hig ist, sein außer der Ehe gezeugtes Kind erhalten muß Die Kemmnissarien sind verpflichtet, die Kerchspiele, namentlich fuͤr den Fall, daß die Mutter eines solchen unehelichen Kindes stuͤrbe, wo es dann jedensalls dem gemeinen Wesen zur Last fallen wuͤrde, ver den daraus entstehenden Kosten zu bewahren.“ . Der Major Bryin, welcher in der Irlaͤndischen Grafschast Kilkenny ein Grund-Eigenthum besitzt, das ihm jährlich 23,000 Psd. einbringt, hat an die Bewohner der Grafschaft und Siadt Kilkenny folgendes Schreiben aus London vom 22. Sept. erlas⸗— sen, das von der Times als eben so bedeutend, wie irgend ein Schreiben O Conneln's bezeichnet wird: „Noch entsernt von mei— nem Vaterlande durch Umstaͤnde, uͤber die ich nicht gebieten kann, und die ich größtentheils der Weigerung des Lord-Kanzlers (der nicht einmal so artig war, meinen Brief zu beantworten), einen Taz zur Anhoͤrung meiner Angelegenheit festzusetzen, wage ich es, wie anmaßend es auch erscheinen mag, an Sie zu schreiben, und Ihnen einige Nachrichten uͤber die gegenwartige Krisis mit. zutheilen. Sie hielten mich einst für Ihren Freund. Es ist nicht meine Gewohnheit, Bekenntnisse zu machen, doch moͤge es mir erlaubt seyn, zu sagen, daß ich niemals verdiente, Ihre gute Meinung zu verlieren. Mein Betragen wahrend eines Aufent— halts von 28 Jahren in Irland liegt vor Ihnen und danach will ich beurtheilt seyn. Ich weiß sehr wohl, daß wir in einigen Punkten verschiedener Meinung sind. Ich bekenne mich fuͤr einen Feind der Aufhebung der Union. Wo nur ein Koͤnig ist, da sollte, nach meiner Meinung, auch nur ein Parlament seyn. In Folge der neueren Ereignisse ist es jedoch moglich, das das Sberhaus mich zuletzt gegen meinen Willen zwingt, ein Verthei— diger der Aufhebung der Union zu werden. Der Rath Yen ich Ihnen gebe und von dem ich sehr ernstlich wuͤnsche, daß er be— solgt werde, ist: Gehorsam gegen die Gesetze. Sie haben jetzt ein reformirtes und, wie ich glaube, ein achtbares Unterhaus, und nichts als Mangel an Mäßigung von Ihrer Seite kann die guten Absichten desselben vereitein. Den Gesetzen des Lan— des muß man gehorchen, aber Sie haben das unzwei— felhafte und constitutlonnelle Recht, gegen diejenigen, wodurch Sie sich gekraͤnkt fuͤhlen, zu pettoniren und ich wurde es Ih— nen sehr empfehlen, von jeder Stadt, jedem Dorfe und jeder Gemeinde Petitionen fuͤr die voͤllige und unmittelbare Abschaf— fung des Zehnien ins Parlament zu bringen. So lange das Zehnten⸗System ein Landes⸗Gesetz ist, muͤssen wir ihm gehorchen; aber das Gesetz, welches einen Menschen zwingt, fuͤr die Religion eines Anderen zu bezahlen, betrachte ich als eins der ungerechte— sten, die jemals von Menschen gegeben sind. Es ist in der That ein Versuch, auf Kosten eines Anderen selig zu werden; und wie gewissenhaste Geistliche sich dazu verstehen koͤnnen, von Per— enen, die an ihre Lehre nicht glauben, Geschenke anzunehmen, et mehr, als ich zu begreifen vermag. Eine gesetzliche Verord— ming fuͤr die Armen (mag man es Armen -Gesetze oder wie man sonst will, nennen, es kommt auf den Namen nicht an) ist ein cderer Gegenstand, den ich Ihnen zur Petition em— pfehle. Ich weiß, daß Viele, die es mit Irland gut meinen, mit mir in dieser Beziehung abweichender Meinung sind, aber ich hätte dasuͤr, daß in einem gut geordneten Gemeinwesen der Hungertod unbekannt seyn sollte. Der Arme hat das Recht, zu seinem Vaterlande zu sagen: „Gieb mir Arbeit! Ich verlange nicht, das Brod des Muͤßigganges zu essen, aber bei dem Man— agel an Arbeit fordere ich Unterstuͤtzung!“ und zu dieser Unter— stuͤtzung hate ich den Armen suͤr eben so berechtigt, als mich zu den' Anspiuͤchen auf die Einkuͤnfte meiner Guͤter. Ich schließe, meine Mitbürger, indem ich Sie wiederholt ersuche, die guten Absichten Ihrer Freunde nicht durch Gewaltthaͤtigkeiten von Ih— rer Seite zu vereiteln. Ich verbleibe u. s. w. George Bryan.“
Ein Herr Wells hat am 29sten v. M. bei der Westminster⸗ Brücke den von ihm erfundenen Apparat, Seewasser an Bord von Sch ffen in dem Maße, daß es zum Kochen und Waschen dienen kann, zu reinigen, mit dem vollkommensten Erfolge sehen lassen, und es soll nur noch wenig fehlen, um es auch trinkbar zu machen. Geruͤhmt wird zuzleich die außerordentliche Eripa— rung an Feuerung hierbei, die jedoch noch nicht so recht ein— leuchten will.
Graf v. Dundonald (Adm. Cochrane) ging vorigen Mon—
taz nach Lerpool ab, um seinen neuen Apparat zur Fortbewe⸗ gung von Schiffen gegen Wend und Ftuth sehen zu lassen. Be— kanntlich hat er seine Maschinerie vor einigen Monaten dem Insitut ir Paris vorgezeigt und hernach ein Patent darauf erlangt. ö Graf Alessandro Torlonia, der berühmte Roͤmische Banquier, hat gestern serne Ruͤchreise nach Rom angetreten, nachdem er stark? Einkäufe in Szunchen Art keln gemacht; er nin mi unter andern ein höchst prachtvolles Tafel⸗ und Thee⸗Serois von Süber znit, das 2006 Gunten gekostet.
