Turas, wo der Monarch die leichte In— fanterie⸗ Brigade, die Kuͤrassiere Und Dragoner, nebst den dazu ehoͤrigen Batterieen ausruͤcken und manoͤvriren ließ. Nach der Stadt zuruͤckgekehrt, ertheilten Se. Majestaͤt mehrere Audienzen, Mittags war wieder große Tafel bei JJ. MM., zu welcher der Botschafter der hohen Pforte ebenfalls geladen zu werden die Ehre hatte.

Wien, 8. September. Seit einigen Tagen ist der viel— besprochene Dampfwagen, welchen der Mechanikus Voigtlaͤnder in London bauen ließ, im Circus gymnasticus im Prater zu sehen. Er ist der erste in Deutschland und soll einen sogenann— ten Gesellschaftswagen von Wien nach Baden in Bewegung setzen. Die Schwere des Wagens betragt 60 Centner, er faßt 5 Personen und kann noch einen Wagen von 16 30 Personen ins Schlepptau nehmen. Er soll den Weg von Wien nach Ba⸗ den in z Stunden zuruͤcklegen, er ruht auf Federn und laͤuft ganz ohne Geraͤusch, und das Triebwerk, welches eine Kraft von 12 Pferden ausuͤbt, entwickelt keinen Rauch, da es mit abge— schwefelten Kohlen in Thaͤtigkeit erhalten wird. In kurzem soll bamit eine Probefahrt im Prater unternommen werden. Die— ser Wagen, der durch die Expansionskraft der Wasserdaͤmpfe wie ein belebtes Geschoͤpf auf der Straßenflaäche dahin eilen wird, vereinigt mit dem sinnreichen Mechanismus Soliditaͤt und zier— liche Einfachheit in der Construction.

Schweiz.

Basel, 13. Sept. Man liest im Courrier de Loon: „Der Minister der auswaͤrtigen Angelegenheiten hat von Seiten des Herrn v. Rumigny, dem Franzoͤsischen Gesandten in der Schweiz, Depeschen erhalten. Nach dem, was uͤber den In— halt dieser Depeschen verlautet, schien es, daß die Fluͤchtlinge aller Nationen, welche in jenem Lande wimmeln, durch die unter Lei— tung Romarinos unternommene lächerliche Balgerei nicht belehrt und gebessert worden sind, und daß sie in feindseligen Plänen ge— gen die Regierung Karl Alberts verharren. Sie haben es offenbar darauf angelegt, die fremden Maͤchte zu ihrer voͤlligen Vertreibung von Europaͤischem Boden zu noöͤthigen.“ Der Federal begleitet diese Zeilen mit der Bemerkung, daß wirklich die Revolution, sichern An— zeigen zufolge, in Genf ihr Leben noch friste; allein es genuͤge zur Entdeckung von dergleichen Klubs die Polizei. „Auf die Gewaͤhr des Genfer-Blattes hin glauben wir (bemerkt hier— bei die Baseler Zeitung) an das Faktum, daß Revolutions— Maͤnner noch daselbst vegetiren und intriguiren; was die Po— lizei betrifft, so giebt es fuͤr die Wachsamkeit derselben keine andere Gewähr als Eingefangene und Weggewiesene.“

