1834 / 290 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Berlegenheiten angewandte Bankerott wird sie nur noch unuͤber— ist wahrlich eine schoͤne Vorbereitung zur

steiglicher machen. Es Troͤffnung einer Anleihe, daß man sich fuͤr zahlungsunfaͤhig er— kart, Wird man die in Paris verweigerte Anleihe in London abschließen koͤnnen? Und wie wird man bis dahin die siegreiche Insurrection aufhalten können? Die Lage der Sache Marie Christine's scheint wahrhaft trostlos zu seyn.“

Großbritanien und Irland. London, 11. Ott. Die Times enthaͤlt eine Aufforde— k Unterstuͤtzung der ungluͤcklichen Einwohner von Wiener, Nen tadt. Am 1. Oktober eröffneten sowohl das Kings⸗-Kollege als die Londoner Universität ihre Cursus, doch die letztere nur ihre me— dizinischen (welche bei uns einmal den Gebrauch in allen Schu— len haben, am 1. Okt. jedes Jahr anzufangen), wogegen die so— genannte Fakultät der Kuͤnste in diesem Institut erst im Nov. ihre Vorlesungen beginnt. „Beide Anstalten“ heißt es in einem von der Allg. Zeitung mitgetheilten Schreiben aus London „ha— ben nun lange genug bestanden, um jeden Unbefangenen zu über— zeugen, wie sich die Stifter der Universitaͤt geirrt haben, als sie glaubten, der wohlhabendere Theil dieser ungeheuren Stadt und ihrer Umgebung, welche in einem kleinen Kreise eine Bevoͤlke— rung von mehr als 2 Millionen einschließt, schmachte so sehr nach Kenntnissen, daß es nur der Hinstellung eines Gebaͤudes mit gro— ßen Hoͤrsaͤlen und der Ernennung einer Anzahl Professoren an demselbe bedürfe, um sogleich eine ganz muͤßige oder halbbeschaͤftigte Jugend in fleißige Studenten umzuwandeln. Das Gebaͤude steht da, die Professoren, fast alles Maͤnner von ausgezeichnetem Namen und anerkanntem Verdienst in ihren verschiedenen Faͤchern, sind ange— stellt, und mit Ausnahme der medizinischen Schule, sind die Hoͤrsaͤle zur Hälfte, zu drei Vierteln, ja in manchen Fächern bis zu einem oder zwei Zuhörern leer. Die Professoren haben als solche so wenig zu thun, daß die der klassischen Literatur sich zu Ober-Lehrern an der seit zwei Jahren mit der Universitaͤt verbundenen Knabenschule hergeben. Im Kings College steht es in dieser Hinsicht etwas besser; aber wenn auch dieses Institut nicht so blühend ist, als die Fahigkeit und der Eifer seiner Pro— fessoren es wohl verdient, so ist zu bedenken, daß es um zwei Jahre juͤnger ißt, als das andere, und daß es von der Kirchen— Partei nicht als eine an sich selbst fuͤr unentbehrlich gehaltene Anstalt, sondern als ein Vertheidigungsmittel gegen die Uni— versitat hingestellt wurde. Die beiden Landes-Universitäͤten wa— ren bisher ziemlich hinreichend, die Beduͤrfnisse des lernlustigen Theils der Anhänger der Staatskirche zu befriedigen, und ge— wahren noch dazu durch ihre vielen alten milden Stiftungen den aͤrmeren darunter Gelegenheit zum Unterhalte, dergleichen kein neues Institut zu bieten vermag. Die Londoner Univer— sität, durch keine Art von Gottesdienst oder Religions- Lehre beschraͤnkt, sollte eine Zuflucht fuͤr die Jugend der Nonconfor— misten, welche sich durch Gewissenszwang von den Landes-Uni— versitäten ausgeschlossen sehen, und fuͤr alle diejenigen Einwoh— ner Londons seyn, die aus Oekonomie oder andern Ruͤcksichten ihren Soͤhnen unter ihren Augen und in der Naͤhe des heimi⸗ schen Daches eine wissenschaftliche Erziehung geben lassen woll— ten. Jetzt, heißt es, die Leute warten nur darauf, daß diese Uni— versitaͤt das Recht erlange, ihre Studenten zu Baccalaureen, Magistern und Doktoren zu machen, woruͤber der darum ange— gangene Geheimerath noch immer keine Entscheidung gegeben hat. Aber warum afficirt die Abwesenheit solcher äußeren An— triebe die neuen Schulen und Gymnasien nicht, wovon binnen zehn Jahren uͤber ein Dutzend in und um London her errichtet worden, und welche zusammen wohl an 2000 Schuͤler enthal— ten. Ja, so sehr ist man um eine bessere Erziehung bemuͤht, daß viele Aeltern ihre Knaben in eine oder die andere Schule schicken, waͤhrend sie deren Unterricht in einigen der alten Gym— nasien, oder sogenannten Grammatik⸗-Schulen, weit wohlfeiler und oft umsonst erhalten konnten. Aber dieser Trieb geht nicht weiter als das Beduͤrfniß; mit dem 15ten oder 16ten Jahre wissen die Knaben genug fuͤr ihren Beruf; sie werden alsdann der Schule entzogen, in eine Werkstaͤtte oder ein Comptoir ge⸗ than, und nur die wenigsten denken an eine weitere und hoͤhere Bildung. Sollten die Universitaͤt und das College am Ende diejenigen Ehrengrade ertheilen duͤrfen, welche zur Aufnahme als Advokat, Arzt und Geistlicher berechtigen, so wurden sie wohl eine großere Anzahl Studirende erhalten, aber diese wuͤr— den nur Oxford und Cambridge verlieren es waͤre denn, daß die Zeit, und besonders die bessere Erziehung in den neuen Schulen, eine großere und edlere Wißbegierde unter unserer heranreifenden Jugend erregten, was freilich zu hoffen steht. Giebt es doch in der mit dem Kings-College verknuͤpften Schule schon an 90 Knaben, die das Deutsche lernen, eine Erschei— nung, welche in England eben so neu ist, als sie folgenreich werden kann. Eine hoͤhere Bildung und ein größerer Umfang an Kenrtnissen thut freilich dem Mittelstande höoͤchlich Noth; nicht nur, um den hoͤheren Forderungen der Zeit zu begeg— nen, sondern auch, um sich von den arbeitenden Klassen in ihrem einmal genemmenen Anlaufe nicht einholen und niedertreten zu lassen. Bei diesen herrscht jetzt eine, man darf es wohl sagen, furchtbare Thaͤtigkeit. Der erste Unterricht, den sie in den Schulen erhalten, ist, wo nicht so umfassend, doch in der Regel gruͤndlicher als der, welchen vermoͤgendere Buͤrgerskinder in den gewohnlichen Schulen erhalten; ihre Denkkraft wird mehr ent— wickelt und durch den größeren Drang der Lebens-Verhaͤltnisse immer mehr geschärft. Viele erwerben sich in den mancherlei wohlfeilen Instituten fuͤr Erwachsene, deren es jetzt fast in jeder Stadt, besonders aber in London viele giebt, wissenschaftliche Kennt⸗ nisse in einem bedeutenden Grade. Aber was mehr ist, die vielen ausschließlich fuͤr sie bestimmten Zeitschriften, mit mehr oder weniger Talent abgefaßt, geben ihnen Einsichten in die gesell— schaftlichen Verhältnisse, die, wenn auch zum Theil falsch, oder durch leidenschaftliche Darstellungen verzerrt, doch weit umfassen— der sind, als sie die bequemeren Mittelklassen zu haben pflegen. Hierbei werden sie taͤglich an die physischen und geistigen Ent— behrungen, die sie zu erdulden haben, erinnert, und diese sammt— lich den Einwirkungen zugeschrieben, wodurch nicht nur Adel und Gutsbesitzer uberhaupt, sondern alle Klassen der Ge— sellschaft, welche unter irgend einer Gestalt uͤber die Erzeugnisse der Arme und Faͤuste der Menge gebieten, sich auf die Kosten derselben ernaͤhren und bereichern. So lange die Besitzer jener Arme und Faͤuste ohne Kopf waren, um ihre Thaͤtigkeit zum Besten zu lenken, mußten sie sich wohl gefallen lassen, daß An— dere fuͤr sie dachten, und sich fuͤr dieses Denken nach Belieben bezahlt machten. Aber der Unwille der sich uͤbervortheilt glau⸗ benden Arbeiter muß alle Schranken uͤbersteigen, wenn es dahin koͤmmt, daß sie sich in Kenntnissen den Mittelklassen nahe füh— len. Nichts vermag dieses thaͤtige Streben zu hemmen; alle Bemuͤhung der Regierung, die ungestempelten wohlfeilen Zeit schriften zu unterdruͤcken, haben sich fruchtlos gezeigt. Hunderte,