Es ist die Anocdnung getroffen, daß die Vosten nach Ham— kurg auch den Winter hindurch zweimal wöchentlich abzehen
2 z
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das Zelt des General Maanan, der das Lager bei Diest kom— mandirt, und nahm nach kurzem Aufenthalt das fuͤr ihn auf ei— nem Huͤgel errichtete Zelt in Besitz, von wo man die große, von der Demer bewaͤsserte Ebene uͤberschaut, auf der die Ma—
nöͤvers ausgefuhrt werden sollen. Die Truppen waren in zwei Corps getheilt, welche der kleine Fluß Demer trennte. Nach be— endigtem Manoͤver defilirten die Truppen vor Sr. Majestät vorbei und man konnte bei dem Anblick der so muntern und froͤh— lichen Soldaten kaum glauben, daß sie dieselben seyen, welche so eben in der größten Hitze und auf dem schwierigsten Terrain ein langes und anstrengendes Manoͤver ausgefuͤhrt hatten. Um 6 Uhr setzte sich der Koͤnig zur Tafel, zu der alle Oberosfiziere, die Commandeure der verschiedenen Cerps, so wie die aͤltesten Capitaine und Lieutenants eines jeden Bataillons eingeladen waren. Nach aufgehobener Tafel wohnte Se. Majestaͤt einer von den Offizieren gegebenen Vorstellung des Vaudeville's „der Haarkräusler und der Perruͤckenmacher“ bei und kehrte um 94 Uhr nach Diest zuruͤck. Alle Straßen, welche der Koͤnig pas⸗— sirte, waren erleuchtet. Heute Morgen um 6 Uhr hat der Koͤnig sich nach Westerioo begeben.“
Die beiden Dampfwagen sind wirklich am Hten Morgens von Antwerpen abgegangen, allein bei Mecheln zerbrach das eine Rad des ersten Wagens, der daher zur Anfertigung eines neuen Rades in Mecheln bleiben mußte.
Gestern wurden die ersten Eisenschienen auf der Eisenbahn gelegt und da den Arbeiten nichts mehr im Wege steht, so hofft man, daß sie im November beendigt seyn werden.
Aus Namur wird vom 4. Okt. Nachstehendes gemeldet: „Ein furchtbares Ereigniß hat in unserer Stadt große Bestuͤr— zung erregt. Die Kanoniere, welche im Arsenal mit dem Fuͤllen der Bomben beschäftigt waren, hatten bereits 25 derselben ge— fuͤllt, als eine Bombe, in welcher ein Arbeiter die Ladung fest— stieß, Feuer fing und dies den uͤbrigen mittheilte, welche alle zugleich aufflogen. Die Detonation war so stark, daß man glaubte, das ganze Magazin sey gesprengt. Die Bombenstuͤcke wurden nach allen Richtungen hingeschleudert, und der ungluͤck— liche Arbeiter war furchtbar verbrannt und verstuͤmmelt; sein Koͤrper zeigte nichts als Blut und Wunden, doch hatte er noch so viel Kraft, sich aufrecht zu erhalten, bis aus dem Militair— Hospital eine Saͤnste herbeigebracht wurde. Fuͤnf bis sechs andere Kanoniere, so wie die Schildwache, haben Wunden er— halten, doch hofft man, daß weiter kein Ungluͤck geschehen ist.“
Schweden und Norwegen.
Stockholm, 3. Okt. Der Constitutions-Ausschuß ist, wie man vernimmt, bei den Ständen mit folgenden Vorschlaͤgen eingekommen: 1) Daß die Verhandlung der Sachen beim Hoöͤch— sten Gericht in zwei Abtheilungen desselben geschehen solle. 2) Daß die Staats-Minister und vortragenden Staats-⸗Raͤthe be— rechtigt seyn sollen, auch den Plenar-Versammlungen andrer Reichsstaͤnde, als desjenigen, in welchem sie Sitz und Stimme haben, beizuwohnen, um uͤber Gegenstaͤnde, die ihr Departe— ment betreffen, Aufkläͤrungen geben zu koͤnnenz doch sollen sie vor der Fassung des Beschlusses abtreten. 3) Daß ein Auslan— der, der zehn Jahre im Königreiche wohnhaft und mit Steuern und Auflagen belegt gewesen, und dessen Verpflichtung gegen eine sreinde Macht, nach abgelegtem Treu⸗ und Huidigungs-Eide gegen Schwedens Koͤnig, die letzten suͤnf Jahre her aufgehoͤrt, dieselben Rechte mit gebornen Schweden genießen solle, jedoch ohne zum Rathgeber des Königs oder zum Kommandanten einer Festung ernannt werden zu können.
Man liest auch ein Memorsal desselben Ausschusses uͤber
die verschiedenen wegen Aenderung der National Repraͤsentation bei den Ständen eingebrachten Motionen. Sie werden darin saͤmmtlich als im Ganzen theils ungehoͤrig, theils unzeitig, zu— ruͤckgewiesen, und gehen die wesentlichten Aenderungen, welche der Ausschuß selbst in Vorschlag bringt, nur die drei nicht— adeligen Stände an. Zum Priesterstande sollen auch die ordent— lichen, anderen Reichsstaͤnden nicht angehörigen Lehrer bei den Elementar-Lehr-Anstalten in Stockholm und in jedem Stift un— ter sich Einen Reichstagsmann waͤhlen konnen. Imgleichen sol— len zu demselben Stande, solche durch den König ernannte ordentliche Richter und Civilbeamte, die keinem Reichsstande an— gehoren, unter sich zehn Reichstags-Bevollmächtigte wählen köͤn⸗ nen, nämlich aus Stockholm drei, aus dem Bezirke des Swea— Hofgerichts 3, des Goͤtha-Hofgerichts 3, des Schonen- und Blekingeschen Hofgerichtes einen. (Gegen diesen Punkt legte Professer Agardh Protest ein.) Zum Buͤrgerstande sollen Ma—⸗ nufatturisten und Fabrikbetreibende auf dem Lande unter gewis— ö genauen Bestimmungen Reichstags-Bevollmaͤchtigte wahlen koͤnnen. Am 2)sten v. M. wählte der Adelstand mit 59 Stimmen den Landeshauptmann des hiesigen Lehns Freiherrn Claes Raͤ— lamb zum Vorsitzenden im Reichsschuld-Comtoir an des verstor—⸗ benen Grafen Lronhjelm Stelle.