Genf, 4. Sept. (Allg. Ztg.) Ueber die furchtbare Ueber⸗ schwemmung des ganzen Rhonebeckens in Wallis in der Nacht vom 26sten auf den 27. August sind uns folgende Berichte von Augenzeugen zugegangen. Der erste Brief ist aus Turtmann vom 29. August: „Wir sind heute fruͤh um 6 Uhr von St. Maurice weggefahren, und bald darauf kamen wir zu den ersten Spuren der Ueberschwemmung. Schon 10 Minuten vor der Pissevache stand das Thal ganz unter Wasser, ungefaͤhr drittehalb Fuß uͤber der Straße. Unsere vier guten Pferde zogen uns eine halbe Stunde weit durch eine gefaͤhrliche Stelle, wo das Was— ser oft uͤber die Vorderraͤder wegging. Gluͤcklicherweise war da die Straße nicht weggerissen, es war uns aber immer bang, un— ser Wagen mochte von der Straße abweichen, und dann in den unermeßlichen See fallen. So kamen wir denn gluͤcklich nach Martigny. Von hier an mußten wir die große Straße verlassen, denn sie stand drei Meilen weit tief unter Wasser. Wir muß— ten auf dem ehemaligen Wege fahren, dessen man sich jetzt nicht mehr bedient, der aber an acht Fuß hoher liegt. Erst bei Sion kamen wir wieder auf das Trockene, aber uͤberall zeigten sich die Spuren von dem Wasser, das noch vor wenigen Stunden hier Alles uͤberschwemmt und Vieles zerstoͤrt und weggerissen hatte. So kamen wir gluͤcklich bis Turtmann, da aber wollte der Kut— scher in der Nacht nicht weiter, weil Jedermann von den gro— Fen Verheerungen sprach, welche die Ueberschwemmung auf der Straße angerichtet habe. Eben so soll es auf der Simplon— Straße seyn. Diese furchtbare, schnell hereinbrechende Ueber— schwemmung koͤmmt von dem warmen Westwinde, der lange in der Hohe der Gletscher wehte, wo dann nicht bloß viel Eis schmolz, sondern auch Eisdaͤmme fielen, die bisher große Berg— wasser und Seen zuruͤckgehalten hatten, welche nun auf einmal niedergingen. Das ganze Wallisland ist gar traurig anzusehen. Von St. Maurice bis Brieg haben alle Fruchtfelder der Ebene mehrere Tage unter Wasser gestanden, und viele Haͤuser sind mit aller Habe weggerissen worden. Kaum, daß sich die Ein— wohner fluͤchten konnten. Auf der andern Bergseite, gegen Domo d'dssola hin, ist es eben so gewesen, wiewohl dort das Thal von keinem so großen Fluß durchstroͤmt wird. Man wird lange nicht auf der Simplon. Straße fahren koͤnnen.“ Der zweite Brief wurde vom 30. August Abends acht Uhr im Dorfe Sim peln geschrieben: „Wir brachen heute fruͤh um fuͤnf Uhr von Turtmann in zwei Charsa⸗banc auf. Je wetter wir ins Ober— wallis kamen, desto trauriger und großer wurden die Spuren der Ueberschwemmung. Haͤtte sich das Wasser nicht größten, theils in der Nacht verlaufen, so waͤre uns heute das Weiter⸗ kommen von Turtmann aus unmoͤglich gewesen. An den Baͤu⸗ men und Haäͤusern sahen wir deutlich, wie hoch das Wasser ge— gangen. Vor Brieg, bei Ganden, hatte sich ein mehr denn hundert Fuß breiter Strom gebildet, nachdem er die Straße durchgerissen und sich ein Bett von großen Steinen gemacht. Darin konnten unsere Wagen fahren, weil sie auf jeder Seite von vier staͤmmigen Maͤnnern gegen das Andringen des Stroms gehalten wurden. Dessenungeagchtet ging das Wasser so hoch in den Chars, daß wir unsere Fuͤße auf den Sitz ziehen mußten, um nicht durch und durch naß zu werden. In Brieg wollte man uns Angst machen uͤber den Zustand der Straße im Ge— birgz wir bestanden ober auf dem Weitergehen und haben wohl daran gethan, denn wir haben nun wohl das Schlimmste uͤber—