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Mittelklassen kein Gluͤck gemacht, sind täglich beschaͤftigt, demsel— ben uͤber seinen Zustand die Augen zu oͤffnen. Daß die wenigsten es mit redlichem Willen, mit kalter Vernunft und Ueberlegung oder mit ernstlichem Streben nach Wahrheit thun, sondern leiden— schaftlich zu den Leidenschaftlichen und im Ganzen immer noch Unwissenden reden, macht die Gefahr nur um so großer. Der Com⸗ binations Geist wird dadurch immer mehr genährt; und obgleich oft aus Abgang der Mittel, durch die Betruͤgereien der Fuͤhrer, und die großere Macht und Intelligenz der Meister und Brod— herren darniedergeschlagen, zeigt er sich immer wieder aufs neue und nicht selten durch neue Mittel gestärkt. Es sind die Zuk— kungen des gefesselten Riesen, der sich von seinen Banden zu befreien trachtet. Zunehmende Kenntniß vermehrt seine Kraft; und suchen seine Huͤter dieselbe nicht in einem hoͤheren Grade zu erlangen, so muͤssen die Bande einmal brechen, und in seiner aufstrebenden Wuth wird der Entfesselte das gesellschaftliche Ge— baͤube zusammenruͤtteln, und mit sich selbst seine Huͤter unter dessen Ruinen begraben.“

In London ist ein besonderer Beamter angestellt worden, um das unvorsichtige Fahren der Kutscher zu beaufsichtigen. Getraide⸗Durchschnittspreise in vergangener Woche.

Woͤchentl. Sechswoͤchentl. oll. ö . ,, 9 9 ö J 18 v 4 * ö . . ö. ö , . 19 9 * B14 k ö 14 1 ,, . 40 8 . 9 6 8

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Aus dem Haag, 12. Okt. Ihre Majestaͤt die Koͤnigin und Se. K. H. der Prinz von Oranien werden uͤbermorgen in der hiesigen Residenz erwartet.

Der ruͤhmlichst bekannte Hollaͤndische Dichter Cornelis Loots ist vorgestern zu Amsterdam im Tosten Jahre seines Alters mit Tode abgegangen.

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 10. Okt. In der (vorgestern erwähnten) Koͤ— nigl. Proposition an den Reichstag heitzt es unter Anderm zur Motivirung des Antrages, daß die bisherige Todesstrafe wegen Aeußerungen gegen den Koͤnig in zwei- bis zehnjährige Festungs— strafe verwandelt werden soll: „Es scheint der Aufmerksamkeit der Staͤnde entgangen zu seyn, daß es von dem Verbrecher ab— hangt, ob er die Verwandlung der ihm zuerkannten Strafe als Gnade annehmen wolle, so daß demnach nichts weiter erfor— dert wird, als daß der Angeklagte Kenntniß von. des Koͤnigs be— sonderer Ungeneigtheit gegen Anwendung des in Kraft stehenden Gesetzes auf politische Verbrechen habe, um Se. Maj. in die Nothwendigkeit zu versetzen, entweder das Verbrechen ohne Be— langung zu lassen, oder das in der Sache erfolgende Urtheil un— vollzogen zu lassen.“

Capt. Lindeberg hat bei dem Justiz-Kanzler-Amte nachge— sucht, daß das Swea Hofgericht wegen der Enischeidungsgruͤnde, auf welche es das gegen ihn ausgesprochene Todes-Urtheil basirt hat, zur Rechenschaft gezogen werden moͤge.

w

Hamburg, 16. Okt. Unter den hier angekommenen Frem— den sind der Kaiserl. Russische Geheime Rath Graf Matusche— witz, aus London, und der Koͤnigl. Niederlaͤndische Gesandte, Baron van Crombrugghe, aus Stockholm.