K,, .
phanten, 1300 Kamerle und 8060 mit Ochsen bespannte Wagen nethwendig, und diese wurden von einem Regiment Infanterie
24,
Woͤchentl. Sechs woͤchentl. Zoll. Weizen . 43 Sh. 7P. 46 Sh. 11 P. 42 Sh. 8 P 1 , . , ,, — 1 Roggen .. 33 . 34. v . 18 * 5 1 . , ,,,, 9 6 * Belgien.
Bruͤssel, 6. Okt. Man schreibt aus Diest vom 3. d. M. „Se. Majestät der Koͤnig kam gestern gegen 1 Uhr von Mon— tatgu hier an und musterte die Truppen, welche eine vortreffliche Hiltung zeigten. Nach der Musterung begab sich der Konig in
gen besserer Regulirung der Packet-Fahrt zwischen Helsingoöͤr
28 gegen 17 Stimmen angenommen.
Kopenhagen, 4. Okt. Es ist jetzt eine Convention we—
und Helsingborg abgeschlossen worden, wodurch der Verkehr zwischen den beiden Nachbarstaaten noch mehr erleichtert und vollstaͤndige R ciprocitaät eingefuͤhrt wird. Das Koͤnigl. Schwe— dische Ministerium hatte zu diesem Behufe den Burgermeister Lundberg in Helsingborg und die Koͤnigl. Dänische General⸗-Post⸗ Direction den Buͤrgermeister und Etatsrath Steenfeldt in Hel— singoͤr committirt.
Der hiesige Großhändler A. Levin v. Haller hat sich insol— vent erklart.
,
Kassel, 7. Okt. Vor ihrer Vertagung hat die Staͤnde— Versammlung auch noch das revidirte Rekrutirungs-Gesetz mit
Aschaffenburg, 3. Okt. (Nuͤrnb. Korr.) Bei den Bayerischen Post-Anstalten sollen mehrere Reformen im Werke seyn, bei denen die Texissche Post-Anstalt vielfaͤltig zum Muster dienen wird. Diese Reformen werden vorzuͤglich an den Graͤnz— Aemtern von großem Nutzen seyn, bei denen, namentlich hier, eine ungewohnliche Geschäftslast die Beamten Tag und Nacht in Anspruch nimmt. Endlich werden auch die längst erwarteten „Europaͤischen Post-Course“, durch die General-Post-Direction in Muͤnchen selbst redigirt, und zwar unverzuͤglich erscheinen, und dadurch wird ein längst gefuͤhltes Beduͤrfniß befriedigt werden.
Darmstadt, 4. Okt. Die gestrige und vorgestrige Sitzung unserer zweiten Kammer bot weniger Interesse, als die beiden vorangegangenen. Die vorgestrige Berathung uͤber die hiesige Bibliothek und das Museum, unter welchem Namen man die
der Vortrag des Abgeordneten Gagern. Der getroffene sorische Beschluß laßt aber vermuthen, daß sich die Kammer n tung jener Anstalten verstehen werde, da der Regierungs. Con missair, Freiherr von Hoffmann, erklärte, daß Königl. Hoheit dem Großherzoge nicht moglich sey, n erforderlichen bedeutenden Verwendungen darauf aus der Cu List- zu machen. Daß dies namlich geschehen sollte, war zn Ansicht des Ausschusses gewesen. Die erste Kammer beginn nun, wo mehr Stoff zur Berathung fuͤr dieselbe vorliegt, aus wieder haͤufigere Sitzungen zu halten. Waͤhrend die Zahl de Sitzungen der zweiten Kammer bis jetzt auf 71 stieg, also zuge rechnet die Pfingst- Ferien und die Sonntage, alle suͤnf ig
ungefahr 27 Sitzungen nur den sechsten Tag Sitzung. Au waren viele Mitalieder dieser hohen Kammer sheils in Baͤdem theils auf dem Lande laͤngere Zeit von hier abwesend.
Frankfurt a. M., 6. Okt. Bei dem gestern stattgehe ten Feste zu Ehren unseres verdienten Mittuͤrgers Ruͤppei hen zufaͤllig ein Ereigniß stattgefunden, dessen Mittheilung nit ohne Interesse seyn duͤrfte. Hr. Jul. de Fontenelle, Profess der Chemie aus Paris, welcher in Aufträgen seiner Regierun die Todtenhoͤfe und Leichenhaͤuser Deutschlands besichtigen s und welcher zu diesem Zwecke auch Frankfurt besuchte, war zu dem Feste eingeladen worden. Bei dieser Gelegenheit enlse digte er sich auch eines besonderen Auftrages der Gesellsh der physischen und chemischen Wissenschaften in Frankreich, n, dem er dem Gefeierten das Diplom als Ehren-Mitglied e ser Gesellschaft mit folgenden Worten uͤberreichte: ¶ Wenn Ihre Landsleute sich beeifern, Ihnen einen so ehrenden Bewt⸗ ihrer Hochachtung zu geben, so darf ich mich gluͤcklich preisen mich dieser Anerkennung Ihrer Verdienste anreihen zu koͤnnen indem ich Sie versichere, daß Frankreich nicht minder als I Vaterland die zahlreichen und wichtigen Dienste, welche Sie for während der Wissenschaft der Zoologie leisten, wuͤrdigt. Die Gr sellschaft, deren beständ ger Secrerarr zu seyn ich die Ehre hah— hat mich beauftragt, Ihnen das Diplom als Ehren-Mitglied de selben zu uͤberreichen. In ihren Augen haben Wissenschasth und Kuͤnste kein Vaterland; alle, welche sie pflegen, lieben un beschuͤtzen, sind Kinder einer Familie.“ Ein donnerndes Hotz uͤberzeugte unsern Ruͤppel, wie sehr dieser neue Beweis der An,
er fuͤllte. Spanien.