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standen. Auf unserem Waͤgelchen gelangten wir bis in die Nähe der gemauerten Gallerie. Da aber hatte der Kaltwasser⸗Gletscher die Straße uͤberschwemmt, und mehrere Toisen mit sich in den Ab— grund gerissen. Es war also unmoͤglich, mit Pferden und Wa— gen weiter zu kommen. Auf einem starken Balken gelangten wir uͤber den Strom. Starke Weg-Arbeiter aber trugen unsere Koffer bis an die Barriere. Von hier ließen wir sie auf einem kleinen Wagen hierherbringen, wir aber gingen die zwei Stun— den zu Fuß. In Simpeln fanden wir an ein Dutzend Rei— sende aus allen Landern. Morgen fruͤh wollen wir alle in Karavanen nach Domo d'Bssola aufbrechen. Auf jener Seite ist die große Straße an mehreren Stellen ganz zerstoͤrt, und es werden wohl einige Wochen hingehen, bis sie wieder hergestellt ist.“ Aus Sion schreibt man vom 1. Sept. sehr Trauriges uͤber die Verwuͤstungen der Fluth. Aerger ist es aber noch in den Piemontesischen Thaͤlern, zumal von Gondo bis Isella, wo der Bergstrom, der neben der großen Straße fließt, diese ganz weggerissen hat. Auch der Borthelhorn-Gletscher zwischen dem Borthelhorn und dem Monte-⸗Leone ist gegangen und hat, da er sich in zwei Thaler muͤndet in das Piemontesische am Fuß des Monte⸗Leone und in das Walliser Gunterthal beide zu glei— cher Zeit uͤberschwemmt, und große Verwuͤstungen angerichtet. In Genf wurden folgende Beobachtungen uͤber den Wasser⸗ stand des Sees an der hydraulischen Maschine gemacht. Am 3. August hatte der See seinen hoͤchsten Wasserstand im Jahre mit 9g3 Zoll erreicht, und war schon wieder auf 86“ gesunken als er auf einmal in der Nacht des 27. August auf 887, den 238. August auf 873“, den 29. August auf 93“, den 31. August auf gar“ und am 1. Sept. sogar auf gar“ stieg, und auch den ganzen 2. Sept. auf diesem Stande beharrte. Die Rhone al— lein hat also den Wasserstand des ganzen Sees um 8“ erho⸗ ben. Welche ungeheure Wassermasse gehort dazu! 8

Turin, 6. Sept. Se. Majestaͤt der Koͤnig hat zur Un— terstuͤtzung der durch die letzten Ueberschwemmungen Verüngluͤck= ten die Summe von 200,060 Lire ausgesetzt.

Turin, 6. Sept. (Allg. Ztg.) Die Nachricht von der bevorstehenden Raäͤumung Ankona's bestaäͤtigt sich. Nach einiger Unterhandlung sind die Franzoͤsische und die Oesterreichische Re⸗ gierung uͤbereingekommen, es dem Papste anheimzustellen, wann er den Augenblick fuͤr zweckmaͤßig erachten wird, wo die Fran— zoͤsische Garnison Ankona zu verlassen und es den Roͤmischen Autoritaͤten zu uͤbergeben hat. Von dieser Räumung haͤngt dann auch jene der Legationen durch die Oesterreicher ab, und es ist daher natuͤrlich, daß man dem heiligen Vater freie Hand ließ, die Zuruͤckziehung der fremden Truppen nach Wohlgefallen zu verlangen, da bisher durch ihre Gegenwart die Ruhe des Kirchenstaates bedingt ward. Sobald man sich also in Rom stark genug glaubt, um des fremden Beistandes uͤberhoben zu seyn, wird eine Aufforderung wegen der Räumung Ankona's erfolgen, die nach der stattgehabten Verabredung ohne Verzug vollzogen werden und dann den Abmarsch der Hesterreichischen Truppen nach sich ziehen wird. Es lautet sonderbar, und doch ist es wahr, daß unser Hof vor laͤngerer Zeit aufgefordert worden ist, zu Gunsten der Pforte einzuschreiten, um die Resti—⸗ tution Algiers von Frankreich zu erwirken. Ich hatte es damals erwahnt, es ward aber heftig von den Franzoͤsischen Journalen bestritten, die mit vieler Bestimmtheit behaupteten, daß die Pforte gar keine Anspruͤche mehr auf Algier mache, und nach erhaltener Erfahrung froh sey, diese Besitzung los zu seyn, die fuͤr sie nur Verlegenheiten ohne den mindesten Vortheil hervor— gebracht habe. Nun zeigt es sich, daß die Pforte doch daran denkt, und selbst einen Abgeordneten nach Paris sendet, um die Restitution Algiers zu betreiben. Dom Miguel wird sich un⸗ verzuͤglich nach Rom begeben und einstweilen daselbst seinen Aufenthalt fixiren. Sein zahlreiches Gefolge, bis auf zwei In— dividuen, welche die Verbindungen mit Spanien und Portugal von Genua aus unterhalten sollen, wird ihm nach Rom folgen. (S. Rom.)