Altona, 14. Okt. In dem letzten Hefte des Neuen staatsbürgerlichen Magazins wird eine Nachricht von den in den Herzogthüͤmern und im Koͤnigreiche Daͤnemark in den letzten Jahren erkannten und vollzogenen Todesstrafen aus einem Briefe des Professors David in Kopenhagen mitgetheilt. In den Jahren 1825 1827 wurden danach in Daͤnemark It Personen zum Tode verurtheilt, von diesen aber nur à hinge— richtet; in den letzten Jahren (1830 1834) betrug die Zahl der dort zum Tode verurtheilten Personen dagegen 63, von de— nen 11 hingerichtet worden. In den Herzogthuͤmern Schleswig und Holstein war in den letzen 6 Jahren die Zahl der zum Tode verurtheilten Personen 19, und von diesen wurde nur Eine hingerichtet. In Lauenburg ist in den Jahren 1830 und 1831 kein Todes-Urtheil gesprochen. Wahrend in Daͤnemark auf etwa 76,000 Menschen 1 zum Tode Verurtheilter kommt, be— traͤgt die Zahl der Menschen, auf die ein solcher kommt, in den beiden Herzogthuͤmern 156,000.

Die diesjährigen Augustenburger Wettrennen, die in den letzten Tagen des Septembers gehalten wurden, sollen, trotz der theilweise unguͤnstigeren Witterung, zahlreich besucht worden seyn. Besonders werden die am 29sten v. M. stattgefundene Thier— schau und die damit in Verbindung gebrachte Auction bemerk— lich gemacht. Die auf letzterer zum Verkauf gestellten 22 Fuͤl— len, 20 jahrigen und aͤlteren Pferde, 3 von Vollblut-Hengsten gedeckte Stuten und 9 Stuͤck zugerittene und zugefahrene Pferde wurden fuͤr circa 3700 Species verkauft. Ferner wurden 5 Vollblut-Pferde mit 328 Friedrichsd'or, und 8 ungeborne Fuͤllen mit 667 Friedrichsd'or bezahlt.

Spanien.

Cortes⸗ Verhandlungen. Prokuradoren⸗Kam— mer. Sitzung vom 1. Okt. (Nachtrag.) Folgendes ist der wesentliche Inhalt der Rede, welche der Graf de las Na— vas gegen die Bewilligung der von dem Ministerium geforder— ten Anleihe hielt: „Mit Bedauern“, sagte der Redner, „erhebe ich mich, um mich dem 11ten Artikel des Gesetz, Entwurfs zu widersetzen; aber die Gruͤnde, die ich anzufuͤhren gedenke, wer— den beweisen, daß es meine Pflicht ist, so zu handeln. Ich habe gesagt und wiederhole es, daß die 200 Millionen, welche die Majoritaͤt der Kommission fuͤr hinreichend erachtete, um die Regierung aus ihrer Verlegenheit zu retten, nicht genuͤgend sind. Man wird vielleicht erstaunen, daß ich die Nothwendigkeit an— erkenne, die Regierung zur Kontrahirung einer Anleihe von 400 Millionen zu ermächtigen, und daß ich doch gegen diese Anleihe spreche. Ich befragte den Minister des Innern uͤber die Lage der Nation, uͤber ihre Beduͤrfnisse und ob man die Wieder—

herstellung des Friedens hoffen koͤnne, erhielt aber keine befriedigende Antwort Bei einer anderen Gelegenheit aͤußerte sich der Kriegs-Minister mit großer Freimuͤ—

thigkeit uͤber den Zustand des Landes; es stand aber damals nicht in meiner Macht, die noͤthigen Aufschluͤsse von ihm zu verlan— gen. Da sich dieses Verlangen auf die Liebe gruͤnde, die ich fuͤr mein Vaterland hege, so will ich die Frage auf folgenden wich— tigen Punkt zuruͤckfuͤhren: Ich wiederhole es, daß die 200 Mill. unzureichend sind, um ein befriedigendes Resultat zu erlangen, und es ist also ganz unnuͤtz, die Forderung zu stellen. Die

tracht zwischen der exekutiven und der legislatlven Gewalt; ht Kraft beruht auf dem gegenseitigen Vertrauen dieser beiden Ge, walten zu einander, und dieses Vertrauen wird durch Buͤrgschaf— ten de facto und de jure gewonnen. Die Buͤrgschaft de jun begruͤndet Einheit zwischen den beiden Gewalten; sie ist unt durch das Koͤnigl. Statut gewahrt; die Buͤrgschaft de facto s von positiverer Art, und sie wuͤrde unter den jetzigen Umstaͤnden darin bestehen, daß man dem Kriege, welcher unser Land verwuͤstet ein Ende machte. Die feindlichen Parteien, welches auch ihre Ansichten seyn mogen, sind Spanier, und nie sollte Spanisches Blut durch Spa, nische Hände vergossen werden. Dies ist einer der grsßten Un gluͤcksfaͤlle, die uns betreffen koͤnnen. Diese Insurgenten-Hah— fen, anfangs schwach und veraͤchtlich, haben jetzt eine Bedeutun erlangt; ja, sie haben sogar einige Vortheile davongetragen, ehe es gelungen ist, sie zu zerstreuen. Die Befehlshaber unsern Truppen sind zuruͤckberufen worden. Ich will mir nicht heraug nehmen, die Ursachen davon zu ergruͤnden oder Schlußfolgerun, gen daraus zu ziehen, aber das muß ich sagen, daß unsere Sch daten, die solchen Muth zeigen, wenn sie von tuͤchtigen Ofsizie ren befehligt werden, nicht alle mit einem Male Feiglinge ge worden, sondern nur dadurch entmuthigt ünd, daß man Mön, ner an ihre Spitze gestellt hat, die ihr Vertrauen nicht gente ßen. Die Obersten selbst trauen ihren Offizieren nicht. Wohtr kommt dies Uebel? Von der Hand, welche das Ganze le tet. Alle Gruͤnde, die man angiebt, um den Mang! an Erfolg auf Seiten unserer Soldaten zu rechtfertigen sind abgeschmackt; unsere Truppen haben den Vortheil d Ueberlegenheit, der Mannszucht und einer guten Sache fuͤr sch, von 60,00 Mann ist die Armee auf 120,000 gebracht worden. Man hat gesagt, die 90,000 Mann Stadt-Miliz haͤtten Wunder der Tapferkeit gethan, aber Niemand hat die Resultate davgh gesehen. Die Insurgenten, deren Zahl sich anfangs auf mut 2600 Mann belief, sind jetzt wohl 20,9600 stark und gut organ sirt. Woran liegt dies? Sind diese Thatsachen geeignet, Ver, trauen einzufloͤßen? Meine und meiner Konstituenten Taschen stehen der Koͤnigin Isabella II. zu Diensten, aber ohne Ver— trauen gebe ich nichts. Man kann nicht behaupten, daß Fang— tismus der Insurrection zu Huͤlfe komme, denn nur in Navarn hat sie zugenommen. Die Moͤnche haben an Einfluß verloren, Die Schuld liegt allein an dem verkehrten Verfahren, das man beobachtet hat; man hat sich aufs Temporisiren gelegt, und wir sehen, daß unsere Feinde diese Maͤßigung fuͤr Furcht halten. Mit mehr Entschlossenheit wäre es so weit nicht gekommen, und