gegen die Angriffe das Observador, eines Oppositions-Blatttt, in Schutz nimmt. Felgendes ist das Wesentlichste ihrer Bemer,
nigreichs im Begriff sind, durch ihr Votum das Sch cksal unse— rer auswaͤrtögen Schuld zu entscheiden, ist es von großer Wich, tigkeit, Behauptungen, durch welche eie eͤssentliche Meinung ut regefül rt werden konnte, nicht unerwiedert zu lassen. Aus diz sem Grunde fuͤhlen wir uns bewogen, auf einen Artikel, det neulich it dem Observador erschien, und, unter dem Schein, all stelle er die Frage in das rechte Licht, vielmehr den Gesichttg punkt, aus welchem dieselbe betrachtet werden muß, gaͤnzlich ver ruͤckte und die unrichtigsten Schluß⸗Folgerungen zog, Einiges zu entgegnen. Der Observader — und darin iheilt er nur den Irn thum, in welchen die Majoritaͤt der Kommissien verfallen ist — sieht in der ganzen Reihefolge der von 1823 bis 1834 kontrahir ten Anleihen nur eine einzige Anleihe, namlich den durch di Regentschaft von Urgel, der bestehenden constituttonnellen Regie rung zum Trotz, abaeschlessenen Vergleich. Er behauptet, eh seyen wahrend jenes Zeit- aums weiter keine Anleihen kontrahin worden, sondern alle spätere wären bloße Konvertirungen jenet ersten gewesen. Da also jene Operation während des noch be stehenden constitutionnellen Systems von einer gesetz widrigen
alle Schulden aus der Zeit nach 1823 null und nichtig seyen, Ist es denn aber wicklich wahr, daß diese Anleihe keine anden Autoritaͤt fuͤr sich hat, als den unreinen Ursprung der Regen schaft von Urgel? Und ist es ferner wahr, daß die ver. schiedenen Anleihen nach 1823, die sich zusammen auf 2,209,456, 666 Realen belaufen, nur die Anleihe der oben er— waͤhnten Regenischaft repräsentiren? Die historische Darlegung dec Thatsachen wird dies Problem loͤsen, und diese finden wü in dem Observador selbst. Die insurrectionnelle Regentschast von Urgel schloß die Anle he mit dem Handelshause Guebhatb ab. Darauf sand die Franzoͤsische Invasion statt. Am Zlssten Sept. 1823 unterzeichnete Ferdinand VII. ein Dekret, wodurch die unter der constitutionnellen Regierung kontrahirten Anleihen anerkannt wurden, ohne daß der von der Regentschaft abgeschles senen die geringste Erwähnung geschah. Dieses Dekret, welchet niemals bekannt gemacht wurde (der Observador giebt selbst zu, daß der König es nur wenigen Indwiduen mittheilte), wan
am folgenden Tage durch ein anderes Dekret wiserrufen, welches alle Handlungen der constitutionnellen Regierung annullirte, und, dieses Dekret wurde, wie wir nur zu
Der Koͤnig
wohl wissen, promulgirt und in Kraft gesetzt. bestaͤtigte also die Guebhardsche Anleihe der k von Urgel. Ein Koͤnigliches Dekret von 1825 autorisirte zur Koh vertirung ihrer fälligen Obligationen in eine Anleihe 5pCtiget perpetueller Renten. Der Koͤnigh che Kommissar des Tilgungs— Fonds in Paris, Don Francisco Javier de Burgos, jetzt Pro— cer des Königreichs, benachrichtigte das Publikum in offiziellet Weise von dieser Konvertirung. Nach einer in die Hof Zeitung vom 27. Juli 1829 eingeruͤckten Anzeige des Direktors des Ko niglichen Tilgungs-Fonds wurden nur 1,096,000 Realen der Guebhardschen Obligationen konvertirt, und die von Hrn. Aguade bis zu diesem Zeitpunkt ausgegebenen Renten beliefen sich nichts. destoweniger auf 545,977, A0 Realen. Man betlagte sich in Frankreich oͤffentlich uͤber den Mißbrauch des auf das Ausgeben perpetueller Renten bezuͤglichen Dekrets von 1825, indem diese Renten zu anderen Zwecken ausgegeben wurden, wozu sie ur—
spruͤnglich nicht creirt waren. Damals hörte man auf, an der Par ser Boͤrse noch ferner dergleichen auszuge— ben, aber spaäͤterhin wurden wieder neue zu fuͤnf und
drei pCi., besonders an der Amsterdamer und dann auch an der Pariser, ins Publikum gebracht, scheinbar als Konvertirung der alten Spanischen Schuld in Holland und eines Theiles der Cor— tes⸗Schuld, aber in der That ebenfalls nur als Deckmantel, un— ter deni man neue Anleihen erhob. Der Observador bemerkt am Schluß seiner historischen Darstellung, die Folge aller dieser betruͤgerischen Operationen sey gewesen, daß nur 269, 684,313 Realen in unseren Schatz flossen, während das Land fuͤr diese Summe mit einer Schuld von 2,2 9, 456,666 Realen belastet
Kunst- und wissenschaftlichen Sammlungen im Residenz-Schlosse begreift, wurde zum Theil sehr lebhaft und warm, vesonders
wurte; er schließt daraus, daß die Differenz, oder die Summe
ö. . go, Mö 353 Realen, bloß die Guebhardsche Anleihe reprd- oy (
einem neuen und umfassenderen Zuschusse als bisher zur Erhe n R
z gegen die ö .
erben wan sich auch deutlich ausdrücken. ob der besser z von, na yubliz Sitzung der zweiten Kammer war, hatte die erste Kammer m sch
ö noth nwischen
Niemand annehmen wollen, die Spanische Regierung habe Geld Auch muß man nothwendig das abzie⸗ Handel geht allein durch Arabische Kaufleute in Marseille und
din angesetzt werden darf.
rkennung seiner Verdienste alle Anwesenden mit inniger Freude Anleihe der Regentschaft in perpetuelle Renten genehmigte?
Madrid, 26. Sept. Die Revista Españnola enthlt einen langen Art kel, werin sie die Guebhard'sche Anleihe
kungen: „In dem Augenblick, wo die Prekuradoren des K
Autorität bewerkstell gt worden, so will der Observador, daß auch
deren Kapital sich urspruͤnglich nur auf 364 Millionen belief. Unser Kollege bricht dann in Declamationen ge⸗ unbedingte Gesetzwidrigkeit dieses Verfahrens aus und Mißbräuche, den Skandal und die Verluste, wozu dasselbe Wenn man sich anheischig macht, Angaben zu die von einem andern Blatte entstellt worden seyen,ů i Wir wollen sehen, Nehmen wir also, um uns
sentire, ealen en die
Observador dies gethan hat. / nes Blattes, zu 2,209, 456,66tz Realen an und ziehen wir da— ch den von den Verwaltern des Koͤnigl. Tilgungs Fonds irten Angaben, alle diejenigen Theile ab, welche nur in ein ö . ⸗ Es bleiben uns dann bloß 1,603, 866,666 Realen uͤbrig. Aber wendiger Weise muß man von dieser Summe die Differenz den festgestellten Kapitalien und dem Netto Ertrag der egoziirungen dieser Anleihen abziehen; denn ohne Zweifel wird
l pari erheben koͤnnen.