Genua, 6. Sept. Am vorigen Montage sind hier aus Marseille mit dem Dampfboote „Francesco l.“ JJ. KK. HH. Don Sebastian Maria, Infant von Spanien, und seine Ge— mahlin, eine geborne Prinzessin von Neapel, eingetroffen. Nach dreitaͤgiger Quarantaine und nach kurzem Verweilen in der Stadt 63 sie ihre Reise nach Neapel fortgesetzt.

Rom, 6. Sept. Das Diario di Roma meldet die An— kunft Dom Miguel's in Rom in nachstehender Weise:; „Am Morgen des 4ten d. traf, von Mailand kommend, Se. Majestaͤt Dom Miguel J. in Rom ein. Am folgenden Morgen begab er sich nach dem Quirinal⸗Palaste, um Sr. Heiligkeit einen Besuch abzustatten, von der er mit der ihm gebuͤhrenden Achtung em— pfangen wurde.“

Nach Italiaͤnischen Blaͤttern hat sich eine Gesellschaft mit einem Gesuche an die Regierung gewendet, ihr ein gYjaͤhriges Privilegium zu Errichtung einer Eisenbahn von Arona (an dem fuͤdlichen Ende des Lago Maggiore) nach Genua und nach Tu— rin, neben etwanigen weiteren Ausdehnungen dieser Bahn zu ertheilen. Die Gesellschaft verpflichtet sich, diese Bahn binnen sechs Jahren zu vollenden. Die Kosten der Bahn sind auf 32 Millionen Lire, die Ausdehnung derselben auf 270,000 Metres berechnet. Das Kapital soll durch 6400 Actien von je 5000 Fr. aufgebracht werden.

Rom, 2. Sept. (Allg. Ztg.) Am 31. August hatten wir die lang erwartete Feier der Seligsprechung des Sebastiano Valfri, geboren den 9. Maͤrz 1629 zu Verduno in Piemont, wo ihn seine wenig bemittelten Aeltern fuͤr den Priesterstand wegen seines sanften Charakters bestimmten. Er trat 1651 in den Pre— diger-Orden des heil. Filippo Neri, wo er durch seinen frommen Wandel aller Herzen sich gewann; der leidenden Menschheit war er ein treuer Freund, und predigte, wo es nur immer Gelegen— heit gab. Den Soldaten hielt er haͤufig Reden und schrieb ein Buch, wie sie den Krieg menschlich fuͤhren koͤnnten und sollten. Der Herzog Victor Amadeus II., nachmaliger Koͤnig von Sardinien, waͤhlte ihn zu seinem Beichtvater, that viel Gutes durch ihn, und schaͤtzte ihn als seinen Freund. Durch sein Rednertalent hat er Viele uͤberzeugt und in den Schoß der katholischen Kirche gefuͤhrt. Er starb 1710 in Turin, und es werden viele Wunder aufgezaͤhlt, welche er vor und nach seinem Tode ge— wirkt haben soll, und welche ihn wuͤrdig machten, in der Con— gregazione de' sacri riti den 6. April 1831 als Seliger erklart zu werden. Dieses wurde bald darauf vom Papste bestaͤtigt. Der Advokat des Teufels, so genannt, weil er Alles bezweifelt, hat keinen Satz umstoßen koͤnnen, welchen der Advokat des Seligen angefuͤhrt hatte, und er mußte bei diesem Prozesse das Feld raͤumen. Die Kirche des heil. Peters war reich und ge— schmackvoll verziert, und Tausende von Wachslichtern brannten. Ueber dem Haupt, Eingange war ein Bild angebracht, welches den Seligen vorstellt, wie er drei Maͤnner bekehrt, wovon

der eine Schriften zerreißt, und die Unterschrift sagt: B. Se- bastiano tres Lutheri et Calvini errorum magistros pern. caces catholicae veritatis vi aggressus, vietas manus dare cogit fortiter et suaviter in Christo iriumphans. In der Kirche selbst zwei Bilder, wo Frauen durch den bloßen Anblick des Bildnisses des Seligen von einer schweren Krankheit geheilt werden. Ganz im Hintergrunde des großen Gebäudes war der Selige abgebildet, wie er gen Himmel faͤhrt. In dem Augen⸗ blicke, wo dieses Bild enthuͤllt wurde, erschallten die Kanonen der Engelsburg, worauf eine große feierliche Messe gehalten wurde. * Auch in der Kirche des heiligen Felippo Neri war groß= Feier, am Abende wurde die Fagade erleuchtet, und Musik und Feuerwerk beschlossen den Tag. Daß wir bald eine neue Hei⸗ sigsprechung haben sollten, ist kaum zu erwarten, da die Kosten davon über 100,000 Scudi betragen.