wir wuͤrden vorwaͤrts marschiren. Unsere Konstituenten sagen zu uns: „„Welchen Vortheil bringt es unt,

unsere Interessen aufzuopfern? Wir sehen die Insurgenten an Zahl zunehmen; es wird uns keine Buͤrgschaft gegeben, und man will, daß wir unser Geld hergeben sollen.“ Wir antworten ih— nen, daß wir gethan haͤtten, was in unserer Macht staͤnde, aher sie wenden das Ohr von uns ab und bleiben taub. Erinnern Sie sich, meine Herren, wie Herr Martinez de la Rosa unt vorhielt, daß eine schwere Verantwortlichkeit auf uns ruhe. Um deswillen mag ich mich nicht unterfangen, meinen Konstituenten eine leichtfertige Antwort zu ertheilen. Ich habe alle Beduͤrf— nisse der Regierung gar wohl gefuͤhlt, und hatte ich die Dinge eine andere Wendung nehmen sehen, haͤtte ich gesehen, daß ir— gend ein Sieg uͤber die Insurgenten erfochten worden waͤre, so wuͤrde ich nicht angestanden haben, 8h0 Millionen zu bewilligen; da aber noch Alles beim Alten ist und in demselben Zustande verbleibt, so kann ich nur fuͤr 200 Millionen stimmen.“ Hier— auf erhob sich Herr Martinez de la Rosa und entgegnete: „Wenn die Cortes das Privilegium haben, Steuern und Anlei— hen zu bewilligen oder zu verweigern, so nimmt die Regierung dagegen auch ihr Recht in Anspruch, das ihr nicht entrissen wer— den kann. Ich dachte, die gegenwartige Debatte muͤrde sich auf die Anerkennung der Nothwendigkeit eines Opfers beschraͤnken und nicht auf Fragen ausdehnen, die man wohl auf ruhigere Zeiten haͤtte verschieben konnen; ich glaubte, wir wuͤrden unser Augenmerk jetzt nur auf die Erhaltung des Staats richten. Dem war nicht so, und ich sehe mich genoͤthigt, zu antworten. Die Vorwuͤrfe des Grafen de las Navas gruͤnden sich auf zwei Punkte; er sagte zuvoͤrderst, zum Regieren sey Rechtschaffen, heit nicht hinreichend, sondern es beduͤrfe auch des Talentes dazu. Das Ministerium sollte ihm fuͤr die gute Meinung dan— ken, die er von ihm hegt. Dann aber hat er auch nicht die An— maßung, sich fuͤr fähig zu halten, um das Staats-Ruder in die— sen ungluͤcklichen Zeiten der Zwietracht zu fuͤhren. Die Mini— ster sind fest uͤberzeugt, daß die Nation, wenn sie ihre Plaͤtze werden geraͤumt haben, das Gute anerkennen wird, welches sie gethan, und das Schlimme, welches sie zu verhindern im Stande waren. Ich gebe zu, daß den Prokuradoren durch das Koͤnigl. Statut das Petitions-Recht eingeräumt wird, wenn aber ihre Rechte geachtet werden, so sollten auch die des Staats keine Be— einträͤchtigung erleiden. So oft Ihre Masjestät die Minister uͤber solche Petitionen um Rath fragt, antworten sie nach ihrer gewissenhaften Ueberzeugung, ohne, etwa in der Hoff nung auf eine Subsidie oder eine Anleihe, ungerechten Anmaßungen nachzugeben. Die von dem ehrenwerthen Deputirten, der zuletzt das Wort hatte, ausgesprochenen Wuͤnsche, daß ein gutes Vernehmen zwischen der Kammer und dem Ministerium erhalten werden möchte, sind in Erfuͤllung gegangen, denn die zwischen beiden vorgefallenen Differenzen waren nur von geringer Bedeutung, da beide Theile kein ande— res Ziel als das Staatswohl vor Augen hatten. Diese Ein— tracht ist nicht bloß heilsam, sondern unerläßlich. Der Graf de las Navas hat gesragt, welches Vertrauen man auf ein ganz unfaͤhiges Ministerium setzen konne; eben diese Frage ist auch mit Barn auf die Milttair-Verwaltung aufgestellt worden. Diess Anschuldigungen sind aber unbegruͤndet, denn es kann nicht geleugnet werden, daß die Verwaltung mit Talenten be— gabt ist, und ich nehme es auf mich, sie zu vertheidigen.“ Der Minister ging hier auf den Ursprung des jetzigen Krieges zu— ruͤck und sagte unter Anderem: „Als der Krieg begann, befand sich die Armee in einem so reduzirten Zustande, daß die Rettung der Nation fast ein Wunder ist, denn die Schaaren des Pr— tendenten waren keinesweges so verächtlich, wie das ehrenwerthe Mitglied sie dargestellt hat; weiß doch alle Welt, daß sie von mehreren Bataillonen royalistischer Freiwilligen unterstuͤtzt wur den. Seitdem ist unsere Armee verstaͤrkt, auf den Kriegsfuß gesetzt und nach dem Schauplatz der Empoͤrung hingezogen wor— den. Der ehrenwerthe Deputirte fragt, wie es kommt, daß der Krieg nicht zu Ende gebracht wird. Die Ursache liegt in den unzaͤhligen Hindernissen, welche die Beschaffenheit des Terrains, auf dem er gefuͤhrt wird, darbeetet, und man hat der Regierung sehr dafür zu danken, daß es ihr gelungen ist, diesen Hindernis— sen zum Trotz die Fortschritte der Insurgenten zu hemmen. Es war mir sehr schmerzlich, den Grafen behaupten zu hoͤren, daß die Rebellen greße Vortheile gewonnen hatten; ihre Unternehmun— gen haben nur hin und wieder bei ploͤtzlichen Ueberfaͤllen einigen