hen, was in diesen Anleihen durch das Geld repraͤsentirt wird, Livorno. . n. seral welches fuͤr die Zinszahlung und fuͤr die Tilgung ausdruͤcklich angewie. in Aleppo ernannt und ihm die Erlaubniß gegeben, selbst Handel wenn auch der Schatz es nicht aufbringen konnte, und es zu treiben, was zum großen Schaden des Franzoͤsischen Handels pird sich dann ergeben, daß die Guckhardsche Anleihe, mit Ein. den Konsuln dieser Natien durchaus verboten it, und in Bei— l schluß der Kosten ihrer Tilgung und Verzinsung bis auf den heu- rut, . migen Tag, nicht hoher als mit 641,724,060 unter unseren Schul- sich jetzt Englische Haäuser, die von Liverpool und London ab— Nachdem wir dergestalt unseren Le⸗ haͤngen. sern unwiderlegliche Thatsachen vor Augen gelegt haben, bleibt don errichtet, und der ganze Englische Handel mit Syrien, der sonst uͤber Livorno geführt worden, wird jetzt direkt gefuͤhrt.
Uebrigens wird dieser Handel bald zum großen Theil in die Haͤnde des Pascha's von Aegypten fallen, der beschlossen hat, seine Baumwollenspinnereien nach Syrien zu verlegen, wo sie ein guͤnstigeres Klima sinden, als in Aegypten, und hohe Zoͤlle,
sen war,
uns nur noch uͤhrig, einige Worte auf das zu entgegnen, was mi Hinsicht auf die Gesetzmaͤßigkeit der Guebhardschen Anleihe und init Hinsicht auf den bei den spaͤteren Anleihen begangenen Hetrug gesagt worden ist. Wir sind ganz damit einverstanden, daß diese Anleihe einen ungesetzlichen Ursprung hatte, zenn es unterliegt keinem Zweifel, daß die Regentschast ron Urgel nicht die Macht besaß, eine fuͤr das Land verbindliche Verpflichtung einzugehen. Wurde aber die⸗ ser urspruͤngliche Vorwurf nicht beseitigt, als Ferdinand Fl. wieder zur unumschraͤnkten Ausuͤbung seiner Macht gelangt war? Man kann nur das einwenden, daß ihm die Genehmi— gung durch Gewalt abgenoͤthigt worden sey, daß er sich ja un— ier dem Joch einer Faction und der Franzoͤsischen Bajonette be⸗ funden habe. Wer wird es aber glauben, daß den Neigungen des Monarchen, als er diese Anleihe anerkannte, Gewalt ange—
than worden? Und war er nicht uͤberdies im vollen Gebrauch seiner Freiheit, als er am 15. Ottbr. 1823 die Konvertirung der
Wurden nicht kraft seiner Dekrete alle auf die halbjährlichen Zahlungen ünd auf die Tilgung der Serien durch Verlosung dezügliche Operationen ausgefuͤhrt? Es ist eine unbestreitbare 6 daß die Guebhardsche Anleihe, obgleich unrecht— mäßig in ihrem Ursprunge, doch nachher ganz den gesetzlichen Charakter erhalten hat, der allen spaͤteren Anleihen zukommt, und wir koͤnnen, ohne inconsequent zu werden, gegen die erstere steine andere Argumente anwenden, als gegen die letzteren, Ar— zumente, die nur aus der angeblichen Gesetzwidrigkeit der Ge— walt, welche in den letzten zehn Jahren uͤber Spanien geherrscht hat, herzuleiten seyn wurden. Wenn wir aber unseren Stande zjunkt gegen die Inhaber unserer Schuld auf diesen Grund und Boden nehmen und uns ihren Forderungen nur mit einem Schein pon Gerechtigkeit entgegensetzen wollten, so muͤßten wir das Bei⸗ piel nachahmen, welches uns mit Hinsicht auf die Handlungen und Beschluͤsse der constitutionnellen Regierung gegeben worden, und alle diejenigen Akte fuͤr null und nichtig erklaren, welche in dem Zeitraum, der die Cortes von 1833 von denen des Jahres 1823 irennt, von der absoluten Gewalt ausgingen. Gewiß wird Nie— mand, der von Patriotismus durchdrungen ist, eine solche Lehre zu vertheidigen wagen — eine Lehre, die fuͤr das Koͤnigthum gefährliche Fragen herbeifuͤhren und die Gesetzmäßigkeit derjeni⸗ gen Ordnung der Dinge, in welcher wir leben, aufs Spiel, stellen kann.“ — In einem von Englischen Blattern mitgetheilten Privat-Schreiben aus Madrid vom 24. Sept. heißt es unter Anderem: „Heute fruͤh wurde in der Prokuradoren-Kammer vor dem Beging der Finanz⸗Diskussion der Antrag gestellt, das vormalige amtliche Journal, welches uͤber die Verhandlungen der Cortes Bericht ersttattete, Diario de las Cortes, wieder er— scheinen zu lassen; die Kammer beschloß mit 54 gegen 63 Stim⸗ nen, diesen Antrag dem Ausschuß fuͤr das Innere zu uͤberwei— sen. Das allgemeine Budget fuͤr das nächste Jahr ist nun bei— nahe voͤllig ausgearbeit't. Man glaubt, daß es den kuͤnftigen Finanz-Zuüstand des Landes in sehr erfreulichem Lichte darstellen wird, wobei man aber natuͤrlich von der Voraussetzung ausgeht, daß die Staats-Einkuͤnfte in Valencia, Catalonien und Arago⸗ nien, ja selbst in den vier noͤrdlichen Provinzen, nach denselben Grundsaͤtzen und in demselben Verhaͤltnisse wurden erhoben wverden koͤnnen, wie es jetzt in den mittleren Provinzen des Königreichs geschieht. Unter dieser Voraussetzung veranschlagt der einsichtsvolle Unter-Staats-Secretair der Finanzen, Herr lriarte, die Staats-Einnahme auf 900 Millionen Realen, das heißt auf nahe an 300 Millionen mehr als jetzt. Ehe es jedoch dahin kommen kann, muß erst der Buͤrgerkrteg sein Ende er— reicht und die Central Regierung einen solchen Grad von morg— lischer Kraft erlangt haben, daß sie die zahlreichen Hindernisse . 6 besiegen vermag, welche sie jetzt von allen Seiten umgeben. Dies wuͤrde sicher viel leichter zu bewerkstelligen seyn, wenn Iraf Toreno die Finanz⸗Verwaltung zan Herrn Uriarte uͤber— ließe und zum Departement des Innern uͤberginge, welches von Don Jose Maria Moscoso von Altamira jetzt so unzureichend verwaltet wird. Beim Anfang der Diskussionen uͤber die aus— waͤrtige Schuld war von einer Abweichung in den Ansichten des Franzoͤsischen Boischafters und des Englischen Gesandten die Rede. Jetzt scheint der Letztere, in Folge neuerer Instructionen, einen andern Ton angestimmt zu haben; er spricht nicht mehr von bloßer Anerkennung der Cortes-Schuld und Nicht⸗-Anerken⸗ nung der perpetuellen Renten, als von einem Siege, den Eng— land über Frankreich davonzutragen gedenke, sondern er besteht energisch auf unbedingter Anerkennung der ganzen Schuld.“
Syrien.