Spanien.

Cortes-Verhandlungen. Sitzung der Prokura⸗ doren-Kammer vom 5. Sept. An der Tagesordnung war die Berathung des Artikels der Petition, der von der Preßfrei⸗ heit handelt. Die Herren Toreno und Martinez de la Rosa faßen allein auf der Ministerbank. Herr Och oa bekaͤmpfte den Artikel. Er sey fruͤher, sagte er, ein großer Anhaͤnger der Preß⸗ freiheit gewesen, in Folge der Excesse aber, zu denen sie im Jahre 1822 und 23 Anlaß gegeben habe, sey seine Ansicht eine andere geworden. Gegen ihn trat Herr Dom ec auf, und schil— derte die Vortheile der Preßfreiheit, ohne ihre Nachtheile zu verhehlen. Nach dieser Rede erklaͤrte der Präͤsid ent, daß kein Redner mehr eingeschrieben sey, und fragte, ob die Diskussion geschlossen werden sollte. Herr Martinez de la Rosa ver langte noch das Wort, und sagte, daß das Ministerium eigent⸗ lich nicht die Absicht gehabt habe, an der Debatte Therl zu neh— men; er halte es inbeß doch jetzt, da sich so viele Stimn en. fuͤr die Preßfreiheit haͤtten vernehmen lassen, fuͤr nothwendig, die Frage, ob der gegenwaͤrtige Augenblick geeignet sey, die Preßfreiheit in Spanien einzufuͤhren, zu eroͤrtern. Herr Martinez wies darauf hin, daß eine so alte Monarchie, wie die Franzðͤsische, eigentlich erst seit vier Jahren im Besitz der Preßfreiheit sey. „Und ich nehme keinen Anstand, es auszusprechen“, fuhr der Minister fort, „daß die Presse in Frankreich eine skandaloͤse Presse ist. Es ist unmoͤglich, daß in unserm Spanien, welches noch so weit zuruͤck ist, eine Monarchie mit der Preßfreiheit bestehen kann. Dun far wissenschaftliche Werke kann ohne Gefahr Preßfreiheit gestattet werden. Vor allen Dingen muß man sich Jetzt damit beschaͤftigen, die Tribunale und die Geschwornen⸗Gerichte . ganisiren. Hat man denn nicht schon Freiher t genug in pa dien? Sind denn die Sitzungen nicht oͤffentlich? (Bei diesen Worten erhob sich ein so lautes Murren auf den offentlichen Tribunen, daß der Praͤsident mehreremale zur Ruhe auffordern mußte) Der Minister schloß damit, daß er die Streichung des Artikels verlangte. Herr Florez Estrada, Praͤsident der Fi⸗ nanz· Kommission, bemuͤhte sich, zu zeigen, daß der Conseils/ Pra⸗ sident die Uebel, welche die Preßfreiheit nach sich ziehen konnte, übertrieben habe, und stimmte fuͤr die Annahme des Artikels. Herr Riva Herrera sprach gegen den Artikel und schlug eine Veränderung desselben vor, wodurch er ganz den Wuͤnschen der Regierung gemaͤß gelautet haͤtte. Hier verdoppelte sich das mißbilligende Geschrei auf den öͤffentlichen Tribunen, so daß der Praͤsident sich gendthigt sah, den Artikel des Reglements zu verle⸗ sen, welcher ihn ermächtigt, die Gallerteen räumen zu lassen.) Herr Lopez pruͤfte die Frage im Allgemeinen, und sprach sich kategorisch dafuͤr aus, daß die Preßfreiheit bei jeder Regierungs. form, wenn man gut regieren wolle, ein unerlaͤßliches Element sey. Graf Toreno suchte den vorigen Redner zu widerlegen, und erklärte, er greife hauptsaͤchlich die Einfuͤhrung der Preß⸗ freiheit unter den gegenwartigen Umstaͤnden an. Er fuͤhrte das alte Rom und Griechenland an, und behauptete, daß in jenen Landern keine aͤhnliche Freiheit bestanden habe. Nachdem der Minister freimuͤthig von der Zahl der Anhaͤnger, welche Don Carlos besitze, und von dem Vortheil gesprochen hatte, welche die Gegner der bestehenden Regierung aus der Preßfreiheit ziehen koͤnnten, schloß er mit der Bemerkung, daß unter Ferdinand VII. die Einnahmen fur die Sruck-Erlaubniß 6 Milllonen Realen jährlich betragen haͤt⸗= ten, und daß sie sich jetzt schon auf 13 Millionen Realen belie⸗ fen. Herr Eaballero, einer der Secretaire, bestritt die Ar⸗ gumente Toreno' s. Er fragte, was die jetzt in Spanien beste⸗ hende Freiheit zu bedeuten habe, da die Regierung 4 Censoren angestellt haͤtte, welche jeder ein jaͤhrliches Gehalt von 20,000 Realen erhielten, und nach Gefallen des Ministers abgesetzt wer⸗ den koͤnnten. Die Kammer schritt hierauf zur Abstimmung, welche folgendes Resultat lieferte: .