die entweder aus dem Volke selbst hervorgegangen, oder in den

Wohlfahrt einer Repraͤsentativ-Regierung gruͤndet sich auf Ein⸗

Erfolg gehabt. Sie wurden stets geschlagen, wenn es zu einem

rnstlichen

Treffen zwischen ihnen und unseren Soldaten kam. Ungeachtet der geringen Huͤlfsquellen, die der Regierung zu Ge—

sste stehen, sind die Festüngen in gehoͤrigen Stand gesetzt, mit

em Noͤthigen versehen und an verschiedenen Punkten mit neuen freundlicher gesinnt, weil sie die faͤhigsten Leute unter prtificatio nen umgeben worden. Schiffe wurden ausgesandt, sich hat, die wegen ihrer Sprach-Kenntnisse bei civilisir⸗ D

m Unsere Kuͤsten zu bewachen. Es ist mehr als zum Erstaunen, saß bei einer Eroͤrterung, wie die vorliegende, fortwährend von dem Uüeũbel gesprochen wird, welches angerichtet worden seyn soll, und niemals von dem, welches verhindert wurde; doch gie Zeit wird bald kommen, wo man dem umsichtigen Handeln är Regierung wird Gerechtigkeit widerfahren lassen. Nachdem ch die Ursachen angefuͤhrt, die uns verhindert haben, dem Kriege in Ende zu machen, muß ich auch die Generale rechtfertigen, zelche die Operationen desselben leiteten. Sie haben sich saͤmmt⸗ ich der ihnen anvertrauten Posten wuͤrdig gezeigt. Derjenige, spelcher noch vor wenig Tagen an der Spitze der mit der Unter⸗ Drückung des Aufruhrs beschaͤftigten Truppen stand, zweifelt icht im zeringsten, daß all dies Unheil binnen kurzem seine Endschast urrrichen wird, wenn er sich auch nicht anheischig machen kann, den heitpunkt genau zu bestimmen. Es fragt sich aber jetzt bloß, Eh die Regierung der Subsidie, die sie fordert, nothwendig be⸗ darf, und da sind wohl die Beduͤrfnisse des Staats so in die gugen springend, daß Niemand daran zweifeln kann. Der eh⸗ kenbderthe Deputirte wird also gewiß, eben so die ubrigen Mit— leder der Kammer, vollkommen davon uͤberzeugt seyn, daß fuͤr dit Sicherheit des Landes gesorgt werden muß.“ (Daß hierauf die Debatten uͤber den Finanz-Gesetz-Entwurf abgebrochen und lauf den folgenden Tag verschoben wurden, ist schon gestern ge— meldet worden.)

SG riechenland.

Die Allgemeine Zeitung enthaͤlt folgende Schilderung der politischen Parteien, welche sich in Griechenland gebildet ha⸗ szen: „Wie in Frankreich die Haupt-Parteien in Legitimisten, Republikaner und Constitutionnelle sich soalten, so giebts hier Mappisten, Maurokordatisten und Constitutionnelle. Die Nap⸗ pisten, oder der Anhang der Capodistrianischen Familie, bestehen hauptsachlich aus Moreoten und Jontern. Es sind meist Leute, welche sich in der Revolution Reichthuͤmer zusammengepluͤndert, lund später unter dem Praͤsidenten die ersten Aemter besetzt hat— lien. Capodistrias kannte zwar den niedrigen, feilen Charakter bieser Menschen, allein da sie sich ihm von allen Parteien suͤr Geld am meisten hingaben, so glaubte er sich ihrer am geschick— stelen bedienen zu koͤnnen, um seine ubrigen Gegner zu unter— druͤcken. Waͤre ihm dies wirklich gelungen, so wuͤrde er sicher— lich spaͤter gesucht haben, sich ihrer auf eine geschickte Weise zu entledigen. Diese arrière-cpensée kannten aber jene nicht min— der schsauen Leute ebenfalls, und daher ließen sie es niemals zur volgen Ruhe kommen. Ihre ganze Taktik hestand darin, die Verhaͤltnisse immer so zu leiten, daß sie nicht uͤberfluͤssig werden nnen. Es gelang ihnen bis zur Ankunft des Königs und seiner Re— gierung vollkommen. Da sie aber sehr wohl erkannten, daß mit dem Anfange einer starken Regierung auch das Ende ihres Wir— stens eintreten muͤsse, so wandten sie auch dann noch alle erdenk— lichen Mittel fuͤr ihre Zwecke an. Es gelang ihnen nicht, daher ergaben sie sich eine Zeit lang geduldig in ihr Schicksal, behiel— stn sich aber die Ausführung ihres Plans bis zur gelegenen Zeit vor, von der sie uͤberzeugt waren, daß sie kommen wuͤrde. Sie warteten namlich nur so lange, bis sie den Charakter der frem— den Regierung im Ganzen, wie den der einzelnen Individuen sorgfaͤltig studirt hatten. Auf diese Kenntniß gruͤndeten sie ihren heuen Plan, der, wie immer, darin bestand, vor Allem den ober— sten Machthaber in ihre Haͤnde zu bekommen und ihn ganz von sich abhaͤngig zu machen. Die Fleischtoͤpfe Capodistrias kön— nen sie niemals vergessen. Soll ein aͤhnlicher Zustand aber zu— ruͤckgefuͤhrt werden, so versteht es sich von selbst, daß kein star— (tes, selbststaͤndiges und fortschreitendes Griechenland bestehen darf, sondern nur ein schwaches, sieches, zwischen Barbarei und Civilisation unsicher schwebendes. Wie weit sie in diesem Vor— haben vom Auslande unterstuͤtzt werden, kann man auf sich be— ruhen lassen; doch darf nicht unbemerkt bleiben, daß sie selbst ofen und unverholen einer solchen Unterstuͤtzung sich ruͤhmen. Eo lange dieser Partei nicht alle Wurzeln abgeschnitten werden, so daß sie verwelkt und verdorrt, wird sich Griechenland niemals der völligen Ruhe zu erfreuen haben. In der Morea sind die vorzuͤglichsten Häupter dieser Partei Kolokotroni und Plaputa mit ihrem Anhange, und die Leute von den Jonischen Inseln gehoͤren mit wenigen Ausnahmen sammtlich zu ihr. Die Kolo— koͤtronische Verschwoͤrung war der erste Versuch, ihr Vorhaben durchzusetzen. Er mißlang durch die energischen und klugen Maßregeln der Königlichen Regieruug. Die beiden Haͤupter purden zum Tode verurtheilt, und die Partei war eine Zeitlang sehr niedergeschlagen. Da spann sie eine welt ausgedehntere Verschwoͤrung an, die am 30. Juli losbrechen sollte. Nach den Depositionen eines der verhafteten Mitverschwornen, soll es auf nichts Geringeres abgesehen gewesen seyn, als auf eine Art Si— eilianischer Vesper. In Nauplia wollte man mit Brand und Mord beginnen, und die Haupt-Personen, sowohl Fremde als Einheimische, die nicht von ihrer Farbe sind, sollttn umgebracht werden. Ob sie die Unmoͤglichkeit, diesen rollkͤhnen Plan auszufuͤhren, eingesehen, oder ob andere Ursa— chen sie von dem Versuche abgehalten, weiß man nicht. Genug, se gaben diesen albernen Gedanken auf, hingegen im Pelopon— nes zu den Waffen zu greifen, schien ihnen am zweckmaͤßigsten. Vegen der Veränderung, welche im Personale der Regentschaft eintrat, und weil der groͤßte Theil des regulairen Militairs noch in der Maina war und durch Krankheit viel litt, mochten sie die Regierung nicht stark genug glauben, um sich ihnen zu wi— dersetzen. Es bedurfte aber nur eines Winkes an die Chefs der Rumeltoten⸗Palikaren, um sie zum Kampfe zu rufen. Un— gefaͤhr 2590 eilten voll Kampflust von verschiedenen Seiten nach der Morea, an deren Spitze Griva, Delijani, Hadschi ⸗Christo und Katzaka stehen. Zugleich brach General Schmalz Lon der Maina mit 2 Bataillonen ebenfalls dahin auf. Das Resultat war, wie man es vorher erwartete, das guͤn— sigste, denn in wenigen Tagen waren die Insurgenten s geschlagen, daß diesenigen, welche sich nicht durch die Flucht retteten, theils todt auf dem Platze blieben, theils gefangen gemacht wurden. Aeußerlich hat nun diese Ver— schwöͤrung wiederum ein Ende; ob sie aber auch politisch been—