Ueber den Handel von Syrien und Trebisond liest man in Dentschen Blättern: „Der Pascha von Aegypten hat sich genoͤthigt gesehen, dem Handels⸗Monopol in Syrien zu entsagen; allein er nimmt Mittel, um es sich unter der Hand zu sichern. Es war in ganz Syrien gebräuchlich, daß die Handelshaͤuser der
Seestaͤdte den Produzenten von Seide, Taback u. s. w. Geld auf die Hypotheke der Aerndte vorschossen, und sich dadurch das Produkt derselben zu einem Preise sicherten, der gewohnlich 20 dis 30 pCt. unter dem Marktpreise war. Der Pascha hat diese Vorschuͤsse auf das strengste verboten, um die Land-Besitzer vor
und von dem Pascha wohl berechnete Folge muß seyn, daß die Produzenten, welche kein hinlaͤngliches Kapital fuͤr ihre Kultur besitzen, in Steuer-Ruͤckstaͤnde verfallen, durch welche sich die Aegyptische Regierung der That nach den Verkauf und das Mo— nopol der Ausfuhr sichert. Der Seehandel von Syrien hat seit der Aegyptischen Besitznahme bedeutend zugenommen, und uͤberstieg
ten Jahre der Tuͤrkischen Herrschaft stattgefunden hatte; sie kann nicht unter 6 Mill. Rthlr. betragen haben, ohne die Aus— u verstaͤndigen, die Schuld, nach der Veranschlagung je! fuhr von Gold und Silber zu rechnen, welche von der Aegypti— schen Douane nicht einregistrirt wird. nahme liegt jedoch nicht sowohl in einer größeren Production, als in der Unterbrechung des Karawanen-Handels von Damas— barer Verbindung mit der Guebhardschen Anleihe stehen. kus und Bagdad mit Smyrna und Konstantinopel, der alle Guͤ— ter zwang, den Seeweg zu nehmen. fuhr ist fast ganz England zugefallen, und der Franzoͤsische Han— del, der fruͤher die ganze Levante versehen hatte, ist voͤllig sta— tionair geblieben. in allen Häfen von Syrien hatten,
rut, Lattakia, Tripoli, Aleppo und selbst in Damaskus finden
wo im letzten Jahre fuͤr 2 Millionen Thaler davon verkauft zu Jahr an Wichtigkeit zu. werden, und je unsicherer der Zustand von Kleinasien wird, um so gedraͤngt. Bis jetzt ist dieser Handel in den Handen der Englaͤnder
geblieben, und die Franzoͤsische Regierung hat umsonst ihre Han—
ser zu gruͤnden. a uͤbrigens dem Deutschen Handel bald eine Gelegenheit geben,
Trebisond, welche zu einer bessern Bearbeitung der reichen Berg—
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m Jahre 1833 um das Doppelte die Ausfuhr, welche im letz—
Der Grund dieser Zu—
Die Zunahme der Ein— Die Marseiller, welche sonst Handelshaͤuser esttzen keine mehr, und ihr
Die Englaͤnder haben dagegen einen General-Konsul
Ebenso haben Arabische Haͤuser Agentschaften in Lon—
so wie niedrige Preise der Manufakturen des Staats werden dann alle fremden Baumwollenwaaren aus Sprien vertreiben,
Im Norden der Levante, nimmt Trebisond von Jahr Je strenger die Russischen Douanen
wurden.
mehr wird der Persische Handel, der sich fruͤher nach Tiflis und auf der andern Seite nach Konstantinopel wendete, nach Trebisond
dels- Kammern verschiedenemale aufgefordert, dort Handelshäu— Die Dampfschifffahrt auf der Donau wird
an dem Verkehr von Trebisond Theil zu nehmen, und die Deut— schen Waaren, welche bisher durch Rußland oder uͤber Konstan— tinopel gekommen waren, direkt und in groͤßerer Menge fuͤr den Persischen Handel einzufuͤhren. Schon jetzt haben die Kaufleute in Tiflis es wohlfeiler gefunden, ihre in Leipzig eingekauften Waaren uͤber Trebisond nach Georgien liefern zu lassen. Der Ackerbau dieses Theils von Klein-Asien liegt zwar sehr darnie— der, es fehlt an Haͤnden, an Kapitalien und an Sicherheit des Eigenthums; aber dennoch bildet Tuͤrkische und Persische Seide einen bedeutenden Ausfuhrzweig, und man erwartet die Aufhe— bung des gegenwaͤrtigen Verbots auf Ausfuhr des Kupfers von
werke fuͤhren und große Huͤlfsmittel darbieten wurde.“ „
.
Berlin, 11. Okt. Das heutige Militaitr-Wochen—⸗ blatt meldet die Ernennung des General-Majors Grafen von der Groͤben zum Adjutanten Sr. Koͤnigl. Hoheit des Kronprin— zen, unter Beibehaltung seines Verhaͤltnisses als Commandeur der dritten Kavallerie-⸗Brigade.
— Der hiesige Magistrat und die Stadtverordneten-Ver— sammlung haben dem Polizei-Praͤsidenten Herrn Gerlach das Ehrenbuͤrger-Recht ertheilt, und ihm am Sten d. M. durch eine Deputation aus ihrer Mitte das desfallsige Diplom uͤber— reichen lassen.