Fuͤr den Artikel .... 57 Stimmein

Gegen denselben .... 55

1 Majoritaͤt gegen die Minister 2 Stimmen. Als der Secretair Trueba dieses Resultat verkuͤndete, ver— langte Herr Toreno, der kein Vertrauen in das Bureau zu setzen schien, die Liste zu sehen, um sich zu uͤberzeugen, daß kein Votum ausgelassen sey. Dies machte einen sehr uͤblen Eindruck; die Secretaire und der Praͤsident selbst schienen durch diesen Mangel an Vertrauen von Seiten der Regierung beleidigt, unnd Jedermann tadelte das Benehmen des Ministers. Die Sitzung wurde sogleich aufgehoben, und die Opposition, auf ihren Tri⸗ umph stolz, empfing die Gluͤckwuͤnsche ihrer Anhaͤnger.

Madrid, 3. Sept. Die Hof-Zeitung enthaͤlt Fol— gendes: „Da der Friede von Europa stets der rechtmaͤßigste Zweck der Fuͤrsorge, Bestrebungen und selbst Aufopferungen don Seiten der Regierungen war und ist, so will, und zwar mit Recht, die Spanische sich nicht von einem so wohlthaͤtigen Bestreben trennen, noch auf sich die Verantwortung laden, mit⸗ telbar oder unmittelbar die Ursache oder der Vorwand der schreck⸗ lichen Katastrophe zu seyn, in welche ein allgemeiner Krieg die civilisirte Welt verwickeln wuͤrde. Ihr freimuͤthiges und nicht weniger loyales als dem Ehrgefuͤhl entsprechendes Betragen ge— gen die Machte, welche die gesetzmaͤßige und von Alters her be⸗ stehende Ordnung, die wir neuerdings an enommen, noch nicht anerkannt haben, wird wahrscheinlich die chwierigkeiten heben, und das gute Vernehmen und den gegenseitigen Verkehr herstel⸗ len, welche fuͤr die Volker, wie fuͤr die Monarchen so nuͤtzlich ind.“ ñ Folgendes ist der Text der bereits erwahnten Petition der zweiten Spanischen Kammer wegen Aenderung des Reglements:

„Die Kammer der Prokuradoren des Reichs haͤlt es fuͤr ihre Pflicht, Ew. Ma die Nothwendigkeit auseinander zu setzen, daß das innere Reglement der Kammer ihrer eigenen Berathschlagung aus folgenden Gründen unterworfen werde: 15 Es ist bei allen repraͤ⸗ sentativen Versammlungen gebräuchlich, daß sie selbst das Reglement, welches sie beobachten wollen, festsetzen; und so hat man auch in Spanien bei den Cortes verfahren, welche man den jetzigen als Bei⸗

spiel aufstellen kann. 2) Die gesunde Vernunft sagt, daß, nachdem