digt seyn wird, mag von den Vorkehrungen der Regierung ab— 19 Sind diese nicht sehr kräftig, so ist es mehr als moͤg— lich, daß sich dieses blutige Spiel, welches das Land in bestaͤndi— gen krampfhaften Zuckungen erhalt, zum drittenmal wiederholt. Die zweite Parten ist hier unter dem Namen der Maurokorda—⸗ tischen bekannt; sie ist ungleich weniger zahlreich als die erste, und hat noch geringere Wurzeln im Lande. Jene ist blutig und vuͤnscht, ihre Absichten mit Gewalt um jeden Preis durchzusez— zen; diese ist aͤußerst zahm und arbeitet nur unter der Hand auf

haͤngen.

wenn auch nur schlechte, diese bloß Administratoren und Diplo⸗ maten, und ebenfalls nur schlechte. l Europ sche Civilisation, weil sie ihre Macht zerstoͤrt; diese ist ihr

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Jene haßt die Europaͤi—

ten Institutionen in der Administration brauchbar sind, doch bleibt sie nur auf der Oberflaͤche stehen. Da sie meist aus Pha— narioten besteht, und diese bei den ubrigen Griechen mehr noch als die Auslaͤnder verhaßt sind, so ist ihr Einfluß im Lande ein sehr geringer und immer nur ein erschlichener. Uebrigens be— sitzen sie alle Laster des ehemaligen Byzantinischen Hofes, ver— einigt mit jener gleißnerischen Politik, welche ihnen ihre Stel— lung in Konstantinopel, dem Sultan und den Tuͤrkischen Großen gegenuͤber, von Jugend auf nothwendig auferlegte. Diese Par— tei ist charakterlos und sucht es stets mit denjenigen zu halten, von welchen sie berechnet, daß sie die Oberhand eine Zeit lang behalten werden. So hat sie fruͤher um Englands Gunst ge— buhlt, während sie in der letzten Zeit sich der Naopistischen Partei zu nähern suchte, und nahe daran war, mit ihr gemein— schaftliche Sache zu machen. Kurz, die Partei wankt hin und her, und hängt den Mantel nach dem Winde. Ihre Wuͤnsche sind auch keinesweges so anspruchsvoll und vielbegeh— rend, als die der ersten Partei. Gute Anstellungen, die ein ruhiges, angenehmes Leben gewähren mit einigem äußern Glanz, der ihrer Eitelkeit und Prunksucht schmeichelt, befriedigen ihren Ehrgeiz hinreichend. Die Nappisten dagegen gehen viel weiter, sie mochten die allein herrschenden seyn, und Griechenland zu ihrer Privat-Domaine machen. In solchem eitlen Streben ar— beiten sie sich schon seit Jahren ab, und verlieren bei jedem neuen Versuche mehr und mehr die Hoffnung, ihr Ziel zu errei— chen. Da jedoch diese Leute niemals zu Verstand kommen, und da sie immer ihre Staͤrke uͤberschaͤtzen, so werden sie sich auch nicht eher ganz zur Ruhe geben, als bis sie ganz wirkungslos gemacht sind. Dem Lande bringen sie einen graͤnzenlosen Scha— den, da diese revolutionnairen Umtrlebe so viele Krafte in An— spruch nehmen, die weit besser angewandt werden konnten. Die dritte Partei endlich, die constitutionnelle genannt, ist dieje⸗ nige, welche es mit ihrem Vaterlande am besten, mit dem Wohle Griechenlands am aufrichtigsten meint. An ihrer Spitze steht Koletti. Sie ist bei weitem die zahlreichste und wichtigste im Lande, besteht meist aus Soldaten, und die Chefs der Rumelioti—

schen Palikaren, die besten und tapfersten in Griechenland, be—

abgelegt, die ihn nie gebrochen haͤtten und stets bereit waͤren, fůr Koͤnig' und Vaterland ihr Leben hinzugeben, worauf es in (eine ursprüngliche Stellung zuruͤckgefuͤhrt wurde. Der Herr Ober⸗ Präͤsident trat nunmehr, umgeben von den Deputationen, aus dem Schlosse und ließ das Besitz⸗Ergreifungs- Patent vorlesen, bei welcher Gelegenheit die Truppen das Gewehr zpraͤsentirte n. Als dies geschehen, hielt derselbe eine kurze, aber wuͤrdevolle An⸗ rede an das Volk und brachte Sr. Masestaͤt unserm geliebten Koͤnig unter Abfeuerung von einundzwanzig Kanonenschuͤssen ein Lebehoch, in welches Truppen und Volk jubelnd einstimmten. Hierauf begab sich unter Anfuͤhrung eines Offiziers ein halber Fug vor das Rathhaus, woselbst von den Behoͤrden das Koburg. sche Wappen abgenommen und der Preußische Adler angeheftet wurde. Wahrend dies geschah, wurden von dem mitgenorme— nen Saänger-Ehor einige vaterlaͤndische Lieder unter musikalischer

8.