— Man schreibt aus Po sen unterm Sten d.: „Am vorigen Sonntag Morgen ward die sterbliche Hulle der so fruͤh verbli— chenen Prinzessin Elisa Radziwill, welche von dem Bruder der hohen Verstorbenen, dem Fuͤrsten Wilhelm Radziwill Durchl, und dem Geheimen Rath Herrn von Michalski hierher begleitet war, in dem Familien-Erbbegraͤbnisse im hiesigen Dom feierlich beigesetzt. Die seltenen Eigenschaften, namentlich die reinste Her— zenszuͤte und eine unbeschreibliche Liebenswuͤrdigkeit, welche die edle Fuͤrstin im kurzen Laufe ihres Lebens so herrlich schmuͤckten, und die wohl nirgends besser gekannt und gewuͤrdigr worden sind, als in unserm Posen, haben ihr in den Herzen Aller, die je mit ihr in Beruͤhrung kamen, ein Denkmal gesichert, das un— verganglicher ist, als der Immortellenkranz an ihrem Sarge. Allgemein und tief war der Schmerz beim Vernehmen der Trauerbotschaft, und Thraͤnen der innigsten Trauer fließen zahl— los am Grabe der von Allen geliebten, so jung dahingeschiede— nen Fuͤrstin. Sanft sey ihr Schlummer bis zum Erwachen im ewigen Licht!“
— Am 6ten d. M. gab die Stabe Posen dem dort an— wesenden Geheimen Staats- und Minister des Innern und der Polizei, Herrn von Rochow Excellenz, im Casino⸗Lokale ein Fest— mahl, zu welchem saͤmmtliche Chefs und viele Beamten der Mi— litair- und Civil-Behoͤrden eingeladen waren, und woran die Mitglieder des Magistrats, so wie die Stadtverordneten, Theil nahmen.
— Ueber den Handel Stettins meldet man Folgendes: „Die Exportation von Spiritus umfaßt in diesem Jahre das bedeutende Quantum von 27,000 Oxhoft, welche groͤßtentheils nach Rußland versandt sind. Der Verkehr damit hat jedoch neuerdings, wahrscheinlich in Folge der Ungewißheit uͤber das Nesultat der erst beginnenden, kein guͤnstiges Resultat verheißen den Kartoffel⸗Aerndte und wegen mangelnder Aussicht zu neuen Exportationen, nachgelassen, weshalb auch die Preise etwas ge— fallen sind. Eben so ist auch der Getraide⸗Handel weniger leb— haft als in fruͤheren Monaten. Dagegen erfreut sich der Holz— handel bei der Aussicht auf eine ergiebige Weinlese fortwährend einer großen Regsamkeit. Auch ist seit kurzem besonders in Folge der wenig ergiebigen Raps-Aerndte, und der Aussicht auf hohe Preise des Oliven-Oels, das Geschaͤft mit Fettwaaren in leb— haftem Steigen begriffen, wogegen der Kolonialwaaren-Handel auf dem bisherigen Standpunkt beharrt.“
— Ueber den Ausfall der diessährigen Aerndte in der Pro— vinz Pommern gehen uns folgende Nachrichten zu: Im Re—
und August nach Verschiedenheit des Bodens und der Lage sehr verschieden gewirkt. Das Winter-Getraide hatte beim Eintreten derselben schon meist seinen Wachsthum beendigt, und die Aerndte in diesem ist an Stroh gut. Dagegen sind die Korner keiner, als in nassen Jahren. Eben so verhält es sich mit den fruͤh ge— saͤeten Sommerfruͤchten. Bei dem Winter-Getraide ist leider in 3 Kreisen der Roggen zu Ende Mai in der Bluͤthe erfroren. Die spaͤt gesaeten Sommerfruͤchte sind uberall unguͤnstig gera— then. Ueberhaupt stellt sich die diesjährige Aerndte in Winter— und Sommer⸗Getraide J bis schlechter, als im verflossenen Jahre, in einigen Kreisen jedoch nur um 3. Die Getraide— Preise sind deshalb, wenn auch nur unbedeutend, gestiegen. Das Resultat der Kartoffel-Aerndte läßt sich noch nicht mit Be— stimmtheit angeben, da man mit derselben noch beschaͤftigt ist; so viel sich jedoch schon jetzt uͤbersehen laͤßt, duͤrfte dasselbe im Allgemei⸗ nen unguͤnstig ausfallen und es ist deshalb auch eine bedeu— tende Steigerung des Preises eingetreten. — Letzteres gilt auch von dem Reg. Bez. Köslin. Die Winter⸗Roggen-Aerndte in diesem Bezirke ist im Ganzen fuͤr eine gute Mittel-Aerndte zu halten. Auch das Sommer-⸗Getraide, wenn gleich von geringerer Qualität, was besonders in Ansehung des später gesaeten gilt, ist in hinreichender Menge gewonnen worden. — Im Reg. Bez. Stralsund ist die diesjährige Roggen-Aerndte zwar ebenfalls nicht so ergiebig, als im vergangenen Jahre ausgefallen, doch kann dieselbe auch hier eine gute Mittel-Aerndte genannt werden. An— langend die Kartoffeln, so haben die Fruͤhkartoffeln im Allgemei⸗ nen schlecht zugetragen und es läßt sich von den Herbst-Kartof⸗— feln im Durchschnitt kaum eine mittelmaͤßige Aerndte erwarten. — Faßt man diese auf offiziellen Nachrichten beruhenden Resul— tate zusammen, so ist in Getraide kein Mangel zu befuͤrchten, indem die Aerndte durchschnittlich eine gute Mittel-Aerndte ge— nannt werden kann, dagegen muß die Beendigung der Kartoffel— Aerndte erst abgewartet werden, ehe uͤber die jetzige Besuͤrchtung . Mißaͤrndte mit voͤlliger Sicherheit abgesprochen werden ann.
In die Hafen des Regierungs-Bezirks Stralsund sind während des verflossenen Monats 8 Schiffe eingelaufen, und 89 verließen dieselben. Letztere waren hauptsaͤchlich befrach—⸗ tet: mit 4213 Wspl. Weizen, 349 Wspl. Roggen, 382 Wsol. Gerste, 1156 Wspl. Hafer und 2716 Ctr. Roggenschroot-⸗Mehl.
— Madame Fischer⸗Achten aus Frankfurt a. M., welche zu einem Cyclus von Gastrollen auf der hiesigen Koͤnigl. Buͤhne eingeladen worden ist, befindet sich seit einigen Tagen in Berlin.