Begleitung gesungen, und als der 4te Zug zuruͤckgekehrt war,

wulden die Leute nach einem Parade-Marsch in ihre Quartiere entlassen, wo sie zunaͤchst mit einem Fruͤhstuͤck, gegen 3 Uhr aber mit einem Mittagessen unter freiem Himmel bewirthet wurden. Es war Sorge getragen, daß an den gedeckten Tafeln die Sol⸗ daten in bunter Reihe, die gewesenen Koburger mit dem Preu⸗ ßischen Nationalzeichen geschmuͤckt, zu sitzen kamen. Als hierauf der Herr Ober- Praͤsident erschien und den Commandeur des Preußischen Truppen-Detaschements aufforderte, die Gesundheit Sr. Masestaͤt auszubringen, sprach dieser einige der Feier ange— messene Worte, und indem er sich an die sehr zahlreich versam⸗ melten Buͤrger wandte, sagte er: sie moͤchten mit festem Ver⸗ trauen der neuen Regierung entgegenkommen, da sie einem Staate nunmehr angehörten, in welchem die wahre auf Gesetz— sichkeit begruͤndete Freiheit herrsche, und an dessen Spitze ein König stehe, den sein Volk über Alles liebe, und dessen hohen Eigenschaften ganz Europa huldige. Hiernaͤchst sprach er zu den Familienvaͤtern: sie mochten unbesorgt seyn, wenn ihre erwach⸗ senen Sohne als Soldaten in das Heer eintraͤten; es sey dies ein Loos, das in Preußen der Hohe mit dem Niederen ohne Unterschied theile; Keines ihrer Kinder wuͤrde schlechter, wohl aber besser in das vaͤterliche Haus heimkehren, da bei dem Sol— daten auf Ordnung und Sittlichkeit strenge gehalten wuͤrde. Mit Begeisterung stimmten die Tausende der Zuhoͤrer in das donnernde Lebehoch ein, das darauf Sr. Majestät unserem all— verehrten Koͤnige gebracht wurde. Jetzt begab der Commandeur sich mit den saͤmmtlichen Offizieren ins Schloß, woselbst die verschiedenen Deputationen und Behoͤrden sich versammelten,

kennen sich zu dieser Farbe. Auch besitzt sie in der Morea viele Anhänger. Sie bekämpfte während der ganzen Revolution die thoͤrichten Anmaßungen der Moreotischen Primaten, und so oft es zum offenen Kampfe kam, behielt sie jedesmal die Ober— hand. Dlese Partei muß sowohl ihrer Anzahl als ihren Bestre— bungen nach die nationale genannt werden, und von ihrem Wil— len wird wahrscheinlich in der Zukunft das Loos Griechenlands abhaͤngen. Die ganze Partei ist ihrem Haupte sehr ergeben, und die Rumelioten sind, nach allen Aussagen der Griechen selbst, diejenigen im Lande, auf deren Wort man am meisten bauen kann. Wenn auch diese Partei nicht ohne eigennuͤtzige Absich⸗ ten ist, weil sie uberhaupt nie eine Partei zu keiner Zeit und in keinem Lande ganz frei davon halten kann, so liegt ihr doch das Wohl ihres Vaterlandes am meisten am Herzen. Sie wuͤnscht solches mächtig und bluͤhend. Sie hängt zwar der Europaͤischen Civilisation nicht so sehr an, und moͤchte gern solche der Zeit uͤberlassen, allein dessenungeachtet ist sie ihr nur in einigen Stuͤk— ken entgegen, und sieht ihre Nothwendigkeit im Ganzen recht gut ein. Sie ist dem Throne ergeben, und wuͤrde zu seiner Er— haltung die gioͤßten Opfer bringen. Eine Fusion dieser drei Parteien wird in der Gegenwart keiner Regierung gelingen. Bis ein gaͤnzliches Verschmelzen derselben stattfindet, werden Genera— tionen vergehen. Es bleibt immer die Hauptfrage, welcher Partei sich die Regierung vorzäglich anschließen will, ohne dabei ge— rade ungerecht gegen die andern zu seyn. Dies ist fuͤr jede Re— gierung hier die Lebensfrage, von deren kräftiger Entscheidung, vereint mit kluger Benutzung der verschiedenen Elemente, die Ruhe und das Gluͤck des Grlechischen Staates abhaͤngen wird. Mit den geringen Mitteln freilich, welche man hier hat, köoͤnnte es bei jedem Schritte dem groͤßten Staats- Kuͤnstler bange wer— den, ob er der rechte sey, indem oft der bestberechnete ein ganz anderes Rusultat liefert, als man erwartet hatte.“

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Berlin, 18. Okt. Dem heutigen Militair-Wochen— blatte zufolge, ist der General-Lieutenant und Commandeur der 131en Division, von Luck, zum General-Inspecteur des Mi— litaͤir-Erziehungs- und Bildungswesens, und der General⸗Lieute⸗ nant und Commandeur der 19ten Division, von Hoffmann, zum interimistischen ersten Kommandanten von Posen ernannt worden.

Ueber die am Fuͤrstenthums Lichtenberg durch dle Preußische Regierung, woruͤber bereits in der Nr. 272 der Staats-Zeitung kurz berichtet worden, geht uns nunmehr in einem Privat-Schreiben noch fol⸗ gende umständliche Mittheilung von dort zu: .

„Am Morgen des 22sten brach das zu diesem Behuf beor— derte combinirte Truüppen-Detaschtment aus dem Marsch-Quar— tiere Tholey so auf, daß es dem Befehle gemäß um 11 Uhr vor

22sten v. M. erfolgte Uebernahme des

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St. Wendel stand. Eine große Menschenmenge, Landleute und Staͤdter im sonntaͤglichen Anzuge kam demselben eine

Stunde weit entgegen unter Jubel und Freudenbezeugungen uͤber die dem Lande bevorstehende Veränderung, und begleitete das Militair bis nach St. Wendel, woselbst die Aufstellung der Ver— abredung gemaͤß dergestalt stattfand, daß die Kavallerie auf dem rechten Flügel und die Infanterie in Front gegen das so⸗ genannte Schloß, eine ehemalige Amtswohnung, woselbst der Herr Ober-Pæaäͤsident abgetreten war, zu stehen kam, während die Fahne sich dem Eingange gegenüber befand; die Artillerie war des Feuerns wegen im Ruͤcken der Aufstellung auf einer Wiese plaeirt. Auf dem linken Fluͤgel der Infanterie stand das, aus 5 Offizieren und 23 Unteroffizieren, Spielleuten und Gemeinen beste⸗ hende Herzoglich Koburgsche Infanterie-Detaschement, welches in Preußische Dienste uͤberzutreten sich erklärt hatte, und dem bereits die Kriegs-Artikel vorgelesen waren. Kurze Zeit nach der Ankunft erschienen in feierlichem Zuge die Deputationen des Fuͤrstenthums, so wie die Beamten der Stadt St. Wendel und be⸗ gaben sich in das Schloß, um in die Haͤnde des Herrn Ober— Praͤsidenten den Eid der Treue abzulegen. Während dieses Ak⸗ tes wurde das Herzeglich Koburgsche Detaschement, durch den Herzoglichen Masor Plaͤnckner seines des entbunden, Preußi⸗ scher Seits uͤbernommen und vor die Mitte der Infanterie, der Fahne gegenuͤber, geführt, wo ihm unter Praͤsentirung des Ge⸗ wehrs der Eid abgenommen wurde. Der Commandeur der Preußischen Truppen-Abtheilung richtete hierauf einige, den Um—

mals die Artillerie 21 Schuͤsse abfeuerte.

um an dem von dem Herrn Ober-Praͤsidenten veranstalte—

ten Festmahle Theil zu nehmen. Frohsinn und Heiterkeit herrschten waͤhrend desselben und dauerten fort, bis der Herr Ober-Praͤsident die Tafel aufhob, nachdem derselbe zuxor die Gesundheit Sr. Durchlaucht des Herzogs zu Sachsen-Ko— burg- Gotha, als gewesenen, und Sr. Majestäͤt des Koͤnigs, als jetzigen Souverains, ausgebracht, bei welcher Gelegenheit aber⸗ Abends war die Stadt glaͤnzend erleuchtet und viele Tausende, Staͤdter, Landleute und Fremde, wogten im bunten Gemisch, Soldaten im Arm, durch die Straßen, und bezeugten ihre Freude; aber auch hier wie überall an diesem Tage wurde der Anstand keinen Augenblick verletzt. An drei verschiedenen Orten waren Baͤlle fuͤr die Sol⸗ daten arrangirt, an welchen Buͤrger und Landleute mit ihren Frauen und Toͤchtern Theil nahmen, und die durch keine Mißhelligkeit irgend einer Art gestoͤrt wurden. Auch fuͤr die Honoratioren der Stadt und die Offiziere war ein Ball veran— flaltet worden, den der Herr Ober- Praͤsident eröffnete. Diese Festlichkeiten dauerten ungetruͤbt bis zum fruͤhen Morgen, wo die Landleute in ihre Doͤrfer zuruͤckkehrten; am Abend des fol⸗ genden Tages war die Stadt abermals erleuchtet. Tausende ver— fammelten sich auf den Straßen, als das Musik- und Saͤnger⸗ Chor dem Herren Ober-Praͤsidenten und dem Commandeur des Preußischen Detaschements eine Serenade brachten, welche haͤu⸗ sig durch rauschende Lebehochs, die das Volk Sr. Majestäͤt dem Könige brachte, unterbrochen wurde. Bis spaͤt in die Nacht dauerte das Gewuͤhl auf den Straßen fort. Am TZästen mar— schirte das Detaschement, begleitet von vielen hundert Einwoh⸗ nern, von St. Wendel wieder ab. Aus Dusseldorf schreibt man unterm 19ten d. M.: „Der Frucht-Verkehr auf dem Markte zu Neuß hat im vori— gen Monate an Lebhaftigkeit einigermaßen gewonnen. Die Zu— fuhr belief sich auf 6006 Scheffel Weizen, 3799 Schfl. Roggen, 2520 Schfl. Gerste, Hafer und Buchweizen, und 1193 Schft. Ruͤbsaamen, zu einem Geldwerthe von ungefaͤhr 21,9060 Rthlr. Die Abfuhr bestand in 4414 Schfl. Weizen, 2582 Schfl. Rog— gen, 858 Schfl. Gerste, Hafer und Buchweizen, und 2 Schfl. Ruͤbsaamen, zu einem Geldwerthe von ungefahr 10,707 Rthlr. Gaͤnzlicher Wassermangel hat, besonders im Kreise Lennep, fast sammtliche Fabriken in Stillstand gesetzt. Aus demselben Grune ist auch der Schifffahrts„Verkehr auf dem Rhein, auf der Ruhr und Lippe großentheils gestoͤrt; die beiden letzteren Fluͤsse koͤnnen kaum mit leeren Schiffs-Gefaͤßen befahren werden, und der nie— drige Stand des Rheins erschwert den Handel schon lange.“

Berliner Börse. Den 18. Oktober 1834.

Amtl. Fonds- und Geld-Cours-Zettel. (rer /sc. Corr.)

Y, Hree/ Gela. Y, rie. eld. 1 2 St. Schusd - Sch. 4 997 99 Catpr. Pfaudbr. A 101 pr. Engl. Obl. 30 A 951 951 Pomm. do. A 1063 po rüm. xh. d. Sᷣ'h. 8395 591 Kur- u. Neum. do 106 Kurm. Obl. m. l. C. 99 Schlesische do. 1083 Neum. Int. Sch. do. A 983 Rkst C. d. K. u. X. T2 = kerl. Stadt- Obl. A 9979 EL. - Sch. d. K- u. N. 72 (änigsb. do. 2 981 K hin do. 7 83 Ioll. vollw. Duk. 174 Danz. do. in Th. 373 ; Neue do. 185 18 Westpr. Pfandbr. A 101 Criedriehsd or . 131 131 Grosshz Pos. do. A 1029 IDisconto-— 1 3 1

staͤnden angemessene Worte an jenes Detaschement, erinnerte es

dem Wege der Intriguen. Jene zaͤhlt viele Soldaten unter sich,

an die Heiligkeit des Eides, den es in Gegenwart von Maͤnnern

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