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Geistli che Muti.
Gestern, den 10 Oktober, gaben die Herren Bach und Belcke, unterstuͤtzt von Madame Finke, Olle. Lentz und Dlle. Ganz, eine geistliche Musik in der Marien-Kirche zum Besten des Vereins fuͤr Befdͤrderung des Schulbesuchs armer Kinder. Abgesehen von allem Kunstwerthe der Aufführung, verdient die uneigennuͤtzige Befdrde⸗ rung dieses loͤblichen Unternehmens dankbare Erwähnung; auch hat es einen bessern Klang und stimmt mehr mit echten und edlen Ge— fuͤhlen, wenn Zwecke jener Art durch heilige Musik erreicht werden, als wenn man (wie in der Hauptstadt eines andern Landes) zum Besten der Traurigen tanzt und der Hungrigen ißt.
Sobald der Kunst, und insbesondere der Musik, das religibse Element ganz entzogen wird, begtebt sie sich, alles Ernstes und eller tieferen Beziehungen beraubt, nur zu leicht in die jaͤmmerliche Knechtschaft bloßer Tageswillkuͤr, und vergeudet leichtsinnig ihre Kraͤfte in Erzeugnissen, welche so schnell dahinsterben, daß die Kritik kaum Zeit hat, ein Todes- Urtheil daruͤber auszusprechen, oder eine Leichenpredigt zu halten. Doppelt erfreulich ist es allo, daß in un— serer Vaterstadt fuͤr Kirchen-Musik mehr geschieht, als fast in allen andern Laͤndern, und daß unter Anderem die Zoͤglinge der Koͤnigl Musii⸗ schule die gerechte Hoffnung erwecken, daß sie sich den Ausartungen der oberflaͤchlichen Mode dereinst standhaft und mit Erfolg wider setzen werden.
Wie viel schlechter sieht es in dieser Beziehung in Itallen aus. Das Orgelspiel z. B. erreichte daselbst nie die Hoͤhe, auf welche es J. S. Bach und seine Schule erhob, und was in dieser Richtung noch etwa lobenswerth war, ist allmaͤlig so vearschwunden, daß wir während eines dreimaligen Aufenthalts in jenem Lande fast nur Opern-Arien und Taͤnze, mit Harfen- und Trommel-Baͤssen in den Kirchen spielen hoͤrten. Es gehdrt zu den erfreulichen und zugleich wehmuͤthigen Beweisen des Wechsels der Zeiten, daß ein Preußischer Beamter, ein Bewohner Berlins, die großen Verdienste des Vene⸗ tianischen Tonkäünstlers Gabeieli mit Sachkenntniß und Liebe erwei— set und ihn ins Leben zuruͤckruft, waͤhrend seine Landsleute von ihm nichts wissen, und Stuͤmper dessen Sitz in San. Marko einzu— nehmen wagen.
Die Baßposaune des Herrn Belcke erwies sich wieder als tahn mirum sparzens sonum; was soll man aber zu dem Aberwitz sagen, daß in einer neuen Oper das Duett, welches eine Autzhäntlerin mit ihrer Naäͤh⸗Mamsell singt, nicht bloß von dem 4 webnnchen ganzen Orchester, sondern außerdem von drei Posaunen begleitet wird. Züm Umschlagen in das vollig Entgegengesetzte ware die Sache wohl reif und so wie den uͤbergroßen Huͤten die ganz kleinen gefolgt sind, schaß man vielleicht auch die zahlreichen und kostspieligen Orchester ab, und oe⸗ gleitet die Saͤnger in der Zeit der neuen musikalischen Unschuld nur mit der Mundharmonika, sonst genannt Brummeisen.
Den Werth der gestern aufgefuͤhrten ausgezeichneten Musikstücke von Stoͤlzel und Seb. Bach, bis A- W. Bach, zu entwickeln, ist hier nicht der Ort; ie oͤfter dem Publikum (das sich zahlreich ver⸗ sammelt hatte) dergleichen in kluger Auswahl dargeboten wird, desto mehr wird das Verstaͤnoniß wachsen und der Beifall sich steigern.
Den Solo- Gesang: „Sieh mein Auge un s. w.“ von A. W. Bach, trug Dlle. Lentz mit angemessener Milde und wohllautender Klarheit vor, ohne je die Stimme, nach der jetzt so gewohnlichen und so verwerflichen Weise, bis ins Schneidende und Kreischende zu steigern. Man kann nicht oft genug daran erinnern, daß (abgesehen von allen ubrigen nachtheiligen Folgen) der Ton dadurch niemals staͤrker, sondern jedesmal schwaͤcher und klangloser wird
Auch die beiden andern Saͤngerinnen erwiesen, daͤß sie sich nicht bloß mit dem Pfennig-Magazin des letzten Tages beschäftigen. So wie ein Silberthaler mehr werth ist, als 16 Silbergroschen, so sist ein der Brust entsteigender, voller Silberton, edler, wirksamer, au— sprechender, als ein Dutzend kleiner Noten, die (nach Homers Rus— druck) durch den Zaun der Zaͤhne hindurch zwitschern.
Haͤndels Arie: „Ich weiß, daß mein Exldser lebt“ haͤtten wir lieber nach der alten Weise ganz unverandert gehort. Die Drucker, Vorhalte und Umstellungen der Silben, welche sich hier und an vielen andern Orten des Klavier Auszuges befinden, scheinen uns nicht genuͤgend gerechtfertigt. Was ein Mann wie Mozart in sei⸗ ner Bearbeitung unangetasiet ließ, haͤtte Herr Schwenke nicht um eines angeblich bessern Textes willen, oder um die Melodieen pikanter zu machen, abaͤndern sollen.
Wir haben die Deutsche Richtung, Leitung, Haltung des Gan— zen gelobt, und gesellen gern Herrn A. W. Bach zu seinen Namens— Genossen; darum wuͤnschen wir auch, daß er kuͤnftig seine Schule nicht Institut, seine Schuͤler nicht Eleven, und seine Anzeige nicht Programm nenne, — ein Wort, das im Deutschen immer entbehr— lich war, und am wenigsten seit 1830, des Pariser Beigeschmackes halber, angewendet werden sollte. 8 — 9
den Wucherzinsen der Kapitalisten zu schuͤtzen. Die nothwendige
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gierungs-Bezirk Stettin hat die Duͤrre in den Monaten Juli